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zit jahresbericht 2004

zit jahresbericht 2004 - Wirtschaftsagentur.at...32 Mini-Pläydoyer für ein europäisches Selbstbewusstsein in der Forschungspolitik von Dr. Philipp Steger ... Das Herzstück unserer

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zit jahresbericht 2004

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impressum

Herausgeberin: © 2005zit zentrum für innovation und technologie gmbh

Ebendorferstraße 4 | 1010 WienT +43-1-96090-86165 | F [email protected] | www.zit.co.at

Ein Unternehmen des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds

Fotos: Ludwig Rusch Grafik und Layout: Ludwig Rusch | Andrea HochstrasserDruck: Druckerei Holzhausen, 1140 Wien

Alle Rechte vorbehalten.

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2005 03

05 Vorwort Bürgermeister Dr. Michael Häupl

05 Vorwort Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder

06 Vorwort KommR Brigitte Jank

07 Vorwort DI Dr. Bernd Rießland

08 Mission Statement

10 Das ZIT-Team

12 Beteiligungen des ZIT

13 Ein Beitrag zur innovativen Stadtentwicklung: Die Immobilienprojekte des ZIT

15 Förderbilanz 2004

21 ZIT05 plus. Technologieförderung für Wien 2005-2008

25 Regionale Innovationspolitik – welche Bedeutung hat diese für internationale Konzerne? von DI Albert Hochleitner

28 Forschung braucht Vielfalt: Diversity Management

30 University of Excellence

32 Mini-Pläydoyer für ein europäisches Selbstbewusstsein in der Forschungspolitik von Dr. Philipp Steger

34 Weiterhin Herzstück der Wiener Technologieförderung: Die Calls des Jahres 2004

35 Forschen im Wiener Raum von Ao. Univ.-Prof. Dr. Renée Schröder

36 Erfolgreiche Unternehmen im Gespräch: Affiris GmbH

38 Erfolgreiche Unternehmen im Gespräch: Symena GmbH

40 Erfolgreiche Unternehmen im Gespräch: Eucodis GmbH

44 So ist die Kompetenz ins Netz gegangen

47 … es gäbe ein G’riss um sie von DI Fritz Ohler

49 Innovation - ein Klartext (?) im Getümmel

Inhaltsverzeichnis

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2005

Wien ist auf der technologischen Überhol-spur. Das bezeugt im Stadtbild der ständigeAus- und Neubau von Technologiestand-orten; das bezeugt die wachsende Aner-kennung, die Wiener Forschungsleistungeninternational finden; und das bezeugt auchganz deutlich der rasante Anstieg der

Forschungsquote, die – bei allen statistischen Unschärfen – mittler-weile über 4% und damit im internationalen Spitzenfeld liegt.Besonders erfreulich in diesem Zusammenhang ist, dass der langeZeit gültige Befund, dass zwar die öffentlichen wissenschaftlichenEinrichtungen viel forschen, nicht jedoch die privaten Unternehmen,nicht mehr zutrifft. Fast 50% der Forschungsaufwendungen in Wienwerden von privaten Unternehmen getätigt. Auch damit sind wir iminternationalen Maßstab konkurrenzfähig. Natürlich wäre es vermes-sen und eine grobe Selbstüberschätzung, wollte man diese positiveEntwicklung allein auf das wirtschaftspolitische Engagement derStadt zurückführen. Denn Erfolg und Misserfolg liegen immer nochbei den unmittelbaren Akteuren. Aber die Politik kann und mussRahmenbedingungen schaffen, positive Entwicklungen initiieren undunterstützen sowie strukturelle Schwächen beseitigen.

Als mittlerweile auch über den Bereich der Stadt Wien hinaus be-kannte und anerkannte Institution ist das ZIT Zentrum für Innova-tion und Technologie – und das ist ganz wichtig – weit mehr als eingewissenhafter Abwickler von Fördermaßnahmen. Das hier vereinteExpertInnenwissen erlaubt sowohl die Konzeption neuer technolo-giepolitischer Maßnahmen – und dazu gehört viel mehr als unmit-telbare monetäre Unterstützung – als auch die Darstellung der Be-deutung von Technologie und Innovation in der Öffentlichkeit. Dasist ein ganz zentraler Aspekt: ist es doch für eine erfolgreicheTechnologiepolitik unabdingbar, die Öffentlichkeit mit einzubezie-hen, um ihre Unterstützung zu erhalten.

Dr. Michael HäuplBürgermeister der Stadt Wien

05

Mit finanzieller Unterstützung für WienerUnternehmen in der Höhe von 20 Mio. Eurohat Wien auch im vergangenen Jahr neueMaßstäbe in der Förderung von Technologieund Innovation gesetzt. Dass diese Mittelnicht nur bereitgestellt, sondern auch mitder höchstmöglichen Effizienz eingesetzt

werden, ist zu einem wesentlichen Teil das Verdienst des ZITZentrum für Innovation und Technologie. Egal ob es um monetäreFörderungen, die Bereitstellung von Technologieimmobilien oder umInnovationsmanagement – etwa durch die Unterstützung von Ko-operationen oder die umfassende Betreuung einzelner Technologie-bereiche – geht, das ZIT ist aus der Technologiepolitik der StadtWien nicht mehr wegzudenken.

Die Unterstützung von Innovation benötigt auch Innovation der ver-schiedenen Maßnahmen. Aufbauend auf den Erfahrungen der vergan-genen Jahre haben wir daher die monetären Technologieförderungenweiter optimiert und ergänzt. Mit der mit Beginn 2005 in Kraft getre-tenen neuen Richtlinie „ZIT05 plus. Technologieförderung für Wien2005-2008“ sollen die Bedürfnisse der Unternehmen und andererAkteure in diesem Bereich noch besser erfüllt werden. Sich nicht nurmit dem Bewährten zufrieden zu geben, sondern kreativ nach weite-ren Verbesserungen zu suchen ist eine Stärke, die die Wiener Techno-logiepolitik und die Tätigkeit des ZIT auszeichnet. Diese Kreativitätäußert sich auch darin, individuelle Probleme lösen zu können.Selbstverständlich braucht es klare, allgemeingültige Regeln. Abermanchmal ist die Wirklichkeit eben ein bisschen komplexer, als esdas beste Richtlinienwerk darstellen kann. Auch für Fragen, die manvorher nicht bedacht hat, nicht bedacht haben konnte, vertretbareund vor allem auch objektiv nachvollziehbare und transparenteLösungen im Sinne der Wiener Wirtschaft und der Schaffung vonArbeitsplätzen zu finden, ist eine weitere Stärke des ZIT.

Für die Stadt Wien, in erster Linie aber natürlich für die Unter-nehmen, wünsche ich den KollegInnen des ZIT jedenfalls weiterhinviel Erfolg.

Dr. Sepp RiederVizebürgermeister, Finanz- und

Wirtschaftsstadtrat der Stadt Wien

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200506

Technologie und Innovation sind die ent-scheidenden Faktoren für die Zukunft desWirtschaftsstandorts Wien. Wien hat hiereine gute Ausgangsbasis: HervorragendeUnternehmen mit gut ausgebildeten undhoch motivierten Mitarbeitern entwickelntechnologischen Vorsprung. Dieser ist dann

die Basis für Marktchancen und künftigen Wohlstand.

Aufgabe der Technologiepolitik ist es, die Unternehmen zu intensive-ren Aktivitäten auf dem Gebiet von Innovation und Technologie zumotivieren. Besonders wichtig ist mir dabei die Zielgruppe der kleinenund mittleren Unternehmen. Vor allem diese Unternehmen, die dasRückgrat der Wiener Wirtschaft bilden, benötigen bei der Umsetzungvon Innovationen oder beim Einstieg in bzw. bei der Intensivierungvon Forschung und Entwicklung Unterstützung.

Mit dem ZIT Zentrum für Innovation und Technologie hat der WienerWirtschaftsförderungsfonds eine auf den Technologiebereich speziali-sierte Organisation zur Verfügung. Im Mittelpunkt der Bemühungendes ZIT stehen die einzelnen technologieorientierten Unternehmen,die praxisorientiert unterstützt werden. Im Jahr 2004 wurden mit Hilfeder Technologiecalls Ideenwettbewerbe zwischen den Unternehmenausgelöst und neue Impulse in die Wiener Wirtschaft hineingetragen.Das neu gefasste Programm „ZIT05 plus. Technologieförderung fürWien 2005–2008“ erweitert die Angebote für Wiener Unternehmenund lässt daher eine weitere Belebung des Innovationsklimas in Wienerwarten.

KommR Brigitte JankPräsidentin der Wirtschaftskammer Wien

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2005 07

Wien verfügt über jede Menge Potenzial. DieStadt ist reich an Ideen, Kreativität undForscherInnengeist. Wenn es eine Öster-reich-spezifische Schwachstelle zu benennengilt, dann liegt sie bei der marktgerechtenVerwertung und bei der gewinnbringendenUmsetzung unserer Ideen: Dieses Defizit

auszumerzen und dem heimischen Potenzial zum Durchbruch zu ver-helfen, gehört zu den Aufgaben öffentlicher Wirtschafts- und Techno-logieförderung. Wettbewerbs- und UnternehmerInnengeist müssengeweckt und die Risikobereitschaft erhöht werden, denn das sind diewesentlichen Antriebskräfte, wenn es darum geht, aus Ideen markt-gerechte Produkte zu machen.

Das ZIT, die Technologietochter des Wiener Wirtschaftsförderungs-fonds, setzt – mit nachweisbarem Erfolg – genau hier den Hebel an.Networking, interdisziplinäre Kommunikation und Wissenstransferwerden ebenso gefördert wie Innovationsfreudigkeit und Wettbe-werbsgeist. In den ersten vier Jahren seines Bestehens hat sich dasZIT so zu einem bedeutenden Impulsgeber für den Technologiestand-ort Wien und die Wiener Technologiepolitik entwickelt. Dem Ziel ver-pflichtet, den Innovationsgrad in Wien zu erhöhen und die unterneh-merischen Forschungsaktivitäten anzukurbeln, hat das ZIT-Team auchim vergangenen Jahr viel Mut und Kreativität bewiesen. Thematischvöllig neue Förderwettbewerbe wie der Call FemPower Vienna 2004oder ein rundum erneuertes Förderpaket für die nächsten vier Jahresind das viel versprechende Ergebnis.

Das ZIT fördert die Innovation in Wien nicht zuletzt durch seine Be-reitschaft, auch selbst innovative Wege zu gehen. Und das ist gut so,denn Mut zum Risiko und die Lust, neue Wege zu beschreiten, dürfenwir nicht nur den Unternehmen abverlangen. Hier müssen wir selbstmit gutem Beispiel vorangehen.

DI Dr. Bernd RießlandGeschäftsführer des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds

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2005

Mission Statement

Das Jahr 2004 war für das ZIT ein sehr befriedi-

gendes, denn – davon sind wir überzeugt – es war

ein sehr erfolgreiches. Es ist gelungen, unsere

Kernaufgaben in hoher Qualität zu bewältigen und

gleichzeitig wichtige Maßnahmen für die Zukunft

auf Schiene zu stellen.

Das Herzstück unserer monetären Forschungsförderung, die Calls,wurden im letzten Jahr fortgeführt. Dabei wurden im Sinne der Ver-lässlichkeit und Kontinuität wirtschaftspolitischer Maßnahmen die bis-herigen Schwerpunktthemen Life Sciences und Informations- undKommunikationstechnologien weitergeführt, aber auch neue Themenbearbeitet. Im Rahmen des Calls FemPower Vienna 2004 förderte dasZIT betriebliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die unterwesentlicher Beteiligung von Frauen durchgeführt werden. Es ist unsdamit gelungen, in einem Bereich mit großen strukturellen Schwächen(nur 9% des Forschungspersonals in Unternehmen sind Frauen)wesentliche Impulse zu setzen. Der Mut zum Herangehen an neueThemenfelder hat uns auch für dieses Jahr nicht verlassen. Mit denCalls Co Operate enlarged – Vienna 2005 und Innovative ServicesVienna 2005 werden wieder zwei neue, für die Wiener Wirtschaft zen-trale Themenfelder angesprochen.

Unserem Grundsatz „Alles aus einer Hand“ konnten wir unter ande-rem durch die Weiterführung unserer Tätigkeiten im Bereich Immo-bilien gerecht werden. Nach der Fertigstellung des mittlerweile ausver-mieteten Büro- und Laborgebäudes am Campus Vienna Biocenter läuftderzeit die Umgestaltung der ehemaligen Poliklinik zu einem moder-nen Life Science Zentrum. Ergänzt wird das Angebot an modernstenBüro- und Laborräumlichkeiten durch hochwertige Wohnmöglich-keiten. Damit entsteht in unmittelbarer Nähe des AKH ein neuer „hotspot“ zu den Themen Medizintechnik, Biomedizin und Biotechnologie.

Durch unsere Mitarbeit und finanzielle Beteiligung an der Entwicklungdes Medienzentrums MARX am Areal der ehemaligen Schlachthöfe inSt. Marx konnten wir zur Revitalisierung dieses Gebietes und zum Ent-stehen eines erfolgreichen Multi Media Zentrums beitragen.

08

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2005

Das Jahr 2004 war aber auch ganz stark von der Entwicklung neuer,seit Beginn dieses Jahres gültiger Fördermaßnahmen geprägt. Wirhaben die monetären Förderungen noch besser auf die Bedürfnisseder Unternehmen abgestimmt. Wesentliche Aspekte dabei:Beibehaltung der Calls als zentrales Förderinstrument für den F&E–Bereich; Erweiterung unserer Zielgruppe (nicht mehr ausschließlichUnternehmen); Instrumente zur Unterstützung von Netzwerkbildungen,Ausbildung, Kooperationsanbahnungen, etc. sowie die MöglichkeitInitiativen zu unterstützen, die die Vermittlung technologischerEntwicklungen an eine breitere Öffentlichkeit zum Ziel haben (zu denneuen Fördermaßnahmen im Detail siehe Seite 21). Letzteres ist unsbesonders im Hinblick darauf wichtig, dass Technologiepolitik nurerfolgreich sein kann, wenn die Bevölkerung – die immerhin die ver-schiedenen Fördermaßnahmen finanziert – neuen Technologien posi-tiv gegenübersteht. Nicht im Sinne einer kritiklosen Technikgläubigkeit,aber eines aufgeschlossen Seins gegenüber Neuem.

Besonders als regionale Förderstelle steht man vor der Herausfor-derung, einerseits den regionalen Strategien ein eigenes Gesicht zugeben, andererseits zu vermeiden, Maßnahmen anderer AkteurInnen,vor allem des Bundes, zu duplizieren. Um das zu erreichen, sind Ko-operationen mit anderen Institutionen ganz wesentlich. Neben denbewährten Kooperationen mit der Wirtschaftskammer Wien, derAustria Wirtschaftsservice GmbH und der Forschungsförderungs-gesellschaft (FFG) konnte im letzten Jahr auch die Zusammenarbeitmit dem ERP-Fonds und der Christian Doppler Forschungsgesell-schaft institutionalisiert werden.

Nicht zuletzt haben wir unseren Außenauftritt professionalisiert. Unterwww.zit.co.at können Sie sich über unsere Tätigkeiten und Angeboteinformieren. Gleichzeitig haben wir die online–Einreichung für Förder-projekte realisiert, was unseren KundInnen – und auch uns – hilft, dieadministrativen Notwendigkeiten leichter zu bewältigen.

Dr. Claus HoferMag.ª Edeltraud StiftingerGeschäftsführung des ZIT

09

Mission Statement

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2005

GeschäftsführungDr. Claus HoferMag.ª Edeltraud Stiftinger

AssistenzKatrin PacholetSandra Hämmerle

FörderungenLeitung: Mag. Christian Bartik Mag.ª Eva Czernohorszky Bettina Josefin Mag.ª Jutta LöfflerRobert Mayer-UnterholznerMag.ª Daniela Perl

ImmobilienDI Alexandra Vogl

Organisation und ControllingLeitung: Dieter ZabranaHarald Richter

PR & MarketingMag.ª Astrid Stakne

10

Das ZIT-Team

Christian Bartik

Claus Hofer

Robert Mayer-Unterholzner

Harald Richter

Alexandra Vogl

Eva Czernohorszky

Bettina Josefin

Katrin Pacholet

Astrid Stakne

Dieter Zabrana

Sandra Hämmerle

Jutta Löffler

Daniela Perl

Edeltraud Stiftinger

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2005 12

Wiener Wirtschaftsförderungsfonds

ZIT Zentrum für Innovation und Technologie GmbH

ARGE Innovationsorientierte nachhaltige Regionalentwicklung

BMT Medizinische Forschungund Entwicklung GmbH

Business & Research CenterHöchstädtplatz Errichtungs GmbH

CompetenceInvestement AG

INiTS UniversitäresGründerservice Wien GmbH

LISA Vienna Region ARGE

MARX Realitäten GmbHVienna Standortmanagement

GmbH

CCK-Craft Center Kottingbrunntesting & developing GmbH

BSV-Business & SciencePark Vienna GmbH

Austrian AutomotiveAssociation Service GmbH

Vienna Region Beteiligungs-management GmbH

TechnologiezentrumNeusiedl am See GmbH

TECH 21 Bürohaus und GewerbehofErrichtungs- und Betriebsgesellschaft mbH

100%

49%

22%

45%

9,48%

26%

30%

17%

45%

6,75%

33,33%

40%

50%

6%

45%

30%

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2005 13

Zur Unterstützung des Wiener Innovations-

systems entwickelt das ZIT Technologie-

standorte, an denen Unternehmen mit

Forschungsinstituten und Bildungsein-

richtungen interagieren können.

