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Zukunftsgestalter in Bibliotheken 2015 Franziska Klatt* Information Expert Passport Blended-Learning- Programm zur Vermittlung von Informations- kompetenz der Bibliothek Wirtschaft & Management der Technischen Universität Berlin DOI 10.1515/bfp-2015-0046 Zusammenfassung: Der Information Expert Passport ist ein Programm zur Vermittlung von Informationskom- petenz vom Studienanfänger bis hin zum Promovierenden der Bibliothek Wirtschaft & Management der Technischen Universität Berlin. Es kombiniert szenariobasierte Lern- videos in Comic-Form und Leitfäden mit Präsenzveranstal- tungen für eine nachhaltige Wissensvermittlung. Alle Lernelemente beziehen sich auf vier Informationskom- petenz-Dimensionen. Teilnehmer sammeln mit ihrem per- sönlichen Passport Stempel für absolvierte Lernelemente. Schlüsselwörter: Informationskompetenz; Blended Lear- ning; Lernvideos Information Expert Passport Blended Learning-based Program for the Dissemination of Information Literacy Skills of the Bibliothek Wirtschaft & Management of the Technische Universität Berlin Abstract: The Information Expert Passport is a program of the Bibliothek Wirtschaft & Management of the Technische Universität Berlin based on a blended learning approach for the dissemination of information literacy to first semes- ter students through to PhD students. It combines scena- rio-based cartoon-style video tutorials and handbooks with classroom trainings. It focusses on sustainable knowledge transfer. All learning components are derived from four information literacy dimensions. Participants collect stamps for completing learning components. Keywords: Information literacy; blended learning; video tutorials 1 Die Bibliothek Wirtschaft & Management Die Bibliothek Wirtschaft & Management 1968 als Wirt- schaftswissenschaftliche Dokumentation gegründet ge- hört zur Fakultät VII Wirtschaft und Management der Technischen Universität Berlin. Ihre primäre Nutzergruppe sind ca. 4000 Studierende und 250 Forschende der Fakul- tät VII. 1 Der Sammelschwerpunkt der Bibliothek liegt auf den Fächern Wirtschaftswissenschaften, Recht und Statis- tik. Zum Dienstleistungsportfolio zählen darüber hinaus eine Bibliotheksapp, Library Toolbars, Gruppenarbeitsräu- me, Auftragsrecherchen und vieles mehr. 2013 erhielt die Bibliothek für ihr umfassendes Qualitätsmanagement für drei Jahre das Zertifikat Ausgezeichnete Bibliothek. Das Bibliotheksteam besteht aus 12 festangestellten Mitarbei- tern, von denen 5 mit der Vermittlung von Informations- kompetenz betraut sind, und zahlreichen studentischen Mitarbeitern. 2 Hintergrund und Motivation des Projektes Der Information Expert Passport (IEP) ist ein auf einem Blended-Learning-Ansatz basierendes Programm zur Ver- mittlung von Informationskompetenz (IK). Bei der Vermitt- lung von IK stand die Bibliothek vor verschiedenen He- rausforderungen. So verfügt die Bibliothek für diese Aufgabe nur über begrenzte personelle Ressourcen. Des Weiteren stehen in den einzelnen Lehrveranstaltungen der *Kontaktperson: Dr. Franziska Klatt, [email protected] 1 http://www.wm.tu-berlin.de/menue/ueber_uns/fakultaet_in_zah len/ (Zugriff am 11.06.2015). BIBLIOTHEK Forschung und Praxis 2015; 39(3): 334341 Bereitgestellt von | Technische Universität Berlin Angemeldet Heruntergeladen am | 26.10.17 09:17

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Zukunftsgestalter in Bibliotheken 2015

Franziska Klatt*

Information Expert Passport – Blended-Learning-Programm zur Vermittlung von Informations-kompetenz der BibliothekWirtschaft &Management der Technischen Universität Berlin

DOI 10.1515/bfp-2015-0046

Zusammenfassung: Der Information Expert Passport istein Programm zur Vermittlung von Informationskom-petenz vom Studienanfänger bis hin zum Promovierendender Bibliothek Wirtschaft & Management der TechnischenUniversität Berlin. Es kombiniert szenariobasierte Lern-videos in Comic-Form und Leitfädenmit Präsenzveranstal-tungen für eine nachhaltige Wissensvermittlung. AlleLernelemente beziehen sich auf vier Informationskom-petenz-Dimensionen. Teilnehmer sammeln mit ihrem per-sönlichen Passport Stempel für absolvierte Lernelemente.

