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Wo? - Google My Maps · Redaktionsschluss: 15.12.2013 Auflage: 300 Stück Gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern. lag-report

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Wann?

08. Januar

20. Januar

20. März

15.-18. Mai

21. Juni

21./22. Juni

06. Juli

11.-13. Juli

01. August

02. August

03. August

08. August

09. August

14. August

15. August

17. August

22. August

24. August

29. August

29.-31. August

30. August

31. August

17. September

20./21. September

22.-28. September

27./28. September

04. Oktober

21.-25. Oktober

06. Dezember

Was?

Begleitveranstaltung zur Ausstellung„Vergessene Rekorde - Jüdische AthletInnenvor und nach 1933“ (19.11.13-26.01.14)Vortrag-Prof. Dr. Hans Joachim Treichler,Universität Potsdam

Praktikumsbörse am Institut für neue MedienRostock - verschiedene Bereiche und Menschen des Instituts kennen lernen, einen weitreichenden Einblick in die Welt der Medien-und Kreativwirtschaft gewinnen…

Fachtagung „Kultur, lebenslanges Lernen -auch für Ältere?“

FiSH – Filmfestival im StadtHafen

Kultur- und Theaterpicknick

23. Jahrmarkt & Abendkonzert am 21. Juni

2. Kräutertag an der Burg

2. Transit-Fest

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

10. Filmfest der NEUE HEIMAT film

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

7. Internationales Suppenfestival

Fantakel-Festival

Interkulturelle Woche

Handarbeitsbörse „Magisch-mystisch-märchenhaft“

21. Appelmarkt

Internationale Festivalbiennale TANZTENDENZEN

20. Adventsmarkt

Wo?

Kröpeliner Tor, Rostock

16 bis 18 Uhr,Budapester Straße 16, Rostock

InterCityHotel Schwerin

Rostock

Eggesin

Burg Klempenow

Burg Klempenow

Burg Klempenow

Premiere Schloss Griebenow

Künstlerhaus Heinrichsruh

Gut Neuensund

Kloster Ribnitz

Schloss Lelkendorf

St. Spiritus Greifswald

Burg Klempenow

Schloss Ludwigsburg

Schloss Schlemmin

Kranich-museum Hessenburg

St. Jakobi Stralsund

Burg Klempenow

Schloss Stolpe/ Usedom

Künstlerhaus Lukas Ahrenshoop

Boulevard NB

Greifswald

SKBZ Neubrandenburg

Jahnsport-Forum NB

Burg Klempenow

Greifswald

Burg Klempenow

Info

www.geschichtswerkstatt-rostock.de

www.ifnm.de

www.seniorenring-mv.de

www.ifnm.de, www.fish-rostock.de

www.kulturwerk-vorpommern.de

www.burg-klempenow.de

www.burg-klempenow.de

www.burg-klempenow.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.burg-klempenow.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.skbz-nb.de

www.lag-soziokultur-mv.de

www.skbz-nb.de

www.skbz-nb.de

www.burg-klempenow.de

www.tanztendenzen.de

www.burg-klempenow.de

Voraus geschaut auf 2014

Lieber ein Fisch sein, lieber ein Fisch sein... Das Stück ist zu Ende. Stille im Klanghaus Ilow. Dann ein Applaus, der nicht zu enden scheint. Im-mer wieder bittet das Publikum Schauspielerin und Musiker auf die Bühne. Mit dieser Veranstaltung führt die Kulturwirkstatt Ilow e.V. erfolgreich fort, was sie in der Vergangenheit bereits mit Gastspie-len namenhafter Theater begonnen hat. Sie zeigt, dass es möglich ist, große Kunst auf eine kleine Bühne zu holen. Das Publikum nimmt dankbar an und in den 90 Minuten der Aufführung ent-stehen viele intime Momente zwischen Künstlern und Gästen. Im Anschluss verweilen noch viele der knapp 60 Zuschauer in Gespräche vertieft. Die an-genehme Atmosphäre macht es ihnen leicht, sich mit Fragen an Schauspielerin Jana Sonnenberg, Regisseur Ralf Kober oder die Musiker Stefan Lind-ner und Antonio Kühn zu wenden; und Aitmatows Stück ist keine leichte Kost, das Ende wirkt nach, bedrückt.

Zu DDR-Zeiten gehörte der kirgisische Schriftsteller zur Pflichtlektüre in den Schulen. Sein erstes und bekanntestes Werk fand weltweit Anklang: „Dsha-milja“ gilt als schönste Liebesgeschichte der Welt. Mit „Der weiße Dampfer - Ein Stück Erinnerung“ brachte das Theater Randfigur aus Usedom nun je-doch eine tragische Geschichte auf die Ilower Büh-ne. Es ist die Geschichte des namenlosen Jungen, der an der Eiseskälte der Mitmenschen zugrunde geht. Erschienen 1970, spielt die Erzählung in einer einsamen, abseits gelegenen kleinen Waldsied-lung in einem Naturschutzgebiet im kirgisischen Nationalpark zu Zeiten des Kommunismus. Nicht viele Gemeinsamkeiten mit unserer heutigen Welt, möchte man meinen und doch ist das Thema aktu-eller denn je. Es wirft Fragen auf: Wie leben wir ei-gentlich, geht es uns um ein Über- oder Miteinan-der-leben? Obwohl ein Ein-Mann-Stück, bleibt die Aufführung nah an der Vorlage. Jana Sonnenberg verkörpert den Erzähler, den Großvater, die Groß-mutter, den Schwiegersohn Oroskul oder die kin-derlose Tochter. Dabei spielt sie geradezu episch, schöpft alle Möglichkeiten ihrer starken, klaren Stimme aus. Einzig der Junge tritt als Figur an ihre Seite, eine kindsgroße Puppe, weiß - so gesichts- wie namenlos. Gerade ihm verleiht sie eine Stimme - so berührend, dass der Zuschauer auf die Bühne stürzen möchte, um den Jungen seinem Schicksal zu entreißen. Das Violinenspiel von Stefan Lind-ner begleitet sanft-melodiös - die Percussion von

Der weiße Dampfer Ein bewegendes Theaterstück im Klanghaus Ilow

Kulturwirkstatt Ilow e.V. Ilow 14, 23974 Neuburg Hans-Henning Meyer (1. Vorsitzender), Jochim Uplegger (2. Vorsitzender)

Antonio Kühn untermauern kraftvoll-rhythmisch. Zusammen mit der minimalistischen Bühnenaus-stattung lässt die Inszenierung viel Raum für die eigene Fantasie, so können die Charaktere ganz individuell im Betrachter entstehen.

Der Junge, um den es geht, erfährt keine Liebe, keine Geborgenheit, keinen Schutz. Vater und Mutter haben ihn allein zurückgelassen bei seinen Großeltern. Die Großmutter ist nur um ihr eigenes Leben besorgt. Einzig der Großvater kümmert sich um den Jungen - bis er es nicht mehr kann. Es ist eine kalte Welt, in der die Geschichten von damals keinen Platz mehr haben - eine Welt ohne Trost und Zukunft - zu schwer für ein kleines Kinderherz. Die Parallelen zu Jessica, Kevin, Lea-Sophie und all den Kindern, die keine Namen haben, werden so bewusst, dass das Zusehen schmerzt. Ebenso wie der Autor verweigert der Regisseur dem Zuschauer einen Ausweg. Aitmatow verstand dieses Ende als Zeichen des Protests: der Junge „hatte doch kein andres Mittel, das Böse zu besiegen. Seine Seele war viel zu rein.“ Und so geht auch Jana Sonnen-bergs Junge am Ende in den Fluss: Lieber ein Fisch sein...

Jana Sonnenberg ist als freie Schauspielerin und Puppenspielerin tätig und gründete die Puppen-bühne Sonnenberg, bevor sie diese 2009 zum Theater Randfigur erweiterte. Bislang erarbeitete sie sich mit unterschiedlichen Regisseuren 14 In-szenierungen, die sich an der Grenze zwischen Schauspiel und Puppenspiel bewegen. Sie laden - je nach Inhalt - Kinder oder Erwachsene zum Stau-nen, Träumen, Lachen oder Innehalten ein.

Die Kulturwirkstatt Ilow e.V. fördert seit 1999 die Kultur und Umwelt im ländlichen Raum, seit 2007 überwiegend durch regelmäßige Angebote im vereinseigenen Klanghaus Ilow. Projekte und Veranstaltungen mit Bezug zur Burgwallanlage Ilow gehören ebenfalls dazu. Derzeit engagieren sich 39 Mitglieder ehrenamtlich im Verein. Dank der Förderung durch die LAG Soziokultur MV e.V., Landkreis Nordwestmecklenburg und die Gemein-de Neuburg können pro Jahr rund 20 Veranstal-tungen realisiert werden.

Doreen Ksienzyk arbeitet freiberuflich als Texterin und für die Kulturwirkstatt Ilow e.V. im Bereich Or-ganisation und Öffentlichkeitsarbeit.

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lag-report 14 - 2013

Informationsheft der Landesarbeitsgemeinschaft SoziokulturMecklenburg-Vorpommern e.V.

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Inhaltsverzeichnis

EDITORIAL

Unbeirrt immer weiter – Utopisten, Aktionäre, Aktivisten in Mecklenburg-Vorpommern

AKTUELL

Landeskulturrat Mecklenburg-Vorpommern

Braucht Mecklenburg-Vorpommern ein Kulturfördergesetz?

Soziokulturelle Zentren in Zahlen

Im Osten nichts Neues

Was führt ein Kürbishuhn aus Mecklenburg-Vorpommern nach Bayern?

LAG

Angelika Janz erhält Förderpreis der LAG Soziokultur MV

Jugend- und Familienzentrum „Club am Südring“ in Parchim

OPERNALE e.V.

Neu in der LAG, aber „alter Hase“ in der Soziokultur: Michael Schmal

Alte Kachelofenfabrik besteht 20 Jahre

Das erste Jahr der Frieda-Aktie

I have a dream from Permakultur in Europe

Aktive Seniorinnen und Senioren in der Landeshauptstadt

ÜbergangOvergang

INFO

2. Förderphase „Jugend ins Zentrum!“ – 50 Projekte für 2014 ausgewählt

Neue Vordrucke für Spendenbescheinigungen Stand: 19.11.2013

Schwarz-Weiß Fotoausstellungen von Martin Kulinna, NeubrandenburgDie Bibliothek der INITIATIVE ROSA-LILA Neubrandenburg -eine soziokulturelle Seltenheit in Deutschland

Gute Nachrichten aus den Provinzen

UNSERE AUTOREN

ImpressumHerausgeber: Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur Mecklenburg-Vorpommern e. V.Lange Straße 49, 17489 Greifswald, Telefon und Fax 0 38 34/ 79 96 46 [email protected], www.lag-soziokultur-mv.de

Redaktion und Gestaltung: Karl Naujoks, Gudrun Negnal, V. i. S. d. P. Brigitte SchöpfEinbandgestaltung und Layout: Simone R. Voigt, Greifswald/Berlin, [email protected] und Druck: Druckerei Steffen GmbH, Friedland/Meckl.Redaktionsschluss: 15.12.2013Auflage: 300 Stück

Gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern.lag-report fördert als Medium auch den Meinungsaustausch und die Diskussion.Die hier veröffentlichten Beiträge entsprechen deshalb nicht in jedem Fall der Meinungdes Vorstandes der LAG Soziokultur MV e. V.

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Unbeirrt immer weiter – Utopisten, Aktionäre, Aktivistenin Mecklenburg-Vorpommern

Ja, die Soziokultur in Mecklenburg-Vorpommern ist weiter lebendig. Unverdrossen entstehen landauf, landab neue Projekte. Die Angebote der mehr als 120 soziokulturellen Zentren im Land öffnen Horizonte und sorgen für Kunstgenuss auch an scheinbar alltäglichen Orten. Denn direkt nachgefragt, macht es vielen KulturarbeiterInnen immer noch „irren Spaß“, genau das zu tun: Kultur für alle zugänglich zu machen und Menschen jeden Alters zu kreativen Taten zu inspi-rieren.

Das Jahr 2013 war für uns in ein ereignisreiches, turbulentes und es war auch nervenaufreibend. Denn mehr Durcheinander und Unsicherheit bei den administrativen Angelegenheiten in der Soziokultur gab es kaum. Noch ist die neue Richtlinie zur Landeskulturförderung in Arbeit. Ende November wird nun der Landeskulturrat mit Landräten und Oberbürgermeistern über eine kommunale Kulturquote für mehr Planungssicherheit beraten. Wünschen wir den EntscheiderInnen gesunden Menschenverstand, verbunden mit Ideen für eine Kulturlandschaft, die in die Zukunft reichen. Wir wünschen ihnen ein wirklich offenes Ohr für alle die, die fröhlich und unbeirrt weiter an ihrem bisher unsicheren Kulturarbeitsplatz bleiben.

Die guten Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern in diesem lag-report:

Beim Landes-Seniorenring in Schwerin sind seit 1994 die über 55-Jährigen aktiv: schreiben, drehen Filme, fotografieren, spielen Theater. Wie man seniorTrainer wird, lesen Sie ab Seite 24.

Utopisten und Aktivisten aus Mecklenburg-Vorpommern sind porträtiert im Dokumentarfilm von Holger Lauinger und Daniel Kunle „Wir könnten auch anders“, der ab Seite 30 vorgestellt wird.

„Ich habe einen Traum von Permakultur in Europa“ ist Titel eines europäischen Projektes, zu dem sich in diesem Sommer junge Menschen im SKBZ Neubrandenburg trafen.

Neue Geld-Modelle für Kultur werden erfolgreich in Rostock realisiert: Die Frieda-Aktie ist der Versuch, das Kunst- und Medienprojekt Frieda 23 durch public-privat-partnership zu finanzieren.

„Der weiße Dampfer“ von Tschingis Aitmatov wurde im Klanghaus Ilow inszeniert und berührt die ZuschauerInnen auf intensivste Weise.

Der Rostocker Frauenkulturverein spannt mit dem Projekt „ÜbergangOvergang“ eine Kulturbrücke über die Ostsee und präsentiert in der Rostocker Nikolaikirche, in der Remise Gedser und in der ehemaligen Marinestation Gedser eine Kunstausstellung mit 21 KünstlerInnen aus der Region Lolland-Falster und Mecklenburg-Vorpommern.

Herzlich begrüßen wir in der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur drei neue Mitglieder: den Opernale e.V. Sundhagen und den Bürgerkomitee Südstadt e.V. Parchim. Seit 2010 engagieren sich im Opernale e.V. junge MusikerInnen, RegisseurInnen und RestauratorInnen für neue Zugänge zu den Darstellenden Künsten. Langfristig will der Verein eine Plattform für junge BühnenkünstlerInnen sein und das an Orten, deren Erhaltens-Wert auch durch barocke Kunstfeste öffentlich gemacht werden soll. Der Trägerverein Bürgerkomitee Südstadt e.V. entwickelte sich aus einer Bürgerinitiative heraus, die 1988-1991 in der Stadt Parchim großes Ansehen genoss. Von vielen jungen und älteren ehrenamtlichen Helfern und Betrieben aus der Region wurde ein stark sanierungsbedürftiges Haus instand gesetzt und mit Leben gefüllt - Motto „Alle(s) unter einem Dach.“

Ich wünsche Ihnen manchen erstaunlichen Moment beim Lesen unseres lag-reports!

Kristin BeckmannGeschäftsführerin des Rostocker Frauenkulturvereins Die Beginen e.V.

Editorial

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aktuell

Landeskulturrat Mecklenburg-Vorpommern

Gespräch mit Dr. Michael Körner, Vorsitzender des Kulturrates

Prof. Dr. Katharina-Kornelia von Berswordt-Wall-rabe, ehemalige Direktorin des Staatlichen Muse-ums Schwerin - Kunstsammlungen, Schlösser und Gärten, Schwerin;

Prof. Dr. Wolfgang W. Weiss, Kultur- und Bil-dungsberatung, Bremerhaven;

Markus Wiechert, Regierungsbeauftragter der evangelischen Kirchen von Mecklenburg und Pom-mern, Schwerin;

Miro Zahra, Künstlerin und Kuratorin, Plüschow.

Dr. Körner folgte einer Einladung des Vorstandes, die u.a. folgende Bitte enthielt: „Es würde uns freuen, von Ihnen einen Einblick in die Landeskul-turpolitik und die Arbeit des Kulturrates des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu erhalten. Unser ge-meinsames Treffen soll auch den Dialog zwischen dem Kulturrat und den soziokulturellen Akteuren eröffnen.“

Vom LAG Vorstand waren anwesend:Brigitte Schöpf, Gerlinde Brauer-Lübs, Heidemarie Kühn, Norbert Valtin und die Geschäftsführerin Gudrun Negnal.

Vorstand informiert über soziokulturelle Zentren und Landesarbeitsgemeinschaft

Zu Beginn berichten die Mitglieder des Vorstan-des über die vielfältige Arbeit der soziokulturellen Zentren im Land, von Besucherzahlen, von denen manches Theater träumt und von dem relativ zur Hochkultur effektiven Verhältnis von Eigenleistung und Förderung.

Kulturförderung

Dr. Körner berichtet über die Kosten des bisherigen Verfahrens der dreigeteilten Kulturförderung durch Land, Kreise und Gemeinden. Für ca. 500 Anträge im Jahr fallen in den drei Bereichen hohe Bearbei-tungskosten an. Dieses Verfahren soll nun geän-

von Norbert Valtin

Dr. Michael Körner ist Kulturpolitiker und ehemaliger Landtagsab-geordneterKontakt: [email protected]

„Aufgabe des Kulturrates wird es laut Koalitions-vertrag sein, als Impuls-geber und Dialogpartner für Politik, Bildung, Tourismus und Wirt-schaft sowie als Ort des fachlichen Austausches und der Interessenver-tretung der Kunst- und Kulturschaffenden zu agieren.“ (Quelle: Pres-semitteilung des Landes vom 5.3.2012).

Die Gründung dieses neuen Kulturrates leitet einen Strukturwechsel in der Kulturpolitik des Landes ein. Die Grün-dung soll verdeutlichen, dass inzwischen ein neuer Kommunikati-onsprozess im Land in Gang gesetzt worden ist und Persönlichkeiten zur Mitarbeit gewonnen werden konnten, die Kompetenzen im Sinne der Koalitionsvereinba-rung einbringen können und wollen.(www.regierung-mv.de)

lag-report 14/2013

Der Landeskulturrat wurde im März 2012 von Bil-dungsminister Mathias Brodkorb berufen.

Ihm gehören Persönlichkeiten aus Politik, Wirt-schaft und Kultur an:

Dana Bauers, Landesverband für populäre Musik und Kreativwirtschaft M-V e. V., Rostock;

Dr. Klaus Blaudzun, Institut für neue medien gGmbH, Rostock;

Susanne Bliemel, Niederdeutschbeauftragte des Landes M-V, Banzkow;

Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Staatssekretär a. D., Düsseldorf

Dörte Kiehn, Landesverband Freier Theater Meck-lenburg-Vorpommern e. V., Testorf;

Jana Lehrkamp, Landesverband der Kinder- und Jugendkunstschulen M/V, Kunstwerkstätten Greifswald;

Helmuth Freiherr von Maltzahn, Schloss Ulrichs-husen;

KMD Prof. Jochen A. Modeß, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Philosophische Fakultät, Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft, Geschäfts-führender Direktor;

Prof. Dr. Hartmut Möller, Musikwissenschaftler, Hochschule für Musik und Theater Rostock;

Dr. Kathrin Möller, Technisches Landesmuseum M-V, gem. Betriebsgesellschaft mbH, Wismar;

Regina Mönch, Feuilletonredakteurin der Frank-furter Allgemeinen Zeitung, Berlin;

MdL Wolf-Dieter Ringguth, Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e. V., Rechlin;

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aktuell

dert werden. Künftig fördert das Land nur noch Projekte mit landesweiter Bedeutung, alle anderen werden an die Landkreise abgegeben, die die dafür nötigen Mittel vom Land erhalten. Angedacht ist, dass die Kreise genau den Betrag aus Landesmit-teln erhalten, den sie selber als Landkreis geben würden. Was in vielen Fällen am Ende weniger För-derung bedeutet, weil die Landesmittel bei vielen Projekten ein wenig höher waren.

Es wird zukünftig jährliche Förderschwerpunkte geben, nach denen sich alle Förderanträge rich-ten sollen. 2014 z.B. wird der Schwerpunkt „Uwe Johnson“ sein. Förderfähig ist dann alles, was sich um den Schwerpunkt dreht. Ein weiterer Schwer-punkt wird wahrscheinlich 2017 die Reformation sein.

