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Schlüsselwörter Vitamin C, komplementäre Onkologie, Pharmakokinetik, zytotoxische Effekte, Wasserstoffperoxid, Zytostatika, Neben­wirkungsrate

Zusammenfassung Vitamin C wird seit Langem in der kom­plementären Onkologie eingesetzt. In­vitra-Studien und Tierversuche zeigen eine zytotoxische Wirkung des Vitamins auf Tumorzellen. Kleinere Studien und inter­nationale Fallberichte deuten darauf hin, dass Krebspatienten von einer Vitamin-C­Hochdosisinfusionstherapie im Hinblick auf die Nebenwirkungen und Effektivität einer tumordestruktiven Therapie profitie­ren können.

Vitamin C (Ascorbinsäure, Ascorbat) ist neben Selen eines der am häufigsten eingesetzten Antioxidanzien in der komplementären Onkologie. Die Bedeu­tung von Vitamin C in der Krebspräven­tion und die therapeutische Anwen­dung in der Krebstherapie wird jedoch seit Jahrzehnten sehr emotional und kontrovers diskutiert [1, 2].

Vitamin C in der Onkologie -a long way to evidence!

Die ersten Hinweise darauf, dass Vita­min C von Nutzen in der Krebstherapie sein könnte. zeigten Arbeiten aus dem Jahre 1974 von Cameron und Campbell [3]. Den internationalen Anstoß zu Überlegungen. Vitamin C hoch dosiert bei Tumorpatienten einzusetzen, gab eine Studie von Linus Pauling. 1976 pu­blizierte Pauling eine klinische Studie

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Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 UweGröber

Eine aktuelle Studie mit Brustkrebspatientinnen zeigt zahlreiche positive Effekte einer parenteralen Vita­min-C-Gabe beim Nebenwirkungsmanagement der konventionellen Therapie. <0 jupiterimages: nachge­

stellte Situation

mit hoch dosiertem Vitamin C an 100 terminalen Krebspatienten in der re­nommierten wissenschaftlichen Fach­zeitschrift Proceedings of the National Academy ofSciences (PNAS). Das Thera­pieregime bestand in dieser Studie aus einer intravenösen Applikation von 10 g Vitamin C pro Tag, die initial über einen Zeitraum von 10 Tagen gegeben wurde, an die sich eine regelmäßige orale Supplementierung von täglich 10g Vitamin C anschloss. Als Kontroll­gruppe dienten 1000 vergleichbare Krebspatienten, die keine Vitamin-e­Therapie erhielten. Pauling konnte dabei zeigen. dass die kombinierte intrave­nöse und orale Applikation von Vitamin C zu einer signifikanten Verlängerung des Überlebens führte [4]. Die durch­schnittliche Überlebenszeit (ÜZ) in der

Vitamin-C-Gruppe (ÜZ: 2:.210 Tage) war 4,2-mal so hoch wie in der Kontroll­gruppe (ÜZ: 50 Tage)(C) Abb. 1 ).

Zwei randomisierte placebokontrol­lierte Studien wurden an der Maya (Iinie mit je 150 bzw. 100 Krebspa­tienten im fortgeschrittenen Stadium durchgeführt, die täglich 10 g Vitamin C oral erhielten. In diesen Studien konn­ten allerdings die Ergebnisse von Pau­ling nicht bestätigt werden [ 5, 6]. Im Hinblick auf die aktuellen Forschungs­ergebnisse über die Pharmakakinetik von parenteral appliziertem Vitamin C (Ascorbat) darf aber ein entscheidender methodischer Unterschied zwischen den Studien von Pauling und der Mayo Clinic nicht unerwähnt bleiben. Obwohl in beiden Studien die gleiche Dosis von Vitamin C (1 0 g Vitamin C/d) eingesetzt