Im Rahmen von Errichtung und Betrieb technologieaffinerImmobilien haben wir folgende Ziele:

● Initiierung von Immobilienprojekten in den für Wien relevanten Technologiefeldern

● Vernetzung der AkteurInnen im Innovationsprozess● Umfassende Betreuung der NutzerInnen in den Objekten

Die Errichtung und der Betrieb von Technologieimmobilien erfol-gen in der Regel in Form von Public Private Partnerships. Durchsolche Beteiligungen wurde im Bereich der Infrastrukturbereit-stellung insgesamt ein Investitionsvolumen von ca. 108 Mio. Euroausgelöst. Mit dem Engagement des ZIT am Immobilienmarkt werdenTechnologie und Innovation auch in der Stadtentwicklung öffent-lichkeitswirksam thematisiert.

|| ENGAGEMENT IM ENTWICKLUNGSGEBIET

ERDBERGER MAIS – ST. MARX

Das Stadtentwicklungsgebiet Erdberger Mais im 3. Wiener Gemeinde-bezirk bietet gerade im Bereich des alten Schlachthofes St. Marx vielPotenzial für innovative und kreative Unternehmen. An diesem Stand-ort stehen Flächen mit hohem Entwicklungspotential zur Verfügung.Das ZIT engagiert sich mit folgenden Projekten:

MMAARRXX MMeeddiieennzzeennttrruummInhaltliche Ausrichtung: Creative Industries/Multimedia, Film und FernsehenInvestitionsvolumen: 5 Mio. EuroFläche: 2.000 m2

Das 2004 fertig gestellte Gebäude etabliert sich immer stärker zueinem Treffpunkt der Creative Industries. Der sog. PALAST imMedienzentrum wird sowohl für Fernsehsendungen als auch fürUnternehmenspräsentationen genützt. Hier wird, einmalig in Wien, für unterschiedliche Fernsehanstalten(ORF, ATV+, RTL etc.) produziert. Eine hochmoderne Glasfaser-leitung verbindet MARX mit München, von wo aus verschiedeneMünchner Sender bedient werden können. Mit dem Restaurant MARX wurde ein weiterer wichtiger Bausteinfür die Belebung des Stadtentwicklungsgebietes gesetzt. Erstmalsseit Jahrzehnten gibt es an diesem Standort ein attraktives „openpublic“-Angebot.

CCaammppuuss VViieennnnaa BBiioocceenntteerr 22Inhaltliche Ausrichtung: Life Sciences/GrundlagenforschungInvestitionsvolumen: 11 Mio. EuroFläche: 4.300 m2

Das Anfang 2004 fertig gestellte Gebäude ist voll bezogen. Unterden MieterInnen befinden sich neben dem FH-Studiengang fürBiotechnologie und dem Universitätsinstitut für Zellbiologie undGenetik Unternehmen aus den Life Sciences, so etwa AffirisForschungs- und Entwicklungs GmbH, Siegerin beim ZIT-CallFemPower 2004. Das durch ZIT und PRISMA Holding AG errichtete Projekt wurdekurz nach Fertigstellung gewinnbringend an die deutsche Fonds-gesellschaft Blue Capital verkauft. Die Betreuung des Hauses er-folgt durch die Vienna Standortmanagement GmbH, einer gemein-samen Gesellschaft von ZIT und PRISMA.

CCaammppuuss VViieennnnaa BBiioocceenntteerr 33Inhaltliche Ausrichtung: Life Sciences/Informations- undKommunikationstechnologien (IKT)Investitionsvolumen: 17 Mio. EuroFläche: 7.000 m2

Auf dem letzten freien Bauplatz am Campus Vienna Biocenterwerden rund 7.000m2 Büro- und Laborflächen entstehen. Derarchitektonische Entwurf definiert ein flexibel nutzbares Gebäude,welches sowohl für Life Sciences- als auch für IKT-Unternehmennutzbar ist. Mit der Errichtung dieses Gebäudes wird auch die Attraktivität deröffentlichen Flächen stark verbessert werden. Durch eine attrakti-ve Gestaltung der Außenflächen soll am Campus ein zentralerTreffpunkt etabliert werden.

Ein Beitrag zur innovativen Stadtentwicklung: Die Immobilienprojekte des ZIT

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2005

Ein Beitrag zur innovativen Stadtentwicklung: Die Immobilienprojekte des ZIT

14

Durch den Nukleus der Creative Industries in MARX und dem indirekter Nachbarschaft befindlichen Campus Vienna Biocentersowie der Fertigstellung des T-Centers und der geplanten Ent-wicklung des BIG-Karrees zu einem Wohn- und Bürostandortgewinnt die Entwicklung einer gemeinsamen Kommunikations-strategie für das gesamte Entwicklungsgebiet an Bedeutung. Esgilt, die Fokussierung auf Einzelobjekte zu vermeiden und denStandort in seiner Gesamtheit zu etablieren. Dem ZIT ist es einbesonderes Anliegen, die unterschiedlichen Unternehmens-kulturen und die verschiedenen Immobilien- sowie Grundstücks-eigentümerInnen zusammenzubringen und eine gemeinsame „KeyVision“ für den Standort zu entwickeln.

|| ENGAGEMENT AM STANDORT DER EHEMALIGEN

POLIKLINIK

Inhaltliche Ausrichtung: Life Sciences/anwendungsorientierteForschungInvestitionsvolumen: 50 Mio. EuroFläche: 8.500 m2 Büros und Labors, 4.500 m2 WohnungenBaubeginn: Herbst 2005Bezugsfertig: Ende 2006Anfang 2004 hat die Competence Investment AG (Beteiligung desZIT: 9,8%), das Areal der ehemaligen Wiener Allgemeinen Poliklinikin der Mariannengasse 10 im 9. Wiener Gemeindebezirk erwor-ben. Hier entstehen durch Revitalisierung und NeuerrichtungBüro- und Laborflächen für Unternehmen aus dem Bereich Bio-technologie und Medizintechnik. Im Spannungsfeld zwischen derErhaltung der historischen Bausubstanz und der Ergänzung durcharchitektonisch anspruchsvolle Neubauteile werden Flächen er-richtet, die optimal an künftige NutzerInnenanforderungen ange-passt werden können. Durch die Nähe zum Allgemeinen Kranken-haus (AKH) wird der Fokus für die Standortentwicklung auf„patientInnennaher“ Forschung liegen, sodass die Grundlagen-forschung am Campus Vienna Biocenter eine hervorragendeErgänzung erfährt.Die Poliklinik war Zeit ihres Bestehens ein Nährboden für Forschungund Innovation. Mit der Entwicklung eines Life Science Campus wirdan die international bedeutenden Leistungen auf dem Gebiet dermedizinischen Forschung und Entwicklung angeschlossen.In Umfeld des Standorts ist eine beeindruckende räumlicheKonzentration an wissenschaftlicher und wirtschaftlicher

Kompetenz im Bereich der Life Sciences zu beobachten. Mehrereinternational renommierte Krankenanstalten, allen voran das AKHWien, sowie universitäre Forschungs- und Ausbildungsstätten imBereich der Medizin prägen den Bezirksteil. Mit der Schaffung des Life Science Campus VIENNA CompetenceCenter wird die bewährte Zusammenarbeit zwischen CompetenceInvestment AG, PRISMA Zentrum für Standort- und Stadtent-wicklung GmbH und ZIT fortgesetzt. Bereits im Jahr 2004 wurdeder erste Bauteil des VIENNA Competence Center in der Lazarett-gasse fertig gestellt. Das Zentrum mit 5.800 m2 Büro- und Labor-flächen, welches sich an Stelle der ehemaligen Herzstation derAllgemeinen Poliklinik befindet, ist voll vermietet. Der Erwerb der übrigen Flächen der ehemaligen AllgemeinenPoliklinik erlaubt es nunmehr, im VIENNA Competence Centereine Campus-Struktur zu schaffen. Durch die Einbeziehung des imInneren des Areals liegenden Parks und die Errichtung vonWohnungen in direkter Nachbarschaft zum Büro- und Labor-standort wird die Verbindung zwischen Arbeits- und Lebensraumunterstrichen.

|| ENGAGEMENT IM STANDORTMANAGEMENT

Unsere Erfahrungen auf dem Gebiet der Entwicklung, der Um-setzung und des Betriebs von Technologiezentren haben gezeigt,dass v. a. spezialisierte Immobilien im städtischen Umfeld veran-kert werden müssen. Nur so können Synergiepotenziale optimalgenützt werden. Erst durch die enge Kooperation mit lokalenAkteurInnen können für alle Seiten beste Rahmenbedingungen ge-schaffen werden. Im Wege von Public Private Partnership-Modellen können so gezielt regionale Stärkefelder auf- und ausge-baut werden.Mit der Vienna Standortmanagement GmbH (VSM) gewährleistenPRISMA GmbH (55%) und ZIT GmbH (45%) eine optimale Betreuungder MieterInnen und die nachhaltige Standortbewirtschaftung.Gerade bei Gebäuden mit einem hohen Anteil an Haustechnik undeiner Vielzahl an Forschungsunternehmen geht das erforderlicheFacility Management weit über das übliche Niveau hinaus.

DI Alois AignerPRISMA Zentrum für Standort- und Stadtentwicklung GmbH

Dr. Claus HoferDI Alexandra Vogl

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Das ZIT hat als Wiener Technologieagentur die Aufgabe, ein optimales Umfeld für innovati-

onsorientierte und forschungs- und wissensbasierte Unternehmen in Wien zu schaffen und

damit den Wirtschaftsstandort Wien im regionalen und globalen Wettbewerb zu stärken.

Wir bieten daher in allen Phasen des betrieblichen Innovationsprozesses Unterstützung durch die Bereitstellung von wertvollen Ressourcen - inForm von Wissen (Beratung), Finanzierung (Förderung) oder Raum (Immobilienentwicklung). Wir erarbeiten für die Stadt Wien die den Förderungen zugrunde liegenden Programme und führen auch das Programmmanagement von derEinreichung über die Bewertung bis zur Auszahlung durch. Für die direkten Förderungen an Wiener Technologieunternehmen, die Finanzierung vonTechnologienetzwerken und die Maßnahmen des Innovationsmanagements standen 2004 rund 20 Mio. Euro zur Verfügung, wobei auf die beidenletztgenannten Bereiche rund 4 Mio. Euro entfielen.

|| DIE FÖRDERPROGRAMME FÜR WIENER TECHNOLOGIEUNTERNEHMEN IM ÜBERBLICK:

Förderbilanz 2004

Abbildung 1: Verteilung des ZIT-Förderbudgets in Prozent

Über 46% der Fördermittel kamen Wiener Unternehmen imRahmen der Calls für betriebliche F&E zugute, knapp ein Vierteldes Gesamtbudgets den Kompetenzzentren.

Abbildung 2: Verteilung der geförderten Projekte auf die einzelnenFörderprogramme in Prozent

Insgesamt wurden 97 Projekte gefördert.

■ Calls für betriebliche F&E (Life Sciences, FemPower, IKT)

■ Trans Koop Wien

■ Kompetenzzentren & -netzwerke

■ Start Up

■ Bildungskooperationen

■ Wiener Technologie- und Innovationsförderung

40%

10%

23%

2%

11%

14%

2005

46,7%

8,8%

24,5%

0,8%

0,4%

18,7%

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200516

|| CALLS FÜR BETRIEBLICHE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG

Die zeitlich befristeten Calls (Wettbewerbe) sind unser wichtigstes Programm zur Forschungsfinanzierung. Die Calls für F&E zielen auf die Stärkungvon Technologiefeldern mit hohem Potenzial („Stärkefelder“) oder auf den Ausgleich struktureller Schwächen innerhalb der Wiener Wirtschaft ab.Die Förderungen werden nach dem Wettbewerbsprinzip vergeben, die Bewertung der Projekte erfolgt durch internationale ExpertInnenjurys.Im Rahmen der Calls Life Sciences Vienna 2004, FemPower Vienna 2004 und Informations- und Kommunikationstechnologien (ITK) Vienna 2004wurden mit 7,2 Mio. Euro insgesamt 38 Projekte gefördert. Bei einer Gesamtzahl von 121 eingereichten Projekten entspricht dies einerFörderquote von 31,4 %.

Förderbilanz 2004

Abbildung 3: Überblick Projekte und Fördersummen bei den Calls für betriebliche F&E

■ eingereichte Projekte

■ geförderte Projekte

■ Förderung in Euro

Life Sciences 31 12 3.023.410

FemPower 27 9 2.000.000

IKT 63 17 2.207.730

Summe 121 38 7.231.140

Bemerkenswert ist, dass rund zwei Drittel der geförderten Projekte von Kleinst- und Kleinunternehmen durchgeführt werden.

34%

16%

29%

21% Abbildung 4: Verteilung der geförderten Projekte nachUnternehmensgröße

■ Kleinstunternehmen (bis 10 MA)

■ Kleinunternehmen (bis 50 MA)

■ Mittlere Unternehmen (bis 250 MA)

■ Großunternehmen (über 250 MA)

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Bei plangemäßer Umsetzung aller geförderten Projekte wird mit einem Förderbudget von 7,2 Mio. Euro der Stadt Wien ein Investitionsvolumen voninsgesamt über 28,2 Mio. Euro ausgelöst. Zu erwarten ist außerdem ein Beschäftigungszuwachs in Wien von 256 neuen, höchstqualifizierten Jobs.

Förderbilanz 2004

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

14,0

Life Sciences FemPower IKT

3,0

14,0

2,0

6,0

2,2

8,2

Abbildung 5: Vergleich Fördersumme Calls für betriebliche F&E –ausgelöstes Investitionsvolumen

■ Förderungen in Mio. Euro

■ ausgelöstes Investitionsvolumen in Mio. Euro

|| TRANS KOOP WIEN

Im Rahmen dieses Programms werden die Kooperation und der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unterstützt. Das ZIT förder-te 22 Kooperationsprojekte und half drei Hightech-Spin-offs über die Vorgründungsphase. Mit Förderungen in der Höhe von insgesamt 1,36 Mio.Euro sind bei plangemäßer Umsetzung der Projekte Investitionen von rund 7 Mio. Euro zu erwarten.

1,00

2,00

3,00

4,00

5,00

6,00

7,00

1,36

7,00

0,00

Abbildung 6: Vergleich Fördersumme Trans Koop – ausgelöstesInvestitionsvolumen

■ Förderungen in Mio. Euro

■ ausgelöstes Investitionsvolumen in Mio. Euro

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Förderbilanz 2004

|| KOMPETENZZENTREN UND -NETZWERKE

Das Kompetenzzentrenprogramm initiiert den Aufbau hochrangiger kooperativer Forschungseinrichtungen, an denen industrielle und wissenschaftli-che Partner beteiligt sind. Die Stadt Wien finanziert hier gemeinsam mit dem Bund mehrere dieser zum Teil auch international sehr erfolgreichenSpitzenforschungseinrichtungen; das ZIT betreut diese Kompetenzzentren und –netzwerke. In den zehn Wiener Kompetenzzentren und –netzwerk-en der Bundesprogramme Kplus, Kind und Knet arbeiten 60 Unternehmen mit 50 Forschungsinstituten in langjährigen Forschungsprogrammenzusammen. Von rund 300 ForscherInnen wurde ein Forschungsvolumen in der Höhe von 25 Mio. Euro umgesetzt.

Das ZIT unterstützt diese Einrichtungen mit 3,8 Mio. Euro pro Jahr; hinzu kommen je 10 Mio. Euro von Seiten der Forschungsförderungsge-sellschaft (FFG) und von ForschungspartnerInnen aus der Wirtschaft, die Zugang zu exzellentem wissenschaftlichen Know-how bekamen.