Ein großes Anliegen des Bildungsministers ist die kulturelle Jugendbildung. Für Projekte mit Ganz-tagsschulen im Bereich kulturelle Jugendbildung soll ein größerer Betrag auch langfristig zur Verfü-gung gestellt werden.Bleibt die Aufgabe für den LAG Vorstand, die lan-desweite Bedeutung der Soziokultur in einem Satz zu definieren. Am Ende der Gesprächsrunde bat Dr. Körner Bri-gitte Schöpf noch um Informationen über ihre Arbeit im Kulturrat und im Kulturbeirat, denen sie unter drei Ministerpräsidenten angehörte.

Fazit:

In diesem sehr aufschlussreichen Gespräch erhiel-ten beide Seiten Einblicke in die Arbeit der ande-ren, was hoffentlich den Dialog in Zukunft erleich-tern wird. Es wird gerade für soziokulturelle Zentren nicht leichter, in diesem Land zu überleben. Gemeinsam müssen wir zeigen, dass die Soziokultur sehr wohl landesweite Bedeutung hat. Wo sollen Kinder und Jugendliche hin, wenn die Zentren schließen? Es gibt andere, die diese Lücken schließen können und nur darauf warten, das auch zu tun. Unsere Politiker sollten sich fragen, ob sie das wollen.

Leider kommt das Wort „Soziokultur“ in der Koa-litionsvereinbarung zwischen SPD und CDU Me-cklenburg-Vorpommern für die 6. Wahlperiode 2011-2016 nicht vor.

LAG Vorstand:Brigitte Schöpf,Sozio-kulturellesZentrumSt. Spiritus Greifswald

Gerlinde Brauer-Lübs, SoziokulturellesBildungszentrum Neubrandenburg e.V.

Kristin Beckmann,Die Beginen e.V. Rostock

Heidemarie Kühn, Heimvolkshochschule Lubmin e.V.

Norbert Valtin,Kulturtransit ´96 e.V. Burg Klempenow

Gudrun Negnal,LAG-Geschäftsführerin

5lag-report 14/2013

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Braucht Mecklenburg-Vorpommern einKulturfördergesetz?Einladung zum kulturpolitischen Diskurs

von Gudrun Negnal

Podium: Ulrike Berger, Land-tagsabgeordnete M-V, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Bildungsaus-schussvorsitzende; Torsten Koplin, Land-tagsabgeordneter M-V, Fraktion DIE LINKE; Ger-linde Brauer-Lübs, Ge-schäftsf. des Soziokultu-rellen Bildungszentrum Neubrandenburg e. V. (SKBZ) und stellv. Vors. LAG Soziokultur MV; Bettina Kalisch, Vors. des cultura mobile e. V./Kulturbörse Gnoien

Moderation: Brigitte Schöpf, Leiterin des So-zio-kulturellen Zentrums St. Spiritus Greifswald, Vors. der LAG Sozio-kultur

zum weiterlesen:LANDTAG M-V Drs. 6/1492 6. Wahlperiode 16.01.2013 ANTRAG der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kultur in Mecklenburg-Vorpommern gesetzlich schützen zu finden auf: http://www.dokumentation.landtag-mv.de/Parldok

aus der Einladung zum7. Kulturpolitischen Bundeskongress | Berlin

Der Antrag „Kultur in Mecklenburg-Vorpommern gesetzlich schützen“ der Landtagsfraktionen DIE LINKE und Bündnis 90/Die Grünen wurde in der Landtagssitzung am 30.01.2013 abgelehnt. Dieser Antrag enthält Vieles, was auch die Akteure in der Soziokultur seit langem bewegt und war Anlass zu dieser öffentlichen Diskussion am 19.04.2013 im Sozio-kulturellen Zentrum St. Spiritus Greifswald.Brigitte Schöpf begrüßte die Teilnehmer der Tagung und stellte die ins Podium Berufenen vor.

Mit einem Statement eröffnete Ulrike Berger die Diskussion. Anhand einer Aufzählung der verschie-denen kulturellen Bereiche beschrieb sie Meck-lenburg-Vorpommerns reichhaltige und vielfältige Kulturlandschaft. Um das alles zu schützen brauche es verlässliche politische Rahmenbedingungen.Artikel 16 (1) der Landesverfassung verpflichtet das Land, Gemeinden und Kreise, Kultur, Sport, Kunst und Wissenschaft zu schützen. Dabei werden die besonderen Belange der beiden Landesteile Meck-lenburg und Vorpommern berücksichtigt.Zu diesem allgemeinen Auftrag der Landesverfas-sung mangelt es an der Konkretisierung. Der größte Teil der Kulturförderung ist untergesetzlich geregelt in Verordnungen und Erlassen. Es fehlt jedoch ein eigenes Gesetz.Für Verordnungen und Erlasse ist nicht das Par-lament zuständig, darüber entscheidet allein der Minister. Der Bildungsausschuss hat wenig Mög-lichkeit, bei Verordnungen und Erlassen tätig zu werden.Bislang gibt es in M-V keine verlässliche Grundlage, die den Schutz und die Förderung der reichen Kul-turlandschaft zum Inhalt hat, was dazu führt, dass auf Grund prekärer Haushaltssituationen in Städten und Gemeinden die freiwillige Ausgabe Kultur nicht mehr in entsprechendem Maße gefördert werden kann. Zum Beispiel hat die Kreisverwaltung Vorpom-mern/Greifswald Zuschüsse für die freien Kultur-träger von der Landesaufsicht/dem Innenministeri-um wieder kassieren lassen.

Kulturlandschaft braucht planbare Sicherheit

Es besteht der legitime Wunsch nach halbwegs planbarer Sicherheit. Und so nimmt die Kulturland-schaft seit vielen Jahren Schaden. Viele Künstlerinne und Künstler, viele Kulturschaffende, viele Vereine stehen am Anfang des Jahres immer wieder vor der Frage, ob die Arbeit fortgesetzt werden kann, ob Verträge vorläufig gekündigt werden müssen oder geschlossen werden können.Das Kulturfördergesetz soll die Kultur aufwerten, den Widerspruch auflösen, dass der Auftrag aus der Landesverfassung, Kultur zu schützen, bisher nach-rangig behandelt, wird, weil andere Anforderungen an Kommunen zuungunsten der Kultur existieren. Ein Kulturgesetz würde Gleichbehandlung bedeu-ten, Kulturelle Aufgaben und Daseinsvorsorge und der Unterhalt von Bildungseinrichtungen würden, was die Finanzierung betrifft, gesetzlich gleichge-stellt.Vom Kulturgesetz wird eine Verbesserung der Zu-sammenarbeit von Kunst und Kultur und vor allem von den Kommunen und dem Land erhofft und dass Land und Kommunen gemeinsam Verantwor-tung für Kunst und Kultur tragen.

Die Ziele eines Kulturfördergesetzes:1. Ganzheitlichkeit, d. h. die zurzeit vorhandenen Verordnungen und Erlasse sollen zusammengeführt werden in einem Gesetz, zu einer Gesamtstrategie der Kulturförderung. Alle Bereiche der Kultur sollen im Gesamtzusammenhang betrachtet werden.2. KulturschutzEin Kulturfördergesetz soll die Vielfalt sichern und weiterentwickeln. Dazu braucht man langfristig angelegte Förderkonzepte, die Kostensteigerungen und veränderte Rahmenbedingungen berücksichti-gen.Wenn die kommunale Förderung sinkt, sinkt auch die Landesförderung.3. Rechtssicherheit und TransparenzGefordert werden rechtlich verbindliche Standards und Verfahren für das Antragsverfahren, die För-derung, die Evaluation und das Berichtswesen.Z. B. hat das Sozio-kulturelle Zentrum St. Spiritus

lag-report 14/2013

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Aktuell

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bis jetzt erst mündlich den Zuwendungsbescheid, der Antrag wurde im Herbst gestellt, jetzt haben wir April.Ins Kulturfördergesetz sollen klare Kriterien für die Gewährung und den Ausschluss von Förderung. Bestehende und neue Regeln sollen zusammenge-fasst werden, die Regeln sind zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen im Hinblick auf die Zukunft. Die Inflationsrate soll aufgenommen werden, eben-so, dass die Personalkosten förderfähig sind. Die Bürokratie bei der Antragstellung soll abgebaut werden, bei pragmatischer Ausgestaltung der För-derrichtlinie.

Aus der anschließenden Diskussion:Jeder im Saal kennt das große Problem: Woher be-kommt man das Geld für die Projekte? Es gibt viele Töpfe, es werden viele Anträge gestellt, nur wenige werden bewilligt. Nachhaltigkeit wird immer gefor-dert, aber wie soll das gehen, wenn man sich jedes Jahr etwas Neues ausdenken soll.Sehr viel wird mit Kindern gearbeitet, mit denen sollte man anfangen, Kultur zu vermitteln. Die Ar-beit mit Kindern zeigt: Manche waren noch nie im Theater. Gerade diese sollen erreicht werden, die das nie erleben würden. Dazu wird eng mit Kinder-tagesstätten und Schulen zusammengearbeitet.Immer wieder gab es Kürzungen auf Grund von Sparmaßnahmen und Prioritätensetzungen, seit 5-6 Jahren gibt es den gleichen Betrag. Die Zusam-menarbeit mit dem Kulturamt ist gut. Die Arbeit des Zentrums ist sehr unterfinanziert, damit steht ja immer die Landesförderung im Zusammenhang, das muss prozentual stimmen. Wenn man nicht noch andere Projekte dazu macht, kommt man nicht weiter. Man muss sehr kreativ sein, Armut macht kreativ: Wo kommt das Geld her, das die eine Seite zu wenig gibt? Sehr gern höre ich von der Entbürokratisierung, die mit diesem Gesetz er-folgen soll. Schade, dass die Fraktionen dem nicht zugestimmt haben.In Neubrandenburg leben Menschen aus 94 Län-dern. Wir haben einen Mikrokosmos in unserem Zentrum für die Migranten, wir tun etwas für sie, aber auch immer viel mit ihnen, haben auch immer Migranten im Team, beschäftigt über die verschie-densten Maßnahmen. Zurzeit arbeiten hier Leute im Bundesfreiwilligendienst und Bürgerarbeiter. Das Soziokulturelle Zentrum ist Arbeitgeber, und es wurden immer alle Möglichkeiten des 2. Arbeits-marktes genutzt. Es ist besonders schwierig, weil man immer die Drei-Drittel-Förderung verkraften muss.Ganz wichtig ist die Vernetzung, dass man sich ge-genseitig hilft mit Technik oder Ideen oder Projekte weiterleitet, dass andere sie nutzen. Projekte zu schreiben ist nicht einfach, sie durchzu-führen macht uns meistens Spaß, aber sie abzurech-nen ist auch professionelle Arbeit. Das wird oftmals unterschätzt auch von den Zuwendungsgebern.Es betrifft nicht nur die Soziokultur, sondern auch die Künstler, die im Landkreis leben und nicht davon leben können, wenn wir keine ordentlichen Hono-rare zahlen können. Wenn Kurse nicht bezuschusst werden, sind sie nicht bezahlbar. Wir können die Menschen nicht von Kunst und Kultur abschnei-

den, es muss auch Mobilität hergestellt werden für die ganz kleinen Dörfer, z. B. ein Kultur- und Bil-dungsbus.Zurzeit herrschen absolute Rechtsunsicherheit und Dilettantismus im Kultusministerium, was die Aus-zahlung der aktuellen Mittel für 2013 betrifft. Das wird handwerklich schlecht durchgeführt. Im Hin-tergrund ist der Bericht des Landesrechnungshofes, der wird offensichtlich durchexerziert, ohne mit den Mitarbeitern vorher zu sprechen. Die zweim-onatliche Mittelabforderung ist eigentlich nicht un-üblich.Es wirft kein gutes Licht auf die Umstellung der Förderpraxis. Was erwartet uns 2014 im Prozess dieser Umstellung? Es ist offen und zweischneidig, die Förderung nach unten zu reichen: Die unteren Ebenen werden sagen, wir übernehmen neue Auf-gaben, das Ministerium wird sagen, wir haben kein Geld.Wir müssen die Opposition bestärken, dranzublei-ben. Damit kommt nicht mehr Geld ins System, aber man muss mehr Geld ins System nehmen. Wichtig ist die Rechtssicherheit zwischen Innenministerium und Kultusministerium, wo keine einheitliche Linie der Landespolitik existiert. Das Innenministerium sagt den Bürgermeistern sparen, sparen, sparen und das Kultusministerium gibt Geld nach unten. Wie soll das zusammen gehen? Wo ist der Rechts-rahmen?Greifswald profitiert von der reichen kulturellen Szene, was ja für die Lebensqualität bedeutend ist. Es ziehen auch deshalb Leute nach Greifswald. So möge es auch bleiben.Das Land hat vor, die Mittel an die Kreise zu geben. Wie wird dann dort sachgerecht damit umgegan-gen, damit Neues entstehen kann und nicht nur Altes gefördert wird? Die Pro-Kopf-Förderung ist errechnet worden, erfolgt dann auch die Verteilung danach? Unsere große Sorge ist: Wenn das Geld in die Kommunen fließt und pro Kopf verteilt wird, wird zum Beispiel Greifswald viel weniger bekom-men als bisher.Auch Theater, Bibliotheken, Museen, Literaturhaus haben ihre Berechtigung neben der Soziokultur, und es soll hier heute nicht nur um die Soziokultur gehen, sondern um die breite Kulturszene in Meck-lenburg-Vorpommern.In einem Flächenland ist die kulturelle Grundver-sorgung ebenfalls von landesweiter Bedeutung, die kleinen Lichterketten müssen leuchten.Wir müssen an dieser Stelle weitermachen. Alle Einrichtungen zusammen haben Landesbedeutung, nur die Gesamtheit kann das leisten. Dafür müs-sen wir eintreten: Alle Einrichtungen, egal wie groß oder klein sie sind, müssen erhalten werden. Nur in der Gesamtheit können wir das leisten, was wir uns vorgenommen haben.Die Kulturanalyse sollte doch zur Kulturentwick-lungsplanung führen. Würde sie wiederholt, gäbe es wahrscheinlich erschreckende Ergebnisse. Es war mal geplant, aus der Kulturanalyse einen Kulturent-wicklungsplan zu entwickeln, man könnte daraus doch folgern, was wir brauchen und haben. Wichtig wäre die Pflichtigkeit der Leistungen, da-mit das Geld in den Kommunen nicht verschwindet. Und es wären Festlegungen zu treffen: Wie wird

| 13. + 14. Juni 2013Kultur nach Plan?Strategien konzeptba-sierter Kulturpolitik:

Kunst und Kultur leben von freier Entfaltung. Eigensinn und Eigenart machen sie nach her-kömmlichem Verständ-nis »unplanbar«. Schon die Neue Kulturpolitik hielt dies für ein grund-legendes Missverständ-nis, denn kulturpoli-tische Gestaltung will nicht auf den künstle-risch-kreativen Prozess »an sich« Einfluss neh-men, sondern »ledig-lich« Kultur fördernde Rahmenbedingungen setzen. Dazu gehören ein gesetzlicher Rahmen, eine auskömmliche finanzielle Förderung und eine zeitgemäße kulturelle Infrastruktur als Garanten für eine möglichst vielfältige kulturelle Produktionund eine breite kultu-relle Teilhabe der Bevöl-kerung. Seit den 1970er Jahren versteht sich Kulturpolitik zudem als Gesellschaftspolitik mit dem Auftrag planvoll, aber entwicklungsoffen im Dreieck von Staat, Markt und Gesellschaft vorzugehen. Dieses Selbstverständnis basiert auf der Einsicht, dass Kulturpolitik kon-zeptionell auszurichten und an gesellschaft-lichen Veränderungen orientiert zu betreiben ist.Neue kulturpolitische Herausforderungen haben zu einer Wieder-entdeckung der Themen »Planung« und »Beteili-gung« geführt. Die kul-turelle Infrastruktur ist mit den gegenwärtigen Finanzmitteln kaum noch auskömmlich zu bezahlen und quali-tätsvoll zu betreiben. Die Zustimmung in der Bevölkerung zu immer neuen Aufwüchsen in den Kulturetats sinkt.

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aktuell

finanziert: privat, Stiftungen, Kommune, Land.Die Bundesvereinigung macht alle 2 Jahre eine statistische Erhebung. Es gibt nicht viele erfreu-liche Neuigkeiten. Die Besucherzahlen in den So-ziokulturellen Zentren sind weiter angestiegen. Die Personalkostenförderung ist um mehr als 40% ge-sunken, die Projektförderung um mehr als 10%. im bundesweiten Durchschnitt. Damit sind viele Pro-jekte nicht mehr zu gewährleisten.Das Projekt „Warbelstadt Gnoien“ der Kulturbörse Gnoien wurde in diesem Jahr durch die Bundes-vereinigung für den Preis des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien vorgeschlagen. Es ist wich-tig, diese flächendeckenden Projekte zu machen. Die Erreichbarkeit ist sehr wichtig, mehr als 20 km nimmt niemand in Kauf, um zur Kunst und Kultur zu kommen. Das Gnoiener Projekt „Stadtrevue“ hat die Bevölkerung breit einbezogen. Kreativ wur-de bearbeitet nicht nur der Blick zurück, sondern wo Gnoien in 20 Jahren stehen soll. Die Stärke der Soziokultur ist es, alle mit ins Boot zu nehmen, die es wollen.Wenn wir die Kultur unterstützen, unterstützen wir auch die Künstler, die zur geistigen Elite zählen und hier zum finanziellen Prekariat und hier - noch - le-ben. Man kann in Mecklenburg-Vorpommern nicht von seiner Profession leben. Es stellt sich die Fra-ge immer wieder: Bleiben oder Gehen? Kann sich Mecklenburg-Vorpommern diesen Weggang von Intellektuellen und Kreativen leisten?Man muss auch die soziale Komponente betrach-ten: Auch Künstler dieses Landes sind Steuerzahler, wenn sie genug verdienen.Wir wollen Kultur machen vorzugsweise für Kinder, die Zugangsbarrieren haben, aber auch für Rent-ner, für die es an Mobilität mangelt. Die Leute geben Geld aus 10 EUR für Saufen, 5 EUR für Rauchen, 2 EUR für Kultur. Das ist eine Frage der Wertigkeit – was ist mir was wert? Das müssten wir diskutieren.Kultur ist, wie wir miteinander umgehen als Gesell-schaft. Danach kommt das Theater, die Bibliothek, es ist klar, das brauchen wir. Wie wollen wir mitein-ander umgehen? Welche Formen finden wir? Bibli-othek muss sein, 8% gehen ins Theater, 126 EUR pro Sitzplatz, auch Theater muss sein, aber auch in den Kindergarten muss Geld gegeben werden, genauso aber auch in die Straße. Ein Kulturentwick-lungsplan ist gut, Linz ist damit Kulturhauptstadt geworden. Wir müssen einen Kulturentwicklungs-plan diskutieren und von unten festlegen, wie wir miteinander umgehen wollen und wie denn die Re-geln sein sollen.

Brigitte Schöpf: Was hat Fraktionen DIE LINKE und Bündnis 90/Die Grünen bewegt, diesen Antrag einzubringen?Torsten Koplin: Unsere grundsätzliche Haltung ist: Kultur und Kunst sind Lebensmittel, keine Zierde, die man sich leistet, wenn man es kann. Logische Konsequenz daraus, dass wir 2012 51.000 Unterschriften für den Erhalt der Theater und Orchester gesammelt haben – das ist sympto-matisch für alle Kultureinrichtungen und wir sehen hier heute ja die Diskrepanz zur Verfassung, in der der Kulturschutz deklariert ist.

Weil es von der Verfassung her geboten ist, sollte die Landesregierung die Chance bekommen, ein solches Gesetz zu erarbeiten. Der Bildungs- und Kulturminister, der wie keiner seiner Vorgänger gegen die Kultur arbeitet, hat das zurückgewiesen und gab die Antwort an die Opposition: Vornehme Aufgabe der Opposition ist es, eigene Vorschläge zu unterbreiten. Macht es doch selber. Mit dieser Antwort ist die Initiative quittiert worden.

Brigitte Schöpf: Herr Brodkorb hat z. B. gesagt, ein Gesetz ändert nichts an der Realität. Ulrike Berger: Aber es schafft Rechtssicherheit. Kultur hat genau den gleichen Anspruch. Wenn man statt Kultur „Straße“ einsetzt, erkennt man die Sinnhaftigkeit. Über den Ausbau einer Straße wird nicht diskutiert, über die Kultur wird ganz viel diskutiert.

