3
XXV. JAHRG. Heft 8 August 1952 BEGRt3NDET VON PROFESSOR DR. DR. h. c. K. ESCHERICH "~ UND PROFESSOR DR. F. STELLWAAG -- ,,H i i INHALT W. Zw6Lrrr,: Zum Giftnebeleinsag im ForstsdmB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 E. SCmMITSCgEX: Eiu neuer entomophager Pilz an Drey/usia Niisslini C,B ... . . . . . . . . . . . 115 I-I. I]ECKER: l]ber den Einfluf~ konstantcr Temperaturen, relativer Luftfeud~tigkeiten und Lid~t auf die Frfih- jahrsentwickhmg der Wintereier der Ohstbaumspinnmilbe Paratetrauychus pilosus Can, et Franz .... 116 A. v. ARCmMOWITSGm Insekten, sis miigliche ¢dbertr~iger der Virus-Krankhelten der Kartoffel in Spanien . 118 K. V. STOLZE und H. HILLEMANN: Weld~e PflanzensehuBmittel kiJnnen bei der Kohlfliegenbekiimpfung durd~ Vermischen mit der Topferde Verwendung finden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 It. H~RSCHr~L~r'R: Zur Bekiimpfung des Bienenwolfes (Philanthus triangulum F.) . . . . . . . . . . 122 B. A'LTHAUS: Eigenschaften und Wirkweise des neuen Rattengiftcs Dicumarol . . . . . . . . . . . 123 K 1 e i n e M i t t e i I u n g e n : Buchbespredmngen, Zeitschriftenschau, Patentschau, Kurzheriehte, Eingegangene Sonderdrueke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 -- i i Aus dem Instiut ]iir angewandte Zoologie Zum Giftnebelelnsatz im Forstschutz (Ein Wort der Besinnung) Von Prof. Dr. W. ZWOLFER, Miinchen Ein handlid~es Kleinnebelgeriit, das die In- dustrie in den legten Jahren cntwickelte und das fiber kurz oder lang wohl attch im Forstsdm B Eingang finden wird, gibt zu den folgenden gru,id- s~igliehen 13berlegungen fiber deJ Einsag der Giftnebelwaffe im Watde Veranlassung: Die Erfahrungen, die seit der ersten Anwendung insektizider Giftnebel (1943) in der Forstsdfiidlings- beklimpfung bei uns gemaeht wurden, zeigen iiberein- stimmend, dab die sog. ,,feud~ten" Nebel in Verbindung mit den neuzeitlichen Kontaktgiften ira direkten Kampf eine Wirkung erreichen, die jene der friiheren Be- kiimpfungsverfahren mit Insektiziden welt iibertrifft~). Dies ist tells in der Natur des Nebels, tells in der fast alle Insektengruppen mehr oder minder stark treffenden Wirkung der neuen Giftstoffe begrilndet. Die Wirkung soldier ¥ernebelungen auf die ober- irdisch lebende Insektenfauna, des Waldes ist vernidl- tend! Schiidlinge, Niiglinge und indifferente Arten wer- den yon ihr betroffen. Angesichts dieses zerstiJrenden Eingriffes drllngt sich jedem Verantwortungsbewul~ten die Frage auf, ob hier nidlt iiber das Ziel der Forst- schugmaSnahmen -- die Wiederherstellur~g des natfir- lichen Gleichgewichtes der Lebensgemeinschaft des Wal- des ~ welt hinausgegangen wird. Wir wissen heute aus Untersuchungen des Auslandes (SCrtNEWEa-Schweiz; WILLE.Peru, u.a.) sowie eigenen, dull die Wirkung der neuen Giftstoffe auf die Vertreter der eihzelnen Insektengruppen nicht gleiahmlif~ig stark ist: So werden beispielsweise durch DDT-Pr~iparate einige Gruppen ~ wie etwa Dipteren und die zu ihnen ge- hlirenden parasitischen und riiuberischen Formen stiirker und naehhaltiger getroffen als andere (wie etwa gewisse schlid|iche Aphiden). Auch der Zeitpunkt des Giftnebeleinsatzes spieit in diesem Zusammenhang eine wesentlid~e Rolle: Findet er wllhrend der Haupt- 1) Im indirekten Kampf, prophytaktisdl angewandt, wie etwa Zum vorbeugeuden $ehug yon Stilmmen gegen Borkenk~iferaagriffe, sind die Erfahrangon der bisherigen Versudlc mlt ihnen weniger glinslig. schwarmzeit yon Raupeniqiegen, Sdlwebfliegen, Schlupf- wespen und anderen Niitzlingen statt, so kann deren Population u. U. wesentlidl sfiirker in Mit|eidenschaft gezogen werden, als die des Schiidlings. Ein nidit grfind- lidl vorbedachter Einsatz der neuen Kampfstoffe auf GroBfl/iehen kann jedenfalls -- wofiir bereits praktische Beispiele vorllegen -- auf liingere Sicht das Gegenteil dessen bewirken, was mit der Bek/impfung angestrebt wird: Nach sdleinbarem Anfangserfolg eine Fiirderung des Sdliidlings durdl den st~rkeren Ausfall seiner natfir- lichen Feinde und der dadurch bedingten Verschiebung der Zahlenverhiiltnisse der Popu|/ttionen heider zu- gunsten des Sehiidlings! Noch bedenklicher sind soldle Fiille, wo die dlemisdle Bekiimpfung eines Sdliidiings zum Oberhandnehmen einer anderen bis dahin indlfferenten pflanzen- fressenden Art flihrt: Sie konnte sidl erst durch die Begiftung zum Grof~schiidling entwickeln, da ihr natiir- lieher Begrenzungsfaktor -- eine riluberisehe Art durch die Bekiimpfungsaktion ebenfalls vernidltet wor- den war. (Die anfiingliche Unkenntnis derartiger Zu- sammenhiinge hatte beispielsweise flit die peruanische Baumwotlwirtschaft in den letzten Jahren rie~ige Ernte- verluste zur Folge.) -- Auch die in den let3ten Jahren im Rheinland und der Schweiz beobachtcte Zunahme der Blutlausschllden art Kernobst und anderwiirts solcher der ,,roten Splnne" an Hopfen, sind wahrscheinlich eine Folge mehrjiihriger intensiver Behandlung dieser Kuhnren mit den neuen Insektiziden: gegen Blutlaus und ,,rote Spinne" unwirksam, treffen sie in beiden Fiillen die natllrliqhen Feinde aus dem Insektenreich st/irker als den Sdfiidling. Bei der Blutlaus insbesondere ist es die vor Jahren aus Amerika eingefiihrte und iJrtlich bereits eingebiirgert¢ Zehrwcspe Aphetinus mall, die schon bcgonnen hatte, die Blutlaus in Schadl zu halten. Biologisehe Sehiid- lingsbekiimpfung und der Einsatz der neuen Insektizide sind kaum zu ver- einen! So wie die Dinge gegenwiirtig liegen, hedeutet jede Giftvernehelung mit den hantlelsilb|idaen Kontaktgiften ira Forstschul3 einen radikalen Eingriff in die Lebens-

