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AKADEMIE FÜR TONKUNST Kulturinstitut der Wissenschaftsstadt Darmstadt ZEITSTRÖME 2020 – Tage für aktuelle Musik Programmheft Montag, 10. bis Freitag, 21. Februar 2020 Wilhelm Petersen-Saal der Akademie für Tonkunst Darmstadt Wissenschaftsstadt Darmstadt Akademie für Tonkunst Ludwigshöhstraße 120 64285 Darmstadt Telefon (0 61 51) 9 66 40 Telefax (0 61 51) 96 64 13 E-Mail: [email protected] Internet: www.facebook.com/Zeitstroeme Eintritt frei Der Verein der Förderer und Freunde der Akademie für Tonkunst Darmstadt e.V. bittet am Ausgang der Konzerte um eine Spende. Bild- und Tonaufnahmen sind während der Aufführungen nicht gestattet. Bitte schalten Sie Ihr Mobiltelefon aus.

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AKADEMIE FÜR TONKUNST Kulturinstitut der Wissenschaftsstadt Darmstadt

ZEITSTRÖME 2020 – Tage für aktuelle Musik Programmheft Montag, 10. bis Freitag, 21. Februar 2020 Wilhelm Petersen-Saal der Akademie für Tonkunst Darmstadt Wissenschaftsstadt Darmstadt Akademie für Tonkunst Ludwigshöhstraße 120 64285 Darmstadt Telefon (0 61 51) 9 66 40 Telefax (0 61 51) 96 64 13 E-Mail: [email protected] Internet: www.facebook.com/Zeitstroeme

Eintritt frei Der Verein der Förderer und Freunde der Akademie für Tonkunst Darmstadt e.V. bittet am Ausgang der Konzerte um eine Spende. Bild- und Tonaufnahmen sind während der Aufführungen nicht gestattet. Bitte schalten Sie Ihr Mobiltelefon aus.

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Zeitströme 2020 – Tage für aktuelle Musik Montag, 10. bis Freitag, 21. Februar 2020 Wilhelm Petersen-Saal der Akademie für Tonkunst Darmstadt Künstlerische Leitung: Il-Ryun Chung Bühnen-, Saal- und Studiotechnik (Mediamanager): Masahiro Nishio Gestaltung des Programmhefts und Organisation: Lukas Grossmann Herausgegeben von: Wissenschaftsstadt Darmstadt Akademie für Tonkunst Ludwigshöhstraße 120 64285 Darmstadt Telefon (0 61 51) 9 66 40 Telefax (0 61 51) 96 64 13 E-Mail: [email protected] Internet: www.facebook.com/Zeitstroeme Eintritt frei Der Verein der Förderer und Freunde der Akademie für Tonkunst Darmstadt e.V. bittet am Ausgang der Konzerte um eine Spende. Bild- und Tonaufnahmen sind während der Aufführungen nicht gestattet. Bitte schalten Sie Ihr Mobiltelefon aus

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Zeitströme 2020 – Tage für aktuelle Musik 10. bis 21. Februar 2020

Ein Ort der Begegnung zwischen internationalen Künstlern und Studierenden der Akademie für Tonkunst zu sein war von Anfang an das Konzept der Zeitströme und verwirklicht sich bei der sechsten Ausgabe des Festivals in beeindruckender Weise: Gerhard Stäbler und Kunsu Shim gestalten zwei Programme, eines davon mit dem Luna-Ensemble aus Amsterdam – ein Steichquartett – das andere eine PerformanceLecture unter Einbeziehung des Publikums. Wir ehren Gerhard Stäbler zum 70. Geburtstag, den er vergangenes Jahr feiern konnte. Der Kern des diesjährigen Festivals besteht aus Musik, die zu zweit realisiert wird – drei verschiedenartige Duoprogramme werden präsentiert. Yoriko Ikeya und Klaus Schöpp stellen ein facettenreiches Programm für Flöte und Klavier vor, das von seltener aufgeführten Komponistinnen und Komponisten wie Olga Rayeva und Conrado del Rosario bis zu Toshio Hosokawa und Isang Yun reicht. Die seit letztem Jahr am Haus lehrende Sopranistin Yereh Suh stellt sich gemeinsam mit ihrem Klavierbegleiter Holger Groschopp mit einem Liederabend der Darmstädter Öffentlichkeit vor. Das Programm umfasst Werke von Arnold Schönberg, Isang Yun, Györgi Ligeti und Unsuk Chin. Das dritte Duoprogramm bestreiten Sarah Saviet und Joseh Houston und sie bringen das Werk for John Cage von Morton Feldman zu Gehör. Die Konzerte unter Beteiligung von Studierenden und Dozenten der Akademie für Tonkunst runden das Programm ab: Die Reihe Forum Junge Solisten – dieses Jahr mit besonders vielen hochkarätigen Beiträgen junger Musikerinnen und Musiker – darf natürlich nicht fehlen, wie das traditionelle Konzert des Ensemble Tonkunst, das neun Werke der Kompositionsklassen von Arne Gieshoff und Il-Ryun Chung zur Uraufführung bringen und das Abschlusskonzert darstellen wird. Den Anfang des Festivals macht das Konzert Electric Ritual, bei dem sich der künstlerische Leiter erlauben wird, seine Experimente mit Live-Elektronik und Computermusik in Verbindung seines Instruments Gitarre vorzustellen. Il-Ryun Chung (künstlerischer Leiter des Festivals)

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ZEITSTRÖME 2020 – Tage für aktuelle Musik 1. Konzert: Eröffnungskonzert Electric Ritual ................................................................................................................. 8 Montag, 10. Februar 2020, 19:00 Uhr 2. Konzert und 1. Lecture Zu zweit I: Flöte und Klavier, Yoriko Ikeya und Klaus Schöpp .............................. 12 Donnerstag, 13. Februar 2020, 19:00 Uhr Lecture I: Die Flöte in der aktuellen Musik .............................................................. 20 Freitag, 14. Februar 2020, 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr 3. Konzert PerformanceKonzert: Kunsu Shim – Gerhard Stäbler ERZÄHLEN… ..................... 22 Freitag, 14. Februar 2020, 19:00 Uhr 4. Konzert PerformanceLecture mit Einbeziehung des Publikums: CHANGE! ....................... 28 Samstag, 15. Februar 2020, 19:00 Uhr 5. Konzert Forum junge Solisten: ................................................................................................. 30 Studierende der Akademie für Tonkunst stellen sich vor Dienstag, 18. Februar 2020, 19:00 Uhr 6. Konzert Zu zweit II: Stimme und Klavier, Yeree Suh und Holger Groschopp ..................... 38 Mittwoch, 19. Februar 2020, 19:00 Uhr 7. Konzert und 2. Lecture Lecture II: Die Violine in de aktuellen Musik ........................................................... 48 Donnerstag, 20. Februar 2020, 13:00 Uhr bis 15:00 Uhr Zu zweit III: Violine und Klavier, Morton Feldman – for John Cage ...................... 50 Donnerstag, 20. Februar 2020, 19:00 Uhr 8. Konzert: Abschlusskonzert Ensemble Tonkunst Werke der Kompositionsklassen von Il-Ryun Chung und Arne Gieshoff ............... 54 Freitag, 21. Februar 2020, 19:00 Uhr

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1. Konzert: Eröffnungskonzert Montag, 10. Februar 2020, 19:00 Uhr Electric Ritual Il-Ryun Chung (*1964) Electric Ritual

for Guitar and Live-Electronics

Part I: Chladni Figures (Chladnische Figuren)

Part II: Swarm of Pulses (Schwärme von Pulsen)

Part III: Outlines of Folksongs (Umrisse von Volksliedern)

Part IV: Remote Choral (Ferne Choräle)

Part V: Quivering Sounds (Bebende Klänge) Komposition, Gitarre und Live-Elektronik: Il-Ryun Chung

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Il-Ryun Chung Ritual steht für etwas Uraltes, Archaisches und steht im Widerspruch zu Electric, also Elektronik, die kaum mehr aus dem modernen Leben wegzudenken ist. Die Musik Electric Ritual ist der Versuch, unsere eigenen archaischen Ursprünge mit der immer schneller und verrückter werdenden Zivilisation in Einklang zu bringen. Il-Ryun Chung Im Alter von 16 Jahren autodidaktisches Gitarrenspiel und erste Versuche, Musik selbst zu erfinden. 1984-89 erster Gitarren- und Kompositionsunterricht bei Carlo Domeniconi und entscheidende Wegbereitung durch eine umfassende musikalische Ausbildung durch den Ausnahmemusiker. In den darauf folgenden Jahren 1989-1995 weiterführendes Studium der Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Jolyon Brettingham-Smith und Diplomabschluss. 1994 Kennenlernen des koreanischen Meistertrommlers Kim Duk-Soo; Erlernen des Janggu-Spiels durch die Teilnahme an dessen Meisterkursen in Berlin. Beginn von umfassenden Studien der originären koreanischen Musik, insbesondere der schamanistisch geprägten Perkussionsmusik, dabei Entdeckung der einzigartigen Kombination von Komplexität und extremer musikalischer Energie in dieser Musik. Erforschung und Erprobung von komplexen rhythmischen Strukturen als Fundament der eigenen Werke. 2001 Mitbegründung des Ensembles IIIZ+ und 2009 des AsianArt Ensembles. Einladungen von Festivals wie dem „Festival de l‘imaginaire“ in Paris, dem „38, Rugissant“ in Grenoble, dem Taiwan Festival oder dem Tokyo Summer Festival sowohl als Interpret als auch als Komponist. Es folgen Auszeichnungen wie der „Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2012“ für die erste CD des AsianArt Ensembles und mehrere Kompositionsstipendien des Berliner Kultursenats. Ausbildung einer eigenen Kompositionsrichtung durch die Erfahrungen bei der interpretatorischen Arbeit in den beiden Ensembles im Spannungsfeld von theoretischer Konzeption und Realität der menschlichen Interpretation. Auslotung der Spielbarkeit von polymetrischer Rhythmik. Von 1999 an bis heute Arbeit an den beiden Werkreihen „Etüden neuer Spieltechniken für Gitarre“ und „Die untemperierte Gitarre“. Das innere Experimentierfeld darstellend, ist es die Quelle für das Aufbrechen der temperierten Stimmung mittels Verwenden von Skalen mit mikrotonalen Tonschritten oder mikrotonal gestimmten Instrumenten wie Harfe, Gitarre oder Zithern. Seit 2000 Beschäftigung mit computerbasierter Sampletechnik, Erprobung von polymetrischen Ideen, vollkommen neuen Klangkombinationen unbekannter Instrumente und auch der neuartigen Stimmungen und Skalen auf möglichst naturgetreue Weise. 2008 Auftrag des Seoul Philharmonic Orchestras für die von Unsuk Chin kuratierte Konzertreihe „Ars Nova“ und 2009 Auftrag des Tokyo Summer Festivals für Werke für großes Ensemble. Entstehung der beiden zusammengehörenden Werke „GLUT“ und „BENU“, zwei Schlüsselwerke für rein westliches Instrumentarium, in dem sowohl die Erkenntnisse aus der komplexen rhythmischen Struktur der koreanischen Musik, das Changguspiel und die Sampletechnik zusammengeflossen sind. 2009 Auftrag des National Orchestra of Korea unter der künstlerischen Leitung von Hwang Byunki für ein abendfüllendes Orchesterwerk für koreanische Instrumente. Studienreise nach Korea; Sampling aller koreanischen Instrumente des Orchesters und Erstellung einer eigenen Sample-Library.

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Durch das Studium der archaischen, sehr ursprünglichen koreanischen Instrumente das Gewinnen der Erkenntnis, dass Dissonanz nicht nur eine Frage des Zusammenklangs von mehreren Tönen sein muss, sondern dass ein einzelner Ton bereits in sich dissonant durch unharmonische Obertonspektren wirkt. Erforschung der Schärfe, Rauheit und Flexibilität des einzelnen Tons als strukturelles Element in dem Gesamtwerk. Oktober 2011 zweimalige Aufführung des 80-minütigen Konzertwerks „Part of Nature“ der im National Theater of Korea in Seoul. 2012-2013 Kompositionen für Ensembles bestehend aus asiatischen und westlichen Instrumenten, darunter „GRAVITY“ für Daegeum, Sheng, Basskoto und Ensemble, beauftragt von der ernst von siemens musikstiftung für das Festival SOUNDSCAPE EAST ASIA. 2014 Urauffürung der es epischen Musikdramas Kassandra für Pansori und koreanische Instrumente im National Gugak Center in Seoul. 2016 Composer in Residence beim National Orchestra of Korea. 2017 künstlerischer Leiter des Festivals TURBULENZEN im Radialsystem V in Berlin. 2018 Konzertreise mit dem AsianArt Ensemble zum 9. ChinaConTempo Kompostionswettbewerb am Central Conservatory of Music Beijing. 2019 Kompositionsaufträge des Gayageum Ensembles SAGYE für das 20-jährige Bestehen des Ensembles und der Marimba-Virtuosin Kuniko Kato für die Eröffnungsfeierlichkeiten der Olympiade 2020 in Tokyo. Arbeit an dem abendfüllenden Werk für Gitarre und Live-Elektronik „Electric Ritual“. Seit Februar 2014 Leitung des Fachbereichs Komposition/Aktuelle Musik an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt und Leiter des Festivals ZEITSTRÖME. Etablierung eines neuartigen Kompositionsstudiengangs mit praxisorientierter Ausrichtung. In der fachbereichübergreifenden Lehrveranstaltung „Werkstatt“ werden wöchentlich die im Entstehen begriffenen Werke der Studierenden des Fachbereichs Komposition erprobt und geprobt.

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2. Konzert Donnerstag, 13. Feb. 2020, 19:00 Uhr Zu zweit I: Flöte und Klavier, Yoriko Ikeya und Klaus Schöpp Olga Rayeva (*1971) Kalavinka (2012)

für Flöte und Klavier

Cord Meijering (*1955) Quattro canzoni (1993/94) für Flöte solo

Arne Gieshoff (*1988) Puzzlestücke (2019) UA für Klavier solo

Klaus Schöpp (*1963) Seven Sketches (2016) für Flöte und Klavier

– Pause –

Conrado del Rosario (*1958) Lantern Moon (1997) für Flöte und Klavier

Il-Ryun Chung (*1964) Wind drums (2007)

für Altflöte solo Isang Yun (1917–1995) Garak (1963)

für Flöte und Klavier

Yoriko Ikeya – Klavier und Klaus Schöpp – Flöte

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Olga Rayeva Kalavinka (2012) Kalavinka ist eine mythische Fusion aus Frau und Vogel, die mit süßer Stimme singt und in einem buddhistischen Paradies lebt. Olga Rayeva wurde in 1971 Moskau geboren, studierte am Tschaikowski-Konservatorium Moskau bei Prof. Denissow und Tarnopolski. Aufführungen durch Arditti-Quartett, Ensemble Modern, Klangforum Wien, Ensemble Recherche, Schönberg-Ensemble u. a. Teilnahme und Aufträge an zahlreichen Festrivals (Gaudeamus Music Week, ISCM, „Musikprotokoll“, „Klangspuren“, „Wittener Tage für neue Musik“, Zagreb Biennale, Moskau Herbst) und auch in USA, Brasilien und Korea. Stipendium des russischen Kulturministeriums, des DAAD, des Berliner Senats, der Deutschen Akademie Rom, Villa Aurora und Thomas Mann Haus in den USA sowie Cité de la musique in Paris. Erster Preis bei „Goffredo-Petrassi“ (Italien), Preis des internationalen „Forum“ in Montreal, Preis der Hitzacker Internationalen Musiktage, „Bernd-Alois-Zimmermann“ – Preis der Stadt Köln und Berlin-Rheinsberger Kompositionspreis. Olga Rayeva lebt als freischaffende Komponistin in Berlin. Cord Meijering Das Werk Quattro canzoni per flauto solo (1993) gehört einerseits zu einer Reihe von Solo-Werken, die ich ende der Achtziger und Anfang der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts für die Musiker des ENSEMBLE PHORMINX geschrieben habe. Andererseits zählt es zu der Gruppe meiner Werke, die ich in Annäherung an die zuerst von den surrealistischen Dichtern Frankreichs entwickelte „écriture automatique“ komponiert habe. Den ersten Versuch mit dieser Arbeitsweise unternahm ich 1987 in meinem Streichtrio „…bewegt…“. Später (1992) folgten die „Serenade III für Flöte, Violine und Viola“ sowie einige Kompositionen, in denen die „écriture automatique“ mit anderen Kompositionsweisen kombiniert wurde. Bei der „automatischen Schreibweise“ – das heißt intuitives Komponieren unter größtmöglicher Ausschaltung kritischer Reflexion – handelt es sich weniger um eine Methode als um ein unerreichbares Ziel. Besonders beim Komponieren von Musik ist das Ausschalten von reflektierenden Gedanken aufgrund der großen Komplexität der Schriftzeichen weitaus schwieriger als beispielsweise in der Dichtkunst. Dies, was zunächst wie ein Nachteil erscheinen mag, entpuppt sich jedoch als ein großer Vorzug: gerade in dieser Unerreichbarkeit eines „absichtslosen“ Komponierens in Verbindung mit dem Wunsch, das Unerreichbare dennoch – wenigstens für einige wenige Momente – möglich zu machen, liegt die Spannung produzierende Kraft der „écriture automatique“. Wie komplex die Kompositionsvorgänge hierbei sind, zeigt sich unter anderem schon darin, dass automatisches Schreiben konsequenter Weise auch bedeutet, sich selbst dem eventuell auftauchenden Wunsch nach Reflexion nicht zu verschließen. Um sich diesem Ziel – das reflektierende Denken auszuschalten, oder es wenigstens abzulenken - anzunähern, bedurfte es einiger ungewöhnlicher Operationen: Komponieren während eines Gesprächs mit Freunden auf der Autobahn, im Rausch, im Übermüdungszustand, in sommerlichen Gärten etc.

