Zum Problem der Andreasmünzen aus dem Harz / von Reiner Cunz

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  • 8/9/2019 Zum Problem der Andreasmünzen aus dem Harz / von Reiner Cunz

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    N I E D E R S Ä C H S I S C H E S

    J A H R B U C H

    F Ü R L A N D E S G E S C H I C H T E

    Neue Folge der »Zeitschrift de s Historischen Vereins für Niedersachsen«

    Herausgegeben

    von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen

    Band

     6

    9 9

    VERLAG HAHNSCH E BUCHHANDLUN G • HANNOVE R

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    Z u m P r o b l e m d e r A n d r e a s m ü n z e n a u s d e m H a r z *

    Von

    R e in e r C u n z

    Die Andreasmünzen au s dem Har z gehören zu de n am häufigsten vorkommende n

    neuzeitlichen G eprägen der niedersächsischen M ünzgeschichte. D enn oc h oder viel-

    leicht gerade w egen des großen U mfangs fehlt eine zusam menfassende Aufarbeitung

    dieses wichtigen numismatischen Stoffes. Im folgenden soll der Forschungsstand an-

    hand einschlägiger Arbeiten skizziert werden .

    1

    Heiligendarstellungen k omm e n auf zahllosen M ünze n vor. A m häufigste n un d am

    weitesten verbreitet ware n d i e Mariendarstellungen . Fü r Niedersachsen ware n di e

    zuerst 1505 von der Stadt Goslar geprägten Mariengroschen von großer Bed eutun g.

    Als Nominal

     bzw.

     Rechenbegriff verselbständigte

     sich

     der Mariengroschen 7

    3

    6 Taler)

    und

     setzte sich im südlichen Niedersachsen parallel zu den G uten G rosd ien  V

    2

    4

     Ta-

    ler) durch. Ungeachtet der konfessionellen Spaltung des Deutschen Reiches wurden

    Münzen i n Mariengroschenrechnun g vo r alle m i n de n protestantische n braun -

    schweig-lüneburgischen Landen in erheblichem Um fang

     geprägt.

     D ies war aber nicht

    zwingend mit der Übernahm e de s Marienbildes verbunden. Ein e andere Entwick -

    lung läßt sich bei de n Andreasmünze n au s dem H arz feststellen .

    * Überarbeitet e Fassung des gleichnamigen Begleitheftes zur Ausstellung St. Andreasberg, Klassi-

    sche Silbererz-Lagerstätte im Harz, im Mineralogischen Museum der W estfälischen W ilhelms-

    Universität Münster Herbst 198 8 - Frühjah r 1989 ).

    1

     Sp ruth , F. : D ie Oberharzer Ausbeutetaler von Braunschweig-Lüneburg i m Rahmen der Ge-

    schichte ihrer Gruben, Ein

     Beitrag

     zur

     Industriearchäologie, Bochum 1986,

     —

     Veröffentlichun-

    gen

     aus

     dem Deutschen Bergbaumuseum Bochum 36 ), S. 10.

     Im

     Hinblick auf

     die

     Herausarbei-

    tung

     grundlegender Strukturen

     wurde

     auf M iszellen, versteckte kleinere H inweise

     in der Litera-

    tur und einzelne Vorkommen in Auktionskatalogen und Lagerüsten weitestgehend verzichtet.

    Diese können allenfalls in einer grundlegenden Neubearbeitung berücksichtigt weiden. Weiter-

    führende Literaturhinweise sin d den zitierten Titeln in den meisten Fällen zu entnehmen.

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    Reiner Cunz

    Der

     Apostel Andreas, Bruder

     des

     Petrus,

     wurde nach

     einer

     späteren

     Legende

     an

     ein

    Kreuz mit

     gleichlangen

     aber

     schrägstehenden Balken geschlagen, das sog. Andreas-

    kreuz. In bildlichen Darstellungen wird dem Heiligen das Andreaskreuz als Erken-

    nungszeichen beigegeben. Der Name des Ortes

     St.

     Andreasberg wird auf die dortige

    Grube St. Andreaskreuz zurückgeführt, un d deren Name u. a. auf den Verlauf der

    sich kreuzenden Erzgänge

    2

    . St. Andreasberg gehört zu einer Gruppe von Bergbauor-

    ten mit Heiligennamen. Im Laufe seiner Geschichte wechselte St. Andreasberg mehr-

    mals die territoriale Zugehörigkeit. Au f die Grafschaft Hohnstei n folgten mehrere

    Zweige de s Hauses Braunschweig-Lüneburg: zunächs t kurzzeitig da s Fürstentum

    Grubenhagen, dann das Fürstentum Wolfenbüttel

    3

    , da s Fürstentum Lüneburg und

    zuletzt da s Fürstentu m Calenber g 169 2 Erhebun g zu m Kurfürstentu m Braun -

    schweig-Lüneburg,

     später

     staatsrechtlich nicht korrekt

     auch als

     Kurfürstentum Han-

    nover bezeichnet).