Zum Giftnebeleinsatz im Forstschutz

Embed Size (px)

Citation preview

XXV. JAHRG. Heft 8 August 1952

B E G R t 3 N D E T V O N P R O F E S S O R DR. DR. h. c. K. E S C H E R I C H "~ U N D P R O F E S S O R DR. F. S T E L L W A A G

- - ,,H i i

I N H A L T W. Zw6Lrrr,: Zum Giftnebeleinsag im ForstsdmB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 E. SCmMITSCgEX: Eiu neuer entomophager Pilz an Drey/usia Niisslini C , B . . . . . . . . . . . . . . 115 I-I. I]ECKER: l ]ber den Einfluf~ konstantcr Temperaturen, relativer Luftfeud~tigkeiten und Lid~t auf die Frfih-

jahrsentwickhmg der Wintereier der Ohstbaumspinnmilbe Paratetrauychus pilosus Can, et Franz . . . . 116 A. v. ARCmMOWITSGm Insekten, sis miigliche ¢dbertr~iger der Virus-Krankhel ten der Kartoffel in Spanien . 118 K. V. STOLZE und H. HILLEMANN: Weld~e PflanzensehuBmittel kiJnnen bei der Kohlfliegenbekiimpfung durd~

Vermischen mit d e r Topferde Verwendung finden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 It. H~RSCHr~L~r'R: Zur Bekiimpfung des Bienenwolfes (Philanthus triangulum F.) . . . . . . . . . . 122 B. A'LTHAUS: Eigenschaften und Wirkweise des neuen Rattengiftcs Dicumarol . . . . . . . . . . . 123 K 1 e i n e M i t t e i I u n g e n : Buchbespredmngen, Zeitschriftenschau, Patentschau, Kurzheriehte, Eingegangene

