7
DAS MAGAZIN FÜR EIN GENUSSVOLLES LEBEN Hirnschlag Wie Sie richtig handeln Wohne, wie du lebst Ist Wohnen das neue Lebensglück? NR. 5 | OKTOBER/NOVEMBER 2016 | CHF 6.90 | EURO 8.50 Eigenheim Clevere Finanzierung ab 60 Reisen Finnisch Lappland und Azoren Oldtimer Emotionen und Investitionen Reportage Ein Bett aus Stein

Wohne, wie du lebst - Azores · Pico sind der Hotspot für Beobach-tung der Meeressäuger, immerhin zählt die Insel zu den weltweit bes-ten Walbeobachtungsstationen. Ein Walfangmuseum

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Wohne, wie du lebst - Azores · Pico sind der Hotspot für Beobach-tung der Meeressäuger, immerhin zählt die Insel zu den weltweit bes-ten Walbeobachtungsstationen. Ein Walfangmuseum

DA S M AGA Z IN F ÜR E IN GENUSSVOLLES LEBEN

Hirnschlag

Wie Sie richtig

handeln

Wohne, wie du lebstIst Wohnen das neue Lebensglück?

NR. 5 | OKTOBER/NOVEMBER 2016 | CHF 6.90 | EURO 8.50

EigenheimClevere Finanzierung

ab 60

Reisen Finnisch Lappland

und Azoren

OldtimerEmotionen undInvestitionen

ReportageEin Bett

aus Stein

Page 2: Wohne, wie du lebst - Azores · Pico sind der Hotspot für Beobach-tung der Meeressäuger, immerhin zählt die Insel zu den weltweit bes-ten Walbeobachtungsstationen. Ein Walfangmuseum

55

Neun Juwelen im

azurblauen AtlantikSchwarze Lavaküsten und Kegelvulkane, malerische Dörfer und

geschichtsträchtige Städte, unberührte Landschaften und ein

hellblaues Blütenmeer an Horten sien, Kraterseen, hohe Berge und

aufregende Ausblicke: Die Azoren sind ein atemberaubend

schönes Naturparadies, das Erholung pur verspricht!

VON KARIN BREYER

FO

TO

S:

ZV

G,

FO

TO

LIA

REISEN

Page 3: Wohne, wie du lebst - Azores · Pico sind der Hotspot für Beobach-tung der Meeressäuger, immerhin zählt die Insel zu den weltweit bes-ten Walbeobachtungsstationen. Ein Walfangmuseum

56

Vom freundlichen «Azorenhoch» hört man regelmä-

ssig im Wetterbericht, als Reiseziel sind die neun vulka-

nischen Inseln jedoch noch ein echter Geheimtipp. Etwa

1500 Kilometer vom portugiesischen Festland entfernt,

auf Höhe Siziliens, ragen sie fantasievoll aus dem atlanti-

schen Meer. Als hätte ein Künstler tief in den Farbtopf

gegriffen und in den schönsten Farben und Formen neun

kleine Welten erschaffen – jede Insel ist ein buntes Kalei-

doskop an grün-blauen Landschaften, weiss leuchtenden

Dörfern und herzlichen

Menschen, die noch mit

Traditionen verbunden und

stark in Harmonie mit der

Natur leben. Und jede hat

ihre ureigene Ausstrah-

lung, ihren unverwechselbaren Charme: «Die grüne In-

sel» São Miguel und «die Sonneninsel» Santa Maria zäh-

len zur Ostgruppe; «die blaue Insel» Faial, «die dritte

Insel» Terceira, «die Wanderinsel» São Jorge, «die Insel

der Walfänger» Pico, «die weisse Insel» Graciosa bilden

die Zentralgruppe, ganz im Westen becircen «die kleins-

te Insel» Corvo und «der schwimmende Garten» Flores.

Inselhopping – von Naturperle zu Naturperle – ist wohl

die schönste Art, den rund 2346 Quadratkilometer gro-

ssen Archipel näher zu erkunden. Per Fähre oder mit

Propellermaschinen von SATA Air Açores kann man in

Leichtigkeit von einer Insel zur andern hüpfen. Alle In-

seln verfügen über kleine Flughäfen, so klein, dass mit-

unter die Brandung des Atlantiks und Vogelgezwitscher

ans Ohr dringen . . . Überhaupt ist das Reisen auf den gu-

ten, teils auch schmalen Strassen völlig entspannt und

unkompliziert – am besten mit (Miet)Auto, Reisebus

oder Linienbus (die allerdings nicht allzu häufig verkeh-

ren, ausser zwischen den grösseren Orten). Die Azoren,

zum Glück bislang vom

Massentourismus ver-

schont geblieben, sind ein

Abenteuer für alle Sinne.