    In den

     30er

     Jahren des

     16.

     Jahrhunderts begann die

     Prägung

     von

     Andreasmünzen

     in

    der Grafschaft Hohnstein

    4

    . Die Tradition der Grafen wurde nach deren Aussterben

    im Jahre 1593 durch die weifischen Andreasmünzen fortgeführt. Bi s 180 4 erschien

    das Heiligenbild au f Reichtstaler a un d Teilwerten un d seit de r Herabsetzung der

    Münzfüße durc h di e Reforme n vo n Zinn a 1667 ) un d Leipzi g 1690 , a b 173 8

    Reichsfuß) paralle l au f

      2

    /

    3

     Taler n 2 4 Mariengroschen ) un d Teilwerten sowi e auf

    Kleinmünzen und zuletzt sogar auf kupfernen Scheidemünzen

    5

    . Zu den numismati-

    schen Besonderheite n zähle n Mehrfachtaler , Dickabschläg e un d Klippe n sowi e

    Goldgulden

     und

     Goldabschläge. Die Andreasmünzen

     wurden

     anfangs

     in der

     Münz-

    2 M ü se ie r, K.: Bergbaugepräge, Dargestellt auf Grund der Sammlung der Preussag Aktienge

    sellschaft, 2 Bände, Hannover 1983,

     S.

     7; allgemein: G e b h a r d , G.: Harzer Bergbau und Mine

    rale: St. An dreasberg, Haltern 1988.

    3 von Bah rf e l dt ,

      M.:

     Über

     die

     M ünzprägung des H erzogs Heinrich

     Julius

     von Braunschweig

     und

    Lüneburg, 3/ 5 1589— 20/71613,

     in:

     Festschrift für Paul Zim mermann zur Vollendung seines 60.

    Lebensjahres, Wolfenbüttel 1914 (*• Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Ge

    schichte 6),

     S. 7 1 - 8 1 .

    4 Ein früher Vorläufer findet sich unte r den Heiligengroschen: Andreasgroschen des Fürstentums

    Grubenhagen von 1509 und ohne Jahr (Welter 325 /325 A ); vgl. auch Fr ie d e n sb u rg , F.: Die

    Symbolik der Mittelaltermünzen,

     2

     Bände, Berlin 1 91 3/19 22,

     S.

     401;

     G ü n t h e r ,

      F.:

     Z ur Harzi

    schen Münzkunde, Die Andreasmünze des Harzes, in: Zeitschrift des Harz-Vereins für Ge

    schichte und A ltertumskunde 4 5, 1912, S. 15 9- 16 4 und 309, bes. S. 161.

    5 Vgl. auch K o c h , W .: Während der Dau er der zinnaischen und der Leipziger Münzkonvention

    (1670—1753) geprägte Reichstalerteilstücke von Braunschw eig-Lüneburg

     zu

     V

    2

    ,

     V

    4

     un d

     V

    8

     Taler,

    in: Der M ünzen- und Medaillensammler, Berichte aus allen Gebieten de r Geld-, M ünzen- und

    Medaillenkunde 7, 1967, S. 173-180.

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    Andreasmünzen

    339

    statte Ellrich, dann in St. Andreasberg und zuletzt in Clausthal geschlagen

    6

    . St. An -

    dreasberg gehörte auch zu den Heckenmünzstätten der Ersten Kipperzeit im braun-

    schweig-lüneburgischen Fürstentum  Lüneburg  1618—1621)

    7

    . Die Andreasmünzen

    der Zweiten Kipperzeit letzte s Viertel 17 . Jahrhundert) aus Clausthal haben sich

    durch

     gute

     Qualität deutlich von

     den

     sonst häufig schlechten Geprägen der Zeit abge-

    hoben

    8

    . Auch nach der Zeit der

     französischen

    Fremdherrschaft unter dem Königreich

    Westphalen 1807—1813 ) grif f ma n im Königreic h Hannover , trot z de s auch im

    6  H e y s e, G.: Ueber

     die

     vom B raunschweig-Lüneburgischen Fürstenhause benutzten ehemaligen

    Münzstätten am H arze, nebst Nachrichten von den Mün zmeistern, ihren Z eichen und Jetons, in:

    Heyse, G.: Beiträge zur Kenntnis des H arzes, seiner G eschichte, Literatur und seines M ünzwe

    sens, Aschersleben/Leipzig 1874, S. 9 4- 13 8 , bes. S. 103 -1 14 ; G ü n th e r , F.: Zur Geschichte

    der Harzischen M ünzstätten, in: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumsku n-

    de41,1908,

     S.

     92 -15 8 und 185 f., bes.

     S.

     9 3 - l l l u n d 1 22 -1 38 ; G ü n t h e r ,  F.: Die älteste Ge

    schichte der B ergstadt S. A ndreasberg und ihre Freiheiten 2,

     in:

     Zeitschrift des Harz-Vereins für

    Geschichte und A ltertumskunde 44, 191 1, S. 17—49, bes. S.48L; G ü n th er , Andreasmünze,

    S.