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Cord Meijering Der niederländische Komponist Cord Meijering, 1955 in Esens (Deutschland) geboren, lebt heute in Darmstadt. Nach Studien an der Akademie für Tonkunst in Gitarre bei Olaf Van Gonnissen und Komposition bei Johannes G. Fritsch und Dietrich Boekle folgte in den Jahren 1983-86 ein Studium in der Meisterklasse von Hans Werner Henze in Köln. Meijering beschloss seine Ausbildung als Meisterschüler und Stipendiat an der ehemals Ostberliner Akademie der Künste bei Hans Jürgen Wenzel (1990-92). 1985 erhielt er beim Kompositionswettbewerb der Stadt Stuttgart eine Fördergabe für seine Orchesterkomposition „the voice of the winter“, 1987 eine Anerkennung beim internationalen Kompositionswettbewerb „Hambacher Preis“ für das Streichtrio „...bewegt...“ und 1996 den „Bad Homburger Förderpreis“ für die Komposition „Nights of 1990“. 1991 wurde Meijering als Stipendiat der MacDowell Inc. New York zu einem Arbeitsaufenthalt in der MacDowell Colony nach Peterborough N.H. USA eingeladen. Seine Werke wurden u.a. aufgeführt beim Festival de Tardor Barcelona, beim Steirischen Herbst in Graz, beim Festival d'Evian, bei den Frankfurt Festen, bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, beim CrossSound Festival in Juneau und Sitka (Alaska), im Guggenheim Museum New York, in der Jordan Hall in Boston sowie in verschiedenen Städten Koreas. Meijering schrieb Orchesterwerke, Kammermusik, drei abendfüllende Orchester-Ballette, mehrere Opern, Filmmusik („The Love Lesson“ von Sharon Greytak, New York 1995 mit Aufführungen u.a. im Museum of Modern Art und im Lincoln Center New York, beim Los Angeles Film Festival, beim Lissabon Film Festival etc.). 2014 komponierte Meijering sein Klavierkonzert ISIS für die amerikanische Pianistin Claire Huangci, das im Staatstheater Darmstadt uraufgeführt wurde. Prominent ist die von Meijering 1990 gegründete Klasse für Junge Komponisten an der Akademie für Tonkunst. Aus dieser Unterrichtstätigkeit entstanden bislang etwa 200 Kompositionen für verschiedene Kammer-Besetzungen sowie vier abendfüllende Opern. „Der Prinz von Jemen“ ist die erste Oper der Welt, bei der Kinder und Jugendliche dafür einen Auftrag eines Staatstheaters erhielten. Das Werk von über zwei Stunden Spieldauer wurde für das Gesangs-Ensemble, das Orchester und den Chor des Staatstheaters Darmstadt komponiert und als gleichberechtigte Produktion mit acht Vorstellungen im Großen Haus in das offizielle Program der Spielzeit 2010/11 aufgenommen. Die mit Kindern und Jugendlichen für das Theater in Kiel komponierte Oper „Kalif Storch“ wurde 2012 als 90-minütige TV-Produktion vom deutsch-französischen Fernseh-Sender ARTE ausgestrahlt. Meijering hielt Gastvorträge, Kolloquien und Meisterklassen bei den „Darmstädter Internationalen Ferienkursen für Neue Musik“, an der Harvard University Cambridge Mass., am Smith College Northampton Mass., an der Ocean University Qingdao in China sowie an den koreanischen Universitäten Korea National University of Arts Seoul, SangMyung University Seoul, Pai Chai University Daejeon und an der Yeungnam University Daegu. 2014 wurde Meijering zum „Main Composer“ des „Daegu International Contemporary Music Festivals 2014“ ernannt. Aus diesem Anlass erhielt er den Auftrag zu seiner Komposition „Lachrimæ“ für Sopran und Orchester nach Gedichten von Federico García Lorca. Cord Meijering ist seit 2005 Direktor der Akademie für Tonkunst Darmstadt. Weitere Informationen: www.meijering.de

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Arne Gieshoff Meine Puzzlestücke sind eine Sammlung von Miniaturen leichteren Schwierigkeitsgrades. Sie sind keine „pädagogische Musik“, können aber durchaus von Klavierschüler*innen in den ersten Lernjahren realisiert werden. Auskomponierte Sätze stehen neben offenen, fast rätselhaften “Spielanleitungen”, die die Interpret*innen ermutigen eigene musikalische Situationen auszuknobeln. So ergibt sich ein kaleidoskopisches Gesamtbild bestehend aus neun miteinander verschränkten Puzzleteilen:

1. schwarz auf weiß 2. Invention 3. verknotet 4. Spiegel 5. über kreuz 6. Variation 7. weiß auf schwarz 8. Abgesang 9. Kanon-Coda

Arne Gieshoff lebt als freischaffender Komponist in Darmstadt. Seine Werke wurden unter anderem vom BBC Scottish Symphony Orchestra, Philharmonia Orchestra, London Philharmonic Orchestra, Royal Scottish National Orchestra, Ensemble intercontemporain, Collegium Novum Zürich, mdi ensemble, dem Phorminx Ensemble sowie den Dirigenten Oliver Knussen, Marin Alsop, Vladimir Jurowski, Lothar Zagrosek, Clement Power, Richard Baker und Thomas Søndergård aufgeführt. In der Saison 2014/15 war er Sound and Music's Composer-in-Residence der Birmingham Contemporary Music Group und Composer-in-Residence des niederländischen Ensembles Oerknal. Gieshoff gehörte dem Soundhub-Programm des London Symphony Orchestra an, war ein London Philharmonic Orchestra Young Composer und wurde als Stipendiat der Mendelssohn Stiftung sowie für das Tanglewood Music Center ausgewählt. Darüber hinaus erhielt er den Royal Philharmonic Society Composition Prize und ein Europäisches Musikautorenstipendium der GEMA. Zum Ende seines Studiums wurde er mit dem President’s Award des Royal College of Music, gestiftet von HRH The Prince of Wales, ausgezeichnet. Von 2015 bis 2017 war er Stipendiat der Hans Werner Henze-Stiftung. Arne Gieshoff schloss seine kompositorische Ausbildung am Royal College of Music, London, 2015 mit dem Master of Music mit Auszeichnung ab. Dort studierte er mit Jonathan Cole, Simon Holt, Kenneth Hesketh und Dai Fujikura. Darüber hinaus erhielt er Unterricht im Rahmen von verschiedenen Kompositions- und Förderprogrammen unter anderem von Oliver Knussen, Julian Anderson, Colin Matthews, Gerald Barry, Unsuk Chin, Philippe Leroux, Philippe Hurel, Cord Meijering, Markus Hechtle und Johannes Schöllhorn. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit ist Arne Gieshoff Gründer und künstlerischer Berater des Londoner Ensembles für zeitgenössische Musik „Explore Ensemble“. Seit 2017 ist er Lehrer für Komposition und Improvisation am Peter-Cornelius-Konservatoriums der Stadt Mainz sowie an der Akademie für Tonkust der Stadt Darmstadt. Klaus Schöpp Seven sketches (2016) für Flöte und Klavier ist Roswitha Staege gewidmet und wurde anlässlich ihrer Emeritierung 2016 uraufgeführt. Die sieben Skizzen sind miteinander verwoben, ihre klaren aber auch angedeuteten Klanggesten und Strukturen sollen flüchtiger und dennoch präziser Zeichnung entsprechen.

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Conrado del Rosario Lantern Moon (1997) ist ein Hochzeitsgeschenk für Yoriko Ikeya und Klaus Schöpp, eine kleine Idylle mit feinen Farben, oft auch des Inside-Klaviers, und einem Motiv der philippinischen Nasenflöte, Tongali, einem Instrument, das Brautwerbung diente. Conrado del Rosario wurde 1958 auf den Philippinen geboren. Er studierte Komposition, Dirigieren und Flöte an der Staatlichen Musikhochschule in Manila. Weitere Studien erfolgten an der Hochschule der Künste Berlin, zunächst bei Isang Yun, dann bei Witold Szalonek. Er erwarb mehrere Arbeitsstipendien des Berliner Senats sowie Kompositionspreise in Hitzacker und in Hambach. 1995 war er Finalist des „Irino“ Wettbewerbs in Tokyo. Conrado del Rosario war Mitglied des Gamelan Ensembles der Banjar Group Berlin. 1989 gründete er das „Berlin Improvising Composers' Ensemble BICE“, mit dem er in Ezropa und Nordamerika gastierte. Seine Werkliste umfasst Orchester- und Kammermusik, elektroakustische Musik, Hörspiele und eine Kammeroper. Conrado del Rosario lebte von 1982 bis 2013 in Berlin, im Dezember 2013 zog er zurück in seine Heimatstadt Angeles auf den Philippinen. Il-Ryun Chung Wind Drums (2007) Das Stück ist wie ein Traum über ein sehr bekanntes Stück für Daegum solo, der koreanischen Bambus-Querflöte, mit dem Titel "SangYongSan". Das Stück beginnt mit den Tönen f,c und d, welche für „Wind Drums“ eine zentrale Rolle spielen. Il-Ryun Chung Im Alter von 16 Jahren autodidaktisches Gitarrenspiel und erste Versuche, Musik selbst zu erfinden. 1984-89 erster Gitarren- und Kompositionsunterricht bei Carlo Domeniconi und entscheidende Wegbereitung durch eine umfassende musikalische Ausbildung durch den Ausnahmemusiker. In den darauf folgenden Jahren 1989-1995 weiterführendes Studium der Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Jolyon Brettingham-Smith und Diplomabschluss. 1994 Kennenlernen des koreanischen Meistertrommlers Kim Duk-Soo; Erlernen des Janggu-Spiels durch die Teilnahme an dessen Meisterkursen in Berlin. Beginn von umfassenden Studien der originären koreanischen Musik, insbesondere der schamanistisch geprägten Perkussionsmusik, dabei Entdeckung der einzigartigen Kombination von Komplexität und extremer musikalischer Energie in dieser Musik. Erforschung und Erprobung von komplexen rhythmischen Strukturen als Fundament der eigenen Werke. 2001 Mitbegründung des Ensembles IIIZ+ und 2009 des AsianArt Ensembles. Einladungen von Festivals wie dem „Festival de l‘imaginaire“ in Paris, dem „38, Rugissant“ in Grenoble, dem Taiwan Festival oder dem Tokyo Summer Festival sowohl als Interpret als auch als Komponist. Es folgen Auszeichnungen wie der „Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2012“ für die erste CD des AsianArt Ensembles und mehrere Kompositionsstipendien des Berliner Kultursenats. Ausbildung einer eigenen Kompositionsrichtung durch die Erfahrungen bei der interpretatorischen Arbeit in den beiden Ensembles im Spannungsfeld von theoretischer Konzeption und Realität der menschlichen Interpretation. Auslotung der Spielbarkeit von polymetrischer Rhythmik. Von 1999 an bis heute Arbeit an den beiden Werkreihen „Etüden neuer Spieltechniken für Gitarre“ und „Die untemperierte Gitarre“. Das innere Experimentierfeld darstellend, ist es

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die Quelle für das Aufbrechen der temperierten Stimmung mittels Verwenden von Skalen mit mikrotonalen Tonschritten oder mikrotonal gestimmten Instrumenten wie Harfe, Gitarre oder Zithern. Seit 2000 Beschäftigung mit computerbasierter Sampletechnik, Erprobung von polymetrischen Ideen, vollkommen neuen Klangkombinationen unbekannter Instrumente und auch der neuartigen Stimmungen und Skalen auf möglichst naturgetreue Weise. 2008 Auftrag des Seoul Philharmonic Orchestras für die von Unsuk Chin kuratierte Konzertreihe „Ars Nova“ und 2009 Auftrag des Tokyo Summer Festivals für Werke für großes Ensemble. Entstehung der beiden zusammengehörenden Werke „GLUT“ und „BENU“, zwei Schlüsselwerke für rein westliches Instrumentarium, in dem sowohl die Erkenntnisse aus der komplexen rhythmischen Struktur der koreanischen Musik, das Changguspiel und die Sampletechnik zusammengeflossen sind. 2009 Auftrag des National Orchestra of Korea unter der künstlerischen Leitung von Hwang Byunki für ein abendfüllendes Orchesterwerk für koreanische Instrumente. Studienreise nach Korea; Sampling aller koreanischen Instrumente des Orchesters und Erstellung einer eigenen Sample-Library. Durch das Studium der archaischen, sehr ursprünglichen koreanischen Instrumente das Gewinnen der Erkenntnis, dass Dissonanz nicht nur eine Frage des Zusammenklangs von mehreren Tönen sein muss, sondern dass ein einzelner Ton bereits in sich dissonant durch unharmonische Obertonspektren wirkt. Erforschung der Schärfe, Rauheit und Flexibilität des einzelnen Tons als strukturelles Element in dem Gesamtwerk. Oktober 2011 zweimalige Aufführung des 80-minütigen Konzertwerks „Part of Nature“ der im National Theater of Korea in Seoul. 2012-2013 Kompositionen für Ensembles bestehend aus asiatischen und westlichen Instrumenten, darunter „GRAVITY“ für Daegeum, Sheng, Basskoto und Ensemble, beauftragt von der ernst von siemens musikstiftung für das Festival SOUNDSCAPE EAST ASIA. 2014 Urauffürung der es epischen Musikdramas Kassandra für Pansori und koreanische Instrumente im National Gugak Center in Seoul. 2016 Composer in Residence beim National Orchestra of Korea. 2017 künstlerischer Leiter des Festivals TURBULENZEN im Radialsystem V in Berlin. 2018 Konzertreise mit dem AsianArt Ensemble zum 9. ChinaConTempo Kompostionswettbewerb am Central Conservatory of Music Beijing. 2019 Kompositionsaufträge des Gayageum Ensembles SAGYE für das 20-jährige Bestehen des Ensembles und der Marimba-Virtuosin Kuniko Kato für die Eröffnungsfeierlichkeiten der Olympiade 2020 in Tokyo. Arbeit an dem abendfüllenden Werk für Gitarre und Live-Elektronik „Electric Ritual“. Seit Februar 2014 Leitung des Fachbereichs Komposition/Aktuelle Musik an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt und Leiter des Festivals ZEITSTRÖME. Etablierung eines neuartigen Kompositionsstudiengangs mit praxisorientierter Ausrichtung. In der fachbereichübergreifenden Lehrveranstaltung "Werkstatt" werden wöchentlich die im Entstehen begriffenen Werke der Studierenden des Fachbereichs Komposition erprobt und geprobt.

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Isang Yun Garak (1963) Garak ist, so Yun im Vorwort der Partitur, „eine Melodienfolge mit bestimmten Ausdruckscharakter“; in der traditionellen koreanischen Musik versteht man darunter rund 200 melorhythmische Formeln, mit denen die Grundform changdan jeweils individuell ausgeführt wird. Koreanische Musik beginnt mit solch zeremoniellen Vorläufen, bringt einen melismatisch bewegten Mittelteil und einen reprisenartigen Schluss, der die langgezogenen, allmählich höher steigenden Einzeltöne des Beginns mit den Melismen des Kontrastteils kombiniert. Isang Yun (1917-1995) ist der erste und zugleich bedeutendste Komponist aus Ostasien, dem es gelungen ist, von Deutschland aus eine internationale Karriere zu begründen. Sein gültiges Oeuvre entstand im Kontext der künstlerischen Avantgarde von Darmstadt und Köln, innerhalb derer Yun die ostasiatisch-koreanische Farbe vertrat. Er adaptierte einerseits zwölftönige Verfahrensweisen (also die Verwendung von zwölf einander gleichberechtigen Tönen), prägte andererseits aber einen individuellen Personalstil aus, der vom lang gezogenen Hauptklang und reich ornamentierten Einzelton ausgeht. Die Orientierung an der linearen, melodisch-horizontalen Dimension des Tonsatzes entspricht den heterophonen Traditionen Ostasiens. Die ornamental-filigrane, zugleich generös strömende Melodik der Musik Isang Yuns erfordert eine besondere solistische Virtuosität sowie spezielle Kenntnisse der Aufführungspraxis dieser Musik. Hinzu kommt eine melancholische Färbung, welche die Erfahrung von Leid und Schmerz nicht ausklammert, sondern vielmehr transzendiert. Äußerster Ausdruck, das Ausloten dynamischer Extreme sowie hoher und höchster Lagen kennzeichnen seine musikalische Sprache. Yun, in seinem Denken durch Taoismus und Buddhismus beeinflusst, war ein auch durch sein gesellschaftliches und politisches Engagement herausragender Komponist. Er setzte sich für die Friedensbewegung der 1980er Jahre ein, insbesondere aber für die Einigung Koreas. 1917 im Süden Koreas geboren und aufgewachsen, gehörte er der „japanisierten Generation“ an: koreanische Kultur, Sprache und Schrift wurden bis 1945 unterdrückt. Yun war Patriot, wurde zum Kämpfer für die koreanische Unabhängigkeit und Einheit. Er erlebte Krieg und Koreakrieg, die Teilung seines Landes – und erstrebte den Wiederaufbau der koreanischen Musikkultur, die international anschlussfähig sein sollte. Um die europäische Neue Musik kennenzulernen, studierte er 1957-59 in Paris und Berlin, wo er später dauerhaft lebte. Er lehrte in Hannover (1969 bis 1971) und Berlin (1971 bis 1985), wo er 1995 gestorben ist. Zum „Politikum“ wurde Yun, als er 1967 vom südkoreanischen Geheimdienst aus West- Berlin nach Seoul entführt wurde, dort in einem politischen Schauprozess des Landesverrats angeklagt und in erster Instanz zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde. Nach internationalen Protesten und mit Hilfe des Auswärtigen Amtes kehrte er 1969 als Staatenloser in die Bundesrepublik Deutschland zurück. In Süd-Korea diffamiert und verfemt, reiste er in den 1980er Jahren zu Aufführungen seiner Werke nach Nord-Korea , und konnte dort ein Isang-Yun- Festival begründen, was zu erneuten, andauernden – auch posthumen – Anfeindungen in Süd-Korea führte. Zeit seines Lebens war Yun bestrebt, Musik und Politik zu trennen, doch sind die Spuren der Erfahrung eines beschädigten Lebens in seinen Werken kaum überhörbar. Seine virtuosen Instrumentalsoli, seine tief empfundene Kammermusik werden weiterhin aufgeführt, und doch Yun im allgemeinen Bewusstsein in Vergessenheit zu geraten. Sein Bild als Komponist von Instrumentalkonzerten, Orchesterwerken und vier Opern ist verblasst. Isang Yun ist, so Helmut Lachenmann, „für die Avantgarde vom Dienst nicht radikal genug, für die Neosymphoniker nicht philharmonisch genug und für die ‚Weltmusiker‘ nicht exotisch genug. Da ist wenig zu machen.“

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Yoriko Ikeya kam mit abgeschlossenem Hochschulstudium der Toho-Gakuen Music University Tokyo nach Berlin, um ihr Studium an der Universität der Künste bei Prof. Erich Andreas und Prof. Klaus Hellwig fortzusetzen. 1988 schloß sie ihr Studium mit der Konzertreife ab und trat eine Stelle als Dozentin an der Universität der Künste an. Yoriko Ikeya ist Preisträgerin großer Klavierwettbewerbe. Als Solistin ist sie mit verschiedenen Sinfonieorchestern aufgetreten und hat zahlreiche Recitals auf internationalen Bühnen gegeben. Sie ist Mitbegründerin des modern art ensembles Berlin und seit 1994 auch Mitglied des Ensembles UnitedBerlin. Sie tritt bei internationalen Festivals auf, Konzertreisen führten sie durch viele Länder Europas, Südamerikas und Asiens. Sie ist als Kammermusikpartnerin international renommierter Solisten aufgetreten, hat mit vielen der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten zusammengearbeitet und hat über 250 Werke uraufgeführt. Ihre Arbeit als Solistin und Kammermusikerin ist auf über 20 CD‘s dokumentiert, darunter eine Klavier-Solo CD mit Musik zeitgenössischer Berliner Komponisten („Berlinisches Tagebuch“, Thorofon), die Einspielung der Werke für Saxophon und Klavier von Jean-Baptiste Singelée (zusammen mit Christian Peters, Dabringhaus) und eine Duo-CD zeitgenössischer Musik für Flöte und Klavier (zusammen mit Klaus Schöpp, „Songs of a desert bird, Made from nothing). Klaus Schöpp studierte Querflöte an der Musikhochschule Saarbrücken und an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Roswitha Staege und Prof. Karlheinz Zoeller. Er war Flötist im Konzerthausorchester Berlin, wirkte in zahlreichen weiteren Orchestern und Ensembles mit und ist Mitglied des Ensembles der „14 Berliner Flötisten“. Ein besonderer Schwerpunkt ist die zeitgenössische Musik. Klaus Schöpp ist Interpret der neuesten Kompositionen, improvisierender Musiker und Komponist. Als Flötist und Manager des modern art ensembles hat er zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen initiert und organisiert. Er hat eine Solo-CD mit Werken zeitgenössischer Berliner Komponisten eingespielt ("Cry of Medusa", kreuzberg records), sowie eine Duo-CD mit zeitgenössischen Werken für Flöte und Klavier, zusammen mit Yoriko Ikeya. („Songs of a desert bird“, Made from nothing). Darüber hinaus liegen zahlreiche weitere CD-Einspielungen und Rundfunkaufnahmen vor.