In einzigartiger Weise

darf sich die Natur auf der

von Vulkanen ausgespuckten Erde entfalten und erblü-

hen, das Umweltbewusstsein der Insulaner ist erfreuli-

cherweise sehr gross. Man muss es einfach gesehen ha-

ben, das Naturparadies mit unberührten Landstrichen,

wild zerklüfteten Küsten, stillen Lorbeerwäldern und

duftenden Ingwerstauden, Vulkanlandschaften und

Kraterseen, in Sachen Grün gelingt es vermutlich Flores,

ihre Inselschwestern zu übertreffen. Verschwenderisch

breitet sich auf dem fruchtbaren Boden eine hohe Pflan-

zendiversität aus: Die weithin bekannten rosa, weissen,

REISEN

«Tiefschwarzes Lavagestein,sattgrüne Wiesen und blaue Wogen

des Atlantiks.»

Page 4: Wohne, wie du lebst - Azores · Pico sind der Hotspot für Beobach-tung der Meeressäuger, immerhin zählt die Insel zu den weltweit bes-ten Walbeobachtungsstationen. Ein Walfangmuseum

57

REISEN

blauen Hortensien und Azoren-Glockenblumen, Azale-

en, Kamelien, Schmucklilien und viele andere Blumen

strahlen mit der Sonne um die Wette. Dazwischen er-

klingen unterschiedlichste Vogelstimmen – die Azoren

sind ein Dorado für Ornithologen. Aktivurlaubern steht

auf den Azoren ein riesiges Angebot zur Verfügung:

Schwimmen, Tauchen, Segeln, Surfen, Golfen und Rei-

ten über Hochseefischen bis hin zu eindrucksvollen Wal-

und Delfinbeobachtungstouren beflügeln Körper und

Geist gleichermassen. Praktisch auf allen Inseln gibt es

romantische Buchten, entlang der zerklüfteten Küste la-

den Naturschwimmbecken, heisse Quellen oder der wil-

de Ozean zu einem prickelnden Bad. Ausgesprochen rei-

zend ist es, auf Schusters Rappen auf einem der gut

markierten Wanderwege entlang der Küsten oder in den

Bergen die Stille einzuatmen und Entschleunigung pur

zu erleben. Aber auch kulturell und völkerkundlich sind

die Inseln höchst interessant, wovon Museen und histo-

rische Bauten erzählen. Das Jahr ist reich an bunten und

fröhlichen religiösen Festen – immerhin sind über 90

Prozent der Bevölkerung katholisch. Insbesondere der

Verehrung des Heiligen Geistes kommt eine grosse Be-

deutung zu, es gibt kaum einen Ort ohne eine aufwändig

geschmückte Heiliggeistkirche. Dass das Leben hier ei-

nen ruhigeren Gang nimmt, ist an vielen Orten auf wohl-

tuende Weise zu spüren – dies und nicht zuletzt die gast-

freundlichen Azorianer lassen die Tage so reich, so voller

Freude und geglückter Augenblicke werden. Für eine

Azorenreise sollte man schon acht Tage einplanen – mit

der leisen Ahnung, dass es ohnehin nicht das letzte Mal

sein wird . . . Ein perfekter Ausgangspunkt ist beispiels-

weise Faial, die 170 Quadratkilometer grosse «Insel der

Seefahrer», nur sechs Flugstunden (via Lissabon) von der

Schweiz entfernt.

