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1204 74. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte. [Zeit~hr.L Ontersu~hung |d. Nahr.- u. ~mssmittel. Salzs/iure zuweilen starke Chlomphyllreaktion zeigte, und dessen wgsserige Digestion in den meisten Fgdlen mit Eisenchlorid Gerbstoffreaktion gab. Die aus den vorbe- nannten Obstarten in einer Kelterei hergestellten Weine erwie~n sich ebenfaUs als salicyls~iurefrei. Auf Grund dieser Ergebnisse wfirde eine durch das Ausschfittel- verfahren erhaltene Salicyl~urereaktion in den Siften und Zubereitungen jenor Obst- arten zu beaustanden sein, wenn nicht etwa gewisse Sorten und Standorto andere Ergebnisse liefern sollten. Ueber das natfirliche Vorkommen yon Salicyls~ure in Traubens&ften und Traubenweinen habe ich zan~.chst keine Untersuchungen angestellt, artier mit dem Presssafte italienischer weisser und blauer Trauben, h~ welchem jedoch Salicyl- s~.ure mittels des Ausschiittelverfahrens nicht nachweisbar war. Die Untersuchungs- ergebnisse yon Medicus, Mastbaum, Ferreira da Silva, Pereira, den brasilianischen Zollchemikern und yon V i t a I i haben uns aber vor Augen gefiihrg class insbesondere portugiesische und italienische Weine yon Natur aus salie~lm$ure- haltig sein kSnnen. In Bezug auf deutsche Weine wgre es sicherlich auch Con wis- senschaftlichem und praktischem Interesse, wenn dieselben in allen Weinbaugebieten l~ngere Zeit einer Prfifung auf natfirlichen Salicyls&uregehalt unterzogen wfirden, wie es bereits durch K. W i n d i s c h 1) in anerkennenswerther Weise mit den Rheingau- weinen geschehen soil. Zur Beurtheilung des Honigs mittels der in ihm na~hweislma.en Feemente. Von Dr. Langer in Prag. Die Gutachten des belgischen Gesundheitsrathes vom Jahre 1896 und des Kai- serlich Deutschen Gesundheitsamtes yore Jahre 1900 lassen, wie der Vortragende din- leitend bemerkt, wenig Hoffnung, dass exakt dargesteilte Kunsthonige dutch rein chemische Verfahren yon echtem Bienenhonig einwandfrei unterschieden werden kSnnen. Mehr Aussicht auf Erfolg verspricht das Studium der Physiologie des Holfigs. :Nach Ansicht des Vortragenden ist Ms charakteristisches Merkmal ares durch die Bienen in ihrem Wabenbau niedergelegten Zuekers das Vorhandensein eines invertirendivn und diastatisehen Fermentes zu bezeichnen, welches aus den Speicheldrftsen der~Bienen stammt, und bereits dutch v. Planta und Erlenmeyer nachgewiesen wurdK ~ Diese durch Alkohol fiillbaren Fermente wurden vom Vortragenden einem eingehenden Stu- dium unterzogen. Derselbe stellte ihre quantitativen invertirenden Wirkungen in der Weise fest, dass er die Fermente mit Alkohol ausf&llte, yore Zucker dutch Auswaschen befreite und die Filterriickst/inde mehrerer derart behandelten Honigsorten auf polari- sirte RohrzuckerlSsungen .einwirken lies.~. Die Aktivit~t der ,,echten" Honige bewegte sieh in nahezu gleichen Grenzen; in gekochten Honigen konnte ein aktives Ferment nieht mehr nachgewiesen werden. Ein Theil der Fermente diirfte pflanzlicl~n Ur- sprungs sein. Es ist vorlgufig nicht zu entscheiden, ob es mSglich sein wird, durch Immunisiren von Thieren mit pflanzlichen und thierischen Fermenten die beidon Fer- mente auf dem Wege der biologischen Eiweisstreanung zu isoliren. Vortragender er- langte dutch Immunisirung eines Kaninchens mit den Eiweissk6rpern des Buchweizen- honigs binnen 5 Wochen ein Serum, welches mit Buchweizenhonig dicke Niedei~hlgge gab. Der Vortragende stellt zum Schlusse Versuche in Ausslcht, welche entscheiden ~) Diese Zeitschr. 1902, 5, 65.3.

