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384 Bericht: Spez. anal. Methoden. 5. Auf gerichtl. Chemie bez. Zum chemiseh.toxikologischen Nachweis des Physostigmins bemerkt I. 5~landruccol), da~ hier das Reagens yon M. 5~okragnatz (l g Benzidin gelSst in i0 ccm Eisessig ~- 30 ccm Wasser), welches sonst auch in Gegenwart anderer*Alkaloide oder Glueoside mit Physostigmin eine schSn rotviolette F~rbung gibt, nieht angewendet werden kann, da das Physostigmin im Organismus ver£ndert wird. Zur Ausffihrung der l%eaktion nach Mokragnatz mischt man wenig Alkaloidl5sung mit 2 Tropfen des l%eagenses und i Tropfen Perhydrol. W. Dehio. Zur Identifizierung und Unterseheidung yon Dinitro-a-naphthol (Martiusgelb), Dinitro-a-naphtholsulfos~iure (Martiusgelb S) und Dinitro- a-phenol hat H. Casier ~) genauere Untersuehungen angestellt. Durch l%eduktion der Nitroverbindung zu Aminonitroderivaten, nachfolgende Diazotierung und. Kupplung mit /3-Naphthol, wie sie yon E. Derrien vorgeschlagen wird, ist eine Unterscheidung der drei Verbindungen in w£1~riger L5sung mSglich; auch lassen sie sich in Form ihrer Aminonitro- derivate infolge ihrer versehiedenen LSslichkeit in ~ther und Petrol£ther trennen. Im Organismus zerf£11t das giftige Dinitro-a-naphthol in drei Abbauprodukte, yon denen sieh zwei im Urin linden, und zwar entsteht ein in ~ther und Petroli~ther 15sliches und ein in ~ther 15sliches, in Petrol£ther aber unlSsliehes Produkt. Das dritte Abb~uprodukt finder sich in der Leber und ist in J~ther und Petrol£ther unlSs]ich. Die ungiftige Naphtholsulfosi~ure zerf£11t im Org~nismus in zwei Farbstoffe, yon denen der eine in ~ther und Petroli~ther unl5slich, der andere aber in ~ther lSslich ist. Die beiden Verbindungen Dinitro-a-naphthol und Disulfosi~ure kann man im ~therextrakt des Urins spektroskopisch sehr gut vonein- ander uuterscheiden, wi~hrend die Unterscheidung yon Dinitro-a-naphthol und Dinitro-a-phenol n~ch der spektrophotometrisehen, photoelektrischen Methode yon 1%. Fonteyne und P. De Smet a) ge]ingt. W. Dehio. Zum Vorkommen yon sehwefliger Siiure und Formaldehyd in Leichen- teilen. W. Specht a) hat nachgewiesen, dal~ positive Befunde dieser beiden Substanzen nicht ohne weiteres auf Vergiftungen zuriickzuffihren sind. Speeht konnte experimentell beweisen, da~ die sehweflige S£ure aus unterschwefligsauren Verbindungen, die yon Bakterien ~us dem Cystein und Cystin gebildet werden, stammen kann. Aus den Kohlenhydraten kann ebenfalls durch Zersetzung Formaldehyd gebildet werden, der sich dann mit der sehwefligen S£ure zu formaldehydschwefliger Si~ure ver- bindet. Diese letztere konnte in Lebern nachgewiesen werden. Daher ist bei der Untersuchung yon Organteilen, und zwar besonders yon der Leber, darauf zu aehten, dab geringe Mengen dieses Stoffes auf n~tfir- liehem Wege entstehen kSnnen und da]~ d~her nicht immer auf eine Ver- giftung mit Pri~p~raten, die diesen Komplex enth~lten oder abspalten kSnnen, zu schliei~en ist. W. Dehio. ~) Biochim. Terap. sperim. 15, 242 (1935); durch Chem. Zentrbl. 106, I, 3020 (1935). -- ~) Arch. intern. Pharmaeodynamie Th@rap. 50, :[57 (~935); dutch Chem. Zentrbl. 107, I, 4950 (1936). -- a) Vgl. diese Ztschrft. 100, 436 (~i935). -- a) Deutsche Ztschrft. L d. ges. geriehtl. Med. 26, 341 (1936); durch Chem. Zentrbl. 107, I, 3551 (1936).