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Überlebenszeit in Tagen

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Abb. 1 Einfluss von Vitamin C (initial1 0 g/d für 10 Tage i. v., gefolgt von 10 gfd p. o. dauerhaft) auf die Überlebenszeit bei terminalen Krebspatienten [4 [.

wurde, erfolgte in der Studie von Pau- hilfe der Transportproteine SeVTl und ling eine Kombination von parenteral seVT2 (Sodium-dependent Vitamin e und oral appliziertem Vitamin e. wo­hingegen in den Studien der Mayo Clinic Vitamin e nur oral gegeben wurde. Auf­grund der degressiven Resorption und der metabolischen Kontrolle in der Ge­webeverteilung sind jedoch die erziel­baren Vitamin-e-Blutspiegel durch orale Supplementierung mit etwa 240 J.lmol/1 erheblich limitiert. Beim Menschen und Meerschweinchen besteht ein sättigba­rer Transport. Hohe Vitamin-e-Konzen­trationen verringern die Aktivität des Vitamin-e-Transporters und damit die orale Bioverfügbarkeit. Zudem steigt der Vitamin-e-Turnover an, sodass bis zu 80% des Vitamin e unverändert mit dem Urin ausgeschieden werden [7]. Nur durch die parenterale Applikation von Vitamin e können zytotoxische Blutspiegel von 1000-20 000 pmol/1 er­reicht werden.

Transporter) resorbiert. Bei Einnahme hoher Dosen erfolgt zusätzlich eine passive Aufnahme durch Diffusion. Die oxidierte Form Dehydroascorbinsäure (DHA), die im Stoffwechsel durch L-Giu­tathion reversibel reduzierbar ist, pas­siert die Zellmembran ausschließlich durch erleichterte Diffusion.

Insgesamt sinkt die orale Resorp­tionsquote von Vitamin e mit steigen­der Einzeldosis, da die Dünndarmzellen in Gegenwart hoherVitamin-e-Konzen­trationen die Expression des Vitamin-e­Rezeptors reduzieren: • Bei einer oralen Dosis von 180 mg

werden etwa 80-90 % des Vitamin e resorbiert,

• bei einer Dosis von 200 mg bei intak­tem GIT etwa 90-100%,

• bei einer Dosis von 1000 mg etwa 65- 75% und

• bei 12 OOOmg nur noch 16%.

liegt bei > 1 mg/dl, d. h. eine renale Aus­scheidung erfolgt erst bei Plasmakon­zentrationen zwischen 1,2 und 1,8 mg/ dl (etwa 70 und 100 J.lmOI/1). Unterhalb dieser Konzentration wird Vitamin e aktiv im proximalen Tubulus Na+-ab­hängig rückresorbiert [ 7].

Aktuelle pharmakakinetische Unter­suchungen zur oralen und parenteralen Vitamin-e-Applikation belegen. dass selbst bei der Einnahme extrem hoher oraler Dosierungen (z. B. 18 g Vitamin etd. p. o. ) die Vitamin-e-Peakplasma­spiegel nur ein Maximum von etwa 220-240 J.imol/1 erreichen (C) Abb. 2). Demgegenüber werden bei der intrave­nösen Appl ikation von 10 g Vitamin e ein Peakwert im Blutplasma um 6000 pmol/1 und bei 50 g Vitamin i. v. ein Peakwert von etwa 14 000 pmol/1 erreicht [8].

Vitamin C (Ascorbat): Zytotoxische Wirkung auf Tumorzellen

In-vitra-Studien [9, 10] von ehen und Levine haben gezeigt, dass pharmakolo­gische Konzentrationen von Vitamin e. die zu einem Anstieg der Vitamin-e­Plasmaspiegel auf 1000-5000 pmol/1 und mehr führen. selektiv zytotoxische Effekte auf Tumorzellen ausüben ohne normale Zellen zu schädigen (C) Abb. 2). Um die klin ischen Effekte einer intrave­nösen Vitamin-e-Applikation nachzu­ahmen, wurden die untersuchten Zellen 1 h lang mit Vitamin e (0,3-20 mM ) in­kubiert und danach 18-22 h beobach­tet. Die Vitamin-e -Exposition führte bei verschiedenen humanen Krebszel­len (z. B. Brust. Glioblastom, Lymphom) zum Zelltod. Normale Zellen (z. B. Lym­phozyten, Fibroblasten, Monozyten)