18

Abbildung 7: Wiener Kompetenzzentren

AAR Austrian Aeronautics Research aar.arcs.ac.at

ACBT Austrian Center of Biopharmaceutical Technology www.acbt.at

ACV Advanced Computer Vision www.acv.ac.at

BMT Biomolecular Therapeutics www.bmt-research.at

EC3 Electronic Commerce Competence Center www.ec3.at

FTW Forschungszentrum Telekommunikation Wien www.ftw.at

KERP Kompetenzzentrum für Elektro(nik)Altgeräte-Recycling und nachhaltige Produktentwicklung

www.kerp.at

KFZ Fahrzeugkonzepte der Zukunft www.k-net-kfz-vkm.com

LICHT Kompetenzzentrum Licht www.k-licht.at

VRVis Virtual Reality and Visualisation www.vrvis.at

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|| INITIATIVE START UP

Durch dieses gemeinsam mit der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) durchgeführte Programm sollen forschungsorientierteUnternehmensgründungen angeregt und deren Überlebenskraft gesteigert werden. 14 Forschungs- und Entwicklungsprojekte von neu gegründetenund jungen Wiener Unternehmen konnten hier gefördert werden. Bei plangemäßer Umsetzung der Projekte sind 3,8 Mio. Euro Investitionsvolumensowie rund 30 neue Arbeitsplätze zu erwarten.

|| BILDUNGSKOOPERATIONEN

Die Verfügbarkeit hochqualifizierter Arbeitskräfte ist eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg eines Technologiestandorts. Aufgrund der sichimmer mehr diversifizierenden Anforderungen ist bei berufsspezifischen weiterführenden Ausbildungen die Einbindung der Unternehmen zentral,um die spezifischen Anforderungen möglichst gut erfüllen zu können. Das ZIT förderte im Jahr 2004 mit 650.000 Euro zwei neuartigeKooperationen zwischen Wiener Unternehmen und Bildungseinrichtungen: die Technikakademie Vienna Region (eine mitteleuropäischeAusbildungsinitiative für FertigungsmechatronikerInnen und –logistikerInnen) sowie die Semantic Web School (ein neuartiges Bildungsangebot ineinem wissensorientierten IT-Bereich).

|| WIENER TECHNOLOGIE- UND INNOVATIONSFÖRDERUNG

Dieses Programm wurde ab 2002 durch die Calls für betriebliche F&E ersetzt. Im Sinne der Planbarkeit für die Unternehmen wurde dieUnterstützung bereits laufender Projekte aber natürlich fortgesetzt. 2004 wurden noch elf innovative Forschungsprojekte mit insgesamt 2,9 Mio. Euro gefördert.

Förderbilanz 2004

10%

1%

2%

1% Abbildung 8: Verteilung der geförderten Start Up-Projekte nach Themenfeldern

■ IKT

■ Medizintechnik

■ Biotechnologie

■ Kunstofftechnik

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Wien beschäftigt rund die Hälfte aller österreichischen Forscher-Innen und ist nicht nur das österreichische Zentrum der innovativenWirtschaft, sondern auch der zweitgrößte Universitätsstandort imdeutschsprachigen Raum. Die Herausforderung – die von denWiener Unternehmen und Forschungsinstitutionen auch zunehmendbewältigt wird – ist nun, aus den Ergebnissen dieser Spitzenfor-schung erfolgreiche Produkt- und Verfahrensinnovationen zu ent-wickeln. Als Institution der Technologiepolitik will das ZIT dazueinen Beitrag leisten.

|| WAS BISHER GESCHAH: WIENNOVATION

Mit der Gründung des ZIT Ende 2000 wurde auch ein neuesTechnologie- und Innovationsförderprogramm ins Leben gerufen.Mit dem Programm wiennovation war auch eine Reihe von neuenGrundsätzen verbunden:

● Fokussierung der Förderung auf ausgewählte Schwerpunktfelder

● Wettbewerbe (Calls) statt „Gießkannenförderung“● Transparenz und Geschwindigkeit der Entscheidungen ● Anbieten von Finanzierung UND Immobilien für

F&E-intensive Betriebe● Kooperation mit anderen Förderinstitutionen

Diese Grundsätze kennzeichneten ein innovatives, leistungsfähigesund in Wirtschaft, Politik und Verwaltung weithin anerkanntesWiener Förderungssystem1.

Als „Herzstück“ dieses von 2001 bis 2004 wirkenden Förderungs-systems sind wohl die Calls für betriebliche Forschungs- und Ent-wicklungsprojekte zu sehen, weil hier das Ausschreibungs- undWettbewerbsprinzip erstmals in der Wiener Wirtschaftsförderungeingesetzt wurde und sich ebenso bewährt hat wie die hoheTransparenz der Entscheidungsfindung im Juryverfahren und diestarke Öffentlichkeitswirkung bei der Durchführung der Calls.

|| ENTWICKLUNG FÜR WEITERE ANFORDERUNGEN:

ZIT05 PLUS

Ausgehend von den Erfahrungen aus wiennovation hat das ZIT einenstrukturierten Diskussionsprozess mit Fachleuten2 eingeleitet.Ergebnis dieses Prozesses ist ein Bündel an technologie- und innova-tionsfördernden Maßnahmen bzw. Programmen, mit denen in jedemStadium des wirtschaftlichen Innovationsprozesses Akzente gesetztwerden können. Die wesentlichen Grundsätze von ZIT05 plus sind:

Zero based-Development – d.h., wir haben nicht (nur) bestehendeFörderungsmaßnahmen evaluiert und verbessert, sondern von Be-ginn an ganzheitlich auf das Wiener Innovationssystem geblickt,Mängel und Chancen identifiziert und damit die Basis für komplettneue Förderansätze gelegt. So wurde z.B. erstmals der Zusammenhang zwischen einer starkenIntegration der lokalen Wissenschaft und Forschung in weiten Krei-sen der Bevölkerung und der Innovations- und Adoptionsbereit-schaft für Innovationen berücksichtigt und in einer neuartigenFördermaßnahme namens F&E-Public umgesetzt.

Eine Richtlinie mit acht Programmen aus einem Guss. ZIT05 plusbietet Fördermöglichkeiten für alle Phasen des betrieblichenInnovationsprozesses, von der Ideenfindung über die Forschungund Entwicklung bis zur Produktentwicklung und –vermarktung.

Gender Mainstreaming: Der Grundsatz des Gender Mainstreaming istintegraler Bestandteil aller Programme. Dies äußert sich ganz konkret

ZIT05 plus. Technologieförderung für Wien 2005–2008

Der Technologiestandort Wien hat sich in den letzten zehn Jahren durchaus beeindruckend entwickelt.

So liegt der Anteil von Forschungs- und Entwicklungsausgaben nach starkem Wachstum schon bei über

4% der gesamten Wirtschaftsleistung Wiens. Auch im internationalen Vergleich behauptet sich Wien gut.

1 „Das Bundesland Wien hat in den vergangenen Jahren seine forschungs- und tech-nologiepolitischen Aktivitäten auf ein hohes Niveau gesteigert. Centers of Excellencewie zum Beispiel im Bereich der Life Sciences entwickeln sich dynamisch und zeu-gen von einer gelungenen Schwerpunktsetzung.“Dr. Knut Consemüller, Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieent-wicklung in seinem Kommentar im Jahresbericht 2003 des ZIT2 darunter das WIFO Wirtschaftsforschungsinstitut, die Technopolis Forschungs- undBeratungs GmbH, der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und TechnologiefondsWWTF und die FFG Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft - Bereich 2

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dadurch, dass Maßnahmen, die der Gleichstellung zwischen Männernund Frauen dienen, positiv bewertet werden und somit mitentschei-dend sind, ob ein Projekt als förderwürdig angesehen wird oder nicht.

Durchgängige Betrachtung von ökonomischen Wirkungsketten ineinem komplexen Innovationssystem (Ökonomie der Innovation!):Bei jedem zur Förderung eingebrachten Projekt wird ein Bündel vonwissenschaftlich-technischen, ökonomisch-marktbezogenen undstrukturell-politischen Effekten betrachtet, um die „besten“ Projekteherausfiltern und deren Umsetzung fördern zu können. BesonderenWert legen wir auf transparente Bewertungsverfahren, durchgeführtmeist mit Hilfe internationaler ExpertInnenjurys oder anerkannterund unabhängiger GutachterInnen.

Öffnung für Nicht-Unternehmen: Erstmals unterstützt die WienerTechnologieförderung auch Nicht-Unternehmen wie Universitätenoder Non-Profit-Organisationen, wenn diese Einrichtungen Aktivi-täten setzen, welche das betriebliche Innovationssystem stärken.Damit können wir auch das für Innovation so wichtige Umfeld unddie Rahmenbedingungen für die innovative Wiener Wirtschaft direktbeeinflussen und verbessern helfen.

Ein integriertes Angebot aller Förderinstrumente des ZIT (Inno-vationsmanagement/Förderung/Immobilien), die enge Abstimmungmit anderen Wiener Förderinstitutionen wie dem Wiener Wissen-schafts- und Technologiefonds (WWTF) sowie die Kooperation miteinschlägigen Bundesförderstellen führen gemeinsam mit den„eigenen“ Wiener Förderprogrammen zum optimalen Fördermix fürdie AkteurInnen des Wiener Innovationssystems.

Bottom Up-Förderung: Die neue Förderrichtlinie ist in vielen Teilen fle-xibel und lässt neuartige, nicht von der Förderstelle vordefinierteProjekttypen zu – ein System, das auf die Bedürfnisse der innovativenWirtschaft optimal eingeht und durch ein leistungsfähiges und trans-parentes Bewertungssystem trotzdem missbrauchssicher ist.

Kooperation und Wissenstransfer sind wesentliche Elemente inallen Programmen. Entweder sind die einzelnen Programme selbstauf den Aufbau kooperativer Strukturen ausgelegt, oder aberAspekte der Kooperation und des Wissenstransfers, die ein Projektaufweist, stellen zumindest einen Bewertungsvorteil dar. Alle diese Aspekte sollen dazu beitragen, die wirtschaftspolitischenZiele bestmöglich zu unterstützen. Wesentlich ist dabei, dass diese

klar über unmittelbar technologiepolitische Größen hinausreichen.Technologie- und Innovationspolitik hat letztlich wie jeder anderePolitikbereich auch dazu beizutragen, die Lebensqualität und denWohlstand Aller zu erhöhen. Es ist daher nicht Ziel führend, bei derKonzeption und auch bei der Bewertung technologiepolitischerMaßnahmen bei Größen wie der Forschungsquote, der Anzahl vonPatenten, etc., stehen zu bleiben:

Beschäftigung und Wertschöpfung durch Forschung, Entwicklungund Innovation steigern. Das oben genannte Hauptziel allen politi-schen Handelns – Lebensqualität und Wohlstand für alle Bürger-Innen – wird durch ausreichende Beschäftigung und eine prosperie-rende Wirtschaft am unmittelbarsten beeinflusst. Die PositionWiens als eine der lebenswertesten und reichsten Städte der Weltlässt sich in einer Zeit des geopolitischen Wandels ausschließlichdurch hochwertige Wirtschaftsfunktionen wie Forschung undEntwicklung sowie durch ständige Innovation sichern. Das beson-ders beschäftigungsintensive und dynamisch wachsende serviceori-entierte Umfeld von F&E (technologieorientierte Dienstleistungen)wird bei ZIT05 plus stärker berücksichtigt.

Nachhaltige kooperative F&E-Strukturen schaffen.Kooperation ist manchmal mühsam, weil verschiedene Kulturen,institutionelle Hintergründe und auch Unterschiede in den Zielvor-stellungen (etwa zwischen akademischer und wirtschaftlich orien-tierter Forschung) aufeinander treffen. Kooperation kann man aberauch lernen und das Management unterschiedlicher Interessen ineiner Gruppe üben. Daher ist es wichtig, Strukturen der Koopera-tion aufzubauen - Orte, in denen Kooperation einfach und barriere-frei möglich ist.

Sichtbarkeit von Innovation in Wien und international erhöhen.Wien ist international bekannt als Stadt der Kultur und der Gemüt-lichkeit. In den letzten Jahrzehnten ist es gelungen, dem ein weiteres,progressives Image hinzuzustellen. Man nimmt Wien heute auch alseinen Ort hervorragender wissenschaftlicher und unternehmerischerLeistungen wahr - das ist wichtig für Kongresse, Betriebsansiedlungen,etc. Auch die Ausweitung dieser Sichtbarkeit ist ein wesentliches Ziel.

KMU-Eintrittsbarrieren zur Forschung und Entwicklung senken.Über 97% aller Betriebe unserer Stadt sind KMU - kleine und mittle-re Unternehmen, die meisten beschäftigen sogar weniger als zehnMitarbeiterInnen. Natürlich haben diese Unternehmen nur dann

ZIT05 plus. Technologieförderung für Wien für Wien 2005–2008

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eine Chance bei Forschung, Entwicklung und Innovation mitzuma-chen, wenn sie neben guten Ideen auch ausreichende Unter-stützung zur Umsetzung ihrer Innovation bekommen können. Ausdiesen Gründen werden in den Programmen des ZIT Kleine undMittlere Unternehmen bei der Bewertung der Projekte gegenüberGroßunternehmen grundsätzlich bevorzugt.

Gründungsdynamik im Technologiebereich stärken. Gleiches gilt für die GründerInnen von neuen Unternehmen. Wienverliert als Standort der sachgüterproduzierenden Industrie immermehr an Bedeutung und muss die Verluste an Wertschöpfung undBeschäftigung durch eine dynamisch wachsende Wirtschaft inanderen Bereichen – Forschung, Entwicklung, innovative Dienst-leistungen etc. – kompensieren. Daher werden Unternehmens-gründungen besonders bevorzugt.

|| ZIT05 PLUS FÖRDERPROGRAMME

Calls für betriebliche F&E sind Förderausschreibungen für anwen-dungsorientierte Forschung und vorwettbewerbliche Produkt- undVerfahrensentwicklung. Die seit 2002 erfolgreichen Calls werdenfortgesetzt.

Vienna Spots of Excellence sind mehrjährige enge Forschungs-kooperationen zwischen Unternehmen und Forschungsein-richtungen, die von Wiener Unternehmen initiiert werden. Das ZITverfolgt mit dem Programm das Ziel, durch die Unterstützunggrundlagenorientierter und industrieller Forschung sowie durch dieFörderung des Wissenstransfers zwischen Wirtschaft und Wissen-schaft international sichtbare Spots of Excellence zu schaffen. Esgibt keine thematischen Vorgaben, in welchen Technologiebe-reichen Spots of Excellence entstehen.

F&E-Public unterstützt Öffentlichkeitsarbeit zu den ThemenWissenstransfer, Technologieakzeptanz und Wissenschaft, gerichtetan die Wiener UnternehmerInnen und die Bevölkerung. Die stärkereNutzung der breiten, hochwertigen wissenschaftlichen Basis Wiensist ein Weg zur Sicherung der Wettbewerbsposition der WienerWirtschaft. Viele Wiener UnternehmerInnen sind hier nicht ausrei-chend informiert. Auch sind große Teile der Bevölkerung verunsi-chert, was Chancen und Risiken von neuen Technologien betrifft.Erfolgreiche Technologiepolitik braucht aber zweifellos eine aufge-schlossene (nicht unkritische!) Öffentlichkeit.

ZIT05 plus. Technologieförderung für Wien

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Innovationssupport unterstützt alle der Forschung & Entwicklungvor- oder nachgelagerten bzw. begleitenden Aktivitäten, wie z.B. dieAnbahnung von Forschungs- und Ausbildungs-Kooperationen,Clusteraktivitäten etc.. Solche Anbahnungs- und Vernetzungs-aktivitäten stellen vor allem für kleinere Unternehmen eine organi-satorische und finanzielle Barriere dar.

Technologienetzwerke sollen die Vernetzung von AkteurInnen einesTechnologiebereichs (interdisziplinäre Ansätze sind dabei explizit mit-eingeschlossen) oder eines Technologiestandorts unterstützen. Ganzbewusst gehen wir dabei von einem Bottom up-Ansatz aus: Wir sindder Überzeugung, dass die AkteurInnen selbst am besten wissen, obund welche Form der Zusammenarbeit für sie am sinnvollsten ist.

|| KOOPERATIONEN MIT BUNDESFÖRDERUNGEN

Kompetenzzentren - die Beteiligung an den Kompetenzzentrenpro-grammen des Bundes Kplus , Kind , Knet hat Wien eine Reihe er-folgreicher und international beachteter kooperativer Forschungs-strukturen gebracht, wo Unternehmen und WissenschafterInnengemeinsam exzellente Forschung betreiben. Auch in Zukunft wirddie Stadt Wien über das ZIT Finanzierungsanteile für die zunehmendstärker an ihre akademische Basis – Universitäten und andereForschungseinrichtungen – andockenden Zentren bereitstellen.

Start Up ist die Wiener Verstärkerförderung zur GründerInnen- undJungunternehmerInnen-Forschungsförderung der Forschungsförde-rungsgesellschaft (FFG), wobei das ZIT nun attraktivere Konditionenals bisher für die Gründung technologieorientierter Unternehmen inderen meist schwieriger erster Wachstumsphase anbietet.

Produktfindung bezeichnet das Programm zu Ko-Finanzierung zumBundesprogramm der Austria Wirtschaftsservice GmbH/ ERP-Fonds zur Implementierung systematischer Ideen- und Produkt-findungsprozesse.