Wir wollen nicht nur Projektförderung, wir wollen Planungssicherheit und Nachhaltigkeit, Kultur-schaffende sollen nicht nur Bittsteller sein. Kultur-schaffende schaffen 50% selbst von dem was sie brauchen. Sie schaffen Effekte an Lebensqualität, die sich gar nicht messen und darstellen lassen.Es besteht die Gefahr, dass Kommunen oder Kreise das Geld anders ausgeben oder dass Land und Kom-mune unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe in der Abrechnung anlegen.Es gibt das neue Kriterium landesweite Bedeutung. Was macht man mit Projekten, die kurz davor sind? Eine Definition steht aus.Ein Kulturfördergesetz schafft zwar den Ordnungs-rahmen. es nützt aber nichts, wenn die Gelder die gleichen bleiben. Die Großen haben eine größere Lobby, hinter den Kleinen steht keine Lobby. Des-halb wollen wir auch den Inflationsausgleich mit hineinnehmen.

Torsten Koplin: Das A und O ist: Kultur muss Pflicht-aufgabe werden. Beide Ministerien müssen einheit-liche Linie haben, damit das Dilemma, das dadurch in den Kommunen entsteht, beendet wird.Die Verantwortung der Landespolitik ist: Kultur-schutz heißt in erster Linie, Kultur als Pflichtaufga-be zu sehen.

Ulrike Berger: Es ist ein Mammutprojekt, so ein Gesetz zu entwickeln. Wir haben aufgeführt, was uns wichtig ist an so einem Gesetz und uns das auch selber in unser Stammbuch geschrieben. In Brandenburg z. B. ist es durchaus üblich, dass die Landesregierung auch mal einem Antrag der Op-position zustimmt. In unserem Landtag ist es leider ausgeschlossen. Trotzdem versuchen wir, uns dem Problem zu nähern. Wir haben Kontakt aufgenom-men mit der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren. Nordrhein-Westfalen z.B. versucht seit 1½ Jahren, ein Gesetz auf den Weg zu bringen. So eine Veranstaltung wie heute ist wichtig. Wir brauchen den Rückhalt der Kulturschaffenden.

Der demografische und kulturelle Wandel begründen in einigen Bereichen und Einrich-tungen zudem einen Publikumsrückgang und eine veränderte Interes-senlage. Dazu werden regionale und sozioöko-nomische Disparitäten immer offenkundiger und in der Kulturszene brechen alte Konflikte und Verteilungskämpfe neu auf. Es scheint, als sei der Wachstumspfad der Kulturpolitik aus-getreten. Vielerorts ist Schrumpfung das Gebot der Stunde und verlangt nach vorausschauender Planung und Gestal-tung.Nie zuvor hat es auf kommunaler, regio-naler, Landes- und Bundesebene so viele Bemühungen gegeben, Kulturpolitik als konzep-tionelle Gestaltungsauf-gabe zu begreifen, her-kömmliche Strukturen und Verfahren in Frage zu stellen und die Ak-teure und BürgerInnen an diesem Prozess zu beteiligen. Das Thema des 7. Kulturpolitischen Bundeskongresses ist daher sehr virulent und aktuell.

Quelle: www.kupoge.de/kongress/2013/

Historisches:LANDTAG M-VDrs. 4/1510 4. Wahlperiode 14.01.2005 UNTERRICHTUNG durch die Landesregie-rung Kulturförderung im Land ressortübergrei-fend stärkenzu finden auf: http://www.dokumentation.landtag-mv.de/Parldok

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Soziokulturelle Zentren in Zahlen

Aus dem Postulat 2013 der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V.

Bundesvereinigung SoziokulturellerZentren e.V.Lehrter Str. 27-3010557 BerlinTel.: 030-39744590Fax: 030-39744599bundesvereinigung@soziokultur.dewww.soziokultur.deGeschäftsführerin:Ellen Ahbe

Seit 1992 erhebt die Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V. in regel-mäßigen Abständen Daten zu Situation und Perspektiven ihrer Mitgliedseinrichtungen.Am 16. Mai 2013 wurde der aktuelle statistische Bericht „Soziokulturelle Zentren in Zahlen“ im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages präsentiert.

Soziokultur ist eine programmatische Bezeichnung für Diskurse, Inhalte, Praxis- und Organisations-formen, die gesellschaftliches Leben und kulturellen Ausdruck aufeinander beziehen. Sie öffnet sich un-terschiedlichsten Auffassungen von Kultur, fördert durch kulturelle Beteiligung bürgerschaftliches En-gagement und die kreativ-kulturellen Kompetenzen vieler – unabhängig von Alter, Geschlecht und Her-kunft – und sucht damit Antworten auf die Frage, wie wir leben wollen.Die vielfältige und vielschichtige Kulturarbeit wird von den Akteuren in soziokulturellen Zentren, Netz-werken und Initiativen geleistet sowie kulturpoli-tisch auf Landes- und Bundesebene vertreten.…In Zeiten des demografischen Wandels und finan-zieller Knappheit der Länder und Kommunen leis-ten in den rund 460 Mitgliedseinrichtungen der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren 24.000 Akteure kontinuierlich eine gesellschaftspolitisch re-levante Arbeit in Hinsicht auf: 1. Kulturelle Bildung und kulturelle Teilhabe, insbe- sondere im ländlichen Raum 2. Integrationsarbeit durch Bildung und Beschäfti- gung mit dem Ziel von sozialer Gerechtigkeit 3. Bewahrung und Förderung der Vielfalt kulturel ler Ausdrucksformen und ihrer Institutionen 4. Ausbildung und Arbeitsmöglichkeiten für Berufs- tätige der Kultur- und Kreativwirtschaft 5. Entfaltung von sozialem und kreativem Potential aller Bevölkerungsgruppen

Die Ergebnisse des statistischen Berichts „Soziokul-turelle Zentren in Zahlen“ (2013) zeigen jedoch, dass sich die steigende öffentliche Anerkennung der Soziokultur und die nachweisliche Ausweitung ihres Aufgabenfeldes nicht entsprechend in der Förder-politik von Bund, Ländern und Kommunen nieder-schlagen. Die finanzielle und personelle Situation hat sich bundesweit verschlechtert. Trotz der gestiege-nen Anzahl von Veranstaltungen und NutzerInnen sinkt die Beschäftigungsquote und es müssen zu-nehmend eigene Mittel erwirtschaftet werden.

Vor diesem Hintergrund erscheinen die folgenden drei Forderungen unabdingbar:

1. Die Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V. fordert Bund, Länder und Kommunen auf, die Soziokultur als eine zeitgemäße kulturelle Praxis in ihrer umfassenden gesellschafts- und kulturpoli-tischen Dimension anzuerkennen und gemäß den Empfehlungen der Enquete-Kommission des Deut-schen Bundestages „Kultur in Deutschland“ zu handeln! Der Bedeutung der soziokulturellen Arbeit – insbesondere in den ländlichen Regionen – muss endlich in verlässlicher Form Rechnung getragen werden. Es braucht eine stabile Grundförderung der Einrichtungen, auf deren Basis Projekte und Maß-nahmen entwickelt und durchgeführt werden kön-nen.

2. Keine andere Kultursparte erwirtschaftet einen so hohen Anteil ihrer Mittel selbst und ist gleichzeitig von einem so aufwendigen Finanzierungsmix abhän-gig. Deshalb sind grundsätzliche Vereinfachungen im Zuwendungsrecht dringend erforderlich. Kon-krete Vorschläge enthält die Publikation „Reform des Zuwendungsrechts“, ein Bericht des Nationalen Forums für Engagement und Partizipation aus dem Jahr 2010. Grundsätzlich sollte das gewachsene Vertrauensverhältnis zwischen Zuwendungsgebern und Zuwendungsempfängern genutzt werden, um Ermessungsspielräume zugunsten der Projektträger stärker als bisher zu gestalten.

3. In Zeiten des demografischen Wandels gestalten soziokulturelle Zentren und Initiativen pro-aktiv In-tegrationsprozesse im Rahmen ihrer Kulturarbeit, bündeln ehrenamtliches Engagement, ermöglichen kulturelle Teilhabe und setzen sich für Bildungsge-rechtigkeit ein. Die erfolgreiche Umsetzung dieser ambitionierten Ziele und auch die Beteiligung an Bundesprogrammen, z.B. am Nationalen Integra-tionsplan der Bundesregierung (2012-14) oder am Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bil-dung“ (2013-17) des Bundesministeriums für Bil-dung und Forschung, erfordern ein hohes Maß an qualitätssichernden Begleitmaßnahmen auf Bundes-ebene. Die Förderung der Bundesvereinigung So-ziokultureller Zentren e.V. sollte einem bundesweit agierenden Dach- und Fachverband angemessen und verlässlich sein.

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aktuell

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Im Osten nichts Neues

Die Reform der Kulturförderung in Mecklenburg-Vorpommern lässt aufsich warten

Dr. Rita Gerlach-March

Alles soll besser werden in der Landeskulturförde-rung: übersichtlicher, transparenter und einfacher für Antragsteller und Bearbeiter, Kultur und Verwal-tung. So versprach es Mecklenburg-Vorpommerns Kulturminister Mathias Brodkorb am Nachmittag der vom Landeskulturrat organisierten Landeskul-turkonferenz (LKK) am 30. April 2013 in Schwerin, die die Grundsteine zur künftigen Kulturpolitik des Landes legen sollte. Vor rund 180 Vertretern der Kulturszene und der verschiedenen Politikebenen stellte Brodkorb den ‘Vorschlag’ seines Ministeriums zur Neuordnung der Landeskulturförderung in Form eines Drei-Säulen-Modells vor und versprach mehr Transparenz und weniger Bürokratie.Als erster Schritt dazu veröffentlichte das Ministeri-um die Präsentationsfolien im Internet – noch wäh-rend des Vortrags. Und am Ende lud Brodkorb zu einer Informationsveranstaltung für Antragsteller am 13. Mai in sein Haus ein, bei der das zukünf-tige Förderverfahren und die Beanstandungen des Landesrechnungshofes thematisiert und konkrete Hinweise für die erfolgreiche Bearbeitung der För-deranträge gegeben werden sollen.

Eckpunkte des neuen Kulturförderkonzeptes

Zunächst wurde für die Förderung ein Drei-Säulen-Modell entwickelt:

Säule 1 „Kulturelle Grundversorgung“: Lokal, z.B. Bibliotheken, Kinder- und Jugendkunst-schulen, Musikschulen, soziokulturelle Zentren, KleinprojektförderungÜberregional: Einrichtungen des Film- und Medien-bereichs sowie der Literatur;

Säule 2 „Überregionale Bedeutung“: Förderung von Projekten mit überregionaler oder landesweiter Wirksamkeit und Bedeutung; Landesverbandsar-beit;

Säule 3 „Sonstige herausragende Projekte“: Einma-lige, herausragende Projekte aus allen Genres, z. B. Sonderausstellungen, internationale Projekte.

In den ersten beiden Bereichen soll es zur Verbes-

serung der Planungssicherheit „wo möglich“ eine Zweijahresförderung als Festbetragsfinanzierung geben; für den dritten gilt: jährlich neu. Nach dem Subsidiaritätsprinzip sollen die Kommunen erste Ansprechpartner für die Antragsteller sein, da sie aufgrund ihrer Kenntnis der Kulturszene vor Ort besser entscheiden könnten, was förderwürdig sei. Das Land überweist dafür eine Pauschale an die Ge-bietskörperschaften. Kleinstbeiträge (2012 blieben von 245 Bescheiden des Ministeriums 122 unter 10.000 Euro) sollen so auf kurzem Wege vergeben werden; darüber wendet man sich weiterhin an das Land. Eine Mindestfördersumme ist angedacht. Weitere Änderungen sind z.B. die Vorverlegung der Antragsfrist auf den 15. August des Vorjahres, um späte Zustellungen der Förderbescheide zu vermei-den.

„Inklusion“ soll Förderziel und „Mindestlohn“ För-derkriterium sein; inhaltlich-künstlerische Förderkri-terien sind nicht avisiert. Qualitätskriterien sollen „schrittweise“ eingeführt werden – die Einschrän-kung „wo sinnvoll möglich“ gibt auch hier Umset-zungsspielraum.

Kritik an der bisherigen Landeskulturförderung

Das Konzept reagiert auf die mehrfach geäußerte Kritik an der bisherigen Förderpraxis des Landes. Ende 2012 beanstandete der Landesrechnungshof in seinem Bericht, das Ministerium habe wesentliche Regelungen der eigenen „Richtlinie über die Ge-währung von Zuwendungen zur Projektförderung im kulturellen Bereich“ nicht beachtet.

Ganz grundlegend forderten die Oppositionsfrak-tionen Die Linke und Bündnis 90/ Die Grünen je-weils am 6. bzw. 16. März 2013 mit ihren Kleinen Anfragen zur Kulturförderung in MV (Drucksachen 6/1628 und 6/1680) die Aufschlüsselung und Be-gründung der bisherigen Förderentscheidungen. Als das Kulturministerium keine Gründe benannte, warum Kulturinstitutionen gefördert werden oder nicht, sondern nur auf den Haushaltsgrundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit verwies, erklär-te der kulturpolitische Sprecher der Linken, Torsten

Landeskulturrat MV (Kurzprofil, Mitgl., Sit-zungsprot. unter:www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/bm/Themen/Landes-kulturrat/index.jsp)

Die Dok. u. Einzelrefe-rate der Landeskultur-konf. MV 2013 unter:www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/bm/Themen/Landes-kulturrat/Landeskultur-konferenz_2013/index.jsp

Die PM und Präsentati-onsfolien zum Reform-vorschlag unter: www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/bm/?&pid=48326

Der Jahresbericht des LRH 2012 (Teil 2/Lan-desfinanzen) unter: www.lrh-mv.de/land-mv/LRH_prod/LRH/Ver-oeffentlichungen/Jah-resberichte/LFB_2012.pdf zu finden.

Die Richtl. zur Kul-turförd. unter: www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/

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Koplin, man fördere offenbar nach Gutdünken. Das respektlose „Daumen-rauf-Daumen-runter-Ge-baren“ sei ein Armutszeugnis für die herrschende Kulturpolitik, undurchsichtig und zutiefst undemo-kratisch.

Die AG Soziokultur Rostock (Arbeitsgemeinschaft freier Kulturträger) hatte dem Ministerium im Vor-feld der LKK geschrieben, dass sein Handeln die Existenz der Kultur gefährde, klare Forderungen ge-stellt, aber auch Hilfe angeboten.

Weitere Vorschläge ergab die LKK: Wenn das Land einen Euro gäbe, dürfe die kommunale Ebene nicht durch die Finanzaufsicht desselben Landes gehin-dert werden, ihrerseits einen Euro zu geben, plä-dierte NRWs Staatssekretär a.D. in seinem Referat – es bräuchte dazu nur einen Erlass der Landesregie-rung. Ein Landrat rief dazu auf, die Kulturförderung von einer Kann- zu einer Pflichtaufgabe zu entwi-ckeln, um sie vor Zweckentfremdung zu schützen. Einhellig forderten die Kulturschaffenden klare För-derkriterien, unbürokratische Antrags- und transpa-rente Bewilligungsverfahren.

Erste Reaktionen auf das Kulturförderkonzept und dessen Umsetzung

Da Brodkorb mit seiner Initiative mehr Transparenz, klare Strukturen, bessere Planungssicherheit und ein beschleunigtes Fördermittelgeschehen verspricht, wurde das Konzept im Grundsatz positiv aufge-nommen. Jedoch, monierten nicht nur die Grünen, blieben wesentliche Fragen offen, z.B. die finanziel-le Ausstattung der kommunalen Ebene, die Höhe der Gesamtförderung, die Frage von Zentrum und Fläche.

Bei deren Beantwortung sollte das Ministerium die auf der LKK vielbeschworene „Basis“ einbeziehen – bisher überzeugte Brodkorbs Transparenzoffen-sive aber nicht. Die kurzfristig und für ehrenamt-liche und freiberufliche Kulturschaffende ungünstig terminierte Informationsveranstaltung entpuppte sich nicht als Gelegenheit zum konkreten Austausch über geplante Änderungen und deren Konse-quenzen. „Auf Augenhöhe“ wurde im überfüllten Raum 49 des Ministeriums nicht gesprochen. Auch die zugesicherten praktischen Tipps für Antragstel-ler, wie man es in Zukunft „richtig“ machen könne, blieben aus. Vielmehr scheiterte die gegenseitige Verständigung schon im Kern an den falschen Refe-renten: Haushaltsexperten und Verwaltungsjuristen machten den anwesenden ‘Bittstellern’ klar, dass sich die Praktiken im Kulturbereich ändern müssten, um endlich Haushaltskonformität herzustellen.

„Partnerschaftliche Zusammenarbeit“ bedeutet echte Beteiligung an der Konkretisierung und Um-setzung der neuen Förderrichtlinie. Bislang steht aber immer noch kein konkreter Entwurf zur Debat-te; vielmehr wurde Anfang August 2013 informiert, dass die alte Kulturförderung in Kraft bliebe. Aber immerhin wurde die Verschiebung damit begründet, man komme der „Empfehlung von Kulturschaffen-den, Vertreterinnen und Vertretern von Kommunen und den Mitgliedern des Landeskulturrates“ nach,

die weiteren Beratungsbedarf sähen. Brodkorb wird zitiert mit „Wir ziehen (...) eine grundlegende Neu-ordnung der Kulturförderrichtlinie einer hektischen Änderung vor“ und ein Treffen mit Kulturschaffen-den und Kulturträgern in Aussicht gestellt, bei dem die Neuordnung beraten würde. Allerdings wurde auch angekündigt, der Termin würde „in Kürze“ be-kannt gegeben. Bis heute ist er jedoch noch nicht veröffentlich.

Unterdessen sind im Lande Bestrebungen zu beob-achten, konzeptionell, inhaltlich und politisch am Thema Kulturförderung zu arbeiten: Zum Beispiel gibt es am 14. November in Neubrandenburg eine Kulturkonferenz, bei der es um Richtlinien, einen Kulturrat und kulturelle Bildung gehen soll. Und für MV sind für 2014 gleich zwei Landeskulturkonfe-renzen geplant – eine inhaltliche (Kulturelle Bildung) und eine prozessual-konzeptionelle zur Förderrichtli-nie. Bringen wir uns alle ein!

Immer aktuell:www.culture-etc.de/aktuelles/kulturförderung-mv

Regierungsportal/de/bm/Themen/Kultur/Kulturfoerderung/index.jsp

Die o.g. Drucksachen können in der Parla-mentsdatenbank nach ihren Nummern recher-chiert werden: www.dokumentation.landtag-mv.de/parldok/

Die zitierte PM der Landtagsfraktion DIE LINKE vom 5.4.2013 unter: www.linksfrak-tionmv.de/nc/presse/pressemeldungen/detail/zurueck/pres-semeldungen/artikel/entscheidungen-bei-kulturfoerderung-sind-undemokratisches-wirr-warr/

Die PM der Landtags-fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ist leider nicht mehr auffindbar, die von der LINKEN steht hier: www.links-fraktionmv.de/nc/pres-se/pressemeldungen/detail/zurueck/pres-semeldungen/artikel/bei-neuer-systematik-in-der-kulturfoerde-rung-noch-viele-fragen-offen/

Die Info zur Infoveran-staltung unter: www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/bm/?&pid=48483

Die PM vom 7.8.2013 „Verlässliche Kulturför-derung im Jahr 2014“: www.regierung-mv.de/cms2/Regierungspor-tal_prod/Regierungs-portal/de/bm/_Service/Presse/Archiv_Presse-mitteilungen/index.jsp?&pid=54919

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Was führt ein Kürbishuhn aus Mecklenburg-Vorpommern nach Bayern?

interessanter Weise miteinander verbunden. Allen Generationen, besonders aber Kindern und Ju-gendlichen und jungen Familien sollen die Schön-heit der Natur und ihr Nutzen begreifbar gemacht werden. Die Scheu der einheimischen Bevölkerung vor fremden Kulturen wird abgebaut, Toleranz und Akzeptanz gefördert, da Migranten hier als Spe-zialisten und Experten fungieren. Das Besondere an diesem Gartenprojekt ist, dass es durch seine interkulturelle Öffnung auch als Lebensschule fun-giert, dass die Menschen in diesem geschützten Raum durch den Umgang mit der Natur und mit den „Fremden“ auch eigene Lebensentwürfe ent-wickeln können.

Aus der Einladung zur Tagung:

Interkulturelle Arbeit bedeutet für soziokulturelle Akteure, die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft er-lebbar zu machen. Diesen Anspruch möchten sie durch die Teilhabe in Bezug auf die Gestaltung des Programms, die Personalstruktur und die Zusam-mensetzung der BesucherInnen erreichen und so-mit zur selbstverständlichen Praxis werden lassen. Das Zusammenarbeiten und -leben in kultureller Vielfalt findet auch und gerade in den soziokul-turellen Zentren statt und wird von vielen bereits aktiv gestaltet.

