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1 Wissenschaft als Beruf 80 Jahre nach Max Webers Vortrag von G. K. Hartmann Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Aeronomie Max-Planck-Str. 2, D - 37191 Katlenburg-Lindau, Deutschland Tel.: +49 -5556 -979 -336/332/344, Fax: +49 -5556 -979 -240; Email: [email protected] Prof. Dr. Adolf Ebel zum 65. Geburtstag Mai 1998 Kurzfassung Der Autor entwickelt weder eine (neue) Theorie der Wissenschaft noch eine der Arbeit, son- dern berichtet nur über Denkweisen und will damit zeigen, wie notwendig diese Theorie(n) wäre(n). Wenn es nicht bald ein anderes, eindeutigeres, insbesondere aber weniger beliebiges Verständnis von Wissenschaft und Arbeit geben wird, dann muß die internationale Wissen- schaftsgemeinde mit noch mehr Arbeitslosigkeit und Unbedeutendheit rechnen. Dann müssen die Deutschen sich auch von dem fast 200 Jahre alten (deutschen) Humboldtschen Ideal von der „Bildung durch Wissenschaft“ verabschieden, dem die deutschen Universitäten noch heu- te verpflichtet sind. Um diesem Trend entgegenzuwirken ist es heute notwendig, ganz bewußt „Wissen zu schaffen“ in einem (synergetischen) Zwischen von Beruf und Berufung. 80 Jahre nach Max Webers Vortrag trägt für den Autor (empirisch fundierte) Wissenschaft bei zu einem besseren Selbstverständnis im Verhältnis zum Kosmos, komplementär zur Transzendenz, ermöglicht technisches Handeln und ist für die Wissenschaftler eine an- spruchsvolle Möglichkeit der Selbstdarstellung.

Wissenschaft als Beruf 80 Jahre nach Max Webers · PDF file3 1 Vorwort 1917 hielt Max Weber in München auf Einladung des Bundes freier Studenten den Vortrag "Wissenschaft als Beruf",

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Wissenschaft als Beruf 80 Jahre nach Max Webers Vortrag

von G. K. Hartmann

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Aeronomie Max-Planck-Str. 2, D - 37191 Katlenburg-Lindau, Deutschland Tel.: +49 -5556 -979 -336/332/344, Fax: +49 -5556 -979 -240;

Email: [email protected]

Prof. Dr. Adolf Ebel zum 65. Geburtstag

Mai 1998

Kurzfassung Der Autor entwickelt weder eine (neue) Theorie der Wissenschaft noch eine der Arbeit, son-dern berichtet nur über Denkweisen und will damit zeigen, wie notwendig diese Theorie(n) wäre(n). Wenn es nicht bald ein anderes, eindeutigeres, insbesondere aber weniger beliebiges Verständnis von Wissenschaft und Arbeit geben wird, dann muß die internationale Wissen-schaftsgemeinde mit noch mehr Arbeitslosigkeit und Unbedeutendheit rechnen. Dann müssen die Deutschen sich auch von dem fast 200 Jahre alten (deutschen) Humboldtschen Ideal von der „Bildung durch Wissenschaft“ verabschieden, dem die deutschen Universitäten noch heu-te verpflichtet sind. Um diesem Trend entgegenzuwirken ist es heute notwendig, ganz bewußt „Wissen zu schaffen“ in einem (synergetischen) Zwischen von Beruf und Berufung. 80 Jahre nach Max Webers Vortrag trägt für den Autor (empirisch fundierte) Wissenschaft bei zu einem besseren Selbstverständnis im Verhältnis zum Kosmos, komplementär zur Transzendenz, ermöglicht technisches Handeln und ist für die Wissenschaftler eine an-spruchsvolle Möglichkeit der Selbstdarstellung.

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1 VORWORT 3

2 EINLEITUNG 4

3 DIE HISTORISCHE ROLLE EUROPAS 5

4 WAS BEDEUTET ARBEIT HEUTE? 7

5 WAS NUN? 8

6 ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND RELIGION 10

7 ZUM THEMA WELTRAUMFORSCHUNG BZW. UMWELTFORSCHUNG VOM WELTRAUM AUS 10

8 ZUSAMMENFASSUNG 12

9 DER AUTOR 12

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1 Vorwort 1917 hielt Max Weber in München auf Einladung des Bundes freier Studenten den Vortrag "Wissenschaft als Beruf", der dann 1919, ein Jahr vor seinem Tod, veröffentlicht wurde. Die Schwierigkeit, diesen Vortrag auch heute noch richtig zu verstehen, beginnt schon mit dem Titel, denn damals war das deutsche Wort Beruf noch voll in seinem Doppelsinn lebendig, für den es in den Wörterbüchern anderer Sprachen zwei verschiedene Übersetzungen gibt, näm-lich englisch profession (Beruf) oder vocation /a calling (Berufung), französisch profession oder vocation - ähnlich im Italienischen und Spanischen. Heute ist das deutsche Wort vorwie-gend nur noch im Sinne der speziellen Tätigkeit, die dem Lebensunterhalt dient, geläufig. Sei-ne frühere Bedeutung, welche persönliche Berufung zu einer Aufgabe meint, die völlige Hin-gabe verlangt und dafür Erfüllung verspricht, ist heute kaum noch verständlich. (Die neue Denkrichtung der „Schicksalspsychologie“ wie sie z.B. von James Hillmann vertreten wird, fordert uns jedoch auf, unsere Einzigartigkeit und damit auch unsere Berufung wiederzuent-decken, um seelisch und körperlich gesund zu bleiben.) Die Studenten, die Weber zum Vor-trag einluden, erwarteten keine Berufsberatung oder Berufssoziologie, sie wollten vielmehr wissen, was die Wissenschaft zu einem inneren Beruf und Auftrag macht, dem man sich ganz hingeben kann und soll. Man war sich damals noch einig darüber, daß das Leben seinen Sinn nicht aus den Annehmlichkeiten gewönne, sondern allein aus der Arbeit im Beruf. Einige die-ser Vorstellungen aus den 20er Jahren sind heute in der Öffentlichkeit noch wirksamer als die neueren Erkenntnisse aus den letzten drei Jahrzehnten. Das liegt an der unvermeidbaren Zeit-verzögerung (Zeitkonstante), mit der wissenschaftliche Erkenntnisse in das Kollektivbewußt-sein eindringen und in die Praxis umgesetzt werden können. Eine wichtige „Verstärkerrolle“ spielt dabei die wachsende Beschleunigung der (Arbeits)-Prozesse und ihre zunehmende Dif-ferenzierung. Es muß aber noch ein weiteres grundsätzliches Problem beachtet werden, näm-lich die Tatsache, daß Wissen akkumuliert werden kann, menschliche Lebenszeit aber nicht. Dadurch zwingt uns das große Wachstum von „potentieller“ (Primär)-Information trotz, ja teilweise sogar wegen der großen Fortschritte der Computertechnologie, immer mehr zu einer möglichst schnellen „qualifizierenden Filterung“ dieser Primärinformation, um daraus die verständliche, aktuelle (komprimierte Sekundär)-Information zu gewinnen. Bisher nimmt im Mittel der Zeitaufwand für diesen Filterprozeß mit dem Wachstum der Primärdaten weiter zu und vergrößert so die eben erwähnte (Reaktions)-Zeitkonstante. Diese Tatsachen und der politische Machtfaktor des von den Wissenschaften gelieferten "Ver-fügungswissens" - es hat heute das Streben nach Erkenntnis in den Hintergrund gedrängt - haben nun dazu geführt, daß das heutige Selbstverständnis der Wissenschaft noch von einer vorwiegend unterbewußten Mischung beider „Berufsauffassungen“ geprägt wird, insbesonde-re auch von Max Webers Idee von der Wissenschaft zur Selbstbesinnung. Seit dem Ende des kalten Krieges und als Folge der verstärkten Abrüstungsbemühungen sowie den vielfa-chen „Overkill-Möglichkeiten“ durch schon vorhandene ABC-Waffen, hat sich die Sonderrol-le der Wissenschaft (und der Technologie) - insbesondere als Garant für (neues) noch mehr Macht bedingendes Verfügungswissen - aber stark abgeschwächt, und Wissenschaft wird zu-nehmend, wie jeder andere Beruf, den Gesetzen des Arbeitsmarktes unterworfen und wird damit mehr von kurzfristigen, marktwirtschaftlichen Zielen als von kulturellen bzw. länger-fristigen politischen bestimmt. Damit wird es zunehmend leichter, insbesondere für inkompe-tente und dirigistische Bürokraten, den (teilweise sich selbst überschätzenden) Wissenschaft-lern (manchmal genußvoll) ihre Ohnmacht vorzuführen. So müssen und sollen Wissenschaft-ler immer häufiger - im Sinne von Angestellten einer nachgeordneten Behörde, beinahe wie reine Zulieferer einer Industriefirma, - (bürokratisch bestimmte) „Zuarbeit“ leisten, statt

