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ZU HAUSE ABHÄNGEN JUNI 2020

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ZUHAUSEABHÄNGEN

JUNI 2020

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EDITORIAL 5

Verantwortlicher Redakteur:Dr. Alfons Kaiser

Redaktionelle Mitarbeit:Julia Anton, Christian Aust, Peter Badenhop, JohannaDürrholz, Claus Eckert, Sebastian Eder, Leonie Feuerbach,Aylin Güler, Jonas Jansen, Jasmin Jouhar, Kiki Kausch,Stefan Locke, Christian Meier, Andreas Rossmann,Dr. Matthias Rüb, Julia Schaaf, Peter-Philipp Schmitt,Rüdiger Soldt, Bernd Steinle, Quynh Tran,Karin Truscheit, Jennifer Wiebking, Maria Wiesner,Matthias Wyssuwa

Bildredaktion:Henner Flohr

Art-Direction:Peter Breul

E-Mail Redaktion:[email protected]

Alle Artikel werden exklusiv für das „FrankfurterAllgemeine Magazin“ geschrieben. Alle Rechtevorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH,Frankfurt am Main.

Eine Verwertung dieser urheberrechtlich geschütztenRedaktionsbeilage sowie der in ihr enthaltenen Beiträgeund Abbildungen, besonders durch Vervielfältigungoder Verbreitung, ist – mit Ausnahme der gesetzlichzulässigen Fälle – ohne vorherige schriftlicheZustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.Besonders ist eine Einspeicherung oder Verbreitungvon Inhalten aus dem Frankfurter AllgemeineMagazin in Datenbanksystemen, zum Beispiel alselektronischer Pressespiegel oder Archiv, ohneZustimmung des Verlags unzulässig.

Sofern Sie Artikel dieses Magazins nachdrucken, inIhr Internet-Angebot oder in Ihr Intranet übernehmenwollen, können Sie die erforderlichen Rechte bei derF.A.Z. GmbH erwerben unter www.faz-rechte.de.Auskunft erhalten Sie unter [email protected] telefonisch unter (069)7591-2901.

Redaktion und Verlag:(zugleich ladungsfähige Anschrift für die im Impressumgenannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten)Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbHHellerhofstraße 2-460327 Frankfurt am Main

Geschäftsführung:Thomas Lindner (Vorsitzender)Dr. Volker Breid

Verantwortlich für Anzeigen:Ingo Müller, www.faz.media

Hersteller:Andreas Gierth

Layout:Verena Lindner, Anja Tschulena

Einzelhefte können zum Preis von €5,– [email protected] bezogen werden.

Druck:Prinovis GmbH&Co.KG – Betrieb NürnbergBreslauer Straße 30090471 Nürnberg

a, andere Magazine kommen häufiger heraus. Aber wirhaben es auch schon auf 100 Ausgaben gebracht. Für unshier in der Redaktion sind die Seiten 22 und 23, auf denenwir alle Cover abbilden, insofern so etwas wie eine kleineArbeitsbiographie. Die shiny happy people auf vielen Titel-seiten könnten leicht darüber hinwegtäuschen, dass viel

Arbeit darin steckte. Von vornherein wollten wir als Beilageder „Zeitung für Deutschland“ deutschen Stil hochhalten, alsoauch Autoren, Fotografen, Stylisten aus Deutschland. Natürlichkommt man an Pharrell Williams oder will.i.am nicht vorbei.Und wenn die Schah-Witwe Farah Diba zum Gespräch lädt, dannsieht man sie natürlich auch auf dem Cover. Ein Foto von BarackObama auf dem Resolute Desk im Oval Office, das Präsidenten-fotograf Pete Souza uns exklusiv zum Abdruck gab, haben wirauch nicht auf Seite 58 versteckt. Aber wie froh war ich, dass unserChef-Stylist Markus Ebner für den ersten Titel im Februar 2013Jessica Joffe auswählte. Gleich in der nächsten Ausgabe folgteHarald Schmidt, bald darauf Lena Meyer-Landrut. Sie ist auch dieEinzige, die schon zweimal auf dem Titel zu sehen war. Im April2019, fand ich, war es wieder höchste Zeit, und spätestens in sechsJahren werden wir sie bestimmt wieder mal bitten. Sind das Stars?Sicher nicht im amerikanischen Sinn, wie Justin Timberlake,den wir für diese Ausgabe interviewt haben. Wir lassen uns, ganzsimpel, von unserer Begeisterung lenken. Insofern sind die Titel-figuren auch Symbolgestalten für unseren Anspruch, den Grau-samkeiten der Gegenwart eine andere Dimension hinzuzufügen,die uns das Leben leichter ertragen oder sogar genießen lässt.Nicht im kitschigen Sinn, aber schon mit der Idee, dass Krieg undLeid und Flucht und Corona nicht alles sein können. Da passtees gut, dass die Fotografin KKKiki Kausch in der Zeit der Isolierungunermüdlich durch Berlin fffuhr, auf der Suche nach der verlorenenZeit, und Kreative zu Hause porträtierte. Besonders glücklich binich darüber, dass Heike Maaakatsch auf unserem Titel hängt. Siewar als Moderatorin schon wwwunderbar, und against all odds ist sie

es als Schauspielerin eeebenso. Für mich ist sie auch eineStilikone. Niemannnd tritt lässiger auf in einem Kleid vonKaviar Gauche aaals sie. Niemand verleiht schwebenderLeichtigkeit sooo gut eine tiefere Bedeutung. Das ist dasDeutschland,,, das ich meine. Alfons Kaiser

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DANIELE ZENDRONI warzwölf Jahre lang verantwortlichfür die Titelgestaltung des italie-nischen Magazins „L’Espresso“.Inzwischen unterrichtet er unteranderem redaktionelles Grafik-design und veranstaltet Work-shops. Während des Lockdownswegen der Corona-Pandemieerkundete er für ein Fotoprojektdie Welt auf den Dächern vonRom (Seite 36) – die in der Zeitder Ausgangssperre für viele zumTreffpunkt, zur Konzertbühne,zur Spielwiese oder einfach zumpersönlichen Ruheort wurde.

ANDREAS ROSSMANN hat inden mehr als 30 Jahren, die er alsFeuilleton-Korrespondent dieserZeitung aus Nordrhein-Westfalenberichtete, mehrmals mit derFotografin Barbara Klemmzusammengearbeitet – auch fürzwei Bücher konnte er ihre Auf-nahmen gewinnen. Dass zwi-schen ihrem Bild vom Sommer-fest des Bundeskanzlers WillyBrandt und seinem Text dazuein halbes Jahrhundert liegt, isteine Premiere (Seite 10). Bekanntmiteinander sind Autor undFotografin allerdings noch länger:Beide sind in der KarlsruherDammerstock-Siedlung auf-gewachsen.

KIKI KAUSCH hat die Wochender erzwungenen Isolierung inBerlin genutzt wie kaum jemandsonst. Mit ihrer Leica und ihrerLeiter besuchte die FotokünstlerinKreative, die das Leben in derHauptstadt normalerweise amLaufen halten, und fotografiertesie mit Abstand im heimischenAmbiente, vulgo: Homeoffice.In 43 Tagen entstanden 43intime Porträts, die Berlinerzeigen, wie man sie noch niegesehen hat. Einige der Bilder(Titel, Seite 24) drucken wir ab.Und alle werden im Herbst ineiner Ausstellung zu sehen sein.

MITAR

BEITERCHRISTIAN MEIER ist Islam-wissenschaftler und kümmertsich in der Politikredaktion derF.A.Z. vor allem um den Nahenund Mittleren Osten. Nun hat erzum ersten Mal Afghanistanbereist, zusammen mit demFotografen Daniel Pilar. In Kabulbesuchten die beiden für diesesHeft die erste Model-Agentur desLandes (Seite 18). Ihre Idee: einenEindruck zu gewinnen vom„normalen Leben“ junger Afgha-nen in der Hauptstadt. DochMeier erlebte dort, dass selbst fürNachwuchsmodels der Krieg

rn ist: „Man fragtch, und schon hörtichten von Gewaltliban.“ Das Modelnsinnbildlich für dener Afghanen, einn zu können wieder Welt.

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dreimal nacman Geschioder den Tastehe daherWunsch vieleLeben führen

anderswo auf d

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Eine Botschaft an die Welt in einer Sprache, die alle verstehen: Blumen.Sie stehen für Hoffnung - und für noch so viel mehr.Lasst Hoffnung blühen! #lethopebloom

9INHALT

ZUM TITELHeike Makatsch wurde vonKiki Kausch im April 2020zu Hause in Berlin fotografiert.

IM BILD Vor 50 Jahren trafen sichWalter Scheel und Joseph Beuys aufWilly Brandts Gartenparty. Seite 10

IM GEDÄCHTNIS Sarah undGiovanni Belzoni fanden ihrGlück in Nordafrika. Seite 12

IM SOMMER Mit einerSonnenbrille lässt sich allesMögliche ausdrücken. Seite 13

IM UMLAUF Mit derrr Zeitsind auch die Emojis in dieJahre gekommen. Seiteee 15

IM RÜCKBLICK So sieht’s aus:Wir zeigen zur 100. AAAusgabe alleTitelbilder des Magaziiins. Seite 22

IM HERZEN Mit besten Grüßen:Unsere Korrespondenttten stellenihre Lieblingsorte vor. Seite 41

Die nächste Ausgabe des Magazins liegt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 8. AAAugust bei.Im Netz: www.faz.net/stil Facebook: Frankfurter Allgemeine Stil Instagram: @fazmmmagazin

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Frauen für Frauen: LadyGaga hat sich für einenSong mit Ariana Grandezusammengetan (Seite 34).Mit ihrem Projekt zeigendie beiden Musikerinnenbeispielhaft Stärke.

Neue Welt: In derersten Model-AgenturAfghanistans (Seite 18)lernt Jalil Salmi, wie ersich für Modenschauenund Werbeaufnahmenin Szene setzen kann.

14 MARYMCCARTNEY16 JUSTINTIMBERLAKE30 NICOHOFMANN34 ARIANAGRANDE42 MATTHIAS SCHWEIGHÖFER

AAAuuufffsss HHHaaauuusss::: MMMiiittt dddiiieeessseeennnMöbelneuheiten – zumBeispiel der KollektionTaba von AlfredoHäberli – bleibt mangern noch ein bisschenlänger daheim. (Seite 32)

Spuren hinterlassen: DerSchweizer Patrick Z’Brunhilft mit seinen Sherpa-Weinen dabei, Bergvölkernneue Perspektiven zuverschaffen. (Seite 40)

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10 BILDER AUS DER ZEITUNG

Aus der F.A.Z. vom 29. Juni 1970: Walter Scheel (von links), Joseph Beuys und Alfred Schmela plaudern bei der Gartenparty des Bundeskanzlers Willy Brandt in Bonn. Foto Barbara Klemm

elchen Witz Walter Scheel, mitdem süffisanten Mienenspiel des Bon-

vivants, hier erzählt und ob es über-haupt ein Witz ist, mit dem er Joseph

Beuys zum Strahlen und Alfred Schmelazum Schmunzeln bringt, ist nicht überliefert. Auch BarbaraKllK emm, damals in ihrem ersten Jahr als Redaktions-fotografin dieser Zeitung, hat nicht mitgehört und mit-gelacht, sondern war wie immer ganz Auge, sonst wäre dieAufnahme nicht so gut geworden. Wer alles geladen undgekommen war zum Sommerfest des Bundeskanzlers am27. Juni 1970 im Garten des Palais Schaumburg, darüberaber gibt der Bericht von Walter Henkels ausführlichAuskunft: Mit ironisch spitzer Feder zeichnet der BonnerKorrespondent eine Gesellschaftsszene, die in der F.A.Z.vom 29. Juni 1970 im Ressort „Deutschland und die Welt“erschienen ist.

Wobei die Aufzählung derer, die nicht dabei waren,fast länger ausfällt als die der anwesenden Gäste: „Man sahkeinen Botschafter, keinen Gesandten, keinen einzigenfremden Diplomaten“, „die ganze Bonner Gesellschaft derfeinen Leute, das Establishment, war nicht eingeladen;keine Abgeordneten, abgesehen von den Geschäftsführernder Bundestagsfraktionen“, auch nicht „die wichtigenLeute der Großindustrie und des Großkapitals (abgesehenvon etwas Düsseldorfer Waschmitteldynastie), nicht derAdel, nicht die Gewerkschaften, nicht die Generalität undnicht die Gemüsefrau der Staatssekretärin KatharinaFocke“. Ja, „die ganze politische Feudalschicht, abgesehenvon einigen Bundesministern, fehlte. Die CDU/CSU warnichts mehr als eine gekränkte Leberwurst.“

Selbst die Fußball-Nationalmannschaft, die zehn Tagezuvor im WM-Halbfinale gegen Italien, das nach Verlän-gerung 3:4 verloren gegangen war, das „Jahrhundertspiel“bestritten hatte, gab sich nicht die Ehre. „Unsere Mexiko-Fußball-Helden hatten unter freundlicher Mithilfe vonRiiR chard Stückllk en dem Bundeskanzler einen Korb gegeben“,heißt es dazu etwas kryptisch.

Noch mit seinem ersten Sommerfest als Regierungschefhat Willy Brandt den Politikwechsel bekundet. Für denF.A.Z.-Korrespondenten war das eine Überraschung: „DerBundeskanzler lieferte, wie in der Regierungserklärungversprochen, ‚mehr Demokratie‘.“ So war das Publikum,wie Henkels mokant bemerkt, „kein ‚Publikum‘“, sondern

es waren „nette Leute, sehr viele zwischen achtzehn undfünfunddreißig Jahren“. Die Regierungen der elf Bundes-länder waren gebeten worden, Namen von Bürgern zunennen, die man einladen könne, und „1100 Gäste hattenzugesagt“. Leger ging es zu. Scheel hat sich zwar einenSchlips umgebunden, Beuys aber erschien im obligatenOutfit mit Filzhut, Jeans und Anglerweste.

Auch viele Künstler waren gekommen, lange genughatten sie, Günter Grass vorneweg, für die „Es-Pe-De“getrommelt. Zugehörigkeit oder auch nur Nähe zur Parteiwurde offenbar nicht erwartet. Beuys jedenfalls war ganzund gar frei davon, nur zwei Wochen zuvor hatte er zumBoykott der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen auf-gerufen: „Nie wieder Parteien wählen“, hieß es da, „Regierteuch selbst! Gewaltlos!“ Ein politisches Thema dürfte esnicht sein, über das sich die Herren hier so amüsieren.

Für die gute Laune hatte jeder von ihnen seine Gründe:Scheel war acht Monate zuvor Bundesaußenminister dersozial-liberalen Koalition und Brandts Stellvertreter gewor-den, Beuys hatte im gleichen Jahr 1969 den internationalenDurchbruch und den Anschluss an die Preise der Pop-Artisten Robert Rauschenberg und Andy Warhol geschafft,als einWerk von ihm auf dem Kölner Kunstmarkt für mehrals 100.000 Mark – eine Schallmauer damals – verkauftwurde. Und sein (allerdings nicht einziger) Galerist AlfredSchmela war so gut im Geschäft, dass er sich von demniederländischen Architekten AllA do van Eyck, der nie wiederin Deutschland etwas bauen wollte und dann diese einzigeAusnahme machte, ein kubisch gegliedertes Galeriehaushinter der Düsseldorfer Kunsthalle maßschneidern ließ, das1970 endlich fertig werden sollte.

