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Wüstengänger: Abenteuer im Camp - Anna Regina Frei

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Leseprobe: Taschenbuch, 250 Seiten, 12,20 Euro. Klappentext: Der 14-jährige Josh kann sein Glück kaum fassen: Das Waisenhaus, in dem er lebt, erhält eine Einladung für ein Camp im Norden Utahs. Also ab ins Lager, hinaus in die Wüste und das Abenteuer beginnt! Apannendes Lagerleben erwartet Josh, das ihm und seinen Freunden kaum Zeit lässt, Atem zu holen. Ob ein haarsträubendes Zusammentreffen mit einem Skorpion, Lagerfeuergeschichten oder die Bekanntschaft mit der verrückten Brenda - es ist immer etwas los! Wer ist der blinde Passagier Ruby, der den Freunden Rätsel aufgibt? Nach einigen merkwürdigen Vorfällen müssen die Freunde jedoch erkennen, dass das Lager nicht das ist, was es zu sein scheint. Was hat die seltsame Seuche mit den anderen Geschehnissen im Camp zu tun? Josh will der Frage auf den Grund gehen und gerät bei den Nachforschungen einem dunklen Geheimnis auf die Spur, von dem er sich bald wünscht, es nie entdeckt zu haben ...

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Lektorat: Hedda EsselbornSatz: Alexandra Oswald

Bildnachweise Cover: Familie Frei (Wüstenhintergrund)Alekss, Fotolia (Schild)PT IMages, Fotolia (Junge)otisthewolf, Fotolia (Schuhe)

1. Auflage 2012ISBN: 978-3-86196-098-0

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Copyright (©) 2012 by Papierfresserchens MTM-Verlag Heimholzer Straße 2, 88138 Sigmarszell, Deutschland

www.papierfresserchen.de [email protected]

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Abenteuer im CampWustengAnger

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AnnaRegina Frei

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Lageplan Camp

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Der Himmel war strahlend blau an diesem Morgen und der amerikanische Hafen mit Sonnenlicht überflutet. Es herrschte reges Treiben, überall wimmelte es von Men-schen. Der salzige Duft des Meeres lag in der Luft, außer-dem roch es nach Algen und Fisch. Seevögel drehten krei-schend ihre Runden am Himmel, Kräne quietschten, der Wind fegte über den Pier. Die Masten von Segelbooten ragten in die Luft, einige Möwen hatten sich auf ihnen nie-dergelassen.

Vor einer halben Stunde war das Kreuzfahrtschiff Mari-na von einer Weltreise zurückgekehrt. Das war der Grund, weshalb sich mehrere Hundert Menschen um den Anlege-steg drängten.

„Dave! Na, wie geht’s, altes Haus? Schöne Ferien ge-habt?“

„Hey Mary, willkommen zurück!“„Hallo Tante! Es war toll! Stell dir vor, wir hatten ein

Kajütenbett und einen Pool!“„Kaum zu glauben, wie braun ihr geworden seid!“

Währenddessen machte der Wachmann Walter auf einem ruhigeren Teil des Schiffes seinen letzten Rundgang auf dem Ferienkreuzer. Bald würde er zufrieden zu Hause an seinem Abendbrottisch sitzen und die Rückkehr von sei-ner langen Reise genießen.

So dachte Walter an nichts anderes als an seinen wohl-verdienten Feierabend, als er seinen letzten Kontrollgang auf dem Schiff machte. Die Marina war ein modernes Schiff.

Prolog

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Sie war beinahe so groß wie ein vierzigstöckiges Hochhaus, und wenn man vom obersten Deck auf das Wasser schaute, wurde so manchem ein wenig flau im Magen. Die Marina war ein schnittiges Modell, das nicht nur elegant aussah, sondern auch unglaublich schnell fuhr. Eine Königin unter den Kreuzern wurde sie genannt.

Obwohl Walter schon seit einigen Jahren darauf an-gestellt war, beeindruckte ihn der Kreuzer immer wieder von Neuem. Er schritt stolz über das Deck und strich dabei bewundernd über die hölzerne Reling. In diesem Moment hörte er ein Rascheln. Walter drehte sich um. Die Abde-ckungsplane von einem der Rettungsboote war zurückge-schoben worden. Doch das war es nicht, das die Aufmerk-samkeit des Wachmanns erweckte. Ein Junge kletterte gerade aus dem Boot. Er mochte etwa sechzehn Jahre alt sein, sein dunkelrotes Haar fiel ihm in fettigen Strähnen ins Gesicht. Bestimmt hatte er schon lange nicht mehr ge-duscht. Seine Kleidung war zerrissen und schmutzig und schlotterte an seinem ganzen Körper. Auf dem Rücken trug der Junge einen alten, grünen Rucksack.