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volkswirtschaftlich effektiver, synergetischer Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Verwaltung in ihrem ursprünglichen Sinn. Diese Probleme werden noch wesentlich vergrößert durch die ständig wachsende Zahl von Gesetzen und Verordnungen, die nicht nur den not-wendigen Ermessensspielraum der Verwalter (der „gesunden“ Administratoren) immer weiter einschränken, sondern auch noch zu wachsender Entscheidungsangst beitragen. Dadurch gibt es immer neue und zusätzliche Zeitverzögerungen, die die Realisierung von neuen, arbeit-platzschaffenden (insbesondere mittelständischen) Projekten immer schwerer - oft sogar un-möglich - machen. Daß die Wortneuschöpfung „Zuarbeit“ als Synonym für „Innovations-mord“ stehen kann, scheint bisher leider nur einigen nachdenklicheren, unmittelbar betroffe-nen Wissenschaftlern und Ingenieuren bewußt geworden zu sein. Gleiches gilt für die Tatsa-che, daß die wachsende Bürokratisierung - im öffentlichen wie im privaten Bereich - länger-fristig und meist indirekt dem „Standort Deutschland“ mehr schaden wird als direkt die heuti-gen zu hohen Lohnnebenkosten. Günter Ogger schreibt in seinem neuen Buch „Absahnen und Abhauen“, Droemersche Verlagsanstalt, München, 1998, in diesem Zusammenhang: „Der öffentliche Dienst reguliert uns zu Tode“. Die Aussichten für die Wissenschaft als akzeptierter Kulturfaktor werden nur in dem Maße wieder besser und klarer werden wie unser Verständnis von dem, was wir unter Wissenschaft und unter Arbeit verstehen wollen, wieder klarer, bewußter und weniger beliebig wird. Wie unklar unser gegenwärtiges Verständnis von Arbeit ist, soll im folgenden gezeigt werden.

2 Einleitung Heutzutage wird in der Öffentlichkeit und in den meisten Wissenschaften Arbeit vor allem als Wirtschaftsfaktor und Grundlage sozialer Sicherheit angesehen. Mit der ständig wachsenden Arbeitslosigkeit wird sie nunmehr zu einem immer größeren politischen Problem. Sie hat als Begriff in den meisten Kulturen eine prinzipiell ähnliche Geschichte. Arbeit ist dort von jeher von einer Vielzahl anderer menschlicher Tätigkeiten unterschieden worden, z.B. von dem Spiel und der Muße - sie darf nicht mit dem Müßiggang verwechselt werden -, von den ver-schiedensten Riten und Kulthandlungen sowie von ungewöhnlichen Fähigkeiten und Bega-bungen (Charismata). Sie bedurften in allen Kulturen eigener "Weihen" oder förmlicher Ein-weihungen. Zu ihnen gehörten alle "freien Künste" und "Wissenschaften", auch die Jurispru-denz, die Ritterschaft und das Herrscheramt. In diesen "eigentlichen" Berufen, die persönli-chen Berufungen nachzugehen hatten, wurde im allgemeinen sehr viel geleistet, aber nicht im üblichen Sinn gearbeitet. Es mußte viel gelehrt und gelernt werden, aber diese „Berufe“ waren nicht im Sinne der heutigen Schulung und Ausbildung zu lehren und lernen. "Arbeit adelt" war die Parole, mit der das 19. Jahrhundert den Beruf zur sittlichen Pflicht im Dienst der Selbstbefreiung der Menschheit erhob. Darin waren sich die feindlichen Ideologien des Sozialismus und des Liberalismus ganz einig. Während an diesem großen Werk alle durch Arbeit mitwirken konnten und sollten, trug doch die Wissenschaft die Verantwortung für das Gelingen, weil alles vom Fortschritt ihrer Erkenntnis abhing. Ihr Erfolg jedoch ließ sich nicht wie bei anderer Arbeit verläßlich organisieren, er hing von der unberechenbaren geistigen Produktivität ab. So rückte Wissenschaft zum wichtigsten Beruf auf, den der Wissenschaftler nur erfüllen konnte, wenn er dazu innerlich berufen war. Wissenschaft mußte Berufung sein, um ihre (Menschheits)-Aufgabe zu erfüllen. So geriet der Berufsgedanke in den Sog des Glaubens an die Wissenschaft. Nach Nietzsches Aufruf zur Umwertung aller Werte und damit auch zu einer neuen Wissenschaft, trug Max Weber mit seinem Vortrag "Wissenschaft als Beruf" (1919) mit dem neuen Leitwort Wissenschaft für die (eigene) Selbstbesinnung zu einer weiteren Entzauberung dieses Glaubens an die Wissenschaft bei, der sich in den darauf-

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folgenden Jahren noch weiter fortsetzen sollte. (Wissenschaft bestand immer schon aus Ein-zelwissenschaften. In einigen wird gedacht, in anderen sollte mehr gedacht werden. Fast in allen Einzelwissenschaften dürfte jedoch gelten, daß Wissenschaft lehren sollte, nach dem richtig fragen zu lernen, was wir noch nicht wissen, aber wissen können). Die Parole "Arbeit macht frei" wäre aber wohl in allen Kulturen, nicht erst als Inschrift über den Toren von Konzentrationslagern, als menschenverachtender grauenhafter Zynismus emp-funden worden.