Zum Vorkommen von schwefliger Säure und Formaldehyd in Leichenteilen

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Page 1: Zum Vorkommen von schwefliger Säure und Formaldehyd in Leichenteilen

384 Bericht: Spez. anal. Methoden. 5. Auf gerichtl. Chemie bez.

Zum chemiseh.toxikologischen Nachweis des Physostigmins bemerkt I. 5 ~ l a n d r u c c o l ) , da~ hier das Reagens yon M. 5 ~ o k r a g n a t z (l g Benzidin gelSst in i0 c c m Eisessig ~- 30 c c m Wasser), welches sonst auch in Gegenwart anderer*Alkaloide oder Glueoside mit Physostigmin eine schSn rotviolette F~rbung gibt, nieht angewendet werden kann, da das Physostigmin im Organismus ver£ndert wird. Zur Ausffihrung der l%eaktion nach M o k r a g n a t z mischt man wenig Alkaloidl5sung mit 2 Tropfen des l%eagenses und i Tropfen Perhydrol. W. Deh io .

Zur Identifizierung und Unterseheidung yon Dinitro-a-naphthol (Martiusgelb), Dinitro-a-naphtholsulfos~iure (Martiusgelb S) und Dinitro- a-phenol h a t H. Cas i e r ~) genauere Untersuehungen angestellt. Durch l%eduktion der Nitroverbindung zu Aminonitroderivaten, nachfolgende Diazotierung und. Kupplung mit /3-Naphthol, wie sie yon E. D e r r i e n vorgeschlagen wird, ist eine Unterscheidung der drei Verbindungen in w£1~riger L5sung mSglich; auch lassen sie sich in Form ihrer Aminonitro- derivate infolge ihrer versehiedenen LSslichkeit in ~ther und Petrol£ther trennen. Im Organismus zerf£11t das giftige Dinitro-a-naphthol in drei Abbauprodukte, yon denen sieh zwei im Urin linden, und zwar entsteht ein in ~ther und Petroli~ther 15sliches und ein in ~ther 15sliches, in Petrol£ther aber unlSsliehes Produkt. Das dritte Abb~uprodukt finder sich in der Leber und ist in J~ther und Petrol£ther unlSs]ich. Die ungiftige Naphtholsulfosi~ure zerf£11t im Org~nismus in zwei Farbstoffe, yon denen der eine in ~ ther und Petroli~ther unl5slich, der andere aber in ~ther lSslich ist. Die beiden Verbindungen Dinitro-a-naphthol und Disulfosi~ure kann man im ~therextrakt des Urins spektroskopisch sehr gut vonein- ander uuterscheiden, wi~hrend die Unterscheidung yon Dinitro-a-naphthol und Dinitro-a-phenol n~ch der spektrophotometrisehen, photoelektrischen Methode yon 1%. F o n t e y n e und P. De S m e t a) ge]ingt. W. Deh io .

Zum Vorkommen yon sehwefliger Siiure und Formaldehyd in Leichen- teilen. W. S p e c h t a) hat nachgewiesen, dal~ positive Befunde dieser beiden Substanzen nicht ohne weiteres auf Vergiftungen zuriickzuffihren sind. S p e e h t konnte experimentell beweisen, da~ die sehweflige S£ure aus unterschwefligsauren Verbindungen, die yon Bakterien ~us dem Cystein und Cystin gebildet werden, stammen kann. Aus den Kohlenhydraten kann ebenfalls durch Zersetzung Formaldehyd gebildet werden, der sich dann mit der sehwefligen S£ure zu formaldehydschwefliger Si~ure ver- bindet. Diese letztere konnte in Lebern nachgewiesen werden. Daher ist bei der Untersuchung yon Organteilen, und zwar besonders yon der Leber, darauf zu aehten, dab geringe Mengen dieses Stoffes auf n~tfir- liehem Wege entstehen kSnnen und da]~ d~her nicht immer auf eine Ver- giftung mit Pri~p~raten, die diesen Komplex enth~lten oder abspalten kSnnen, zu schliei~en ist. W. Deh io .

~) Biochim. Terap. sperim. 15, 242 (1935); durch Chem. Zentrbl. 106, I, 3020 (1935). - - ~) Arch. intern. Pharmaeodynamie Th@rap. 50, :[57 (~935); dutch Chem. Zentrbl. 107, I, 4950 (1936). - - a) Vgl. diese Ztschrft. 100, 436 (~i935). - - a) Deutsche Ztschrft. L d. ges. geriehtl. Med. 26, 341 (1936); durch Chem. Zentrbl. 107, I, 3551 (1936).