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2018 World Energy Outlook ZUSAMMENFASSUNG German Translation

World Energy Outlook 2018 - IEA webstore 2 World Energy Outlook 2018 Entwicklungspfade ist vorbestimmt; alle sind möglich. Welchen Weg wir tatsächlich einschlagen, hängt von den

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2018WorldEnergy

Outlook

ZUSAMMENFASSUNG

German Translation

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INTERNATIONALE ENERGIEAGENTUR

Die IEA befasst sich mit der gesamten Bandbreite energiepolitischer Themen, darunter Angebot und Nachfrage von Öl, Gas und Kohle, erneuerbare

Energietechnologien, Strommärkte, Energieeffizienz, Energiezugang, Lastmanagement und vieles andere mehr. Durch ihre Arbeiten setzt sich die IEA für eine Politik ein, die die

Verlässlichkeit, Erschwinglichkeit und Nachhaltigkeit der Energieversorgung in ihren 30 Mitgliedsländern, den 8 assoziierten Ländern und darüber hinaus verbessert.

Vier Bereiche stehen besonders im Fokus der IEA:

n Versorgungssicherheit: Förderung von Diversifizierung, Effizienz, Flexibilität undVerlässlichkeit bei allen Energieträgern und Energiequellen

n Wirtschaftliche Entwicklung: Freie Märkte zur Förderung des Wirtschaftswachstumsund zur Beseitigung von Energiearmut

n Umweltbewusstsein: Analyse von Politikoptionen, um die Umweltauswirkungen vonEnergieerzeugung und -nutzung auszugleichen, insbesondere zur Bekämpfung

von Klimawandel und Luftverschmutzung

n Weltweite Zusammenarbeit: Enge Zusammenarbeit mit den assoziiertenLändern und anderen Partnerländern, insbesondere den großen

aufstrebenden Volkswirtschaften, um Lösungen für gemeinsame energie- und umweltpolitische Anliegen zu finden.

Die IEA-Mitgliedsländer sind: Australien

BelgienDänemark

DeutschlandEstland

FinnlandFrankreich

GriechenlandIrland

ItalienJapan

KanadaRepublik Korea

LuxemburgMexikoNeuseelandNiederlandeNorwegenÖsterreichPolenPortugalSchwedenSchweizSlowakische RepublikSpanienTschechische RepublikTürkeiUngarn

Vereinigtes KönigreichVereinigte Staaten

Die Europäische Kommissionbeteiligt sich ebenfalls

an der Arbeit der IEA.

Diese Publikation unterliegt bestimmten Einschränkungen in Bezug auf ihre

Verwendung und Verbreitung. Die entsprechenden Bedingungen können online eingesehen werden unter:

www.iea.org/t&c/

© OCDE/IEA, 2018

International Energy Agency Website: www.iea.org

Together

SecureSustainable

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Zusammenfassung 1

Die Welt baut an einem neuartigen Energiesystem, die Grundpfeiler zeigen allerdings Risse:

Erschwinglichkeit: Die Kosten von Photovoltaik und Windkraft sinken weiter, die Ölpreise stiegen 2018 jedoch zum ersten Mal seit vier Jahren auf über 80 $ pro Barrel. In einigen Ländern sind zudem die hart erkämpften Reformen staatlicher Subventionen für den Verbrauch fossiler Brennstoffe in Gefahr.

Verlässlichkeit: Es bestehen nach wie vor Risiken für die Öl- und Gasversorgung, wie die Abwärtsspirale in Venezuela zeigt. Ein Achtel der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu Elektrizität, und von der Systemflexibilität bis hin zur Cybersicherheit stellen sich neue Herausforderungen für den Stromsektor.

Nachhaltigkeit: Nach drei Jahren der Stagnation stiegen die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen 2017 wieder um 1,6%, und die ersten Daten lassen auf eine weitere Zunahme im Jahr 2018 schließen. Bei dieser Entwicklung können die Klimaschutzziele nicht annähernd erreicht werden. Energiebedingte Luftverschmutzung führt zudem weiterhin jedes Jahr zu Millionen vorzeitigen Todesfällen.