     159—161;

     Vo l k , C :

     Die

     M ünzstätte

     St.

     A ndreasberg,

     in:

     Zeitschrift des Harz-Vereins für

     G e

    schichte und Altertumskunde 71,193 8, S. 75 -8 4; vo n S co tt i , H.-H. und D e n n e rt , H. : Die

    Münzstätten in Zellerfeld und Clausthal, Ausbeutetaler, Medaillen und Löser, in: Technische

    Universität Clausthal, Zu r Zweihundertjahrfeier 1775—1975, Band 1: Die Bergakademie und

    ihre Vorgeschichte, Clausthal-Zellerfeld 19 75 ,

     S.

     3 9 3 - 4 0 6; G u t b r o d ,

     W.:

     Die Harzer An dre

    asmünzen, in: Unser Harz 37, 1989 , S. 16 3- 16 5 und  187 f.

    7 B a h rf e ld t, M.: Beiträge zur Münzgeschichte der Lüneburgischen Lande im ersten Drittel des

    17.

     Jah rhund erts, Herzog Wilhelm zu Harburg, Christian zu Celle, Julius Ernst und August d. J.

    zu Dannenberg-Hitzacker,

     in:

     Numismatische Zeitschrift 25 ,189 4,

     S.

     123-372 ,

     bes. S.

     238. Von

    den Münzstätten Herzog Christians werden in dem Aufsatz ausführlicher behandelt: Winsen

    (Luhe), Celle und Nienburg (Weser). — Zu r Orientierung dienen die nachstehenden übergreifen

    den Werke. Münzgeschichte: O p e l , J. O.: Deu tsche Finanznoth beim Beginn des Dreißigjähri

    gen Krieges, in: Historische Zeitschrift 16 ,18 66, S. 21 3 -2 68 ; G a e t t e n s , R.: Inflationen, Das

    Drama der Geldentwertungen vom Altertum bis zur Gegenwart, München

      2

    1957 ,

     S.

     74—99;

    Rittmann, H.: Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, München 1975,

     S.

     223 -25 6. - Des

    kriptive Numismatik: Kat. A. Riechmann &

     Co.

     25,

     (Münzen de r deutschen Kipperzeit, Samm

    lung des Herrn Wilhelm Kraaz), Halle (Saale) 677. 3. 1924.

    8

      Im Gebiet der ehemaligen Grafschaft Hohn stein wurden im 17. Jahrhun dert mehrere Hecken

    münzstätten

     betrieben.

     Erste

     Kipperzeit:

     L a u e rw a ld , R: Lipprechterode oder Lohra—ein

     Bei

    trag zur Geschichte der Kippermünzstätten, in: Beiträge zur Heimatkun de au s Stadt und Kreis

    Nordhausen 2/3,1978,

     S.

     34 - 3 7 ; L a u e rw a ld , P.: Zur Zuordnung der Kipper-Zwölfkreuzer-

    Prägungen des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel aus der Grafschaft

    Hohnstein, in: Beiträge zur Heimatkund e aus Stadt und Kreis Nordhausen 11 ,19 86 ,

     S.

     8 0 - 8 4 ;

    Lauerwald, P.: Kipper-Zwölfkreuzer-Prägungen des Herzogs Friedrich Ulrich von Braun

    schweig-Wolfenbüttel aus der Grafschaft Hohn stein, in: Jahrbuch des Arbeitskreises Thüringer

    Münz- und Geldgeschichte 198 7, (= Numismatische Hefte

     33),

     S.

     49 - 5 2 . - Zweite Kipperzeit:

    M ü lle r- Ja hn ck e, W.-D. und V ol z, F.-E.: Die Münzen und Medaillen der gräflichen Häuser

    Sayn,

     Frankfurt am Main 1975,

     S.

     9 3 -1 9 0 . - Zur Orientierung dienen die nachstehenden über

    greifenden Werke. M ünzgeschichte:

     Frhr.

     v on S c h r ö t t e r ,

      F.:

     Das deutsche Heckenmünzwesen

    im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts, in: Deutsches Jahrbuch für Numismatik 1, 1938,

    S.

     39 -10 6; R it tm a n n , S. 25 7- 30 5. Deskriptive Numismatik: Da v e n p o rt , J . S.: Silver Gul

    den 1559-1763, Frankfurt am Main 1982,

     S.

     6 7 -2 7 9 .

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    340

    Reiner Cunz

    Münzwesen gegenwärtigen

     Geistes

     der Restauration,

     die

     Prägung von Andreasmün-

    zen nicht mehr auf. Ihr e Zeit war aus mehreren Gründen endgültig vorbei

    9

    .

    Die frühenAndreastaler knüpften ikonographisch

     an die Tradition

     der Münzen der

    Grafen Schlick

     mit dem Bild des Heiligen Joachim

     an.