Sonderdrueke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 - - i i

Aus dem Instiut ]iir angewandte Zoologie

Z u m G i f t n e b e l e l n s a t z i m F o r s t s c h u t z (Ein Wort der Besinnung)

Von Prof. Dr. W. ZWOLFER, Miinchen

Ein handlid~es Kleinnebelgeriit, das die In- dustrie in den legten Jahren cntwickelte und das fiber kurz oder lang wohl attch im Fors tsdm B Eingang finden wird, gibt zu den folgenden gru,id- s~igliehen 13berlegungen fiber deJ Einsag der Giftnebelwaffe im Watde Veranlassung:

Die Erfahrungen, die seit der ersten Anwendung insektizider Giftnebel (1943) in d e r Forstsdfiidlings- beklimpfung bei uns gemaeht wurden, zeigen iiberein- stimmend, dab die sog. ,,feud~ten" Nebel in Verbindung mit den neuzeitlichen Kontaktgif ten ira direkten Kampf eine Wirkung erreichen, die jene der fri iheren Be- kiimpfungsverfahren mit Insektiziden welt iibertrifft~). Dies ist tells in der Natur des Nebels, tells in der fast alle Insektengruppen mehr oder minder s tark t reffenden Wirkung der neuen Giftstoffe begrilndet.

Die Wirkung soldier ¥ernebe lungen auf die ober- irdisch lebende Insektenfauna, des Waldes ist vernidl- tend! Schiidlinge, Niiglinge und indifferente Arten wer- den yon ihr betroffen. Angesichts dieses zerstiJrenden Eingriffes drllngt sich jedem Verantwortungsbewul~ten die Frage auf, ob hier nidl t iiber das Ziel der Forst- schugmaSnahmen - - die Wiederherstellur~g des natfir- lichen Gleichgewichtes der Lebensgemeinschaft des Wal- des ~ welt hinausgegangen wird.

Wir wissen heute aus Untersuchungen des Auslandes (SCrtNEWEa-Schweiz; WILLE.Peru, u.a.) sowie eigenen, dull die Wirkung der neuen Giftstoffe auf die Ver t re te r der eihzelnen Insektengruppen nicht gleiahmlif~ig s tark ist: So werden beispielsweise durch DDT-Pr~iparate einige Gruppen ~ wie etwa Dipteren und die zu ihnen ge- hlirenden parasitischen und riiuberischen Formen stiirker und naehhalt iger getroffen als andere (wie etwa gewisse schlid|iche Aphiden). Auch der Zei tpunkt d e s Giftnebeleinsatzes spieit in diesem Zusammenhang eine wesentlid~e Rolle: Findet er wllhrend der Haupt-

1) Im i n d i r e k t e n K a m p f , p r o p h y t a k t i s d l a n g e w a n d t , wie e twa Zum v o r b e u g e u d e n $ehug yon S t i lmmen gegen B o r k e n k ~ i f e r a a g r i f f e , s ind d ie E r f a h r a n g o n d e r b i s h e r i g e n V e r s u d l c m l t i h n e n weniger gl ins l ig .

schwarmzeit yon Raupeniqiegen, Sdlwebfliegen, Schlupf- wespen und anderen Niitzlingen stat t , so kann deren Population u. U. wesentlidl sfiirker in Mit |eidenschaft gezogen werden, als die des Schiidlings. Ein nidit grfind- lidl vorbedachter Einsatz der neuen Kampfstoffe auf GroBfl/iehen kann jedenfalls - - wofiir bereits praktische Beispiele vorllegen - - auf liingere Sicht das Gegenteil dessen bewirken, was mit der Bek/impfung angestrebt wird: Nach sdleinbarem Anfangserfolg eine Fiirderung des Sdliidlings durdl den st~rkeren Ausfall seiner natfir- lichen Feinde und der dadurch bedingten Verschiebung der Zahlenverhiiltnisse der Popu|/ t t ionen heider zu- gunsten des Sehiidlings!

