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Meditation Teil 4 Yoga heilt

Yoga heilt - Viveka-Verlag · MEDITATION VIVEKA 43 13 sitzt. Wild nach Futter, rennen die Pfer-de einfach los (unschwer zu erkennen: sie stehen hier für unsere Sinne). Im

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MeditationTeil 4

Yoga heilt

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Immer häufiger ist im Zusammenhang mit Gesundheit von den

positiven Wirkungen meditativer Techniken die Rede.

Grundlage dieser zunehmenden medialen Aufmerksamkeit für

Meditation sind neueste Forschungen über deren Wirkungen

bei der Vorbeugung und Heilung bedeutender

Volkskrankheiten. Von Herz-Kreislaufbeschwerden bis zur

Depression reicht die Liste der Störungen, bei denen ein

positiver Einfluss von Meditation sich bestätigt.

Dass Meditation einen heilenden Charakter hat ist auch die Er-

fahrung derjenigen, die im therapeutischen Unterrichten von

Yoga mit dieser Technik arbeiten. Welche Konzepte sich im

Yoga damit verbinden, auf welchen Ebenen Wirkungen zu

beobachten sind, was bei der praktischen Anwendung zu

beachten ist, davon handelt der vierte Teil unserer Serie.

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Praxis fürs GehirnIN DEN LETZTEN Jahrzehnten hat

sich die Erkenntnis durchgesetzt, dassunser Gehirn ähnlich wie unsere Musku-latur trainiert werden kann – und sollte.Das eine wie die andere verkümmert,werden sie nicht regelmäßig kreativ undvielseitig benutzt.

Früher war man der Meinung, dasGehirn sei mit der Geburt oder späte-stens nach der Wachstumsphase einesMenschen fertig ausgeformt und in sei-ner Struktur und Beschaffenheit von daan nur noch in engstem Rahmen beein-flussbar. Heute wissen wir, dass dasGegenteil richtig ist. Unser Gehirn, ma-terielles Korrelat all unserer geistigenFunktionen, bleibt bis ins hohe Alterhinein formbar und in hohem Maße ver-änderbar.

Mit dieser Erkenntnis rücken nunauch mehr und mehr alte und über vieleJahrhunderte hinweg entwickelte undbewährte Techniken der Meditation inden Mittelpunkt wissenschaftlichenInteresses. Diese Techniken verbandensich ja schon immer mit dem Anspruch,damit mentale Prozesse und Strukturennachhaltig verändern zu können. Dasgilt auch für den Yoga. Im Yoga Sûtravon Patañjali finden wir das Konzeptvon Meditation in ganz besondererWeise grundsätzlich und klar formuliert.Es lässt sich so oder ähnlich wieder fin-den in nahezu allen Meditationstraditio-nen des Ostens. Allerdings präsentiertsich Meditation in diesen Traditionen inder Regel eng eingebunden in ein religi-ös geprägtes Umfeld.

Das Besondere an Patañjalis Darle-gung von Meditation besteht nun gera-de darin, sich nicht auf religiös oderweltanschaulich festgelegte Zielvorstel-lungen zu beschränken. In ihrem Mittel-punkt steht vielmehr das Interesse an

der Frage, wie sich unser Geist – wirkönnen heute getrost auch sagen: unserGehirn – durch Üben in positiver Weiseverändern lässt.

DAS VERSTANDNIS VON Medita-tion im Yoga zeichnet sich aus:

1. als Praxis im engeren Sinn durcheine große Vielfalt an konkreten Mög-lichkeiten. Diese Vielfalt trägt der Über-zeugung Rechnung, dass die Qualitätund Wirkung einer Meditation nicht aufihrer äußeren Form beruht, sondern aufder dadurch erlangten inneren Verfas-sung.

2. durch eine differenzierte und kla-re Darstellung der mit einer Medita-tionspraxis verbundenen mentalen Ab-läufe. Damit werden erfahrbare undnachvollziehbare Orientierungen ge-schaffen. Mit ihrer Hilfe kann das Übenzu einem Prozess werden, der den Na-men Meditation auch wirklich verdient.

3. durch eine bemerkenswerte Of-fenheit in Bezug auf die Ergebnisse,Wirkungen und Ziele, die mit dem Prak-tizieren von Meditation verbunden seinkönnen.

Meditation - eine kleineStrukturanalyse

DIE FRAGE: »Was geschieht in ei-nem Menschen, der meditiert?« kannuns dabei helfen, das Werkzeug Medita-tion zu verstehen. Die allgemeinste undkürzeste Antwort darauf lautet: »SeinGeist arbeitet auf eine besondere, ja,ungewöhnliche Art und Weise.« DasUngewöhnliche an dieser Art mentalerAktivität ist das Vorherrschen einer Qua-lität von »ungeteilter Ausrichtung«. Me-ditation meint, dass es einem Menschengelingt, diese besondere mentale Prä-senz herzustellen und aufrecht zu hal-ten, ohne sich dabei in irgend einerWeise ablenken zu lassen.

Meditation also lebt und wird getra-gen von der Fähigkeit, sich in intensiver,Anderes ausschließender Weise auf et-was auszurichten und in dieser Verbin-dung zu verweilen. Darin unterscheidetsich Meditation von der normalen Funk-tionsweise unseres Geistes deutlich. Wieder menschliche Geist im Normalzu-

stand agiert? Nun, in der Regel herrschthier viel ungerichtetes Durcheinander.Die Gedanken springen hin und her,mal schlagen die Gefühle hohe Wellen,mal breitet sich zähe Trägheit aus. DerGeist ist verführbar durch alle möglichenVerlockungen in Form von Menschen,Dingen und Ereignissen in der äußerenWelt, die seine Aufmerksamkeit inschnellem Wechsel auf sich ziehen. Nurunter sehr besonderen Umständen be-stimmen wir die Richtung unserer Auf-merksamkeit, zum Beispiel in der Medi-tation.

Eine entscheidende Frage im Zu-sammenhang mit Meditation lautet al-

so: Lassen wir uns von unserer innerenDynamik treiben oder gelingt es uns,uns zu sammeln? Ein berühmtes Beispielaus der indischen Tradition verdeutlichtdiesen Unterschied anschaulich. Etwasvereinfacht erzählt es vom Fahrgast ei-ner Kutsche einerseits und dem dazuge-hörigen Kutscher mit seinem Pferdege-spann andererseits.

Arbeitet unser Geist nach seinemüblichen Muster, bewegt sich das Fuhr-werk ohne wirkliche Führung: Die Pfer-de bestimmen die Richtung und nichtder Kutscher, der auf dem Kutschbock

Meditation meint, dass eseinem Menschen gelingt,

sich ungeteilt auszurichtenund diese besondere

mentale Präsenz aufrechtzu halten, ohne sich dabei

in irgend einer Weiseablenken zu lassen.

