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Zeitschrift für celtische Philologie (2011) () || LAJOYE, PATRICE: Des Dieux gaulois. Petits essais de mythologie

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Das Buch ist reich und in vorzüglicher Qualität bebildert. Warum allerdings als Beispiel für ein irisches Hochkreuz (S. 222) ausgerechnet ein neuzeitlicher Grabstein verwendet wurde, bleibt Geheimnis des Verlages.

Auch wie der Autor die unumgänglichen „heiklen“ Themen, wie „keltische Religi­on“ (S. 118-133, 169-175), oder die „Artus-Legende“ (S. 202-209), sachlich von esote­rischen Mythen befreit, ist sehr positiv im Sinne einer Darstellung „der Kelten“ für die nichtakademische Öffentlichkeit und macht das Buch zu einer willkommenen Er­gänzung zu Die Kelten - Mythos und Wirklichkeit, hrsg. von Stefan Zimmer. Stuttgart: Theiss 2004.

Es ist nicht nur für den interessierten, anspruchsvollen Laien geeignet, sondern auch für den wissenschaftlichen Einsteiger, der mit diesem Buch einen guten Über­blick über die komplexe - und oft verwirrende - Materie der Archäologie der mittel­europäischen Hallstatt- und Latènekulturen erhält. Allerdings entbindet es den aka­demischen Leser nicht von weiteren Studien und kritischer Hinterfragung.

So gesehen sehr gute Populärwissenschaft. Um den Anspruch des umfassenden Titels „Die Kelten“ zu erfüllen, wären allerdings auch einige Kapitel sowohl zu den Kelten auf der iberischen Halbinsel, die in diesem Buch lediglich unkommentiert auf einigen Karten erscheinen, als auch zur den Kelten östlich der Kernlande wünschens­wert gewesen - da müssen wir wohl die dritte Auflage abwarten.

Berlin Daniel BÜCHNER

LAJOYE, PATRICE: Des Dieux gaulois. Petits essais de mythologie. Budapest: Archaeolin-gua Alapítvány, 2008 (Archaeolingua Series Minor 26). 237 S., ISBN 978-963-8046-92-5. € 36.

Wie der Untertitel des Buches anzeigt, handelt es sich um eine Sammlung von insge­samt 22 weitgehend selbständigen Aufsätzen zur gallischen Mythologie, von denen sich zwölf mit gallischen Göttern, sieben mit gallischen Göttinnen, zwei mit jeweils einem Götterpaar und ein letzter (besonders umfangreicher) mit dem Gott Lugus be­schäftigen. Eingerahmt werden diese Aufsätze von einer zehnseitigen Introduction (mit Hinweisen zur Forschungsgeschichte, zum sujet d’étude, zur méthode und zu der vom Autor favorisierten méthode comparatiste) sowie von einem zweiseitigen Schluss­abschnitt En guise de conclusion (mit einigen Überlegungen zum Gott Ucuetis), einer 25-seitigen Bibliographie und einem Register der antiken und mittelalterlichen kelti­schen Namen.

Die Stärke des Bandes besteht darin, dass der Autor eine Fülle antiker literarischer und epigraphischer Quellen, Übersetzungen mittelalterlicher inselkeltischer Quellen sowie moderner Sekundärliteratur durchgearbeitet hat und dem Leser durch seine ausführliche Quellennachweise einen guten Eindruck von der Quellenlage und ihrer Problematik vermittelt. Dabei lernt man neben bekannten Hypothesen und Spekula­tionen auch einige neue Überlegungen und neuartige Kombinationen bereits bekann­ter Quellen kennen. Eine unleugbare Schwäche des Bandes liegt jedoch darin, dass der Autor vor allem französischsprachige und ins Französische übersetzte Autoren

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ausgewertet hat und Beiträge einiger wichtiger deutschsprachiger Autoren wie z.B. Gerhard Bauchhenß, Manfred Hainzmann und Wolfgang Spickermann noch nicht einmal in der Bibliographie verzeichnet sind. Dabei fällt auf dass auch durchaus frag­würdige oder gar unwahrscheinliche Etymologien unter Berufung auf vermeintliche Autoritäten als gesichert dargestellt werden und der Vergleich mit mittelalterlichen inselkeltischen Literaturwerken in der Regel nicht auf den Handschriften oder maß­geblichen Textausgaben, sondern auf mitunter problematischen Übersetzungen, Para­phrasen und Zusammenfassungen in populärwissenschaftlichen Handbüchern aufge­baut ist. Wenn der Autor in seiner Einleitung einräumt, eine „véritable synthèse sur la mythologie gauloise sei impossible“ (S. 16), wird man ihm ohne Weiteres zustim­men. Die darauffolgende Bestimmung seiner eigenen Methode („rassembler tous les matériaux, de façon aussi exhaustive que possible, et en faire la critique raisonnée“, ebd.) erscheint jedoch im Hinblick auf seinen Eklektizismus und dem vollständigen Fehlen quellen- und methodenkritischer Grundsätze unzureichend. So kann es kaum überraschen, dass der Verfasser auch am Ende des Bandes kein irgendwie geartetes Resümee oder Fazit aus seinen Untersuchungen zieht. Der Leser aber steht nach der Lektüre einigermaßen ratlos vor der Frage, mit welcher Begründung der Verfasser ei­nige höchst spekulative Überlegungen zur keltischen Mythologie zurückweist, andere jedoch plausibel findet.

Tübingen Bernhard MAIER

LIPP, REINER: Die indogermanischen und einzelsprachlichen Palatale im Indoranischen, 2 Bde., Heidelberg: Winter 2009. Bd. I: XXX + 458 S., ISBN 978-3-8253-5247-9, Bd. 2: XXX + 594 S., 978-3-8253-5248-6. € 58 je Band.

Praktisch seit Anbeginn wissenschaftlich fundierter Rekonstruktion der indogerma­nischen Grundsprache hat die Frage nach Anzahl und Entwicklung der velaren Ver­schlußlautreihen eine bis heute anhaltende Diskussion hervorgerufen. Einen beson­deren Stellenwert nimmt hierbei die Frage ein, ob grundsprachlich mit einer von den reinen Velaren phonematisch geschiedenen Reihe palataler Velare zu rechnen sei, die sich in den östlichen (‚Satem-‘) Sprachen zu Affrikaten oder Sibilanten verschiedener Art entwickeln, während sie in den westlichen (‚Centum-‘) Sprachen - wahrscheinlich aber mit der bedeutsamen Ausnahme eines Teils der anatolischen Sprachen, nämlich des Luwischen und Lykischen - von den reinen Velaren nicht zu unterscheiden sind. Auch wenn die Centum-Satem-Isoglosse bei der Klassifikation der idg. Sprachen heu­te kaum noch eine Rolle spielt, sind die Einzelisoglossen nach wie vor bedeutsam. Ursache für diesen Streit sind v.a. die z.T. uneinheitlichen Reflexe der palatalen Reihe: so wird das Wort für ‚Vieh‘ angesichts von ved. páśu, a w pašu gewöhnlich als *peku angesetzt; da das Litauische wie auch das Westbaltische hier aber einen velaren Re­flex zeigen (lit. p kus, altpreuß. pecku), dies auch kein isolierter Einzelfall ist und sich unerwartete Centum-Reflexe bald in der einen, bald der anderen Satem-Sprache und, je nach Isoglosse, auch in wechselnden Bündeln von Satem-Sprachen finden, ergibt sich ein höchst uneinheitliches und erklärungsbedürftiges Bild, das oft als unvollstän-

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