Was die Trias verbindet, ist grundsätzlicher und gehtüber die gleiche Generation hinaus. Schmela wurde 1918in Dinslaken geboren, Scheel 1919 in Solingen, Beuys1921 in Krefeld. Und so stehen sie hier für die BonnerRepublik, nach einer entscheidenden Zäsur in deren Ge-schichte: ein rheinisches Dreigestirn. So bezeugten sie auchdie Westbindung, die dieses historische Sommerfest seinenGästen, unter ihnen alle Mitarbeiter, die an denTreffen vonWilly Brandt und Willi Stoph im März in Erfurt und imJuni in Kassel beteiligt waren, wie eine Kirmes schmackhaftzu machen versuchte. Reichte sie doch, Henkels’ Über-schrift „Mit Kaugummi und Popcorn beim Kanzler“ belegtes, bis zwischen die Zähne. Andreas Rossmann

Vorfüüf nfzzf igJahha ren

B E S T E L L E J E T Z T D

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12 VITA OBSCURA

Von Simon Schwartz

13PRÊT-À-PARLER

PRÊT-À-PARLER

Heute kann es regnen, stürmen oder schneien – es wirdauch wieder strahlen, scheinen und leicht sein, ganz sicher.Nach unserem Corona-Winterschlaf werden wir erwachen,ins helle Licht da draußen blinzeln, uns recken undstrecken – und rausgehen. Gerne auch mit Abstand. Dafürbraucht man, zumal in Erinnerung des vergangenenHitzesommers, dessen Wiederholung nicht ganz un-wahrscheinlich scheint (obwohl in diesem Jahr immerhinweniger Leute geflogen sind), aber auch in hiesigen Gefil-den Schutz vor der Sonne. Schönerweise kann man damitganz, ganz viel ausdrücken: Ich bin cool. Ich bin too coolfor school. Ich bin busy. Keine Zeit. Lassen Sie mich durch,ich bin Arzt. Lassen Sie mich, Arzt, ich bin durch. Blendemich nicht. Talk to the hand.

Sie merken schon: Es gibt mannigfaltige Gefühle, dieman mithilfe der richtigen Sonnenbrille ausdrücken kann.Express yourself und so. Wir haben ein paar schöneModelle herausgesucht, zurzeit noch in nasser Umgebung,aber bereit, ins Warme und Trockene, ins Sonnenlichtausgeführt zu werden. Futuristisch mutet das Modell vonDolce & Gabbana an (1), für jene, die den Urlaubim Harz aufpeppen wollen oder vielleicht stattdessen dochlieber, Elon-Musk-Style, Urlaub auf einem anderen Pla-neten machen möchten. Swag hätte man damit selbst aufdem unsexyesten aller Planeten: Uranus.

Hübsch und praktisch hingegen macht es McQ: mitKette zum Umhängen und gegen das Verlieren (2). Wer sichdie Welt lieber rosarot malt, weil es draußen von Pollen,

Viren und Aerosolen nur so wimmelt, ist mit den farben-frohen Modellen von Ray-Ban (7) und Escada (5) gutberaten. Wer sich gleich ans tiefbbf laue Meer traumschauenwill, greift zum Modell von Alexander McQueen (4).

Aber es gibt auch in diesem Jahr wieder KllK assiker-modelle. Für alle, die wie Audrey Hepburn stets hübscherstaunt in Schaufenster schauen wollen, passt die Brille vonOliver Peoples in großer Kastenform (3). Mit weißem Randlebt es sich windschnittiger, das Modell ist von GiorgioArmani (6) und macht sich sicher gut beim Cabriofahren.Und wer es besonders warm braucht und dabei vielleichtnoch zu einer elegantenTeepartyyt mit Kanapees und Gurken-sandwich eingeladen ist, kann sich an der braunen Boucheron-Brille (8) erfreuen. (jdhz.) Foto Diana Cabrera Rojas

IMMER DEN DURCHBLICK BEHALTEN

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Von ihrer Mutter ins Bild gesetzt: Mary McCartney (rechts) mit ihrer Schwester Stella Mitte der siebziger Jahre

1966 öffnete Paul Van Doren mit seinem Bruder Jim undseinen Freunden Gordy und Serge die Türen der VanDoren Rubber Company in Anaheim (Kalifornien). Sieproduzierten Bootsschuhe am Ort und verkauften sie.„Canvas-Schuhe für die ganze Familie“ war der Slogan aufder Schachtel. Am ersten Morgen kauften schon zwölfKunden „Deck“-Schuhe, heute bekannt als „Authentic“.

Der Vans Old Skool ist der erste Skateschuh von Vansund mein persönliches Lieblingsmodell. Er wurde 1977unter dem Namen Style 36 eingeführt und gehört heute zuden bekanntesten Silhouetten der Marke. Was mit PaulVan Doren als zufälliges Gekritzel begann, wurde ur-sprünglich als „Jazzstreifen“ bezeichnet und ist zum un-verkennbaren Markenzeichen geworden. Van Doren über-nahm den Streifen ins Schuh-Design – der „Seitenstreifen“von Vans war geboren. Tief geschnittene und mit Ledergepolsterte Absätze, glatte Wildlederverkleidung: Der Stilhat sich in mehr als 40 Jahren kaum verändert.

In den neunziger Jahren erreichte Vans die Mode- undStreetwwt ear-Welt. Die Schuhe wurden fortan auch von Profi-Skatern, Prominenten und Hip-Hop-Größen getragen.Die Zusammenarbeit mit der High-Fashion-Marke MarcJacobs erzeugte außerdem ein Gefühl der Exklusivität.Solche frühen Kooperationen, auch mit Supreme, ebnetenden Weg für viele weitere. In den vergangenen Jahren gabes Marvel Old Skools, Karl Lagerfeld Old Skools und OffWhite Old Skools, um nur einige zu nennen.

Die Old Skool Sneaker sind auch deswegen so anhal-tend beliebt, weil sie verfügbar sind. Man bekommt einPaar recht günstig und ohne großen Aufwand in Sneaker-Läden und Vans-Shops. Die Schuhe sind zeitlos, sie stehenJugendlichen und Alten. Sie sind einfach genug, um mitfast allem getragen zu werden, aber dank der schlankenSilhouette und einer Kombination aus Leder und Wild-leder dennoch ein Blickfang. Und sicher ist die Popularitätvon Vans auch ein Hinweis auf den wachsenden Einflussvon Skatewear in der Mode.

Für alle unentschlossenen Konsumenten von Freizeit-schuhen ist der Old Skool sehr gut geeignet. Er ist einSneaker für alle Jahreszeiten, Geschlechter, Wohlstands-klassen und Altersgruppen. Vermutlich haben auch vieleMagazin-Leser diesen Klassiker im Schuhschrank. Er istfast unzerstörbar und sieht umso besser aus, je mehr Kilo-meter er hinter sich hat. Mich begleiten meine Vans OldSkool (inzwischen übrigens mein sechstes Paar) bereits seit15 Jahren. Früher trug ich sie zum Skaten, heute sind siemein Lieblings-Klassiker. Für mich sind sie außerdemwichtig auf Reisen, da sie bequem sind, sehr leicht undgut zu kombinieren. Auf dem Bild sind sie während desSonnenaufgangs in Kappadokien zu sehen. Sind das nichtschöne Aussichten? Aylin Güler

SNEAK AROUND (20)VANS OLD SKOOL

Die Eröffnung der Ausstellung „The Polaroid Diaries“ ihrerMutter Linda McCartney im C/O Berlin war für MaryMcCartney die letzte Reise vor der Corona-Zwangspause.Bis die Fotografin wieder unterwegs sein darf, macht siedas, was viele machen: kochen. Über ihren Instagram-Kanal veröffentlicht sie vegetarische Rezepte, ein kleinerTeaser für ihr Buch „Feeding Creativity“, mit Porträt- undFood-Fotografie, das im Herbst erscheint.

„Das ist mein Beitrag, um die aktuelle Situation zuverbessern“, sagt McCartney im Gespräch über Facetime.Eigentlich sollte sie gerade die Tänzer des Royal Ballet biszur Premiere des neuen Stücks „The Dante Projects“ beglei-ten. Morgens mit ihnen in ihren Wohnungen aufstehen,die Arbeit hinter der Perfektion der Vorstellung dokumen-tieren, abends mit ihnen einschlafen. Aber auch das wurdeverschoben. Nun sitzt sie weiter in London fest.

Im Gegensatz zu ihrer Schwester Stella McCartney, dieschon früh wusste, was sie wollte, und mit ihremModehauslängst aus dem Schatten ihres berühmten Vaters getretenist, wurde Mary erst als junger Frau bewusst, dass sie zurKamera greifen wollte. Dabei war schon ihre Mutter Lindaeine erfolgreiche Fotografin, als sie Paul McCartney ken-nenlernte – als „US Female Photographer of the Year“ underste Cover-Fotografin für das Magazin „Rolling Stone“.

„Erst als ich mit ihr an ihrem Archiv arbeitete, habe ichgesehen, dass es einen besonderen Blick braucht. MeineMutter hatte die Gabe, Menschen in unbefangenenMomenten einzufangen, und ich glaube, ich habe das vonihr geerbt“, sagt Mary McCartney. Gerne erzählt sie diebekannte Anekdote über die Anfänge ihrer Mutter. AlsRezeptionistin für das Magazin „Town & Country“ fingLinda McCartney eine Einladung der Rolling Stones fürdie Vorstellung ihres neuen Albums auf einer Yacht imHudson River ab. Sie gab sich als Journalistin aus, kamals einzige mit Fotos zurück und wurde so zur gefragtenMusikfotografin, die Aretha Franklin, Eric Clapton undspäter eben auch die Beatles ablichtete.

Aber die Ehe änderte ihre Perspektive mit einem Schlag.Die Betrachterin wurde plötzlich zum Subjekt. Paul undLinda McCartney zogen sich vor den neugierigen Blickender Öffentlichkeit auf einen schottischen Bauernhof zu-rück, wo sie ohne Hausangestellte lebten und die Kindermit dem Bus zur örtlichen Schule fuhren. Dort entstandendie „Polaroid Diaries“, Szenen aus dem gewöhnlichenLeben einer außergewöhnlichen Familie, die nun von PaulMcCartney und seinen Töchtern kuratiert im Ausstellungs-haus C/O Berlin zu sehen sind. Es sind Bilder von Paul mitZahnpastaschaum im Mund, mit seinen Kindern im Arm,Mary, die Geburtstagskerzen auspustet, eine jugendlicheStella, die mit Kate Moss auf einer Treppenstufe sitzt underahnen lässt, dass es doch nicht ganz so gewöhnlicheMenschen sind.

Mary McCartney kann mittlerweile selbst auf eine er-folgreiche Karriere zurückblicken. Sie hat die Queen zum63. Thronjubiläum fotografiert, ihre Bilder wurden in derNational Portrait Gallery ausgestellt, und im Sommer solleine Ausstellung im Château La Coste in der Provenceeröffnen. Sie ist auch zur Botschafterin ihrer Mutter ge-worden, verwaltet das Werk Linda McCartneys, ist wie ihreEltern und Geschwister Tierschutzaktivistin – und schreibtvegetarische Kochbücher.

Seltsamerweise bringt sie die gegenwärtige Weltlage ineine ähnlich einengende Situation wie die Berühmtheitihrer Mutter damals: Sie ist auf einmal gefangen und kannnicht mehr einfach rausgehen, um mit Menschen zusam-men zu sein: „Ich habe immer die Nähe zu Menschengesucht. Jetzt sehne ich mich sehr danach zu sehen, wie sichMenschen nahe sind und einander berühren. Es sindeinfache, selbstverständliche Gesten, die plötzlich unmög-lich geworden sind. Ich habe in den vergangenen Wocheneinen ganz zärtlichen Blick auf diese Momente entwickeltund schaue ganz anders auf meine Arbeiten.“ Quynh Tran

„Linda McCartney. The Polaroid Diaries“. C/O Berlin, bis zum 5. September

MARY MCCARTNEY MACHT SICH IHR BILD VOM LEBEN

15PRÊT-À-PARLER

AUCH EMOJIS – UND IHRE NUTZER – WERDEN IMMER ÄLTERUff!!f Was haben wir uns gewunden in den letzten Wochen,als die Nachrichten in den Familien-Whatsapp-Chats heißliefen, die Memes gestreut und die Emojis abgefeuertwurden! Gute Wünsche noch und nöcher, Videos vonBabys, die das ABC rülpsen können, dazu weise Ratschläge,Bilder von Spaziergängen (mit Abstand!) und natürlich un-zählige Artikel darüber, was man wo wann wie darf. Dochnichts, wirklich nichts wurde in diesen Gruppen so brüh-warm serviert wie Gags, Corona-Gags, versteht sich.

Denn der Familien-Chat ist der Ort für schlechtenHumor und überholte Internetwwt itze. Dicht gefolgt übrigensvom Büro-Gruppen-Chat.

In der Corona-Zeit hat sich ein Phänomen ganz beson-ders breitgemacht. DerWitz, den wir schon vor mindestenszwei Wochen auf Instagram oder TikTok oder Twitter odersonstwo gesehen haben und da schon nicht witzig fanden,erscheint, meist in nachgemacht, wieder im Familienchat,etwa als schlecht inszeniertes Video. Die Reaktionen daraufsind immer gleich: dröhnendes Gelächter, bis man heult,also Kaputtlach-Emojis mit den Krokodilslachtränen, diezu beiden Seiten nur so hervorspritzen.

Ein Beispiel. Eine Frau, offensichtlich zu Hause voreiner trostlosen Tapete gefilmt, wird gefragt: „Sie müssenjetzt zwei Wochen in Quarantäne, da gibt es zwei Möglich-keiten. A: Sie gehen mit ihrem Mann und ihren Kindern inQuarantäne. Oder B: . . .“ Und schon ruft die Frau: „B!, B!“.Muahahahaha, Kaputtlach-Smiley, Hände-vor-die-Augen-halt-Smiley, Grinse-Smiley-mit-Sailor-Moon-Tröpfchen-oben-rechts, Heul-Smiley, Lachtränen-Smiley. Okay, beimersten Mal haben wir auch gelacht. Nur: Den Gag gibt’sschon seit Jahren in ähnlicher Version. Und man wird indieser Zeit mit diesen Witzen von allen Seiten so zugebal-lert, dass man sich nur noch verkriechen möchte in einenwitz- und luftleeren Raum – immerhin das geht in der Iso-lation übrigens ganz gut.

Es ist ein bisschen so wie damals, als unsere Elternplötzlich Whatsapp entdeckten und uns mit Kuss-Smileys,Herzchenaugen-Emojis und digitalem Glitzerstaub nur sozuspammten – und das zu einer Zeit, in der wir selbst es fürden Gipfel intellektueller Gelassenheit hielten, uns kom-plett emoji-frei durch Facebook-Timeline und StudiVZ-Nachrichten zu kämpfen. Peinlich fanden wir das! Unan-ständig! Was war nur in unsere lieben, klugen Eltern

Kommen Ihnen diese Gesichter bekannt vor?Kein Wunder, denn diese crazy Peepz mit ihremstarken oder gar frechen Ausdruck stehen fürintergenerationale Verständigung – bis sie den

Kindern alt vorkommen.