Schlüsselwörter: Informationskompetenz; Blended Lear-ning; Lernvideos

Information Expert Passport – Blended Learning-basedProgram for the Dissemination of Information LiteracySkills of the BibliothekWirtschaft &Management of theTechnische Universität Berlin

Abstract: The Information Expert Passport is a program ofthe BibliothekWirtschaft &Management of the TechnischeUniversität Berlin based on a blended learning approachfor the dissemination of information literacy to first semes-ter students through to PhD students. It combines scena-rio-based cartoon-style video tutorials and handbookswith classroom trainings. It focusses on sustainableknowledge transfer. All learning components are derivedfrom four information literacy dimensions. Participantscollect stamps for completing learning components.

Keywords: Information literacy; blended learning; videotutorials

1 Die BibliothekWirtschaft &Management

Die Bibliothek Wirtschaft & Management – 1968 als Wirt-schaftswissenschaftliche Dokumentation gegründet – ge-hört zur Fakultät VII Wirtschaft und Management derTechnischen Universität Berlin. Ihre primäre Nutzergruppesind ca. 4 000 Studierende und 250 Forschende der Fakul-tät VII.1 Der Sammelschwerpunkt der Bibliothek liegt aufden Fächern Wirtschaftswissenschaften, Recht und Statis-tik. Zum Dienstleistungsportfolio zählen darüber hinauseine Bibliotheksapp, Library Toolbars, Gruppenarbeitsräu-me, Auftragsrecherchen und vieles mehr. 2013 erhielt dieBibliothek für ihr umfassendes Qualitätsmanagement fürdrei Jahre das Zertifikat „Ausgezeichnete Bibliothek“. DasBibliotheksteam besteht aus 12 festangestellten Mitarbei-tern, von denen 5 mit der Vermittlung von Informations-kompetenz betraut sind, und zahlreichen studentischenMitarbeitern.

2 Hintergrund undMotivation desProjektes

Der Information Expert Passport (IEP) ist ein auf einemBlended-Learning-Ansatz basierendes Programm zur Ver-mittlung von Informationskompetenz (IK). Bei der Vermitt-lung von IK stand die Bibliothek vor verschiedenen He-rausforderungen. So verfügt die Bibliothek für dieseAufgabe nur über begrenzte personelle Ressourcen. DesWeiteren stehen in den einzelnen Lehrveranstaltungen der

*Kontaktperson: Dr. Franziska Klatt, [email protected] http://www.wm.tu-berlin.de/menue/ueber_uns/fakultaet_in_zahlen/ (Zugriff am 11.06.2015).

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Fakultät Wirtschaft und Management meist nur 2–4 Termi-ne im Semester für Bibliotheksschulungen zur Verfügung.Schließlich wird die Relevanz der SchlüsselqualifikationIK von den Zielgruppen oft noch gering eingeschätzt. ZurÜberwindung der aufgeführten Herausforderungen wurdedas Information-Expert-Passport-Programm entwickelt.

3 Konzept

Zunächst wurde eine Analyse verschiedener Informations-kompetenz-Modelle und Standards wie den Standards derSociety of College, der National and University LibrariesSCONUL, den Standards der Association of College & Re-search Libraries ACRL und den Standards des DeutschenBibliotheksverbandes durchgeführt.2 Eine Bewertung führ-te zu dem Ergebnis, die Standards des Deutschen Biblio-theksverbandes in die Teilkompetenzen Informations-bedarf definieren, Informationen finden, Informationenbewerten sowie Informationen verarbeiten & präsentierenzu differenzieren. Dabei wurden die fünfte IK-Dimensiondes DBVs – der verantwortungsvolle Umgang bei der Nut-zung und Weitergabe von Informationen – und die vierteIK-Dimension – effektive Informationsverarbeitung undzielgruppengerechte Informationsvermittlung – zur Redu-zierung der Komplexität des Programmes kombiniert.

