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Wort zum WiWi N° 65 Dezember 2013 Freie Fachschaft Wirtschaftswissenschaften

Wort zum WiWi Nr. 65

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Die Fachschaftszeitung der Freien Fachschaft Wirtschaftswissenschaften im Wintersemester 2013/2014.

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Wort zum WiWi

N° 65Dezember 2013

Freie Fachschaft Wirtschaftswissenschaften

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WiesingerMedia gibt’s in Stuttgart, Fellbach, Ludwigsburg, Reutlingen und Tübingen.

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Editorial

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Liebe WiWis,

Impressum

Herausgeber

FreieFachschaFt WirtschaFtsWissenschaFten

Mohlstrasse 3672074 tübingen

tel: 07071/29-74656

V.I.s.d.p.aMadeus Müller

redaktIon & Layout

Kerstin Karres, christoph Klaiber, aMadeus Müller, anthony siKorsKi, ann-Kathrin Wössner

aufLage

1.000 exeMplare

erscHeInungsdatum

16. dezeMber 2013

interesse an einer anzeige?dann schreiben sie uns eine e-Mail!

WWW.FFW-tuebingen.de

[email protected]

sprecHstunde

Montag bis donnerstag 10-14 uhr

sItzung

Montag, 20 uhr

sitzen wir alle in einem Bus voller Eigen-nutzenmaximierer? Wo vorne dabei sein das Nonplusultra ist? Wohin geht die Rei-se? Zum schnellen Bachelor-Abschluss oder zum schnellen Master? Hauptsache schnell zum schnellen Geld?

Der Homo oeconomicus kennt keine Mitmenschen, hat ergo keine Freunde und schon gar keine Familie. Er schaut nur nach sich. In unserem Fach ist dieser Typ ein Prototyp menschlichen Handelns. Ist er deshalb unser Idealbild menschlichen Verhaltens?

Vielleicht. Aber schauen wir uns doch mal die Fachschaft an: Sie ist eine bunte Ansammlung von WiWi-Studenten, die sozialerweise eine Ersti-Einführung orga-nisieren, Lehrpreise verleihen oder Ein-fluss auf die Hochschulpolitik nehmen. Dies ist ehrenamtliche Arbeit, und zwar für euer Wohlergehen! In der Weihnachts-zeit singen die Fachschaftler, um Spen-den für soziale Projekte zu sammeln. Das

WZW berichtet von alledem, wobei vom Weihnachtssingen erst das nächste Mal. Die Vorfreude steigt bereits, aber lasst uns zuerst in die aktuelle, 65. Ausgabe des WZWs schauen. Mal wieder reflektiert das Studentenmagazin vieles, was auf eurer raschen Busfahrt durchs Studium passiert – seien es neue Profs, Auslandsaufenthalte oder diverse Praktika.

Zugegeben, diese Ausgabe ist nicht ganz so umfangreich wie die letzte. Das liegt wohl daran, dass die ruhige und be-schauliche Vorweihnachtszeit eine Kind-heitserinnerung ist, weil eben doch viel erledigt sein will und muss. Wie die Bache-lor-Arbeit beispielsweise, von der im Heft auch die Rede ist.

So rast der Bus eben durchs Leben. Zeit, sich dem Trubel zu entziehen, sich hinten rein zu setzen und das WZW zu lesen. Viel Spaß dabei!

eure redaKtion

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Workshop - Steuern sparen im Master-Studium

Die Aufwendungen einer weiterführenden Ausbildung wie z. B. das Master-Studium, können steuerlich angesetzt werden lt. BFH-Urteil vom 18.06.2009.

Dies bedeutet für Studierende, daß sie beim Berufseinstieg über einen Verlustvortrag Steuern sparen können. Je nach individueller Situation kann diese Ersparnis mehrere tausend €uro betragen. Doch vor der Ernte haben die Götter (der Finanzverwaltung) den Fleiß gesetzt. Es gilt u. a. Belege nach bestimmten Kriterien zu sammeln und zu ordnen und Excel Tabellen korrekt zu führen. In einem Workshop bringen wir Ihnen näher, was hierbei zu beachten ist.

Donnerstag, 16. Januar 2014 von 18:00 bis 20:30 Uhr

Anmeldung: via Mail unter [email protected]: Die Kosten werden vom Veranstalter übernommen;Veranstalter: www.careerclub.info, Referent: Stephan Plonka

www.CareerClub.info

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Inhalt

FachschaFtstheMen

Semesterbericht S. 6WiWi-Impuls und Grillfest S. 7Ersti-Einführung S. 9Ersti-Hütte S. 11Verf. Studierendenschaft S.13

studieren an der WiWiFaKultät

Neu an der Fakultät: Prof. Dr. Anna Rohlfing-Bastian S. 15

das prüFungsaMt inForMiert...

Durchfallquoten S. 31

auslandsberichte

Bozeman, USA S.17Leuven, Belgien S.19Jönköping, Schweden S.22

WiWi-theMen

Die Bachelorarbeit S. 32Der „gute WiWi“ S. 34Der Rechenfehler S. 36

studentenleben in tübingen

Unterwegs mit dem Semesterticket S. 37

dies&das

Kolumne S. 39Kreuzworträtsel S. 40WirrWarr S. 41

beruF & Karriere

Praktika:Auslandshandelskammer S. 25Finanzministerium S. 28

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6 Im Rückblick: Sommer, Sonne, SpaßDas letzte Sommersemester hatte eini-ges zu bieten: Die Fachschaftshütte, der Bücherflohmarkt, die Wiwilympics, zwei Grillfeste und die Gradparty sorgten dafür, dass in den Fachschaftssitzungen keine Langeweile aufkam. Zudem wurden mit der Wahl der Verfassten Studierenden-schaft hochschulpolitische Weichen ge-stellt, die sich noch auf lange Zeit auf die Universität auswirken werden.

Das Sommersemester begann, wie im-mer, mit der Fachschaftshütte. Dort berei-teten wir nicht nur anstehende Projekte und Veranstaltungen vor, sondern lernten uns auch besser kennen. Das ehemalige Hotel in Bad Rippoldsau bot hierfür auch ausreichend Platz zum Tanzen und ande-ren abendlichen Aktivitäten. Am Ende des Wochenendes konnte man daher einen „Fachschaftsteamgeist“ spüren, der zu-sammen mit der gründlichen Vorberei-tung den Grundstein für ein erfolgreiches Semester legte. Dieser Teamgeist zeigte sich in der Folge auch an zahlreichen Mon-tagabenden, wenn man in gemütlicher Runde die vorangegangene Fachschafts-sitzung Revue passieren ließ.

Anfang Juni wurde es dann sportlich. Denn die Fachschaft lud ein zu den Wi-Wilympics und zahlreiche Lehrstühle und WiWis nahmen die Einladung an. Da auch das Wetter mitspielte, wurden die Duelle auf dem Rasen und im Sand zu einem der Highlights des Semesters.

Natürlich durften im Sommer auch Grillfeste nicht fehlen. Sowohl auf dem WiSoWi-Grillfest, als auch auf dem WiWi-Grillfest fehlte es nicht an guter Laune und leckerer Verpflegung. Das gute Wetter

rundete die Gesamtatmosphäre beider Feste ab.

Auch in der Hochschulpolitik bewegte sich eine Menge. Durch eine Änderung des Landeshochschulgesetzes durften die Studierenden sich zum ersten Mal seit langer Zeit eine Verfassung geben. In der Abstimmung im Juli setzte sich schließ-lich der Entwurf eines Studierendenrates durch, der von der Fachschaftenvollver-sammlung und der Grünen Hochschul-gruppe eingebracht worden war.

Das Ende eines ereignisreichen Se-mesters läutete die letzte Fachschafts-sitzung ein, die traditionellerweise auf Stocherkähnen abgehalten wurde. Auch hier war das Wetter so gut, dass einige Fachschaftler spontan ein Bad nahmen. Insgesamt blicken wir auf ein Semester zurück, in dem wir mit vielen Händen und mit der Sonne im Rücken einiges geschafft haben!

Von thoMas tichelbäcKer

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FachschaFtsthEmEn

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Am 19. Juni fand wieder das traditionel-le WiWi-Grillfest der Fachschaft statt. Die Plätze unter den Pavillons waren in die-sem Jahr erfreulicherweise nicht wegen wechselhaften Wetters begehrt, sondern dienten als dankbarer Sonnenschutz. Bei hochsommerlichen Temperaturen kamen Studenten, Professoren, Lehrstuhlmitar-beiter, Fakultätsangehörige, Ehemalige und Freunde hinter dem alten Dekanat zusammen, um einen gemütlichen Gril-labend in entspannter Atmosphäre zu verbringen. In bester Gesellschaft genoss man Bratwurst, Salat und vor allem kühle Getränke. Das wichtige Amt des Grillmeis-ters hat für uns auch dieses Jahr wieder der ehemalige Fachschaftler Guido Weber übernommen. Wir freuen uns auch nach vielen Jahren solch gute Beziehungen zu unseren Alumnis zu halten, danke Guido!

Für uns Studenten ist die Universität neben der Forschung besonders als Lehr-einrichtung von großer Bedeutung. Ent-sprechend honorierte die Fachschaft im Rahmen des Grillfests wieder besonders

gelungene Lehrveranstaltungen des ver-gangenen Semesters.

Der diesjährige Preisträger für die beste Bachelor-Veranstaltung ist unser Professor und Bundeswirtschaftsminister a.D. Hel-mut Hausmann für die Vorlesung „Die In-ternationalisierung Mittlerer Marktführer: Grundlagen und Erfolgsfaktoren“.

Auch dieses Semester wurde Professor Stadler wieder geehrt. Die Auszeichnung erhielt er dieses Jahr für die beste Master-vorlesung „Game Theory and Industrial

Verleihung der Lehrpreise beim Grillfest

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Organization“. Wir freuen uns auch in den nächsten Semestern auf solch anspre-chende Lehrveranstaltungen von Profes-sor Stadler!

Außerdem erhielt Florian Niederstätter im Fach „Einführung in die Wirtschaftswis-senschaft“ den Preis für die beste Übung der wissenschaftlichen Mitarbeiter.

Seit diesem Semester gibt es ein neues, dezentrales Evaluationskonzept an der Fa-kultät. Ob die studentischen Tutoren eva-luiert werden, entscheidet jeder Lehrstuhl selbst und führt Evaluierung und Auswer-tung eigenständig durch. Entsprechend wurde auf dem diesjährigen Grillfest vor-erst zum letzten Mal ein studentischer Tutor von der Fachschaft geehrt. Wir gra-tulieren Philipp Dannecker für das beste Tutorium im Sommersemester 2013 im Fach „Arbeit, Personal und Organisation“

am Lehrstuhl „Personal und Organisation“ von Frau Prof. Dr. Pull.