In ihrem neuen Buch macht sich Autorin Anna von Münch-hausen auf die Suche nach ihrem „fantastischen Vorfahr“. Da-bei lässt sie auch Verwandte zu Wort kommen, die mit ihremNamen abenteuerliche Geschichten erlebt haben. Wir druckenhier den Fall von Inga Freifrau von Münchhausen ab.

Vor einigen Jahren wohnte ich in der Frankfurter Brücken-straße, und zwar über der berühmten „Kriminalbuchhand-lung“. Damals arbeitete ich als Redakteurin, war viel mitdem Auto unterwegs und hatte, wie jeder in Sachsenhausen,ständig das Problem, keinen Parkplatz zu finden. Hatteich einen nicht allzu weit entfernt von meiner Wohnunggefunden, war ich froh. Eines Abends hatte ich besonderesGlück und entdeckte einen direkt vor meiner Haustür.

Am nächsten Morgen musste ich früh los, war auf-gestanden und schaute – zufällig – aus dem Fenster, da sahich unten mein Auto stehen und freute mich noch einmalüber meinen Treffer vom Vorabend. Eine halbe Stundespäter hatte ich meinen Kaffee getrunken, meine Sachengepackt und wollte mich auf den Weg machen – undwas sehe ich? Das Auto ist weg. Einfach nicht mehr da!Sag mal, spinnst du, fragte ich mich, es hat doch eben nochdort gestanden . . .? Meine Nachbarin Ute, die vorbeikam,bestätigte: „Ja, dein Auto, das stand genau da . . . heutemorgen!“

Es konnte nicht abgeschleppt worden sein, da es ein-deutig nicht im Halteverbot geparkt worden war.

Was blieb mir übrig – ich marschierte mitsamt Führer-schein und Kfz-Schein zur nächsten Polizeistation, um denDiebstahl zu melden. Auf der Wache wurden alle Datenaufgenommen, ich ging nach Hause. Nach zwei Stundenerreichte mich ein Anruf der Polizei: „Frau von Münch-hausen, wir haben Ihr Auto gefunden.“ Es sei keineswegsabgeschleppt worden, sondern stehe am Flughafen. Die

Beamten waren sehr nett, sie boten mir an, mich dorthinmitzunehmen, sie müssten sowieso gerade in die Richtung,und einen Autoschlüssel hätte ich ja wohl! Los ging esim Streifenwagen, und tatsächlich: Am Flughafen wartetemein Golf. Im Halteverbot, das war den Parkwächtern auf-gefallen, die es gemeldet hatten. Alles prima, ich bedanktemich bei den Beamten und machte mich auf den Weg zumeinem Termin nach Mannheim. Zeit hatte ich an diesemMorgen schließlich schon genug verloren.

Auf der Autobahn aber wurde ich plötzlich von einemPolizeiwagen auf den Seitenstreifen gewinkt: Kontrolle,bitte Ihre Papiere, Führerschein etc.

Tja, Pech: Die Papiere hatte ich zu Hause liegen ge-lassen . . . So so, sagten die Beamten und schauten michmisstrauisch an. Dieses Auto sei gestohlen, teilten sie mirmit. „Ja“, lachte ich, „ich weiß! Es ist aber mein Auto.“

Sie schüttelten den Kopf, sichtlich irritiert, um michdann kurz angebunden nach meinem Namen zu fragen.

„Inga von Münchhausen . . .“„Was soll das heißen – Münchhausen? Wollen Sie uns

auf den Arm nehmen? Sie fahren hier mit einem gestohle-nen Fahrzeug durch die Gegend und behaupten, Münch-hausen zu heißen? Jetzt kommen Sie erst mal mit.“

Mir war gar nicht wohl, die Sache schien doch kompli-zierter als zunächst gedacht. Ich musste in den Wagen stei-gen, die Verhandlung wurde auf einem nahen Parkplatzfortgesetzt.

„Bitte“, fllf ehte ich, „tun Sie mir doch den Gefallen undrufen Sie Ihre Kollegen in der Polizeistation Sachsenhausenan, die können Ihnen alles erklären.“

Dazu waren sie schließlich auch bereit – nachdem mansie endlich erreicht hatte. Aber selbst das half mir in meinermisslichen Lage nicht weiter, denn dort hatte inzwischendie Schicht gewechselt, und alles, was die Autobahn-

Polizisten von den Sachsenhäuser Kollegen hörten, war:„Das Fahrzeug mit dem genannten Kennzeichen ist hiereindeutig als gestohlen gemeldet.“

Ich konnte es kaum glauben. Wie war das möglich?Das Telefonat war noch nicht beendet . . . „Tja“, hörte

ich meine Aufpasser ihren Kollegen in Sachsenhausenmitteilen: „Hier sitzt eine Frau, die behauptet, sie heißeMünchhausen, und es sei ihr Auto . . .“ Dabei warfen sie mirabfällige Blicke zu. Ich wurde immer kleiner.

„Das Fahrzeug ist gestohlen, und in der Datei steht, dieBesitzerin sei eine Frau Frei . . .“, teilte Sachsenhausen mit.

„Frau Frei?“ Da habe ich allerdings ziemlich schnellgeschaltet: „Ja, richtig“, beeilte ich mich zu erklären: „Dasist ein Dreher, es gehört zu meinem Namen, der heißtvollständig: Inga Freifrau von Münchhausen . . .“

Das machte alles schlimmer und trug nun zur kom-pletten Verwirrung der beiden Beamten bei: „Wie, Momentmal! Jetzt heißen Sie plötzlich Frei oder Frau Frei oderFrau Münchhausen – oder wie? Ich will Ihnen mal wassagen: Das gibt eine Anzeige wegen Vortäuschung falscherTatsachen.“

Ich weiß nicht mehr genau, wie lange ich benötigte, umsie zu veranlassen, ein weiteres Mal in Sachsenhausen anzu-rufen – jedenfalls klärte sich am Ende der Irrtum auf: Manhatte dort einfach vergessen, mein Auto aus der Fahndungs-datei zu löschen, nachdem es am Flughafen aufgefundenworden war, und so geriet ich an diesem Tag dreimal in dieFänge der Ordnungshüter. Mein Pech war nicht nur, dassmein Auto kurzzeitig gestohlen worden war, sondern vorallem, dass mein seltsamer Name die Lage sehr viel kompli-zierter gemacht hatte.

Aus Anna von Münchhausen: „Der Lügenbaron. Mein fantastischer Vorfahrund ich“. Hamburg, Kindler, 128 Seiten, 15 Euro.

NOCH HEUTE ERLEBEN DIE MÜNCHHAUSENS MIT IHREM NAMEN ABENTEUER

gefahren, dass sie sich plötzlich derart gebärdeten? Inzwi-schen hat sich der Emojigebrauch sozusagen demokrati-siert, genau wie die sozialen Netzwerke. Soll heißen: Siesind älter geworden, für die Masse zugänglich. Und auchwir gestehen uns einen gewissen Emojiverschleiß zu, sojung sind wir ja sowieso nicht mehr, Zwinkersmiley!

Immerhin: Noch haben wir Food-Bilder für uns. Dieältere Generation findet es komisch, dass wir vor dem Ver-zehr unserer selbstredend wunderhübsch drapierten Nu-deln mit Fertigpesto erst einmal das Smartphone zücken,um diesen Moment kulinarischer Höchstleistung festzuhal-ten, auch für Whatsapp-Gruppen, ohne Eltern oder Tantendarin, versteht sich. Doch auch das wird sich ändern. Sowie auf Instagram nicht mehr nur artsy Typen analogeFotografie aus entlegenen Orten präsentieren, so wird auchdie Foodie-Fotografie-Leidenschaft bald in den Familien-Chats grassieren. Bald werden unsere Eltern im Messengeruns womöglich im selben Stil schreiben wie es sonst dieaufstrebenden Jungjournalisten (Journos!) auf Twitter tun.Wie sähe wohl eine Nachricht, sagen wir: der Mutter aus,nach ein, zwei Jahren coronaerprobter Dauerdigitalisie-rung? „LOL ich hab deinem Papa gerade selbst dasHaupthair gecuttet und imho das sieht so n1 aus lmao. okist ein ziemlicher alman-move aber tbh: friseur voll over-rated!“ Wtf??f !?! Heaven help!

Das klingt jetzt alles nach ziemlich viel Meckerei (Kotz-smiley). Und die Umweltsau-Aktivisten (Schweineschnau-zen-Smiley) lauern vermutlich schon hinter der nächstendigitalen Ecke. Doch bei all der Jammerei: Ein bisschenfreuen wir uns auch über die gemütlichen Witze in denFamiliengruppen. Inzwischen sammeln wir sogar in ande-ren Gruppen für die jeweiligen Familiengruppen harmloseGags. Guter Osterwitz für die Familiengruppe zum Bei-spiel: „Wo wohnen Hasen? In der Hoppelhaushälfte!“ EineFreundin bekam ihn von einer Mutter, wir schickten ihnweiter in entsprechende Familienchats, und siehe da: LOL,ROFL, LMAO, Kaputtlachsmiley! Und bei uns? Machtesich ein echter, dicker, lebensgroßer Smiley breit, im analo-gen Gesicht – hatten wir doch gerade unsere Familie zumLachen gebracht. Schön, oder? Wenn man sich sonst schonnicht sieht und das gemeinsame Lachen vermisst, ist einvirtuelles Lachträn-Kaputtlachen der direkte Weg ins rotpulsierende Herz-Emoji. Johanna Dürrholz

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Herr Timberlake, mit welcher Art von Musik hat Ihr Tagheute begonnen?Ich bin heute Morgen mit R&B/Soul in den Tag gestartet.

Ist das ein Ritual, oder hängt es von Ihrer Stimmung ab?Ich entscheide das instinktiv in dem Moment, in demich mir die Musik aussuche. Das ist ja das Großartige ander Art, wie wir heute Musik hören können. Wenn ichin einer bestimmten Stimmung bin, ist der passendeSoundtrack dazu sofort verfügbar. Ich kann auch vielmehr experimentieren, um Überraschungen zu erleben.Wenn es um Musik geht, bin ich immer neugierig.Musik kann tatsächlich meinen Gefühlshaushalt ändern.

Und wenn Sie einen Interviewtag vor sich haben, brauchenSie R&B/Soul?Das hat mir heute den richtigen Schwung gegeben. AberSie werden überrascht sein, wie viele verschiedene Genresich mag und höre. Und es kommt immer etwas Neuesdazu. Zur Zeit habe ich Afro House entdeckt. Davonmixe ich immer mehr in meine aktuellen Playlists. Ichmag die Musik von Kollegen, die gerade erst anfangenund noch alles vor sich haben.

Weil sie noch nicht durch Erfolg und den damit verbundenenErwartungsdruck korrumpiert sind?Ich finde es einfach spannend und inspirierend. Ich habeden Eindruck, dass sich bei jeder neuen Generation diemusikalischen Stile vermischen. Denn auch Leute wieich gehen dann zu den Wurzeln und Einflüssen zurück,von denen neue Musiker beeinflusst worden sind.

Ihre Musik war immer das Ergebnis einer Zusammenarbeitmit anderen Musikern. Sie waren nie das Solo-Genie, dasseinen Sound allein im Studio entwickelt hat.Musik zu machen, das bedeutete für mich immer zukooperieren und mich auszutauschen. So bin ich schonmit Musik aufgewachsen. Man hat sie geteilt. In derSchule habe ich mich ständig mit Freunden ausgetauscht.Einer meiner besten Freunde hatte eine ältere Schwester,die schon den Führerschein hatte. Mit ihr sind wir durchdie Gegend gefahren, um im Auto Musik zu hören, diebei uns zu Hause nicht erlaubt war.

Was stand zu Hause auf dem Index?Bands wie Three 6 Mafia hätten wir wegen der Rausch-gift-Anspielungen nie in Gegenwart unserer Eltern hörenkönnen. Dann gab es Lieder, die Eltern einfach anstren-gend finden. Hip-Hop war nicht wirklich ihre Welt.Es hieß dann immer: Mach das sofort aus! Aber woraufich eigentlich hinaus will: Durch Musik konnte ich eineVerbindung zu anderen Leuten herstellen. GemeinsamMusik zu hören ist ein sehr emotionales Erlebnis, dasverbindet. Das motiviert mich als Künstler bis heute, dieBeziehung zu meinem Publikum.

Es gibt Musiker, die wie Sie auf die 40 zugehen und offenzugeben, dass ihnen die Ideen ausgehen. Brauchen Sie auchdeswegen den Input von Kollegen?Das war das Tolle an der Arbeit zum Soundtrack desAnimationsfilms „Trolls World Tour“. Ich habe mitvielen jüngeren und sehr talentierten Musikern gearbeitet.Die bringen neue Perspektiven mit ins Studio. Die

Generation, die nach mir angefangen hat, erlebt Musikauf eine andere Weise. Für sie ist alles mit einem Klickverfügbar. Für uns war es früher mit einer Art von Reiseverbunden, ein neues Album zu entdecken, das nichtals Mainstream-Musik in den Charts lief. Manchmalwar das auch eine Reise im wörtlichen Sinn. Ich erinneremich noch gut an die Zeit, als ich das Release-Datumeines heiß ersehnten Albums kannte und dann einenWeg finden musste, um zum nächsten Virgin Megastoreoder Tower Records zu kommen, um es mir erst einmalnur anzuhören. Das war immer ein unglaublich wichtigerTag für mich.

Ein magischer Tag?Unbedingt! Das neue Album stand bei den Neuerschei-nungen, wo alle anderen neuen Sachen aus anderenGenres standen. Wenn ich ein Cover cool fand, habe ichmir auch die Musik angehört. Das Artwork eines Albumshat mich neugierig darauf gemacht, was der Künstlerrepräsentiert. Da öffneten sich für mich neue Welten.

Vermissen Sie diese magische Welt und ihre Unschuld?Neue Musik inspiriert mich immer noch. Aber es istanders. Alles in diesem Geschäft bewegt sich sehr vielschneller. Es ist schwierig, den Überblick zu behalten.Wäre ich nicht selbst im Musikgeschäft, wäre ich auchnicht mehr auf dem neuesten Stand. Allein dadurch,dass ich ständig junge Künstler treffe, die bei demselbenLabel wie ich veröffentlichen, habe ich einen anderenZugang. Aber natürlich werde ich älter. Ich frage diejüngeren Leute in meinem Team ständig, was sie geradehören, und bitte sie auch öfter, mir eine Playlist zusam-menzustellen. Ich suche ständig nach neuer Musik, einemneuen Sound. Alle Kollegen, die ich kenne, machen es so.Ich kenne niemanden, der im eigenen Saft schmort.

Wenn Sie heute Radio hören, haben Sie dann auch manch-mal den Eindruck, es hört sich alles gleich an?Klar. Aber wir sollten nicht vergessen, dass unsere Elternderselben Meinung waren, als es um unsere Musik ging.Was wir natürlich ignorant und empörend fanden.Aber es stimmt schon, heute steht die Produktion sehr imVordergrund. Wenn etwas erfolgreich ist, springen andereProduzenten auf den Zug auf. Ich wünsche mir sehr,irgendwann wieder zum Kern der Sache zurückzukehren.Das bedeutet, Musik neu zu entdecken, sich wieder dieMühe zu machen, ein Album aufmerksam durchzuhörenund in diese Welt einzutauchen. Die Art, Musik zukonsumieren, hat sich, seit ich vor 18 Jahren mein erstesSolo-Album veröffentlichte, sehr verändert.

