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Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Soziale, ethnische und demografische Segregation
Herausforderung der lokalen Politik und der Stadtgesellschaft in den nordrhein-westfälischen StädtenProf. Dr. Klaus Peter Strohmeier,
Ruhr-Universität Bochum
Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
18.3.2006
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
1. Bevölkerungsentwicklung und sozialräumliche Differenzierung im nordrhein-westfälischen Städtesystem
2. Segregation in den Städten in NRW 2.1 Strukturmerkmale sozialer, demografischer und ethnischer Segregation
2.2 Fallstudien: Segregation und Lebenschancen
3. Wahrnehmung und Bewertung von Segregation in den Städten
4. Handlungsansätze
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Ergebnisse
Die großen Städte stehen am Beginn des 21. Jahrhunderts vor einer demographischen, einer ökonomischen, einer sozialen, einer kulturellen und einer internationalen Herausforderung.
„Segregation“ ist städtisch, d.h. kleinräumige Disparitäten von Lebenslagen und Lebensformen der Bevölkerung hat es in allen großen Städten immer gegeben.
Problematisch heute ist das Zusammentreffen ethnischer, demografischer und sozialer Segregation: wo die meisten Zuwanderer leben, leben die meisten Kinder, und dort ist die Armut am größten.
Die absolute Mehrheit der nachwachsenden Generation in den Städten wächst in benachteiligten und benachteiligenden Sozialräumen auf.
Politik vor Ort entscheidet über die Zukunftschancen der nachwachsenden Generation und über das Humanvermögen der Gesamtgesellschaft.
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Bevölkerungsentwicklung und sozialräumliche Differenzierung im nordrhein-westfälischen Städtesystem
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Bevölkerung in NRW 2002 und 2020 (Prognose)
Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen nach Altersjahren (0 - 90 Jahre) 2002 und Prognose 2020
0
50.000
100.000
150.000
200.000
250.000
300.000
350.000
Alter (1 = 0 bis unter 1 usw .)
2002
2020
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Altersaufbau der deutschen und nicht-deutschen Bevölkerung in NRW
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Die Bedeutung von Migration für den Nachwuchs der Stadtgesellschaft
Ausländeranteil bei Kindern unter 15, 1999, in %
Veränderungsrate Altersgruppe unter 15, 1970-1999, in %
Anteil ausl. Kinder unter 15, 1999, in %
3020100
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5, 1
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1999
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151050-5
-10-15-20-25-30-35-40-45-50
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Hammi
Breck
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Regionale Disparitäten: Bevölkerungsentwicklung und soziale Lagen in den nordrhein-westfälischen Kreisen und Städten 1997l
"A-Faktor und Wohlstandsfaktor"
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-2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5
Wohlstandsfaktor (primär verfügb.Einkommen)
Arm
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ZEFIR-Datenbank
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Regionale Disparitäten: Bevölkerungsentwicklung und soziale Lagen in den nordrhein-westfälischen Kreisen und Städten 2002
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2,5
-2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5 2
A-Faktor
Wohlstandsfaktor
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
… und der Kindergesundheit (Säuglingssterblichkeit und Geburtsgewicht unter 2500g)
4,7
6,4
5,3
4,64,9
4,4
7,0
8,2
7,3
6,6 6,7
7,2
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
7,00
8,00
9,00
1 wenigfamiliengeprägte
Dienstleistungsstädte u.ihr Umland
2 Armutspol(Ruhrgebiet)
3 Heterogene Städte 4 Familienzone 5 prosp. Regionen undsuburbane Kreise
