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38 Geschichte Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2017 Marcel Serr Israel war im Sinai-Feldzug 1956 ein beeindruckender militärischer Erfolg ge- gen Ägypten gelungen. Politisch erwies sich die Operation allerdings nur von ge- ringem Nutzen für Jerusalem: Aufgrund massiven Drucks der USA und der Sow- jetunion (SU) mussten sich die israeli- schen Truppen wieder von der Sinaihalb- insel zurückziehen und wurden durch eine UN-Peacekeeping-Truppe ersetzt. Der Si- nai war damit zwar demilitarisiert, doch die Sicherung des freien Schiffsverkehrs im Golf von Akaba sowie die Sicherheit der ägyptisch-israelischen Grenze lag in den Händen einer UN-Truppe, deren Ab- zug Ägypten jederzeit einfordern konnte. Immerhin blieb es an der ägyptisch- israelischen Grenze in den 1960er Jahren ruhig. Währenddessen entwickelte sich die syrisch-israelische Front zu einem stän- digen Unruheherd. Die palästinensischen Terrorgruppen nutzten Syrien als Ope- rationsbasis für Angriffe auf Israel. Ferner es sich allerdings um eine Fehlinformati- on. Was Moskau damit bezwecken wollte, ist bis heute unklar. Ägyptens Präsident Nasser reagierte auf die vermeintliche Bedrohung des Bündnis- partners Syrien am 16. Mai mit der For- derung, dass sich die UN aus dem Sinai zurückziehen solle. Anschliessend liess er ägyptische Streitkräfte in den Sinai ein- marschieren und an der Grenze zu Israel Stellung beziehen. Aufgrund dieser neuen Bedrohungslage veranlasste Jerusalem die Mobilmachung. Daraufhin verkündete Nasser am 22. Mai die Blockade der Stras- se von Tiran. Eine Woche später schlos- sen Ägypten und Jordanien einen Vertei- digungspakt. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse fiel in Israel die Entscheidung zum Angriff. Die israelischen Streitkräfte Die israelischen Streitkräfte waren un- ter voller Mobilmachung den Truppen der einzelnen arabischen Alliierten Ägypten, kam es immer wieder zu Scharmützeln zwischen den IDF und regulären syrischen Truppen, aufgrund von Streitigkeiten um die Wassernutzungsrechte des Sees Gene- zareth und des Jordans. Die Eskalationsspirale Der Ausgangspunkt für die Eskalations- spirale, die zum Krieg führen sollte, war ein Luftgefecht zwischen Israel und Syrien am 7. April 1967. In dessen Verlauf über- flogen israelische Kampfjets demonstrativ Damaskus. Zudem äusserten hochrangi- ge israelische Entscheidungsträger in den folgenden Wochen öffentliche Drohun- gen gegenüber Syrien. Damaskus und der Bündnispartner Ägypten nahmen dies sehr ernst und gingen von einem baldigen is- raelischen Angriff aus. Diese Überzeugung wurde massgeblich von der Sowjetunion gefördert, denn Moskau unterrichtete Kai- ro und Damaskus von einer vermeintli- chen israelischen Truppenkonzentration an der Grenze zu Syrien. Dabei handelte Zum 50. Jahrestag: Israels Sechstagekrieg 1967 Vor 50 Jahren eroberten die israelischen Streitkräfte (Israel Defense Forces, IDF) innerhalb von nur sechs Tagen ein Gebiet, das fast viermal so gross war wie das eigene Staatsgebiet. Kaum ein Krieg der jüngeren Geschichte stellte die politischen Verhältnisse einer ganzen Region in kürzester Zeit so vollkommen auf den Kopf wie Israels Sechstagekrieg. Die politischen Folgen prägen den Nahostkonflikt bis heute. Die sowjetische MiG 21 kam 1966 in die Hände Israels, nachdem ein irakischer Pilot zu Israel überlief. Sie ermöglichte Israel, das damals schlagkräftigste sowjetische Kampfflugzeug zu studieren. M51 Sherman Panzer der IDF. Die Franzosen und Israelis entwickelten diesen Panzer auf Basis des amerikanischen Sherman und statteten ihn mit einer 105mm-Kanone aus. Bilder: Autor

Zum 50.Jahrestag: Israels Sechstagekrieg 1967 - asmz.ch · Vor 50 Jahren eroberten die israelischen Streitkräfte (Israel Defense Forces, IDF) innerhalb von nur sechs Tagen ein Gebiet,