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MEDITATION

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sitzt. Wild nach Futter, rennen die Pfer-de einfach los (unschwer zu erkennen:sie stehen hier für unsere Sinne). Imgünstigsten Fall kann der Kutscher gera-de noch verhindern, dass er und anderebei dieser rasanten Fahrt Schaden neh-men (Der Kutscher entspricht dann un-serem Geist unter normalen Umstän-den: Hierhin und dorthin gezogen, ord-nend was möglich ist, aber in einer Dy-namik gefangen, die er kaum mitbe-stimmen kann). Einen Fahrgast, derenergisch ein Ziel vorgibt, der dem Kut-scher die Richtung weist, scheint es hiergar nicht zu geben.

Sind wir jedoch ausgerichtet, sindwir präsent, dann ist es gerade der Fahr-gast, der bestimmt, wohin es gehen soll.Weder der Kutscher, der am liebstengleich beim ersten Gasthaus Rast ma-chen und ein Gläschen trinken möchte,noch die Pferde, die ohne feste Führungihrer Zügel auf jeder saftigen grünenWiese am Wegrand weiden würden, be-stimmen den Weg. Hat der Gast seinZiel erst einmal gewählt, wird ihm dasganze Gefährt samt Kutscher und Pfer-den dazu dienen, ihn dorthin zu brin-gen. Auch wenn links und rechts unse-ren Weges viele verlockende Dinge war-ten – die Richtung wird beibehalten. Sieführt geradewegs dorthin, wohin wiruns zuzuwenden entschlossen haben.

Strukturanalyse 1: Meditationbasiert auf einer Entscheidungund verlangt Initiative

EIN GRUND legendes Element vonMeditation ist somit die Notwendigkeitsich für ein Ziel - also einen Fokus, demman sich zuwendet - zu entscheidenund sich darauf auszurichten. Der Fokuskann eine Frage sein (»Was ist meineAufgabe hier?«, »Was brauche ich, umzufrieden zu sein?«, »Wohin will ichmich entwickeln?« »Wer bin ich?«), eingegenständliches Objekt (ein Körperbe-reich, der Atem, ein Stein, eine Pflanze,der Mond), ein Konzept oder eine Idee(»Veränderung«, »Mitgefühl«, »Lebens-kraft«, »Verbundenheit«). Wesentlichist, dass die meditierende Person diesenFokus bewusst wählt und sich ihm aktivzuwendet, so dass er zum Gegenstandihrer Meditation wird.

und mit einem einzigen Moment derSammlung, so spektakulär oder unge-wöhnlich eine solche Erfahrung für je-manden manchmal auch sein mag. DasEntwickeln einer immer größeren Fähig-keit zur ungestörten Ausrichtung ist da-bei untrennbar verbunden mit dem Pro-

zess der Annährung an das Meditations-objekt. Diese Annäherung vollzieht sichoft in winzigen Schritten, die manchmalüberraschende Sprünge ermöglichen,auf welche wiederum lange Phasen fol-gen können, in denen scheinbar gar

Meditation heißt also nicht, sich vonetwas in den Bann ziehen lassen, son-dern sich für einen bestimmten Fokus zuentscheiden und sich damit zu verbin-den.

Strukturanalyse 2: dasMeditationsobjekt

ALLES KANN GEGENSTAND vonAusrichtung sein. Meditation definiertsich nicht durch den jeweiligen Medita-tionsgegenstand. Wer glaubt und ande-re glauben machen möchte, Meditationsei immer an ein bestimmtes Objekt, ei-nen bestimmten Inhalt, eine bestimmteErfahrung oder ein eindeutig zu benen-nendes Ergebnis gebunden, hat diesenwichtigen Punkt nicht verstanden. Ihnso ausdrücklich zu betonen ist notwen-dig, weil der Umgang mit den Techni-ken und Konzepten der Meditationnicht selten von Engstirnigkeit und be-schränktem Wissen über die zur Verfü-gung stehenden Möglichkeiten geprägtist. Es gibt für die Gegenstände und In-halte, auf welche Meditierende sich er-folgreich ausrichten können, keineRangfolgen, keine Gebote, keine Verbo-te .

Das schließt natürlich die berechtigteFrage nicht aus, welche Inhalte oderGegenstände im individuellen Fall fürMeditierende lohnenswert und praktischsinnvoll sind. Die Antwort darauf ist ent-waffnend einfach: Welcher Meditations-gegenstand sich für einen Menschen alsgeeignet, praktikabel und Erfolg ver-sprechend erweist, hängt von seinenWünschen an die Praxis, seinem kultu-rellen Hintergrund, seinen Werten, sei-ner Weltsicht und seiner mentalenStruktur ab. Und es hat natürlich sehrviel mit den Erfahrungen zu tun, die erbeim Meditieren selbst macht. Eine guteLehrerin oder ein guter Lehrer werdendies bei ihren Vorschlägen für seine Pra-xis zu berücksichtigen und angemessenumzusetzen wissen.

Strukturanalyse 3: der FaktorZeit

EIN WEITERES Grund legendes Ele-ment von Meditation ist die Dimensionder Zeit. Meditation ist keine Sache desAugenblicks. Meditation wirkt nicht in

Meditation ist nicht an einbestimmtes Objekt, einen

bestimmten Inhalt, eine be-stimmte Erfahrung oder

ein eindeutig zubenennendes Ergebnis

gebunden. Dies zu betonenist notwendig, weil der

Umgang mit denTechniken und Konzeptender Meditation nicht selten

von Engstirnigkeit undUnkenntnis über die zur

Verfügung stehendenMöglichkeiten geprägt ist.

Für den Inhalt vonMeditation gibt es keine

Rangfolgen, keine Gebote,keine Verbote .

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nichts passiert. Trotzdem bleibt der Me-ditierende gerade jetzt aufgefordert,weiterhin beharrlich bei seiner Ausrich-tung zu verweilen. Tatsächlich ist esnämlich wesentlich dieses immer neuwiederholte Bemühen um eine intensiveVerbindung mit dem Meditationsobjekt,das seinen Geist schließlich zu Qualitä-ten wie Gelassenheit, Ruhe und Klarheitführen kann.

Die Ruhe und Klarheit eines stillenSees dient zu Recht immer wieder alsBild für den menschlichen Geist im Zu-stand der Meditation. In einem Zustandsolcher Ruhe sind wir in der Lage, aufden Grund des Sees zu schauen, dervon unruhigen Wellen des Wassers nichtmehr verborgen oder verzerrt wird. Soverstanden ist Meditation ein Prozess,der von oberflächlichem Verstehen zuimmer tieferer Erkenntnis verläuft. Wirbekommen die Möglichkeit, den Fokusunserer Ausrichtung in seiner Vielschich-tigkeit und Mehrdimensionalität allmäh-lich immer besser zu erfassen. Schließ-lich können wir ihn auf tief berührendeWeise in jener Bedeutung erleben, dieer für uns ganz persönlich hat. Wir be-greifen jetzt besser die Besonderheitdessen, was über lange Zeit hinweg imZentrum unserer Aufmerksamkeitstand. Diese Erfahrung bezeichnet derYoga als Samâdhi.