«Ilha Azul», die blaue Insel «Ihre schneeweissen Häuser kuscheln sich behaglich

in ein Meer von frischen grünen Pflanzen und kein Ort

könnte hübscher und einladender aussehen» – so

schwärmerisch beschreibt Mark Twain im Jahre 1867

Horta – und bis heute hat die Hauptstadt von Faial nichts

von ihrem ungeheuren Charme eingebüsst. Bunte Plätze

und Parks mit mächtigen Drachenbäumen, Heiliggeist-

und Jesuitenkirche mit Kunstschätzen, herrschaftliche

Gebäude, eindrückliche Klosterbauten, tolle Einkaufs-

möglichkeiten und wunderbar geschwungene Uferstra-

ssen sorgen für Urlaubsfreuden pur. Herzstück ist sicher-

lich der quirlige Hafen mit rund 300 Anlegeplätzen, auch

erste Adresse für Atlantiküberquerer. Die (Luxus-)Yach-

ten kommen aus allen Teilen der Welt, Treffpunkt ist das

berühmte Seglercafé «Café Peter Sport» (mit faszinie-

rendem Scrimshaw-Museum), eben Weltenbummlerat-

mosphäre; hier gibt’s bekanntlich den besten Gin Tonic

im Atlantik. Besonderen Flair haben die vielen bunten

Kunstwerke auf der Kaimauer, wo sich seit den 1970er-

Jahren Segler fantasievoll verewigen. Faial macht neu-

gierig auf mehr. Die Fahrt ins Inselinnere zur Caldeira,

ein natürlich geschütztes Gebiet mit vulkanischem Ur-

sprung, ist ein einziger Traum: Entlang der Strassen brei-

tet sich ein hellblaues wogendes Blumenmeer aus – jetzt

wird klar, warum es auch «blaue Insel» heisst –, kilome-

terlange Hortensienhecken verschmelzen mit dem blau-

en Atlantik und Himmel. Hinzu kommt das frische Grün

der Weiden und japanischer Sicheltannen. Die Ausblicke

auf den riesigen moosgrünen Krater (2 Kilometer Durch-

messer, mit bis zu 400 Meter steil abfallenden Krater-

wänden) und über die ganze Insel bis hinüber zu den

Nachbarinseln sind atemberaubend, an klaren Tagen

lohnt unbedingt die Wanderung um den Krater herum.

Wirklich spektakulär wird es an der Westspitze,

wenn sich die Mondlandschaft Capelinhos in ihrer gan-

zen Dimension zeigt. Fasziniert steht man vor der kah-

len, futuristisch anmutenden Landschaft, von dunkler

feiner Vulkanasche bedeckt, im Kontrast zum azurblau-

en Meer. Nichts, kein Pflänzchen vermag hier zu wach-

sen. Dank des her vor ragenden unterirdischen Be sucher-

zentrums «Centro de Interpretação do Vulcão» wird man

in die spannende Geologie eingeweiht. In den Jahren

1957/58, während 14 Monaten, hielt ein dauernder Vul-

kanausbruch die ganze Inselbevölkerung in Atem. Mit

ungeheurer Wucht spuckte der sich aus dem Meer erhe-

bende Vulkan rund 30 Mil lionen Tonnen Lava, Asche,

Felsbrocken: Häuser wurden zerstört, rund 2000 Men-

Page 5: Wohne, wie du lebst - Azores · Pico sind der Hotspot für Beobach-tung der Meeressäuger, immerhin zählt die Insel zu den weltweit bes-ten Walbeobachtungsstationen. Ein Walfangmuseum

58

schen wurden evakuiert, Landstri-

che völlig begraben. Wer möchte,

kann auf dem zweieinhalbstündigen

Naturlehrpfad durch die faszinieren-

de Aschewüste wandern.

Entspannung, Badefreuden und

Sommerfrische geniessen ist an der

Brandung der Westküste angesagt,

gen Süden ragen die berühmten Ba-

saltbögen der Ponta Furada in den

stahlblauen Himmel – auch ein ech-

tes Anglerparadies, wo sich Rochen,

Brassen, Thunfische vergnügen.

Wieder zurück in Horta, kann der

Abend genüsslich-kulinarisch aus-

klingen in der etwas versteckten

XF-Bar in der Altstadt – Spezialität

des Hauses: Steak vom heissen Lava-

stein. Wer klassisch-luxuriös über-

nachten möchte, wird fündig in der

alten Festung aus dem 15. Jahrhundert

direkt am Hafen (www.posadas.pt).