6 Heterogene Kreise(Erg. der Gebietsreform)
Säuglingssterblichkeit in ‰: Eta² = 0,228** Anteil untergewichtiger Lebendgeborener bis 2 499 g je 100 Lebendgeborene: Eta² = 0,340***
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Segregation in den Städten in NRW
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Sozialer Rang
2,01,51,0,50,0-,5-1,0-1,5
-2,0-2,5
-3,0
Häu
figke
it
100
80
60
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20
0
Indikatoren zur Klassifikation von Sozialraumtypen
Ausländeranteil 2001
4842363024181260
Häu
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140
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Jugendquotient 2001
56504438322620148
Häu
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200
100
0
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Ethnische Segregation, Familienstatus und sozialer Rang, Essen und Gelsenkirchen
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
4930
32
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18
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20
1241
Ausländeranteil 1987, %< 5
5 - <1010 - <15
>15
© Ruhr-Universität Bochum - ZEFIR. Datenquelle: Volkszählung 1987
Stadt Essen: 6,1
4930
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25
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9
3
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20
1241
Ausländeranteil 2001, %<5
5- <1010 - <15
>15
© Ruhr-Universität Bochum - ZEFIR. Datenquelle: Stadt Essen
Stadt Essen: 9,4
Veränderung des Ausländeranteils der Essener Bevölkerung in %
1987 2001
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Sozialhilfedichten in den Stadtteilen in Essen Sozialhilfedichte (HLU a.v.E.) in % der Bevölkerung, Essen, 2000
Sozialhilfedichte (HLU a.v.E.) der unter 6-Jährigen in % der gleichaltr. Bevölk., Essen, 2000
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Sozialhilfedichte 2000, %< 5
5 - <7.57.5 - <10
>10
© Ruhr-Universität Bochum - ZEFIR. Datenquelle: Stadt Essen
Stadt Essen: 6,0
4930
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Sozialhilfedichte der unter 6-jährigen 2000, %<7.5
7.5 - <1515 - <2020 - <30
>30
© Ruhr-Universität Bochum - ZEFIR. Datenquelle: Stadt Essen
Stadt Essen: 16,7
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Anteil der Bevölkerung 60 Jahre und älter in den Essener Stadtteilen in %
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26
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20
1241
Anteil über 60-jährige Bevölk. 2001, %<25.0
25.0 - <27.527.5 - <30.030.0 - <32.5
>32.5
© Ruhr-Universität Bochum - ZEFIR. Datenquelle: KOSTAT Stadt Essen: 27,6
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Segregationsindizes „deutsch-nichtdeutsch“ in Bielefeld, Essen, Gelsenkirchen, Essen, Köln, Wuppertal und Monheim, 1980 bis 2001
Stadt 1980 1985 1987 1990 1995 1998 1999 2000 2001
Bielefeld (92) * * 27,6 * 25,7 * * * 24,0Essen (50) * * 24,1 * 23,2 * * * 24,6Gelsenkirchen (18) * * 20,7 * 19,6 19,4 19,0 19,2 19,2Köln (83/85) 27,1 27,6 * 26,7 25,3 * * 23,8 *Monheim (9) * * 41,4 * 38,3 * * 43,9 *Wuppertal (69) * * 29,9 * * 28,5 * * 28,7
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Segregation verschiedener Nationalitäten in Köln 1980 bis 2000
Nationalität 1980 1985 1990 1995 2000
Türkei 35,4 36,9 36,1 34,6 35,3Italien 31,8 30,9 29,8 27,4 25,6Jugoslawien 25,9 27,1 28,7 28,5 25,9Griechenland 36,4 33,5 30,9 28,8 25,3sonstige Nicht-EU 42,7 48,0 40,7 48,3 42,3Ausländer insg. 27,1 27,6 26,7 25,3 23,8
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Armutssegregation hat zugenommen!
Sozialhilfedichten in Gelsenkirchen 1987, 1995, 2001
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
•Ethnische Segregation ist heute dominanter Faktor (?)•unterschiedliche Verläufe der ethnischen Segregation:• insgesamt abnehmende Tendenz; •deutliche Abnahme bei “frühen”Einwanderern, •Tendenziell Zunahme bei türkischstämmigen Einwanderern.