Vitamin C: Der nicht resorbierte Anteil wird von sind unempfindlich gegen Vitamin-e-Klinische Pharmakakinetik der Dickdarmflora teilweise zu organi- Konzentrationen bis zu 20 mM.

sehen Säuren und eo2 abgebaut. Die re-Der akt ive Vitamin-e-Transport ist na- nale Vitamin-e-Exkretion steigt. wenn triumabhängig und folgt einer Sätti- der Gesamtkörperpool 1500 mg bzw. gungskinetik. Vitamin e wird in niedri- die Vitamin-e-Plasmaspiegel die Rück-gen Dosen im menschlichen Duodenum resorptionskapazitätder Niere wesenr-und im proximalen jejunum aktiv mit- lieh überschreitet. Die Nierenschwelle

Mechanismen der zytotoxischen Effekte Wasserstoffperoxid (H2 02 ) spielt als zy­totoxischer Mediator im Rahmen der in­travenösen Vitamin-e-Hochdosisthera-

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pie eine zentrale Rolle. Dabei wirkt das

Ascorbatmolekül als Prooxidans und Prodrug von H2 0 2. Ascorbat induziert

in pharmakologischer Dosierung die Bil­

dung von zytotoxischem Wasserstoff­

peroxid, das in der Lage ist, Krebszellen

abzutöten, gesunde Zellen aber nicht

schädigt. Entsprechende Belege liegen

bereits aus ln-vitra-Versuchen mit ver­

schiedenen Tumorzelllinien und gesun­

den Zellen vor. Solange das Ascorbat­

molekül im Blut zirkuliert, werden an­

scheinend nur wenig Wasserstoffper­

oxide produziert, und diese durch die

Katalase (CAT} im Plasma und die Glu­

tathion-Peroxidase (GSH-Px) in den

Erythrozyten effizient entgiftet. Erst

Blutgefäße

Interstitium

Zellen

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Ascorbat (1 -3 g/kg KG. i. v.)

1 Ascorbat (Prodrug): H20 2 (Prooxidans)

GSH-Px (Se) Ascorbat

CAT

Blutspiegel >300-500 mg/dl (= 16500-27500 ~mol/ 1 ) 1 Ascorbat

C!!. _ gesunde Zelle

indifferent vulnerabel

wenn das Ascorbatmolekül aus der Abb. 2 Selektiver zytotoxischer Effekt von intravenös appliziertem Vitamin C (Modell) [1 2].

Blutbahn in den interstitiellen Raum

übertritt, kommt es zu einer intensiven

Bildung von H2 02, das dann als zytoto­xisches Agens selektiv Krebszellen ab­

töten kann [ 11, 12 ]. Tumorzellen reagie­

ren empfindlicher auf oxidativen Stress, da sie schlechter mit antioxidativen

Schutzenzymen ausgestattet sind.

Wahrscheinlich induzieren die Wasser­stoffperoxide in Tumorzellen die Apop­

tase durch DNA-Brüche und mitochon­

driale Schäden [13]. Weitere nachge­

wiesene Effekte auf der molekularen

Ebene sind

• Zellzyklusstillstand am Übergang

von der G1- in die S-Phase,

• verminderte Expression von Cyclin A und E, CDK2 und CDK4,

• Induktion der Apoptose,

• Zunahme von p53 und p21 und

• Aktivierung der Caspase 3.