Neben den Lehrpreisen wurde auch wieder der WiWi-Impuls verliehen. Dieser Preis soll Personen, Gruppen oder Orga-nisationseinheiten überreicht werden, die durch ihr besonderes Engagement und ihre großartigen Ideen Impulse zur Verbesserung des WiWi-Studiums geben. Die Vorschläge für den WiWi-Impuls stam-men von der Studierendenschaft, aus wel-chen die Fachschaft dann den Preisträger auswählt. In diesem Jahr ging auch der WiWi-Impuls an Florian Niederstätter für das Leiten der Veranstaltung „Excel- und VBA-Anwendungen in Bank- und Finanz-wirtschaft“. Die übermittelten praxisorien-tierten Inhalte kamen vielen Studierenden bei absolvierten Praktika bereits sehr zugute.

Nachdem alle gesättigt waren, unter-hielt man sich noch bis nach Sonnenun-tergang, tanzte gut gelaunt zur Musik oder erfrischte sich im Kinderplanschbecken.

Wir bedanken uns für den rundum

schönen Abend und freuen uns auf das Grillfest im nächsten Jahr – dann wieder mit Live-Übertragung der Fußball-WM aus Brasilien.

Von anna böhM

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FachschaFtsthEmEn

9Impressionen der Ersti-Einführung

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FachschaFtsthEmEn

11Ersti-Hüttengaudi

Am ersten Novemberwochenende starte-ten circa 70 erwartungsvolle Erstsemester sowie 17 freudige Fachschaftler ihren Weg gen Süden, genauer, in die Haslachmühle Horgenzell bei Ravensburg. Weder spon-tan eintretende Wadenkrämpfe oder das Versagen spottbilliger Navigationssyste-me, noch die ausgeklügelte Verschwörung einer Kuhherde, die uns auf der Zielge-raden noch einmal den Weg versperren wollte, vermochten es, uns von unserem Ziel abzubringen. So erreichten wir gegen 17 Uhr unsere Destination, die auf den allerersten Blick dem Horrorszenario „ein paar Jugendliche gehen in eine Hütte im Wald, finden zwar keinen Empfang, dafür aber einen qualvollen Tod“ durchaus ge-nügte (Der nicht vorhandene Handyemp-fang löste bei den meisten weiblichen Geschöpfen den größeren Schrecken aus). Doch auf den zweiten Blick sah man die Vorteile des ruhigen und abgelegenen Or-tes, der über einen riesigen Aufenthalts-saal, sowie eine Industrieküche verfügte. Nach Inspektion der Zimmer und kurzem Frischmachen schmiss man sich in feinste Seide und traf sich im Speisesaal wieder.

Nachdem wir uns mit Familienpizzen die Mäuler gestopft hatten, konnten die Spiele beginnen. Hierzu zählten unteran-derem ein Fragebogen mit leicht skurrilen Fragen („Wenn du ein Edding wärst, wie dick und welche Farbe wärst du?“) zum Ausfüllen mit einem Partner, einKennen-lernspiel, bei dem man den Namen ein Adjektiv mit demselben Anfangsbuchsta-benvoranstellte, sowie das Ziehen eines Liebhabers, dem man für das Wochenen-de 3 Nettigkeiten erweisen sollte. Und so tauschte man fortan Nackenmassagen aus und überraschte den anderen mit Süßig-keiten oder Gratisbier.

Nach der Spielrunde bot sich nundank unserer spontan eingesprungenen DJs die Gelegenheit, das Holzbein zu schwingen und eine Kleinigkeit zu trinken, die sich bei 98,2% der Anwesenden zu einer Großig-keit entwickelte und daher zu einem noch herrlicheren, ersten Abend beitrug.

Die von Bierodem und Pups geschwän-gerte Luft inhalierend, wachte man am nächsten Morgen mehr oder weniger ausgeschlafen auf und widmete sich dem Frühstück, das bereits liebevoll von dafür eingeteilten Personen aufgetischt worden war. Wenn das Nutella-Brötchen den even-tuell eingetretenen Kater nicht bezwingen konnte, so wurde man diesen spätestens bei der Katerwanderung durch die Wald-und Wiesenhood los. Nach kurzer Hotdog-Verköstigung im Speisesaal packte ein jeder von uns die Badehose ein, nahm sein kleines Schwesterlein und dann nichts wie auf zum Wann…ääh… in die Therme.

Diese bot zwar nicht unbedingt den größten Spaßfaktor, dafür war am Ende aber auch der Letzte tiefenentspannt und sauber. Zusätzlich gab es so manchen Klatsch aus der Rentnerwelt, wovon im Folgenden die wichtigsten Neuigkeiten aufgeführt werden: Frau Müller hat ihre Rheumastrumpffarbe gewechselt, Opa Heinrichs Knie eitert nicht mehr und Wil-helm aus der Schillerstraße hat nun auch seinen letzten Zahn verloren.Gerüstet mit diesem nicht zu vernachlässigenden Wis-sen ging es sodann auch wieder zurück zur Herberge, in der uns gut gelaunte Fachschaftler mit Chili con Carne erwarte-ten, welches gierig verschlungen wurde.

Auch für den Samstag waren am frühen Abend Spielrunden angedacht, wie etwa

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ein auf Kreativität bedachtes Frage-Ant-wort-Spiel über Tübingen, bei dem eine der Gruppen eine seltsame Affinität zum hiesigen Rewe-Parkplatz entwickelte. Des Weiteren spielten wir auch das anfangs harmlos anmutende „Häschen-Spiel“, bei dem man einem imaginären Fachschafts-häschen einen Kuss an einer bestimmten Stelle des Körpers aufdrücken sollte. „Weil wir uns ja auch alle so lieb haben,“ sollte man anschließend diesen Kuss auch sei-nem Sitznachbarn weitergeben. An die-ser Stelle sollte angemerkt werden, dass nicht jeder von uns einen Sitznachbarn des anderen Geschlechts neben sich hat-te. So kam es dann zu zahlreichen gleich-geschlechtlichen Hand-, Ohren-, Po-, Ellbogen- oder Glubschaugenküssen zur Belustigung der anderen, während das Highlight ein liebevoll ausgetauschter Zungenkuss zweier männlicher Erstse-mester darstellte.

Analog zum Freitagabend wurde kurze Zeit später wieder Musik aufgelegt und tänzerische Höchstleistung zu elektroni-schen Klängen erbracht. Das Bier und die Lachtränen flossen; man tanzte bis in den Morgen hinein.Gegen 5 Uhr in der Früh veranlasste der kleine Hunger die Verblie-benen zur Erfindung unerwartet delikater

Esskreationen, in denen Zucchini, Chilires-te, Chips und Nutella involviert waren – bei Wirtschaftlern wird eben keine Ressource verschwendet. Da das Rationalprinzip wohl nicht jeden an besagtem Abend lei-tete, was angesichts des apokalyptischen Trinkspektakels auch kein Wunder war, fand sich einer der Fachschaftler wenige Stunden später im Schlafraum der Mädels wieder, was für gegenseitige Verwirrung sorgte. Dieser Navigationsfauxpas konnte natürlich erst bemerkt werden, nachdem die Fachschaft, altruistisch wie sie ist, die schlummernden Erstsemester am nächs-ten Morgen mit rhythmischen Melodien aus ihren Märchenprinzträumen erweck-te. Irre, was mit Kochtöpfen und Metalllöf-feln so alles möglich ist.

Nach der Einnahme eines üppigen Früh-stücks begann eine großangelegte Putz-aktion des gesamten Areals, bei der selbst der akribischste Tatortreiniger stolz auf uns gewesen wäre. Da die Leichen besei-tigt und der Drops gelutscht war, konnte es wieder gen Heimat gehen – dieses Mal ohne Kuh-Herde.

Retrospektiv war die Erstsemesterhütte ein voller Erfolg. Bestehende Freundschaf-ten wurden vertieft und neue geknüpft. Die Fachschaft erwies sich als willensstark genug, um uns bei Laune zu halten und das Wochenende möglichst abwechs-lungsreich zu gestalten. Die zahlreichen Neuzugänge in der Fachschaft kurze Zeit später bewiesen, dass die Erstihütte bei al-len gut angekommen war und so können hoffentlich viele von uns mit hoher Wahr-scheinlichkeit sagen: Bis nächstes Jahr!

Von yanniK schMalstieg

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FachschaFtsthEmEn

13Die Verfasste Studierendenschaft ist da!

Studierendenscha(alle Studis der Uni) Fachschasbezirk Fachschasbezirk

Studierendenrat (Legislative)Vorstand (Exekutive)

Fachscha(alle Studis einer Fakultät)

Arbeitskreise &(dauerha)

Arbeitsgruppen(kurzfristig)

Arbeiten mit

Richtet ein

wird uniweit nach Listen (z.B. Liste der Fachschaen,

GHG, JuSos, etc.) gewählt

Fakultätsvertretung

wird in den Fakultäten nach Listen (z.B. Liste der

Fachschaen) gewählt

empfehlen Beschlüsse Themen der jeweiligen Bezirke

Fachschasbezirksvollversamlung(= momentane »Fachscha«)

Mitglieder sind alleStudierenden des

Fachschasbezirks

Unabhängige Studierendenvertretung(Fachschaen Vollversammlung)

Bei Redaktionsschluss Ende November lief die heiße Phase des Uni-Wahlkampfs noch, doch eins lässt sich mit Sicherheit sagen: Bei Erscheinen dieser Ausgabe des „Wort zum WiWi“ hat die Uni Tübingen wieder eine Studierendenvertretung, die ihren Namen auch verdient hat. Doch vie-le Studierende fühlen sich schlecht infor-miert und wissen nicht so recht, welche Vorteile mit der Verfassten Studierenden-schaft (VS) verbunden sind.

Was ist die VS und was sind die Vorteile?