Grund legend für dieses Geschehenin der Meditation ist, dass zwischendem Meditierenden und dem Gegen-stand seiner inneren Ausrichtung eineVerbindung, eine Verbundenheit ent-steht. Das ist der eigentliche Kern vonMeditation – die Fähigkeit, sich auf die-se besondere Weise mit dem Fokus sei-ner Aufmerksamkeit zu verbinden. Wermeditiert tut etwas, ist aktiv, richtet sichauf etwas aus, wendet sich etwas zuund verbindet sich damit. In diese Ver-bindung wird der Übende nicht hinein-gezogen, er hat sich für sie entschiedenund bemüht sich von nun an darum, sieaufrecht zu halten. Es ist der Zustand ei-ner besonderen Präsenz, in welcher derGeist durch eine ungeteilte Ausrichtungan das Hier und Jetzt gebunden bleibt.

Strukturanalyse 4: Schritte

IN PATAÑJALIS YOGA Sûtra finden

wir die Schritte für einen erfolgreichenMeditationsprozess beschrieben:

Konzentration– Dhâra~â

Schauen wir uns doch einmal an,was passieren kann, wenn Sie sich aufdas Experiment einlassen, sich mit ei-nem bestimmten Körperort zu verbin-den. Nehmen wir zum Beispiel die Mitteihres Bauchraums, die Gegend des Na-bels.

Sie können sich nun darauf konzen-trieren, indem Sie zum Beispiel versu-chen, diesen Körperteil zu erspüren: Wiefühlt sich die Haut in diesem Bereichan? Oder: Gibt es dort Bewegung?

Bei diesen ersten Schritten des Medi-tationsprozesses müssen Ihnen auch Ih-re bereits vorhandenen Kenntnisse undVorstellungen von dem gewählten Fo-kus helfen: Jemand hat Ihnen gesagt, eswäre eine uralte Methode der Medita-tion, sich auf den Bauch auszurichten.Oder Sie haben gelesen, die Konzentra-tion auf den Bauch wäre besonders ein-fach und wirksam. Das motiviert Sie unddaran denken Sie auch immer Mal wie-der, wenn Sie abzuschweifen drohen.Aber trotz aller Bemühungen um Kon-zentration werden sich immer wiederandere Dinge zwischen Sie und IhrenMeditationsgegenstand drängen. Viel-leicht lässt Sie der Gedanke nicht los, Siekönnten das Bügeleisen nicht abgestellthaben. Ihre Nase juckt. Wie spät mag essein? Vielleicht sitzen Sie ja hier schonviel länger, als Sie sich vorgenommenhaben? Warum herrscht heute so vielUnruhe, wo doch gestern die Ausrich-tung auf den Bauch so wunderbar ge-klappt hat?

Und schon ist Ihre Konzentrationfutsch und damit auch Ihr Fokus. Gedul-dig müssen Sie ihren Geist zurückholenvon den Abwegen, auf die er sich verirrthat, müssen ihn erneut auf den Bauchausrichten, ihn dort »anbinden«. Unddas wieder und wieder und wieder.

Diese ständige Neuausrichtung aufden gewählten Fokus (sei es ein Körper-ort, ein Gegenstand, eine Frage, ein Ge-fühl, ein Thema) nimmt beim Meditierenerst einmal den Großteil der Zeit in An-spruch und erfordert große Beharrlich-keit und Geduld.

Bei jeder Meditation stellt die Kon-zentration die erste Leitersprosse diesesProzesses dar. Ohne sie zu besteigen,kann die nächste nicht genommen wer-den. Das Yoga Sûtra nennt diese menta-le Aktivität Dhâra~a. Sie zeichnet sichdadurch aus, dass wir dabei in hohemMaße unseren Willen einsetzen. Siebeinhaltet aber auch die Kunst, Fähig-keit und Kraft, viele Dinge sein zu las-sen, von denen sich unser Geist gerneweglocken ließe um sogleich wieder inseinen alten Trott des ungerichtetenUmherwanderns fallen zu können. Sichaktiv ausrichten einerseits und gleichzei-tig anderes lassen können, das sind diebeiden wesentlichen Elemente eines er-folgreichen Dhâra~a.

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Die Ruhe und Klarheiteines stillen Sees dient

immer wieder als Bild fürden menschlichen Geist imZustand der Meditation. In

einem Zustand solcherRuhe sind wir in der Lage,auf den Grund des Sees zu

schauen, der vonunruhigen Wellen desWassers nicht mehr

verborgen oder verzerrtwird. So verstanden istMeditation ein Prozess,der von oberflächlichem

Verstehen zu immertieferer Erkenntnis

verläuft.

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Kontinuität schafft Intensität– Dhyâna

Beim nächsten Schritt auf dem Wegder Meditation geschieht nichts wesent-lich Neues. Und doch verändert sich et-was ganz Entscheidendes. Es geht umdie Kontinuität der Ausrichtung. Sie fin-det immer dann statt, wenn es Ihnengelingt, mit Ihrer Aufmerksamkeit beiIhrem gewählten Fokus, also etwa demNabelbereich, zu verweilen. Wesentlichist nun, dass sich diese ungeteilte Auf-merksamkeit zeitlich ausdehnt. Ihrementale Aktivität bleibt nun länger aus-gerichtet auf Ihr Meditationsobjekt. IhrBauchraum wird Ihnen vertrauter, Siestellen sich vielleicht vor, wie es dort voninnen aussieht, Ihre Wahrnehmung vondiesem Körperbereich wird immer inten-siver, Sie bleiben dort, auch wennirgendwo eine Tür knallt. Wird dieseAusrichtung gestört oder unterbrochen,und Ihr Geist wandert auf Nebenwegeab, beginnt der Prozess der Meditationvon Neuem auf der ersten Stufenleiter,dem aktiven Entschluss, die Aufmerk-samkeit erneut auf den Meditationsge-genstand zu richten und dies dann auchzu tun.

Die anfängliche Konzentration kön-nen wir vergleichen mit dem Tropfen ei-nes Wasserhahns – ganz gleich, ob dieeinzelnen Tropfen in großen Abständenoder schnell aufeinander folgen, sie sindals einzelne erkennbar. Bleibt unserGeist hingegen für längere Zeitabschnit-te kontinuierlich ungeteilt aufmerksam,gleicht seine Ausrichtung einem stetigfließenden Wasser, bei dem die einzel-nen Tropfen ununterscheidbar miteinan-der verschmelzen.

Dieser zweite Schritt ist niemalsmöglich ohne den ersten. Eine kontinu-ierlich »strömende« Ausrichtung kannsich nur entwickeln, wenn die Konzen-tration zuvor aktiv auf ein Meditations-objekt gelenkt wurde.