ZIT05 plus wird laufend evaluiert werden, denn die Wirkung und dieEffizienz der Förderungen aus öffentlichen Mitteln – die Stadt Wienstellt jährlich rund 20 Mio. Euro dafür zur Verfügung - ist ständig zuhinterfragen. Wir erlauben uns die Eigenvergabe an Vorschuss-lorbeeren – was uns aber nicht daran hindern wird überprüfen zulassen, ob diese auch gerechtfertigt waren.

ZIT05 plus. Technologieförderung für Wien

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Der Fokus regionaler Innovationspolitik liegt

oftmals weniger auf der Unterstützung von

Konzernen, sondern auf der Förderung von Klein-

und Mittelbetrieben. Das Ziel ist dabei, einen

Beitrag zu deren vermehrter Innovations- und

F&E–Orientierung zu leisten.

Das hat durchaus seine Berechtigung, da unsere Unternehmens-landschaft von Klein- und Mittelbetrieben geprägt ist und sich diesenaturgemäß schwerer tun, beispielsweise mit Universitäten undForschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten.

Trotzdem wäre es ein fataler Irrtum, bei der Entwicklung regionalerinnovationspolitischer Strategien die Rolle und Anforderungen vongroßen, internationalen Unternehmen außer Acht zu lassen.Standortentscheidungen internationaler Konzerne sind als Folge derErweiterung der Europäischen Union und der Globalisierungwesentlich komplexer geworden. In der Regel herrscht in Konzernenein fast täglicher, interner Standortwettbewerb, abhängig von denlokalen Rahmenbedingungen der jeweiligen potenziellen Standorte.Dazu kommt die Selbstverständlichkeit, dass auch im Zeitalter derGlobalisierung jeder Kunde und jede Produktion „lokal“ sind.

Die regionale Innovationspolitik hat damit eine wesentlich größereBedeutung erlangt. Mit der Schaffung des unternehmensnahenZIT als Tochter des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds hat manauf die Herausforderung reagiert, durch fantasievoll gestalteteProjekte langfristige regionale Standortpolitik zu betreiben. Diebetriebliche Forschungs- und Entwicklungstätigkeit wird dabeidurch „Calls“ unterstützt. „Calls“ sind Instrumente der Techno-logie- und Wissenschaftspolitik, wie sie gerne im universitärenund grundlagenorientierten Bereich angewendet werden. Einbestimmtes Thema wird ausgeschrieben und eine Jury bestimmt,welches der eingereichten Projekte förderungswürdig ist. DerWermutstropfen mit dieser Art der Förderung betrieblicher Ent-wicklungsarbeit ist, dass definitionsgemäß bei einem bestimmten„Call“ nur Projekte gefördert werden können, die in die Ziel-

richtung dieses „Calls“ fallen. Ein noch so exzellentes Projekt, dasnicht die thematischen Vorgaben des „Calls“ erfüllt, kann nichtunterstützt werden.

Die Stadt Wien hat zusammenfassend richtigerweise erkannt, dassdie Absicherung des Produktions- und DienstleistungsstandortesWien am effizientesten durch eine mittel- und langfristig angelegteWissenschafts- und Technologieförderung möglich ist. Dazu gehörtauch die allgemeine Einstellung der Bevölkerung zu Innovation undTechnologie. Hier besteht sicherlich noch Nachholbedarf und dieWiener Technologiepolitik leistet dabei einen wertvollen Beitrag.

DI Albert HochleitnerGeneraldirektor der Siemens AG Österreich

Regionale Innovationspolitik – welche Bedeutung hat diese für internationale Konzerne?

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Forschung und Wissenschaft sind frei – von

Frauen. Diese zynische Abwandlung des Grund-

satzes, dass Forschung von jeglicher Einfluss-

nahme frei sein muss, beschreibt die Wirklich-

keit treffender, als man auf den ersten Blick

meinen könnte.

Frauen haben sich zwar ihren Platz an den Universitäten erkämpftund stellen mit 52% der StudienanfängerInnen mittlerweile sogareine satte Mehrheit. Je höher man die Hierarchiestufen derWissenschaft allerdings hinaufklettert, desto kleiner wird der Anteilvon Frauen, die es bis dorthin geschafft haben. Unter denProfessorInnen sind nach wie vor fast 95% männlich und in derRektorenkonferenz, der Versammlung aller 20 derzeit in Österreichamtierenden Universitätsrektoren, halten Männer eine stabile 100%-Mehrheit. In der betrieblichen Forschung zeigt sich ein ähnlichesBild: Nur 9% der ForscherInnen in der industriellen Forschung inÖsterreich sind weiblich.

Diese Zahlen sind für die Wirtschafts- und Technologiepolitik nichtnur alarmierend, sie sind vielmehr ein konkreter Handlungs-auftrag. Und das nicht nur aufgrund der gleichstellungspolitischenÜberzeugung, dass Frauen in allen Lebensbereichen die gleichenMöglichkeiten und Chancen haben müssen wie Männer, sondernauch aus einfachen und umso einleuchtenderen wirtschaftspoliti-schen Überlegungen:Die Europäische Union hat es sich zum Ziel gesetzt, die For-schungsinvestitionen bis 2010 auf 3% des BIP anzuheben. Das sollvorrangig durch eine Steigerung der betrieblichen Investitionen fürForschung und Entwicklung gelingen. Denn da hat Europa den größ-ten Aufholbedarf: Während in den USA 66,8% der Forschung vonBetrieben geleistet wird, sind es europaweit nur 56,3 % - in Öster-reich überhaupt nur 40,1%.

Gefragt sind für dieses Szenario aber nicht nur mutige und inno-vative UnternehmerInnen, die das wirtschaftliche Potenzial von Forschung und Entwicklung erkennen, sondern auch entsprechend

qualifizierte ForscherInnen, die in den Forschungsabteilungen auchtatsächlich die Grundsteine für innovative Produktentwicklungenlegen und damit einen Standortvorteil für Österreich sichern können.

Der Frauenanteil in der Forschung zeigt, dass weibliche Graduierteein derzeit stark vernachlässigtes Arbeitskräftereservoir darstellen.Immerhin stehen einem 9%igen Frauenanteil in der betrieblichenForschung fast 23% weibliche Graduierte im Feld Science andEngineering gegenüber. Nichts ist also nahe liegender, als dieseGruppe als DAS Arbeitskräftepotenzial der Zukunft anzusprechenund genauer zu hinterfragen, warum sich der Karriereverlauf vonForscherinnen als „Leaky Pipeline“ darstellt, in der nur ein Bruchteilder Starterinnen schlussendlich ihr Ziel erreichen. Die Suche nachgeeigneten Maßnahmen zur Überwindung dieser Ausschluss-mechanismen wird vor diesem Hintergrund zu einem wesentlichenwirtschaftspolitischen Handlungsfeld.

Es gibt aber noch weitere Motive, die ein Ineinandergreifen vonForschungs- und Frauenpolitik nahe legen: Forschung ist eine kom-plexe Aufgabe, die in der Regel nicht nach vorgegebenen Schemataabläuft, sondern neben Exzellenz, Konsequenz und Durchhalte-vermögen auch sehr viel Kreativität, Inspiration, oft auch Glück undZufall erfordert. Die Grundbausteine des Forschungsprozesses -nämlich Fragen zu stellen und sie unter Anwendung nachvollziehba-rer Methoden systematisch zu bearbeiten und nach Möglichkeit zulösen – hängt maßgeblich davon ab, welche Erfahrungshintergründedie mitwirkenden ForscherInnen in diesen Prozess einbringen.Welche Rolle da beispielsweise die Frage des (sozialen)Geschlechts spielen kann, lässt sich anhand einiger konkreter Bei-spiele gut illustrieren: Frauen stellen an ein Motorrad nicht nur auf-grund ihrer körperlichen Konstitution andere Ansprüche als Männer.Wenn aber Motorräder – wie gemeinhin üblich – ausschließlich vonMännern entwickelt werden, kann man noch soviel Kreativität undGeld in entsprechendes Marketing investieren – und auch das istgemeinhin üblich – man wird mit diesem Produkt in der RegelMänner ansprechen und nicht Frauen. Dieser Beobachtung ließesich entgegnen, dass man die Bedürfnisse von Frauen im Laufe desEntwicklungsprozesses auch mittels sozialwissenschaftlicherErhebungen erforschen und bei den Arbeiten berücksichtigen könn-te. Die Frage, ob es nicht unkomplizierter und vor allem billiger ist,von vorne herein Entwicklerinnen in den Prozess einzubinden, bleibtdamit aber unbeantwortet.

Forschung braucht Vielfalt: Diversity Management

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Als besonders plakatives Beispiel sei eines aus der Medizin ge-nannt: Natürlich steht es mir als Politologin nicht zu, zu beurteilen,woran die Entwicklung einer „Pille für den Mann“ bis dato tatsäch-lich gescheitert ist. Ich bin aber dazu geneigt, die These, dassmännliche Biotechnologen bei der Erforschung von Methoden zurEmpfängnisverhütung lieber bei der weiblichen Fruchtbarkeit anset-zen als bei der eigenen, nicht als bloße Verschwörungstheorie abzu-tun und zu verwerfen. Unabhängig von den Spezifika der weiblichenund der männlichen Fruchtbarkeit demonstriert diese Überlegungjedenfalls ihrerseits, dass Diversität Monokulturen gerade bei kom-plexen Herausforderungen eindeutig vorzuziehen ist.

Unter dem Titel Diversity Management versuchen Personal-entwicklerInnen und ManagementberaterInnen deshalb seit eini-gen Jahren Methoden zu entwickeln, die dabei helfen, Schwierig-keiten, die bei der Führung und Koordination vielseitiger Teamsund bei der Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisseder MitarbeiterInnen auftreten, besser in den Griff zu bekommenund so die Vorteile der vielfältigen Erfahrungshorizonte von inho-mogenen Teams voll nutzbar zu machen.

Im letzten Jahr hat die Überzeugung, dass die Involvierung vonMenschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten im Innovations-prozess zu einer Erweiterung des Spektrums der Entwicklungs-strategien und –intentionen und damit zu einer Bereicherung undDiversifizierung technologischer Innovationen beiträgt, auch in dieWiener Wirtschaftspolitik Einzug gehalten:

● Mit dem Call FemPower Vienna 2004 wurde in Wien öster-reichweit erstmalig eine Ausschreibung gestartet, bei dernur Forschungs- und Entwicklungsprojekte gefördert wur-den, die unter maßgeblicher Beteiligung von Frauen reali-siert werden. Im November 2004 wurde der Call abge-schlossen und das ZIT konnte mit 27 beantragten und neungeförderten Projekten - vor allem aber mit acht Projekt-leiterinnen und einem durchschnittlichen Frauenanteil von77% an den geplanten Forschungsarbeiten - eine äußerstpositive Bilanz ziehen.

● Im Zuge der Implementierung der neuen FörderrichtlinieZIT05 plus wurde die Frage nach Effekten auf dieGleichstellung von Frauen und Männern in der Forschungund im Forschungsmanagement durchgängig in allenProgrammen als neuer Indikator für die Beurteilung der

Projektanträge verankert. Da das ZIT alle Förderungen imWettbewerbsprinzip vergibt, bedeutet das, dass bei zweigleich gut bewerteten Projekten jenes den Vorzug bekommt,das positive Wirkungen auf die Beteiligung von Frauen in derForschung erwarten lässt.

● Gemeinsam mit der Initiative FEMtech des BMVIT bemühtsich das ZIT, erfolgreiche Beispiele von betrieblicherFrauenförderung in der Praxis sichtbar zu machen. BeiVeranstaltungen werden Good Practice-Modelle präsentiertund zur Diskussion gestellt, die für interessierteUnternehmen als Anhaltspunkte für die Entwicklung einereigenen Diversity-Strategie dienen.

● Ergänzend zu den Förderangeboten von FEMtech bestehtauch im Rahmen von ZIT05 plus im ProgrammInnovationssupport die Möglichkeit, entsprechendeAktivitäten zur Förderung von Frauen in der Forschung undim Forschungsmanagement finanziell zu unterstützen.

Mit diesen Maßnahmen versucht das ZIT seinerseits etwas dazubeizutragen, die Diversität in der österreichischenForschungslandschaft zu erhöhen und damit nicht nur die indivi-duellen Karriereperspektiven einzelner Forscherinnen zu verbes-sern, sondern die Qualität der Forschung zu heben.

Mag.ª Eva Czernohorszky

Forschung braucht Vielfalt: Diversity Management

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Grundgütige Unglaublichkeit meiner Antwort: is mir eigentlichwurscht, aber eher einen Uno. Paradoxe Intervention oder warumeine (weitere) Spitzenforschungseinrichtung in Wien eine guteSache wäre.

|| ZUM GELEIT

Erstens: Wir sind dafür, dass mehr Menschen einen akademischenoder einen diesem vergleichbaren Bildungsabschluss haben.

Zweitens: Es muss Chancengleichheit für Menschen aus allen sozia-len Schichten gegeben sein.

Drittens: Die Gleichheit der Chancen ist zu wenig. Aus zweiGründen. Wiederum Erstens: Angesichts der Unterschiede in denAusgangslagen ist die Gleichheit der Chancen ein theoretischesKonstrukt. Nicht nur, weil formale Chancengleichheit wenig mit fak-tischer Chancengleichheit zu tun hat, sondern weil suggeriert wird,dass es einen statischen, zeitlich definierten Punkt gibt, zu demdiese gegeben sein soll – von dem aus dann nach eigener Tüchtig-keit die unterschiedlichen Wege eingeschlagen werden, die unter-schiedliche Nutzung dieser gleichen Chancen wahrgenommen wird.Wobei natürlich sofort die Frage auftaucht, wo dieser Punkt dennangesiedelt sein soll: Beim Eintritt in die Volkschule? Beim Austrittaus dieser? Nach Abschluss der Primärstufe? Nach Abschluss derSekundarstufe? Und eben diese Frage macht es schon deutlich:Man darf die Gleichheit von Chancen nicht nur zu einem einzigenZeitpunkt definieren, da die Lebensumstände auch nach diesemZeitpunkt unterschiedliche sind oder sich unterschiedlich ent-wickeln, was sich wiederum unterschiedlich auf die – weiteren –Chancen auswirkt. Gar nicht so einfach das. Die Chancengleichheitwird also, auch wenn sie zu einem Zeitpunkt gegeben ist, immer

wieder neu hinterfragt und hergestellt werden müssen. Zweitens: Esgeht aber auch um mehr als Chancengleichheit, wird sie auch nochso umfassend und dynamisch verstanden. Es geht auch um Gleich-heit an sich, auch um Gleichheit von Unterschiedlichem. Im Klar-text: Nicht nur auf die gleich Guten hat sich die Gleichheit zu er-strecken, sondern mehr faktische Gleichheit – der materiellenLebensumstände, der Einflussmöglichkeiten auf gesellschaftlicheEntscheidungsprozesse, etc. - muss das Ziel sein. Auch zwischenden Guten und den vielleicht nicht so Guten. Will man eine frag-mentierte, auseinanderdriftende Gesellschaft vermeiden, darf dieStellung des Einzelnen darin nicht proportional zu den wahrgenom-men Chancen sein, und hat man sich noch so sehr um derenGleichheit bemüht, sondern es muss einen gesamtgesellschaftli-chen Ausgleich, ein Mehr an Gleichheit geben - das Prinzip einersolidarischen Gesellschaft im Übrigen.

Und: Nein, bitte keine Angst! Angesichts der Bruchlinien in denmodernen Gesellschaften darf die Sorge vor einem Innovation undInitiative hemmenden „Einheitsbrei“ aber wirklich eine sehrnachrangige sein.

Viertens: Bildung hat nicht nur den Verwertungsinteressen desKapitals – ´tschuldigung, böse Worte – den Bedürfnissen derWirtschaft zu genügen, sondern hat ebenso eine emanzipatorischeKomponente, ist ein Wert an sich.

Fünftens: Die bestehenden Universitäten sollen und müssen weiter-hin die primären Träger nicht nur von akademischer Ausbildung,sondern auch von Spitzenforschung sein. Um dies zu erreichenoder weiterhin zu gewährleisten sind - unspannnende Erkenntnis –eine Reihe von Änderungen (das Wort Reform steht auf meinemganz persönlichen Index) und natürlich eine entsprechendeFinanzausstattung notwendig.

|| WOZU JETZT DIESER LANGE PROLOG?