Die Studierendenschaft, das sind zu-nächst einfach alle Studierenden einer Universität. Klingt unspektakulär. Doch da sie nun verfasst ist, kann die Studie-rendenvertretung nun z.B. Verträge im

eigenen Namen schließen. Wie die neue Verfassung aussehen sollte, entschied eine Wahl im letzten Sommersemester. Sie endete mit einem Erfolg des Modells für einen Studierendenrat (StuRa). Dieses Modell wurde nun am 3. und 4. Dezem-ber in den Uni-Wahlen mit Leben gefüllt. Indem die Grün-Rote Landesregierung 2012 die VS wieder einführte, hob sie zu-dem zwei weitere zentrale Beschränkun-gen für die Studierendenvertretung auf: Zum einen darf der StuRa nun auch Ge-bühren eigenständig erheben, um sei-ne Arbeit zu finanzieren. Auch über die Verteilung dieser Mittel darf der StuRa nun entscheiden. Bisher hatte der Rek-tor in diesem Bereich das letzte Wort. Zum anderen kann sich der StuRa in politi-sche Diskussionen einbringen. Er ist nicht zum Schweigen verpflichtet, wenn es um

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Themen geht, die die Studierenden di-rekt betreffen, wie die Studiengebühren. Er dürfte sich aber auch z.B. gegen einen Naziaufmarsch in der Stadt positionieren.

Wie sieht die aktuelle Verfassung der Studierendenschaft eigentlich aus?

Am 3. und 4. Dezember wurden die Or-gane der VS zwar offiziell gewählt. Aber einen Durchblick hatten wenige. Des-halb hier eine Kurzbeschreibung der zwei wichtigsten Organe:

StuRa: Der StuRa besteht aus insgesamt 17 Mitglieder, die uniweit per Listenwahl gewählt werden. Zudem gehören ihm die 4 studentischen Mitglieder des Senats an. Er ist das legislative Organ und damit das Herzstück der neuen Verfassung. Alle wich-tigen Beschlüsse werden durch den StuRa gefasst. So wird der StuRa z.B. entschei-den, wie hoch die Beiträge der Studieren-den, die er zur Finanzierung seiner Arbeit erhebt, sein werden. Der StuRa kann Ar-beitskreise einrichten, die ihn bei seiner Ar-beit mit fachlicher Expertise unterstützen. Exekutiv-Organ: Das Exekutiv-Organ be-steht aus zwei Vorsitzenden und einem Fi-nanzreferenten. Sie werden vom StuRa mit der Mehrheit seiner Mitglieder gewählt. Das Exekutiv-Organ führt die Beschlüsse des StuRas aus und ist an sie gebunden. Die Vorsitzenden können aber auch ein aufschiebendes Veto gegen Beschlüsse des StuRas einlegen. Aufschiebend ist es, da der StuRa diesen Einspruch wieder per Mehrheitswahl entkräfte kann.

Wann gab es die erste Tübinger VS und warum gibt es erst jetzt wieder eine VS?

1970 gab sich die Tübinger Studieren-denschaft zum ersten Mal eine eigene Verfassung, die die Vollversammlung al-ler Studierenden als höchste Instanz ih-rer Arbeit festlegte und sich mit Hilfe der Rückbindung an die Fachschaften auf ei-ner breiten Basis verankern wollte. Diese gezogenen Lehren aus der „deutschen“ Geschichte wurden von regierender Seite meistens nicht als friedenssichernde Maß-nahmen verstanden. Wo der „Kalte Krieg“ in den Köpfen tobte, wurde die Einbin-dung einer breiten Basis schnell mit dem „Klassenfeind“ verbunden und so wurden mit dem ’73er Landeshochschulgesetz die studentischen Vollversammlungen und die Fachschaftsrückbindung verbo-ten. Um dieses Verbot zu umgehen, wur-de die Fachschaftsräte-Vollversammlung geschaffen.

Ministerpräsident Hans Filbinger setzte dann 1977 die oben genannten Beschrän-kungen der Studierendenvertretung durch. In allen anderen Bundesländern, Bayern ausgenommen, ist die Verfass-te Studierendenschaft übrigens schon eingeführt.

Von thoMas tichelbäcKer

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WiWi-Fakultät

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Was war Ihr Traumberuf, als Sie klein waren?Musikerin.

Was waren Ihre Lieblingsfächer in der Schule?Mathematik und Latein.

Wo haben Sie Ihr erstes Praktikum gemacht?Bei der DaimlerChrysler AG in Mannheim.

Was haben Sie studiert?Internationale Betriebswirtschaftslehre in Tübingen und an der Università Commer-ciale Luigi Bocconi in Mailand.

Wieso dieses Studium?Ich habe nach einem Studium gesucht, das möglichst viel mit Mathematik zu tun hat, aber auch andere Kompetenzen wie beispielsweise das Erlernen von Sprachen fördert. Die IBWL in Tübingen entsprach genau diesen Vorstellungen: Neben dem quantitativ ausgerichteten BWL-Studium konnte man zwei Sprachen am Fachspra-chenzentrum erlernen.

Was waren Ihre Schwerpunkte oder Vertiefungen?Unternehmensrechnung & Controlling, Betriebliche Finanzwirtschaft, Internatio-nales Management und Wirtschaftstheo-rie in der BWL, Englisch und Italienisch am Fachsprachenzentrum.

Warum haben Sie die Laufbahn als Professorin eingeschlagen?Dingen auf den Grund zu gehen und sie bis ins letzte Epsilon zu verstehen war schon immer meine Leidenschaft.

Darüber hinaus schätze ich die Freiheiten, die mit dem Professorenberuf verbunden sind: Ich kann mich jeden Tag mit Dingen beschäftigen, die mir großen Spaß ma-chen, und mir meine Arbeit flexibel ein-teilen. Das ist in der heutigen Berufswelt sicher ein großer Luxus. Außerdem macht mir die Lehre großen Spaß und ich schätze den Umgang mit interessierten und moti-vierten Studierenden.

Wie kam es dazu, dass Sie Professorin in Tübingen wurden?Meine Bewerbung für die Professorenstel-le in Tübingen war zunächst einfach ein Versuch, weil ich die Universität, die Fa-kultät bzw. den Fachbereich und auch die Stadt während meines Studiums schätzen gelernt habe und mir sehr gut vorstellen konnte, mit meiner Familie hierher zurück-zukehren. Der Lehrstuhl für Managerial Accounting ist zudem die ehemalige Wir-kungsstätte meines Doktorvaters Prof.

Neu an der FakultätProf. Dr. Anna Rohlfing-Bastian

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Dr. Christian Hofmann. Die Möglichkeit, diesen Lehrstuhl nun weiterführen zu dür-fen, ist für mich mit einer sehr großen Ehre verbunden!

Was zeichnet Ihre Lehre besonders aus?In der Lehre lege ich sehr viel Wert auf eine methodisch-theoretisch fundierte Ausbildung. Gleichzeitig stelle ich in jeder Veranstaltung auch die entsprechenden Anwendungsbezüge her und diskutiere praktische Beispiele. Dabei möchte ich mit den Studierenden ins Gespräch kom-men und kritisch über die vorgestellten Sachverhalte diskutieren. In vielen Veran-staltungen fließen auch die Ergebnisse ak-tueller Forschungsprojekte mit ein.

Was wollen Sie den Studierenden vermitteln?In meinen Veranstaltungen geht es nicht nur um die reine Wissensvermittlung, son-dern darum, sich mit den Themen im Fach-gebiet Managerial Accounting kritisch auseinanderzusetzen und Informationen

nicht unreflektiert zu übernehmen. Die Studierenden sollen ein Verständnis dafür entwickeln, welche Rolle Informationen bei der Entscheidungsfindung spielen und welche Anreizsysteme man gezielt einsetzen kann, um das Verhalten von Ma-nagern zu steuern. Wie gefällt Ihnen Tübingen?Immer noch sehr gut. Die Stadt ist land-schaftlich sehr attraktiv und stellt viele An-gebote für Familien bereit.

Wo findet man Sie in Ihrer Freizeit?Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit im Kinderzimmer zwecks Bau eines Turms aus Bauklötzen, den mein Sohn mit gro-ßem Gejohle und wachsender Begeiste-rung immer wieder umwirft. Außerdem auf dem Spielplatz, beim Joggen am Ne-ckar (mit Kinderwagen!) oder auf dem Mountainbike.

interVieW Von sabine eppinger

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auslandsbErichtE

Hannah Montana!? – ja, das bekomme ich oft zu hören, wenn ich erzähle, dass ich in Montana war. Außer der Namensver-wandtschaft haben die zwei allerdings nichts miteinander gemein. Montana ist ein Bundesstaat in den USA und dort habe ich zwei Semester an der Montana State University (MSU) in der Stadt Bozeman studiert. Und ja, das ist ein Kaff mitten im Nirgendwo und war trotzdem meine erste Priorität, als ich mich für ein Auslandsstu-dium in Amerika beworben hatte. Warum? Ganz einfach: Ausschlussverfahren! Ich war vorher noch nie in den USA gewesen und wollte in eine Gegend, in diees mich als Tourist nicht sofort hinziehen würde. Von den Tübinger Partneruniversitäten blieben so nur noch wenige zur Auswahl. Die Internetseiten von den übriggebliebe-nen gaben mir dann einen ersten Eindruck des Lehrangebots, und die Google-Ima-ges einen ersten Eindruck des Ortes und der Umgebung. Nach diesen Kriterien war die endgültige Entscheidung schnell ge-troffen: MSU!

Über die Universität selbst kann ich mehr oder weniger das gleiche schreiben, was andere über amerikanische Universi-täten schreiben: Vorlesungen in Schulklas-sengröße, persönlichere Beziehung zu den Professoren, top Hightech-Ausstattung, höherer Arbeitsaufwand während des Se-mesters (Papers, Assignments,…) und re-gelmäßige American Footballspiele. Und auch die Unigebäude sind auf einem ein-zelnen großen Campus vereint. In Monta-na gibt es auch ein großes Fitness-Center, kostenlose Nachhilfe (Tipp: Als Nachhilfe-lehrer kannst du hier auch leichtes Geld verdienen) und das kostenlose Angebot für eine medizinische Grundversorgung.

Das Kursangebot für Wiwis ist an der Montana State nicht riesig, aber vollkom-men ausreichend. Die Kurse sind sehr praxisnah, das Gegenteil von mathelastig und deren Anrechnung hier in Tübingen verlief problemlos. Außerdem habe ich auch viele außerfachliche Kurse belegt, wie z.B. Politik, Pädagogik, Fotografie (di-gital & analog), und Skiing (Richtig, dieser Sport im Schnee und mit zwei Brettern un-ter den Füßen! Es gab sogar 1 Leistungs-punktJ). Und da wären wir auch schon beim Leben außerhalb der Uni.