     Das

     reiche Silbervorkommen

    in

     St. Joachimsthal, gelegen

     im

     südlichen böhmischen

     Teil des Erzgebirges, wurde in

    der dortigen

     Münzstätte

     ab 1520 verprägt. Von den

     Joachimsthaler Guldengroschen

    leitete sich der Name Taler ab. Die Entstehung der ersten Guldengroschen bzw. Taler

    markiert in der Münz- und Geldgeschichte den Übergang vom Mittelalter zur Neu-

    zeit, da Talermünzen bis zur Einführung der Reichswährung  ab 1871) die führende

    Rolle im  Münz- und Geldwesen übernahmen. In Niedersachsen gelang dem Taler der

    Durchbruch mit der umfangreichen Münzprägun g de r Herzöge z u Braunschweig-

    9 Eine zusammenfassende und kritische Bearbeitung des äußerst umfangreichen M aterials fehlt.

    Am größten sind die Defizite bei der Grafschaft Hohn stein. Zu r Orientierung dienen die nachste

    henden Werke. Gedruckte Quellen: v o n B a h r f e l d t , M . : Niedersächsisches Münzarchiv, Ver

    handlungen auf den Kreis- und Münzprobationstagen des Niedersächsischen Kreises

    15 51 -1 62 5,4 Bände, Halle (Saale) 19 27 -1 93 0, Veröffentlichungen der Historischen Kom

    mission für H annover, O ldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen 10 [nur Band

    1—3].

     —

     Münzgeschichte: Ka r l, H.: Zur Geschichte des Oberharzer M ünzwesens, Entwicklung

    von den Anfängen

     bis

     zur Bergbau- und L öserprägung,

     in:

     Mitteilungsblatt de r TU Clausthal

     55,

    1983,

     S. 34—41.

     — Deskriptive Numismatik: L e it z m a n n , J.: Die Münzen der Grafen von Clet-

    tenberg und Honstein, in: Numismatische Zeitung 12, 1845, Sp. 81-85, 89-91 und 97-103;

    Münz- und Medaillen-Kabinet des Grafen Karl zu Inn- und Knyphausen, Hannover 1872,

    S. 377—379; Erster Nachtrag zum M ünz- und Medaillen-Kabinet d es Grafen Karl zu Inn- und

    Knyphausen, Hannover 1877, S. 19 9- 20 2; Frhr. vo n S a u rm a - Je lt sc h , H.: Die Saurmasche

    Münzsammlung deutscher, schweizerischer und polnischer Gepräge von etwa dem Beginn der

    Groschenzeit

     bis

     zur Kippe rperiode,

     2

     Bände , Berlin

     1892,

     Sp.

     109

     und Tafel

     7 6;

     G eb ha r t , H.:

    Die deutschen Münzen des Mittelalters und der Neuzeit, Berlin 1930, == Bibliothek für Kunst-

    und Antiquitäten-Sammler 32),

     S.

     148 f. und 151 (betr. Kataloge des Münzhandels); S ch ul te n,

    W.:

     Deutsche M ünzen aus der Z eit Karls V , Typenkatalog d er Gep räge zwischen dem Beginn der

    Talerprägung (1484) und der dritten Reichsmünzordung (1559), Frankfurt am Main 1974,

    S. 145 f.; Welter, G.: Die Münzen der Weifen seit Heinrich dem Löw en, 3 Bände , Braunschweig

    1971-1978; Davenport, J. S.: German Talers 1500-1600, Frankfurt am Main 1979,

    S. 143—146; Müseier, Berbaugepräge; Kat. Schulten + Co., (... Ausbeute- und Bergwerks-

    Gepräge . . . ) , Köln 22723 .4 .19 85 ,

     S. 124-151 .

     Eine Literaturübersicht zum Th ema Bergbau

    gepräge

     bei:

     M ü se ie r, Bergbaugepräge, S. 5 f. Der Typenkatalog von W elter ist eine sicherlich

    nützliche, aber bisweilen unkritische Kompilation, die vor allem den schnellen Zugriff zu einigen

    wichtigen älteren W erken erleichtert. Insbesondere der d ort eingearbeitete Katalog von Fi al a,

    E.: Münzen und Medaillen der Weifischen Lande, 9 Bände, Leipzig/Wien 1904-1919 weist

    man che U nzulänglichkeiten bzw. Fehler auf und ist leider nur eine unsichere Basis für die For

    schung. Zu der von Fiala verzeichneten ehemaligen M ünzsammlung

     des

     hannoverschen Königs

    hauses

     vgl.

     C u n z , R.: Hannove r: Niedersächsisches Münzkabinett der Deutschen Bank, Über

    sicht zur Struk tur des Bestandes, in: Mitteilungsblatt, Museum sverband für Niedersachsen und

    Bremen 3 1 , 1987, S. 2 3 - 2 8 . - Im D etail bestehen weiterhin U nsicherheiten im Bereich der

    Münzmeisterforschung, vgl. die grundlegende A rbeit von Je s s e , W.: Probleme und Aufgaben

    der Münzmeisterforschung, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik 9/10, 1955/1956,

    S. 31 -6 0.

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    A b b i l d u n g s k o m m e n t a r

    Aus der Vielzahl der Andreasmünzen wurden die Andreastaler als Beispiele ausgewählt. Sie

    sind seit der Reichsmün zgesetzgebung des

      16 .