Ist die Form eines Albums überhaupt noch zeitgemäß?Ich will nicht sagen, früher war alles besser. Es hat auchetwas Inspirierendes, nur einzelne Lieder und kein ganzesAlbum veröffentlichen zu müssen. Ein Lied kann dasalltägliche Leben und die damit verbundene Stimmungder Menschen wie eine Momentaufnahme reflektieren.Trotzdem glaube ich auch immer noch an das Album.

In einer Zeit, als schon niemand mehr wusste, was einKonzept-Album ist, haben Sie mit „The 20/20 Experience“eines veröffentlicht. Die Lieder darauf sind bis zu elfMinuten lang. War das Mut oder Wahnsinn?

Vielleicht bin ich manchmal stur, wenn es um meineMusik geht. Ich habe schon immer Intermezzi geliebt,gerade wenn ich mit Timbaland als Produzent gearbeitethabe. Er teilt diese Liebe mit mir. Ich finde es unglaublichspannend, wie sich dadurch die Farbe, die Stimmungeines Lieds verändern kann. Timbaland und ich sitzendann zusammen und überlegen, in welche Richtung sichdas Lied entwickeln könnte. Als ich „The 20/20 Experi-ence“ aufgenommen habe, wollte ich die Musik gar nichtals Album veröffentlichen. Es sollte eine Art Kollektionwerden. Ich wollte zu Beginn jeder Jahreszeit fünf Liederveröffentlichen, am Ende des Jahres hätte man dann20 Lieder zusammen gehabt. Die Idee hatte ich erst,nachdem ich alles aufgenommen hatte. Aber das Label,bei dem ich zu der Zeit unter Vertrag stand, hat nichtbegriffen, was ich wollte. Dabei überlege ich mir immererst hinterher, in welcher Form die Musik präsentiertwerden soll. Ich starte nicht mit einem fertigen Konzept.Ich stelle mir vor, selbst ein Fan zu sein. Was würde michbegeistern? Dann versuche ich, irgendeine Form außer-halb der Norm zu finden, damit die Fans meine neueMusik auf eine ungewöhnliche Weise hören können.Damit kann ich mich nicht immer durchsetzen.

Der einstige Kinderstar Justin Timberlake über seine Zeitbei der Boyband NSYNC, den Soundtrack zum Film „TrollsWorld Tour“ und die richtige Musik für einen Interviewtag

„Ständig sagenmir alla le, ich hätte denVerstand verloren“

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Lässt sich nichtfestlegen: JustinTimberlake, der1981 in Memphisgeboren wurde, istSänger, Komponist,Moderator undSchauspieler.

Ihre Karriere begann als Kindermoderator in der amerika-nischen Fernsehsendung „Mickey Mouse Club“, später warenSie Mitglied der Boyband NSYNC. Von frühester Jugendan waren Sie von Menschen umgeben, die Ihnen ein Imageverpasst haben, Ihnen gesagt haben, wer Sie sein sollen.Wann haben Sie erkannt, wer Sie selbst sein wollen?Die ganze Zeit, in der man mir gesagt hat, wer ich seinsollte, gehörte zu dem Prozess, meine wahren Interessenzu finden. Das war alles ein Teil meiner Entwicklung.Aber erst, als ich mein erstes Solo-Album veröffentlichte,hatte ich das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Ichwar 20 Jahre alt, und vor mir tat sich eine neue Welt auf.Ich hatte aber andererseits nie den Eindruck, dass wiruns mit NSYNC verbogen haben. Im Rahmen unsererMöglichkeiten haben wir uns als Gruppe auch weiter-entwickelt. Und egal, wer uns gerade gemanagt undberaten hat, wir haben unsere eigenen Ideen so gut wiemöglich durchgesetzt. Wir haben Entscheidungengetroffen, die auf musikalischen Ideen basierten, die füruns wichtig waren. Das Solo-Album war dann eine ganzandere Geschichte. Da habe ich mit Leuten zusammen-gearbeitet, die mich wirklich inspirierten. Das war derWendepunkt. Aber die vielen Schritte dorthin waren

genauso wichtig. Wenn ich auf die wichtigsten Ereignissein meinem Leben zurückblicke, dann sind es nichtunbedingt die, bei denen sich die Perspektive derMenschen auf mich verändert hat. Es sind die Lebens-abschnitte, in denen ich meine Perspektive auf die Weltgeändert habe. In diesen Momenten habe ich meineMitte neu definiert. Und dann hatte ich wieder die Kraft,der Mensch zu sein, der ich gerne sein wollte. Ich hatteein neues Mantra.

Wie sah das konkret aus?In meinen Zwanzigern hat man mir immer wiedererzählt, ich könne gewisse Dinge nicht tun. Es fing mitdem Solo-Album an. Da hieß es: „Warum willst duNSYNC verlassen, wenn es doch so gut läuft? AlsSolo-Künstler wirst du nicht erfolgreich sein. Nie imLeben funktioniert das.“ Selbst als das Album ein Erfolgwar, blieben die Zweifel, als man beim Label die erstenLieder für das zweite Album hörte, das eben völlig anderswar. In einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne,mit der Leute Musik konsumieren, immer kürzer wurde,wollte ich lange Lieder aufnehmen. Sie haben es ebennicht gleich verstanden, was ja auch völlig normal ist.

Heute gilt es als eines der Alben mit dem interessantestenSound des Jahrzehnts. Ich sage das nicht, um anzugeben,sondern weil es ein gutes Beispiel dafür ist, dass nicht allevon meinen Ideen sofort begeistert waren, selbst als sichder große Erfolg einstellte. Als ich mich dann entschloss,zu meinen Wurzeln als Kinderdarsteller zurückzugehenund wieder als Schauspieler zu arbeiten, sagten alle, ichhätte den Verstand verloren. So war es eigentlich immerin meinem Leben. Aber ich versuche, mich davon kreativnicht beeinflussen zu lassen und weiter meinem Instinktzu folgen. Selbst wenn es am Ende ein Misserfolg wird,fühle ich mich trotzdem besser, weil ich dazu stehen kann.

Wie definieren Sie Erfolg?Erfolg ist für mich, authentisch zu sein. Gerade wenn dudamit einmal Erfolg hattest, schuldest du es dir und denFans, die dich an diesen Punkt gebracht haben. Ich sehe esals eine Art Respekt vor meinen Fans, mich immer wiederzu verändern. Auch wenn sie die Musik zunächst vielleichtnicht so sehr mögen wie das Album davor. Aber ich gebemir Mühe, mich weiterzuentwickeln und nicht auf altenMustern auszuruhen. Das treibt mich an.

Wo gründet diese musikalische Rastlosigkeit?In meiner Kindheit, in der ich mit so vielen verschiedenenmusikalische Stilen aufgewachsen bin. Meine Mutter undmein Vater haben ganz unterschiedliche Genres gehörtund mir näher gebracht. Die Vinyl-Sammlung meinerEltern war meine Schatztruhe. Da habe ich Queen, AlGreen, The Police, Alice Cooper und die Eagles entdeckt.Deswegen hatte ich immer das Gefühl, mich nichtentscheiden zu müssen, sondern alles auf einmal repräsen-tieren zu können. Ich erinnere mich noch sehr genau, wieich zwei oder drei Monate exzessiv und mit wachsenderBegeisterung zwei Alben gehört habe, die völlig unter-schiedlich waren: „Nevermind“ von der Grunge-BandNirvana und „Midnight Marauders“ von der Hip-Hop-Gruppe A Tribe Called Quest. Zwei komplett unter-schiedliche Stile und Welten! Und alles zwischen diesenWelten hat mich auch interessiert. Vielleicht liegt es auchdaran, dass ich in den achtziger Jahren aufgewachsen bin.Da hörte man einfach alles, was gut war, egal woher esstilistisch kam. Meine Eltern haben mir das mit auf denWeg gegeben. Und wenn man mich fragt, was meineMusikrichtung ist, dann sage ich: alle Musikrichtungen.

Damit wären wir bei der Botschaft des Films „Trolls WorldTour“, wonach alle Musikstile gleichberechtigt zusammengehören. War Ihnen die Arbeit am Soundtrack deswegen eineHerzensangelegenheit?Genau deswegen war es mehr als ein Job. Wir wolltengerade jungen Zuschauern vermitteln, dass Popmusiknicht das Maß aller Dinge ist und es noch viel mehr zuentdecken gibt. Wir bringen ihnen Musikstile wie Jazz,Country und Klassik auf humorvolle Weise näher. Ich binstolz, Teil dieser Botschaft zu sein. Letztlich geht es umToleranz und darum, andere Menschen zu akzeptieren,auch wenn sie aus einer ganz anderen Richtung kommen.Im Film ist das eine musikalische Richtung. Das ist aberauf viele andere Dinge übertragbar.

Gibt es deutsche Bands, die Sie beeinflusst haben?Der Synthesizer-Sound von Kraftwerk hatte großenEinfluss auf mein zweites Solo-Album.

Bleibt noch die wichtige Frage: Wie weit sind Sie mit Ihremneuen Album?Ich kann noch nicht sagen, wann ich fertig werde. Aber soviel kann ich Ihnen verraten: Es wird wieder andersklingen als alles, was ich vorher gemacht habe. Ich war inletzter Zeit viel im Studio, und langsam kristallisiert sichder besondere Sound heraus, den ich gesucht habe.

Die Fragen stellte Christian Aust.

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AFGHANISTAN

ahera Tamkin drückt sich an den Rand desRaums. Nervös streicht sie sich eine Haarsträhneaus dem Gesicht und nestelt unbestimmt anihrem locker übergeworfenen grünen Kopftuchherum. Mildes Kabuler Frühlingslicht fälltdurch Vorhänge und Jalousien auf knapp20 junge Leute in dem umfunktionierten

Zimmer eines Altbaus. Die meisten kennen sich und un-terhalten sich entspannt, bevor es losgeht. Tahera Tamkinaber kennt niemanden, nur ihre Freundin, die sie als Be-gleitung mitgebracht hat. „Ich bin heute zum ersten Malhier“, sagt die Dreiundzwanzigjährige. Ihre Nervosität hatsie aber schon mit dem nächsten Satz abgelegt: „Ich wärewahnsinnig gerne Model.“

In das allgemeine Gemurmel hinein klatscht HamedValy in die Hände und begrüßt die Anwesenden. Er ist derGründer und Leiter von Modelstan – der „ersten und füh-renden Model-Agentur in Afghanistan“, wie es auf einemPlakataufsteller neben der Eingangstür heißt.

Schöne Menschen gibt es überall auf der Welt. Beson-ders Afghanistan mit seinen vielen Bevölkerungsgruppenhat eine enorme Vielfalt an interessanten Gesichtszügen zubieten. Aber das Land am Hindukusch ist auch arm. Jahr-zehntelange Kriege haben es ausgezehrt, und vielerorts indem gebirgigen, abgeschiedenen Staat ist das Leben nochstark von rigiden Traditionen geprägt – wenn es nichtdirekt von den islamistischen Taliban kontrolliert wird. InKabul als Model zu arbeiten, das ist für junge Menscheneine Herausforderung, die im Extremfall eine Bedrohungfür Leib und Leben bedeuten kann.

Dass es Vorbehalte gibt, war Hamed Valy bewusst, alser im Herbst 2019 die Agentur gründete. „Afghanistan istein sehr religiöses Land“, erklärt er, außerdem gebe es vieleMenschen, „die Modeln als Prostitution betrachten“. Dasbetreffe vor allem die Mädchen. „Wenn eine Frau modelt,denken die Leute, sie sei stets ,verfügbar‘. Wir versuchen,dieses Image zu ändern.“

Für diese Aufgabe ist er der Richtige, daran lässt Valykeinen Zweifel. Der 26 Jahre alte Afghane – Pferde-schwanz, beigefarbener Mantel, bunt gestreifter Pullover –strahlt das Selbstbewusstsein eines Menschen aus, der esgewohnt ist, im Mittelpunkt zu stehen. Valy kennt denLaufsteg, in Indien, wo er sechs Jahre lang lebte, hat erselbst als Model gearbeitet, später auch als Schauspieler,Choreograph und Modedesigner. Sich in Indiens Mode-

Die erste Modelschule inAfghanistan bildet jungeMänner und Frauen aus –und muss sich gegen vieleVorurteile wehren.Von Christian MeierFotos Daniel Pilar

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Traditionell und modern:So vielfältig wie dasAussehen der Nach-wuchsmodels ist dieKleidung, die sie tragen.Der Beruf, den sieanstreben, ist Traum undBedrohung zugleich.

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20 AFGHANISTAN

und Filmindustrie durchzusetzen sei nicht einfach, aberer habe es geschafft, sagt Valy. Warum ist er dann zurück-gekehrt in das kriegsbedrohte Kabul? „Weil ich etwashabe, was die Leute hier brauchen.“ Er wollte seine Erfah-rungen für angehende Models in Afghanistan nutzbarmachen. „Wir bilden sie aus, wir kreieren ein Profil undein Portfolio für sie, wir organisieren Veranstaltungen undJobs, wir bringen sie mit Designern zusammen.“ Zweimalpro Woche trainieren die jungen Leute jeweils drei Stun-den lang mit ihm. „Sie lernen zu gehen. Sie lernen, Augen-kontakt aufzunehmen. Sie lernen, sich zu präsentieren.“

Einer der jungen Afghanen hat inzwischen sein Handylaut gestellt und auf eine der Fensterbänke gelegt, plärrendtönt Synthie-Pop durch den Raum. Hamed Valy dirigiertseine Modelschüler in den hinteren Teil des Raums. Dortstellen sie sich an der Wand auf, schreiten nacheinandereinzeln langsam los, posieren kurz vor dem Fenster, wo ihrBlick durch die trüben Scheiben auf eine Straße und einenKanal fällt, drehen sich um und gehen wieder zurück zuden anderen. Der klassische Solo-Catwalk. Ein winzigesbisschen Modenschau-Feeling macht sich breit in dem un-geheizten 40-Quadratmeter-Raum mit fleckigem Teppichund aufgeklebten Plakaten an den Wänden.

Tamkin ist als letzte an der Reihe. Tapfer stapft sie los.Sie geht aber viel zu schnell und ungelenk im Vergleich zuden anderen, und anstatt geradeaus zu blicken, hält sie denKopf leicht gesenkt. Vor dem Fenster angekommen, bleibtsie keine zwei Sekunden stehen, ehe sie umkehrt undzurückeilt. Anderswo würde jetzt vielleicht der Hinweisfolgen: Überleg noch mal, ob du nicht doch was anderesmachen willst. Oder zumindest: Ein Naturtalent bistdu nicht. Aber Tamkin hat Ausstrahlung, Charisma. Dashat auch Hamed Valy bemerkt. Er geht gleich auf sie zuund zeigt ihr, wie sie es beim nächsten Lauf besser machen

kann. Er drückt ihre Schultern nach hinten, hebt das Kinnleicht. Dann erklärt er ihr die Grundlagen von Haltung,Lauf und Pose. Tamkin atmet tief durch. Sie sieht ange-spannt aus, aber auch glücklich. Und tatsächlich: Beimzweiten Mal geht es besser.