Noch bedenklicher sind soldle Fiille, wo die dlemisdle Bekiimpfung eines Sdliidiings zum Oberhandnehmen einer anderen bis dahin indlfferenten pflanzen- fressenden Art flihrt: Sie konnte sidl erst durch die Begiftung zum Grof~schiidling entwickeln, da ihr natiir- lieher Begrenzungsfaktor - - eine riluberisehe Art durch die Bekiimpfungsaktion ebenfalls vernidl te t wor- den war. (Die anfiingliche Unkenntnis derar t iger Zu- sammenhiinge hat te beispielsweise flit die peruanische Baumwotlwirtschaft in den letzten Jahren rie~ige Ernte- verluste zur Folge.) - - Auch die in den let3ten Jahren im Rheinland und der Schweiz beobachtcte Zunahme der Blutlausschllden art Kernobst und anderwiirts solcher der ,,roten Splnne" an Hopfen, sind wahrscheinlich eine Folge mehrjiihriger intensiver Behandlung dieser K u h n r e n mit den neuen Insektiziden: gegen Blutlaus und ,,rote Spinne" unwirksam, t reffen sie in beiden Fiillen die natllrliqhen Feinde aus dem Insektenreich st/irker als den Sdfiidling. Bei der Blutlaus insbesondere ist es die vor Jahren aus Amerika eingefiihrte und iJrtlich bereits eingebiirgert¢ Zehrwcspe Aphetinus mall, die schon bcgonnen hat te , die Blutlaus in Schadl zu halten. B i o l o g i s e h e S e h i i d - l i n g s b e k i i m p f u n g u n d d e r E i n s a t z d e r n e u e n I n s e k t i z i d e s i n d k a u m z u v e r - e i n e n !

So wie die Dinge gegenwiirtig liegen, hedeutet jede Giftvernehelung mit den hantlelsilb|idaen Kontaktgi f ten ira Forstschul3 einen radikalen Eingriff in die Lebens-

114 W. Zw6LFER: Zum Giftnebeleinsa~ im Forstschu~

gemeinschaft des Waldes, dessen Folgen zu iiberblicken, melbst fiir den geachulten Fachmann oft kaum m/iglich tBt. Der Nichtfaehmann ist dazu iiberhaupt nicht in der Lage. Ihm ist im Forstschug bestenfalls ein schablonen- mliBiger Einsatz der modernen Insektenkampfstoffe m~g- lich, sofern er nieht yon Fall zu Fall yon fachmilnnischer Selte beraten wird.

Im landwirtsd~aftlidaen PflanzensehuB ist soleh schab- lonenmlil]iger Einsatz die Regel. (,,Sprigkalender"l) Auch im Fors~tsehu B ist er nicht ganz zu vermeiden: Wenn es sida etwa urn die Bekiimpfung yon Riissel- kiifern, Engerlingen usw. handelt, mull der Praktiker in der Lage sein, selbstiindig und unverziiglieh die ge- elgneten Mal]nahmen zu treffen.

Solange der Einsatz der Kontaktgifte dureh ihn im Forstsehu B als Staub- oder Spri,smittel unter Verwen- dung der iiblichen Kleingeriite, wie riickentragbare Ver- stiluber und SpriBen erfolgte, blieb er iirtlidl begrenzt und beschriinkto sich auf kleine und kleinste Fliichen. Eine er~ste Bedrohung des gesamten Insektenlebens der Waldbiozllnose kam hier nicht in Betracht.

GroBfliidaenbehandlungen im Walde mit den neuen Kontaktgiften, bei denen eine Gefiihrdung wichtiger Teile der Bioz~nose eintreten konnte, erforderten his jeBt zwangsliiufig den Einsa~ motorisierter GroBgeriite. Seit der Einfiihrung der chemisdaen Kampfmethoden im Fnrstsdaul5 fanden sie ~ zum mindesten in Bayern - - nur unter der verantwortlichen Beratung forstentomoio- gisda ges~hulter Fachleute statt. Zur Schonung der natiirlidaen bioziinotischen Gegenkriifte des Waldes wurdenhiersoldae G r o B k a m p f a k t i o n e n g e g e n W a l d v e r d e r b e r b i s h e r s t e t s a u f j e n e F i i l l e b e s c h r i i n k t , i n d e n e n h e d e a t e n d e w i r t s e h a f t l i c h e W e r t e a u f d e m S p i e l e s t a u d e n .