Es weilte auf Einladung der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren anlässlich der Tagung „K hoch X - Interkulturelle Öffnung von soziokultu-rellen Zentren“ am 21./22. Oktober 2013 im Kul-turhaus Kresslesmühle in Augsburg. Dort hatte das Soziokulturelle Bildungszentrum Neubrandenburg e. V. die Gelegenheit, seinen Interkulturellen Gar-ten als ein Best Practice-Beispiel vorzustellen. Un-ser Mitarbeiter Martin Fontenova, ein gebürtiger Argentinier, gestaltete mit dem Gemüse aus den Ländergärten Kasachstan, Philippinen und Ruanda ein Kürbishuhn und war dabei ein willkommener Vermittler.

Seit 2004 Interkultureller Garten auf 4000 m²

Im Rahmen der Workshops zur interkulturellen Öffnung der soziokulturellen Zentren erfuhren die Teilnehmer aus den verschiedenen Zentren und Bundesländern vom Konzept der Gartenschule seit der Eröffnung des Interkulturellen Gartens im Jah-re 2004 bis zur Gegenwart. So wurden viele regio-nale wie auch internationale Projekte des 4000 m² großen Gartens vorgestellt. Ob klein oder schon sehr erwachsen, ob deutscher Abstammung oder ausländischer Herkunft – alle Generationen und Nationen erfreuen sich am Garten und gestalten ihn mit. Neben den Sehenswürdigkeiten wie dem Afrika-Haus, dem Amphitheater, den Hochbeeten, dem Fußerlebnispfad, dem Kindertunnel und dem lebendigen Mobiliar kamen auch die internatio-nalen Studenten-Workcamps, das Projekt Perma-Kultur und die vielen Kinderprojekte zur Sprache. Natürlich wird der Interkulturelle Garten durch den Ablauf des Gartenjahres bestimmt. Es kom-men immer wieder neue Besucher in den Garten, Studenten der Hochschule Neubrandenburg, neue Bürger der Stadt, Kita-Gruppen und Schulklassen, aber auch Einzelbesucher.

Eigeninitiative, aufmerksames und fröhliches Mit-einander – und alle lernen dabei

Zum Konzept des Gartens gehört es, dass Projekte von den Teilnehmern selbst entwickelt und gestal-tet werden. Dabei werden Lehre und Praxis in sehr Kürbishuhn auf Wanderschaft Foto: Peter Brauer

Ein Tagungsbericht

von Gerlinde Brauer-Lübs

Soziokulturelles Bil-dungszentrum Neubran-denburg e. V.Wiekhaus 18,2. Ringstraße17033 NeubrandenburgTel.: und Fax:[email protected]

Im Zusammenhang mit dem Aktionsplan der Bundesregierung zur Integration realisiert die Bundesvereinigung das dreijährige Projekt „Interkulturelle Öffnung von soziokulturellen Zentren“ (2012-2014).Info: www.soziokultur.de

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Angelika Janz erhält Förderpreisder LAG Soziokultur MVWürdigung ihrer langjährigen Kulturarbeit vor allem mit Kindern undJugendlichen im ländlichen Raum

von Gudrun Negnal

Auf der Mitgliederversammlung im Kornhaus Bad Doberan wurde Angelika Janz mit dem Förderpreis der LAG Soziokultur MV geehrt.

Damit sollte ihr langjähriges Wirken in verschie-densten soziokulturellen Projekten in Greifswald, vor allem aber im kleinstädtisch-ländlichen Raum im Landkreis Uecker-Randow gewürdigt werden. Ge-boren wurde sie 1952 Düsseldorf, studierte Germa-nistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Bochum, ist Autorin, Bildende Künstlerin und Kunstpäda-gogin. In den 80er Jahren erhielt sie verschiedene Preise und Stipendien für Bild- und Wortsprache. Nach Weiterbildung zur Museumspädagogin war sie seit 1998 feste freie Mitarbeiterin am Museum Folkwang in Essen.

Seit den 70er Jahren erarbeitete sie Publikationen, Hörspiele, zahlreiche Bild-Text-Ausstellungen im In- und Ausland, Aktionen und Performances, hielt Vorträge, arbeitete mit Musikern und Komponisten zusammen, gab Bücher und Leporellos heraus. 1991 nach Aschersleben bei Ferdinandshof in Vor-pommern übergesiedelt gründete sie Malzirkel, Schreib- und Hörspielwerkstätten für Kinder und Jugendliche, übernahm den Aufbau und die Koor-dinati-on von über 20 Jugendclubs im ländlichen Raum.1998 wurde sie als „Engagierte Frau des Land-kreises Uecker-Randow“ ausgezeichnet. Von 1997 bis 2003 organisierte internationale Festivals in M-V

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(Polnische Woche in M-V, die Festivals TANZTEN-DENZEN und Nordischer Klang in Greifswald)und war Mitinitiatorin des Literaturzentrums „Koeppen-haus“ in Greifswald.

Nach schwerer Erkrankung, Genesung und Rehabi-litation nahm sie 2005/2006 die Selbstständigkeit wieder auf, wurde Leiterin der Schreibwerkstatt in Neubrandenburg und als Einzelmitglied in die LAG Sozio-kultur MV aufgenommen. Sie rief die mobile Kinderakademie im ländlichen Raum ins Leben, war Initiatorin von Präventionsprojekten an allen Schu-len in Ferdinandshof und weiterer Werkstätten in Torgelow, Pasewalk und Strasburg.

2008 ausgezeichnet mit dem ZeitzeicheN-Preis ge-hört die KinderAkademie zu den 100 nachhaltigsten Projekten der BRD. 2009 wurde sie in den Familien-konvent M-V berufen und arbeitete im Rahmen des Lokalen Aktionsplans „Vielfalt tut gut“ zusammen mit dem Landkreis Uecker-Randow.Im Rahmen der KinderAkademie-Arbeit ist ihr be-sonders die Arbeit mit behinderten Kindern ans Herz gewachsen. In der AWO Torgelow arbeitet sie mit einer Frauenkulturgruppe und vielen Menschen, die nun z.T. immer wiederkehrende Gäste der Schu-le sind, von Leben und Beruf erzählen - ein schon früh begonnenes Beispiel der Vernetzung von jun-gen und älteren Menschen in Augenhöhe.

Seit 2 Jahren vermittelt sie als Dozentin für Kunst, Philosophie und Medienpädagogik am Torgelower Berufsförderungszentrum drei Gruppen künftiger ErzieherInnen ihre Erfahrungen. Ihre Favoriten sind: das Ichbuch, das sich die Kinder anlegen als identi-täts- und erinnerungstiftendes Relikt und das Pro-jekt „Kopf-Hand-Fuß“.Auch ihre Neigungsarbeit führt sie weiter, veröf-fentlicht Bildbände mit Lyrik und Prosa, ist in An-thologien vertreten, plant eine Kindergeschichten-serie, zeigt Ausstellungen in der Region und in ganz M-V, engagiert sich in Aktionen wie zum 75. Jah-restag der Bücherverbrennung oder zur Geschichte des Fischerbrunnens in Greifswald und zuletzt ihre Rolltreppenlesung im Berliner Hauptbahnhof zum Internationalen Literaturfestival.

Preisträger in den Vor-jahren waren:

2001 Netzwerk Meck-lenburg-Vorpommerne.V. Rostock

2003 schloss bröllin e.V. im Dörfchen Bröllin, Landkreis Uecker-Ran-dow

2006 Kulturbörse/cultu-ra mobile e.V. Gnoien, Landkreis Güstrow

2009 Kulturwerk Vor-pommern e.V., Eggesin, Landkreis Uecker-Ran-dow

Die Landesarbeitsge-meinschaft Soziokultur Mecklenburg-Vorpom-mern ist ein Zusammen-schluss von derzeit 29 kulturell tätigen Verei-nen, Initiativgruppen, kommunalen Häusern und gemeinnützigen GmbH sowie von6 Einzelpersonen.Die LAG besteht jetzt 22 Jahre.

Brigitte Schöpf überreicht den Förderpreis an Angelika Janz Foto: Elke Spiegel

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Jugend- und Familienzentrum„Club am Südring“ in ParchimGelebte Soziokultur im Parchimer Jugend- und Familienzentrummit Angeboten für Jung & Alt seit 1991

von Karin Gruhlke

Das Gebäude 1990 Der "Club am Südring" heute

Der Trägerverein Bürgerkomitee Südstadt e.V. ent-wickelte sich aus einer Bürgerinitiative heraus, die 1988-1991 in der Stadt Parchim großes Ansehen genoss. Der Initiative wurde ein stark sanierungs-bedürftiges Haus von der Kommune angeboten, das von vielen jungen und älteren ehrenamtlichen Helfern gemeinsam sowie Betrieben aus der Region, z.T. auch mit Sachspenden instand gesetzt werden konnte.Seit 1991 arbeitet die Einrichtung unter dem Motto „Alle(s) unter einem Dach“ mit den Bereichen: Be-gegnung, Beratung, Bildung, Betreuung, Informa-tion, Hilfe, Sport-Spiel-Freizeit. In diesen Bereichen werden auch die beliebten jahreszeitlichen Veran-staltungen angeboten und dabei die historischen, bzw. religiösen Hintergründe erklärt.

Das Jugend- und Familienzentrum zeichnet sich u.a. durch offene Leistungsangebote in den Feldern „Ju-gend- und Jugendsozialarbeit“, „Jung & Alt/Dialog der Generationen“, „familienfördernde/familienori-entierte Arbeit“ sowie die Förderung des freiwilligen Engagements, insbesondere im Jugendbereich aus. Ebenso wird dessen Würdigung sowie eine intensive Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit unterstützt.Weitere wichtige Arbeitsbereiche sind: Kinder- und Jugendschutz, Arbeit mit straffällig gewordenen Ju-gendlichen, Erziehungsberatung, Elternkurse, multi-und soziokulturelle Veranstaltungen, internationale Jugendarbeit, gemeinwesenorientierte Stadtteilar-

beit, Gesundheitserziehung und Prävention, krea-tive Gestaltung, Bildung, Seminare, Workshops so-wie Multimedia und Medienkompetenz.

Die Arbeitsschwerpunkte liegen zwar mehr im Be-reich der Kinder- und Jugendarbeit, aber auch das Miteinander unterschiedlichster Generationen und Nationalitäten wird durch die Mitarbeiter gepflegt und gefördert.Als offener Treff, der sowohl für individuelle Frei-zeitgestaltung als auch für angebotene Gruppen- und Einzelaktionen genutzt wird, bietet die Einrich-tung auch die Möglichkeit, sich an verschiedenen Arbeitsgemeinschaften zu beteiligen, so z.B.“Künstlerisches / Kreatives Gestalten“, „Encaustic-painting“, „Foto und Video“, „Öffentlichkeitsarbeit / Stadtteilzeitung“ „Gesprächsrunde Englisch“, „PC und Internet“ (Erstellung und Pflege einer Website)

In Anknüpfung an den ersten kreisweiten Mal- und Fotowettbewerb des Bürgerkomitee Südstadt e.V. im Jahr 2001 „Wie sehe ich meine Stadt“, an dem sich mehr als 200 Schüler beteiligten und im Rahmen des Jugendprojektes „Ich entdecke meine Stadt“ wollte der Verein mit tatkräftiger Unterstützung von Parchimer Schülern ein Info-Blatt für junge Parchi-mer und Gäste über die Stadt Parchim entwickeln. So wurden 2001/2002 mit Jugendlichen des „Club am Südring“ zunächst ein Faltblatt mit der „Vie-ting–Junior-Spur“ und dann ein weiteres mit der

BürgerkomiteeSüdstadt e.V.

Jugend- und Familien-zentrum Ansprechpartnerin:Karin Gruhlke Südring 19 19370 Parchim

Tel.: 03871-212337Fax: 03871-288494 [email protected]

Bürgerkomitee Südstadt e.V. Parchim wurde im April 2013 Mitglied der LAG Soziokultur MV.

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„Sozial-Ökologischen Spur“ entwickelt. Es folgten die „Historische Erbsenspur“ und deren englische Übersetzung sowie zuletzt die Spur zu den Platt-deutschen Autoren. Ehrenamtliche Unterstützung gab es dabei durch einen Architekten, der bei der Gestaltung aller Layouts, bei der Textgestaltung so-wie bei der Grafik half.Um die „Erbsenspuren“ mit Leben zu erfüllen, wur-de eigens für Kinder und Jugendliche eine attrak-tive „Spurensuche“ entwickelt – eine informative, erlebnisreiche und unterhaltsame Stadtführung durch Parchim mit dem „Räuber Vieting“, die sich großer Beliebtheit erfreut. Den ersten Testdurchlauf absolvierte eine Klasse der Fritz–Reuter–Schule, de-ren Begeisterung als Dank und Anerkennung für die Initiatoren zu werten war. Eine ganz besondere Rolle spielt sicherlich die Person des Räubers, der mit viel Feingefühl auf die Kinder eingehen kann. Inzwischen haben mehr als 100 Schulklassen und Gruppen an dieser originellen, kindgerechten Stadt-führung teilgenommen.

Der „Club am Südring“ arbeitet eng mit anderen Trägern und Institutionen zusammen. Erfolgreiche Kooperationen gibt es mit einigen Schulen der Re-gion.

Auf Grund der Umsetzung besonderer Leistungs-kriterien wurde die Einrichtung vom Land Meck-lenburg-Vorpommern als multifunktionales Famili-enzentrum anerkannt.

Interesse und Einsatz für die Region mit all ihren historischen, baulichen, kulturellen und natürlichen Besonderheiten und Schönheiten wie auch deren Erhalt und Pflege müssen z.T. erst geweckt und dann unterstützt und begleitet werden. Das Gelern-te in die Praxis umzusetzen, fällt vielen jungen Men-schen noch schwer. Durch die Hilfestellung, z.B. bei der Entwicklung von Flyern, Handouts, Homepages usw. auch für andere Jugendliche oder Gruppen, werden Fähigkeiten trainiert und ausgebaut. Die Übernahme von Verantwortung ist auch von der Persönlichkeitsentwicklung eines jungen Menschen abhängig. Mit entsprechenden Projekten und Maß-nahmen in den Bereichen Soziokultur und Bildung kann langfristig ein entsprechender Beitrag geleistet werden.

Unterwegs mit Räuber Vieting Fotos: Bürgerkomitee Südstadt

Spurensuche in der Stadt

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OPERNALE e.V.

Der Verein zur Förderung der Darstellenden Künstein Mecklenburg-Vorpommern stellt sich vor

Der gemeinnützige Verein OPERNALE e.V. hat sich im Sommer 2010 in Sundhagen im Landkreis Nordvorpommern, heute Vorpommern-Rügen, gegründet mit dem Zweck, die Darstellenden Künste in Mecklenburg-Vorpommern zu för-dern. Allgemein haben diese derzeit sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch im gesamt-en Bundesgebiet keinen leichten Stand. Theater gehen aus Kostengründen Fusionen ein und das generelle Angebot reduziert sich. Der Verein will aufzeigen, dass bürgerschaftliches Engagement der Reduzierung des kulturellen Angebots innova-tiv entgegenwirken kann. Vor diesem Hintergrund ist die jährlich wiederkehrende Veranstaltung OPERNALE zum Höhepunkt seiner Arbeit gewor-den. Vorzugsweise werden als Veranstaltungsorte solche im ländlichen Raum von Vorpommern aufgesucht, die aus denkmalpflegerischer und kunsthistorischer Sicht von großem Interesse sind, die sich aber bislang noch keiner überregio-nalen Bekanntheit erfreuen. Hierbei ist es dem Verein ein Anliegen, den Ort nicht nur tem-porär zu beleben, sondern ihn perspektivisch zum Identifikationszentrum werden zu lassen, indem Bewohner, regionale und überregionale Kulturakteure gemeinsam an der Gestaltung und Durchführung der Ideen arbeiten. Dieser ganz-heitliche Ansatz und die Betonung des theatra-lischen Momentes unterscheiden die OPERNALE wesentlich von den anderen Festivalangeboten in Mecklenburg-Vorpommern.

Ein Fest der Künste – Zur Philosophie der OPERNALE

Die OPERNALE ist ein Fest der Künste der ganz besonderen Art. Sie verbindet als lang-fristig angelegtes Großprojekt Kunst- und Kulturschaffende mit Politik und Wirtschaft sowie bürgerschaftliches Engagement mit den pro-fessionellen Ausdrucksformen der Kunst- und Kulturschaffenden. Dies alles wird präsentiert vor dem Hintergrund der wunderschönen vor-pommerschen Landschaft und seiner historisch gewachsenen urbanen Struktur wie Dörfer und

Städte, Herrenhäuser, Gutsanlagen und Schlösser. Ein grundlegender Gedanke der OPERNALE ist es, Begegnungsplattform für Menschen aller Altersgruppen sowie unterschiedlicher Herkunft und Ausbildung zu sein. OPERNALE ermöglicht es, dass der Chef der ortsansässigen Agrargenossenschaft auf die Professorin der Universität trifft und die wiederum auf Mitglieder des Kirchen- oder Kinderchores der Gemeinde.Vorbild der OPERNALE sind die mehrtägigen Feste des Barock, die immer als Gesamtkunstwerk ange-legt waren. Architektur und Parklandschaft wer-den durch die Schwesternkünste Musik, Gesang, Schauspiel, Literatur, Bildhauerei, Malerei und Grafik, Kostüm und Licht belebt und gehen ein unverwechselbares Zusammenspiel ein. Wie einst schenkt auch die OPERNALE der Kochkunst die berechtigte Aufmerksamkeit und bittet mit exklu-siven opernalen Diners zu Tisch.

Im Zentrum einer jeden OPERNALE steht die Inszenierung und Aufführung einer Oper oder eines musiktheatralischen Werkes in einem außer-gewöhnlichen Ambiente und in innovativer Form – immer verbunden mit dem Ziel, auf hohem Niveau für ein breites und generationenübergrei-fendes Publikum neue Zugänge zur Darstellenden Kunst zu eröffnen.

OPERNALE 2011 – „Der Schauspieldirektor“

Mit Mozarts hochkarätigem Gelegenheitswerk

OPERNALE e.V.Verein zur Förderung der Darstellenden Künste in Mecklenburg-Vorpom-mernJager 1318519 SundhagenTel.: 038333-88512Fax: 038333-88511

[email protected]

(Foto © Hans-Henning Bär)

Henriette Sehmsdorfist Künstlerische Leiterin der OPERNALE. Sie stu-dierte an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Opernregie und war als Regieassistentin, Drama-turgin und Regisseurin an verschiedenen Theatern tätig, u. a. am Burgthea-ter Wien und Theater Vorpommern. Von 2002

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von Catrin Darr

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bis 2008 war sie bei den Dresdner Musik-festspielen engagiert, wo sie über 200 Ver-anstaltungen betreute. Als Regisseurin brachte sie bislang mehr als 30 Inszenierungen auf die Bühne. Zudem arbeite-te sie als Dozentin für Szenischen Unterricht an mehreren Hochschu-len Deutschlands.

(Foto © Henriette Sehmsdorf)

Hans-Henning Bär ist Initiator, Mitbegrün-der und Vorsitzender des OPERNALE e.V. Er studierte Restaurierung an der HfBK Dresden. Seit Mitte der 1990er Jahre lebt und arbeitet er als freischaffender Restaurator in Vorpom-mern.

Opernale e. V. wurde im April 2013 Mitglied der LAG Soziokultur MV e. V.

„Der Schauspieldirektor“ wurde im Sommer 2011 die 1. OPERNALE in der barocken Schloss- und Parkanlage Griebenow aus der Taufe gehoben und in neun Vorstellungen an drei Wochenenden der unterhaltsamen und immer aktuellen Frage nachgegangen: Was passiert, wenn die Kunst nach Brot geht. Mozarts musikalische Komödie, von Opernregisseurin Henriette Sehmsdorf als barocke Casting-Show inszeniert, ermöglichte einen amüsanten Einblick in den verzweifelten Versuch eines Schauspieldirektors, ohne Geld niveauvolle Kunst auf die Bretter dieser Welt brin-gen zu wollen, und ließ auf heitere Weise tief in die Abgründe von Künstlerseelen blicken.

OPERNALE 2012 – „Die Bettlerdamen“

Im August 2012 beschritt die OPERNALE neue Wege und begab sich mit einem musikalisch-literarisch-theatralischen Streifzug durch das nächtliche London der 1720er Jahre exklusiv auf Wanderschaft durch Vorpommern: Vom Künstlerhaus in Heinrichsruh bis zur Nonnenempore des Klosters von Ribnitz wanderten vier Damen der Londoner Halbwelt – die Bettlerdamen – und machten dabei an vielen weiteren traumhaften Orten unserer Küstenvorlandschaft Station.