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1. Lecture Freitag, 14. Februar 2020, 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr Lecture I: Die Flöte in der aktuellen Musik

Naturklang und Tradition in den Flötensolostücken von Il-Ryun Chung, Conrado del Rosario und Toshio Hosokawa

Die Böhmflöte ist ein geeignetes Instrument für viele Komponisten zum Brückenschlag zwischen Ost und West. Ihr Tonumfang, ihre Beweglichkeit und ihr chromatischer Aufbau, der auch Mikrotonalität zulässt, sowie die Tatsache, dass sie in der Lage ist, das klassisch-europäische Tonideal zugunsten asiatischer Flöten ähnelnden Klangfarben zu verlassen, scheint eine Erklärung für die unüberschaubar große Produktion an Stücken zwischen den asiatischen und europäischen Kulturen zu sein. Sicher ist es nicht möglich, Tradition auf einen Parameter festzulegen, aber im Falle der Flöte scheint doch die Jahrtausende alte asiatische Ästhetik einer Verbindung von Natur und Kunst auf. Gleichfalls wirft traditionelle Musik ihren Schatten in die neuen Kompositionen, auf unterschiedliche Weise: Durch Verweis auf Spieltechniken der traditionellen Instrumente, durch das Aufgreifen formaler Aspekte und auch durch Zitat und Anverwandlung von Melodie und Rhythmus. In der Lecture am 14.2.2020 stellt Klaus Schöpp drei Solostücke für Flöte vor Atem-Lied für Bassflöte solo von Toshio Hosokawa Tongali für Flöte solo von Conrado del Rosario Wind drums für Altflöte solo von Il-Ryun Chung und stellt ihre Klanglichkeit, ihre besonderen Spieltechniken und ihre Ästhetik zwischen Europa und Asien zur Diskussion.

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3. Konzert Freitag, 14. Februar 2020, 19:00 Uhr PerformanceKonzert: Kunsu Shim – Gerhard Stäbler ERZÄHLEN… Kunsu Shim (*1958) So Nearly Infinite (2008) für Streichquartett Luft. Inneres (2019) für Streichquartett Gerhard Stäbler (*1949) … strike the ear … (1987/88)

für Streichquartett Arnold Marinissen (*1966) Drahtseil (2018) für Streichquartett Amnon Wolman (*1955) For Kunsu (2018) für Streichquartett Anton Lukoszevieze (*1965) It is (2018) für vier Spieler Alwynne Pritchard (*1968) Up without an insistent casting away (#13) (2017)

für beliebige Instrumente Nicolaus A. Huber (*1939) Schwarze Partitur (1962) für Violine solo

– simultan mit – Yoko Ono (*1933) Voice Pieces (1961), Performance George Brecht (1925-2008) Five Events (1961/62), Performance

– simultan mit –

Kunsu Shim One Thing (Long) (2005), Performance One Thing (Silver) Teil I (2005), Performance

anschließend:

Palindrom (Mozart) (2017) für Streichquartett

– simultan mit –

One Thing (Silver) (2005) Teil II, Performance

Gerhard Stäbler - - ] erzählen ... Ein panoptisches Streichquartett (2018-2019)

I. Auseinandersgezwungen II. Zusammengezwungen III. Sich miteinander realisieren

Kunsu Shim Luftrand (2000) für Streichtrio Kunsu Shim, Gerhard Stäbler – Performance Luna Streichquartett (Niederlande): Janneke van Prooijen – Violine, Jellantsje de Vries – Violine, Elisabeth Smalt – Viola, Sanne Bijker – Violoncello

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„Aus Daten und Zahlen allein, wie umfassend sie

auch sein mögen, ergibt sich keine Selbsterkenntnis. Zahlen „erzählen“ nichts über das Selbst.

Zählung ist nicht Erzählung. Das Selbst verdankt sich aber einer „Erzählung“. Nicht Zählen, sondern Erzählen führt zur Selbstfindung

oder zur Selbsterkenntnis.“ Byung-Chul Han – Aus: Psychopolitik (2014) Das Konzert ERZÄHLEN … versammelt mehrere zentrale Werke für Streichquartett und Streichtrio von Kunsu Shim und Gerhard Stäbler der letzten 3 Dekaden und verknüpft sie nicht nur mit Performances aus dem Geist des Fluxus, sondern verbindet sie mit der bejahenden Leichtigkeit einer Musik von Arnold Marinissen, einer waghalsigen Performance von Alwynne Pritchard, einer aufleuchtenden Fantasie von Anton Lukoszevieze und einem zwischen Edelmut und Profanierung schwankenden Stück von Amnon Wolman (alle Freunde der beiden Komponisten), verquickt mit der „schwarzen“ Partitur aus dem Jahr 1962 von Nicolaus A. Huber, die der Lehrer von Shim und Stäbler als „eine Art Verbundenheit“ mit den beiden für das Programm vorschlug.

Foto: Martin Faller

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Kunsu Shim ist ein deutsch-koreanischer Komponist und PerformanceKünstler. In seiner Klangsprache verschmelzen Ideen von Gegensätzlichkeiten wie Chaos und Ordnung, Zufall und Kausalität, Schreiten und Verweilen, Fortlaufen und Unterbrechung, Glattes und Raues, Ich und Du. Shim versteht seine Arbeit als eine Kontemplation des Äußeren, das für ihn kongruent mit dem Inneren ist. Prägend ist seit Beginn der 1990er Jahre auch die Zusammenarbeit mit dem deutschen Komponisten Gerhard Stäbler, die vom originären Konzept der PerformanceMusik bis hin zu gemeinsamen Kompositionen reicht. Bedeutende Kompositionsaufträge der vergangenen Jahre Shims umfassen u. a. After a Hundred Years für Sopran und Orchester (Essener Philharmonie, 2011), die Orchesterkomposition And Here Again – eine Perlenlandschaft (Würzburger Philharmoniker und Kunststiftung NRW, 2014) sowie Wolken. Blindenschrift für Sopran, Vokalensemble und Orchester (Diözese Würzburg, 2016). Konzert- und Vortragsreisen – u.a. vom Kultusministerium des Landes NRW, der Kunststiftung NRW und vom Goethe-Institut gefördert – führen Shim im letzten Jahrzehnt mehrmals in die USA, nach Argentinien, Uruguay, Norwegen, Großbritannien, Südkorea, Österreich, Portugal, in die Schweiz und in viele Städte Deutschlands. 2016 ist er – zusammen mit Stäbler – Künstlerischer Leiter des Würzburger Projekts Im Gegenüber der Diözese Würzburg und gestaltet dabei im Kiliansdom und der Katholischen Akademie Würzburg vier großangelegte PerformanceKonzerte und musikalisch-szenische Lesungen zu brennenden Gegenwartsfragen. 2017 Gastprofessor an Kunstuniversität in Montevideo (Uruguay). 2018 Composer-in-Residence der Ragdale Foundation Chicago und 2019 und 2020 mehrere Monate Stipendiat der Kunststiftung NRW in deren Künstlerresidenz in Istanbul. Das Heinrich-Heine Institut und die Kunststiftung NRW veröffentlicht 2018 das Buch „Leise, Frei“ über Kunsu Shims Arbeit. Zusammen mit Gerhard Stäbler ist er Künstlerischer Leiter des im Jahre 2000 gegründeten EarPort – ein Ort experimenteller Musik im Duisburger Innenhafen. Gerhard Stäblers Musik durchbricht vielfach den Rahmen des Konventionellen, indem er Elemente in seine Kompositionen mit einbezieht, die die herkömmliche Aufführungssituation (und damit eine übliche Publikumserwartung) weiten, sei es durch Gesten oder Bewegungen im Raum, sei es mittels Licht- und Duftgestaltung oder aktives Einbeziehen des Publikums: Immer kommt es ihm darauf an, die Phantasie anzuregen, Ohren und andere Sinne für neue, unerwartete Wahrnehmungs- und Denkvorgänge zu sensibilisieren. Die ständige, vertiefende Zusammenarbeit mit Künstlern aus den Bereichen von Bildender Kunst, Video, Literatur und Tanz ist daher ein wesentliches Charakteristikum seines Schaffens. Stäbler zählt zu den profiliertesten Komponisten seiner Generation: Ur- und Erstaufführungen fanden in der letzten Dekade u.a. in Argentinien, Deutschland, Großbritannien, Island, Japan, Korea, Norwegen, Polen, Portugal, in der Ukraine, in Uruguay und den USA statt. Im Februar 2015 wird mit großem Erfolg die Jugendoper Simon an der Norske Opera in Oslo uraufgeführt, die im September 2018 auch am Landestheater Linz und im Mai 2019 an der Schauburg München seine Österreichische und Deutsche Erstaufführungen erlebt. 2017 folgen Kammermusik-, Musiktheater- und Orchesteruraufführungen in Würzburg („The Colour“, „Ausgebildete Farben“), Mitte Mai 2018 am Theater Ulm („Dahinströmen, singend“). Im Frühjahr 2018 ist Stäbler in den USA, u.a. zu Konzerten und Vorträgen in Texas und Illinois und als Composer-in-Residence der Ragdale Foundation Chicago, im Herbst zu einer mehrwöchigen Konzert- und Vortragsreise in Südkorea, Norwegen und England. Neben Uraufführungen verschiedener Kammermusik- und Chorwerke des vergangenen Jahres (u.a. das zweite Streichquartett „– – ] erzählen …“) ist Gerhard Stäbler 2019 mit den Premieren HÖR·FLECKEN, einem groß besetzten Werk im U-Bahnhof Heumarkt und der Orchesterfassung von DEN MÜLLFAHRERN VON SAN FRANCISCO mit dem WDR-Orchester beim Festival Acht Brücken der Kölner Philharmonie vertreten. 2019 und 2020 verbringt Stäbler auf Einladung der Kunststiftung einige Monate in deren Künstlerresidenz in Istanbul. Im Mai 2015 erscheint mit Unterstützung der Kunststiftung NRW das erste, vom amerikanischen Musikwissenschaftlers Paul Attinello herausgegebene englisch-sprachige Buch live / the opposite / daring über die kompositorische Arbeit Gerhard Stäblers.

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Arnold Marinissen – Schlagzeuger und Komponist – erhielt seine Ausbildung am Königlichen Konservatorium Den Haag. Seit 2008 Professor am Conservatorium Amsterdam. Solist bei zahlreichen Festivals, u.a. Zusammenarbeit mit dem WDR Sinfonieorchester, dem Noordhollands Philharmonisch Orkest und dem New Zealand Symphony Orchestra. Marinissen war Künstlerischer Leiter von Slagwerk Den Haag und gründete zusammen mit Antony Fiumara das Ensemble Lunapark / Lunatree. Amnon Wolman ist ein israelischer Komponist. Nach dem Militärdienst 1973-1976 arbeitet Wolman beim Fernsehen und begann dann ein Musikstudium an der Universität Tel Aviv. 1982 setzt er seine Ausbildung am Institut für Sonologie des Königlichen Konservatorium Den Haag fort. 1983-84 studiert er Komposition und Computermusik an der Standford University bei John Chowning und Leland Smith. Ab 1989 unterrichtete Wolman an der Northwestern University in Chicago und leitete dort das Studio für Computermusik. 1993 wurde „Don Giovanni Revisited“ in Chicago uraufgeführt. Die Produktion tourte durch die USA und wurde auch in Israel aufgeführt. 1994 entstand das elfstündige Werk „Andy Warhols Diaries“, das unter Einbeziehung von Eingaben aus dem Internet aufgeführt wurde. Wolman hatte Lehraufträge als Professor für Komposition u. a. am Center for Computer Music des Brooklyn College und am Graduate Center der City University of New York. Seit 2006 leitet er das Ensemble Muscia Nova in Tel Aviv, seit 2007 ist er Direktor der Schule für Musikerziehung des Levinsky College. Neben elektroakustischen Werken komponierte Wolman auch Film- und Ballettmusiken und schuf Klanginstallationen. Anton Lukoszevieze stammt aus Western Heigths in England. Er ist in Bezug auf zeitgenössische Techniken des Cellospiels ein wegweisender Musiker, der sich insbesondere auf Performance und Improvisation spezialisiert hat. Auch ist er Klangkünstler und Komponist ebenso wie Film- und Fotokünstler. Lukoszevieze ist bekannt für seine avantgardistische, experimentelle und improvisierte Musik. Alwynne Pritchard stammt aus Großbritannien und lebt als Performancekünstlerin und Komponistin in ihrer Wahlheimat Bergen/Norwegen. Sie studierte an der Royal Academy of Music in London und wurde an der Universität von Bristol promoviert. Von 2001 bis 2008 unterrichtete sie Komposition am Trinity College of Music in London, danach ist sie bis 2014 Künstlerische Direktorin des Borealis Festivals in Bergen. In diesem Jahr übernahm sie für ein paar Jahre Leitung des norwegischen Ensembles BIT20. Zur Charakteristik Pritchards und ihrer Kunst schrieb das New Yorker Magazin All about Jazz: „… a delivery between that of a rock-music diva and a verbal and physical contortionist…“. Nicolaus A. Huber ist ein bedeutender deutscher Komponist und wurde 1939 in Passau geboren. Von 1974 bis zu seiner Emeritierung 2003 war er Professor für Komposition an der Folkwang-Hochschule in Essen. Sein Oeuvre umfasst Orchester- und Kammermusik bis hin zu Sprechchören und politischen Revuen. Zu seinen bekanntesten Schülern gehören Ludger Brümmer, Gordon Kampe, Kunsu Shim, Martin Schüttler und Gerhard Stäbler. Yoko Ono wurde 1933 als Tochter eines Bankiers in Tokio geboren und hat dort begonnen, Philosophie zu studieren, was sie aber sofort wieder beendete. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sie nach New York, begegnete La Monte Young und schloss sich der damaligen New Yorker Kunstszene an, dessen geistiger Mentor u. a. John Cage war. Fortan entwicklte sie sich als Performance- und Konzeptkünstlerin, Filmemacherin und Sängerin. Sie war u. a. mit dem englischen Popsänger John Lennon verheiratet. Ihre Performancewerke sind oft aus der Sicht des Zen-Buddhismus entstanden und auf die Befreiuung des „Ich“ gerichtet.

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George Brecht ist einer der Exponenten der internationalen Fluxus-Bewegung. Studium des Taoismus und Übersetzungen aus dem Chinesischen. Seine enge Beziehung zum Zen-Buddhismus verbindet ihn mit John Cage, an dessen Kursen an der New School for Social Research in New York City er teilnahm. Als herausragender Intermedia-Künstler zahlreiche internationale Austellungen, Events, Konzerte und Performances. Neben verschiedenen Filmen veröffentlichte er u.a. die Bücher „Chance - Imagery“,A Great Bear Pamphlet, „Die Scheinwelt des Paradoxons“ und „Analphabetikon“. Für das Studio Akustische Kunst des WDR realisierte er neben dem „Hsin Hsin Ming“ die Sprachkompositionen „Silent Music“ und „Unterwegs“ notiert. — Zum Ensemble Das Luna Quartet wurde 2018 von Musiker*innen in den Niederlanden gegründet, die sich sowohl solistisch und kammermusikalisch als auch in Ensembles – u.a. im Ives Ensemble, Scordatura Ensemble, in Lunatree und im ASKO/Schönberg-Ensemble – auf Neue Musik spezialisiert haben. In ihren Programmen streben sie stets Neues an und suchen gleichzeitig nach der Verbindung zu älterer Musik. Andere Kunstformen und Performance-Elemente fließen in die Arbeit des Quartetts ein. Das Luna Quartet verbindet eine enge Zusammenarbeit mit den Komponisten Kunsu Shim und Gerhard Stäbler. Für die jüngste CD des englischen Komponisten Frank Denyer, welche im Frühjahr 2020 erscheint, nahm das Luna Quartet für das Label "Another TImbre" sein zweites Streichquartett auf. Sanne Bijker studierte in Utrecht und Amsterdam Cello und ist Mitglied und künstlerische Leiterin des Cello Octet Amsterdam, mit dem sie Tourneen in Europa, den USA und dem Nahen Osten unternahm. Zusammenarbeit mit zahlreichen zeitgenössischen Komponisten, wie z.B. Mauricio Kagel, Sofia Gubaidulina, Kate Moore und Theo Loevendie, ebenso wie mit den Sängerinnen Teresa Berganza, Karin Strobos , Bernarda Fink und Izaline Calister. Janneke van Prooijen hat sich zu einer der vielseitigsten Geigerinnen der Niederlande entwickelt. Sie studierte u.a. bei Jaring Walta und Ilya Grubert und absolvierte Meisterkursen bei Herman Krebbers, Pavel Vernikov und Johannes Leertouwer. Ihr musikalisches Interesse reicht von zeitgenössischer Musik über romantische und klassische Höhepunkte bis hin zu improvisierter Musik. In diesem Kontext arbeitete sie mit zahlreichen Komponisten wie György Kurtág, Kunsu Shim, Gerhard Stäbler, Arnold Marinissen und Piet-Jan van Rossum ebenso zusammen wie mit den Romaviolinisten Roby Lakatos und Gregor Serban. Elisabeth Smalt lebt in Amsterdam und arbeitet vorwiegend als Bratschistin in verschiedenen Ensembles unterschiedlicher Stile und Aufführungspraktiken, insbesondere aber der neuesten Musik. Seit 1996 ist Smalt Mitglied des Brüsseler Kammerensembles Oxalys, das 2017 den Radio Klara Preis gewann. Auch leitet sie das Scoradatur Ensemble, das sich in Spektralmusik und der Musik des 21. Jahrhunderts spezialisiert hat. Sie ist außerdem Expertin der Musik von Harry Partch. Mehrere CD-Aufnahmen mit den Labels Q-disk, Vanguard Classics, Explicit, New World Records, Mode Records etc. Jellantsje de Vries ist eine weit gefragte holländische Geigerin. Ihre Affinität zu Theater, Tanz und Bildender Kunst zeitigt herausragende, couragierte und von der Kritik gelobte Aufführungen. Zusammenarbeit mit dem Asko|Schönberg Ensemble, Looptail, Insomnio and the Doelen Ensemble und mit den Dirigenten wie z.B. Etienne Siebens, Arie van Beek, Bas Wiegers and Reinbert de Leeuw. Zahlreiche Uraufführungen, u.a. von Klaas de Vries, Jan van de Putte, Kate Moore, Rob Zuidam, Christina Oorebeek and Louis Andriessen.