Des Weiteren wurde dem SCONUL-Modell der Grund-gedanke übernommen, für jede IK-Dimension verschiede-ne Fähigkeitsniveaus zu berücksichtigen. Die im SCONUL-Modell differenzierten Fähigkeitsniveaus Novice (Anfän-ger), Advanced Beginner (Fortgeschrittener Anfänger),Competent (Kompetent), Proficient (Geübt) und Expert(Experte) wurden auf die drei Stufen Anfänger (Studien-anfänger), Fortgeschrittene (Bachelor- und Masterstudie-rende) und Experten (Promovierende) fokussiert, um ein

handhabbares und leicht verständliches Programm ent-wickeln zu können. Für alle drei Fähigkeitsniveaus wur-den entsprechende Lernelemente für die vier IK-Dimensio-nen definiert.

Dem IEP liegt ein Blended-Learning-Ansatz zugrunde,bei dem Präsenzveranstaltungen kombiniert mit E-Lear-ning-Materialien angeboten werden.3 Oftmals bieten Bi-bliotheken E-Tutorials für Studierende und Forschendelosgelöst von Schulungen an, damit sich diese Zielgruppendas IK-Wissen selber aneignen können.

Eine Integration von E-Learning-Materialien mit Prä-senzveranstaltungen verspricht ein nachhaltiges Lernen,da das selbstbestimmte und selbstverantwortliche Lernendurch die digitalen Anteile gesteigert wird und durch vieleÜbungen und einem gegenseitigen Austausch innerhalbder jeweiligen Zielgruppe in den Präsenzveranstaltungendas erlernte Wissen stärker im Gedächtnis verankert wird.Durch das Konzept wird IK-Wissen genau dann vermittelt,wenn es benötigt wird.

Als E-Learning-Materialien wurden 14 professionelleLernvideos in Comic-Form mit integrierten Desktopauf-nahmen produziert und Leitfäden erstellt. Sie dienen derVor- und Nachbereitung von Präsenzveranstaltungen imSelbststudium. Die Videos sind maximal 5 Minuten lang.Durch ihren Szenarioansatz sind die Videos sehr praxis-nah. So durchlaufen darin die Studierenden Anna undMax ihr Studium und erhalten von ihrem Professor be-stimmte Themen oder Aufgaben. Julia arbeitet an ihrerPromotion. Alle drei werden bei ihren spezifischen Heraus-forderungen durch die Bibliothekarin Frau Müller unter-stützt.

Alle E-Learning-Materialien sind öffentlich über dieWebsite der Bibliothek sowie deren YouTube-Kanal zu-gänglich.4 Innerhalb von Lehrveranstaltungen sind alle E-Learning-Materialien durch die Online-LernplattformISIS 2/Moodle der TU Berlin mit den Präsenzveranstaltun-gen für eine harmonisierte Lernerfahrung integriert. EinÜberblicksvideo erklärt den IEP.5

Insgesamt gibt es auf Anfänger-Niveau 7, auf Fort-geschrittenen-Niveau 14 und auf Experten-Niveau 8 Lern-elemente. Eine Übersicht aller Lernelemente ist in Abbil-dung 1 dargestellt.

2 SCONUL Working Group on Information Literacy: The SCONULSeven Pillars of Information Literacy Core Model For Higher Educati-on. 2001: http://www.sconul.ac.uk/sites/default/files/documents/coremodel.pdf (Zugriff am 11.06.2015); SCONUL Advisory Committee onInformation Literacy Information Skills in higher education. briefingpaper: http://www.sconul.ac.uk/sites/default/files/documents/Seven_pillars2.pdf (Zugriff am 11.06.2015); Association of College & Re-search Libraries ACRL: Information Literacy Competency Standardsfor Higher Education. 2009: http://www.ala.org/acrl/standards/informationliteracycompetency#ilhed (Zugriff am 11. 06. 2015); DeutscherBibliotheksverband e. V. (2009): Standards der Informationskompe-tenz für Studierende: http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/Kommissionen/Kom_Dienstleistung/Publikationen/Standards_InInfokompete_03.07.2009_endg.pdf (Zugriff am 11.06.2015).

3 Homann, Benno: Standards und Modelle der Informationskom-petenz. Kooperationsgrundlage für bibliothekarische Schulungsakti-vitäten. In: Krauß-Leichert, Ute (Hg.): Teaching Library: eine Kern-aufgabe für Bibliotheken Frankfurt amMain 2007, S. 81–99.4 https://www.dbwm.tu-berlin.de/ und http://www.youtube.com/user/TUBerlinDBWM.5 https://youtu.be/j0ZsCYFs70A.