OPERNALE 2013 – „Die Bettleroper“

Im Zentrum der in der barocken Schloss- und Parkanlage stattfindenden OPERNALE 2013 steht erneut ein herausragendes Werk des Musiktheaters: „Die Bettleroper“ von John Gay und John Christopher Pepusch. Zusammen mit einem anspruchsvollen Korrespondenzprogramm – vom Familienpicknick im Schlosspark über eine kultur-politische Podiumsdiskussion im Barockschloss bis zum klassischen Nachtkonzert in der Schlosskapelle – war sie an sieben Veranstaltungstagen zwischen dem 2. und 11. August dieses Jahres in der imposanten Turmscheune des Barockschlosses Griebenow zu erleben.

Netzwerkgedanke der OPERNALE

Die OPERNALE verbindet als langfristig ange-legtes Großprojekt in- und ausländische Akteure der Bereiche Kunst, Kultur, Bildung, Politik und Wirtschaft sowie des bürgerschaftlichen Engagements. Die Idee, ein gemeinnütziges

Kulturfestival für die Region zu produzieren, steht unmittelbar und konsekutiv in Verbindung mit der Bildung eines Netzwerkes für die Förderung der Darstellenden Kunst in der Region respektive in Mecklenburg-Vorpommern.Darüber hinaus eröffnet die OPERNALE dem künstlerischen Nachwuchs eine faire Plattform für den Einstieg in professionelle Strukturen. Die OPERNALE versteht sich als eine praktische Fördermaßnahme für junge Talente aus unter-schiedlichen Bereichen. Aus diesem Grund werden Kooperationsvereinbarungen mit verschiedenen Hochschulen, vornehmlich aus Mecklenburg-Vorpommern, geschlossen.Des Weiteren sucht OPERNALE sich ganz bewusst Aufführungsorte in der Region, die von beson-derem baudenkmalpflegerischen und kulturhis-torischen Wert sind, bislang aber überregional wenig bekannt sind. Die nachhaltige Belebung des Ortes durch das OPERNALE-Event unterstützt die Bestrebungen der Akteure vor Ort, die sich um den Erhalt und die Restaurierungsmaßnahmen der Gebäude und Parkanlagen kümmern.

Zielgruppen der OPERNALE

Die OPERNALE ist ein generationenübergreifen-des Angebot an die Bewohner und Besucher der Landkreise Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald. Einzugsgebiet ist das sogenann-te Küstenvorland zwischen den Hansestädten Greifswald, Stralsund und Rostock sowie die Städte selbst. Aber auch Tagesgäste aus den Kurorten der Ostseeküste, aus Berlin, Hamburg und Stettin sol-len gezielt angesprochen werden und sind herzlich willkommen.Das Zielpublikum der OPERNALE ist das kul-turaffine Publikum der Region sowie Kultur-, Rad- und Reit-Touristen. Zudem sollen potentielle Neueinsteiger in Klassischer Musik, Theater und Gesang gewonnen werden. Die Bevölkerung vor Ort mit dem kulturellen Erbe bekannt zu machen ist eine besondere Herausforderung, welcher der Verein sich auch in Zukunft ausdrücklich stellt.

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Neu in der LAG, aber „alter Hase“ in der Soziokultur: Michael Schmal Wie ich zur Soziokultur kam und nicht mehr von ihr loskomme

Kontakt:[email protected]

Plakat zur Lesung in der Alten Schule Rieth, August 2013

Michael Schmal wurde im April 2013 Mitglied der LAG Soziokultur MV.

von Michael Schmal

Vor dreizehn Jahren verschlug mich mein Le-bensweg nach Ueckermünde. Geboren 1958 in Schwerin, dort zur Schule gegangen, später den Beruf eines Buchhändlers gelernt und anschlie-ßend ein dreijähriges Studium an der Fachschule für Buchhändler in Leipzig. Die Weichen für einen lebenslangen Aufenthalt in einer der vielen Buch-handlungen der Republik schienen gestellt. Jedoch kein Plan steht so fest, daß er nicht geändert wer-den könnte. Was folgte, waren abwechslungs-reiche Jahre in verschiedenen Berufen, die sich in einem Punkt beständig ähnelten. Immer gab es enge Berührungspunkte zu Kunst und Kultur. Ob in der Bibliothek eines Krankenhauses, in der Arbeit mit dem Kulturbund der DDR, der Leitung einer Theatergruppe oder den vielen privaten Projekten und Initiativen, die in den Jahren folgten. Die 89er Wende brachte nochmals eine berufliche Wende mit sich. Ich wurde Mitbegründer eines Pressevertriebes und die nächsten 10 Jahre be-stimmten Presse und Journalismus den Alltag. Um wieder mehr Selbstbestimmung in mein Leben zu bringen, packte ich im Jahr 2000 die Koffer und öffnete sie erst wieder in Ueckermünde.

Was tun in einer Stadt, die am östlichen Rand der Bundesrepublik liegt, von Urlaubern geliebt, aber von neuen Arbeitsplätzen und beruflichen Chan-cen eher gemieden wird? Der Zufall spielte es mir zu: An einem Samstag besuchte ich das Kul-turwerk Vorpommern in seinem alten Gutshaus in Ludwigshof. Dabei lernte ich die Vereinsvorsitzen-de Heike Hirsch kennen. Gemeinsamkeiten waren schnell gefunden, erste Pläne wurden in den sich anschließenden Wochen geschmiedet und einer sich anbahnenden Zusammenarbeit stand bald nichts mehr im Wege. Über Geld schreiben wir hier nicht.

Sichtbares Zeichen der neuen Verbindung war die Eröffnung des Kunst- und Kulturforums im benachbarten Eggesin. Durch einige glückliche Fügungen und noch mehr günstige arbeitsmarkt-politische Förderungen konnte ich als frisch ge-backener Leiter unseres neuen Domizils Gerlinde

Brauer-Lübs als Gast des Abends begrüßen. Hier machte ich erstmalig auch mit der Soziokultur des Landes Bekanntschaft. Und diese „Bekanntschaft“ sollte sich in den nächsten Jahren zu einer guten und regelmäßigen Zusammenarbeit ausweiten. Mit dem „Kunst- und Kulturforum“ war ein Anfang gemacht, es folgten die „KulturWerkstatt“ und schließlich die Jugendkunstschule in Eggesin.

Wenn wir in der Soziokultur von der Verbindung kultureller, sozialer und politischer Interessen spre-chen, dann hatten wir mit unserer KulturWerkstatt einen Ort für derlei Aufgaben geschaffen. Kulturelle Bildung mit Mitteln unterschiedlichster Medien, be-vorzugt Film, war mein Hauptaufgabengebiet und meine Passion. Was folgte waren Filmprojekte, die Herausgabe der Zeitschrift „Stilart“, ein über drei Jahre andauerndes und unter Beteiligung von fünf Schulen durchgeführtes Schülerradioprojekt mit anschließendem Web- „Radio Ü“, die Einrichtung einer Mediathek und immer wieder Film als Mittel politischer und kultureller Auseinandersetzung.

Viele dieser Projekte wurden durch die Landesar-beitsgemeinschaft Soziokultur und von der Bundes-vereinigung gefördert. Wichtigstes Motiv meiner Arbeit in der Soziokultur ist das Anliegen, bei aller Beschäftigung mit Kultur und Kunst nie den Bezug zur gesellschaftlichen Wirklichkeit zu verlieren und die unbedingte Notwendigkeit, diese auch politisch mitgestalten zu wollen.2010 musste ich mich aus gesundheitlichen Grün-den vom Kulturwerk trennen. Nicht trennen wollte ich mich von der Soziokultur. Inzwischen arbeite ich für einen anderen Verein, das Ukranenland Torge-low. Nicht mehr ganz so viel Technik, dafür aber eine Unmenge kulturelles, soziales und politisches Wissen der vergangenen Jahrhunderte fordern mich nun. Was liegt da näher, als museumspäda-gogischer Mitarbeiter den soziokulturellen Aspekt der Arbeit immer aufmerksam im Auge zu behal-ten. Mit meiner Mitgliedschaft in der LAG ergibt sich vielleicht die Möglichkeit, meine langjährigen Erfahrungen in verschiedene neue Projekte einzu-bringen.

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Die Alte Kachelofenfabrik in Neustrelitz war 1852 gegründet worden, bis in das Jahr 1969 wurden hier Kacheln und Ofenbauteile hergestellt. Danach zog die allgemeine Verwaltung der damaligen Kon-sumgenossenschaft ein und versorgte von hier aus über 1.000 Verkaufsstellen im Landkreis mit den entsprechenden Waren.

Am 1. Januar 1993 eröffnete der Basis-Film Ver-leih Berlin hier eine Filiale, und damit begann die Geschichte des kulturellen Kinos in Neustrelitz. Zahlreiche freiwillige Helfer, darunter auch die Filmklubmitglieder, und ABM-Kräfte, setzten in unermüdlicher Arbeit mehrere Räume des zu je-ner Zeit verwahrlosten Gebäudekomplexes soweit instand, dass Mitte 1993 das „FABRIKKINO“, die „galerie für gegenwärtige kunst“ und ein Veran-staltungsraum, z. B. für Konzerte, eröffnet werden konnten.

Genau am 16. Juli 1993 war dann auch der An-fang gemacht: In Anwesenheit zahlreicher Besu-cherInnen aus nah und fern wurde im kleinen Saal des FABRIKKINOS erstmals ein Film gezeigt: „Vin-cent van Gogh – Der Weg nach Courrieres“ von C. Hübner und G. Voss. Gleichzeitig wurde an diesem Tag die Galerie für Gegenwartskunst eröffnet.

Seither gibt es in dem FABRIKKINO ein regelmä-ßiges Programm mit Filmen in- und ausländischer

Alte Kachelofenfabrik besteht 20 Jahre

Soziokulturelles Zentrum in Neustrelitz feiert Jubiläum

von Horst Conrad

Regisseure und in der sehr geräumigen Galerie verschiedenartige Ausstellungen.

Größerer Kinosaal

Im Jahre 2000 wurden die alten Fabrikgebäude gründlich saniert, eine Heizung eingebaut und die fabrik.kneipe - unsere gastronomische Einrich-tung - nahm ihre Arbeit auf. Der Verein für Kul-tur und Kommunikation, abgekürzt VfKK, bis dato gemeinnütziger Träger aller Umbauten und Kul-turveranstaltungen, wurde Teil einer GmbH, die gesellschaft für kunst & tourismus mbh genannt wurde. Dem bis dato einzigen Kinosaal (40 Plätze) erwuchs ein großer Bruder mit 70 Plätzen. Fortan wurde das „große“ Kino als täglich in zwei Vorstel-lungen spielendes Programmkino mit dem Namen fabrik.kino 1 geführt (Träger: die GmbH) und das kleine Kino als fabrik.kino 2 (wie bisher in der Trä-gerschaft des VfKK) fortgeführt. Kino 2 lädt wie seit der Gründung zu drei Filmabenden pro Wo-che ein. Der Filmklub (ca. 10 Mitglieder) trifft sich immer noch alle zwei Wochen, um das Programm seiner Spielstätte und organisatorische Fragen zu besprechen.

Von Beginn an war die „galerie für gegenwärtige kunst“ wesentlicher Bestandteil unserer kulturellen Angebote: Mehr als 30 professionelle MalerInnen, BildhauerInnen, Fotografen leben im AltkreisMecklenburg-Strelitz. Ein Teil von ihnen hat bei uns seine Arbeiten vorgestellt. In den ersten Jahren wurde das Programm in enger Verbindung mit der „galerie refugium“ (Bernd Heise und Axel Heller) gestaltet, seit dem Jahre 2000 gibt es eine kleine Arbeitsgruppe, die für die Auswahl der KünstlerIn-nen, die bei uns ausstellen, verantwortlich ist.

Johnsons Jahrestage vorgelesen

Die kulturelle Programmgestaltung erstreckte sich seit Anfang an auch auf andere Sparten der Kunst: Musikveranstaltungen, Theatervorführungen und Lesungen. Seit dem Jahr 2000 treffen wir uns mit ca. 15 bis 25 Personen alle zwei Wochen und lesen öffentlich aus Romanen, Biografien, Autobiogra-

Alte Kachelofenfabrik Sandberg 3a17235 NeustrelitzTel.: 03981-203145Fax: [email protected]

Details zur Geschichte der Fabrik.Zwischen 1852 und 1910 ist die „Alte Kachelo-fenfabrik“ in mehreren Bauabschnitten ent-standen. Zuerst wurden Milchsatten produziert, also Formen für Milch-produkte. Dann kam bald eine Töpferei hinzu, und in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Kachelofenproduk-tion aufgenommen. Der damalige Kachlofenfab-rikant Schulze wurde Lieferant des Großherzogs und durfte sich „Hof-Ofenfabrikant Schulze“ nennen und wurde auch so angeredet.Am 13. Februar 1940 verkaufte er die Fabrik an Herrn „Ingenieur-Kauf-mann Kurt Conradt aus Swinemünde“.Sie diente dann bis 1945 als Produktionsstätte für die transportablen KuCo-Kachelöfen, wie sie von Kurt Conradt beim Reichspatentamt als Erfin-dung angemeldet worden waren. Bis Ende 1969 wurden noch Kachelöfen herge-stellt. Danach gingen die

Die Fotografin Sandra Bergemann bei ihrer Vernissage „Gesichter der DEFA“ mit Hilmar Thate, (re.) und Horst Conradt Foto: Anke Goetsch

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fien, die das letzte Jahrhundert beleuchten („Ein Zeitalter wird besichtigt“). Begonnen hatten wir mit Uwe Johnsons „Jahrestage“ – vom ersten bis zum letzten Satz haben wir den Jahrhundertroman öffentlich vorgelesen. Augenblicklich lesen wir aus der Biografie von Esther Slevogt: „Den Kommu-nismus mit der Seele suchen – Wolfgang Langhoff – ein Künstlerleben“.

Die „Alte Kachelofenfabrik“ in Neustrelitz hat sich zu einem kulturellen Zentrum entwickelt, das seine Gäste aus einem 40-km-Radius und darüber hinaus anspricht. Unser monatliches Programmheft und unsere Homepage im Internet sind die zentralen Werbemittel. Die örtliche Presse, gelegentlich auch Fernsehen und Rundfunk, unterstützen unsere Ar-beit mit Programmankündigungen und Berichten über unsere zahlreichen Sonderveranstaltungen mit Gästen (KünstlerInnen bei den Vernissagen, RegisseurInnen, SchauspielerInnen, Bands etc.).

Kneipier ist ein Musiker

Ein Glücksfall ist es, dass in der fabrik.kneipe, die sich als ein kulinarischer Anziehungspunkt erwie-sen hat, MitarbeiterInnen an Bord sind, die sich vollkommen mit unserem kulturellen und sozialen Ansatz identifizieren. Der Restaurantleiter ist selbst Musiker, arbeitet im Vorstand unseres Vereins und ist auch aktiv in einem anderen Verein, mit dem wir in den letzten Jahren eng kooperieren, was unser Programmangebot über den Film und die Ausstel-lungen hinaus sehr bereichert.

Unser Konzept die Gaststätte mit ihren verschie-denen räumlichen Ebenen als einen sozio-kultu-rellen Begegnungsraum zu entwickeln, ist sehr gut aufgegangen. Hier treffen sich die Bankdirektoren, Rechtsanwälte, Ingenieure, Architekten genauso gerne wie Angestellte, Arbeiter und Handwerker, Künstler, junge Leute, Studenten und Rentner.

Die Imker kommen ins Kino

Kooperationen der vielfältigsten Art führen uns Pu-blikum in die Fabrik, das erst einmal nicht wegen des sozio-kulturellen Ortes kommt, sondern we-gen eines konkreten thematischen Interesses: Ob das Imker sind, die wegen des Films „More than Honey“ zum Überfüllen des Kinos beitragen, oder Vorträge mit psychischen Themen, die mit entspre-chenden Filmen ergänzt werden, Reisevorträge, Kooperationen mit dem Architektenverein zu pas-senden Filmen, Hospiz- und Selbsthilfegruppen, Veranstaltungen für „Toleranz und Demokratie“ mit verschiedenen örtlichen Gruppen oder der Stadt usw. usw.

Film und Kulinarisches

Zu einem besonderen Renner hat sich die Reihe „film & kulinarisches“ gemausert, in der jeden Mo-nat ein Film im Programm ist, der in einem Land spielt, mit dem sich ein kulinarisches Angebot be-sonders gut kombinieren lässt (Frankreich, Spani-en, Griechenland genauso wie Japan, China, Indien oder Lateinamerika). Wesentlich ist: Man trifft sich

zum Film und nutzt anschließend die Gaststätte für die Kommunikation, im besten Fall auch für ein Ge-spräch über den Film, über das Land und über die dortigen sozialen und politischen Verhältnisse.

Der VfKK ist dankbar für Zuschüsse der Stadt Neustrelitz in Höhe von jährlich 4.000 Euro und des Landkreises (zwischen 500 und 2.000 Euro) für das laufende Filmkunstprogramm im kino 2. Für das eine oder andere spezielle Angebot gibt es noch hier und da einen Zuschuss aus anderer Quel-le. Ansonsten trägt sich unsere Kulturarbeit selbst: D. h. die Einnahmen aus der Gastronomie und dem Öko-Hotel (für beides ist Träger die GmbH) bei-spielsweise fließen in die Kultur. Die Qualität der Arbeit wird durch Prämien des Bundesministers für Kultur und Medien (besonders gutes Jahresfilm-programm für das kino 1) oder ebensolche Preise des Kinematheksverbundes für das kino 2 ausge-zeichnet.

Ehrenamtspreis der Stadt

Und „selbst“ trägt es ich nicht zuletzt deshalb, weil viele, sehr viele Menschen sich in den letzten 20 Jahren über ihr ehrenamtliches Engagement einge-bracht haben und bis heute in verschiedenen Pro-jektgruppen mitarbeiten und darüber hinaus immer wieder helfend eingreifen, wenn es nötig ist.

Viele unserer Mitglieder sind mit dem Ehrenamts-preis der Stadt Neustrelitz ausgezeichnet worden.

Es ist hier nicht Platz genug, um auch nur annä-hernd darzustellen, was zwei Jahrzehnte Kultur-zentrum „Alte Kachelofenfabrik“ ausmachen. Un-ser kultureller Ort lebt! Er ist bunt und lebendig! „Unterhaltung kann die wirksamste Art des Ler-nens sein“ nach Herbert Marcuse passt auf uns als Motto. Viele unserer Gäste spüren das und lassen es uns spüren. Das positive Gefühl überträgt sich auf das soziale Klima in der Fabrik, das natürlich unterstützt wird durch das einzigartige Ambiente dieses über 160 Jahre alten Backsteingebäudes, an dem die Spuren der Zeit erhalten wurden und die dort fühlbar sind.

Gebäude in die Rechts-trägerschaft der Kon-sumgenossenschaft über, die hier ihre allgemeine Verwaltung unterbrach-te. Nach der Abwicklung der Konsumgenossen-schaft (über 1000 Verkaufsstellen gab es im Landkreis Neustre-litz) wurde die „Alte Kachelofenfabrik“ 1992 an die Familie Conradt rückübertragen und wird seitdem als Kulturzent-rum genutzt.

Im Jahre 2005 erhielt die basiskulturfabrik gmbh den Bundespreis für Denkmalpflege.

Erreichbarkeit: Stündliche Zugverbin-dung aus Berlin:Fahrtzeit 74 Minuten von Berlin/Oranienburgüber die B 96 über Gran-see, Fürstenberg aus Richtung Waren/ Penzlin über die B 193aus Richtung Autobahn-ausfahrt Röbel/ Mirow/ Wesenbergüber die B 198aus Stralsund/ Greifs-wald/ über Neubrandenburg auf der A20/ B 96

Erwartungsvolle Stimmung bei der Podiumsdiskussion zumThema „Wasser zu viel oder zu wenig?“ Foto: Barbara Lüthi-Herrmann

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Das erste Jahr der Frieda-Aktie

Es geht voran …

von Harry Körber

Wenn wir Frieda-Aktie sagen, meinen wir eigentlich vier verschiedene: die Frieda-Aktie 100, 500 und 2000, die alle zur Familie der Kulturaktien gehören und deren nächste Verwandte, die Kunstaktie der KARO gAG. Das ist nicht nur Wortklauberei, das ist vor allem eine Definitionsfrage für die KARO gAG. Deren Ziel war, nicht nur ein Bauträger für die Kunst- und Medienschule zu sein. Kulturaktien und Kunstaktien sind als ein innovativer Beitrag zur Kulturfinanzierung gedacht. Außerhalb von reiner Förderabhängigkeit und innerhalb einer Stadtkul-turgesellschaft will die KARO gAG mit ihrer Aktie-nemission die Bürger wie auch die Unternehmen Rostocks aktiv für die Förderung der Rostocker Kul-turlandschaft gewinnen.