Obwohl sich die Ausrichtung auf derzweiten Sprosse der Leiter von der er-sten Sprosse auf den ersten Blick ledig-lich durch den Aspekt ihrer zeitlichenDauer unterscheidet, ist diese Weiter-entwicklung von großer Bedeutung.Denn nur durch das längere Halten derAusrichtung kann etwas Besonderes ge-schehen: Sie verbinden sich allmählich

immer enger mit Ihrem Meditationsge-genstand.

Sowohl für jede einzelne Meditationals auch den gesamten Meditationspro-zess eines Praktizierenden im Lauf vonMonaten oder Jahren gilt, dass sich derAbstand zwischen ihm und seinem Me-ditationsobjekt in dem Maße verringernund schließlich fast ganz auflösen kann,wie er seine innere Ausrichtung konti-nuierlich beibehält.

Verbundenheit und Verständnis– Samâdhi

Wenn Sie sich durch diese beiden er-sten notwendigen Schritte kontinuierlichmit ihrem Meditationsgegenstand ver-binden können, sind Sie zum innerstenProzess von Meditation vorgedrungen:

tiefe Verbundenheit, tiefes Verstehen -Samâdhi. Samâdhi ist selbst wiederumein sehr differenzierter, mehrdimensio-naler Prozess, der Zeit erfordert. Nachund nach, ganz allmählich, Schicht umSchicht verbinden Sie sich immer engermit der Wirklichkeit Ihres Meditations-objekts. Sie erfassen es in seiner Einzig-artigkeit immer vollständiger, seine ganzbesondere Bedeutung wird Ihnen klar.In dieser neuen Art von Verbindung, dieSie hier erfahren, wird Ihr Erleben inten-siv und offen. Wo Ihnen der Wellen-schlag Ihres Geistes und die unkontrol-lierte Aktivität Ihrer Sinne bislang dieSicht verzerrten und Sie ihr Meditations-objekt nur oberflächlich zu erkennenvermochten, zeigt es sich in der klaren

Ruhe Ihres unverwandt ausgerichtetenGeistes nun in aller Deutlichkeit. Mit an-deren Worten: Sie erleben jetzt auf einebesonders intensive, unmittelbare undungestörte Weise die Wirklichkeit ihresMeditationsgegenstandes, in unseremBeispiel ist es ein Bereich Ihres Körpers.

Ruhiger Geist undVerbundenheit – zweiSeiten einer Medaille

EIN WEIT VERBREITETER Irrtum istdie Vorstellung, beim Meditieren gingees vor allem darum, den Geist »ruhig zustellen«, seine Aktivität also immer mehrzu dämpfen - und womöglich völlig zumStillstand kommen zu lassen. Auch ein»ruhiger« Geist bleibt ein aktiver Geist.Darüber lassen auch die wissenschaft-lichen Untersuchungen der mentalenAktivität äußerst erfahrener Praktizieren-der während der Meditation keinenZweifel mehr. Ein Teil der Verwirrungüber den Zustand der Meditation ist ei-ner Verwechslung von Ursache und Wir-kung geschuldet. Grundlage jeder Medi-tationserfahrung ist ein in besondererWeise aktiver, eben ausgerichteterGeist. Diese Ausrichtung schafft eineebenso besondere Qualität der Annähe-rung an die Wirklichkeit dessen, woraufer sich ausrichtet. Es ist zum Beispielnicht mehr das Erleben: »Ich spüre mei-nen Atem«, sondern »Ich bin meinAtem«.

Gleichzeitig ist diese Situation einessolchen Geistes mit einer beeindrucken-den Stimmung verbunden. Kein Sprin-gen, kein Drängen, kein Gezogenwer-den, kein inneres Reiben oder Fragen.Vielmehr eine Stimmung großer Ruhe,Gelassenheit, Zufriedenheit, ein unge-brochenes JA zum gegenwärtigen Erle-ben.

Für die Eine mag es nun wichtigersein, in der Meditation etwas bisher Ver-borgenes verstanden zu haben, ein An-derer wird es vor allem schätzen, denGeist in Ruhe und Klarheit zu erleben.Das Yoga Sûtra nimmt beide Erfahrun-gen ernst: Meditation als Mittel zur Ent-wicklung eines tieferen Verständnisses.Und Meditation als das Herstellen einerStimmung, in der ich mich ganz bei mir,

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Auch ein »ruhiger« Geistbleibt ein aktiver Geist.

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einig mit mir, ruhig und gelassen fühle.Der Weg zu mehr Erkenntnis und zu ei-ner hoch geschätzten Stimmung führtaber über die immer gleiche Praxis einerbestimmten mentalen Aktivität, so viel-fältig sie auch in ihrer konkreten Ausfor-mung sein mag. Und in dieser Praxisgeht es darum, die Fähigkeit unseresGeistes zur ungeteilten Ausrichtung zuentwickeln und zu festigen.

Die heilendenWirkungen von Medita-tion

UM ZU VERSTEHEN, wie das Medi-tieren geübt wird, haben wir einen Blickin die Welt des Yoga getan. Hier findenwir das Raster, an dem wir messen kön-nen, ob wir uns auch wirklich der Me-thode bedienen. Hier finden wir die nö-tigen Anleitungen, das Handbuch füraufkommende Fragen.

Wie aber nun kann Meditation hei-len? Gesundheitliche Aspekte standenbei der Entwicklung der großen Traditio-nen der Meditation ja keineswegs imMittelpunkt. Die immer größere Bedeu-tung, die Meditationstechniken im Zu-sammenhang mit Heilungsprozessen zu-geschrieben wird, braucht deshalb einendieser Situation angemessenen Erklä-rungsrahmen. Wie ein solcher Rahmenaussehen könnte, wollen wir im Folgen-den aus unserer langjährigen Erfahrungheraus skizzieren.

Zwei Ebenen

VON UNSEREM HEUTIGEN Standder Kenntnisse aus, scheint es sinnvoll,zwei verschiedene Ebenen der Wirkungvon Meditation zu unterscheiden.

Wir möchten die eine beschreibenals

r die Ebene, in der die Wirkungenauf die komplexen Steuerungssystemedes menschlichen Körpers (zum Beispieldas Vegetativum, das Immunsystem, dashormonelle System) im Vordergrund ste-hen, die andere als

r die Ebene, in welcher das persön-

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Abb. 1

Abb. 2

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liche Erleben und Prozesse der Psycheden Mittelpunkt bilden.

Diese Unterscheidung ist in Wirklich-keit natürlich nur eine abstrakte. Dennin der Realität – das erleben wir auch inunserer täglichen Arbeit – überschnei-den und vor allem beeinflussen sich bei-de Ebenen. Um der Erklärbarkeit derHeilkraft von Meditation willen ist esdennoch hilfreich, eine solche Unter-scheidung zu treffen. Sie erleichtert dasVerständnis der Vielfalt aller Wirkungen,die sich aus meditativen Übungen ent-wickeln. Und sie erlaubt es, sich der mo-dernen und wissenschaftlich geprägtenDiskussion um wirksame Möglichkeitender Therapie und Prävention von Krank-heit zu stellen.