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Foto: Kunsu Shim

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4. Konzert / PerformanceLecture Samstag, 15. Februar 2020, 19:00 Uhr PerformanceLecture mit Einbeziehung des Publikums: CHANGE! Kunsu Shim (*1958) participation I (2009/2012)

Eine kollektive Komposition mit dem Publikum Gerhard Stäbler (*1949) CHANGE!

Eine Bratpfanne gehört ins Gepäck eines Komponisten

… mit Performances von …

Kunsu Shim Confused Rain - à Nam June Paik I (2012) für beliebige Anzahl von Spielern

apart (2000) für einen Performer mit Alltagsgegenständen

Second Skin (2012) für einen Performer Gerhard Stäbler CHANGE!

… mit Musikbeispielen von … Gerhard Stäbler Papier. Wort. Tod. Spur. (2007)

Eine vertikale Musik zur Erinnerung an Roberto Juarroz (1925 - 1995) für 16-22 stimmiges Vokalensemble.

Cassandra (1996) Musik für Schlagzeug und Tonband drüber ... (1972/73) für acht Schreier, Violoncello, Synthesizer und Tonband

KÓKKALA für einen Vokalisten Kunsu Shim g’spresso, Elektronische Musik (2006)

… gefolgt von …

Was ist ein Komponist? (2018)

… simultan mit … Confused Rain - à Nam June Paik II (2012) für beliebige Anzahl von Spielern

participation II (2009/2012) Eine kollektive Komposition mit dem Publikum Kunsu Shim, Gerhard Stäbler, Lecture und Performance

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„Das Sehen [und das Hören] im emphatischen Sinne ist immer

anders sehen [anders hören], das heißt erfahren. Man kann nicht anders sehen, ohne dass man sich einer Verletzung aussetzt.

Das Sehen [bzw. Hören] setzt die Verwundbarkeit voraus. Sonst wiederholt sich das Gleiche. Sensibilität ist Vulnerabilität.

Die Verletzung ist, so könnte man auch sagen, das Wahrheitsmoment des Sehens [bzw. des Hörens]. Ohne Verletzung gibt es keine Wahrheit, ja nicht einmal Wahrnehmen.

Es gibt keine Wahrheit in der Hölle des Gleichen.“ Byung-Chul Han – Aus: Die Errettung des Schönen (2015)

„musik lässt fragen offen, wie bei einer motte, die stundenlang am fenster reglos hängt und auf einmal verschwindet, ohne dass der betrachter dies bemerkt.

musik ist ereignis. was hat sich bei dem gehaltenen ton bei schubert ereignet? und was ist ereignis? ereignis ist begegnung: eine begegnung mit dem atem der statuen,

du zeit, vor allem du fremde. ich beheimate ereignet sich in der musik zu befremden: ein heiliger abschied. ein komponist ist ein fremder seiner musik.

sie spricht ihn an; sie verlässt ihn mit schweigen.“ Kunsu Shim, aus: Was ist ein Komponist Im Zentrum der PerformanceLecture CHANGE! stehen die beiden Texte „CHANGE! – Eine Bratpfanne gehört ins Gepäck eines Komponisten“ von Gerhard Stäbler und „Was ist ein Komponist?“ von Kunsu Shim, die jeweils von Performances der beiden Komponisten kontrapunktiert werden. Umrahmt werden sie von Kunsu Shims Performance-Komposition „PARTICIPATION“ unter Einbeziehung des Publikums.

Foto: Katja Illner

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5. Konzert Dienstag, 18. Februar 2020, 19:00 Uhr Forum junge Solisten: Studierende der Akademie für Tonkunst stellen sich vor Philip Rousiamanis (*1997) a long forgotten ballroom on a new moon

für Sporansaxophon und Akkordeon mit Zuspielung

Alfred Schnittke (1934-1998) Suite in an Old Style

für Violine und Cembalo, Bearb. für Sopransaxophon und Akkordeon

Pastorale Fuge Pantomime

Athanasia Kontou (*1995) Sketch on a sleep onset

für Altsaxophon und Akkordeon Darja Goldberg – Akkordeon und Grace Juliet als Gast (UDK Berlin) – Saxophon Helmut Lachenmann (*1935) Salut für Caudwell (1977) für zwei Gitarren Ronja Schubert und Artur Miranda Azzi – Gitarren

– Pause – Inga Chinilinga (*1984) Zu viel Nichts

für Helder-Tenorblockflöte solo Marie Kalender – Helder Tenorblockflöte Marko Zaralek (*1973) Diese drei Tage

in memoriam Bertold Hummel Text : Marie Luise Kaschnitz

für Sopran und Klavier Yoojung Cecilia Seo-Brüntgens – Sopran und Chemin Oh – Klavier Karl-Wieland Kurz (*1961) Notturino I:

Glühend am tauigen Mondenstrahl... Notturino III: Scheuer Furcht, die Augen rings im Dunkel werfend auf den Pfand...

Für Sopran und Klavier Yoojung Cecilia Seo-Brüntgens – Sopran und Karl-Wieland Kurz – Klavier

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Philip Rousiamanis a long forgotten ballroom on a New moon für Sopransaxophon und Akkordeon „The backing track consists of heavily modified snippets of a 1930's Ballroom song (This is Romance by Roy Fox). In the long drawn grainy reverb of this old recording the accordion and saxophone play childlike games such as ‚up and down the hill’“ (Philip Rousiamanis) Philip Rousiamanis begann mit seiner Musikausbildung an der Papastathi Music School. Dort studierte er Violine, Klavier und Wissenschaften während er sich auch mit byzantinischer Music und Saz an der Music School of Trikala beschäftigte. Um diese Ausbildung zu vervollständigen, studierte er am Royal Northern College of Music (RNCM) weiter komposition bei Laura Bowler und Larry Goves. Während dieser Zeit wurde er vn Festivals wie Halle, Manchester Afterhours Festival, Anthony Burgess Foundation and the Greek National Radio Orchestra (ERT) für Aufführungen seiner Werke ausgewählt. Er wurde hoch ausgezeichnet beim Rosamond Prize 2018 für seine Zusammenarbeit mit einem Dichter und im Jahr 2019 wurde er als Finalist für die RNCM Gold Medal Competition ausgewählt. Zur Zeit ist er Mitglied der Art-Rock-Band „Sylvette“ deren Produzent der New Order-Gitarrist Phil Cuningham ist. Diese Band spielt in ganz Großbritannien. Außerdem wird ihre Musik von BBC Radio 6 und von prominenten Persönlichkeiten der Musikindustrie gefördert. Alfred Schnittke Die Suite in alten Stil ist zweifellos einer der schönsten Beispiele einer Pastiche und seine erste drei Sätze wurden vorab für den Film Pokhozhdyeniya zubnovo vracha (Adventures of a Dentist) von dem Regisseur Elem Germanowitsch Klimow komponiert. Die Struktur des Stückes besteht aus den Abwechslungen von Tänzen und von kleinen Charakterstücken. Die ersten drei Sätze aus dem Film (eine Pastorale, ein Ballet und ein Menuett) werden von einer Fuge nachgefolgt. Endlich erklingt der letze Satz: eine Pantomina, in der die Atmosphäre des höfischen Balletts des 18. Jahrhunderts heraufbeschworen und in einer sehr subtilen Weise luftig von einem typischen Schnittke gefühlt werden können. Alfred Schnittke wurde 1934 geboren – möglicherweise gilt er als einer der wichtigsten und fruchtbarsten russischen Komponisten seit Schostakowitsch. Schnittkes hauptästetischen Merkmale sind sozusagen eine postmoderne Tendenz, in der Elemente von alter Musik, insbesondere barocke, und zeitgenössiche Elemente miteinender gestaltet werden. Der Komponist benutzte nicht nur rhythmisches, melodisches und harmonisches Material aus der alten Syntax, sondern auch formelle Strukturen, die ganz klar bei seinen sechs Concerti Grossi erscheinen. Schnittke komponierte eine Menge von Stücken für die sowjetische Filmindustrie, dessen ästhetische Orientierung ganz anders ist, da bei solchen Werken die typische Kompositionstechnik Schnittkes kein große Rolle in der Gestaltung spielen.

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Athanasia Kontou Scetch from two sleep onsets für Sopransaxophon und Akkordeon „I recently became fascinated by dreams and have started thinking about how I could write music based on/inspired by them. The first stage of our night sleep is also called sleep onset; ist duration ist he time during which we fall asleep. We don’t exactly have dreams during this stage, but we sometimes experience what’s known as hypnagogic imagery brief, dreamlike visual imagery that often is drawn from that day’s experience. With that in mind, and by taking phone’s notification sound for texts as starting material, I sketched a short piece that could have been my sleep onset imaery on the 20th July, when I attended a friend’s wedding and played the piano accompainment to Strauss‘ „Morgen“ at the ceremony.“ (Athanasia Kontou) Athanasia Kontou (geboren 1995) ist eine Komponistin und Pianistin aus Kozani, Griechenland. Im alter von 19 Jahren begann sie mit dem Komponieren und studierte privat bei Panos Demopoulos. Im Jahr 2017 zog sie nach Manchester um am Royal Northern College of Music zu studieren. Sie wurde dort in den Masterstudiengang im Hauptfach Komposition mit einem Stipendium aufgenommen. Dieses Jahr, führt sie ihre Studien am RNCM mit dem dortigen Postgraduiertenprogramm bei Adam Gorb, David Horne and Laura Bowler fort. Ihr Studium wird Garner Howard award unterstützt. She war zwei Jahre hintereinander Preisträgerin des RNCM Patricia Cunliffe composition award und Finalistin bei der RNCM Gold Medal Competition letzten Jahres. Athanasia ist Gewinnerin des diesjährigen RLPO Christopher Brooks Composition Prize, in Verbindung mit der Rushworth Foundation. Dank dieser Preise wurde sie für ein neues Werk für das Ensemble 10/10 mit Jennifer Johnston, Mezzosopran ausgewählt, welches im Oktober in Liverpool uraufgeführt wurde. Dieses Jahr werden zwei ihrer Werke vom Psappha ensemble als Teil dessen Manchester-Saison aufgeführt. Athanasias erstes Orchesterwerk wurde vom Antwerp Symphony orchestra im Mai 2017 uraufgeführt. Andere ihrer Werke wurden bei verschiedenen Festivals und Veranstaltungsorten in London, Österreich, in der Schweiz, in Belgien, Deutschland, Italien und Griechenland aufgeführt. www.athanasiakontou.com

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Helmut Lachenmann Salut für Caudwell (1977) für zwei Gitarren Wenn die ersten Gesten erklingen, werden die Zuhörer in die fremde Welt des Stückes Salut für Caudwell (1977) getaucht: Die Gitarristen spielen ihre Gitarren erstickt und in einer ungewohnten Stellung, die rechte Hand wechselt ständig zwischen Plektrum und Fingern und die linke Hand zwischen normaler Dämpfung mit der Hand und Dämpfung mit dem Gleitstrahl. Die Materialien sind fremdartig - wir hören nur selten traditionelle Elemente, meist schwankt die Textur zwischen einer chaotischen Gestaltung und einem präzisen mechanischen Puls. Als der Text aus dem Buch „Bürgerliche Illusion und Wirklichkeit“ von dem englischen Autor und marxistischen Theoretiker Christopher Caudwell sowie ein Fragment aus Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ („Oh Mensch! Gib Acht!“) erscheint, wird die Präsenz einer gesellschaftlichen Kritik schon deutlich. Die Verfremdung des Materials strahlt nicht nur durch das ganze Stück, sondern ist auch eines der ursprünglichen Elemente der Poetik Lachenmanns, wo die Verweigerung der Gewohnheit eine große Rolle spielt. Die Lenkung der musikalischen Sprache legt der Komponist vor allem durch neue Klangkategorien fest, denn wir haben keine harmonischen Funktionen, Durchführung eines Themas oder historisch bedingte Gesten. Salut für Caudwell bildet einen Strukturklang, dessen Inhalt das klangvolle Parameter darstellt und dieser wird von dem Komponisten anstatt einer typischen Ausarbeitung eines Materials als ein wesentliches Mittel zur Formbildung betrachtet. Für die Interpreten von Salut für Caudwell ist es eine große Herausforderung, das eigene Instrument quasi neu zu erlernen und seinen technischen und expressiven Apparat von der Tradition zu befreien, um sie in einer neuen dialektischen Struktur zu kontextualisieren. Die Zuhörer werden 25 Minuten lang für ein aktives Zuhören freigeschaltet, wo die Erfahrung des bürgerlichen Musikgenusses durch eine existentielle Erfahrung ersetzt wird und neue Hörwege erreicht werden können. Aus dem Werk „Bürgerliche Illusion und Wirklichkeit“ Weil eure Freiheit nur in einem Teil der Gesellschaft wurzelt, ist sie unvollständig. Alles Bewusstsein wird von der Gesellschaft mitgeprägt. Aber weil ihr davon nicht wisst, bildet ihr euch ein, ihr wäret frei. Diese von euch so stolz zur Schau getragene Illusion ist das Kennzeichen eurer Sklaverei. Ihr hofft, das Denken vom Leben abzusondern und damit einen Teil der menschlichen Freiheit zu bewahren. Freiheit ist jedoch keine Substanz zum Aufbewahren, sondern eine im aktiven Kampf mit den konkreten Problemen des Lebens geschaffene Kraft. Es gibt keine neutrale Kunstwelt. Ihr müsst wählen zwischen Kunst, die sich ihrer nicht bewusst und unfrei und unwahr ist, und Kunst, die ihre Bedingungen kennt und ausdrückt. Wir werden nicht aufhören, den bürgerlichen Inhalt eurer Kunst zu kritisieren. Wir stellen die einfache Forderung an euch, das Leben mit der Kunst und die Kunst mit dem Leben in Einklang zu bringen. Wir verlangen, dass ihr wirklich in der neuen Welt lebt und eure Seele nicht in der Vergangenheit zurücklasst. Ihr seid noch gespalten, solange ihr es nicht lassen könnt, abgenutzte Kategorien der bürgerlichen Kunst mechanisch durcheinander zu mischen oder Kategorien anderer proletarischer Bereiche mechanisch zu übernehmen. Ihr müsst den schwierigen schöpferischen Weg gehen, die Gesetze und die Technik der Kunst neu gestalten, so dass sie die entstehende Welt ausdrückt und ein Teil ihrer Verwirklichung ist. Dann werden wir sagen… (Christopher Caudwell)

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Helmut Lachenmann wurde 1935 in Stuttgart geboren. Von 1955 bis 1958 studierte er dort Kompositionslehre, Musiktheorie, Kontrapunkt und Klavier. Nach dieser Zeit war er zwei Jahre lang Schüler von Luigi Nono, ein wichtiger Komponist der Nachkriegs-Avantgarde. Diesen hatte Lachenmann bereits ein Jahr zuvor, 1957, bei den Darmstädter Ferienkursen kennengelernt. Nach seinen Studienjahren, in denen er viele Ideen der seriellen Musik in seine ersten Werke einfließen ließ, arbeitete er erst einige Zeit als freischaffender Komponist und Pianist und wurde später als Lehrer für Musiktheorie und Komposition an verschiedenen Hochschulen angestellt. Anfangs war die Kompositionstechniken der seriellen Musik für Helmut Lachenmann ein wichtiger Ausgangspunkt für sein eigenes Schaffen, doch nach einigen Jahren wandte er sich von dieser Stilrichtung ab und prägte den sogenannten „instrumentalen Klangkonkretismus“ mit seinen Werken. Er kritisierte damit vor allem die traditionelle bürgerliche Vorstellung von Ästhetik, die sich seiner Meinung nach zu sehr auf bestimmten Hörgewohnheiten ausruht und versuchte, mit seiner Musik den Hörer zu einer existentiellen Erfahrung zu führen, die im besten Fall dafür sorgen sollte, dass dieser seine Position in der Gesellschaft hinterfragt. Heute lebt Lachenmann in Stuttgart. Sein neuestes Werk, „My Melodies“ für acht Hörner und großes Orchester, ist 2018 erschienen. Inga Chinilinga Zu viel Nichts für Helder-Tenorblockflöte solo UA Zu viel Nichts ist eine Kritik an der Schnelllebigkeit in unserem Alltag. In der Fülle des „Viel“ ist es schwierig in Kontakt mit sich selbst und anderen Menschen zu bleiben und erfüllende Erfahrungen zu machen. Inmitten der Hektik verliert sich alles im "Nichts". Inga Chinilinga, geboren 1984 in Moskau (USSR), Komponistin und Pianistin. Studierte Composition and Performance am Berklee College of Music (Boston, USA) und machte ihren Master of Fine Arts in Theorie und Komposition an der Brandeis Universität (Waltham/Boston, USA). Im Moment arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit zum Thema Komposition und Multimedia an der Brown University. Ihre Werke wurden aufgeführt von Lydian String Quartet, Loadbang Ensemble, Splice Ensemble, Russia State Academic Russian Folk Ensemble, String Noise Violin Duo, Sound Icon, .Berklee Contemporary Symphony Orchestra und Moscow Contemporary Music (MCME) Ensemble

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Marko Zdralek Mein Lied Diese drei Tage entstand 2002 für ein Gedenkkonzert zu Ehren des Würzburger Komponisten und Kompositionslehrers Bertold Hummel (1925 – 2002). Komponiert habe ich eine Musik ohne doppelten Boden, deren kompositorische Mittel in direkter Reaktion auf das Gedicht von Marie-Luise Kaschnitz sich „selbst gewählt“ haben – in erster Linie eine Diatonik jenseits aller Kunstfertigkeit. Marie Luise Kaschnitz (1901-1974) DIESE DREI TAGE Diese drei Tage Vom Tod bis zum Grabe Wie frei werd ich sein Hierhin und dorthin schweifen Zu den alten Orten der Freude Auch zu euch Ja auch zu euch Merkt auf Wenn die Vorhänge wehn Ohne Windstoß Wenn der Verkehrslärm abstirbt Mitten am TageHorcht

Mit einer Stimme die nicht meine ist Nicht diese gewohnte Buchstabiere ich euch Ein neues Alphabet In den spiegelnden Scheiben Lasse ich euch erscheinen Vexierbilder Alte Rätsel Wo ist der Kapitän? Wo sind die Toten? Dieser Frage Hingen wir lange nach Zur Beerdigung meiner Wünsche ich mir das Tedeum Tedeum laudamus Den Freudengesang

Unpassender-Passenderweise Denn ein Totenbett Ist ein Totenbett mehr nicht Einen Freudensprung Will ich tun am Ende Hinab hinauf Leicht wie der Geist der Rose Behaltet im Ohr Die Brandung Irgendeine Mediterrane Die Felsenufer Jauchzend und donnernd Hinab Hinauf.