ln einer aktuellen Studie aus dem Jahre

2008 wurde die Wirkung von hoch do­

siertem parenteral applizierten Ascor­

bat auf drei aggressive Tumorarten un­

tersucht. Dabei erhielten Mäuse mit

schnell wachsendem Pankreaskarzi­

nom, Ovarialkarzinom oder Glioblasto­

men bis zu 4 g Vitamin C pro kg Köper­

gewicht pro Tag intravenös oder intra­

peritoneal. Im Vergleich zu den Tieren,

die kein Vitamin C erhalten hatten,

reduzierte die Vitamin-e-Hochdosis­

infusion signifikant das Tumorgewicht

und -Wachstum beim Ovarialkarzinom

(p < 0.005), Pankreaskarzinom (p < 0.05)

und Glioblastom (p < 0.001) zwischen

41 und 53%. Bei den glioblastomtragen­

den Mäusen konnte darüber hinaus die

Metastasenbildung verhindert werden. Die Autoren vermuten, dass eine hoch­

dosierte Vitamin-e-Infusionstherapie

v.a. bei Krebsarten mit schlechter Prog­

nose und begrenzten therapeutischen

Möglichkeiten von Nutzen sein kann

[10].

Vitamin C und Zytostatika

Im Hinblick auf die Nebenwirkungsrate

und tumordestruktive Wirkung von Zy­

tostatika gibt es Hinweise, dass Vitamin

C die Wirksamkeit einiger Zytostatika

verstärken kann. Die kombinierte Gabe

von Adriamycin mit einer parenteralen

Applikation von Vitamin C (2 gfkg KG,

i. v. oder intraperitoneal) konnte im

Tierversuch (Maus, Meerschweinchen)

die kardiatoxischen Nebenwirkungen

des Anthrazyklins signifikant reduzie­

ren und die Überlebenszeit signifikant

erhöhen. Die zytotoxische Wirkung des

Anthrazyklins wurde dabei nicht beein­

trächtigt [14). Pharmakologische In-vi­

tra-Studien haben zudem gezeigt, dass

Vitamin C die zytotoxische Wirkung

von antineoplastischen Substanzen wie

Cisplatin, Dacarbazin, Doxorubicin, Pa­

clitaxel, Tamoxifen und 5-Fiuorouracil

(5-FU) verstärkt [15]. Bemerkenswert

sind auch Untersuchungen, in denen

gezeigt wurde, dass die intraperitoneale

Applikation von Vitamin C zusammen

mit VitaminK in der Lage ist, die tumor­destruktive Wirkung verschiedener Zy­

tostatika zu potenzieren [16-18 ].

Dagegen führte eine Vorbehandlung

mit Dehydroascorbinsäure, die aus As­

corbinsäure mithilfe einer Ascorbat­

Oxidase gewonnen wurde, in einer ak­tuellen Studie an Tumorzell linien und

tumortragenden Mäusen zu e iner dosis­

abhängigen Abschwächung der Zytoto­

xizität bei Doxorubicin, Cisplatin, Vin­

cristin, Methotrexat und lmatinib. Im

Tierversuch hemmte zudem die orale

Gabe von Vitamin C die zytotoxische

Wh·k""g voo Bmtemm;b be;m mulH- ) plen Myelom [2].

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Klinische Studien und Fallberichte mit Vitamin-e­lnfusionen von 7,5-150 g

7,5 g Vitamin Ci. v.

