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Forschung und Beratung in Wirtschaft und Politik Zürich Gotthard Mailand Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land im Gotthard-Korridor im Zuge der NEAT-Eröffnung Technischer Bericht 23. Januar 2015 zuhanden der Stadtentwicklung der Stadt Zürich, der Kantone Schwyz, Tessin und Uri

Zürich Gotthard Mailand - stadt-zuerich.ch · Der Bericht gibt die Auffassung des Projektteams wieder, die nicht notwendigerweise mit derjenigen des Auftragge-bers bzw. der Auftraggeberin

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Forschung und Beratung

in Wirtschaft und Politik

Zürich – Gotthard – Mailand

Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land im Gotthard-Korridor im Zuge der NEAT-Eröffnung

Technischer Bericht

23. Januar 2015

zuhanden der Stadtentwicklung der Stadt Zürich, der Kantone Schwyz, Tessin und Uri

Der Bericht gibt die Auffassung des Projektteams wieder, die nicht notwendigerweise mit derjenigen des Auftragge-bers bzw. der Auftraggeberin oder der Begleitorgane übereinstimmen muss.

Ecoplan AG Hochschule Luzern Wirtschaft SEREC Sàrl

Forschung und Beratung Institut für Betriebs- und

in Wirtschaft und Politik Regionalökonomie IBR

www.ecoplan.ch www.hslu.ch/ibr www.serec.ch

Monbijoustrasse 14 Zentralstrasse 9, Postfach 2940 Av. de France 6

CH - 3011 Bern CH - 6002 Luzern CH – 1950 Sion

Tel +41 31 356 61 61 Tel +41 41 228 41 50 Tel.: +41 91 943 61 63

[email protected] [email protected] [email protected]

Schützengasse 1 Postfach CH - 6460 Altdorf

Tel +41 41 870 90 60 [email protected]

Impressum

Empfohlene Zitierweise

Autor: Ecoplan/IBR

Titel: Zürich – Gotthard – Mailand

Untertitel: Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land im Gotthard-Korridor im Zuge der NEAT-Eröffnung

Auftraggeber: Stadtentwicklung der Stadt Zürich STEZ

Ort: Altdorf/Luzern

Datum: 23. Januar 2015

Auftraggeber / Teilnehmende Partner

Anna Schindler (STEZ)

Martin Harris (STEZ)

Andrea Felicioni (Kanton Tessin)

Ruth Nydegger (Kanton Tessin)

Paolo Poggiati (Kanton Tessin)

Christian Raab (Kanton Uri)

Peter Reichmuth (Kanton Schwyz)

Projektteam Ecoplan

Matthias Amacher

Stefan Suter

Projektteam IBR

Jürg Inderbitzin

Die ARGE Ecoplan/IBR wird unterstützt durch François Parvex, SEREC.

Inhaltsübersicht ECOPLAN/IBR

1

Inhaltsübersicht

Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................... 3

Management Summary ............................................................................................................ 6

1 Einleitung ................................................................................................................................10

Hauptbericht ........................................................................................................... 12

2 Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung .................................................................13

3 Auswirkungen der NEAT am Gotthard ................................................................................21

4 Handlungsoptionen der öffentlichen Hand .........................................................................27

5 Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ..........................................................44

6 Anhang A – Durchgeführte Interviews .................................................................................53

7 Anhang B – Ergebnisse der Ämterkonsultation .................................................................54

8 Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) .............................55

Hintergrundbericht ................................................................................................. 71

9 Untersuchungsperimeter ......................................................................................................72

10 Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ....................................................................77

11 Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ..............................................82

12 Nutzniessende der NEAT am Gotthard ................................................................................85

13 Erkenntnisse aus anderen Projekten ...................................................................................94

14 Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard .....................................................................97

15 Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ......................................................101

16 Anhang E – Weblinks zu Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor ..................127

Literaturverzeichnis .............................................................................................................128

Inhaltsübersicht ECOPLAN/IBR

2

Inhaltsverzeichnis ECOPLAN/IBR

3

Inhaltsverzeichnis

Management Summary ............................................................................................................ 6

1 Einleitung ................................................................................................................................10

1.1 Ziele der Studie ........................................................................................................................10

1.2 Aufbau des Berichts .................................................................................................................11

Hauptbericht ........................................................................................................... 12

2 Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung .................................................................13

2.1 Betrachteter Gotthard-Korridor .................................................................................................13

2.2 Einordnung im Stadt-Land-Spektrum .......................................................................................14

2.3 Heutige Zusammenarbeit im Gotthard-Korridor .......................................................................15

3 Auswirkungen der NEAT am Gotthard ................................................................................21

3.1 Neues Verkehrsangebot am Gotthard .....................................................................................21

3.2 Nutzniessende der NEAT .........................................................................................................22

3.3 Chancen, Risiken und Herausforderungen ..............................................................................23

3.4 Bedeutung privater Aktivitäten .................................................................................................25

4 Handlungsoptionen der öffentlichen Hand .........................................................................27

4.1 Massnahmenspektrum und räumliche Zusammenarbeitsebenen ...........................................27

4.2 Interessenlage und Positionen der einzelnen Gebietskörperschaften ....................................32

4.3 Thematische Schwerpunkte und Handlungsfelder ..................................................................36

4.4 Erkenntnisse aus der Ämterkonsultation .................................................................................40

5 Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ..........................................................44

5.1 NEAT-Konferenz: Koordination mittels übergeordneter Massnahme ......................................44

5.2 Nutzung bestehender Gefässe ................................................................................................48

5.3 Nutzung der Symbolkraft von kleinen Massnahmen................................................................50

5.4 Impulsgebung durch die öffentliche Hand ................................................................................51

5.5 Fazit ..........................................................................................................................................52

6 Anhang A – Durchgeführte Interviews .................................................................................53

7 Anhang B – Ergebnisse der Ämterkonsultation .................................................................54

8 Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) .............................55

Inhaltsverzeichnis ECOPLAN/IBR

4

8.1 Einleitung ..................................................................................................................................55 8.1.1 Ausgangslage...........................................................................................................................55 8.1.2 Fragestellung............................................................................................................................55 8.1.3 Zweck und Aufbau ...................................................................................................................56

8.2 Übergeordnete Massnahmen...................................................................................................56

8.3 Handlungsfelder .......................................................................................................................58 8.3.1 Geschäftsverkehr .....................................................................................................................60 8.3.2 Bildung .....................................................................................................................................61 8.3.3 Sprache ....................................................................................................................................62 8.3.4 Tourismus .................................................................................................................................63 8.3.5 NEAT-Halteorte ........................................................................................................................64

8.4 Weitere Themen .......................................................................................................................65 8.4.1 Wirtschaftsförderung ................................................................................................................65 8.4.2 Raum- und Entwicklungsplanung ............................................................................................66

8.5 Fragebogen ..............................................................................................................................67 8.5.1 Angaben zur Person / Organisation .........................................................................................67 8.5.2 Vollständigkeit der Handlungsfelder ........................................................................................67 8.5.3 Priorisierung der vorgeschlagenen Massnahmen....................................................................68 8.5.4 Weitere Massnahmenvorschläge .............................................................................................70 8.5.5 Weitere Rückmeldungen ..........................................................................................................70

Hintergrundbericht ................................................................................................. 71

9 Untersuchungsperimeter ......................................................................................................72

9.1 Der Gotthard-Korridor ..............................................................................................................72

9.2 Einteilung in das Stadt-Land-Spektrum ...................................................................................73

9.3 MS-Regionen und Einwohner ..................................................................................................73

9.4 Lombardei ................................................................................................................................75

10 Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ....................................................................77

10.1 Verkehrssystem im Gotthard-Korridor .....................................................................................77

10.2 Veränderung der Reisezeiten ..................................................................................................78

11 Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ..............................................82

11.1 Wirkungskette Verkehr – Wirtschaft .........................................................................................82

11.2 Methodik des ARE ...................................................................................................................84

12 Nutzniessende der NEAT am Gotthard ................................................................................85

12.1 Profitierende Reisende .............................................................................................................85

12.2 Profitierende Branchen ............................................................................................................90

12.3 Bedeutung der gesamten Wertschöpfungskette ......................................................................92

Inhaltsverzeichnis ECOPLAN/IBR

5

13 Erkenntnisse aus anderen Projekten ...................................................................................94

13.1 Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels ...........................................................................94

13.2 Erkenntnisse der Lötschberg-Studie zum Gotthard-Basistunnel .............................................95

13.3 Auswirkungen auf das Tessin ..................................................................................................95

13.4 Auswirkungen auf den Gotthardraum ......................................................................................96

14 Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard .....................................................................97

14.1 Chancen ...................................................................................................................................97

14.2 Risiken ......................................................................................................................................98

14.3 Zusammenfassung ...................................................................................................................99

15 Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ......................................................101

15.1 Erreichbarkeit von Zentren und Dienstleistungen ..................................................................101

15.2 Bauzonenreserven .................................................................................................................103

15.3 Bedeutung ausgewählter Branchen für die Regionen ...........................................................105

15.4 Wirtschaftsstruktur nördlich des Gotthards ............................................................................111

15.5 Wirtschaftsstruktur im Tessin .................................................................................................119

15.6 Wirtschaftsstruktur in der Lombardei .....................................................................................123

15.7 Wirtschaftsstruktur in Aggregaten ..........................................................................................124

16 Anhang E – Weblinks zu Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor ..................127

Literaturverzeichnis .............................................................................................................128

Management Summary ECOPLAN

6

Management Summary

Ausgangslage: Auswirkungen der NEAT am Gotthard

Im Jahr 2016 soll die NEAT am Gotthard eröffnet werden. Die Inbetriebnahme wird im Gott-

hard-Korridor von Zürich bis Mailand zu neuen Herausforderungen führen: Es werden sich

neue Chancen bieten, aber es muss auch mit neuen Risiken gerechnet werden. Ergibt sich

daraus für die öffentlichen Akteure innerhalb des Gotthard-Korridors ein Handlungsbedarf für

neue Zusammenarbeitsformen und -projekte, und dies insbesondere in einem Stadt-Land-

Kontext? Und falls ja: Wie könnte dieser Handlungsbedarf wahrgenommen werden? Diese

Fragen stehen im Zentrum der vorliegenden Untersuchung im Auftrag der Stadt Zürich mit

Beteiligung der Kantone Schwyz, Tessin und Uri.

Wesentlicher und unmittelbarer Effekt der Inbetriebnahme der NEAT am Gotthard ist die

Verkürzung der Reisezeiten im transalpinen Schienenverkehr zwischen Zürich und Mailand

um rund eine Stunde. Von diesen Reisezeitveränderungen profitieren im hier interessieren-

den Personenverkehr in erster Linie Reisende mit wenig Gepäck. Darunter fallen bspw. Ta-

ges- und WochenendtouristInnen, Geschäftsreisende, Tages- oder WochenpendlerInnen und

Bildungsreisende. Diese privaten Akteure werden gemäss ihren Bedürfnissen auf die durch

die NEAT veränderten Rahmenbedingungen reagieren. Darunter fallen namentlich die Über-

prüfung und Neuorganisation der räumlichen Verteilung ihrer Aktivitäten. Diese Reaktionen

und die daraus resultierenden Folgeeffekte stellen die Chancen und Risiken der NEAT-

Eröffnung für die verschiedenen Räume innerhalb des Gotthard-Korridors dar.

Für die öffentlichen Gebietskörperschaften im Gotthard-Korridor besteht ein breites Spektrum

von Massnahmen, mit denen sie versuchen können die Chancen für die wirtschaftliche und

gesellschaftliche Entwicklung zu erhöhen bzw. die Risiken zu reduzieren.

Abbildung K-1: Massnahmenspektrum und Zusammenarbeitsebenen

Bereich, Instrument

Überregionale Zusam-menarbeit zwischen Städten

Nachbarschaftliche Zusammenarbeit der NEAT-Halteorte

Zusammenarbeit zwischen den NEAT-Halteorten und dem ländlichen Hinterland

Wirtschaftsförderung

Wohnstandortförderung

Raumplanung

Verkehrsplanung

Bildung

Strategieentwicklung

Vernetzung

Events

Tourismus / Kommuni-kation

Wissens- und Erfahrungsaustausch

Management Summary ECOPLAN

7

Viele sinnvollen Aktivitäten und Massnahmen können durch die jeweils betroffene Gebiets-

körperschaft in Eigenregie ergriffen werden. Für die vorliegende Untersuchung stehen aber

nicht solche „unilateralen“ Massnahmen im Vordergrund. Vielmehr geht es um Massnahmen,

die sinnvollerweise in Zusammenarbeit von öffentlichen Akteuren unterschiedlicher Teilräume

umgesetzt werden, also zum Beispiel zwischen den Städten innerhalb des Korridors oder

zwischen Zentren und ihrem ländlichen Umland.

Identifizierte Handlungsfelder und Zusammenarbeitsansätze

Aus einer Wirkungsanalyse, den durchgeführten Stakeholder-Interviews und Workshops

wurden fünf prioritäre Handlungsfelder für neue konkrete Zusammenarbeitsmöglichkeiten

abgeleitet:

der Geschäftsverkehr auf der NEAT-Achse

der Bildungsbereich

die Sprachenvielfalt

der Tourismus

die NEAT-Halteorte

Für jedes Handlungsfeld sind konkrete Umsetzungsmassnahmen beschrieben worden, die

in einer informellen Ämterkonsultation auf ihre Umsetzbarkeit getestet wurden.

Für deren Realisierung sind vier Zusammenarbeitsansätze von je unterschiedlicher Breite

und Tiefe entwickelt und zur Diskussion gestellt worden:

Die Schaffung eines übergeordneten Gefässes (Arbeitstitel „NEAT-Konferenz“) für den

regelmässigen und organisierten Austausch könnte dazu beitragen, gemeinsame Interes-

sen rechtzeitig zu erkennen und in geeigneter Form zu bearbeiten. Die Themen können,

müssen sich aber nicht nur aus der NEAT ergeben.

Die verstärkte Einspeisung der in diesem Bericht identifizierten Handlungsfelder und

Massnahmen in bestehende Gefässe stellt einen zweiten möglichen Weg dar, um künftig

gemeinsame Ziele und Interessen im Gotthard-Korridor zu erkennen und zu bearbeiten.

Mit der Umsetzung ausgewählter kleinerer Massnahmen als Pilotprojekte könnte die

Identifikation mit dem Gotthard-Korridor gestärkt werden. In die Realisierung könnten

auch italienische Akteure eingebunden werden. Die im Rahmen dieser Pilotprojekte ge-

knüpften Kontakte könnten künftig für weitere gemeinsame Projekte genutzt werden.

Das durch die öffentliche Hand – auch im Rahmen der vorliegenden Untersuchung – auf-

gearbeitete Wissen zur NEAT kann für private und halb-öffentliche Akteure Impulse für ei-

gene Aktivitäten liefern, um die erkannten Chancen und Risiken aktiv anzugehen. Die öf-

fentliche Hand könnte in diesem Sinn als Impulsgeberin für Zielgruppen wie Tourismu-

sorganisationen, Bildungsinstitutionen oder Verkehrsbetriebe fungieren.

Management Summary ECOPLAN

8

Fokussierung auf die Rolle als Impulsgeberin

Mit Blick auf die Ergebnisse der durchgeführten Ämterkonsultation (vgl. dazu Anhang B die-

ses Berichts) steht für die Auftraggeber der Untersuchung aktuell der letztgenannte Ansatz

im Vordergrund. Gegen eine weitergehende und/oder stärker institutionalisierte Zusammen-

arbeit sprechen vor allem zwei Punkte:

Voraussetzung für die multilaterale Realisierung einer Massnahme durch die öffentliche

Hand sind deren unmittelbare Notwendigkeit sowie der zusätzliche Nutzen, der ge-

genüber einer unilateralen Realisierung der Massnahme resultieren muss. Eine Umschau

im Gotthard-Korridor hat gezeigt (vgl. Abbildung K-2), dass verschiedene mit der NEAT

verbundene Chancen bereits bearbeitet werden. Zudem wird anerkannt, dass die Nutzung

der Chancen der NEAT und die Reduktion ihrer Risiken primär Aufgabe der privaten Ak-

teure und nicht der öffentlichen Hand ist.

Weiter spricht die Heterogenität der Interessen gegen eine breitere und/oder tiefere

Zusammenarbeit der öffentlichen Akteure innerhalb des Gotthard-Korridors im Zuge der

NEAT-Eröffnung. Für die verschiedenen Akteure stehen bezüglich Zusammenarbeit un-

terschiedliche Konstellationen im Vordergrund: Zusammenarbeit zwischen räumlichen

Nachbarn, zwischen gleichartigen Akteuren (z.B. Städten) und/oder zwischen den regio-

nalen Zentren und ihrem Hinterland (vgl. Abbildung K-1).

Ob diese Einschätzung auch im Zeitverlauf Bestand hat, wird sich zeigen. Die sich manifes-

tierenden Auswirkungen der NEAT-Eröffnung – sie lassen sich heute nur mit Unsicherheit

abschätzen – könnten Auslöser einer erneuten Diskussion sein, allenfalls unter Einbezug

weiterer Akteure. Mit dem vorliegenden Bericht ist eine Grundlage für solche Diskussionen

bereitgestellt worden. Der Bericht stellt in diesem Sinne auch einen ersten Schritt bei der

Umsetzung des oben beschriebenen vierten Ansatzes „öffentliche Hand als Impulsgeberin“

dar.

Bereits laufende Projekte und vorhandene Potenziale

Die Frage der Zusammenarbeit öffentlicher Akteure im Gotthard-Korridor stellt sich mit der

NEAT-Eröffnung nicht grundsätzlich neu. Die Akteure im Gotthard-Korridor streben laufend

danach, Aufgaben gemeinsam anzugehen, sobald die Vorteile einer Zusammenarbeit her-

vorstechen.

In naher Vergangenheit sind im Gotthard-Korridor zahlreiche Projekte mit oder ohne Bezug

zur NEAT (vgl. gelbe Kästen in der nachfolgenden Abbildung) lanciert worden. Trotz Hinder-

nissen wie beispielsweise der unterschiedlichen Sprachen und Mentalitäten oder vorhande-

ner Stadt-Land-Gegensätze werden einige davon in Zusammenarbeit von je unterschiedli-

chen beteiligten Akteuren realisiert.

Neben diesen bereits realisierten oder geplanten Projekten bestehen zusätzliche Potenziale,

die als Ansatzpunkte für künftige (Zusammenarbeits-)Projekte und für die Entwicklung ge-

meinsam getragener Massnahmen genutzt werden können. Eine Auswahl solcher Potenziale

ist ebenfalls in der nachfolgenden Abbildung (blaue Kästen) dargestellt.

Management Summary ECOPLAN

9

Abbildung K-2: Auswahl an Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor (Ende 2014)

1. Einleitung ECOPLAN/IBR

10

1 Einleitung

Die für das Jahr 2016 geplante Eröffnung des Gotthard-Basistunnels (und die spätere Eröff-

nung des Ceneri-Basistunnels) stellt für den Gotthard-Korridor zwischen Zürich und Mailand

sowie für die ganze Schweiz ein wichtiges Ereignis dar. Aus der Verkürzung der Reisezeit

zwischen den Metropolitanräumen Zürich und Mailand, aber auch aus der Symbolkraft der

NEAT-Eröffnung als weitherum sichtbarer „Leuchtturm“ ergeben sich Chancen. Diese gilt es

zu identifizieren und zu nutzen. Gleichzeitig ergeben sich auch Risiken, die ein adäquates

Risikomanagement erfordern. Gefordert sind in erster Linie die privaten Akteure sich auf eine

Situation mit NEAT einzustellen und sich auf die damit verbundenen Chancen und Risiken

vorzubereiten.

Für die öffentliche Hand stellt sich die Frage, ob auch sie einen Beitrag leisten kann, damit

die Chancen der NEAT genutzt und die Risiken angegangen werden. Die von der Stadtent-

wicklung der Stadt Zürich in Auftrag gegebene, und von den Kantonen Schwyz, Uri und Tes-

sin mitgetragene „Gotthard-Studie“ fokussiert auf diese Fragestellung: Ergibt sich für die öf-

fentliche Hand wegen der bevorstehenden NEAT-Eröffnung ein Handlungsbedarf für die Zu-

sammenarbeit zwischen städtischen und ländlichen Räumen entlang der Line Zürich – Mai-

land? Und falls ja: Wie könnte dieser Handlungsbedarf wahrgenommen werden?

1.1 Ziele der Studie

Ziel der Studie ist es, anhand konkreter Massnahmen aufzuzeigen, wie die öffentlichen Ak-

teure der städtischen und ländlichen Regionen innerhalb des Gotthard-Korridors zusammen-

arbeiten könnten, um die festgestellten Potenziale zu nutzen resp. um Risiken zu minimieren.

Die Massnahmen sollen im Kontext der NEAT-Eröffnung zu einer sinnvollen und von den

öffentlichen Akteuren gewünschten Intensivierung der bilateralen oder multilateralen Zusam-

menarbeit im Gotthard-Korridor zwischen Stadt und Land führen, aber auch zwischen den

Gebieten nördlich und südlich des Gotthards.

Unter Massnahmen verstehen wir gemeinsame Aktivitäten der öffentlichen Hand im Zuge

der NEAT-Eröffnung. Es geht in der Studie also nicht um unilaterale Massnahmen, die die

Gebietskörperschaften (Gemeinden, Regionen, Kantone) entlang der NEAT-Achse je für sich

selber und unabhängig von anderen umsetzen können. Vielmehr geht es um bilaterale und

multilaterale Massnahmen: Ein solcher Ansatz macht aus Sicht einer öffentlichen Gebiets-

körperschaft nur dann Sinn, wenn entweder die Ziele im Alleingang nicht oder nur mit höhe-

rem Ressourcenaufwand erreicht werden können oder wenn durch gemeinsames Handeln

mehr erreicht werden kann. Die Grundlage für ein gemeinsames Handeln sind gemeinsame

Interessen, Bedürfnisse und Ziele welche deshalb in der Studie eine bedeutende Rolle spie-

len.

1. Einleitung ECOPLAN/IBR

11

1.2 Aufbau des Berichts

Der Bericht ist in zwei Teile gegliedert:

Im Hauptbericht werden die zentralen Erkenntnisse und Überlegungen zu einer künftigen

Zusammenarbeit im Gotthard-Korridor wiedergegeben.

Im Hintergrundbericht sind die im Rahmen der Studie aufgearbeiteten Grundlagen zum

Untersuchungsraum und zur NEAT dargestellt. Er enthält auch vertiefende Analysen und

Informationen von Fragestellungen, die im Hauptbericht nur kurz diskutiert werden.

Die Unterteilung in die beiden Berichtsteile widerspiegelt auch das Vorgehen bei der Erarbei-

tung des vorliegenden Berichts.

In einem ersten Schritt sind vom Bearbeitungsteam der Studie die im Hintergrundbericht

festgehaltenen Grundlagen erarbeitet worden.

In einem zweiten Schritt ging es darum, in Kenntnis der Ergebnisse des Hintergrundbe-

richts neue Zusammenarbeitsoptionen, die sich aus der NEAT-Eröffnung am Gotthard er-

geben, zu identifizieren und zu bewerten. Hierzu sind mit ausgewählten Repräsentanten

wichtiger öffentlicher und halb-öffentlicher Akteure im Untersuchungsperimeter Experten-

gespräche geführt worden.1 Zusätzlich wurden im Rahmen einer informellen Ämterkonsul-

tation die abgeleiteten Handlungsfelder und Massnahmenvorschläge auf ihre Akzeptanz

bei den teilnehmenden Partner geprüft.2

Die erarbeiteten Vorschläge im Hauptbericht basieren somit nicht auf einer „theoretischen“

Analyse des Bearbeitungsteams dieser Studie, sondern auf Einschätzungen von Vertreterin-

nen und Vertretern wichtiger Gebietskörperschaften und Organisationen innerhalb des Gott-

hard-Korridors. Diese „Übungsanlage“ drängt sich auf, weil gemäss Abschnitt 1.1 Massnah-

men zu identifizieren sind, die von den angesprochenen öffentlichen Akteuren auch getragen

werden.

Leseempfehlung:

Für eilige Leserinnen und Leser mit Interesse an den Ergebnissen der Studie empfehlen wir

den Hauptteil des Berichts. Leserinnen und Leser, die sich auch für die Hintergründe zu den

erwarteten Auswirkungen der NEAT interessieren, empfehlen wir zusätzlich die Lektüre der

Kapitel 10 bis 14 des Hintergrundberichts.

1 Anhang A gibt Auskunft über die in das Interview-Programm eingebundenen Personen.

2 Anhang B und C zeigen die Ergebnisse der Ämterkonsultation und die verwendeten Unterlagen (Factsheets und

Fragebogen).

1. Einleitung ECOPLAN/IBR

12

Hauptbericht

Dieser Berichtsteil fasst die zentralen Ergebnisse der Studie zusammen. Der Hauptbericht ist

wie folgt strukturiert:

Kapitel 2 gibt einen kurzen Überblick über den Untersuchungsraum, den Gotthard-

Korridor. Dabei wird einerseits die Einordnung der Teilgebiete in das Stadt-Land-

Spektrum beleuchtet. Andererseits zeigt das Kapitel auch die heute im Korridor stattfin-

dende Zusammenarbeit, laufende Projekte und künftige Potenziale.

Kapitel 3 umreisst die von der NEAT ausgehenden erwarteten Wirkungen, Chancen und

Risiken. Dazu wird auch kurz auf das neue Verkehrsangebot, auf die Nutzniessenden der

NEAT und auf die Bedeutung der privaten Akteure eingegangen.

Kapitel 4 stellt dar, welche Interessen die an der Studie beteiligten Partner in Zusammen-

hang mit der NEAT-Eröffnung verfolgen und welche Handlungsoptionen sich ihnen bie-

ten. Basierend auf dem ausgewiesenen Massnahmenspektrum und auf den Interessenla-

gen der teilnehmenden Partner werden die thematischen Schwerpunkte für künftige

Massnahmen identifiziert.

Kapitel 5 zeigt schliesslich, wie die Zusammenarbeit im Gotthard-Korridor künftig organi-

siert und gefördert werden könnte.

In den Anhängen A und B sind die durchgeführten Interviews und die Ergebnisse der infor-

mellen Ämterkonsultation dargestellt. In Anhang C sind die in der Ämterkonsultation verwen-

deten Factsheets zu den identifizierten Handlungsfeldern abgebildet.

2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR

13

2 Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung

In der vorliegenden Studie geht es um sinnvolle und erwünschte neue Möglichkeiten zur Zu-

sammenarbeit zwischen Stadt und Land innerhalb des Gotthard-Korridors, die sich durch die

NEAT-Eröffnung ergeben. Als Grundlage für die weiteren Analysen ist in einem ersten Schritt

der Untersuchungsraum „Gotthard-Korridor“ zu definieren. Anschliessend werden die Teilge-

biete im Stadt-Land-Spektrum verortet. Im darauffolgenden Schritt wird gezeigt, wie die Zu-

sammenarbeit im Korridor heute organisiert ist und welche Projekte und Potenziale für die

Zukunft des Gebietes relevant sind.

2.1 Betrachteter Gotthard-Korridor

Der in der Studie verwendete Untersuchungsperimeter ist definiert durch den Gotthard-

Korridor zwischen der Stadt Zürich und der Stadt Mailand. Die folgende Abbildung zeigt in

blauer Farbe den Untersuchungsperimeter in einer Übersichtskarte.

Abbildung 2-1: Untersuchungsperimeter „Gotthard-Korridor“

2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR

14

2.2 Einordnung im Stadt-Land-Spektrum

Als Betrachtungseinheiten für die Einordnung wurden in der Schweiz die Gemeinden ge-

wählt. Die folgende Grafik teilt die Gemeinden innerhalb des Korridors in städtische und länd-

liche Gemeinden (gemäss regiosuisse-Gemeindetypologie3) ein.

Abbildung 2-2: Untersuchungsperimeter und MS-Regionen in der Schweiz

Quelle: Eigene Darstellung, Google Maps (rechts)

Eine genaue, eindimensionale Einordnung der einzelnen Gebiete in das Stadt-Land-

Spektrum ist schwierig, da es sich in Abhängigkeit der eingenommenen Sichtweise in ver-

schiedensten Facetten zeigt:

Das Stadt-Land-Verständnis auf Ebene der Bevölkerung kann sich von jenem der Verwal-

tung unterscheiden.

Die Selbstwahrnehmung kann von der Aussenwahrnehmung abweichen.

3 Vgl. regiosuisse (2011), Kapitel 2.

Regiosuisse Gemeindetypen

Metropolräume

Städtische Gemeinden und Agglo

Periurbaner ländlicher Raum

Alpine Tourismuszentren

Peripherer ländlicher Raum

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Uri

Innerschwyz

Einsiedeln

March-Höfe

Zug

Tre Valli

Locarno Bellinzona

Lugano

Mendrisio

Erstfeld

Bodio

Arth-Goldau

Chiasso

Gotthard-Basistunnel

2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR

15

Aus Sicht einer agrarischen Gemeinde ist das lokale Zentrum eher urban, während aus

Sicht einer städtischen Metropole ein lokales Zentrum eher ländlich anmutet.

Wirtschaftlich kann eine Gemeinde oder eine Region insbesondere im Dienstleistungs-

und Industriesektor stark sein. Trotzdem können in der Bevölkerung traditionelle Werte

stark verankert sein, die üblicherweise eher agrarisch-ländlich geprägten Räumen zuge-

rechnet werden.

In dieser Studie wird eine pragmatische Einordnung der Gebiete gemäss der Agglomerati-

onsdefinition sowie den BFS/regiosuisse-Gemeindetypen verwendet. Dies im Wissen, dass

sich die Bedürfnisse und Interessen der Gebiete nicht nur aus diesen Typen ableiten lassen.

Zu den urbanen oder städtischen Gebieten werden damit neben dem städtischen Gross-

raum Zürich (mit den Agglomerationen Zürich, Wetzikon, Pfäffikon, Lachen, Rapperswil und

Wohlen) und dem Grossraum Mailand (mit den Städten Mailand, Como, Varese und Novara)

die folgenden Gebietseinheiten gezählt:

Die mittleren Agglomerationen Zug, Lugano und Locarno mit ihren Umlandgemeinden

Die kleinen Agglomeration Schwyz, Bellinzona und Chiasso-Mendrisio mit ihren Umland-

gemeinden

Zum ländlichen Raum werden die folgenden Raumtypen gezählt:

Periurbaner ländlicher Raum

Peripherer ländlicher Raum und

Alpine Tourismuszentren

Innerhalb des Gotthard-Korridors sind insbesondere der Kanton Uri, Innerschwyz und das

nördliche Tessin grossflächig durch ländliche Gemeinden geprägt.

Vertiefungen im Hintergrundbericht

Zusätzliche Informationen und Übersichten zum Gotthard-Korridor und seinen Teilräumen sind im Hintergrundbericht

wie folgt zu finden:

- Kapitel 9: Ausgewählte Strukturdaten zu den einzelnen Teilräumen des Korridors

- Anhang D (Kap.15): Ausprägung ausgewählter Standortfaktoren sowie Branchen- und Wirtschaftsstruktur

2.3 Heutige Zusammenarbeit im Gotthard-Korridor

Es ist angesichts der vorhandenen Grössenunterschiede, der geografischen Lage, der unter-

schiedlichen Sprachen auf der Nord- und der Südseite des Gotthards, der unterschiedlichen

Herausforderungen und Interessen nicht erstaunlich, dass die heutige Zusammenarbeit im

oben definierten Gotthard-Korridor eher lose ist.

Die bestehenden formellen Gefässe setzen sich meist aus thematischen Interessengruppen,

Nachbarkantonen und angeschlossenen Gemeinden zusammen. Keine der bestehenden

Institutionen deckt spezifisch den gesamten Gotthard-Korridor ab oder vermag es, die The-

matik der Stadt-Land-Gemeinsamkeiten abzudecken, wie die folgende beispielhafte Aufzäh-

lung illustriert:

2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR

16

Die Zentralschweizer Regierungskonferenz ZRK (mit Zürich und Aargau als beobachten-

den Mitgliedern), die Metropolitankonferenz Zürich (mit den Kantonen Schwyz und Zug

sowie verschiedenen ihrer Gemeinden) oder die „Greater Zurich Area“ als kantonsüber-

greifende Wirtschaftsförderungsinstitution umfassen entweder einen räumlich weiter ge-

fassten Kreis oder schliessen einzelne Gebiete aus.

Die Regierungskonferenz der Gebirgskantone (RGKG) beschränkt sich auf den Einbezug

der Gebirgskantone.

Im Gotthard-Komitee sind zwar alle Kantone auf der Achse Basel-Tessin vertreten, es

konzentriert sich thematisch aber vor allem auf die Verkehrspolitik, unter anderem auf den

Güterverkehr.

Im Programm San Gottardo 2020, einem Gemeinschaftsprojekt zur Unterstützung der

Regionalentwicklung des Gotthardraumes, sind die Kantone Uri, Tessin, Wallis und Grau-

bünden vertreten.

Zwischen den Gebieten nördlich und südlich des Gotthards (z.B. zwischen Zürich und dem

Kanton Tessin, zwischen Schwyz und dem Tessin) bestehen derzeit ebenfalls nur wenige

Kontakte, die über die Diskussion aktueller Problemlagen hinausgehen. Einen vor allem in-

formellen Austausch zu verschiedenen Themen pflegen die Kantone Schwyz und Uri. Auf der

informellen Ebene findet unter dem Namen „Brückenschlag Uri-Zürich“ auch alle zwei Jahre

ein Treffen zwischen dem Gemeinderat Zürich und dem Landrat Uri statt. Darüber hinaus gibt

es keine bedeutenden Kooperationen.

Für diese eher losen Formen der Zusammenarbeit sind unter anderem räumliche Hindernis-

se und Distanzen (Alpen), verkehrliche Distanzen (Reisezeit, Umsteigevorgänge, Erreichbar-

keit), aber auch psychologische und kulturelle Aspekte verantwortlich. Zu letzteren zählen wir

auch den Trennungscharakter der Landesgrenze, vorhandene Stadt-Land-Gegensätze, un-

terschiedliche Mentalitäten, die beiden Sprachen oder noch immer vorhandene Stereotypen.

Trotzt dieser Hindernisse ist der Raum in Bewegung. In den letzten Jahren wurde – wohl

teilweise auch mit Blick auf die für das Jahr 2016 geplante NEAT-Eröffnung – eine Entwick-

lung angestossen, die sich in zahlreichen Projekten manifestiert, an welchen sich die Ge-

bietskörperschaften des Gotthard-Korridors (hier v.a. die Kantone) je unterschiedlich beteili-

gen. Neben diesen bereits realisierten oder geplanten Projekten bestehen zusätzliche Poten-

ziale, die als Ansatzpunkte für künftige (Zusammenarbeits-)Projekte und die Entwicklung

gemeinsam getragener Massnahmen genutzt werden könnten.

Abbildung 2-3 zeigt eine Auswahl an Projekten (gelb) und Potenzialen (blau) im Gotthard-

Korridor als Kartendarstellung.4 In der anschliessenden Abbildung 2-4 sind ausgewählte Pro-

jekte im Gotthard-Korridor kurz beschrieben. Es handelt sich um eine Momentaufnahme En-

de 2014, die nicht Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

4 Quellen: Eigene Recherche gemäss Anhang E und durchgeführte Expertengespräche.

2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR

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Abbildung 2-3: Ausgewählte Potenziale und Projekte im Gotthard-Korridor (Dezember 2014)

2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR

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Abbildung 2-4: Laufende oder geplante Projekte im Gotthard-Korridor (Auswahl)

Projekte Kurzbeschreibung Beteiligte / Betroffene

Sakrallandschaft Vernetzungsplattform von Klöstern, Kirchen, Wallfahrtsorten und kulturhistorischen Stätten (interkantonales NRP-Projekt).

Innerschweizer Kantone

Gästival Festlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum des Zentralschweizer Tourismus im Jahr 2014/15. Der Fokus liegt auf der Gastfreund-schaft.

Uri, Schwyz, Luzern, Ob- und Nidwalden

Marketingkonzept SBB Bergstrecke

Die SBB entwickelt derzeit ein Marketingkonzept für die Gotthard-Bergstrecke

Uri, Tessin

Projektgruppe NEAT-Eröffnung

Koordinationssitzungen

Im Kanton Uri wurde eine Projektgruppe eingesetzt, welche die verschiedenen Aktivitäten der Gotthard-Kantone und des Bundes im Zuge der NEAT-Eröffnung koordiniert. Im Kanton Tessin finden regelmässige Koordinationssitzungen zur Inwertsetzung der Berg-strecke statt.

Uri, Tessin

Gotthard-Bergstrecke Die Gotthard-Bergstrecke wird in Wert gesetzt. Derzeit ist noch nicht klar, welche Angebote zu Verfügung stehen werden. Die SBB sieht für die Gotthard-Bergstrecke eine S-Bahn von Biasca nach Erstfeld vor (mit Umsteigen in Erstfeld).

Uri, Tessin

Bahnerlebniswelt Gotthard

SBB-Historic

Club del San Gottardo

SBB Historic setzt sich für die Erhaltung historischer Schienenver-bindungen und Lokomotiven ein. Zwischen Erstfeld (SBB Historic) und Biasca (Club del San Gottardo) ist eine «Bahnerlebniswelt Gotthard» geplant.

Uri, Tessin

Tourismusresort Andermatt In Andermatt entsteht derzeit das Tourismusresort des ägyptischen Investors Sawiris. Ein 5-Sterne Luxushotel („The Chedi“) wurde im Dezember 2013 eröffnet, und es werden in den nächsten Jahren weitere Infrastrukturen hinzukommen.

Uri

SkiArena Andermatt-Sedrun Der Bund hat im Juni 2014 die neue Skigebietsverbindung und den Skigebietsausbau in Andermatt und Sedrun bewilligt. Die Eröffnung ist für die Jahre 2016/2017 geplant.

Uri, Graubünden

Programma San Gotthardo 2020

Das interkantonale Projekt „San Gottardo 2020“ im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) zielt darauf ab, den Gotthardraum zu einem zusammenhängenden Lebens- und Wirtschaftsraum zu entwickeln. Unter dem Dach „San Gottardo“ können Private ihre Initiativen/Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region durchführen.

Uri, Tessin, Graubünden, Wallis

UNESCO Welterbe Kandidatur Eine Kandidatur der Gotthard-Bergstrecke als UNESCO Welterbe wird derzeit geprüft. Eine Einreichung der Kandidatur wäre frühes-tens 2016 möglich, ein Entscheid etwa 2019.

Uri, Tessin

Kompetenzzentrum nach-haltige Mobilität und Eisen-bahntechnologie

Derzeit wird ein Innovations- und Kompetenzzentrum für „nachhal-tige Mobilität und Eisenbahntechnologie“ in Bellinzona vorangetrie-ben. Beteiligte Partner sind u.a. der Kanton Tessin, die Stadt Bellinzona und die SBB.

Tessin (Soprace-neri)

Gemeindefusionen Im Raum Leventina, Bellinzona, Biasca sind derzeit verschiedene Gemeindezusammenschlüsse geplant bzw. werden diskutiert. Dies bietet grosse Effizienzsteigerungspotenziale.