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38

Geschichte

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2017

Marcel Serr

Israel war im Sinai-Feldzug 1956 einbeeindruckender militärischer Erfolg ge-gen Ägypten gelungen. Politisch erwiessich die Operation allerdings nur von ge-ringem Nutzen für Jerusalem: Aufgrundmassiven Drucks der USA und der Sow-jetunion (SU) mussten sich die israeli-schen Truppen wieder von der Sinaihalb-insel zurückziehen und wurden durch eineUN-Peacekeeping-Truppe ersetzt. Der Si-nai war damit zwar demilitarisiert, dochdie Sicherung des freien Schiffsverkehrsim Golf von Akaba sowie die Sicherheitder ägyptisch-israelischen Grenze lag inden Händen einer UN-Truppe, deren Ab-zug Ägypten jederzeit einfordern konnte.

Immerhin blieb es an der ägyptisch- israelischen Grenze in den 1960er Jahrenruhig. Währenddessen entwickelte sich diesyrisch-israelische Front zu einem stän-digen Unruheherd. Die palästinensischenTerrorgruppen nutzten Syrien als Ope -rationsbasis für Angriffe auf Israel. Ferner

es sich allerdings um eine Fehlinformati-on. Was Moskau damit bezwecken wollte,ist bis heute unklar.

Ägyptens Präsident Nasser reagierte aufdie vermeintliche Bedrohung des Bündnis-partners Syrien am 16. Mai mit der For-derung, dass sich die UN aus dem Sinaizurückziehen solle. Anschliessend liess erägyptische Streitkräfte in den Sinai ein-marschieren und an der Grenze zu IsraelStellung beziehen. Aufgrund dieser neuenBedrohungslage veranlasste Jerusalem dieMobilmachung. Daraufhin verkündeteNasser am 22. Mai die Blockade der Stras-se von Tiran. Eine Woche später schlos-sen Ägypten und Jordanien einen Vertei-digungspakt. Unter dem Eindruck dieserEreignisse fiel in Israel die Entscheidungzum Angriff.

Die israelischen Streitkräfte

Die israelischen Streitkräfte waren un-ter voller Mobilmachung den Truppen dereinzelnen arabischen Alliierten Ägypten,

kam es immer wieder zu Scharmützelnzwischen den IDF und regulären syrischenTruppen, aufgrund von Streitigkeiten umdie Wassernutzungsrechte des Sees Gene-zareth und des Jordans.

Die Eskalationsspirale

Der Ausgangspunkt für die Eskalations-spirale, die zum Krieg führen sollte, warein Luftgefecht zwischen Israel und Syrienam 7. April 1967. In dessen Verlauf über-flogen israelische Kampfjets demonstrativDamaskus. Zudem äusserten hochrangi-ge israelische Entscheidungsträger in denfolgenden Wochen öffentliche Drohun-gen gegenüber Syrien. Damaskus und derBündnispartner Ägypten nahmen dies sehrernst und gingen von einem baldigen is-raelischen Angriff aus. Diese Überzeugungwurde massgeblich von der Sowjetuniongefördert, denn Moskau unterrichtete Kai -ro und Damaskus von einer vermeintli-chen israelischen Truppenkonzentrationan der Grenze zu Syrien. Dabei handelte

Zum 50. Jahrestag:Israels Sechstagekrieg 1967Vor 50 Jahren eroberten die israelischen Streitkräfte (Israel Defense Forces, IDF)innerhalb von nur sechs Tagen ein Gebiet, das fast viermal so gross war wie das eigene Staatsgebiet. Kaum ein Krieg der jüngeren Geschichte stellte die politischen Verhältnisse einer ganzen Region in kürzester Zeit so vollkommenauf den Kopf wie Israels Sechstagekrieg. Die politischen Folgen prägen den Nahostkonflikt bis heute.

Die sowjetische MiG 21 kam 1966 in die Hände Israels, nachdem ein

irakischer Pilot zu Israel überlief. Sie ermöglichte Israel, das damals

schlagkräftigste sowjetische Kampfflugzeug zu studieren.