Die Ergebnisse einer aktuellen multi­

zentrischen retrospektiven epidemiolo­

gischen Kohortenstudie an 125 Brust-

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D Vitamin-e-Gruppe • Kontrollgruppe

Abb. 3 Einfluss einer Vitamin-e-lnfusionstherapie (7,5 g Vitamin (/Infusion, 1 x pro Woche, nicht am Tag der Chemo- bzw. Strahlentherapie) auf Nebenwir­kungen der adjuvanten tumordestruktiven Therapie bei 125 Frauen mit Brustkrebs.

krebspatientinnen (UICC-Kiassifikation:

ll a bis lll b) im Alter von durchschnitt­

lich 56 Jahren zeigen, dass die parente­

rale Applikation von Vitamin C (7,5 g/ln­

fusion 1 x pro Woche; nicht am Tag der

Chemo- oder Strahlentherapie) über

mindestens 4 Wochen begleitend zu

einer adjuvanten tumordestruktiven

Therapie (Operation; CTX: EC, CMF oder

FEC; Hormontherapie; RT) signifikant

die krankheits- oder therapiebedingten Beschwerden wie Nausea (p = 0,022),

Appetitlosigkeit (p = 0,046), Depressio­

nen (p = 0,017), Fatigue (p = 0,023) und

hämorrhagische Diathese (p = 0,032)

verringert. Die Intensität dieser Be­

schwerden war in der Kontrollgruppe

ohne Vitamin-e-Infusionen in der

Nachsorgephase nahezu doppelt so

hoch wie in der Interventionsgruppe

mit Vitamin-e-Infusionen (O Abb. 3).

Bemerkenswert ist auch, dass unter

den Vitamin-e-Infusionen keine Neben­

wirkungen beobachtet wurden [ 13, 19].

60 g Vitamin C i. v. Eine Verbesserung der tumordestrukti­

ven Therapie bei gleichzeitiger Reduk­

tion der Nebenwirkungsrate durch defi­

nierte (hohe) Dosen von Antioxidanzien

(oral) in Kombination mit einer Vita­

min-(-Hochdosisinfusionsthera pie

wird in einer Anwendungsbeobachtung

der University of Kansas an Frauen mit

fo rtgeschrittenem epithelialen Ovarial­

karzinom (Stadium 111 c) beschrieben. In

dieser Untersuchung supplementierten

die Patient innen mit Ovarialkarzinom

nach einer Primäroperation adjuvant

zur First-Line-Chemotherapie bzw. Kon­

solidierungstherapie mit Carboplatin

und Paclitaxel regelmäßig hochdosierte

dierätische Antioxidanzien. Zusätzlich

erfolgte nach Ausschluss eines Gluco­

se-6-Phsophat-Dehyd rogenase-Mangels

2 x wöchentlich eine intravenöse Appli­

kation von Vitamin C (Dosierung: 60 g/

Infusion, 2 x pro Woche. Zeitraum: 40

Monate), die sich an Wirkspiegeln von

über 200 mg/dl für Vitamin C im Plasma

orientierte. Die Komedikation mit Anti­

oxidanzien in Verbindung mit der par­

enteralen Applikation von Vitamin C

zeigte einen überaus günstigen Effekt

Ende der Behandlung keine Rezidive

nachgewiesen werden. Der Tumormar­

ker CA-125 als diagnostischer Marker

für das ektopische Epithel lag im Nor­

malbereich [20].

15- 60 g Vitamin Ci. v.

In drei aktuellen Fallberichten, in denen

die vom National Cancer Institute der

USA erstellten "Best Case Series Guide­

lines" zugrunde gelegt wurden, war die

langfristige Vitamin-C-Hochdosisinfu­

sionstherapie mit einem außergewöhn­

lich guten klinischen Verlauf und zum

Teil kompletter Remission des Primär­

tumors assoziiert [21].

Patient 1: Eine Patientin (51 Jahre,

Diagnose: August 1995 ) mit Nierenzell­

karzinom (Grad 111/ IV mit Beteiligung

der Nierenvene), bei der 6 Monate nach

Nephrektomie mehrere Lungenmetas­

tasen nachgewiesen wurden, lehnte die

konventionelle Therapie ab und ent­

schied sich stattdessen für eine Vita-

auf die tumordestruktive Effektivität min-C-Hochdosistherapie (65 g Vitamin

und Nebenwirkungsrate der Chemothe­

rapie (z. B. Paclitaxel: Neurotoxizität

Myelosupression) sowie auf die Remis­

sionsdauer und die Lebensqualität Bei

den Patientinnen konnten 3 Jahre nach

C i. v., 2 x pro Woche, Beginn: Oktober

1996, Dauer: 10 Monate). Eine Kontroll­

untersuchung ergab nach 1 Jahr in der

Lunge keinen pathologischen Befund.