Tessin

Kulturzentrum in Lugano (LAC) In Lugano entsteht bis 2015 das neue Kunst- und Kulturzentrum LAC. Es bietet unter anderem Infrastrukturen für Konzerte, Theater, Ausstellungen und Open-Airs.

Tessin (Sottoce-neri)

Tecnopolo Ticino Biomedicale Bellinzona

Die Biomedizinische Fakultät der USI wird künftig in Bellinzona und Lugano angesiedelt sein.

Tessin (Soprace-neri)

Verbindung Lugano Centro – Bioggio (tram treno)

In Lugano befindet sich die direkte Verbindung zwischen Bioggio-Lugano Centro des neuen tram-treno in Projektierung. Die neue Linie soll unter anderem den Flugplatz Agno sowie die Umlandge-meinden der Agglomeration Lugano besser erschliessen.

Tessin (Sottoce-neri)

2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR

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Projekte Kurzbeschreibung Beteiligte / Betroffene

Polo Aviatico Lodrino Das in Lodrino geplante Aviatikzentrum soll in einen Cluster von Aviatikfirmen im ganzen Kanton integriert werden.

Tessin

Nationalpark Locarnese Der rund um Locarno geplante Nationalpark soll unter anderem die Brissago-Inseln, das Centovalli und das Onsernonetal umfassen.

Tessin

Palazzo del Cinema Locarno Mit dem Filmpalast sollen die Zukunft des Filmfestivals Locarno und die Filmkultur im Tessin langfristig gesichert werden. Durch die Einrichtung eines festen Standorts der Festivalleitung und eines Kompetenzzentrums sollen ganzjährige Aktivitäten ermöglicht werden. In den Komplex sollen drei Filmsäle integriert werden.

Tessin (Sottoce-neri)

Parc Adula Mit dem geplanten Nationalpark „Parc Adula“ sollen der Schutz der Natur sowie die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in Einklang gebracht werden. Der Park soll unter anderem die Greina-Hoch-ebene, die Rheinquellen und das Naturschutzgebiet „Trescolmen“ umfassen.

Tessin, Grau-bünden

Inwertsetzung Monte San Giorgio / Monte Generoso

Die zwei Berge nahe Mendrisio sollen in Wert gesetzt werden. Das Projekt am Monte San Giorgio baut auf der Anerkennung als UNE-SCO-Welterbe auf. Auf dem Monte Generoso ist unter anderem ein neues Bergrestaurant geplant.

Tessin

Nationales Langlaufzentrum Campra

In Campra soll das nationale Langlaufzentrum restrukturiert, er-neuert und ausgebaut werden. Das Projekt wird im Rahmen der NRP durch den Bund und den Kanton Tessin mitfinanziert.

Tessin

Campus SUPSI-USI Lugano Ein neuer Campus der beiden Tessiner Bildungsinstitutionen USI und SUPSI ist in Lugano-Viganello geplant.

Tessin

Linie Mendrisio-Varese Mit der im Bau befindlichen Eisenbahn-Linie zwischen Mendrisio und Varese werden zwei Metropolräume im Grenzgebiet Italien-Schweiz enger miteinander Verknüpft. Ein weiteres Teilstück zwischen Varese und Gallarate wird künftig den Flughafen Malpen-sa für das Tessin besser erschliessen.

Tessin / Lombar-dia

Expo Milano 2015

Die Expo Milano 2015 findet vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 unter dem Thema „Feeding the Planet – Energy for Life“ statt. Die Stadt Zürich wird gemeinsam mit den Städen Basel und Genf auftreten. Die Gotthardkantone (Uri, Tessin, Wallis, Gaubünden) werden ebenfalls einen gemeinsamen Auftritt haben. Im Vorfeld befindet sich das „Swiss Mobile House“ auf einer Tournee durch Italien.

Milano

Die folgende Abbildung zeigt die wichtigsten zusätzlichen Potenziale innerhalb des Gotthard-

Korridors, aus welchen sich Zusammenarbeitsoptionen eröffnen könnten.

Abbildung 2-5: Potenziale für Zusammenarbeitsoptionen im Gotthard-Korridor (Auswahl)

Potenzial Kurzbeschreibung Beteiligte / Betroffene

Kulturelle Veranstaltungen Zürich und Mailand bieten viele Möglichkeiten um Kunst und Kultur zu geniessen.

Zürich / Mailand

Flughafen Zürich-Kloten Der Flughafen Zürich-Kloten stellt die für die Schweiz wichtigen internationalen Flugverbindungen sicher.

Zürich

ETH / Universität Zürich Zürich verfügt unter anderem mit der ETH und der Universität (inkl. u.a. medizinische Fakultät) über ausgezeichnete, international ausgerichtete Bildungsinstitutionen.

Zürich

2. Der Gotthard-Korridor vor der NEAT-Eröffnung ECOPLAN/IBR

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Potenzial Kurzbeschreibung Beteiligte / Betroffene

Luzern Tourismus Luzern Tourismus bezieht gemäss Leistungsvereinbarung die Angebote in Uri, Schwyz und Nid- und Obwalden in ihre Marketing-aktivitäten ein.

Luzern, Uri, Schwyz, Nid- und Obwalden

Entwicklung Bahnhof Arth-Goldau

Der Bahnhof Arth-Goldau wird als NEAT-Bahnhof zu einem neuen Entwicklungsschwerpunkt am Rande des Grossraums Zürich.

Schwyz

Entwicklungsachse „Urmiberg“

In der Entwicklungsachse „Urmiberg“ zwischen Brunnen und Schwyz stehen rund 25 ha an Baulandreserven zur Ansiedlung von Unternehmen zur Verfügung.

Schwyz

Kantonsbahnhof Altdorf Der Kantonsbahnhof Altdorf soll ein vollwertiger NEAT-Halt werden und bildet einen Entwicklungsschwerpunkt des Kantons Uri mit rund 11 ha an Landreserven für Firmenansiedlungen und Wohnun-gen.

Uri

Ost-West-Bahnverbindung Die Matterhorn-Gotthard-Bahn zwischen Zermatt und St. Moritz hält in Andermatt. Der „Glacier Express“ stellt eine touristisch wertvolle Verbindung zwischen dem Oberwallis, der Surselva sowie dem Urserntal dar. Auch die Alpenpässe Oberalp und Furka tragen zum touristischen Wert bei.

Uri, Wallis, Graubünden

Sprachgrenze Am Gotthardpass befindet sich nicht nur die Sprachgrenze zwi-schen dem Italienischen und dem Deutschen; in der Surselva wird ausserdem das Rätoromanische gepglegt (Sursilvan).

Uri, Tessin, Graubünden

„Mitte“ des Korridors Bellinzona bildet den „Schwerpunkt“ des Gotthard-Korridors in der Mitte zwischen Zürich und Mailand. Der Raum „Bellinzonese e Valli“ bietet noch genügend Landreserven und profitiert sowohl vom Gotthard- als auch vom Ceneri-Basistunnel.

Tessin (Soprace-neri)

Film-Festival Locarno Das Film-Festival Locarno ist über die Schweizer Grenzen bekannt und hat internationale Ausstrahlung.

Tessin (Sottoce-neri)

Lago di Lugano / Lago Maggiore

Die Tessiner Seen sind Tourismusmagnete. Sie laden zum Baden oder Camping ein.

Tessin / Italien

USI Die Università della Svizzera italiana (USI) bietet in Italienisch und Englisch eine breite Palette an universitären Lehrgängen an.

Tessin

Architekturakademie Mendrisio

Die zur USI gehörende Architekturakademie in Mendrisio ist inter-national ausgerichtet und konzentriert sich insbesondere auf archi-tekturnahe Studien. Aktuell ist ein Ausbau der Akademie geplant.

Tessin (Sottoce-neri)

Flughafen „Malpensa“ Der internationale Flughafen „Malpensa“ liegt rund 20 km südlich des Lago Maggiore und rund 45 km nordwestlich vom Zentrum Mailands. Er wird auch für Schweizer Reisende gut erreichbar sein.

Lombardia

Politecnico di Milano Renommierte technische Universität mit Spezialisierung in Ingeni-eurwissenschaften und Architektur

Milano

Anhang E (Kapitel 16) enthält einige interessante Weblinks zu ausgewählten Projekten und

Potenzialen.

3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

21

3 Auswirkungen der NEAT am Gotthard

Der Trennungscharakter der Alpen und des Gotthards wird heute durch drei bestehende

Verkehrswege aufgeweicht: die Gotthard-Autobahn inkl. Strassentunnel und die Gotthard-

Passstrasse sowie die historische Eisenbahnverbindung auf der Gotthard-Bergstrecke. Zu

diesen für die Schweiz und Europa wichtigen transalpinen Verbindungen wird mit der NEAT

ab dem Jahr 2016 eine neue Eisenbahnverbindung hinzukommen. Auf dieses neue Ver-

kehrsangebot, die Auswirkungen und Nutzniessenden sowie auf entstehende Herausforde-

rungen wird in den folgenden Abschnitten eingegangen.

3.1 Neues Verkehrsangebot am Gotthard

Das neue Verkehrsangebot setzt sich aus zwei neuen Tunnelprojekten zusammen. Der Gott-

hard-Basistunnel sowie der Ceneri-Basistunnel. Beide Elemente zusammen verkürzen die

Bahnreise zwischen Zürich und Mailand um rund eine Stunde auf ca. 2 Stunden und 40 Mi-

nuten. Sie haben aber auch Auswirkungen auf die Reise innerhalb des Korridors, z.B. von

Arth-Goldau nach Bellinzona, von Lugano nach Altdorf oder von Zug nach Locarno. Die fol-

gende Abbildung zeigt die angenommenen Veränderungen in der Reisezeit.

Abbildung 3-1: Auswirkungen der NEAT am Gotthard auf die Reisezeiten

Welche Reisezeitveränderungen sich tatsächlich für einzelne Gemeinden oder Regionen

ergeben, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab, unter anderem vom Fahrplankonzept

sowie vom lokalen und regionalen ÖV-Angebot.

Vertiefungen im Hintergrundbericht

Weitere Ausführungen zu erwarteten Auswirkungen der NEAT im Verkehrsangebot sind in Kapitel 10 zu finden.

3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

22

3.2 Nutzniessende der NEAT

Von diesen Reisezeitveränderungen im alpenquerenden Bahnverkehr werden in erster Linie

Reisende mit wenig Gepäck profitieren. Sie benutzen kein anderes Verkehrsmittel, weil sie

über kein solches verfügen (v.a. kein Auto) oder weil die Reise per Bahn schneller, komfor-

tabler und oder sicherer ist als mit einem alternativen Verkehrsmittel. Zu diesem Typus von

Reisenden gehören die folgenden:

Tages- und Wochenendtouristinnen und -touristen (einheimische und ausländische)

Geschäftsreisende

Tages oder Wochenpendlerinnen und -pendler (Arbeitnehmende)

Bildungsreisende (Lernende, Schülerinnen und Schüler)

Nachgelagert profitieren Unternehmen, für welche die aufgeführten Reisenden von Relevanz

sind. Für die Fragestellung der vorliegenden Studie nicht relevant ist der von der NEAT mas-

sgeblich profitierende Schienengüterverkehr sowie der nur indirekt betroffene Individual- und

Güterverkehr auf der Strasse.

Vertiefungen im Hintergrundbericht:

Weitere Ausführungen zu den Nutzniessenden der NEAT sind in Kapitel 12 zu finden.

Die privaten Akteure – Unternehmen und Haushalte – werden gemäss ihren Bedürfnissen

und Präferenzen auf die neuen Rahmenbedingungen reagieren. Darunter fallen die Überprü-

fung und Neuorganisation der räumlichen Anordnung ihrer Aktivitäten:

Wirtschaft: Prüfung der anvisierten Zielmärkte: Italien (für Unternehmen in der Deutsch-

schweiz) bzw. Schweiz/Deutschland (für italienische Unternehmen), Prüfung der Unter-

nehmensstandorte / Produktionsstandorte inkl. Lagerstandorte / Verteilnetze / Transport-

routen / Verkehrsmittelwahl (Modal-Split Strasse vs. Schiene), Ausweitung Einzugsgebie-

te für Geschäftsreisen

Wohnen und Arbeiten: Überprüfung der Wohn- und Arbeitsorte, Pendlerbeziehungen

und Verkehrsmittelwahl (unter Einbezug der Pendlerdistanzen)

Ausbildung: Wahl der Bildungsinstitutionen, Überprüfung Wochenaufenthalter-Status

(Abwägung Kosten Wochenaufenthalt vs. Kosten des Pendelns)

Freizeit und Tourismus: Wahl der Zielorte (Entdeckung neuer Orte), Aufenthaltsdauer

(Tages- oder Mehrtagesausflüge), Wahl der Übernachtungsmöglichkeiten, Wahl der Akti-

vitäten am Zielort, Neufestlegung der Ferienbudgets, Überprüfung der Verkehrsmittelwahl

Diese Verhaltensänderungen bestimmen die künftigen Verkehrsströme und das Verkehrs-

aufkommen auf der Schiene. Die SBB und der Bund gehen langfristig von einer Verdoppe-

lung der Verkehrsnachfrage auf dem Gotthard-Korridor von rund 8‘000 Personen pro Tag im

Jahr 2010 auf 16‘000 Personen pro Tag im Jahr 2030 aus. 5 6

5 Vgl. ARE (2011), Wirtschaftlichkeitsstudie NEAT 2010, Hauptbericht. Bern.

3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

23

3.3 Chancen, Risiken und Herausforderungen

Die wirtschaftlichen Chancen der NEAT werden durch die heutigen wirtschaftlichen Struktu-

ren, aber auch durch das NEAT-Projekt selber eingeschränkt:

Innerhalb (d.h. ohne die „Enden“ Zürich und Mailand) der nunmehr kurzen Reisezeiten

liegen nur sehr beschränkt wirtschaftlich starke Gebiete, die sich wesentlich über das heu-

tige Ausmass hinaus austauschen könnten.

Der erste Überblick zu den Nutzniessenden der NEAT in Abschnitt 3.2 zeigt zudem, dass

nur Reisende von der schnelleren Verbindung profitieren werden, die spezifische Merk-

male aufweisen.

Nicht profitieren werden Reisende, die vorwiegend auf den Strassenverkehr angewiesen

sind.

Wären es statt Bellinzona und Altdorf/Schwyz die beiden Metropolräume Zürich und Mailand,

die in unmittelbare verkehrliche bzw. zeitliche Nähe rücken, wären vom Gotthard-Basistunnel

wesentlich stärkere Effekte zu erwarten, da sogenannten Agglomerationseffekte (bspw. Effi-

zienzgewinne aus einem vergrösserten Arbeitsmarkt oder aus Wissensspillovers durch er-

höhte Arbeitskräftemobilität) erzielt werden könnten.

Wie oben erwähnt, dürfte sich das zusätzliche Verkehrsaufkommen im Bahnverkehr in etwa

verdoppeln. Wie genau welche Akteure auf die Verbindung reagieren werden, lässt sich der-

zeit noch nicht abschliessend beurteilen. Es lassen sich aber Chancen der neuen schnelle-

ren Verbindung identifizieren:

Im Tourismus können durch die lange und breite Wertschöpfungskette auch andere Wirt-

schaftsakteure profitieren, insbesondere tourismusnahe Betriebe. Beim Lötschberg-

Basistunnel hat sich zudem gezeigt, dass die Übernachtungen in der Parahotellerie

(Camping, Mietwohnungen, Ferienwohnungen etc.) im Wallis zugenommen haben.

In den ersten zwei, drei Jahren nach der Eröffnung des Tunnels wird es viele Ausflügle-

rinnen und Ausflügler geben, welche die Fahrt durch den Tunnel erleben wollen (Eröff-

nungs-„Hype“). Wegen der verkürzten Reisezeit werden die Rahmenbedingungen für

Kurzausflüge besser.

Der Geschäftsreiseverkehr kann ebenfalls in tourismusnahem Branchen positive Effekte

mit sich bringen. Daneben vergrössert der zeitlich kürzere und damit effizientere Ge-

schäftsreiseverkehr auch das mit vertretbarem Reisezeitaufwand abdeckbare Einzugsge-

biet von bestehenden Firmen im Gotthard-Korridor.

Auf dem Arbeitsmarkt vergrössert sich das Einzugsgebiet, was die Standortqualität des

Gotthardraums im Vergleich zu anderen Teilräumen steigern kann. Auch als Wohnort

gewinnt der Raum an Attraktivität, wenn dank Reisezeitverkürzungen neue Arbeitsmärkte

und damit Beschäftigungsmöglichkeiten in Pendlerdistanz rücken.

6 Vgl. ARE (2011), Nationales Personen- und Güterverkehrsmodell des UVEK. Durchschnittlicher Tagesverkehr

2010 für den Personen- und Güterverkehr. Bern.

3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

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Im Gotthardmassiv selbst entsteht bei einer Erhaltung der bestehenden Gotthard-

Bergstrecke ein neues touristisches Potenzial. Mit der in Andermatt bestehenden Ost-

West-Verbindung über die Alpenpässe Oberalp nach Sedrun (GR) und die Furka ins

Goms (VS) stehen den Gästen vielfältige weitere Möglichkeiten offen.

Die gute Anbindung der Zentren an die NEAT-Strecke kann zu einer verstärkten Verdich-

tung in den Zentren und zu insgesamt kürzeren Wegen führen.

Der Gotthardpass als natürliche Barriere verliert mit der schnelleren Verbindung einen Teil

seines trennenden Charakters. Die psychologische Grenze zwischen Nord und Süd und

zwischen den Sprachregionen wird durchlässiger.

Im Gotthard-Korridor und in der Zentralschweiz lässt sich in den letzten Jahren eine ge-

wisse Dynamik feststellen. Es wurde – wohl auch mit Blick auf die für das Jahr 2016 ge-

plante NEAT-Eröffnung – eine Entwicklung angestossen, die sich in zahlreichen Projekten

manifestiert (vgl. hierzu die Zusammenstellung in Abschnitt 2.3). Durch die Weiterführung

der Projekte und den Ausbau dieser Potenziale ergeben sich zahlreiche Chancen für die

Zukunft.

Trotz aller Chancen ergeben sich auch Risiken, die es zu berücksichtigen gilt.

Durch die starke Anbindung der Zentren an die NEAT im Vergleich zum ländlichen Raum

besteht die Gefahr einer weiteren Verdichtung und Zentralisierung im urbanen Raum.

Auch der Druck auf den Wohnungsmarkt, insbesondere im Bereich der Zweitwohnungen

in Agglomerationen kann steigen.

Die grössere Nachfrage im Personenverkehr (Verdoppelung gegenüber 2013) stellt neue

Anforderungen an die regionale und lokale Verkehrsinfrastruktur.

Die schnellere Verbindung führt den Hauptstrom der Reisenden an den Gotthardgebieten

Uri und Leventina vorbei. Bricht ein Teil der Tourismusumsätze aufgrund dieses Transit-

Effekts weg, besteht die Gefahr, dass die im peripheren ländlichen Raum anzutreffende

Tendenz der Entvölkerung, der Überalterung sowie des „Brain Drain“ weiteren Auftrieb er-

hält.

Im Tourismus könnte sich im ganzen Korridor wegen den verkürzten Reisezeiten eine

Verschiebung vom Mehrtagestourismus zu Tagesausflügen ergeben.

Vertiefungen im Hintergrundbericht:

Weitere Ausführungen zu den Chancen und Risiken der NEAT-Eröffnung finden sich in Kapitel 14.

Weitere Herausforderungen im Gotthard-Korridor bestehen auch ohne die NEAT:

Die urbanen Gebiete müssen sich mit Herausforderungen in der Siedlungs- und Ver-

kehrspolitik, in der Finanzierung und im Ausgleich von Sonder- und Zentrumslasten, im

3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

25

Wohnungsmarkt, in der Freiraumentwicklung sowie im Umgang mit gesellschaftlichen

Spannungen auseinanderzusetzen.7

Insbesondere der periphere ländliche Raum ist mit anderen Herausforderungen konfron-

tiert. Der Bericht „Monitoring ländlicher Raum“8 weist dabei vor allem auf die Abwande-

rung von jungen Menschen in den urbanen Raum sowie die damit einhergehenden Über-

alterungstendenzen hin. Weitere aktuelle Themen in der Diskussion sind die Problematik

der „Kalten Betten“9, die Sicherstellung der Gesundheits- und Ärzteversorgung und der

Strukturwandel in der Landwirtschaft. Zudem bestehen teilweise Differenzen zwischen der

Selbstwahrnehmung und der Aussenwahrnehmung der als „ländlich“ geltenden Gebiete.

Eine weitere Herausforderung stellt die Sprachgrenze dar. Sie hindert die Kommunikation

zwischen Vertretern der Lombardei und der Deutschschweiz, weniger zwischen der

Deutschschweiz und dem Tessin. Das Erlernen von Fremdsprachen findet in Italien ver-

gleichsweise wenig Verbreitung und wenn eine Fremdsprache gelernt wird, dann meist

Englisch. In Bereichen wie beispielsweise dem Tourismus oder der Bildung fällt die

Sprachgrenze weniger ins Gewicht, da entweder keine sehr differenzierte Verständigung

erforderlich ist (Tourismus) resp. die englische Sprache eine grosse Bedeutung hat (Tou-

rismus und Wissenschaft). Zur Herausforderung wird sie deshalb vor allem im Geschäfts-

verkehr.

Allenfalls lassen sich mit gemeinsamen Massnahmen auch für diese bereits bestehenden

Problemfelder geeignete Lösungsansätze erarbeiten:

3.4 Bedeutung privater Aktivitäten

Bevor auf die verschiedenen Interessen der einzelnen Regionen und auf eine mögliche Zu-

sammenarbeit der öffentlichen Hand eingegangen wird, soll noch einmal die Bedeutung pri-

vater Aktivitäten im Kontext der NEAT-Eröffnung betont werden. In einer freien Gesellschafts-

und Wirtschaftsordnung ist es an den privaten Akteuren, die durch die NEAT am Gotthard

eröffneten Chancen zu nutzen und die entstehenden Risiken zu kontrollieren. Der zentrale

Beitrag der öffentlichen Hand liegt in der Realisierung der NEAT selbst, also in der Schaffung

von günstigen Rahmenbedingungen für die Aktivitäten der privaten Akteure.

Ein Beispiel mag dies illustrieren: Weil das südliche Tessin näher an den Kanton Schwyz

rückt, werden Schwyzerinnen und Schwyzer potenziell häufiger Tagesausflüge ins südliche

Tessin unternehmen. Es ist damit v.a. an den touristischen Leistungsanbietern des Tessins,

diese Chance zu erkennen und stärker in Schwyz für ihr Angebot zu werben. Ein Bedarf für

eine veränderte Zusammenarbeit auf öffentlicher institutioneller Ebene ergibt sich daraus

noch nicht unmittelbar. Die Ergebnisse aus bisherigen Studien zur NEAT am Lötschberg (vgl.

7 Vgl. ARE (2013), Urbane Herausforderungen aus Bundessicht, Bern.

8 Vgl. ARE (2012), Monitoring ländlicher Raum – Synthesebericht 2012, Bern.

9 Kalte Betten = Über längere Zeit leer stehende Zweitwohnungen

3. Auswirkungen der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

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Abschnitt 13.1 des Hintergrundberichts) zeigen dies: Der Verkehr zwischen Bern und dem

Wallis hat massiv zugenommen, und dies ist nicht auf eine intensivierte institutionelle Zu-

sammenarbeit der Kantone Bern und Wallis zurückzuführen.

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

27

4 Handlungsoptionen der öffentlichen Hand

Die erwarteten Veränderungen, Chancen und Risiken gemäss Kapitel 3 wurden in Interviews

mit den an der Studie beteiligten Interessengruppen und Kantonsvertreterinnen und

-vertretern10 vertieft. Der Fokus lag dabei auf der Frage, wie die öffentliche Hand auf diese

Entwicklungen am besten reagieren sollte und welche Formen der Zusammenarbeit sich

dafür aufdrängen würden. Aus den durchgeführten Interviews zeigte sich, dass sehr viele

Themen für mögliche Massnahmen erkannt werden. Abschnitt 4.1 gibt einen entsprechenden

Überblick.

Deutlich weniger gesehen wurde aber ein Bedarf, diese Massnahmen gemeinsam innerhalb

des Gotthard-Korridors anzugehen. Die aus den Massnahmen abgeleiteten Zusammenar-

beitspotenziale wurden oftmals nur eher abstrakt und als wenig ergiebig wahrgenommen.

Dies gilt insbesondere für die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land. Dies wird ausge-

hend von einer Darstellung der Interessenlagen der an dieser Studie beteiligten Partner (vgl.

Abschnitt 4.2) in den Abschnitten 4.3 und 4.4 aufgezeigt. Abschnitt 4.3 enthält einen Über-

blick über jene thematischen Schwerpunkte und Handlungsfelder, in welchen Ansatzpunkte

für eine intensivierte Zusammenarbeit grundsätzlich gesehen werden. Abschnitt 4.4 fasst

schliesslich zusammen, wie in der bei den Partnern der Studie durchgeführten informellen

Konsultation auf die Zusammenarbeitsoptionen von Abschnitt 4.3 reagiert worden ist.

4.1 Massnahmenspektrum und räumliche Zusammenarbeitsebenen

Im Rahmen der Erarbeitung der Studie und insbesondere auch in den durchgeführten Inter-

views ist eine Vielzahl von möglichen Massnahmen identifiziert worden, mit welchen die öf-

fentliche Hand (noch) bessere Rahmenbedingungen zur eigenen wirtschaftlichen und gesell-

schaftlichen Entwicklung schaffen kann. Abbildung 4-1 enthält die entsprechende Zusam-

menstellung.

Abbildung 4-1: Mögliche Massnahmen der öffentlichen Hand mit Blick auf die Eröffnung der

NEAT am Gotthard

Bereich, Instrument Massnahmen

Wirtschaftsförderung – Abbauen von Hindernissen zur Ansiedelung von Unternehmen und Arbeitsplätzen

– Analyse von Bedürfnissen und Ausrichtung auf identifizierte Zielgruppen (selektiv)

– Förderung der dezentralen Ansiedlung von Unternehmen

– Vermehrte Nutzung der bestehenden Instrumente der Regionalpolitik (z.B. NRP)

– Konsolidierung der Steuersätze

Wohnstandortförderung – Aufzeigen der Vor- und Nachteile des Wohnkantons oder Wohnorts

– Unilaterale Verknüpfung mit Vorteilen eines Nachbarkantons (die Nähe zu Zürich/Mailand

10 Eine Übersicht über die in die durchgeführten Interviews eingebundenen Personen und Institutionen ist in An-

hang A wiedergegeben.

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

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Bereich, Instrument Massnahmen

wird bereits häufig als Vorteil kommuniziert)

– Analyse und Abbau von Hindernissen für die interkantonale Migration / interkantonaler

„Familiennachzug“ (Arbeitsplätze, Kinderkrippenplätze, Ausbildungsplätze)

Raumplanung – Definition von Entwicklungsschwerpunkten z.B. bei hoher Wohnungsnachfrage (bzw.

mangelndem Bodenangebot) oder bei Firmenansiedelungen

– Entwicklung der NEAT-Bahnhofsgebiete („Hot-Spots“)

– Erschlossenes Bauland zur Verfügung stellen (Richt- und Nutzungsplanung)

– Bereits definierte Schwerpunkte an Entwicklung durch NEAT anpassen

– Abstimmung mit Verkehrsentwicklung im MIV und Langsamverkehr sowie bereits beste-

henden Angeboten

Verkehrsplanung – Anschlüsse der lokalen und regionalen Verkehrs an die NEAT sicherstellen

– Zugang der Gemeinden zum nationalen/internationalen Schienenverkehrsnetz verbessern

– Verbesserung der lokalen Nahverteilung

– NEAT-Bahnhöfe als Drehscheiben etablieren (Park+Ride, Einkaufsmöglichkeiten, Büro-

räume, Business-Center, Räume für Meetings)

– Abstimmung der regionalen und lokalen Verkehrsangebote

– Einflussnahme bei der Angebotsentwicklung im Fernverkehr

Bildung – Ausbau der Sprachkompetenz der Arbeitnehmer, Arbeitgeber und der Bevölkerung

– Steigerung der Schülerzahl durch Öffnung der Schulen für ausserkantonale Schüler

– Förderung des Bildungsaustauschs (Schüler, Lehrende, Studenten)

– Nutzung der Sprachkompetenzen (z.B. Schüleraustausch, Lehreraustausch)

– In Wertsetzung der Sprachkompetenzen und Sprachgrenze

Strategieentwicklung – Prüfung und allenfalls Überarbeitung der strategischen Ausrichtung der Aktivitäten auf

politischer Ebene und auf Verwaltungsebene inkl. Öffnung in alle Richtungen

– Erarbeitung von statistischen oder raumplanerischen Entscheidungsgrundlagen (Nutzung

von Synergien)

– Beobachtung der Entwicklungen aufgrund der NEAT zur frühzeitigen Feststellung von

möglichen Fehlentwicklungen („NEAT-Monitoring“)

Vernetzung – Knüpfen persönlicher Kontakte auf Verwaltungs-, Parlaments und Regierungsebene; dabei

breite Orientierung nach Norden und Süden, u.a. zur Förderung des gegenseitigen Ver-

ständnisses und zum Aufbau von Vertrauen als Basis für weitere gemeinsame Aktivitäten

– Ausbau der verwaltungsinternen und politischen Netzwerke über bisherige Grenzen hin-

weg (z.B. nach Italien oder ins Tessin).

– Pflegen regelmässiger informeller Kontakte im Gotthard-Korridor (z.B. bei Anlässen wer-

den zuerst die Partner aus dem Korridor als Gäste in Betracht gezogen).

– Strategische Ausrichtung der Netzwerkpflege auf oberster Stufe

– Diffusion von bestehenden und neuen Netzwerken in die Gemeinden (Einbezug der ländli-

chen Gemeinden)

– Einführung regelmässiger Austauschmöglichkeiten für die kantonalen Parlamente

– Festlegen regelmässiger bilateraler Treffen (formell oder informell)

Events – Durchführung von kulturellen Events / Kongressen mit Bezug zur NEAT und zum Gotthard-

Korridor: Innerhalb des Korridors bieten sich viele Orte für die Durchführung von eintägigen

Events an (Hinreise am Morgen, Rückreise am Abend mit dem ÖV).

– Förderung solcher Events könnte bei NEAT-Eröffnung intensiviert werden. Mit der NEAT

steigt das Einzugsgebiet für potenzielle Besucher von kulturellen Events.

– Einladungen für öffentliche Auftritte im In- und Ausland wahrnehmen

– Organisation und Förderung von Medienauftritten oder Eröffnungs-Events

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

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Bereich, Instrument Massnahmen

Kommunikation / Tourismus

– Nach aussen: Kommunikation der Angebote (insbesondere im Tourismus) gegenüber den

potenziellen Besuchern aus dem Raum Lombardei / Norditalien; neue Gästesegmente

– Nach innen: Sensibilisierung der lokalen/regionalen (Tourismus)Anbieter bezüglich des

Potenzials an Gästen aus der Lombardei / Norditalien

– Prüfung dieser Ausrichtung durch die kantonalen / regionalen Tourismusorganisationen

– Anpassung der kantonalen Tourismusstrategien an Auswirkungen der NEAT

– Analyse von Schwachstellen im regionalen Tourismus

– Definition neuer lokaler Angebote

– Erhöhung der Angebotsdichte durch Angebotsverknüpfung und verstärkte Vermarktung

Wissens- und Erfah-rungsaustausch

– Aufbau eines Wissens- und Erfahrungsmanagements (in verschiedensten Themen: Wirt-

schaftliche Entwicklung, Raumplanung)

– Intensivierung der Kontakte mit innovativen Kräften aus Wirtschaft und Gesellschaft

Viele der in Abbildung 4-1 aufgeführten Massnahmen können von den einzelnen Gebietskör-

perschaft im Gotthard-Korridor in eigener Regie und ohne Zusammenarbeit mit weiteren

Partnern realisiert werden. Auf unilaterale Massnahmen bzw. eine Umsetzung in Eigenregie

gehen wir in der vorliegenden Studie nicht weiter ein. Die Übersicht von Abbildung 4-1 kann

Denkanstösse für solche Aktivitäten liefern.

Steht eine Zusammenarbeit zur Diskussion, stellt sich die Frage auf welcher räumlichen

Ebene diese erfolgen soll. Im Gotthard-Korridor finden sich - wie in Kapitel 2 gezeigt - sehr

unterschiedliche räumliche Strukturen. Je nach Raumtyp, Grösse und Position innerhalb des

Korridors werden die verschiedenen Gebietskörperschaften die Herausforderungen und

Chancen sowie die Handlungsprioritäten in Zusammenhang mit der NEAT-Eröffnung unter-

schiedlich einstufen. Daraus dürften auch unterschiedliche Möglichkeiten und Bedürfnisse

einer intensivierten Zusammenarbeit resultieren. Wir sehen drei Ebenen, auf denen Zusam-

menarbeitsmöglichkeiten angesiedelt werden können:

Ebene 1: Überregionale Zusammenarbeit zwischen Metropolräumen und Städten

Ebene 2: Nachbarschaftliche Zusammenarbeit entlang der NEAT-Halte

Ebene 3: Zusammenarbeit zwischen NEAT-Halten und ländlichem Umland

Die drei Ebenen der Entwicklungen und Zusammenarbeit werden im Folgenden sowohl bild-

lich als auch inhaltlich kurz zusammengefasst. Jede Ebene umfasst einen typischen Grund

für die Zusammenarbeit, mögliche Ziele der Zusammenarbeit und sowie typische anzuge-

hende Themen.

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

30

Abbildung 4-2: Ebene 1 – Überregionale Zusammenarbeit zwischen Städten

Breite Pfeile = Verkürzung der Reisezeit dank NEAT Dunkle Pfeile = grösstes Potenzial

Auslöser: Die Städte nördlich und südlich des Gott-

hards sind aufgrund der schnelleren Verbindung bes-ser erreichbar. Sie bilden die „Tore“ zum Gotthard-Korridor und übernehmen dabei eine „Wegweiser“- und „Magnet“-Funktion.

Fokus: Die Städte pflegen die wirtschaftlichen, ge-

sellschaftlichen, politischen und verwaltungsinternen Beziehungen auf übergeordneter Ebene. Dazu gehört die Förderung der gegenseitigen Verständigung (Sprache), die Koordination der Anliegen des Ge-schäftsreiseverkehrs sowie der Wissens- und Erfah-rungsaustausch. Die Städte berücksichtigen dabei die Anliegen der ländlichen Gebiete in angemessener Weise, im Wissen, dass diese aufgrund der Anbin-dung die Zentren (P+R, Regional- und Nahverkehr) ebenfalls profitieren sollten.

Zusammenarbeit: Es arbeiten gleichwertige Partner

daran, gemeinsam den Gotthard-Korridor im nationa-len und internationalen Kontext zu positionieren. Sie nehmen hierbei eine Vorreiterrolle ein. Dank ihren professionellen Strukturen und Ressourcen können sie mit effizientem Mitteleinsatz viel erreichen.

Themen:

– Verbesserung der Rahmenbedingungen für den

Geschäftsreiseverkehr auf der Schiene

– Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung

auf allen Ebenen

– Tourismus: Shopping, Museen, Städtereisen,

gemeinsame Events

– Kultureller Austausch

– Austausch zwischen Bildungsinstitutionen,

Wissensaustausch

– Kompetenzzentren für Hochtechnologie-Branchen

– Nationale und internationale Kongresse

– Gemeinsame Kommunikation, „Destinations-

bildung“

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

31

Abbildung 4-3: Ebene 2 – Nachbarschaftliche Zusammenarbeit der NEAT-Halteorte

Dunkle Pfeile = grösstes Potenzial

Auslöser: Oftmals sind die von der NEAT betroffe-

nen Themen auf eine geografische Nähe der Partner angewiesen oder basieren auf einer solchen. Die Potenziale der Zusammenarbeit entstehen deshalb vor allem entlang der NEAT-Halteorte (mit der Gott-hard-Linie als Richtungsweiser und den NEAT-Halteorten als „Hot-Spots“).

Fokus: Der Schwerpunkt dieser Zusammenarbeit

liegt in der Schaffung von geeigneten Rahmenbedin-gungen für die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Erschliessung von neuen Kontakten und Netzwerken (nachbarschaftliche Beziehungen) zur Stärkung der gemeinsamen Positionierung zwischen den „Magnet-polen“ Zürich und Mailand.

Zusammenarbeit: Aufgrund der räumlichen Nähe

ergibt sich das grösste Potenzial für eine Zusam-menarbeit an den Grenzen. Zu einem späteren Zeit-punkt kann die Zusammenarbeit allenfalls auf das nächste Glied in der Kette oder auf die „Dreiecke“ (Altdorf-Andermatt-Bellinzona, Schwyz-Zug-Luzern, Altdorf-Schwyz-Luzern, Lugano-Locarno-Bellinzona) erweitert werden. Credo: „Was meinem direkten Nachbarn nützt, nützt letztlich auch mir“.

Themen:

– Gemeinsame touristische Angebote und

Vermarktung

– Bereitstellung von Landreserven

– Abstimmung raumplanerischer Massnahmen

– Monitoring der regionalwirtschaftlichen

Entwicklung

– Regionale und lokale Verkehrserschliessung

– Überwindung der Sprachgrenzen

– Gemeinsame, dezentrale Events

– Vernetzung von Wirtschaft, Tourismus, Exekutive

und Legislative, Verwaltung

– Schaffung strategischer Grundlagen, Abbau von

interkantonalen Migrationshindernissen

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

32

Abbildung 4-4: Ebene 3 – Zusammenarbeit zwischen den NEAT-Halteorten und dem ländli-

chem Umland

Auslöser: Die verbesserte Anbindung der Regionen

durch die NEAT-Halte kann genutzt werden um das jeweilige Umland („Hinterland“) in die durch die NEAT angestossene Entwicklung anzubinden.

Fokus: Der Fokus liegt auf regionalpolitischen Ge-

sichtspunkten: Die Probleme des ländlichen Raums äussern sich insbesondere in den Seitentälern des Tessins, in der Leventina sowie in den peripheren Ge-bieten in Schwyz und Uri. Durch geeignete Massnah-men sollen die peripheren Gebiete „fit“ gemacht wer-den um ebenfalls von der NEAT zu profitieren.

Zusammenarbeit: Zusammenarbeit vor allem zwi-

schen Kantonen und Gemeinden innerhalb des Kan-tons bzw. in den Grenzgemeinden über die Kantons-grenzen hinweg. Die Kantone wirken als treibende Kraft und koordinieren die Aktivitäten der Gemeinden oder Gemeindeverbünde. Sie sorgen ausserdem dafür, dass die betroffenen Gemeinden in übergeordnete Entscheide, Entwicklungen und Prozesse ausreichend eingebunden werden.