Erschwinglichkeit, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit sind eng miteinander verknüpft: Für jeden dieser Aspekte – ebenso wie für die Zielkonflikte zwischen ihnen – ist ein umfassendes energiepolitisches Konzept erforderlich. Die zwischen ihnen bestehenden Zusammenhänge verändern sich ständig. So sind Wind- und Solarenergie beispielsweise zu wichtigen Quellen für eine erschwingliche, emissionsarme Stromversorgung geworden, sie lassen aber auch zusätzliche Herausforderungen für den verlässlichen Betrieb der Stromsysteme entstehen. Der wachsende Handel mit Flüssigerdgas (LNG) führt zu einer zunehmenden weltweiten Verflechtung des Gasmarkts und verschärft so den Wettbewerb zwischen den Anbietern; zugleich müssen die Staaten neue Lösungen für die Bewältigung möglicher Versorgungsengpässe finden.

Voraussetzung für politische Entscheidungen von heute sind belastbare Daten und fundierte Projektionen für die Zukunft. Hier setzt der World Energy Outlook (WEO – Weltenergieausblick) an. Er zielt nicht darauf ab, die Zukunft vorherzusagen, sondern soll verschiedene mögliche Zukunftsperspektiven aufzeigen und untersuchen, mit welchen Mitteln hier Einfluss genommen werden kann und welche Wechselwirkungen in unserem komplexen Energiesystem auftreten können. Eine unveränderte Politik wie im Current Policies Szenario führt zu zunehmenden Belastungen bei fast allen Aspekten der Energieversorgungssicherheit. Beziehen wir auch die angekündigten Politikmaßnahmen und -ziele in die Betrachtung ein, wie in unserem zentralen New Policies Szenario, stellt sich die Situation günstiger dar. Zwischen diesem und dem Sustainable Development Szenario, in dem die Ziele in Bezug auf Klimawandel, universellen Energiezugang sowie saubere Luft dank eines beschleunigten Ausbaus sauberer Energien erreicht werden können, klafft jedoch nach wie vor eine gewaltige Lücke. Keiner der untersuchten

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Entwicklungspfade ist vorbestimmt; alle sind möglich. Welchen Weg wir tatsächlich einschlagen, hängt von den Maßnahmen ab, die die Regierungen ergreifen.

Die Welt der Energie verändert sich

Im New Policies Szenario nimmt der weltweite Energieverbrauch unter dem Einfluss wachsender Einkommen und eines Bevölkerungsanstiegs um 1,7 Milliarden – der im Wesentlichen auf städtische Räume in Entwicklungsländern entfällt – bis 2040 um über ein Viertel zu. Ohne stetige Steigerungen der Energieeffizienz würde diese Zunahme ungefähr doppelt so hoch ausfallen. Energieeffizienz ist ein wirkungsvolles Politikinstrument, um die Energieversorgungssicherheit und die Nachhaltigkeit zu verbessern. Das Verbrauchswachstum geht in vollem Umfang von den Entwicklungsländern aus, allen voran Indien. Noch im Jahr 2000 entfielen über 40% des weltweiten Energieverbrauchs auf Europa und Nordamerika; die Entwicklungsländer in Asien machten nur rd. 20% aus. Bis 2040 kehrt sich die Lage komplett um.

Die tiefgreifende Verlagerung des Energieverbrauchs in Richtung Asien betrifft alle Energieträger und Technologien und macht sich auch bei den Energieinvestitionen bemerkbar. Die Hälfte der weltweiten Expansion der Erdgasnutzung, 60% des Anstiegs bei Windkraft und Photovoltaik, über 80% der Zunahme des Ölverbrauchs und (bedingt durch Rückgänge in anderen Teilen der Welt) über 100% des Wachstums der Kohle- und Kernkraftnutzung entfallen auf Asien. Vor 15 Jahren wurde die Liste der weltgrößten Stromversorgungsunternehmen von europäischen Gesellschaften angeführt (gemessen an der installierten Leistung); heute befinden sich unter den Top Ten sechs chinesische Unternehmen.