Weil von jemandem, der der Einrichtung einer University ofExcellence (wobei der Name eben falsch und irreführend ist, abervielleicht fällt ja noch jemandem ein besserer ein) grundsätzlichpositiv gegenübersteht, wahrscheinlich nicht automatisch erwartetwird, die obigen Positionen zu vertreten. Was auch mit vielen,manchmal wohl auch bewussten Missverständnissen, was diesesDing denn sein soll, zusammenhängt. Daher zunächst: Es geht (auch

Baut das Ding und nennt es wie auch immer - nur nicht so: University of Excellence

Im Standard stellte der Philosophieprofessor

Herbert Hrachovec im Zusammenhang mit der

„Eliten“-Diskussion die vermeintlich rhetorische

Frage: „Wollen Sie lieber einen BMW fahren

oder einen Fiat Uno?“

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wenn es vermeintlich schon alle wissen, kann es nicht oft genugbetont werden!) NICHT um eine Universität, wo superschlaue Stu-dierende sich unbehelligt von der weniger schlauen Masse, über-füllten Seminarräumen, fehlender Diplomarbeitsbetreuung, etc. aufdie Entgegennahme des Nobelpreises vorbereiten können. Sondernum eine Spitzenforschungseinrichtung, bei der sich die Ausbildungs-komponente auf die Graduiertenausbildung „beschränkt“, bei der dieGrenzen zwischen Ausbildung und eigenständiger wissenschaftlicherForschungsarbeit naturgemäß fließend sein müssen (nicht Aus-bildung und Forschung, sondern Ausbildung durch Forschung). Esgeht auch nicht um eine Hochbegabtenförderung im klassischenSinn (deren Sinnhaftigkeit zu diskutieren hier der Platz fehlt).Sondern um eine Spitzenforschungseinrichtung, die höchstens impli-zit fördert, deren primärer Zweck es aber ist – genau! - Spitzen-forschung zu betreiben. Und es geht auch nicht um einige andereDinge (Finanzmisere der Unis, strukturelle Gegebenheiten,…), diezwar richtigerweise beklagt, im Zusammenhang mit einer UoE aberam falschen Ort diskutiert werden.

Es geht – so schlicht ist das Ganze eigentlich – um den Versuch,die Wiener Wissenschaftslandschaft um eine Spitzenforschungs-einrichtung zu ergänzen. Freilich gibt es noch eine Reihe vonFragen, die zu klären sind. Aber alle diese Fragen haben dieChance, positiv beantwortet werden zu können.

Unter anderem sind dies: Wie funktioniert die Einbindung dieser Institution nicht nur in dieUniversitätslandschaft (inklusive vorhandener oder nicht vorhande-ner Finanzierungsimplikationen), sondern auch in außeruniversitäreForschungseinrichtungen? Macht es vor dem Hintergrund, dass dieKlagen von sozial- und vor allem geisteswissenschaftlicher Diszi-plinen, im Zuge verstärkt privat finanzierter Forschung mangelsdirekter ökonomischer Verwertbarkeit ins Hintertreffen zu geraten,berechtigt sind, tatsächlich Sinn, die thematische Ausrichtung aufdie Naturwissenschaften zu begrenzen? Lässt sich eine Organi-sationsstruktur finden, die sowohl die Anforderungen von Flexibilitätund Autonomie, als auch die eines demokratischen Wissenschafts-betriebes erfüllt? Ist es realistisch und sinnvoll, das Finanzierungs-konzept auf die Beteiligung privater SponsorInnen (was in ersterLinie wohl nur heißen kann: große Unternehmen) abzustellen? Wieverträgt sich das mit der angestrebten Grundlagenorientierung undUnabhängigkeit? Wie ist das mit dem Umgang mit und der Funktionvon Eliten (welcher Art auch immer)? Das Nachdenken darüber ist

zwar auch ohne UoE notwendig, die Diskussion ist aber ein willkom-mener Anlass. Alle sind sich einig (oder tun zu mindestens so), dasses nicht um Geld- oder Machteliten geht, sondern um wissenschaft-liche, also altmodisch geistige Elite. Das eine geht mit dem anderenjedoch oft Hand in Hand.

Wenn als Konsens unterstellt werden darf, dass Spitzenleistungenauch von Superhirnen nicht im luftleeren Raum vollbracht werden,sondern nur in einem entsprechenden Umfeld erreicht werden kön-nen, dann kommt es auch ganz stark auf die Gestaltung diesesUmfeldes an. Und wie stark hängt gesellschaftlicher Fortschritt(denn ein wissenschaftlicher Fortschritt sollte ja wohl immer auchein solcher sein) tatsächlich von Eliten ab? Und wer definiert sie(nein, bitte keine Impactfaktoren, etc., das ist mir zu trivial)?Plädiere daher, trotz widersprechendem Geburtsdatum ganz ver-zopfter Altachtundsechziger, diesen Begriff beiseite zu lassen und,um beim Thema zu bleiben, einfach darüber zu streiten, wie Top–Wissenschaft gefördert werden kann.

Und am wichtigsten: Kann sichergestellt werden, dass hier nichttatsächlich eine isoliert-elitäre Ausbildungsstruktur geschaffen wird,die man als Speerspitze im Kampf gegen egalitäre Anstrengungenim Bildungs- und Forschungsbereich verwendet? Diese Frage aber,und das ist entscheidend, kann, wenn man sich auf die vorliegen-den Konzepte konzentriert und den rund herum tönenden Rumornicht mehr als dem ihm zukommenden Stellenwert einräumt, mit„ja“ beantwortet werden.

Es stimmt schon: Man mag sich dem Vorwurf der Blauäugigkeitaussetzen, wenn man darauf vertraut, dass ein Vorhaben die poten-ziellen positiven Auswirkungen nach sich ziehen wird und die poten-ziellen negativen nicht. Aber der grundsätzliche Pessimismusgegenüber allem Neuen entspricht – trotz und wegen derDiskussionen um die weitreichenden Implikationen neuer wissen-schaftlicher Erkenntnisse – nicht unserem Bild des Gewinnens vonErkenntnis.

Mag. Christian Bartik

Baut das Ding und nennt es wie auch immer - nur nicht so: University of Excellence

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„Die ganze Welt eifert uns nach“, sagt Arden

Bement, der neue Direktor der National Science

Foundation, der größten amerikanischen Förder-

einrichtung für die Grundlagenforschung, selbst-

bewusst über die weltweite Vorbildrolle der USA

in Sachen Forschungspolitik. Und wir alle, eine

kleine Gruppe von WissenschaftsjournalistInnen

und -diplomatInnen, nicken andächtig. Denn er

hat ja Recht.

Ist doch - ganz im Sinne von survival of the fittest - die Beflissenheit,mit der immer mehr Staaten in ihrer Forschungspolitik das US-ameri-kanische Modell kopieren, ein schöner Beweis für die Überlegenheitdes amerikanischen Modells. Die Kerndoktrin dieses Modells, dieUnterordnung wissenschaftspolitischer Erwägungen unter ein wirt-schaftliches Paradigma, ist inzwischen internationales Dogma undschon längst sowohl von Links als auch Rechts ins eigene Vokabularübernommen und ideologisch internalisiert. Also gilt: Wissenschaftmuss dem Wirtschaftswachstum dienen. Die gängige Sprachübungreflektiert die Hegemonie dieses Paradigmas: Wer heute ernstgenommen werden will, spricht nie von der Wissenschaftspolitik allei-ne, sondern nennt in einem Atemzug auch die Technologiepolitik, alseine zum Genus Wirtschaftspolitik gehörende Spezies über jedenVerdacht elfenbeinturmartigen Daseins erhaben. Wer in diesemGeschwisterpaar der große Bruder ist, steht außer Frage.

Aber die Erfolgsstory hat auch eine andere Seite: Der Eifer vorallem westlicher Industrienationen, Forschungspolitik amerikani-scher Prägung im eigenen Land zu replizieren, ist nicht nur Erfolgs-nachweis par excellence für die USA, sondern gleichzeitig auch derGrund für den anhaltenden Erfolg des amerikanischen Modells. Miteiner jahrzehntelang konsequent betriebenen Politik der staatlichenFörderung wissenschaftlichen Austauschs, der die Vorherrschaftdes amerikanischen Modells vor allem in Europa zementierte,

gelang es den USA, ihr Modell zum in Wirklichkeit einzigen globalakzeptierten Modell von Innovationspolitik zu machen. Das ist fürdie USA – gelinde ausgedrückt – vorteilhaft, denn in der Um-setzung dieses Modells sind sie naturgemäß die Meister.

Wie alle Epigonen müssen sich auch die Europäer an den vomMeister vorgegebenen Maßstäben messen lassen. Und während siesich besonders eifrig bemühen, ihre Meister zu übertreffen (und dasals besonders brave Musterschüler im Rahmen der Lissabon Zieleauch noch öffentlich deponieren), festigen sie die globale Dominanzdieses einen Modells, anstatt mit eigenständigen, auf europäischenPrämissen aufbauenden Überlegungen ein ernstzunehmendes,europäisches Konkurrenzmodell zu entwickeln. Man denke etwa andie europäische Universitätspolitik: Ziel der europaweiten Reform-bewegung ist die Modernisierung und Internationalisierung europäi-scher Universitäten. In der Praxis läuft das bisher allerdings daraufhinaus, dass europäische Universitäten bloß amerikanischer wer-den. Ob es Phantasie- oder Mutlosigkeit ist, die uns zu solchenLösungen führt, sei dahingestellt; aber merkwürdig ist es schon,dass wir permanent die Amerikaner beim Amerikanisch-Sein über-trumpfen wollen.

Als Europäer haben wir die Alternative: Entweder wir spielen weiterunverdrossen in einem Spiel mit, das andere erfunden haben unddessen Spielregeln andere definiert haben, und hoffen - entgegenjeder Vernunft - doch noch eines Tages Weltmeister zu werden;oder wir überlegen uns, ob wir nicht mal die geltenden Prämissenhinterfragen und stattdessen mit anderen, originär europäischenGedanken und Modellen aufwarten wollen. Gefährlich? Natürlich,denn da könnten uns womöglich so radikale Postulate einfallen, wie etwa jenes von der Wissenschaft im Dienste einer besserenGesellschaft (und nicht bloß des Wirtschaftswachstums).

Dr. Philipp StegerDirektor des Office of Science & Technology, Österreichische

Botschaft, Washington DCwww.ostina.org

Mini-Plädoyer für ein europäisches Selbstbewusstsein in der Forschungspolitik

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Die vom ZIT konzipierten und durchgeführten

Wettbewerbe zur Unterstützung von Technologie-

projekten Wiener Unternehmen wurden auch im

Jahr 2004 in der gewohnten Intensität durchge-

führt. Inhaltlich wurde im Sinne der Kontinuität

und Verlässlichkeit auf „bewährte“ Themen

gesetzt, aber auch wieder spannendes Neuland

betreten.

Der Call Life Sciences Vienna 2004 richtete sich nicht nur anUnternehmen der Biotechnologie: Die Zielgruppe wurde um denwichtigen Bereich der Medizintechnik erweitert. Das Spektrum derAnträge und auch der geförderten Projekte bestätigte dieseAusrichtung. Zwölf Projekte konnten im Rahmen des Calls geför-dert werden. Gewinnerin war die Firma Eucodis GmbH – beson-ders erfreulich hierbei, dass Eucodis eine Neuansiedlung in Wienist. Die Attraktivität des Standorts ist damit nicht nur für hierbereits ansässige Unternehmen und Unternehmensgründungengegeben, sondern hat sich auch im Ausland „herumgesprochen“.Der zweite Platz der Firma Siemens Österreich AG demonstrierteinmal mehr, dass Wien auch für internationale Konzerne einbedeutender F&E–Standort ist. Die Bandbreite der in Wien an-sässigen Spitzenforschung betreibenden Unternehmen wird durchden dritten Platz des mittelständischen Medizintechnik–Unter-nehmens Otto Bock Healthcare Products GmbH unterstrichen.

Der Call Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)Vienna 2004 deckte ebenfalls ein technologiepolitisches Schwer-punktfeld der Stadt Wien ab. Insbesondere waren Unternehmenzur Teilnahme eingeladen, deren Projekte einen Fokus in denBereichen Mobile Applikationen, IT–Sicherheit, Open Source oderSimulation aufweisen. Die hohe Zahl von 63 Anträgen bestätigteauch hier die Themenauswahl. 17 Projekte konnten gefördert wer-den - auch weil es gelang, das ursprünglich zu Verfügung stehen-de Budget von 2 Mio. Euro auf 2,2 Mio. Euro auszuweiten. Die

Mehrzahl der Projekte war dem Bereich Mobile Applikationenzuzuordnen, aber auch in jedem der anderen Schwerpunkte konn-ten mehrere Vorhaben gefördert werden. Der erste Platz ging anSymena Software&Consulting GmbH. Weitere Preisträgerinnenwaren die Firma LOVO Lifestyle Services GmbH und die FirmaCSS Computer Systems Support. Alle drei Preisträgerinnen sindKleinunternehmen – die wichtige Rolle von innovativen KMU, vorallem im IKT–Bereich, wird damit bestätigt.

Waren die oben genannten Calls auf die Unterstützung von Pro-jekten aus bestimmten Technologiefeldern ausgerichtet, so wurdemit dem Call FemPower Vienna 2004 Technologiefeld übergrei-fend die strukturpolitische Zielsetzung der Erhöhung des Anteilsvon Frauen in der betrieblichen Forschung und Entwicklung ver-folgt. Mit einem Frauenanteil von nur 9% der in der industriellenF&E Beschäftigten fällt Österreich gegenüber dem ohnehinbeschämend geringen EU–Schnitt von 14% deutlich zurück. DieAbsolventinnenzahlen naturwissenschaftlicher und technischerStudienrichtungen zeigen aber, dass dies nicht in erster Linie amMangel entsprechend qualifizierter Frauen liegt. Gerade imBereich der betrieblichen F&E existiert offenbar eine ganz beson-ders dicke „gläserne Decke“, die es zu durchbrechen gilt. Nichtnur weil es eine gesellschaftspolitische Selbstverständlichkeit seinmuss, die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen auchin diesem Bereich herzustellen, sondern weil durch die geringeEinbindung von Frauen auch wichtige ökonomische Ressourcenbrach liegen. Etwas, was sich ein moderner Technologiestandortmit Sicherheit nicht leisten kann.

Wesentlich ist, dass es bei diesem Call nicht Zielsetzung war,„frauenspezifische“ Projekte zu unterstützen, sondern Projekte,die unter Leitung oder wesentlicher Beteiligung von Frauen durch-geführt werden. Es ging somit nicht um die Bearbeitung vonNischen, sondern um die verstärkte Teilnahme von Frauen bei„ganz normalen“ F&E–Projekten. Bei acht der neun gefördertenProjekte liegt die Projektleitung in Hand einer Frau, 77% der vor-gesehenen Arbeitsstunden werden von Frauen geleistet. Siegerdes Calls war das junge Life Science–Unternehmen Affiris For-schungs- und Entwicklungs GmbH, gefolgt von TTTech Computer-technik AG (IKT, Automotive) und Eucodis GmbH. Nicht zuletztdas große mediale Echo, das diese in Österreich erstmals in die-ser Form durchgeführte Maßnahme hervorrief, trug zu einem ver-stärkten Bewusstsein über diesen Problembereich bei.

Weiterhin Herzstück der Wiener Technologieförderung: Die Calls des Jahres 2004

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In allen Calls erfolgt die Bewertung der Projekte durch eine inter-nationale ExpertInnenjury. Damit ist ein Höchstmaß an Qualitätund Objektivität gegeben. Hinzu kommt, dass das ZIT dadurchwertvolle Kontakte zu WissenschschafterInnen und wirtschaftli-chen ExpertInnen knüpfen kann, deren Expertise in die Gestaltungzukünftiger Fördermaßnahmen mit einfließt und uns dabei hilft,uns in der „Szene“ zu verankern. Bei dieser Gelegenheit auch eingroßes Danke allen Jurymitgliedern für ihre Unterstützung undihren hohen Arbeitsaufwand.

Insgesamt wurden mit den Calls 2004 somit 38 F&E–Projekte vonWiener Unternehmen mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von28,2 Mio. Euro unterstützt, die zur Schaffung von 256 hochwerti-gen Arbeitsplätzen beitragen.

Die Wiener Forschungsszene ändert sich seit mehreren Jahrensignifikant und die Attraktivität Wiens als Stadt der Wissenschaft,nicht nur der Musik und der Museen, steigt rapide. Grund dafürsind zweifelsohne die gezielten Förderungen rund um das ZIT,dem Zentrum für Innovation und Technologie. Die Förderung derangewandten Forschung kommt hier besonders jungen Firmen mithohem Forschungsniveau zu gute. Die besten und innovativstenIdeen werden von ExpertInnen begutachtet und mit den vorgege-ben Incentives wird versucht, Anreize zu schaffen, um die Lust anneuen Konzepten anzukurbeln. Die Kommunikationstechnologienund die Life Sciences mit besonderem Schwerpunkt in der moder-nen Medizin sind die dominanten Themen, jedoch werden auchsehr exotische Ideen gefördert, die unsere Lebensqualität er-höhen können. Besonders möchte ich den FemPower Call 2004erwähnen, der dazu beigetragen hat, Frauen besser in derTechnologiewelt zu integrieren. Bedauerlicherweise ist der Anteilder Frauen in der industriellen Forschung sehr gering, und esmuss den Firmen klar gemacht werden, dass Frauen Potentialehaben, die für jede Firma wertvoll sind. Vorurteile Frauen gegenü-ber sind unberechtigt und beruhen auf vielen Missverständnissenund auf Erwartungen, dass Frauen sich wie Männer verhalten sol-len. Frauen sollen ihre eigenen Konzepte und Ideen entwickelnund verwirklichen – nicht versuchen männliche Ideen umzuset-zen. Daher ist der FemPower Call so initiativ, weil hier Frauen alsProjektleiterinnen ihre eigenen Ideen schaffen und umsetzen kön-nen. Das wird sicherlich sehr erfolgreich und ich wünsche mir,dass die Stadt Wien in dieser Richtung weiter macht und Frauensich anhand ihrer eigenen Konzepte entfalten können.