Zur Beurtheilung des Honigs mittels der in ihm nachweisbaren Fernente

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1204 74. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte. [Zeit~hr. L Ontersu~hung | d . Nahr.- u. ~ m s s m i t t e l .

Salzs/iure zuweilen starke Chlomphyllreaktion zeigte, und dessen wgsserige Digestion in den meisten Fgdlen mit Eisenchlorid Gerbstoffreaktion gab. Die aus den vorbe- nannten Obstarten in einer Kelterei hergestellten W e i n e erwie~n sich ebenfaUs als s a l i c y l s ~ i u r e f r e i . Auf Grund dieser Ergebnisse wfirde eine durch das Ausschfittel- verfahren erhaltene Salicyl~urereaktion in den Siften und Zubereitungen jenor Obst- arten zu beaustanden sein, wenn nicht etwa gewisse Sorten und Standorto andere Ergebnisse liefern sollten.

Ueber das natfirliche Vorkommen yon Salicyls~ure in T r a u b e n s & f t e n und T r a u b e n w e i n e n habe ich zan~.chst keine Untersuchungen angestellt, artier mit dem Presssafte italienischer weisser und blauer Trauben, h~ welchem jedoch Salicyl- s~.ure mittels des Ausschiittelverfahrens nicht nachweisbar war. Die Untersuchungs- ergebnisse yon M e d i c u s , M a s t b a u m , F e r r e i r a da S i l v a , P e r e i r a , den brasilianischen Zollchemikern und yon V i t a I i haben uns aber vor Augen gefiihrg class insbesondere portugiesische und italienische Weine yon Natur aus salie~lm$ure- haltig sein kSnnen. In Bezug auf deutsche Weine wgre es sicherlich auch Con wis- senschaftlichem und praktischem Interesse, wenn dieselben in allen Weinbaugebieten l~ngere Zeit einer Prfifung auf natfirlichen Salicyls&uregehalt unterzogen wfirden, wie es bereits durch K. W i n d i s c h 1) in anerkennenswerther Weise mit den Rheingau- weinen geschehen soil.

Z u r B e u r t h e i l u n g des H o n i g s m i t t e l s der i n i h m n a ~ h w e i s l m a . e n F e e m e n t e .

Von Dr. Langer in Prag.

Die Gutachten des belgischen Gesundheitsrathes vom Jahre 1896 und des Kai- serlich Deutschen Gesundheitsamtes yore Jahre 1900 lassen, wie der Vortragende din- leitend bemerkt, wenig Hoffnung, dass exakt dargesteilte Kunsthonige dutch rein chemische Verfahren yon echtem Bienenhonig einwandfrei unterschieden werden kSnnen. Mehr Aussicht auf Erfolg verspricht das Studium der Physiologie des Holfigs. :Nach Ansicht des Vortragenden ist Ms charakteristisches Merkmal ares durch die Bienen in ihrem Wabenbau niedergelegten Zuekers das Vorhandensein eines invertirendivn und diastatisehen Fermentes zu bezeichnen, welches aus den Speicheldrftsen der~Bienen stammt, und bereits dutch v. P l a n t a und E r l e n m e y e r nachgewiesen wurdK ~ Diese durch Alkohol fiillbaren Fermente wurden vom Vortragenden einem eingehenden Stu- dium unterzogen. Derselbe stellte ihre quantitativen invertirenden Wirkungen in der Weise fest, dass er die Fermente mit Alkohol ausf&llte, yore Zucker dutch Auswaschen befreite und die Filterriickst/inde mehrerer derart behandelten Honigsorten auf polari- sirte RohrzuckerlSsungen .einwirken lies.~. Die Aktivit~t der ,,echten" Honige bewegte sieh in nahezu gleichen Grenzen; in gekochten Honigen konnte ein aktives Ferment nieht mehr nachgewiesen werden. Ein Theil der Fermente diirfte pflanzlicl~n Ur- sprungs sein. Es ist vorlgufig nicht zu entscheiden, ob es mSglich sein wird, durch Immunisiren von Thieren mit pflanzlichen und thierischen Fermenten die beidon Fer- mente auf dem Wege der biologischen Eiweisstreanung zu isoliren. Vortragender er- langte dutch Immunisirung eines Kaninchens mit den Eiweissk6rpern des Buchweizen- honigs binnen 5 Wochen ein Serum, welches mit Buchweizenhonig dicke Niedei~hlgge gab. Der Vortragende stellt zum Schlusse Versuche in Ausslcht, welche entscheiden

~) Diese Zeitschr. 1902, 5, 65.3.