Die „Shale Revolution“ lässt das Öl- und Gasangebot weiter steigen und ermöglicht es den Vereinigten Staaten, sich als weltgrößter Öl- und Gasförderer vom Feld abzusetzen. Im New Policies Szenario entfällt über die Hälfte der Zunahme der weltweiten Öl- und Gasförderung bis 2025 auf die Vereinigten Staaten (bei Öl fast 75% und bei Gas 40%). 2025 kommen fast jedes fünfte Barrel Öl und jeder vierte Kubikmeter Gas weltweit aus den Vereinigten Staaten. Durch die unkonventionelle Förderung geraten die traditionellen Öl- und Gasexporteure, die bei der Finanzierung ihrer Entwicklung in hohem Maße von Exporteinnahmen abhängig sind, zusätzlich unter Druck1.

Sich verändernde Angebots-, Nachfrage- und Technologietrends führen zu neuen Vernetzungen der Energiewelt. Die internationalen Energiehandelsströme verlagern sich zunehmend vom Nahen Osten sowie von Russland, Kanada, Brasilien und den Vereinigten Staaten nach Asien. Dessen Anteil am weltweiten Öl- und Gashandel steigt von etwa der Hälfte heute auf über zwei Drittel im Jahr 2040. Auf lokaler Ebene zeichnen sich allerdings auch neue Formen der Energiebeschaffung ab, da Digitalisierung und immer kosteneffizientere erneuerbare Energietechnologien dezentrale und gemeinschaftliche Modelle der Energieversorgung ermöglichen.

1 Vgl. WEO-2018-Sonderbericht Outlook for Producer Economies.

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Das Zusammenspiel von kostengünstigeren erneuerbaren Energietechnologien, digitalen Anwendungen und der zunehmenden Bedeutung der Elektrizität ist entscheidend. Es ermöglicht den Wandel, der Voraussetzung für die Verwirklichung vieler der Ziele für nachhaltige Entwicklung ist, die sich die Welt gesetzt hat. Dies wird im Sonderkapitel des WEO 2018 zum Thema Strom ausführlich untersucht.

Alle Blicke richten sich auf den Stromsektor, doch kann sein Potenzial voll ausgeschöpft werden?

Der Stromsektor befindet sich im größten Umbruch seit seiner Entstehung vor über hundert Jahren. Strom wird immer mehr zum „Kraftstoff“ der Wahl für Volkswirtschaften, die stärker auf Leichtindustrie, Dienstleistungen und digitale Technologien setzen. Sein Anteil am weltweiten Endverbrauch nähert sich 20% und nimmt weiter zu. Förderung durch die Politik und gesunkene Technologiekosten sorgen dafür, dass die Stromerzeugung aus variablen erneuerbaren Energien rasch expandiert. Dies verschafft dem Stromsektor eine Vorreiterrolle bei der Emissionsminderung, macht aber auch einen Umbau des gesamten Systems erforderlich, um eine verlässliche Versorgung zu sichern.

In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften steigt die Stromnachfrage nur langsam, der Investitionsbedarf für den Umbau des Stromerzeugungsmix und die Modernisierung der Infrastruktur ist aber enorm. Das aktuelle Strommarktdesign ist nicht immer in der Lage, rasche Schwankungen im Stromerzeugungsmix zu bewältigen. Häufig sind die Einnahmen aus dem Stromgroßhandel nicht hoch genug, um neue Investitionen in feste Erzeugungskapazitäten auszulösen. Dies könnte die Zuverlässigkeit der Stromversorgung gefährden, sofern keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden. Effizienzgewinne aufgrund strengerer Energieverbrauchsnormen tragen indessen entscheidend zur Eindämmung der Nachfrage bei: In 18 der 30 Mitgliedstaaten der Internationalen Energieagentur ist der Stromverbrauch seit 2010 gesunken. Die Wachstumsaussichten hängen davon ab, wie rasch die Elektrifizierung des Verkehrs und der Wärmeerzeugung für Wohn-, Büro- und Fabrikgebäude voranschreitet.