Auf zur Insel der Walbeobachter Nur ein Steinwurf entfernt ist die

Nachbarinsel Pico, die schon eine

Weile becirct – vor allem kann man

sich dem Reiz des Pico-Vulkans

nicht entziehen, der sich anmutig ans

Meer schmiegt und langsam an dem

mit Wein bewachsenen Fusse an-

steigt. Der mit 2351 Meter höchste

Berg der Azoren, der im Winter sogar

eine Schneemütze trägt, ist bei Wan-

derern beliebtes Ziel – Spaziergang

ist es jedoch keiner, für die rund

sechs Stunden benötigt man gute

Ausrüstung und bergsteigerisches

Können. Gemütlich tuckert man

acht Kilometer mit der Fähre von

Horta zur Hauptstadt Madalena, wo

sogleich die Kirche «Matriz de Santa

Maria Madalena» lockt. Die über die

Insel verstreuten Dörfer weisen klei-

ne Häuschen aus dunklen Lavaqua-

dern auf, aus den Gärten pulsiert es

in den herrlichsten Farben. Pico, die

zweitgrösste Azoreninsel, ca. 46 Ki-

lometer lang, 16 Kilometer breit, ist

mit nur 14 000 Einwohnern recht

dünn besiedelt. Voller Kontraste prä-

sentiert sich die Inselschönheit:

Nackte Felswände und tiefschwar-

zes Lavagestein (besonders herrlich

im Norden), süsse Feigen, Reben und

sattgrüne Wiesen changieren mit

den blauen Wogen des Atlantiks.

Pico ist nicht nur die Insel der Ber-

ge – es gibt über 100 Vulkankegel –,

sondern auch die der Höhlen: Stolze

129 hat man bislang entdeckt. Ein

faszinierendes Labyrinth sind die

Gruta das Torres – mit 5150 Metern

der längste Lavastollen der Azoren,

rund 450 Meter der Höhle kann man

besuchen. Wow! (Infos: Centro de

Visitantes da Gruta das Torres,

Madalena).

Ganz im Zeichen des Wales steht

das pittoreske Küstenstädtchen La-

jes – heute wie vor über hundert Jah-

ren. Amerikanische Walfänger ka-

men bis ins späte 19. Jahrhundert

nach Pico, um den Pottwal zu jagen,

dann gingen die Insulaner selbst auf

Walfang – bis 1987. Heute setzt sich

die Jagd glücklicherweise nur noch

mit der Kamera fort, die Küsten von

Pico sind der Hotspot für Beobach-

tung der Meeressäuger, immerhin

zählt die Insel zu den weltweit bes-

ten Walbeobachtungsstationen. Ein

Walfangmuseum vor Ort (ein weite-

res gibt es im nördlichen São Roque)

gibt Einblick in die spannende, auch

tragische Geschichte.

Eine echte Besonderheit sind die

Weinberge: Grüne Reben lugen aus

einem Labyrinth aus schwarzen La-

vamauern hervor, die Kulturland-

schaft wurde zum UNESCO-Welt-

kulturerbe erklärt. Malerische

Strässchen führen durch die Wein-

baugebiete an der Nordwestküste,

etwa von Ermida de São Mateus bis

Porto do Calhau. Heisser Tipp – hier

irgendwo die Inselspezialität ge-

niessen: in Wein gedünsteter Tin-

tenfisch und Arroz Doce (süsser

Milch reis) oder die legendäre Heilig-

geistsuppe mit Gemüse und Fleisch.

Mit einer Flasche süffigem Verdelho-

Wein und leckerem Käse aus Prainha

do Norte im Gepäck, heisst es wieder

Schiff ahoi! – und es geht zurück

nach Faial.

Die vielen Gesichter von São Miguel

Mit 140 000 Einwohnern ist São

Miguel die grösste Azoreninsel, tou-

ristisch ist sie am besten erschlossen,

auch kulturell sehr interessant.

Herzlich empfängt einen die erfri-

schend moderne Hauptstadt Ponta

Delgada, die sich malerisch über eine

weite Bucht erhebt. Die Azorenmet-

ropole lädt ausgiebig ein zum Shop-

pen, Flanieren, Sightseeing – und

nicht zuletzt empfiehlt es sich, die

feine azorianische Küche zu kosten,

etwa «Morcela com ananás», geba-

ckene Blutwurst mit Ananas, oder

fangfrischen Fisch. Entlang der Ha-

fenpromenade reihen sich unzählige

Lokale aneinander, feinste regionale

Produkte gibt’s im Restaurante An-

«Und ewig lockt Pico, die Insel der

Wale und Delfine.»

REISEN

Page 6: Wohne, wie du lebst - Azores · Pico sind der Hotspot für Beobach-tung der Meeressäuger, immerhin zählt die Insel zu den weltweit bes-ten Walbeobachtungsstationen. Ein Walfangmuseum

59

REISEN

fiteatro; auch das Nachtleben spielt

sich an der neuen Marina ab, beliebte

Bar: Baia dos Anjos. Beim Bummel

durch die kopfsteingepflasterten

Strassen der Altstadt, entlang alter

Herrenhäuser, Kirchen und histori-

schen Gebäuden geniesst man den

lockeren Flair der Studentenstadt.