Ao. Univ.-Prof. Dr. Renée Schröder Universität Wien, Institut für Mikrobiologie und Genetik

Juryvorsitzende des Calls FemPower Vienna 2004

Forschen im Wiener Raum

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Die AFFIRIS GmbH (www.affiris.com) wurde 2003

gegründet. Die Firma entwickelt pharmazeutische

Produkte am Campus Vienna Biocenter. Ein

Gespräch mit Projektleiterin Dr. Sylvia Brunner

über gutes und schlechtes Cholesterin und den

Frauenanteil in der österreichischen Forschung.

Sie haben den Call FemPower Vienna 2004 mit dem Projekt „Iden-tifizierung und präklinische Entwicklung eines Atherosklerose–Impfstoffes“ gewonnen. Können Sie erläutern, was das genaubedeutet? Ziel des Projekts ist die Identifizierung von Impfstoffkandidaten undin weiterer Folge die Entwicklung eines Impfstoffes gegen einProtein, das für die Verwandlung von gutem in schlechtesCholesterin verantwortlich ist.Atherosklerose kann unterschiedliche Auswirkungen haben:Schlaganfall, oder periphere Verschlusskrankheit z.B. in denBeinen, sind nur zwei davon. Die Krankheit hängt sehr stark mitdem Fettstoffwechsel zusammen. Die Unterscheidung von „gutemCholesterin“ (wissenschaftlich HDL–Cholesterin) und „schlechtemCholesterin“ (LDL–Cholesterin) ist mittlerweile allgemein bekannt.Der heutige Stand des Wissens ist, dass der Anteil an HDL-Chole-sterin hoch, das LDL aber niedrig sein soll. Bei vielen Leutenstimmt das Verhältnis HDL-LDL nicht. Missverhältnisse zwischendiesen Werten sind die Hauptursache von Atherosklerose und z.B. im Rahmen von Herzkrankheiten mit 50% die häufigste Todes-ursache in der westlichen Welt.Es wird versucht, dieses Verhältnis medikamentös zu beeinflus-sen. Es gibt etliche Medikamente am Markt, die eine Verbesser-ung bewirken oder zumindest das Fortschreiten der Erkrankungverhindern sollen – eines der größten Probleme ist aber die sog.„Compliance“.

Das heißt, die PatientInnen nehmen das Medikament nicht durch-gehend und regelmäßig?Genau. Man bekommt das Medikament verschrieben, irgendwann

nervt es dann aber, es einzunehmen. Die Hauptursachen für Pro-bleme mit dem Fettstoffwechsel sind zu wenig Bewegung, Rauchenund falsche Ernährung. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir nun alleunseren Lebenswandel umstellen und plötzlich laufen gehen, istnicht sehr hoch. Dass das gescheiter wäre, ist natürlich klar. Wir wollen nun mit einer Impfung auf den Fettstoffwechsel einwir-ken, sodass das HDL eben höher, das LDL niedriger ist. Ob daseine einmalige Impfung ist, wird man sich noch anschauen müssen.

Warum widmen Sie sich ausgerechnet diesem Thema?Mit den Technologien, die wir in dieser Firma verwenden wollen,war das Thema das ideale Ziel. Es passt sozusagen zu unserenKernkompetenzen. Außerdem ist der Markt bzw. die Nachfrageextrem groß. Die Gesamtdauer des Projekts ist zwei Jahre. Wobeigerade die In-Vivo-Versuche mit Mäusen sehr aufwendig sind, undwir erst einmal schauen müssen, wann wir damit anfangen kön-nen. Die Mäuse, die wir verwenden, müssen dafür zuerst einmalgezüchtet werden. Bei allen Projekten im Labor können sich dieIn-Vivo-Arbeiten verzögern.

Wie sieht es mit der Finanzierung aus? Liquidität aus den laufen-den Projekten ist vermutlich erst in ein paar Jahren zu erwarten,oder? Die Firma finanziert sich derzeit aus Förderungen der AustriaWirtschaftsservice GmbH, der Forschungsförderungsgesellschaft(FFG) und des ZIT. Und man muss natürlich schauen, dass manRisikokapital bekommt, denn eine Impfstoff-Entwicklung dauertviele Jahre. Selbst wenn das alles relativ reibungslos geht, werdendie ersten klinischen Studien erst in ein paar Jahren beginnenkönnen. Bis zur Marktreife eines Produkts muss man mit etlichenJahren rechnen. Man muss hervorragende Ergebnisse amTiermodell erzielen, damit man in die erste klinische Phase gehenkann. Für die Produktion sucht man die Zusammenarbeit mit einergrößeren Pharmafirma, die über das entsprechende Know-howund Vertriebsnetze verfügt.

Wie viele MitarbeiterInnen sind derzeit bei Affiris beschäftigt?Derzeit gibt es bei uns sieben Angestellte, die der Forschungzuzurechnen sind, darunter drei Akademiker und zweiAkademikerinnen. Mit den Mitteln aus dem Call werden wir eineweitere Wissenschafterin einstellen.

Erfolgreiche Unternehmen im Gespräch: Affiris GmbH

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Der Anteil von Forscherinnen ist bei Affiris demnach weit überdem österreichischen Durchschnitt von 9%. Warum ist diesesThema dennoch ein Anliegen für Sie?Jobs werden zumeist über Netzwerke vergeben – wobei ich unterNetzwerken nicht zwangsläufig Burschenschaften undStammtische verstehe, sondern jegliche Art von Netzwerken. Undbei manchen sind Frauen auffällig unterrepräsentiert.

Ihr Tipp für Studentinnen, die in die Forschung gehen wollen, istalso, sich mehr um die Netzwerke zu kümmern? Ja – und man muss sich dessen bewusst sein, dass es so ist. ImVergleich zu der Zeit, in der ich studiert habe, arbeiten jetztStudenten und Studentinnen schon vermehrt während desStudiums. Das hilft natürlich auch enorm. Was ich aber immerwieder mitbekomme ist, dass Frauen – egal in welchem Bereich –viel eher die Kompetenz abgesprochen wird. Viele ehemaligeStudienkolleginnen hatten Riesenprobleme, nach dem Studiumeinen fixen Job zu bekommen.

Das Medienecho auf Ihren ersten Platz beim Call war enorm hoch …Ja, das war gut, auch für die Firma. Das lag mit Sicherheit einer-seits an der Themensetzung des Calls – Projekte unter der maß-geblichen Beteiligung von Frauen zu fördern – als auch am ThemaAtherosklerose an sich.Die Resonanz auf die Medienberichterstattung war jedoch nicht nurpositiv: Ich bin auch angegriffen worden für meine Aussagen, dasses schwierig ist für eine Frau, einen Job zu bekommen. Aber ichhabe auch positive Rückmeldungen erhalten von Frauen: Sie seienfroh, dass das jemand öffentlich sagt. Weil sie sonst oft das Gefühlhätten, sie stünden alleine da mit dem, was sie sich denken.

Affiris GmbH

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SYMENA Software und Consulting GmbH

(www.symena.com) ist ein höchst erfolgreiches

Spin-off der TU Wien. Wie man als junges

Unternehmen an Geld kommt, verrät

Geschäftsführer Dr. Thomas Neubauer.

Mit dem Projekt „Multi-Standard Optimierung kommerziellerFunknetze“ haben Sie beim Call IKT Vienna 2004 den 1. Platzerreicht. Worum geht es bei diesem Projekt und was sind dieHerausforderungen dabei? Wir entwickeln eine Software zur gleichzeitigen Optimierung vonverschiedenen Mobilfunkstandards. UMTS und GSM müssen undwerden zusammenwachsen. Wenn man unter diesen Bedingungenein Netz optimiert, hat man automatisch eine Interaktion miteinem anderen Netz. Die Optimierung eines Mobilfunknetzes ist vergleichbar mit derAufgabe, ein Mosaik zu entwerfen. Sie haben dazu eine Vielzahlvon Steinen zur Verfügung, wobei jeder einzelne Stein einemParameter eines Mobilfunknetzes entspricht. Die Komplexitäteiner Multi-Standard Optimierung ist nun vergleichbar mit einemMosaik, das auf einer Glasplatte gelegt werden soll. Während aufder Oberseite des Mosaiks eine Sommerlandschaft entstehen soll,soll zugleich als Randbedingung mit denselben Mosaiksteinen aufder Unterseite eine Winterlandschaft dargestellt werden.Die Herausforderung besteht also nicht nur darin, zwei Mosaikezu entwerfen, sondern darüber hinaus, dass die beiden mit jedemStein sehr eng zusammen hängen. Ähnlich ist es bei der Multi-Standard Optimierung, wo jeder Parameter des einen Systemsdas andere System direkt beeinflussen kann.

Welche Technologien und Kenntnisse sind dafür notwendig? Die verschiedenen Fähigkeiten, die man für die Erstellung desMosaiks benötigt – nämlich erstens eine grafische Darstellungverschiedener Landschaften, zweitens das Know-how und dieVerwaltung der verschiedenen Eigenschaften der Mosaiksteine(Vorder-/Rückseite) sowie drittens den Aufbau des Mosaiks –werden in unserem Projekt von der Nachrichtentechnik(Modellierung verschiedener Technologien), der Mathematik

(Algorithmenentwicklung) sowie der Informatik (effizienteSoftwareimplementierung) übernommen.Der große Vorteil – oder die Zielsetzung des Projekts – liegt inder unheimlichen Kosten- und Zeitersparnis durch die gleichzeiti-ge Optimierung verschiedener Mobilfunknetze.

Wie sieht es mit KooperationspartnerInnen – z.B. der TU Wien - aus?Wir arbeiten nach wie vor mit der TU Wien zusammen, Ergebnisseder Grundlagenforschung aus der Universität können wir für unse-re Arbeit gut verwenden. Wenn wir z.B. massive Zweifel daranhaben, dass bestimmte Algorithmen-Gruppen für gewisseProbleme überhaupt einsetzbar sind, wenden wir uns an die Uni.Ein durchaus gültiges Forschungsergebnis könnte dann sein, dassdie Algorithmen für uns nicht brauchbar sind.

Wer sind Ihre KooperationspartnerInnen in der Wirtschaft? Wir sind ein kleines Unternehmen, ein Nischenplayer, und konzen-trieren uns auf das, was wir am besten können. Wir streben inerster Linie Original Equipment Manufacturer (OEM)-Verträge mitgroßen Zulieferern an, beispielsweise haben wir mit einem sehrgroßen US-amerikanischen Unternehmen einen solchen Vertrag.Dieses amerikanische Unternehmen vertreibt unsere Software alsOEM-Produkt unter ihrem Namen mit ihrer weltweitenVertriebsmannschaft in den verschiedenen Regionen.

Wäre das Projekt zur Multi-Standard Optimierung auch ohneFörderung zustande gekommen? Die gleichzeitige Optimierung oder die Multi-Technologie Opti-mierung ist ein brennendes Thema, das sich mit der Einführungvon UMTS Anfang vergangenen Jahres gestellt hat. Wir haben unsGedanken gemacht, wie wir dazu ein entsprechendes Projekt be-werkstelligen könnten. Dann haben wir vom Call IKT Vienna 2004erfahren und gesehen, das würde für uns eigentlich perfekt pas-sen. Sich ohne Unterstützung auf größere Projekte einzulassen,ist für eine kleine Firma sehr schwierig. Besonders wenn keineunmittelbare Kundenanforderung vorliegt, man aber dennochrechtzeitig bzw. sehr rasch – nämlich vor der Konkurrenz – amMarkt sein muss.

Wie sind Sie an die Antragstellung herangegangen? Wir haben uns angesehen, welche Themenbereiche mit dem Callüberhaupt gefördert werden. Interessierte Unternehmen habenüber die Wirtschaftskammer Wien zusätzliche Informationen in

Erfolgreiche Unternehmen im Gespräch: Symena GmbH

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Form eines Coachings bekommen können, die auch wir in An-spruch genommen haben. Unsere Erfahrung hat allerdings ge-zeigt, dass man zwar durchaus den Schwerpunkt des Calls imHinterkopf haben sollte, wir sehen aber keine Notwendigkeit, dasProjekt so abzuändern oder hinzutüfteln, dass man ja möglichstgut die Förderrichtlinien erfüllt - denn damit würde man schlus-sendlich Schiffbruch erleiden. Der Call jedenfalls kam mit derrichtigen Schwerpunktsetzung zum richtigen Zeitpunkt.

Was denken Sie über das Call-System? Ich war irrsinnig fasziniert von der Geschwindigkeit: Einreichungwar Anfang Oktober und Anfang Dezember gab es bereits eineEntscheidung. Auch die Information während des Prozesseshaben wir sehr positiv empfunden.

Sie können jetzt - auch aufgrund von Seed-Financing-Mittel derAustria Wirtschaftsservice GmbH sowie der Start-up-Unterstützungder Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und des ZIT - am inter-nationalen Markt reüssieren?Unser Unternehmen war von Beginn an so aufgesetzt, dass wirinternational arbeiten. Wenn man von der Uni kommt und einUnternehmen gründet, dann gibt es soweit mir bekannt ist keinenVenture Capital-Fonds, der daran Interesse hat, in dieserGründungs- oder Anlaufzeit einzusteigen. Die Unterstützung durchdie öffentliche Hand in dieser frühen Phase ist daher enorm wich-tig. Wir haben, wie erwähnt, Unterstützung von verschiedenenSeiten erhalten. Auch im Rahmen des Gründerservice der TU Wien.

Sie hatten zu Beginn ja auch einen Business Angel. Sind Geld undInformationen bei der Unternehmensgründung eigentlich gleichwertig?Geld ist absolute Notwendigkeit – ohne Geld keine Musik.Informationen zur Unternehmensgründung bzw. zur Finanzierungmüssen aber natürlich zuerst sein. Wir haben beispielsweise mit etwa13 österreichischen und internationalen VCs gesprochen. Es gibtjedoch keine institutionellen Investoren, die in einer derartigenFrühphase wirklich investieren. Weiters gibt kein Investor Geld für einUnternehmen, das weiter als zwei Stunden mit dem Auto entfernt ist.Und die Banken sind noch viel restriktiver in der Finanzierung vonStart Ups. Da bleibt einem nur über zu schauen, welche Möglich-keiten es in der österreichischen Förderlandschaft gibt.

Symena GmbH

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Das forschende Biotechunternehmen EUCODIS

GmbH (www.eucodis.com) konnte im Mai 2004

am Standort Wien angesiedelt werden.

Warum Wien für forschende Biotechnologie-

Unternehmen so attraktiv ist, erzählt Eigentümer

und Geschäftsführer Dr. Wolfgang Schönfeld.

Sie haben in Österreich einen sehr guten Start hingelegt: Bereitsim April 2004 hat Eucodis – als Unternehmen in Gründung - denersten Preis des Calls Life Sciences Vienna 2004 gewonnen, imJuni dann mit einem weiteren Projekt den dritten Preis beim CallFemPower Vienna 2004.Der Durchbruch für uns kam dann sicherlich im April 2004, als wirdie Zusage über das Seed-Financing des Austria Wirtschaftsservicehatten und den ersten Preis beim Call Life Sciences Vienna 2004des ZIT gewonnen haben. Das war eine traumhafte Woche, an diewir uns sehr gerne zurück erinnern. Beim Abschlussevent des LifeSciences Calls im April konnten wir uns als neues Unternehmenden anwesenden 300 Gästen präsentieren und wir waren natürlichhinterher stolz und glücklich sagen zu können: Wir haben denersten Preis gewonnen! Damit hatten wir nicht gerechnet. Auch wenn in beiden Projektenbereits viel Vor(denk)arbeit steckte.