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Für absolvierte Lernelemente sammeln die Teilneh-mer Stempel in ihrem persönlichen IEP, der gleichzeitigals Nachweis der erworbenen Fähigkeiten, aber auch demAufzeigen von noch ausstehenden Wissenselementendient. Dabei wird zwischen verpflichtenden und optiona-len Lernelementen unterschieden. Die Teilnahme an denPräsenzveranstaltungen wird von den Dozenten kontrol-liert. Die Aneignung der E-Learning-Materialien unterliegtkeiner Kontrolle, sondernwird durch die Teilnehmer selbsteingetragen. Der Grund hierfür ist, dass sich eine Kontrolle

mit der vorhandenen Infrastruktur der Lernplattform ISIS/Moodle der TU Berlin nicht vollständig abbilden lässt.

Zusätzlich zum Pass erhalten Teilnehmer ECTS-Punk-te, wenn sie Teile des Programmes im Rahmen von Lehr-veranstaltungen der Fakultät absolvieren.6 Abbildung 2zeigt einen Auszug des IEPs.

Abb. 1: Lernelemente des IEPs

6 Derzeit ist der IEP in Lehrveranstaltungen von 7 Fachgebieteneingebunden.

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Der IEP entspricht mit seiner hohen Flexibilität undder Möglichkeit des selbstgesteuerten Lernens7 der digita-lisierten und nachhaltigen Wissensvermittlung in kleinenWissenshäppchen8 sowie mit seiner motivierenden Wir-kung durch das spielerische Stempelsammeln aktuellenTrends im Lernverhalten der Zielgruppen.

4 Programmentwicklung

Um das Programm mit Leben zu füllen, wurden zunächstdie zu erlernenden Fähigkeiten für jede IK-Dimension undjedes Fähigkeitsniveau beschrieben. Dies diente als Aus-gangspunkt zur Ableitung der einzelnen Lernelemente.Dabei mussten Lernelemente auf jedem Fähigkeitsniveauso gestaltet sein, dass alle vier IK-Dimensionen abgedecktwerden.

Alle Lernelemente wurden in einer Excel-Tabelle (IK-Mapping) gesammelt und anhand der folgenden Kriterienmit den genannten Ausprägungen beschrieben:– IK-Dimension (Informationsbedarf definieren, Infor-

mationen finden, Informationen bewerten, Informa-tionen verarbeiten & präsentieren)

– Fähigkeitsniveau (Anfänger, Fortgeschrittene, Exper-ten)

– Lernziele des Lernelements (diverse)– Inhalte (diverse)– Verbindlichkeit (verpflichtend, optional)– Typ (Präsenzveranstaltung, E-Learning)– Form (Lernvideo, Leitfaden als Präsentation, Leitfa-

den alsWord-Dokument, Schulung,Workshop)– Dauer/Umfang (Minuten, Seitenanzahl)

Durch die übersichtliche Darstellung wurde sichergestellt,dass alle Fähigkeiten abgedeckt werden. Die Programm-entwicklung war ein iterativer Prozess, bei dem beispiels-weise einzelne Lernelemente in weitere unterteilt wurden.

Die Entscheidung, welche Lernelemente verpflichtendoder optional sind, basierte auf drei Überlegungen. AlsErstes musste auf jedem Fähigkeitsniveau für jede IK-Di-mension ein Lernelement verpflichtend sein, um alle IK-Dimensionen abdecken zu können. Als Zweites sind einige

Abb. 2: Information Expert Passport zum Stempeln

7 Handke, Jürgen; Schäfer, Anna Maria: E-Learning, E-Teaching undE-Assessment in der Hochschullehre: Eine Anleitung. 1. Aufl. Mün-chen 2012, S. 21.8 Oechtering, Anne: Informationskompetenz häppchenweise. ZurModularisierung von Schulungsangeboten an der Bibliothek der Uni-versität Konstanz. In: BuB 57 (1) (2005) S. 34–40.

