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ZUKÜNFTIGES AUS DER VERGANGENHEIT Automobilausstellungen ziehen die Massen an. Dafür verantwortlich sind vor allem die neuesten Modelle und Designstudien der Hersteller. Dagegen stoßen Teile und Visionen der Zulieferindustrie bei den Besuchern meist auf eher geringes Interesse. Zu Unrecht! BILD © Fotolia 4 RÜCKBLICK

Zukünftiges aus der Vergangenheit

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ZUKÜNFTIGES AUS DER VERGANGENHEIT Automobilausstellungen ziehen die Massen an. Dafür verantwortlich

sind vor allem die neuesten Modelle und Designstudien der Hersteller.

Dagegen stoßen Teile und Visionen der Zulieferindustrie bei den

Besuchern meist auf eher geringes Interesse. Zu Unrecht!

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EXKLUSIVITÄT UND BESUCHERANSTURM

In diesem Jahr findet bereits die 65. Internationale Automobil-Ausstellung statt – wie gewohnt in Frankfurt am Main. Doch das war nicht immer so: 1897, also bereits elf Jahre nach der Patentanmeldung des Benz’schen Dreira-des, zeigten vier Aussteller acht „Motor-wagen“ im Berliner Hotel Bristol. Die Organisatoren, der „Mitteleuropäische Motorwagenverein“, resümieren mehr als zufrieden eine große Resonanz und Besucherzahl. Man beachte den Namen des damaligen Organisators. „Mitteleuro-päisch“ war Ende des 19. Jahrhunderts bereits ein Thema. Als „Automobil-Revue“ präsentierte sich die Ausstellung für die Besucher in Berlin. Einlass beka-

men diese nur auf Einladung und Zuwei-sung an der Hoteltür. Schon der Rahmen, in dem diese Veranstaltung stattfand, ließ das gemeine Volk an der Eingangs-tür scheitern. Ähnlich ergeht es auch heute der Mehrheit an den Standflächen der Firmen von Aston Martin, Bentley, Bugatti, Ferrari, Maserati und Rolls-Royce. Sie werden ebenfalls nur auf Einladung für den Besucher geöffnet. Alle anderen Serienhersteller buhlen auf großen, für jedermann zugänglichen Messeständen mit ihrem neuesten Port-folio um die Gunst der Autointeressierten und Kunden.

KEIN AUTOMOBIL OHNE ZULIEFERINDUSTRIE

Die Hersteller von Fahrzeugteilen und Komponenten haben es dagegen recht schwer, auf sich aufmerksam zu machen. Hier fehlt den meisten Menschen das Wissen über den Umfang und vor allem die Bedeutung der zugelieferten Teile und Systeme. Was wäre ohne die Erfin-dungen und Patente eines Robert Bosch aus den Firmen Benz und Daimler geworden? Fiat ohne Magneti Marelli – der Fiat Croma von 1987 mit Diesel-Direkteinspritzung sei hier als Beispiel genannt. Und das ein Jahr bevor Audi mit dem Typ 100 TDI auf dem Markt erschien. Oder im Motorsport, insbeson-dere in der Formel-1, bei den Teams von BMW-Sauber, Ferrari, Renault, Toyota und Red Bull Racing. Alle diese Teams erhalten wichtigste Motorsteuerungsele-mente und mehr von Magneti Marelli. Die Liste ließ sich schier endlos verlängern.

Da ein Fahrzeughersteller nicht in der Lage ist, alle benötigten Komponenten in Eigenregie zu entwickeln, um diese in die Serie einfließen zu lassen, ist eine intensive Zusammenarbeit mit den Zulie-ferfirmen zwingend notwendig. Dabei werden Achskörper, Fahrwerkskompo-nenten, Bremsanlagen, Wischermotoren und vieles mehr benötigt und geliefert, selbst ganze Frontmasken mit bereits integrierten Scheinwerfereinheiten, der gesamte Armaturenträger mit all seinen Anzeigeinstrumenten. Interieur ist ein Beispiel für einen großen Namen wie Recaro (Reutter Carosserie). Aus einem Karosseriebaubetrieb spaltete sich der Firmenzweig für Liegesitzbeschläge, Nackenstützen, komplette Autositze und deren Sitzschienen ab. Daraus ent-

AUTOR

DETLEF KREHList freier Autor und

Korrespondent der ATZ.