Mit der Entwicktung eines handlichen Kleinnebel- gerlites, dessen Handhabung jedem Laien ohne weiteres mllglich ist, i i n d e r t sieh d i e s e L a g e y o n G r u n d a us. In Verbindung mit dem Nebeleinsatz slnd, - - wie gesagt ~ die neuen Kampfstoffe Insektengifte, deren fragwiirdige Nebenwirkungen auf grolle und wich- tige Teile der Waldlebensgemeinsdaaft dem Laien meist nicht bewul~t werden. Er .sieht nur den handgreiflichen Erfolg des direkten Kampfes gegen den einen oder anderen Sdaiidling, nicht aher die Nachteile des Ver- fahrens, die sich u. U. erst nada iiingerer Zeit bemevkbar machen.

Die Handlichkeit des Kleinnebelgeriites, sodann ein zeitbedingter iibertriebener Hang zum Einsatz teda- nischer Neuerungen, endlieh aber auch der Wunsch man- cher Praktiker, auf eigene Faust zu experimentieren (wodurch im Foratsdaul~ schon mandles Unheil angerich- tet wurde), wird unwillklirlida dazu verleiten, das Gerlit schon bei gexlngf/igigem AnlaB zu benul3en.

I n s e i n e r E i n s a t z m l l g l i e h k e i t u n d L e i s t u n ~ f i b e r t r i f f t d a s K l e i n n e b e l - g e r i i t m a n e h e i i l t e r e n G r o f l g e r i i t e , wie etwa die Motorverstiluber. Wenn es daher in weiteren Kreisen der forstlichen Praxis Eingang flndet und bier ,Schu|e" macht, besteht die e r n , s t e G e f a h r e i n e r p l a n m i i B i g e n u n d n i c h t w i e d e r g u t - z u m a e h e n d e n Z e r s t i ~ r u n g d e r L e b e n s - g e m e i n s c h a f t u n s e r e r W i i l d e r i m G r o 13 e n , auf deren normales Funktionieren der Forstsehut 5 angewiesen ist.

Bislang hatte er im allgemeinen nur dann aktiv ein- zugreifen, wenn aus irgendwelchen Grllnden (klimatischer Art, verfehlter waldbaulidaer MaBnahmen usw.) eine St/flung des biologis~hen Gleichgewichtes eintrat, das

znm Oberhandnehmen des einen oder anderen Schiidlings fiihrte. Die Wiederherstellung dieses Gieichgewidltes miiglichst unter Beseitigung der st~irenden Ur~aehen war in solehen Fiillen sein Ziel; denn die H a u p t a u f " g a b e d e s F o r s t s e h u t z e s g e g e n I n s e k t e n i s t u n d b l e i b t i m w e s e n t l i e h e n p r o p h y - l a k t i ~ e h e r N a t u r : Vorbeugend versucht er Kalamitilten zu verhindern.

Die Dinge liegen hier grundsii~lich anders als im landwirtschaftlichen PflanzensehuB: Ob~t-, Wein- und Gartenbau, ja selbst noch der Feldfruchtbau, sind ira Vergleieh zum Waldbau intensive Wirtsehaftsformen, deren Ertriige die Kosten alliiihr|ida mehrmah wieder- holter Begiftungen einigermal~en rechtfertigen. (Doch ist aud~ hier die Grenze des wirtschaftlich Tragbaren mit 8 Giftbehandlungen in der Vegetationsperiode, wie sie neuerdings im ,,rationellen"Obstbau gefordert werden, schon fast iibersehritten). Aber n i e h t n u t d i e w i r t s e h a f t l i e h e n , a u e h d i e b i o l o g i s e h e n V o r a u s s e t z u n g e n , y o n d e n e n d e r l a n d - w i r t s e h a f t l i c h e P f l a n z e n s c h u t z a u s - g e h t , t i e g e n g r u n d s i / t z l i e h a n d e r s a l s ira F o r s t s e h u t z . Er arbeitet mit mehr oder minder hodagezlichteten Kuhurpflanzen, die erfahrungs- gem~il~ sehiidtingsanflilliger sind, und be t re ib t auf GroB- flliehen Monokulturen, die die Entstehung einer aus- geglichenen natiirliehen Lebensgemeinschaft mit ihren lebendigen Abwehrkriiften yon vornherein ausschliel~ten. So kann er mit diesen natiirlidaen Hilfsmitteln als zu- verliissigen Bundesgenossen weit weniger redmen als der Forstsehu~. Er kommt daher ohne kiinstlidae Ein- griffe, wie sie der Gifteinsa!~ darstellt, im ailgemeinen nicht aus. (Am Rande sei bemerkt, dab die modernen Bestrebungen plantagenmiil3igen Anbaus einseitig hoeh- gezildateter Pappelsorten fiber kurz oder lang vor iihn- lichen Sdawierigkeiten stehen werden, wie sie gegen- wiirtig im Obst- und Weinhau vorliegen).