M51 Sherman Panzer der IDF. Die Franzosen und Israelis entwickelten

diesen Panzer auf Basis des amerikanischen Sherman und statteten

ihn mit einer 105mm-Kanone aus. Bilder: Autor

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Geschichte

dentlich hoch. Auch die Bodencrews ge-nossen eine ausgezeichnete Ausbildung,was für einen aussergewöhnlichen Stan-dard in der Instandhaltung und Repara-tur der Flugzeuge sorgte. Im Kriegsfall wares die Aufgabe der IAF, schnellst möglichdie uneingeschränkte Lufthoheit zu ge-

winnen, um zum einen IsraelsTerritori umvor gegnerischen Luftangriffen zu schüt-zen und zum anderen den eigenen Boden-truppen Luftunterstützung zu geben.

Die arabischen Streitkräfte

Die Streitkräfte der arabischen Staatenwaren den IDF sowohl technisch als auchorganisatorisch nicht gewachsen. So be-nutzte die jordanische Armee vorwiegendKriegsgerät aus dem Zweiten Weltkrieg.Ägypten und Syrien wurden dagegen seitEnde der 1950er Jahre von der Sowjet-union mit Kriegsmaterial und Know-howunterstützt. Doch es fehlte beiden Streit-kräften an adäquat ausgebildeten Solda-ten, da ein Grossteil der Waffen erst 18Monate vor Kriegsausbruch eingetroffenwar. Verlangsamt wurde der Absorptions-prozess zudem durch erhebliche Verstän-digungsschwierigkeiten zwischen Ägyp-tern und Russen.

Die Instandhaltung des militärischenGeräts war ebenfalls ein grosses Problem

der arabischen Streitkräfte. Aufgrund dernachlässigen Wartung und Reparatur vonFlugzeugen, Panzern und Geschützen inden ägyptischen und syrischen Streitkräf-ten war nur ein Bruchteil tatsächlich ein-satzbereit. Insgesamt konnten die arabi-schen Staaten ihre materielle Überlegen-heit gegenüber Israel daher nur sehr be-grenzt ausspielen.

Sechs Tage im Juni

Am 5. Juni um 7.10 Uhr starteten rund200 israelische Kampfjets gen Ägypten.Ihr Ziel waren die Stützpunkte der ägyp-tischen Luftwaffe. Die Operation war einvoller Erfolg – in wenigen Stunden hat-ten die Israelis 286 ägyptische Flugzeu-

ge zer stört, die meis-ten noch am Boden.Nachdem die IAF da-mit die Lufthoheit si-chergestellt hatte, bra-chen drei israeli scheDivisionen durch dieägyptischen Linienentlang des Sinai undrückten gen Suezka-nal vor. Nach kurzemZögern begannen Sy-rien und Jordanien Israel mit Luft- und Artillerieangriffen zu attackieren. Die IAFrea gierte mit Gegen-schlägen, die die jor-

danische und syrische Luftwaffe fast voll-ständig zerstörten. Nachdem jordanischeTruppen das UN-Hauptquartiert und denSkopus Berg, eine israelische Enklave inOst-Jerusalem, angegriffen hatten, ant-worteten die IDF mit einer Gegenoffen-sive in Jerusalem und im Westjordanland.

Im Verlauf des zweiten Kriegstagesdrängten die IDF die jordanischen Ver-bände sukzessive aus der Westbank zu-rück. Im Süden rückten die israelischenVerbände im Sinai vor und drangen nachBeschuss angrenzender israelischer Dörferin den Gazastreifen ein. Nachdem Ägyp-tens Führung gegen Mittag voreilig denRückzug der eigenen Truppen aus demSinai angeordnet hatte, brach Panik un-ter den ägyptischen Truppen aus. Tausen-de flohen chaotisch zu Fuss durch dieWüste, was viele mit dem Leben bezahl-ten. Staus auf den Hauptverkehrswegenim Sinai boten einfache Ziele für die IAF.

Am Vormittag des dritten Tages rück-ten die israelischen Fallschirmjäger in Je-rusalems Altstadt ein – ein historischer

Syrien und Jordanien numerisch überle-gen. Zumal die ägyptische Armee durchden Einsatz von 50000 der kampferfah-rensten Soldaten im Jemen geschwächtwar. Daher konnte Nasser «nur» rund100000 Soldaten mit rund 900 Panzernim Sinai einsetzen. Im Hinblick auf dieBewaffnung war die quantitative Über -legenheit der arabischen Allianz dagegendeutlich.