Das Sieger-Projekt des Life Sciences Calls 2004 trägt den Titel:„C5a Mutein als neues therapeutisches Prinzip schwersterEntzündungszustände“ – was bedeutet das? Bei diesem Projekt soll mit Hilfe einer neuen Technologie (sog. soma-tische Hypermutation) ein Hemmstoff gegen C5a – ein wichtigernatürlicher Faktor bei chronischen Entzündungen - entwickelt werden,mit dem Ziel, einen neuen therapeutischen Ansatz für die Behandlungschwerster Infektionszustände zur klinischen Reife zu bringen. Denn chronische Entzündungen wie Asthma, Allergien oder Ge-lenksentzündungen bedürfen einer intensiven, langfristigen &kostenintensiven Therapie. Für schwere akute, systemische Ent-zündungszustände, z.B. bei lebensbedrohlichen bakteriellen In-fektionen (Sepsis) existieren noch keine effizienten Therapien. Sie

können nur durch allgemeine Maßnahmen (Antibiotika, Stabilisier-ung wichtiger Körperfunktionen, etc.) behandelt werden. Seit Jahr-zehnten wird die zentrale Rolle des Komplementsystems in die-sem Krankheitsgeschehen erforscht. In den letzten Jahren konntedem Komplementfaktor C5a eine entscheidende Rolle im Krank-heitsgeschehen zugeordnet werden. Die von uns benutzte Techno-logie weist entscheidende technische Vorteile auf, da der neueHemmstoff dem natürlichen Protein sehr ähnlich bleiben wird unddeshalb kaum unerwünschte Nebenwirkungen zu erwarten sind.Kombiniert mit einem neuen Diagnostikansatz soll ein "Monitoring"des immunologischen Status erfolgen und erstmals ein neues,kosteneffektives und mit höherer Erfolgsquote ausgestattetesTherapieprinzip in die Klinik eingeführt werden.

Eucodis ist als unabhängiges Unternehmen aus der Firma MIXISFrance, einer Tochter der global operierenden Pharmafirma PLIVAd.d., Zagreb, hervorgegangen. Wie kam es zur Standortent-scheidung für Wien? Wir haben uns natürlich mehrere Städte angesehen, darunter dreibis vier Städte in Deutschland und Frankreich. Unseren ersten„Auftritt“ in Wien hatten wir im Dezember 2003 im Rahmen einesMeetings vor dem Team des Austria Wirtschaftsservice und etwaacht lokalen Investoren. Wir bekamen hier sofort ein Feedback,ob unser Vorhaben Sinn macht. Die positiven Signale waren dannder Startschuss für viele hervorragend koordinierte Aktionen. Man – konkret die LISA Vienna Region – hat uns wirklich im Sinneeines „One-Stop-Shops“ beraten, die passende Infrastruktur sowiesofort Kontakte zu den ansässigen Pharma- und Biotechfirmen ver-mittelt und ein überzeugendes Förderpaket geschnürt. Wir habenvom ersten Meeting an von der Rund-um-Betreuung profitiert. Diesen „One Stop-Shop“ gab es sonst eigentlich nirgends. DerVorteil lag für uns vor allem darin, dass wir uns an einem einzigenTag vor allen, die für Biotechnologieunternehmen bzw. den Bio-technologiestandort wichtig sind, präsentierten konnten: angefan-gen von Mitarbeitern von Fördereinrichtungen, bis zu VentureCapitalists, bis zu unglaublich hilfsbereiten Mitarbeitern von ande-ren Instituten und Firmen, die wissen, wo man Laborflächen mie-ten kann, welche Behörden für was verantwortlich sind, bis zumZuwandererfonds, der für mich und meine Mitarbeiter eine sehrschnelle, unkomplizierte und preiswerte Lösung für eine vorüber-gehende Unterkunft ermöglichte. Auch die Flexibilität, die wir hierin Wien erfahren haben, hat uns – als Deutsche(!) - sehr positivüberrascht.

Erfolgreiche Unternehmen im Gespräch: Eucodis GmbH

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Was ist Ihrer Meinung nach - neben den bereits erwähntenFaktoren - wichtig für einen exzellenten Biotechnologiestandort?Dazu gehört mit Sicherheit eine lokale, risikofreudige Investoren-gemeinschaft sowie ein hervorragendes Ausbildungsumfeld durchführende Forschungsinstitute und Universitäten. Von Bedeutungist natürlich auch die Infrastruktur und ein international ausgerich-tetes „Mindset“.

Gibt oder gab es keine sprachlichen Schwierigkeiten? Sind IhreMitarbeiterInnen alle zweisprachig?Eigentlich sogar dreisprachig: englisch, deutsch, französisch. Dasist problemlos. Englisch ist auch die offizielle Sprache im Schrift-verkehr. In Frankreich – wir haben weiterhin eine Gruppe vonForschern am Necker Institut in Paris beschäftigt - arbeiten eineAmerikanerin, ein Argentinier, drei Franzosen, ein Deutscher undein Österreicher.Manchmal glaubt man, man tritt aufgrund der Sprachbarrieren aufder Stelle, aber wenn’s läuft, dann hat man einen Added Value,den man gar nicht in Geld fassen kann. Wenn wir uns vor einerfranzösischen Firma präsentieren, halten wir die Vorträge inFranzösisch. Diese Mehrsprachigkeit erfordert manchmal eineetwas längere Vorbereitungszeit, aber dafür ist das Feed-backsehr gut und Vertrauen wird schneller geschaffen.

Welcher Teil der Forschungstätigkeiten wird in Paris, welcher inWien durchgeführt? Wien ist der Hauptsitz der Firma und der Standort für die produk-torientierten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. In Paris wer-den die Technologien in engster Zusammenarbeit mit den führen-den Grundlagenexperten und Erfindern unserer Kerntechnologienim gleichen Hause – der Necker Faculté de Médecine - weiterentwickelt.

Kooperieren Sie auch mit Forschungseinrichtungen in Österreich? Ja, wir sind z.B. Partner im Kompetenzzentrum für AngewandteBiokatalyse in Graz und arbeiten auch mit dem Ludwig Boltzmann-Institut für Traumatologie in Wien zusammen. Weitere Zusammen-arbeiten – insbesondere auch mit den forschenden Unternehmenam Standort – konkretisieren sich derzeit.

Eucodis GmbH

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„Wir fördern die besten Köpfe“

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Strategisch wurde aus diesen Beobachtungen in den 1990er-Jahrendie richtige Schlussfolgerung gezogen: Mit der Gründung vonKompetenzzentren soll

● der Wissenschaftssektor zum Ausbau der strategisch ausge-richteten Forschungsaktivitäten angeregt werden,

● eine bessere Nutzung des Wissens, das an den Forschungs-einrichtungen zur Verfügung steht, erreicht werden,

● der Aufbau von Plattformen für Industriekontakte und damiteine Koppelung der Wirtschaft und des Wissenschaftssystemsforciert werden,

● die Standortattraktivität Österreichs durch die Etablierungrenommierter Forschungseinheiten ausgebaut werden und

● ein Modell geschaffen werden, das es auch den kleinsten,kleinen und mittleren Unternehmen - die die österreichischeWirtschaft dominieren – ermöglicht, sich in Forschung undEntwicklung zu engagieren und damit wettbewerbsfähig zubleiben.

Im Jahr 1999 wurden die ersten Kompetenzzentren eingerichtet.Unter den Dachmarken Kplus, Kind und Knet sind seither äußerstheterogene Technologieplattformen und kooperative Forschungs-einrichtungen entstanden. Allen Kompetenzzentren gemeinsam isteine Vielzahl an Akteuren, die sich zu einer institutionell veranker-ten Kooperation zusammenschließen und an mehreren Forschungs-projekten arbeiten, die von reiner Grundlagenforschung bis hin zuanwendungsorientierten Projekten reichen. Sie werden dabei miteiner 60%-igen Basisfinanzierung durch die öffentliche Hand unter-stützt.

Wien hat die Möglichkeit, solche Kompetenzzentren einzurichten, inhohem Maße genützt und kann heute eine Vielfalt an derartigenmultidimensionalen kooperativen Einrichtungen vorweisen. Von deninsgesamt 18 Kplus-Zentren haben acht einen Wien-Bezug, unterden 17 Kind/Knet Zentren trifft das auf weitere acht zu. Insgesamtsind 198 Unternehmen und 73 Universitätsinstitute und andere wis-senschaftliche Einrichtungen an diesen „Wiener“ Zentren institutio-nell beteiligt. 65% dieser ForschungspartnerInnen und 35% der Wirt-schaftspartnerInnen sind direkt in Wien angesiedelt. Die durch dieKompetenzzentren entstandenen Netzwerke reichen also weit überdie Grenzen Wiens und Österreichs hinaus.

Die Stadt Wien hat sich bisher mit Finanzierungszusagen für vierKplus, drei Kind und drei Knet Kompetenzzentren im Ausmaß vonrund 21,5 Mio. Euro an den Wiener Kompetenzzentren beteiligt undseit 1999 bereits rund 12,5 Mio. Euro davon ausbezahlt.

Nach einer mittlerweile mehrjährigen Laufzeit der meisten Kompe-tenzzentren, nach den Halbzeit-Evaluierungen der Kplus Zentren undeinem Assessment über die Zukunft der Kompetenzzentrenpro-gramme, das 2003 vom Fraunhofer Institut für Systemtechnik undInnovationsforschung und von der KMU Forschung Austria durchge-führt wurde, ist es an der Zeit Bilanz zu ziehen und die Frage zu stel-len, wie es denn nun mit den Kompetenzzentren weitergehen soll.

Auf den ersten Blick präsentieren sich die Kompetenzzentren heuteals wesentliche Akteure des Wiener Innovationssystems, die zu einerIntensivierung der Kooperationsbeziehungen, zu einer Hebung des

So ist die Kompetenz ins Netz gegangen

In Österreich ist die Vernetzung der (außer)universitären Forschung mit der betrieblichen Forschung im

internationalen Vergleich sehr schwach ausgeprägt. Lediglich 2% der Forschungs- und Entwicklungs-

aufwendungen der Universitäten werden von der Wirtschaft finanziert. Diese schwache Koppelung der

wissenschaftlichen Akteure mit der Wirtschaft hat zur Folge, dass das beträchtliche Potential der öster-

reichischen Wissenschaft vor seiner „Übersetzung“ in Produkt- und Verfahrensinnovationen versickert.

Gleichzeitig ist die Wissenschaft dazu gezwungen, abgehoben von den Bedürfnissen der potentiellen

AnwenderInnen oder KundInnen ihrer Forschungsleistungen zu forschen.

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Forschungsniveaus und zu einer Verbesserung der internationalenSichtbarkeit des Forschungsstandorts Wiens beigetragen haben. Einzweiter, tiefer gehender Blick trägt mitunter aber zur Ernüchterungbei, weil er deutlich macht, dass bis dato bei weitem nicht alle inten-dierten Ziele erreicht werden konnten. So lässt sich beispielsweisenicht in der gewünschten Deutlichkeit feststellen, ob die Zentren eineIntensivierung der Forschungsaktivitäten (Erhöhung des Mittelein-satzes, Beschäftigungswachstum in der F&E, etc.) zur Folge hatten.Der erhoffte Technologietransfer über eine erhöhte Mobilität derForscherInnen zwischen den universitären PartnerInnen, den Zentrenund den WirtschaftspartnerInnen lässt sich bis heute keinesfallssystematisch, sondern lediglich an wenigen Einzelbeispielen nachvoll-ziehen. Und auch wenn die gemeinsame Definition von Projekten undForschungsvorhaben jedenfalls eine Brückenfunktion zwischen demWissenschafts- und dem Wirtschaftssystem erfüllt, so ist die teilweisezu beobachtende Unterscheidung von „unseren“ und „ihren“ Pro-jekten im allgemeinen Sprachgebrauch trotzdem verräterisch.

Diese Beobachtungen sollten uns aber nicht dazu verleiten, dasModell der Kompetenzzentren zu revidieren. Sie zeigen viel eher,dass viele der verfolgten Ziele äußerst ambitioniert sind und esnach wie vor politischer Steuerung und vor allem Unterstützungbedarf, um sie auch wirklich erreichen zu können. Als Vorbereitungauf die anstehende Diskussion über die Zukunft der Kompetenz-zentren haben wir in den letzten Monaten etliche Gespräche mitVertreterInnen der WirtschaftspartnerInnen in den Wiener Kom-petenzzentren geführt und dabei ein sehr klares Bild gewonnen:

● Durch die Mitarbeit an einem Kompetenzzentrum erfolgt beiden involvierten MitarbeiterInnen ein Know-how-Aufbau, derdie Grundlage für firmeneigene Produkt- und Verfahrensent-wicklungen darstellt. Die Kompetenzzentren bieten ein opti-males Umfeld, um den ForscherInnen und EntwicklerInnen inder Industrie einen dauerhaften und intensiven Zugang zu denwissenschaftlichen Ressourcen der universitären und außeru-niversitären Forschung zu ermöglichen.

● Die Kompetenzzentren dienen ihren Mitgliedern als „Innova-tionsradar“ und ermöglichen ihnen, aktuelle technologischeEntwicklungen mitzuverfolgen, ohne die Kosten dafür alleinetragen zu müssen.

● Durch die Teilnahme an einem Kompetenzzentrum könnensich Unternehmen als Innovatoren am Markt präsentieren undihr Image verbessern.

So ist die Kompetenz ins Netz gegangen

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● In den Kompetenzzentren entsteht eine gute und solideKooperationsbasis zwischen den Mitgliedern. VieleUnternehmen vertiefen ihre Kontakte zu anderenAnbieterInnen, EntwicklerInnen oder ForscherInnen außerhalbder Kompetenzzentren in bilateralen Projekten.

● Töchter internationaler Großkonzerne haben mit den öffent-lich geförderten Kompetenzzentren ein schlagendes Argumentfür den Standort Wien in der Tasche.

● Die Bündelung vieler kooperativer Projekte bringt kritischeMassen. Das aktuelle wissenschaftliche Niveau derKompetenzzentren könnte nicht aufrechterhalten werden,wenn die WissenschafterInnen ausschließlich auf unverbindli-che Forschungsaufträge angewiesen wären. Denn nur durcheine langfristige Kooperationsvereinbarung und eine damitverbundene (befristete) Existenzsicherung können exzellenteWissenschafterInnen dauerhaft in Wien gehalten werden.

Die ersten Jahre der Wiener Kompetenzzentren wurden von man-chen Zentren auch als Phase der Konsolidierung genutzt. Während– mitunter auch große und prominente - PartnerInnen aus denZentren ausgeschieden sind, konnten neue gewonnen und in dieZentren eingebunden werden. Die Kooperationsstrukturen in ihrerjetzigen Konstellationen sind daher tragfähig und zukunftsträchtig,was sich bei vielen auch in einer intensiven Diskussion über diekünftige strategische Orientierung der Zentren (eigeneVerwertungsgesellschaften u.ä.) ausdrückt.

Die Frage, ob und wie es mit den Kompetenzzentren weitergehensoll, ist fürs erste jedenfalls sehr leicht zu beantworten: Die finanzi-elle Unterstützung der Kompetenzzentren - wie ursprünglich bei derErrichtung der Zentren geplant – nach einer siebenjährigen Phaseder Anschubfinanzierung einzustellen, wäre eine technologiepoliti-sche Dummheit. Darüber sind sich die verantwortlichen Politik- undVerwaltungsakteurInnen erfreulicher Weise auch weitgehend einig.Die Frage ist nur, wie und in welcher Höhe die öffentliche Unter-stützung in Zukunft erfolgen soll. DieForschungsförderungsgesellschaft (FFG) wurde vom Rat fürForschung und Technologieentwicklung beauftragt, eine umfassen-de Strategie für die Förderung von Centers of Excellence in Öster-reich zu entwickeln, zu denen unter anderem die Kompetenzzentrenzählen würden. Die Verhandlungen über ein zukünftiges Kompetenz-zentren-Programm liegen damit vorläufig auf Eis. Parallel dazu wirdüber die Option diskutiert, die Kompetenzzentren stärker an Univer-

sitäten oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie dieAustrian Research Centers Seibersdorf (ARC) anzubinden und dieöffentliche Förderung teilweise über Leistungen dieser PartnerInnenzu organisieren. Gegen dieses Szenario ist natürlich nichts einzu-wenden, da eine engere Vernetzung der Kompetenzzentren mit denWissenszentren in Österreich bei beiden (zusätzliche) Synergie- undReformprozesse unterstützen könnte. Diese Lösung bedarf abereiner konstruktiven und von politischen Eitelkeiten befreiten Ko-operationsbereitschaft der involvierten Bundesministerien (fürVerkehr, Innovation und Technologie; für Wirtschaft und Arbeit; fürBildung, Wissenschaft und Kultur) und der Bundesländer. Dennandernfalls könnte es passieren, dass die von allen so hoch gelob-ten Kompetenzzentren schlussendlich zwischen den Stühlen plat-ziert werden und die viel versprechenden Ansätze einer neuen Ko-operationskultur in der österreichischen Forschungsszene schon imKeim erstickt werden.

Mag.ª Eva CzernohorszkyMag.ª Edeltraud Stiftinger

So ist die Kompetenz ins Netz gegangen

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Das Profil der österreichischen Forschungs- und TechnologiepolitikEnde der 90er Jahre und jenes von heute unterscheidet sich ineinem Ausmaß, dass man geneigt ist, eher von zwei verschiedenenLändern als von einer Re-Organisation zu sprechen: Einrichtung desRates für Forschung und Technologieentwicklung, Re-Organisationder Forschungsförderung durch die Einrichtung der Forschungsför-derungsgesellschaft (FFG), Ausbau des Fachhochschulsystems undRe-Organisation des Universitätssystems (UG 2002) sind die wesent-lichen institutionellen Veränderungen. Dazu kommen die Bundes-länder als neue forschungs- und technologiepolitische Akteure.Schließlich hat sich das Instrumentarium geändert: Es gehört heutezum etablierten Standard, Förderungen über Programme abzu-wickeln, anstatt, wie früher, einzelne Projekte zu vergeben.