Bei einer sich verdoppelnden Elektrizitätsnachfrage in den Entwicklungsländern rückt saubererer, für alle verfügbarer und erschwinglicher Strom in den Mittelpunkt der Strategien zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Emissionsminderung. Ein Fünftel des Anstiegs der globalen Stromnachfrage entfällt allein auf Elektromotoren in China; die anziehende Nachfrage nach Kühlanlagen in den Entwicklungsländern sorgt für einen ähnlichen Wachstumsschub. Ohne stärkere Politikmaßnahmen zur Förderung der Energieeffizienz fließt nahezu jeder dritte in die Energieversorgung investierte Dollar (alle Bereiche zusammengenommen) in die Stromerzeugung und -verteilung in Entwicklungsländern. Die erforderlichen Investitionen könnten jedoch ausbleiben, vor allem dort, wo die Endverbraucherpreise unter Kostendeckungsniveau liegen. In stark regulierten Märkten besteht hingegen auch die Gefahr, dass die Kapazitäten die Nachfrage übersteigen: Unseren Schätzungen zufolge gibt es in Regionen wie China, Indien, Südostasien und dem Nahen Osten heute Überkapazitäten im Umfang von 350 GW. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten, die sich die Stromsysteme – und die Verbraucher – eigentlich nicht leisten können.

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Flexibilität lautet die neue Devise für Stromsysteme

Aufgrund der zunehmenden Wettbewerbsfähigkeit von Photovoltaikanlagen übersteigt die installierte PV-Leistung vor 2025 die installierte Leistung von Windkraftanlagen, um 2030 die von Wasserkraftwerken und vor 2040 die von Kohlekraftwerken. Der Großteil hiervon entfällt auf Freiflächenanlagen, Investitionen in dezentrale Solaranlagen von Privathaushalten und Unternehmen spielen jedoch eine wichtige unterstützende Rolle. Im WEO 2018 wird eine neue Messgröße zur Schätzung der Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Stromerzeugungsoptionen vorgestellt. Sie beruht auf der Technologienkostenentwicklung sowie dem Systemnutzen der betreffenden Erzeugungsformen zu verschiedenen Zeiten. Diese Messgröße bestätigt die gute Wettbewerbsposition von Windkraft und Photovoltaik in Stromsystemen mit relativ kostengünstigen Möglichkeiten der Flexibilitätssicherung. Neue Photovoltaikanlagen sind gegenüber neuen Kohlekraftwerken fast überall konkurrenzfähig, können bestehende thermische Kraftwerke in unseren Projektionen ohne staatliche Hilfe allerdings nur schwer unterbieten. Im New Policies Szenario tauschen erneuerbare Energien und Kohle im Stromerzeugungsmix die Position: Der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern steigt von 25% heute auf etwa 40% im Jahr 2040, wohingegen Kohle die umgekehrte Richtung einschlägt.

Die Expansion der Stromerzeugung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen macht einen flexiblen Systembetrieb so wichtig wie nie, um eine stabile Versorgung zu gewährleisten. Bleibt ihre Nutzung begrenzt, ist dieser Aspekt weniger von Bedeutung. Doch im New Policies Szenario ist in vielen europäischen Ländern ebenso wie in Mexiko, Indien und China ein Grad an Flexibilität erforderlich, wie wir ihn in dieser Größenordnung noch nie erlebt haben. Die Kosten von Batteriespeichern sinken rasch, sodass sie beim Ausgleich kurzfristiger Angebots- und Nachfrageschwankungen zunehmend mit gasbefeuerten Spitzenlastwerken konkurrieren. Die Systemflexibilität wird allerdings nach wie vor im Wesentlichen durch konventionelle Kraftwerke gesichert. Netzausbau, Energiespeicher und Lastmanagement kommen unterstützend hinzu. Das Ziel der Europäischen Union der Errichtung einer Energieunion zeigt, welche Rolle die regionale Integration dabei spielen kann, die Einbindung der erneuerbaren Energien ins Stromsystem zu erleichtern.