Mein Auslandsjahr in Montana

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Komprimiert gesagt weißt du, dass du in Bozeman bist, wenn….

- der Himmel an 90% der Tage wolkenlos und strahlend blau ist.

- dir ein Elch auf der Straße begegnet oder ein Bär deine Mülltonne durchsucht.

- dir ständig Männer in Cowboy-Out-fit (natürlich nicht als Verkleidung) entgegenkommen.

- das Durchschnittsalter bei 25 Jahren liegt (in Tübingen ist es 39 Jahre) und ein Drittel der Einwohner Studenten sind (ca. 12.300).

- die Bars schon um 1:40 Uhr schließen.

- du an einem Tag bei gefühlten 30°C die Sonne genießen kannst und dann am nächsten Tag aufwachst und es draußen weiß ist.

- die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos sind.

- dir ein achtjähriges Mädchen ganz ne-benbei erzählt, dass es gestern mal wieder jagen war.

- die Lebenshaltungskosten den Tübinger Verhältnissen entsprechen.

Bozeman ist mit seinen gut 37.000 Einwohnern ziemlich klein und deswe-gen nichts für Großstadtfanatiker. Denn auch in näherer Umgebung gibt es keine Großstadt. Dafür ist es ein Paradies für Outdoor-Sport-Liebhaber. Das Wetter ist wegen der niedrigen Luftfeuchtigkeit fast immer super: Im Sommer gibt es keine sti-ckig tropische Hitze und im Winter keine eklig feuchte Kälte. Neben Wandern und Radfahren beinhaltet das Sportangebot Bergsteigen (im Winter Ice-climbing an gefrorenen Wasserfällen), Waterrafting, jeglichen Wintersport (das nächste Ski-Re-sort ist 20 Minuten, das größte Resort der USA eine Autostunde, von Bozeman ent-fernt), Flyfishing und Jagen im Herbst (Ich habe auch einen Jagdschein gemacht). Zum bekannten Yellowstone National Park (1. National Park der Welt!!) ist es nicht weit und ein Muss für jeden, der nach Bozeman geht. Langweilig wird es hier also nie!

Zu guter Letzt: Auch wenn es aus Tü-bingen in den letzten Jahren niemanden nach Montana verschlagen hat – ich wür-de es IMMER wieder tun. Ich werde auf jeden Fall zurückgehen, wenn nicht zum Master, dann wenigstens zu Besuch.

Für weitere Infos gerne: [email protected]

Von Katharina barrios

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auslandsbErichtE

Und da bist du in Leuven, einer belgischen Kleinstadt in der Nähe von Brüssel, und merkst, dass Europa mehr ist als Reisefrei-heit, der Euro oder die EU.

Europa heißt unter anderem auch, dass du in einem beliebigen Ort studieren kannst, zusammen mit Spaniern, Italie-nern, Österreichern, Iren, Griechen, Por-tugiesen, Holländern, Polen, Tschechen, Belgiern, Schweden, Türken, Dänen oder auch Norwegern. Man geht eine Freund-schaft auf Zeit ein, wird nach dem Se-mester nicht alle wiedersehen und doch fühlen sich die Beziehungen bereits nach einer Woche so an, als ob man schon min-destens einen Monat da wäre.

Abends steht man in einer Bar und fragt einen Griechen vorsichtig, ob man ob der deutschen Arroganz in der Eurokrise gehasst wird. Und der Grieche reagiert genauso sensibel mit der Aussage: „Ich dachte, ihr hasst uns, weil wir unsere Pro-bleme nicht gelöst kriegen…“. Ich erzähle ehrlich, dass es bestimmt viele Deutsche gebe, die Vorurteile haben, dass Griechen faul seien, aber dass dies zu großen Teilen Meinungsmache der Medien sei und wie-derum andere viel reflektierter dächten. „Aber es stimmt doch auch irgendwie! Wir sind ein bisschen faul!“. Und wieder einmal merke ich, dass es einen großen Unterschied macht, ob jemand sich selbst Kritik zuschreibt oder ob ein Außenste-hender Vorurteile über eine Gruppe von Menschen verbreitet. Ersteres ist eher mit positiven Emotionen und dem Wunsch nach Besserung verbunden, wohingegen letzterem eher negative Emotionen und eine herablassende Haltung zu Grun-de liegen. Das Land, in dem heute wohl die meisten Witze über den Holocaust

gemacht werden, ist Israel. Was dort aber die Fähigkeit ist, über sich selbst lachen zu können, kann in anderen Kontexten schnell antisemitisch sein. Genauso ist es doch völlig klar, dass ein Weißer das Wort „Neger“ nie und nimmer neutral verwen-den kann, auch wenn es Dunkelhäutige untereinander gebrauchen. Der Grat zwi-schen Selbstironie, Vorurteilen, Ressenti-ments und Rassismus ist sehr schmal und fließend.

An einem anderen Tag fragt eine Spa-nierin, was ich von Merkel halte. „Unab-hängig von ihrem Kabinett habe ich den Eindruck, dass sie eine gute Kanzlerin ist. Bei den Deutschen ist sie sehr beliebt, wobei ich wenig von ihrer Politik mitbe-komme. Viele haben das Gefühl, dass sie unsichtbar ist und kritisieren, dass sie Pro-bleme aussitze und warte, bis diese sich von selbst lösen.“ – „Tatsächlich? In Spani-en ist sie fast täglich in den Nachrichten.“. Als ich sie auf die nächsten Wahlen an-spreche, meint sie: „Im Prinzip sind die mir egal. Ich habe mich vor zwei Jahren bei ‚Democracia Real Ya!‘ (Echte Demokratie jetzt!) engagiert, aber das hat auch nichts gebracht. Die Politiker haben zwar beteu-ert, dass sie sich über das Interesse der Bürger an Politik freuen, aber im Endeffekt

Daheim in Europa

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sind immer noch viele korrupt und auf ih-ren eigenen Vorteil bedacht.“

Bei alledem wird sichtbar, wie wichtig der Austausch zwischen den einzelnen Ländern ist, damit Europäer voneinander lernen können und Vorurteile entkräftet werden. Die EU besteht ja nicht nur aus einer Wirtschaftsgemeinschaft, in der die Abschaffung von Handelsbarrieren das größte Ziel ist. Das Motto der EU „Unity in diversity“ (In Vielfalt geeint) wird be-sonders anhand der Sprache deutlich: Englisch ist die gemeinsame Basis zur Verständigung, aber jeder hat und behält seinen eigenen Akzent. Man braucht im Moment also keine Angst zu haben, dass Europa die besonderen Eigenschaften der einzelnen Länder verdrängt.

Und da bist du in einer belgischen Kleinstadt und fühlst dich auf einmal so europäisch.

Von lennart stangenberg

Dieser Artikel ist auch auf Lennarts Blog „Das philosophierende Rondell.“ erschienen:

dasphilosophierenderondell.de

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Schnell, einfach, bequem

und portofrei bestellen!

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Der Satz „Schweden also, Mh?“ begleitet von einem breiten Grinsen und einem Klapps auf die Schulter war die erste Reak-tion von allen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis, als ich von meinen Plä-nen, ein Auslandssemester in Schweden verbringen zu wollen, berichtete.

Die Reaktion zeigt sehr gut, dass es auf der Welt eine vorherrschende Meinung zu dem schwedischen Volk gibt, insbesonde-re zu den schwedischen Frauen. Viel mehr wusste ich damals auch noch nicht von Schweden, doch das sollte sich während meines 4 monatigen Aufenthalts an der Jönköping International Business School ändern.

An einem milden Sommertag star-tete ich voller Vorfreude und bewaff-net mit 2 Koffern in das Abenteuer Auslandssemester.

Da sich die wenigsten etwas unter der Stadt Jönköping (gesprochen übrigens Jönschöping), vorstellen können, gibt es-vorab ein paar geografische Informatio-nen zu meinem Aufenthaltsort:

In Südschweden gibt es zwei sehr gro-ße Seen, einer davon ist der Vettern-See, an dessen Süd-West-Ende die beschauli-che Stadt Jönköping liegt, die mit knapp 90.000 Einwohnern sehr viel größerJ als Tübingen (ca. 85.000) ist. Stockholm ist von Jönköping aus in ungefähr drei Auto-Stunden zu erreichen und Göteborg sogar in nur zwei Auto-Stunden. Man kann die Lage Jönköpings also gut und gerne als zentral bezeichnen. Ansonsten gibt es um Jönköping nicht viel außer Natur, diese aber in atemberaubender Schönheit. Es bieten sich also definitiv Tagesausflüge an.

Nun aber zurück zu meinem Abenteu-er: Nachdem ich der netten Tante beim Check-In meine zwei Koffer anvertraut hatte und ich mein letztes Laugengebäck im Jahr 2012 verspeist hatte, konnte es endlich losgehen.

Durch die vorbildliche Organisation von Seiten der Universität wird den teilweise stark verunsicherten Austauschstudenten der Start in Schweden so einfach wie mög-lich gemacht: Man wird nicht nur vom Bahnhof über die Universität zu seiner Wohnung gebracht, sondern,laut Aussa-ge der Universitätsverantwortlichen, auch mal in den Arm genommen, wenn das Heimweh nach Mutti zu groß wird.

Ohne große Probleme habe ich einen Platz in dem Wohnheim bekommen, für welches ich mich von Deutschland aus beworben hatte. Ich musste sehr bald feststellen, dass in den Wohnheimen, in denen die internationalen Studenten

„Schweden also, Mh?“

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auslandsbErichtE

untergebracht wurden, auch wirklich nur internationale Studenten zu finden waren. So wurde man praktisch in ein Haifischbe-cken voller fremder Menschen aus einer Vielzahl von Nationen geworfen und ich habe auch erst einmal ein paar Stunden gebraucht, bis ich mich wohlgefühlt habe, aber danach dafür dann umso mehr. Wo hat man denn sonst die Möglichkeit so viele Kulturen so gut kennen zu lernen?

Ein Highlight des Semesters ist auf jeden Fall die erste Woche, die soge-nannte KICK-OFF-WEEK. Dort werden alle neuen Studenten mit bunten Over-alls eingekleidet und von den studenti-schen Organisationen von einer Party zur nächsten geschleift. Unter dem Motto: youcannotimprove, ifyoustay in your-comfortzone erlebt man in dieser Woche (die übrigens 10 Tage dauert) so un-glaublich viel und ich persönlich habe in

dieser Woche einige Freunde fürs Leben gefunden.