3 Die historische Rolle Europas • Die Veränderung des Arbeitverständnisses

Die moderne, vornehmlich europäische Zivilisation hat hier zu einer grundlegenden Ver-änderung geführt, die inzwischen auch schon viele andere Kulturen ergriffen hat. Aus der Arbeit, (früher) einer mühseligen Notwendigkeit, ist (später) eine beseligende Pflicht, ein dem Dasein Sinn verleihender Auftrag geworden, mit dem sich die modernen Menschen identifizieren. Arbeitslosigkeit läßt das Leben nicht nur unnütz, sondern sinnlos erscheinen. Die Freizeit, der verdiente Urlaub, aber auch die für die sozio-ökonomische Sicherheit irrelevanten Beschäftigungen wie Sport, Hobbys und Unterhaltung haben stark an Bedeutung gewonnen und arten nicht selten schon wieder in "Arbeit" aus. Diese Aktivitäten werden wie wirkliche Arbeitsleistungen straff organisiert und bilden eigene, wichtige Märkte. Im Gegensatz dazu haben jene (charismatischen) Berufe, die sich später in den Ständen, Korporationen, Gilden, Zünften usw. manifestierten und repräsentierten an Bedeutung, vor allem aber an Selbständigkeit und Selbstbestimmung verloren. Die juristische Generalisierung führte eine Gleichschaltung der Gesellschaften und Körperschaften herbei, die - wie bei den anfangs autonomen und privaten Universitäten - letztlich eine Verstaatlichung bedeutete und terminologisch zu dem abstrakten Begriff Gesellschaft führte. Er wurde später noch durch den Begriff der "Massengesellschaft" ergänzt, der gegenüber sich der Einzelne ausgesetzt fühlt, von Vereinzelung bedroht, sofern er sich nicht nützlich macht und arbeitet.

• Europa und die Wissenschaft Das neuzeitliche Europa wuchs nicht nur mit der modernen Wissenschaft auf, sondern auch im Glauben an sie. Dieser Glaube entstand in Europa, weil man von der modernen Wissenschaft - und mit ihrer eigenen Zustimmung - sowohl die Verbesserung der äußeren Daseinsbedingungen als auch eine verläßliche Weltanschauung mit bindender Antwort auf geistig-moralische Fragen erwartete. Das, was wir heute Wissenschaft nennen, ist eine neuzeitliche Schöpfung - ausgehend vom 17. Jahrhundert. Wir nennen sie Erfahrungswissenschaft. Was Wissenschaft für die Grie-chen war, brauchte keine Erfahrung. So weiß man, daß zwei mal zwei gleich vier ist, so si-cher, daß es sinnlos wäre, sich dafür auf Erfahrung zu beziehen und fleißig Dinge abzuzäh-len. Wo man noch Erfahrung braucht, hat man die höchste Form des Wissens nicht - so dachte ein Grieche. Der entscheidende Durchbruch geschah bei Galilei. Hier war ein Mann, der von sich und seiner neuen Wissenschaft, der Mechanik, ausdrücklich gesagt hat, mente concipio - ich erfasse im Geiste, und er meinte damit die reinen Bedingungen der Bewe-gungserscheinungen in der Natur, - das Gesetz des freien Falls - die in der Natur nicht zu beobachten waren und über das Experiment erst, als man ein Vakuum im Labor herstellen konnte. Die Abstraktionskraft, die zu diesen Gedanken nötig war, und die Konstruktions-kraft, die dazu gehörte, die dabei bestimmenden Faktoren zu isolieren, sie quantitativ zu messen, sie zu symbolisieren und aufeinander zu beziehen, das waren in der Tat nun neue

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Dinge, die eine Schicksalswende im Weltverhältnis heraufführen sollten. Bisher war die menschliche Erfindungskraft mehr eine Ausfüllung von Räumen, die die Natur freigelassen hatte. Jetzt kündigte sich die Zeit an, in der menschliche Könnerschaft die Natur zu künst-lichen Produkten umzuarbeiten lernte und unsere Welt in eine große Werkstatt industrieller Arbeit verwandelte, ein beispielloser Fortschritt, der uns langsam in die Nachbarschaft neuer Gefahrenzonen führt. Der Philosophie war damit die neue Aufgabe gestellt, diese Extreme des forschenden Aufbruchs in das Unbekannte und die Bewahrung eines vertrau-ten und verständlichen Lebenswissens miteinander zu vermitteln, so schreibt Hans Georg Gadamer in seinem Buch „Das Erbe Europas“, Bibliothek Suhrkamp, Frankfurt/Main, 1990.