     Jah rhu nd erts in Silber im 9-Talerfuß, d. h. 9 Ta

    ler aus der K ölne r Mark Feinsilber (ca. 2 34

     g),

     geprägt worden. Diese sogenan nten Reichstaler

    waren das wertbeständigste und wichtigste Nominal der neuzeitlichen Mü nz- und Ge ldge

    schichte. Auch unter den And reasm ünzen war der Reichstaler der am häufigsten u nd längsten

    geprägte M ünz typ. Neb en der Grafschaft Ho hnstein sind alle vier weifischen Lin ien, die nach

    einander A ndreasm ünzen ausgegeben haben, bei den Abbildungen mit einem Beispiel vertre

    ten, Im Falle der L inie Calenbe rg wurde für die Ze it nach de r Erlang ung d er Kurw ürde ein zwei

    tes Münzbeispiel ausgewählt (A bb . 6). In diesem Querschnitt sind auch alle drei M ünzstätten,

    in denen Andreasmünzen geprägt wurden, mit mindestens einem Beispiel repräsentiert.

    An dreasta ler w aren für ihre gute Qua lität beka nn t. Bedeu tsam ist es also zu wissen, woran m an

    sie erkennt, d. h. welches die wichtigste Seite ist und wie man ihren Nominalwert feststellen

    kann. Auf beide Fragen gibt es überraschend e An two rten. Z um einen hatten die Z eitgenossen

    and ere An sichte n, welche die wichtigste Seite einer M ünz e

     sei,

     als die mod erne numism atische

    Forschung. Zu m anderen m uß m an feststellen, da ß Nom inalangaben bei Talern eine S eltenheit

    waren,

    Stellvertretend für die hohnsteinischen A ndre astale r steht ein Holzschnitt aus einem Ha ndb uch

    für Kaufleute. Un ter den hochwertigen M ünzsorten w erden dort u. a. An drea staler der Grafen

    von Hoh nstein aufgeführt. Dieses Kaufm annshand buch soll als Beispiel für eine von m ehreren

    anderen Q uellengruppen der Numismatik neben den M ünzen selbst dienen. Diese bebilderten

    Bücher mit Münzkursen waren ein Hilfsmittel zum Verständnis der Münzvielfalt dieser Zeit

    und sind es auc h heute noch. Die Holzschnitte wurden allerdings ohn e Ansp ruch auf Detailge

    nauigkeit, z. B. bei der Schreibung der Umschriften, angefertigt. Für eine nur beschreibende

    Münzkunde sind sie keine zuverlässige Grundlage, wohl aber für die Geldgeschichte.

    Der unbefangene numismatische Laie würde zweifelsohne die Seite mit dem Heiligenbild als

    wichtigste Seite einer Andreasmünze ansehen, denn sie ist  d s Erkennungsmerkm al dieser

    Mü nzgruppe. Und genau in diesem S inne wurde die Heiligenseite in dem Münzbuch als erste

    Seite abgebildet. In der modernen numismatischen Wissenschaft geht man abweichend davon

    nach rechtsgeschichtlichen K riterien vor. Die Seite, die den M ünzh erren, d. h. denjenigen , der

    das M ünzrec ht aus übt, in Schrift bzw. Bild nen nt, wird als Vorde rseite angesehen. D ie An dre as

    münzen zeigen allesamt keine He rrscherporträts. Die Vorderseite laßt sich nur anhan d d er U m

    schrift bestimmen. Unter den abgebildeten Beispielen ist mit einer Ausnahme (Abb. 4) die

    Wappenseite zugleich die Vorderseite.

    Noch viel wichtiger als die äußere Gestaltung einer Münze war ihr innerer Wert. Die techni

    schen Merkmale, d. h. das übliche Gewicht und der übliche Durchmesser eines Reichstalers

    wurden gemeinhin als bekannt vorausgesetzt. Reichstaler und auch die Andreastaler trugen

    deshalb in der Regel keine W ertangab e. Ein Beispiel für ein e Ausn ahm e ist der R eichstaler de s

    Fürstentums Grubenhagen (A bb.

     2 ).

     Der Reichsapfel in der M itte der R ückseite trägt die Wert

    zahl 24 für 24 G ut e Grosc hen. D ieses Detail des Münzb ildes geht auf die R eichsmü nzgesetzge

    bung des 1 6. Jahrh unde rts zurück, ebenso wie die Nennung des regierenden Kaisers auf der

    Rückseite der Münze.

  • 8/9/2019 Zum Problem der Andreasmünzen aus dem Harz / von Reiner Cunz

    8/13

    1. Grafschaft Hohnstein

    Volkmar Wolfgang, Eberwein und Ernst VI, gemeinsam (1554—1561)

    Reichstaler 1556 M ünzstätte Ellrich

    Typ Müseier 31/31

    Stürmer,

     W.