Erst 5 Jahre später fand sich e in kleinzel-

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Tab. 1 Vitamin-C-Hochdosis-Titrationsschema GL (bei normalem G6-PD-Status).

1. Infusion

2.und

3.1nfusion

15 g Vitamin C in 200 m l 0,9% NaCI oder Ringerlactat -Lsg. über 30 min

30 g Vitamin C in 400- 500 ml 0,9% Na Cl oder Ringerlactat-Lsg. über 45-60 min

Zur Vorbeugung vaskulärer Spasmen: a) Infusion mit 200 mg Magnesium-Chlorid

oder-sulfatergänzen

4.und

5.1nfusion

60 g Vitamin C in 500-1 000 m l 0,9% NaCI oder Ringerlactat-Lsg.

6. 1nfusion

Zur Vorbeugung vaskulärer Spasmen: a) Infusion mit 200-400 mg Magnesium­

Chlorid oder-sulfatergänzen b)zusätzlich: 1-21 Getränk mit500-1 000 mg Calcium

75 g Vitamin C in 1 000 ml 0,9% NaCI oder Ringerlactat-Lsg

Zur Vorbeugung vaskulärer Spasmen: a) Infusion mit 400 mg Magnesium-Chlorid

oder -sulfatergänzen b) zusätzlich: 1-21 Getränk mit 1 000 mg Calcium

Weitere

Infusionen

100-150 g Vitamin C in 0,9% NaCI oder Ringerlactat-Lsg .

Zur Vorbeugung vaskulärer Spasmen: a) Infusion mit 400 mg Magnesium-Chlorid

oder -sulfatergänzen b) zusätzlich: 1- 21 Getränk m it 1 000 mg Calcium

Labor: Monitaring der Vitamin-C-Piasmaspiegel (Zielwert: > 300-500 mgfdl)

Durchführung der Vitamin-C-Hochdosisinfusionstherapie

1. Nach Ausschluss des G6-PD-Mangels wurde die Vitamin-C-Dosis sukzessive in den folgenden 2-4 Wochen

erhöht (alle 5-7 Tage Dosisverdopplung) bis zum Erreichen von Vitamin-C-Piasmaspiegeln von> 300-500 mgf

dl (> 500 mg/dl gemessen nach Vitamin-C-Infusion von 150 g).

Dosierung pro Infusion: 1-3 g Vitamin C pro kg Körpergewicht

Infusionsgeschwindigkeit 0,5(-2) g Vitamin Cfmin

2. Chemotherapie (CT): 150 g Vitamin-C-Infusion direkt vor der CT (3 x FEC und 3 x DOC)

3. Nach der CT: 1- 3 Vitamin-e-lnfusionen alle 4-8 Wochen

4. Etwa 3 Tage vor bis 3 Tage nach jeder Vitamin-C-Infusion wurde jeweils 30-60 mg Vitamin Kl /d supple­

mentiert (Hinweis auf additive zytotoxische Wirkung mit Vitamin-C-Infusion: alternativ: 60-200 J.lg MK-7)

liges Lungenkarzinom (starke Rauche­

rin), das nicht aufVitamin-C-Infusionen ansprach. Die Patientin verstarb 7 Jahre

nach der Diagnosestellung offensicht­lich am Primärtumor.