Die Wirkung von Meditation aufdie Steuerungssysteme desMenschen

Ein großer Teil der Menschen, dieHilfe im Yoga suchen, kommt mit demBedürfnis nach Stressabbau und Ent-spannung. Es scheint, als nehme der Be-darf danach täglich exponentiell zu.Dem liegen oft sehr ähnlich erlebte Er-fahrungen zu Grunde: so die Unfähig-keit abzuschalten (»das geht nur nochmit einem Glas Rotwein vor dem Fern -sehapparat«), Schlafstörungen, Er-schöpftheit (»ich weiß gar nicht, wie ichdas alles noch schaffen soll«), erhöhteReizbarkeit. Als andere Zeichen für diedauerhaft zu hoch eingestellte Span-nung im System gelten Symptome wiezum Beispiel erhöhter Blutdruck, Kopf-schmerzen, Herzrasen oder Angstatta-cken.

So war es auch bei Herrn Sch. Er warPflegedienstleiter einer großen Einrich-tung und in dieser Funktion, wie er sag-te »im Dauereinsatz«. Unter der Wochevor Ort, an den Wochenenden jederzeitüber das Handy erreichbar, den Über-blick zu behalten und Ausfälle von Kol-legInnen organisatorisch zu kompensie-ren. Da er zunehmend unter Kopf-schmerzen litt und sich gelegentlichSchwindelattacken dazu gesellten, maßer sich selbst auf der Arbeit öfter denBlutdruck und musste erschreckt fest-stellen, dass hohe Werte von 170/100mmHg eher die Regel als die Ausnahmewaren. Nachdem er dieses Geschehen

über vier Monate beobachtet hatte,nahm er endlich eine Abklärung der Ur-sachen in Angriff. Organische Störun-gen wurden ausgeschlossen – der typi-sche »Stress-Hochdruck«; sein Hausarztriet ihm angesichts der Werte zu einemBlutdruck senkenden Medikament.

Das war nun gar nicht nach seinemGeschmack und er begann sich umzu-hören, ob es nicht andere Wege derBlutdrucksenkung gäbe. Über das Inter-net stieß er auf Yoga. Er konnte sichnicht vorstellen, dass er es wirklichschaffen würde, regelmäßig eine Grup-pe zu besuchen; so interessierte ihn dasAngebot, mit einer angeleiteten Praxiszu Hause zu üben und nachdem er esnoch einmal genau studiert hatte, über-zeugte es ihn sehr.

Seine erste Praxis war kurz undüberschaubar; 15 Minuten Zeit konnteer sich für das Üben vorstellen (Abb. 1).

Beim zweiten Treffen wurde das

Üben mit dem Atem schon etwas inten-siviert und zum Schluss eine Übung imSitzen eingeführt, die verhindern sollte,dass er danach gleich aufspringen undzur Arbeit stürzen würde (Abb. 2)

Gerade diese Übung, so berichteteHerr Sch. beim nächsten Mal täte ihmganz besonders gut. Ob er sie nicht et-was länger machen könne? So wurdediese Übung über die nächsten beidenMale ausgebaut und rückte ins Zentrumder ganzen Praxis: eine Meditation, dieverschiedene Körperorte in einer be-stimmten Reihenfolge zum Fokus hatte(Abb. 3).

Herr Sch. übte diese Praxis sehr re-gelmäßig über 3 Monate. Da er wissenwollte, ob sie sich nun auch auf seinenBlutdruck auswirken würde, maß erüber zwei Wochen hinweg den Druckvor und nach der Praxis und konnte re-gelmäßig eine Blutdrucksenkung von et-wa 20 mmHg feststellen. Nachdem er

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Abb. 3

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über sechs Monate hinweg regelmäßiggeübt hatte, konnte er seine Blutdruck-werte nachhaltig soweit senken, dasssein Hausarzt von der Medikamente-nempfehlung Abstand nahm und ihmnur riet, den Druck regelmäßig zu kon-trollieren. Das tut Herr Sch. noch heute,jede Woche einmal. Seine Übungenpraktiziert er jedoch weiterhin fünf Malin der Woche.

Entspannung – das Interesse dermedizinischen Welt

Die auf vielen Erfahrungen basieren-de Tatsache, dass Menschen über Jahreund Jahrzehnte hinweg von der Medita-tion gesundheitlich profitierten, wirdheute kaum noch bestritten. VieleUntersuchungen, wesentlich aus denUSA, belegen inzwischen die Auswir-kungen von Meditation auf die vegeta-tiv gesteuerten Prozesse unseres Körpers– obwohl es an groß angelegten Stu-dien noch fehlt. Einer der medizinischenPioniere in diesem Bereich, der Kardiolo-ge Herbert Benson, von der HarvardUniversity, gründete 1998 das NationalCenter for Complementary and Alterna-tive Medicine. Die wissenschaftliche Ar-beit dort inspirierte viele Wissenschaftlerin aller Welt, allen voran die Stressfor-scher. In einer Vielzahl von Untersu-chungen ließ sich inzwischen nachwei-sen, dass Meditation – im dort vorherr-schenden Vokabular spricht man von»Entspannungstechniken«, vegetativeStellgrößen unseres Körpers beeinflusst.Dies resultiert in der Senkung erhöhtenBlutdrucks, der Verbesserung vegetati-ver Regulation des Herzens bei Men-schen mit koronarer Herzerkrankung,der Steigerung der Immunantwort beiHIV-Erkrankten, dem beschleunigtenAbheilen von Schuppenflechte; in einerStudie zeigte sich sogar signifikant, dassYoga übende Frauen mit nicht orga-nisch erklärbarer Unfruchtbarkeit mitHilfe von Entspannungstechniken eherschwanger wurden als solche, die nichtYoga praktizierten.

Wie dies alles im Einzelnen ge-schieht, ist noch nicht hinreichend ge-klärt. Die derzeit bevorzugte Hypotheseist, dass durch die Entspannungsreak-tion Gehirnzellen über die oberste Hor-monschaltzentrale des Gehirns, den Hy-

pothalamus, Signalstoffe ins Blut undzum vegetativen Nervensystem sendenund Organe sowie Zellen positiv beein-flussen. Auch die Wirkung von Medita-tion auf das Immunsystem ist belegt –welche verschlungenen Wege unser Sys-tem dabei geht, ist aber noch Gegen-stand interessanter Forschung.