Am Ende der KICK-OFF-WEEKfindet in Jönköping die größte Poolparty Nord-Eu-ropas statt. Poolparty in Nordeuropa? Ge-nau, eine wirklich dumme Idee. Die Folge davon ist, dass sich in der darauffolgenden Woche die meisten Studenten, einschließ-lich meiner Wenigkeit, mit einer starken Erkältung in die Vorlesungen schleppen müssen. Da die Klassen sehr klein sind, Medien sehr gut genutzt werden, die Kur-se sehr interaktiv gestaltet sind und man ein sehr persönliches Verhältnis zu sei-nen Dozenten und Dozentinnen hat, gab esfast niemanden, der nicht gerne in die Uni gegangen ist. So scheute auch ich die zusätzlichen Stunden an der Universität nicht, in denen ich mir die schwedische Sprache aneignen wollte. Aber letztend-lich ist nicht viel mehr hängen geblieben

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als „vad har du för en telefonnummer“ und dafür hätte ich wirklich keinen Kurs bele-gen müssenJ. Da einfach jeder in Schwe-den gutes Englisch spricht, braucht man zum Überleben definitiv kein Schwedisch.Falls man sich aber doch dazu entscheidet kann man aber schon mit wenig Aufwand Zeitung lesen und den Einheimischen mit einer Begrüßung auf Schwedisch das Ge-fühl vermitteln, dass man sich für ihr Land interessiert.

Wichtig für die Schweden ist die obliga-torische Kaffeepause, die sogenannte Fika, die jeden Nachmittag abgehalten wird. Zum Kaffee werden dann massenweise Kanelbullar (Zimtschnecken) konsumiert, einen Brauch, an den ich mich schnell und gerne gewöhnt habe.

In der ganzen Zeit in Schweden kam nie Langeweile auf, es gab immer et-was zu tun. Anders als in Tübingen hat es in Jönköping einige Clubs, die immer gut besucht sind. An den Wochenenden

tümmelt sich nicht nur die Jugend nachts in de Straßen, auch die älteren Generati-onen sind noch unternehmenslustig und in den zu den Clubs gehörenden Bars anzutreffen.

Wenn dieanfallende Arbeit an der Uni-versität sich mal in Grenzen hielt J, habe ich auch längere Ausflüge unternommen. Ne-ben Städtetrips in die großen skandinavi-schen Städte habe ich auch einen Ausflug nach Norwegen gemacht. Dort konnte auf Europas größtem Landgletscher gewan-dert und auf einem Gletschersee Kanu gefahren werden. Eine spannende Ange-legenheit bei Temperaturen unter null...

Je älter das Semester wurde, desto kür-zer wurden die Tage und desto kälter wur-de es. Nachts wurde der Himmel, leider vergebens, nach Nordlichtern abgesucht und tagsüber die Landschaft nach Elchen, die auf Grund der Paarungszeit ziemlich viel unterwegs waren.

So war das Semester leider sehr schnell vorbei und der Abschied ist mir sehr schwer gefallen, denn es war wirklich eine sehr schöne und interessante Zeit, in der ich viel Neues gesehen und gelernt habe. Ich kann wirklich jedem der ein Auslands-semester machen will, Schweden und na-türlich Jönköping empfehlen.

Von sebastian bregel

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bEruF&karriErE

25

Studieren in São Paulo – ist allein schon durch die Größe dieser Weltmetropole mit 20 Millionen Einwohnern und das tägliche Chaos im Stadtverkehr, um überhaupt in die Uni zu kommen, eine riesige Heraus-forderung. In zehn Minuten mit dem Fahr-rad zur Uni kommen und an jeder Ecke einen Bekannten treffen, war ein Jahr in Sao Paulo leider nicht der Fall.

Aber ich wollte diese Herausforde-rung für ein Jahr auf mich nehmen, und das wahre brasilianische Großstadtfee-ling miterleben. Auch das Schließen von Freundschaften gestaltete sich durch die immer viel beschäftigten „Paulistas“ nicht ganz so einfach. Es dauerte doch eine Weile, bis ich auf die tatsächlichen Grün-de stieß. Nach der Uni traf man nämlich kaum einen der Kommilitonen aus dem gleichen Semester. Kaum einer kam nach der 11 Uhr Vorlesung mit in den „bande-jão“ (Mensa), man traf hauptsächlich die anderen Austauschstudenten.

Brasilianische Praktikanten

Die Erkenntnis über das brasilianische Praktikantenleben kam erst nach zwei Monaten, als ich hinter die Karrierestrate-gie der hochmotivierten brasilianischen Wirtschaftsstudenten der Faculdade de Economia, Administração e Contabilida-de (FEA-USP) kam, die zum Beispiel mor-gens von 7.30 Uhr bis 11.00 Uhr in die Uni gehen, von 12.00 Uhr bis 18.00 Uhr dann bei ihrem Praktikum sind, und sich dann abends bis 20 Uhr noch durch den Ver-kehr bis nach Hause kämpfen. Eine andere Möglichkeit war auch von mittags bis 18

Uhr arbeiten zu gehen, und dann noch abends von 19.30 bis 23.00 Uhr in die Uni zu gehen.

Eigentlich war ein Praktikum zunächst gar nicht geplant gewesen. Durch die be-reits für Reisen durchgeplanten Semes-terferien zwischen Dezember und März, hätte sich eigentlich auch gar kein Zeit-raum dafür finden lassen. Ich nahm mir ein Beispiel an den hochmotivierten bra-silianischen Studenten, und wollte auch

so aktiv durch die Großstadt hetzen. Tja, das einzige Problem war jedoch zunächst, dass sich so spontan nichts finden ließ, und die meisten Firmen oder Banken nur Verträge über mehrere Semester abschlie-ßen wollten, um die Studenten dann nach ihrem Abschluss direkt übernehmen zu können. Deshalb begannen viele Studie-rende ihr Praktikum schon nach dem 2. Semester, um dann nach acht Semestern direkt arbeiten zu können. Ein anderer Punkt war natürlich die relativ gute Bezah-lung für die Praktikanten, von ca. 1000 R$ im Monat plus Fahrkostenerstattung und Mittagessen. Interessant ist auch zu wis-sen, dass Austauschstudenten nur dann ein Praktikum machen können, wenn sie noch an der Uni eingeschrieben sind. Deshalb muss der Praktikumsvertrag auch von der Uni unterschrieben und geneh-migt werden.

Praktikum bei der Deutsch-Brasilianischen Auslandshandelskammer São Paulo

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Wie kam ich zur AHK São Paulo?

Von einem anderen Austauschstudenten erfuhr ich durch Zufall, dass er bei der Câ-mara Brasil-Alemanha ein Praktikum von Dezember bis Mitte Februar absolviert und vor kurzem beendet hatte, und nun auf dem Weg zurück nach Deutschland war.

Ich nutzte die Chance, nachdem ich leider erfolglos ca. 30 Firmen meine Be-werbung geschickt hatte, und fuhr ein-fach spontan mit meinem Lebenslauf im Gepäck zur Kammer ans andere Ende der Stadt, und fragte einfach direkt am Empfangsschalter der Kammer nach, ob das denn möglich sei. Spontan wurde ich dann in die Berufsbildungsabteilung der Kammer gebracht, hatte ein spontanes Bewerbungsgespräch mit meinem Chef und konnte diesen dann glücklicherweise davon überzeugen, dass ich genau an die Stelle meines Vorgängers treten könnte.

Und somit hatte ich einen Praktikumsplatz ergattert, ohne über das übliche kompli-ziertere Verfahren über die IHK in Frank-furt gehen zu müssen.

Die AHK São Paulo ist mit 140 Mitarbei-tern eine der weltweit größten deutschen Auslandshandelskammern. In Zusammen-arbeit mit ihren Schwesterkammern in Rio de Janeiro und Porto Alegre repräsentiert sie über 1.700 Mitglieder - knapp 10 % des industriellen BIP - und ist somit wichtigs-tes Bindeglied im deutsch-brasilianischen Wirtschaftsaustausch.

Aufgabe der Kammer ist es, im Inte-resse ihrer Mitglieder den marktwirt-schaftlichen Investitions-, Handels-, Wissens- und Dienstleistungsaustausch zwischen Deutschland und Brasilien zu fördern und zur regionalen und globa-len Zusammenarbeit zwischen den Wirt-schaftsblöcken beizutragen.

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bEruF&karriErE

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Wie sah mein Praktikumsalltag aus?

Ich arbeitete dann direkt in der Berufs-bildungsabteilung der Kammer mit zwei weiteren brasilianischen Praktikantinnen, einer weiteren festen Mitarbeiterin und meinem deutschen Chef. Im Alltag mach-te ich es den Brasilianern genau nach: Ich stand morgens um 5.30 Uhr auf, stieg um 06.15 Uhr in den ersten Bus Richtung Uni und saß bei Vorlesungsbeginn um 7.30 Uhr im Hörsaal. Um 11 Uhr machte ich mich auf den Weg Richtung AHK in den Südosten São Paulos, erst in den Bus ein-mal um den Campus, der angeblich so groß wie Monaco ist, bis zur Zughaltestel-le der CPTM, und dann bis nach Granja Julieta, ganze 11 Stationen. Also kam ich um ca. 12 Uhr in der Kammer an, arbeitete bis 18.30 Uhr und fuhr dann wieder zurück zur Uni, die wieder um 19.30 weiterging.

Es dauerte natürlich eine Woche, bis man sich an alles gewöhnt hatte. Die vie-le Fahrerei machte mir zunächst echt zu schaffen. Doch man wundert sich, zu was man eigentlich fähig ist, auch körperlich, wenn man sich aktiv und gefragt fühlt. Da nach knapp 2 Wochen erst die eine Prak-tikantin, und dann kurz danach auch die andere gekündigt hatten, wurde meine Aufgabe in unserer Abteilung sehr viel wichtiger.

Ich arbeitete zusammen mit meinem Chef an drei Projekten mit: an dem Partner Support Programm für Volkswagen, dem Master em Finanças, für den ich die CFOs der deutschen Firmen, z.B. Audi, Volkswa-gen, Puma, in São Paulo davon überzeu-gen sollte, das Projekt zusammen mit der AHK durchzuführen, und das dritte Pro-jekt war das Universidade Empresarial, bei

dem es um die Ausbildung von Mechatro-nikern in Firmen wie Krones ging.