Patient 2: Bei diesem Patienten (49

Jahre. Diagnose: 1996) wurde ein Bla­senkarzinom (Grad lll/lll, papilläres, muskelinvasives Übergangsepithelkar­zinom ) mit multiplen Satell itentumo­

ren festgestellt. Nach Resektion des Tu­mors entschied sich der Patient fü r eine

Vitamin-C-Hochdosisinfus ionstherapie (30 g Vitamin C i. v., 2 x pro Woche für 3 Monate, danach 4 Jahre lang 30 g Vita­min C alle 1-2 Monate, unterbrochen von 1- 2 monatigen Intervallen mit häu­

figeren Infusionen). Nach 9 Jahren war der Patient, obwohl es sich um einen multiplen muskelinvasiven Tumor han­

delte, bei guter Gesundheit und fre i von Metastasen.

Patient 3: Die Patientin (66 Jahre. Di­

agnose: Januar 1995) hatte ein diffuses großes B-Zell-Lymphom (Stage 111 , 3,5-

7 cm transversal, 11 cm craniocaudal, paraspinal Höhe L4-L5) mit axillä rer

Lymphknotenbeteiligung. Die Patientin stimmt einer 5-wöchigen Bestrah lung, nicht aber einer Chemotherapie zu und

entscheidet sich stattdessen für eine Vi tamin-C-Hochdosisinfus io nstherapie

(15 g Vitamin Ci. v .. 2 x pro Woche für 2 Monate. gefolgt von 15 g Vitamin C i. v., 1 x pro Woche für 7 Monate. dann 15 g Vitamin C i. v., alle 2-3 Monate für 1

Jahr). Die Patientin ist 10 Jahre nach der Diagnose beschwerdefrei und ohne An­zeichen einer malignen Erkrankung.

150 g Vitamin Ci. v. Die erste in Deutschland in einer onko­

logischen Fachzeitschrift dokumentier­te Patientin mit Brustkrebs, die nach

Ausschluss eines G-6-PDH-Mangels zur Chemotherapie mit 3 x 5-FU-Epirubi­cin-Cyclophosphamid (FEC) und 3 x Do­

cetaxel (DOC) jeweils als Prämedikation

e ine Vitam in-e-Hochdosisinfusion mit 150 g Vitamin C in 1000 ml Ringer­lactat plus 400 mg Magnesium e rhielt (C) Tab. 1) - a lso 6 x vor der CT -, wur­de vom Autor dieses Beitrages in der

Deutschen Zeitschrift fü r Onkologie im

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Gröber U: Vitam in C in der komplementären Onkologie: Update 2013 OM - Zs. f. Orthomol. Med. 201

Cilii) I wtssen

Jahre 2007 vorgestellt. Die Prä- und Ko- den Krankheitsverlauf (PACMAN-Stu- Fazit medikationmit der Vitamin-C-Hochdo- die. 2013). Bei einem in der Studie an-

sisinfusionstherapie (wird aktuell wei­

tergeführt) zeigte einen überaus günsti­

gen Effekt auf die Nebenwirkungsrate

der Chemotherapie (z. B. Fatigue, Muko­

sitis, Neurotoxizität) und die Lebens­

qualität der Patientin. Nach dem zwei­

ten FEC-Schema trat ein kompletter

Haarverlust auf und unter der Therapie

mit Docetaxel leichte Empfindungsstö­

rungen in den Fingerspitzen sowie eine

leichte Neutropenie. Regelmäßige La­

boruntersuchungen zeigten zudem ne­

ben einem guten Mikronährstoffstatus

einen günstigen Einfluss auf die Jm­

munkompetenz der Patientin. Eine Be­

einträchtigung der Nierenfunktion war bis heute nicht nachweisbar. Die Vita­

min-e-Hochdosisinfusion mit 150 g Vi­

tamin C pro Infusion ist bisher von Ok­tober 2006 bis November 2013 etwa alle

4-6 Wochen beibehalten worden [22].

125 g Vitamin C i. v.