Tahera Tamkin ist eine von nur fünf Frauen heute, derRest sind junge Männer. Eine Frau trägt ein streng gebun-denes Kopftuch, andere tragen keines oder nur ein lockerübergeworfenes wie Tamkin. Ähnlich unterschiedlich prä-sentieren sich die Nachwuchsmodels auch sonst: Manchetragen Jeans und Hemd, andere traditionelle afghanischeGewänder. Ein paar haben sich vor dem Training noch imBad nebenan zurechtgemacht. Nicht alle von ihnen ent-sprechen klassischen Schönheitsidealen, auch die globaleStandardgröße für Models erreichen einige nicht. Dochdie Stimmung ist gut: Als eine beim ersten „group walk“in die falsche Richtung läuft, gibt es gelöstes Gelächter.

Die Träume, die hier geträumt werden, unterscheidensich nicht von denen junger Leute in anderen Teilen derWelt. „Model zu sein macht dich attraktiv“, sagt TaheraTamkin. „Du bist trainiert, du trägst schöne Kleider, dusiehst gut aus. Ich liebe es!“ Auch Salma Hussaini sieht dasso. „Jeder weiß, dass Models für Mode und Stil stehen“,sagt sie. Hussaini ist erst 20, aber als Model und Schau-spielerin schon bekannt; Tamkin hat sie sofort erkannt. Mitihren asiatischen Gesichtszügen und dem schulterlangen,blondierten Haar fällt Hussaini auf. Sie läuft und posiertlässig, auf einer von Modelstan organisierten Modenschauim Februar wurde sie zur „Miss Valentine“ gewählt. „Ichwürde gerne ein international arbeitendes professionellesModel werden“, sagt sie. Ihre Familie unterstütze sie, siehabe „nie irgendwelche Probleme erlebt“.

Das ist nicht selbstverständlich. Und in diesem Punktliegt dann wohl doch ein Unterschied zwischen Kabul und

„Ich habe etwas, was dieLeute hier brauchen“, sagt

Modelstan-Chef Hamed Valy(unten). Salma Hussaini hat denDurchbruch schon geschafft.

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21AFGHANISTAN

München oder Mailand. Modelstan ist für die jungenLeute hier mehr als nur Hobby oder Berufsausbildung: Esist die Verheißung eines besseren Lebens – in einem Land,in dem der Tod immer nur eine Bombe oder einen Selbst-mordattentäter entfernt ist und in dem das selbstbestimmteLeben auch sonst in engen Grenzen verläuft.

Das gilt vor allem für die Frauen. Tahera Tamkinstammt aus Maidan Wardak, einer ländlichen Provinzwestlich von Kabul. Ihre Familie ist seit kurzem in den Ver-einigten Staaten; sie haben eine Green Card bekommen,weil ihr Vater für die amerikanischen Truppen gearbeitethat. Sie selbst war schon zu alt, um die Eltern begleiten zukönnen, daher lebt sie nun zusammen mit ihrem Bruder inKabul. Er ist drei Jahre jünger als sie. Und trotzdem,erzählt sie, „kann er jetzt über mein Schicksal entscheiden,darüber, wohin ich gehe und was ich anziehe“. Tamkinzieht den Ärmel ihrer langen schwarzen Bluse hoch undzeigt eine Narbe am Arm. „Das ist von einem Messer, einStreit, den wir vor sechs Monaten hatten.“

Ihr Bruder versuche, ihr Leben zu kontrollieren. Er seiAnalphabet, habe keine Schule besucht, sagt sie. „Er kannnicht verstehen, was ich denke.“ Daher hat sie ihm bislangauch nichts von ihren Plänen erzählt, Model zu werden.Immerhin hat sie mit ihren Eltern gesprochen. „Sie wissendavon“, sagt Tahera Tamkin. „Sie fördern es nicht, aber siewollen mich auch nicht davon abhalten.“

Hamed Valy hört solche Geschichten oft, seit er dieAgentur gegründet hat. Modeln ist in Afghanistan keinnormaler, akzzk eptierter Beruf. Aber in den wenigen Monaten,seit sie mit der Ausbildung begonnen haben, habe sichschon einiges verändert, meint er. Nicht so sehr, was denMarkt betrifft – viele Leute könnten sich immer nochnicht vorstellen, dass man damit Geld verdienen kann.„Aber in der gesellschaftlichen Einstellung.“ 60 angehende

Models hätten sie in der Agentur inzwischen unter Ver-trag, zehn von ihnen seien junge Frauen. Er wisse, sagtValy, dass manche von ihnen noch nicht bereit seien fürden Job. „Aber diese jungen Leute haben Träume undSehnsüchte, und ich will ihnen helfen, sie zu verwirkli-chen.“ Drei Modenschauen hat Modelstan in Kabul bis-lang selbst organisiert – etwas, das es sonst praktisch nichtgibt in Afghanistan. Dabei wurde sowohl moderne alsauch traditionelle Mode gezeigt. Freizügige Auftritte wiein westlichen Ländern sind natürlich nicht zu erwarten.

Das Training ist vorbei. Valy plaudert noch mit eini-gen Schülern in dem großen Garten des Altbaus, in demdie Agentur untergekommen ist. Das sei mittlerweile dasvierte Gebäude, das er gemietet habe, erzählt er. Aus denersten dreien seien sie hinausgeworfen worden, als dieVermieter sahen, was sie machten. „Die sagten: ,Was istdenn hier los? Ihr seid keine Muslime!‘“ Auch nach derersten Modenschau habe es in sozialen Medien jedeMenge negative Kommentare gegeben, in denen es hieß,das sei „haram“, verboten.

Bei ihrer letzten Schau, sagt Valy, hätten sie deshalbauch „islamische Mode“ gezeigt, und sieben weiblicheModels hätten unterschiedliche Arten vorgeführt, dasKopftuch zu tragen. So will er die Kritiker besänftigen.

Derweil sagt Tahera Tamkin, sie sehe im Modeln aucheinen Weg, anderen Frauen zu zeigen, dass sie ihre Träumeverwirklichen können. „Alle in Afghanistan, vor allem dieFrauen, sollen so leben können, wie sie es für richtig hal-ten“, meint sie. Aber auch sie macht sich Sorgen darüber,was ihre Verwandten sagen werden. „Was, wenn es heißt:,Du bist kein gutes Mädchen‘?“

Noch größere Angst hat sie nur davor, dass die Talibanwieder an die Macht kommen. „Das“, sagt sie, „wäre dasEnde von Modelstan.“

Ein Kopftuch ist hierkein Hindernis

für Models. TaheraTamkin (unten) hateher Sorge, was ihr

Bruder zu alldem sagt.

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PORTRÄTS24 25PORTRÄTS

Christian BerkelEr hält sich an Rum.Das Originalfassaus „Inglourious

Basterds“ im selbstentworfenen

Heimkino. Schautnoch DVDs. AlbertEinstein sagt: Zeitist das, was man ander Uhr abliest.

Marcel DettmannAls Berghain-DJ

steht er ganz hintenauf der Liste derer,die wieder an ihrenArbeitsplatz dürfen.Im Lockdown im

Prenzlauer Berg hater für seine beidenkleinen Kinder

aufgelegt. Und dabeientdeckt: Sie liebenKraftwerk! Er fragtsich: Wie soll dasBerghain Berghainbleiben, anarchisch,wild, körpernah,

wenn es mal wiederöffnen darf?

Alina„Die deutsche Adele“

singt so wie dieenglische Adele, istaber Alina und

wohnt in einer WGin Friedrichshain.

Eines der Bücher aufdem Fenstersims

heißt „Mutig“. Undso stieg sie für diesesFoto mit Negligé

und Tiger-Sandalenins Wasser.

Madonna sagt: Es istZeitverschwendung,etwas Mittelmäßiges

zu machen.

Deutschland, heruntergefahren.So viel Zeit, die verloren geht.

Oder doch nicht? Kiki Kausch hatSchauspieler und Produzenten, Sängerund DJs, Maler und Kunstsammler,

Clubbesitzer und Sterneköche zu Hausein Berlin besucht. Von ihrer Leiter aus,also mit Abstand, nahm sie die zum

Stillstand verurteilten Kreativen auf. Mitihren Bildern kommt sie ihnen nahe.

Von Kiki Kausch(Fotos und Texte)

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PORTRÄTS26 27PORTRÄTS

Jonathan MeeseEr fliegt eigentlichnie. Im Lockdown

hat er aber ein wenigdie Orientierungverloren. Und so

neue Bilder gemalt.Seine größte Sorgegilt seiner 90 Jahrealten Mutter, die beiihm lebt. Max Frisch

sagt: Die Zeitverwandelt uns

nicht, sie entfaltetuns nur.

Marco MüllerEr hatte geradeseinen drittenMichelin-Sternbekommen – alserster Koch in

Berlin. Dann musstedas „Rutz“ in derChausseestraßeschließen. Aber:

Sterne verpflichten.Das Entrecôte aufdem Gartengrill istvom massierten

Rind aus der Regionund kostet 280 Euro

das Kilogramm.

Marvin Dogue24 Jahre alt,

Weltmeister imStaffelwettbewerb

im ModernenFünfkampf 2015,Student an der Uni

Potsdam. Seingroßes Ziel Olympiakann er in diesemJahr nicht mehr

erreichen, auch wennes eigentlich fest

eingeplant war. DerTermin steht immernoch unter August

im Kalender.

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PORTRÄTS28

Alice DwyerVerrucht und

verraucht in Seide.Man könnte jetztmal Seneca lesen:„Über die Muße“.Oder die Kreuz-berger Wohnung

streichen. Aber mankann sich’s auch erst

mal überlegen.

Andrea SawatzkiSie wäre für einenFilm nach Irland

gereist, wo sie nochnie war, und wo siewomöglich MattDamon begegnetwäre. Da hilft nurnoch Gin Tonic.Im heimischen

Gartendschungelim Berliner Süden.

Kida Ramadan1 Apartment statt

4 Blocks. Ansonstenalles wie im Film

und wie inKreuzberg. Wanner denn Zeit habe,

hatte ich denSchauspieler am

Telefon gefragt. Erantwortete: „Was istdas denn für eineFrage?“ Und nachdem Shooting:„Wenn es nichts

geworden ist, kannstdu wiederkommen.Ich bin ja hier.“

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PORTRÄTS30

Katja RiemannIm Widerstandgegen Stilverlust.Sie ärgert sich über

selbsternannteCorona-Controllerund Denunzianten-tum. Coco Chanelsagt: Es gibt eine

Zeit für die Arbeit.Und es gibt eine Zeitfür die Liebe. MehrZeit hat man nicht.

Timo MiettinenEigentlich Finne,aber inzwischen

Charlottenburger.Besitzt eine

Kunstsammlungmit 1000 Werkenund ist eigentlich

Gastgeber begehrterBerliner Salons.

In seiner Nachbar-schaft: die legendäre„Hildegard Bar“– vorübergehend

geschlossen.

Trystan PütterRebel rebel! Er hätte

eigentlich in derTanzschule am

Ku’damm für dieFortsetzung derZDF-Erfolgsserieweiter rebellierenmüssen. David

Bowie tröstet: Welike dancing andwe look divine.Michael Douglas

sagt: Lebenskünstlerleben von der Zeit,die andere nicht

haben.

Chaim MachlevDer Israeli ist einerder angesagtesten

Tattoo-Künstler derWelt. Auf einenTermin in seinemStudio nahe derAdmiralsbrückewartet man drei

Jahre. Jetzt wartet er.Aber Da Vinci sagt:Die Zeit verweiltlange genug für

denjenigen, der sienutzen will.

31PORTRÄTS

Nico HofmannChef der Ufa.Musste fast alleDreharbeiten

abbrechen. Er hatkeinen einzigen

Mitarbeiterentlassen. War derLockdown richtig?Er weiß es nicht.Und fühlt sich so,wie er da sitzt:

Mit der Klangschalezwischen denStühlen amWannsee.

Karl LagerfeldFOTOGRAFIE

Die Retrospektive08.03.2020 - 06.01.2021

www.lagerfeld-fotografie.de

Karl Lagerfeld, Selbstporträt, 2007 Foto © Karl Lagerfeld

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DESIGN32

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Bleiben wir noch eine Weile daheim!Mit diesen 18 aufgeräumten Möbelneuheiteeen

wohnt es sich gleich viel schöner.Von Jasmin Jouhar

HAUSGEMACHTTTVLAR Kleiner Fußabdruck,

große Wirkung: Mit ihremlänglichen, drehbbbarenLeuchtkörper speeendet Vlarauch in der kleinnnsten Zimmer-ecke diskret Helllligkeit. DieLED-Stehleuchte ist einEntwurf des Zürrrcher Desig-ners Jörg Boner fffür SchättiLeuchten – eine Zusammen-arbeit, aus der schhhon eineReihe funktionalller Metall-leuchten hervorgggegangen sind.Schätti stellt alle Leuchhhten ausgeformtem Stahlllblech in dereigenen Fabrik immm KannntonGlarus her. Vlar schaffffft eiiineblendfreie und atttmosphärischeBeleuchtung – dank hooohemAnteil an indirekkktem LLLiiichhht.

TABAAA Im besten Sinne veeerspielt ist diePolsteeermöbelkollektion Taaaba von AlfredoHäbeeerli für Moroso, besteeehend aus achtStückkken. Sofa, Sessel, Sitzbank und Poufspassennn mit ihren organischen Rundungengenauuu aneinander – für eine Gesprächs-rundeee etwa in Foyer oder Lobby. WerDistaaanz halten möchte, schiebt seinenHockkker weiter weg. Die gemeinsameFormmmensprache hält die Möbel im Raumvisuellll zusammen. Auch mit den Farbenhat deeer Designer gespielt: Die größerenObjekkkte sind in gedeckten Tönen ge-haltennn, die kleinen setzen bunte Akzente.

ASTON CLUBDer italienische HerstellerArper hat seine Astor-Kollektion erweitert,mit einem Statement für Komfort undGrandezza. Dafür legte Jean-MarieMassaud den ursprünglichen Sitz tiefer,fügte schützende Ohren an und verlänger-te die Armlehnen – ohne die markanteSitzschale der Kollektion aufzugeben.Eine zeitgenössische Interpretation desklassisch-gediegenen Clubsessels, in derman guten Gewissens versinken kann.Denn alle Kunststoffteile bestehen ausrecycelten Industrieabfällen und werdenohne Klebstoffe montiert. Und am Endeseines Lebens lässt sich der Sessel eiiinfacherzerlegennn und recyceln.

SONDieser Stuhl hat es in sich: Dieüppigen Kissen sind mit Materialiengepolstert, die nach ökologischen Kriterienausgesucht wurden – keine Selbstverständ-lichkeit in der Möbelbranche. Die Füllungssseeetttzzzttt sich zusammen aus Kaltschaum mitRizinnnusöl, Schafschurwolle und einemBaummmwollvlies. Dass Son eine so guteFigurrr macht, verdankt sich dem DesignerGil CCCoste aus Hamburg, der den Stuhl fürdie MMMöbelmarke More entworfen hat. DieGestaaaltung wirkt so einladend wie einfach:Die mmmit Leder oder Stoff bezogenenPolster schmiegen sich in einen filigranenschwarzen Stahlrohrrahmen. Mehrbraucccht ein zeitgemäßes Sitzmöbel nicht.