• Empirische Wissenschaft und eine notwendige Theorie des Messens Betrachten wir die Wissensform “empirische Wissenschaft“, dann stellen wir bald fest, daß auch in ihr Metaphysik und Ethik über die prinzipielle Verflechtung hinaus eine konstituie-rende Rolle spielen. Historische Beispiele finden wir dafür z.B. dort, wo Johannes Kepler das neue Weltbild auf eine Sonnenmystik abstützt und aus dem Renaissaince-Geist heraus postuliert, die Konstruktionsprinzipien des Universums müßten für den Menschen erkenn-bar sein. Kepler gibt sich aber mit mathematischen Näherungsgleichungen zufrieden. Die empirischen Wissenschaften sind nicht so durchgängig empirisch wie man oft vorgibt. Sowohl die Methode der Verifikation (Logischer Empirismus) wie die Falsifikation (Kriti-scher Rationalismus) bemüht reine Tatsachen als letzte Richterinstanz für die Gültigkeit von Theorien. In Wirklichkeit gibt es selbst in physikalischen Theorien keine reinen Fak-ten. Wer z.B. mißt, muß eine Theorie des Messens, der zu messenden Größen und der Me-ßinstrumente beibringen (oder er stützt sich stillschweigend auf eine). Ein Ziel der modernen empirischen Wissenschaft ist es, durch Meßdaten die unvollkom-mene Vorstellung von unserer “Umwelt“ realistischer zu gestalten, d.h. der Wahrheit näher zu kommen. Wegen des zeitlich begrenzten Beobachtungsfensters und wegen der Eigen-schaften der technischen Meßsysteme haben die Meßdaten einen bestimmten (endli-chen) und unvermeidbaren Unbestimmtheitsbereich, meist vereinfachend Fehler ge-nannt. Er ist bei Messungen am Ort - “in situ“ - des interessierenden Parameters leichter zu bestimmen als bei Messungen, die wegen Unzugänglichkeit des Ortes entfernt (remote) davon durchgeführt werden müssen. (remote sensing: Fernerkundung). Die Meßdaten aus Fernerkundungsmessungen werden im allgemeinen durch Integralglei-chungen beschrieben, in der die interessierenden (geo)-physikalischen Parameter linear o-der nicht linear im Integral enthalten sind. Um sie zu herauszuholen, muß man die Integral-gleichung sog. “Inversionsverfahren“ unterwerfen. Dazu sind entsprechende mathemati-sche Verfahren und sehr leistungsfähige Computer notwendig, ferner Anfangsannah-men/Anfangswissen (“Apriori") und Meßdaten mit einer bestimmten, unvermeidbaren Unsicherheit. Im Falle von Fernerkundungsdaten sollten sie verifiziert und validiert sein. Je kleiner die (unvermeidbare) Unsicherheit, desto kleiner wird auch die Unsicherheit der Lö-sung der Integralgleichung. Allerdings kann bei nicht linearer Fehlerfortpflanzung (z.B. bei “Chaosbedingungen“) auch eine sehr kleine Unbestimmtheit in den Meßdaten eine sehr große in der Lösung der Integralgleichung bedingen. Nur im Idealfall von verschwindender Unbestimmtheit, einem Fall der reinen Mathematik, kann man also erwarten, daß eine Lö-sung der Integralgleichung, die sich nur sehr wenig von dem “Apriori“ unterscheidet, eine realistischere Vorstellung (mehr Wahrheit) von unserer Umwelt vermittelt, d.h. etwas Neu-es bringt. Im anderen Fall wird man wegen der endlichen Unbestimmtheit nur eine Bestäti-gung des “Apriori“, des schon Gewußten, erwarten (Eingabe = Ausgabe oder in Englisch: Input = Output). Je mehr sich die Fehlertheorien unterscheiden, desto wahrscheinlicher wird es Streit darüber geben, ob man wirklich etwas „Neues“ gemessen hat.

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Bemerkungen: Bei dem Studium der modernen Philosophie gewinnt man heute manchmal den Eindruck, daß einige Philosophen nach langwierigen, komplexen Argumentationen doch kaum mehr aussa-gen (Output) als das, was sie als Annahme (Input) vorausgesetzt haben und daß sie so im we-sentlichen nur ihre Erwartungshaltung bestätigen. In der Nachrichtentechnik kann ähnliches auch auftreten bei der mehrfachen Filterung von weißem Rauschen mit dem gleichen Filter, die dann letztlich nur die (Gesamt)-“Filtercharakteristik“ liefert und oft mit dem Inhalt des “Gefilterten“ verwechselt wird, in Wirklichkeit aber nichts (Neues) über den Inhalt des Gefilterten aussagt. Mehr als 160, teilweise sehr unterschiedliche Definitionen von Information existieren heute, die verwirrend nebeneinander bestehen. Dies trägt wesentlich mit zur heutigen Informations-krise bei. Der Autor hat noch eine neue hinzugefügt: „Information entsteht durch einen Fil-terprozeß“. Dies führt zu folgender neuer Aussage: „Information enthält vorläufige Gewiß-heiten, die sich aus der bestimmbaren Ungewißheit herausheben“ Ob und wieweit das ge-schieht, wird von zumindest zwei verschiedenen Zeitintervallen (Beobachtungszeit und Filter-zeitkonstante) mitbestimmt. Die bestimmbare Ungewißheit, z.B. das Rauschen ist also zu ei-nem gleichermaßen bedeutsamen Faktor geworden wie das, was als Gewißheit angegeben werden kann, z.B. das Signal. Im Spannungsfeld von Frage und Antwort sind beide miteinan-der untrennbar verknüpft. Diese unvermeidbare (bestimmbare) Ungewißheit hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer wachsenden Verunsicherung der bisherigen, teilweise sehr unkritischen Wissenschafts-gläubigkeit geführt. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, daß in gleichem Maße der „Durst“ nach sichererem (Esoterik)-Wissen gewachsen ist. Dies zeigt sich unter anderem darin, daß eine zunehmende Zahl von Menschen auf das „neue Zeitalter des Wassermanns“ hofft bzw. auf die „neuen Zauberer“, die versprechen, mit ihrer Magie die angstmachenden Unvoll-kommenheiten der Realität und/oder das Nicht-Wissen zu überwinden.

4 Was bedeutet Arbeit heute? Arbeit ist zu einer inneren Zwangshandlung geworden, deren Mühsal und Streß durch Bestäti-gung im Konkurrenzkampf, höheres Ansehen durch Erfolge und erfolgreiches Besitzstreben kompensiert werden. Diese moderne Vorstellung von Arbeit hat sich fast weltweit ausgebrei-tet und ist nirgends mehr mit den Traditionen vereinbar, die Arbeit nüchtern als notwendig, in einem gewissen Sinn auch als wertvoll angesehen haben, aber nicht als eine besondere Würde oder gar als Lebenssinn verleihende "Aktivität." Kultur erwächst seit jeher aus Muße. Sie braucht Ruhe, Sammlung und "ernstes Spiel" und erstaunlicherweise haben die Kulturen den ungewöhnlich begabten Menschen, so sie ihrer gewahr werden konnten, die dazu erforderli-chen Freiräume gewährt, in denen sie - erfahrungsgemäß äußerst eifrig und effizient - ihren besonderen Fähigkeiten nachgehen konnten. Ihre außerordentliche Begabung konnte erfah-rungsgemäß nicht anerzogen, angeeignet oder gar anbefohlen werden und ließ sich nicht ein-mal zuverlässig vererben. Alle Kulturen sahen in ihr ein Charisma, das gepflegt und kultiviert werden muß, weniger im Sinne einer pädagogischen Aufgabe als im "gärtnerischen" Sinn. (Hier wird die landwirtschaftliche Bedeutung auf geistige und politische Fähigkeiten übertra-gen.) In fast allen Kulturen hat sich mehr oder minder klar das Bewußtsein, daß diese Aufga-ben nicht nur als Tätigkeiten, wie alle anderen, als Arbeit zu verstehen sind, bis in die Neuzeit hinein erhalten, in Europa bis an die Schwelle des 16. Jahrhunderts. Die Kultur sei zu lebens-