Der Anteil der Stromerzeugung aus Kernkraft – heute die zweitgrößte CO2-arme Elektrizitätsquelle nach der Wasserkraft – verharrt bei rund 10%; die geografische Verteilung verändert sich jedoch, da China die Vereinigten Staaten und die Europäische Union vor 2030 bei der Kernenergieerzeugung überholt. Etwa zwei Drittel des bestehenden Kernkraftwerksparks in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ist über dreißig Jahre alt. Die Verlängerung der Laufzeit oder die Stilllegung dieser Kapazitäten haben erhebliche Auswirkungen auf Versorgungssicherheit, Investitionstätigkeit und Emissionen.

Wie weit kann die Elektrifizierung gehen?

Falls Elektromobilität, Elektroheizungen und der Zugang zu Elektrizität deutlich stärker vorangetrieben werden, könnte die Stromnachfrage bis 2040 um 90% steigen – im

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Vergleich zu 60% im New Policies Szenario. Diese Zunahme entspräche fast dem Doppelten des heutigen Verbrauchs der Vereinigten Staaten. Dies wird im „Future is Electric“-Szenario dargestellt. In diesem Szenario steigt der Anteil der Elektrizität am Endverbrauch auf ein Drittel, da bis 2040 fast die halbe Pkw-Flotte aus Elektroautos besteht und Strom als Energiequelle für private Haushalte und Industrie rasch an Bedeutung gewinnt. Wichtige Teile des Energiesystems wie Straßengüterfernverkehr, Schifffahrt und Luftfahrt können beim heutigen Stand der Technik allerdings nicht auf Stromantrieb umgestellt werden. Die Elektrifizierung hat Vorteile, vor allem weil sie die lokalen Umweltbelastungen reduziert. Wenn ihr Potenzial zur Verwirklichung der Klimaziele jedoch voll ausgeschöpft werden soll, muss die Stromversorgung über zusätzliche Maßnahmen stärker dekarbonisiert werden: Sonst besteht die Gefahr, dass die CO2-Emissionen lediglich vom Endverbrauch in die Stromerzeugung verlagert werden.

Wie wirkt sich der Erfolg von Strom, erneuerbaren Energien und Energieeffizienz auf die fossilen Energieträger aus?

Im New Policies Szenario wird das Wachstum des Kohleverbrauchs durch die verstärkte Nutzung von Strom und erneuerbaren Energieträgern sowie durch Effizienzsteigerungen gebremst. Der Kohleverbrauch nahm 2017 nach einem zweijährigen Rückgang wieder zu, die endgültigen Investitionszusagen für den Bau neuer Kohlekraftwerke lagen aber eindeutig unter dem Niveau der Vorjahre. Mit dem Abklingen der derzeitigen Bauwelle im Kohlekraftwerkssektor wird die Zahl neuer Inbetriebnahmen nach 2020 stark zurückgehen. Kohle kann jedoch noch nicht ganz aus dem globalen Stromerzeugungsmix weggedacht werden: Das Durchschnittsalter der Kohlekraftwerke in Asien beträgt weniger als 15 Jahre, im Vergleich zu rund 40 Jahren in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften. In der Industrie nimmt der Einsatz von Kohle bis 2040 leicht zu. Der weltweite Verbrauch bleibt im New Policies Szenario insgesamt unverändert, weil der Rückgang in China, Europa und Nordamerika durch einen Anstieg in Indien und Südostasien ausgeglichen wird.

Der Ölverbrauch durch Pkw erreicht Mitte der 2020er Jahre seinen Scheitelpunkt, Petrochemie und Straßengüter-, Flug- und Schiffsverkehr lassen die Ölnachfrage insgesamt jedoch weiter steigen. Steigerungen der Kraftstoffeffizienz von konventionellen Pkw reduzieren die potenzielle Nachfrage dreimal stärker als die drei Millionen Barrel pro Tag (mb/d), die 2040 durch 300 Millionen Elektroautos eingespart werden. In den anderen Sektoren vollzieht sich jedoch kein ähnlich rascher Wandel wie im Pkw-Segment (auf das ein Viertel des gesamten Ölverbrauchs entfällt). Die Petrochemie ist der größte Treiber für den Anstieg des Ölverbrauchs. Selbst wenn sich die weltweite Kunststoff-Recyclingquote verdoppeln sollte, würde dies den projizierten Anstieg von mehr als 5 mb/d nur um rd. 1,5 mb/d reduzieren. Der Anstieg des Ölverbrauchs auf insgesamt 106 mb/d im New Policies Szenario geht in vollem Umfang von den Entwicklungsländern aus.

