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Zerstörungsfreie Prüfung von Schweißverbindungen B. HUBER, Ingenieurbüro Bernd Huber, München Kurzfassung. Schweißnähte werden in Bewertungsgruppen eingeteilt. Die Bewertungsgruppe B entspricht dabei der höchsten Güte, die Bewertungsgruppe D der Niedrigsten. Bewertungsgruppen, wie z.B. EN ISO 5817 beschreiben präzise Grenzwerte für die maximale tatsächliche Größe und Häufigkeit von Unregelmäßigkeiten in Schweißnähten. Zum Nachweis und zur Bewertung der Unregelmäßigkeiten können Zerstörungsfreie Prüfverfahren eingesetzt werden. Diese Prüfverfahren erzeugen jedoch aufgrund ihrer Funktionsweise meist nur Anzeigen deren Größe und Form selten eine genaue Bestimmung von Art und genauer Größe der Fehler ermöglicht. Das heißt, daß die Bewertungsgruppen nur sehr bedingt auf Zulässigkeitsgrenzen zerstörungsfreier Prüfungen übertragen werden können und umgekehrt. Was fehlt, ist eine Zuordnung zwischen der Schweißnaht-Bewertungsgruppe, der Auswahl des ZfP-Prüfverfahrens und der Festlegung einer Zulässigkeitsgrenze. Im Druckbehälterbau erfüllt diese Funktion bereits seit langem das AD-Merkblatt HP 5/3. Noch immer wenig bekannt ist die erstmals 1997 erschienene EN 12 062 mit dem Titel „Zerstörungsfreie Prüfung von Schweißverbindungen; Allgemeine Regeln für metallische Werkstoffe“ (künftig EN ISO 17635). Zu welch gefährlichen Fehlinterpretationen die mangelhafte Abstimmung führen kann zeigt folgendes Beispiel aus dem Prüfalltag von Schienenfahrzeugen: Die Produktnorm fordert eine Eindringprüfung nach EN ISO 5817, Bewertungsgruppe B. Der Prüfer führt die Prüfung fachmännisch durch. Weil keine Anzeigen vorliegen bestätigt er - mit Unterschrift - die vereinbarte Bewertungsgruppe B. Dumm gelaufen. Denn er hat hiermit die Einhaltung der Grenzwerte für nicht weniger als 41 Merkmale bescheinigt, obwohl nicht viel mehr als drei bis vier Schweißnahtfehler verwertbare Anzeigen bei der Eindringprüfung erzeugen. EN 12 062 regelt zunächst in Abhängigkeit von Werkstoff, Wanddicke und Stoßform die Prüfverfahren für Oberflächen- und Volumenprüfung mit Verweis auf die Durchführungsrichtlinie. Für die Bewertung der Prüfergebnisse verweist sie bewußt auf Zulässigkeitsgrenzen (=Anzeigengrößen), die nicht direkt aus den Bewertungsgruppen abgeleitet sind. Vielmehr sind sie mit der Gesamtqualität der Schweißnaht verbunden und stimmen allgemein mit den Anforderungen aus den Bewertungsgruppen (hoch, mittel, niedrig) überein. Der Gebrauch der EN 12 062 bietet also dem Prüfer die elegante Möglichkeit, schweißtechnische Güteanforderungen (=Bewertungsgruppen) korrekt in die Anforderungen an Durchführung und Bewertung von ZfP-Prüfungen einschließlich der Anforderungen an das Prüfpersonal umzusetzen. DGZfP-Jahrestagung 2007 - Vortrag 14 1

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Zerstörungsfreie Prüfung von Schweißverbindungen

B. HUBER, Ingenieurbüro Bernd Huber, München

Kurzfassung. Schweißnähte werden in Bewertungsgruppen eingeteilt. Die Bewertungsgruppe B entspricht dabei der höchsten Güte, die Bewertungsgruppe D der Niedrigsten. Bewertungsgruppen, wie z.B. EN ISO 5817 beschreiben präzise Grenzwerte für die maximale tatsächliche Größe und Häufigkeit von Unregelmäßigkeiten in Schweißnähten. Zum Nachweis und zur Bewertung der Unregelmäßigkeiten können Zerstörungsfreie Prüfverfahren eingesetzt werden. Diese Prüfverfahren erzeugen jedoch aufgrund ihrer Funktionsweise meist nur Anzeigen deren Größe und Form selten eine genaue Bestimmung von Art und genauer Größe der Fehler ermöglicht. Das heißt, daß die Bewertungsgruppen nur sehr bedingt auf Zulässigkeitsgrenzen zerstörungsfreier Prüfungen übertragen werden können und umgekehrt. Was fehlt, ist eine Zuordnung zwischen der Schweißnaht-Bewertungsgruppe, der Auswahl des ZfP-Prüfverfahrens und der Festlegung einer Zulässigkeitsgrenze. Im Druckbehälterbau erfüllt diese Funktion bereits seit langem das AD-Merkblatt HP 5/3. Noch immer wenig bekannt ist die erstmals 1997 erschienene EN 12 062 mit dem Titel „Zerstörungsfreie Prüfung von Schweißverbindungen; Allgemeine Regeln für metallische Werkstoffe“ (künftig EN ISO 17635). Zu welch gefährlichen Fehlinterpretationen die mangelhafte Abstimmung führen kann zeigt folgendes Beispiel aus dem Prüfalltag von Schienenfahrzeugen: Die Produktnorm fordert eine Eindringprüfung nach EN ISO 5817, Bewertungsgruppe B. Der Prüfer führt die Prüfung fachmännisch durch. Weil keine Anzeigen vorliegen bestätigt er - mit Unterschrift - die vereinbarte Bewertungsgruppe B. Dumm gelaufen. Denn er hat hiermit die Einhaltung der Grenzwerte für nicht weniger als 41 Merkmale bescheinigt, obwohl nicht viel mehr als drei bis vier Schweißnahtfehler verwertbare Anzeigen bei der Eindringprüfung erzeugen. EN 12 062 regelt zunächst in Abhängigkeit von Werkstoff, Wanddicke und Stoßform die Prüfverfahren für Oberflächen- und Volumenprüfung mit Verweis auf die Durchführungsrichtlinie. Für die Bewertung der Prüfergebnisse verweist sie bewußt auf Zulässigkeitsgrenzen (=Anzeigengrößen), die nicht direkt aus den Bewertungsgruppen abgeleitet sind. Vielmehr sind sie mit der Gesamtqualität der Schweißnaht verbunden und stimmen allgemein mit den Anforderungen aus den Bewertungsgruppen (hoch, mittel, niedrig) überein. Der Gebrauch der EN 12 062 bietet also dem Prüfer die elegante Möglichkeit, schweißtechnische Güteanforderungen (=Bewertungsgruppen) korrekt in die Anforderungen an Durchführung und Bewertung von ZfP-Prüfungen einschließlich der Anforderungen an das Prüfpersonal umzusetzen.

DGZfP-Jahrestagung 2007 - Vortrag 14

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