Trotz der materiellen Überlegenheitder Araber waren die IDF die überlegeneStreitmacht im Nahen Osten. Der obli-gatorische Wehrdienst in Israel verankertedie israelischen Streitkräfte fest in der Ge-sellschaft. Daher genossen die IDF ein ho-hes gesellschaftliches Prestige. Zudem be-sassen die IDF hervorragend ausgebildeteSoldaten. Ein besonders hervorzuheben-des Charakteristikum war die Förderungvon persönlicher Hingabe, Eigeninitiati-ve und Kreativität, was erheblich zu Israelshervorragenden Fähigkeiten in der mobi-len Kriegsführung beitrug.

Israels Militärstrategie beruhte auf derÜberlegung, dass die eigenen Grenzen kei-nerlei natürliche Barrieren und das Landkeine strategische Tiefe bot. Es galt daher,die Kampfhandlungen so schnell wie mög-lich auf gegnerisches Terrain zu tragen undeinen Krieg so kurz wie möglich zu hal-ten, da Israel eine längere Mobilisierungder Streitkräfte ökonomisch nicht verkraf-ten konnte.

Dabei kam dem israelischen Panzer-korps eine wesentliche Bedeutung zu. Inden 1960er Jahren investierte Israel mas-siv in die Modernisierung der Panzer unddie Qualität der Besatzungen. Die gepan-zerten Verbände sollten schnell und tiefin gegnerisches Territorium vorstossen,um damit die Kommunikationslinie desFeindes sowie dessen Moral zu zerstören.

Noch dramatischer war die Entwick-lung der Israeli Air Force (IAF). Sie ver-fügte mit den französischen Super Mys -tères und Mirages über moderne Kampf-jets, die der sowjetischen MiG-21 gewach-sen waren. Die Qualitätsstandards der is-raelischen Piloten waren zudem ausseror-

Die militärischen Fähigkeiten vor dem Sechstagekrieg 1967

ArabischeAllianz

295000

1850

1845

592

Jordanien

55000

250

210

21

Soldaten

Panzer undSelbstfahrlafetten

Schützenpanzer

Kampfflugzeuge

Israel

275000

1050

1500

350

Ägypten

190000

1200

1050

447

Syrien

50000

400

585

120

Die französische Dassault Mirage IIIC wurde zum wichtigsten

Kampfflugzeug der IAF in den 1960er und 1970er Jahren.

Im Sechstagekrieg gingen 48 der insgesamt 58 in Luftkämpfen

abgeschossenen Feindflugzeuge auf das Konto der Mirage.

41Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2017

Geschichte

siedelte israelische Küstengegend bedroht.Ferner bot die Besetzung der WestbankIsrael den strategischen Vorteil einer effek-tiveren Grenzkontrolle zu Jordanien ent-lang des Jordans und des Toten Meeres.Die Grenze zu Jordanien hatte sich damit

von 561 auf 300 Kilometer verkürzt. DieEroberung der Sinaihalbinsel gewährleis-tete des Weiteren eine Pufferfunktion zumstärksten Gegner Ägypten. Die Sinaihalb-insel ist ca. zweieinhalbmal grösser als Is-rael, aber aufgrund der dünnen Besied-lung (30000 Einwohner) leicht zu kon-trollieren. Mit dem Suezkanal markiertenun eine natürliche Barriere die Grenzezu Ägypten, die darüber hinaus knapp 50Kilometer kürzer war als die ursprüngli-che Grenze entlang der Negev-Wüste. Zu-dem sicherte der Sinai auch die Kontrolleüber die Strasse von Tiran.

Zusätzlich sicherte sich Israel durch dieterritoriale Expansion einen verbessertenZugang zu Wasserquellen, in der an Was-ser armen Region des Nahen Ostens einkostbares Gut: Mit der Eroberung der Go-lanhöhen konnte Israel die Wasserfragein Bezug auf den See Genezareth und dieQuellflüsse des Jordans endgültig zu sei-nen Gunsten entschieden.

Die politischen Folgen des Sechstage-krieges prägen den Nahen Osten bis heute.

Die Eroberung der Sinaihalbinsel führtezu weiteren kriegerischen Auseinanderset-zungen mit Ägypten im sogenannten Ab-nutzungskrieg (1968–70) und insbeson-dere im Jom-Kippur-Krieg 1973. Schliess-lich gelang es Israel durch die Räumungdes Sinai mit Ägypten Frieden zu schlies-sen (1979). Ohne den militärisch stärks-ten Akteur waren die arabischen Nach-barstaaten zu direkten Angriffen auf Is -rael nicht mehr in der Lage.