FUNDA Eigentlich eine einfache Idee:Bei dieser Stuhlfamilie lassen sich Gestellund Sitz leicht voneinander trennen. Dennwährend ein Gestell aus Stahlrohr einelange Lebenszeit hat, nutzen sich Sitz-polster recht schnell ab, wenn der Stuhlhäufig im Einsatz ist. Die Polster könnenausgetauscht und recycelt werden, dasGestell wird dann mit neuen Auflagenweiter genutzt. Dabei sehen die Stühle,Sessel und Hocker von Stefan Diez für denspanischen Hersteller Viccarbe ganz undgar nicht pragmatisch aus. Ihre geschwun-genen Linien und gerafften Bezüge gebenihnen einen wohnlichen Look – Komfortwar eines der Ziele beim Entwurf.

CCCUUURRRTTTAAAIIINNN GGGebbbogenes MMMassiiivhhholllz kkkennenwir vom guten alten Kaffeehausstuhl.Aber Holz, das Wellen schlägt? Dieserneue Tisch des deutschen HerstellersZeitraum, entworfen vom Berliner DuoLäufer & Keichel, trägt seine Massivholz-platte auf zwei sanft gewellten Wangen.Was an einen lose fallenden Vorhang ausStoff erinnern mag, ist tatsächlich ausmaaassiver Eiche, Nussbaum, Kirsche oderEsccche. Die Wangen werden mit einerCNNNC-Fräsmaschine aus dem vollenHooolz herausgearbeitet und anschließendgeschliffen und geölt. Die Platte gibt esbis zu einer Länge von vier Metern, mitrechhhteckigem oder halbrundem Abschluss.

SSSSSPPPEEECCCTTTRRRUUUMMM WWWOOORRRRRKKKSSSTTTAAATTTIIIOOONNN DDDTTTMMMMMehhhr dddenn jjje verschhhhhmelllzen WWWohhhnen uuunddd Arbei-ttten. Allerdings ist dddas Homeoffice oft kein abgeschlossennner Raum, sondern schlllicht derEEEss- oder Küchentisssch. Die Designer GGGeckeler Michels hhhaben Spectrum Wooorkssstationuuursprüüüngllliiichhh fffüüür zeiiitttgenööössiiischhhe AAArbbbeiiiiitttsplllääätttze entttworfffen, abbber zu HHHause llleiiissstttettt der Tischjetzt auch gute Diennnste. Die doppelte PPPlatte bietet unkommmplizierten Stauraummm: SSSchnelliiist das Notebook weg, wenn die Spaghhhetti fertig sind. Lässstige Ladekabel lässsst deeeerrr TTTiiisssccchhhddddes jjjapppaniiischhhen HHHerstttellllllers KKKariiimokkku NNNew SSStttandddarddd ebbbeeenfffalllllls gnääädddiiig verschwiiinden.

IN SITU Veränderung ist bei Sofas schwierig: Steht die Sitzlandschaft erst einmal imWohnzimmer, ist sie das unverrückbare Zentrum der Einrichtung. Anders ist das beimodularen Sofas, die aus kombinierbaren Einzelelementen bestehen und sich an neueSituationen anpassen lassen. Nachteil: Die Modularen sind oft nicht so wohnlich undkomfortabel. Der Entwurf von Anderssen & Voll für Muuto soll diese Zwickmühlelösen – und die Vorteile der Modularität mit Schönheit und Bequemlichkeit vereinen.Der Trick: ein feiner schwarzer Stahlrahmen, der dem Sofa Leichtigkeit verleiht.

EQUERRE Es muss nicht immer allesneu erfunden werden. Diesen Stuhl hatder Brite Jasper Morrison schon 1998 imAuftrag des französischen Klosters LaTourette entwickelt, rund 100 Exemplarewurden damals als Kleinserie für dasRefektorium hergestellt. Das Kloster, einbbbrrrutalistisches Betonmeisterwerk vonLLLe Corbusier, 1960 fertiggestellt, istberühmt für seine Architektur. HermèsMMMaison legt den Klosterstuhl nun neu auf,aus Eichhhenhhholllz in zwei Versionen, mit undddohne Armlehnen. Zusätzlich erhältlich istein Sitzkissen aus Leder, das mit demtypischen Hermès-Sattlerstich verziert ist.

33DESIGN

KARIMOKU VANITYQuadratischeFliesen und folierte Wandschränke, allesganz in Weiß: Badezimmer erinnertenlange eher an OP-Säle als an Wohnräume.Das ändert sich gerade, mit kräftigenFarben und lebendigen Materialien wieHolz, Buntmetallen und Naturstein. DieSorge, das warmfeuchte Badklima könnteder Oberfläche schaden, ist bei diesemWaschtisch aus massiver Eiche vonChristian Haas für Sanwa Company ausJapan unbegründet – dank einer Urethan-bbbeschhhiiichhhtung, dddiiie dddas HHHolllz unempfffiiindddllliiichhhgegen Feuchtigkeit und Flecken macht.

OFFSHORE So eine Kommode ist injedem Zuhause hilfreich. Diskret in derForm und großzügig im Stauraum, machtsich Offshore von Piero Lissoni für Porrobeinahe überall nützlich – im Wohnzim-mer, in der Diele, im Schlafzimmer oderim Bad. Offshore gibt es in sechs Varianten,mit hohem oder niedrigem Gestell, mitSchubladen, Türen oder der Kombinationaus beidem. Die Elemente sind aufGGGeeehhhrrruuunnnggg gggeeefffüüügggttt, sssooo dddaaassssss aaalllllleee SSSeeeiiittteeennn dddeeesssMöbelstücks – auch die Rückseite –makellos wirken. Erhältlich in Schwarz,Weiß und vielen anderen Farben.

AJ TROLLEYDer kleine Barwagen desdänischen Herstellers Fritz Hansenkommt genau zur rechten Zeit angerollt.Wenn die nächtlichen Wasserstellenausfallen, greift man gerne zu Hause zumQuarantini, stilvoll bereitgestellt auf dembislang nie in Serie hergestellten Trolleynach einem Entwurf von Arne Jacobsen.Charmant sind die Rollen, deren ur-sprüngliches Design Fritz Hansensorgfältig nachgebildet hat, bis hin zurFarbe, die eigens für AJ Trolley produziertwird. Die Radmechanik ist auf dem Standddder TTTechhhniiikkk, dddamiiittt ddder WWWagen auchhh sanffftttan den Bestimmungsort gleitet.

SEITONDer Name des Regals geht aufden japanischen Begriff Seiton zurück,der so viel bedeutet wie aufgeräumt oderannn seiiinnnemmm PPPlllatttzzz. SSSeiiitttonnn gehhhööörrrttt zzzu dddennn 555SSS,einer ursprünglich bei Toyota entwickeltenStrategie, um Arbeitsplätze sicher undübersichtlich zu gestalten. Warum nichtauch zu Hause Ordnung und Übersichtschaffen – mit dem modularen Regal-system der chinesischen Marke StellarWorks? Das Designduo OEO Studio hatdem Aufbewahrungsmöbel jedenfallseine so klare und transparente Strukturgegeben, dass Aufräumen damit fast schonzum Vergnügen wird.

STILL LIFE Ein kompakter, leichter,nicht zu großer Hooolzstuhl, wie es ihnvielfach gibt? Auf ddden ersten Blick schon.Doch Still Life desss schwedischen Herstel-lers Blå Station hattt einen Twist, und dersteckt in der Rücklllehne. Der australischeDesigner Marcel Sigel lässt dafür einenStreifen Eschenholllz an den Enden weitumbiegen und gehhht damit an die Grenzendessen, was das Maaaterial kann. Für Sigelist das nicht nur einnne Spielerei, es hathandfeste ergonommmische Gründe: Dieweiiichhh geschhhhwungene LLLehhhne machhhttt dddenStuhl komfffooortablerrr.

BM086555 Zum ersten Mal wurde BørgeMMMooogggeeennnssseeennns Bettcouch BM0865 1958zur Copenhagen Cabinetmakers’ GuildFurniture Exhibition präsentiert. Nunlegt Carl Hansen & Son die Bettcouch alsTeil einer Kollektion wieder auf, die anden berühmten dänischen Architektenerinnern soll. Die einfache Liege – einHolzgestell mit Auflage und verschiede-nen Kissen – steht für Mogensens Idee,wandelbare Möbel zu entwerfen, die sichan individuelle Bedürfnisse anpassen undergänzen lassen. Deshalb wirkt BM0865auch am schönsten, wenn sie zu einerganzen Gruppe arrangiert ist.

IOI Auchhh bei diesem Couchtisch der dänischen Marke Gubi sind die Details das Desiiign.Eine praccchtvolle Marmorplatte (aus Carrara- oder Emperador-Marmor) ruht auf vierMetallfüßßßen in Schwarz oder Chrom – so weit, so einfach. Die vier schlanken Beineallerdingsss setzen sich jeweils aus zwei noch schlankeren, nach unten zulaufenden Stäbbbenzusammeeen. Dazwischen sitzt als spannungsvolles Detail eine Messingkugel. Passendzur Beisteeelltischfamilie gibt es auch runde Wandspiegel, beides entworfen vom dänisccch-italienischhhen Gestalterduo Gam Fratesi.

NYNY Alle lieben Wiener GGGeflecht! DerKlassiker hat wieder Konjunnnktur, vomHighend-Design bis Ikea. DDDoch dieExperten sind Hersteller wieee GebrüderThonet Vienna, die das Fleccchtwerk ausRattan seit eh und je verwennnden. DasStauraummöbel NYNNYNY von Storagemilanobringt das dekorative Geflecccht mitfarbigem Holz und Messing zusammen.Die vier übereinandergestapppelten Boxenwerden von einem Metallband zusammen-gehalten und an der Wand aaaufgehängt –für das freie Spiel der geomeeetrischenKörper, über dem Boden schhhwebend.

SUGILOONicht leicht, auf Anhieb zuschätzen, aus welchem Jahrzehnt dieserArmlehnstuhl wohl stammt. Sugiloovon Gebrüder Thonet Vienna erscheintso klassisch-nobel wie viele historischeModelle des Möbelherstellers. Seine auseinem Stück geformten Hinterbeine unddie Rückenlehne greifen ein typischesBugholzmotiv auf. Doch rigoros reduzierttteDetails weisen den Stuhl von MichaelAnastassiades dann doch als Zeitgenossennnaus. Es ist schon der zweite Wurf desLondoner Designers für Gebrüder ThonetVienna – und der Beweis, dass sich derBlick in die Geschichte allemal lohnt.

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34 MUSIK

Sie verstehen sich: Cover der neuen Lady-Gaga-Platte„Chromatica“, gemeinsame Instagram-Werbung und Einzel-auftritte von Ariana Grande (2018) und Lady Gaga (2019)

Zusammen sind sie stark:Lady Gaga und Ariana Grande lassen gerade hören,

was ein Powermove für Frauen bedeuten kann.Von Johanna Dürrholz

s ist eine Pophymne, mit einem Refrain zum Mit-singen, der irgendwie an Dr. Alban („Sing Hallelu-jah!“) erinnert, und das ist nicht einmal negativgemeint. In „Rain on Me“ von Lady Gaga geht eshauptsächlich darum, dass das lyrische Ich wohl

dummerweise seinen Regenschirm vergessen hat undsich nun nass regnen lässt, weil: wenigstens nicht tot. „I’drather be dry, but at least I’m alive“. Kann man natürlichauch metaphorisch betrachten, bezogen aufs ganze Leben,auf Alkohol, Tränen und Schmerzen etcetera. „Rain. On.Me.“ Sehr hübsch, sehr eingängig.

Doch das ist nicht der Grund, warum das Lied überWochen die obersten Ränge der Billboard-Charts besetzte.Der Grund ist: Ari. Ariana Grande. Und: Gaga. Klar, zweiSuperstars zusammen mit ungleicher Fan- und Zielgruppeerzielen größere Reichweite. In gewisser Weise bedeutetein Duett zweier Superstars auch die Supermaximierungvon Gewinn. Zusammenarbeit ist ein gut geöltes Rädchenin der riesigen Verwertungsmaschine namens Musik-industrie. Doch das ist es nicht allein. Eine anderebekannte Sängerin, in diesem Fall ebenbürtig, mit aufdie Bühne zu bitten, das ist ein Powermove, dessen sichSängerinnen immer öfter bedienen: das Frauenduett.

Es hat schon einige solcher Frauenduette gegeben, undviele davon sind spektakulär. Wer erinnert sich noch an„Let Me Blow Ya Mind“ von Eve und Gwen Stefani?Ein sehr weißes Mädchen mit Street Credibility und eineverdammt coole Rapperin. In „Bang Bang“ sangen Ari,Nicki Minaj und Jessie J über Sex, immer ein gutesThema, und die Starpower dabei war umso beeindrucken-der. Sowieso: Seit Popsängerinnen für den Rap-Partzwischendurch gleich auf zwei Frauen zurückgreifenkönnen, Nicki Minaj und Cardi B, entscheiden sich vielelieber für die Kollegin. Minaj hat inzwischen leider auf-gehört. Beyoncé und Shakira, Beyoncé und Gaga, BritneySpears und Madonna: Alle haben schon kollaboriert. (Ser-vice-Info: So nennt man es, wenn eine Person mit eineranderen Person etwas zusammen macht, zum Beispieleinen Song aufnimmt, auch wenn es nach einer Kollabora-tion mit dem Gegner im Krieg klingt.)

Überhaupt: mit anderen Frauen eine Bühne teilen,ihnen eine Bühne geben. Als Beyoncé 2013 zum erstenMal beim Superbowl auftrat, teilte sie die Bühne nur mitFrauen. Sean Paul quäkte mal aus dem Off, aber auftretendurfte er nicht. Da war die übliche Armada an Tänzerin-nen, die Beyoncé Halt gab, doch auch ihre Band bestandnur aus Frauen. Am Ende holte sie sogar ihre beiden Band-kolleginnen von Destiny’s Child auf die Bühne, gab somitdie lang ersehnte Wiedervereinigung der Band zum Bes-ten, wenn auch nur für einen Abend – und ihren beidenweniger erfolgreichen Kolleginnen eine Bühne, die sieallein und ohne Queen B wohl nicht mehr hätten betretenkönnen.

Bühnenzeiten abgeben: Die feministische RapperinSookee hat es jahrelang gepredigt und praktiziert. Als eineder erfolgreicheren Rapperinnen in Deutschland, die ofteinen der begehrten Slots auf großen Festivals bekam, teiltesie das Rampenlicht stets mit anderen Künstlerinnen, dieweniger bekannt sind. Gerade in einer männlich gepräg-ten Musikszene wie dem Hiphop werden die Bühnen-zeiten oft genug von ausschließlich männlichen Bookernverteilt und gebucht – die haben alles, aber keine Frauen-

Equote im Sinn. Doch auch andere Festivals haben das Pro-blem, dass Line-ups nur von Männern zusammengestelltwerden. Oft genug merken sie gar nicht, dass etwas fehlt,Vertreterinnen des anderen Geschlechts nämlich – wie esetwa den Veranstaltern des Hurricanes 2018 nicht auffiel,als sie ein Line-up von 25 Bands veröffentlichten ohneauch nur eine einzige Frau, nicht mal am Bass. Die Bühneteilen: Für manche Künstlerin ist die Gunst einer anderenüberlebenswichtig. Denn nicht mit Plattenverkäufen, son-dern mit Auftritten verdienen die meisten ihr Geld. Undein neues Publikum können sie nur dann erschließen,wenn sie auf Festivals gute Bühnenzeiten bekommen.