•Zunahme der demografischen Segregation
-Zunahme der sozialen Segregation („Armutssegregation“) •Zunehmende Korrelation der Segregationsdimensionen im Zeitverlauf
“Dort, wo in den Städten die meisten Ausländer leben, leben die meisten Kinder und die meisten armen Leute.”
Verlaufsmuster der Segregation 1987-2001
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Stadttypische Sozialraumprofile
- Große Städte in NRW unterscheiden sich signifikant in ihren Sozialraumstrukturen
- “Zwei Kindheiten”- Stadtteile mit hohen Ausländeranteilen, hohen Jugendquotienten
und niedrigem sozialen Rang im Ballungskern- Stadtteile mit niedrigen Ausländeranteilen, hohen Jugendquotienten
und hohem sozialen Rang in Randlagen und im ländlichen Raum
- “Problemzonen” im Ballungskern überschreiten die Stadtgrenzen
Überall gibt es eine Tendenz der Kumulation und Verfestigung sozialer Probleme in segregierten Problemstadtteilen mit hoher Fluktuation
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Segregation und Bildungschancen
Zentrum für interdisziplinäre RuhrgebietsforschungZentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
2 innerstädtische Disparitäten: Sozialräume im Ruhrgebiet
-1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5 2
Sozialer RangAltenquotient 02 Jugendquotient 02Ausländeranteil 02(Sozialhilfe 02)(Arbeitslosigkeit 02)
Cluster 6: 56 Räume
Cluster 5: 28 Räume
Cluster 4: 143 Räume
Cluster 3: 69 Räume
Cluster 2: 92 Räume
Cluster 1: 43 Räume
• niedriger Sozialer Rang • wenige Alte• viele Kinder • viele Migranten• hohe Sozialhilfedichte• hohe Arbeitslosigkeit
• hoher Sozialer Rang • viele Alte • wenige Kinder • wenige Migranten• niedrige Sozialhilfedichte• niedrige Arbeitslosigkeit
Quelle: ZEFIR eigene Erstellung
Zentrum für interdisziplinäre RuhrgebietsforschungZentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Sozialräume im Ruhrgebiet
Quelle: ZEFIR eigene Erstellung
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
-1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5
SonderschuleHauptschuleRealschuleGesamtschuleGymnasium
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
2 Übergangsquoten in den Sozialräumen
Sozialraum 6
Sozialraum 5
Sozialraum 4
Sozialraum 3
Sozialraum 2
Sozialraum 1
Quelle: ZEFIR eigene Erstellung
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Quelle: LDS 2004/Stadt Essen/Stadt Gelsenkirchen/eigene Berechnung und Darstellung
Übergangsquoten zu den weiterführenden Schulen in Essen und Gelsenkirchen 03/04 (nach Grundschulen im Stadtteil)
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
33,2
24,1
38,5
8,911,7
5,8 7,14,7
11,7
17,5 15,515,6
0
10
20
30
40
50
Ess
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Gel
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ster
Ess
en
Gel
senk
irche
n
Mün
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%
Hochschulreife ohne Abschluss
deutsch nichtdeutsch
Schulabgänger mit Hochschulreife und ohne Abschluss
(unterschieden nach deutsch / nichtdeutsch)
Quelle: LDS 2004 / eigene Berechnung
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Schulabgänger ohne Abschluss nach Schulformen und Staatsangehörigkeit in Dortmund 2004/2005
Hauptschule Realschule Gesamtschule
Schulform
0,00
10,00
20,00
30,00
40,00
50,00
Wer
t
14,59
1,83
5,36
31,71
13,50
22,79
46,91
4,17
14,08
Anteil Schüler ohne AbschlußAnteil der nicht-deutschen EntlassschülerAnteil der nicht-deutschen unter den Schülern ohne Abs
Haupt-, Real- und Gesamtschulen, Schüler ohne Abschluss
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Segregation und politische Partizipation
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Migrantenanteile und Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 1999
Migrantenanteile 2002 und Wahlbeteiligung KW 99
Stadtteile in Essen
Wahlbeteiligung bei der KW99 in %
80706050403020
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Migrantenanteile 2002 und Wahlbeteiligung KW 99
Stadtteile in Essen
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Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Gesamtmobilitätsrate und Kommunalwahlbeteiligung
Gesamtmobilitätsrate 2002 und Wahlbeteiligung 99
Stadtteile der Stadt Essen
Wahlbeteiligung KW 99 in %
80706050403020
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Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Segregation und Gesundheit
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Sozialraumspezifische Befunde in der Schuleingangsuntersuchung 2002, z.B. Körperkoordination und visuomotorische Störungen
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Schulanfänger „ohne Befund“ bei der Schuleingangsuntersuchung 2002, nach Stadtteilen
Anteile der Migranten und der Deutschen "ohne Befund"
Stadtteile in Essen 2002
% Deutsche o.B.