Erste Ergebnisse einer Vitamin-C-Hoch­

dosisinfusionstherapie (15-125 g Vita­

min C pro Infusion, 2 x pro Woche nach

Ausschluss eines G-6-PDH-Mangels,

Dosiseskalation bis Vitamin-C-Plama­

spiegel ~ 20 000 11mol{l bzw. 350 mgfdl)

in der Kombination mit Gemcitabin

(1 000 mgfm 2, 1 x wöchentlich für 3 Wo­

chen) bei einer kleinen Anzahl von 9 Pa­

tienten mit Pankreaskarzinom (Stadium IV) zeigen eine gute Verträglichkeit des

Zytostatikums mit der Vitamin-C-Infu­

sion sowie einen günstigen Einfluss auf

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handvon CT-Scans dokumentierten Pa­

tienten konnte innerhalb von 4 Mona­

ten eine 9-fache Abnahme der primären

Tumorgröße beobachtet werden. Die Pa­

tienten konnten ihren Performancesta­

tus beibehalten oder verbessern und verloren im Behandlungszeitraum von

durchschnittlich 6 Monaten (177 Tage,

Spanne: 69-556 Tage) nur etwa 5,3 ± 1 ,6 kg Körpergewicht. Die Zeit bis zur

Krankheitsprogression betrug bei allen

Patienten 26 ± 7 Wochen. Bei einer his­

torischen Kontrolle aus dem Jahre 1997

betrug die durchschnittliche Überle­

benszeit von mit Gemcitabin behandel­

ten Patienten mit Pankreaskarzinom

etwa 5,65 Monate. Die durchschnittli­

che Überlebenszeit in dieser Pilotstudie

der Universität Wisconsin lag bei etwa

13 ± 2 Monaten bei Patienten, die min­

destens 2 Therapiezyklen (= 8 Wochen)

abgeschlossen hatten. In dieser kleinen

Studie wurden auch die Ascorbatradi­

kal-Spiegel erfasst sowie die F2-lsopro­

stane als Marker der Lipidperoxidation und der GSH-Spiegel in den roten Blut­

körperchen. Bemerkenswert dabei war,

dass unter der Vitamin-e-Hochdosis­

therapie die Ascorbatradikal-Spiegel sig­

nifikant anstiegen. aber die Lipidperoxi­

dation bzw. F2-lsoprostanspiegel sogar

abfielen und sich der zell uläre GSH­

Spiegel nicht signifikant änderte. Unter

der Vitamin-C-Hochdosisinfusionsthe­

rapie traten v. a. Nebenwirkungen auf

wie Nausea, Durst und Diarrhö [23].

Die aktuellen pharmakologischen und

pharmakakinetischen Erkenntnisse über

die parenterale Applikation von Vitamin

C sowie internationale Fallberichte und

kleinere Interventionsstudien lassen

die Vitamin-C-Hochdosisinfusionsthe­

rapie in einem neuen Licht erscheinen.

Die derzeit vorliegenden Erkenntnisse

verlangen nach einer stärkeren klini­

schen Prüfung an Tumorpatienten, v.a.

in Deutschland. Eigene Erfahrungen in

der Betreuung von Krebspatienten mit

einer mehrjährigen Vitamin-C-Hochdo­

sisinfusionstherapie unterstreichen v. a.

den positiven Einfluss auf die Lebens­qualität und das Immunsystem bei den

Betroffenen [22, 24 ]. In den USA werden

derzeit weitere Studien an Universitäts­

kliniken mit hoch dosierten Vitamin-e­

lnfusionen durchgeführt.

C) Literatur

Die Literaturliste finden Sie im Internet unter:

www.thieme-connect.de/ejournals

online: http:/Jdx.doi.org/1 0.1 055/s-0033-1360147

UweGröber Akademie und Zentrum für Mikronährstoff­medizin Zweigertstr. 55 45130 Essen E-Mail: [email protected]

14 Gröber U: Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 OM - Zs. f. Orthomol. Med. 2013:4: 9-14