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wichtig, Sinn und Würde des Menschen begründend, als daß man sie den Leistungsfähigkei-ten anvertrauen dürfte, die sich erlernen und trainieren lassen. Erst mit Niccolo Macchiavelli, dem die Politik zum Selbstzweck wurde, begann die Umkehr, nämlich daß die Kultur sich der Politik unterzuordnen habe. Gleichzeitig haben sich die damals wirklich nur Arbeitenden, die notleidenden Landarbeiter und Bauern erhoben, die noch vier Fünftel der europäischen Be-völkerung ausmachten. Die Kirche kam nicht umhin, das Charisma der franziskanischen Ar-mut, die den Armen dienen wollte, anzuerkennen. In den franziskanischen Volksbewegungen bleibt Arbeit, bleiben Produktivität und Leistungsfähigkeit der Einzelnen oder der Gruppen unerwähnt. Doch waren es die Franziskaner, die dazu beigetragen haben, daß sich das europä-ische Selbstverständnis grundlegend veränderte. Der Nominalismus, den sie vertraten, ließ aus der Sprache ein von allen miteinander vereinbartes System der Absprache entstehen. Erst da-durch wurde denkbar, daß man in diesem System beliebig erlernen und ausgebildet werden konnte. Davon machte dann der europäische Humanismus und die Aufklärung großen Gebrauch. Sie proklamierten die "Erziehung" (Unterricht und Schulung) als "Education", ein Begriff, der für die Inquisitoren "Herausziehen des falschen Bewußtseins" bedeutete. Wie ehedem durch Gnade, grundlos, soll der Mensch nun durch Fleiß und Leistung, wohlbegrün-det, erlöst werden. Jetzt erst wird denkbar, daß "Arbeit frei macht." Arbeitscheue, Arbeitslose, Arbeitsunfähige oder auch die "ungelernten" Arbeiter können nun mit Verachtung und Acht-losigkeit aus dem Gesichtsfeld des bürgerlichen Selbstverständnisses, dem der Mensch soviel "wert" ist wie er leistet, verbannt werden. Bis heute wird die "unmeßliche" Würde eines Men-schen nach seinem "Wert" bemessen. Der europäische Sozialismus hat zuerst auf den realen Wert von Arbeit und Arbeitsleistung aufmerksam gemacht und der menschenverachtenden Ausbeutung der arbeitenden europäischen Bevölkerung entgegengewirkt. (Die gleichzeitige, ebenso menschenverachtende, bedenkenlose Ausbeutung der Völkerschaften anderer Erdteile beginnen wir erst jetzt in ihrem ganzen Ausmaß zu sehen.) Unser neuer Wohlstand ergibt sich aus Arbeit (Arbeitsleistung und Arbeitsteilung), deren Bewertung tief in dem Selbstverständ-nis des modernen Menschen verankert ist. Arbeit und Leistungsfähigkeit sind nun auch "Ge-genstände" der vom Markt regulierten Nachfrage und des Angebotes geworden. Also nicht nur die Ökonomien haben sich in ihren Strukturen von Grund auf verändert, son-dern auch das Verständnis von Arbeit. Seit dem erwachenden Sozialismus ist deshalb über den Begriff "Arbeit" unaufhörlich nachgedacht worden. Gegenwärtig ist er womöglich noch unklarer als je zuvor, es sei denn er wird rigoros auf solche Leistungen reduziert, deren Wert durch marktkonforme Bezahlung bestimmt wird, so wie es der linke oder rechte Ökonomis-mus vorschlägt. Bemerkung: Neue und vor allem unkonventionelle Betrachtungen und Vorschläge, insbeson-dere ein Dreischichtenmodell zum Thema Arbeit, werden in dem gerade erschienenen Buch „Wie wir arbeiten werden“, von Orio Giarini und Patrick M. Liedtke, Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg, 1998, vorgestellt.

5 Was nun? Auf die Frage, was tun, wenn nicht arbeiten, ließen sich früher viele und sehr verschiedene Antworten finden, heutzutage allerdings oft nur ein "Sich-beschäftigen", das einem "Beschäf-tigt-werden" ähnlich ist. Einige führende Wirtschaftswissenschaftler haben deshalb auch schon folgende Schlußfolgerung gezogen: Gäbe es Spiele, Künste, Rituale und Religionen nicht schon, müßte man sie erfinden, damit Menschen etwas zu tun haben, ohne (indus-triell/erwerbsmäßig) zu produzieren oder zu konsumieren.

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Wie alle Werte ist die Arbeit ein "Gegenstand" der Bewertung, soweit sich die entsprechende menschliche Leistung bewerten läßt. Moderne Schulung und Ausbildung ist darauf angelegt, möglichst gleichmäßig und gleichermaßen leistungsfähig werden zu lassen, damit wie es die Chancengleicheit verlangt, jeder Mensch Zugang zu jeder Tätigkeit und damit entsprechender Verdienstmöglichkeit erhält. (Was er hat, hat er erarbeitet, es begründet sein Selbstwertgefühl, das meist an die Stelle des Bewußtseins von Würde getreten ist.) Dies streben inzwischen auch schon die meisten "(noch) nicht industrialisierten" Nationalstaaten ("Gesellschaften") an, und sie werfen den (hoch) industrialisierten Nationalstaaten vor, daß sie es nicht dazu kom-men lassen. Selbstverständlich sind die verarmten, im ständig wachsenden Elend vegetieren-den etwa zwei Milliarden Menschen nicht untätig oder arbeitsscheu, sie finden jedoch keine Möglichkeit in dem für uns heute üblichen Sinn zu arbeiten. (Könnten sie es, dann wären die Rohstoff- und Umweltprobleme noch viel schlimmer als sie jetzt schon sind.) Diese infra-strukturell bedingte Arbeitslosigkeit ist alarmierend und birgt wachsende Gefahren. Große Migrationen ("Wanderungen") werden sich ökonomisch und daher auch politisch kaum auf-halten lassen, aber bei entsprechendem Einsatz wenigstens abschwächen lassen. Die Proble-matik ist deshalb nicht mehr nur ökonomisch-ökologisch zu bedenken, sondern ganz beson-ders auch politisch. Dazu muß das Thema aufmerksam, entmythologisiert und desakralisiert in einer Atmosphäre diskutiert werden, in der Subsidarität und Kooperation ("echte und ehrliche Zusammenarbeit") zur Minderung des wachsenden Ungleichgewichtes der Weltwirtschaft noch eine Bedeutung haben. Hinzu kommen muß dann allerdings noch der Wille und die Fä-higkeit, die Ergebnisse in die Praxis umzusetzen. Eine entmythologisierte, anthropologisch begründete Theorie der Arbeit fehlt und müßte des-halb entwickelt werden. Sie müßte verständlich machen, daß es nicht nur eine Vielzahl von lokalen, regionalen und globalen sowie nationalen Problemen gibt, sondern daß sie auch nicht mehr als voneinander unabhängig zu betrachten sind. Diese Theorie muß berücksichtigen, daß es sich einerseits um Menschen handelt, die durch ihre Arbeit sich und ihre Familien mit dem Notwendigen versorgen möchten - in dieser Hinsicht gibt es fraglos ein Anrecht auf Arbeit -, andererseits Arbeit in den verschiedenen Kulturen nicht nur sehr verschiedene Formen der Ausbildung, Ausführung, Aufteilung und Einteilung haben kann, sondern auch sehr verschie-dene Inhalte. Unausweichlich ist aber auch inzwischen geworden, daß alle Gesellschaften die üblichen Arbeitszeiten aufeinander abstimmen. Prinzipiell ist Zeit das einzig zuverlässige und aufschlußreiche Maß aller (wirtschaftlichen) Aktivitäten, nicht nur für die objektive Bewertung, sondern auch für die subjektive. Was mir als Einzelnem oder uns als Gemeinschaft die Arbeit, die Muße, das Spiel, die Mahlzeiten, das Gebet, das Zusammensein mit Freunden und der Sport wert ist, ist an der Zeit abzulesen, die wir diesen Tätigkeiten einräumen und an der Intensität, mit der wir sie durchführen. Dabei sollte nicht vergessen werden wie stark die moderne Kosmologie und Biologie an unserem bisherigen Verständnis von Zeit rüttelt. Hat vielleicht auch deshalb die westliche Vorstellung von „Zeit ist Geld“ eine so große Akzeptanz gefunden? Die folgende Tatsache könnte dafür eine indirekte Bestätigung sein. Vor 40 Jahren lag das Verhältnis von Güterumsätzen zu Fi-nanzumsätzen bei etwa 1:1, heute bei 1:30, und die „globalen Zauberlehrlinge“, die Börsianer, erhöhen ihre Einsätze bei diesem „Börsen-Roulette“ immer noch schneller. Die moderne (Aus)-Bildung hat weder dazu geführt, daß die neuen Zauberlehrlinge - ziemlich genau 200 Jahre nach Goethes Zauberlehrling - ihre „Aktienflut“ bändigen können, noch daß den negati-ven Technologiefolgewirkungen ausreichend entgegengewirkt werden kann.