Der Junge hatte den Wachmann noch nicht bemerkt. Er schien ununterbrochen in Fluchtbereitschaft zu sein, auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck schierer Verzweiflung, wie bei einem wilden Tier auf der Flucht. Dieser Ausdruck war es, der Walter einen unangenehmen Schauer über den Rücken rieseln ließ. Doch er verdrängte das Gefühl sofort wieder. Das war der Moment, auf den er so lange gewartet hatte. Dieser Junge war ein blinder Passagier! „Ein blinder Passagier!“, stieß Walter aufgeregt hervor. „Ein blinder Pas-sagier! Halt, Junge, keine Bewegung!“

Alarmiert schreckte der Junge auf und reagierte blitz-schnell. Mit einem Satz sprang er aus dem Boot und kaum hatten seine Füße den Boden berührt, rannte er auch schon los. „Halt! Stehen bleiben!“

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Doch natürlich blieb der Junge nicht stehen. Er flitzte davon, raste übers Deck, sodass sein Haar nur noch eine rote Schliere war, und verschwand nach wenigen Sekun-den um eine Ecke. Walter nahm die Verfolgung auf.

Der Teil des Schiffes, auf dem sie sich befanden, war größtenteils verlassen, doch Walter wusste, dass der Junge in wenigen Minuten den belebteren Teil erreichen würde. Falls es dem Jungen gelingen sollte, ein Deck tiefer in dem nach draußen treibenden Menschenstrom unterzutau-chen, würde man ihn nicht mehr finden können. Das muss-te Walter verhindern! Er legte einen Zahn zu. Er spürte seine Füße über den Holzboden fliegen, sein Blick war auf den Jungen vor ihm gerichtet. Er rief nicht um Verstärkung, denn er wollte seinen Atem sparen, und es war ohnehin niemand in der Nähe, der den Jungen hätte aufhalten kön-nen.

Sein Atem kam stoßweise. Für einen Moment war er froh darüber, dass er immer auf seine Fitness geachtet hat-te, doch dann konzentrierte er sich schnell wieder darauf, nicht zu stürzen. Er sah, wie der flüchtende Junge während des Laufens zu ihm zurückblickte, dann sah er, wie er ins Stolpern kam – der Junge fiel …

Doch ehe der Wachmann sich darüber freuen konnte, war der Junge wieder auf den Beinen. Er war so schnell auf-gestanden, als wäre er hochgezogen worden. Und schon waren die ersten Leute da. Der Rothaarige verschwand flink zwischen ihnen. „Haltet den Jungen! Er ist ein blinder Passagier! Haltet den Rothaarigen!“

Die Leute hörten den Wachmann zwar, doch sie re-agierten zu langsam. Als sie begriffen, was los war, war der Junge schon an ihnen vorbei.

„Fasst ihn! Fasst ihn!“Der Junge war weg, verschwunden in der Menge. Wal-

ter fluchte. Er stürzte sich in das Getümmel und versuch-

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te zum Ausgang vorzustoßen, da der Junge mit Sicherheit vom Schiff fliehen wollte. „Haltet den Rothaarigen! Haltet den Rothaarigen!“

Walter stand nun auf der Rampe, die den Steg mit dem Schiff verband, und über die die Passagiere den Kreuzer verließen. Er reckte den Hals und versuchte, den roten Haarschopf des Jungen in der Menschenmenge auszuma-chen, während er von den heimkehrenden Reisenden im-mer weiter Richtung Pier gedrängt wurde. Mehrmals dach-te er, er hätte den Jungen erspäht, doch er musste jeweils feststellen, dass er sich geirrt hatte und es sich um einen anderen Rotschopf handelte.

Doch da … Da war er! Er kämpfte sich gerade mit ver-zweifeltem Gesichtsausdruck zwischen einigen glücklichen Familienangehörigen durch, die sich umarmten. Der Wach-mann stürzte sich ins Getümmel und bahnte sich mit gan-zem Körpereinsatz und scharfer Zunge einen Weg dorthin, wo er den Burschen zuletzt gesehen hatte. Walter hefte-te sich an die Fersen des Jungen und verfolgte ihn wie ein Jagdhund die Hasenfährte.

Schon seit acht Jahren arbeitete Walter nun als Wach-mann auf der Marina und nie hatte sich etwas Interessan-tes ereignet. Das hier war der Moment, auf den Walter sich vorbereitet hatte, für den er gelernt hatte. Und den sollte er einfach so verstreichen lassen? Nein! Er war dem Jungen bis hierher gefolgt, er würde jetzt nicht aufgeben. Außer-dem winkte am Ende der Verfolgungsjagd Anerkennung und möglicherweise sogar eine Beförderung. Bei dem Ge-danken machte sich ein Kribbeln in Walters Magengrube breit und neue Energie durchflutete ihn. Er kämpfte sich weiter durch die Menge vor.