Themen:

– Lokale Erschliessung des „Hinterlandes“ mit An-

schluss ans HGV-Netz

– Raumplanung: Festlegung und Anpassung von

Entwicklungsschwerpunkten

– Sicherstellen der Grundversorgung

– Abstimmung der Zweitwohnungspolitik

– Vernetzung von lokalen Bildungsinstitutionen

– Effizienzsteigerung durch gemeinsame Aufga-

benerbringung auf Gemeindeebene

– Lokale Definition von touristischen Angeboten

Ob obige Zusammenarbeitsmöglichkeiten in Zusammenhang mit der NEAT-Eröffnung auch

tatsächlich ergriffen werden, hängt letztlich von der Interessenlage der öffentlichen Akteure

im Gotthard-Korridor ab. Auf diese wird im nächsten Abschnitt eingegangen.

4.2 Interessenlage und Positionen der einzelnen Gebietskörperschaften

Über das Zustandekommen einer Kooperation entscheidet, ob gemeinsame Bedürfnisse,

Interessen und Ziele vorhanden sind. Diese können sich auf den folgenden Ebenen ergeben:

Thematisch: Es sind Themen betroffen, an denen beide ein spezielles Interesse haben.

Geografisch: Es sind Grenzgebiete, Durchfahrtskorridore oder gemeinsam genutzte na-

türliche Ressourcen (z.B. Gewässer) betroffen.

Finanzpolitisch: Die gemeinsame Realisierung spart Geld oder es sind zu wenige Res-

sourcen für die alleinige Umsetzung vorhanden.

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

33

Staatspolitisch: Die öffentliche Hand übernimmt die Rolle eines Vorreiters, eines Vermitt-

lers, Koordinators oder eines Impulsgebers zur Intensivierung der Zusammenarbeit auf

Stufe von Organisationen (z.B. Tourismusorganisationen, Verbände usw.) oder Unter-

nehmen.

Nutzenorientiert-pragmatisch: Durch die Unterstützung von Dritten können indirekt auch

Vorteile für die eigene Wirtschaft entstehen. Dies geschieht meist über Rückkoppelungs-

effekte: „Eine Massnahme die dem Nachbarn hilft, hilft langfristig auch mir“.

Eine sinnvolle und anhaltende Zusammenarbeit kann nur entstehen, wenn sich die Partner

der gemeinsamen Interessen bewusst werden. In den Gesprächen mit den beteiligten Part-

nern hat sich gezeigt, dass sehr unterschiedliche Themen im Vordergrund stehen. Insbeson-

dere fällt auf, dass bei stark ausgeprägten Interessen entweder bereits unilaterale Massnah-

men aufgegriffen oder aber Zusammenarbeitsprojekte gestartet worden sind (vgl. hierzu auch

Abbildung 2-3 und Abbildung 2-4).

a) Kanton Uri

Für den Kanton Uri stehen die folgenden Themen im Vordergrund:

Wichtig für den Kanton Uri ist insbesondere ein vollwertiger NEAT-Halt in Altdorf, der

dem Entwicklungsschwerpunkt Unteres Reusstal die volle Wirkungsentfaltung ermöglicht.

Die Sprachbarriere zwischen der Deutschschweiz und dem südlichen Nachbarn stellt für

den Kanton Uri sowohl Hindernis als auch Potenzial für eine künftige Zusammenarbeit

dar. Die Urner Schulen und Schüler können von der Sprachgrenze und den vorhandenen

Sprachkompetenzen profitieren.

Bereits wird mit dem Projekt „Gästival“ (bis 2015) die Gastfreundlichkeit im Zentral-

schweizer Tourismus gefördert werden. Eine Ausrichtung oder Ausweitung dieser Aktivitä-

ten auf italienische Kunden und Besucher wäre aus Sicht des Kantons Uri erstrebenswert.

Der Kanton Uri muss sich aufgrund der im Vergleich zu Schwyz immer noch relativ weiten

Distanz zur Agglomeration Zürich im Standortwettbewerb auf Nischen konzentrieren11.

In diesen Nischenmärkten ist es meist schwieriger, die angepeilten Zielgruppen zu identi-

fizieren und zu erreichen. Zudem gibt es für potenzielle Arbeitskräfte Hindernisse, welche

den Zuzug der Partner (sucht ebenfalls eine Arbeitsstelle) oder der Kinder (besuchte bis-

her Privatschule) erschweren.

b) Kanton Schwyz

Für den Kanton Schwyz steht die Bündelung der Kräfte im Vordergrund:

Der Kanton Schwyz sieht sich als Verbindungsglied zwischen Stadt und Land und orien-

tiert sich in der Wirtschaftsförderung stark auf die norditalienische Zielgruppe. Die

11 Z.B. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die lieber mehr als eine Stunde zur Arbeit pendeln statt für Freizeitaktivitäten

in der Natur grosse Wege mit dem Auto zurück zu legen.

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

34

Nähe zu Zürich, Luzern, Zug, zum süddeutschen Markt sowie die Nähe zum Heimatland

Italien werden als Standortfaktoren hervorgehoben.

Für den Kanton Schwyz ist die Bildung einer „Destinationsmarke“ im Tourismus äusserst

schwierig. Deshalb müssen vermehrt lokale Angebote definiert werden und auf überge-

ordneter Ebene verknüpft werden.

Die Verknüpfung von Angeboten zu Angebotsbündeln zusammen mit anderen Anbietern

über die Kantonsgrenze hinweg ist dabei zentral. Eine Unbekannte im Tourismus ist, wie

die Bevölkerung und die lokale Tourismuswirtschaft auf eine möglicherweise wachsende

Zahl an Gästen aus Norditalien reagieren.

Aus Sicht des Kantons Schwyz wäre zur Steigerung der Schülerzahlen auch ein vermehr-

ter Austausch im gymnasialen Bildungsbereich wünschenswert. Beispielsweise mit

Partnern im Tessin oder in Norditalien.

c) Kanton Tessin

Im urbanen Sottoceneri wird dem Gotthard- und Ceneri-Basistunnel derzeit gelassen entge-

gengesehen. Dennoch ergeben sich Potenziale für eine Zusammenarbeit, die sich insbeson-

dere überregional – zwischen Städten – abspielen könnte:

Die unmittelbar in der Nähe der NEAT-Bahnhöfe gelegenen Areale z.B. in Lugano

(meist im Besitz der SBB) könnten intensiver genutzt werden. Bei dieser Thematik scheint

eine überregionale Zusammenarbeit mit der Stadt Zürich interessant, die rund um den

Hauptbahnhof bereits Aufwertungsmassnahmen umgesetzt hat. Das Tessin könnte von

den Erfahrungen des Bahnknotens in Zürich profitieren.

Für die Università della Svizzera italiana (USI) und die Scuola universitaria professi-

onale della Svizzera italiana (SUPSI) ergibt sich durch die bessere Anbindung ein grös-

serer Markt für die Anwerbung von Professoren. Auch der (Professoren-)Austausch mit

der ETH/Uni Zürich könnte diesbezüglich neue Perspektiven eröffnen.

Insbesondere im Nordteil des Sopraceneri, in dem sich so unterschiedliche Orte wie Bel-

linzona, Biasca oder Airolo befinden, wird eine intensivere Zusammenarbeit mit der Deutsch-

schweiz als Chance wahrgenommen.

Das vorwiegend ländliche Gebiet im Norden - insbesondere die Leventina, aber auch das

Bleniotal – ist derzeit hin- und hergerissen zwischen den Chancen durch die Inwertset-

zung der Gotthard-Bergstrecke (Biasca-Erstfeld) und den Risiken welche durch ihre „Un-

terfahrung“ entstehen. Eine intensivere Zusammenarbeit z.B. mit Andermatt oder Altdorf

wäre denkbar. Noch sind konkrete Themen aber nicht greifbar.

Biasca liegt am südlichen Ende der Gotthard-Bergstrecke. Derzeit laufen Bestrebungen,

die Gotthard-Bergstrecke in Wert zu setzen. Mit dem am nördlichen Ende der Strecke

liegenden Erstfeld (UR) wird zwangsläufig ein intensiverer Austausch stattfinden.

Bellinzona liegt in der Mitte zwischen den beiden Städten Zürich und Mailand. Daraus

ergibt sich ein Standortpotenzial zur Durchführung von Events / Kongressen, für die An-

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

35

siedelung von Med-/High-Tech-Clustern oder für den Tourismus. Auch für Geschäfts-

Meetings besteht ein gewisses Potenzial.

Das Sopraceneri bietet im Gegensatz zu den Metropolräumen im Sottoceneri und um

Zürich noch erschwingliche Baulandreserven.

Die Region „Bellinzonese e Valli“ ist grundsätzlich an einem intensivierten und regelmäs-

sigen Austausch mit der Stadt Zürich interessiert. Hier könnten die Förderung des gegen-

seitigen Verständnisses und ein kultureller und wirtschaftlicher Austausch gepflegt

werden.

d) Stadt Zürich

Die Stadt Zürich ist im Hinblick auf die NEAT-Eröffnung insbesondere an einem vermehrten

Austausch (Wissen, Waren, Dienstleistungen, Kultur) mit den Partnern auf allen Ebenen

interessiert. Die grössten Potenziale bestehen dabei insbesondere in einer Zusammenarbeit

mit der Lombardei und Mailand. Hierbei stehen zwar die wirtschaftlichen Interessen klar im

Vordergrund, jedoch sind verschiedene Wege denkbar um diese Beziehungen zu intensivie-

ren. Die notwendigen Kontakte für eine verbesserte Zusammenarbeit wurden dabei bereits

geknüpft und werden in den kommenden Jahren weiter gepflegt und ausgebaut.

Für eine verbesserte Zusammenarbeit innerhalb des Gotthard-Korridors sind aus Sicht der

Stadt Zürich die folgenden Massnahmen / Ideen prüfenswert:

Touristische Inwertsetzung der Sprachgrenzen (Deutsch-Italienisch-Rätoromanisch)

und gleichzeitiger Abbau von Sprachgrenzen.

Vermehrter Austausch zwischen Bildungsinstitutionen über die Sprach- und Kantons-

grenzen hinweg.

Zusammenarbeit oder gar Zusammenlegen von kulturellen Veranstaltungen (z.B. Film

Festival Locarno–Zurich Film Festival). Als Vorbild könnte der Schweizer Filmpreis die-

nen, der seit 2013 abwechslungsweise in Zürich und Genf verliehen wird. Thematisch be-

stehen dabei kaum Einschränkungen: z.B. Musik, Messe (Themen offen), Open-Air, Film,

Theater, Comics, Games oder IT.

Etablierte Veranstaltungen könnten mit dezentralen «Gastspielen» im ländlichen Raum

die Vorteile des gesamten Korridors erschliessen. Mit der verkürzten Reisezeit sind Ta-

gesreisen innerhalb des Korridors möglich. Zudem könnten dadurch neue Kundengrup-

pen erschlossen werden.

e) Region Lombardei

In der Lombardei wird die Eröffnung des Gotthard-Tunnels zum Zeitpunkt des Interviews

noch nicht intensiv diskutiert. Es wird noch wenig wahrgenommen, dass im Gotthardgebiet

eines der grössten Tunnelprojekte der Welt entsteht und demnächst in Betrieb gestellt wird.

Dies mag daran liegen, dass sich aus den Veränderungen im Verkehrssystem durch die

NEAT alleine keine Zusammenarbeitspotenziale zwischen dem Tessiner Metropolitanraum

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

36

und der Lombardei ableiten lassen: Die Städte Lugano, Chiasso und Locarno rücken nicht

näher an Mailand oder Como.

Zudem sind die Beziehungen zwischen dem Tessin und Italien derzeit insbesondere auf der

politischen Ebene nicht einfach. Insbesondere die Grenzgängerproblematik (Arbeiten in der

Schweiz und Wohnen in Italien) prägt die politische Diskussion im Tessin. Eine weitergehen-

de Zusammenarbeit zwischen Tessin und Norditalien (auf Verwaltungsebene oder politischer

Ebene) ist vor diesem Hintergrund derzeit „sistiert“. Die Vorbehalte des Tessins gegenüber

einer zusätzlichen Verschärfung der Grenzgängerproblematik scheint derzeit auch eine in-

tensivierte Akquisition und Ansiedlung von italienischen Unternehmen direkt an der Grenze

zu behindern. Zudem ist die Wirtschaftskrise in Italien noch nicht überwunden, was grosse

Kräfte im Innern des Landes bereits absorbiert.

Entsprechend sind im Interview nur wenige Ansätze / Themen für eine mögliche Zusammen-

arbeit angesprochen worden.

Kultur: Mit Zürich soll ein vermehrter Austausch insbesondere im kulturellen Bereich an-

gestrebt werden. Dies kann für beide Seiten von Vorteil sein.

Events: Die Weltausstellung 2015 für die grenzüberschreitende touristische Promotion

des Standortes „Gotthard-Korridor“ nutzen.

Skigebiete: Skigebiete in der Schweiz werden attraktiv, in Italien fehlt es bei den Skigebie-

ten an Qualität.

Bilaterale Kongresse: In Bellinzona könnten gemeinsam bilaterale Kongresse durchge-

führt werden.

Medizin: Bellinzona könnte sich zudem zu einem Treffpunkt für Spezialärzte entwickeln.

Bildung: Bellinzona wäre als Ort für gemeinsame Bildungsangebote des Politecnico Mila-

no und der ETH/Uni Zürich denkbar.

Angebotsqualität EuroCity: Geschäftsreisen mit dem Zug sind bis zu einer Stunde Reise-

zeit Standard. Bei zunehmender Reisedauer werden immer höhere Ansprüche an die

Qualität der Angebote (Komfort, Ausstattung, Platz etc.) gestellt. Die heutige Form des

EuroCity-Zuges ist diesbezüglich nicht zufriedenstellend für längere Geschäftsreisen. Es

wird ein besserer Service gefordert.

4.3 Thematische Schwerpunkte und Handlungsfelder

In der vorliegenden Untersuchung interessieren neue Zusammenarbeitsformen zwischen

Stadt und Land im Kontext der NEAT-Eröffnung (vgl. Abschnitt 1.2). Die Auswertung der

Gespräche mit den Partnern der Studie hat gezeigt, dass auf der Ebene der Zusammenarbeit

zwischen Stadt und Land nur sehr beschränkt Potenziale erkannt werden. Die in diesem

Abschnitt ausgeführten Handlungsfelder sind – was die Raumbeziehungen und Arten der

Zusammenarbeit angeht – deshalb breiter gefasst. Es werden nicht nur Stadt-Land-Aspekte

(dunkelgrüne Felder in Abbildung 4-5) betrachtet, sondern auch Potenziale in den Beziehun-

gen Stadt-Stadt und Land-Land (hellgrüne Felder in Abbildung 4-5) sowie gemeinsam um-

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

37

setzbare Massnahmen, die grundsätzlich aber auch im Alleingang ergriffen werden könnten

(symbolisiert durch die blauen Pfeile in der folgenden Abbildung).

Abbildung 4-5: Typologie der Handlungsfelder

Akteure und Aktivitäten

Raum A profitiert von der neu gewonnen Nähe zu Raum B

Stadt profi-tiert von Nähe zu

Stadt

Stadt profi-tiert von Nähe zu

Land

Land profi-tiert von Nähe zu

Stadt

Land profi-tiert von Nähe zu

Land

Die Wirkung wird sich aus den Aktivitäten der Privaten ohne Zutun der öffentlichen Hand ergeben

Die öffentliche Hand des Raumes A ist gefordert, die Voraussetzungen zu schaffen, um das Potenzial zu nutzen.

Unilaterale Massnahmen

Unilaterale Massnahmen

Unilaterale Massnahmen

Unilaterale Massnahmen

Die Gemeinwesen von Raum A und B arbei-ten zusammen, um das Potenzial in Wert zu setzen.

Kooperation Kooperation Kooperation Kooperation

Aus Sicht der Zentralschweiz bestehen am ehesten Potenziale einer Zusammenarbeit mit

den jeweiligen Nachbarn. Insbesondere die Kantone Uri und Schwyz streben nach einer ver-

besserten Verbindung untereinander um ihre Kräfte im nationalen und internationalen Stand-

ortwettbewerb zu bündeln. Im Rahmen der Inwertsetzung der Gotthard-Bergstrecke sowie im

Programm „San Gottardo“ laufen bereits namhafte Anstrengungen, die Zusammenarbeit

zwischen dem Kanton Uri und dem Tessin zu intensivieren.

Grosse Potenziale werden in einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen dem Metropol-

räumen Mailand und Zürich. Die chancenreichsten Themen sind der kulturelle Austausch,

ein Austausch in Bildung und Forschung sowie die generelle Vertiefung von wirtschaftlichen

Verflechtungen. Die bestehenden Kontakte zwischen Zürich und Mailand dürften in den

nächsten Monaten und Jahren weiter gepflegt und intensiviert werden.

Aus den Interviews zeigt sich auch, wie unterschiedlich die Interessen sind – auch zwischen

Stadt und Land. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die sich insbesondere in den identifizier-

ten Handlungsfeldern und Themen äussern. Fünf Handlungsfelder wurden von der Steue-

rungsgruppe zum vorliegenden Projekt als prioritäre Themen für konkrete Zusammenar-

beitsmöglichkeiten identifiziert:

Handlungsfeld „Geschäftsverkehr“

Handlungsfeld „Bildung“

Handlungsfeld „Sprache“

Handlungsfeld „Tourismus“

Handlungsfeld „NEAT-Halteorte“

Die folgenden Tabellen zeigen für jedes Handlungsfeld die erwarteten Wirkungen der NEAT

sowie Gründe und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auf.

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

38

Handlungsfeld „Geschäftsverkehr“ (G)

Wirkung der NEAT

Wenn die Reise zwischen Zürich und Mailand neu knapp drei Stunden dauern wird, ist es machbar, an einem Tag nach Mailand zu einem Anlass (Bespre-chung, Workshop, Konferenz) zu fahren und am gleichen Tag wieder zurück. Dies vereinfacht die Geschäftsbeziehungen zwischen der Deutschschweiz und der Lombardei, soweit persönliche face-to-face Kontakte erforderlich sind. Der Nutzen kann sich dabei bei allen Raumbeziehungen (Stadt-Stadt, Land-Land, Stadt-Land, Land-Stadt) ergeben.

Das Potenzial der verkürzten Reisezeit wird im Geschäftsverkehr nur dann voll ausgeschöpft werden, wenn die Reisezeit selber auch produktiv genutzt werden kann. Diesbezüglich hat der Zug gegenüber dem Flugzeug dank weniger unpro-duktiver Wartezeit einen Vorteil. Synergien können sich einstellen, wenn sich die Vertreter von Nord und Süd in der „Mitte“ (z.B. Bellinzona) treffen können und dort auch die notwendige Infrastruktur vorfinden würden.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand

Die Kantone des Gotthard-Korridors können zur Inwertsetzung des Geschäfts-verkehrs gemeinsame Positionen gegenüber den Interessengruppen (z.B. SBB, andere Kantone, Verbände) bilden und vertreten. Zudem können sie themenbe-zogene Anlässe und Workshops bei potenziellen Kundengruppen anregen und diese kantonsübergreifend umsetzen.

Handlungsfeld „Bildung“ (B)

Wirkung der NEAT

Im Bereich der Hochschulen ergeben sich durch die Eröffnung der NEAT Verän-derungen bezüglich der Einzugsgebiete. Studierende aus dem Tessin, die an einer Hochschule der Deutschschweiz studieren, machen dies in aller Regel in Form von Wochenaufenthaltern (gilt auch umgekehrt für Deutschschweizer, die in Lugano studieren). Durch die verkürzte Reisezeit wird es eher möglich, im Tessin wohnhaft zu bleiben und als Bildungspendler beispielsweise nach Zürich zu fah-ren. Dies gilt insbesondere für die höheren Semester, in welchen man eine ein-gegrenzte Präsenz (2 - 3 Tage) and er Hochschule sicherstellen muss. Diese neue Möglichkeit kann dem Brain-Drain aus dem Tessin in die Deutschschweiz entgegenwirken. Es ist dies ein Effekt, der sich ohne Zutun der öffentlichen Hand einstellt.

Die verkürzte Reisezeit erschliesst auch neue Potenziale für Weiterbildungen auf Hochschulebene beidseits des Gotthards. Weiterbildungen (Master of Advanced Studies MAS) weisen in der Regel eine Struktur mit einem bis zwei zweitägigen Kursblöcken pro Monat auf. Mit der kürzeren Reisezeit wird es eher möglich, An- und Rückreise an den Kurstagen selber zu machen, was die Übernachtungskos-ten für eine Weiterbildung auf der jeweils anderen Seite des Gotthards deutlich reduziert (und auch die Absenz am eigenen Arbeitsplatz). Das damit verbundene Potenzial müssen die Anbieter von Weiterbildungen selber realisieren (durch entsprechende Gestaltung und Bewerbung der Kurse). Ein Handlungsbedarf für die öffentliche Hand ergibt sich in diesem Bereich nicht.

Im Bereich der Berufsbildung könnten Altdorf und Bellinzona allenfalls als Stand-orte für Berufsbildungszentren an Attraktivität gewinnen, indem sie sowohl das Einzugsgebiet für Berufsschüler nördlich wie südlich des Gotthards abdecken können. Ein Standortvorteil werden diese Orte vor allem bei Berufen haben, zu welchen es gesamtschweizerisch eine vergleichsweise kleine Anzahl von Ler-nenden gibt.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand

Die Kantone haben die Möglichkeit Einfluss auf die Ausrichtung und die Aktivitä-ten der öffentlichen Bildungsinstitutionen zu nehmen. Sie können dabei aber auch lediglich als Impuls- und Ideengeber auftreten. Es obliegt grundsätzlich den Schulen und Bildungsinstitutionen selbst, die geeigneten Massnahmen gemein-sam mit den Nachbarn umzusetzen.

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

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Handlungsfeld „Sprache“ (S)

Wirkung der NEAT

Die Eröffnung der NEAT lässt die Wirtschaftsräume der Lombardei und der Deutschschweiz näher zusammenrücken, woraus vielfältige wirtschaftliche Po-tenziale entstehen können (vgl. hierzu auch Handlungsfeld „Geschäftsverkehr“). Diese Potenziale werden durch die Sprachgrenze eingegrenzt. Dass wegen die-ser Potenziale in der Lombardei vermehrt Deutsch gelernt wird resp. in der Deutschschweiz Italienisch ist dennoch eher unwahrscheinlich und der Nutzen würde erst längerfristig spürbar werden.

Naheliegender ist es, dass die Kommunikation über Erwerbstätige erfolgt, die beide Sprachen beherrschen. Dies werden in der Mehrzahl Tessiner sein. Sie könnten in italienischen Firmen eine Brückenfunktion wahrnehmen. Das aktuelle Lohngefälle zwischen Italien und der Schweiz schafft aber Anreize in die umge-kehrte Richtung. Der Engpass an zweisprachigen Mitarbeitenden wird somit primär auf der italienischen Seite liegen.

Verbunden mit der Sprache ist die Mentalität, die Gepflogenheiten im Geschäfts-verkehr und Berufsalltag. Auf dieser Ebene bestehen über die Sprachkompeten-zen hinaus Verständigungsschwierigkeiten. Es betrifft dies Fragen der Kommuni-kation, der Formen des Verhandelns, der Umgangsformen, des Einforderns von Verbindlichkeiten usw. So wie es Kurse und Weiterbildungen für Geschäftsbezie-hungen im asiatischen Raum gibt (interkulturelle Kommunikation) könnten auch Seminare für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen mit Italien angeboten werden.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand

Steigt seitens der Unternehmungen der Bedarf an Mitarbeitenden, die Italienisch und Deutsch sprechen, wird dies als Qualifikation bei der Stellensuche an Ge-wicht gewinnen und den Erwerbstätigen Anreiz sein, Deutsch oder Italienisch als Fremdsprache zu lernen. Die Handlungsspielräume der öffentlichen Hand, auf das Erlernen einer Fremdsprache Einfluss zu nehmen sind sehr begrenzt. Sie kann jedoch durch das „Vorleben“ der Mehrsprachigkeit Kontakte über die Sprachgrenze hinweg fördern und ermöglichen.

Handlungsfeld „Tourismus“ (T)

Wirkung der NEAT

Die Potenziale und Risiken, welche die NEAT im Bereich des Tourismus bietet, sind vielfältig. Es ist zu erwarten, dass es durch die Eröffnung des Gotthardtun-nels vor allem einen Anstieg des Tagestourismus von Deutschschweizern im Tessin geben wird und dass dieser Anstieg teilweise zu Lasten des übernachten-den Tourismus gehen wird. Für den Gruppentourismus wird die NEAT keine nennenswerte Auswirkung haben. Die ausländischen Reisegruppen sind in aller Regel mit dem Car unterwegs und der Tunnel selbst bietet als touristische Attrak-tion wenig Erlebniswert (die Bergstrecke ist erlebnisreicher).

Eröffnung als Event: Die Eröffnung der NEAT wird jedoch eine grosse nationale

und internationale Aufmerksamkeit erhalten und eignet sich als Anknüpfungs-punkt, um aus den alltäglichen „Routinen“ auszubrechen. Die Neugierde, die NEAT selber zu erleben soll in diesem Sinne dazu genutzt werden, das Tessin resp. den Raum nördlich der Alpen auf eine neue Weise kennen zu lernen. Ideal-erweise findet dieses „neu kennen lernen“ in einer Form statt, die zu einer Wie-derholung anregt, so dass der neu geschaffene Bezug zu diesem Raum selber Teil der Routinen wird.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand

Auf der Massnahmenebene werden vor allem die touristischen Leistungsanbieter sowie die Tourismusorganisationen und weniger die öffentliche Hand gefordert sein. Die Kantone können die Rolle des Koordinators und Impulsgebers über-nehmen oder ihre kantonalen Tourismusorganisationen mit strategischen Vorga-ben einbeziehen.

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

40

Handlungsfeld „NEAT-Halteorte“ (N-H)

Wirkung der NEAT

Die NEAT-Halteorte sind diejenigen Orte, die am direktesten von der kürzeren Reisezeit profitieren werden. Die Standortattraktivität kann sich dabei sowohl im Bereich Wohnen wie in den Bereichen Betriebsstandort und Arbeitsplatzstandort erhöhen. Es wird Aufgabe der einzelnen Standorte sein, ihre daraus entstehen-den Potenziale zu erkennen und in Wert zu setzen. Besondere Attraktivität wer-den die Bahnhofareale resp. die Areale in Fussdistanz zum Bahnhof erhalten. Dies hat auch die Erfahrung in Brig/Visp VS nach Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels gezeigt.

Einbindung des Umlands: Die verkehrsmässige Anbindung des „Hinterlandes“ an die NEAT-Halteorte ist Teil der Entwicklung der Haltehorte. Dabei geht es auch um die Frage, wie stark das ländliche Umland der Halteorte von der NEAT profi-tiert. Der Einbezug des Umlands muss in erster Linie innerkantonal bewerkstelligt werden und hat nur begrenztes Potenzial für eine verstärkte überkantonale Zu-sammenarbeit.

Entwicklungen: Derzeit laufen verschiedene Projekte zur Bahnhofs- und Bahn-hofsumfeldentwicklung. Insbesondere die künftigen NEAT-Halteorte befinden sich im Umbruch. Dazu gehören der „Kantonsbahnhof“ Altdorf, der Bahnhof Lugano (bereits teilweise eingeweiht) und der Bahnhof Bellinzona. Eine spezielle Stellung kommt dabei Bellinzona zu. Bellinzona erfährt von beiden Seiten her (Zürich und Mailand) eine Reisezeitverkürzung und wird von beiden Metropolitan-räumen her in weniger als 2 Stunden erreichbar sein. Bellinzona könnte damit der Ort werden, wo Treffen zwischen Vertretern der Deutschschweiz und der Lom-bardei bevorzugt stattfinden.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand

Die Entwicklung der Halteorte liegt insbesondere im Einfluss- und Gestaltungsbe-reich der Standortkantone und –gemeinden sowie der SBB und weiterer Trans-portunternehmen. Eine Zusammenarbeit drängt sich nicht unmittelbar auf, zumal hier zwischen den verschiedenen Halteorten auch eine gewisse Standortkonkur-renz auftreten wird. Dennoch können ein offener Erfahrungsaustausch und eine informelle Abstimmung der Entwicklungen für alle beteiligten Vorteile bringen.

Für jedes dieser Handlungsfelder wurden durch das Autorenteam zuhanden der an der

Studie beteiligten Partner konkrete Umsetzungsmassnahmen vorgeschlagen (vgl. Anhang

C, Kapitel 8). Zusätzlich wurde auch die Schaffung eines übergeordneten Gefässes – unter

dem Arbeitstitel „NEAT-Konferenz“ – vorgeschlagen, in dem die verschiedensten Themen

gemeinsam diskutiert werden können.

In einer informellen Konsultationsrunde wurden die Fachämter der beteiligten Partner einge-

laden, diese Handlungsfelder und Massnahmen auf ihre Vollständigkeit und ihre Sinnhaf-

tigkeit zu prüfen. Zusätzlich wurde nach der Priorisierung der Massnahmen sowie nach wei-

teren notwendigen Massnahmen gefragt.

4.4 Erkenntnisse aus der Ämterkonsultation

Aus der informellen Ämterkonsultation geht hervor, dass die vorgeschlagenen Handlungsfel-

der und Massnahmen von den teilnehmenden Ämtern sehr unterschiedlich beurteilt werden.

Zudem zeigen sich folgende Erkenntnisse:

Nur wenigen Massnahmen wird durch alle Teilnehmenden eine hohe Priorität eingeräumt.

Dieser Befund relativiert die Hypothese, dass sich wegen der NEAT zahlreiche neue und

vor allem notwendige Zusammenarbeitsoptionen zwischen den städtisch und ländlich ge-

prägten Gebietskörperschaften im Gotthard-Korridor ergeben. Andererseits bestätigt der

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

41

Befund, dass es in erster Linie an den privaten Akteuren ist, die Chancen der NEAT zu

nutzen und die Risiken aktiv anzugehen.

Mehrheitlich wird jenen Massnahmen höchste Priorität beigemessen, die sich direkt im

eigenen Hoheitsgebiet positiv auswirken. Die teilweise bestehende Konkurrenzsituation ist

in den Antworten spürbar. Diese Optik ist aus der Sicht der jeweiligen Akteure nachvoll-

ziehbar, führt aber nicht zu einer stärkeren Fokussierung auf neue oder intensivierte Zu-

sammenarbeitsmöglichkeiten.

In den Handlungsfeldern mit hoher Priorität wurden vielfach bereits Massnahmen eingelei-

tet (vgl. Abschnitte 2.3 und 4.2). Auf ihnen kann im Zuge der NEAT-Eröffnung aufgebaut

werden. Sie erfordern keine grundsätzlich neuen Aktivitäten.

Kleinere, leicht umsetzbare Massnahmen erscheinen zwar prüfenswert, sind jedoch von

geringerer Priorität. Die Kombination von „kleiner“ und „geringerer Priorität“ wird es

schwierig machen, dass die Initiative zur gemeinsamen Bearbeitung ergriffen wird.

Massnahmen, die explizit das Stadt-Land-Spektrum betreffen, wird meist geringe Priorität

beigemessen. Von grösserem Interesse ist die Zusammenarbeit zwischen gleich grossen

Partnern, und hier vor allem zwischen den Metropolräumen Zürich und Mailand.

Die meisten Befragten betonen schliesslich, dass es schwierig ist, bereits heute alle sinn-

vollen und umsetzbaren Massnahmen zu erkennen. Im Zeitverlauf nach der Eröffnung der

NEAT werden sich neue Optionen ergeben.

Die folgende Abbildung zeigt die Liste der vorgeschlagenen Massnahmen sowie das Ergeb-

nis der Fachämterkonsultation. Die Massnahmen werden dabei in drei Gruppen eingeteilt, die

sich aus den Prioritäten (Median der konsolidierten Rückmeldungen) ergeben. Zusätzlich ist

die Einigkeit (mittlere Abweichung vom Mittelwert) bezüglich der Prioritäten angegeben, wel-

che Aufschluss über die Unterschiede in den Prioritäten gibt. In Klammer ist das Handlungs-

feld wiedergegeben, der die Massnahme zugeordnet ist.

Eine nach teilnehmenden Partnern aufgeschlüsselte Übersicht zu den Prioritäten findet sich

in Anhang B.

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

42

Abbildung 4-6: Einordnung der Massnahmen im Spektrum Priorität – Einigkeit

Massnahme Priorität Einigkeit

Gruppe 1: Hohe Priorität und Einigkeit

Koordination touristische Inwertsetzung Gotthard-Bergstrecke (T) Hoch Einigkeit

Nähe der Wirtschaftsräume Zürich und Mailand thematisieren (G) Hoch Einigkeit

Altdorf /Schwyz als Arbeitsplatzstandort stärken (N-H) Hoch Einigkeit

Positionierung Bellinzona als Standort für spez. Dienstleistungen (N-H) Hoch Beschränkt

Die „geschenkte Stunde“ thematisieren (T) Hoch Einigkeit

Gruppe 2: Mittlere Priorität

Bekanntheit und Nutzung von Austauschprogrammen steigern (B) Mittel Unklar

Business-Class in den Eurocity-Zügen anstreben (G) Mittel Unklar

Workshop „Best Practice“ im Umgang mit der NEAT anregen (G) Mittel Differenzen

Touristische Inwertsetzung der Sprachgrenze einleiten (T) Mittel Unklar

Themenwoche „NEAT-Eröffnung“ an Mittelschulen anregen (B) Mittel Unklar

Berufsbildungszentren mit gesamtschweizerischem Einzugsgebiet (B) Mittel Differenzen

Bellinzona als Tagungsort stärken (G) Mittel Unklar

Austausch bei der Bahnhofsentwicklung intensivieren (N-H) Mittel Unklar

Bilinguale Maturität im Gotthard-Korridor prüfen (B) Mittel Differenzen

Gruppe 3: Tiefe Priorität

Firmenbesuche jenseits des Gotthards anregen / organisieren (G) Tief Unklar

Seminare und Weiterbildungen zu Geschäftsbeziehungen CH-I (S) Tief Unklar

Mehrsprachige Webauftritte der öffentlichen Verwaltung fördern (S) Tief Einigkeit

T = Tourismus, G = Geschäftsverkehr, N-H = NEAT-Halteorte, B = Bildung, S = Sprache

Die hohe Priorität und Einigkeit bei den ersten fünf Massnahmen (Gruppe 1) ergibt sich

nicht in erster Linie aus den Massnahmen selbst. Vielmehr geht aus den qualitativen Rück-

meldungen hervor, dass dem Tourismus sowie der wirtschaftlichen Entwicklungsperspektive

am Gotthard generell eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Für Zürich und Mailand liegt

es auf der Hand, dass die wirtschaftlichen Verflechtungen intensiviert werden. Hingegen su-

chen die Kantonshauptorte Altdorf, Bellinzona und Schwyz entlang der NEAT-Achse ihre

Positionierung.

Die Massnahmen der Gruppe 2 mit mittlerer Priorität sind alleine aufgrund der Prioritäten

schwer zu deuten. Zwar scheinen einzelne Massnahmen eine gewisse Akzeptanz zu finden,

es gibt jedoch immer einzelne oder mehrere Partner, welche der Massnahme eine sehr ge-

ringe Priorität beimessen, insbesondere wenn bereits Aktivitäten bestehen. Die grössten

Differenzen sind bei einem Workshop „Best-Practice“, bei der Suche nach Standorten für

Berufsbildungszentren sowie bei der Einführung einer bilingualen Maturität zu finden. Letzte-

re Massnahme scheint insbesondere aufgrund der laufenden Diskussionen rund um die zwei-

te Landessprache im Schulunterricht und Entwicklungen hin zur Einführung von Englisch als

Unterrichtssprache eine geringe Akzeptanz zu haben. Die Berufsbildung hingegen ist aus

4. Handlungsoptionen der öffentlichen Hand ECOPLAN/IBR

43

Sicht einzelner Ämter vor allem aufgrund der Ausgestaltung als kantonale Aufgabe weniger

für die Zusammenarbeit geeignet.

Eine tiefe Priorität (Gruppe 3) ergibt vor allem bei der Entwicklung mehrsprachiger Websei-

ten, bei Seminaren und Weiterbildungen zu den Geschäftsbeziehungen zwischen Italien und

der Schweiz sowie bei Firmenbesuchen. Bei letzteren beiden wird vor allem befürchtet, dass

bestehende Aktivitäten (z.B. Switzerland Global Enterprise, ehemals OSEC) konkurrenziert

werden könnten.

Geht man hingegen unabhängig von der (zahlenmässigen) Priorisierung nur auf die starken

qualitativen Aussagen einzelner Partner ein, so stehen die folgenden teilweise neuen Mas-

snahmenvorschläge im Vordergrund:

Die Durchführung von Themenwochen zur NEAT an Mittelschulen stösst bei mehreren

Teilnehmenden auf ein vorsichtiges Interesse, obwohl die Priorität meist nicht als hoch-

eingestuft wird. Im Kanton Tessin sind bereits ähnliche Ideen mit der Stadt Bellinzona dis-

kutiert worden.

Die kantonalen Tourismusorganisationen sollen angeregt werden, ihre Ausflugstipps um

Angebote in anderen Kantonen zu ergänzen. Beispielsweise in Form von Hinweisen auf

ergänzende Angebote auf der anderen Seite des Gotthards. Welche konkreten Angebote

sich dazu eignen ohne die eigenen Angebote zu konkurrieren, ist im Rahmen einer ge-

meinsamen Situationsanalyse zu identifizieren.

Bei den Halteorten (Lugano, Bellinzona, Altdorf, Arth-Goldau, Zug, Zürich) sehen die Kan-

tone vor allem die Stärkung der eigenen Standorte im Vordergrund. Es wurden aber auch

Konzepte vorgeschlagen, die eine Abstimmung der verschiedenen Entwicklungsaktivitä-

ten vorsehen. Der Fokus soll auf die Betrachtung der gesamten Kette gelenkt werden so-

wie eine gezielte Differenzierung der Halteorte gemäss ihren jeweiligen Stärken beinhal-

ten. Grundlage für eine solche Differenzierung müsste der gemeinsame Wille sowie eine

gemeinsame Analyse der Stärken und Schwächen der Halteorte sein.

Der Kanton Uri schlägt im Bildungsbereich als Alternative zur bilingualen Maturität innova-

tive Unterrichtsformen mit abwechselnden Unterrichtsorten vor. Beispielsweise könnte ei-

ne Klasse einen Tag pro Woche/Monat in einem anderen Kanton bzw. in einer anderen

Sprache unterrichtet werden. Auch eine Öffnung der Berufsfachschule oder der Berufs-

maturitätsschule in Altdorf für Tessiner Lernende könnte ermöglicht werden, falls ein Inte-

resse dafür besteht.

Der Kanton Tessin sieht in der Durchführung eines Workshops zur „Best Practice im Um-

gang mit der NEAT“ eine gut umsetzbare und sinnvolle Massnahme. Auch die Einführung

mehrsprachiger Webseiten sieht der Kanton als prüfenswert, jedoch mit eher geringer Pri-

orität.

Eine gemeinsame Herangehensweise im Korridor zur Sicherstellung der Erreichbarkeit

und zur Entwicklung des peripheren ländlichen Raums wird ebenfalls vorgeschlagen. Als

Grundlage hierfür könnte auch ein gemeinsam gepflegtes Beobachtungsinstrument ge-

schaffen werden.