Finanzierung durch eine Form von public-privat-partnership

Pragmatisch ist es aber das Projekt der Kunst- und Medienschule in der Friedrichstraße 23, das erst einmal erfolgreich abgearbeitet werden muss und als „Mühen der Ebene“ oft wenig vom innovativen Flair der KARO-Idee vermittelt. So ist bei der Kultur-aktienemission im Februar 2012 im Rostocker Rath-ausfoyer die Kulturaktie als Frieda-Aktie präsentiert worden. Denn an dem Projekt Frieda 23 wird sich zeigen, inwiefern der Versuch, ein Kunst- und Me-dienprojekt durch eine Form von public-privat-part-nership zu finanzieren, erfolgreich sein kann. Hier wird auch der Grundstock für weitere Aktivitäten der KARO gAG entstehen – denn das Geld, das jetzt in die Frieda 23 fließt, ist refinanzierbar, wird durch die zu erwartenden Mieteinnahmen für die Finan-zierung weiterer Projekte zur Verfügung stehen.

Derzeit macht die Baustelle Frieda 23 - der Standort der künftigen Kunst- und Medienschule - einen im Wortsinn eher abgerissenen Eindruck, fehlt ihr doch der Südflügel und ist die Westfassade an vielen Stel-len offen für neugierige Blicke und eisige Winde. Das entkernte Skelett der einstigen Plattenbauschu-le zeigt schon jetzt eine deutliche Ausrichtung zur Kröpeliner Torvorstadt. Das Gebäude wirkt in seiner zukünftigen Form hoffentlich nicht nur als Sonnen-falle, sondern auch als Nukleus für die Kreativ- und

Medienszene. Bei genauem Hinsehen sind die Spu-ren des Neuen schon zu entdecken: die Pfahlgrün-dungen des Kinoneubaus und das Fundament des Kunstobjektes „In transition“. Gerade diese Skulp-tur, Ergebnis eines Kunstwettbewerbs im baltischen Raum, ist ein wichtiges Stück KARO gAG, geht über deren Bauherrentätigkeit hinaus. Die Vorstel-lung des Wettbewerbsgewinners im Februar 2012 war mit der Emission der Frieda-Aktie verknüpft und die (wenn auch provisorische) Aufstellung des Kunstwerks im September 2012 auf dem Hof der Frieda 23 war der Höhepunkt einer Reihe von Akti-vitäten, die die Frieda-Aktie öffentlich und interes-sant machen sollte.

Gründungsvereine wachsen zusammen

Gleichzeitig begann in diesem Zeitraum ein Prozess des Zusammenwachsens der vier Gründungsver-eine. Das war wichtig, denn das Ziel der Kunst- und Medienschule ist es auch, Synergien zwischen den zukünftigen Bewohnern entstehen zu lassen. Das Haus in der Friedrichstraße 23, noch bis Sommer 2012 gemeinsames Domizil des Institut für neue Medien und der Kunstschule Rostock sowie des Trägervereins von Radio LOHRO, Kulturnetzwerk e.V., war dabei unter dem Motto „Die Frieda ins Gerede bringen“ immer wieder Austragungsort ge-meinsamer Veranstaltungen.Im Frühjahr 2012 fand das 1. Kunst und Medien-frühstück für Aktionäre, Spender, Mitmacher und

Offen für Neues - Das (nicht mehr ganz) aktuelle Antlitzder Frieda 23

Die KARO gAGFriedrichstraße 2318057 RostockTel.: [email protected]

Die Projektpartner:institut für neue medien www.ifnm.deKunstschule Rostockwww.kunstschule-ro-stock.de/Lichtspieltheater Wun-dervollwww.liwu.deRadio LOHROwww.lohro.de

„Es geht voran, mit der Frieda 23. Am 12. September 2013 wurde zünftig Richtfest gefeiert. Nicht als Bergfest, son-dern schon weit hinter der Bergspitze, denn in 8 Monaten soll der Einzug der vor einem Jahr Ausgezogenen und der neuen Mieter stattfinden. Kein unrea-listischer Termin, wie der Baustand am Nordflügel zeigt. Traditionell durch die Firma Warnemünde Bau geweiht, eröffnet durch den Rostocker OberbürgermeisterRoland Methling und

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Unterstützer statt (am 17.3. 2013 folgte bereits das 2. Kunst und Medienfrühstück) das als Veranstal-tung mit einem breiten Vorbereitungskreis begann und mit großer Resonanz der Eingeladenen endete.

Beim Ostseemeeting auf der Galopprennbahn Hei-ligendamm (wo die KARO gAG als Gast der Ost-seesparkasse Rostock agierte) wurden nicht nur die Aktien präsentiert, es gab auch erstmalig den so ge-nannten „Frieda-Wein“ zu kaufen, der mit Etiket-ten versehen war, die von Rostocker Künstlern und Künstlerinnen gestaltet wurden. Als Ergebnis einer Initiative von acht Rostocker Schmuckgestalterin-nen wurde zu diesem Anlass eine Schmuckkollekti-on gefertigt, die mit Teilchen des beim ersten Abriss angefallenen Betons der Plattenbauschule kreativ-spielerisch umging und unter dem Namen „Friedas Geschmeide“ ausgestellt wurde.

Höhepunkt war die Aufstellung des Kunstwerkes der schwedischen Künstlerin Monika Gora im Sep-tember. Der Name „in transition – im Wandel“ be-zeichnete das Motto dieser Veranstaltung: „Frieda im Wandel“ war eine Erlebnisreise durch alle be-teiligten Institutionen, beginnend auf dem Hof der Friedrichstraße 23. Hier gab es neben der Enthüllung des Kunstwerkes auch die offizielle Spatenübergabe an die Kultursenatorin der Hansestadt Rostock, Frau Melzer, und den Geschäftsführer der RGS, Herrn Wolffgram. Nach Sekt und Versteigerung konnte man sich auf den Weg machen: zur Kunstschule, in der Improvisationen und Schauwerken zu erleben war, zum Institut für neue Medien, in dessen Räu-men neben einer Nachlese des Festivals

FiSH auch ein Rock`n Roll-Konzert stattfand. Weiter ging es zum Radio LOHRO, dessen Innenhof durch Fotos und Klänge zur Kleingartensimulation wurde. Gemeinsamer Treffpunkt waren dann die im Licht-spieltheater Wundervoll gezeigten Film-Vorauffüh-rungen. Um Mitternacht konnten die Besucher zum Abschluss und Höhepunkt des Wandels wieder im Friedahof stehen und dort bei einer Mixtur aus re-aler Feuershow und virtueller Lichtinstallation einen täuschend echten Abbruch des damals noch vor-handenen Südflügels der Plattenbauschule erleben. Neben dem Spaß hatten diese Aktivitäten auch Er-folg. Finanziell bedeutete es innerhalb eines Jahres eine Kapitalerhöhung von 30.000,00 EUR in Aktien, dazu noch mal die Hälfte der Summe als Spenden-gelder. In der Rostocker Öffentlichkeit hat die KARO gAG durch die Verleihung der Siegmann-Medaille im Herbst 2013 erlebt, dass ihre Aktivitäten nicht nur wahrgenommen, sondern auch honoriert wer-den.

2013 ist der newcomer-Bonus aufgebraucht. Neben der Kontrolle der Bautätigkeiten auf Einhaltung der Zeit- und Kostenrahmen wollen weitere neue Ideen entwickelt werden, um bürgerschaftliche Kulturfi-nanzierung zu bewirken. Schon zu „Kunst Offen“ soll die Baustelle Frieda 23 den Blick der Öffentlich-keit auf sich ziehen, verstärkt will die KARO gAG die Unternehmen in Rostock mit ins Boot holen. Mit Radio, Film und bildender Kunst sind unsere Vor-aussetzungen für gute Öffentlichkeitsarbeit riesig – also: carpe diem. Wer mehr wissen oder Zukünftiges miterleben will: www.karo.ag ist immer aktuell.

Übergabe des Friedaspatens an die Kultursenatorin und die RGS durch Vorstand und Aufsichtsrat der KARO gAG

Die Weinedition Kunstgenuss: Biowein mit Etiketten Rostocker Künstler, im Vordergrund das Modell der fertigen Kunst- und Medienschule Fotos: KARO gAG

dem Vorsitzenden der KARO gAG Dr. Helge Schilf, besucht vom Mi-nisterpräsidenten, Abge-ordneten von Land und Stadt und vielen Freun-den und Unterstützern – es war ein großes und schönes Fest.“www.karo-ag.com15. November 2012: KARO gAG erhält Richard-Siegmann-Me-daille „Mit der Ausgabe der Kulturaktie ermög-licht es die KAROgAG jedem Bürger, im kleinen oder großen Stil in Kultur und Bildung zu investie-ren.“ … „Die Rostocker Richard-Siegmann-Stif-tung würdigt diesen Einsatz für gemeinnützige Kulturprojekte in diesem Jahr mit der Verleihung der Richard-Siegmann-Medaille sowie 3000 Euro Preisgeld.“ … „Diese Initiative hat noch Pioniercharakter, aber wir wollen diese Art der Finanzierung für Kunst und Kultur noch bekann-ter machen und in ganz Deutschland Nachahmer ermutigen“, ergänztDr. Helge Schilf, Unter-nehmer und ehrenamt-licher Vorstandsvorsit-zender der KARO AG. Auch das Preisgeld der Richard-Siegmann-Stif-tung soll in den Aufbau von Kulturkapital fließen, um weitere Projekte in Rostock realisieren zu können. In Erinnerung an den früheren Leiter der Rostocker Straßenbahn AG verleiht die Richard-Siegmann-Stiftung seit 2005 ihre Medaillen an engagierte Menschen mit kreativen und innova-tiven Ideen, die sich „jenseits eingefahrener Gleise uneigennützig und beharrlich um das Gemeinwohl verdient machen“

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Richtfest am 12.09.2013: Hier gehts ins künftige LOHRO-Büro ...und hier wächst das Lichtspieltheater Wundervoll Fotos: Gudrun Negnal

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I have a dream from Permakultur in Europe

Französische Gäste im Interkulturellen Garten Neubrandenburg

von Gerlinde Brauer-Lübs

Zu diesem deutsch-französischen Projekt waren 13 junge Franzosen aus Nevers angereist, um ge-meinsam mit deutschen Jugendlichen zu arbeiten und zu lernen. Sie weilten in der Zeit vom 15. bis 21.07.2013 im Soziokulturellen Bildungszentrum Neubrandenburg e.V. (SKBZ), um ihren Traum von Nachhaltigkeit zu verwirklichen. Die Philosophie von Permakultur ist es, mit und nicht gegen die Natur zu arbeiten, sie als System in all ihren vielgestaltigen Funktionen zu betrachten, sie nachhaltig zu er-leben und zu erhalten. Das Zusammenleben aller Lebewesen sollte so miteinander kombiniert werden, dass das System zeitlich unbegrenzt existieren und funktionieren kann. Zudem geht es um Balance, Selbstregulierung und Gleichgewicht in allen Ebenen. Ausgehend von diesem globalen theoretischen Ansatz ging es von der Lehre in die Praxis in den Interkulturellen Garten des SKBZ. Schwerpunkt bildete die Dachbegrünung des Mandala. Die bevorzugte Lernmethode ist ohnehin das Actions-Learning, deshalb war der Interkulturelle Garten sehr gut geeignet, die Permakultur-Ethik in anschaulicher Weise zu vermitteln. Selbstverständlich war bei allen Aktionen im Garten der achtsame Umgang mit der Natur Voraussetzung. Aber auch die soziale und kulturelle Komponente wurde diskutiert und gelebt und nicht zuletzt ging es den Teilnehmern um die Selbstbegrenzung, die ohnehin von Beginn seiner Entstehung an Prinzip im Interkulturellen

Garten ist. Neben der Weiterentwicklung des Projektes „I have a dream from Permakultur in Europe“ wurde getrommelt, Theater gespielt, auf der Sommerrodelbahn in Burg Stargard gerodelt und die mittelalterliche Burg mit dem Kräutergarten begutachtet. Auch sportliche Wettkämpfe sowie ein interkulturelles Kochduell kamen nicht zu kurz.

Viel zu wenig Zeit war eine Woche für dieses große Vorhaben, das vor 3 Jahren in Nevers und in einer Künstlerkolonie bei Warschau mit jungen Menschen aus 15 europäischen Ländern als ein ausgewähltes Projekt in den Probelauf ging. Langfristig Projekte zu entwickeln, die eine nachhaltige, gesunde Zukunft für junge Menschen in ganz Europa sichern können, war Ziel dieses Umwelt- und Kulturprojektes. Nur ein kleiner Anfang konnte in diesem Sommer gemacht werden, aber dass es bei Permakultur um Vielfalt statt Einfalt geht, war allen Projektteilnehmern nach kurzer Zeit klar, denn kulturelle Vielfalt wird im Interkulturen Garten schon seit langem mit den Ländergärten und den Besuchern aller Generationen gelebt. In diesem Kontext sind die ausländischen Gärtner die besten Experten, genauso wie unsere Kleinsten aus den Kitas. Wir setzen auf den Erhalt erfolgreich gewachsener Strukturen, nicht auf Geschwindigkeit schneller – höher – weiter. Dieses interkulturelle Projekt ist ein weiterer Beitrag unseres Soziokulturellen Zentrums zum Dialog der Kulturen.

Erinnerungsfoto im Interkulturellen Garten Fröhliche Maskerade zum Abschlussfest Fotos: Peter Brauer

Soziokulturelles Bildungs-dungszentrum Neubran-denburg e. V.Haus der Kulturen, Wiekhaus 18,2. Ringstraße17033 Neubrandenburg

Tel.: und Fax:[email protected]

Ansprechpartnerin:Gerlinde Brauer-Lübs

Seit Herbst 2004 gibt es auf einer Fläche von 4000 m² den Garten der Nationen in Neubran-denburgs sozialem Brennpunkt im Reitbahn-viertel. Hier leben die meisten Menschen mit Migrationshintergrund und viele von Arbeits-losigkeit betroffene Familien. Interkulturelles Lernen mit allen Sinnen bei gemeinsamer Arbeit im Garten.

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Aktive Seniorinnen und Senioren inder LandeshauptstadtSelbständigkeit und Selbstbestimmtheit älterer Menschen

von Helga Bomplitz

Soziokulturelles Zentrum für Seniorinnen und Senioren

gefördert durch: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur M/V und Kulturbüro Schwerin

Träger: Landesring M/V des Deutschen Seniorenringes e.V.

Martinstr. 1 / 1a19053 SchwerinTel.: 0385-5574962Fax: 0385-5574963

E-Mail: [email protected]

Der Landesring M/Vdes Deutschen Seniorenringes e.V. fördert das Potenzial an Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit älte-rer Menschen. Dabei geht es u.a. darum, das Erfahrungswissen und die Kompetenzen Älterer für ein bürgerschaft-

Seit seiner Gründung1991 bietet der Landesring M/V des Deutschen Seniorenringes e.V. der Ge-neration 55+ die Möglichkeit, sich in zahlreichen Projekten entsprechend ihren Interessen und Fähig-keiten nach dem Motto „Für mich und andere etwas tun“ zu engagieren. So ist die Weiterbildung älterer Menschen für bürgerschaftliches Engagement als seniorTrainer, gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales, inzwischen zu einem Erfolgsprojekt in Mecklenburg – Vorpommern geworden. Über 400 seniorTrainer engagieren sich in über 500 Projekten, natürlich auch im soziokultu-rellen Bereich. Da werden z. B. Hörfunkprogramme für Pflegeheime entwickelt, Zeitzeugenprojekte helfen bei der Aufarbeitung historischer Ereignisse, Lesestübchen, Vorlesepaten, Brauchtumspflege und vieles andere lernen Jung und Alt zusammen. Be-sonders stolz sind wir auf solche Projekte wie unser Sozio-kulturelles Zentrum, die Senioren-Akademie und das Seniorenbüro in Schwerin.

Hier einige Ausschnitte aus unserer Arbeit.Seit 1994 wird im Seniorenbüro Schwerin unter dem Motto „Alt, na und“ gelernt, getanzt, gemalt, ge-bastelt, fotografiert, gelacht und gestritten. Bei der Entwicklung und Erschließung neuer Tätigkeitsfelder entwickeln unsere Ehrenamtlichen erstaunliche En-ergien und Ideen.

So schreiben die Älteren Bücher, Broschüren und eigene Theaterstücke, drehen Video- und Fern-sehdokumentationen zu den unterschiedlichsten Themen des Lebens, initiieren Wettbewerbe sowie Fotoausstellungen und gestalten eigene kulturelle Höhepunkte.

Die ehrenamtlichen Mitglieder der Mode-, Theater- und Tanzgruppe unserer Einrichtung treten u. a. in Begegnungsstätten sowie im Rahmenprogramm bei Messen und Ausstellungen in der Landeshauptstadt auf.Die Modegruppe unter Leitung von Elke Hoffmann arbeitet zur Gestaltung der Modenschauen mit Unternehmen der Stadt zusammen, um auch Mo-denschauen unter Berücksichtigung der aktuellen Trends durchführen zu können. Am 21. 02. 2012

wurde zur 1. Kleiderbörse mit Modenschau ins Se-niorenbüro Schwerin eingeladen. Die Frauen gaben interessante Anregungen und Tipps zum modischen Aussehen im Alter.

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Fotogrup-pe unter Leitung von Christa Pridöhl führten Foto-wanderungen, Bilddiskussionen und Fachvorträge durch, um ihr Wissen auszutauschen und zu erwei-tern. Ziel ist es, gemeinsam thematische Fotoaus-stellungen zu gestalten.

Die Videofilmgruppe „Graue Adler“ unter Leitung von Edda Wanske arbeitet selbständig, eigenver-antwortlich und konzeptionell an gestellten oder gewählten Themen. Sie produzieren eigene Filmdo-kumentationen, inzwischen natürlich auch im DVD - Format.

20 Jahre Filmarbeit der „Grauen Adler“

In einer Festveranstaltung im März 2013 konnten wir auf 20 Jahre erfolgreiche Filmarbeit der „Grauen Adler“ zurückblicken. Hier ein kleiner Rückblick.

„Ran an die Kamera“ hieß es für Senioren 1993 zum ersten Mal im Landesfilmzentrum, das ein neu-es Projekt mit dem Ziel entwickelte, Ältere an den Umgang mit der Videokamera heranzuführen. „Ich hätte nie gedacht, dass daraus eine Videogruppe „Graue Adler“ wird, die 20 Jahre besteht und eh-renamtlich so erfolgreich arbeitet“, so der Regisseur

Interessengruppe Fotografie

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Dieter Schumann, der auch heute noch oft fach-liche Tipps als Filmemacher gibt. So freute er sich umso mehr, alte Gründungsmitglieder wie Manfred Höltke, Wolfgang Dickmann, Klaus Dressler und Werner Tackert wiederzusehen. „Nur die Haare sind noch grauer geworden“, meinte er zu den Männern und zwinkerte ihnen zu. Auch Edda Wanske, die heutige Leiterin der Videogruppe „Graue Adler“ erinnert sich gern an die ersten Filmjahre und die ersten Videodokumentationen, wie z. B. „Lass uns mal mit der Oma reden“. „Es hat mir einfach Spaß gemacht, im Ruhestand mit anderen Älteren etwas Neues anzufangen und mich mit neuen Medien auszuprobieren“, so Edda Wanske. Jetzt konnte sie gemeinsam mit „ihren 12 Männern“, den „Grau-en Adlern“ und weiteren Gästen im Seniorenbüro Schwerin das 20jährige Bestehen feiern.

Schon 1995 zogen die „Grauen Adler“ ins Senio-renbüro Schwerin um und haben seitdem dort ein „Zuhause“. Wöchentlich treffen sie sich zum Er-fahrungsaustausch. Gemeinsam werden Drehbuch, Filmgestaltung und technische Details beraten und neue Filmideen und -projekte entwickelt. Während der Feierstunde gab es einen filmischen Rückblick mit Ausschnitten aus den inzwischen 50 Videopro-duktionen. Gewürdigt wurden die ehrenamtlichen Mitglieder, die eine breite Palette von Themen auf-greifen, z. B. Zeitzeugenfilme über das Leben in der Kriegs- und Nachkriegszeit, das Leben in der DDR und nach der Wende oder Auftragswerke für die Sternwarte, den ARGuS e. V. oder das Technische Landesmuseum. Aber auch Videodokumentationen zum Thema „Ruhestand- was nun?“, „Engagiert!? – Ehrensache!“, „Die Graue Revolution“ oder „Al-tern in Europa“ bleiben allen in Erinnerung.