Ein Spaziergang durch die wuchern-

den Gärten des 19. Jahrhunderts las-

sen jedes Botanikerherz höher schla-

gen. Street Art vom Feinsten: Seit

2011 können sich Künstler im Rah-

men des bekannten «Walk & Talk

Festivals» künstlerisch verwirkli-

chen – und so findet man an Häu-

sern, Tanks und Mauern tolle Wand-

malereien verewigt, u. a. schön zu

sehen am Fischerhafen in Rabo de

Peixe. Die viel gepriesene Azoren-

Ananas, in ihrem Aroma unschlag-

bar, sollte man sich nicht entgehen

lassen.

Auf einer Inselrundfahrt rücken

unbändig schöne Naturschauspiele

ins Gesichtsfeld: die Stille der weiten

Landschaft, Hortensienhecken, ein

Mosaik an sattgrünen Weiden mit

grasenden Kühen, Aussichtspunkte.

Und man kommt nicht an ihnen vor-

bei, den vielen magischen grossen

und kleinen Kraterseen, die einem

die Urgewalten der Natur vor Augen

führen. Eines der beliebtesten Foto-

motive ist die grandios geformte

Caldeira: Vom Vista do Rei geniesst

man einen wahrhaft königlichen

Blick auf den Krater von Sete Ci-

dades und die zwei verwunschenen

Seen, den blauen und den grünen.

Ihre Farben sollen von den bitter ge-

weinten Tränen des grünäugigen

Hirten und der blauäugigen Prinzes-

sin herrühren, da der König ihre Lie-

be verbot . . . Ob gemütlich am See-

ufer entspannen oder den Kraterrand

umwandern (ca. 20 Kilometer, gut

Lissabon,

die Schöne am

Fluss Tejo

Wer auf die Azoren fliegt, sollte

unbedingt einen Zwischenstopp –

ein, zwei Tage – in Portugals

Hauptstadt einplanen. Ein unwi-

derstehlicher Charme umgibt die

moderne, auf sieben Hügeln ge-

baute Metropole: Herrliche Pa-

läste, Museen, Theater, Oper,

malerische Winkel und Terras-

sencafés bezaubern ungemein.

Herzlich, kosmopolitisch und

gleichermassen entspannt gibt

sich die Stadt, deren Bewohner

oft mit der viel zitierten melan-

cholischen Wesensart «sauda-

de» assoziiert werden. Zu Fuss,

mit dem Sightseeingbus oder per

Tram ist es pures Vergnügen,

sich in den Schmelztiegel der

Kulturen zu begeben. Am Rossio

schlägt das Herz der City: pulsie-

rendes Leben auf dem grossen

Platz mit dem kunstvollen Wel-

lenmosaik, flankiert von traditi-

onsreichen Cafés wie Suiça und

Nicola. Unübersehbar hoch über

den Dächern thront die Festung

Castelo de São Jorge, darunter

lockt das Alfama-Viertel mit dem

magischen Gassenlabyrinth und

bunt gefliesten Häusern. Ein Muss,

das malerische Belém am Nord-

ufer des Tejo mit den unzähligen

Sehenswürdigkeiten: der Torre de

Belém, das Kloster Mosteiro dos

Jerónimos, das Denkmal der Ent-

deckungen ... Unbedingt probie-

ren: die köstlichen Puddingtört-

chen im Café Pastéis de Belém.

Vermutlich wird man die interes-

sante Stadt immer ein bisschen

wehmütig verlassen mit dem

Gefühl, doch noch zu wenig ge-

sehen zu haben …

Page 7: Wohne, wie du lebst - Azores · Pico sind der Hotspot für Beobach-tung der Meeressäuger, immerhin zählt die Insel zu den weltweit bes-ten Walbeobachtungsstationen. Ein Walfangmuseum

60

beschildert) – beides ist möglich an

diesem wunderbaren Flecken Erde.

Auf dem Weg in die Berge im Lan-

desinneren begegnet man unweiger-

lich dem Kratersee Lagoa do Fogo,

der gerne das Versteck mit den Wol-

ken spielt. Atemberaubend der Blick

vom Kraterrand in die Tiefe, wo der

türkisgrüne Feuersee mit den dun-

kelgrünen Wäldern und dem wei-

ssen Sandstrand konkurriert. Der

Abstieg auf schmalem steilem Pfad

lohnt sich!