5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR

44

5 Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit

Im vorangehenden Kapitel 4 sind mögliche Handlungsoptionen für eine künftige Zusammen-

arbeit öffentlicher Gebietskörperschaften im Gotthard-Korridor identifiziert worden. Die

durchgeführte informelle Ämterkonsultation bei den an der Studie beteiligten Partnern hat

gezeigt, bei welchen Handlungsfeldern bzw. Vorschlägen für konkrete Umsetzungsmass-

nahmen gemeinsame Interessen bestehen und mit welcher Priorität die Vorschläge weiter-

verfolgt werden sollen (vgl. dazu auch Anhang C, Kapitel 8).

Standen damit im vorangehenden Kapitel die Inhalte einer möglichen Zusammenarbeit im

Vordergrund, geht es in den folgenden Abschnitten um denkbare Formen einer allfälligen

Zusammenarbeit. Wir sehen dazu vier verschiedene Ansätze oder „Wege“ mit je unterschied-

licher Breite und Tiefe der Zusammenarbeit:

In Abschnitt 5.1 wird mit der „NEAT-Konferenz“ die Schaffung eines neuen übergeordne-

ten Austauschgefässes zur Diskussion gestellt.

In Abschnitt 5.2 wird ein alternativer Ansatz über die Nutzung bestehender Gefässe

beschrieben.

In Abschnitt 5.3 wird als dritter Weg ergänzend oder unabhängig von den ersten beiden

Ansätzen die Symbolkraft einzelner kleinerer Massnahmen betont.

In Abschnitt 5.4 wird in einer vierten Möglichkeit, ebenfalls unabhängig von den anderen

Ansätzen realisierbar, der Fokus auf die Rolle der öffentlichen Hand als Impulsgeber an

private oder halb-öffentliche Akteure gelegt.

5.1 NEAT-Konferenz: Koordination mittels übergeordneter Massnahme

Unter dem Arbeitstitel „NEAT-Konferenz“ verstehen wir eine Klammer- oder Dachorganisati-

on, die Themen aufgreift, in geeigneten Gremien und in geeigneter Form bearbeitet und in

die politische Umsetzung einspeist. Diese Positionierung bzw. Aufgabe nimmt die NEAT-

Konferenz mit unterschiedlichen Aktivitäten und Massnahmen wahr – analog z.B. der Metro-

politankonferenz Zürich.

Wir sehen vor allem drei Gründe für die Einrichtung einer NEAT-Konferenz:

Zeitlich verzögerte Auswirkungen: Die Auswirkungen der NEAT ergeben sich aus den

Anpassungen, welche die - vornehmlich privaten - Akteure bei ihren Handlungsweisen

und damit bei ihrem Verkehrsverhalten aufgrund der verkürzten Reisezeiten vornehmen

werden. Verschiedene dieser Anpassungen werden nicht sofort, sondern erst im Zeitver-

lauf stattfinden (z.B. im Pendlerverhalten). Auch die Auswirkungen der NEAT werden sich

damit zeitlich verzögert einstellen. Aus diesem Grund wird auch ein Teil des Handlungs-

bedarfs der öffentlichen Hand zur stärkeren Nutzung der Chancen und zur Minimierung

der Risiken der NEAT erst mit der Zeit und mit Rücksicht auf die sich tatsächlich einstel-

lenden Verhaltensänderungen benannt werden können. Im Rahmen der Konferenz kann

die Frage nach den feststellbaren Veränderungen des Mobilitätsverhaltes und dessen Ef-

fekte für die Regionen entlang der Linie Zürich- Mailand jeweils neu thematisiert werden.

5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR

45

Aus diesem fortlaufenden Diskurs können dann auch der Handlungsbedarf und die geeig-

neten Massnahmen seitens der öffentlichen Hand fortgeschrieben werden. Zur zeitge-

rechten Identifizierung, Anregung, Aufarbeitung und Weiterbearbeitung dieser Themen

könnte die NEAT-Konferenz einen zentralen Beitrag leisten.

Heterogenität der Handlungsfelder und Umsetzungsmassnahmen:

– Die in Kapitel 4 beschriebenen und im Zeitverlauf neu auftauchenden Themen und

damit Handlungsfelder setzen in vielen verschiedenen inhaltlichen Bereichen an. Ent-

sprechend sind auch unterschiedliche Stellen in den Gebietskörperschaften im Gott-

hard-Korridor angesprochen.

– Die konkreten Umsetzungsmassnahmen sind heterogen: Die Spannweite reicht von

einem informellen Informations- und Erfahrungsaustausch bis zu gemeinsamen und

inhaltlich koordinierten Aktivitäten.

– Kapitel 4 hat weiter gezeigt, dass die Interessenlagen der Partner dieser Studie unter-

schiedlich sind. Die Folge wird sein, dass die Bereitschaft, an einem Thema gemein-

sam weiterzuarbeiten unterschiedlich ausfallen wird. Es müsste entsprechend möglich

sein, dass die Partner auswählen können, an welchen Themen sie sich mehr oder we-

niger bzw. gar nicht beteiligen.

Diese in verschiedener Sicht grosse Vielfalt lässt sich am besten in einem Gefäss auffan-

gen, das mit flexiblen Angeboten und Zusammenarbeitsformen auf diese Konstellation re-

agieren kann.

Austausch und Kontakte als Grundlage für Zusammenarbeit: Grundlage für eine in-

tensive Zusammenarbeit bilden oft persönliche Kontakte zwischen Entscheidungs- und

Wissensträgern. Damit diese Kontakte – im Sinne eines losen Netzwerkes – von jedem

Einzelnen für seine Anliegen und Fragen nutzbar gemacht werden können, brauchen die

Kontakte eine gewisse Intensität, d.h., es muss Gelegenheiten geben, sich wieder zu tref-

fen, um die Kontakte aufzufrischen und zu pflegen. Eingebunden in ein solches Netzwerk

sollten Institutionen sein, für welche die NEAT neue Perspektiven (Potentiale) oder Risi-

ken bietet. Es bieten sich Chancen, wenn sich die Akteure nicht ausschliesslich disziplinär

treffen, sondern wenn man sich auch themenübergreifend über die Auswirkungen der

NEAT und die damit verbundenen Potenziale und Risiken austauschen kann. Die NEAT-

Konferenz bildet genau für diesen Austausch eine ständige Plattform (z.B. im Rahmen

des Jahresanlasses) und steht den Partnern als „multifunktionaler Ansprechpartner“ zur

Verfügung.

Ausgehend von obigen Überlegungen ist für die NEAT-Konferenz grundsätzlich ein weites

Aufgabenspektrum denkbar. Dieses muss nicht von Beginn weg ausgeschöpft werden. In der

Anfangsphase könnte man sich auf eine Auswahl der folgenden Aufgaben konzentrieren und

erst bei konkretem Bedarf einen Ausbau vornehmen:

Jahresanlass: Durchführung eines Jahresanlasses mit jeweils einem inhaltlichen Fokus-

thema

Themenbearbeitung: Bildung von thematischen Arbeitsgruppen, in welchen konkrete

Themen gemeinsam bearbeitet werden.

5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR

46

Moderierter Informationsaustausch: Bildung von temporären oder ständigen Aus-

tausch-/Praxisgruppen, in welchen ein organisierter und strukturierter Informationsaus-

tausch zwischen Fach- oder Entscheidungsgremien erfolgt.

Projektmanagement: Realisierung von gemeinsam getragenen Projekten mit „variabler

Geometrie“: Es müssen sich nicht immer alle Mitglieder an lancierten Projekten beteiligen.

Vernetzungsaktivitäten: Zusammenbringen verschiedener betroffener oder interessierter

Organisationen und Personen. Anbahnen und Knüpfen von Kontakten.

Politische Aktivitäten: Bündelung von gemeinsamen Interessen z.B. im Rahmen von

Vernehmlassungsverfahren oder im Kontakt mit anderen Akteuren im NEAT-Korridor (z.B.

der SBB), Lancierung von politischen Vorstössen insbesondere auf nationaler Ebene, etc.

Knowledge Management: Wissensgenerierung und Wissenssicherung im Zusammen-

hang mit Zusammenarbeitsprojekten und Verkehrsinfrastrukturen im Gotthard-Korridor,

Übernahme von Kommunikationsaktivitäten über die Website der NEAT-Konferenz.

Die zwei zentralen Umsetzungselemente einer NEAT-Konferenz wären die folgenden:

Gründung der NEAT-Konferenz als privatrechtlicher Verein und Realisierung einer

„Gründungskonferenz“ als erster Jahresanlass. Als Gründungsmitglieder der NEAT-

Konferenz würden die an der vorliegenden Studie beteiligten Akteure plus bei Interesse

die Teilnehmenden aus Italien (z.B. Regione Lombardia, Stadt Mailand) im Vordergrund

stehen. Nach der Gründung können weitere Akteure aus dem NEAT-Korridor dem Verein

beitreten (z.B. Wirtschaftsverbände, Tourismusorganisationen).

Einrichtung einer Geschäftsstelle: Die Geschäftsstelle verfolgt die laufenden Entwick-

lungen und Auswirkungen der NEAT mit, greift Initiativen zu konkreten Massnahmen auf

und gibt die entsprechenden Themen an die für die Umsetzung der Massnahmen relevan-

ten Akteure weiter. Die Geschäftsstelle „inszeniert“ auch die Kommunikation zwischen

den Mitgliedern der NEAT-Konferenz. Standort für die Geschäftsstelle könnte mit Blick auf

die Veränderungen im Verkehrsangebot durch die NEAT Bellinzona sein. Die Aktivitäten

der NEAT-Konferenz könnten an unterschiedlichen Orten im Gotthard-Korridor durchge-

führt werden.

Die Einrichtung einer Geschäftsstelle könnte auch erst im Zeitverlauf erfolgen, wenn klar

ist, dass genügend gemeinsam anzugehende Themen und Aktivitäten vorhanden sind.

Die Gründung einer NEAT-Konferenz wäre ein starkes Signal des Zusammenarbeitswillens

im Gotthard-Korridor. Mit Blick auf die Rückmeldungen aus der informellen Ämterkonsultation

zu den verschiedenen Handlungsfeldern und konkreten Umsetzungsmassnahmen in Kapitel

4 vielleicht ein zu starkes: Das Antwortspektrum aus der informellen Ämterkonsultation zur

Frage einer NEAT-Konferenz ist sehr breit ausgefallen, was sich insbesondere bei Berück-

sichtigung der qualitativen Rückmeldungen zeigt:

Pro I: Die Schaffung der NEAT-Konferenz und die Einrichtung einer Geschäftsstelle wer-

den begrüsst.

Pro II: Die Schaffung einer NEAT-Konferenz könnte positive Impulse bringen. Auf die

Einrichtung einer Geschäftsstelle soll hingegen aus Kostengründen verzichtet werden.

5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR

47

Vorsichtig: Die Schaffung einer NEAT-Konferenz bringt Vorteile, sollte aber mit vorhan-

denen Gefässen abgestimmt werden und diese nicht konkurrieren.

Einschränkend: Eine NEAT-Konferenz hätte Vorteile, sollte jedoch befristet werden.

Skeptisch: Die Einrichtung einer NEAT-Konferenz wird skeptisch beurteilt. Die Schaffung

von neuen, starren Strukturen sollte möglichst vermieden werden.

Kontra: Die Schaffung von neuen Gremien sollte vermieden werden. Es sollen die beste-

henden Gremien zur Einbringung der Anliegen genutzt werden.

Es bestätigt sich mit diesen deutlichen inhaltlichen Differenzen letztlich, dass derzeit kein

wirklich ausgeprägter Bedarf an Zusammenarbeit in verschiedenen Handlungsfeldern vor-

handen ist. Die eher punktuellen Interessen einer Zusammenarbeit können auch ausserhalb

einer solchen Klammerorganisation je bilateral oder multilateral angegangen werden.

Ein möglicher Mittelweg wäre die Schaffung einer befristeten NEAT-Konferenz „Light“:

Die Konferenz wird auf 5 bis 10 Jahre befristet (ca. 2016 bis 2026, d.h. bis 10 Jahre nach

Eröffnung).

Als Gründungsmitglieder der Konferenz stehen alle an der vorliegenden Studie beteiligten

Kantone und Städte sowie ausgewählte Teilnehmer aus Italien im Vordergrund. Zu den

italienischen Vertretern könnten die Region Lombardei, die Provinzen Como, Varese, Mi-

lano und Monza oder die Stadt Mailand eingeladen werden (vgl. hierzu auch Abbildung

5-1). Nach der Gründung können weitere Akteure aus dem NEAT-Korridor der Konferenz

beitreten (z.B. Wirtschaftsverbände, Gemeinden, Universitäten, Tourismusorganisatio-

nen).

Kernstück der Konferenz bildet der Jahresanlass, der abwechselnd von den Mitgliedern

organisiert wird. Das Thema der ersten Jahreskonferenz könnte das Handlungsfeld „Tou-

rismus“ sein.

Auf die Einrichtung einer Geschäftsstelle wird verzichtet.

Auch bei dieser „Light“-Variante würde die oben angesprochene Signalwirkung noch zum

Tragen kommen. Die Gründung würde signalisieren, dass sich die beteiligten Akteure zum

gemeinsamen Korridor bekennen und dass sie gewillt sind, die Herausforderungen gemein-

sam anzugehen. Auch bezüglich Stadt-Land-Beziehung wäre es ein Statement, wenn sich

Zürich, Zug, Schwyz, Uri, das Tessin und Provinzen oder Städte der Lombardei unabhängig

von Dritten und festgelegten Themen an einem jährlichen Anlass austauschen können.

5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR

48

Abbildung 5-1: Vorschlag zum Perimeter der NEAT-Konferenz „Light“

Wenn mit Blick auf die geäusserten Interessen an einer Zusammenarbeit im Gotthard-

Korridor auch die Schaffung einer „Light“-Variante einer NEAT-Konferenz als nicht adäquat

betrachtet wird, stellt die Nutzung bestehender Gefässe einen alternativen Ansatz dar. Auf

diesen Ansatz geht der nächste Abschnitt ein.

5.2 Nutzung bestehender Gefässe

Als Alternative – oder grundsätzlich auch als Ergänzung – zu einer NEAT-Konferenz „Light“

besteht die Möglichkeit, bewährte Organisationen und Institutionen für eine intensivierte Zu-

sammenarbeit innerhalb des Gotthard-Korridors zu nutzen:

Die einzelnen Partner bringen ihre Anliegen aktiv in die dafür geeigneten Gremien ein. Sie

prüfen auch die Möglichkeit, sich als beobachtendes oder assoziiertes Mitglied an rele-

vante Gremien zu binden, wo dies aktuell noch nicht der Fall ist.

Daneben werden Aktivitäten im Bereich der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit

(Ebene 2 gemäss Abbildung 4-3) gefördert, wie dies beispielsweise im Rahmen des inter-

kantonalen NRP-Projektes Programm „San Gottardo 2020“ und der Inwertsetzung der

Gotthard-Bergstrecke bereits geschieht.

5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR

49

Die Partner nehmen dabei Rücksicht auf die Entwicklung im peripheren ländlichen Raum

und stellen sicher, dass auch dieser von der NEAT profitieren kann (Ebene 3 gemäss Ab-

bildung 4-4).

Eine kurze Umschau im Gotthard-Korridor zeigt, dass verschiedene Gefässe vorhanden sind,

die als mögliche Anlaufstellen für die Diskussion von erkannten Handlungsfeldern und Mass-

nahmen genutzt werden könnten.

Die entscheidende Frage ist, ob und wie die identifizierten Handlungsfelder in diese bewähr-

ten Gremien eingebracht werden können und ob die spezifischen Anliegen des Gotthard-

Korridors ausreichendes Gewicht erhalten. Dies hängt vor allem von der thematischen und

geografischen Abgrenzung der Organisation ab, welche Abbildung 5-2 erläutert. Es hängt

aber auch davon ab, mit welcher Nachdrücklichkeit die Anliegen eingebracht werden.

Abbildung 5-2: Bestehende Koordinations- und Kooperationsgefässe im Gotthard-Korridor

Kurzbeschreibung und thematische Abgrenzung Geografische Abgrenzung

Die Metropolitankonferenz Zürich setzt sich für eine

„bessere Vernetzung zwischen Kantonen, Städten und Gemeinden des Metropolitanraums Zürich“ ein. Die Konferenz „fördert eine ganzheitliche räumliche Perspektive“ und bietet „Gelegenheiten für den Infor-mationsaustausch“. Inhaltlich wäre sie somit ein ge-eignetes Gefäss um die Anliegen aus dem Gotthard-Korridor aufzugreifen.

In ihrer räumlichen Ausdehnung geht die Konferenz aber weit über den Gotthard-Korridor hinaus. Zu den Mitgliedskantonen gehören heute die Kantone Zürich, Luzern, Aargau, Thurgau, St. Gallen und Schwyz. Zwar hat sich der Schwerpunkt der Konferenz mit der Aufnahme von Schwyz etwas in Richtung Gotthard verschoben, die letzten Mitgliedsgemeinden wurden jedoch aus den Kantonen Schaffhausen, St. Gallen und Thurgau aufgenommen. Gehört ein Kanton nicht dem statistisch definierten Metropolitanraum an, so ist eine assoziierte Mitgliedschaft ohne Stimmrecht mög-lich.

Hellblau = assoziierte Mitglieder

Die Zentralschweizer Regierungskonferenz setzt

sich aus den Zentralschweizer Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug zusammen und dient als Plattform für die interkantonale Zusam-menarbeit. Als assoziierte Mitglieder nehmen die Kantone Zürich und Aargau ohne Stimmrecht an den halbjährlichen Versammlungen teil.

Die Mitglieder können Anträge für Geschäfte stellen, die regional zu koordinieren sind. Thematisch ist die Konferenz äusserst breit aufgestellt und deckt als Überbau zu den ständigen Direktorenkonferenzen alle identifizierten Handlungsfelder ab. Die Abwicklung der einzelnen Zusammenarbeitsprojekte erfolgt durch die betroffenen Direktorenkonferenzen oder durch ein fallweise zusammengestelltes Gremium.

Hellblau = assoziierte Mitglieder

5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR

50

Kurzbeschreibung und thematische Abgrenzung Geografische Abgrenzung

Das Gotthard-Komitee besteht aus sämtlichen Kan-

tonen entlang des Korridors zwischen Basel und Tes-sin. Das Komitee vertritt die Interessen der Tran-sitachse gegenüber dem Bund und anderen Kanto-nen. Thematisch beschäftigt sich die Organisation zwar mit Verkehrsfragen, jedoch nicht explizit mit der NEAT. Ein Teil der identifizierten Handlungsfelder (vgl. Abschnitt 4.3) vermag das Gotthard-Komitee jedoch abzudecken.

Als Mitglieder sind unter anderem auch die Kantone Aargau, Basel-Land, Basel-Stadt und Schaffhausen aufgeführt. Damit geht der Perimeter im Norden weit über die Beziehung Zürich-Mailand hinaus.

Der Regierungskonferenz der Gebirgskantone

gehören die Kantone Uri, Obwalden, Nidwalden, Gla-rus, Graubünden, Tessin und Wallis an. Sie bündelt die Kräfte der Gebirgskantone, sowie der Gemeinden und Städte in ihrem Perimeter.

Inhaltlich geht sie einen breiten Weg und könnte auch Themen im Zusammenhang mit der NEAT aufgreifen: Tourismus, Raumordnung, Energie, Finanzen, Ver-kehr und Aussenpolitik. Eine räumliche Öffnung auf die Lombardei oder Zürich bietet sich aufgrund des klar abgesteckten Perimeters jedoch nicht an.

Diese Gremien bieten die Möglichkeit, das Thema NEAT und ihre Wirkungen zu behandeln

und auch gemeinsame Massnahmen und Positionen zu formulieren. Schwieriger ist es, die

Perimeter mit dem in dieser Studie betrachteten Gotthard-Korridor zu vereinen. Denn einer-

seits kann eine zu breite geografische Ausrichtung dazu führen, dass der Fokus auf die

NEAT am Gotthard verloren geht. Durch den Einbezug von zu vielen und aus Sicht Gotthard-

Korridor weniger relevanten Akteuren verlieren die Interessen der einzelnen Partner an Ge-

wicht. Andererseits wird es noch schwieriger, gemeinsame Ziele mit hoher Priorität zu finden.

Obwohl bei den Organisationen die Aufnahme ausländischer Beobachter nicht auszuschlies-

sen ist, dürfte der Einbezug der Lombardei schwierig zu bewerkstelligen sein.

5.3 Nutzung der Symbolkraft von kleinen Massnahmen

Beim dritten Weg steht die Nutzung der Symbolkraft von kleineren Massnahmen im Vorder-

grund. Er lässt sich ebenfalls unabhängig oder ergänzend zu den zwei bisher genannten

Ansätzen einschlagen. Im Zentrum steht dabei die Erkenntnis, dass es schwierig ist, eine von

allen Teilnehmenden getragene grössere Massnahme zu finden, die gleichzeitig auf der Prio-

ritätenliste zuoberst steht. Ein Ansatz könnte deshalb in der Umsetzung einer oder mehrerer

Massnahmen liegen, die von geringerer Priorität und Tragweite sind.

Diese Massnahmen können genutzt werden, um ein Zeichen für die Stadt-Land-

Zusammenarbeit und für den Gotthard-Korridor zu setzen. Sie können auch als Pilotversuch

für künftige weitere Zusammenarbeitsprojekte in dieser Konstellation positioniert werden.

5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR

51

Die Auswahl der Massnahme(n) stützt sich dabei auf die folgenden Prinzipien:

Der unmittelbare Nutzen der Massnahme steht nicht im Vordergrund. Im Vordergrund

stehen mittel- und langfristige Gesichtspunkte.

Die Massnahmen lassen sich relativ kostengünstig umsetzen.

Es wird insgesamt keiner der Partner schlechter gestellt. Allenfalls kann ein erwarteter

Nachteil für einen Partner durch die Verknüpfung mit weiteren Massnahmen im Rahmen

eines Massnahmenbündels kompensiert werden.

Falls der Nutzen der Massnahme allenfalls für einen Partner besonders gross sein sollte,

wird sichergestellt, dass mittel- bis langfristig auch die übrigen Partner profitieren können.

Auf die Nutzenverteilung wird bei der Finanzierung Rücksicht genommen.

Als Grundlagen zur Festlegung dieser Massnahmen oder eines Massnahmenbündels können

die in Abschnitt 4.4 in der Gruppe 1 oder 2 zusammengefassten Vorschläge mit hoher oder

mittlerer Priorität dienen. Oder aber es wird auf diejenigen teilweise neuen Massnahmen

abgestellt, für die einzelne Teilnehmende in der Interview-Runde und/oder in der informellen

Konsultation ein starkes Bekenntnis abgegeben haben.

5.4 Impulsgebung durch die öffentliche Hand

Bei den drei erstgenannten Ansätzen liegt der Fokus auf der öffentlichen Hand: Sie soll aktiv

auf die Umsetzung konkreter Aktivitäten und Massnahmen hinwirken.

Die Analyse in der vorliegenden Untersuchung hat aber deutlich gemacht, dass es in erster

Linie an den privaten Akteuren (Unternehmen, Haushalte, Privatpersonen) und halb-

öffentlichen Organisationen (z.B. Tourismusorganisationen) ist, die Chancen der NEAT zu

nutzen. Bei diesem vierten Weg beschränkt sich die öffentliche Hand deshalb auf die Rolle

eines Impulsgebers. Dazu kann die öffentliche Hand auf einen Fundus an Erfahrungen und

Wissen zurückgreifen, das im Rahmen der Arbeiten rund um die NEAT, die NEAT-Eröffnung,

die Gotthard-Bergstrecke, Zusammenarbeitsprojekte und die Entwicklung von Verkehrs- so-

wie Raumkonzepten in Gotthard-Korridor entwickelt worden ist. Die vorliegende Untersu-

chung ist Teil dieses Fundus.

Der Fokus der eigenen Aktivitäten kann auf die Information der privaten und halb-öffentlichen

Akteure gelegt werden. Damit sollen weitere Formen der Zusammenarbeit und des Zusam-

menlebens im Gotthard-Korridor durch die öffentliche Hand indirekt gefördert werden, statt

dass die öffentliche Hand in Eigeninitiative Massnahmen ergreift. Insbesondere öffentlich-

rechtliche Organisationen und Institutionen sollten vom vorhandenen Wissen profitieren kön-

nen. Als Beispiele seien vor allem Institutionen in den in Kapitel 4 identifizierten Handlungs-

feldern genannt. Dazu gehören regionale Tourismus- und Vermarktungsorganisationen, Bil-

dungsinstitutionen, Verkehrsbetriebe, aber auch die Gemeinden.

5. Mögliche Formen einer künftigen Zusammenarbeit ECOPLAN/IBR

52

5.5 Fazit

Welche der oben andiskutierten Formen der Zusammenarbeit gewählt wird, muss in der ge-

meinsamen Diskussion der teilnehmenden Partner, auch unter Einbezug weiterer relevanter

Akteure entschieden werden. Mit dem vorliegenden technischen Bericht wurden die inhaltli-

chen Grundlagen für diese Diskussion geschaffen.

Mit Blick auf die Ergebnisse dieser Studie und der durchgeführten Ämterkonsultation (vgl.

dazu Anhang B) sowie des Konsens bezüglich der Verantwortung der privaten Akteure, die

Chancen der NEAT zu nutzen, steht aktuell der vierte Ansatz im Vordergrund, in welchem die

öffentliche Hand als Impulsgeberin fungiert. Mit dem vorliegenden Bericht liegt ein Dokument

vor, das viele Aspekte des Wissens zur künftigen Entwicklung und zur Zusammenarbeit im

Gotthard-Korridor zusammenträgt. Dazu gehören Erkenntnisse zu den Auswirkungen, den

Chancen und Risiken der NEAT, die erstellten Übersichten zu wichtigen im Gotthard-Korridor

laufenden (Zusammenarbeits-)Projekten und Potenzialen sowie die entwickelten Ideen und

Vorschläge für künftige gemeinsame Aktivitäten. Diese Informationen bilden aus Sicht der an

der Studie teilnehmenden Partner und der Studienautoren eine gute inhaltliche Grundlage für

die Beschreitung dieses Weges.

6. Anhang A – Durchgeführte Interviews ECOPLAN/IBR

53

6 Anhang A – Durchgeführte Interviews

Die folgende Abbildung zeigt die durchgeführten Interviews / Workshops, das Datum des

Gesprächs sowie die Teilnehmenden.

Abbildung 6-1: Durchgeführte Interviews, Teilnehmer und Datum

Raum Teilnehmende Datum

Milano / Lombardia – M. Grazia Pedrana Regione Lombardia

– M. Pozzetti, Regione Lombardia

– G. Baschenis, Regione Piemonte

– E. Murtula, Comune di Milano

– L. Veronese, Comune di Milano

– M. Harris, STE Zürich

25.11.2013

Region Bellinzonese e Valli*

– R. De Rosa, Direktor 18.12.2013

Kanton Uri – C. Raab, Leiter Abteilung Wirtschaft und Tourismus

– T. Aschwanden, Leiter Abteilung öffentlicher Verkehr

– J. Schuler, Vorsteher Amt für Kultur und Sport

– A. Zurfluh, Informationsbeauftragter / Landschreiber (Standes-

kanzlei)

21.01.2014

Kanton Schwyz – U. Durrer, Leiter Amt für Wirtschaft

– A. Carisch, Projektleiter Wirtschaftsförderung, Amt für Wirt-

schaft

04.02.2014

Industrie und Handels-kammer Zentralschweiz

– F. Howald, Direktor 05.02.2014

Region Lugano** – M. Oleggini, ERS-L e municipale di Monteceneri

– G. Bottarini, praticante al ERS-L

– A. Geninazzi, econommiesuisse

– M. Bernasconi, Sindaco di Bioggio

– S. Wagner, SASA Lugano

– M. Rossi, CCI Lugano

– P. Poggiati, Dipartimento del Territorio, interlocutore del pro-

getto Rurbance per il Cantone Ticino

07.02.2014

Stadt Zürich – A. Schindler, Leiterin Stadtentwicklung

– M. Harris, Projektleiter Stadtentwicklung

16.04.2013 und 20.2.2014

* ERS-BV: Ente Regionale per lo Sviluppo del Bellinzonese e Valli ** ERS-L: Ente Regionale per lo Sviluppo del Luganese

7. Anhang B – Ergebnisse der Ämterkonsultation ECOPLAN/IBR

54

7 Anhang B – Ergebnisse der Ämterkonsultation

Die im Rahmen der informellen Ämterkonsultation geäusserten Prioritäten sind in der folgen-

den Abbildung dargestellt. Die einzelnen Kategorien in der Spalte entsprechen den konsoli-

dierten Rückmeldungen der einzelnen Fachämter / Departemente:

Schwyz: Bau-, Bildungs- und Volkswirtschaftsdepartement (konsolidierte Rückmeldungen)

Uri: Volkswirtschaftsdepartement, Bildungs- und Kulturdirektion, Amt für Raumentwicklung

(Mittelwert der einzelnen Rückmeldungen)

Tessin: Dipartimento del territorio und Dipartimento delle finanze e dell’economia (konso-

lidierte Rückmeldungen)

Zürich: Direktorin Stadtentwicklung, Projektleitung Aussenbeziehungen, Schul- und

Sportdepartement (Mittelwert der einzelnen Rückmeldungen)

Abbildung 7-1: Priorität der Massnahmen nach beteiligten Partnern

Schwyz Tessin Uri Zürich

Bildung

Themenwoche „NEAT-Eröffnung“ an Mittelschulen anregen 3.0 1.0 3.0 2.0

Bilinguale Maturität im Gotthard-Korridor prüfen 3.0 1.0 3.4 2.3

Berufsbildungszentren mit gesamtschweizerischem Einzugsgebiet 4.0 1.0 2.3 2.7

Bekanntheit und Nutzung von Austauschprogrammen steigern 2.0 2.0 3.4 2.0

Geschäftsverkehr

Nähe der Wirtschaftsräume Zürich und Mailand thematisieren 2.0 1.0 2.4 1.0

Bellinzona als Standort für spez. Dienstleistungen positionieren 2.0 1.0 2.5 1.7

Business-Class in den Eurocity-Zügen anstreben 3.0 1.0 2.5 1.7

Workshop „Best Practice“ im Umgang mit der NEAT anregen 2.0 1.0 3.5 2.7

Bellinzona als Tagungsort stärken 3.0 1.0 3.0 2.0

Firmenbesuche jenseits des Gotthards anregen / organisieren 3.0 2.0 3.7 2.3

NEAT-Halteorte

Altdorf /Schwyz als Arbeitsplatzstandort stärken 1.0 1.2 2.0

Austausch bei der Bahnhofsentwicklung intensivieren 1.0 3.0 3.0 2.3

Sprache

Touristische Inwertsetzung der Sprachgrenze einleiten 3.0 1.0 3.0 1.7

Seminare und Weiterbildungen zu Geschäftsbeziehungen CH-I 3.0 3.0 2.7 2.0

Mehrsprachige Webauftritte der öffentlichen Verwaltung fördern 4.0 4.0 3.7 2.7

Tourismus

Koordination touristische Inwertsetzung Gotthard-Bergstrecke 2.0 1.0 1.2 1.7

Die „geschenkte Stunde“ thematisieren 2.0 1.0 2.4 1.7

Übergeordnete Massnahme: NEAT-Konferenz

Schaffung einer NEAT-Konferenz 4.0 4.0 2.5 1.0

Einrichtung einer Geschäftsstelle der NEAT-Konferenz 4.0 4.0 3.0 2.0

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

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8 Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsul-tation)

Lesehinweis: Die Texte in diesem Anhang entsprechen inhaltlich den im Rahmen der infor-

mellen Ämterkonsultation versendeten Unterlagen. Gegenüber den verwendeten Dokumen-

ten wurde lediglich die Struktur (Ebenen der Überschriften) angepasst.

8.1 Einleitung

8.1.1 Ausgangslage

Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels und des Ceneri-Tunnels wird sich die Reisezeit

per Bahn zwischen Zürich und Mailand um ca. 1 Stunde verkürzen. Für die Beziehung zwi-

schen den Regionen entlang der Linie Zürich-Mailand werden sich die Wirkungen der Reise-

zeitverkürzung auf den Personenverkehr beschränken und „innerhalb“ des Personenverkehrs

auf Mobilitätsbedürfnisse, die sich gut mit der Bahn abdecken lassen und bei denen die Rei-

senden nicht viel Gepäck oder Material transportieren müssen.

Der auf diese Weise abgesteckte Rahmen möglicher Wirkungen umfasst immer noch ein

breites Spektrum von Mobilitätsbedürfnissen aus den Bereichen Freizeit, Tourismus, Ge-

schäftsverkehr, Pendler, Bildung und anderes mehr.

8.1.2 Fragestellung

Die von der Stadtentwicklung der Stadt Zürich in Auftrag gegebene, und von den Kantonen

Schwyz, Uri und Tessin mitgetragene „Gotthard-Studie“ fokussiert auf die Frage, welche

neuen Chancen, Potenziale und Risiken sich durch die Eröffnung der beiden NEAT-Tunnels

für die Beziehung zwischen städtischen und ländlichen Räumen entlang der Line Zürich -

Mailand ergeben. Die Potenziale ergeben sich dabei insbesondere aus der Verkürzung der

Reisezeit zwischen den Metropolitanräumen Zürich und Mailand, aber auch aus der Symbol-

kraft der NEAT-Eröffnung als weitherum sichtbarer „Leuchtturm“.

Im Massnahmenteil der Studie soll aufgezeigt werden, wie die öffentliche Hand städtischer

und ländlicher Regionen zusammenarbeiten kann, um die festgestellten Potentiale zu nutzen

resp. Risiken zu minimieren.

Die Steuerungsgruppe hat auf Basis des Zwischenberichts zur Studie im Rahmen der Sit-

zung vom 13. März 2014 die weiter zu bearbeitenden Handlungsfelder festgelegt. In den

vorliegenden Factsheets sind diese Handlungsfelder weiter strukturiert, verdichtet und die

Umsetzungsmassnahmen konkretisiert worden.

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

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8.1.3 Zweck und Aufbau

Das vorliegende Papier dient als Input für die Konsultationsrunde auf Stufe der kantonalen

Fachämter. Im Rahmen dieser informellen Konsultationsrunde innerhalb der im Projekt ver-

tretenen Institutionen soll nun eine erste Rückmeldung zu den identifizierten Handlungsfel-

dern und Umsetzungsmassnahmen eingeholt werden.

Dabei geht es um eine Einschätzung aus strategischer Sicht. Die Handlungsfelder und die

vorgeschlagenen Massnahmen sollen auf die Sinnhaftigkeit und Abstützung in den Fachäm-

tern überprüft werden. Zudem sollen zum Abschluss der Studie die Handlungsfelder und

Massnahmen basierend auf der Rückmeldung der Fachämter ergänzt werden.

Das Papier ist hierzu wie folgt aufgebaut:

Übergeordnete Massnahmen: Der aus der Eröffnung der NEAT resultierende Hand-

lungsbedarf für eine stärkere Zusammenarbeit öffentlicher und halb-öffentlicher Institutio-

nen lässt sich jetzt noch nicht abschliessend abschätzen (wie entwickelt sich der Korridor

mit der NEAT?). Im Zeitverlauf werden neue Fragen, neue Themen auftauchen. Um die-

sem Aspekt Rechnung zu tragen, schlagen wir als Dachorganisation eine NEAT-

Konferenz vor.

Handlungsfelder und Massnahmen: In diesem Abschnitt werden die Potenziale und der

Handlungsbedarf in ausgewählten Handlungsfelder beschrieben sowie Umsetzungs-

massnahmen vorgeschlagen.

Weitere Themen: In diesem Teil werden zusätzliche Themen beschrieben, bei welchen

aus heutiger Sicht noch kein konkreter Handlungs- bzw. Massnahmenbedarf besteht. Ein

solcher kann sich im Zeitverlauf aber durchaus ergeben. Sie werden daher im Sinne eines

„Themenspeichers“ für künftige Massnahmen beibehalten.

Im Fragebogen sind einige Fragen zu den hier vorgestellten Handlungsfeldern und Mass-

nahmenvorschlägen gestellt, die im Rahmen der informellen Ämterkonsultation beantwortet

werden sollen. Sie dienen insbesondere der Priorisierung der Massnahmen sowie zur Ergän-

zung mit weiteren sinnvollen Massnahmen aus Sicht der verschiedenen einbezogenen

Fachämter.

8.2 Übergeordnete Massnahmen

Als übergeordnete Massnahme schlagen wir vor, eine NEAT-Konferenz zu schaffen. Die

NEAT-Konferenz ist als Klammer- oder Dachorganisation zu konzipieren, die neue Themen

aufgreift, in geeigneten Gremien und in geeigneter Form bearbeitet und in die politische Um-

setzung einspeist. Diese Positionierung bzw. Aufgabe nimmt die NEAT-Konferenz mit unter-

schiedlichen Aktivitäten und Massnahmen wahr – analog z.B. der Metropolitankonferenz

Zürich.

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

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a) Aufgaben und Ausgestaltung der NEAT-Konferenz

Die NEAT-Konferenz kann sich in der Anfangsphase auf eine Auswahl der folgenden Aufga-

ben konzentrieren und bei Bedarf ausgebaut werden:

Jahresanlass: Durchführung eines Jahresanlasses mit jeweils einem inhaltlichen Fokus-

thema

Projektmanagement: Realisierung von gemeinsam getragenen Projekten (mit „flexibler

Geometrie“: Es müssen sich nicht immer alle Mitglieder an lancierten Projekten beteiligen)

Themenbearbeitung: Bildung von thematischen Arbeitsgruppen, in welchen konkrete

Themen gemeinsam bearbeitet werden

Moderierter Informationsaustausch: Bildung von temporären oder ständigen Austausch-

/Praxisgruppen, in welchen ein organisierter und strukturierter Informationsaustausch zwi-

schen Fach- oder Entscheidungsgremien erfolgt

Vernetzungsaktivitäten: Zusammenbringen verschiedener betroffener oder interessierter

Organisationen und Personen. Anbahnen und Knüpfen von Kontakten.

Politische Aktivitäten: Bündelung von gemeinsamen Interessen z.B. im Rahmen von Ver-

nehmlassungsverfahren oder im Kontakt mit anderen Akteuren im NEAT-Korridor (z.B.

der SBB), Lancierung von politischen Vorstössen insbesondere auf nationaler Ebene, etc.