➊ Recaro-Sitz

5 September 2013

wickelte sich ein Sportsitz mit weltweit positiv besetzten Attributen, der Recaro-Sportsitz, ➊.

EXTERIEUR UND INTERIEUR – ZEIGEN WAS MÖGLICH IST

Ein weiterer erst in der Neuzeit genann-ter Name ist in diesem Bereich die Firma Faurecia, die sich 1999 aus Bertrand Faure und Ecia (Equipements et Compo-

sants pour l’Industrie Automobile) grün-dete. Im Rahmen der Los Angeles Auto Show im November 2007 präsentierte Faurecia erstmals seine Konzeptstudie „Premium Attitude“. Anhand einer Inte-rieur-Studie in einem klassischen Tatra 603/2 aus dem Jahr 1972 zeigte das Unternehmen auf, welche zukünftigen technologischen Innovationen möglich sind. Die Verwendung von Naturholz, ein Sitzkissen, das sich in Festigkeit,

Tiefe und Winkel der Statur des Fahrers anpasst, ein ausziehbarer Kofferraum ebenso wie eine intelligente, selbsttra-gende Instrumententafel stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus zuvor bereits präsentierten Studien dar. In Erinnerung sei hier nur die Studie „Limousine 89“ gebracht, die auf der Frankfurter Internationalen Automobil Ausstellung 1989 gezeigt wurde und in der einige der genannten Innovatio-

➋ „Limousine 89“ (Quelle gp GmbH)

➌ Porsche – FLA

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7 September 2013

Wir stellen ausHalle 5.1 Stand A26

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nen berücksichtigt werden konnten, ➋. Sie entstand in Kooperation unter-schiedlichster Zulieferer. Noch weiter zurück liegt der Erscheinungstermin der Studie FLA von Porsche auf der IAA 1973. Eine Fahrzeugstudie mit der klangvollen Bezeichnung „Forschungs-projekt Langzeit Automobil“ (FLA – Typ 1989), ➌. Die Typenbezeichnung 1989 bestimmt nicht das Jahr, sie ist eine Folge der von Porsche intern geführten Zahlenkombinationen, wie beim Typ 911. Aus FLA abgeleitet hielt zwei Jahre später beidseitig verzinktes Blech Ein-zug in die Serienfertigung.

DEN ANFANG MACHTE OPEL

Die ersten wirklich aufsehenerregenden Studien der Neuzeit präsentierte Opel mit dem Experimental 1965, dem Opel GT Concept und der außergewöhnlichen Studie CD von 1969. Nach nunmehr fast 50 Jahren präsentiert Opel wieder eine atemberaubende Designstudie, den Monza Concept, ➍. Der erst seit März 2013 tätige Vorstandsvorsitzender der

Adam Opel AG, Dr. Karl-Thomas Neu-mann, stellt in Frankfurt höchstpersön-lich die neue Studie vor. Die Erwartun-gen an ihn und die Serienfertigung eines so emotionalen Fahrzeugs wie den Monza sind ungewöhnlich hoch.

CONCEPTCARS UND IHRE SCHICKSALE

Welche Zukunft hatten bisherige Con-ceptcars der IAA? Ein kurzer Rückblick auf einige Studien zeigt: Aus dem Audi AL 2 von 1997 wurde der A 2. BMW stellte 1991 mit dem E 1 einen weiteren elektrischen Versuch dar, nach dem BMW 1602 Elektro (1972) für die olym-pischen Spiele in München. Aktuell prä-sentiert BMW den i3, der in Serie herge-stellt werden wird. Daimler und die Pkw Sparte Mercedes-Benz brachte zwei Mal sensationelle Studien nach Frank-furt. 1969 den C111 und 1991 den C112. Beide Fahrzeuge dienten dem Hersteller nur als Versuchsträger. Honda stellte 1965 erstmalig seinen kleinen Sportwa-gen S 600 in Deutschland vor. Damit

waren sie auch gleichzeitig der erste japanische Automobilhersteller, der auf der IAA ausstellte.