Hier im Bereich des landwirtschaftliehen Pflanzen- schuBes insbesondere im Obst- und Weinbau, we mit einer Pufferwirkung ausreidaender natiirlieher Gegen- kriifte gegen Schlidlingsvermehrungen nidat geredmet werden kann, ist der EinsaB eines leistungsfiihigen Kleinnebelgeriites gerechtfertigt. Fiir den Forstsehu~ gilt dies nur bedingt: I m W a l d s o l l t e d e r E i n s a t z s o l e h e r K l e . i n n e b e l g e r i i t e y o n v o r n h e r e i n b e g r e n z t w e r d e n : 1. auf die unbedingt nlitigen Fiille des kiinstlidaen Eingriffes, we die Existenz eines Bestandes auf dem Spie|e steht, und 2. unter diesen Voraussetsungen auf ~olche, we iirtliche Verhiiltngsse und Griille der zu behandelnden Fllichen den Einsatz motorisierter Groflnebelgeriite verbieten. Mit Riicksicht auf die stets vorhandene fragwiirdige Nebenwirkung des Giftnebeleinsa~es, in Verbindung mit den neuen Kontaktinsektiziden, sollte b e i a I I e n w i r t - s e h a f t l i e h n o c h t r a g b a r e n K l e i n s c h l i - d e n y o n d e r A n w e n d u n g d e s G i f t n e b e l - v e r f a h r e n s i m W a l d e m l l g l i c h a t A ' h s t a n d g e n o m m e n w e r d e n .

Von diesen Grundsiltzen abzuweichen, erscheint im Forstsdau B erst dann zulllssig, wenn es der Pflanzen- sdluBmittelindustrie gelingt, spezifische Kampfstoffe gegen die einzelnen Schlidlingesarten zu entwickeln. Mit solchen wiire im praktisdaen Einsatz eine Gefiihrdung anderer lebenswichtiger Glieder der Waldlebensgemein- schaft ausgeschlossen.

Bis zur Erreichung dieses Zieles bleihen die neuen Kontaktgifte - - zum mindesten im Forstschu B - - eine z w o i s c h n e i d i g e Waffe, deren Einsatz Erfahrung und Umsicht edordert . In Verbindung mit dem Nebel-

E. SCHIMITSCHEK: Ein neuer entomophager Pilz an Drey/usia Niisslih~ C.B. 115

verfahren auf griiBeren Fl~ichen angewandt, solhe stets der f o r s t e n t o m o l o g i s c h g e s e h u l t e Fach- mann zu Rate gezogen werden. Rein technische Er- fahrunger~ im Umgang mit motorisierten Ger~iten genii- gen dazu nicht und slnd keine ausreichende Sicherung vor m~iglichen kiinftigen Sch~den durch den Eingriff in die Bioz~nose.

Es sollte auch bei uns zu denken geben, dal~ die kana- dische Forstentomologie, die gegenw~irtig nicht nur in der Forschung, sonder~ dank dieser such in der Praxis der

Forstschiidlingsbeklimpfung in der ganzen Welt fiihrend ist, gerade in der Frage des Giftneheleinsa~es im Waide griJflte Zuriickhaltung iibt.

Selbst wer die ethischen Forderungen des Natur- schuges iiberhlirt und bedenkenlos dariiber hinweggeht, dal3 der Mensch unserer Zeit auch eine Mitverantwortung fiir die natilrliche Ordnung der Dinge trligt, deren NuB- niefier er ist, sollte sich ihre Erhaltung und Bewahrung schon um des eigenen Vorteiles Willen angelegen sein lassen. - -

Aus der forstlicben Bundes-Versuchsanstalt Mariabrunn

E i n n e u e r e n t o m o p h a g e r P i l z a n D r e y f u s i a N i i s s l i n i C. B. Von Prof. Dr. Erwin SCHIMITSGHEK, Wien

Mit 1 Abbildung

Die gef~ihrlidie Tannentrieblaus Drey/usia Ni~ssIini C. B. hat in Mitteleuropa wenig wirksame natiirliche Feinde. Um so beachtenswerter ist das Auftreten eines Pilzes, der /~rtlich einen Tell der Drey[usia Ni~sslini-Bev~lkerung vernichten kann.