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6 Zwischen Wissenschaft und Religion Wissenschaft und Religion haben auf drei Ebenen den selben Ursprung: 1. Der Boden, auf dem sie wachsen, nämlich die biologische Spezies des Homo Sapiens 2. Die treibende Kraft für Wissenschaft und Religion, nämlich der "Durst" nach Wahrheit und

Gerechtigkeit 3. Die gemeinsame frühe primitive Form, in der sich Wissenschaft und Religion ausdrücken,

nämlich die Mythen In jeder Kultur waren in den Anfängen deshalb Wissenschaft und Religion untrennbar. Ihre Trennung beginnt erst wesentlich später, z.B. in Europa mit dem Beginn der Säkularisierung und der empirischen Wissenschaft, die dann schließlich zu der heutigen Feindschaft zwischen beiden geführt hat, die sich langsam abbaut, und zwar in dem Maße wie wir erkennen und anerkennen, daß es sich um komplementäre Strukturen handelt und die Feindschaft deshalb ein Scheinproblem war. Damit wird auch wieder deutlich, daß Wissenschaft dafür steht, was Menschen wissen können, und Religion für das, was Menschen tun sollen. „Wahre Wissen-schaft und wahre Religion ergänzen sich also bei der Suche des Menschen nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Schönheit, wobei inhumane, wissenschaftlich begründete Verbesserungen unserer Lebensbedingungen ebenso begrenzt werden wie die Oberflächlichkeit religiöser Wahrheitssuche. Der Theologe Hans Küng hat in diesem Zusammenhang in seinem Buch „“Projekt Weltethos“, Piper Verlag, München 1990, auf Seite 121 folgendes geschrieben: „Wahre Menschlichkeit ist die Voraussetzung wahrer Religion! Das heißt: Das Humanum (der Respekt vor menschlicher Würde und Grundwerten) ist eine Mindestforderung an jede Religion: Wenigstens Humanität (das ist ein Minimalkriterium) muß gegeben sein, wo man echte Religiosität realisieren will. Doch warum dann Religion? Wahre Religion ist Vollendung wahrer Menschlichkeit! Das heißt: Religion (als Ausdruck umfassenden Sinnes, höchster Werte, unbedingter Verpflichtung) ist eine Optimalvorausset-zung für die Realisierung des Humanum: Gerade Religion (das ist ein Maximalkriterium) muß gegeben sein, wo man Humanität als wahrhaft unbedingte und universale Verpflichtung reali-sieren und konkretisieren will." Bemerkungen: C. F. von Weizsäcker bezeichnet den Rationalismus als den Grundzug der neuzeitlichen Wissenschaft und als das Wagnis einer Erkenntnis ohne Liebe. Die neue String-Theorie bringt die Physik bzw. die Kosmologie immer weiter weg von dem Bereich des (nachprüfbaren) Faktenwissens hin in den Bereich des Glaubenswissens.

7 Zum Thema Weltraumforschung bzw. Umweltforschung vom Weltraum aus

(In diesem Arbeitsgebiet hat der Autor mehr als 30 Jahre theoretisch und praktisch gearbeitet. Sein Wissenschaftsverständnis wurde hier am stärksten geprägt.) Wissenschaft und Forschung haben seit dem Ende des kalten Krieges erheblich an Einfluß verloren. Die Weltraumforschung, die über einige Jahrzehnte eine Sonderrolle spielte, hat aber zusätzlich noch mit dem schnell wachsenden „Cyberspace“ eine faszinierende Konkurrenz bekommen, die ihren Einfluß noch weiter mindert. Cyberspace beschreibt die Möglichkeiten der direkten Verknüpfung von (computererzeugter) digitaler Information mit dem menschlichen Wahrnehmungsvermögen. Dabei entsteht unter anderem auch die sog. „virtuelle Realität“ (VR), auch virtuelle Umwelt genannt, die „Reisen