Insgesamt kann ich sagen, dass mir das Praktikum sehr viel weitergeholfen hat. Allein vom Chef komplett ins kalte Wasser geschmissen zu werden, um mal schnell 10 Telefonate in Portugiesisch zu führen, um den CFO oder seine Sekretärin davon zu überzeugen mit meinem Chef einen Termin zu vereinbaren. Highlight war das Meeting mit dem unglaublich netten CFO von Audi, durch welches mir erst bewusst wurde, dass diese „hohen Tiere“ auch nur Menschen sind, die in São Paulo zwischen-durch lieber mehr Ruhe hätten.

Mein Praktikum bei der AHK kann ich je-dem sehr empfehlen, es gibt sehr viele net-te Kollegen, mit denen man in einem sehr lockeren Arbeitsklima zusammenarbeitet.

Von Farrah FricK

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In den letzten Sommersemesterferien konnte ich ein Praktikum im Bundesminis-terium der Finanzen (BMF) in der Europa-abteilung machen.

Vorweg ging eine relativ unkomplizierte Onlinebewerbung. Transcript, Lebenslauf, Anschreiben und Studienbescheinigung müssen per Mail übersendet werden. Be-nennt beim Anschreiben klar in welche Abteilung ihr wollt und vor allem wieso. Führt zum Beispiel Kurse auf, die ihr dies-bezüglich schon in Tübingen gehört habt. Die Bewerbung sollte mindestens drei bis vier Monate vorher erfolgen. Da die Plätze jedoch lange im Voraus vergeben werden, gilt: Je früher, desto besser. Das Praktikum ist auf sechs bis zwölf Wochen ausgelegt, wobei sechs bis acht Wochen die Regel sind. Es ist also wunderbar in den Semesterferien unterzubringen. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass das BMF das Praktikum nicht entlohnt.

Bevor ich zu dem eigentlichen Prak-tikum komme, möchte ich kurz einen Überblick über Struktur und Aufbau des BMF geben. Dem Bundesministerium der Finanzen steht Minister Wolfgang Schäuble vor. Es gibt fünf Staatssekretäre, die für neun Abteilungen zuständig sind. Die Abteilungen gliedern sich wiederum in Referate, die aus 5-10 Referenten und einem Referatsleiter bestehen. Ich war in der Abteilung E für Europa, genauer im Referat E B 3. Auch wenn das Finanzminis-terium kein sogenanntes „Europaminis-terium“ ist, läuft die Europakoordination der Bundesregierung, insbesondere im Zuge der Eurokrise, über diese Abteilung. Staatssekretäre hierfür waren unter ande-rem Jörg Asmussen und Bundespräsident a.D. Horst Köhler.

Das Referat E B 3 ist unter anderem für wirtschaftspolitische Koordinierung Eu-rozone und EU, sowie Länderanalysen der Nicht-Eurozone zuständig. Diese Län-deranalyse gehörte zu meinen Haupt-aufgaben während der acht Wochen im Ministerium. Im Grunde ging es um Auf-bereitung und Beschaffung von Daten, z.B. aus Datenbanken wie Eurostat oder IWF Berichten. Sei es eine Schuldenstand-analyse durchzuführen, Schockszenarien einzufügen oder einfach eine Vorlage, d.h. ein Informationspapier, zu entwerfen – wichtig war, dass man die volkswirtschaft-lichen Daten in Schriftform verständlich niederbringen konnte.

Die Arbeit im Ministerium ist durch eine klare Hierarchie geprägt und ein Teil der Arbeit besteht darin nach oben zuzuar-beiten und Informationen zusammen-zufassen. Bevor so eine Vorlage wirklich zum Staatssekretär kommt, arbeitet man zuerst mit einem Referenten zusammen, dann geht die Vorlage zum Referatslei-ter, dieser schickt sie mit Verbesserungen zurück, man ändert nochmal einiges und schickt sie zum Unterabteilungsleiter, der wiederum den Text unter die Lupe nimmt, um ihn dann nochmal an eine weitere Person zu schicken. Wichtig war also nicht nur das Verstehen und Herausfiltern von wichtigen Informationen, sondern vor al-lem auch das präzise und klare Schreiben,

Praktikum im Finanzministerium

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welches an der Universität meiner Mei-nung nach oft zu kurz kommt.

Hatte das Praktikum also nichts mit dem Studium zu tun? Doch, sehr wohl. Zwar waren die Methoden nicht extrem mathe-matisch, aber von makroökonomischem Wissen konnte ich in dem Praktikum nicht genug haben.

Spannend war neben den volkswirt-schaftlichen Themen vor allem, dass man nah an dem politischen Berlin war und die bevorstehende Bundestagswahl hat es in der Zeit besonders spannend gemacht. So musste ich zum Beispiel einen Tages-ordnungspunkt für den Finanzausschuss des Bundesrates vorbereiten. Aber vor allem die montägliche Abteilungssitzung, in der alle Referate der Europaabteilung zusammenkamen und über ihre aktuellen Aufgaben berichteten, war äußerst inter-essant. Manchmal wusste man so schon am Montag, was die Woche über z.B. be-züglich der Eurokrise in den Nachrichten kommen wird.

Das fachliche Niveau in dem Ministeri-um ist hoch, die Mehrheit der Referenten hat promoviert. Obwohl das Niveau hoch ist und man viel lernt, wissen auch die

Mitarbeiter und Vorgesetzten, dass man nicht entlohnt wird und überlasten einen nicht zwingend.

Abschließend kann ich sagen, dass ich auf ein sehr angenehmes, offenes und hilfsbereites Arbeitsklima gestoßen bin, was mir auch von Praktikanten aus an-deren Abteilungen bestätigt wurde. Ich hatte das Gefühl ernst genommen zu werden und dass ich mit meiner Arbeit das Referat unterstütze. Wer als Volkswirt eng an dem Politikbetrieb, auch wenn dieser das Tagesgeschäft nicht allzu sehr beeinflusst, arbeiten und sich trotzdem mit wirtschaftswissenschaftlichen Prob-lemstellungen beschäftigen möchte, dem kann ich ein Praktikum im Bundesfinanz-ministerium nur empfehlen.

P.S. Außerdem sind zwei Monate in Ber-lin auch eine wunderbare Abwechslung zum beschaulichen Tübingen.

Johannes Debelius

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Viel Glück bei den Prüfungen wünscht das Kalender Team!

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durchFallquotEn

31Das Prüfungsamt informiert

Pflicht- und Profilbildungsmodule

Sommersemester 2013

Haupttermin Juli/August 2013

Klausur Teilnehmer nicht bestanden Durchfallquote Durchschnitt

Haupt Neben Haupt Neben Haupt Neben Haupt Neben

Makro 166 54 18 24 10,84% 44,44% 2,56 3,89

Mikro 274 42 37 20 13,50% 47,62% 2,93 4,00

Int ReWe 217 53 12 12 5,53% 22,64% 2,75 3,61

Wa & Ri 277 15 62 8 22,38% 53,33% 3,11 4,17

APO 180 89 6 37 3,33% 41,57% 2,11 3,75

Ext ReWe 192 13 4 1 2,08% 7,69% 2,39 3,49

Principles 6 6 2 0 33,33% 0,00% 2,72 2,45

WiFiPo 236 11 1 1 0,42% 9,09% 2,17 3,31

Nachholtermin September/Oktober 2013

Klausur Teilnehmer nicht bestanden Durchfallquote Durchschnitt

Haupt Neben Haupt Neben Haupt Neben Haupt Neben

Makro 145 33 28 16 19,31% 48,48% 3,18 4,12

Mikro 65 21 11 11 16,92% 52,38% 3,23 4,11

Int ReWe 47 21 3 4 6,38% 19,05% 2,57 3,35

Wa & Ri 71 11 15 8 21,13% 72,73% 2,97 4,45

APO 17 42 1 13 5,88% 30,95% 2,33 3,37

Ext ReWe 25 6 4 3 16,00% 50,00% 3,31 3,82

WiFiPo 46 0 3 0 6,52% -- 2,83 --

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Wir entscheiden uns für das günstigste Produkt im Regal und wählen grundsätz-lich die Alternative, die uns die höchs-te Auszahlung verspricht - wir sind der fleischgewordene Homo oeconomicus – Prototyp des wirtschaftenden Handelns.

Doch woran sollte sich unser Verhal-ten eigentlich orientieren? Anders aus-gedrückt, wie sollte sich ein „guter WiWi“ verhalten und inwieweit unterscheidet sich dieses Verhalten von dem des Homo oeconomicus?

Der „gute WiWi“ im ökonomischen Sinn

Stellen wir uns zuerst einmal die Frage, warum wir eigentlich wirtschaften. Wozu dienen Handel und Tausch? Welchen Ein-fluss sollte der Staat auf die Wirtschaft ha-ben? Wofür betreiben wir Außenhandel? Welche Bedeutung hat Eigentum für die Gesellschaft? Beschäftigt man sich mit der Ideengeschichte der Wirtschaftswissen-schaften, mit unseren gedanklichen Vor-vätern – und hierbei ist es egal, ob wir uns auf Smith, List, Ricardo oder Marx berufen

– findet man eine Antwort: Es geht da-rum, die Wohlfahrt der Gesellschaft zu maximieren.

Im Wohlstand der Nationen erklärte Smith, dass der Staat sich auf das Schaffen von Rahmenbedingungen beschränken sollte, da der Markt durch das eigennüt-zige Handeln der Akteure, wie durch eine unsichtbare Hand, zum Optimum geführt wird.

Im Gegensatz dazu forderte List staatli-ches Eingreifen in Form von protektionis-tischen Maßnahmen, da er die Meinung vertrat, der bevorzugte Konsum inländi-scher Güter würde den Wohlstand des Landes erhöhen.

Dagegen nahm Ricardo an, der Handel mit anderen Ländern trage zur beidseiti-gen Mehrung des Wohlstandes bei.

Bekanntermaßen entwickelte Marx eine weitere, stark von den anderen abwei-chende Theorie, mit der der höchste Wohl-stand erreicht werden sollte.

Wissenschaft, die sich selbst ein Bein stellt

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WiWi-thEmEn

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All diese unterschiedlichen Ansätze sind darauf ausgerichtet, den Wohlstand der Gesellschaften zu erhöhen. Der „gute WiWi“ daraus abgeleitet ist also diejeni-ge Person, die dieses Ziel im hohen Maße erfüllt.