      Verzeichnis und Gep räge der groben und kleinen M ünzsorten [ . ], Leipzig

    1572,  Nachdruck Berlin (DDR) 1979, o. Pag.

    2. Herzogtum Braunschweig-Lüneburg Fürstentum Grubenhagen

    Wolfgang und Philipp II. gemeinsam (1567—1595)

    Reichstaler 1594 M ünzstätte St. And reasberg

    Welter 53 1 29,0 50 g

    Hannover Niedersächsisches Mü nzkabinett der Deutschen Bank

    Inventarnummer 01.053.013

    3. Herzogtum Braunschweig-Lüneburg Fürstentum Wolfenbüttel

    Heinr ich Ju lius ( 15 89 -1 61 3 )

    Reichstaler 1598 Mü nzstätte St. And reasberg

    Welter 63 8 28,81 0 g

    Hannover: Niedersächsisches Münzkabinett der Deutschen Bank

    Inventarnummer 01,116.045

    4.  Herzogtum Braunschweig-Lüneburg Fürstentum Lüneburg

    Chris t ian (1611-1633)

    Reichstaler 1624 M ünzstä tte St. An dreas berg

    Welter 926 29,040 g

    Hannover Niedersächsisches Mü nzkabinett der Deutschen Bank

    Inventarnummer 02.120.040

    5 Herzogtum Braunschweig-Lüneburg Fürstentum Calenberg

    Johann Fr iedr ich (1665-1679)

    Reichstaler 1666 M ünzstätte Clausthal

    Welter 1708 28,79 5 g

    Hannover: Niedersächsisches Münzkabinett der Deutschen Bank

    Inventarnummer 03.030.014

    6. Kurfürstentum Hannover

    Geo rg Ludwig (1698— 1727, als Ge org

     I.

     ab 1714 König von Großbritann ien und Irland)

    Reichstaler 1702 M ünzstätte Clausthal

    Welter 2136 29,3 75 g

    Hannover' Niedersächsisches Münzkabinett der Deutschen Bank

    Inventarnummer 03.064.001

  • 8/9/2019 Zum Problem der Andreasmünzen aus dem Harz / von Reiner Cunz

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    Andreasmünzen

    341

    Lüneburg ab 1531) und der Grafen von Hohnstein. Durch den Silberreichtum des

    Harzes war die Talerprägung in Niedersachsen besonders reich und vielfältig

    10

    .

    Das meiste verprägte Metal l entstamm t zwa r ursprünglich de m Bergbau , z u den

    Bergbaugeprägen werden aber nur Stücke gezählt, die in Schrift ode r Bild auf den

    Bergbau

     hinweisen. Neben Münzen gehören

     noch

     Medaillen, Jetons

     und Marken

     zu

    den Bergbaugeprägen. Eine besondere Gruppe der Bergbaumünzen sind die Aus-

    beutemünzen. Ausbeutemünzen wurden im Zusammenhang mi t de r Gewinnaus-

    schüttung eines genossenschaftlich betriebene n Bergwerk s geprägt

    11

    . I m 16. Jahr -

    hundert versuchte man auf der Ebene der Reichsmünzgesetzgebung vergeblich die

    Münzprägung in einer kleineren Zahl von gemeinschaftlich betriebenen Kreismünz-

    stätten der jeweiligen Reichskreise zu zentralisieren. Lediglich die Münzstände mit

    Metallvorkommen im eigenen Territorium sollten auch eigene Bergwerks-) Münz-

    stätten unterhalten

    12

    .

     Vor

     diesem münzrechtlichen Hintergrund

     ist

     sowohl

     das

     gene-

    relle Vorkommen von Bergbaumünzen als auch die Einrichtung der Münzstätte St.

    Andreasberg zu sehen. D ie Andreasmünzen werden als Grenzfall zu den Bergbau-

    münzen gerechnet

    13

    . Die Andreasmünzen wären damit die ersten niedersächsischen

    Bergbaumünzen. Der Zusammenhang zwischen den Andreasmünzen und dem Se-

    gen

     des

     Bergbaus ist nicht zu bezweifeln. Die Annahme, daß tatsächlich alle Andreas-

    münzen aus dem Metall des Andreasberger Reviers seien, bedarf aber zumindest für

    die späteren Prägungen der Überprüfung. Der Umkehrschluß ist auf jeden Fall

     unzu-

    lässig. In St. Andreasberg schwankte

     die

     Ergiebigkeit der Erzförderung,

     was

     sich auch

    an der Münzprägung ablesen läßt. Im Laufe de s Dreißigjährigen Krieges war der

    Bergbau in St. Andreasberg zum Erliegen gekommen und auch die dortige Münzstät-

    te stellte ihre Tätigkeit ein . Nach einer Unterbrechung von rund drei Jahrzehnten

    wurden ab

     1666

     in

     der Münzstätte Clausthal erneut Andreasmünzen

     geprägt.