Bereits 1949 wurde im Gebiete yon Radau (Ober~ster- reich) eine Isaria-Art festgestellt, yon der die Sistentes- Miltter befallen werden (SCHIMITSCHEK 1950). Dieser Pilz war relativ selten und trat nicht seuchenhaft auf.

Der neue pathogene Pilz wurde das erstemal im Juli 1951 festgestellt.

Die kleinen, erdbeerartigen Perithecien wachsen meist zu mehreren aus den toten Sistens-Miittern heraus (Abb. 1). Anflinglidl ist die Farbe gallertig hellrosa, spiiter nehmen die Peritheeien~ eine sch~ne erdbeerrote his karminrote Farbe an. Mitunter teih sich die karmin- rote Farbe auch stellenweise der Wachswolle der ab- get~teten Sistentes mit. Der K~rper der befallenen Sistens schrumpft nicht ein, er erhiirtet mehr oder weni- get und bildet eine Art Sklerotium.

Eine Bestimmung bzw. systematische Beschreibung des Pilzes konnte bisher nicht vorgenommen werden, da die Friichte durchweg taub waren. Nach Mitteilung von Herrn Prof. Dr. PETRAK handelt es sich vermutlich um eine Hypoereaceel), Viellelcht eine Nectria oder Ophio. nectrla. ,Von den Gattungen Ophionectria und Nectria gibt es in den Tropen Arten, die sich in Insekten ent- wickeln. So z.B. van den entomophagen Fusarionectrien die ,~rten Nectria aurantiicola Berk. et Brine., N. laeti. color Berk. et Curt, N. coccidophthora Zimm. Diese Arten befallen insbesonders Schildliiuse in Citrus- Anlagen. Sie wurden naeh SORAUER z.B. in Florida zur biologischen Bekiimpfung van Schildliiusen an Citrus verwendet. Sie sind an feuchtwarmes Klima gebunden. Diese Pilze wurden aber dur& die dort bei der Be- kilmpfung der Citrus. Liiuse verwendeten Sprigmittel gleichfalls dezimiert. Obwohl es sich in unserem Fallo um 0rtlichkeiten handelte, in denen Dreyfusia Nfisslini mit Hexa und E 605 bekllmpft wurde, war das Auftreten des Pilzes 6rtlich festzustellen.

Ophionectria (Podonectria) coccicola Ell. et Ev. (Petch) bef;/llt in Asien, Amerika und Afrika Citrus.Schildl'~use.

Die Entwicklung und das Auftreten des die Drey/usia Nfisslini befallenden Pilzes wurde yon Juli bis Oktober beobachtet. Die FruchtkBrperbildung hatte yon Juli bis

1) Aud~ Cordlceps seh6rt zu der Unterordaung der Hypoereaceales (Ordnung Pyromyeetinas).

Oktober auflerordentlich zugenommen. Im Herbst lagen durchaus sch6ne erdbeerrote - - leider taube - - Frucht. ki;rper vor.

Die Sistens-Miitter werden yon dem Pilz nur in ge- schlossenem Bestand und in feuchteren 0rtlichkeiten be- fallen. Insbesondere ist der Befall bei den Sistentes an den unteren, bodenniiheren Stammteilen ~tark. Hier

Ahb. 1 Die Perltheeien wad~sen ,us den toten L~usen heraus

kann die gesamte Bev~lkerung durch den Pilz vernichtet werden. An den oberen Stammteilen, in der Krone und an den .~sten, auch desselben Baumes, ist der Pi lz nicht mehr so h;iufig, bier wird nur ein BruchteiI der Popu- lation der Sisten~.Miittex befallen. Hiiufig sind Tiero be- fallen, die am Stamm unter Moos (Necera crispa) sigen. In gegen Slid exponierten Bestandesriindern trat der Pilz nicht auf; dagegen in Mulden und in Lagen mit West- bis Nordostexpositionen. Die Existenzmi~glichkelt dieses Pilzes ist zweifellos nur bei geeignetem Kleinklima gegeben.

Die Disposition fiir den Befall diirfte durch feuehte Witterungsverhtihnisse gebildet werden, wozu allerdings noch schattlge, feuchtere Ortlichkeiten hinzutreten m/issen.