Marko Zdralek wurde 1973 in Griesbach i. Rottal geboren. Nach Studien an der Hochschule für Musik München (Lehramt für Musik Gymnasien) und der Ludwigs-Maximilians-Universität München (Musikwissenschaft, Philosophie und Germanistik) studierte er Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik Würzburg bei Heinz Winbeck. Nach Lehrtätigkeit an mehreren Hochschulen ist er seit 2006 Dozent für musiktheoretische Fächer an der Berufsakademie der Akademie für Tonkunst Darmstadt und seit 2010 Professor für Musiktheorie an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth, die er seit 2019 als Prorektor leitet. Auftragskompositionen z.B. für „young.euro.classic.“ (Berlin) und die Kasseler Musiktage. Mehrfach Rundfunkproduktionen und Preise z.B. 2006 Bayerischer Staatspreis zur Förderung junger Künstler, 2007 Preis im internationalen Wettbewerb für elektronische Komposition, Bourges/Frankreich. 2012 Aufführung der Ballettmusik „Ich flamme – Tänze im Sonnenwind“ in mehreren chinesischen Städten unter Schirmherrschaft des Bundesaußenministers im Kulturjahr „Deutschland in China“ in Zusammenarbeit mit dem Bundesjugendballett. Ab 2012 Musikalische Bearbeitung von Musikdramen Richard Wagners für die Bayreuther Festspiele (Wagner für Kinder).

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Karl-Wieland Kurz Notturnini und Liebeslieder (2008) für Mezzosopran und Klavier nach Texten aus: Gitagowinda, oder die Liebe des Krischna und der Radha von Jayadeva (13. Jh.), ins Deutsche übertragen von Friedrich Rückert (1788–1866), sowie nach Texten von Sao-Han [Umdichtung von Hans Bethge (1876–1946)] und Hans Jürgen von der Wense (1894–1966) und Konstantin Balmont (1867–1942) [Umdichtung von Karl-Wieland Kurz] Notturnino I: Glühend am tauigen Mondenstrahl... (Friedrich Rückert)

Glühend am tauigen Mondenstrahl, stellt er sich an zu sterben;

Fühlend Madana’s Pfeilqual, klaget er laut das gedrohte Verderben.

Freundin! Wie er schmachtet der Hainbekränzte, getrennt von dir!

Notturino III: Scheuer Furcht, die Augen rings im Dunkel werfend auf den Pfad… (Texte von Friedrich Rückert, Sao-Han [Umdichtung von Hans Bethge] und Jürgen von der Wense)

Scheuer Furcht, die Augen rings im Dunkel werfend auf den Pfad, Oft an einem Baume stockend, langsam setzend Fuß vor Fuß...

Der Mond steigt aufwärts, ein verliebter Träumer,

Um auszuruhen in dem Blau der Nacht.

Sanft vor Zertrümmerung dröhnendes Blut Weih deinen Leib, wir lösen ihn auf...

Ein feiner Windhauch küßt den blanken Spiegel

Des Teiches, der melodisch sich bewegt.

Gab es den Garten, oder war er Traum? (...langsam im vagen Licht...)

O holder Klang, wenn sich zwei Dinge einen, Die, um sich zu vereinen, sind geschaffen.

Ach, was, sich zu vereinen, ist geschaffen, Vereint sich selten auf der dunklen Erde!

Endlich heimlich angelangt mit Gliedern wonnewogenden,

Schöne! Mag der Freund dich sehen, und begehen seine Lust!

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Karl-Wieland Kurz wurde 1961 geboren. Nach grundlegendem Privatunterricht in Klavier-, Theorie- und Komposition bei Gustav Adolf Schlemm in seiner Heimatstadt Wetzlar studierte Kurz 1980-1990 an der Musikhochschule Frankfurt am Main in den Studiengängen Künstlerische Ausbildung Klavier bei Steven Zehr und Bernhard Kontarsky und Komposition bei Rolf Riehm; er besuchte ergänzende Kompositionskolloquien u.a. bei Hans Ulrich Engelmann, dazu Meisterkurse, u.a. bei Paulheinz Dittrich in Berlin und Alistair Hinton in Bath, UK. Seit 1985 wirkt er als Dozent für Komposition, Tonsatz, Gehörbildung, Kontrapunkt und Werkanalyse an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt und an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (an letzterem Hause bis 2015). Kurz war u. a. Kompositionsdozent bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, Bordeaux sowie an verschiedenen Universitäten in den USA und anderen Orten. Seit 2006 ist er Leiter der Abteilung Berufsakademie (University of Cooperative Education) und Stellvertreter des Direktors an der Akademie für Tonkunst Darmstadt. Kurz ist als Komponist Preisträger verschiedener nationaler und internationaler Wettbewerbe, u.a. errang er den 1.Preis im Wettbewerb der bundesdeutschen Musikhochschulen im Fach Komposition (Freiburg 1985). Seine kompositorischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Musiktheater, Orchester- und Kammermusik, Lied sowie Klaviermusik. Nach Fertigstellung des Werkzyklus Sieben Sonatinen für gemischte Kammermusikensembles mit Vokalstimmen (2004-2008) und einer dreiteiligen Komposition für Solisten (Saxophonquartett/Soloklavier) und Orchester (1987-2007, Revision z.T. 2016) Erweiterung und Vervollständigung des Lese-Buches Fortiana für Repagulum, einem literarischen Faszikel des Werkkomplexes Repagulum/ Toccata für normales und scordiertes Klavier (ein Spieler) sowie Mezzosopran (1998-2012) Ab 2010 entsteht dann eine neue Werkgruppe: Zunächst das „Schwesterwerk“ zu Repagulum/Toccata: Moskau, drittes Rom - Sonate für Klavier inklusive eines Parergons für Mezzosopran und Klavier (UA 2011), 2010-2011 folgt Die blaue Insel für Orchester und Elektronik und 2013 mobilis in mobili für Violine und Orchester. Abschluss der Werkgruppe bildet die 2012 bis 2015 entstandene Orchesterkomposition Am Gestade der Zeit für Orchester. 2012: Beginn Arbeit am abendfüllenden Werkkomplex Die toten Wesen in der sublunaren Welt hören den Moan für Mezzosopran, Saxophon, Klavier und scordiertes Klavier (2012-2015; Teil-UA 2016). 2015-2016 entsteht als Auftragskomposition für das Festival Komet Lem in Darmstadt die großangelegte Klavierkomposition Diaphonie Nr. 2 – Tertium Organum für einen Pianisten an drei Flügeln (einer in Normalstimmung, ein Flügel in vierteltöniger und der dritte Flügel in dritteltöniger Skordatur). Die UA durch den Komponisten am Klavier fand im Februar 2017 statt. Kurz´ Werke sind u.a. bei Ricordi, Zimmermann und Prim verlegt. Kurz’ Werke erfuhren Aufführungen bei vielen internationalen Festivals, u.a. Wittener Tage für Neue Kammermusik, Münchener Biennale, Frankfurt Feste, Internationale Ferienkurse Darmstadt, Schwetzinger Festspiele, Gaudeamus Muziekweek Amsterdam, Bacau-Festival, Bacau (Rumänien), Festival Europe/Asia in Kasan (Russland), Musikfestival „Roaring Hoofs“ Ulaanbaatar (Mongolei), Wiener Festwochen usw. Er veröffentlichte Forschungsergebnisse und musikwissenschaftliche Untersuchungen über Werke von Edgard Varèse, Kaikhosru Shapurji Sorabji und über eigene Arbeiten.

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6. Konzert Mittwoch, 19. Februar 2020, 19:00 Uhr Zu zweit II: Stimme und Klavier, Liederabend mit Yeree Suh und Holger Groschopp Luciano Berio (1925-2003) Sequenza III (1966)

per voce femminile Text von Markus Kutter

Isang Yun (1917–1995) Shao Yang Yin (1966) für Cembalo Solo (Klavierversion von Kaya Han)

Arnold Schönberg (1874–1951) Brettl-Lieder (Cabaret Songs, 1901) -Galathea (Frank Wedekind) -Gigerlette (Otto Julius Bierbaum) -Der genügsame Liebhaber (Hugo Salus) -Einfältiges Lied (Hugo Salus)

––––––– Brettl-Lieder (Cabaret Songs, 1901)

-Mahnung (Gustav Hochstetter) -Jedem das Seine (Colly) -Aus dem „Spiegel von Arkadien“ (Emanuel Schikaneder)

–Pause–

Unsuk Chin (*1961) snagS&Snarls – Scenes from

„Alice in Wonderland“ (2003/04) Text von Lewis Carroll / trad. Version für Stimme und Klavier von Holger Groschopp (2014) I. Alice – Acrostic II. Who in the world am I? III. The Tale-Tail of the Mouse IV. Speak roughly to your little Boy V. Twinkle, twinkle, little Star

Isang Yun (1917–1995) Interludium A (1982) für Klavier György Ligeti (1923–2006) Mysteries of the Macabre

Drei Arien aus der Oper „Le Grand Macabre“ (1974–77) für Koloratursopran und Klavier eingerichtet von Elgar Howarth (1988), Deutscher Text von Michael Meschke und György Ligeti

Yereh Suh – Sopran Holger Groschopp – Klavier

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Luciano Berio Die Sequenza III ist für eine virtuose Sängerin/Schauspielerin geschrieben worden, wie es die Widmungsträgerin, Berios Frau, Cathy Berberian war. Das Singen ist nur eines von zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Stimme, von denen Berio hier Gebrauch macht. In den Zeichenerklärungen listet er 15 Techniken auf, darunter „Lachsalven, Zähneklappern, Zungentriller gegen die Oberlippe“ sowie 44 Vortragsbezeichnungen, wie „entfernt, verträumt, ekstatisch, äußerst intensiv, verklingend“. Sequenza III ist also eine einmalige Herausforderung, ein Stück einzigartiges Musiktheater für eine Sängerin. Text: Markus Kutter

Give me a few words for a woman

to sing a truth allowing us

to build a house

without worrying before night comes

Luciano Berio (1925-2003) ist einer der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und schrieb Bühnenwerke, Vokalwerke, Elektronische Musik und Stücke für Soloinstrumente. Daneben lehrte er von 1965 bis 1971an der berühmten Juilliard School of Music in New York und zwischenzeitlich von 1966/67 an der Harvard University. Über Bruno Maderna kam er 1954 zu den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, wo 1958 die Uraufführung von Sequenza I für Flöte, das erste Stück einer bis 1995 auf 13 Titel anwachsenden Reihe, stattfand. Im Auftrag des New York Philharmonic Orchestra entstand die Leonard Bernstein gewidmete Sinfonie für acht Stimmen und Orchester, für die Salzburger Festspiele 1994 die Azione teatrale Un re in ascolto sowie 1999, ebenfalls für Salzburg Cronaca del luogo.1989 wurde Luciano Berio mit dem Siemens-Musikpreis ausgezeichnet und übernahm ab 2000 die Leitung der Academia di Santa Cecilia in Rom. 2002 entstand für die Salzburger Festspiele Puccinis Turandot in der von Luciano Berio vollendeten Fassung. Bis dahin kannte man die Oper, die Puccini als Fragment hinterlassen hatte, nur in der Fassung von Franco Alfano. Luciano Berio starb im Alter von 77 Jahren am 27. Mai 2003 in Rom. (Quelle: klassik-heute.com)

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Isang Yun Shao Yang Yin (1966) für Cembalo (Klavierversion von Kaya Han) Shao Yang Yin ist ein Auftragswerk der Basler Cembalistin Antoinette Vischer, die Yun in Donaueschingen 1966 bei der Uraufführung seines Werkes Réak kennengelernt hatte. Er beendete das Stück 1966 und lieferte es bei der Auftraggeberin ab, woraus sich eine längere Korrespondenz über die besonderen Probleme des Cembalospiels ergab. Die Uraufführung spielte Antoinette Vischer im Studio Basel im September 1967 auf Tonband. Die öffentliche Erstaufführung erfolgte durch Edith Picht-Axenfeld im Januar 1968 in Freiburg. Der Titel Shao Yan Yin ist chinesisch und spielt auf die Gegensätzlichkeiten des Werkes an. Yang Yin meint hier jedoch nicht die großen Gegensatzpaare der taoistischen Philosophie, sondern, im Zusammenhang mit dem Wort Shao (= wenig), Gegensätze des Alltags, wie Stimmungen, Zustände oder Zeitabläufe. Das Cembalowerk gehört eher zu den „europäischen“ Stücken Yuns, schon dadurch bedingt, dass der markante Klang des Cembalos sich weniger verwandeln, verfremden lässt als etwa der eines Streichinstruments. Ähnlich wie das Cembalo behandelt Yun auch das Klavier als ein „westliches“ Instrument, zumal er es fast ausschließlich in klassischer Anschlagstechnik und nicht als präpariertes Klavier einsetzt. (Harald Kunz) Interludium A für Klavier (1982) Spätestens seit dem Konzert für Violoncello und Orchester (1975/76) wurde der „Hauptton“ A für Isang Yun zu einer Chiffre für Harmonie, für Reinheit und Vollkommenheit. Formal bildet das A im Interludium eine Symmetrie- und Spielgelachse. Der Ton A erscheint eindringlich in mehreren Oktavlagen, wird zur Achse im Tonraum, zum Mittelpunkt symmetrischer Akkordbildungen; er ist als imaginärer Bezugspunkt auch durch Aussparung präsent. Es geht um eine wechselnde Beleuchtung dieses Tons in wechselnden Zusammenhängen. Interludium A ist nach Ravels „Le Gibet“ [Der Galgen] aus Gaspard de la Nuit bzw. der 10. Sonate für Klavier von Aleksandr Skrjabin die wohl konsequenteste Auseinandersetzung mit einem einzigen Ton in der Geschichte der Klaviermusik. Die Gesamtform von Yuns Komposition kann als dreiteilig, aber auch als fünfteilig interpretiert werden. Interludium A beginnt mit einer Einleitung aus lastenden Akkorden, die – von unten nach oben – in den extremen Registerlagen des Klaviers exponiert werden. Durch melismatische Umspielungen und ornamentale Anschwünge erstrebt Yun eine Verflüssigung der akkordischen Starre und Unbeweglichkeit. In einem meditativ-melancholischen langsamen Teil, der erneut in dunkler Lage einsetzt und sich allmählich die höhereren Registerlagen erobert, zieht Yun sich auf den Hauptton A und einige wenige chromatische Nebentöne zurück. Eine lebhafte Überleitung zielt auf Verflüssigung und Verschmelzung der bisher relativ statischen Aggregatzustände. In variativer Arbeit kombiniert Yun wuchernde Melismen und variable Auf- wie Abwärtsbewegungen, die in fließende Trillerfelder münden. Ein letztes Mal kehren die starren Akkorde im radikalen Auf und Ab wieder. Versöhnlich entfaltet Yun im ausgedehnten Epilog filigrane Klangfelder in leiser Dynamik. (Walter-Wolfgang Sparrer) Isang Yun „Ein Komponist kann die Welt, in der er lebt, nicht gleichgültig betrachten. Menschliche Leiden, Unterdrückung, Unrecht... all das kommt zu mir in meinen Gedanken. Wo es Schmerzen gibt, wo es Unrecht gibt, will ich mitsprechen durch meine Musik.“ (Isang Yun, 1983). Das OEuvre Isang Yuns ist getragen vom flexiblen, lebendigen Ton der traditionellen Musik seiner Heimat. Indem Yun in seine „Hauptton“-Technik Dodekaphonie und "entwickelnde Variation" integriert, steht er auch in europäischer Tradition. Sein Komponieren verschmilzt Östliches und Westliches zu einem singulären Personalstil, der Kunst des gleitenden Übergangs aus dem Geiste des Tao.