Worüber sich alle einig sind: Bei vie-

len chronischen Erkrankungen ist dieAchse der Stresshormone mit in das Ge-schehen einbezogen und behindert an-gemessene Reparaturprozesse undKompensationsmechanismen des Kör-pers. Mit Hilfe von Meditation kann dasinnere Stressniveau gesenkt werden.Das macht die positive Einflussnahmemeditativer Techniken auf Krankheit zu-

mindest in groben Zügen erklärlich.

Das Feld der Psyche

DEN ZWEITEN WEG, über den Me-ditation ihre Wirkung entfaltet, betrifftdas persönliche Erleben, betrifft psychi-sche Prozesse. Ein Beispiel:

Herr R. ist 56 Jahre alt, als ihn einschwerer gesundheitlicher Schlag ereilt.Er hat über viele Jahre Yoga-Erfahrungin seiner eigenen Praxis gesammelt undan einer Yogalehrausbildung teilgenom-men, die es ihm ermöglichte, Yoga zuunterrichten. Nach langen Jahren krisen-hafter Beziehung hat er sich gerade vonseiner Partnerin getrennt; die Kindersind erwachsen und gehen ihre eigenenWege. Beruflich ist er noch immer imseinem erlernten Feld als Angestellter ei-ner Bank tätig, Yoga unterrichtet er mitgroßer Freude einmal wöchentlich in ei-ner gemeinnützigen Einrichtung fürchronisch kranke Menschen. Er fühltsich gesund, joggt zwei Mal in der Wo-che für eine halbe Stunde und prakti-ziert täglich ein recht forderndes Yoga-programm einschließlich Prâ~âyâma.

Wie aus heiterem Himmel trifft ihnein massiver Herzinfarkt, bei dem erknapp dem Tod entgeht. Er erholt sichschnell, doch die Untersuchungsergeb-nisse aus der Klinik sind alles andere alsberuhigend: Die Ärzte eröffnen ihm,dass er seit vielen Jahren an einem er-höhten Blutdruck und einer schwerenFettstoffwechselstörung leidet, die seineGefäße in einen bedrohlichen Zustandgebracht hat. Noch in der Klinik wird eram Herz operiert und bekommt vierStents (Erweiterungen der Herzkranzge-fäße). Darüber hinaus sind auch andereGefäße betroffen; die Operation einerverengten großen Halsschlagader wirderwogen, doch beschließt man, noch et-was abzuwarten. Der Blutdruck wirdmedikamentös eingestellt, der Spiegelder Fette im Blut muss mit Medikamen-ten gesenkt werden.

Herr R. ist über alle Maßen erschüt-tert, als er nach Krankenhausaufenthaltund Rehabilitation wieder bei seinerYogalehrerin auftaucht. Dass er nichtsvon seiner Krankheit wusste und be-merkte spielt dabei eine große Rolle. Ermuss sein Selbstbild neu zurecht rücken;

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Bei vielen chronischenErkrankungen ist die Achseder Stresshormone mit indas Geschehen einbezogen

und behindert angemes -sene Reparaturprozesse

und Kompensations -mechanismen des Körpers.Mit Hilfe von Meditationkann das innere Stress -

niveau gesenkt werden undmacht so deren positive

Einflussnahme auf dieKrankheit zumindest in

groben Zügen erklärlich.

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lange Zeit fühlt er sich unsicher in Bezugauf seine Eigenwahrnehmung; er trautsich selbst nicht mehr. Sein Schlaf ist seitdem Krankenhausaufenthalt schlecht;nachts wacht er oft schweißgebadetauf. Die fettarme Ernährung, zu derman ihn aufgefordert hat, schmeckt ihmnicht – isst er dennoch Butter und Käse,plagt ihn ein schlechtes Gewissen.

Da er schon lange Erfahrung mit denAtemübungen des Prâ~âyâma hat, ent-wickelt seine Lehrerin ein Programm fürihn, das im Anschluss an eine kurze Âsa-napraxis einen ausführlichen Teil mitTechniken der Atemregulierung beinhal-tet. Zudem schlägt sie ihm vor, danachzu meditieren. Dazu konzentriert sichHerr R. auf seinen Unterbauch und be-obachtet die Bewegung der Bauchde-cke. Diese Meditation übt er täglich 15Minuten lang (Abb. 4)

Als er nach sechs Wochen wiederkommt, geht es ihm deutlich besser. DerSchlaf hat sich normalisiert und die Ver-

zweiflung über seine mangelhafteSelbstkenntnis hat sich etwas gelegt. Biszum folgenden Termin nach drei Mona-ten übt er das Programm weiter.

Nun berichtet er, wie viel er schon indie Wege geleitet. Er hat seine Ernäh-rung umgestellt, das Joggen wieder auf-genommen; zusätzlich läuft er täglichdie Strecke zu seiner Arbeit anstatt diedrei Stationen mit der U-Bahn zu fah-ren. Seiner Yogagruppe hat er von sei-ner Situation erzählt – was er sich zu-nächst nicht hatte vorstellen können; erhatte sich geschämt, gerade als Yoga-lehrer so blind seiner eigenen Situationgegenüber gewesen zu sein.

Nun ist sein Wunsch, (»nachdem dasGröbste überstanden ist«), sich selbstannehmen zu lernen wie er ist (behaftetmit der Erfahrung einer großen Selbst-täuschung und mit einer schweren chro-nischen Krankheit belastet). Er wünschtsich, Zugang zu seinen inneren Heilkräf-ten zu finden und möchte dies mit Hilfe

einer Meditation tun.Nach zwei Treffen, in denen seine

Yogalehrerin im Gespräch mit ihm nacheinem Ansatz für eine passenden Medi-tation sucht, erhält er einen ersten Vor-schlag, der ihn spontan anspricht, als erihn bei seiner Lehrerin zum ersten Malpraktiziert. Dieser Vorschlag wird nachweiteren drei Wochen seinem Feedbackentsprechend erweitert und verändert.

Seit einem Jahr nun praktiziert HerrR. das Prâ~âyâma und diese Meditationin Kombination mit unterschiedlichenÂsanapraxen (Abb. 5)

Emotional fühlt er sich sehr stabil;über sein Erkrankung hat er sich mittler-weile ausführlich belesen und ein ausge-glichenes Maß an Disziplin für den Um-gang damit gefunden. Die Bedeutungseiner Meditation dabei beschreibt erso: »Es ist als ob ich mir jeden Tag selbsteine Infusion gebe. Da ist drin: Zuver-sicht, Beruhigung, Anschluss an mein in-neres Gesundes und das Gefühl von

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Abb. 4 Abb. 5

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Dankbarkeit für die zweite Chance, dieich in meinem Leben hatte«.

Meditation beeinflusst unserepsychische Befindlichkeit

Herrn R.s Meditation, die er nun seitüber einem Jahr regelmäßig praktiziert,hat einen speziellen Inhalt. Unter demStrich würden wir das so formulieren:Sie hilft ihm, das Selbstbild, das er vonsich hat, zu korrigieren und den neuenR. anzunehmen. Dieser Prozess ist wiedas Zusammensetzten eines Puzzles;ganz unterschiedliche Aspekte ergebennach und nach ein Ganzes.