Erdgas überholt Kohle 2030 und steigt zum zweitwichtigsten Energieträger im globalen Energiemix auf. Den größten Beitrag zum Anstieg der weltweiten Gasnutzung um 45% leisten die Industriekunden. Der LNG-Handel erhöht sich infolge der steigenden Nachfrage der Entwicklungsländer, insbesondere Chinas, auf über das Doppelte. Russland bleibt größter Gasexporteur der Welt, da das Land neue Transportwege zu den asiatischen

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Märkten erschließt. Ein zunehmend integrierter europäischer Energiemarkt gibt den Käufern jedoch mehr Optionen für ihre Gasversorgung. Wegen des höheren Anteils von Windenergie und Photovoltaik an der Stromerzeugung verringert sich die Auslastung von Gaskraftwerken in Europa, und Gebäudesanierungen helfen den Gasverbrauch für Heizzwecke zu senken. Die Gasinfrastruktur spielt jedoch weiterhin eine wichtige Rolle für die Wärmeerzeugung und die Sicherung einer ununterbrochenen Stromversorgung, insbesondere im Winter.

Emissionen und Zugang zu Energie: Wo stehen wir und wo wollen wir hin?

Im New Policies Szenario folgen die energiebedingten CO2-Emissionen bis 2040 einem langsamen Aufwärtstrend – weit entfernt von dem, was nach wissenschaftlichem Kenntnisstand erforderlich ist, um den Klimawandel zu bremsen. Die Länder sind insgesamt auf Kurs, um ihre im Rahmen des Pariser Klimaabkommens gemachten nationalen Zusagen zu erfüllen. Diese sind jedoch nicht ausreichend um sicherzustellen, dass die globalen Emissionen rechtzeitig den Scheitelpunkt erreichen. Der projizierte Emissionstrend steht für ein eklatantes Versagen der internationalen Gemeinschaft, die Umweltauswirkungen des Energieverbrauchs zu bewältigen. Die Senkung der wichtigsten Luftschadstoffemissionen in diesem Szenario reicht nicht aus, um den Anstieg der vorzeitigen Todesfälle infolge von Luftverschmutzung zu stoppen.

Die Zahl der Menschen ohne Zugang zu Elektrizität sank 2017 erstmals unter eine Milliarde, doch auch beim Energiezugang bleibt der Trend hinter den globalen Zielen zurück. Im New Policies Szenario werden beim Energiezugang Fortschritte erzielt, vor allem in Indien. Allerdings bleiben mehr als 700 Millionen Menschen, vor allem in ländlichen Teilen Subsahara-Afrikas, bis 2040 ohne Zugang zu Elektrizität, und die traditionelle Nutzung von fester Biomasse zum Kochen geht nur langsam zurück.

Unser Sustainable Development Szenario beschreibt eine integrierte Strategie, um Energiezugangs-, Luftqualitäts- und Klimaziele zu erreichen. Dabei tragen alle Sektoren und CO2-arme Technologien – einschließlich CO2-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung – zu einer weitreichenden Transformation des globalen Energiesystems bei. In diesem Szenario wird die Stromerzeugung umfassender und schneller auf emissionsarme Technologien umgestellt. Erneuerbare Energietechnologien sind das Hauptinstrument zur Sicherung des universellen Zugangs zu Energie. Durch die Nutzung aller wirtschaftlich tragfähigen Möglichkeiten der Effizienzsteigerung wird der Gesamtverbrauch 2040 auf dem heutigen Stand gehalten. Nicht nur der Anteil des Stroms am Endenergieverbrauch nimmt kräftig zu, sondern auch die direkte Nutzung von erneuerbaren Energien – Bioenergie, Sonnenenergie und Erdwärme – für Wärmeerzeugung und Mobilität. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromerzeugungsmix steigt bis 2040 von einem Viertel auf zwei Drittel. In der Wärmeerzeugung erhöht er sich von 10% auf 25% und im Verkehr von 3,5% auf 19% (sowohl direkte Nutzung als auch indirekte Nutzung, z.B. mit Strom aus erneuerbaren Energien). Im WEO 2018 haben wir zum ersten Mal auch den Aspekt Wasser in dieses Szenario aufgenommen. Dadurch kann aufgezeigt werden, wie Wassermangel Energieträger- und Technologiewahl beeinflussen kann und wieviel Energie erforderlich ist,