5. Jahrgang. ] 1205. 31. Dezember 1902.] 74. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte.

sollen, ob es mSglich sein wird, durch Immunisirung yon Thieren mit den Eiweiss- kSrpern yon Akazien-, Esparsette- oder Lindenbliithen zu jenen specifischen Seris zu gelangen, die wiederum nur mit solchen Eiweissk5rpern in derartigen Honigen speci- fische Niederschl~ge geben. P. Fortner.

Z u r N o m e n k l a t u r d e r H e f e a r b e i t .

Yon Prof. Dr. Neumann Wender in Czernowitz.

Der Vortragende besprieht zun~hst die verschiedenen bei der alkoholiseher~ G~hrung auftretenden Erseheinungen und erSrtert die hierbei geleistete Arbeit der Hefe. Da seit den grundlegenden Untersuchungen P a s t e u r ' s fiber die G~ihrung die zymo- technische Forschung ganz bedeutende Fortschritte zu verzeichnen hat, erkl~.rt Vor- tragender die bestehende Nomenklatur ffir veraltet und h~lt die Einffihrung einer einheitlichen Nomenklatur zur Bezeichnung der durch die Here w~hrend des G~hrungs- processes bewirkten Spaltungen und chemischen Umwandlungen ffir wfinschenswerth. Die hierfiber erstatteten Vorschlhge gipfeln in dem Wunsche, 'dass die Frage einer einheitlichen, als nothwendig anerkannten Nomenklatur auf dem im n~chsten Jahre zu Berlin tagenden Kongresse ffir angewandte Chemie einer eingehenden Berathung unterzogen werde. P. Fortner.

I. A l lgemeine Versammlung .

U e b e r d e n B a u d e s F A w e i s s m o l e k f i l s .

Yon Prof. Dr. F. Hofmeister in Strassburg.

Nach einleitenden Bemerkungen fiber die Schwierigkeiten, die sich dem Abbau des Eiweissmolekfils entgegenstellen, einem Rfickblick auf die diesbezfiglichen Arbeiten L a v o i s i e r ' s , L i e b i g ' s , W S h l e r ' s und P a s t e u r ' s und einem Hinweise auf die bahnbrechenden Arbeiten E. F i s c h e r 's erSrtert der Vortragende die wichtigen Er- gebnisse, die yon einem durch~eifenden Abbau ffir die Erkenntniss der Konstitution des Eiweissmolekfils zu erwarten sind. Nur durch einen Abbau, der uns die Spal- tungsprodukte des Eiweisses in der in seinem Molekfil vorhandenen Form bietet, ist eine FSrderung dieser Erkenntnisse zu erwarten. Die theils durch Fermentspaltung~ theils' dutch I-Iydrolyse bis jetzt erhaltenen KSrper sind folgende:

I. K S r p e r de r a l i p h a t i s c h e n R e i h e :

Guanidinrest (CNH(NH2)): Einbasische Monaminsauren : Glykokoll (C~H 5 . NO~), Alanin (CsHTNO2) , Amino-

butters~ure (C~H9N02) , Aminovalerian~ure (CsHnN02) , Leucin (C6HlaNO2). Zweibasische Monamins~uren: Asparagins~ure (C4HTNO~) , Glutaminsaurv

(%H9~O,). Diamins~uren : Ornithin (CsH12N~O2) , Lysin (CsHI4N202), Hystldin (C6I-I9NaO~). Thioamins~,uren: Cystein (CsHTNSO2). Stickstoffhaltige Kohlenhydrate: Chimsamin (C6HlsNOs).

II. K 5 r p e r de r a r o m a t i s c h e n R e i h e :

Pheaylalanin (CeHs(CH ~ . CH. NH~). COOH), Tyrosin (CsH4(OH) . (CH~. C]~. : NH~). COOH).