Die Erfahrung großer Todesangst,die sein Herzinfarktgeschehen in ihmausgelöst hat, kann er ausbalancierenmit der Erfahrung von Tröstung und in-nerer Stärke, die ihm daraus entsteht,dass er wieder Anschluss an seine alteZuversicht bekommt.

Die Unsicherheit in der Wahrneh-mung seiner eigenen Persönlichkeit, dieihn plagte, kann er in einem kontinuier-lich in der Meditation hergestellten Kon-takt zu seinen bekannten Anteilen auf-lösen: Er macht die Erfahrung, dass seinSelbstbild nicht komplett falsch war. Esgelingt ihm, z.B. beim Fokussieren imRahmen der Meditation immer widerdas Heft in die Hand zu nehmen, wenner abgelenkt ist. Da kommt der »alte«R. wieder zum Vorschein, der die Dingedeutlich sieht und in die Hand nimmt. Erentdeckt wieder Handlungsspielraumund – fähigkeit in sich.

Das Gefühl von Machtlosigkeit, aus-gelöst durch die körperlichen Entwick-lung, die ihn hinterrücks überfallen zuhaben schien, kann er aufwiegen mitder Erfahrung seiner stabilen und ge-sunden Anteile, mit denen er täglich be-wusst in Kontakt tritt.

Und die innere Distanz, die er sichgegenüber seinen Ängsten und Eitelkei-ten verschafft, lässt ihn seine Lebenssi-tuation realistischer sehen und hilft ihmÜberaktivismus zu vermeiden ebensowie für ihn passende Entscheidungen zutreffen, wie Ernährung und Fußwegstatt U-Bahn.

All das sind Äußerungen von etwas,das man heute in der psychologischenFachsprache als »Selbstwirksamkeit« be-zeichnet: Die Gewissheit, nicht Opfer zu

sein sondern handlungsfähig. Die Über-zeugung, zu seinem Leben einen eigen-ständigen entscheidenden Beitrag zuleisten führt zu einer größeren Zufrie-denheit und somit zu mehr Lebensqua-lität.

Visionen und innere Bilder

VIELE MEDITATIONEN bedienensich des menschlichen Vermögens, sichetwas vorzustellen, was real (noch) nichtda ist. In manchen Traditionen basierendie anspruchvollsten Meditationspraxenauf dieser Methode. Kompliziert aufge-baute Bildvisionen wie zum BeispielYantras oder Mandalas werden dabeibisweilen über Stunden, Tage, Wochenmit höchster Konzentration im Geist zu-sammengesetzt. Die Arbeit mit demVorstellungsvermögen ist also eine alteMeditationstechnik.

Sich etwas vorzustellen bringt einenMenschen in Verbindung mit bestimm-ten Qualitäten, Potenzialen und Aspek-ten der eigenen Person. Dazu kann Ge-sundheit und Gelassenheit ebenso ge-hören wie Mitgefühl oder Kraft. Gelin-gen solche Meditationen, dann entwi-ckelt sich aus der Vorstellung wirklicheErfahrung und eine Veränderung des Er-lebens und Wahrnehmens. So kann zumBeispiel aus dem Opfer eines Gesche-hens eine Handelnde werden. Oder je-mand findet zu einer Kraft und Zuver-sicht zurück, die in den Stürmen einerErkrankung verloren gegangen war.

Meditation entfaltet ihre heilendeWirkung hier als eine Methode, die ver-sucht, über den Mechanismus psychi-scher Interventionen Einfluss zu nehmenauf die eigene innere Einstellung zudem, was einem Menschen widerfahrenist. Auch Herr R.s meditative Übungenbewegen sich in diesem Feld.

Zum Beispiel: Die Technikdes Japa.

»GESUNDE ANTEILE aufspürenund sich damit verbinden« wie machtman das? Sehr häufig - wie schon be-schrieben - mit Hilfe von Vorstellungenund Visionen. Aber auch verbale Techni-ken kommen dabei zur Anwendung.

In Patañjalis Yoga Sûtra wird eine

Meditationstechnik erwähnt, die auch inder westlichen Kultur einen großen Stel-lenwert hat: die »Japa«-Methode. Hier-bei wird eine Silbe, ein Wort, ein Satzkontinuierlich über viel Male hörbaroder im Stillen wiederholt.

Auch den Meditationen des christ-lichen Kontextes ist diese Art zu medi-tieren nicht fremd. Das »Herz-Jesu-Ge-bet« der Christen ist ein solche Japa-Meditation. Das Abzählen der Perlen ei-nes Rosenkranzes (in Indien ist es eine»Mâla«) hilft, diesen Wiederholungeneine Dauer und Struktur zu geben.Allerdings ist die Japa-Technik nicht aneinen bestimmten Inhalt oder religiösenKontext gebunden. Jede Qualität, dieein Mensch für sich anstrebt, jeder In-halt, mit dem er in Beziehung tretenmöchte kann Thema einer solchen Me-ditation sein. In manchen Traditionenwird sogar das mentale Abzählen derAtemzüge zu einer Meditationstechnikgeformt.

Franziska S. etwa hat eine Krebser-krankung, die ihr Leben über zwei Jahrehinweg sehr stark bestimmt hat. Mittler-weile ist sie in ihren Beruf zurück ge-kehrt. Durch die schweren Zeiten, diehinter ihr liegen, begleitete sie eineYogapraxis, zu der seit einem guten hal-ben Jahr eine Japa-Meditation gehört.Sie hatte vor längerer Zeit einmal einenYogakurs besucht, in dem viel mit Tö-nen und dem Rezitieren von Silben undkleinen Texten in der alten vokalreichenindischen Hochsprache, dem Sanskrit,gearbeitet wurde. Daraus entstand dieErfahrung, dass Tönen und Singen ihremanches Mal sehr schwarzen Stimmun-gen und Ängste lösen konnte. GetönteSilben und Worte hatten sie also schonlange in positiver Weise begleitet. Aufder Suche nach einer Meditation schlugihr Yogalehrer ihr deshalb eine Sanskrit-Zeile aus einem längeren Textstück vor.Der Inhalt dieses Textes kreist um dasGesund-Werdens mit Hilfe aller Kräfteaus der Natur. Mit diesem Thema medi-tiert Franziska S. seitdem auf das Ziel,wieder ganz gesund zu werden. Einge-bettet in eine für sie passende Formwiederholt sie täglich in ihrer Praxis diewohl klingenden Sanskrit-Worte mitdem Bewusstsein um ihre Bedeutung.Sie fühlt sich danach fast immer vielleichter. Beängstigende Gedanken wer-

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den zurückgedrängt. Sie genießt die Er-fahrung, sich durch diese Praxis in einebessere und ruhigere Stimmung zu ver-setzen.

