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132 Zur Darstellung der Tellursaure. Von JULIUS MEYER und HANNS MOLDENHAUER. In Anlehnung an unser Verfahrenl) zur Gewinnung von Selen- sgure mittels Chlorsaure haben wir auch versucht, mit Hilfe dieses starken und leicht entfernbaren Oxydationsmittels die Tellursiiure H,TeO, aus dem elementaren Tellur darzustellen, da die bisher vorgeschlagenen und angewendeten Verfahren zur Qewinnung dieser Siure sehr zu wunschen iibrig lassen. Die bisherigen Darstellungs- verfahren, wie z. B. die Oxydation des TeO, durch Zusammen- schmelzen mit Nitraten, oder die Einwirkung von CI oder Br auf Ag,TeO, oder auf K2Te0,, oder von PbO, in salpetersaurer Losung auf Tellurdioxyd sind umst&ndlich uud liefern nur schwierig ein genugend reines Produkt. Und auch die wiederholt empfohlene Oxydation des Tellurdioxyds mittels Chromsaure nach STAUDEN- MAIER *) hat nur nach zeitraubender Reinigung ein zufriedenstellen- des Ergebnis. Eine kritische Priifung der verschiedenen Dnrstel- lungsverfahren der Tellursiiure zeigt durchweg, da8 entweder zu- nachst Tellurate erhalten werden, die man dann erst durch andere Sauren zersetzen muS, oder da8 fremde, nichtfluchtige Stoffe in das Reaktionsgemisch hineingebracht werden , die eine Reinigung der Tellursaure erschwerten. Unser Oxydationsverfahren mit wa6riger ChlorsDure hat vor den bisher angewendeten Darstellungsweisen den gro6en Vorteil, drtS sowohl das iiberfiiissige Oxydationsmittel als auch seine Zer- setzungsprodukte leicht fluchtig sind und durch einfaches Erhitzen und Absaugen aus dem Reaktionsgemisch entfernt werden kiinnen, l) JUL. MEYER und HANNS NOLDENBAUEB, Z. mory. u. nU9. C h m ~ 116 (1921), 191. ') STAUDENMAIER, z. CCl?OTg. chf?%U. 10 (1895), 188.

Zur Darstellung der Tellursäure

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Zur Darstellung der Tellursaure. Von JULIUS MEYER und HANNS MOLDENHAUER.

I n Anlehnung an unser Verfahrenl) zur Gewinnung von Selen- sgure mittels Chlorsaure haben wir auch versucht, mit Hilfe dieses starken und leicht entfernbaren Oxydationsmittels die Tellursiiure H,TeO, aus dem elementaren Tellur darzustellen, da die bisher vorgeschlagenen und angewendeten Verfahren zur Qewinnung dieser Siure sehr zu wunschen iibrig lassen. Die bisherigen Darstellungs- verfahren, wie z. B. die Oxydation des TeO, durch Zusammen- schmelzen mit Nitraten, oder die Einwirkung von CI oder Br auf Ag,TeO, oder auf K2Te0,, oder von PbO, in salpetersaurer Losung auf Tellurdioxyd sind umst&ndlich uud liefern nur schwierig ein genugend reines Produkt. Und auch die wiederholt empfohlene Oxydation des Tellurdioxyds mittels Chromsaure nach STAUDEN- MAIER *) hat nur nach zeitraubender Reinigung ein zufriedenstellen- des Ergebnis. Eine kritische Priifung der verschiedenen Dnrstel- lungsverfahren der Tellursiiure zeigt durchweg, da8 entweder zu- nachst Tellurate erhalten werden, die man dann erst durch andere Sauren zersetzen muS, oder da8 fremde, nichtfluchtige Stoffe in das Reaktionsgemisch hineingebracht werden , die eine Reinigung der Tellursaure erschwerten.

Unser Oxydationsverfahren mit wa6riger ChlorsDure hat vor den bisher angewendeten Darstellungsweisen den gro6en Vorteil, drtS sowohl das iiberfiiissige Oxydationsmittel als auch seine Zer- setzungsprodukte leicht fluchtig sind und durch einfaches Erhitzen und Absaugen aus dem Reaktionsgemisch entfernt werden kiinnen,

l) JUL. MEYER und HANNS NOLDENBAUEB, Z. mory . u. nU9. C h m ~ 116 (1921), 191.