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in den menschlichen (Innen)-Raum“ ermöglicht, schnell, einfach und billig, aber zum Teil auch (gefährlich) abhängig machend. Zum Thema Cyberspace sagt der US amerikanische Phi-losophielehrer Michael Heim in seinem Buch „The Metaphysics of virtual Reality“ (Oxford University Press, 1993) : „The computer recycles ancient Platonism....“ ( Der Computer re-cykliert den alten Platonismus ), und man sollte vielleicht ergänzen „und verknüpft ihn mit einer einfachen Möglichkeit zur Realitätsflucht.“ Wenn es nicht gelingt, Wissenschaft im allgemeinen und die Weltraumforschung im besonde-ren, bzw. die immer wichtiger werdende globale Umweltforschung vom Weltraum aus, wie-der "attraktiver" für die Öffentlichkeit zu machen, werden die staatlichen Unterstützungen dafür weiter schrumpfen, mindestens solange die wirtschaftliche Krisensituation anhält, und die Suche nach privaten "Sponsoren", die - aus welchen Gründen auch immer - Weltraumfor-schung fördern wollen, muß verstärkt fortgesetzt werden. (Die Mittel im Bereich der extrater-restrischen Grundlagenforschung wurden in den letzten Jahren in der Bundesrepublik Deutschland um mehr als 50 % gekürzt.) Nur durch eine solche zusätzliche (längerfristige) Förderung können die bisherigen Investitio-nen und das Wissen in die Zukunft "gerettet" werden und die entsprechenden notwendigen längerfristigen Arbeitsplätze in der Weltraumforschung. Dann sind sicher auch auf diesem Gebiet wieder mehr Innovationen als gegenwärtig zu erwarten. Die Politiker warten mit Ungeduld darauf, im Glauben, damit der Weltwirtschaftskrise besser begegnen zu können. (Innovationen um jeden Preis - als Selbstzweck - können lebensgefährlich sein oder es durch ihre Folgewirkungen werden.) Fortschritt durch Wissenschaft heißt heute das Motto! Welch ein Unterschied zu den Vorstellungen von vor 200 Jahren, als man in Europa erstmals an den Fortschritt der Wissenschaft zu glauben begann! Die vielen Diskussionen, die in diesem Zusammenhang geführt wurden oder werden, haben bisher noch wenig zu einer Klärung des grundsätzlichen Problems beigetragen und werden es auch so lange nicht, wie wir nicht ge-nauer wissen, was wir genauer unter dem Begriff „Fortschritt“ verstehen wollen. C.F. von Weizsäcker hat in diesem Zusammenhang gesagt: „Ein unbegrenzter Fortschritt, der nur ein technisch materieller ist und nicht zugleich eine größere Bewußtseins- und Wahrnehmungsrei-fe enthält, kann nur katastrophal sein“. Hier ist insbesondere die Verantwortung der Wissen-schaft bzw. die der Wissenschaftler in einem synergetischen „Zwischen von Politik und Öko-nomie“ gefordert. Die heute verstärkt notwendig werdenden Vorsorgemaßnahmen, insbeson-dere wegen der (negativen) Technologiefolgewirkungen im Umweltbereich, machen deutlich, daß Wissenschaft nicht ein Beruf wie jeder andere sein kann und darf. Es muß ganz bewußt mehr „Wissen“ in einem synergetischen Zwischen von Beruf und Berufung, einem „Dazwi-schen“, „geschaffen“ werden und Wissenschaft muß mehr als bisher als Anleitung zum fra-genden Denken verstanden werden, um besser als bisher die notwendige Verantwortung über-nehmen zu können und um dem negativen Trend, z.B. der wachsenden Wissenschaftsfeind-lichkeit, besser entgegenwirken zu können. Der Autor versucht mit diesem Beitrag, im Be-wußtsein seiner „Hofnarrenrolle“, einen entsprechenden Dialog anzustoßen. Er hofft dabei insbesondere auf eine aktive (praktische) Unterstützung durch den direkt betroffenen „gesun-den Mittelstand“ aus Wissenschaft, Technik und Verwaltung - öffentlich wie privat - sowie auf eine mehr grundsätzliche Unterstützung durch die zuständige, meist nur mittelbar betrof-fene kleine (politische und kulturelle) „Elite“.

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8 Zusammenfassung Der Autor entwickelt weder eine (neue) Theorie der Wissenschaft noch eine der Arbeit, son-dern berichtet nur über Denkweisen und will damit zeigen, wie notwendig diese Theorie(n) wäre(n). Wenn es nicht bald ein anderes, eindeutigeres, insbesondere aber weniger beliebiges Verständnis von Wissenschaft und Arbeit geben wird, dann muß die internationale Wissen-schaftsgemeinde mit noch mehr Arbeitslosigkeit und Unbedeutendheit rechnen. Dann müssen die Deutschen sich auch von dem fast 200 Jahre alten (deutschen) Humboldtschen Ideal von der „Bildung durch Wissenschaft“ verabschieden, dem die deutschen Universitäten noch heu-te verpflichtet sind. Um diesem Trend entgegenzuwirken ist es heute notwendig, ganz bewußt „Wissen zu schaffen“ in einem (synergetischen) Zwischen von Beruf und Berufung. Bemerkung: Der SPD-Politiker Peter Glotz hat die gegenwärtige Lage der deutschen Uni-versitäten gründlich analysiert und Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Er will den Begriff Bildung nicht „wegwerfen“, sondern „weiterdenken“, und er möchte auch den Gedanken „Bildung durch Wissenschaft“ als ein Grundprinzip erhalten - mindestens wohl solange wie seine Frage, ob es was „Besseres“ gibt, nicht beantwortet worden ist. Universitätsreformen und Bildungsreformen, die diese grundsätzlichen Veränderungen in unserem Verständnis von Wissenschaft nicht genügend berücksichtigen, werden nur oberflächliche "Schönheitsreparaturen" bleiben. Die von Peter Glotz geforderte Entwicklung einer neuen Kommunikationskultur an bzw. durch die Universitäten sowie die geforderte Strategie der Entkopplung, Flexibilität und Selbstregulierung sind zwar notwendige, aber nicht notwendigerweise auch schon hinreichende Bedingungen für eine „Wiedergesundung“ der deutschen Universität. Dazu bedarf es unter anderem sicher noch konkreterer, bindenderer Antworten auf die beiden Fragen: 1. Was wollen wir unter Wissenschaft verstehen? 2. Was wollen wir unter Arbeit verstehen? 80 Jahre nach Max Webers Vortrag trägt für den Autor (empirisch fundierte) Wissenschaft bei zu einem besseren Selbstverständnis im Verhältnis zum Kosmos, komplementär zur Transzendenz, ermöglicht technisches Handeln und ist für die Wissenschaftler eine an-spruchsvolle Möglichkeit der Selbstdarstellung.