Plötzlich blitzte vor ihm der dunkelrote Haarschopf des Jungen auf wie Feuer. Er hatte ihn fast eingeholt! Der Junge war in einer japanischen Touristengruppe stecken geblie-

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ben. Walter beobachtete, wie er versuchte, sich zwischen zwei Japanern durchzudrängen, die gerade einen merk-würdigen Tontopf begutachteten.

Jetzt sah der Wachmann seine Chance. Er drängte sich keineswegs sanft an den Menschen vor ihm vorbei und machte dabei von seinen Ellenbogen Gebrauch, ohne auf die empörten Rufe zu achten. Nach wenigen Sekunden stand er direkt hinter dem Jungen. Die Hand des Wach-manns schoss vor, hielt direkt auf den Rothaarigen zu. Als spürte er dies, drehte sich der Junge um.

Sein Mund verzog sich zu einem lautlosen Überra-schungsschrei. Entsetzen trat auf das Jungengesicht. Er versuchte auszuweichen, doch es war zu spät. Walters Hand schloss sich um seinen Arm, hart und fest wie Eisen. Der Junge versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, doch der Wachmann schien jeden seiner Befreiungsversuche vorauszusehen. Walter erwischte den zweiten Arm des Jungen. Nun hielt er beide umklammert.

Der Junge begann zu schreien und wie wild um sich zu schlagen. Er schnappte mit den Zähnen nach Walter und trat nach hinten aus. Einige Leute drehten sich um, um zu sehen, woher die Rufe kamen.

„Was tun Sie da?“, rief eine ältere Frau und begann mit ihrem Stock auf Walter einzuschlagen. Offenbar hielt sie ihn für den Schurken. „Lassen Sie den Jungen in Ruhe!“

„Der Junge ist ein blinder Passagier – au – hören Sie auf mich zu schlagen! Der Junge ...“

Nun waren bereits einige Leute auf den Mann in der blauen Uniform und den Jungen, der ihn mit verzweifeltem Gesichtsausdruck kratzte und biss, aufmerksam geworden und beobachteten interessiert die Szene. Der Junge hat-te es weder geschafft, einen Arm loszureißen, noch dem Mann irgendwelchen größeren Schmerz zuzufügen, doch er hatte die Richtung bestimmt, in die sie beide trieben.

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Plötzlich sah sich Walter am Ende des Piers. Knapp vor ihm fiel die Kaimauer drei Meter senkrecht ins Wasser ab. Der Junge hatte sich selbst den Weg abgeschnitten. War das ein Trick? Wollte der Junge ihn ins Wasser schubsen?

Die Menschenmenge schloss auf. Nun bildeten die Schaulustigen einen undurchdringlichen Halbkreis. Walter triumphierte. Der Junge saß in der Falle! Das schien ihm anscheinend auch aufzugehen. Er hörte auf sich zu weh-ren. Seine Augen weiteten sich schreckerfüllt.

Walter stieß den Jungen von sich, hinein in die Mitte des Halbkreises. Dann zeigte er mit dem Finger auf ihn.

„Seht ihr diesen Jungen? Er war auf der Marina, dem Kreuzfahrtschiff, das eben eingelaufen ist. Wenn ihr euch fragt, was daran so schlimm ist: Er hat nicht bezahlt! Er war ein blinder Passagier!“ Walter wollte die Schuld des Jungen klarstellen, für den Fall, dass die Leute dachten, er miss-handle den Jungen.

Die Menge starrte den Jungen mit unverhohlener Neu-gier an. Ein kleines Mädchen, das an der Hand seiner Mut-ter hing, fragte: „Mami, kommt er ins Gefängnis?“

Währenddessen behielt Walter den Jungen im Blick. Dabei wurde ihn mulmig zumute. Das Gesicht des Jungen war vor Angst verzerrt. Seine aufgerissenen Augen hatten den Ausdruck eines wilden Tieres in der Falle. Der Junge schien durchaus zu einer Verzweiflungstat fähig.

Walter nahm wahr, wie der Blick des Jungen gehetzt hin und her wanderte. Von der Menschenmenge hin zum Wasser. Vom Wasser zu den Menschen. Menschen, Was-ser, Wasser, Menschen, Wasser. Dort verharrten sie. Die Furcht in den Augen wich Entschlossenheit.

Im selben Moment wusste Walter, was der Junge tun würde. Er machte einen Satz auf ihn zu und wollte ihn pa-cken, doch es war zu spät. Der Junge sprang. Walter hörte das Aufklatschen im Wasser, als der Junge nach dem drei

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Meter tiefen Fall auf der glatten Wasseroberfläche im Ha-fenbecken aufschlug.