70605040302010
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Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Gesundheit und soziales Milieu im Stadtteil
Das Milieu der neuen städtischen Unterschichten:
„Gestaltungspessimisten in demokratiefreien Zonen“
instabile soziale Verhältnisse,
Fluktuation und Isolation
20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00
Wahlbeteiligung Kommunalwahl 1999
0,00
10,00
20,00
30,00
40,00
50,00
60,00
70,00
Deu
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Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Wahrnehmung und Bewertung von Segregation in den Städten
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Demografische Segregation: wird z.T. räumlich verortet, als zunehmend beurteilt, Bewertung als unproblematisch
Soziale Segregation: wird räumlich verortet, als zunehmend beurteilt, Bewertung als sehr problematisch
Ethnische Segregation: eindeutige Benennung von Quartieren mit hohen Anteilen Nichtdeutscher, zunehmende Tendenz, Bewertung als sehr problematisch
Bewertung der Segregationsdynamik durch die kommunalen Experten
Vor allem ethnische Segregation wird wahrgenommen,
soziale und demografische Segregation werden oftmals ausgeblendet
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Deutliche Unterscheidungen nach Lage auf dem Wohnungsmarkt: These: Entspannte Wohnungsmärkte erleichtern Segregation
Ursache: Wohnungsmarkt
Zusammenhang von sozialem Wohnungsbau und Segregation: Bauweise, bisherige kommunale Belegungspraxis
Aber: keine grundsätzliche Infragestellung des sozialen Wohnungsbaus
Einfluss der Ausgleichsabgabe auf Segregationsprozesse - Generelle gesamtstädtische Verstärkung von
Segregationstendenzen (9 von 22) - Verstärkung von Segregation nur in benachteiligten
Quartieren (8 von 22) - Keine Auswirkung auf Segregationsprozesse (5 von 22)
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Schule / Bildung
Wachsende Probleme für den Lehrbetrieb - Zunahme von Sprachdefiziten nichtdeutscher und deutscher Kinder
- Zunahme von lernschwachen Kindern- geringe Unterstützung durch die Eltern
- hohe Belastung der Lehrer
Folgen- Umgehung der Schulbezirke durch bildungsinteressierte deutsche und
nichtdeutsche Eltern- verstärkte Anmeldung der Kinder an Bekenntnisgrundschulen- Zunehmende soziale Entmischung der Schülerschaft
- geringere Bildungsqualität an Schulen in benachteiligten Quartieren
Veränderung der ethnischen und sozialen Zusammensetzung der Schüler
- steigender Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund - steigender Anteil von deutschen Kindern aus Problemfamilien
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Bewertung von Segregation durch die kommunalen Experten ist ambivalent
Positiv Negativ
Voraussetzung für die Integration von Migran-ten durch die Ausbildung von ethnischen Netz-werken als Integrations- und Lebenshilfe
Erschwerte Integration von Migranten (beihohem Segregationsgrad)