') STAUDENMAIER, z. CCl?OTg. chf?%U. 10 (1895), 188.

zwr Darstellu?%q &T Telltwsat6re. 133

go daB man in einem Zuge oom Tellur uber das Tellurdioxyd zu der Tellursaure gelangen kann.

Da das Tellurdioxyd im Gegensatz zum Selendioxyd in Wltsser schwer loslich ist, so muBte dae Oxydationsverfahren etwas abge- iindert werden. Das Tellur wurde daher nicht in Salpetersaure gelost, sondern mit Kiinigswasser behandelt, wodurch es als Tellur- chlorid in Losung ging. Da die anwesende Salzsaure auf die ent- standene Telluraaure unter Chlorentwicklung reduzierend wirkt, muB eine verhdtnism'&tlig groBe Menge Chlorsaure angewendet werden, die dann zuerst zur Oxydation des TeC1, und dann zur Entfernung des HCl dient. Es mu6te ferner die nicht unerhebliche Fliichtig- keit des TeCI4 und der Tellursilure rnit Wasaerdampf beriicksichtigt werden. Nach einer groBeren Anzahl von Versuchen sind wir dann bei folgendem Verfahren stehen geblieben, das uns eine fast quan- titative Ausbeute an H,TeO, lieferte.

In einem Erlenmeyerkolben von 200 ccm Inhalt, der ein ein- geschliffenes Steigrohr von 1 m LAnge trug, wurden 10 g gepulvertes Tellur mit 10 ccm konz. Salpetersaure und 3 ccm konz. Salzsiiure bis zur volligen Losung gekocht. Nach Bedarf wird etwas Salzsaure nachgegeben. Zu dieser heiSen Lbsung vou TeCl, w i d dann in kleinen Anteilen eine Losung von 9 g HCIO, gegeben, die man durch Bohandeln einer ziemlich gesattigten wlBrigen Lbsung von 20 g Ba(C10,), H,O mit Schwefelsaure erhllt, wobei ein kleiner Uber- schul3 von H,SO, oder Ba-Salz fur die Beinheit der Tellursaure nicht weiter storend ist. Nach jedem Zusatz von Chlorsaure wird die Losung aufgekocht und solange geschuttelt, bis die Chlorent- wicklung nschgelassen hat. Darauf wird eine weitere Chlorsaure- portion hinzugegeben. Auf diese Weise vermeidet man das Auf- treten von explosiblen Chlorobden. Wenn die erforderliche Menge Chlorsiiure hinzugeben ist und die Entwicklung von Chlor in der Hauptsache beendet ist , wird die gelbgefbbte Losung der Tellur- saure gegebenenfalls nach Filtration durch Asbest in einen Destillier- kolben von 0,5-0,75 Liter Inhalt gegeben und im Vakuum auf dem Waaeerbade konzentriert. Hierbei entweichen groBe Mengen von Chlor, wtihrend die zuruckbleibende Losung farblos wird. Wenn sich dann im Destilliezkolben Neigung zur Kristsllbildung zeigt, wird die Losung in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade weiter eingeengt , die Tellursaure durch Abkiihlen oder Versetzen der Losung mit konzentrierter Salpetersgure auskristallisiert , abge- s o p und im Vakuum zur Entfernung von Chlor, Chloroxyden und

154 .I. Meyw unu H. MoUedmuer.

Eltickoxyden getrocknet. Die Mutterlnuge liefert bei weiterer Kon- zentration noch erhebliche Mengen von Tellursiiure, die in gleicher Weise gewonnen und getrocknet werden. Das so erhaltene Produkt ist ein feinkristallinisches, schneeweifies Pulver, das sich in Wauser leicht 16st und dem die Formd H6Te06 zukommt. Die Ausbeute nach diesem Verfahren betrug 17 g, war also fast theoretisch.

h r Il~rstellumy dey l’elluysat6ra.

Bei der Redrktion eingegaiigen am 6. Auguet 1921.