Auf der Weiterfahrt gen Norden

ziehen sich schon bald Teeplantagen

die Hänge hinauf – einst war Teean-

bau eine grosse Einnahmequelle auf

der Insel, von den zehn grossen Fab-

riken sind heute noch zwei in Be-

trieb. Unbedingt sehenswert, die

museal wirkende Fábrica de Chá

Gorreana, wo noch bester Grün- und

Schwarztee produziert wird: mild

und fast bio.

Mitten im üppig grünenden Tal

von Furnas – ein weiter Kessel des

ältesten Kraters der Insel, von

Fumarolen und Thermalquellen

durchzogen – liegt der fantastische

Lagoa das Furnas. An dem zweit-

grössten See der Insel steigt Schwe-

feldampf auf, ein Spass ist es für Tou-

risten und Restaurantbesitzer, in

den heissen Erdlöchern einen Ein-

topf mit Gemüse und Fleisch ca.

sechs Stunden zu garen, die köstli-

chen «Cozido das Caldeiras». Echtes

Highlight in Furnas ist die riesige

Parkanlage Terra Nostra, voller exo-

tischer Pflanzenpracht und Grün-

kraft, mit dem grössten natürlichen

Thermalbad der Welt. Der Paradise

Pool, von warmen rotbraunen mine-

ralhaltigen Quellen gespeist, ist

nicht nur wunderschön, sondern

auch hervorragend bei Rheuma und

Hautkrankheiten.

Und noch viele weitere Natur-

und Kulturperlen warten, auf den

portugiesischen Inseln entdeckt zu

werden . . . Eines ist sicher: Der Be-

such im Garten Eden ist immer

Glück verheissend – eben paradie-

sisch.

Mit Delfinen in freier WildbahnUm die Azoreninseln tummeln

sich zahlreiche Delfine und Wale

(über 20 Arten), finden sie doch hier

dank des nährstoffreichen Wassers

idealen Lebensraum. Besonders ein-

drücklich ist es, mit Delfinen in frei-

er Wildbahn zu schwimmen. Von São

Miguel, Faial und Pico kann man mit

dem Zodiak oder Katamaran sich ins

offene Meer begeben und eine «sanf-

te Begegnung» – darauf legen die

Veranstalter der Delfin- und Walbe-

obachtungsausflüge ganz grossen

Wert – mit den Meeresbewohnern

erfahren. Befolgt man die Tipps der

Bootscrew – immerhin sind wir

Menschen zu Gast in der Unter-

wasserwelt der Tiere –, wird das

Schwimmen mit den verspielten

Delfinen zu einem unvergesslichen,

einmaligen Erlebnis.

(Infos: www.picosdeaventura.com)

Das Azorenhoch

geniessen!

Allgemeine Infos:

– www.visitazores.com

– www.trails-azores.com

– www.azores.gov.pt

Mietwagen: lohnt sich zur

flexiblen Urlaubsgestaltung;

Autos kann man auf allen Inseln

(bis auf Corvo) mieten, namhafte

Firmen wie Hertz und Europcar

sind vertreten.

Unterkünfte: Zwei- bis Vier-

sterne-Hotels meist in den

Inselhauptstädten, Pousadas

(historische Gebäude im

Viersterne- Bereich), Pensionen,

Quintas (tolle Herrenhäuser).

Klima: aufgrund des Golfstroms

ganzjährig mildes, subtropi-

sches Klima, mit hoher Luft-

feuchtigkeit (75 bis 85 Prozent);

im Januar ca. 16 Grad, im August

ist es höchstens 27 Grad warm.

Sonne, Nebel und Regen zur

gleichen Zeit – auch das gibt’s .

Lektüre zur Einstimmung:

«Azoren. Zeit für das Beste»

(Reiseführer).

Rundreisen mit

Begleitung

Mit der Azoren-Lissabon-Reise

unseres Partners Vögele Reisen

erleben Sie all diese Eindrücke

mit Reiseleitung von der Schweiz

aus sowie kompetenter deutsch

sprechender Reiseleitung je-

weils auf den einzelnen Inseln.

Sie müssen sich nicht ums

Organisatorische kümmern und

können die Zeit in vollen Zügen

geniessen.

(Details: http://www.voegele-reisen.ch/

rundreisen/azoren-und-lissabon)

REISEN