Knowledge Management: Wissensgenerierung und Wissenssicherung im Zusammenhang

mit Zusammenarbeitsprojekten und Verkehrsinfrastrukturen im Gotthard-Korridor, Über-

nahme von Kommunikationsaktivitäten über die Website der NEAT-Konferenz

b) Gründe für eine NEAT-Konferenz

Der Vorschlag der NEAT-Konferenz beruht auf folgenden Feststellungen:

Zeitlich verzögerte Auswirkungen: Die Auswirkungen der NEAT ergeben sich aus den

Anpassungen, welche die - vornehmlich privaten - Akteure bei ihren Handlungsweisen

und damit bei ihrem Verkehrsverhalten aufgrund der verkürzten Reisezeiten vornehmen

werden. Verschiedene dieser Anpassungen werden nicht sofort, sondern erst im Zeitver-

lauf stattfinden (z.B. im Pendlerverhalten). Auch die Auswirkungen der NEAT werden sich

damit zeitlich verzögert einstellen. Aus diesem Grund wird auch ein Teil des Handlungs-

bedarfs der öffentlichen Hand zur stärkeren Nutzung der Chancen und zur Minimierung

der Risiken der NEAT erst mit der Zeit und mit Rücksicht auf die sich tatsächlich einstel-

lenden Verhaltensänderungen benannt werden können. Im Rahmen der Konferenz kann

die Frage nach den feststellbaren Veränderungen des Mobilitätsverhaltes und dessen Ef-

fekte für die Regionen entlang der Linie Zürich- Mailand jeweils neu thematisiert werden.

Aus diesem fortlaufenden Diskurs können dann auch der Handlungsbedarf und die geeig-

neten Massnahmen seitens der öffentlichen Hand fortgeschrieben werden. Zur zeitge-

rechten Identifizierung, Anregung, Aufarbeitung und Weiterbearbeitung dieser Themen

könnte die NEAT-Konferenz einen zentralen Beitrag leisten.

Austausch und Kontakte als Grundlage für Zusammenarbeit: Grundlage für eine in-

tensive Zusammenarbeit bilden oft persönliche Kontakte zwischen Entscheidungs- und

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

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Wissensträgern. Damit diese Kontakte – im Sinne eines losen Netzwerkes – von jedem

Einzelnen für seine Anliegen und Fragen nutzbar gemacht werden können, brauchen die

Kontakte eine gewisse Intensität, d.h., es muss Gelegenheiten geben, sich wieder zu tref-

fen um die Kontakte aufzufrischen und zu pflegen. Eingebunden in ein solches Netzwerk

sollten alle Personen und Institutionen sein, für welche die NEAT neue Perspektiven (Po-

tentiale) oder Risiken bietet. Von der Sache her wird es sicher befruchtend sein, wenn

sich die Akteure nicht ausschliesslich disziplinär treffen, sondern wenn man sich auch

themenübergreifend über die Auswirkungen der NEAT und die damit verbundenen Poten-

tiale und Risiken austauschen kann. Die NEAT-Konferenz bildet genau für diesen Aus-

tausch eine ständige Plattform (z.B. im Rahmen des Jahresanlasses) und steht den Part-

nern als „multifunktionaler Ansprechpartner“ zur Verfügung.

c) Massnahmen

Umsetzungsmassnahmen

GRÜNDUNG DER NEAT-KONFERENZ

Beschreibung Gründung der NEAT-Konferenz als privatrechtlicher Verein und Realisierung einer „Gründungskonferenz“ als erster Jahresanlass

Akteure – In einer ersten Phase alle an der vorliegenden Studie beteiligten Akteure, als

Gründungsmitglieder der NEAT-Konferenz plus Teilnehmer aus Italien (z.B.

Regione Lombardia, Stadt Mailand)

– Nach der Gründung können weitere Akteure aus dem NEAT-Korridor dem

Verein beitreten (z.B. Wirtschaftsverbände, Tourismusorganisationen)

EINRICHTUNG DER GESCHÄFTSSTELLE DER NEAT-KONFERENZ

Beschreibung Aufbau und Einsetzung einer vollständig zweisprachigen Geschäftsstelle mit Sitz in Bellinzona

Die Geschäftsstelle verfolgt die laufenden Entwicklungen und Auswirkungen der NEAT mit, greift Initiativen zu konkreten Massnahmen auf und gibt die entspre-chenden Themen an die für die Umsetzung der Massnahmen relevanten Akteure weiter. Die Geschäftsstelle „inszeniert“ auch die Kommunikation zwischen den Mitgliedern der NEAT-Konferenz.

Akteure Mitglieder des Vereins NEAT-Konferenz, Vorstand und die auszuwählende Ge-

schäftsstelle

8.3 Handlungsfelder

In den folgenden Handlungsfeldern sind Entwicklungen im Zusammenhang mit der NEAT-

Eröffnung aufgezeigt, auf welche die öffentliche Hand oder ihr nahe stehende

(halb)öffentliche Institutionen durch Zusammenarbeit aktiv Einfluss nehmen können. Dies soll

unter dem Dach der „NEAT-Konferenz“ (vgl. vorangehende übergeordnete Massnahmen)

geschehen. Grundsätzlich ist für diese Handlungsfelder aber auch denkbar, dass sie unab-

hängig vom übergeordneten Gefäss der NEAT-Konferenz angegangen werden.

Nicht in allen Handlungsfeldern sind gleich stark ausgeprägte Potenziale für eine Zusam-

menarbeit auf Stufe der öffentlichen Hand vorhanden. In vielen Fällen übernimmt die öffentli-

che Hand daher die Rolle eines Vermittlers, Koordinators oder eines Impulsgebers zur Inten-

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

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sivierung der Zusammenarbeit auf Stufe von Organisationen (z.B. Tourismusorganisationen,

Verbände usw.) oder Unternehmen.

Nachstehend sind die folgenden ausgewählten Handlungsfelder besprochen.

Geschäftsverkehr

Bildung

Sprache

Tourismus

NEAT-Halteorte

Jedes Factsheet bzw. Handlungsfeld ist wie folgt aufgebaut:

Zuerst werden die Potentiale und Risiken, die sich in diesem Themenfeld durch die Eröff-

nung der NEAT ergeben kurz dargestellt.

Daraus wird ein allfälliger Handlungsbedarf für eine Zusammenarbeit der öffentlichen

Hand abgeleitet.

In einem nächsten Schritt werden Umsetzungsmassnahmen vorgeschlagen.

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

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8.3.1 Geschäftsverkehr

Einschätzung von Potential und Handlungsbedarf

Wirkung der NEAT: Wenn die Reise zwischen Zürich und Mailand neu knapp drei Stunden dauern

wird, ist es machbar, an einem Tag nach Mailand zu einem Anlass (Besprechung, Workshop, Konfe-renz) zu fahren und am gleichen Tag wieder zurück. Dies vereinfacht die Geschäftsbeziehungen zwischen der Deutschschweiz und der Lombardei, soweit persönliche face-to-face Kontakte erforder-lich sind. Der Nutzen kann sich dabei bei allen Raumbeziehungen (Stadt-Stadt, Stadt-Land, Land-Stadt, Land-Land) ergeben.

Voraussetzungen: Das Potential der verkürzten Reisezeit wird im Geschäftsverkehr aber nur dann

voll ausgeschöpft werden, wenn die Reisezeit selber auch produktiv genutzt werden kann. Diesbe-züglich hat der Zug gegenüber dem Flugzeug grundsätzlich einen Vorteil (weniger unproduktive War-tezeit). Synergien können sich einstellen, wenn sich die Vertreter von Nord und Süd in der „Mitte“ (z.B. Bellinzona) treffen können und dort auch die notwendige Infrastruktur vorfinden würden.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Die Kantone des NEAT-Korridors können zur Inwert-

setzung des Geschäftsverkehrs gemeinsame Positionen gegenüber den Interessengruppen (z.B. SBB, andere Kantone, Verbände) bilden und vertreten. Zudem können sie themenbezogene Anlässe und Workshops bei potenziellen Kundengruppen anregen und diese kantonsübergreifend umsetzen. Die NEAT-Konferenz bzw. die Geschäftsstelle könnte in einer frühen Phase Impulsgeber und Initiator sein (z.B. Support bei erstmaliger Konzeption und Umsetzung).

Beispiele für Umsetzungsmassnahmen

BUSINESS-CLASS IN DEN EUROCITY-ZÜGEN ANSTREBEN

Beschreibung Für den Geschäftsverkehr braucht es in den Intercity- und Eurocity-Zügen Busi-ness-Abteile oder eine Business-Klasse, in der die Voraussetzungen gegeben sind, dass man in ruhigerer Atmosphäre arbeiten oder sich besprechen kann. Die heutige 1. Klasse garantiert dies nicht. Die Kantone des NEAT-Korridors wirken über die ihnen zur Verfügung stehenden Kanäle und Mittel auf ein möglichst attraktives Angebot für den Geschäftsverkehr auf der NEAT-Linie hin.

Akteure Kantone, SBB, Ferrovie dello stato Italiane (FS)

NÄHE DER WIRTSCHAFTSRÄUME ZÜRICH UND MAILAND THEMATISIEREN

Beschreibung Die Möglichkeiten, welche das Näherrücken der Wirtschaftsräume nördlich und südlich des Gotthards bieten, stechen nicht auf den ersten Blick ins Auge und viele kleinere und mittlere Unternehmen werden auch nicht explizit danach fra-gen. Im Rahmen von Veranstaltungen der Handelskammern und Wirtschaftsver-einigungen soll anhand von „good practice“-Beispielen aufgezeigt werden, wel-che Möglichkeiten sich durch die verkürzte Reisezeit ergeben.

Akteure Wirtschaftsverbände, Unternehmen, allenfalls in Zusammenarbeit mit der NEAT-Konferenz

FIRMENBESUCHE JENSEITS DES GOTTHARDS ANREGEN/ORGANISIEREN

Beschreibung Branchenbezogene Wirtschaftstage, bei welchen Delegationen aus der Nordschweiz Firmen und Forschungsinstitutionen der Lombardei kennen lernen

Akteure Handelskammern der Schweiz in Italien und „umgekehrt“

WORKSHOP „BEST PRACTICE“ IM UMGANG MIT DER NEAT ANREGEN

Beschreibung Workshop mit den Vertretern der Wirtschaftsverbände zum Thema „wie nutzen Unternehmen die durch die NEAT gegebenen Opportunitäten?“ Workshop könn-te Vorläufer oder Testversuch für ein jährlich stattfindendes „Gotthard Economic Forum“ sein, an dem Wirtschaftsvertreter aus dem Gotthard-Korridor aktuelle Themen diskutieren. Eine Realisation des Anlasses in Bellinzona würde einen ersten Schritt zur Stärkung von Bellinzona als Tagungsort bedeuten.

Akteure Wirtschaftsförderungen, Handelskammern, Wirtschafts- und Industrieverbände sowie weitere wirtschaftsnahe Organisationen, die NEAT-Konferenz als Partner

BELLINZONA ALS TAGUNGSORT STÄRKEN

Beschreibung Als Tagungsort hat Bellinzona für beide Seiten eine spezielle „Anziehungskraft“. Für die Teilnehmenden aus dem Norden durch die „Italianità und das südliche Klima“, für die Teilnehmenden aus Italien die „Swissness“.

Akteure Stadt Bellinzona, Kanton Tessin, Tessin Tourismus, Hotels und weitere private Anbieter in und um Bellinzona

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

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8.3.2 Bildung

Einschätzungen von Potential und Handlungsbedarf

Hochschulen: Im Bereich der Hochschulen ergeben sich durch die Eröffnung der NEAT Verände-

rungen bezüglich der Einzugsgebiete. Studierende aus dem Tessin, die an einer Hochschule der Deutschschweiz studieren, machen dies in aller Regel in Form von Wochenaufenthaltern (gilt auch umgekehrt für Deutschschweizer, die in Lugano studieren). Durch die verkürzte Reisezeit wird es eher möglich, im Tessin wohnhaft zu bleiben und als Bildungspendler beispielsweise nach Zürich zu fahren. Dies gilt insbesondere für die höheren Semester, in welchen man eine eingegrenzte Präsenz (2 - 3 Tage) an der Hochschule sicherstellen muss. Diese neue Möglichkeit kann dem Brain-Drain aus dem Tessin in die Deutschschweiz entgegenwirken. Es ist dies ein Effekt, der sich ohne Zutun der öffentlichen Hand einstellt.

Weiterbildungen: Die verkürzte Reisezeit erschliesst auch neue Potentiale für Weiterbildungen auf

Hochschulebene beidseits des Gotthards. Weiterbildungen (Master of Advanced Studies MAS) wei-sen in der Regel eine Struktur mit einem bis zwei zweitägigen Kursblöcken pro Monat auf. Mit der kürzeren Reisezeit wird es eher möglich, An- und Rückreise an den Kurstagen selber zu machen, was die Übernachtungskosten für eine Weiterbildung auf der jeweils anderen Seite des Gotthards deutlich reduziert (und auch die Absenz am eigenen Arbeitsplatz). Das damit verbundene Potential müssen die Anbieter von Weiterbildungen selber realisieren (durch entsprechende Gestaltung und Bewerbung der Kurse). Ein Handlungsbedarf für die öffentliche Hand ergibt sich in diesem Bereich nicht.

Berufsbildung: Im Bereich der Berufsbildung könnten Altdorf und Bellinzona allenfalls als Standorte

für Berufsbildungszentren an Attraktivität gewinnen, indem sie sowohl das Einzugsgebiet für Berufs-schüler nördlich wie südlich des Gotthards abdecken können. Ein Standortvorteil werden diese Orte vor allem bei Berufen haben, zu welchen es gesamtschweizerisch eine vergleichsweise kleine Anzahl von Lernenden gibt.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Die Kantone haben die Möglichkeit Einfluss auf die Aus-

richtung und die Aktivitäten der öffentlichen Bildungsinstitutionen zu nehmen. Sie können dabei aber auch lediglich als Impuls- und Ideengeber auftreten. Es obliegt grundsätzlich den Schulen und Bil-dungsinstitutionen selbst, die geeigneten Massnahmen gemeinsam mit den Nachbarn umzusetzen. Die NEAT-Konferenz könnte den Austausch im Bildungsbereich im NEAT-Korridor als Thema eines Jahresanlasses aufgreifen. Entweder in einer frühen Phase, um zur Lancierung des Thema beizutra-gen, oder in einer späteren Phase, um in einem breiteren Kreis über das Erreichte zu informieren.

Beispiele für Umsetzungsmassnahmen

STANDORTE FÜR BERUFSBILDUNGSZENTREN MIT GESAMTSCHWEIZERISCHEM EINZUGS-GEBIET PRÜFEN

Beschreibung Prüfen, ob z.B. an den Standorten Bellinzona, Schwyz oder Altdorf Berufsbil-dungsangebote (Berufsschule) mit gesamtschweizerischem Einzugsgebiet ge-schaffen werden könnten (für Berufe mit kleiner Anzahl von Lernenden).

Akteure Bildungsämter, Erziehungsdirektionen

BEKANNTHEIT UND NUTZUNG VON AUSTAUSCHPROGRAMMEN STEIGERN

Beschreibung Austausch von Lernenden in der Berufslehre über die Sprachgrenzen hinweg fördern: Aufbau eines Austauschnetzwerkes innerhalb des Gotthard-Korridors mit Fokus auf „sich im Berufsleben in unterschiedlichen Sprachräumen bewe-gen“. Möglicher Anknüpfungspunkt: www.ch-go.ch

Akteure Bildungsämter, Schulen, Erziehungsdirektionen

BILINGUALE MATURITÄT IM GOTTHARD-KORRIDOR PRÜFEN

Beschreibung An Standorten im Tessin oder in den Kantonen Uri oder Schwyz das Angebot einer zweisprachen Maturitäts-Klasse prüfen. Dies ermöglicht auch eine verstärk-te Durchlässigkeit und den Austausch von Lehrpersonen und Schülern über die Sprachgrenze hinweg.

Akteure Bildungsämter, Schulen, Erziehungsdirektionen

THEMENWOCHE „NEAT-ERÖFFNUNG“ AN MITTELSCHULEN ANREGEN

Beschreibung Die Mittelschulen/Gymnasien der beteiligten Kantone bzw. im gesamten Korridor überprüfen und erstellen in einer Themenwoche zur „NEAT-Eröffnung“ gemein-sam die Vielzahl an Wikipedia-Einträgen zur NEAT, zu den Kantonen im Gott-hard-Korridor, zum Korridor selbst, zur Zusammenarbeit im Korridor usw.

Akteure Mittelschulen, Bildungsämter, Erziehungsdirektionen

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8.3.3 Sprache

Einschätzung von Potential und Handlungsbedarf

Erkanntes Hindernis: Als eines der grössten Hindernisse für eine verbesserte Zusammenarbeit im

Korridor wurde in den durchgeführten Interviews die Sprachgrenze genannt. Zwischen der Deutsch-schweiz und dem Tessin ist sie weniger einschneidend, da viele TessinerInnen auch Deutsch verste-hen und sich viele DeutschschweizerInnen zumindest rudimentär in Italienisch verständigen können. In dieser Kombination ist eine Verständigung in vielen Situationen möglich.

Zum Problem wird die Sprachgrenze jedoch in der Kommunikation zwischen Vertretern der Lom-bardei und der Deutschschweiz. Das Erlernen von Fremdsprachen findet in Italien vergleichsweise wenig Verbreitung und wenn eine Fremdsprache gelernt wird, dann ist es doch meist Englisch.

In Bereichen wie beispielsweise dem Tourismus oder der Bildung fällt die Sprachgrenze weniger ins Gewicht, da entweder keine sehr differenzierte Verständigung erforderlich ist (Tourismus) resp. die englische Sprache eine grosse Bedeutung hat (Tourismus und Wissenschaft). Zum Hindernis wird sie jedoch im Geschäftsverkehr.

Wirkung der NEAT: Die Eröffnung der NEAT lässt die Wirtschaftsräume der Lombardei und der

Deutschschweiz näher zusammenrücken, woraus vielfältige wirtschaftliche Potentiale entstehen können (vgl. hierzu auch Handlungsfeld „Geschäftsverkehr“). Diese Potentiale werden durch die Sprachgrenze eingegrenzt. Dass wegen dieser Potentiale in der Lombardei vermehrt Deutsch gelernt wird resp. in der Deutschschweiz Italienisch ist dennoch eher unwahrscheinlich und der Nutzen wür-de erst längerfristig spürbar werden.

Naheliegender ist es, dass die Kommunikation über Erwerbstätige erfolgt, die beide Sprachen be-herrschen. Dies werden in der Mehrzahl Tessiner sein. Sie könnten in italienischen Firmen eine Brü-ckenfunktion wahrnehmen. Das aktuelle Lohngefälle zwischen Italien und der Schweiz schafft aber Anreize in die umgekehrte Richtung. Der Engpass an zweisprachigen Mitarbeitenden wird somit primär auf der italienischen Seite liegen.

Gepflogenheiten im Berufsalltag: Verbunden mit der Sprache ist die Mentalität, die Gepflogenhei-

ten im Geschäftsverkehr und Berufsalltag. Auf dieser Ebene bestehen über die Sprachkompetenzen hinaus Verständigungsschwierigkeiten. Es betrifft dies Fragen der Kommunikation, der Formen des Verhandelns, der Umgangsformen, des Einforderns von Verbindlichkeiten usw. So wie es Kurse und Weiterbildungen für Geschäftsbeziehungen im asiatischen Raum gibt (interkulturelle Kommunikation) könnten auch Seminare für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen mit Italien angeboten werden.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Steigt seitens der Unternehmungen der Bedarf an Mitar-

beitenden, die Italienisch und Deutsch sprechen, wird dies als Qualifikation bei der Stellensuche an Gewicht gewinnen und den Erwerbstätigen Anreiz sein, Deutsch oder Italienisch als Fremdsprache zu lernen. Die Handlungsspielräume der öffentlichen Hand, auf das Erlernen einer Fremdsprache Einfluss zu nehmen sind sehr begrenzt. Sie kann jedoch durch das „Vorleben“ der Mehrsprachigkeit Kontakte über die Sprachgrenze hinweg fördern und ermöglichen.

Beispiele für Umsetzungsmassnahmen

SEMINARE UND WEITERBILDUNGEN ZU GESCHÄFTSBEZIEHUNGEN CH – I ANREGEN

Beschreibung Praxisnahe Weiterbildungsseminare zur Frage, wie Geschäftsbeziehungen zwi-schen Italien und der Schweiz erfolgreich gestaltet werden können.

Akteure Handelskammern (als Träger/Organisatoren); KMUs (als Teilnehmende); Bil-dungsinstitutionen (als Anbieter)

Die Geschäftsstelle der NEAT-Konferenz könnte hier die Aufgabe einer Informa-tionsplattform übernehmen und für den NEAT-Korridor entwickelte Angebote aktiv kommunizieren.

MEHRSPRACHIGE WEBAUFTRITTE DER ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG FÖRDERN

Beschreibung Erstellen mehrsprachiger Webseiten von bestimmten Einheiten in der öffentli-chen Verwaltung. Konzentration der Übersetzung auf die wichtigsten Seiten, die zentralen Einstiegsseiten oder Medienmitteilungen.

Akteure Kantonale Ämter, Gemeinden

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8.3.4 Tourismus

Einschätzung von Potential und Handlungsbedarf

Wirkung der NEAT: Die Potentiale und Risiken, welche die NEAT im Bereich des Tourismus bietet,

sind vielfältig. Es ist zu erwarten, dass es durch die Eröffnung des Gotthardtunnels vor allem einen Anstieg des Tagestourismus von Deutschschweizern im Tessin geben wird und dass dieser Anstieg teilweise zu Lasten des übernachtenden Tourismus gehen wird. Für den Gruppentourismus wird die NEAT keine nennenswerte Auswirkung haben. Die ausländischen Reisegruppen sind in aller Regel mit dem Car unterwegs und der Tunnel selbst bietet als touristische Attraktion wenig Erlebniswert (die Bergstrecke ist erlebnisreicher).

Eröffnung als Event: Die Eröffnung der NEAT wird jedoch eine grosse nationale und internationale

Aufmerksamkeit erhalten und eignet sich als Anknüpfungspunkt, um aus den alltäglichen „Routinen“ auszubrechen. Die Neugierde, die NEAT selber zu erleben soll in diesem Sinne dazu genutzt wer-den, das Tessin resp. den Raum nördlich der Alpen auf eine neue Weise kennen zu lernen. Idealer-weise findet dieses „neu kennen lernen“ in einer Form statt, die zu einer Wiederholung anregt, so dass der neu geschaffene Bezug zu diesem Raum selber Teil der Routinen wird.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Auf der Massnahmenebene werden vor allem die touristi-

schen Leistungsanbieter sowie die Tourismusorganisationen und weniger die öffentliche Hand gefor-dert sein. Die Kantone können die Rolle des Koordinators und Impulsgebers übernehmen oder ihre kantonalen Tourismusorganisationen mit strategischen Vorgaben einbeziehen.

Auch wenn hier insbesondere die Tourismusorganisationen gefordert sind: Der Tourismus im NEAT-Korridor wäre auch ein geeignetes Thema für einen Jahresanlass der NEAT-Konferenz (inkl. Öffnung für ein grösseres Publikum).

Beispiele für Umsetzungsmassnahmen

DIE „GESCHENKTE STUNDE“ THEMATISIEREN

Beschreibung Die NEAT führt zu einer Reisezeitverkürzung auf der Gotthardstrecke um eine Stunde. Diese „geschenkte Stunde“ soll während des Eröffnungsjahres zum Thema der Events rund um die Eröffnung der NEAT gemacht werden. Im ersten halben Jahr nach der Eröffnung werden in allen Regionen entlang dem NEAT Korridor kostenlose (geschenkte) Angebote gemacht, welche eine Stunde dau-ern und welche dazu beitragen, diesen Lebensraum von einer neuen Seite ken-nen und schätzen zu lernen.

Beispiele hierfür könnten einstündige Stadtbesichtigungen in Zürich und Mailand sein, eine einstündige Tour mit dem Elektrobike am Lago di Lugano, eine ein-stündige Einführung in die wirtschaftlichen Potentiale der Lombardei anlässlich von Firmenausflügen und Geschäftsreisen usw.

Akteure Private Anbieter, Tourismusorganisationen, Progetto San Gottardo 2020, NEAT Konferenz

TOURISTISCHE INWERTSETZUNG DER SPRACHGRENZE ANREGEN

Beschreibung Sprachgrenze touristisch erfahrbar machen: Wanderweg oder Veloweg über die Sprachgrenzen z.B. mit mehrsprachigen Hinweistafeln. Aufnahme des Themas „Sprachgrenze“ in Museen oder in dezentralen Ausstellungen.

Akteure Tourismusorganisationen, Wanderwegorganisationen, kantonale Ämter für Wirt-schaft, Tourismus und Kultur, Museen, Progetto San Gottardo

KOORDINATION TOURISTISCHE INWERTSETZUNG DER BERGSTRECKE

Beschreibung Die Inwertsetzung der Gotthard-Bergstrecke ist bereits in vollem Gange. Im Rahmen der Aktivitäten von SBB-Historic (Erstfeld und Biasca) sowie des Pro-gramms „San Gottardo“ werden bereits viele Projekte zur Weiterentwicklung des Gotthard-Gebiets vorangetrieben. Um Doppelspurigkeiten und konkurrierende Angebote möglichst zu vermeiden, könnten die Aktivitäten gemeinsam koordi-niert werden.

Akteure Private Anbieter, Progetto San Gottardo, SBB-Historic, Tourismusorganisationen, Kantone (als Koordinator),

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

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8.3.5 NEAT-Halteorte

Einschätzung von Potential und Handlungsbedarf

Wirkung der NEAT: Die NEAT-Halteorte sind diejenigen Orte, die am direktesten von der kürzeren

Reisezeit profitieren werden. Die Standortattraktivität kann sich dabei sowohl im Bereich Wohnen wie in den Bereichen Betriebsstandort und Arbeitsplatzstandort erhöhen. Es wird Aufgabe der einzelnen Standorte sein, ihre daraus entstehenden Potentiale zu erkennen und in Wert zu setzen. Besondere Attraktivität werden die Bahnhofareale resp. die Areale in Fussdistanz zum Bahnhof erhalten. Dies hat auch die Erfahrung in Brig/Visp VS nach Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels gezeigt.

Einbindung des Umlands: Die verkehrsmässige Anbindung des „Hinterlandes“ an die NEAT-

Halteorte ist Teil der Entwicklung der Haltehorte. Dabei geht es auch um die Frage, wie stark das ländliche Umland der Halteorte von der NEAT profitiert. Der Einbezug des Umlands muss in erster Linie innerkantonal bewerkstelligt werden und hat nur begrenztes Potenzial für eine verstärkte über-kantonale Zusammenarbeit.

Entwicklungen: Derzeit laufen verschiedene Projekte zur Bahnhofs- und Bahnhofsumfeldentwick-

lung. Insbesondere die künftigen NEAT-Halteorte befinden sich im Umbruch. Dazu gehören der „Kan-tonsbahnhof“ Altdorf, der Bahnhof Lugano (bereits teilweise eingeweiht) und der Bahnhof Bellinzona. Eine spezielle Stellung kommt dabei Bellinzona zu. Bellinzona erfährt von beiden Seiten her (Zürich und Mailand) eine Reisezeitverkürzung und wird von beiden Metropolitanräumen her in weniger als 2 Stunden erreichbar sein. Bellinzona könnte damit der Ort werden, wo Treffen zwischen Vertretern der Deutschschweiz und der Lombardei bevorzugterweise stattfinden.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Die Entwicklung der Halteorte liegt insbesondere im Ein-

fluss- und Gestaltungsbereich der Standortkantone und –gemeinden sowie der SBB und weiterer Transportunternehmen. Eine Zusammenarbeit drängt sich nicht unmittelbar auf, zumal hier zwischen den verschiedenen Halteorten auch eine gewisse Standortkonkurrenz auftreten wird. Dennoch kön-nen ein offener Erfahrungsaustausch und eine informelle Abstimmung der Entwicklungen für alle beteiligten Vorteile bringen. Die NEAT-Konferenz könnte die Plattform für einen solchen Erfahrungs-austausch sein (z.B. über eine moderierte Praxisgruppe).

Beispiele für Umsetzungsmassnahmen

BELLINZONA ALS STANDORT FÜR SPEZIALISIERTE DIENSTLEISTUNGEN POSITIONIEREN

Beschreibung Institutionen, welche punktuell resp. tageweise hoch spezialisiere Arbeitskräfte aus den Metropolitanräumen Zürich und Mailand erfordern, finden in Bellinzona einen von beiden Seiten gleichermassen gut erreichbaren Standort. Es könnten die Spezialkliniken, Forschungsinstitute (Ableger von ETH und Politecnico) oder Labors sein.

Akteure Wirtschaftsförderung, Standortentwickler, Anbieter spezialisierter Dienstleistun-gen

ALTDORF/SCHWYZ ALS ARBEITSPLATZSTANDORT STÄRKEN

Beschreibung Altdorf oder Schwyz als Standort für italienische Firmen stärken, denen die Nähe zu Zürich von Vorteil ist, die aber auf einen grossen Teil italienischsprachige Arbeitskräfte angewiesen sind.

Akteure Wirtschaftsförderung, Standortentwickler

AUSTAUSCH BEI DER BAHNHOFSENTWICKLUNG INTENSIVIEREN

Beschreibung Ein Austausch von Erfahrungen in Zusammenhang mit Raumentwicklungen im Umfeld der SBB-Bahnhöfe kann z.B. die Position der Gotthard-Kantone vor allem auch gegenüber den SBB bzw. dem Bund stärken und es können mögliche Risi-ken früher erkannt und vermieden werden.

Akteure Standortentwickler, kantonale Verkehrsämter

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

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8.4 Weitere Themen

Die folgenden Themen weisen heute einen eher geringen Handlungsspielraum auf. Der

Grund dafür liegt darin, dass entweder starke kantonale Interessen bestehen oder aber dass

die Zusammenarbeit heute insbesondere im Rahmen eines oft informellen Informationsaus-

tauschs bereits stattfindet: Die Wirtschaftsförderung sowie die Raum- und Entwicklungspla-

nung.

Ein direkter Handlungsbedarf für die öffentliche Hand ergibt sich aus der NEAT-Eröffnung in

diesen Themen nicht. Im Rahmen der übrigen Handlungsfelder, insbesondere in den Hand-

lungsfeldern „NEAT-Halteorte“, „Geschäftsverkehr“ und „Tourismus“ sind aber Fragen der

Wirtschaftsförderung sowie der Raum- und Entwicklungsplanung relevant. Eine Weiterfüh-

rung und Weiterentwicklung der heute bereits bestehenden informellen Koordination der

Entwicklungen kann sich auch mildernd auf die bestehende Konkurrenzsituation im Bereich

der Wirtschaftsförderung und Unternehmensansiedlung auswirken. Ziel des Austausches

kann es auch sein, abseits der Clusterbildungsthematik gemeinsam nach Nischen zu suchen

und diese zu pflegen. Weitere mögliche Massnahmen sollen dabei frühzeitig zum Thema

gemacht werden. Das Gefäss hierzu könnten ein Jahresanlass der NEAT-Konferenz oder

themenbasierte Workshops / Austauschgruppen sein.

8.4.1 Wirtschaftsförderung

Einschätzung des Potentials

Wirkung der NEAT: Die Opportunitäten, welche die NEAT den Unternehmungen nördlich und süd-

lich des Gotthards bieten, werden sich nicht gleich nach der Eröffnung einstellen sondern sie werden sich nach und nach ergeben resp. mit zeitlicher Verzögerung wahrgenommen werden. Es ist aus heutiger Sicht auch schwer abschätzbar, welche Opportunitäten sich in der Praxis als speziell erfolg-reich erweisen werden.

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Es kann als eine Aufgabe der Wirtschaftsförderungen

verstanden werden, sich über die Geschäftsbeziehungen, welche sich zwischen der Deutschschweiz und der Lombardei entwickeln zu informieren und zu prüfen, inwiefern die sich ergebenen Lösungen auch für andere Unternehmungen von Interesse sein könnten (best-practice-Ansatz). Zu dieser The-matik kann ein Austausch zwischen den Wirtschaftsförderungen durchaus fruchtbar sein, insbeson-dere auch deshalb, weil ein offener Austausch stattfinden kann, da die Regionen bezüglich dieser Frage nicht miteinander in Konkurrenz stehen.

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

66

8.4.2 Raum- und Entwicklungsplanung

Einschätzung des Potentials

Wirkung der NEAT: Die grösste Dynamik betr. Raum- und Entwicklungsplanung ist in den NEAT-

Halteorten zu erwarten, insbesondere in Bellinzona, aber auch in Altdorf, Lugano und Zug. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer abschätzbar, welche (nutzungsmässigen, baulichen und verkehrsmässi-gen) Dynamiken sich an diesen Orten und im weiteren Umfeld des NEAT-Korridors ergeben werden.

Problemfelder: Je nach Entwicklung drängt sich insbesondere in den Problemfeldern Zweitwohnun-

gen, Entleerung des ländlichen Raums, Siedlungsdruck in den Verdichtungsräumen im NEAT-Korridor oder in Mobilitätsfragen eine Abstimmung von kantonalen Planungsvorhaben und Politiken auf. In den urbanen Räumen werden andere Problemfelder relevant werden als in den ländlich ge-prägten Gebieten. Daraus können sich Optionen für eine Stadt-Land-Zusammenarbeit ergeben. Zu involvieren sind dabei die Vertreter der kantonalen Ämter für Raumentwicklung, für allfällige Fachin-puts kann auf Forschungsinstitutionen und entsprechend spezialisierte ExpertInnen zurückgegriffen werden

Zusammenarbeit der öffentlichen Hand: Es sollen auch in diesem Handlungsfeld die Entwicklun-

gen aufmerksam verfolgt und deren Konsequenzen für die künftige Raum- und Entwicklungsplanung frühzeitig zum Thema gemacht werden. Für einen kantonsübergreifenden informellen Austausch kann eine nicht-öffentliche Austauschgruppe eingerichtet werden, welche die Raumentwicklung beo-bachtet und je nach Notwendigkeit weiteren Koordinationsbedarf beschliesst. Das Gefäss hierzu könnte ebenfalls die NEAT-Konferenz sein.

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

67

8.5 Fragebogen

8.5.1 Angaben zur Person / Organisation

Kanton / Gemeinde

Einheit / Organisation

Name

Vorname

Funktion

8.5.2 Vollständigkeit der Handlungsfelder

Frage: Ist mit den in den Factsheets aufgeführten Handlungsfeldern der aus Ihrer Sicht be-

stehende Handlungsbedarf im Zuge der NEAT-Eröffnung abgedeckt?

Antwort: ☐ Ja ☐ Nein

Frage: Falls nein: In welchen Bereichen entsteht durch die NEAT-Eröffnung ein zusätzlicher

Bedarf oder ein zusätzliches Potenzial für eine verbesserte und Nutzen stiftende Zusammen-

arbeit öffentlicher und halböffentlicher Institutionen (aus den ländlichen und städtischen Ge-

bieten dies- und jenseits des Gotthards)?

Antwort:

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

68

8.5.3 Priorisierung der vorgeschlagenen Massnahmen

Frage: Wie wären aus Ihrer Sicht die in den Factsheets vorgeschlagenen Massnahmen zu

priorisieren?

Hinweise:

Wir bitten Sie zur Beantwortung dieser Frage um das Ausfüllen der nachfolgenden Liste

mit Zahlen von 1 (höchste Priorität) bis 5 (niedrigste Priorität) je Massnahme (2. Spal-

te).

Bei Bedarf können Sie Ihre Priorisierung auch mit kurzen Ausführungen begründen oder

erläutern (3. Spalte). Sie können das Kommentarfeld auch für weitere Hinweise und Ein-

schätzungen bezüglich des Handlungsfelds oder der Massnahme nutzen.

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

69

Handlungsfeld / Massnahme Priorisierung Hinweise / Kommentare

Übergeordnete Massnahme: NEAT-Konferenz

– Schaffung einer NEAT-Konferenz

– Einrichtung einer Geschäftsstelle der NEAT-Konferenz

Geschäftsverkehr

– Business-Class in den Eurocity-Zügen anstreben

– Nähe der Wirtschaftsräume Zürich und Mailand thematisieren

– Firmenbesuche jenseits des Gotthards anregen / organisieren

– Workshop „Best Practice“ im Umgang mit der NEAT anregen

– Bellinzona als Tagungsort stärken

Bildungsbereich

– Standorte für Berufsbildungszentren mit gesamt-

schweizerischem Einzugsgebiet prüfen

– Bekanntheit und Nutzung von Austauschprogrammen steigern

– Bilinguale Maturität im Gotthard-Korridor prüfen

– Themenwoche „NEAT-Eröffnung“ an Mittelschulen anregen

Sprache

– Seminare und Weiterbildungen zu Geschäftsbeziehungen CH-I

– Mehrsprachige Webauftritte der öffentlichen Verwaltung fördern

Tourismus

– Die „geschenkte Stunde“ thematisieren

– Touristische Inwertsetzung der Sprachgrenze einleiten

– Koordination touristische Inwertsetzung Gotthard-Bergstrecke

NEAT-Halteorte

– Bellinzona als Standort für spez. Dienstleistungen positionieren

– Altdorf /Schwyz als Arbeitsplatzstandort stärken

– Austausch bei der Bahnhofsentwicklung intensivieren

Thema „Wirtschaftsförderung“

Thema „Raum- und Entwicklungsplanung“

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

70

8.5.4 Weitere Massnahmenvorschläge

Frage: Gibt es aus ihrem Fachbereich weitere Massnahmen, die im Rahmen einer Zusam-

menarbeit im Gotthard-Korridor angegangen werden könnten?

Antwort:

8.5.5 Weitere Rückmeldungen

Hinweis: Im untenstehenden Antwortfeld haben Sie die Möglichkeit, weitere Rückmeldun-

gen, Inputs, Einschätzungen oder Statements abzugeben.

Kommentare:

8. Anhang C – Handlungsfelder und Massnahmen (Ämterkonsultation) ECOPLAN/IBR

71

Hintergrundbericht

Die nachstehenden Kapitel dienen als Impulse für die Arbeiten im Rahmen des Hauptberichts

und stellen hierzu den Untersuchungsperimeter, die durch die NEAT ausgelösten Verände-

rungen sowie die Nutzniessenden der Reisezeitverkürzungen dar. Die Ausführungen basie-

ren dabei weitestgehend auf dem Wissensstand vom Juni 2013.

Der Bericht ist in folgende Kapitel aufgeteilt:

In Kapitel 9 wird der Untersuchungsperimeter „Gotthard-Korridor“ beschrieben. 12

In Kapitel 10 werden die verkehrlichen Veränderungen skizziert.

Kapitel 11 zeigt die in der Theorie zu erwartenden wirtschaftlichen Veränderungen

durch den Gotthard- und Ceneri-Basistunnel.

In Kapitel 12 werden basierend auf den Veränderungen und der Theorie die profitierenden

Reisenden und Branchen des NEAT-Tunnels herausgeschält und umschrieben.

Kapitel 13 gibt einen kurzen Überblick zu Erkenntnissen aus anderen Verkehrsprojek-

ten, insbesondere der NEAT am Lötschberg.

Kapitel 14 geht den entstehenden Chancen und Risiken der NEAT-Eröffnung nach.

12 Anhang D enthält zusätzlich einen Überblick über ausgewählte Standortfaktoren sowie die Branchen- und Wirt-

schaftsstruktur innerhalb des Gotthard-Korridors und seiner Teilräume. Anhang E listet einige interessante Web-

links zu Projekten im Korridor auf.