Noch im Juni 1967 annektierte Israelde facto Ost-Jerusalem (einschliesslich derAltstadt). Eine Ausnahme bildet der Tem-pelberg. Das Plateau, auf dem in der Anti-ke der jüdische Tempel stand, bildete seitdem Ende des 7. Jh. n. Chr. mit dem Fel -sen dom und der al-Aqsa-Moschee diedrittheiligste Stätte des Islam. Geistesge-genwärtig entschied Verteidigungsminis-ter Moshe Dayan, die Stätte weitgehendautonom durch eine islamische Stiftung(Waqf ) verwalten zu lassen. Aufgrund ihrer strategischen Bedeutung annektier-te Israel auch die Golanhöhen in das eige-ne Staatsgebiet (de jure 1981).

Die Westbank und der Gazastreifenwurden seit dem Sechstagekrieg von Is -rael verwaltet. Mit den Oslo-Verträgen(1993/94 und 1995) gingen die arabi-schen Bevölkerungszentren (wie Ramal-lah, Nablus usw.) in die palästinensischeSelbstverwaltung über. Während sich Is-rael 2005 vollständig aus dem Gazastrei-fen zurückzog, steht ein Grossteil desWestjordanlandes nach wie vor unter di-rekter israelischer Kontrolle. Ost-Jerusa-lem, die Westbank und die Golanhöhenwerden heute von über 500000 israeli-schen Siedlern bewohnt. Die israelischenAnnexionen und die Siedlungstätigkeitstellen eine der wichtigsten Streitpunkteim israelisch-palästinensischen Konfliktdar. ■

Moment. Zum ersten Mal seit dem Ver-lust der Altstadt im Unabhängigkeits-krieg 1948 konnten Juden wieder an der Klagemauer beten – am heiligsten Ortdes Judentums. Im Süden erreichten dieIDF Verbände den Suezkanal und Sharm al-Sheikh. Damit kon-trollierten die IDF dengesamten Sinai und dieStrasse von Tiran.

Am 8. Juni erklärtesich Ägypten zu Waf-fenstillstandsverhand-lungen bereit. Nunordnete Verteidigungs-minister Moshe Da y -an die Eroberung derGolanhöhen an. Wäh-rend die IDF am 10.Juni die Eroberung derGolanhöhen zu Endebrachten, wurde derpolitische Druck sei-tens der USA, aberinsbesondere seitensder SU immer stärker.Moskau machte ge-genüber dem WeissenHaus klar, dass es ak-tiv eingreifen werde,wenn Israel seinen An-griff nicht umgehendstoppe. Um 18 Uhrschwiegen die Waffen.

Israel hatte die Si-naihalbinsel und denGazastreifen von Ägypten, die Westbankvon Jordanien und die Golanhöhen vonSyrien erobert und hielt somit ein Gebietbesetzt, das dreieinhalbmal grösser warals das eigene Staatsgebiet.

Die politischen Folgen

Aus militärischer Perspektive war Israelin jeder Hinsicht ein eindrucksvoller Sieggelungen: Die IDF hatte hunderte gegne-rische Flugzeuge und Panzer zerstört. Dieeroberten Gebiete boten Israel zudem eineReihe strategischer Vorteile, die die Sicher-heit des jüdischen Staates in erheblichemMasse erhöhten. Israel erlangte durch dieEroberungen erstmals eine gewisse stra -tegische Tiefe: Die Golanhöhen hatten esaufgrund ihrer erhöhten Lage der syrischenArtillerie stets ermöglicht, weit in israeli-sches Staatsgebiet hinein zu feuern – mit derEroberung war dieses Sicherheitsrisiko fürIsrael beseitigt. Gleiches gilt auch für dieWestbank: Von dort hatte die jordanischeArtillerie die tiefer gelegene und dicht be-

Marcel Serr

Magister Artium

IL-Jerusalem/Israel

In der ASMZ 07/2017 wird der Autor die

strategischen Folgen und Auswirkungen

des Sechstagekrieges für den Nahen Os-

ten beleuchten. Die Aktualität wird von

Fragen der Bedeutung der Westbank noch

immer geprägt. BOA

Israel mit strategischer Tiefe nach dem Sechstagekrieg.