     Diese

    Zeit

     des

     Stillstandes trennt somit zwei Phasen des Bergbaus

     und auch

     der Münzprä-

    gung. Wichtig scheint, daß man schon im Vorfeld der Geldkrise der Zweiten Kipper-

    zeit und als Verfechter der sie auslösenden Münzreform ein Münzbild aufgriff, das

    von den guten alten Münzen weithin bekannt war. Seit Anfang des

     19.

     Jahrhunderts

    war

     die

     Erzförderung

     in

     St. Andreasberg

     stark

     rückläufig

     und

     auch

     die

     Andreasmün-

    zen wurden in dieser Zeit aufgegeben. Auf Goldgulden des Fürstentums Lüneburg

    von 1629 und ohne Jahr kam erstmals der Name St. Andreasberg auf Münzen vor, al-

    10 Cunz, R.: Vom Taler zur Mark, Hannover

      2

    1991 , S.

     7

     f.

    11 Müseier, Bergbaugepräge, S. 6—11;  Müseier, K.: Bergbau- und Ausbeuteprägungen unter

    besonderer Berücksichtigung der Oberharzer Gepräge, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 18,

    1983,

     S. 12 -20 .

    12 Arnold, P. und Quellmalz, W.: Sächsisch-thüringische Bergbaugepräge, Leipzig 1978,

    S.

     11

     f.

    13 Gem eint ist die Grenze zu den weit verbreiteten Münzen mit Heiligen als Landespatron oder

    Stadtheiliger. Die erwähn ten Joachimsthaler M ünzen sind ebenfalls ein solcher Grenzfall. M üse

    ier lehnt ihre Zugehörigkeit zu den Bergbaugeprägen jedoch ab.

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    12/13

    342

    Reiner Cunz

    lerdings

     in einer für

     Münzstättenangaben geläufigen Form

    14

    . Der Ortsname tauchte

    wieder auf

     frühen

     Geprägen des Fürstentums Calenberg aus der Münzstätte Claus-

    thal

     auf, diesmal

     also

     eindeutig

     als

     Herkunftsangabe

     für das Metall. Diese

     Umschrift

    wurde bald abgelöst von einer anderen, die auf das Wiederaufleben des Bergbaus

     hin-

    weist.

     Nur wenige

     Andreastaler

     werden

     von der Forschung

     als

     Ausbeutetaler

     im

     en-

    geren Sinne angesprochen

    15

    .

    Der Heilige A ndreas

    16

     und der Wilde Mann, letzterer entwickelte sich zur Symbolfi-

    gur für den Harz, waren die beiden charakteristischen Münzbilde r de r weifischen

    Harzmünzstätten

    17

    . Die hier besprochenen Andreasmünzen gehörten zu den weni-

    gen

     Beispielen

     von

     Heiligendarstellungen auf Geprägen protestantischer Münzstän-

    d e

    1 8

    . Auf den ersten Blick scheint der Biidtyp in fast stereotyper Weise über mehr als

    zweieinhalb

     Jahrhunderte unverändert.

     Im

     Detail

     lassen sich aber manche

     Wandlun-

    gen erkennen,

     z. B.

     in bezug

     auf die Haltung

     des

     Heiligen

     und

     den Faltenwurf seines

    Gewandes sowie die Stellung und Form des Kreuzes. Der Wandel der Kunststile läßt

    sich bei genauer Betrachtung verfolgen. Da s ungewöhnliche Beharrungsvermögen

    des Münzbildes als type immobilise bedarf besonderer Erklärung. Etwas Vergleich-

    bares hat die niedersächsische Münz- und Geldgeschichte

     nur

     noch in den Münzen

    mit dem Wilden

     Mann.

     Mit dem Heiligen Andreas als

     Münzbild

     wurde nicht nur der

    14 Welter

     905

     (irrtümlich

     als

     Dukat bezeichnet). Zum Problem der G oldgulden und Dukaten zuletzt

    zusammenfassend:

     Klüßendorf

    N.: Der M ünzschatz von N iederhone un d die Hessen-Kassel-

    sche Denkmalpflegeverordnung von 178 0, Marburg 1987, == Untersuchungen und M aterialien

    zur Verfassungs- und Landesgeschichte 10),

     S.

     72—80.

    15 Sp ru t h ,S .10 und

     S.

     19 2 f. Gegen eine Zuordnun g der Andreasmünzen zur Förderung einer ein

    zigen Grube spricht die Vielzahl der Zechen im St. Andreasberger Revier.

    16 Zum Vorkommen des Heiligen Andreas auf Münzen vgl. R e n tz m a n n ,W .: Numismatisches Le-

    genden-Lexicon des Mittelalters und der Neuzeit, 2 Bände, Berlin 18 65 /18 66 , Nachtrag 18 78,

    Nachdruck Berlin (DD R)

     1978,

     Band 1, S. 160, Nachtrag S.

     23.

