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37 37 ein Aroma und sein Duft ent- führen oft in Geschichten aus Tau- sendundeiner Nacht und in den Vorderen Orient. Zimt gehört zu den Gewürzen, die mit bestimmten Atmosphären verbun- den werden. Die aus der Borke und äuße- ren Rinden der Zimt- baumzweige getrock- neten Stangen zählen zu den ältesten, tropi- schen Gewürzen. Bereits 3000 v. Chr. soll Zimt in chine- sischen Schriften er- wähnt worden sein. Zimt kann als Ge- würz, aber auch als Aromastoff und Heil- mittel eingesetzt wer- den. Im Ayurveda ist Zimt Teil einer Jahr- tausende alten Me- dizin. Sein warmer, schwerer Duft erinnert an unsere Kindheit, an Weihnachten oder an den gewürzten Milchreis. Zimt wärmt und hüllt ein. Der Duft schenkt Geborgenheit. In der Küche werden sowohl Zimtstan- gen als auch Zimtpulver oder manchmal Zimtblüten (Kas- siaknospen, die unreif kurz nach der Blüte geerntet werden) ver- wendet. Sein vielseitiger Geschmack – süßlich, bitter und scharf zugleich – lädt dazu ein, das Gewürz auf sehr unterschiedliche Weise einzusetzen. In Europa verwenden wir Zimt häufig für Süßes, Gebäck, Glüh- wein und im Ayurveda zusätzlich gern im Frühstücksbrei. Aber auch in Fleisch-, Fisch-, Reisgerichten, Saucen und ebenfalls in Geträn- ken wie Kaffee, Kakao, Limonaden oder indischen Gewürztees entfaltet er seine Geschmackswirkung. Besondere Wirkungen erzielt Zimt bei Appetitlosigkeit, Verdau- ungsbeschwerden, bei innerer Käl- te und Anspannung – und auch als Aphrodisiakum. Zudem soll er eine regulierende Wirkung auf Blutzu- ckerspiegel und Blutfettwerte haben. Zimt hat die Geschmacksrichtun- gen scharf, süß und zusammenzie- hend. Auf Grund seiner erhitzenden und scharfen Wirkung dürfen Menschen mit einer Pitta-Konstitution Zimt nur mäßig ein- setzen. Auf Vata- und Kapha-Typen wirkt er ausgleichend. Neuere Studien haben gezeigt, dass Zimt hohe antioxidative Eigen- schaften (gemessen im ORAC-Wert) aufweist. Er wird in Gerichten und Gebäck zwar nur messerspitzenweise ver- wendet, aber durch den hohen ORAC-Wert tut auch schon eine gerin- ge Menge an Zimt gut. Beim Kauf von Zimt sollte man darauf ach- ten, dass es sich um den sogenannten Ceylon- Zimt handelt. Dieser ist in der Regel zwar teu- rer aber auch deutlich hochwertiger. Er enthält im Gegensatz zum billi- geren Cassia-Zimt nur noch Spuren des in hohen Dosen als gesundheitsschädlich geltenden Cu- marins. Der Duft der Kindheit Zimt ist nicht nur ein betörender Genuss für die Sinne, sondern gilt auch als Heilmittel. S Von Martina Kobs-Metzger ZIMT Martina Kobs-Metzger Inhaberin der Ayurveda Koch- und Ernährungs- schule Cuisine Vitale in Hamburg, leitet seit 1997 Kochkurse und Koch- und Ernährungssemina- re zu speziellen Themen, berät Menschen in Einzelgesprächen zum Thema Ayurveda Ernährung und Lebensweise. www.ayurveda-kochschule.de [email protected]

ZIMT Der Duft der Kindheit - ayurveda-kochschule.de · ken wie Kaffee, Kakao, Limonaden oder indischen Gewürztees entfaltet er seine Geschmackswirkung. Besondere Wirkungen erzielt

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ein Aroma und sein Duft ent-führen oft in

Geschichten aus Tau-sendundeiner Nacht und in den Vorderen Orient. Zimt gehört zu den Gewürzen, die mit bestimmten Atmosphären verbun-den werden. Die aus der Borke und äuße-ren Rinden der Zimt-baumzweige getrock-neten Stangen zählen zu den ältesten, tropi-schen Gewürzen. Bereits 3000 v. Chr. soll Zimt in chine-sischen Schriften er-wähnt worden sein. Zimt kann als Ge-würz, aber auch als Aromastoff und Heil- mittel eingesetzt wer- den. Im Ayurveda ist Zimt Teil einer Jahr-tausende alten Me- dizin. Sein warmer, schwerer Duft erinnert an unsere Kindheit, an Weihnachten oder an den gewürzten Milchreis. Zimt wärmt und hüllt ein. Der Duft schenkt Geborgenheit. In der Küche werden sowohl Zimtstan-gen als auch Zimtpulver oder manchmal Zimtblüten (Kas-siaknospen, die unreif kurz nach der Blüte geerntet werden) ver-wendet. Sein vielseitiger Geschmack – süßlich, bitter und scharf zugleich – lädt dazu ein, das Gewürz auf sehr unterschiedliche Weise einzusetzen. In Europa verwenden wir Zimt häufig für Süßes, Gebäck, Glüh-

wein und im Ayurveda zusätzlich gern im Frühstücksbrei. Aber auch in Fleisch-, Fisch-, Reisgerichten, Saucen und ebenfalls in Geträn-ken wie Kaffee, Kakao, Limonaden oder indischen Gewürztees entfaltet er seine Geschmackswirkung. Besondere Wirkungen erzielt Zimt bei Appetitlosigkeit, Verdau-ungsbeschwerden, bei innerer Käl-te und Anspannung – und auch als Aphrodisiakum. Zudem soll er eine regulierende Wirkung auf Blutzu-ckerspiegel und Blutfettwerte haben. Zimt hat die Geschmacksrichtun-gen scharf, süß und zusammenzie-hend. Auf Grund seiner erhitzenden

und scharfen Wirkung dürfen Menschen mit einer Pitta-Konstitution Zimt nur mäßig ein-setzen. Auf Vata- und Kapha-Typen wirkt er ausgleichend.Neuere Studien haben gezeigt, dass Zimt hohe antioxidative Eigen-schaften (gemessen im ORAC-Wert) aufweist. Er wird in Gerichten und Gebäck zwar nur messerspitzenweise ver-wendet, aber durch den hohen ORAC-Wert tut auch schon eine gerin-ge Menge an Zimt gut. Beim Kauf von Zimt sollte man darauf ach-ten, dass es sich um den sogenannten Ceylon-Zimt handelt. Dieser ist in der Regel zwar teu-rer aber auch deutlich hochwertiger. Er enthält im Gegensatz zum billi-geren Cassia-Zimt nur

noch Spuren des in hohen Dosen als gesundheitsschädlich geltenden Cu- marins.

Der Duft der KindheitZimt ist nicht nur ein betörender Genuss für die Sinne, sondern gilt auch als Heilmittel.

SVon Martina Kobs-Metzger

ZIMT

Martina Kobs-Metzger

Inhaberin der Ayurveda

Koch- und Ernährungs-

schule Cuisine Vitale in

Hamburg, leitet seit 1997

Kochkurse und Koch-

und Ernährungssemina-

re zu speziellen Themen,

berät Menschen in Einzelgesprächen zum

Thema Ayurveda Ernährung und Lebensweise.

www.ayurveda-kochschule.de

[email protected]