Ein wesentlicher Wegbereiter und Impulsgeber für diese neue Politikwaren die Kompetenzzentrenprogramme. Langfristig und dahernachhaltig, befristet und daher ergebnisorientiert, kooperativ unterden drei wesentlichen Akteuren im Innovationssystem:Unternehmen, Universitäten, Forschungseinrichtungen. Aufbauenauf Vorhandenes, aber einen zusätzlichen großen Schritt tun.

Heute ist die österreichische Politik im Bereich der Kompetenz-zentren international bekannt und gilt als Referenz. Den Besten unterihnen ist es gelungen, der bessere Nährboden für akademischeKarrieren zu sein und gleichzeitig ein Partner der Industrie für strate-gisch relevante Forschung, ja sogar für strategische Fragen derTechnologiewahl zu werden. Sie wissen, was Forschungsmanagementheißt und wie man Forschungsprogramme aufsetzt und abwickelt.

Sie – die besseren – haben ein erhebliches Zukunftspotenzial.Bedauerlicherweise wird die gegenwärtige Diskussion über ihreZukunft zu sehr von Finanzierungsverpflichtungen, regionalpoliti-schen Eitelkeiten, einem not-invented-here-Verhalten und von neu-en Politikkonzepten verstellt. Würde diese Diskussion mehr vondem geprägt sein, was sie in den wenigen Jahren materiell schonerreicht haben und was in einem günstigen Umfeld noch erreichbarwäre, es gäbe ein G'riss um sie, vor allem von Seiten der Univer-sitäten. Dort würden sie jedenfalls wesentlich zur Aufbesserung derLeistungsbilanz beitragen. Noch, nur noch kurz, ist aber Leistungkein Ziel, dem sich die Universitäten verpflichtet sehen. Zwei Jahresind aber schnell vorüber.

DI Fritz OhlerGeschäftsführer Technopolis Austria

... es gäbe ein G'riss um sie

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Führt man „Innovation“ nicht nur im Mund, sondern sogar im Titelund hat zum Ziel, diese zu unterstützen, ist man es sich selbstund der Öffentlichkeit schuldig klarzulegen, was man selbst unterdiesem Begriff versteht.

Wobei im Folgenden nicht die umfangreiche Literatur zumInnovationsbegriff wiedergegeben oder unterschiedlicheZugangsweisen bewertet werden sollen. Dies ist schon ausPlatzgründen unmöglich, aber auch, weil wir uns nicht anmaßenkönnen und wollen, wissenschaftliche Diskussionen einer pau-schalen Beurteilung zu unterziehen. Was dargestellt werden soll,ist, wie wir für unser Handeln „Innovation“ definieren. Nicht weilwir glauben ein Deutungsmonopol zu besitzen, sondern weil wiruns selbst und allen, die mit uns zu tun haben, eine Richtschnurund einen Einblick in unser Denken geben wollen.

|| WERTFREI ODER NICHT?

Es fällt zunächst auf, dass kaum jemals darüber reflektiert wird,ob „Innovation“ ein normativer oder ein deskriptiver Begriff ist.Man kann es vielleicht noch als deskriptiv bezeichnen, wennSchumpeter einen Zusammenhang zwischen bestimmten unter-nehmerischen Aktivitäten und deren Auswirkungen auf dasWachstum des Unternehmens erkennt und beschreibt und dieseals Innovationen bezeichnet. Innovation wird aber – durchaus zuRecht - mit normativen Implikationen als Triebfeder wirtschaftli-cher, oder in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang,menschlicher Entwicklung dargestellt - vom Rad bis zumQuantenkryptographen, von der Almende bis zu IBM und von derStammesorganisation bis zur UNO. Gleichzeitig zeigt sich, dass imZusammenhang mit dem Innovationsbegriff eine prinzipielleAnnahme eines positiven Charakters suggeriert wird. Implizit wird

daher unter dem vorgeblich deskriptiven ein verselbständigterpositiv-normativer Charakter verborgen: Ein innovatives Produktoder eine innovative Maßnahme führen jedenfalls zu einerVerbesserung in dem Bereich, in dem die Innovation wirkt.

Dem ist aber nicht uneingeschränkt so. Denn selbstverständlichgibt es genügend Beispiele, wo Innovationen (auch) negativeAuswirkungen nach sich zogen, unmittelbar oder mittelbar auf dieGesellschaft. Man kann sich nun fragen, ob man sich als innovati-onsfördernde Einrichtung mit dieser normativen Bewertung befas-sen muss. Unsere Antwort lautet eindeutig ja. Denn wenn manInnovationspolitik als einen mit anderen Politiken verbundenenund in wechselseitigen Abhängigkeiten stehenden Bereich ver-steht, dann kann man auch in der Bewertung von Innovation nichtim luftleeren Raum agieren. Man kann sie nicht isoliert bewerten,so als gäbe es keine (positiven oder negativen) Auswirkungenneben den rein marktorientierten, betriebswirtschaftlichenResultaten.

|| VERSUCH ÜBER RICHTUNG UND GESCHWINDIGKEIT

Nur als Erinnerungsnotiz: Versteht man Innovation im obigen posi-tiv-normativen Sinn, so heißt das, dass Innovation wenn auchnicht gleichbedeutend, so doch untrennbar mit Fortschritt verbun-den ist. Und kann sie überhaupt erst dann zu einem gesellschaft-lich relevanten Thema werden, wenn davon ausgegangen wird,dass die gesellschaftliche Entwicklung eine „Richtung“ hat, in derman durch Innovation voranschreitet. Ein eingängliches und auchder abendländischen Kultur entsprechendes Weltbild, aber nichtdas einzig denkbare. Auch ist die steigende Bedeutung vonInnovation in der Realität und - noch mehr – im gesellschaftlichenDiskurs gleichzeitig Auslöser und Folge einer Beschleunigung.

Innovation – ein Klartext (?) im Getümmel

Das Wort „Innovation“ zählt zu jenen Begriffen, die durch inflationären Gebrauch so unbestimmt

geworden sind, dass es schwierig ist, sie seriös zu verwenden. Vor allem die Werbe-, nein, die ge-

samte Kommunikationsbranche hat diesen Begriff stark für sich vereinnahmt und ihn zum plakativen

Schlagwort verkommen lassen: Nichts ist mehr nur neu. Nichts ist nur anders. Alles ist innovativ.

Jemand, der „Innovation“ im Mund führt, ist innovativ.

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Jedenfalls der wirtschaftlichen, und damit aber auch der gesell-schaftlichen Entwicklung. Wobei dahingestellt sei, ob diese Be-schleunigung tatsächlich eine entsprechend rasche Vorwärts-bewegung auf dem „Richtungspfeil“ bedeutet, oder sich nicht viel-leicht doch in – kreativen? – Wollknäueln an einer Stelle diesesPfeils äußert.

|| WO WAREN WIR STEHEN GEBLIEBEN?

Rahmenbedingungen für innovationspolitisches Handeln und einWenig an Definitionen

Neuheit ist ein zwar notwendiges, aber ein keineswegs hinrei-chendes Kriterium für Innovation. Das wesentliche Kennzeichenvon Innovation ist (abweichend vom allgemeinen Sprachgebrauch)immer und in allen gängigen Innovationsdefinitionen die Um-setzung, die Realisierung. Sofern es ökonomische Innovation be-trifft, ist dies die (nicht unbedingt erfolgreiche!) Umsetzung vonWissen (oder uE auch einer Idee) in Produkte, Dienstleistungenoder Verfahren am Markt.

Sehr häufig findet man in der innovationspolitischen Realität, dassder Innovationsbegriff sehr eng mit dem Begriff der Technologieverknüpft ist. Diese Einschränkung ist zwar nachvollziehbar, zumaldie Technologie wohl auch in besonderem Maße ein Potenzial fürWirtschaftswachstum in sich trägt, insbesondere aber in spekta-kulären Einzelfällen eine besondere öffentliche Sichtbarkeit auf-weist. Aus der allgemeinen Innovationsdefinition ist diese Fokus-sierung aber nicht abzuleiten, technologische Innovationen sindeine – aber eben nur eine – Art von Innovationen; konkret vonsolchen, die im Zusammenhang mit technologisch neuen Pro-dukten, Dienstleistungen oder Verfahren stehen1.

Auch der Begriff der Forschung, der gleichfalls in einem assoziati-ven Nahverhältnis zum Innovationsbegriff steht, ist nur ein (mögli-cher, definitorisch nicht zwingend erforderlicher) Schritt im Inno-vationsprozesses, wobei auch hier gerne übersehen wird, dassForschung nicht nur technisch-naturwissenschaftlich sein muss,sondern in allen Bereichen der Wissenschaft stattfindet. AlsInnovationsaktivitäten können neben der Forschung ein ganzes

Bündel von an die „Schumpeter´schen Innovationsmaßnahmen“anknüpfenden Aktivitäten von der industriellen Entwicklung,Fertigungsoptimierung, industriellem Design bis zur Bearbeitungneuer Märkte bezeichnet werden.

Vor diesem Hintergrund sind die Möglichkeiten, die das EuropäischeBeihilfenrecht zur Stärkung der Innovationskraft zulässt, doch klareingeschränkt – obwohl es breiter Konsens ist, dass Innovationeneine zentrale Determinante für die internationale Konkurrenz-fähigkeit Europas darstellen. Und aus dieser Sicht sind auch dieaktuellen Diskussionen zwischen der Europäischen Kommission undden Mitgliedsstaaten zu sehen, in denen es darum geht, Innovationals eine förderbare Aktivität zu definieren, die vom allgemeinenBeihilfenverbot in ähnlicher Form ausgenommen werden könnte,wie es gegenwärtig für die Forschung und Entwicklung gilt. Denn –und dies ist ein wesentlicher Punkt: Der gegenwärtige F&E–Rahmender EU fördert Forschung und Entwicklung als Invention, nicht alsInnovation. Innovationspolitik im eigentlichen Sinne (also umset-zungsorientiert) wird daher bislang von der EU nicht explizit jenenPolitikfeldern zugeordnet, die es rechtfertigen, vom allgemeinenBeihilfenverbot ausgenommen zu werden.

Für die Innovations- und Technologieförderung heißt dies, dassmit Fördermaßnahmen, im Rahmen derer tatsächlich substantielleMittel an den individuellen Empfänger fließen, nicht die Innovationim eigentlichen Sinne, sondern die Voraussetzungen, um in derFolge eine solche durchzuführen, gefördert werden. Für die Unter-stützung von Innovation bleiben – so sie nicht einem anderen vomBeihilfenverbot ausgenommen Bereich (Umweltschutz, KMU, Aus-bildung) zugeordnet werden können, damit „nur“ die Möglich-keiten im Rahmen der De-minimis–Beihilfen.

|| EIN BEZUGSRAHMEN FÜR INNOVATIONSPOLITISCHE

INTERVENTIONEN

Wenn davon ausgegangen werden kann, dass Innovation zum einendie Bedingung der Neuheit erfüllen muss, zum anderen die derUmsetzung, so ist damit noch nicht definiert, worauf sich dasKriterium „neu“ bezieht. Empirische Untersuchungen (wie etwa dierezente CIS III–Studie der EU) definieren „neu“ als neu für denInnovator. Das heißt, der Bezugsrahmen ist nicht das am Markt

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Innovation – ein Klartext (?) im Getümmel

1 Diese Definition wird in ähnlicher Form in den OECD-Publikationen (Frascati-, Oslo,und Canberra Handbuch) und in vielen aktuellen Statistiken herangezogen.

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Vorhandene, sondern der bisherige Status quo des einzelnen inno-vierenden Unternehmens. Eine solche weite Definition machtdurchaus Sinn, wenn es darum geht, wirtschaftliche Dynamik ab-seits von aggregierten makroökonomischen Größen darzustellen.Und sie macht selbstverständlich auch dann Sinn, wenn es umempirische Befunde geht, mit deren Hilfe Erkenntnisse für allgemei-ne wirtschaftspolitische Maßnahmen, für die Gestaltung von Inno-vation begünstigenden Rahmenbedingungen, gewonnen werden sol-len. Unter diesem Gesichtspunkt sind sie damit auch für die derPolitik nachgelagerten innovationspolitischen AkteurInnen relevant.

Für die Formulierung von Maßnahmen der unmittelbaren undmonetären Innovationsförderung muss man – unabhängig vomWettbewerbsrecht - aber aus einem pragmatischem und eineminhaltlichen Grund andere Abgrenzungen ziehen: Der pragmati-sche ist schlicht ein finanzieller. All jene monetär zu unterstützen,die in ihrem Unternehmen eine Innovation durchführen, istschlicht nicht leistbar. Aber auch aus inhaltlicher Sicht sprichteiniges gegen eine solche Herangehensweise. In einem marktwirt-schaftlichen System ist es für das Unternehmen eine selbstver-ständliche Notwendigkeit Innovationen durchzuführen, will es sei-ne Marktposition behaupten. Zwar verstehen wir wirtschaftspoliti-sches Handeln nicht als „second best“ – Variante, der ein Ver-ständnis als ledigliche Korrekturmaßnahme im Sinne von „es istleider notwendig“ zugrunde liegt, sondern als selbstverständlichenBestandteil des Wirtschaftsprozesses. Trotzdem: Jener Teil derWirtschaftspolitik, der die Beeinflussung der allgemeinen wirt-schaftlichen Entwicklung nur mittelbar, unmittelbar jedoch diekonkrete – monetär direkt messbare - Förderung einzelnerAkteurInnen am Markt zum Ziel hat, sollte sich darauf beschrän-ken, Tätigkeiten zu unterstützen, deren individueller Nutzen auf-grund von externen Effekten nicht vollständig jenem zukommt, derdie Aufwendungen dafür trägt. Dies ist nach allgemeinemVerständnis bei F&E der Fall, gilt aber wohl auch für Innovationen,deren Bezugsrahmen nicht das einzelne Unternehmen, sondernder gesamte (geographisch relevante) Markt beziehungsweiseinternationale Standards sind. In diesem Licht können auch dieoben erwähnten Diskussionen innerhalb der EU gesehen werden.

Für uns sind daher ganz klar der Markt, internationale Standardsund die Frage, wie weit die unterstützten Aktivitäten über dasUnternehmen hinaus wirken, die relevanten Bezugsgrößen bei derBeantwortung der Frage, ob eine Innovation gefördert werden soll.

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|| STIEFKIND NICHT–TECHNOLOGISCHE INNOVATION

Die Diskussion über Möglichkeiten der Innovationsförderung ist -wie oben erwähnt - ganz stark auf technologische und/oder for-schungsbasierte Innovationen fokussiert. Dies mag auf die leichtereMessbarkeit dieser zurückzuführen sein; gerechtfertigt ist es aller-dings weder aus der Innovationsdefinition, noch aus wirtschaftspoli-tischer Sicht. Ohne Zweifel stellen Innovationen, deren Ausgangs-basis nicht in technologisch orientierter F&E oder auch gar nicht inF&E liegt (organisatorische, nicht-technologische Produktinnova-tionen,…) einen ganz wesentlichen Faktor dar.

Innovationsförderung in der „Dienstleistungsgesellschaft“ kann essich nicht leisten, diese auch in Zukunft so stiefmütterlich zu be-handeln. Darüber hinaus gibt es soziale Innovationen, deren Be-deutung für die Gesellschaft – und auch für die Wirtschaft! –ebenfalls nicht zu leugnen und nicht zu vernachlässigen ist. DasKriterium der „Platzierung am Markt“ muss in diesem Fall wohldurch „Platzierung in der Gesellschaft“ ersetzt werden.

Fest steht für uns damit, dass sich wirtschaftliche Innovations-förderung auch auf nicht–F&E-basierende und/oder technologi-sche Innovationen zu erstrecken und soziale/gesellschaftlicheInnovationen zumindest insoweit zu berücksichtigen hat, als dieseauch von wirtschaftlicher Relevanz sind. Wir versuchen – dort, woes das Wettbewerbsrecht möglich macht – diesen Anspruch unteranderem durch die Entwicklung von Programmen zu erfüllen, diedie Förderung auch solcher Innovationen mit einschließen. Dasheißt freilich keineswegs, dass hier eine Beliebigkeit der Projektetoleriert wird. Es geht hier ebenso wie bei technologieorientiertenProjekten um Qualität. Aus Selbstverständlichkeit, aber auch, weildas Anlegen anderer Maßstäbe einer vollkommen ungerechtfertig-ten Herabwürdigung dieser Bereiche gleich kommen würde.

Mag. Christian BartikRobert Mayer-UnterholznerMag.ª Edeltraud Stiftinger

Innovation – ein Klartext (?) im Getümmel

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