Der Homo oeconomicus

Um zu unserer anfänglichen Fragestel-lung zurückzukommen, wollen wir uns nun noch einmal vor Augen führen, wodurch der Homo oeconomicus charakterisiert wird. Laut Gabler Wirtschaftslexikon wird der Homo oeconomicus als Modell eines ausschließlich „wirtschaftlich” denkenden Menschen, das den Analysen der klassi-schen und neoklassischen Wirtschaftsthe-orie zugrunde liegt, beschrieben. Er ist der Idealtyp eines Entscheidungsträgers, der zu uneingeschränkt rationalem Verhalten fähig ist, welches auch opportunistisches Verhalten mit einschließt.

Homo oeconomicus vs. „guter WiWi“

Widmen wir uns nun, nach der Defini-tion des „guten WiWis“ im ökonomischen Sinne und des Homo oeconomicus, der Frage, inwiefern das Modell des „guten WiWis“ im Denken und Handeln von Wirt-schaftsstudenten eine Rolle spielt. Wird der „gute WiWi“ als Maximierer des gesell-schaftlichen Wohlstandes vermittelt und begriffen? Unserer Ansicht nach geht die Lehre auf diese Grundlage der Ökonomie nicht ausreichend ein. Zwar werden Wohl-stände in unterschiedlichen Marktformen verglichen, jedoch bewegen wir uns hier durchweg auf einem abstrakten Niveau. Dieses unreflektierte Auseinandersetzen mit der Ökonomie gepaart mit dem Ver-mitteln eines Menschenbildes, das ihn als

rein rational, frei von Emotionen und sozi-alen Bedürfnissen, beschreibt, hat weitrei-chende Folgen. Dass sich dies negativ auf den Charakter von Wirtschaftsstudenten auswirkt, wurde bereits in unterschied-lichen Studien (H. Frank, J. Elegido, etc.) festgestellt. So wurde gezeigt, dass ein wirtschaftswissenschaftliches Studium zu einer Verschlechterung der Moral führt – WiWi-Studenten nähern sich durch ihr Studium in ihrem Verhalten der Model-lierungshilfe ihres Faches an. Dies ist un-ter anderem mit der Funktionsweise von Stereotypen zu erklären. Der Homo oeco-nomicus wird als Prototyp menschlichen Handelns beschrieben. Studenten der Ökonomie überprüfen dieses Menschen-bild in der Realität auf ihre Richtigkeit und sehen dieses durch das Beobachten rati-onalen Verhaltens bestätigt. Irrationales Verhalten wird dabei ausgeblendet be-ziehungsweise übersehen. Der Homo oe-conomicus wird dadurch zur self-fullfilling prophecy.

In diesem Zusammenhang haben wir den Eindruck bekommen, dass für einige WiWis der Homo oeconomicus zu einem Idealbild menschlichen Verhaltens gewor-den ist – zum „guten WiWi“. Darin sehen wir die Gefahr der unreflektierten Lehre.

Man könnte also sagen, dass die Öko-nomie, beim Versuch das Wohl der Gesell-schaft zu fördern, sich schon durch die Art der Vermittlung von Lehrinhalten selbst ein Bein stellt.

Von lisa MansFeld & Max burger

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Ich bin im siebten und letzten Semes-ter meines Bachelor-Studiums und habe schon meine Bachelorarbeit geschrieben. – Was mache ich dann jetzt eigentlich noch an der Uni? Diese Frage muss ich derzeit regelmäßig beantworten. Daher möchte ich hier das Regelwerk der Ba-chelorarbeit aufschlüsseln und möglichen Versäumnissen derer, die die Bachelorar-beit noch vor sich haben, vorbeugen.

Die Bachelorarbeit kann man bei uns Wiwis schreiben, sobald man seine Zwi-schenprüfung abgelegt hat. Das ist bei den meisten nach dem 4. Semester der Fall, vorausgesetzt, sie haben zu diesem Zeitpunkt in den internationalen Studien-gängen auch schon eine Sprache abge-schlossen. Da wir fast alle das 5. Semester im Ausland verbringen, bleibt für die Ba-chelorarbeit folglich nur noch das 6.oder 7. Semester.

Als die Aufforderung des Prüfungsamts, meine drei Prioritäten für die Bachelorar-beit anzugeben, im 4. Semester in meinen Briefkasten flatterte, warf ich diese erst einmal in den Müll – ein großer Fehler! Damals dachte ich noch, das Ende meines Bachelor-Studiums sei noch weit entfernt und mit Fragen wie die der Bachelorarbeit müsse ich mich noch nicht herumschla-gen. Aber glücklicherweise wurde ich kurz vor Abgabefrist darauf hingewiesen, dass manche Lehrstühle ihre Bachelorsemina-re nur im Winter- oder Sommersemester anbieten; so auch der Lehrstuhl für Mana-gerial Accounting, an dem ich meine Ba-chelorarbeit schreiben wollte. So hatte ich mich also schon im 4. Semester für eine

Bachelorarbeit anmelden müssen. Für alle, die erst im 7. Semester oder später geden-ken ihre Arbeit zu schreiben, genügt es auch noch, den Brief des Prüfungsamts im 6. Semester abzugeben.

Kurze Zeit später wies mir das Prüfungs-amt dann meine erste Priorität zu. Damit ist man allerdings noch nicht sicher für die Bachelorarbeit angemeldet! Je nach Lehr-stuhl muss man sich einige Wochen vor Beginn des Bachelorseminars – also wenn die Arbeit im 6. Semester geschrieben wird Ende des 5. Semesters – nochmals bewerben, was jedoch reine Formsache ist.

Grundsätzlich kann man die Bache-lorarbeit an jedem beliebigen Lehrstuhl schreiben; es muss auch nicht zwingend eines der gewählten Schwerpunktmodu-le sein.Allerdings liegt es natürlich nahe, dass man seine Bachelorarbeit auch in seinem Schwerpunkt schreibt, da dies in den meisten Fällen den Interessen ent-spricht. So kann jeder individuell wählen, ob er lieber mit Daten arbeitet, eine mo-dellastige Arbeit verfasst oder ein freies Thema wählt. Je nach Lehrstuhl variieren

Schreibst Du noch oder lebst Du schon?Die Bachelorarbeit

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WiWi-thEmEn

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die Anforderungen für die Bachelorarbeit bei den Seitenzahlen (zwischen 12 und 30), der Anzahl der Termine des Bache-lorseminars oder auch der Gewichtung der Arbeit im Verhältnis zur Präsentation. Letztere kannbis zu 50% der Endnote aus-machen. Für die Präsentationen werden vom Lehrstuhl Termin und Ort festgelegt. Dies kann an der Uni oder außerhalb in Tagungshäusern, am Wochenende oder in den Semesterferien sein. Daher sollte man sich rechtzeitig informieren, um dies einzuplanen.

Wenn es dann endlich losgeht, be-kommt man sein Thema zugewiesen und im Rahmen der Bachelorseminare alle notwendigen Informationen. Da geht es beispielsweise um verschiedene Metho-den der Literaturrecherche, um richtiges Zitieren oder die geforderten Formalien.

Gern gesehen ist es immer, wenn die Ar-beit schließlich in LaTeX geschrieben wird, einem Textverarbeitungsprogramm, das ein sehr sauberes Layout garantiert und bei dem der Formelsatz sehr ausgereift ist. So ist die Bachelorarbeit eine tolle Ge-legenheit, sich mit dem Programm schon einmal vertraut zu machen. Besonders für modellastige Arbeiten und solche, die viel mit Formeln arbeiten, bietet LaTeX eine große Vereinfachung und erspart einem das eine oder andere graue Haar im Ver-gleich zum Word Formel-Editor.

Zeitmanagement wird bei der Bache-lorarbeit großgeschrieben, wobei das ei-gentliche Niederschreiben der Ergebnisse erst etwa ab der Hälfte der Zeitspanne beginnt. Nach alter Prüfungsordnung (7,5 ECTS) hat man sechs Wochen Zeit, nach der neuen (12 ECTS) zehn Wochen. Ein

Großteil davon nimmt die Recherche ein, das Lesen anderer Arbeitspapiere und das Verstehen der Zusammenhänge. Ganz wichtig: Plant Euch alle ausreichend Zeit für mehrere Korrekturleser ein! Sowohl der Deutsch-Experte als auch der Wiwi-Kollege sind da gefragt.

Und dann ist er endlich da: der Tag der Abgabe und damit der Grund zum Feiern

Von sabine eppinger

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Warum? — So saß wahrscheinlich auch der Student Thomas Herndon vor seinem Computer, als er versuchen sollte, Kenneth Rogoffs Theorie zum Zusammenhang von Staatsverschuldung und Wirtschafts-wachstum nachzuvollziehen. Er kam ein-fach nicht voran. Nach fünf Monaten der Recherche, des Rechnens und zahlreichen Gesprächen mit seinem Professor, kam er immer noch nicht auf die gleichen Ergeb-nisse wie Rogoff. Schließlich entschloss er sich, Rogoff und seiner Forschungskol-legin Carmen Reinhart zu schreiben. Zu-nächst ohne Erfolg.

Kleiner Exkurs: Kenneth Rogoff, Wirt-schaftsprofessor in Harvard, veröffent-lichte 2011 eine Arbeit („Growth in a Time of Dept“), die den Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Staatsverschul-dung aufzeigen sollte. Nach jahrelanger Forschung kamen er und seine Kollegin zum Ergebnis: Verschuldet sich ein Staat zu mehr als 90% seines BIPs, rutscht er in die Armut ab. Auch Wolfgang Schäuble sowie viele andere Politiker hörten von dieser Theorie. Glücklich darüber, endlich eine Begründung für die harten Sparauf-lagen der Euro-Krisenländer gefunden zu haben, richteten sie ihre Politik stärker danach aus.

Als Herndon, damals Student an der kleinen Universität in Amherst, Massa-chusetts, Rogoffs Arbeit replizieren sollte, kam er einfach auf keinen grünen Zweig. Er war vermutlich mit seinen Nerven völlig am Ende, als er Rogoff und dessen Kolle-gin zum dritten Mal eine E-Mail schrieb und um die originalen Excel-Tabellen bat. Endlich kam eine Antwort. Ich stelle mir vor, dass Herndon sich voller Hoffnung, endlich seinen Fehler zu finden, an seinen Computer setzte. Doch was er herausfand, verblüffte nicht nur ihn und seinen Pro-fessor, sondern Politiker und Wirtschaftler auf der ganzen Welt. Rogoffs Datenana-lyse, die Daten aus 66 Ländern und den letzten 800 Jahren umfasst, war falsch programmiert. Er hatte vergessen 5 Zeilen der Tabelle zu markieren. Als Herndon das seinem Professor zeigte und sie die Be-rechnungen nun mit allen Daten wieder-holten, verschwand die Zahl, die 2 Jahre lang die internationale Wirtschaftspolitik bestimmt hatte. Herndon war über Nacht berühmt und Rogoff vom gefeierten Öko-nomen zum Sündenbock der Krisenpolitik geworden.