Konfliktarmes Zusammenleben in ethnischoder sozial homogenen Hausgemeinschaften
Geringe Berührungspunkte von Migrantenmit der deutschen Kultur und erschwerterSpracherwerb
Ausbildung von eigenen Regeln und Nor-men für das Zusammenleben in benachteiligtenQuartieren
Gefahr des Rückzugs in die eigene Kultur,ethnische Netzwerke oder Familie
Ausbildung einer „Kultur der Armut“
Möglichkeit der Stigmatisierung eines Quar-tiers und Gefahr eines gesellschaftlichen Aus-schlusses von Minderheiten
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Strategien und Handlungsansätze
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Begrenzung der Handlungsmöglichkeiten von
Land und Kommunen
durch:
- öffentliche Finanzkrise
- demografischen Wandel
- Rückgang der Belegungsbindungen
Folge: Abnahme öffentlicher Steuerungsmöglichkeiten
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Stadtentwicklungspolitik
Im Vordergrund stehen ressortübergreifende integrierte Handlungsansätze:
-Bund-Länder-Programm „Die soziale Stadt“
-Landesprogramm „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“
kaum Einbindung in gesamtstädtische Entwicklungsstrategien.
bauliche Aufwertung und soziale Stabilisierung führen zu positivem Imagewandel
Landesprogramm wird durchweg positiv bewertet. Hervorgehoben werden neben zusätzlichen Fördermitteln auch beispielgebende integrierte Steuerungsstrukturen
Klassisches planungsrechtliches Instrumentarium des besonderen Städtebaurechts findet nur noch selten Anwendung
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Wohnungspolitik
Vermeidung/ Abbau von sozialräumlicher Konzentration sozialer Problemlagen durch:
- differenzierte Förderpolitik- Möglichkeiten einer segregationsvermeidenden
Belegungspolitik
Von Kommunen werden wenige Steuerungsmöglichkeiten im Wohnungsbestand gesehen (Ausnahme Bielefeld)
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Schul- und Bildungspolitik
Kein Gesamtkonzept zum Umgang mit den Folgen der Segregation in benachteiligten Schulen bei Land und Kommunen erkennbar -bislang existieren nur Einzelmaßnahmen:
- nur begrenzt höheres Lehrerkontingent für besondere schulische Maßnahmen an Problemschulen
- Ausweitung der Ganztagsangebote (zuletzt auf Hauptschulen insg.)
- Ausweitung von Sprachförderangeboten
- Aufhebung der Schulbezirksgrenzen wirkt potentiell problemverschärfend
Wenig Gestaltungsmöglichkeiten aus Sicht der kommunalen Experten um den Folgen der Segregation an problematischen Schulen zu begegnen
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Gesamtstädtische Strategien und Konzepte
Segregationsbezogene gesamtstädtische Konzepte nur in wenigen Kommunen feststellbar
Formal beschlossene Konzepte existieren nur in schrumpfenden Städten (Essen, Gelsenkirchen, Wuppertal)
Allerdings: Finanzierung notwendiger Projekte und Maßnahmen ist in den Kommunen nicht gesichert
Selektive Akteurskonstellationen
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„Better-Practice“ in den Niederlanden?