Meditieren heißtErfahrungen machen

VIELES KANN ZUR Heilung einesMenschen betragen, der durch Krank-heit in innere Not geraten ist. Ein gutesteilnehmendes Zuhören, ein verständnis-volles Gespräch bewirken manches Malerstaunlich positive Wendungen. DieÜberzeugung, mit der die behandelndeÄrztin eine mögliche Heilung in Aussichtstellt, trägt oft dazu bei, selbst Informa-tionen, die sich der Betroffene aus demkühlen Internet heraus zieht. Was istaber das besondere an der heilendenKraft der Meditation?

Stellen Sie sich doch einmal vor, Sieseien lange Zeit ans Bett gefesselt gewe-sen. Der Frühling ist ins Land gegangen,der Sommer hat begonnen und Sie kön-nen alles nur aus der liegenden Perspek-tive eines vollklimatisierten Kranken-hauszimmers verfolgen. Berichte Ihrertreuen Freunde, die Sie am Krankenbettregelmäßig besuchen, sprechen von Hit-ze und Eiscafes, von Ausflügen auf denBrandenburger Seen. Es ist schön, es tutgut, etwas davon mit zu bekommen, seies auch nur »aus zweiter Hand« und Ih-nen ginge es sicher um Einiges schlech-ter, wenn sich niemand bei Ihnen blicken ließe.

Und nun stellen Sie sich vor, Sie wä-ren gesund und erlebten alles, was dieFreunde erzählt haben, selbst: das laueWasser, das Ihre Hand umspielt, diewarme Sonne auf Ihrer Haut, der wildeWettlauf durch das grüne Gras... Welchein Unterschied! Es ist der Unterschiedder Erfahrung.

Ebenso wie Sie in unserem Experi-ment erlebt ein kranker Mensch Mo-mente von Heil-Sein entweder aus»Zweiter Hand« oder aus eigener un-mittelbarer Erfahrung in seiner Medita-tion. Kein Mensch ist nur gesund odernur krank. Deswegen ist die Erfahrungdes Heil-Seins auch nichts, was man sicheinreden würde – sie hat eine Realität inder betreffenden Person. In der Verbin-dung mit einem Objekt kommt der

überrege Geist zur Ruhe und für Mo-mente, Augenblicke, erlebt sich der Me-ditierende sorgenfrei, selbstbestimmtund in sich ruhend. Keine noch so inten-siv erlebte Aufmunterung kann diese Er-fahrung ersetzen. Die Erfahrung desHeil-Seins taucht wie eine Insel aus demMeer der Krankheit und Bedrohlichkeitauf. Auf diesem Eiland kann man für ei-ne Zeit bei sich sein und dabei ein inne-res Ja spüren. Wiederholte Begegnun-gen mit dieser Erfahrung in einer konti-nuierlich geübten Meditation schwem-men gleichsam Sand an, vergrößern dieInsel der Heil-heit auf diese Weise undlassen sie solide und sicher werden. Ne-ben dieser Insel gibt es natürlich weiter-hin trübe Sümpfe und zerstörerisch rei-ßende Flüsse. Deshalb ist es töricht, dasErleben eines solchen Ortes in sich zureinzig »wirklichen« und richtigen Erfah-rung zu stilisieren. Es ist vielmehr einervon vielen Orten und Aspekten, die inihrer Gesamtheit uns als Person ausma-chen. Aber es ist eben ein Ort, von demaus Positives in Gang gebracht werdenkann, von dem aus Prozesse angestoßenwerden, die unser körperliches und psy-chisches Wohlbefinden fördern können.In den Momenten der Meditations-Er-fahrung eines gesammelt und geordnetauf ein Eines gerichteten Geistes erlebtsich ein Mensch tatsächlich als ganz undzufrieden. Heil-Sein ist genau das.

Selbsterfahrung undAkzeptanz

AUS DEM YOGA Sûtra wissen wir,dass Yogapraxis in ihrer Gesamtheit zuzwei Ergebnissen führen kann – voraus-gesetzt, sie wird richtig ausgeführt: EineZunahme von Klarheit und Verständnis(Samâdhi) und die Verringerung jenerinneren Dynamik unseres Geistes dieTäuschung und Irrtum produziert (Kle-Ía).

Die Fähigkeit, klarer zu werden undimmer besser zu verstehen macht natür-lich auch vor der eigenen Person nichtHalt. Wie in Herrn R.s Fall kann Medita-tion so wirken, dass eine Tatsache (»ichbin ein Mensch mit einer chronischenKrankheit«), ein Vorfall (»ich war demTod nahe«), eine Eigenschaft (»Ich habemich so sehr in mir getäuscht«) nach

und nach umfassend und angemessenverstanden werden kann, nicht nur mitdem Kopf, sondern auch mit dem Her-zen. Hand in Hand damit geht idealerWeise das einher, worum wir uns immerso sehr bemühen müssen, wenn es sichum unangenehme Dinge dreht: Das An-nehmen dieser Tatsachen. Jeder kannangenehme Eigenschaften einfach ak-zeptieren. Im Prozess von Krankheit undHeilung geht es aber viel um Dinge, dieuns unangenehm sind, die wir am lieb-sten nie kennen gelernt hätten, die unsbedrohlich sind, die wir nicht habenwollen. Und wir lernen Seiten von unskennen, die uns erschrecken und verstö-ren. Meditation hilft, auch dazu »Ja« zusagen.

Sehr häufig kommen kranke Men-schen über die Meditation zu klarerenEinschätzungen ihrer Schwächen undStärken.

Frau F., eine 48jährige Frau, die aneiner schweren rheumatischen Erkran-kung leidet und sich mit zunehmendenBewegungseinschränkungen ausein-andersetzen muss, beschreibt das in die-sen Worten: »Ich habe das Gefühl, nä-her an mir dran zu sein. Die Entschei-dung, wann ich zu den ganz starkenMedikamenten greife, fällt mir leichterals früher. Anfänglich habe ich diesenSchritt auf Teufel komm raus vermie-den. Und wenn ich ehrlich bin, glaubeich, dass meine Gelenkzerstörungenheute nicht so schwer wären, hätte ichdamals anders entschieden. Die Medita-tion hilft mir auch dabei, anzunehmen,dass ich mich viel mehr um meine Ge-sundheit kümmern muss als andereMenschen. Klar, dass mir das manchmaltotal auf den Geist geht, aber wenn ichdann morgens so sitze, kann ich auchdie Erfolge sehen, die das bringt und binein bisschen versöhnter damit«. !

Ein weiterer Aspekt, der Krankheit undHeilung beeinflusst hat nicht unmit tel -bar zu tun mit Üben, sondern mit un -serem Agieren und Reagieren im Alltag.In einem fünften und letzten Artikelwerden wir darstellen, wie Yoga indiesem Bereich den Heilungsprozesseines Menschen unterstützen und voranbringen kann.

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