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um einen universellen Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung zu gewährleisten.

Kann die Umweltbilanz von Öl und Gas verbessert werden?

Erdgas und Erdöl decken 2040 weiterhin einen erheblichen Teil der globalen Energienachfrage – auch im Sustainable Development Szenario. Nicht alle Öl- und Gasquellen haben jedoch die gleichen Umweltauswirkungen. Unsere erste umfassende globale Schätzung der indirekten Emissionen aus der Förderung, der Verarbeitung und dem Transport von Öl und Gas zum Verbraucher deutet darauf hin, dass diese rund 15% der Treibhausgasemissionen des Energiesektors insgesamt (einschließlich CO2 und Methan) ausmachen. Die Emissionsintensität kann sich je nach Quelle stark unterscheiden: Durch einen Umstieg vom emissionsintensivsten auf das emissionsärmste Öl würden die Emissionen um 25% reduziert; bei Gas ließe sich eine entsprechende Senkung um 30% erzielen.

Es könnte noch viel mehr getan werden, um die Emissionen aus der Förderung, der Verarbeitung und dem Transport von Öl und Gas zu senken. Viele führende Unternehmen haben Zusagen in diesem Bereich gemacht, die erhebliche Auswirkungen auf die Emissionen hätten, wenn sie auf breiter Ebene übernommen und umgesetzt würden. Zwei der kostengünstigsten Lösungen bestehen darin, die Methanemissionen zu reduzieren und das Abfackeln zu beenden. Es gibt auch einige grundlegendere, neue Optionen, darunter die Nutzung von CO2 in der tertiären Ölgewinnung (enhanced oil recovery), die verstärkte Nutzung von CO2-armem Strom in den Verfahren und die Möglichkeit der Umwandlung von Kohlenwasserstoffen in Wasserstoff (mit CO2-Abscheidung). Viele Länder, insbesondere Japan, prüfen derzeit die Möglichkeit, emissionsfreien Wasserstoff verstärkt im Energiesystem einzusetzen.

Bleiben die Investitionen in fossile Energieträger hinter den Verbrauchstrends zurück?

Die derzeitige Planung neuer Upstream-Projekte scheint auf eine rückläufige Nachfrage nach fossilen Energieträgern ausgerichtet zu sein. Im New Policies Szenario könnte dies zu einem Angebotsengpass und weiteren Preiserhöhungen führen. Das Risiko eines Angebotsengpasses ist bei Erdöl am größten. Die in letzten drei Jahren durchschnittlich genehmigten konventionellen Rohölprojekte entsprechen nur der Hälfte dessen, was bei der Nachfrageentwicklung des New Policies Szenarios notwendig wäre, um das Marktgleichgewicht bis 2025 zu sichern. Die Tight-Oil-Förderung in den Vereinigten Staaten wird allein kaum ausreichen, um die Differenz zu decken. In unseren Projektionen ist bereits eine Verdopplung der Tight-Oil-Förderung in den Vereinigten Staaten bis 2025 eingerechnet; es wäre jedoch eine Verdreifachung notwendig, um einen andauernden Mangel an neuen konventionellen Projekten auszugleichen. Anders als an den Ölmärkten hat das Risiko, dass es Mitte der 2020er Jahre zu einem abrupten Angebotsengpass kommt, auf den LNG-Märkten aufgrund angekündigter neuer Großprojekte, insbesondere in Katar und Kanada, abgenommen.