9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR

72

9 Untersuchungsperimeter

9.1 Der Gotthard-Korridor

Der in der Studie verwendete Untersuchungsperimeter ist definiert durch den Gotthard-

Korridor zwischen der Stadt Zürich und der Stadt Mailand. Die folgende Abbildung zeigt den

Untersuchungsperimeter sowie die betrachteten MS-Regionen in der Schweiz. Die Grafik teilt

zudem die Gemeinden innerhalb des Korridors in städtische und ländliche Gemeinden (ge-

mäss Regiosuisse-Gemeindetypologie) ein.

Zusätzlich richtet sich der Fokus auf die Stadt Mailand. Diese ist somit Teil des Untersu-

chungsraums. Nur am Rande betrachtet werden die übrigen norditalienischen Gebiete inner-

halb und ausserhalb der Lombardei (z.B. Como, Varese, Novara, Brescia, Bergamo, Turin,

Verona, Padova).

Abbildung 9-1: Untersuchungsperimeter und MS-Regionen in der Schweiz

Quelle: Eigene Darstellung basierend auf BFS (2013), Google Maps (rechts)

Regiosuisse Gemeindetypen

Metropolräume

Städtische Gemeinden und Agglo

Periurbaner ländlicher Raum

Alpine Tourismuszentren

Peripherer ländlicher Raum

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Uri

Innerschwyz

Einsiedeln

March-Höfe

Zug

Tre Valli

Locarno Bellinzona

Lugano

Mendrisio

Erstfeld

Bodio

Arth-Goldau

Chiasso

Gotthard-Basistunnel

9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR

73

9.2 Einteilung in das Stadt-Land-Spektrum

Zu den urbanen oder städtischen Gebieten werden nebst dem städtischen Grossraum

Zürich (mit den Agglomerationen Zürich, Wetzikon, Pfäffikon, Lachen, Rapperswil und Woh-

len) und dem Grossraum Mailand (mit den Städten Mailand, Como, Varese und Novara) die

folgenden Gebietseinheiten gezählt:

Die mittleren Agglomerationen Zug, Lugano und Locarno mit ihren Umlandgemeinden

Die kleinen Agglomeration Schwyz, Bellinzona und Chiasso-Mendrisio mit ihren Umland-

gemeinden

Zum ländlichen Raum werden die folgenden Raumtypen gezählt:

Periurbaner ländlicher Raum

Peripherer ländlicher Raum und

Alpine Tourismuszentren

Innerhalb des Gotthard-Korridors sind insbesondere der Kanton Uri, Innerschwyz und das

nördliche Tessin grossflächig durch ländliche Gemeinden geprägt. Auch am äusseren Rand

der Agglomeration Zürich (südlich des Zürichsees und östlich der Agglomeration entlang der

Kantonsgrenze) und rund um die Agglomeration Zug existieren gemäss ARE Gemeindety-

pendefinition periurbane ländliche Gemeinden. Der periurbane ländliche Raum grenzt sich

insbesondere über eine bessere Erreichbarkeit der Zenten vom peripheren ländlichen Raum

ab. Touristische Zentren prägen die Räume um den Gotthardpass sowie um die Seen (Vier-

waldstätter- bzw. Urnersee, Lago Maggiore, Lago di Lugano). Innerhalb der ländlichen Ge-

biete existieren periphere Zentren wie Altdorf (UR) oder Biasca (TI).

9.3 MS-Regionen und Einwohner

Als Untersuchungseinheiten verwenden wir eine Aufteilung des Untersuchungsperimeters in

die MS-Regionen vor. Die MS-Regionen können gemäss den Gemeindetypen ihrer Gemein-

den grob in mehrheitlich ländliche und städtische MS-Regionen eingeteilt werden. Als Ergän-

zung zu den MS-Regionen wird in der Abbildung zusätzlich die Lombardei, die Provinz Mai-

land und die Stadt Mailand aufgeführt. Dies zeigt einerseits die Grössenverhältnisse welche

in diesem Raum herrschen sowie auch, dass die Lombardei auch aus ländlichen Teilen be-

steht, zu denen rund ein Drittel der Bevölkerung gezählt wird.

Abbildung 9-2: Einteilung des Korridors in MS-Regionen und Zuteilung in Stadt / Land

MS-Region Bevölkerung in städtischen

Gemeinden (2011)

Bevölkerung in ländlichen

Gemeinden (2011)

Anteil in städti-schen Gemeinden

Zuteilung Stadt / Land

Zürich 376'990 0 100% Stadt

Zimmerberg 112'503 4'907 96% Stadt

Knonaueramt 43'072 5'886 88% Stadt

9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR

74

MS-Region Bevölkerung in städtischen

Gemeinden (2011)

Bevölkerung in ländlichen

Gemeinden (2011)

Anteil in städti-schen Gemeinden

Zuteilung Stadt / Land

Zug 110'722 4'382 96% Stadt

March-Höfe 65'802 0 100% Stadt

Einsiedeln 14'438 7'085 67% Stadt/Land

Innerschwyz 38'306 28'757 57% Stadt/Land

Uri 0 35'382 0% Land

Tre Valli 3'931 25'058 14% Land

Bellinzona 46'874 214 100% Stadt

Lugano 131'142 7'770 94% Stadt

Locarno 61'478 6'592 90% Stadt

Mendrisio 52'616 1'268 98% Stadt

Total Korridor CH 1'057'874 127'301 89%

Stadt Mailand13 1‘343‘230 0 100% Stadt

Provinz Mailand 3‘189‘171 Stadt

Region Lombardei14 5‘836‘897 3‘195‘657 65% Stadt/Land

Eine eindeutige Zuweisung auf die Typen Land und Stadt lässt sich auf Basis dieser Werte

nicht bei allen betrachteten Regionen vornehmen. Insbesondere stammen die Einwohner der

MS-Region Innerschwyz zu 57% aus städtischen Gemeinden, wohingegen eine numerische

Mehrheit der Gemeinden einem ländlichen Typ zugeordnet ist. Ähnlich lässt sich bei der MS-

Region Einsiedeln argumentieren. Bei den übrigen betrachteten MS-Regionen ist die Zutei-

lung aber auf Basis der Anzahl Gemeinden pro Typ und gleichzeitig basierend auf der Bevöl-

kerung pro Gemeindetyp ausreichend.

Die nachfolgende Abbildung bezieht neben der Einteilung in ländlichen und städtischen

Raum zusätzlich einige wirtschaftlich-strukturelle Aspekte mit ein. Sie zeigt die Gemeinden

auf dem Gotthard-Korridor nach den 9 BFS-Gemeindetypen.

13 Vgl. IStat (2013), Bilancio demografico e popolazione residente per mese. Online im Internet unter

http://demo.istat.it/bilmens2011gen/index02.html

14 Vgl. RegioneLombardia (2011), Programme di sviluppo rurale 2007-2013. S. 12. Online im Internet unter

http://www.reterurale.it/flex/cm/pages/ServeAttachment.php/L/IT/D/7%252F9%252Ff%252FD.a0e9ac06af9f544a

5c90/P/BLOB%3AID%3D316

9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR

75

Abbildung 9-3: BFS-Gemeindetypen im Betrachtungsperimeter

Quelle: Eigene Darstellung basierend auf BFS (2013)

9.4 Lombardei

Zur Vollständigkeit wird in diesem Abschnitt die Region Lombardei kurz vorgestellt. In der

folgenden Abbildung sind die Eisenbahnverbindungen, die Nationalstrassen sowie die Flug-

häfen eingezeichnet.

BFS-Gemeindetypen (9)

Zentren

Suburbane Gemeinden

Einkommensstarke Gemeinden

Periurbane Gemeinden

Touristische Gemeinden

Industr. und tertiäre Gemeinden

Ländliche Pendlergemeinden

Agrar-gemischte Gemeinden

Agrarische Gemeinden

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Uri

Innerschwyz

Einsiedeln

March-Höfe

Zug

Tre Valli

Locarno Bellinzona

Lugano

Mendrisio

Erstfeld

Bodio

Arth-Goldau

Chiasso

Gotthard-Basistunnel

9. Untersuchungsperimeter ECOPLAN/IBR

76

Abbildung 9-4: Lombardei mit Flughäfen und Eisenbahnverbindungen

Quelle: Regione Lombardia (2013), Geoportale della Lombardia

Die Wirtschaft der Lombardei wird durch die Industrie dominiert. Mit rund 1 Mio. Beschäftig-

ten ist daher auch der Wirtschaftszweig „Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Wa-

ren“ der bedeutendste in der Lombardei. Der Handel sowie die Instandhaltung und Reparatur

von Kraftfahrzeugen folgt mit rund 670‘000 Beschäftigten an zweiter Stelle. Die Verkehrs-

und Lagereibranche sowie die Gastronomie und Beherbergung befinden sich ebenfalls unter

den Top 10 der Branchen, gemessen an den Beschäftigten.

Abbildung 9-5: Wirtschaftsstruktur in der Lombardei (2010, Beschäftigte)

198'066

208'983

220'661

250'982

287'116

288'976

307'624

342'209

668'365

989'703

0 200'000 400'000 600'000 800'000 1'000'000 1'200'000

Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie

Verkehr und Lagerei

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges…

Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen

Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen…

Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und Krafträdern)

Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen)

Baugewerbe/Bau

Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen

Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren

Flughafen Malpensa

Mailand

Lago Maggiore

Turin

10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

77

10 Veränderungen durch die NEAT am Gotthard

In diesem Kapitel werden die potenziellen Veränderungen im beschriebenen Gotthard-

Korridor durch die NEAT aufgegriffen. Die Analyse basiert auf einer Kurzdarstellung der neu-

en Verkehrsverbindung sowie einer Analyse der Reisezeitveränderung. Zusätzlich werden

die wirtschaftstheoretischen Aspekte zu Veränderungen durch Verkehrsinfrastrukturen kurz

erläutert.

10.1 Verkehrssystem im Gotthard-Korridor

Zur Nord-Süd-Verbindung über den Gotthard existieren im Jahr 2013 drei verschiedene Ver-

kehrswege: Der Gotthard-Strassentunnel (Strasse), die Gotthard-Passstrasse (Strasse) so-

wie die Gotthard-Bergstrecke (Eisenbahn). Zu diesen historisch gewachsenen und für die

Schweiz wichtigen transalpinen Verbindungen wird ab dem Jahr 2016 eine neue Eisenbahn-

verbindung hinzukommen. Die folgende Abbildung zeigt die Eckpunkte der beiden NEAT-

Tunnels Gotthard- und Ceneri-Basistunnel.

Abbildung 10-1: Linienführung der NEAT-Projekte am Gotthard

Quelle: AlpTransit Gotthard (2013), Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz, Luzern.

Der Gotthard-Basistunnel verbindet die Portale Erstfeld (UR) und Bodio (TI) mit einem 57

km langen Eisenbahntunnel, dessen Eröffnung für das Jahr 2016 geplant ist. Um das Ziel

einer möglichst durchgehenden Flachbahn zu erreichen wird zwischen Bellinzona und Luga-

10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

78

no zusätzlich der 15.4 km lange Ceneri-Basistunnel gebaut. Dessen Eröffnung ist für das

Jahr 2019 vorgesehen.

10.2 Veränderung der Reisezeiten

Beide Tunnelprojekte zusammen verkürzen die Bahnreise zwischen Zürich und Mailand um

rund eine Stunde auf ca. 2 Stunden und 40 Minuten. Die beiden Infrastrukturprojekte haben

aber auch Auswirkungen auf die Reisezeiten von beispielsweise Arth-Goldau nach Bel-

linzona, von Lugano nach Altdorf oder von Zug nach Locarno. Die folgende Abbildung zeigt

die angenommenen Auswirkungen der NEAT am Gotthard auf die Reisezeiten.

Abbildung 10-2: Auswirkungen der NEAT am Gotthard auf die Reisezeiten

Es wird vereinfachend von einer Reisezeitverkürzung von 50 Minuten für den Gotthardtunnel

und von 10 Minuten für den Ceneri-Tunnel ausgegangen. Zwischen Lugano und Locarno

können auch dank Optimierungen im S-Bahn-System sogar rund 20 Minuten eingespart wer-

den. Die folgende Abbildung zeigt, in welchem Ausmass sich die Reisezeiten durch den

Gotthard- und Ceneri-Basistunnel verändern, jeweils für die betrachteten MS-Regionen.

10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

79

Abbildung 10-3: Grobe Veränderung der Reisezeiten in % aufgrund des Gotthard- und

Ceneri-Basistunnels

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis SBB Online-Fahrplan 2012/13

Welche Reisezeitveränderungen sich tatsächlich durch den Gotthard-Basistunnel für einzelne

Gemeinden oder Regionen ergeben hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab:

Qualität der Anschlüsse im ÖV an den Bahnhöfen: Für die Feinverteilung des Ver-

kehrsaufkommens der NEAT-Intercity-Züge braucht es ein qualitativ hochwertiges Netz an

regionalen und lokalen Bus-, S-Bahn- und Interregio-Verbindungen. Müssen die Fahrgäs-

te am Ziel- oder Quellbahnhof lange Zeit auf einen Regionalzug oder einen Busanschluss

warten, so geht ein Teil der Reisezeitgewinne verloren.

Anschlüsse in Italien und Deutschland (z.B. Lugano-Gallarate-Malpensa): Für die Wei-

terfahrt der ÖV-Reisenden oder des internationalen Güterverkehrs braucht es den Ausbau

der NEAT-Zubringer in Italien und Deutschland.

Sperrung des Zugersee-Ostufers: Die geplante 2-jährige Sperrung der Strecke am öst-

lichen Zugerseeufer hat zur Folge, dass die Reise zwischen Arth-Goldau und Zürich um

20 Minuten verlängert wird. Aufgrund der Bauarbeiten werden die internationalen Züge

von Zürich nach Mailand über Rotkreuz geführt. Dadurch geht während dieser Bauzeit ein

Teil der Fahrzeitgewinne durch den Gotthard-Basistunnel wieder verloren. Dafür sind

nach Abschluss der Bauarbeiten internationale InterCity-Verbindungen im Halbstunden-

takt möglich, ohne den Regionalverkehr zu beeinträchtigen.15

Störungsanfälligkeit / Sicherheit der Tunnelstrecke: Um vom vollen Fahrzeitgewinn zu

profitieren, ist eine möglichst hohe Zuverlässigkeit der Strecke sowie des Rollmaterials si-

cherzustellen. Zugsausfälle, Verspätungen einhergehend mit der Blockierung von entge-

genkommenden Zügen sollten vermieden werden.

15 Vgl. SBB (2013), Zugersee. Online im Internet unter http://www.sbb.ch/sbb-konzern/ueber-die-

sbb/projekte/ausbau-schienennetz/zugersee.html, Stand: 4.6.2013.

Region Zü

ric

h

Zürich

Knonaueramt 0%

Zimmerberg 0% 0%

Zug 0% 0% 0%

Luzern 0% 0% 0% 0%

Innerschwyz 0% 0% 0% 0% 0%

March 0% 0% 0% 0% 0% 0%

Einsiedeln 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

Uri 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%

Tre Valli 26% 25% 20% 33% 21% 30% 20% 21% 18%

Bellinzona 30% 36% 30% 45% 41% 45% 31% 38% 51% 0%

Locarno 24% 29% 30% 34% 31% 38% 29% 30% 42% 0% 0%

Lugano 28% 47% 38% 44% 41% 56% 37% 39% 45% 22% 40% 37%

Mendrisio 28% 33% 28% 38% 35% 37% 33% 34% 38% 16% 20% 14% 0%

Milano 20% 26% 24% 30% 28% 29% 27% 28% 26% 10% 12% 8% 0% 0%

Lo

ca

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Lu

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wy

z

10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

80

ÖV-Angebot im Kanton Uri: Für den Kanton Uri stellen sich im Zusammenhang mit der

Gotthard-Eröffnung verschiedene Fragen. Der Weiterbetrieb der Gotthard-Bergstrecke

sowie ein direkter Anschluss an die internationalen NEAT-Verbindungen sind für den Kan-

ton Uri von grosser Wichtigkeit. Nur so können die Zeitgewinne Richtung Süden auch

ausgeschöpft werden. Sollte gar ein Umweg über Arth-Goldau notwendig sein, um in die

Intercity-Züge in Richtung Tessin einzusteigen, dürfte ein Grossteil des NEAT-Effekts ver-

loren gehen. Ein NEAT-Halt in Uri dürfte auch den Kantonen Ob- und Nidwalden zu Gute

kommen, dessen Reisende beim Ausbau des öffentlichen Busverkehrs auf der Westseite

des Vierwaldstättersees auf den Umweg über Luzern verzichten könnten.

ÖV-Angebot in der Leventina: Ähnliche Fragen stellen sich für die Leventina, die bei

einer möglichen Einstellung der Bergstrecke deutlich weniger von der NEAT in Richtung

Norden profitieren kann. Die Leventina profitiert aber auf jeden Fall von der besseren An-

bindung an die Agglomerationen im Sottoceneri (Bellinzona, Lugano, Locarno, Chiasso)

und Mailand.

Fahrplan: Das Verkehrsangebot am Gotthard wird durch das BAV erarbeitet bzw. ge-

nehmigt. Das Bundesamt muss dabei sicherstellen, dass der Güterverkehr die notwendi-

gen Kapazitäten erhält, um das Ziel der Verlagerungspolitik zu erreichen. Die restlichen

Kapazitäten können durch den Personenverkehr genutzt werden. Derzeit ist nach Eröff-

nung des Ceneri-Basistunnels vorgesehen, stündlich je einen InterCity und einen EuroCity

(Mailand) durch den Gotthard-Basistunnel zu schleusen. Zudem dürfte stündlich ein Zug

über die alte Gotthard-Bergstrecke fahren. Vor Eröffnung des Ceneri-Basistunnels sind

hingegen lediglich ein stündlicher nationaler Zug und ein zweistündlicher internationaler

Zug vorgesehen. 16

Die folgende Abbildung zeigt die Reisezeiten der schnellsten ÖV-Verbindungen ohne NEAT

im Gotthard-Korridor zwischen den einzelnen MS-Regionen im Jahr 2012/13.

16 Vgl. SBB (2013), NEAT Personenverkehr, Online im Internet unter http://www.sbb.ch/sbb-konzern/ueber-die-

sbb/projekte/ausbau-schienennetz/neat/kunden/personenverkehr.html, Stand: 5.6.2013.

10. Veränderungen durch die NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

81

Abbildung 10-4: Reisezeiten ohne NEAT am Gotthard (Fahrplan 2012/13)

Quelle: SBB Online-Fahrplan 2012/13

Zum Vergleich zeigt die folgende Abbildung die ÖV-Reisezeiten mit der NEAT am Gotthard

(Gotthard- und Ceneri-Basistunnel). Die dargestellten Reisezeiten wurden rechnerisch auf

Basis der heutigen Reisezeiten und einer angenommenen pauschalen Reisezeitverbesse-

rung ermittelt und entstammen nicht einem Fahrplankonzept.

Abbildung 10-5: Reisezeiten mit der NEAT (Gotthard und Ceneri) 2020

Quelle: Eigene Berechnungen

Region Zü

ric

h

Zürich

Knonaueramt 30

Zimmerberg 15 50

Zug 25 15 50

Luzern 45 45 75 20

Innerschwyz 55 60 85 30 40

March 35 70 40 40 60 55

Einsiedeln 50 85 60 55 65 45 30

Uri 70 70 100 45 55 15 70 60

Tre Valli 115 120 150 90 140 100 155 145 85

Bellinzona 135 140 165 110 125 110 160 130 100 10

Locarno 170 175 165 145 160 130 170 165 120 30 20

Lugano 160 130 155 135 145 140 160 155 130 45 25 55

Mendrisio 180 180 210 155 170 160 180 175 155 65 50 75 20

Milano 220 225 255 200 210 205 225 215 215 105 85 125 60 40

Lu

ze

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Zu

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Region Zü

ric

h

Zürich

Knonaueramt 30

Zimmerberg 15 50

Zug 25 15 50

Luzern 45 45 75 20

Innerschwyz 55 60 85 30 40

March 35 70 40 40 60 55

Einsiedeln 50 85 60 55 65 45 30

Uri 70 70 100 45 55 15 70 60

Tre Valli 85 90 120 60 110 70 125 115 70

Bellinzona 95 90 115 60 75 60 110 80 50 10

Locarno 130 125 115 95 110 80 120 115 70 30 20

Lugano 115 70 95 75 85 80 100 95 70 35 15 35

Mendrisio 130 120 150 95 110 100 120 115 95 55 40 65 20

Milano 175 165 195 140 150 145 165 155 160 95 75 115 60 40

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11. Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ECOPLAN/IBR

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11 Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie

Verkehrsinfrastrukturen im Allgemeinen und spezifisch der Gotthard-Basistunnel wirken sich

wie gezeigt auf die Reisezeiten und das Verkehrsangebot im ÖV aus. Dieser Weg von direk-

ten Veränderungen im Verkehrssystem hin zu Veränderungen in der Wirtschaft lässt sich

mittels sogenannter Wirkungsketten aufzeigen.

11.1 Wirkungskette Verkehr – Wirtschaft

Die Wirkungskette von einer Verkehrsinfrastruktur zwischen zwei Orten A und B hin zu wirt-

schaftlichen Effekten lässt sich wie folgt beschreiben:

Verkehrsangebot: Die neue Verkehrsinfrastruktur ermöglicht ein verbessertes Verkehrs-

angebot. Dies kann sich zum Beispiel in einem erhöhten Fahrplantakt, einer geringeren

Reisezeit, weniger Umsteigevorgängen, geringeren Wartezeiten am Bahnhof oder einem

besseren Reisekomfort äussern.

Transportkosten: Eine bessere Verbindung von A nach B bedeutet in der Regel geringe-

re Reisekosten. Es entstehen somit Anreize, dass sich mehr Reisende für eine Fahrt von

A nach B entscheiden. Dies gilt sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. 17 Dies

kann sich auf die Preise von Produkten auswirken, wenn damit die Produktionskosten für

die Wirtschaft sinken. Für die Reisenden bleibt mehr Zeit und Geld, um am Ziel oder am

Ausgangspunkt der Reise zu investieren.

Aktivitäten der Unternehmen: Die Orte A und B gewinnen durch die bessere verkehrs-

technische Erreichbarkeit an Standortqualität und der Absatz- und Arbeitsmarkt von A

und B wird vergrössert. Dadurch entstehen Anreize, die bestehenden Aktivitäten der lo-

kalen Wirtschaft auszubauen, und es besteht die Chance zur Neuansiedlung von Betrie-

ben. Dadurch entsteht zusätzliche Arbeit und Beschäftigung in der lokalen/regionalen

Wirtschaft.

Aktivitäten der Haushalte: Für die Einwohner bedeutet mehr Arbeit in der Regel mehr

Einkommen. Durch einen vergrösserten Arbeitsmarkt steigt auch die Attraktivität des Or-

tes als Wohnort und es können zusätzliche Einwohner angezogen werden.

Öffentliche Hand: Von zusätzlichen Unternehmen und Einwohnern können die Gemein-

den und Kantone in Form von höheren Steuereinnahmen profitieren.

Rückkopplungseffekte: Durch all diese Effekte können langfristige Rückkopplungseffek-

te auf die Standortqualität und die Raumstruktur auftreten.

Die folgende Abbildung 11-1 zeigt die beschriebenen Wirkungsmechanismen von Verkehrs-

infrastrukturen.

17 Beim Personenverkehr in Form von weniger „verlorener“ Zeit (statt im Zug zu sitzen und zu warten könnte man

stattdessen bereits am Zielort ein Eis geniessen). Im Güterverkehr können die Lohnkosten der Transporteure

sinken, da sie geringere Warte- und Latenzzeiten einplanen können.

11. Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ECOPLAN/IBR

83

Abbildung 11-1: Vereinfachte Wirkungskette Verkehr - Wirtschaft18

Nebst einem gesamtwirtschaftlichen Effekt kann der Bau von Verkehrsinfrastrukturen je nach

Region unterschiedliche Wirkungen entfalten. Hierbei spricht man von Verteilungseffekten.

Dabei kann es sowohl um die Verteilung zwischen einzelnen Regionen gehen (Entwicklung

des Orts A im Vergleich zum Ort B) als auch um die Verteilung innerhalb gesellschaftlicher

Gruppen (BenutzerInnen der Verkehrsinfrastruktur, GrundstückeigentümerInnen usw.). Ins-

besondere bei der Verteilung und beim Feststellen von Gewinnern und Verlierern sind „einfa-

che“ Antworten meist nicht möglich. Welche Region von einer verbesserten Verkehrser-

schliessung profitiert, hängt sehr stark ab von

den übrigen Standortfaktoren (Bodenpreise, Angebot an Arbeitskräften und Arbeitsplät-

zen, Bildungsangebot, Steuerbelastung usw.)

18 Abbildung in Anlehnung an Ecoplan / Büro Widmer (2004), Wirkungsketten Verkehr – Wirtschaft. Altdorf / Frau-

enfeld.

11. Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen in der Theorie ECOPLAN/IBR

84

der Raumstruktur und Wettbewerbsstruktur (z.B. Clusterbildung, Dominanz eines Sek-

tors oder einer Branche, Siedlungsentwicklung) und

der Verkehrsintensität bzw. Verkehrsabhängigkeit der lokalen Wirtschaft.

Der Bau einer Verkehrsinfrastruktur wie der NEAT kann somit auf einzelne Regionen auch

unerwünschte Effekte haben. Dazu zählt beispielsweise eine weitere Konzentration der Akti-

vitäten in den Städten und NEAT-Halteorten. Im Gegenzug kann dies eine fortschreitende

Entleerung des ländlichen Raums mit sich bringen. Es ist auch möglich, dass einzelne perip-

here Regionen durch abnehmende Reisedistanzen zwischen Zentren an Bedeutung verlie-

ren. Dies kann sich insbesondere im Tourismus manifestieren, wenn die Erschliessung im

Nahverkehr nicht ausreichend ausgebaut ist.

Neben den aufgezeigten Auswirkungen können Verkehrsinfrastrukturprojekte wie die NEAT

auch (positive oder negative) Auswirkungen auf die Umweltbelastung (Lärm, Luftbelastung

etc.) oder auf die gesellschaftliche und räumliche Entwicklung haben. Mit letzteren beschäf-

tigt sich insbesondere die im Auftrag des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) entwickel-

te Methodik.

11.2 Methodik des ARE

Diese Methode zur Beurteilung räumlicher Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturen19 geht

von drei wesentlichen Einflussfaktoren (sogenannter „Tripod“) aus:

Die direkten Verkehrswirkungen sind im vorhergegangenen Abschnitt zur Wirkungsket-

te Verkehr-Wirtschaft bereits dargestellt. Sie betreffen die Veränderung von Reisezeiten

und deren Auswirkungen auf die Erreichbarkeit, die Verkehrsnachfrage und die Ver-

kehrsmittelwahl.

Die Potenziale sind in den einzelnen Regionen beheimatet. Sie beinhalten das wirtschaft-

liche und gesellschaftliche Potenzial in Form von Standortfaktoren, vorhandenen Struktu-

ren, Boden und Reserven an Bauzonen.

Der Faktor „Akteure“ meint die Aktivitäten der Schlüsselpersonen, deren Planungen, In-

vestitionen und Entscheidungen.

Entscheidend für eine günstige Entwicklung ist ein Zusammenspiel dieser drei Faktoren. Die

Akteure sind dabei zentral. Sie handeln innerhalb der durch das Verkehrssystem gesetzten

neuen Rahmenbedingungen und setzen durch ihr Handeln selbst neue Rahmenbedingun-

gen. Sie nutzen das Verkehrssystem sowie die vorhandenen Potenziale zu ihrem Vorteil oder

zum Vorteil der ganzen Region. Die Akteure suchen sich allenfalls neue Standorte, Arbeits-

plätze oder Reiseziele. Diese neuen Verhaltensmuster und Aktivitäten der Akteure zeigen

sich letztlich im Verkehrsaufkommen.

19 Vgl. ARE (2003), Räumliche Auswirkungen der Verkehrsinfrastrukturen, „Lernen aus der Vergangenheit“. Pro-

jektübersicht. Bern.

12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

85

12 Nutzniessende der NEAT am Gotthard

Ausgehend von der dargestellten Wirkung der NEAT sowie der theoretischen Wirkungskette

werden in diesem Abschnitt die Nutzniessenden der NEAT ermittelt. In einem ersten Schritt

stehen dabei die profitierenden Reisenden im Zentrum. Anschliessend wird anhand der zuvor

erläuterten Wirkungskette auch der Bogen hin zu den profitierenden Branchen und ihrer Ver-

knüpfung gezogen.

12.1 Profitierende Reisende

Direkt vom NEAT-Projekt am Gotthard dürften vor allem Zugreisende mit wenig Reisegepäck

profitieren. Dazu gehören insbesondere Tagestouristen und Wochenendausflügler, Ge-

schäftsreisende, Studierende und Arbeitspendler. Für diese stellt die Reisezeitverkürzung im

Personenverkehr auf der Strecke zwischen Zürich und Mailand eine deutliche Verbesserung

dar.

Weniger relevant ist die Wirkung für Reisende mit viel Gepäck, für die eine Flugreise (via

Flughafen Zürich-Kloten oder Mailand Malpensa) oder eine Autofahrt durch den Gotthard-

Tunnel wesentlich angenehmer ist. Auf die Bedürfnisse und Eigenschaften der einzelnen

Gruppen wird nachfolgende eingegangen.

Tagestouristen und Wochenendausflügler

Tagestouristen reisen am Morgen von ihrem Wohnort ab und kehren am gleichen Tag am

Abend wieder nach Hause zurück. Für sie bedeutet eine kürzere Reise einen längeren Auf-

enthalt am Zielort, was sich auf den Tourismus am Zielort positiv auswirkt. Um zu zeigen, in

welchen Bereichen sich die NEAT am Gotthard am intensivsten auswirken könnte, liefert die

Publikation „Mobilität in der Schweiz“ des BFS/ARE (2012) interessante Hinweise.

Die Auswertungen zeigen (vgl. Abbildung 12-1), dass insbesondere bei der Freizeitaktivität

„Einkaufsbummel / Shopping“ häufig der öffentliche Verkehr genutzt wird (vgl. folgende Ab-

bildung). Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass mit den neuen Zugsverbindungen Ausflüge

aus der Nordschweiz ins modebewusste Mailand durchaus auch mit der Bahn attraktiv wer-

den könnten.

Ebenso spricht der hohe Wert des öffentlichen Verkehrs bei der Freizeitaktivität „Kulturveran-

staltung, Freizeitanlagen“ dafür, dass die attraktivere Nord-Süd-Verbindung für die Kulturzen-

tren Zürich, Mailand und Lugano zusätzliche Nachfrage generieren könnte.

Für die Stadt-Land-Beziehungen könnte die Aktivität „Medizin/Wellness/Fitness“ (16.8% ÖV-

Anteil) Potenziale bieten. Zu denken ist dabei beispielsweise an Reisende aus den Städten,

die auf dem Land Erholung suchen oder medizinische Dienstleistungen in Anspruch nehmen.

12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

86

Abbildung 12-1: Verkehrsmittelwahl nach Freizeitaktivitäten

Quelle: BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz 2010

Daneben wird auch bei der Aktivität „Ausflug, Ferien“ häufig der öffentliche Verkehr genutzt.

Neben Tagesausflügen könnten daher auch Wochenendausflüge attraktiver werden. Diese

lassen sich ebenfalls mit minimalem Gepäck absolvieren. Die Reisenden verlassen ihren

Wohnort am Morgen oder Mittag, verweilen eine Nacht am Zielort und reisen am Mittag oder

Abend wieder zurück. Für alle Inlandreisen mit Übernachtungen liegt der Anteil der Bahn (vgl.

folgende Abbildung) bei rund 30%.

Abbildung 12-2: Hauptverkehrsmittel bei Reisen mit Übernachtungen in % der Distanzen

Quelle: BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz 2010

Als Risiko ist zu erwähnen, dass sich eine kürzere Reise auch auf die Wahl des Zieles aus-

wirken kann. Es besteht die Gefahr, dass touristisch attraktive, vorher aber zu weit entfernte

Destinationen in Tagesdistanz rücken. Die bisher evtl. weniger attraktiven, aber aufgrund

ihrer guten Erreichbarkeit besuchten Orte können einen Bedeutungsverlust erleiden. Nicht zu

vergessen ist allerdings, dass die „Abgeschiedenheit“ auch positive Effekte auf die Aussen-

wahrnehmung, die touristische Attraktivität und die Wohnqualität haben kann.

12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

87

Geschäftsreisende

Für Geschäftsreisende (aus der Privatwirtschaft oder der öffentlichen Hand), die an Sitzun-

gen, Workshops oder Seminaren teilnehmen bedeutet eine kürzere Reise oft weniger „verlo-

rene“ Arbeitszeit. Bei ausreichend kurzer Reisezeit können Sie zudem am Morgen abreisen

und am Mittag oder Abend wieder im Büro ankommen und vermeiden so eine allfällig not-

wendige Übernachtung (Spesen) oder eine Autoreise. Schliesslich vergrössert sich durch

eine Reisezeitverkürzung im ÖV auch das Kunden-Einzugsgebiet einer bestehenden Nieder-

lassung.

Eine Zugreise (insbesondere in der 1. Klasse) bietet bereits heute praktisch alle Werkzeuge,

um auch unterwegs zu arbeiten. Die internationalen Züge sind mit Stromanschlüssen, Inter-

net und komfortablen Ablageflächen ausgerüstet und verfügen über spezielle Business-

Abteile. Geschäftsreisen von Zug/Zürich nach Lugano/Mailand oder umgekehrt mit dem Zug

dürften aufgrund der verkürzten Reisezeit auch vermehrt das Flugzeug konkurrieren.

Bahnfahrten im Geschäftsreiseverkehr kommen insbesondere bei Kundenbeziehungen in-

nerhalb der Schweiz oder zwischen der Schweiz und Italien in Frage. Der Durchgangsver-

kehr bzw. Geschäftsreiseverkehr von Frankreich oder Deutschland in den Süden der

Schweiz oder nach Italien dürften eher die Ausnahmen bilden. Möglicherweise ergeben sich

aber Chancen bei Bahnreisen von Deutschland mit Zwischenhalt in der Schweiz und Endziel

in Italien.

Studierende

Viele Studierende pendeln täglich oder wöchentlich von ihrem Wohnort zur Bildungsinstituti-

on. Aus dem Mikrozensus Mobilität und Verkehr 201020 geht hervor, dass rund 44.4% der im

Ausbildungsverkehr zurückgelegten Tagesdistanz und rund 6.3% der Etappen im Ausbil-

dungsverkehr mit der Bahn zurückgelegt werden (vgl. folgende Abbildung). Ohne Berücksich-

tigung des meist im Nahverkehr bzw. innerhalb der Orte benutzten Langsamverkehrs (zu

Fuss und mit dem Velo) und vom öffentlichen Nahverkehr wie Tram, Bus und Postauto liegt

die Bahn im Ausbildungsverkehr damit noch vor dem Auto. Die Zugreise kann einerseits für

das Arbeiten und Lernen genutzt werden. Andererseits bedeutet eine kürzere Reisezeit ein

weiteres Einzugsgebiet für geeignete Wohnlagen und in Frage kommende Bildungsinstitutio-

nen.

20 Vgl. BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz, Neuchâtel.

12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

88

Abbildung 12-3: Verkehrsmittelwahl im Ausbildungsverkehr (in %)21

Quelle: BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz 2010

Die Potenziale für einen vermehrten Austausch im Bildungssystem zwischen dem Norden

und dem Süden liegen damit auf der Hand. Dabei muss sich der Austausch nicht nur auf eine

reine Süd-Nord-Beziehung beschränken. Das Bildungsangebot im Tessin kann auch für

Deutschschweizer attraktiv sein, insbesondere aufgrund der gleichzeitig erworbenen Sprach-

kenntnisse. Mit der italienischen Sprache eröffnet sich den deutschschweizer Studierenden

gleichzeitig der grosse norditalienische Arbeitsmarkt, der mit der NEAT am Gotthard eben-

falls näher rückt.

Tagespendler

Tagespendler fahren am Morgen vom Wohnort zum Arbeitsort und am Abend den umgekehr-

ten Weg zurück. Sie bevorzugen zwar möglichst kurze Arbeitswege, scheuen meist aber

auch einen unnötigen Wohnortwechsel. Die neuesten Untersuchungen des BFS für das Jahr

2011 zeigen eine durchschnittliche Reisedauer der Pendler von rund 30 Minuten (im Jahr

2000 betrug die mittlere Dauer noch rund 23 Minuten). Rund 20% der Pendler nehmen für

ihren Arbeitsweg zwischen 30 Minuten und einer Stunde, rund 8% sogar mehr als eine Stun-

de Reisedauer in Kauf (vgl. folgende Abbildung).22 Innerhalb dieser Zeiten ist es für viele

Arbeitnehmer noch akzeptabel zu pendeln. Denn durch das Pendeln kann man einerseits

von einer gewohnten und allenfalls günstigen Wohnlage profitieren, andererseits steht den

Pendlern der Arbeitsmarkt von allen erreichbaren Arbeitszentren offen.

21 Vgl. BFS/ARE (2012), Mobilität in der Schweiz, Neuchâtel.

22 Vgl. BFS (2013), Mobilität und Verkehr. Medienmitteilung zur Strukturerhebung der eidgenössischen Volkszäh-

lung 2011. Neuchâtel.

12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

89

Abbildung 12-4: Anteil der Pendler nach Zeitbedarf für den Arbeitsweg

Sprachregion Weniger als 16 Minuten

16 bis 30 Minuten

31 bis 60 Minuten

Mehr als 60 Minuten

Unbekannt

Gesamte Schweiz 33.4% 28.3% 20.0% 8.6% 9.7%

Deutsch 33.1% 28.5% 20.6% 8.7% 9.1%

Italienisch 37.0% 26.1% 15.1% 7.1% 14.7%

Quelle: BFS (2013)

Aufgrund dieser Verteilung der Pendelzeiten ist ein wesentlicher Einfluss auf das Pendlerauf-

kommen zwischen zwei Orten wohl erst zu erwarten, wenn sie nach Eröffnung der NEAT

weniger als rund eine halbe bis maximal eine ganze Reisestunde auseinanderliegen. Die

geschätzten neuen Reisezeiten mit dem Gotthard- und Ceneri-Basistunnel zeigen, dass ins-

besondere die folgenden Verbindungen neu für Arbeitspendler interessant sein könnten:

Uri – Bellinzona: neu 50 bis 60 Minuten Reisezeit (mit NEAT-Halt in Altdorf)

Chiasso-Mendrisio – Tre Valli (Biasca): neu 50 bis 60 Minuten Reisezeit

Die Pole dieser Beziehungen werden mit dem Gotthard- und Ceneri-Basistunnel neu inner-

halb einer Stunde erreichbar.23 Einzelne periphere Regionen im Kanton Uri (Oberes

Reusstal) und der Region „Tre Valli“ (Leventina) könnten aber vom Gewinn innerhalb der für

Pendler geeigneten Reisezeiten ausgeschlossen sein, sofern über die bestehende Verbin-

dung über die Bergstrecke keine Reisezeitgewinne erzielt werden können. Ohne geeignete

Arbeitsplätze und Angebote ist aber kein grosser Effekt in Bezug auf das Pendleraufkommen

zu erwarten.