Nun hat Ariana Grande es nicht nötig, dass Lady Gagasie fördert. Auch wenn Gaga mit ihren Cowboy-Schmacht-Songs und ihrem großen schauspielerischen Talent 2018wieder mal ein Karriere-Coup von Weltklasse gelang, istGrande inzwischen der größere Star. Sie ist jünger, hatdurch ihren eigenwilligen Gesangsstil fast schon eine neueMusikrichtung geprägt und trifft genau die Schnittstelleaus Autotune, Swagger-Selbstbewusstsein und goldglänzendem Talent, das sie zu einer Ausnahmekünstlerinmacht. Bei dem Powermove geht es hier also darum,Schwesternschaft und Solidarität zu demonstrieren:Schwestern, fresst euch nicht gegenseitig auf oder hassteinander, habt euch lieb! Empowert euch!

Zickenkrieg und Konkurrenzkampf sind nicht mehrdas einzige Narrativ, um das Verhältnis zwischen Künstle-rinnen zu beschreiben. Das bewiesen im vergangenen Jahrauch Taylor Swift und Katy Perry. Im Video zu SwiftsAmerika- und irgendwie auch Anti-Amerika-Hit „YouNeed To Calm Down“ versöhnen sich die beiden Sänge-rinnen. Überhaupt weiß niemand, um was es bei ihrerFehde eigentlich gegangen sein soll, irgendwas mit Back-up-Tänzern und Medien, die sich überschlugen ob dessauber auszuschlachtenden Catfights. Miau!

Irgendwann hätten sie sich auf einer Party gesehen, er-zählte Swift später, und einfach miteinander geredet. Undsich – Überraschung – gut verstanden. „Wahrscheinlichhat niemand so viel mit mir gemeinsam wie sie.“ Und siekönnen nebeneinander bestehen, why not? „We see youover there on the internet. Comparing all the girls who arekilling it. But we figured it out: we all know now, we allgot crowns“, sang Swift. Die Versöhnung war perfekt, dieInszenierung der Versöhnung sowieso: Swift als Pommes,Perry als Burger verkleidet liegen sich in den Armen. Soschön! Aufgestanden, Krönchen gerichtet, weitergemacht.Und Jennifer Lopez und Shakira, die bekanntesten Latinasin der Musikbranche, traten zusammen als Superfrauen-powereinheit beim Superbowl 2020 auf und machten mitdiesem symbolisch genialen Schritt fast vergessen, dass esim Jahr davor eine Riesendebatte darum gab, dass dieFootball-Profiliga NFL ein Problem mit schwarzen Spie-lern hat, die sich gegen Rassismus wehren, und dass ColinKapernick immer noch keinen Vertrag hat.

Zahlreiche Stars wie Cardi B und Rihanna boykottier-ten den Superbowl. 2020 war das dann weit weg, manhatte sich irgendwie an Donald Trump gewöhnt, war viel-leicht auch resigniert, und dann konnte man doch wenigs-tens die beiden Frauen feiern, die sich außerdem gegensei-tig feierten und es wirklich auch sehr schön machten: vomersten Ton bis zur simultan geschwungenen Pobacke – dasaß alles. Jetzt Krönchen richten und weitermachen! FO

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Haim ist vielleicht die beste Rockband der Welt (sorry not sorry an Die Ärzte!), kein Witz. DanielleHaim ist ein musikalisches Genie der Sonderklasse, sämtliche Singleauskopplungen des kommendenAlbums sind schlicht genial. „Women in Music Pt. 3“ erscheint am 26. Juni.FO

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Der Concept Store Smallable labelt nun jeneMarken und Produkte, die besondersnachhaltig produzieren, als „Greenable“, etwadiesen Rucksack von Léo et Violette.

Na, richten Sieauch noch IhrHomeoffice ein?Wie wäre es,neben einemrückenfreundli-chen Stuhl, miteiner Schreib-tischlampe vonMuuto?

Da man zum Frühstücken gerade nicht ohneWeiteres zu Tiffanyyy’s spppazieren kann: ein Armreifffin Roségold von Tiffany T One.

Womöglich müssen wir diesen Sommer Urlaubbb im Garten, auf Balkonien oder höchstens an derNordsee machen. Mit Badespaß-Kram von Yomonda vergoldet man sich die unglamouröse Auszeit.

Ein Sommeranzug von Brunello Cucinelli,geht gut zum Fest oder ins Büro. Aber auch imHomeoffice oder zum Blümchenpflücken.

Diese Modeschöpfer verstecken sich nicht: LeylaPiedayesh macht ohnehin die schönsten Tücher,und Lutz Huelle drapiert so, wie man es nie sah.

Bisher war uns nur die Kombi aus Schal undMütze, die Schütze bekannt. Truongiikombiniert Ohrringe und Kette. Ähm: Ohrette?Kettringe? Wir arbeiten dran.

Für noch mehr Urlaub im Garten: DieKinder-Badeschale namens „Beach-Bee“von KHW hat im Öko-Test gewonnen –sie ist frei von bedenklichen Stoffen.

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Bedeutende Dinge,Menschen, Ideen,Orte und weitereKuriositäten,

zusammengestellt vonJohanna Dürrholz

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URLAUB ZU HAUSEKinder, wir fahren in den Harz! Also, wenn ihr wollt.Wo Urlaub machen, wenn schon in Deutschland?Vergleich.org hat Suchanfragen ausgewertet und her-ausgefunden: Die Ostsee ist mit mehr als einer MillionSuchanfragen am beliebtesten, gefolgt vom Harz unddem Schwarzwald. Wandern und Baden geht schließ-lich auch bei uns!

SSSeeehhhrrr pppraktisch, wennman vvviel unterwegsist, vooor allem mitdem RRRad: Dieultrallleeeiiiccchhhttteeennn JJJaaaccckkkeeennnvon CCCanada Gooselassennn sich zuRucksack und Tascheumfuuunktionieren.

Ein Spppuck-schutzzz vonPeter KKKaiser istauch in Zeitenvon feuchterAussprachepraktisch,und innn Zeitenvon Aeeerosolennochpraktischer– vor aaallemfür Kiiinder,für dieee einMundddschutzschwieeerig ist.

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ITALIEN36

Anfang April: Zwei Frauen genießen vom Dach ihres Wohnhauses in Appia Nuova im Süden Roms aus den Sonnenuntergang.

Ende März: Im römischen Viertel Appia Nuova spielt ein Mann auf dem Dach Trompete. Andere hören zu, unterhalten sich, betrachten den Himmel.

37ITALIEN

Mitte März: Ein Dach im Zentrum von Rom, mit Blick auf den Petersdom, muss während der Ausgangssperre als Skate-Park herhalten.

m 18. Mai ist Italien aus einem düsteren Traumerwacht. Die Ausgangssperre, gewissermaßendie globale Allzweckwaffe im Kampf gegenPandemien, wird fast vollständig aufgehoben.Frei spazieren dürfen die Italiener jetzt

wieder auf den Straßen und Plätzen, in den Parks undmancherorts sogar am Strand. Nicht mehr nur auf denDächern und Dachterrassen. Es ist aber nicht so, dass dasLand sich an diesem Tag kurz schüttelt und in den neuenTag hinausmarschiert. Vielmehr ist das Aufwachen einquälend langsamer Prozess. Die Schockstarre von gut zweiMonaten hat Herz und Glieder der Nation angegriffen.Auf dem Weg zurück zu normalen Verhältnissen ist jederSchritt ein Schrittchen.

Das kann nicht anders sein, wenn man zuvor voneinem Alb in den nächsten gestürzt ist. Am 21. Februarwird in der Klinik von Codogno nahe Mailand Italiensvermeintlicher „Patient eins“ positiv auf das Coronavirusgetestet. Mattia Maestri ist 38 Jahre alt, passionierterLäufer, vor Corona kerngesund. Bis heute ist rätselhaft,wo und wie sich Maestri angesteckt hat: Er ist noch niein China gewesen, verbrachte die Monate vor der Er-krankung an Covid-19 in seiner lombardischen Heimat-

gemeinde Castiglione d’Adda, pendelte von dort zurArbeit ins nahegelegene Casalpusterlengo. Inzwischen istklar, dass das Virus schon seit Wochen, womöglich Mona-ten in Norditalien und zumal in der Region Lombardeigrassierte, ehe eine aufmerksame Anästhesieärztin inCodogno die rätselhafte Lungenerkrankung eines jungenPatienten schließlich mit dem Erreger aus der 8700 Kilo-meter entfernten chinesischen Millionenmetropole Wuhanin Verbindung bringt und den Corona-Test veranlasst.

Mattia Maestri ist überzeugt, dass er sein Leben seinerkleinen Tochter Giulia verdankt. Die ist noch gar nichtgeboren, als man ihn in der Klinik von Codogno wegenimmer schlimmerer Atemnot anästhetisiert und ans Be-atmungsgerät anschließt – für vier Wochen. Auch Maestrisschwangere Ehefrau Valentina ist mit dem Virus infiziert,übersteht die Lungenkrankheit aber mit leichten Sympto-men. Am 7. April bringt sie im Krankenhaus in MailandGiulia zur Welt, das erste Kind der beiden. „Ich war imVorzimmer des Todes“, berichtet Mattia Maestri später derZeitung „La Repubblica“. „Doch ich konnte nicht fort-gehen, während sie ankam.“ Die anschwellende Tragödieaber verschont auch die Familie Maestri nicht: MattiasVater stirbt am 21. März an Covid-19.

Zehn lange Wochen sinddie Italiener im Lockdown zu

Hause geblieben. FrischeLuft gab es für sie nur auf

den Balkonen und Dächern.Von Matthias Rüb,

Fotos Daniele Zendroni

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ITALIEN38

Anfang April: Kinder schreiben mit Kreide auf das Dach eines Hauses im Viertel Esquilino. Anfang März: Die Abendsonne tröstet zwei im Lockdown eingesperrte Männer.

Mitte März: Nach einer Runde Gymnastik genießen zwei Frauen im Zentrum von Rom den Ausblick von ihrem Dach auf den Altare della Patria.

Am Tag nach dem Corona-Test bei Mattia Maestriwerden Codogno und knapp ein Dutzend weiterer Städteund Gemeinden der Umgebung mit zusammen rund50.000 Einwohnern für zwei Wochen unter Quarantänegestellt und vollständig abgeriegelt. Mit dem Städtchen VoEuganeo in der Nachbarregion Venetien wird ebenso ver-fahren: Dort ist am Abend des 21. Februar der 78 Jahrealte Adriano Trevisan gestorben, das erste bestätigteCovid-19-Opfer in Italien. 53.000 Menschen sind vonden Maßnahmen betroffen. Es ist ein schockierender, einbeispielloser Vorgang: So etwas hat es in Italien, in ganzEuropa seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht gegeben.

Bald wird klar, dass dies nur der Auftakt zu einer vielgrößeren Katastrophe ist. Am 8. März wird über die ganzeLombardei mit zehn Millionen Einwohnern der Lock-down verhängt, tags darauf über die Nation mit allen rund60 Millionen Menschen. Wenig später erfolgt der Shut-down fast der gesamten Wirtschaftstätigkeit im Land.Nur Supermärkte, Obst- und Gemüsegeschäfte, Apothe-ken, Zeitungs- und Tabakläden bleiben als „lebensnot-wendige“ Einrichtungen geöffnet.

Die Bilder von überfüllten Intensivstationen, von über-müdeten Ärzten und Pflegern in den Kliniken überrollendas Land. Die Todeszahlen gehen rasch in die Hunderte,dann die Tausende. Aus Bergamo werden die Särge derCovid-19-Opfer mit Armeelastwagen zu Krematorien indie Nachbarregionen gebracht. Alten- und Pflegeheimewerden zu Todesfallen für jene, die eigentlich besondersvor einer Corona-Infektion hätten geschützt werden müs-sen. Dem Pflegepersonal fehlt es an Schutzausrüstung.Ärzte und Schwestern bezahlen ihren Dienst an Covid-19-Kranken massenweise selbst mit einer Infektion, vielemit dem Tod. Bis zum Ende des Lockdowns werden mehrals 32.000 bestätigte Covid-19-Tote registriert.

An Balkonbrüstungen und Fenstersimsen befestigendie Leute im ganzen Land die Nationalflagge. Klaglos unddiszipliniert unterwerfen sich ausgerechnet die notorischstaatsfernen Italiener den drastischen Einschränkungenihrer bürgerlichen Freiheiten. Statt zum Protest auf dieStraße gehen sie zum Singen der Hymne oder auch zumFlanieren aufs Dach. Und sie bleiben zu Hause. Zehnlange Wochen lang.

39ITALIEN

Mitte April: Ein Vater trainiert im Viertel Gazometro mit seinem Sohn an einem Boxsack, den er auf dem Dach angebracht hat.

Ende März: Am Lungotevere, dem Boulevard entlang des Tiber, steht ein Mann auf dem Dach seines Wohnhauses. Er blickt auf die 1886 errichtete Ponte Vittorio Emanuele II.

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VonWeinundBerg

WEIN40

m Mai 2008 stand Patrick Z’Brunmit einer Schweizer Expedition aufdem Gipfel des Mount Everest.Z’Brun, gebürtiger Walliser, hattesich zuvor als Bergführer das Studi-

um finanziert, danach eine eigene Firmaaufgebaut, sie 15 Jahre später verkauft undsich daraufhin ein Bergsteiger-Sabbaticalgegönnt. Das führte ihn unter anderemauf den höchsten Berg der Welt, den 8848Meter hohen Mount Everest. Aus der Ex-pedition 2008 entstand später eine Doku-mentation für das Schweizer Fernsehen,unter dem Titel: „Sherpas – Die wahrenHelden am Everest“. Der Film und derBildband, der dazu erschien, zeigten dasGeschehen am Everest nicht wie sonst oftaus der Sicht westlicher Gipfelaspiranten –sondern aus der Perspektive der Sherpas,der Einheimischen, die als Führer, Träger,Köche oder Routenbauer für die Expedi-tionen am Everest arbeiten. „So wurde ichfür dieses Thema sensibilisiert“, sagtZ’Brun.

Die Situation der Sherpas in Nepal,stellte der Schweizer fest, barg erstaunlicheParallelen zu der Entwicklung, die vor200 Jahren in den Tälern seiner Heimateingesetzt hatte. „Unserem Bergvolk inden Walliser Alpen wäre es damals nichtin den Sinn gekommen, freiwillig in dieBerge zu gehen – es war gefährlich, es warmühsam, und vor allem hatten sie damalsandere Sorgen als dort in der Gegend um-herzuwandern.“ Bis die ersten Engländerins Wallis kamen. Die Bergpionierebrauchten für ihre Touren ortskundigeMänner, die Ausrüstung und Materialtrugen, die ihnen den richtigen Weg durchFels und Eis wiesen. Sie brauchten Berg-führer. „Das war für die Entwicklungunserer Alpentäler ein ganz wichtigesElement“, sagt Z’Brun. „Die Bergführerwurden zu Botschaftern unserer Region.“

Genau diese Chance, das Schicksal indie eigenen Hände zu nehmen, wollteZ’Brun nun auch Sherpas ermöglichen –unter anderem aus Dankbarkeit für dieUnterstützung und Nähe, die er auf derEverest-Expedition 2008 erfahren hatte.Das war der Impuls für die Gründung derSwiss-Sherpa-Stiftung, die dazu beitragensollte, Sherpas weniger abhängig zu machenvon ausländischen Expeditionsagenturen,die sie nach Bedarf für ihre organisiertenGruppen anheuerten.