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Lernelemente wie bestimmte Lernvideos als Vorbereitungfür Präsenzveranstaltungen zwingend notwendig. Diesesind daher verpflichtend. Als Drittes sind Lernelementeoptional, wenn das durch sie vermittelte Wissen auchanderweitig zugänglich ist. So haben beispielsweise ver-schiedene Fachgebiete eigene Leitfäden zum Zitieren, sodass der von der Bibliothek entwickelte Leitfaden „Richtigzitieren & Plagiate vermeiden“ ein optionales Lernelementdes IEPs ist. Grundsätzlich sollte außerdem der Zeitauf-wand für die verpflichtenden Lernelemente bei allen Fä-higkeitsniveaus adäquat sein.

Für alle Präsenzveranstaltungen wurden Detailpla-nungen mit Lernzielen, -methoden wie zum Beispiel Do-zentenvortrag oder Gruppenübung etc. und das benötigteMaterial erstellt. Bei den Präsenzveranstaltungen liegt derSchwerpunkt auf der Anwendung und dem Transfer desErlernten. Des Weiteren ist der Austausch zwischen denTeilnehmern ein aktivierendes Element des IEPs, der vorallem durch Gruppenübungen in den Präsenzveranstal-tungen stattfindet, aber auch über ein Forum auf der On-line-Lernplattform ISIS/Moodle ermöglicht wird.

Bisher wurden alle Elemente des IEPs auf Anfängerund Fortgeschrittenen-Niveau realisiert und erprobt. Beiden Experten sind bisher 2 Elemente umgesetzt. Die Um-setzung der restlichen Lernelemente ist für 2015 geplant.

Für die Entwicklung des IEPs waren die bereits in denzuvor durchgeführten Schulungen gewonnenen Erfahrun-gen als auch der Austausch und die Kooperation mit ein-zelnen Fachgebieten der Fakultät Wirtschaft und Manage-ment der TU Berlin hilfreich. Darüber hinaus haben die

studentischen Mitarbeiter der Bibliothek als Stellvertreterund Multiplikatoren der größten Zielgruppe, der Studie-renden, die Lernvideos getestet.

5 Projektplan

Die obige Abbildung 3 gibt einen Überblick über die Pro-jektplanung.

Im Juli 2013 fand ein erstes Kick-off-Meeting statt, beidem alle wesentlichen Anforderungen an das Programmerarbeitet wurden. Das IK-Mapping wurde bis September2013 erstellt. Auf Basis des IK-Mappings wurden die Unter-lagen für die Präsenzveranstaltungen angepasst und E-Learning-Materialien entwickelt. Bis Oktober 2013 wurdenvon einer Mitarbeiterin der Bibliothek 3 Lernvideos (Desk-topaufnahmen) produziert, die dringend für die Präsenz-veranstaltungen benötigt wurden. Anschließend wurdenbis März 2014 die Figuren für die Lernvideos in Comic-Form von einer externen Grafikerin gestaltet und die Arbeitan den Skripten und Storyboards für die Lernvideos be-gann. Durch die Erstellung der Storyboards kam es häufigzu Anpassungen der Skripte, da die Storyboards sehr gutveranschaulicht hatten, wo zusätzliche Erklärungen not-wendig waren oder Stellen gekürzt werden konnten. Dieersten 5 Lernvideos in Comic-Form waren im Oktober 2014fertig. Auf Basis der Videos wurden die Unterlagen derPräsenzveranstaltungen erneut angepasst, da dieWissens-aneignung ins Selbststudium ausgelagert werden konnte.Anschließend wurden die zwei Leitfäden – „Richtig zitie-

Abb. 3: Projektplanung

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ren & Plagiate vermeiden“ als Textdokument sowie „Wis-senschaftlich schreiben“ als PowerPoint-Präsentation –angefertigt. Im April 2015 waren alle 14 Lernvideos pro-duziert. Bis zum Ende des Jahres 2015 sollen die Lernele-mente auf dem Expertenniveau erstellt sein, dazu gehörtauch der Massiv Open Online Course (MOOC) „SystematicLiterature Review erstellen“. Das Marketing für den IEPwurde im März 2015 mit einer überarbeiteten Website ge-startet.

Auch wenn die offizielle Projektplanung 2015 endet,ist das Bestreben der Bibliothek, die E-Learning-Materia-lien und Unterlagen für die Präsenzveranstaltungen kon-tinuierlich auf Basis des Teilnehmerfeedbacks, des Feed-backs aus dem YouTube-Kanal sowie technischenÄnderungen zum Beispiel durch verbesserte Datenbank-oberflächen anzupassen.