Die ehrenamtliche TV - Gruppe „METRONOM“ unter Leitung von Hannelore Breitag ergänzt im Se-niorenbüro Schwerin die Öffentlichkeitsarbeit durch die-Erstellung von Kurzbeiträgen für den offenen Fernsehkanal, das Bürgerfernsehen in Schwerin- FISCH-TV aus dem Seniorenbereich zur Stärkung der eigenen Lobbyarbeit für ein positives Alters- bild, auch in der Kommune Schwerin- Medienpartizipation durch Ältere (Fernsehen von Senioren für Senioren) Themenschwerpunkte für die TV- Beiträge- Berichterstattung über Einrichtungen der offenen

Videogruppe Graue Adler

Altenarbeit und der Altenhilfe- Filmische Begleitung von Höhepunkten und Veranstaltungen- Engagiert im Gemeinwesen – Ältere engagieren sich in Schwerin in allen Lebensbereichen

Im Jahr 2012 wurden ca. 40 thematische Maga-zinsendungen für das Bürgerfernsehen Schwerin erstellt, z.B. Porträts zur ehrenamtlichen Tätigkeit der seniorTrainer in generationsübergreifenden Pro-jekten.

In unserer Einrichtung treffen sich die Älteren auch in thematischen Interessengruppen. Freiwillig en-gagierte Senioren leiten die Gruppen und organi-sieren die Aktivitäten, Treffs oder Veranstaltungen für andere Ältere, z.B. der Deutsch - Französische Freundeskreis, der entstanden ist nach einem Bil-dungsaufenthalt in Toulouse. Er beschäftigt sich mit dem europäischen Nachbarland Frankreich. In mo-natlichen Zusammenkünften gibt es Vorträge zur Geschichte, Geographie und Kultur aus Frankreich. Wichtigstes Anliegen ist die Verbindung zum Freun-deskreis des Goethe-Instituts in Toulouse.

Natürlich ist die Palette unserer Angebote noch sehr viel größer und jeder, der es möchte, kann hier mit-machen.

Interessengruppe Lebensfreude für Single LefS Fotos: Soziokulturelles Zentrum

liches Engagement in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern zu nutzen.

Weitere Projekte: Seniorenbüro SchwerinLandesprogramm “Weiterbildung älterer Menschen für bürger-schaftliches Engagement als seniorTrainerin in M/V“- hier tätig als Bildungsträger in M/V

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ÜbergangOvergang

Kulturbrücke über die Ostsee - Kulturbro over ØstersØen

von Gudrun Brigitta Nöh

ÜbergangOvergang - was war das, was ist das - und was wird das?

Die Kunst führte Hunderte Menschen durch das Projekt ÜbergangOvergang auf beiden Seiten der Ostsee zusammen.Auf der Kulturbrücke zwischen Rostock und dem südlichsten Eingangstor Skandinaviens, in Gedser, begegneten sich einen Monat lang Künstlerinnen und Künstler, Besucherinnen und Besucher im Dia-log zum Thema ÜbergangOvergang.Das Betrachtungsangebot waren aktuelle Werke der Malerei, Grafik, Fotografie, Installation, Skulp-tur und Videoinstallation zu diesem Thema - sowohl mit direktem territorialem Blick als auch im philoso-phischen Sinn.Wer über die Kulturbrücke - Kulturbro ging, ent-deckte die künstlerischen Arbeiten und zugleich die Einmaligkeit und das Besondere der beiden unter-schiedlichen Regionen - auch in ihren historischen Verknüpfungen.

Es waren etwa 3 000 Gäste unterwegs, um sich die Ausstellungen in der Rostocker Nikolaikirche, in dem alten Eisenbahndepot Gedser Remise und in der ehe-maligen Marinestation an der Südspitze Dänemarks anzuschauen und sich damit zu beschäftigen.Es waren Einheimische, die sich für dieses Projekt ÜbergangOvergang interessierten und es waren Be-sucherinnen und Besucher, die mit der Fähre über die Ostsee kamen.Menschen aus aller Welt berührte das Thema Über-gangOvergang - und sie falteten Tausende kleine Papierboote während der vierwöchigen Ausstel-lungszeit in Deutschland und Dänemark, beschrif-teten sie mit BOOTSCHAFTEN in ihrer Landesspra-che.

Ganz persönliche Träume und Hoffnungen werden auf die Reise gegeben. Und globale Wünsche: Frieden, Toleranz, Freund-schaft.

ÜbergangOvergang hebt Grenzen auf, schafft eine gedankliche und emotionale Verbindung zwischen Menschen, die sich nicht kennen - und doch das

Gleiche wollen und erstreben.Damit ist Wirklichkeit geworden, was die Vision dieses internationalen Kunst- und Begegnungspro-jektes ÜbergangOvergang ist. Es unterscheidet sich von einer herkömmlichen Form der Ausstellung.Auch nachdem es die Finissage gab, die Kunstwer-ke in die Ateliers der Künstler zurück gekehrt sind, bleibt diese Kulturbrücke über die Ostsee - Kultur-bro over ØstersØen.

Sie ist erbaut aus vorbehaltlosem Tun, Stress, Freude, Lachen und vor allem aus der tiefen Überzeugung, das Kunst zum gegenseitigen Verstehen führt, Ver-krustungen aufbricht sehend macht und, ermuti-gend wirkt. Kunst als Mittel. Künstler als Mittler, als Botschafter. Formuliert in ihren Arbeiten. Der Gewinn sind weder Geld noch einträgliche Pos-ten, sondern eine neue Verbindung über die Ost-see, die es so bislang noch nicht gab.Gleichberechtigt, über fast zwei Jahre vertrauens-voll entwickelt zwischen deutschen und dänischen KünstlerInnen und AkteurInnen und mit bürger-schaftlichem Engagement.

Initiatoren sind: P.ART - Gudrun Brigitta Nöh, Grit Sauerborn,Janet Zeugnerunter dem Dach des Rostocker Frauenkulturvereins, Geschäftsführerin: Kristin Beckmann

Dänische Partner: MultiCenter Syd NykØbing mit Espen Brandt-MØller und Allan Axelsen.

Steffi Böttcher, Grafikdesignerin, fand mit dem Pa-pierboot das Symbol für ÜbergangOvergang.

Ein Katalog wird dieses Projekt dokumentieren, eine Fotoausstellung und ein Film den Werdegang be-schreiben. Im Januar 2014 wird im Wasserturm von NykØbing die Präsentation sein - Ein Wiedersehen, eine Fortsetzung des Dialogs -

Wir danken den Künstlerinnen und Künstlern, den Förderern und Sponsoren, allen Unterstützerinnen und Helfern, die dieses Projekt wohlwollend bislang begleitet haben.

Das Projekt wurde ge-fördert durch den Fonds Neue Länder bei der Kulturstiftung des Bundes und die Hanse-stadt Rostock.

Auf Dänischer Seite:Ministeriet for By, Bolig og Landdistrikte, Guld-borgsund Kommune, Kulturudviklingspuljen - Guldborgsund Kom-mune, Guldborgsund KUNST und KULTURRE-GION STORSTRØM.

SPONSOREN auf deut-scher Seite:Scandlines Rostock-Gedser GmbHRostock PORTPINAX WERBEMEDIENMÖBEL WINKINGER, RostockHANSEATISCHE BRAU-EREI ROSTOCK GmbH

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Die Rostocker Nikolaikirche und Gedser Remise sowie die ehemalige Marinestation Gedser waren gute, besondere Orte, gleichsam Brückenpfeiler für ÜbergangOvergang.

Die Crew der Scandlines Fähre „Prins Joachim“ be-reiteten den deutschen und dänischen Künstlerinnen und Künstlern sowie allen Passagieren und der eige-nen Besatzung am 30.08.2013 eine unvergessliche Überfahrt/Overfahrt von Rostock nach Gedser.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler:

ALLAN AXELSEN

ESPEN BRANDT-MØLLER

ANNETTE CZERNY

MICHAEL DUNK

SABINE GLASSER

METTE GLYHOLT

KRISTOFFER GLYHOLT

THOMAS HÄNTZSCHEL

OLE HOLM

KIT KJÆRBYE

THORBJØRN LAUSTEN

PALLE LINDAU

BERNARD MISGAJSKI

ANNA MARTHA NAPP

GUDRUN BRIGITTA NÖH

ANGELA PREUSZ

GRIT SAUERBORN

ROLAND SCHNEIDEREIT

IRIS VITZTHUM

BARBARA WETZEL

JANET ZEUGNER

Ankunft der Bootschaften in Gedser Remise

Ausstellungsort Gedser Remise

Bootschaften an der Südspitze Gedser

Bootschaften während der Überfahrt Fotos: Die Beginen Rostock

Überfahrt aller KünstlerInnen

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info

Das vom Bundesministerium für Bildung und For-schung (BMBF) im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ geförderte Projekt „Jugend ins Zentrum!“ läutet die zweite Förder-runde ein. Am 9. und 10. November trafen sich die sieben Mitglieder der Jury, um 50 Projekte für das Jahr 2014 auszuwählen. Rund 90 Anträge waren in der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V. eingegangen, 25 davon Folgeanträge lau-fender Bündnisse. Die Beteiligung von Mitglieds-zentren hielt sich mit der Antragseinreichung von weiteren Jugend- und Kultureinrichtungen nahezu die Waage.Aktuell steht die Bundesvereinigung leider vor der Herausforderung, dass auf Grund einer fehlenden Zusage zur Verschiebung von Fördermitteln aus dem Jahr 2013 in das Folgejahr derzeit noch unge-wiss ist, ob ausreichend Geld für die Förderung al-ler ausgewählten Projekte zur Verfügung steht: die Förderung von fünf Projekten ist zum momentanen Stand noch nicht gesichert.Die Geschäftsstelle setzt sich mit Hochdruck dafür ein, dass alle Projekte realisiert werden können.

2. Förderphase „Jugend ins Zentrum!“ –50 Projekte für 2014 ausgewähltPressemitteilung der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V., 14.11.2013

Eine Übersicht über die ausgewählten Projekte fin-det sich unter: www.soziokultur.de

Projekte „Jugend ins Zentrum“ inMecklenburg-Vorpommern:

cultura mobile e. V./Kulturbörse Gnoien - "Ich sehe was, was du nicht siehst" - Ein Foto-Film-Projekt - Warbelschule Gnoien / Jugendclub Gnoi-en-AWO-Soziale Dienste Güstrow

Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur MV e.V. / Kinderakademie Ferdinandshof – „Nahsehen statt Fernsehen!“ - Förderschule / Regionale Schule Fer-dinandshof - AWO Torgelow e. V. / AWO Uecker-Randow e.V

OPERNALE e. V. Sundhagen - „ICH kann OPER“ - Musikschule Spiel und Klang / Grundschule Horst.

Neue Vordrucke für Spendenbescheinigungen Stand: 19.11.2013Mit Schreiben vom 7. November hat das Bundes-finanzministerium die neuen Muster für Zuwen-dungsbestätigungen bekanntgegeben. Sie gelten ab sofort. Die Änderungen beziehen sich auf das neue Verfahren zur Feststellung der satzungsmä-ßigen Voraussetzungen der Gemeinnützigkeit. Dieses Verfahren löst die so genannte vorläufige Bescheinigung ab.Entsprechend ändern sich die Angaben auf der Zu-wendungsbestätigung:

Statt:„Wir sind wegen Förderung (Angabe des be-günstigten Zwecks/ der begünstigten Zwecke) ……………… durch vorläufige Bescheinigung des Fi-nanzamtes ........,StNr. ……………………..............., vom .......................ab ..........als steuerbegünstigten Zwecken dienend anerkannt.“

heißt es künftig:„Die Einhaltung der satzungsmäßigen Vorausset-zungen nach den §§ 51, 59, 60 und 61 AO wurde vom Finanzamt.........................., StNr. …………….. mit Bescheid vom……….. nach § 60a AO geson-dert festgestellt. Wir fördern nach unserer Satzung (Angabe des begünstigten Zwecks/der begünstig-ten Zwecke) …………………..“

Geändert wird auch der Haftungshinweis:Statt:„Diese Bestätigung wird nicht als Nachweis für die steuerliche Berücksichtigung der Zuwendung aner-kannt, wenn das Datum des Freistellungsbescheides länger als 5 Jahre bzw. das Datum der vorläufigen Bescheinigung länger als 3 Jahre seit Ausstellung der Bestätigung zurückliegt (BMF vom 15.12.1994 - BStBl I S. 884).“

heißt es künftig:„Diese Bestätigung wird nicht als Nachweis für die steuerliche Berücksichtigung der Zuwendung aner-kannt, wenn das Datum des Freistellungsbescheides länger als 5 Jahre bzw. das Datum der Feststellung der Einhaltung der satzungsmäßigen Vorausset-zungen nach § 60a Abs. 1 AO länger als 3 Jahre seit Ausstellung des Bescheides zurückliegt (§ 63 Abs. 5 AO).“

Die neuen Vordrucke gelten ab sofort. Die alten Vordrucke dürfen aber noch bis zum Jahresende verwendet werden.Die aktuellen Vordrucke finden Sie als bearbeitbare Version (RTF) auf vereinsknowhow.de.Vereinsknowhow - Know-how für Vereine und den Nonprofit-BereichQuelle: www.vereinsknowhow.de

lag-report 14/2013

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INFO

Die Bibliothek der INITIATIVE ROSA-LILA Neubrandenburg - eine soziokulturelle Selten-heit in DeutschlandVor zwanzig Jahren begonnen mit ca. 200 Büchern, zumeist geschenkt von schwul-lesbischen Verlagen, hat sich der Bestand im Laufe der Jahre auf nun fast 9000 Medien erweitert, darunter ca. 770 Bücher, ca. 250 DVD/CD und mehrere Hundert Broschüren und Zeitschriften. Schon immer war die Bibliothek Teil des Begegnungs- und Beratungszentrums. Mit der Zeit wurden alle Bücher erfasst, so dass diese über ein Bibliotheksprogramm vor Ort einsehbar und mit-tels des von der Regionalbibliothek eingerichteten virtuellen Katalogs über deren Homepage (www.bibliothek-nb.de) auch online einsehbar sind.

Bibliothek im Begegnungszentrum in der Neustrelit-zer Straße 73 mit folgenden Angeboten:- Vor-Ort-Nutzung- Ausleihe- OPAC und Virtueller Katalog im Internet- Veranstaltungen

Montag und Mittwoch 15 bis 18 UhrDonnerstag 9 bis 11 UhrSamstag 10 bis 13 Uhr (nicht immer)

Aus der Bibliotheksordnung:

Leihgebühr je Buch:- Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr 0,50 Euro- Erwachsene ab dem 19. Lebensjahr 1,00 Euro

Die Ausleihe ist für vier Wochen. Anschrift und Na-men werden erfasst, es wird eine nummerierte Nut-zerInnenkarte ausgegeben. Bei Nichtrückgabe kann gerichtlich vorgegangen werden.

Die Rubriken im Einzelnen:AIDS (A), BELLETRISTIK (B), COMIC/ MANGA (C ), ERZIEHUNG & WISSENSCHAFT (E), FREMDSPRA-CHEN (Fr), GESCHICHTE (G), KUNST & KULTUR (K), PSYCHE & KÖRPER (P), LEXIKA (L), SEXUALI-TÄT & LEBEN (S), WELTANSCHAUUNG & POLITIK (W), CD/ VIDEO/ SO

www.rosalila.de

Schwarz-Weiß Fotoausstellungenvon Martin Kulinna, Neubrandenburg 1. KoukeriAnhand einer s/w Fotoausstellung kann man ein wesentliches Volksfest in Bulgarien nachempfin-den. Die Koukeri Rituale entstanden vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren aus thrakischen Glau-ben an heidnische Götter und Dämonen. Während der Neujahrszeit und am Übergang vom Winter zum Frühling, versammelten sich die Koukeri um Böses aus dem Dorf zu jagen. Man glaubte, dass sie in ihren dämonischen Gewändern die böswil-ligen Kräfte abwehren können, um gute Ernten und Gesundheit für die kommende Saison zu erhalten. Die Koukeri sind in Pelze gekleidet, an denen viele Glocken hängen. Jede Region, und oft auch jedes Dorf hat seine eigenen Masken. Daher sind keine zwei rituellen Masken gleich. Die Koukeri Masken und Gewänder sind bunt bedeckt mit Perlen, Bän-dern und wollenen Quasten. Sie werden manch-mal aus Häuten gemacht. Die Koukeri Tradition markiert den Beginn des Frühlings im Kalender. Das Ritual besitzt (und besaß) die Merkmale einer Theateraufführung und/oder eines Karnevals. Als Ganzes sind die Kukeri-Tänze hauptsächlich mit Fruchtbarkeitssymbolik und Magie ausgefüllt und zeigen die alltäglichen Sorgen der Menschen über die Gesundheit und den Wohlstand der Familie, der Ernte und der Tiere. Auf seinem langen Weg hat das Koukeri-Fest das Schönste, das die Fantasie des

Volkes schaffen konnte gesammelt: die Feuerfarben, die wilden Rhythmen und die unglaubliche Symbo-lik. Und auch heute sind die Spiele, verbunden mit dieser Tradition, ein Lieblingsvolksfest der Bulgaren.Ca. 20 s/w Fotos, ein Erläuterungstext gibt Auskunft über Geschichte und Orte der Koukerfeste.

2. Geschichten und Gesichter EuropasSeit dem Beitritt von 10 weiteren Staaten zur Eu-ropäischen Union sind in den Mitgliedsstaaten viele Veränderungen vor sich gegangen – positive und auch negative. Mancherorts wird sogar über die Akzeptanz der Union gestritten. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Ziel diese Projektes ist es, mit Hilfe des Mediums s/w-Fotografie einen Überblick aus verschiedenen EU-Staaten zu geben, der auch Jahre nach der Aufnahme verdeutlichen soll, wie der kulturelle Stand in dem jeweiligen Land einmal war oder heute ist. Dazu werden Portraits und Bilder von Menschen in ihrem kulturellen bzw. Arbeitsumfeld gezeigt (Feste, Arbeitsplätze, Wohnungen, Situati-onen des Alltags).22 s/w-Fotos und ein Erläuterungstext

Beide Ausstellungen sind in Zusammenarbeit mit der LAG Soziokultur entstanden und können ausgelie-hen werden.Anfragen an: [email protected]

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info

Gute Nachrichten aus den Provinzen

Phantasievolle Bezüge zur Soziokultur in einem Dok-Film des ZDF

Vor einigen Jahren machte ein deutscher Film Fu-rore, der in den wilden ´90er Jahren angesiedelt ist. „Wir können auch anders“ spielte in den jung-marktwirtschaftlichen Breiten Mecklenburgs und Vorpommerns. Zwei junge Filmemacher adaptierten jetzt den Ti-tel um einen weiteren Laut. Ihr Essay „Wir könnten auch anders“ hatte Ende 2012 im ZDF Premiere. Wieder haben sich Filmschöpfer vielfach in M-V umgetan. Dann hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.

Für „das kleine Fernsehspiel“

Holger Lauinger und Daniel Kunle legen mit ihrer dokumentarischen Sicht auf die Möglichkeit des An-dersseins einen neuen langen Film vor. Dieses Mal weniger aus dem eigenen Portemonnaie finanziert und mit Hilfe von Eltern, Freunden und Sponsoren, wie bei den vorangegangenen Arbeiten. Dieses Mal hat das Zweite Deutsche Fernsehen für seine Reihe „das kleine Fernsehspiel“ produzieren lassen. Darf man vermuten, dass die Beiden jetzt oben ange-kommen sind? Den Anschein mag es haben. Aber im ZDF und meist zu später Stunde darf sich auspro-bieren und präsentieren, wer auch gegen den Strich der Öffentlich-Rechtlichen bürstet. Wer eine eigene Sicht auf deutsche Dinge hat und nicht auf hohe Quoten fixiert ist.

von Karl Naujoks

Polizei fesselt Bürgermeisterin

Worum geht es eigentlich? “Wir könnten auch an-ders“ ist eine Zeitreise durch die östliche Bundesre-publik im Schatten der Finanzkrise. Zu Wort kom-men Akteure, die sich in Projekten engagieren, die jenseits des Wachstums angesiedelt sind. So könnte eine Klammer für die vielschichtigen Zitate und Zu-standsbeschreibungen lauten. Da kommt ein spitz-bärtiger Herr aus dem Tollensetal zu Wort. An ande-re Stelle der Kopf des Lügenmuseums in Gantikow. Modemacher und Künstler zwischennutzen ein leer stehendes Bürgerhaus in Leipzig. Ein Bürgermeister propagiert die Vorteile seiner Windkraftanlagen, mit deren Erlösen er den Gemeindekindergarten finanziert. Während an anderer Stelle eine kämpfe-rische Bürgermeisterin von Polizisten gefesselt und weggetragen wird, weil sie partout nicht einsehen will, warum es einen Zwang zum Anschluss an die Abwasserleitung gibt. Die Reihe setzt sich fort mit Algeriern im Thüringischen, die sich für menschen-würdiges Asyl engagieren. Während sich ein paar Kilometer weiter ein Bürgerkomitee - wohlgemerkt ein Komitee, nicht nur der Finanzausschuss der Ge-meindevertretung - um den Haushaltsplan sorgt. Zu Wort kommen die deutsche Jeanne d’Arc der Grund-einkommens-Idee aus Greifwald und ein Volxmo-bil-Chauffeur aus Neustadt-Glewe. Sie und weitere Akteure zeichnet aus, dass ihr Handeln immer einen

„Wir können auch anders“, Roadmovie von Detlef Buck aus dem Jahr 1993. Zwei west-deutsche Analphabeten, die Brüder Rudi (Joa-chim Król) und Moritz (Horst Krause) haben das Haus ihrer Großmutter auf Rügen geerbt. Auf dem Weg dahin gesellt sich der streunende Sowjetsoldat Wiktor zu ihnen (Konstantin Kotljarov). Deutscher Filmpreis im gleichen Jahr.