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Politik entscheidet über die langfristige Energiezukunft

Voraussetzung für eine rasche, kostenoptimierte weltweite Energiewende sind verstärkte Investitionen in umweltfreundlichere, intelligentere und effizientere Energietechnologien. Die politischen Entscheidungsträger müssen jedoch auch sicherstellen, dass alle Schlüsselelemente der Energieversorgung, einschließlich der Stromnetze, zuverlässig und robust bleiben. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die herkömmlichen Angebots- und Investitionsrisiken im Bereich fossiler Energieträger abnehmen. Im Zuge einer weltweiten Energiewende könnten sie sogar steigen. Die derzeitigen Veränderungen im Stromsektor erfordern ständige Wachsamkeit um sicherzustellen, dass das Marktdesign auch bei einer fortschreitenden Dekarbonisierung der Stromsysteme wirksam bleibt. Mehr als 70% der 2 Bill. USD, die weltweit jedes Jahr sektorübergreifend für Investitionen in die Energieversorgung erforderlich sind, werden von staatlich gelenkten Unternehmen getätigt oder beruhen auf vollständigen oder teilweise staatlich geregelten Einnahmegarantien. Auch das Tempo der Energieeffizienzsteigerungen und der technologischen Innovation hängt von den Rahmenbedingungen ab, die von staatlicher Seite geschaffen werden. Staatliche Politikmaßnahmen und Präferenzen spielen also eine entscheidende Rolle für die künftige Entwicklung.

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In addition, those that purchase the book will have access to a new World Energy Outlook online database that includes the scenario results, full energy balances for key regions,

and over 300 downloadable figures and tables.

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German Translation of World Energy Outlook © OECD/IEA, 2018No reproduction, translation or other use of this publication, or any portion thereof, may be made without prior written permission. Applications should be sent to: [email protected]

Dieses Dokument wurde ursprünglich auf Englisch veröffentlicht. Die IEA hat zwar im Rahmen des Möglichen sichergestellt, dass die deutsche Übersetzung dem englischen

Original getreu ist, kleine Abweichungen sind jedoch nicht auszuschließen.

This publication reflects the views of the IEA Secretariat but does not necessarily reflect those of individual IEA member countries. The IEA makes no representation or warranty, express or implied, in respect of the publication’s contents (including its completeness or

accuracy) and shall not be responsible for any use of, or reliance on, the publication. Unless otherwise indicated, all material presented in figures and tables is derived from IEA data

and analysis.

This publication and any map included herein are without prejudice to the status of or sovereignty over any territory, to the delimitation of international frontiers and

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IEA/OECD possible corrigenda on: www.oecd.org/about/publishing/corrigenda.htm

IEA PublicationsInternational Energy Agency

Website: www.iea.orgContact information: www.iea.org/about/contact

Typeset in France by IEA - November 2018 Cover design: IEA; Photo credits: © Shutterstock

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Outlook

Was verraten uns die energiepolitischen Maßnahmen und Ziele sowie die technologischen Trends von heute über die Welt von morgen? Rückt die Verwirklichung der energiebezogenen Ziele für nachhaltige Entwicklung näher – oder weiter in die Ferne?

Ausgehend von den jüngsten Daten zu Energiemärkten und Technologietrends werden diese grundlegenden Fragen in der diesjährigen Ausgabe des World Energy Outlook – des Goldstandards für Langfristanalysen im Energiebereich – unter Berücksichtigung aller Energieträger, Technologien und Regionen im Betrachtungshorizont bis 2040 untersucht.

Schwerpunktthema der Ausgabe 2018 ist Strom. Der Anteil der Elektrizität am weltweiten Energieverbrauch steigt, während das Wachstum CO

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armer Technologien zugleich zu einem tiefgreifenden Wandel in der Stromerzeugung führt. Wie könnte die Stromwirtschaft von morgen aussehen? Wie lässt sich eine verlässliche Stromversorgung bei gleichzeitiger Senkung der Emissionen sicherstellen?

Außerdem fragt der WEO 2018, wie der ökologische Fußabdruck der weltweiten Öl- und Gaswirtschaft verringert werden kann.

Für mehr Informationen besuchen Sie bitte unsere Website: iea.org/weo/