Seit 2009 unterstützt die Stiftung nunAusbildungsprogramme in Bergregionen,in denen Outdooraktivitäten zur touristi- Sherpa-Weine: Jetzt ist das Angebot komplett.

Bergführer und Weingutbesitzer: Patrick Z’Brun

schen Entwicklung beitragen und damiteine Existenzgrundlage für die Bewohnerschaffen können. Der erste Schritt war,die formale Ausbildung von Sherpas alsBergführer voranzutreiben. Im Jahr 2012wurde Nepal als 25. Mitglied des Inter-nationalen Bergführerverbands aufgenom-men. „Gut 20 nepalesische Bergführersind so inzwischen zertifiziert worden“,sagt Z’Brun. Das bedeutet: Sie könnenselbständig und nach internationalen Nor-men Kurse anbieten. Inzwischen veran-staltet die Stiftung in Nepal auch einmaljährlich einen Lawinenkurs. „Viele Trägersind oft allein zwischen den Lagern amBerg unterwegs, immer wieder kommt esdabei zu Lawinenunfällen, die mit einigenGrundkenntnissen und Verhaltensregelnwahrscheinlich hätten vermieden werdenkönnen“, sagt Z’Brun. Mehr als 400 Sher-pas haben den einwöchigen Kurs in Theo-rie und Praxis schon absolviert.

Auch im Norden Pakistans, im Kara-korum, sowie in Argentinien ist die Stif-tung mit Schul- und Ausbildungsprojek-ten tätig. „Es hat mich immer fasziniert“,sagt Z’Brun, „dass es eine Art Ur-Berg-mentalität zu geben scheint, ob in der

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Domaines Chevaliers: Patrick Z’Brun hat das Weingut in der Walliser Gemeinde Salgesch im Jahr 2008 übernommen.

Schweiz oder Italien, in Nepal oder imKarakorum oder in Argentinien. EineMentalität, die zum Teil sehr ähnlich ist,obwohl es sich um ganz verschiedeneKulturen und Religionen handelt: dasRealisieren, dass man in dieser kargen,harten Umwelt nur dann überleben kann,wenn man zusammenhält, wenn man ein-ander aushilft.“

Viele Projekte der Swiss-Sherpa-Stif-tung wurden und werden auf ungewöhn-liche Weise finanziert. Als Patrick Z’Brunnach dem Verkauf seiner Firma eine neueunternehmerische Herausforderung such-te, fand er sie in einer alten Leidenschaft:dem Weinbau. Er kaufte ein Weingutim Wallis, der größten Weinregion derSchweiz. Dort entstand die Idee, derArbeit der Swiss-Sherpa-Stiftung durcheinen eigenen Wein ein Gesicht zu gebenund sie auf diese Weise zugleich zu finan-zieren – „als Hommage an die Sherpas undandere Bergvölker“, wie Z’Brun sagt.

Er gestaltete für die Weine Etiketten,die an tibetische Gebetsfahnen erinnern,der Text darauf stammt aus Z’Bruns Eve-rest-Tagebuch von der Expedition 2008.Übersetzt hat ihn einer der Sherpas, diedamals mit ihm unterwegs waren. In denvier Ecken des Etiketts erzählt je eineZeichnung von persönlichen Begegnun-gen und Erlebnissen mit Sherpas, dieZ’Brun 2008 nachhaltig beeindruckthaben. „Das sind sehr persönliche Sachen.“

Auch bei den Weinen spielen die Bergeeine wichtige Rolle. Der erste Sherpa-Weindes Weinguts Domaines Chevaliers war2009 der Sherpa Rouge, seine Basis ist die

autochthone Rebsorte Humagne Rouge.„Ich wollte unbedingt etwas mit dieserSorte machen, damit das Thema Bergauch durchgängig ist“, sagt Z’Brun. DreiJahre später folgte dann der Sherpa Blanc.Seine Basis ist der Heida, eine weißeRebsorte, ebenfalls eine regionale Beson-derheit des Wallis: Die Trauben stammenaus einem der höchstgelegenen WeinbergeEuropas.

Nun komplettieren drei weitere Sherpa-Weine das Angebot, das farblich in Anleh-nung an die fünf Farben der Gebetsfahnengestaltet ist, die für die Elemente Erde,Wasser, Feuer, Luft und Himmel stehen.Die drei neuen Weine sind der SherpaEverest (Merlot, Syrah, Cabernet Sauvig-non), der Sherpani (Pinot Noir) und derSherpa Rosé (Gamay, Pinot Noir, Merlot,Cornalin). Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben aber auch die Präsenta-tionspläne von Patrick Z’Brun vereitelt.Der Sherpa Everest sollte eigentlich imhöchsten Bergrestaurant Europas in Zer-matt lanciert werden, in Anwesenheit vonDendi Sherpa, mit dem Z’Brun 2008 aufdem Everest stand, und der ursprünglichauch eine Flasche mit an den höchsten

Die Swiss-Sherpa-Stiftung will Bergbewohnernin armen Regionen eine Existenzgrundlage bieten.Finanziert wird sie unter anderem – durch Wein.

Von Bernd Steinle

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Gipfel der Welt nehmen sollte. Nun hofftZ’Brun auf das nächste Jahr.

Die erste Flasche Sherpa-Wein aufdem Mount Everest wird es sowieso nichtmehr werden. Z’Brun hatte einem Sherpa-Freund von der Expedition 2008 einmalein paar Kisten Sherpa-Wein geschickt,als er erfahren hatte, dass dieser wiederzum Everest unterwegs war. „Er hatte soeine Freude an der Idee, dass er dann ohnemein Wissen eine Flasche Sherpa-Wein aufden Gipfel getragen hat“, sagt Z’Brun.Monate später bekam der Winzer ein Fotozugeschickt, ohne Kommentar, das denSherpa auf dem Everest-Gipfel zeigt, miteiner Flasche Sherpa-Wein in der Hand.„Das war damals ein sehr emotionalerMoment für mich“, sagt Z’Brun. „Da hatsich ein Kreis geschlossen.“

REISE 41

Grüßeaus

Auch unsere Korrespondenten sindwegen Corona zu Hause geblieben.Und haben die schönsten Flecken in

ihren Heimatstädten entdeckt.

IIIn der StuttgarterIIInnenstadt sindSSSchlossplatz undOOOberer Schlossgartenssseit der Pandemiebbbesonders beliebt –nnnicht nur bei Renn-rrradfahrern, sondernaaauch bei Angestelltenaaaus den umliegendenBBBüros in der Mittags-pppause. (rso.)

Die James-Simon-Galerie auf derBerliner Museums-insel ist noch zu.Deshalb lässt es sichauf den Stufen desChipperfield-Bausbesser abhängen dennje. Das Herz Berlins,ganz intim. (sha.)

Um dieses Alpaka grasen zu sehen,muss man nicht in die Anden reisen.Eine hügelige Radfahrt führt von Kölnaus zu der Wiese im Bergischen Land.Dort haben ein paar im Zoo geboreneTiere im Ort Herkenrath ihr Renten-domizil gefunden. (joja.)

Dresdens bestes Sogibt’s im Café Komischin der Neustadt. Ge-genüber lädt der Alaun-park zum Nachdenkenüber die nächste leckereSorte ein. (lock.)

Die Stadt scheint inder Krise enger zuwerden. Ein Spielplatzder nicht hoffnungslosüberfüllt ist, wie indiesem Park imHamburger ElbvorortNienstedten, wirktda wie das ganz großeLos. (mawy.)

In Wiesbaden trinktman eigentlich eherRiesling aus demRhhR eingau als Äppelwoi.Der Schoppenhof amSedanplatz aber, nunwieder geöffnet, ist eineEnklave der Bembel-Kultur. Die Auswahlan guten Schoppenässt jeden Frankfurterrblassen. (bad.)

DDDDSSSSwEEEEKKKaaaalääääer

In München lässtsich der EnglischeGarten derzeit ohneTouristen genießen.Etwa der Blick aufdie „E2“: die klei-nere, so viel schönergelegene Surferwelledes Eisbachs. (ktr.)

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42 FRAGEBOGEN

Was essen Sie zum Frühstück?Brokkoli und Ei, dazu gibt es einen Hafermilchkaffeeund einen Grünen Tee, den ich über Nacht stehen lasse.

Wo kaufen Sie Ihre Kleidung ein?Ich kaufe überhaupt keine Kleidung ein, weil ich meistetwas von den Filmen mitnehme. Ich bin da relativpragmatisch, was meine Klamotten angeht. Jeans zumBeispiel, die am Set zum Anprobieren angekommen sind,ziehe ich gerne weiter an. Wenn ich mal T-Shirts kaufe,dann bei Urban Outfitters.

Was ist das älteste Kleidungsstück in Ihrem Schrank?Das müsste ein Schlüpfer sein, der aus dem Film„Soloalbum“ stammt. Den haben wir 2002 gedreht.

Wann haben Sie zuletzt handschriftlich einen Brief verfasst?Ich schreibe derzeit sehr viel handschriftlich, weil ichmich mit der japanischen Lebenskultur beschäftige, undda geht es darum, dass man viel mit den Händen macht.Aber einen Brief geschrieben habe ich ewig nicht, nur malZettel am Morgen: „Hi, Du bist die beste Frau der Welt,und ich geh dann mal laufen. Also krieg keinen Schock,wenn Du aufwachst. Ich bin nicht da!“ Das könnte maneinen Liebesbrief nennen. Aber einen Brief mit Adresseund Absender: gefühlt seit 1974 nicht mehr.

Welches Buch hat Sie im Leben am meisten beeindruckt?Eigentlich sind es mindestens drei Bücher: Max FrischsTagebücher aus den Jahren 1946 bis 1949, dann „Seide“von Alessandro Baricco und dann noch japanische Ikigai-Bücher, in denen es darum geht, wie man in seinemAlltag zurechtkommt.

Wie informieren Sie sich über das Weltgeschehen?Über den Newsletter der F.A.Z., den ich aufs Telefongeschickt bekomme. Dazu noch „Zeit“ und „Spiegel“.Aber alles übers Handy. Zeitschriften und Zeitungenhabe ich nicht abonniert, da bin ich sparsam. Und Nach-richten im Fernsehen mag ich nicht, da ist mir zu vielPanikmache dabei.

Was ist Ihr bestes Smalltalk-Thema?Ich überlasse es gerne meinem Gegenüber, mit einemSmalltalk-Thema anzufangen. Wenn der mich fragt, wiees mir geht, frage ich gleich zurück: Ja, wie geht es Dirdenn? Und dann lasse ich ihn reden.

Bei welchem Film haben Sie zuletzt geweint?Bei dem Netflix-Film „Marriage Story“. Als der Mannregistriert, das Thema mit seiner Ehe ist durch, habe ichauch eine Träne vergossen.

Sind Sie abergläubisch?Nein, bin ich nicht. Ich habe zwei, drei Glücksbringer,die mich hin und wieder begleiten, und ich nehme auchmal einen Cent mit. Aber ich versuche, viel im Hier undJetzt zu sein, darum passt Aberglaube nicht zu meinemLeben.

Worüber können Sie lachen?Am meisten lachen kann ich über gute Witze mitFäkalhumor und generell über gute Situationskomik.Da bin ich immer für zu haben.

Ihr Lieblingsvorname?Uwe Uwe. Über den Doppelnamen haben die Wallertsein Lied gemacht, da habe ich schon Tränen drüber

gelacht. Richtige Lieblingsvornamen habe ich sonst nicht.Ein paar finde ich ganz lustig. Matthias gehört nichtdazu. Das ist gewiss nicht mein All-Time-Favourite, weil’sauch so ein harter Name ist mit den zwei T in der Mitte.Ich war aber zuletzt viel in Amerika, und da finde ich esdann schon wieder gut, dass die Leute sich mit meinemNamen beschäftigen müssen.

Machen Sie eine Mittagspause?Immer, schon um mein Stresslevel zu regeln. Dabeiversuche ich auch, ein Power-Napping von vier, fünfMinuten zu machen.

In welchem Land würden Sie gerne leben?Ich lebe sehr gerne in Deutschland, mag aber auch dieLandschaft in Amerika. Ich würde das gerne miteinanderverbinden. Ich hätte nichts gegen halb hier, halb dort.

Was fehlt nie in Ihrem Kühlschrank?Apfelmus wegen der Kinder. Die lieben das. UndLemonaid, entweder Limette oder Mango. Die habenwir immer da. Mit jeder Flasche Limonade spendetman etwas für einen guten Zweck.

Fühlen Sie sich mit oder ohne Auto freier?Mit! Ich bin leider wirklich ein richtiger Hardcore-Autofahrer. Ich liebe das. Wenn ich schlecht drauf bin,setze ich mich auch mal für eine halbe Stunde ins Autound höre Musik. Nicht um schnell zu fahren, das istfür mich mehr wie auf einem Sofa zu sitzen, mit demman durch die Landschaft fährt.

Was ist Ihr größtes Talent?Leute zusammenzubringen.

Was tun Sie, obwohl es unvernünftig ist?Ein drittes Glas Wein trinken.

Welcher historischen Person würden Sie gerne begegnen?Dem Zen-Priester, der in Japan die Teezeremonieentwickelt hat.

Tragen Sie Schmuck? Und eine Uhr?Nur ein paar silberne Armbänder aus einem kleinenLaden in Los Angeles, eine Uhr trage ich nicht.

Haben Sie einen Lieblingsduft?Oud Weiss von Frau Tonis Parfum Berlin.

Was war Ihr schönstes Ferienerlebnis?Ferien sind ja immer schön. Aber was uns alle beein-druckt hat, war eine Bootstour an der südfranzösischenKüste vor Antibes. Dort sind wir mit Seabobs tauchengegangen, und dann kam ein wilder Delphin, der hat vierStunden mit uns unter Wasser gespielt. Das war total irre.

Auf welchem Konzert waren Sie zuletzt?Bei dem australischen Musiker Ry X hier in der MusicHall in Berlin. Der ist Wahnsinn.

Was fehlt Ihnen zum Glück?Mir jeden Tag die Frage zu stellen: Was blockiert meinGlücklichsein?

Was trinken Sie zum Abendessen?Lemonaid Limette und ein Wasser.

Aufgezeichnet von Peter-Philipp Schmitt.

Mit gerade einmal 22 Jahren gelangMatthias Schweighöfer 2003 ander Seite von Nora Tschirner derDurchbruch – mit der Roman-verfilmung „Soloalbum“. Seitherwar der 1981 in Anklam geboreneund in Berlin lebende Schweighöfer,der aus einer Schauspielerfamiliestammt, in vielen nationalen undinternationalen Produktionen zusehen, unter anderen als MarcelReich-Ranicki in der Verfilmungvon dessen Autobiographie. Undder Neununddreißigjährige kannauch singen: Das bewies er schonmit seinem ersten Album „LachenWeinen Tanzen“. Im August folgtsein zweites. Titel: „Hobby“.

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Olaf Hajek verbindet die Porträtmalerei und das Sti

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