Über andere Conceptcars wurde schlichtweg der Deckmantel des Schwei-gens ausgebreitet. So der Audi e-tron von 2009, der bis Ende 2012 auf den Markt kommen sollte. 2003 war ein großen Rau-nen in der Halle der italienischen Auto-mobil-Hersteller zu vernehmen: Lancia stellte eine neue Fulvia-Studie aus. Sie war Emotion pur. Das einzige, was man danach von ihr sah oder hörte war, dass sie nicht gebaut wurde.

EXKLUSIVITÄT UND LIMITIERUNG

Porsche ist ein Hersteller, der es immer wieder schafft, seine Klientel für sich neu zu begeistern. 1989 zum 80. Geburtstag von „Ferry“ Porsche gab es das Modell „Panamericana“. Vier Jahre vorher sorgten der Allradantrieb und zwei parallel geschaltete Turbolader (Registerladung) der Studie B, der spätere Typ 959, für Gesprächsstoff bei den Besuchern in Frankfurt. In

➍ Dr. Karl-Thomas Neumann mit dem Monza Concept (Bild © GM/Opel)

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diesem Jahr feiert der Porsche 911 sei-nen 50. Geburtstag. Ein auf 1963 Exem-plare limitiertes Sondermodell 911-50 stellt den Höhepunkt des Geburtstags auf der Messe dar, ➎.

FAHRERASSISTENZSYSTEME UND ANTRIEBSTECHNIK

Andere Hersteller und Zulieferer entwi-ckeln in eine ganz andere als in die emo-tionale Richtung. Das semi-autonome Fahren dient der Sicherheit im Straßen-verkehr. Lkw, Pkw, Radfahrer und Fuß-gänger verknüpfen zunehmend ihre Daten und vernetzen sich als Verkehrs-teilnehmer untereinander. Hier zeigt bei-spielsweise TRW sein Engagement – kognitive Sicherheit. Mit einer Kamera-technik und extrem hoher Rechenleistung ist man auf dem Weg zur Serienreife. Elektromobilität und Wasser-stofftechnik mit der Brennstoffzelle sind zwei weitere mögliche Ausprägungen künftiger Mobilität. Hier zeigt vor allem Toyota seine Vorreiterrolle als Hybrid-Hersteller. Jüngst haben die Japaner aber auch ihre emotionale Seite wieder gezeigt und mit dem GT 86, der bau-gleich mit dem Subaru BRZ ist, ein mit sportlichen Attributen behaftetes Modell vorgestellt. Mitsubishi hat mit dem i-MiEV eine Vorreiterrolle im rein elek-trobetriebenen Fahrzeugsegment einge-nommen und knüpft jetzt mit einem SUV, dem Outlander PHEV, an diese Technik an. Als Plug-in-Hybrid kann der offroadfähige Mitsubishi jegliche Fahr-modi automatisch anwählen und so für

den jeweils besten Vortrieb sorgen. Hyundai hingegen wählt als erster Auto-mobilhersteller die serienmäßige Herstel-lung eines Brennstoffzellen-Fahrzeugs. Im Typ ix35 Fuel Cell reagiert Wasser-stoff mit Sauerstoff und erzeugt bei

dieser Fusion Elektrizität. Eine Entwick-lung für die Zukunft, die jetzt bereits serienfähig und käuflich ist. Nur eine Voraussetzung hat bisher mit dieser Ent-wicklung nicht Schritt gehalten: die Infra-struktur, um Wasserstoff zu tanken.

➎ Das limitierte Model von Porsche, der 911-50 (Bild © Porsche)

9 September 2013

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