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Als Isang Yun am 17. September 1917 in der Nähe der südöstlichen Hafenstadt Tongyông geboren wurde, stand die koreanische Halbinsel unter japanischer Fremdherrschaft. Yun beteiligte sich am antijapanischen Widerstand, wurde 1943 verhaftet und gefoltert. Mit dem Kulturpreis der Stadt Seoul (1955) ausgezeichnet, konnte er 1956-59 in Paris und Berlin studieren. In Berlin lernte er bei dem Schönberg-Schüler Josef Rufer das Komponieren „mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“; von Deutschland aus fand er den Anschluss an die internationale Avantgarde. Viel beachtet wurde 1965 das buddhistische Oratorium Om mani padme hum; mit der Uraufführung des Orchesterstücks Réak in Donaueschingen gelang 1966 der internationale Durchbruch. 1967 vom südkoreanischen Geheimdienst nach Seoul entführt und gefoltert, wurde Yun des Landesverrates angeklagt. In einem politischen Schauprozess in erster Instanz zu lebenslänglicher Haft verurteilt, kam er nach internationalen Protesten 1969 frei. 1971 wurde er deutscher Staatsbürger. Von 1970 bis 1985 lehrte Yun Komposition an der Hochschule der Künste Berlin, seit 1974 als Professor. Sein OEuvre umfaßt mehr als hundert Werke, darunter vier Opern sowie mehrere Instrumentalkonzerte. In den achtziger Jahren entstanden fünf große, zyklisch aufeinander bezogene Symphonien; in dieser Zeit entwickelte Yun einen neuen Ton auch in seinen Kammermusikwerken, die durch das Streben nach Harmonie und Frieden gekennzeichnet sind. Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel war zugleich sein politisches Ziel. Isang Yun starb am 3. November 1995 in Berlin, wo er in einem Ehrengrab der Stadt beigesetzt wurde. Das Grab wurde im Frühjahr 2018 auf Wunsch der Witwe des Komponisten nach Tongyeong verlegt. Yun war Mitglied der Akademien der Künste in Hamburg und Berlin, Ehrenmitglied der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, Ehrendoktor der Universität Tübingen und Träger der Goethe-Medaille des Goethe-Instituts sowie des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. (Quelle: Internationale Isang Yun Gesellschaft e.V. ) Arnold Schönberg Brettl-Lieder (Cabaret Songs, 1901) Im Wiener Carltheater, dessen musikalische Leitung Schönbergs Schwager Alexander von Zemlinsky 1900 übernommen hatte, gastierte 1901 das von Ernst von Wolzogen – nach dem Vorbild des Pariser „Chat noir“ – gegründete Kabarett „Überbrettl“ aus Berlin. Otto Julius Bierbaum, Christian Morgenstern, Richard Dehmel und Gustav Falke gehörten zu jenen Dichtern, deren Texte ab November 1901 im neuerbauten „Bunten Theater“ verlesen wurden. In seinen Memoiren „Wie ich mich ums Leben brachte“ hielt Ernst von Wolzogen, der das Textbuch zu Richard Strauss’ Feuersnot verfasst hatte, seine Begegnung mit Arnold Schönberg fest: „In die Zeit, während wir in Wien am Carltheater gastierten, fiel das jüdische Versöhnungsfest, und Oskar Straus durfte am Abend dieses Tages auf Befehl seines reichen Erbonkels nicht auftreten. Er führte mir als seinen Stellvertreter für diesen Abend einen jungen Musiker zu von kleiner Gestalt, harten Gesichtszügen und dunkler Hautfarbe, dessen Name, Arnold Schönberg, damals noch gänzlich unbekannt war.“ Schönberg komponierte zwischen April und September 1901 acht Lieder, u. a. aus der von Bierbaum herausgegebenen Anthologie „Deutsche Chansons (Brettl-Lieder)“, und bot sie Ernst von Wolzogen für das „Überbrettl“ in Berlin an. Dieser erwarb aus dem Kompendium für die Winterspielzeit 1901/02 sowohl den „Nachtwandler“ nach einem Text von Gustav Falke, welchen er „höchst originell und musikalisch reizvoll“ fand (Brief vom 7. Juni 1901), sowie „Jedem das Seine“. Die nach ihrem Entstehungsanlass benannten „Brettl-Lieder“ führten zu einer Anstellung Schönbergs als Kapellmeister am „Überbrettl“, die er am 16. Dezember 1901 antrat. Der Vertrag wurde bis Ende Juli 1902 abgeschlossen; noch 1903 wurde Schönberg als Kapellmeister im Berliner Adressbuch geführt. […] Wolzogens Theater wurde vom Jugendstil-Architekten August Endell, der in München bereits mit dem Atelier Elviera Furore gemacht hatte, entworfen und neben einer modernen Bühne mit einem Orchesterraum ausgestattet. Es wurde ein wirtschaftlicher Misserfolg. (Therese Muxeneder)

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Unsuk Chin snagS&Snarls – Scenes from „Alice in Wonderland“ (2003/04) Text von Lewis Carroll (und ein traditioneller englischer Kinderreim), Version für Stimme und Klavier von Holger Groschopp (2014) Der Gesangzyklus snagS&Snarls nach Texten aus Lewis Carrolls Alice-Büchern wurde vom Los Angeles Opera Orchestra in Auftrag gegeben und im August 2004 unter der Leitung von Kent Nagano beim Ojai Festival uraufgeführt. Unsuk Chin begreift ihn als eine Vorstudie der 2007 in der Bayerischen Staatsoper uraufgeführten Oper Alice in Wonderland. Alle Lieder von snagS&Snarls – außer dem ersten – wurden, wenngleich in modifizierter Form, in die Oper aufgenommen. Der ungewöhnliche Titel setzt sich aus den Wörtern snag und snarl zusammen. Das Nomen snag lässt sich unter anderem mit „kleine Schwierigkeit, die meistens unbekannt oder unerwartet ist“ definieren, trägt aber auch die Nebenbedeutung „spitzer, möglicherweise gefährlicher Vorsprung“. There's a snag in it entspricht der deutschen Redewendung „die Sache hat einen Haken“. Snarl wiederum bedeutet entweder Knoten oder „verworrener Zustand“ oder „in einem übellaunigen Ton reden“ bzw. „die Zähne zeigen und wütend knurren“. [Das Oxford Advanced Learner's Dictionary (Fifth Edition, 1995) gibt unter anderem folgende Bedeutungen wieder: snag, 1) small difficulty or obstacle, usu hidden, unknown or unexpected; 2) rough or sharp projection, which may be dangerous; 3) tear, hole or thread pulled out of place in material that has caught on a snag; snarl, 1) (of dogs, etc) show the teeth and growl angrily; 2) (of persons) speak in an angry badtempered voice; 3) confused state, tangle.] Der Titel basiert auf einer Kapitelüberschrift des Buches Metamagical Themas des Kognitionswissenschaftlers Douglas R. Hofstadter, in dem dieser über Selbstreferenzialität schreibt. Lewis Carrolls Alice-Geschichten entdeckte Unsuk Chin übrigens durch Hofstadters Kultbuch Gödel, Escher Bach: an Eternal Golden Braid: A Metaphorical Fugue on Minds and Machines in the Spirit of Lewis Carroll. Somit reiht die Komponistin sich in eine lange Reihe von Künstlern, Wissenschaftlern und anderen Lesern ein, die Carrolls Alice als hochkomplexe philosophische Kreation und als Klassiker der modernen Literatur schätzen lernten. Kein Wunder, thematisierte Lewis Carroll doch wesentliche philosophische Fragen, indem in Alice jegliche „Ordnungskategorien wie Raum und Zeit, Rationalität und Moral, Identität und Kommunikation, die Hierarchie von Mensch, Tier und Materie in den Sog einer subversiven Zerstörung“ (Eberhard Kreutzer, Lewis Carroll: „Alice in Wonderland“ und „Through the Looking-Glass“, München 1984) geraten. Dieses Kunststück gelang Lewis Carroll bekanntlich durch eine einzigartige sprachschöpferische Leistung: Wortspiele und ebenso strenge wie absurde logische Schlüsse werden bei ihm zu Grundprinzipien und Baumaterialien eines Denkens des Absurden. Mittels dieser stellt Carroll eine Erfahrungswirklichkeit dar, die mit der Alltagsrealität „in demselben launischen Abhängigkeitsverhältnis zu stehen scheint wie Welle und Teilchen in der Quantenphysik“ (Frank Harders-Wuthenow, A propos Alice. Manuskript, 2007) Carrolls grenzüberschreitender philosophisch-dichterischer Kosmos scheint Unsuk Chin wie auf den Leib geschrieben. Wie Carrolls Alice, so ist Chins Musik zugleich von virtuoser Artistik, streng-logischer Konstruktivität und einem zuweilen überdrehten Humor geprägt. Wie Carroll, so ist auch Chin von Sprach- und Zahlenspielen fasziniert: man denke – um nur ein paar Beispiele zu nennen – an die Palindrome, Krebskanons und Anagramme, die in Miroirs des temps oder Kalá zu musikalisch sinnfälligen Chiffren für Unendlichkeit, Tod oder psychische Grenzregionen werden. Ein anderes Beispiel wäre das übermütig-ironische, selbstreferenzielle Vokalwerk Cantatrix Sopranica, in dem musikalische Prozesse oftmals mittels experimenteller Sprachkombinatorik erschaffen werden (und umgekehrt). In snagS&Snarls kommt ein neuer Aspekt hinzu: die intertextuellen Verfahren von Lewis Carroll werden durch vielfache Stilparodien und Allusionen musikalisch widerspiegelt. Die musikalische Sprache dieses Werkes wirkt somit – auf den ersten Blick – vertrauter, einfacher und traditioneller als die anderer Werke von Chin. Allerdings trügt der Schein auf ähnliche Weise wie bei Carroll, bei

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dem das Genre der vermeintlichen Kindergeschichte nur den Rahmen liefert für eine hintersinnig-eigenwillige Auseinandersetzung mit zentralen philosophischen Fragen. Das erste Lied vertont das Gedicht Alice – Acrostic, mit dem Carroll das zweite Alice-Buch beschließt. Die Anfänge der Zeilen ergeben hintereinander gelesen den Namen des historischen Vorbilds dieser Geschichten: Alice Pleasance Liddell. Der Autor erinnert sich hier der berühmten Bootsreise, auf der er Alice und ihren Schwestern die Geschichten zum ersten Mal erzählte. Die musikalische Textur evoziert eine nostalgisch-märchenhafte „Es war einmal...“ -Atmosphäre und ist vorwiegend konsonant, wobei das Klangbild allerdings durch die delikaten rhythmisch-metrischen Verschiebungen sowie die ausgefallene Instrumentation verfremdet werden. Auf diese nachdenkliche Eröffnung folgen verschiedene Szenen aus Alice' Adventures in Wonderland. Die erste dieser Szenen entstammt dem Kapitel Pool of Tears und heißt Who in the World am I? In diesem Kapitel erlebt Alice, die gerade im Wunderland eingetroffen ist, in kürzester Zeit enorme Veränderungen ihrer Körpergröße und andere verwirrende Ereignisse, was zu einer heftigen Identitätskrise führt. In ihrer Verzweiflung versucht Alice, sich über sich selbst durch das Aufsagen eines Gedichts und von anderem Schulwissen zu vergewissern, doch bringt sie alle Fakten durcheinander. Alices Verwirrung wird musikalisch auf verschiedene Weise widerspiegelt, so etwa mittels rhythmischer Komplexität, der bewusst als Ausdrucksmittel eingesetzten Pausen oder der isolierten Einsätze verschiedener Instrumente. The Tale-Tail of the Mouse entstammt dem Kapitel A Caucus-Race and a Long Tale. Der Titel spielt an auf eine gleichlautliche [homophonische] Verwechslung: Alice stellt sich die Erzählung der Maus (mouse's tale) in der Form eines Mäuseschwanzes (mouse's tail) vor. Konsequenterweise hat Carroll die Mausgeschichte in der Form eines Mäuseschwanzes verfasst und damit eines der berühmtesten Figurengedichte überhaupt geschaffen. Dieses visuelle Muster und die Atmosphäre des Gedichts wird von der Komponistin durch verschiedene Mittel in Musik übertragen: bei der Solistin mittels eines quasi-expressionistischen Sprechgesangs; bei der Instrumentalbegleitung durch die filigranen Triller und Läufe, die in sich verschlungenen, murmelnden, hinabfallenden Linien und die delikate Instrumentation (Mandoline, Harfe, Cembalo und Holzbläsergruppe). Die nächste Szene, Speak Roughly to Your Little Boy, entstammt dem Kapitel Pig and Pepper. Die Handlung des Kapitels lautet folgendermaßen: Alice tritt ein in das Haus der Herzogin, in dem ein bedrohliches Durcheinander herrscht. Die Köchin der Herzogin bewirft alles, was in ihrer Reichweite steht, mit Geschirr, während die Herzogin ihr Baby hin- und herschüttelt und das Lied Speak Roughly to Your Little Boy, eine Parodie eines Wiegenliedes, singt. Schließlich bleibt Alice mit dem Baby alleine, das sich dann allerdings in ein Schwein verwandelt. Einige Kommentatoren haben in dieser Szene eine Stellungnahme zu der im viktorianischen England vorherrschenden „schwarzen Pädagogik“ sehen wollen, doch ist sie vor allem eine burleske Groteske. Der Gesang der Herzogin besteht in snagS&Snarls aus einer sehr einfachen, fast stumpfsinnigen Melodie und aus Schreien, die ihren grotesk-hässlichen Charakter trefflich widerspiegeln. Die Komponistin hat dem Text Verse aus einer frühen Alice-Theaterfassung beigefügt, die der Szene einen pseudo-rituellen Charakter geben – so, als würde die Parodie einer bösen Märchenhexe einen Fluch aufsagen. Der schäbige Charakter dieser Szene kommt zum Ausdruck auch durch die instrumentalen Ostinati, die Blechbläser- und Vokalglissandi, die komisch dumpfen Einsätze der tiefen Instrumente und nicht zuletzt durch das Schlagwerk, das das Klangbild in steigendem Maße dominiert: der Schlagzeuger muss sich hier unter anderem diverser Haushaltsgegenstände, Müll-Schlagzeug und einer Sirene bedienen. Im Kontrast hierzu schließt der Zyklus mit Twinkle, Twinkle, Little Star, das auf dem Kapitel A Mad Tea-Party basiert. Hier fühlt sich Alice durch die Anwesenden der „Verrückten Teegesellschaft“ beleidigt, da diese ihr absurde, unlösbare Rätsel aufgeben. Der Text parodiert das wohlbekannte, gleichnamige englische Kinderlied; er wird von der Komponistin mittels eigener, zungenbrecherischer Nonsensverse noch weiter dekonstruiert. Die Musik entwickelt sich aus reduzierten und geradezu infantilen Texturen unerwartet zu einem höchst virtuosen musikalischen Gewebe. Ein weiteres Beispiel dafür, wie die Komponistin, ganz im Sinne Carrolls, einfache musikalische Ausdrucksweisen in ein musikalisches Wunderland überführt. (Maris Gothóni)

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Unsuk Chin wurde 1961 in Seoul, Korea, geboren. Sie studierte Komposition an der Seoul National University bei Sukhi Kang sowie von 1985-1988 bei György Ligeti an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Der Erste Preis beim Gaudeamus-Wettbewerb in Amsterdam 1985 markierte den Beginn ihrer internationalen Karriere. Seither wurden ihre Werke von vielen der internationalen Spitzenorchester zur Aufführung gebracht. Instrumentalgruppen wie dem Ensemble Intercontemporain, dem Ensemble Modern, der London Sinfonietta, Asko|Schönberg Ensemble sowie dem Kronos Quartet und dem Arditti Quartet. In Auftrag u.a. des Pariser IRCAM entstanden auch elektronische Kompositionen. Zu Chins Interpreten zählen Dirigenten wie Kent Nagano, Simon Rattle, Gustavo Dudamel, Alan Gilbert, Esa-Pekka Salonen, David Robertson, Peter Eötvös, Neeme Järvi, Markus Stenz, Myung-Whun Chung, George Benjamin, Susanna Mälkki, François-Xavier Roth, Leif Segerstam und Ilan Volkov. Unsuk Chin war 2006–17 Composer-in-residence des Seoul Philharmonic Orchestra, ein Posten, den sie 2001/2002 auch beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und 2009 bei der Essener Philharmonie innehatte. Zahlreiche internationale Festivals und Konzerthäuser widmeten ihrem Schaffen Schwerpunkte. 2004 wurde Unsuk Chin für ihr Violinkonzert mit dem Grawemeyer Award for Music Composition, 2005 mit dem Arnold Schönberg-Preis und 2007 mit dem Heidelberger Künstlerinnenpreis ausgezeichnet. 2007 wurde sie mit den Preisen der Kyung-Ahm und der Daewon Foundation in Korea ausgezeichnet; 2010 erhielt sie den Musikpreis der Stiftung Fürst Pierre zu Monaco, 2012 den koreanischen Ho-Am Prize, 2017 den Wihuri Sibelius Prize und 2018 den Marie-Josée Kravis Prize für zeitgenössische Musik der New Yorker Philharmoniker. 2007 kam Chins erste Oper „Alice in Wonderland“ an der Bayerischen Staatsoper zur Eröffnung der Münchner Opernfestspiele zur Uraufführung. (Quelle: Boosey&Hawkes)

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György Ligeti Mysteries of the Macabre Drei Arien aus der Oper „Le Grand Macabre“ (1974–77), für Koloratursopran und Klavier eingerichtet von Elgar Howarth (1988), Deutscher Text von Michael Meschke und György Ligeti frei nach Michel de Ghelderodes „La Ballade du Grand Macabre“, Englische Übersetzung von Geoffrey Skelton „Von 1974 bis 1997 [1974–77; revidiert 1997] komponierte ich meine Oper Le Grand Macabre. Die Mysteries of the Macabre sind Bearbeitungen von drei Koloraturarien (des Chefs der „Geheimen Politischen Polizei“), die Elgar Howarth (wunderbar!) für ein Kammerensemble arrangiert hat. Mein Freund Howarth war der Dirigent der Stockholmer Uraufführung der Oper 1978 und später von mehreren weiteren Produktionen. Der Halb-Nonsens-Text ist eine unmittelbare, wenn auch konkretere Weiterführung der Idee von Aventures und Nouvelles Aventures, nur die Musik ist nicht mehr chromatisch.“ (György Ligeti) György Ligeti ist weltweit anerkannt als einer der führenden Komponisten der Moderne. Seine innovatorische Leistung liegt in der Entwicklung der Klangflächenkomposition durch sein Prinzip der Mikropolyphonie: in eine Vielzahl von Strukturen unterteilte Klänge, die ohne rhythmisches Profil und traditionelle Intervallcharaktere kontinuierlich gegeneinander verschoben werden. Sein musikalisches Schaffen umfasst wegweisende Werke für Orchester, Chor, Bühne sowie Kammer- und Klaviermusik. Die Gestaltung des Klangs und die Suche nach Alternativen zum temperierten System sind die wesentlichen Kennzeichen seiner vielfältigen kompositorischen Arbeiten. Ligeti war ein Abenteurer der Form und des Ausdrucks und ein großer Visionär der Neuen Musik. Sein faszinierend vielseitiges Werk nimmt in Hinsicht auf musikalische Qualität und kompromisslose Individualität eine Ausnahmestellung ein. Komplexe polyrhythmische Strukturen, experimentelle elektronische Musik, phonetische Experimente: Ligeti bewegte sich zeitlebens fernab ästhetischer Moden und Schulen. Ihn kennzeichneten frische und unorthodoxe Ideen, jeder Dogmatismus war ihm fremd, radikale Einschnitte prägen sein gesamtes Schaffen. Mit seinen phantastischen Ideen hat er nicht nur das Fachpublikum angesprochen. Die sinnliche Zugänglichkeit seiner Musik wirkt auf alle Hörer faszinierend und anregend. Biochemie, Chaosforschung, fraktale Geometrie, aus allem gewann der ursprünglich zum Physikstudium tendierende Ligeti Inspiration für neue Kompositionsprinzipien. Das 1961 entstandene Orchesterstück Atmosphères machte Ligeti schlagartig bekannt. Er verzichtet darin beinahe vollständig auf traditionelle melodische, harmonische und rhythmische Parameter und konzentriert sich auf Klänge mit ständig sich wandelnden Texturen. Nach seiner intensiven Arbeit im Studio für elektronische Musik des WDR in Köln in den 1950er und der Entwicklung der Mikropolyphonie in den 1960er Jahren wurde sein Personalstil in den 70ern einfacher und transparenter. Und wie um sich vorherrschenden musikalischen Tendenzen zu entziehen, waren auch wieder tonale Klänge zu hören. Sein einziges abendfüllendes Bühnenwerk Le Grand Macabre ist vom absurden Theater inspiriert und strotzt vor operettenhaftem Schalk und schwarzem Humor. Der Komponist wollte dem Publikum wieder zugänglich werden: „Bühnengeschehen und Musik sollten gefährlich-bizarr, ganz übertrieben, ganz verrückt sein.” Ligetis Leben und Werk sind eng verbunden mit Hamburg: In den sechziger Jahren wurden seine Kompositionen Aventures (1963) und Nouvelle Aventures (1966) in Hamburg konzertant uraufgeführt. Von 1973-1989 war er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg und hat damit das Hamburger Musikleben entscheidend mitgeprägt. 1975 wurde er vom Senat mit dem Bach-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg ausgezeichnet. Das häufig als Hauptwerk seiner zweiten Schaffenshälfte apostrophierte Le grand macabre erlebte an der Hamburgischen Staatsoper seine deutsche Erstaufführung 1978. Auch sein Trio für Violine, Horn und Klavier wurde 1982 in Bergedorf uraufgeführt. 1988 erhielt er auf Vorschlag des musikwissenschaftlichen Instituts einen Ehrendoktor der Universität. (Quelle: Klassik heute)