6 Teilnehmeraktivierung

Durch den IEP wurde die Nachfrage nach IK-Schulungs-angeboten gesteigert. 2013 gab es insgesamt 280 Schu-lungsteilnehmer.9 Im Folgejahr erhöhte sich diese Zahl auf508 Teilnehmer. Im Mai 2015 haben bereits über 215 Teil-nehmer am IEP-Programm teilgenommen.

Das besucherstärkere Wintersemester steht hierbeinoch aus. Auch die Nutzung der E-Learning-Materialieninsbesondere der Lernvideos zeigt eine gesteigerte Nach-frage. So wurden in weniger als 5 Monaten bis zu 331 Klickspro Video erreicht.10

Die erhöhte Nachfrage spricht für eine gesteigerteWahrnehmung der Relevanz der IK in den Zielgruppen.

Positives Feedback zu den Videos erhielt die Biblio-thek in ihrenPräsenzveranstaltungen, in denendas gesam-tes Angebot mit Hilfe von Zielscheiben von den Teilneh-menden auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehrgut) bewertet wurde: Gesamtzufriedenheit (93 %, 7 undmehr Punkte), Themeninhalte (81 %, 7 und mehr Punkte),Anwendbarkeit (84 %, 7 und mehr Punkte), Unterlagen/

Materialien (84 %, 7 und mehr Punkte). Die Gesamtzufrie-denheit ist seit 2013 ummehr als 10 %gestiegen.

In der persönlichen Wahrnehmung der Dozenten hel-fen die Lernvideos den Schulungsteilnehmern dabei,grundlegende Zusammenhänge besser zu verstehen.Durch das verbesserte Verständnis ist die Aufmerksamkeitund Mitarbeit der Teilnehmer in den Schulungen gestie-gen.

7 Projektteam

Die Erstellung der Unterlagen für die Präsenzveranstaltun-gen sowie der Leitfäden erfolgte durch drei Bibliotheksmit-arbeiterinnen. Für die Erstellung von professionellen Lern-videos griff die Bibliothek auf Unterstützung von externenExperten zurück, um alle notwendigen Kompetenzen ab-decken zu können. So besteht der Videoerstellungsprozessaus den 5 Prozessphasen: Skript erstellen, Storyboardzeichnen, Ton aufnehmen, Ton optimieren, Screencastund Comic-Animation erstellen.

Für die verschiedenen Prozessphasen werden unter-schiedliche Fähigkeiten aus den Bibliothekswissenschaf-ten, den Wirtschaftswissenschaften, der (Hochschul-)Di-daktik, dem Mediendesign, der Sprechausbildung, derTontechnik und dem Projektmanagement benötigt. Ander Umsetzung des Projektes war ein 6-köpfiges Team ausdrei Bibliotheksmitarbeiterinnen und drei externen Exper-ten beteiligt. Eine Übersicht der beteiligten Personen so-wie deren Aufgabenverteilung sind in Abbildung 4 dar-gestellt.

Dank guter Verhandlungen der Bibliotheksleiterin so-wie einer zusätzlichen finanziellen Unterstützung durchdie Fakultät Wirtschaft und Management konnte die pro-fessionelle Videoproduktion umgesetzt werden.

8 Marketing

Für die Vermarktung des IEPs ist zunächst die Mund-zu-Mund-Kommunikation der Teilnehmer sehr wichtig. Darü-ber hinaus wurde der IEP detailliert auf der Homepageder Bibliothek beschrieben. Eine interaktive Grafik bringtdem Websitebesucher die einzelnen Lernelemente desIEPs näher.11 Ein Video gibt einen Überblick über denIEP.12

9 Zu diesem Zeitpunkt gab es nur reine Benutzerschulungen undnoch keine echte Vermittlung von Informationskompetenz. Zum Ver-gleich zwischen Benutzerschulungen und der Vermittlung von Infor-mationskompetenz vgl. Hütte, Mario: Zur Vermittlung von Informati-onskompetenz an Hochschulbibliotheken – Entwicklungen, Statusquo und Perspektiven. In: BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis 30 (2)(2006) S. 137–167.10 Siehe www.youtube.com/user/TUBerlinDBWM. Diese Klicks ba-sieren auf einer internen Rechnung, da die YouTube-Klickstatistikenaufgrund von Uploads verbesserter Videoversionen nicht kumuliertsind.