Einige Leute keuchten entsetzt auf und schlugen die Hände vor den Mund. War der Junge vollkommen von Sinnen? Walter trat an die Kante und spähte hinunter. Der Junge hatte bereits einige Meter zwischen sich und die Kai-mauer gebracht. Er war ein erstaunlich guter Schwimmer.

Walter schüttelte verwundert den Kopf. Wieso hat-te der Junge das getan? Er würde nicht davon kommen. Das motorisierte Rettungsboot würde ihn einholen, ehe er auch nur die Hafenmauer erreicht hatte.

Die Menge schob sich zu Walter vor, um ebenfalls über den Rand zu blicken und um zu sehen, was mit dem rothaa-rigen Jungen geschehen war. Aufgeregtes Tuscheln machte sich auf dem Pier breit. Das Brummen eines Motors erklang und hallte über das Wasser. Ein Rettungsboot erschien auf der Bildfläche und flitzte blitzschnell zwischen den vertäu-ten Schiffen hindurch. Im Vergleich zu den Kreuzern wirkte es winzig, zerbrechlich. Es zog eine weiße Schaumspur hin-ter sich her. Eine der drei Personen an Bord hielt einen Ret-tungsring wurfbereit in den Händen. Der Junge vernahm das Geräusch des Bootes und begann panisch schneller zu schwimmen.

Walter folgte dem Spektakel mit wachsendem Interes-se. Vermutlich hatte eine Wachperson den Jungen im Was-ser entdeckt und umgehend den Rettungsdienst alarmiert, dachte er bei sich. Nach wenigen Sekunden hatte das Boot den mehr oder weniger freiwilligen Schwimmer eingeholt. Einer der Helfer warf ihm einen Rettungsring zu, den er ignorierte. Dann, als das Boot nahe genug war, wurde er am Arm gepackt und aus dem Wasser gezogen. Er sträubte sich heftig, schlug wild um sich. Schon ein paar Augenbli-cke später lag der klitschnasse Junge im Boot, triefend und von einem Helfer am Boden festgenagelt.

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Das Boot wendete und steuerte auf den Kai zu. Einen Moment lang war Walter enttäuscht, dass es den Rettungs-leuten und nicht ihm gelungen war, den Jungen zu fassen, andererseits war er froh, dass der Junge jetzt endlich ge-schnappt worden war.

Das Boot legte an einem der unteren Stege in der Nähe von Walter an. Während der Junge ausstieg, hielten ihn drei Männer fest. Er hatte vorhin so verzweifelt gekämpft, deshalb fürchteten sie, er würde wieder versuchen sich loszureißen.

„Lasst ihn ja nicht los!“, schrie Walter den Männern zu. „Er ist ein blinder Passagier! Lasst ihn auf keinen Fall ent-kommen!“

Doch der Junge war zu erschöpft, um sich noch zu weh-ren. Er hatte kapituliert. Widerstandslos ließ er sich von den Rettungsmännern die schmale Treppe hinaufführen und auf die Polizeistation bringen.

Walter war zufrieden mit sich. Der einzige blinde Passa-gier, der jemals einen Fuß auf den Kreuzer Marina gesetzt hatte, war hinter Schloss und Riegel gelandet. Walter hatte seine Pflicht getan. Nun konnte er sich befriedigt seinem Abendbrot widmen.

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Es war Nacht und dunkel bis auf das riesige Leuchtfeu-er, das ein brennendes Haus war und die ganze Umgebung erhellte.

Mein Herz schlug wild. Ich spürte die starke Hand an meinem Arm, die mich mit eisernem Griff festhielt. Von der Hitze des riesigen Feuers war mein Gesicht schweißnass. Der Geruch verbrannten Holzes wehte zu mir herüber, ich spürte die heiße Böe, die vom Flammenmeer ausging, im Gesicht und auf den nackten Armen. Ascheflocken segel-ten durch die Luft, getragen von den Hitzewellen. Meine Augen brannten, doch ich stand da und hatte sie weit auf-gerissen, ich war unfähig, sie von dem abzuwenden, was einmal mein Zuhause gewesen war und nun einer riesigen Fackel glich.

Ich kam mir vor wie in einem tonlosen Film. Ich hör-te gar nicht das ungeheuerliche Prasseln und Knistern des Feuers, das nach Balken und Mauern griff. Ich hörte nicht die gebrüllten Befehle des Löschtrupps und auch nicht das Schreien der Menge.

Das Feuer flackerte und beleuchtete die Szene in un-heimlichem Rot. In den glasigen Augen der Zuschauer spie-gelten sich die züngelnden Flammen wieder. Und das Feu-er … das Feuer …

Es sah so aus, als tanzte es. Als tanzte es einen vernich-tenden, zerstörerischen Tanz. Einen tödlichen. Die Leute schrien, und immer dichter wurde die Menschenmenge, die sich um das brennende Gebäude versammelt hatte, an-gezogen wie die Motten vom Licht. Doch ich interessierte

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