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Yeree Suh begeistert Publikum und Kritiker mit ihrem strahlenden und gleichzeitig fein-nuancierten Sopran, der sie zu einer international gefragten Interpretin von Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts, aber auch zeitgenössischer Musik macht. Seit ihrem Debüt als Ninfa in Monteverdis Oper L’Orfeo unter René Jacobs (Regie: Barrie Kosky) bei den Innsbrucker Festwochen 2003, gefolgt von Engagements an der Staatsoper Unter den Linden Berlin und dem Theater an der Wien, arbeitet die koreanische Sängerin regelmäßig mit Spezialisten historischer Aufführungspraxis wie Sigiswald Kuijken, Jos van Immerseeel, Philippe Herreweghe, Jordi Savall, Ton Koopman, Andrea Marcon, Jean-Christophe Spinosi, Midori Seiler und Masaaki Suzuki sowie mit Ensembles wie La Petite Bande, Collegium Vocale Gent, Anima Eterna Brügge, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Venice Baroque Orchestra und dem Finnish Baroque Orchestra. Mit Concerto Köln und Harald Schmidt tourte sie als Mademoiselle Silberklang in Mozarts Schauspieldirektor, und als Semele debütierte sie 2010 beim Beijing Festival. Mit ihrer außergewöhnlichen Stimmkontrolle und ihrem klaren Timbre gehört die Sopranistin auch zu den herausragenden Interpreten der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Zusammen mit Kent Nagano und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin brachte Yeree Suh Matthias Pintschers Fantasie With lilies white zur europäischen Erstaufführung, mit dem hr-Sinfonieorchester unter Paavo Järvi sang sie George Benjamins A Mind of Winter, mit dem France Radio Philharmonic Unsuk Chins Snags and Snarls, mit dem Nieuw Ensemble Amsterdam Unsuk Chins Akrostichon-Wortspiel, mit dem Los Angeles Philharmonic Harrison Birtwhistles 9 Settings of Celan, mit dem Ensemble Modern Isang Yuns Teile dich Nacht, mit dem Ensemble Musikfabrik Sofia Gubaidulinas Perception, mit dem Scharoun Ensemble der Berliner Philharmoniker Wolfgang Rihms Mnemosyne, mit dem Ensemble Intercontemporain unter Susanna Mälkki Ligetis Mysteries of the Macabre in New York Lincoln Center sowie mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunkts unter Peter Rundel Beat Furrers Schnee-Szenen (UA). Sie wirkte außerdem bei der Uraufführung von Rihms Drei Frauen am Theater Basel (Regie: Georges Delnon) mit. Glanzpunkte ihres Repertoires stellen auch Werke von Pierre Boulez dar; so interpretierte sie Le soleil des eaux mit Pablo Heras-Casado bei der Luzerner Festival, Pli selon pli mit Jonathan Nott und Thierry Fischer mit BBC London sowie Le Visage Nuptial mit ORF unter Cornelius Meister in Wien. Mit Matthias Pintscher feierte die Sängerin 2016 beim Jubiläumskonzert zum 40jährigen Bestehen des Ensemble Intercontemporain einen überragenden Erfolg mit Liedern von Anton Webern. 2017 kehrte sie mit Toshio Hosokawas Klage zum Musikfest Berlin zurück, wo sie 2015 mit Schönbergs Jakobsleiter unter Ingo Metzmacher debütiert hatte. Ein weiterer Höhepunkt der Saison 2017/18 war ihr Engagement als Solistin in Mahlers 4. Sinfonie mit dem Concertgebouw Orchester unter Daniele Gatti. Mit dem Luzerner Sinfoniorchester unter Michael Sanderling interpretiere sie 2019 Brahms’ Deutsches Requiem in Luzern und Tongyeong, und sie war im gleichen Jahr bei den Salzburger Festspielen mit dem SWR Sinfonieorchester unter Peter Rundel mit Luigi Nonos Il canto sospeso.

Foto: Marco Borggreve

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Mit Jos van Immerseel verbindet sie eine enge Zusammenarbeit sowohl als Dirigent als auch als Liedbegleiter; ihr gemeinsamer Schubertiade-Abend ist, ebenso wie die Carmina Burana, auch als CD erschienen. Den Startpunkt von Yeree Suhs Diskographie bildete 2008 die hochgelobte CD Musik der Hamburger Pfeffersäcke mit dem Elbipolis Barockorchester Hamburg. Hinzu gekommen sind seither Aufnahmen mit Werken unter anderem von Purcell, Händel, Telemann, Bach, Schubert und Respighi sowie Zeitgenössisches von Judith Bingham, Aribert Reimann, Matthias Pintscher und Michael Jarrell. Mit einer Neuinszenierung von Kornél Mundruczó auf der Grundlage von Ligetis Requiem startet Yeree Suh bei der Ruhrtriennale in die Saison 2019/20, gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern und Steven Sloane. Außerdem kehrt sie zum Ensemble Intercontemporain mit Matthias Pintscher und zum Deutschen Sinfonieorchester Berlin für Vaughan Williams’ Sinfonia Antartica unter Andrew Manze zurück. In Dresden singt sie mit dem Dresdner Kreuzchor Bachs Matthäuspassion und wird danach wieder mit Anima Eterna und Jos van Immerseel mit einem Beethoven-Programm auf Tournee gehen und mit ihm führt sie Fidelio als Marzelline in Wroclaw auf. 2021/2022 wird sie ihr Wagner-Debüt als Waldvogel in Siegfried aus dem Ring des Nibelungen unter Steven Sloan (Regie: Keith Warner) geben. Yeree Suh studierte an der Seoul National University, der Universität der Künste Berlin bei Prof. Harald Stamm mit Auszeichnung, Meisterklassen Examen in Leipzig bei Prof. Regina Werner-Dietrich und an der Schola Cantorum Basiliensis bei Prof. Gerd Türk. Seit 2019 unterrichtet sie im Hauptfach Gesang an der Akademie für Tonkunst – University of Cooperative Education in Darmstadt.

Holger Groschopp wurde in Berlin geboren und erhielt seine Ausbildung an der Hochschule der Künste in seiner Heimatstadt bei Georg Sava. Ergänzend studierte er Komposition bei Isang Yun und Liedinterpretation bei Aribert Reimann und Dietrich Fischer-Dieskau. Seine umfangreiche Konzerttätigkeit führte ihn in die meisten europäischen Länder, nach Nah- und Fernost sowie Nord- und Lateinamerika. Er trat als Solist und Kammermusiker bei wichtigen Festivals auf (Berliner Festwochen, Osterfestspiele Salzburg, Cantiere internazionale d’arte Montepulciano, Tongyeong International Music Festival, Festival dei due mondi Spoleto, Musikfest Berlin u. a.), wirkte bei vielen Ur- und Erstaufführungen (u. a. Henze, Reimann, Yun, Rihm) mit und ist regelmäßiger Gast in Aufnahme-studios. Er erhielt mehrere Preise, u. a. beim Brahms-Wettbewerb in Hamburg. Den Berliner Philhar-monikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und dem

Mahler Chamber Orchestra ist er seit langem als Ensemblepianist, Solist und Kammermusiker eng verbunden. Seine bislang sechs beim Label Capriccio erschienenen CDs mit Transkriptionen und Paraphrasen von Ferruccio Busoni erreichten hohe Anerkennung bei der internationalen Fachkritik. Drei weitere Busoni-CDs sind in Vorbereitung. Ebenfalls erhältlich sind Aufnahmen mit Werken von Isang Yun, John Adams, Ursula Mamlok und anderen.

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2. Lecture Donnerstag, 20. Februar 2020, 13:00 Uhr bis 15:00 Uhr Lecture II: Die Violine in der aktuellen Musik mit Sarah Saviet CRUNCH! Writing and performing new music for violin and piano – Eine Präsentation für Komponisten und Interpreten: In diesem Workshop werden verschiedene Themenfelder wie Notation für Streichinstrumente und Klavier, Erkundung erweiterter Spieltechniken und Diskussion von Methoden zur Zusammenarbeit zwischen Komponist und Interpret behandelt. Um diese Themenfelder zu erkunden wird ein breites Spektrum an zeitgenössischen Werken für Violine und Klavier vorgestellt. Hierzu gehören Werke von Helmut Lachenmann, Cassandra Miller, Rebecca Saunders, Liza Lim, Iannis Xenakis und Brian Ferneyhough. Eingeladen und willkommen sind neben Komponisten alle Streichinstrumentalisten und Pianisten, welche sich dafür interessieren, zeitgenössische Musik für sich zu entdecken oder motiviert sind ihr Repertoire zu erweitern.

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Foto: Drury Brennan

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7. Konzert Donnerstag, 20. Feb. 2020, 19:00 Uhr Zu zweit III: Violine und Klavier, Morton Feldman – for John Cage Morton Feldman (1926-1987) for John Cage (1982)

für Violine und Klavier (Dauer: 75 min.)

Sarah Saviet – Violine Joseph Houston – Klavier

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Morton Feldman for John Cage für Violine und Klavier Paul Zukovsky, der For John Cage uraufgeführt hatte schrieb an Morton Feldman: „Everyone knows that painting influenced your early work—was inseparable from it. Now you are influenced by RUGS—handmade nomadic rugs. If that now is as influential as painting was for the early works, how could this be discussed? I can tell you that when playing your recent music I feel very close to those rug-makers working away — first the border, the same stitch so many times, now a different strand, fewer times, now we start a pattern, it’s finished, a background, etc. Certainly the feeling is very different from that of other music, where I walk from room to room, each one with certain proportions, order, and progression. Also — the rug-making explanation helps account for the tiny variations you play within timing and intonation — the equivalent of the irregularities in a hand-sewn rug. Anyway, because of this difference in how the music appears to be structured, I usually give a very short speech before starting this piece, saying that it is approximately 75 minutes long, very quiet, calm; it will take as long as it is going to take; relax, let it happen, and if you can’t put up with that idea, leave now. And almost no-one leaves.“ Der amerikanische Komponist Morton Feldman war einer der ersten, der in der klassischen Musik neue Wege durch die Art der Notation beschritt. Mit grafischen Anweisungen gab er den Rahmen vor, innerhalb dessen den Musikern die Ausführung über genaue Tonhöhen und Tondauern weitgehend selbst überlassen bleibt, so dass eine Komposition bei jeder Aufführung ein unterschiedliches Gesamtergebnis bedingte. Allerdings wandte sich Feldman von dieser Notationstechnik ab 1969 wieder ab, da sie den Interpreten zu viel Freiraum bot und kehrte zu präziserer Notation zurück. Morton Feldman wurde am 12. Januar 1926 in New York City geboren. Die Elterns stammten aus der Ukraine. Mit zwölf Jahren erhielt er Musikunterricht von seiner Klavierlehrerin. Er begann mit 15 Jahren, Komposition zu studieren und wurde 1944 Schüler von Stefan Wolpe. Bei einem Konzert des New York Philharmonic am 26. Januar 1950 traf er in einer Art schicksalhaften Begegnung John Cage. Die beiden Komponisten freundeten sich an und Feldman zog in Cages Appartement ein. Die ersten Kompositionen Feldmans wurden durch Abschriften von John Cage bekannt. Es bildete sich ein Künstlerkreis von Komponisten und Malern, der der künstlerischen Entwicklung Morton Feldmans entscheidende Impulse gab. 1971/1972 war Feldman als Stipendiat des DAAD in Berlin und 1973 wurde ihm eine Professur an der University of New York in Buffalo angeboten, so dass er bis zu seinem Tod am 3. September 1987 unterrichtete und komponierte. Bis dahin hatte er seinen Lebensunterhalt als Vollzeitangestellter des elterlichen Betriebs für Kinderbekleidung bestritten. Feldmans Musik ist gekennzeichnet durch freie, nicht genau festgelegte Rhythmik, ungefähre Tonhöhenintonation und eine ruhige, sich langsam entwickelnde Struktur mit sich wiederholenden asymmetrischen Mustern. In den Jahren nach 1977 zeichnen sich viele Werke auch durch extreme Länge aus wie Violin and String Quartet (1985, ca. 2 Stunden), For Philip Guston (1984, etwa 4 Stunden) und das String Quartet II (1983, mehr als 6 Stunden ohne Pause). Weitere bedeutende Werke sind Projections 1–5 (1950/51, die ersten Werke mit grafischer Notation), Rothko Chapel (1971), Coptic Light (1985), Palais de Mari (1986) oder auch die Oper Neither (1977) mit einem Originaltext von Samuel Beckett. Einige Werke wurden in Ausschnitten auch als Soundtrack in verschiedenen Filmen verwendet wie etwas Rothko Chapel in Martin Scorseses Film Shutter Island (2010). (Quelle: klassik-heute.com)

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Sarah Saviet ist eine in Berlin lebende amerikanische Violinistin, die in ganz Europa und ind den USA konzertiert. Sie ist Mitglied des Riot Ensemble (London) und wird regelmäßig als Gast bei Ensembles wie dem Ensemble Modern, Musikfabrik, hand werk, Ensemble Resonanz, und anderen eingeladen. Sarah hatte „visiting artist“ -Positionen im Fachbereich Komposition der Universität der Künste Berlin, der Huddersfield University, der Goldsmith University London mit Riot Ensemble und der Harvard University mit dem ELISION Ensemble inne. Sie leitete Workshops über zeitgenössische Spieltechniken auf der Violine an der Manhattan School of Music und der UdK Berlin. Sie war „artist in residence“ bei Aldeburgh Music gemeinsam mit Komponisten Lawrence Dunn, Jack Sheen und Rowland Hill. Sarahs neueste Einspielung mit dem Violinkonzert „Speak, Be Silent“ von Liza Lim mit dem Riot Ensemble ist nun verfügbar bei HCR/NMC Recordings. Weitere Neuerscheinungen beinhalten Portrait-CDs mit den Komponisten Evan Johnson und Patricia Alessandrini, auch ein Soloalbum bei Coviello Classics. Zuletzt trat sie bei Moderne Muziek Nijmegen, Splendor Amsterdam und an City University London auf. Weitere Konzerte in der letzten Zeit sind ein Solorecital beim KGNM Musikfest in Köln; Ultraschall Festival mit Nicolas Hodges, Lucas Fels und Nina Janßen-Deinzer; Guadeamus Muziekweek; Schwetzinger Festival mit Anssi Kartunnen, Nicholas Hodges und Claudia Barainsky in mehreren Konzerten mit dem Schwepunkt der Musik von Kaija Saariaho und beim Aldeburgh Music Festival als Konzertmeisterin des BPO unter Oliver Knussen. Zu häufigen Festivalauftritten gehören der Huddersfield Contemporary Music Festival, Donaueschinger Musiktage, Acht Brücken Köln, COMA Festival England, Amsterdam String Quartet Biennale, Lucerne Festival und Dark Music Days in Island. Sarah Saviet kuratiert eine Konzertserie für zeitgenössische Musik bei km28 in Neukölln, Berlin. www.sarah-saviet.com Joseph Houston ist ein ein britischer Pianist, dessen breitgefächerte Neugier seine Aktivitäten in viele verschiedene Bereiche eintauchen ließ. Seine Interessen liegen nun hauptsächlich in der zeitgenössischen und experimentellen Musik Er lebt in Berlin und sein Spiel wurde von Sendeanstalten wie BBC Radio 3, BBC Radio 4, BBC Radio 6 Music, Radio Cemat Rome, and Albanian national television wiedergegeben. Die Zusammenarbeit mit KOmponisten macht einen großen Teil von Josephs Houstons Arbeit aus und führte zu Uraufführungen der Werke von Christian Wolff, Simon Holt, Colin Matthews, Michael Zev Gordon, Antonia Barnett-McIntosh, Louis D’Heudieres, Martin Suckling, Charlotte Bray, Catherine Lamb, Stephen Crowe, Nomi Epstein Christian Mason und Weiteren. In den letzten Jahren trat Houston in ganz Europa und in China bei Veranstaltungen und Festivals wie bei der Berliner Biennale, Lille Piano(s) Festival, Ухо Festival (Kiev, Ukraine), BBC Proms, Suture Soven Festival, Wigmore Hall, Cheltenham Music Festival, Kammer Klang (Cafe Oto), Pharos Contemporary Music Festival (Cyprus), Unerhörte Music (Berlin), Ryedale Festival, Occupy the Pianos Festival (London), Music Week Festival (Beijing Normal University), Piano Salon Christophori (Berlin), Pianodrom Festival (Albania), KM28 (Berlin), Pirelli HangarBiccoca (Mailand) und Summartonar Festival (Faroer Inseln). Hpuston ist zudem der Pianist des Octandre Ensembles, einem in London ansässigen Ensemble mit dem Fokus auf Musik, die seit 1945 komponiert wurde. Für die Zukunft ist eine CD-Aufnahme mit Kammermusik von Thomas Simaku und Quatuor Diotima geplant, die bei BIS erscheinen soll; eine Portrait-CD über den Komponisten Mark Barden, wird bei WERGO erscheinen; dazu erscheint ein Konzertmitschnitt bei den Donaueschinger Musiktagen 2019.

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Foto: Eva Radünzel

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8. Konzert: Abschlusskonzert Freitag, 21. Februar 2020, 19:00 Uhr Ensemble Tonkunst Werke der Kompositionsklassen von Il-Ryun Chung und Arne Gieshoff Sharleen Revia (*1996) Hear and Listen (2020) UA

für Flöte, Klarinette, Violine und Violoncello

Jialu Yang (*1999) Bevor der Dämmerung (2020) UA für Flöte, Violoncello, Klavier

Cornelius Elsäßer (*2004) Der Tanz meines Steckenpferdes (2020) UA

für Flöte, Trompete, Violine, Violoncello und Akkordeon

Hualei Gan (*1993) Zum Licht (2020) UA

für zwei Gitarren und Ensemble

– Pause –

Pablo Lascano (*1986) Zoé (ζωή) (2020) UA für Klarinette und Akkordeon

Daniel Sorgatz (*1996) Cholerischer Chor (2020) UA

für Oboe, Klarinette, Saxophon und Violoncello

Daniel Satanovski (*2002) Nachtszenen Op. 10 (2020) UA

für Flöte, Oboe, Klarinette, 3 Trompeten Violine, Viola, Violoncello und Klavier

Jeanette Nathalie Sierra (*1999) Abstrakt (2020) UA für Gitarre und Klarinette Hyeonwoo Lee (*1994) Schattierung (2020) UA

für großes Ensemble (Kammerorchester): Flöte, Bassflöte, Oboe, Klarinette, Tenorsaxophon, 3 Trompeten, 2 Gitarren, Akkordeon, 3 Violinen, Viola und Violoncello.