     Zum Vorkommen des Andreas

    kreuzes vgl. R e n t z m a n n , W.: Numismatisches Wappen-Lexicon des Mittelalters und der Neu

    zeit, Staaten- und S tädtewappen, 2 Bände, Berlin 1876, Nachdruck Berlin (DD R) 1978 , Tafel

    14 f. Auf die Verbindung des Andreaskreuzes zum Christogramm, sowie auf seine heraldische

    Bedeutung sei hier nur hingewiesen.

    17 H e y se , G.: Der wilde Mann auf Braunschweig-Lüneburgischen Münzen und H e y se , G.: Die

    Andreasmünzen des Harzes,

     in:

     Heyse, G.: Be iträge zur Kenntnis des Harzes, seiner Geschichte,

    Literatur und seines Münzwesens, Aschersleben/Leipzig

      2

    18 74 , S. 139—145 und 146—150. Es

    kann hier nur darauf hingewiesen werden, daß diese beiden M ünzgruppen eine Reihe von G e

    meinsamkeiten verbindet: die Beziehung des Münzbildes zum Bergbau, Verselbständigung des

    Münzbildes, Prägedauer usw. deshalb wäre auch die Frage nach der Zugehörigkeit der Wilde

    mannmünzen

     zu

     den Bergbaumünzen

     zu

     diskutieren, vgl. auch oben

     Anm.

     13.

     Eine Rekonstruk

    tion des Prägeablaufes, der die Zusam menhänge und Hintergründe d er Emissionsreihen besser

    klären kö nnte, steht noch

     aus, vgl.

     P ro k i sch,

     B.:

     Zum Versuch einer systematischen Ano rdnung

    der nachantiken Münzen, (Ein Arbeitsbericht), in: Litterae Numismaticae Vindobonenses 3,

    1987,

     S. 319 -32 5.

    18 K a h l, H.- D.: Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte vom En de des 18. Jahrhun derts bis

    1878,  Frankfurt am Main 1972,

     S.

     58.

  • 8/9/2019 Zum Problem der Andreasmünzen aus dem Harz / von Reiner Cunz

    13/13

    Andreasmünzen

    343

    Hinweis auf den Silberreichtum des Bergbaureviers von St. Andreasberg verbunden,

    der zudem auch Ende des 16. und Anfang des

     17.

     Jahrhunderts in der Münzstätte St.

    Andreasberg verprägt wurde, sondern er entwickelte sich zu einem

     Qualitätsbegriff,

    einem Erkennungsmerkmal

     für

     hochwertige Gepräge.

     In

     diesem Zusammenhang

     ist

    auch eine Besonderheit der Münzprägung während und nach der Zweiten Kipper-

    und Wipperinflation zu sehen: Münzen nach dem Leipziger Fuß, aber in unlegiertem

    Feinsilber u. a. auch mit dem Andreasbild.

    Feinsilbermünzen

     waren wegen ihres

     garantierten

     guten

     Gehaltes

     in

     fremden Münz-

    stätten als Schmelzgut und auch von Goldschmieden als Rohmaterial begehrt. Die

    Münze zeigte sich hier in doppelter Funktion als Zahlungsmittel und Ware. Trotz der

    neuen und leichteren Münzfüße, die Mitte des

     18.

     Jahrhunderts eingeführt wurden,

    prägte man in

     einigen Territorien

     bis

     Mitte des

     19.

     Jahrhunderts zusätzlich die über-

    kommenen Sorten nach dem Leipziger Fuß, da sie für den Ostseehandel benötig t

    wurden

    19

    . Auf die Verselbständigung des Bildtyps deutet auch sein Vorkommen in

    der Kupferprägung am Ende dieser Entwicklung

     hin.

     Es bleibt aber festzuhalten, daß

    die Andreasmünzen des Harzes nicht von anderen Münzständen nachgeahm t wur-

    den.

     Ihre

     tatsächliche Bedeutung

     für den

     Zahlungsverkehr

     kann nur

     die vergleichen-

    de Fundnumismatik herausarbeiten. Neben der primären Funktion als Zahlungsmit-

    tel un d der sekundären Funktio n al s Edelmetallvorra t komme n Andreasmünze n

    auch in tertiärer Funktion als Bedeutungsträger in Brauchtum, Glauben und Aber -

    glauben vor, d.

     h.

     in der Verwendung als Schmuck und Amulett.

    19 Auch die Geldkrise des Siebenjährigen Krieges (1756—1763) führte nicht zu einer Um stellung

    bei der Prägung von Andreasmünzen. G a e t t e n s , S. 147—172; R i t t m a n n , S. 383—398;

    Bauss, F.: Betrachtungen über die Kriegsmünzen des Siebenjährigen Krieges 1756—1763, in:

    Numismatisches Nachrichtenblatt 33 ,19 84 , S. 20 8 -2 16 , 22 7- 23 9 und 25 1- 25 7. - Zur Bei

    behaltung der Münzprägung nach Leipziger Fuß vgl auch Rüggeberg, H.: Das Geld- und

    Münzwesen im Königreich H annover von 1813 bis 1866, Nach Gesetzen und Verordnungen zu

    sammengestellt, Celle 1978 , bes. S. 5.