9 Der Autor Gerd Karlheinz Hartmann, geboren 1937 in Eschwege, studierte von 1957- 1964 Physik an der Georg-August-Universität Göttingen, wo er auch 1967 seine Doktorprüfung ablegte. Seit 1965 arbeitet er als Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Aeronomie (MPAE), D-37191 Katlenburg Lindau. Von 1975-1978 war er kommissarischer Leiter des Teilinstituts IlkgU (Institut für langzeitige Kontrolle geophysikalischer Umweltbedingungen). Mehr als 10 Jahre arbeitete er an der Erforschung der oberen Atmosphäre mit Hilfe von Satellitenbaken-signalen. Seit 1978 ist sein Hauptarbeitsgebiet die Erforschung der unteren Atmosphäre mit Hilfe der Mikrowellenradiometrie. Er ist "Principal Investigator" (PI, Leitender Projektwis-senschaftler) des internationalen Forschungsprojektes "Millimeterwellen-Atmosphären-Sondierer (MAS) für den Einsatz auf Space Shuttle (STS)", an dem die Bundesrepublik Deutschland, die Schweiz, die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und seit einigen Jah-ren auch noch Argentinien beteiligt sind. Dieses Experiment wurde erstmalig im Rahmen der

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ATLAS 1 Space Shuttle Mission der NASA mit dem Space Shuttle ATLANTIS vom 24.03.92 bis 02.04.92 erfolgreich geflogen, ferner im Rahmen der ATLAS 2 Mission (Space Shuttle DISCOVERY vom 08.-17.04.1993) und der ATLAS 3 Mission (Space Shuttle ATLANTIS im Nov. 1994). Siehe auch im Internet unter: http://www.mpae.gwdg.de/mpae_projects/MAS/MAS.html und http://www.dfd.de.info/AVC/MAS/ . Neben diesen Arbeiten beschäftigt er sich seit 1965 mit allgemeinen und speziellen Informati-ons- und Dokumentationsproblemen, insbesondere unter dem Aspekt großer Mengen zeit- und raumabhängiger Daten, wie sie bei seinen wissenschaftlichen Projekten auftreten. Als Folge davon ist er heute als Berater in verschiedenen nationalen und internationalen Gremien tätig und hat Vorlesungen und Seminare an verschiedenen Orten in Europa, insbesondere aber den USA sowie in Argentinien und Chile gehalten; Länder, die er in den letzten 30 Jahren im Rahmen seiner wissenschaftlichen Projekte häufig besucht hat. 1986 wurde ihm ein Lehrauf-trag und eine Gastprofessur für "Filter- und Informationstheorie" an der Universität Mendoza in Argentinien erteilt, die im Jahre 1988 um den Bereich "Bewahrende Nutzung der Umwelt" erweitert wurde. In diesem Zusammenhang ist er seit 1988 auch ehrenamtlich als internationa-ler Koordinator des dortigen Umweltprogrammes "PRIDEMA" tätig. Seit 1991 ist er ehrenamtlicher, auswärtiger wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Um-weltforschung (IEMA) der Universität Mendoza (Argentinien) und ordentlicher Professor an der Universität Mendoza (UM) für "Fernerkundung (remote sensing) zum bewahrenden Nut-zen der Umwelt". Ihm wurde der Dr. Luis Federico Leloir Preis (Medaille) für internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Argentinien (auf dem Gebiet der Umweltforschung) am 10.12.91 in Buenos Aires überreicht, von Prof. Dr. R.F. Matera, dem Minister für For-schung und Technologie der Republik Argentinien. Gegenwärtig arbeitet er an dem Vorschlag eines möglichen MAS-Folgeprojektes, ferner an dem Problem der "werterhöhenden Validation", d.h. einer „vertiefteren (verbesserten) Bewer-tung“ von ausgewählten Fernerkundungsdaten der Erdatmosphäre. Er ist außerdem Manager eines internationalen (Experiment)-Proposals zur Untersuchung der MARS-Atmosphäre im Rahmen der von der Europäischen Weltraumforschungsagentur (ESA) geplanten MARS EX-PRESS Mission. Neuere interdisziplinäre Texte des Autors

[1. ] Hartmann; G.K.: Information and filtering: Between preliminary certainty and determi-

nable uncertainty. MPAE-L-66-93-09, 1993. [2. ] Hartmann, G.K.: MAS on ATLAS: An experience of “The in between” economy and

ecology; MPAE-L-66-93-08; 1993. [3. ] Hartmann, G.K.: Responsibility with Respect to Fault, Error and Uncertainty Occurring

in the Interfaces Between Man and Its Environment and Man and Machine, MPAE-L-66-94-23, 1994.

[4. ] Dieminger, W. and Hartmann, G.K.: Introduction to the Earth’s Atmosphere, S. 3 - 18. In: The Upper Atmosphere; Data Analysis and Interpretation (Hrsgb. W. Dieminger, G. K. Hartmann, R. Leitinger) Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1996.

[5. ] Hartmann, G.K.; Science responsibility and risk management: Are we predetermining the results of research?, MPAE-L-015-96-17, 1996 (Deutscher Text: Die Verantwortung der Wissenschaft und das Risikomanagement: Bestimmen wir die Ergebnisse unserer Forschung im Voraus?; MPAE-L-015-96-17d; 1996).

[6. ] Hartmann, G.K.: More conserving utilization of our environment requires more claim of responsibility and more teamwork : A pleading for more cooperative learning and tea-

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ching, MPAE-L-015-97-03, 1997. (Deutscher Text: Mehr bewahrendes Nutzen unserer Umwelt erfordert mehr Mut zur Übernahme von Verantwortung und mehr Teamarbeit: Ein Plädoyer für mehr kooperatives Lehren und Lernen, MPAE-L-015-97-03d , 1997)

[7. ] Hartmann, G.K.: Facts about data from the Earth’s Atmosphere, MPAE-L-015-97-24, 1997 (Deutscher Text: Fakten über Daten der Erdatmosphäre, MPAE-L-015-97-24d, 1997)

[8. ] Hartmann, G.K.: Space Research between Russia and the USA. A Chance for Europe?, MPAE-L-015-98-02, 1998 (Deutscher Text: Weltraumforschung zwischen Rußland und den USA. Eine Chance für Europa?, MPAE-L-015-98-02d, 1998)

Bemerkungen: a) Der vorliegende Text basiert wesentlich auf den oben aufgeführten interdisziplinären Tex-

ten des Autors b) Der Autor dankt Herrn Prof. Dr. H.A. Fischer-Barnicol für wichtige Diskussionen und

Beiträge zu diesem Thema Anschriften des Autors: 1. Privatanschrift: Gerd Hartmann, Pfarrer Opielka Str. 9, D-37434 Bilshausen; Tel.: +49 -

5528 -8347 2. Dienstanschrift: Dr. G. K. Hartmann, Max -Planck -Institut für Aeronomie; Max-Planck-

Str. 2, D -37191 Katlenburg -Lindau; Tel.: +49 -5556 -979 -336/332/344; Fax: +49 -5556 -979 -240; E-Mail: [email protected]

3. Prof. Dr. G. K. Hartmann,Universidad de Mendoza, IEMA, Perito Moreno 2397, 5501 Go-doy Cruz, Mendoza Argentinia, Tel: +54 -261 -4392939 / 200740, Fax: +54 -261 -4392939; E -Mail: [email protected]