Stadtentwicklungspolitik und Wohnungspolitik
- Große Städte Politik: gesamtstädtische und langfristige Strategien, Fördermittelbündelung, Zielvereinbarungen
zwischen Reich und Kommunen
- Herstructurering: präventives Stadtumbauprogramm mit dem Ziel ein differenziertes Wohnungsangebot zu schaffen
- Konzept der Wohnmilieudifferenzierung: gebietsbezogene, zielgruppenorientierte Wohnungspolitik (Neubau)
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Handlungsempfehlungen
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Stadtentwicklungspolitik
- Intensivierung und Ausweitung integrierter stadtteilbezogener Handlungsansätze
- Bessere Kompatibilität und Verstetigung von Förderprogrammen
- Quartiersmanagement als Regelfall in sozial schwierigen Stadtteilen, Kooperation mit Wohnungswirtschaft
- Monitoring- bzw. kleinräumige Beobachtungs- und Analyseinstrumente stärken
- Gesamtstädtische Strategien als Fördervoraussetzung
- Leitbild der “gesunden sozialen Mischung” ist zu hinterfragen
- Ethnische Segregation ist auch als Chance zu begreifen
- Maßnahmen gegen “Stadtflucht” intensivieren
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Wohnungspolitik
- Flexibilisierung des Förderinstrumentariums/ Bestandsförderung
- Förderung von nicht-investiven Maßnahmen zur Stabilisierung von Wohnquartieren/ Stärkeres Engagement der Wohnungsunternehmen für sozial stabilisierende Maßnahmen
- Stärkung der Subjektförderung (Wohngeld)
- Räumlich-differenzierte Aussetzung der Ausgleichsabgabe und Kommunalisierung der Einnahmen/ Flexibler Umgang mit Belegungsrechten
- Verbesserung der Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft und Kommunen
- Wohnungspolitik ist kommunale Aufgabe
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Schul- und Bildungspolitik
Ausweitung der Ganztagsangebote
Bekenntnisschulen fördern Segregation
Stärkere Berücksichtigung von sozialen Indikatoren bei der Lehrerausstattung und Sachmittelzuweisung (positive Diskriminierung)
Flexibilisierung der Schulbezirksgrenzen (nicht Abschaffung!)
Die Verpflichtung zur Kooperation bei der Schüleraufnahme/ Kommunale Konzepte zur ausgewogenen sozialen Schülerverteilung
Öffnung von Schule als Stadtteilzentren
stärkere Kooperation u.a. mit Jugendhilfe
Sponsoring: „Bildungspartnerschaften”
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Politik- und Verwaltungsumbau
- stärkere gesellschaftliche und politische Integration und Partizipation von Migranten
- Stärkung der kommunalen Finanzkraft
- Dezentralisierung von Entscheidungs- und Umsetzungskompetenzen auf die Kommunen
- Förderung integrierter Verwaltungsstrukturen
- Regionaler Lastenausgleich und stärkere regionale Kooperation
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Schader-Stiftung: „Zuwanderer in der Stadt“Empfehlungen zur stadträumlichen Integrationspolitik (1)
Integrationsfördernde Maßnahmen setzen im Wohnquartier an.
Stadtteilschulen für alle Altersgruppen mit spezifischen Bildungsangeboten, incl. Sprachförderung, einrichten!
Berufliche Orientierung fördern, z.B. durch Beteiligungsangebote mit Qualifizierungskomponente (u.a. Mieterbeteiligung bei der Modernisierung)!
Aufwertung des Quartiers durch Förderung der lokalen Migrantenökonomie!
Gelegenheiten für informelle Arbeit schaffen!
Selbständige fördern!
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Schader-Stiftung: „Zuwanderer in der Stadt“Empfehlungen zur stadträumlichen Integrationspolitik (2)
Lokale Teilhabe- und Mitwirkungsmöglichkeiten verbessern (politische Gemeinde, Ortsgemeinde, Wohnungsunternehmen) und Konflikte lösbar machen!
Migrantenorganisationen unterstützen (z.B. durch Räume und Mittel)!
„Sicherheitslage“ (z.B. baulich) und Sicherheitsempfinden verbessern!
Funktionsmischung und soziale Mischung fördern! Gentrifizierung vermeiden!
Öffentliche Räume beleben!
Zuständigkeiten schaffen!
Zugewanderte einstellen (Stadt, Behörden, Wohnungswirtschaft)!
Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung
Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung (ZEFIR)Clemensstr. 17-1944789 Bochum Tel.: 0234/ 32 – 2 46 75
www.sozialberichterstattung.de
Prof. Dr. Klaus Peter [email protected]
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!