Filmografie

NICHT-MEHR | NOCH-NICHT, Städtische Brachen als kulturelle Möglichkeitsräume, Dokumentarfilmessay, 2004Wer Anderen eine Grube gräbt ... Die Auswir-kungen des veralteten Bergrechts aus der Perspektive von Betrof-fenen, Dokumentarfilm, 2008NEULAND - Eine Reise durch Regionen zwi-schen Abbruch und Aufbruch, Dokumentar-film, 2007 „mensch macht stadt“ Ein Film über die kre-ativen Potentiale eines urbanen Nischenquar-tiersDokumentarfilm, 2011

Zu den Autoren:Daniel Kunle, geb. 1972. Seit 1995 in Berlin, stud. Kulturwissenschaften an der HU, später Experi- Na wo ist es denn?

lag-report 14/2013

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INFO

Bezug zu ihrer sozialen Umwelt hat, zu den erlebten Grenzen des Wachstums, zu kulturellen Lebensum-ständen. Mithin könnte eine nächste Klammer im Kunle-Lauinger-Film mit soziokulturell umschrieben werden.

Gute, alte Bekannte

Bei ihrer filmischen Wanderung bedienen sie sich zweier besonderer Einfälle. Zunächst steht jeder In-terviewte mit eigenen Worten und mit knapp be-bilderter persönlicher Umgebung für sein Anders-sein. So muss (oder darf) der Zuschauer zunächst nur vom Gesagten her urteilen, was ihm mitgeteilt wird. Eine Wertung anhand Namen und Funktion ermöglicht der Schluss, weil erst da alle Menschen vor der Kamera ordentlich vorgestellt werden. Wer sich länger in M-V aufhält, wird eine Reihe guter alter Bekannter dabei wiedersehen.

Beide Autoren finden eine verblüffende filmische Metapher, wie sie ihr Thema bebildern. Zunächst scheint das Thema ja wenig spannendes bzw. stim-miges Bildmaterial herzugeben: Interviewsituati-onen, Landschaften, private Arbeits- und Lebens-räume. Aber dann stellen sie passend zum Titel die Welt auf den Kopf und lassen das Spiegelbild am Wasser weidender Rinder oben stehen. Die Säume eines gemächlichen Spreewaldfließes ziehen auch kopfüber vorüber. Und der schon erwähnte spitz-bärtige Herr macht zu Beginn des Films einen Kopf-stand. Wo ist oben, wo unten? Wenn es mit Opel bergab geht, geht es vielleicht mit der Grundein-kommen-Bewegung bergauf?

„Können vieles selber lösen.“

Der große Nutzen des Films wird wohl darin liegen, dass sich all die Träumer, Aussteiger, Querdenker, Utopisten, Unangepassten und Aktivisten in brei-ter Öffentlichkeit präsentiert sehen. Oft genug in gesellschaftliche Nischen verbannt bzw. da ihr Auskommen findend, verleihen sie der politischen Phantasie ungeahnte Flügel und signalisieren: he, ihr steht nicht allein da. „Wir können viele Dinge selber lösen jenseits von Macht und Staat“, kommt eine ihrer Protagonistinnen zu Wort. - Gute Nach-richten aus den Provinzen.Kunle und Lauinger bemühen sich ausdrücklich nicht um eine ausgewogene Darstellung im Sinne von Für und Wider, wie es einer politischen Repor-tagefahrt angemessen wäre. Das wissen die beiden genau und kleiden ihre Einstellung salomonisch in

mentelle Mediengestaltung an der Universität der Künste. 2004 Abschluss „mit besonderem künst-lerischem Erfolg". 2007 Ernennung zum Meister-schüler. 2006 Künstl. Stip. der Ak. Schloss Solitude, Stuttgart, 2007 NaFöG-Stip. des Landes Berlin.Seine Filme liefen auf internationat. Festivals und Ausstellungen, auf Einladung von Ministerien, Stiftungen, Universitäten, Kultur- und Bürgerinitia-tiven, Kinos, etc. Frei-schaffender Filmemacher, Kameramann und Cutter in Berlin.

Holger Lauinger, geb. 1971, Fachjournalist der Stadt- u. Landschaftspla-nung, Drehbuchautor & Filmemacher, lebt und arbeitet seit 1994 in Berlin.1989 Gründg. der akti-vistischen Mediengruppe „Störung", Ettlingen, 1990 Gründg. der regionalen Jugendzeitschrift „Alb-traum", Ettlingen, 1992 Abitur, 1992-1994 Zivil-dienst mobile Alten- u. Krankenpflege, 1994-2000 „Studium generale und prekäre Arbeitsverhält-nisse“, Studien: Geschich-te, Neue Dt. Literatur, Philosophie, Gartenbau-wiss., Landschafts- u. Stadtplanung. Lohnarbeiten als Taxifah-rer, Fahrradkurier, Fahrer des DRK-Blutspendediens-tes; Mobile Alten- und Krankenpflege. 2000-2004 Fachjournalist der ts-Red. Berlin, 2003-2004 Volontariat bei ts-Red., 2003 KLARA Jour-nalistenschule (ehemals Henri-Nannen-Schule, Ber-lin), seit 2004 selbständig arbeitender Journalist im Bereich Stadt- u. Regional-entwicklung.

die Worte „Mit Empathie für Personen und Situa-tionen versuchen wir Inhalten eine passende Form zu geben“ (Zitat Webseite). Vielleicht wird ihr An-spruch klarer, wenn der Leser sich die Filmografie anschaut.

Pragmatische Note

Der möglicherweise etwas konstruiert erscheinende Zusammenhang zu soziokulturellen Fragestellungen bekommt eine ganz pragmatische Note, wenn die Vertriebswege ihrer Filme nachverfolgt werden. Oft genug haben sich die beiden in der soziokulturellen Szenerie und ihren Randgebieten selbst propagiert und vermarktet. So im Köppenhaus in Greifswald, auf den Filmfesten in Klempenow, vor Studenten der FHS Stralsund, vor Regionalplanern und, und, und … von anderen Bundesländern ganz zu schwei-gen. Im April gab es eine Aufführung mit Debatte im Latücht in Neubrandenburg und in der Alten Ka-chelofenfabrik in Neustrelitz.(beide Male um 20:00 Uhr).Im Abspann ihrer Filme tauchen regelmäßig Landes-arbeitsgemeinschaften und -verbände der etablier-ten Soziokultur auf wie einzelne Häuser. Meist unter dem Stichwort „Dank an“, soll heißen wegen einer Mitfinanzierung. Das ZDF ist nun die erste große TV-Anstalt, die von den beiden Dok-Filmern Kennt-nis nimmt auch im monetären Sinne.

Wo ist oben, wo unten?

Aus dieser Perspektive sieht die Welt wohl anders aus. Fotos: SEINIMSCHEIN Filmproduktion

lag-report 14/2013

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anhang

Unsere AutorInnen

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Helga BomplitzVorsitzende des Landesringes M/V des Deutschen Seniorenringes e. V., Projekt- und Qualifizierungs-träger für die Ausbildung von senioTrainer/-innen in Mecklenburg – Vorpommern im Landesprojekt „Weiterbildung älterer Menschen für bürgerschaft-liches Engagement M-V als seniorTrainer“, Stellv. Vorsitzende des Netzwerkes freiwilliges Engage-ment M-V e. V., Vorsitzende des Ortsverbandes Schwerin-Weststadt des Seniorenverbandes BRH

Gerlinde Brauer-LübsJg. 1952, Diplomphilosophin und Kulturwissen-schaftlerin, seit 30 Jahren Kulturarbeiterin,Geschäftsführerin des SKBZ Neubrandenburg,lebt in Neverin

Horst ConradtJg. 1949, Lehrerausbildung in Hessen, Initiator des Kulturzentrums Alte Kachelofenfabrik und Ge-schäftsführer der „basiskulturfabrik - gesellschaft für kunst & tourismus mbh“, Mitbegründer und ehrenamtl. Geschäftsführer des VfKK e.V. und Vorstandsmitglied des „Neustrelitzer Kulturrat e.V.“, lebt und arbeitet seit 1991 in Neustrelitz

Catrin DarrJg. 1971, Literaturwissenschaftlerin und Historikerin (M.A.), Doktorandin, Dozentin, Dramaturgin, lebt in Greifswald und Hamburg

Dr. Rita Gerlach-MarchDiplom-Kulturwirtin, freie Dozentin, Kulturberaterin und Lektorin, zurzeit Elternzeitvertretung für die Marketingleitung am Mecklenburgischen Staatsthe-ater Schwerin, Autorin des Lehrbuchs „Kulturfinan-zierung“, Promotion über „Gutes Theater? Theater-finanzierung und Theaterangebot in Deutschland und Großbritannien“ am Großbritannien-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin, lebt in Schwerin

Karin GruhlkeJg. 1949, erlernter Beruf: OP-Schwester mit Lehrbe-fähigung (heute „Medizinpädagoge“), Zusatzquali-fikation: Jugendsozialarbeit, jetzige Tätigkeit: Leite-rin Jugend- und Familienzentrum, lebt in Parchim

Harry KörberJg. 1964, Geschäftsführer der Altstadt-Druck GmbH in Rostock, ehrenamtlicher Marketingverantwort-licher für die KARO gAG, lebt in Carlsthal

Doreen Ksienzyk Jg. 1975, Abschluss M.A. Kommunikations- und Medienwissenschaft, war Leiterin des Projektes „Die anderen...und wir“ und arbeitet für die Kultur-wirkstatt Ilow e.V. im Bereich Organisation/Öffent-lichkeitsarbeit/Projektleitung, lebt in Tatow

Karl NaujoksDiplomjournalist, zwischen 1992 und 2009 Kultu-rakteur in verschiedenen soziokulturellen Häusern M-V, u. a. Burg Klempenow, Speicher am Katha-rinenberg Stralsund, Schloss Bröllin, Künstlerhaus Heinrichsruh, Mitglied der LAG Soziokultur (Einzel-mitglied), lebt seit 2012 in Leipzig

Gudrun NegnalJg. 1950, Dipl.agr.ing., Geschäftsf. LAG Soziokultur MV, lebt in Neubrandenburg

Gudrun Brigitta Nöhfreiberufliche Filmautorin, Mitbegründerin der Künstler-Begegnungsstätte MöNö in Gedser/Däne-mark, Projektleiterin des Projektes ÜbergangOver-gang, Mitglied der Freien Kulturinitiative P.ART, die ÜbergangOvergang auch initiiert hat

Michael SchmalJg. 1958, Buchhändler, Kulturarbeiter,lebt in Ueckermünde

Die Redaktion bedankt sich bei allen AutorInnen für die honorarfreie Veröffentlichung ihrer Beiträge.

lag-report 14/2013

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Wann?

08. Januar

20. Januar

20. März

15.-18. Mai

21. Juni

21./22. Juni

06. Juli

11.-13. Juli

01. August

02. August

03. August

08. August

09. August

14. August

15. August

17. August

22. August

24. August

29. August

29.-31. August

30. August

31. August

17. September

20./21. September

22.-28. September

27./28. September

04. Oktober

21.-25. Oktober

06. Dezember

Was?

Begleitveranstaltung zur Ausstellung„Vergessene Rekorde - Jüdische AthletInnenvor und nach 1933“ (19.11.13-26.01.14)Vortrag-Prof. Dr. Hans Joachim Treichler,Universität Potsdam

Praktikumsbörse am Institut für neue MedienRostock - verschiedene Bereiche und Menschen des Instituts kennen lernen, einen weitreichenden Einblick in die Welt der Medien-und Kreativwirtschaft gewinnen…

Fachtagung „Kultur, lebenslanges Lernen -auch für Ältere?“

FiSH – Filmfestival im StadtHafen

Kultur- und Theaterpicknick

23. Jahrmarkt & Abendkonzert am 21. Juni

2. Kräutertag an der Burg

2. Transit-Fest

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

10. Filmfest der NEUE HEIMAT film

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

OPERNALE 2014 „Ist Lieb ein Feur“

7. Internationales Suppenfestival

Fantakel-Festival

Interkulturelle Woche

Handarbeitsbörse „Magisch-mystisch-märchenhaft“

21. Appelmarkt

Internationale Festivalbiennale TANZTENDENZEN

20. Adventsmarkt

Wo?

Kröpeliner Tor, Rostock

16 bis 18 Uhr,Budapester Straße 16, Rostock

InterCityHotel Schwerin

Rostock

Eggesin

Burg Klempenow

Burg Klempenow

Burg Klempenow

Premiere Schloss Griebenow

Künstlerhaus Heinrichsruh

Gut Neuensund

Kloster Ribnitz

Schloss Lelkendorf

St. Spiritus Greifswald

Burg Klempenow

Schloss Ludwigsburg

Schloss Schlemmin

Kranich-museum Hessenburg

St. Jakobi Stralsund

Burg Klempenow

Schloss Stolpe/ Usedom

Künstlerhaus Lukas Ahrenshoop

Boulevard NB

Greifswald

SKBZ Neubrandenburg

Jahnsport-Forum NB

Burg Klempenow

Greifswald

Burg Klempenow

Info

www.geschichtswerkstatt-rostock.de

www.ifnm.de

www.seniorenring-mv.de

www.ifnm.de, www.fish-rostock.de

www.kulturwerk-vorpommern.de

www.burg-klempenow.de

www.burg-klempenow.de

www.burg-klempenow.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.burg-klempenow.de

www.opernale.de

www.opernale.de

www.skbz-nb.de

www.lag-soziokultur-mv.de

www.skbz-nb.de

www.skbz-nb.de

www.burg-klempenow.de

www.tanztendenzen.de

www.burg-klempenow.de

Voraus geschaut auf 2014

Lieber ein Fisch sein, lieber ein Fisch sein... Das Stück ist zu Ende. Stille im Klanghaus Ilow. Dann ein Applaus, der nicht zu enden scheint. Im-mer wieder bittet das Publikum Schauspielerin und Musiker auf die Bühne. Mit dieser Veranstaltung führt die Kulturwirkstatt Ilow e.V. erfolgreich fort, was sie in der Vergangenheit bereits mit Gastspie-len namenhafter Theater begonnen hat. Sie zeigt, dass es möglich ist, große Kunst auf eine kleine Bühne zu holen. Das Publikum nimmt dankbar an und in den 90 Minuten der Aufführung ent-stehen viele intime Momente zwischen Künstlern und Gästen. Im Anschluss verweilen noch viele der knapp 60 Zuschauer in Gespräche vertieft. Die an-genehme Atmosphäre macht es ihnen leicht, sich mit Fragen an Schauspielerin Jana Sonnenberg, Regisseur Ralf Kober oder die Musiker Stefan Lind-ner und Antonio Kühn zu wenden; und Aitmatows Stück ist keine leichte Kost, das Ende wirkt nach, bedrückt.

Zu DDR-Zeiten gehörte der kirgisische Schriftsteller zur Pflichtlektüre in den Schulen. Sein erstes und bekanntestes Werk fand weltweit Anklang: „Dsha-milja“ gilt als schönste Liebesgeschichte der Welt. Mit „Der weiße Dampfer - Ein Stück Erinnerung“ brachte das Theater Randfigur aus Usedom nun je-doch eine tragische Geschichte auf die Ilower Büh-ne. Es ist die Geschichte des namenlosen Jungen, der an der Eiseskälte der Mitmenschen zugrunde geht. Erschienen 1970, spielt die Erzählung in einer einsamen, abseits gelegenen kleinen Waldsied-lung in einem Naturschutzgebiet im kirgisischen Nationalpark zu Zeiten des Kommunismus. Nicht viele Gemeinsamkeiten mit unserer heutigen Welt, möchte man meinen und doch ist das Thema aktu-eller denn je. Es wirft Fragen auf: Wie leben wir ei-gentlich, geht es uns um ein Über- oder Miteinan-der-leben? Obwohl ein Ein-Mann-Stück, bleibt die Aufführung nah an der Vorlage. Jana Sonnenberg verkörpert den Erzähler, den Großvater, die Groß-mutter, den Schwiegersohn Oroskul oder die kin-derlose Tochter. Dabei spielt sie geradezu episch, schöpft alle Möglichkeiten ihrer starken, klaren Stimme aus. Einzig der Junge tritt als Figur an ihre Seite, eine kindsgroße Puppe, weiß - so gesichts- wie namenlos. Gerade ihm verleiht sie eine Stimme - so berührend, dass der Zuschauer auf die Bühne stürzen möchte, um den Jungen seinem Schicksal zu entreißen. Das Violinenspiel von Stefan Lind-ner begleitet sanft-melodiös - die Percussion von

Der weiße Dampfer Ein bewegendes Theaterstück im Klanghaus Ilow

Kulturwirkstatt Ilow e.V. Ilow 14, 23974 Neuburg Hans-Henning Meyer (1. Vorsitzender), Jochim Uplegger (2. Vorsitzender)

Antonio Kühn untermauern kraftvoll-rhythmisch. Zusammen mit der minimalistischen Bühnenaus-stattung lässt die Inszenierung viel Raum für die eigene Fantasie, so können die Charaktere ganz individuell im Betrachter entstehen.

Der Junge, um den es geht, erfährt keine Liebe, keine Geborgenheit, keinen Schutz. Vater und Mutter haben ihn allein zurückgelassen bei seinen Großeltern. Die Großmutter ist nur um ihr eigenes Leben besorgt. Einzig der Großvater kümmert sich um den Jungen - bis er es nicht mehr kann. Es ist eine kalte Welt, in der die Geschichten von damals keinen Platz mehr haben - eine Welt ohne Trost und Zukunft - zu schwer für ein kleines Kinderherz. Die Parallelen zu Jessica, Kevin, Lea-Sophie und all den Kindern, die keine Namen haben, werden so bewusst, dass das Zusehen schmerzt. Ebenso wie der Autor verweigert der Regisseur dem Zuschauer einen Ausweg. Aitmatow verstand dieses Ende als Zeichen des Protests: der Junge „hatte doch kein andres Mittel, das Böse zu besiegen. Seine Seele war viel zu rein.“ Und so geht auch Jana Sonnen-bergs Junge am Ende in den Fluss: Lieber ein Fisch sein...

Jana Sonnenberg ist als freie Schauspielerin und Puppenspielerin tätig und gründete die Puppen-bühne Sonnenberg, bevor sie diese 2009 zum Theater Randfigur erweiterte. Bislang erarbeitete sie sich mit unterschiedlichen Regisseuren 14 In-szenierungen, die sich an der Grenze zwischen Schauspiel und Puppenspiel bewegen. Sie laden - je nach Inhalt - Kinder oder Erwachsene zum Stau-nen, Träumen, Lachen oder Innehalten ein.

Die Kulturwirkstatt Ilow e.V. fördert seit 1999 die Kultur und Umwelt im ländlichen Raum, seit 2007 überwiegend durch regelmäßige Angebote im vereinseigenen Klanghaus Ilow. Projekte und Veranstaltungen mit Bezug zur Burgwallanlage Ilow gehören ebenfalls dazu. Derzeit engagieren sich 39 Mitglieder ehrenamtlich im Verein. Dank der Förderung durch die LAG Soziokultur MV e.V., Landkreis Nordwestmecklenburg und die Gemein-de Neuburg können pro Jahr rund 20 Veranstal-tungen realisiert werden.

Doreen Ksienzyk arbeitet freiberuflich als Texterin und für die Kulturwirkstatt Ilow e.V. im Bereich Or-ganisation und Öffentlichkeitsarbeit.

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