11 http://www.dbwm.tu-berlin.de/menue/kompetenzen_erwerben/information_expert_passport/.12 https://youtu.be/j0ZsCYFs70A.

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Auch über die verschiedenen Social Media-Kanäle so-wie den Newsticker der Bibliothek wird der IEP bewor-ben.13 Die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen kannüber die Facebook-Fanseite der Bibliothek sowie über dieOnline-Lernplattform der TU Berlin gebucht werden. DieLernvideos sind in die App der Bibliothek integriert.14

Neben den digitalen Werbeformen gibt es darüberhinaus einen Flyer sowie Give-aways (BaumwolltascheWissensträger, Bio-Kugelschreiber, Notizblöcke), die imRahmen von Events verteilt werden und deren Anschaf-fung durch eine Spende ermöglicht wurde.

Für das IEP-Programm erhielt die Bibliothek zwei Aus-zeichnungen, die seine Bekanntheit bei den Zielgruppenerhöhen wird. So wurde die Autorin dieses Artikels für dieKonzeption des Programmes als „Zukunftsgestalter in Bi-bliotheken 2015“ ernannt. Darüber hinaus wurden dieLernvideos in Comic-Form und Leitfäden beim Best-Practi-ce-Wettbewerb „E-Learning bei der Vermittlung von Infor-

mationskompetenz“ der gemeinsamen Kommission desDeutschen Bibliotheksverbands und des Verbandes deut-scher Bibliothekare als Best-Practice ausgezeichnet.

9 Übertragbarkeit

Andere Bibliotheken und Forschungseinrichtungen kön-nen den IEP und seine Lernelemente übernehmen. Be-schreibungen der einzelnen Lernelemente mit Lernzielenstehen auf der Website für jedes Niveau zur Verfügung.Viele Lernvideos sind sehr allgemein gehalten und dahernicht nur für Wirtschaftswissenschaftler interessant. Siekönnen auch auf anderen Websites eingebunden werden.Die Leitfäden stehen ebenfalls frei zugänglich auf derWebsite der Bibliothek.15 Schulungsunterlagen könnenüber die E-Mail-Adresse [email protected] werden.

Abb. 4: Projektteammit Aufgabenverteilung

13 www.facebook.com/TUBerlinDBWM; www.youtube.com/user/TUBerlinDBWM, http://wiwiberlin.de/; http://www.dbwm.tu-berlin.de/menue/startseite/newsticker/.14 http://www.dbwm.tu-berlin.de/menue/literatur_suchen/recherchetools_dbwm/.

15 www.dbwm.tu-berlin.de/menue/kompetenzen_erwerben/leitfaeden/.

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10 Fazit

Auch als Fachbibliothek mit begrenzten personellen undfinanziellen Ressourcen lohnen sich Innovationen bei derVermittlung von Informationskompetenz. Aufgrund despersonellen Engpasses konnte durch den Blended-Lear-ning-Ansatz und insbesondere die E-Learning-Materialien,die IK-Wissensaneignung in das Selbststudium der Teil-nehmer verlagert werden. Dadurch reichen die personel-len Ressourcen zur Vermittlung von IK aus. Der personelleAufwand, der für die Lernvideoentwicklung anfiel, zahltsich bereits nach 7,2 Monaten aus. Gleichzeitig wurdedurch den Blended-Learning-Ansatz eine nachhaltige undansprechendeWissensaneignung ermöglicht.

Eine Kooperation mit der Fakultät sowie mit externenExperten hat sich für die Bibliothek als hilfreich erwiesen.Darüber hinaus konnte durch die Einbindung der studenti-schenMitarbeiter der Bibliothek wichtiges Feedback direkt

aus der Zielgruppe gewonnen werden, was für die Attrakti-vität der Lernvideos eine wesentliche Komponente ist.

Schließlich liegt ein weiterer Erfolgsfaktor des IEP-Programmes in der Unterstützung verschiedener Persön-lichkeiten der Hochschule und der Fakultät. So steht derIEP unter der Schirmherrschaft des Vizepräsidenten fürStudium und Lehre der Technischen Universität Berlin,was sicherlich seiner Bekanntheit förderlich ist.

Dr. Franziska KlattTechnische Universität BerlinDie BibliothekWirtschaft &Management (H 56)Straße des 17. Juni 135D-10623 [email protected]

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