Akzentuierte Chancen für Pendler- und Geschäftsbeziehungen zwischen Uri und Bellinzona

ergeben sich aber dann, wenn der Raum Bellinzona auch durch die bessere Anbindung an

Lugano/Locarno und die Lombardei einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Bellinzona

könnte nämlich in doppelter Hinsicht gewinnen:

Bessere Erreichbarkeit für Arbeitskräfte aus Italien, dem Sottoceneri und dem Gotthard-

Gebiet

Bessere Erreichbarkeit von Zug / Zürich

Der Raum Bellinzona könnte dadurch auch für Unternehmungen interessant werden, welche

auf zeitlich befristete Einsätze von hochspezialisierten Fachkräften aus den Grossräumen

Zürich, Lugano, Basel und Mailand angewiesen sind (z.B. Spezialkliniken, Consulting-

Firmen). Auch die Attraktivität für Tagungen und Kongresse steigt an. Bellinzona wird sowohl

23 Nicht erwähnt werden diejenigen Beziehungen, die bereits heute innerhalb der genannten (maximalen) Pendler-

zeiten liegen.

12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

90

von den Grossräumen Zürich-Basel wie vom Grossraum Mailand her in einer für Tagungen

angemessenen Zeit erreichbar sein. Ähnliches gilt für den Kanton Uri, vor allem sofern ein

Intercity-Halt in Altdorf eingerichtet wird.

Die profitierenden Nutzer sind damit weniger Pendler, sondern sind vor allem im Tourismus,

in Geschäftsreiseverkehr und in der Bildung zu finden.

12.2 Profitierende Branchen

Bevor wir in einem nächsten Schritt auf die profitierenden Branchen eingehen, muss auf eine

erste Relativierung aufmerksam gemacht werden. Im Falle des Gotthard-Basistunnels erge-

ben sich die Veränderungen vor allem im Personenverkehr auf der Schiene. Nur indirekt bis

gar nicht betroffen sind daher Branchen, die stark vom Güterverkehr sowie vom Verkehr auf

der Strasse abhängig sind:

In den vom Binnen-Güterverkehr abhängigen Branchen dürfte sich durch den NEAT-

Basistunnel am Gotthard wenig verändern. Die relativ kurzen räumlichen Distanzen im

Gotthard-Korridor sowie die ausserhalb des Gotthard-Korridors angesiedelten Verladesta-

tionen im kombinierten Verkehr schränken die Chancen für den auf die Schiene verladen-

de Wirtschaft innerhalb des Gotthard-Korridors stark ein. Die Strasse bleibt für den Bin-

nen-Güterverkehr die wichtigste Verbindung. Hingegen können die bereits heute stark auf

den internationalen Verkehr ausgerichteten Verladehubs im Aargau und in Chiasso-

Mendrisio vom Gotthard-Basistunnel profitieren. Der internationale Schienengüterverkehr

kann ebenfalls profitieren. Für den Gotthard-Korridor bedeutet dies jedoch meist nur rei-

ner Durchgangsverkehr, der nicht zu Umsatz und Wertschöpfung in der durchfahrenen

Region führt.

Die stark vom motorisierten Individualverkehr abhängigen Branchen werden ebenfalls

nicht direkt vom Gotthard-Basistunnel profitieren. Eine leichte Verschiebung des Modal-

Splits von der Strasse auf die Schiene ist zwar zu erwarten, der Entlastungseffekt auf der

Strasse dürfte aber nicht sehr ausgeprägt ausfallen. Eine deutliche Abnahme der Stau-

stunden in Ferienzeiten am Gotthard sind aus diesem Grund auch nicht zu erwarten.

Die vom Strassengüterverkehr abhängigen Branchen sind ebenfalls nur am Rande vom

Gotthard-Basistunnel betroffen. Die Transportkosten auf der Strasse werden nicht kleiner.

Die Transporteure können sich zwar entscheiden, vermehrt auf der Schiene zu transpor-

tieren (veränderter Modal-Split), jedoch sind im Binnengüterverkehr aufgrund der im Gott-

hard-Korridor vorherrschenden geringen Distanzen oft Einschränkungen vorhanden. Der

Transport auf der Strasse ist auf den im Binnenverkehr zurückgelegten kurzen Distanzen

nach wie vor effizienter und kostengünstiger als auf der Schiene.

Statt einer Betrachtung der gesamten verkehrsintensiven Wirtschaft, muss der Fokus des-

halb auf Branchen mit starker Abhängigkeit vom schienengebundenen Personenverkehr

gelegt werden. Die obigen Ausführungen zu den profitierenden Reisenden sind somit als

Indizien dafür zu werten, dass der grösste Teil des Nachfragewachstums am Gotthard auf

den Tourismus zurückzuführen sein wird, gefolgt vom Geschäftsreiseverkehr. Das Verkehrs-

12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

91

wachstum im täglichen oder wöchentlichen Bildungs- und Berufsverkehr dürfte hingegen den

geringsten Anteil am erwarteten Nachfrageschub ausmachen.

Tourismusbranche

Vom Gotthard- und vom Ceneri-Basistunnel dürfte aus diesem Grund vor allem die Touris-

musbranche profitieren. Durch zusätzliche Gäste ausgelöste Umsätze in der Beherbergung

oder in der Gastronomie lösen auf der gesamten Leistungskette im Tourismus ebenfalls ein

Umsatzwachstum aus. Oft werden diese unter dem Begriff der tourismusverwandten oder

tourismusnahen Branchen zusammengefasst24:

Tourismus: Beherbergung, Gastronomie

Detailhandel/Grosshandel: Zulieferer von Firmen, Bäcker, Metzger, etc.

Finanzen: Banken, Finanzdienstleistungen, Versicherungen

Unterhaltung, Kultur, Sport: Museen, Theater, Konzerte, Sportveranstaltungen

Mobilität: Öffentlicher Nahverkehr vor Ort, Regionalbahnen, Bergbahnen, Autovermietung,

Autowerkstätten, Taxiunternehmen, Velovermietung, Bootsvermietung, Personenschiffs-

verkehr

Reisedienstleister: Reiseveranstalter, Tourismusvereine, Event-Agenturen

Zur Kundschaft im Tourismus gehören auch Geschäftsreisende. Unternehmen mit einem

überdurchschnittlichen Bedarf an Geschäftsreisen sind über viele verschiedene Branchen

verteilt. In erster Linie denkt man dabei an Kadermitglieder, die zwischen Filialen unterwegs

sind oder Kunden besuchen. Aber auch der Besuch von Tagungen oder Konferenzen ist

mitgemeint. Hingegen sind Reisen an die internationalen Destinationen für den Gotthard-

Korridor weniger relevant, da sie meist per Flugzeug erreicht werden. Die Bahn kann in die-

sem Segment höchstens eine Zubringerrolle zu den Flughäfen Zürich und Mailand oder zu

den Regionalflurplätzen einnehmen.

Geschäftsreisen mit der Bahn führen letztlich am Zielort zu den gleichen Effekten wie jene

mit anderen Verkehrsmitteln: Die Geschäftsreisenden fragen Dienstleistungen und Produkte

am Zielort nach. Teilweise sind diese ebenfalls mit dem Tourismus verknüpft. Sie führen zu

Umsatz bei Hotels und Restaurants, beziehen Dienstleistungen bei der Bereitstellung von

24 Die hier beschriebenen, auch als „direkte und indirekte Effekte“ bezeichneten Wirkungen, ausgelöst durch zu-

sätzliche Besucher kann methodisch auch um eine „induzierte“ sowie eine „katalytische“ W irkung ergänzt wer-

den:

– Induzierte Effekte: Das durch die zusätzliche Beschäftigung geschaffene Einkommen fliesst in der Region

durch Konsum in die Wirtschaft zurück. Dies kann wiederum zu einer Steigerung der Umsätze, der Beschäf-

tigung und Wertschöpfung beitragen.

– Katalytische Effekte: Durch die gesteigerte wirtschaftliche Aktivität und der höheren Attraktivität als Wirt-

schaftsstandort besteht die Chance, dass zusätzliche Unternehmen ihren Sitz oder einen Produktionsstand-

ort in die Region verlegen. Gleichzeitig kann dies dazu führen, dass der Standort auch als Wohnort an At-

traktivität und Bedeutung gewinnt.

12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

92

Besprechungs- und Versammlungsräumen und nutzen die vorhandenen Verkehrsmittel (Öf-

fentlicher Nahverkehr, Autovermietung vor Ort, Taxiunternehmen, Limousinenservice, Mobili-

ty). Davon können wiederum die in der Wertschöpfungskette nachfolgenden Branchen wie

z.B. der Detailhandel oder andere Zulieferer profitieren.

Detailhandel

Neben der Tourismusbranche kann auch die grösste und vielfältigste Querschnittsbranche –

der Detailhandel – vom Gotthard-Basistunnel profitieren. Beispielsweise durch zusätzliche

Umsätze durch klassische Touristen oder als Zulieferer für Hotels und die Gastronomie.

Grosse, publikumsintensive Shopping-Center, „Concept Stores“ oder Spezialgeschäfte (z.B.

für Luxusgüter, internationale Markenartikel, Spezialitäten, Fachhandel etc.) entlang der

Hauptverkehrsachsen, die gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen sind, könnten zu-

sätzliche Kundensegmente auf der jeweils anderen Seite des Gotthards erschliessen.

Baubranche

Die Baubranche als weitere Querschnittsbranche kann insbesondere von einer gesteigerten

Nachfrage nach Wohnraum, Büroräumlichkeiten, Unterkünften oder öffentlicher Infrastruktur

profitieren. Auch die notwenige Erneuerung, Aufwertung oder Instandhaltung von Bauten

generiert Umsätze in der Baubranche.

Produzierendes Gewerbe, Industrie und Transportbranche

Vom gesamten zusätzlichen Umsatz im Detailhandel (direkt durch Einkaufstouristen oder

indirekt durch Belieferung anderer Branchen mit Umsatzsteigerung) oder in der Baubranche

können insbesondere auch das produzierende Gewerbe und die Industrie profitieren. Über

diesen Kanal schliesslich können die Transporteure zusätzliches Auftragspotenzial er-

schliessen, sowohl auf der Schiene als auch auf der Strasse.

12.3 Bedeutung der gesamten Wertschöpfungskette

Die in der folgenden Abbildung skizzierte Wertschöpfungskette im Tourismus (und auch teil-

weise im Geschäftsreiseverkehr) fasst die in den vorangegangenen Abschnitten angetönte

Verknüpfung der einzelnen profitierenden Branchen zusammen. Die blauen Pfeile stellen

dabei eine positive Wirkungsbeziehung dar. Eine Steigerung des Umsatzes im Ausgangs-

punkt des Pfeils führt zu einer Steigerung des Umsatzes in der Zulieferbranche. Selbstredend

muss sich die Wirkung nicht alleine auf die in der Abbildung genannten Produkte und Dienst-

leistungen beschränken.

12. Nutzniessende der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

93

Abbildung 12-5: Wertschöpfungskette im Tourismus

Eine starke lokale Verankerung und Verflechtung der Wirtschaft begünstigt einen positiven

Effekt. Denn wenn viele Vorleistungen von Anbietern in der gleichen Region bezogen werden

können, bleibt der entsprechende Umsatz auch in der Region.

Die Wirkung hängt somit entscheidend von den lokalen und regionalen Gegebenheiten ab,

die sich aus dem Dienstleistungs- und Verkehrsangebot, der Wirtschaftsstruktur sowie weite-

ren Standortvorteilen ergeben. Wichtig sind aber auch die Aktivitäten der Akteure vor Ort. Sie

können durch gezielte Investitionen in die lokale Infrastruktur, durch Gestaltung der Rahmen-

bedingungen oder durch das Anbieten innovativer Produkte und Dienstleistungen die ent-

scheidenden Impulse geben.

13. Erkenntnisse aus anderen Projekten ECOPLAN/IBR

94

13 Erkenntnisse aus anderen Projekten

Um die Überlegungen zu den Profitierenden der NEAT abzurunden, gibt dieses Kapitel eine

Übersicht über Erkenntnisse aus anderen grossen Verkehrsinfrastrukturprojekten, insbeson-

dere zu Verteilungseffekten.25 Ein naheliegendes Projekt stellt die NEAT am Lötschberg dar,

dessen Auswirkungen bereits ausführlich dokumentiert und analysiert wurden. Auch die im

Jahr 2012 erstellte Studie zu den erwarteten Auswirkungen des Gotthard-Basistunnels auf

das Tessin lässt Rückschlüsse auf den gesamten Korridor zu.

13.1 Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels

Die Analyse der Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnel zeigt regional differenzierte Aus-

wirkungen auf die Kantone Bern und Wallis:

Das Wallis hat durch den Lötschbergtunnel vor allem im Tourismus (hauptsächlich in der

Parahotellerie) von zusätzlichen Gästen profitiert. Durch die Beschleunigung der Lötsch-

bergachse haben insbesondere die Freizeitfahrten, aber auch die Ausbildungs- und Ge-

schäftsfahrten zugenommen. Ein Bevölkerungswachstum war nach Eröffnung des Tun-

nels vor allem in der Agglomeration Brig-Visp-Naters (Unterwallis) sowie in deren Umland

festzustellen. Auch wurden Urbanisierungstendenzen in den Agglomerationen und die

Dynamik des Immobilienmarktes verstärkt. Die Menschen ziehen in die Nähe der gut an

die NEAT angeschlossenen Zentren. Die Region um die Agglomerationen konnte durch

die Reisezeitverkürzungen der Pendlernähe zu den Arbeitsmärkten in Thun und Bern pro-

fitieren. Im Oberwallis konnte aber der bisherige Bevölkerungsrückgang nicht gestoppt

werden.

Für den Kanton Bern wurden ex-ante die volkswirtschaftlichen Auswirkungen als ver-

gleichsweise gering eingeschätzt. Negative Effekte wurden vorgängig vor allem für das

Berner Oberland erwartet. Diese Erwartungen haben neue Aktivitäten und die Entwick-

lung neuer Angebote ausgelöst, um allfälligen negativen Effekten entgegenzuwirken. Im

Nachhinein kann festgestellt werden, dass das ländliche und touristisch geprägte Berner

Oberland zwar aufgrund der verstärkten Konkurrenz aus dem Wallis stagniert, aber mar-

kante Einbussen im Tourismusbereich durch verstärkte eigene Aktivitäten verhindern

konnte. Die Autoren der Studie halten zudem fest, dass die Auswirkungen des Lötsch-

berg-Basistunnels auf die Wirtschaft geringer ausgefallen sind, als allgemein von Ver-

kehrsprojekten erwartet wird.

25 Vgl. Ernst Basler + Partner EBP (2012), Verkehrliche und räumliche Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels.

Schlussbericht. Zürich.

13. Erkenntnisse aus anderen Projekten ECOPLAN/IBR

95

13.2 Erkenntnisse der Lötschberg-Studie zum Gotthard-Basistunnel

In der Studie zu den Auswirkungen des Lötschberg-Basistunnels werden auch erste Überle-

gungen zum Gotthard-Basistunnel angestellt. Gegenüber dem Lötschberg sind die zu über-

windenden Distanzen demnach noch einmal grösser. Die Agglomerationen Brig-Visp, Thun

sowie Bern sind mit dem neuen Lötschbergtunnel in Pendlerdistanz gerückt. Beim Gotthard

wird nicht damit gerechnet, dass Zürich zum Tessin oder die Tessiner Agglomerationen zum

Raum nördlich des Gotthards in Pendlerdistanz rücken.

Der Gotthard-Basistunnel hat gemäss den Autoren der Lötschberg-Studie zudem für das

Tessin eine grössere Bedeutung als für den Norden. Ähnlich dem Kandertal im Berner Ober-

land droht den Kantonen und Regionen direkt am Gotthard (Uri und Leventina) ein Erreich-

barkeits- oder Bedeutungsverlust.

13.3 Auswirkungen auf das Tessin

Die Studie zu den ökonomischen Auswirkungen des Gotthard-Basistunnels auf den Kanton

Tessin26 weist auf rund 700 Arbeitsplätze hin, die im Kanton Tessin entstehen könnten. Vor

allem der Dienstleistungssektor, insbesondere der Tourismus können profitieren. Es werden

regional sehr differenzierte Effekte erwartet.

Vor allem die bereits heute wirtschaftlich attraktiven Teile des Tessins rund um die Ag-

glomerationen Lugano, Bellinzona, Chiasso-Mendrisio und Locarno werden ihre Position

stärken.

Geringe Impulse werden vor allem in den ländlichen Regionen im Norden des Kantons

(u.a. Leventina, Blenio, Valle Maggia, Centovalli) erwartet. Dies liegt insbesondere daran,

dass diese Gebiete nicht direkt an die NEAT angeschlossen sind, sondern nur indirekt

vom Aufschwung der besser erschlossenen Gebiete profitieren.

Das Tessin wird zudem für den Verladeverkehr attraktiver, sofern die Flaschenhälse in Italien

bestehen bleiben. Verstärkend auf die Effekte wirken flankierende Massnahmen wie der ge-

plante Ausbau des 4-Meter-Korridors, neue Terminals für den kombinierten Verkehr sowie

die Einführung einer Alpentransitbörse.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass sich Standortentscheide von Firmen nur ver-

ändern, sofern sie direkt oder indirekt von Reisenden im öffentlichen Verkehr abhängig sind.

Stark sensibel bezüglich der ÖV-Reisenden reagieren der Tourismus, Freizeit- und Unterhal-

tungsangebote, Banken und Versicherungen sowie übrige personalintensive Dienstleistun-

gen (Ingenieurwesen, Jurisprudenz, Finanzen, Forschung und Entwicklung). Eine mittlere

Sensitivität weisen demnach Hoch-Technologiefirmen, der Handel sowie die Informations-

26 Vgl. Metron / RappTrans / consavis (2012), Effetti economici della messa in esercizio di Alp Transit in Ticino:

opporunità e rischi. Brugg / Zürich / Lugano.

13. Erkenntnisse aus anderen Projekten ECOPLAN/IBR

96

und Kommunikationsbranche auf. Insbesondere die Logistik, das Transportwesen sowie der

Immobilienbereich weisen eine geringe Sensitivität bezüglich der ÖV-Reisenden auf.

13.4 Auswirkungen auf den Gotthardraum

Die Leventina im Tessin und Teile des Kantons Uri gehören nicht zu jenen, die aufgrund des

Gotthard-Basistunnel näher zueinander rücken. Für den Weg von Flüelen in die Leventina

(z.B. Airolo, Faido) durch den NEAT-Tunnel muss ein Umweg über Bellinzona in Kauf ge-

nommen werden. Oder die Reisenden müssen auf der bestehenden Gotthard-Bergstrecke

verkehren. Das folgende Beispiel veranschaulicht die Problematik aus Sicht der Leventina.

Abbildung 13-1: Reisezeitverbesserung zwischen Uri und Tre Valli (Airolo / Biasca)

Reisezeit Flüelen - Airolo Reisezeit Flüelen - Biasca

Bestehende Bergstrecke (2013) 0:45 h 1:25 h

Ohne NEAT via Bellinzona 2:40 h 2:00 h

Mit NEAT via Bellinzona 1:50 h 1:15 h

Reisezeitgewinn mit / ohne NEAT 0:00 h27 0:10 h

Grün = schnellster Weg, gelb = zweitschnellster Weg

Die Reise über die Bergstrecke ist zwischen Flüelen und Airolo nach wie vor schneller, als

mit dem Gotthard-Basistunnel (inkl. Umweg via Bellinzona). Biasca hingegen ist mit der

NEAT trotz Umweg voraussichtlich rund 10 Minuten schneller erreichbar als über die beste-

hende Strecke.

Um potenzielle negative Effekte zu verhindern hat sich gemäss der Lötschberg-Studie im

Wallis und in Bern gezeigt, dass gesamthaft koordinierte Massnahmen wirksamer sind, als

regionale Einzelmassnahmen.

27 Die Rechnung geht davon aus, dass mit dem neuen Fahrplankonzept auf der Bergstrecke gegenüber heute

keine Zeitersparnis bzw. kein Zeitverlust erzielt wird.

14. Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

97

14 Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard

Von Gotthard- und Ceneri-Basistunnel werden damit insbesondere Reisende mit wenig Ge-

päck profitieren. Diese sind vor allem im Freizeit- und Geschäftsverkehr zu finden. Die Wir-

kungen der NEAT werden somit insbesondere im Tourismus, aber auch in weiteren Bran-

chen mit Abhängigkeit vom Personenverkehr auf der Schiene bemerkbar machen. Neue

Pendlerbeziehungen zwischen Norden und Süden dürften kaum einstellen. Eine Ausnahme

dürfte sich innerhalb des Städtenetzwerks im Tessin ergeben. Für intensive Pendlerbezie-

hungen zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz bleibt die Reise zu lang und die

Sprachgrenze ein Hindernis. Die NEAT am Gotthard dürfte im Vergleich zur NEAT am

Lötschberg somit deutlich kleinere Effekte auf die interkantonalen Pendlerbeziehungen ha-

ben.28

14.1 Chancen

Trotz dieser Einschränkungen bezüglich der Grössenordnung wirtschaftlicher Verflechtungen

lassen sich aber die Chancen der neuen schnelleren Verbindung zwischen Nord und Süd

identifizieren.

Im Tourismus können durch die lange und breite Wertschöpfungskette auch andere Wirt-

schaftsakteure profitieren, insbesondere tourismusnahe Betriebe. Das südliche Tessin tritt

vermehrt in Konkurrenz zum Wallis, das ab Zürich heute in rund 2 Stunden erreichbar ist.

Mit dem Gotthard- und Ceneri-Basistunnel ist Lugano ab Zürich in weniger als zwei Stun-

den zu erreichen. Das touristische Potenzial nördlich des Gotthards aus dem Mittelland

kann so besser erschlossen werden. Beim Lötschberg-Basistunnel hat sich zudem ge-

zeigt, dass die Übernachtungen in der Parahotellerie (Camping, Mietwohnungen, Feri-

enwohnungen etc.) im Wallis zugenommen haben. Dies kann eine Chance für den ländli-

chen Norden des Tessins bedeuten, der genügend Platz für derartige Infrastrukturen bie-

tet.

Der Geschäftsreiseverkehr kann ebenfalls positive Effekte in tourismusnahen Branchen

mit sich bringen. Daneben vergrössert der effizientere Geschäftsreiseverkehr auch das

Einzugsgebiet von bestehenden Firmen im Gotthard-Korridor, insbesondere jene die re-

ge Kontakte mit Zulieferern oder Kunden auf der anderen Seite des Gotthards pflegen

und auf schnelle Bahnverbindungen angewiesen sind. Auch das Einzugsgebiet im Ar-

beitsmarkt nimmt zu, insbesondere können mit Zürich und der Lombardei zwei grosse

Fachkräftepools zusammengeschlossen werden. Dies steigert die Standortqualität des

Gotthard-Raums im Vergleich zu anderen Teilräumen. Auch als Wohnort kann der Raum

an Attraktivität gewinnen, wenn die neuen Potenziale genutzt werden und neue Arbeits-

plätze geschaffen werden.

28 Am Lötschberg hat insbesondere die Möglichkeit innert einer Stunde von Bern nach Brig-Visp-Naters zu reisen,

eine starke Zunahme der Aktivitäten ausgelöst.

14. Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

98

Im Gotthardmassiv selbst entsteht bei einer Erhaltung der bestehenden Gotthard-

Bergstrecke ein neues touristisches Potenzial. Historische Zugfahrten über die Bergstre-

cke werden durch Entlastung des Fahrplans möglich; ein Besuch im Andermatter Ferien-

Resort bietet Abgeschiedenheit im erholsamen Sinne; die Leventina lädt zum Wandern

oder zu Biketouren ein. Mit der in Andermatt bestehenden Ost-West-Verbindung über

die Alpenpässe Oberalp nach Sedrun (GR) und die Furka ins Goms (VS) stehen den Gäs-

ten vielfältige weitere Möglichkeiten offen.

Die gute Anbindung der Zentren an die NEAT-Strecke kann zu einer verstärkten Verdich-

tung in den Zentren führen. Dies kann zu kürzeren Wegen innerhalb der Städte und zu

einer effizienteren Nutzung der knappen Ressourcen – insbesondere Boden – führen und

der Zersiedelung entgegenwirken. Damit sind aber gleichzeitig auch Risiken verbunden

(vgl. nachfolgende Ausführungen).

Der Gotthardpass als natürliche Barriere verliert mit der schnelleren Verbindung einen Teil

seines trennenden Charakters. Die psychologische Grenze zwischen Nord und Süd und

zwischen den Sprachregionen wird durchlässiger. Die verbesserte Durchlässigkeit fördert

eine stärkere Verflechtung und die Bildung von sozialen und wirtschaftlichen Kontakten.

Einschränkend wirken dabei nach wie vor sprachliche Unterschiede.

In den ersten zwei, drei Jahren nach der Eröffnung des Tunnels wird es viele Reisende

geben, welche die Fahrt durch den Tunnel erleben wollen. Diesen „Hype“ gilt es für das

Tessin, aber auch den Norden touristisch und imagemässig zu nutzen. Das einmalige

Event „Tunnel erleben“ kann als Hebelarm für weitere Besuche inszeniert werden.

14.2 Risiken

Aus der neuen Verkehrsinfrastruktur, dem Verkehrsangebot und möglichen Verteilungseffek-

ten ergeben sich auch Risiken, die es zu berücksichtigen gilt:

Die grössere Nachfrage (Verdoppelung gegenüber 2013) stellt neue Anforderungen an

die regionale und lokale Verkehrsinfrastruktur. Es kommen mehr Reisende an den

Bahnhöfen an oder steigen um. Mehr ankommende Reisende bedeuten gleichzeitig auch

eine stärkere Belastung für den regionalen und lokalen öffentlichen Verkehr, der für die

Feinverteilung der Reisenden zuständig ist. Die Fahrpläne müssen sowohl für die lokale

Bevölkerung als auch auf die Touristenströme optimiert werden. Eine mangelhafte An-

passung an die neuen Fahrpläne und Fernverkehrsangebote kann Reisezeitgewinne

schmälern, verhindern oder paradoxerweise gar eine Verlängerung der Reisezeit bedeu-

ten.

Die schnellere Verbindung führt den Hauptstrom der Reisenden an den Gotthardgebieten

Uri und Leventina vorbei. Nur ausgewählte InterCity-Züge von Zürich nach Mailand halten

voraussichtlich an den Portalen des Gotthard-Basistunnels. Der Tourismus ist in diesen

Teilräumen von grosser Bedeutung. Bricht ein Teil der Tourismusumsätze aufgrund die-

ses Transit-Effekts weg, besteht die Gefahr, dass die im peripheren ländlichen Raum

14. Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

99

wahrgenommene Tendenz der Entvölkerung, der Überalterung sowie des „Brain Drain“

weiteren Auftrieb erhält. Dieser Transit-Effekt kann ebenso auch in den lokalen Zentren

der Innerschweiz und im südlichen Tessin auftreten, wenn die Touristen von Zü-

rich/Luzern ohne Zwischenhalt direkt nach Mailand durchfahren. Die grosse Bedeutung

der inländischen Touristen in der Tessiner Hotellerie akzentuiert die Problematik.

Im Tourismus könnte sich im ganzen Korridor eine Verschiebung vom Mehrtagestou-

rismus zu Tagesausflügen ergeben. Die schnelleren Verbindungen zwischen den gros-

sen Zentren Zürich, Lugano und Mailand lassen eine Hin- und Rückfahrt am selben Tag

zu. Dieser Effekt wurde auch bei Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels festgestellt.

Durch die starke Anbindung der Zentren an die NEAT im Vergleich zum ländlichen Raum

besteht die Gefahr einer übermässigen Verdichtung und Zentralisierung im urbanen

Raum. Firmen und Menschen ziehen von der Peripherie in die Zentrumszonen, da sie so

noch stärker vom Zeitgewinn profitieren können wenn die lange Fahrt im Zubringer ins

Zentrum entfällt. Dies kann zu einer Überhitzung der Immobilienmärkte in den Agglomera-

tionen führen und begünstigt die Entvölkerung des ländlichen Raums. Für die Städte, aber

auch für die urbanen Agglomerationsgemeinden könnte sich mittel- bis langfristig durch

unkontrollierte Urbanisierung auch die sogenannte „A-Stadt“-Problematik29 akzentuieren.

In der Finanzbranche verstärkt sich die Konkurrenz zwischen den Finanzplätzen Zürich,

Lugano und Mailand. Firmen könnten aus Prestigegründen aus Lugano nach Zü-

rich/Mailand oder aus Zürich nach Mailand abwandern. Der umgekehrte Weg (Mailand-

Schweiz) wäre aber ebenfalls möglich.

14.3 Zusammenfassung

In der folgenden Abbildung sind die Chancen und Risiken aus der neuen Verbindung am

Gotthard zusammengefasst.

Abbildung 14-1: Chancen und Risiken für den Gotthard-Korridor

Thema Chancen Risiken

Verkehr – Bessere Erreichbarkeit der Zentren mit

NEAT-Anschluss

– Schnellere Verbindungen für Geschäfts-

und Bildungsreisen zwischen den Zen-

tren

– Ost-West-Verbindung über Furka und

Oberalp schneller erreichbar

– Mehrverkehr in den IC-Zügen durch den

Gotthard und in den Bahnhöfen (Verkehrs-

knoten)

– Fehlende Anbindung an NEAT verhindert

Reisezeitgewinne und kann gar zu höheren

Reisezeiten führen

– Höhere Anforderungen an regionalen und

lokalen öffentlichen Verkehr zur Sicherstel-

lung der Anschlüsse

29 Mehrkosten, die aufgrund der im Vergleich zu anderen Gemeinden übervertretenen Bevölkerungsgruppen der

Armen, Alten, Ausländer, Ausgesteuerten, Alleinstehenden, Alleinerziehenden und Arbeitslosten entstehen.

14. Chancen und Risiken der NEAT am Gotthard ECOPLAN/IBR

100

Thema Chancen Risiken

Tourismus – Mehr Tages- und/oder Mehrtagestouris-

ten

– Mehr Parahotellerie in touristischen

Gebieten

– Tessin / Mailand ist neue touristische

Konkurrenz zum Wallis (Nachfragepo-

tenzial aus Zürich / Mittelland / Basel)

– Vermehrte touristische Nutzung der

bestehenden Gotthard-Bergstrecke

– „Hype“ dank NEAT-Eröffnung

– Geschäftsreiseverkehr

– Nutzung von Synergien durch Bünde-

lung von lokalen/regionalen Angeboten

– Verschiebung vom Mehrtages- zu Tagestou-

rismus (ohne Übernachtung), da Reisezeit

für Rückreise ausreicht

– Verstärkte Abhängigkeit der Wirtschaft vom

Tourismus

– Verstärkte Konkurrenz im Tourismus inner-

halb des Korridors

Wirtschaft – Vergrössertes Einzugsgebiet für Kun-

den in Dienstleistungsbranchen und

Fachkräfte

– Bessere Standortattraktivität für perso-

nenverkehrsintensive Branchen und

Zulieferer

– Verstärkte Konkurrenz im Finanz- und Bil-

dungssektor (Lugano / Zürich / Mailand)

– Abwanderung von Firmen in die Agglomera-

tionen

Gesellschaft – Vermehrte private Beziehungen zwi-

schen Nord und Süd

– Gefahr der Überalterung im ländlichen Raum

Räumliche Auswirkungen

– Verminderte Zersiedelung des Raums

dank Verdichtung

– Erreichbarkeit führt zu gesteigerter

Attraktivität als Wohnort

– Konvergenz der Lohn- und Preisni-

veaus Nord und Süd

– Psychologische Grenze „Gotthard“ wird

durchlässiger

– Vermehrte Konzentration in den Agglomera-

tionen und Druck auf Wohnungsmarkt in Ag-

glomerationen (Urbanisierung, Zentralisie-

rung),

– Evtl. vermehrte Entleerung des ländlichen

Raums

– Uri und Nord-Tessin: Risiko der Entwicklung

als „Transitkantone“

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

101

15 Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur

15.1 Erreichbarkeit von Zentren und Dienstleistungen

Eine gute Erreichbarkeit mit dem MIV und dem ÖV sind eine der Voraussetzungen für die

wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung einer Region. Zur Darstellung der Erreich-

barkeit der einzelnen Gebiete im Gotthard-Korridor (gemeindescharf) ist in der folgenden

Abbildung die Erreichbarkeit der Agglomerationszentren sowie der Zenten Zürich/Lugano

abgebildet.

Abbildung 15-1: Erreichbarkeit von Agglomerationszentren und isolierten Einzelstädten

(links) ÖV-Erreichbarkeit der Zentren

Quelle: ARE (2013)

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

102

Für die Bevölkerung ist neben der allgemeinen Erreichbarkeit von Orten und Zentren auch

die Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von Dienstleistungen ausschlaggebend. Die folgende

Abbildung zeigt die Verfügbarkeit von Apotheken, Kindergärten und Schulen, Arztpraxen,

Lebensmittelgeschäften und Banken nach den neun BFS-Gemeindetypen (ganze Schweiz).

Abbildung 15-2: Anzahl Beschäftigte pro 1‘000 Einwohner im Jahr 2008 nach Gemeindetypen

Quelle: BFS (2013), Dienstleistungen für die Bevölkerung: Dichte nach Gemeindetyp, 2008

Einwohner von agrarischen Gemeinden und ländlichen Pendlergemeinden verfügen über

eine sehr geringe Versorgung mit diesen meist täglich in Anspruch genommenen Dienstleis-

tungen. Die Zentren, touristische Gemeinden sowie industrielle und tertiäre Gemeinden sind

hingegen äusserst gut versorgt.

Am Beispiel der Apotheken, Ärzte und Zahnärzte lassen sich neben den räumlichen Unter-

schieden auch gut die kantonalen Unterschiede aufzeigen. Die folgende Abbildung stellt die

Dichte dieser Dienstleistungen nach Kantonen dar. Zusätzlich sind als Vergleichswerte der

schweizerische Durchschnitt und der zentralschweizerische Durchschnitt angegeben.

3.4

2.0

1.5

0.8

2.8

1.9

0.4

0.6

0.0

0 1 2 3 4

Zentren

Suburbane Gemeinden

Einkommenstarke Gemeinden

Periurbane Gemeinden

Touristische Gemeinden

Industrielle und tertiäreGemeinden

Ländliche Pendlergemeinden

Agrar-gemischte Gemeinden

Agrarische Gemeinden

Apotheken

10.3

11.1

12.4

9.4

10.1

13.0

8.3

10.9

8.9

0 5 10 15

Kindergärten und Schulen

6.4

2.7

3.0

1.4

3.3

2.6

0.9

1.4

0.7

0 2 4 6 8

Arztpraxen

13.2

10.0

4.3

3.5

9.0

7.8

2.6

3.7

1.8

0 5 10 15 20

Zentren

Suburbane Gemeinden

Einkommenstarke Gemeinden

Periurbane Gemeinden

Touristische Gemeinden

Industrielle und tertiäreGemeinden

Ländliche Pendlergemeinden

Agrar-gemischte Gemeinden

Agrarische Gemeinden

Lebensmittelgeschäfte

34.5

8.1

2.0

1.3

5.5

4.7

1.2

2.3

1.1

0 10 20 30 40

Banken

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

103

Abbildung 15-3: Dichte von Dienstleistungen im Gesundheitssektor nach Kantonen 2012

(Anzahl auf 100‘000 Einwohner)

Quelle: BFS (2013), Dienstleistungen für die Bevölkerung: Dichte nach Gemeindetyp, 2008

Im erweiterten Gotthardraum ist vor allem der Kanton Uri unterdurchschnittlich mit Ärzten im

ambulanten Sektor versorgt. Auch Obwalden und Nidwalden weisen im Vergleich zu Zürich

und zum Kanton Tessin, aber auch im schweizweiten Vergleich geringe Ärztedichten auf. Bei

den Zahnärzten zeigt sich ein ähnliches Bild. Vor allem Uri, Obwalden, aber auch Schwyz

sind unterdurchschnittlich mit Zahnärzten versorgt. Im Kanton Tessin ist ausserdem eine

äusserst hohe Dichte an Apotheken30 festzustellen.

15.2 Bauzonenreserven

Um wirtschaftliches Wachstum erzielen zu können braucht es neben einer guten Erreichbar-

keit auch Entwicklungsräume. Zwar kann auch Wachstum durch Verdichtung bzw. Nutzung

der bestehenden Landflächen erzielt werden. Daneben braucht es aber auch erschlossene

und attraktive unüberbaute Bauzonen. Die folgende Abbildung zeigt als Indiz für vorhande-

nen Entwicklungsräume die unüberbauten Bauzonen nach Kanton und BFS-Gemeindetyp (9

Typen) gemäss Erhebung im Jahr 2012.

30 Nicht enthalten in der Statistik sind die Spitalapotheken.

210

250

152

158

95

132

114

127

194

201

- 50 100 150 200 250 300

Schweiz

Zürich

Zentralschweiz

Luzern

Uri

Schwyz

Obwalden

Nidwalden

Zug

Tessin

Ärzte im ambulanten Sektor

52

57

49

51

34

46

39

46

56

65

0 50 100

Zahnärzte

22

16

9

9

8

8

8

7

12

56

0 20 40 60

Apotheken

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

104

Abbildung 15-4: Unüberbaute Bauzonen nach Kanton und BFS-Gemeindetyp (9) 2012

Quelle: Eigene Darstellung, Daten aus ARE (2013), Bauzonenstatistik Schweiz

Die flächenmässig grössten unüberbauten Bauzonen im Korridor befinden sich in den Kanto-

nen Zürich und Tessin sowie im Umland der Gross- und Mittelzentren. In den periurbanen

ländlichen Gemeinden sind die Reserven beschränkt. Vor allem aber in den Agrargemeinden

(periphere ländliche Gemeinden) sind die Bauzonen äusserst knapp. Ob diese Werte die

Nachfrage nach Bauland wiederspiegeln oder ob allenfalls zu viele Bauzonen ausgeschieden

wurden, lässt sich auf Basis der Statistik nicht feststellen.

Neben der räumlichen Verteilung der Bauzonenreserven sind für eine ausgewogene Entwick-

lung von Wirtschaft und Bevölkerung auch die Zonentypen von Interesse. Die folgende Ab-

bildung zeigt für die Kantone im Gotthard-Korridor die vorhandenen Bauzonenreserven nach

Zonentyp (Wohnen, Arbeiten, Mischnutzung, Zentrum).

0 500 1000 1500 2000

Grosszentren

Nebenzentren der Grosszentren

Gürtel der Grosszentren

Mittelzentren

Gürtel der Mittelzentren

Kleinzentren

Periurbane ländliche Gemeinden

Agrargemeinden

Touristische Gemeinden

ha

Kanton Tessin

Kanton Uri

Kanton Schwyz

Kanton Zug

Kanton Zürich

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

105

Abbildung 15-5: Unüberbaute Bauzonen nach Kanton und Zonentyp 2012

Quelle: Eigene Darstellung, Daten aus ARE (2013), Bauzonenstatistik Schweiz

Nicht überbaute Zentrumszonen sind vor allem in Zürich zu finden. Die Fläche der unüber-

bauten Wohnzonen sind in den Kantonen Tessin und Zürich in etwa gleich gross. Auch Zug

und Schwyz verfügen über gleich grosse Wohnzonen-Reserven. Bei den Arbeits- und Misch-

zonen sind die grössten Reserven wiederum im Kanton Zürich zu finden. Die kleinsten Re-

serven an Wohn-, Arbeits- und Mischzonen bietet der Kanton Uri. Stellt man die Reserven in

Bezug zur gesamten eingezonten Fläche, so verfügt der Kanton Zug über die grösste Fläche

an Wohn-, Arbeits- und Mischzonen, bei allen drei Typen gefolgt vom Kanton Tessin. Der

Kanton Zürich hingegen hat im Verhältnis zur gesamten verfügbaren Fläche am wenigsten

unüberbaute Flächen eingezont.