Obwohl die 90 Prozent-Regel widerlegt ist, bleibt die Kernaussage von Rogoffs Arbeiten bestehen. Sehr hohe Schulden seien verbunden mit niedrigem Wachs-tum, so der Ökonom im Oktober 2013. Allerdings musste auch er zugeben, dass sein Fehler sehr peinlich war. Es hilft also auf alle Fälle im ersten Semester gut auf-zupassen, wenn es in EDA um die korrekte Verwendung von Excel geht.

Von christoph Klaiber

Der Rechenfehler

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studEntEnlEbEn

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Das Wochenende steht an. Die Eltern ha-ben sich angemeldet. Papa würde gerne wandern. Mama hatauch Lust dazu, aber etwas von regionaler Kultur und Geschich-te kennenzulernen, fände sie ebenfalls ganz reizend. Was also tun? Welche Mög-lichkeiten gibt es in Tübingen und um Tü-bingen herum?

Wie in jeder Ausgabe hat das WZW auch dieses Mal wieder einen Tipp parat: Die Burg Hohenzollern. Vom Österberg und vom Schlossberg aus kann man die mar-kante Burg sehen, denn nur eine halbe Zug- oder Autostunde von Tübingen ent-fernt thront sie auf einem Zeugenberg der Schwäbischen Alb. Der vorgelagerte Berg „bezeugt“ die frühere Ausdehnung der Gesteinsschichten.

Die Burg Hohenzollern ist das baden-württembergische Schloss Neuschwan-stein, sieht dabei aber weniger kitschig aus, weil sie einer richtigen Ritterburg nachempfunden ist. Nachempfunden?

Dann hat sie ja gar keine lange Geschich-te. Nun ja, doch – eine sehr wechselvolle sogar. In ihrer tausendjährigen Geschichte wurde sie mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Ihr heutiges Erscheinungsbild stammt aus dem 19. Jahrhundert. Damals wollten die Preußen die Stammburg ih-rer Vorfahren in prunkvoller Form wieder aufgebaut sehen. Das Ergebnis sollte man sich mal genauer anschauen. Dieser Aus-flugstipp beschreibt eine mehrstündige Wanderung mit Ausblicken zur Burg und eine anschließende Burgführung.

Unterwegs mit dem Semesterticket oder im elterlichen Auto lassen wir die Burg Hohenzollern zunächst aber links liegen, weil sich der Einstieg zur Wander-runde auf der Alb, genauer gesagt, am Parkplatz Stich befindet. Der „Zollern-burg-Panorama-Traufgang“ ist gut ausge-schildert. Die Homepage traufgaenge.de beschreibt Details der langen (6 Stunden) und kurzen Wanderung (3 Stunden). Wir wählen die kurze, welche uns am Albtrauf

Unterwegs mit dem SemesterticketZum schwäbischen Schloss Neuschwanstein

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entlang zum Zeller Horn führt. Der Blick von dort oben lässt Papas Wanderherz hö-her schlagen. Einen besseren Blick auf die Burg Hohenzollern gibt es nicht!

Nach der Wanderung fahren wir wie-der die Alb hinunter nach Hechingen und folgen den Schildern zur Burg Hohenzol-lern. Von oben sehen wir das Zeller Horn, Tübingen und das hügelige Umland bis hin zum Schwarzwald. Eine professionel-le Burgführung bringt uns die Geschichte der Burg näher, zeigt uns einige Gemächer und öffnet uns das Tor zur Schatzkammer.

Die Burg Hohenzollern ist ein Schatz in Tübingens Umgebung, den es zu entde-cken gilt – sei es zusammen mit den Eltern oder mit ein paar Kommilitonen.

Von aMadeus Müller

C A R S H A R I N G T Ü B I N G E NR E U T L I N G E NN E C K A R - A L B

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Öffentliche Verkehrsmittel:

Zum Traufgang: Tübingen Hbf – Bisingen, von dort im Bus Richtung Onstmettingen. Nach ca. 10 Minuten Ausstieg am Park-platz Stich.

Zur Burg: Hechingen Hbf, Bus zur Burg

Auto:

Zum Traufgang: B27 – Hechingen – Bisin-gen – Richtung Onstmettingen – Parkplatz Stich (neben dem Gasthaus „Zum Stich“)

Zur Burg: Hechingen – dort Beschilderung folgen

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kolumnEdiEs&das

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C A R S H A R I N G T Ü B I N G E NR E U T L I N G E NN E C K A R - A L B

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Sex im HörsaalDu wirst diesen Artikel zu Ende lesen. Ver-sprochen. Du wirst aber enttäuscht sein, weil auf die Überschrift nicht sonderlich eingegangen wird.

Es wird genauso laufen wie vor drei Jah-ren – damals erschien ein ähnlicher Artikel mit derselben Überschrift schon einmal im WZW. Interne Hochrechnungen kür-ten den Artikel zum meistgelesenen der Ausgabe 59. Woran das lag? An der Über-schrift. Am Inhalt sicherlich nicht.

 Diese Zeilen verschlingst du trotzdem;

in der Hoffnung, doch noch etwas zu der Überschrift zu erfahren. Genauer gesagt interessieren dich drei Buchstaben. Sie sind dir sofort ins Auge gestochen und im selben Moment flackerte schon eine Vor-stellung, ein Bild vor dir auf. Nun würdest du es gerne deutlicher zeichnen: zuerst den Hörsaal, dann den Tisch des Dozenten und schließlich die beteiligten Personen.

Nein! In diesem Artikel wird die Gürtel-linie nicht unterschritten. Selbst wenn du es insgeheim gerne würdest. Zu behaup-ten, du wärst pervers, wäre pervers – erlie-gen doch andere Leser der Anziehung des einen Wortes genauso.

 Du liest ja immer noch! Womöglich bist

du schon sieben Semester oder länger an der Tübinger WiWi-Fakultät und hast die Überschrift samt damaligen Text schon einmal gelesen. Trotzdem verführt dich die Überschrift noch immer. Schon er-staunlich, was eine gelungene Überschrift bewirken kann. Greifst du am Kiosk auch immer zur absatzstärksten Tageszeitung - in der mehr drüber als drunter steht und noch ein großes Bild zum Kauf einlädt?

 

Viele Zeilen bleiben nicht mehr übrig. Sie muss doch noch kommen; die eine, alles entscheidende Information. Wiss-begierde kann man dir nicht abstreiten, sonst hieltest du gerade kein „Wort zum Wiwi“ in den Händen. Aber welche The-men bei dir das größte Interesse erwecken – zweifelst du da nicht an deinen Werten?

 Wie so oft kommt es also auf die richti-

ge Verpackung an. Eine herausstechende Verpackung entfacht schließlich Neu-gierde und ruft begehrliches Verlangen hervor. Aber zu guter Letzt wird sie doch nur aufgerissen, abgestreift und wegge-worfen. Wie es da im Hörsaal ausgesehen haben muss, stellst du dir hoffentlich nicht vor! Denn wie gesagt: selbst wenn es die Überschrift vermuten ließe, lässt dieser Ar-tikel die Verpackung, ebenso könnte man sagen die Hüllen, nicht fallen.

 Freilich hätte die Schlagzeile auch lau-

ten können: Klecks im Hörsaal. Nur hätte denselben Text dann niemand beachtet und schon gar nicht zu Ende gelesen. Er-innerst du dich eigentlich noch an den ersten Satz?

 Von aMadeus Müller

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HANDY — ERSTIS — VORLESUNG — ZUHAUSE — BIBLIOTHEK — ZUSAMMENFASSUNG — UNBEZAHLTES — FAHRRAD — KUGELSCHREIBER — MINUTE — COMPUTERN — BUSSE — SEKUNDAERLITERATUR — IKEA — MENSA

DINGE, DIE EIN STUDENT NICHT SAGT

1. „Da dieser Bus total überfüllt ist und in einer _ _ _ _ _ _ sowieso der nächste kommt werde ich mich jetzt nicht auch noch in diesen hinein quetschen.“

2. „Bei den Druckern und _ _ _ _ _ _ _ _ _ in der Bib musste ich noch nie anstehen.“ 3. „Natürlich möchte ich ein _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Praktikum bei Ihnen machen.“ 4. „Nein, ich brauche die _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ nicht. Ich lese das Buch.“ 5. „Zum Glück ist in der _ _ _ _ _ immer die Schlange für mein Wunschessen die Kürzere.“ 6. „Ich bleib bei den Werbeständen vor der Mensa immer kurz stehen, weil es mich interessiert, was die

Leute zu sagen haben und nicht weil sie Pickups und _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ verteilen.“ 7. „Natürlich funktioniert mein _ _ _ _ _ _ _ immer dann, wenn ich es dringend brauche!“ 8. „Die Sicherheitssperren der Tübinger _ _ _ _ _ sind notwendig und sinnvoll.“ 9. „Wenn ich in der _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ein Buch ausleihen will, dann kann ich es immer sofort mitnehmen.“ 10. „Ich kaufe meine Möbel nicht bei _ _ _ _, da ich Wert auf Qualität lege.“ 11. „Die _ _ _ _ _ _ haben dieses Jahr total den Durchblick und kaum einer hatte Probleme beim Drucken

der Skripte in der Bib.“ 12. „Hast du die _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ noch nicht gelesen?“ 13. „8 Uhr ist eine gute Zeit für eine _ _ _ _ _ _ _ _ _.“ 14. „Während der Vorlesung schalte ich mein _ _ _ _ _ stets aus.“ 15. „Ich drucke lieber _ _ _ _ _ _ _ als in der Uni.“

…und die Erklärung für so viele dieser Tatsachen: Unser lieber

_ _ _ O _ _ _ O _ _ _ _ C _ _ I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII

Dinge, die ein Student nicht sagt

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kolumnEdiEs&das

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Page 42: Wort zum WiWi Nr. 65

Frohe Weihnachten!wünscht die

Freie Fachschaft Wirtschaftswissenschaften

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Page 44: Wort zum WiWi Nr. 65

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von 18.00 - 20.00 uhr

von 23.00 - 01.00 uhr(fr und sa bis 02.00 uhr)

im sommer:montag bis donnerstag: 18.00 - 03.00 uhrfreitag und samstag: 18.00 - 05.00 uhr

happy hour

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donnerstagsladies night