Ensemble Tonkunst Das Ensemble Tonkunst wurde 2014 ins Leben gerufen und besteht aus Studierenden der Akademie für Tonkunst. Das Ensemble probt wöchentlich in der Lehrveranstaltung „Werkstatt“ im Fachbereich für aktuelle Musik Werke der Kompositionsstudentinnen und Kompositionsstudenten der Akademie unter der Leitung von Il-Ryun Chung.

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Sharleen Revia Hear and Listen für Flöte, Klarinette, Violine und Violoncello „Hear“ und „Listen“ (Eng.) sind zwei verschiedene Wörter. „Hear“ ist der physische Prozess von hören aber „Listen“ ist der Prozess des Verstehens von dem, was man hört. Beim Musikhören braucht man nicht nur „Hear“ sondern auch „Listen“, um zu verstehen welche nicht in Worte zu fassende „Wörter“ durch die Musik zu verstehen gegeben werden. Sharleen Revia wurde 1996 in Indonesien geboren. Sie nahm Klavierunterricht beim Associated of the Royal School (ABRSM) Programm an einer Musikschule und absolvierte die Musiktheorie- und praktischen Prüfungen bei ABRSM Seit 2016 hat sie begonnen Neue Musik zu komponieren. Im Jahr 2017 schloss sie an der Deutsche POP-Akademie dem Diplom „Audio Design“ ab und studiert weiter an der Akademie für Tonkunst bei Il-Ryun Chung komposition. Im Jahr 2018 nahm sie teil bei der Linstower 1. Musikwoche. Im Jahr 2019 wurde Ihr Stück „Heimat“ im Rahmen der Reihe „Aktion Theaterfoyer“ im Staatstheater Darmstadt im Rahmen des Konzerts „Lieder unserer Zeit“ Uraufgeführt. Sharleen gewann den 3. Preis beim Günter Bialas Kompositionswettbewerb 2019. Jialu Yang Bevor der Dämmerung für Flöte, Violoncello, Klavier Die Hauptidee des Stückes entstammt dem japanischem Moll und einer freien Viertonreihe. Sie kommen immer wieder, um die verschiedenen Teile zu verbinden. Es ist ein Abenteuer, dass dieses Stu ̈ck sehr nah an traditioneller Musik ist, weil es eine klare Melodie, bekannte Figuren und eine erkennbare Form gibt. Die Dämmerung bedeutet in diesem Stück eine richtige unvorstellbare Freiheit in zukünftiger Musik und Bevor der Dämmerung ist eine kleine Probe der Komponistin, bevor diese Freiheit kommt. Jialu Yang wurde 1999 in China geboren. Seit 2015 lernte sie Komposition an der Musikschule in Xi’an. Im Jahr 2018 kam sie nach Berlin und nahm Kompositionsunterricht bei Helmut Zapf. Seit 2019 studiert sie Komposition bei il-Ryun Chung in Darmstadt.

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Cornelius Elsäßer Der Tanz meines Steckenpferdes für Flöte, Trompete, Violine, Violoncello und Akkordeon „Der Tanz meines Steckenpferdes“ entstand für das Zeitströmefestival 2020. Es ist ein Stück mit dem gewisse Impressionen aus dem Leben des Komponisten mit Musik vereint werden. Allgemein empfehle ich sich ein keckes, freches und tanzendes Steckenpferd bildlich vorzustellen, da so durchaus leichter ein Bezug zum Titel erschaffen wird. In dem Stück werden immer wieder zu verschieden Zeiten enorme Gegensätze verwendet, um eine aufmerksame Atmosphäre zu erzeugen. Dies wird allerdings immer wieder durch den tänzerischen Charakter überspielt. Zu Beginn ist es streng nach den Regeln der Zwölftonmusik geschrieben. Dies wird mit der Zeit allerdings immer mehr aufgelöst und so ein Raum für Freiheit erschaffen. In diesem Teil wechseln sich zeitlose Strömungen mit alten Chorälen ab, welche immer mehr und mehr von Elementen der Neuen Musik durchzogen werden, wobei die Zwölftonreihe des Anfangs auch des Öfteren aufgegriffen wird. Dieser Vorgang steigert sich bis das bestehende System gesprengt und alles bisher vorgekommene neu und in neuen Zusammensetzungen verarbeitet wird und so neue Klänge und Räume entstehen. Der Gedanke für den Titel Der Tanz meines Steckenpferdes rührt von der Idee her, dass mein Steckenpferd mein zweites Ich ist und ausspricht, was ich nicht ausspreche. Deshalb ist der Tanz meines Steckenpferdes eine Art des Publikmachens verschiedenster Gedanken. Das Tanzelement wird in der Musik charakteristisch dargestellt. Da das Steckenpferd aber anders als die heutige Gesellschaft denkt und handelt, und einen eigenen nicht festgelegten Tanz tanzt, sind Momente, in denen diese Elemente des Tanzes nicht direkt erkennbar sind, trotzdem Teile von jenem. Cornelius Elsäßer wurde am 22.8.2004 in Darmstadt geboren. Seinen ersten Unterricht auf dem Klavier erhielt er im Alter von acht Jahren. Mit zehn Jahren begann er zudem mit dem Hornunterricht. Er spielt mit dem Horn in mehreren Orchestern, unter anderem im Musikschulorchester der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Erste Stücke entstehen im Alter von 12 Jahren. Unterricht im Fach Komposition besucht er seit Oktober 2017 bei Arne Gieshoff an der Akademie für Tonkunst Darmstadt. Cornelius Elsäßer ist mehrfacher Preisträger der Landeswettbewerbe, sowie Teilnehmer des Bundeswettbewerbs „Jugend Musiziert“. Außerdem gewann er im Herbst 2018 den dritten Preis bei „Jugend Komponiert“ auf der Landesebene Hessen-Thüringen. Für das Zeitströme 2019 schrieb er Die Küste“und nun im folgendem Jahr schrieb er für die Zeitströme 2020 Der Tanz meines Steckenpferdes Hualei Gan Zum Licht für zwei Gitarren und Ensemble Die Vögel, die Wiesen und das Licht durchlöchern die Wolken und bilden ein schönes Bild, das ich in Darmstadt häufig gesehen habe. Es gibt einen Vogel in meiner Fantasie. Er fliegt zum Licht und sprengt die Wolken. Das ist was ich in der Musik beschrieben habe. Hualei Gan begann bereits in der Schulzeit mit dem Komponieren. Darauf folgte ein Bachelorstudium an der Universität der Ku ̈nste in Shandong (China). Während dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit der traditionellen chinesischen Musik. Seit dem Wintersemester 2017 studiert er Komposition bei Il-Ryun Chung an der Akademie für Tonkunst Darmstadt.

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Pablo Lascano Zoé (ζωή) für Klarinette und Akkordeon Zoé (ζωή), als Andeutung der Natur und die Natur als Andeutung einer Geste, die versucht, etwas auszudrücken. Vor der Geste die Intuition, dass etwas entkommt, dass etwas nicht gesagt werden kann, dass etwas vergessen wurde. Pablo Lascano ist in Argentinien geboren. Er hat Klavier am Intituto Superior de Música in Tucumán-Argentinien studiert. Huete studiert er komposition an der Akademie für Tonkunst, Darmstadt bei Il Ryun Chung, Karl Wieland Kurz und Arne Gieshoff. Daniel Sorgatz Cholerischer Chor für Oboe, Klarinette, Saxophon und Violoncello Die erste Idee zu diesem Stück war im Grunde genommen der Rhythmus welcher am Anfang relativ deutlich zu hören ist und im fortschreiten der Musik immer mehr an Komplexität gewinnt. Oboe, Klarinette, Saxophon und Cello fangen im fortschreiten dieses Rhythmus an, trotz der individuellen Rolle, als ein ganzes zu funktionieren, bis sie dann wieder auseinander fallen und kontrastieren, um schliesslich erneut eins zu werden. Daniel Sorgatz, geboren 1996 in Darmstadt. Spielte als Bassist und Sänger in verschiedenen Rock-Bands, von welchen eine ein Label-Unabhängiges Album veröffentlichte. Es stellte sich jedoch für Daniel heraus, dass seine Ambitionen was die Musik und ihre Tiefe betreffend größer sind und für ihn mehr Raum benötigten. Also fasste er den Entschluss sich intensiver der Komposition zu widmen. 2018 nahm er Kompositionsunterricht bei Arne Gieshoff. Seit 2019 studiert er Komposition an der Akademie für Tonkunst bei Il-Ryun Chung. Jeanette Sierra Natalie „Abstrakt might sound simple, but the process in writing this is very difficult and I struggle a lot throughout the composing process as it is not easy to find the precise picture of the abstract world. So one day I was sitting and feeling an undescribeable feelings. No matter how I look for it, I just can't find the right word to tell people what it is. But I know that through music, I can tell people something that I can't do with words. So I tried to get immersed to the abstract feeling and found these melodies to express it.“ Jeanette Sierra Natalie wurde 1999 in Medan, Indonesien geboren. Als sie ein Jahr alt war, zog ihre Familie nach Pekanbaru. Im Alter von 6 Jahren begann sie Klavier zu lernen und im Alter von 12 Jahren kam die Violine dazu. In einer kleinen Stadt in Indonesien ist es schwierig, eine qualitativ hochwertige musikalische Ausbildung zu erhalten. Glücklicherweise fand sie eine gute Klavierlehrerin, die sie unterstützte. Als Jeanette eines Tages in der Junior Highschool Klavier übte, kamen ihr plötzlich viele neue Melodien in den Kopf und es kamen von Tag zu Tag immer mehr dazu, ohne dass sie das Wort „Komposition“ kannte. Nachdem sie im Internet, indem sie es versehentlich gegoogelt hatte mehr über das Thema erfuhr, war und ist es ihr Traum Komponistin zu werden. In Pekanbaru war es nicht möglich einen Kompositionslehrer zu finden, weil es dort schlichtweg keinen gab. Zu Highschool-Zeiten begann Jeanette bei vielen Konzerten, Veranstaltungen und Wettbewerben zu spielen und zog nach ihrem Abschluss in die Hauptstadt Jakarta. Aber auch dort fand sie keinen Lehrer für Komposition. Im Januar 2018 flog Jeanette direkt nach Deutschland und zog nach Darmstadt und bereitete sich für die Aufnahmenprüfung vor. Seit dem Wintersemester studiert Jeanette Sierra Natalie bei Komposition bei Il-Ryun Chung an der Akademie für Tonkunst Darmstadt.

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Daniel Satanovski Nachtszenen Op. 10 für Flöte, Oboe, Klarinette in B, Klavier, Violine, Viola, Violoncello und 3 Trompeten in B Das Stück ist eine Art „Erzählung“ über die Eindrücke und Geschehnisse einer fiktiven Person während der Nacht, welche in kurzen Einblicken und Szenen geschildert wird. Die Nacht ist in vieler Hinsicht eine mystische, rätselhafte und ruhige Tageszeit, die die meisten Menschen nicht miterleben. Jedoch erlebt in dieser Zeit eine ganz andere Welt auf, welche Einen mit ihrer Schönheit des klaren Nachthimmels, der frischen Luft, der Stille und dem Glanz der Sterne betäubt und verführt, aber auch mit der Dunkelheit, Angst, Mystik und verschiedenen Gefahren erschrecken oder gar vernichten kann. Darum geht es in meinem Stück. Wie die Nacht zwischen dem Leben und dem Tod richtet und dies wird aus der Sicht einer fiktiven Figur geschildert. Zu Beginn erleben wir den Sonnenuntergang aus der Sicht der Figur. Diese ist fasziniert vom Sonnenuntergang und der langsam eintreffenden Nacht. Es ist wie eine scheinbare Idylle, die perfekt scheint, es aber eben nicht ist und nicht sein kann, dennoch ist die Figur so fasziniert, dass sie sich eine völlige Traumwelt hineininterpretiert und alles andere um sich herum vergisst. Nach dem Eintreffen der Nacht bewundert die Person die Klarheit und Reinheit des Nachthimmels, welche durch die Verwendung von ganz hohen und ganz tiefen Registern musikalisch dargestellt wird (vor allem bei dem Klavier). Daraufhin folgt die langsam beginnende Verirrung der Figur in der Dunkelheit. Trotzdem ist Diese aber noch bei Verstand und gerät nicht in Panik. Außerdem wird langsam deutlich, wie sich die Figur nach der scheinbaren Idylle sehnt, sie aber nicht wieder finden kann, dies aber weiterhin verzweifelt versucht. Die Erinnerungen an die scheinbare Idylle erklingen in Form eines „Postludiums/Nachklingens“ von den Trompeten, welche an verscheiden Orten aufgestellt sind. Diese werden aber von den restlichen Instrumenten andauernd unterbrochen und gestört. Etwas später gerät die Situation außer Kontrolle. Die Figur gerät in Panik und Angst. Verloren in der Dunkelheit, versucht Diese ein Weg aus dieser zu finden und begreift anschließend, dass dies nicht mo ̈glich ist. Die Nacht ha ̈lt die Figur gefangen, so sehr sie es auch versucht aus der Angst und der Dunkelheit auszubrechen, gelingt es ihr nicht. Anschließend verliert die Figur die Hoffnung an die Rettung, und bricht innerlich zusammen. In musikalischer Hinsicht wird die Musik nach und nach immer mehr unklarer und unberechenbarer bis zum „Zusammenbrechen“ der Figur. Am Schluss nimmt das Geschehen plötzlich eine Wendung. Es ist nicht klar, was mit der Figur passiert ist, ob sie tot ist oder doch den Ausweg aus der Dunkelheit gefunden hat. Musikalisch gesehen endet das Stück mit einem unerwarteten Akkord. Somit bleibt das Ende für jeden offen. Daniel Satanovski wurde am 02.08.2002 in Darmstadt geboren. Im Alter von 7/8 Jahren begann er mit dem Klavierspiel bei seiner Oma und seiner damaligen Klavierlehrerin Alla Larinina. Mit 13 hatte Daniel das Interesse, noch ein zusätzliches Instrument zu erlernen — die Violine. Vor allem der seidige Klang und die Rolle der Violine im Orchester faszinierten ihn. Durch die Violine konnte Daniel die Orchesterliteratur kennenlernen, was seinen jetzigen kompositorischen Stil und Geschmack deutlich geprägt hat. Mit dem Komponieren begann Daniel im Alter von 11 Jahren. Zuerst entstanden kleine Stücke für Klavier und etwas später schon die ersten Orchesterwerke oder andere Werke für Kammerbesetzung. Im Jahr 2019 nahm Daniel am Bundeswettbewerb „Jugend komponiert“ teil und gewann mit seinem Stück „Atmosphe ̀res mystiques“ den Förderpreis. Im Juni diesen Jahres spielte Daniel auch in seinem ersten Solo-Konzert seine „3 Pre ̀ludes für Klavier“. Seit September 2019 nimmt Daniel Klavierunterricht bei Grigory Gruzman, Professor an der Musikhochschule in Weimar und angesehener Juror und Dozent. Auch auf der Geige erzielte Daniel Fortschritte und spielte im Mai 2019 erfolgreich fu ̈r das Landesjugendsinfonieorchester Hessen vor und ist seit Januar 2020 Mitglied. Momentan besucht Daniel die Viktoriaschule in Darmstadt und nimmt zusätzlich Unterricht bei Babette Andruk (Violine) und Arne Gieshoff (Komposition) an der Akademie für Tonkunst Darmstadt.

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Hyeonwoo Lee Schattierung für großes Ensemble (Kammerorchester): Flöte, Bassflöte, Oboe, Klarinette, Tenorsaxophon, 3 Trompeten, 2 Gitarren, Akkordeon, 3 Violinen, Bratsche und Violoncello. Eine Schattierung ist eine wesentliche Entdeckung innerhalb der Geschichte der Malkunst. Wir ignorieren sie aber oft, weil wir sie in der Natur schon sehr oft gesehen haben, und je öfter man etwas erlebt, desto uninteressanter wird es und es wird schnell übersehen, was der Maler eigentlich gemacht hat. In der Musik ist es noch schlimmer, weil wir keine einzige Millisekunde stehenbleiben können, um hineinzuhören, welche Ereignisse darin passiert sind. Ereignisse sind in der Musik an sich selber nicht fest, vertikal und absolut stehend in der Zeit aufgebaut, sondern sind mit relativen Mitteln innerhalb eines bestimmten Zeitraums auch nacheinander zusammenhängend. Dadurch hört man alle anderen Mittel, und vielleicht findet man doch eine Schattierung heraus, aber nicht immer. Die Zeit wartet nicht auf uns und Musik fließt weiter. Schattierungen machen sie lebendiger. Daher hoffe ich, dass die Quelle des Genusses an der Musik nicht in Schatten bleibt. Hyeonwoo Lee wurde im Jahr 1994 in Anseong-si, Südkorea geboren. Im Alter von 7 Jahren fing er mit Musik bzw. dem Klavier an. Ab dem Jahr 2010 studierte er Komposition bei Eui-Hong Park in seiner Heimat. Im September 2012 kam Hyeonwoo Lee nach Darmstadt und begann im Wintersemester 2012/13 als Gaststudent bei Toni Völker Komposition zu studieren. Seit dem Sommersemester 2013 ist er Student an der Akademie für Tonkunst Darmstadt zunächst im SMP-Studiengang und seit dem Wintersemester 2013/14 studiert Hyeonwoo Lee im Bachelor Studiengang Angewandte Musikalische Kunst mit Hauptfach Komposition bei Il-Ryun Chung. Im Jahr 2017 absolvierte er die Bachelorpru ̈fung und studiert nun weiter im Aufbaustudiengang künstlerische Ausbildung mit Hauptfach Komposition, und seit dem Wintersemester 2018/19 als Doppelstudium SMP-Studiengang mit HF Musiktheorie bei Marko Zdralek. Gleichzeitig macht er die Kirchenmusik C-Ausbildung am Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz mit Orgelunterricht bei Jorin Sandau und Kerstin Huwer, absolvierte im Jahr 2019 die Kirchenmusik C-Prüfung. Hyeonwoo Lee war Teilnehmer der Darmstädter Ferienkurse 2014 und 2016, hatte Unterricht bei Mark Andre, Klaus Lang und Martin Iddon. Er war Teilnehmer des Internationalen Kompositionsworkshop des Asian Art Ensemble in Berlin im Jahr 2019 und nahm aktiv an mehreren Projekten der Akademie für Tonkunst u.a. in der Alten Oper Frankfurt und im Staatstheater Darmstadt teil.

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Für die freundliche Unterstützung der ZEITSTRÖME – Tage für aktuelle Musik bedanken wir uns bei: Verein der Förderer und Freunde der Akademie für Tonkunst e.V. Stadt- und Kreissparkasse Darmstadt Bürgerstiftung Darmstadt BS-Kulturstiftung Darmstädter Förderkreis Kultur e.V. HEAG Kulturfreunde gemeinnützige GmbH