15.3 Bedeutung ausgewählter Branchen für die Regionen

Für einen Überblick über die Bedeutung einzelner Wirtschaftsbranchen in den MS-Regionen

zeigen die folgenden Abbildungen die Auswertungen des BFS zur Branchenstruktur in der

Schweiz. Für jede Branche und jede MS-Region wird jeweils der sogenannte „Standortquoti-

ent“ im Jahr 2011 abgebildet (provisorische Daten der STATENT 201131). Dieser Wert drückt

„die Konzentration einer Tätigkeit in einer Region aus. Er misst das Verhältnis zwischen dem

31 STATENT ist die neue Erhebung des BFS zur Unternehmensstruktur in der Schweiz.

898

436

25

16

38

57

10

3

185

165

45

6

168

104

63

5

1'033

890

330

207

0 200 400 600 800 1'000 1'200

Wohnzonen

Arbeitszonen

Mischzonen

Zentrumszonen

ha

Kanton Tessin

Kanton Uri

Kanton Schwyz

Kanton Zug

Kanton Zürich

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

106

Anteil Beschäftigter einer Branche am Beschäftigtentotal einer Region und dem gesamt-

schweizerischen Beschäftigtenanteil dieser Branche am Beschäftigtentotal der Schweiz.“ Ein

hoher Standortquotient deutet auf mögliche Standortvorteile einer Region oder eine Cluster-

bildung hin. Ein hoher Beschäftigungsanteil einer Branche zeigt zudem ihre Bedeutung für

den regionalen Arbeitsmarkt und sie ist für die Arbeitnehmer in den Regionen zentral.32

Verkehr und Chemie/Pharma

In den Transport- und Verkehrsbranche ist in der Gotthardregion zwischen Uri und Bellinzona

eine gewisse Konzentration festzustellen. Die Chemie- und Pharmaunternehmen haben vor

allem für die MS-Region Tre Valli eine grosse Bedeutung.

Abbildung 15-6: Verkehr sowie „Chemie und Pharma“

Wissensintensive Dienstleistungen33 und Tourismus

Einen hohen Anteil an Unternehmen im Bereich „Wissensintensive Dienstleistungen“ weisen

gemäss der folgenden Abbildung vor allem die Stadt Zürich, die Regionen Zimmerberg sowie

Bellinzona und Lugano auf. Der Tourismus hat auch in Innerschwyz und Uri, aber vor allem

in Locarno eine sehr hohe Bedeutung, gemessen an den Beschäftigten.

32 Für die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand ist aber auch die Produktivität, gemessen an der generier-

ten Wertschöpfung von grossem Interesse. Eine hohe Wertschöpfung pro Beschäftigten weisen vor allem die Fi-

nanzdienstleistungen, die wissensintensiven Dienstleistungen sowie die High-Tech-Branchen auf.

33 Die angebotenen Dienstleistungen basieren auf einem grossen Know-How und sind oft stark spezialisiert.

0.0 1.0 2.0 3.0 4.0

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Luzern

Zug

March

Innerschwyz

Einsiedeln

Uri

Tre Valli

Bellinzona

Locarno

Lugano

Mendrisio

Chemie und Pharma

0.0 2.0 4.0 6.0 8.0

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Luzern

Zug

March

Innerschwyz

Einsiedeln

Uri

Tre Valli

Bellinzona

Locarno

Lugano

Mendrisio

Verkehr

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

107

Abbildung 15-7: „Wissensintensive Dienstleistungen“ und Tourismus

Beim Tourismus lohnt sich aufgrund der sprachlichen Unterschiede ein Blick auf die Herkunft

der ausländischen Touristen sowie ihre Bedeutung für die Regionen. Die folgende Abbildung

zeigt den Anteil der ausländischen Gäste aus Italien, Deutschland und Frankreich an den

Übernachtungen nach Kantonen. Die Gäste aus den Nachbarländern stellen potenzielle zu-

sätzliche oder häufigere Bahnreisende und somit Nutzer der NEAT dar.

Abbildung 15-8: Anteil der Logiernächte mit Gästeherkunft Italien (grün), Deutschland (gelb)

und Frankreich (blau) an den gesamten ausländischen Logiernächten 2011

Quelle: BFS (2013), Beherbergungsstatistik

Der Kanton Tessin weist mit 19% einen sehr hohen Anteil an italienischen Touristen (gemes-

sen an der Zahl der Übernachtungen) auf. Dagegen sind die Kantone nördlich des Gotthards

0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Luzern

Zug

March

Innerschwyz

Einsiedeln

Uri

Tre Valli

Bellinzona

Locarno

Lugano

Mendrisio

Tourismus

0.0 0.5 1.0 1.5 2.0

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Luzern

Zug

March

Innerschwyz

Einsiedeln

Uri

Tre Valli

Bellinzona

Locarno

Lugano

Mendrisio

Wissensintensive Dienstleistungen

19%

3%

3%

5%

4%

4%

5%

3%

6%

4%

0% 5% 10% 15% 20% 25%

Tessin

Uri

Schwyz

Zug

Luzern

Zürich

Basel-Stadt

Wallis

Waadt

Genf

30%

34%

33%

28%

18%

21%

23%

23%

10%

5%

0% 10% 20% 30% 40%

4%

3%

3%

4%

3%

4%

7%

11%

20%

11%

0% 10% 20% 30%

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

108

mit rund 3 bis 5% nur geringfügig von den italienischen Touristen abhängig. Dies ist ein Indiz

dafür, dass die italienischen Gäste die Region nördlich des Gotthards offenbar noch nicht für

sich entdeckt haben. Dies könnte sich mit der NEAT ändern, wenn die bevölkerungsreichen

Städte und Agglomerationen Norditaliens näher rücken.

Die französischen Touristen sind insbesondere in den Westschweizer Kantonen stark vertre-

ten. Die deutschen Touristen scheinen dafür die Westschweiz tendenziell zu umgehen, mit

Ausnahme des äusserst tourismusgeprägten und zweisprachigen Wallis. Im Kanton Basel-

Stadt scheinen die Deutschen Gäste zudem nicht angemessen vertreten zu sein, obwohl der

Kanton an der Grenze zu Deutschland liegt. Die Gäste aus dem nördlichen Nachbarland sind

vor allem in den Innerschweizer Kantonen Zug, Schwyz, Uri und im Tessin für den Tourismus

relevant.

Das Tessin ist insgesamt nur unterdurchschnittlich von ausländischen Gästen abhängig.

Rund 40% der Hotelübernachtungen im Tessin sind auf ausländische Gäste zurückzuführen.

Die Kantone Genf und Zürich sind zu 70-80% von ausländischen Hotelübernachtungen ab-

hängig. Tiefere Anteile an ausländischen Gästen als das Tessin weisen nur die Tourismusre-

gionen „Fribourg und Region“ sowie die Ostschweiz auf.

Maschinenbau und High-Tech-Branchen34

Abbildung 15-9: Maschinenbau und „High-Tech-Branchen“

34 „High-Tech“-Branchen werden im Allgemeinen durch einen hohen Anteil an Personal im Forschungs- und Ent-

wicklungsbereich (F+E) sowie durch einen hohen Anteil von F+E-Ausgaben definiert.

0.0 1.0 2.0 3.0 4.0

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Luzern

Zug

March

Innerschwyz

Einsiedeln

Uri

Tre Valli

Bellinzona

Locarno

Lugano

Mendrisio

Maschinenbau

0.0 0.5 1.0 1.5 2.0

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Luzern

Zug

March

Innerschwyz

Einsiedeln

Uri

Tre Valli

Bellinzona

Locarno

Lugano

Mendrisio

High-Tech-Branchen

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

109

Für den Maschinenbau scheinen die Regionen nördlich des Gotthards attraktiver zu sein als

der Süden. Insbesondere im Knonaueramt, in Luzern, in der March und in der Region Inner-

schwyz gibt es eine erhöhte Konzentration in dieser Branche.

Die Unternehmen der High-Tech-Branchen (Stand 2008) fühlen sich insbesondere in Zug,

im Kanton Uri, in Lugano und Mendrisio wohl. Ihre Bedeutung für den Gotthard-Korridor ins-

gesamt ist aber relativ gering.

Uhren/Messinstrumente und Finanzdienstleistungen

Wie die folgende Abbildung zeigt, hat die Uhren- und Präzisionsmessgeräteindustrie vor

allem für die MS-Region Mendrisio eine grosse Bedeutung. Das Tessin ist ohnehin stark von

dieser Branche geprägt. Der Finanzdienstleistungssektor hingegen konzentriert sich im

Gotthard-Korridor vorwiegend auf die grossen Städte bzw. Agglomerationen Zürich und

Lugano.

Abbildung 15-10: Uhren und Messinstrumente sowie Finanzdienstleistungen

Detailhandel

Dem Detailhandel als Querschnittsbranche kommt in allen Regionen im Gotthard-Korridor

eine ähnlich grosse Bedeutung zu. Dies zeigt die folgende Abbildung.

0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Luzern

Zug

March

Innerschwyz

Einsiedeln

Uri

Tre Valli

Bellinzona

Locarno

Lugano

Mendrisio

Uhren und Messinstrumente

0.0 5.0 10.0 15.0

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Luzern

Zug

March

Innerschwyz

Einsiedeln

Uri

Tre Valli

Bellinzona

Locarno

Lugano

Mendrisio

Finanzdienstleistungen

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

110

Abbildung 15-11: Detailhandel

Der Detailhandel stellt insgesamt den bedeutendsten Arbeitgeber dar. Dies zeigt die folgende

Abbildung anhand des Mittelwertes der Standortquotienten aller betrachteten MS-Regionen.

Abbildung 15-12: Mittlere Bedeutung der Branchen im Vergleich über alle Regionen im Gott-

hard-Korridor

0.0 2.0 4.0 6.0 8.0 10.0

Zürich

Knonaueramt

Zimmerberg

Luzern

Zug

March

Innerschwyz

Einsiedeln

Uri

Tre Valli

Bellinzona

Locarno

Lugano

Mendrisio

Detailhandel

Verkehr

Chemie und Pharma

Wissensintensive Dienstleistungen

Tourismus

MaschinenbauHigh-Tech-Branchen

Uhren und Messinstrumente

Detailhandel

Finanzdienst-leistungen

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

111

Neben dem Detailhandel konzentriert sich das wirtschaftliche Geschehen im Gotthard-

Korridor vor allem auf den Maschinenbau und den Verkehr. Aber auch der Tourismus bietet

vielen Arbeitsnehmenden eine Stelle.

Der in der Statistik des BFS zur Branchenstruktur nicht ausgewiesene erste Wirtschaftssektor

(Landwirtschaft, Fischerei und Forst) hat vor allem in den ländlichen Gebieten (peripherer

und periurbaner ländlicher Raum) eine hohe Bedeutung. In den städtischen Gebieten spielt

die Landwirtschaft aber erwartungsgemäss eine untergeordnete Rolle. Nicht in der Bran-

chenübersicht enthalten ist zudem die Baubranche. Im nördlichen Teil des Gotthard-Korridors

gehört die Baubranche in allen Raumtypen zu den Top 5 der Branchen, gemessen an der

Beschäftigung (vgl. Abschnitt 15).

Im Tessin fällt vor allem für den periurbanen sowie peripheren ländlichen Raum der hohe

Beschäftigungsanteil der Heime (ohne Ferien- und Erholungsheime) auf. In der MS-Region

Locarno stellen die Heime in den beiden ländlichen Raumtypen die grössten Arbeitgeber dar

(vgl. Abschnitt 15.5).

15.4 Wirtschaftsstruktur nördlich des Gotthards

Stadt Zürich

Abbildung 15-13: Stadt Zürich – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalen-

ten (2008), Top 10 der Branchen

40'726

20'473

18'915

18'325

13'911

12'277

11'222

10'607

10'311

10'212

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000 45000

Erbringung von Finanzdienstleistungen

Erziehung und Unterricht

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Gesundheitswesen

Gastronomie

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemischeUntersuchung

Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung)

Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung

Me

tro

po

lrä

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e

Vollzeitäquivalente Zürich

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

112

Die Stadt Zürich ist das wirtschaftliche Zentrum der Schweiz und steht am nördlichen Anfang

des Untersuchungsperimeters, am westlichen Ende des Zürichsees. Die wirtschaftliche

Struktur der Stadt Zürich ist geprägt durch Finanzdienstleister (Banken, Versicherungen), den

Bildungssektor (ETH, Universität, Schulen), den Detailhandel sowie das Gesundheitswesen

(Spitäler, Apotheken, Ärzte). Der Gastronomiesektor folgt in der Rangliste der Branchen,

gemessen an der Zahl der Vollzeitäquivalente an 5. Stelle.

Knonaueramt

Abbildung 15-14: Knonaueramt – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquiva-

lenten (2008), Top 10 der Branchen

Das Knonaueramt (Kanton Zürich) setzt sich aus periurbanen ländlichen Gemeinden und

Gemeinden des Metropolraums Zürich zusammen. Die beiden Gemeindegruppen unter-

scheiden sich in ihrer wirtschaftlichen Struktur wesentlich. Der Metropolraum Knonaueramt

ist geprägt durch Industriebetriebe in der Metallerzeugung, den Detailhandel, das baunahe

Gewerbe sowie das Gesundheitswesen. Der periurbane ländliche Raum ist durch die Land-

wirtschaft, das baunahe Gewerbe sowie die Textilbranche geprägt. Die Unterschiede in der

Wirtschaftsstruktur der Gemeindetypen innerhalb der MS-Region treten im Knonaueramt

deutlich zum Vorschein.

1'012

954

870

780

552

516

434

392

333

328

182

148

111

74

70

63

50

42

35

31

0 200 400 600 800 1000 1200

Herstellung von Metallerzeugnissen

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Gesundheitswesen

Erziehung und Unterricht

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Maschinenbau

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen

Hochbau

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Herstellung von Textilien

Erziehung und Unterricht

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Gastronomie

Beherbergung

Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)

Herstellung von Metallerzeugnissen

Me

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Vollzeitäquivalente Knonaueramt

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

113

Zimmerberg

Abbildung 15-15: Zimmerberg – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalen-

ten (2008), Top 10 der Branchen

Die MS-Region Zimmerberg bildet den südlichsten Ausläufer des Kantons Zürich. Wie im

Knonaueramt sind die Wirtschaftsstrukturen innerhalb der MS-Region für die Gemeindegrup-

pen „periurbane ländliche Gemeinden“ und „Metropolraum“ äusserst differenziert. Wiederum

ist der ländliche Raum geprägt durch Landwirtschaftsbetriebe. Das baunahe Gewerbe, die

Transportbranche und die Gastronomie nehmen die weiteren vorderen Plätze ein. Im Metro-

polraum „Zimmerberg“ stehen der Grosshandel, die Versicherungsbranche sowie der Detail-

handel im Zentrum des wirtschaftlichen Geschehens.

2'431

2'342

2'231

2'027

1'914

1'888

1'530

1'270

1'194

1'165

215

97

59

57

44

44

43

42

31

31

0 500 1000 1500 2000 2500 3000

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung)

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Erziehung und Unterricht

Gesundheitswesen

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Erbringung von Finanzdienstleistungen

Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln

Gastronomie

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

Gastronomie

Erziehung und Unterricht

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln

Hochbau

Me

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Vollzeitäquivalente Zimmerberg

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

114

Zug

Abbildung 15-16: Zug – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten

(2008), Top 10 der Branchen

Die MS-Region Zug ist geprägt durch die Agglomeration Zug, welche als Metropolraum ein-

gestuft wird. Daneben existiert aber noch die Gemeinde Menzingen, die zum periurbanen

ländlichen Raum zählt. Im Metropolraum dominiert wie im Raum Zimmerberg der Grosshan-

del, vor der IT-Branche und dem Detailhandel. In den periurbanen ländlichen Gemeinden

prägen Heime (Alters- und Pflegeheime, Institutionen für Behinderte, Kinderheime, psycho-

soziale Betreuung usw.), die Landwirtschaft sowie die öffentliche Verwaltung das wirtschaftli-

che Leben.

10'770

6'026

4'156

3'471

3'125

3'007

2'653

2'171

1'932

1'920

194

190

120

97

87

76

57

32

31

25

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie

Erziehung und Unterricht

Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung

Gesundheitswesen

Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung

Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Erziehung und Unterricht

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Gastronomie

Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung

Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden

Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen (ohne…

Me

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Vollzeitäquivalente Zug

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

115

March

Abbildung 15-17: March – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten

(2008), Top 10 der Branchen

Die MS-Region March-Höfe um die Gemeinden Lachen, Altendorf und Schübelbach im Be-

zirk March sowie Freienbach (inkl. Pfäffikon SZ), Wollerau und Feusisberg im Bezirk Höfe

zählt zum Gemeindetyp „Metropolraum“. Auffallend in der Wirtschaftsstruktur ist die starke

Bedeutung der Unternehmensberatung und die Verwaltung und Führung von Unternehmen.

Den grössten Anteil an der Wirtschaft machen jedoch die vorbereitenden Baustellenarbeiten,

der Detailhandel und der Grosshandel aus. Grossen Anteil an der Beschäftigung in dieser

Region haben ausserdem der Maschinenbau und die Herstellung von Metallerzeugnissen.

2'152

2'095

2'080

1'284

973

937

923

819

784

784

0 500 1000 1500 2000 2500

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung

Maschinenbau

Herstellung von Metallerzeugnissen

Gesundheitswesen

Erziehung und Unterricht

Gastronomie

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Me

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Vollzeitäquivalente

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

116

Innerschwyz

Abbildung 15-18: Innerschwyz – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquiva-

lenten (2008), Top 10 der Branchen

Die MS-Region Innerschwyz besteht aus der Agglomeration Schwyz (Ingenbohl, Küssnacht,

Schwyz, Steinen), den Tälern (Muotathal) und Pässen (Sattel). Die Gemeinden um Schwyz

orientieren sich wirtschaftlich hauptsächlich nach Luzern hin, aber auch nach Zug und Zürich

Die Region lässt sich grob in zwei Gruppen aus periurbanen ländlichen Gemeinden und Ag-

glomerations- bzw. städtischen Gemeinden einteilen. Die Wirtschaftsstruktur gemäss den

Vollzeitäquivalenten liest sich bereits anders als in den durch Metropolräume geprägten nörd-

licheren MS-Regionen. Im städtischen Gebiet sind der Detailhandel, das baunahe Gewerbe

sowie die Herstellung von Metallerzeugnissen (u.a. Victorinox) dominant. Im ländlichen Ge-

biet dominieren die Landwirtschaft sowie die baustellennahen Gewerbebetriebe die Arbeits-

welt. An dritter und vierter Stelle folgen bereits die Beherbergung und die Gastronomie, die

damit ein hohes Gewicht erhalten.

1'427

1'271

1'179

899

895

893

666

636

587

560

738

457

416

319

302

284

282

265

208

183

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Herstellung von Metallerzeugnissen

Hochbau

Gesundheitswesen

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Erziehung und Unterricht

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Beherbergung

Gastronomie

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Erziehung und Unterricht

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

Maschinenbau

Herstellung von Metallerzeugnissen

Ag

glo

me

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üb

rig

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täd

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ein

den

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Vollzeitäquivalente

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

117

Einsiedeln

Abbildung 15-19: Einsiedeln – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalen-

ten (2008), Top 10 der Branchen

In der MS-Region Einsiedeln stehen sich zum ersten Mal Gemeinden aus der periurbanen

ländlichen Zone hinsichtlich der Zahl an Arbeitsplätzen auf Augenhöhe zum Metropolraum

gegenüber. Die Branchengewichte sind aber wiederum sehr unterschiedlich verteilt. Im Met-

ropolraum sind der Detailhandel, das baunahe Gewerbe sowie die Landwirtschaft (für Einsie-

deln typisch) stark. In den ländlichen Gebieten dominiert die Landwirtschaft stärker als in den

weiter nördlich gelegenen periurbanen ländlichen Gebieten. Weit vorne befindet sich auch

die Gastronomie sowie die Herstellung von Produkten aus natürlichen Rohstoffen (insb.

Holz). Einsiedeln gehört – anders als zum Beispiel Innerschwyz oder Uri – zur Wirtschaftsre-

gion Zürich.

420

337

304

290

219

210

192

182

171

162

333

197

142

130

112

78

75

70

67

57

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Gesundheitswesen

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren

Erziehung und Unterricht

Gastronomie

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Gastronomie

Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Hochbau

Herstellung von Möbeln

Herstellung von Metallerzeugnissen

Erziehung und Unterricht

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

Me

tropo

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Vollzeitäquivalente Einsiedeln

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

118

Kanton Uri

Abbildung 15-20: Uri – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten

(2008), Top 10 der Branchen

Der Kanton Uri bildet als Ganzes eine MS-Region. Auf dem Weg von Zürich nach Mailand

trifft man hier zum ersten Mal auf periphere ländliche Gebiete. Zum periurbanen ländlichen

Raum werden lediglich die Gemeinden Flüelen und Seelisberg gezählt. Ausschlaggebend für

diese Einteilung ist im Falle von Flüelen vermutlich die gute Erreichbarkeit mit dem öffentli-

chen und motorisierten Verkehr nach Luzern und Zürich (Interregio- und S-Bahn-Halt). See-

lisberg ist verkehrstechnisch über den Kanton Nidwalden erschlossen und somit näher an

Luzern als der übrige Kanton. Seelisberg ist ausserdem eine touristische Gemeinde. Der

Hauptort Altdorf ist als peripherer ländlicher Raum eingestuft und stellt das wirtschaftliche

Zentrum des Kantons dar. Der Kanton Uri orientiert sich wie Innerschwyz wirtschaftlich vor-

wiegend an Luzern.

Im periurbanen ländlichen Uri (Flüelen und Seelisberg) stehen die Beherbergung (Hotels)

sowie die Landwirtschaft als Arbeitgeberin im Vordergrund. Der periphere ländliche Raum

wird durch den Detailhandel, die Herstellung von Metallerzeugnissen (RUAG, Dätwyler AG)

und die Landwirtschaft geprägt.

144

79

70

64

64

51

47

38

32

31

876

867

812

737

717

662

603

512

493

484

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000

Beherbergung

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Tiefbau

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Gastronomie

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Herstellung von Metallerzeugnissen

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Gesundheitswesen

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen

Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren

Gastronomie

Pe

riu

rba

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Ra

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Pe

rip

here

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Vollzeitäquivalente Uri

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

119

15.5 Wirtschaftsstruktur im Tessin

Tre Valli

Die MS-Region Tre Valli ist sehr vielfältig und setzt sich aus Gemeinden von drei verschiede-

nen Raumtypen zusammen. Der periphere ländliche Raum erstreckt sich über weite Teile der

Leventina sowie die Seitentäler. Dazu gehören die Gemeinden im Bezirk Blenio (Ausnahme

Malvaglia) sowie im Bezirk Leventina (Ausnahmen Bodio, Personico und Pollegio).

Die Wirtschaft im peripheren ländlichen Raum wird vor allem durch die Baubranche sowie

durch Landwirtschaftsbetriebe geprägt. Die Metallindustrie sowie die Beherbergung folgen

auf den Rängen 3 und 4.

Der periurbane ländliche Raum ist in den Gemeinden Moleno (Bezirk Bellinzona), Malvaglia

(Bezirk Blenio) sowie Bodio, Personico und Pollegio (Bezirk Leventina) und insbesondere

Biasca (Bezirk Riviera) zu finden. In diesen Gebieten sind die vorbereitenden Baustellenbe-

triebe, Ingenieurarbeiten, der Detailhandel sowie die Baubranche in dieser Reihenfolge her-

vorzuheben.

Die Gemeinden am nördlichen äusseren Agglomerationsgürtel von Bellinzona (Gnosca und

Preonzo) sowie Claro (Riviera) zählen zum städtischen Raum. Sie zeichnen sich durch einen

hohen Anteil der Beschäftigten in Heimen, in der baunahen Branche sowie im Maschinenbau

aus.

Abbildung 15-21: Tre Valli – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten

(2008), Top 10 der Branchen

57

46

38

31

31

30

25

25

24

24

360

298

296

288

255

226

203

161

156

155

416

321

254

233

224

224

197

197

191

185

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Maschinenbau

Sozialwesen (ohne Heime)

Gastronomie

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Erziehung und Unterricht

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Hochbau

Tiefbau

Erziehung und Unterricht

Herstellung von chemischen Erzeugnissen

Gastronomie

Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen

Gesundheitswesen

Hochbau

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Herstellung von Metallerzeugnissen

Gastronomie

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Gesundheitswesen

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

Agglo

mera

tione

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rige

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den

Periu

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Vollzeitäquivalente

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

120

Bellinzona

Abbildung 15-22: Bellinzona – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalen-

ten (2008), Top 10 der Branchen

Bellinzona ist die Hauptstadt des Kantons Tessin und beherbergt einen Grossteil der öffentli-

chen Verwaltung des Kantons. Die öffentliche Verwaltung ist damit auch der grösste Arbeit-

geber in der MS-Region Bellinzona, die hauptsächlich aus städtischen Gemeinden sowie

einer periurbanen ländlichen Gemeinde besteht.

2'535

2'057

1'528

1'276

1'084

1'068

887

863

735

699

12

2

2

1

1

0 500 1000 1500 2000 2500 3000

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Gesundheitswesen

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

Erziehung und Unterricht

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Gastronomie

Hochbau

Erbringung von Finanzdienstleistungen

Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen

Forstwirtschaft und Holzeinschlag

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau

Sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten

Gastronomie

Ag

glo

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n u

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Vollzeitäquivalente Bellinzona

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

121

Locarno

Abbildung 15-23: Locarno – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten

(2008), Top 10 der Branchen

Rund um die Agglomeration Locarno sind erstmals drei Gemeindetypen vertreten. Dabei

handelt es sich um die Agglomerations- und städtischen Gemeinden um Locarno und As-

cona, die periurbanen ländlichen Gemeinden sowie den peripheren ländlichen Raum.

Im periurbanen ländlichen Raum dominieren Heime, das Gesundheitswesen sowie die Tou-

rismusbranchen den Arbeitsmarkt. Im peripheren ländlichen Raum gesellt sich die Landwirt-

schaft zu den Top 3 Branchen hinzu. Im städtischen Locarno hingegen sind der Detailhandel

sowie die tourismusnahen Branchen die grössten Arbeitgeber.

2'276

2'215

1'725

1'613

1'497

1'362

1'092

1'001

944

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274

216

158

112

112

78

74

61

42

23

163

115

109

91

61

48

40

39

37

37

0 500 1000 1500 2000 2500

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Beherbergung

Gastronomie

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Gesundheitswesen

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen

Hochbau

Erziehung und Unterricht

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Gesundheitswesen

Beherbergung

Hochbau

Gastronomie

Tabakverarbeitung

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Hochbau

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Gastronomie

Erziehung und Unterricht

Energieversorgung

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

Ag

glo

me

ratio

ne

n u

nd

üb

rig

e s

tädtisch

eG

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ein

den

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rba

ne

r lä

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Vollzeitäquivalente Locarno

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

122

Lugano

Abbildung 15-24: Lugano – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquivalenten

(2008), Top 10 der Branchen

In der MS-Region Lugano sind wiederum drei Gemeindetypen anzutreffen. Der städtische

Raum um die Stadt Lugano ist von Finanzdienstleistungen geprägt, gefolgt vom Detailhandel

und vom Grosshandel. Auch die Rechts- und Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfer be-

haupten ihre Stellung unter den grössten Branchen Luganos.

Dem periurbanen und peripheren ländlichen Raum sind lediglich je eine Gemeinde zugeord-

net. Im peripheren Raum dominierten im Jahr 2008 die Branche zur Herstellung von Daten-

verarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen sowie die Pharmabranche

das wirtschaftliche Geschehen. Im periurbanen Raum sind viele Verwaltungseinheiten ange-

siedelt. Zudem werden Waren produziert (industriell) und im Grosshandel vertrieben.

5'8055'142

4'9973'970

3'7643'735

3'2832'708

2'4172'016

218186

10810382535350504646

389783531292626111188

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000

Erbringung von FinanzdienstleistungenDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeGesundheitswesen

Erziehung und UnterrichtRechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung

GastronomieHochbau

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungÖffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Herstellung von sonstigen WarenGrosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeGastronomie

Landverkehr und Transport in RohrfernleitungenHerstellung von Metallerzeugnissen

Erziehung und UnterrichtDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische UntersuchungHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen ErzeugnissenHerstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen

BeherbergungGastronomie

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeLandwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Forschung und Entwicklung

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungForstwirtschaft und Holzeinschlag

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

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Vollzeitäquivalente Lugano

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

123

Chiasso-Mendrisio

Abbildung 15-25: Chiasso-Mendrisio – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeit-

äquivalenten (2008), Top 10 der Branchen

Die Region Chiasso-Mendrisio ist ebenfalls dreigeteilt in die Gemeindetypen periurbaner

ländlicher Raum, Agglomerationen und städtische Gemeinden sowie den Metropolraum. Im

Metropolraum Chiassos ist der Gross- und Detailhandel stark vertreten. Auch die Textil-, IT-

und Metallherstellung nehmen unter den grössten Branchen prominente Plätze ein. An achter

Stelle folgt die Branche Lagerei sowie die Erbringung von Dienstleistungen im Verkehr. Der

periurbane Raum und die Agglomerationsgemeinden lassen sich hingegen nicht auf einzelne

dominante Branchen reduzieren und sind in ihrer Wirtschaftsstruktur sehr homogen.

15.6 Wirtschaftsstruktur in der Lombardei

Der Wirtschaftsraum Lombardei wird durch das verarbeitende Gewerbe und die Herstellung

von Waren dominiert. Mit rund 1 Mio. Beschäftigten ist dieser Wirtschaftszweig nach wie vor

der bedeutendste in der Lombardei. Der Handel sowie die Instandhaltung und Reparatur von

Kraftfahrzeugen folgt mit rund 670‘000 Beschäftigten an zweiter Stelle. Weitere grosse Wirt-

schaftsbereiche sind die Baubranche, der Einzelhandel, der Grosshandel und die Erbringung

von Dienstleistungen (freiberuflich, wissenschaftlich, wirtschaftlich oder technisch). Die Ver-

kehrs- und Lagereibranche sowie die Gastronomie und Beherbergung befinden sich eben-

falls unter den Top 10 der Branchen, gemessen an den Beschäftigten.

2'634

2'021

1'867

1'848

1'432

1'396

1'355

1'241

1'169

1'107

113

96

66

60

53

39

32

32

26

22

56

56

30

30

29

18

17

17

12

10

0 500 1000 1500 2000 2500 3000

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Herstellung von Bekleidung

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen

Metallerzeugung und -bearbeitung

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Lagerei sowie Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den Verkehr

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Herstellung von Metallerzeugnissen

Beherbergung

Hochbau

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Gastronomie

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Handel mit Motorfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen

Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische Untersuchung

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen (ohne…

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Gastronomie

Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau

Erziehung und Unterricht

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Maschinenbau

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

Me

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um

Vollzeitäquivalente Mendrisio

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

124

Abbildung 15-26: Wirtschaftsstruktur in der Lombardei (2010, Beschäftigte), Top 10 der Bran-

chen

15.7 Wirtschaftsstruktur in Aggregaten

Gotthard-Korridor nördlich des Gotthards

Abbildung 15-27: Ganzes Gebiet nördlich des Gotthards – Wirtschaftsstruktur nach Gemein-

detypen in Vollzeitäquivalenten (2008), Top 10 der Branchen

198'066

208'983

220'661

250'982

287'116

288'976

307'624

342'209

668'365

989'703

0 200'000 400'000 600'000 800'000 1'000'000 1'200'000

Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie

Verkehr und Lagerei

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges…

Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen

Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen…

Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und Krafträdern)

Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen)

Baugewerbe/Bau

Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen

Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren

17'73811'955

10'5168'489

7'9497'896

6'3265'787

5'3924'919

1'4271'2711'179

899895893

666636587560

1'8831'388

1'142764730723686

506450449

876867812737717662603512493484

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000 20000

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeGesundheitswesen

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen ErzeugnissenErziehung und Unterricht

Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; UnternehmensberatungHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Erbringung von Dienstleistungen der InformationstechnologieGastronomie

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Herstellung von MetallerzeugnissenHochbau

GesundheitswesenÖffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Erziehung und UnterrichtHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene TätigkeitenBeherbergung

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

GastronomieDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Erziehung und UnterrichtLandverkehr und Transport in Rohrfernleitungen

MaschinenbauHerstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Herstellung von Metallerzeugnissen

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene TätigkeitenGesundheitswesen

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeÖffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Landverkehr und Transport in RohrfernleitungenHerstellung von elektrischen Ausrüstungen

Herstellung von Gummi- und KunststoffwarenGastronomie

Me

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Vollzeitäquivalente

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

125

Kanton Tessin

Abbildung 15-28: Kanton Tessin – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquiva-

lenten (2008), Top 10 der Branchen

2'6342'021

1'8671'848

1'4321'3961'355

1'2411'1691'107

9'5636'960

6'8046'750

6'6515'865

5'4105'206

4'4834'455

554445436433417384373370314263

539457456

356355275267262250230

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Herstellung von BekleidungHerstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen

Metallerzeugung und -bearbeitungHerstellung von elektrischen AusrüstungenHeime (ohne Erholungs- und Ferienheime)

Lagerei sowie Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den VerkehrVorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Herstellung von MetallerzeugnissenDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Erbringung von FinanzdienstleistungenGesundheitswesen

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeGrosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Erziehung und UnterrichtGastronomie

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungHochbau

BeherbergungVorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

HochbauDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

GastronomieGesundheitswesen

Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische UntersuchungErziehung und Unterricht

Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene TätigkeitenHochbau

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen ErzeugnissenLandwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Gastronomie

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungHerstellung von Metallerzeugnissen

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Gesundheitswesen

Me

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Vollzeitäquivalente

15. Anhang D – Standortfaktoren und Branchenstruktur ECOPLAN/IBR

126

Gesamte Schweiz

Abbildung 15-29: Ganze Schweiz – Wirtschaftsstruktur nach Gemeindetypen in Vollzeitäquiva-

lenten (2008), Top 10 der Branchen

134'442115'800114'997

104'27093'444

91'42180'886

64'43451'08150'586

78'95660'389

52'52246'197

44'14239'346

37'36031'832

30'41030'163

13'5405'6764'5283'7492'7052'6812'0531'9691'906911

62'44841'251

34'28024'51324'01923'78822'96922'60321'900

17'47312'785

6'3396'2696'1895'1844'8044'0624'0223'6863'626

0 20000 40000 60000 80000 100000 120000 140000 160000

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

GesundheitswesenErziehung und Unterricht

Erbringung von FinanzdienstleistungenVorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; SozialversicherungGastronomie

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische…

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Gesundheitswesen

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeErziehung und Unterricht

Grosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen ErzeugnissenHerstellung von Metallerzeugnissen

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)MaschinenbauBeherbergung

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe

GastronomieHochbau

Landverkehr und Transport in RohrfernleitungenErziehung und Unterricht

GesundheitswesenLandwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Architektur- und Ingenieurbüros; technische, physikalische und chemische…Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeDetailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Herstellung von Metallerzeugnissen

Erziehung und UnterrichtGrosshandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)

MaschinenbauGesundheitswesen

GastronomieLandwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges AusbaugewerbeHerstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen

Detailhandel (ohne Handel mit Motorfahrzeugen)Beherbergung

HochbauGesundheitswesen

Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime)Herstellung von Metallerzeugnissen

Erziehung und Unterricht

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Vollzeitäquivalente

16. Anhang E – Weblinks zu Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor ECOPLAN/IBR

127

16 Anhang E – Weblinks zu Projekten und Potenzialen im Gotthard-Korridor

Name Internet-Link (Gültig am 30.12.2014)

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http://www.news.admin.ch/message/index.html?lang=de&msg-id=51818

Burgen: Unesco Welterbe http://www.bellinzonaunesco.ch/castelliunesco/de/

Entwicklung Arth-Goldau http://www.arth.ch/de/aktuelles/aktuellesprojekte/welcome.php?action=showobject&object_id=10077

Entwicklungsachse „Urmiberg“ http://www.sz.ch/xml_1/internet/de/application/d999/d881/d1277/d1294/p1300.cfm

ETH / Universität Zürich https://www.ethz.ch/de.html, https://www.uzh.ch/

Expo Milano 2015

http://www.expo2015.org/

http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/topics/prskom/siteet/milan.html.html

http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/topics/prskom/siteet/swissm.html

http://www.image-schweiz.ch/index.php?id=656

Filmfestival Locarno http://www.pardolive.ch/, http://www.locarno.ch/it/palazzo-del-cinema

Gästival (2015) http://www.gästival.ch

Gefässe der Zusammenarbeit http://www.zrk.ch/, http://www.gotthard-komitee.ch/, http://www.metropolitanraum-zuerich.ch/home.html, http://www.rkgk.ch/

Gemeindefusionen im Sopraceneri http://www.aggregazione.ch/

Gotthard-Bergstrecke

SBB-Historic

Club del San Gottardo

http://www.sbb.ch/gotthard

http://www.news.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/36798.pdf

http://www.sbbhistoric.ch/, http://www.clubsangottardo.ch/index.html

http://www.fif.unibe.ch/unibe/wiso/fif/content/e6012/e6025/e6026/e6136/Schlussbericht_TourismusentwicklungKantonUri_Mar06_ger.pdf

Grossprojekte in Lugano http://www.lugano.ch/en/lugano-urbana/grandi-progetti/lac-progetto.html

http://destinations.lugano.ch/de/territorio/grandi-progetti.html

http://www.lugano.ch/lugano-urbana/grandi-progetti/tram.html

Kantonsbahnhof Altdorf

ESP Unteres Reusstal

http://www.ur.ch/esp

http://www.ur.ch/dl.php/de/50d4004cbac7d/MM-SBB-BAV-UR_Bahnhof_Altdorf.pdf

Kompetenzzentrum nachhaltige Mobilität und Eisenbahntechnologie

Fehler! Hyperlink-Referenz ungültig.http://www.ti.ch/officine

Kulturelle Veranstaltungen http://www.stadt-zuerich.ch/kultur, http://www.turismo.milano.it, http://www.luganoturismo.ch

Mitte des Korridors http://www.bellinzona.ch/

Nationalpark Locarno

Parc Adula

http://www.parconazionale.ch/

http://www.parcadula.ch/Home

Ost-West-Bahnverbindung http://www.matterhorngotthardbahn.ch/de/Pages/default.aspx

Politecnico di Milano http://www.polimi.it/

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