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1487 355. R. Gnehm: Zur >)Erklhungcc des Hm. 3%. Knietsch.') (Eingegangen am 16. Juni; mitgetheilt in der Siteung von Hrn. A. Pinner.) Die unter obigem Titel erschienene Publikation veranlasst mich zu iiachstehenden Bemerkungen. Meiiie Mittheilung: BUeber Chlorbenzaldehyd und Chlorindigo(<2) ist im Auftrage der Firma Bindschedler, Busch & Go., bei der Hr K n ie t s c h damals. Angestellter war, im Einverstandniss mit einer andereri, in dieser Sache interessirten Firnia lediglich zu dem 2 wec k e gemacht worden, um gegenuber der Patentanmeldung No. 2699, wie iibrjgens dort schon angedeutet, zu constatiren, dass Ihnliche Ver- suche \on erstgeriannter Firnia mit gewissem Erfolge lange vor Be- kaniitwerden dieser Anmeldung ausgefiihrt worden sind. Ueber den Umfang des lnhaltes der Abhandlung stand der letzte Entscheid nicht inir, sondern der Eigenthiimerin dieser Arbeiten, der Firma Bindschedler, Busch & Co., zu. Hr. Knietsch sagt nun: ,Die Arbeiten wurden, soweit sie die Darstellung des Chloriiidigos betreffen, auf Veranlassung des Hrn. G 11 e h m unternomnien und unter steter Einsichtnahme seinerseits aus- gefuhrtcc. Es scheint dies andeuten zu sollen, dass ich einzig die grundlegende Idee zur Ausfuhrung dieser Arbeit gegeben hatte. So sehr es mich freut, dass Hr. K. nicht auch diese noch als sein Eigenthum in Anspruch nirnnit, so muss ich doch gegen die Auf- fassung protestiren, als hatte ich iiur die Idee gegeben, ohne an der praktischen Durchfiihrung selbst Theil zu nehmen. Es ist mir ein Leichtes, dureh mein Versuchs buch den Beweis zu erbringen, dass ich nicht nur persijnlich uber substituirte Benzaldehyde , bez. Chlor- derivate, gearbeitet habe, soiidern dass ich Hrn. K., der mir damals als Laboratoriumschemiker untergeordnet war, erst dann den Auftrag zuin Weiterstudium der Frage gab, als ich bereits das bez. In- digoderivat in Handen hatte. Hr. Kn i e ts c h sagt ferner, dass die Erweiterung, welche die Arbeit durch die Darstellung des o - Amidodichlorbenzaldehyds , des griinen Farbstoffes und des Dichlorchiaaldins gefunden habe, aus seiner hi- tiative hervorgegangen sei. Dem gegenuber muss ich erwahnen, dass Hr. K. laut vertraglicher Bestimniungen nur diejenigen Arbeiten ansfihreri durfte, welche ihm von seinem Vorgesetzten zugewiesen wurden; ineines Wissens hat Hr. K. dieser Voruchrift nie entgegen gehmdelt. Dass icli ihm, wie bei anderen Arbeiten, auch in diesem Falle stets die niithigen Anweisoigen gab, weiss Hr. K. sehr wohl; 1) Uiese Berichte XVII, 1273. 2) Diese Eerichte XXI, 752.

Zur «Erklärung» des Hrn. R. Knietsch

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Page 1: Zur «Erklärung» des Hrn. R. Knietsch

1487

355. R. Gnehm: Zur >)Erklhungcc des Hm. 3%. Knietsch.') (Eingegangen am 16. Juni; mitgetheilt in der Siteung von Hrn. A. Pinner.)

Die unter obigem Titel erschienene Publikation veranlasst mich zu iiachstehenden Bemerkungen.

Meiiie Mittheilung: BUeber Chlorbenzaldehyd und Chlorindigo(<2) ist im Auftrage der Firma B i n d s c h e d l e r , B u s c h & G o . , bei der H r K n ie t s c h damals. Angestellter war, im Einverstandniss mit einer andereri, in dieser Sache interessirten Firnia l e d i g l i c h z u d e m 2 w e c k e gemacht worden, um gegenuber der Patentanmeldung No. 2699, wie iibrjgens dort schon angedeutet, zu constatiren, dass Ihnliche Ver- suche \on erstgeriannter Firnia mit gewissem Erfolge lange vor Be- kaniitwerden dieser Anmeldung ausgefiihrt worden sind. Ueber den Umfang des lnhaltes der Abhandlung stand der letzte Entscheid nicht inir, sondern der E i g e n t h i i m e r i n d i e s e r A r b e i t e n , der Firma B i n d s c h e d l e r , B u s c h & Co., zu.

Hr. K n i e t s c h sagt nun: ,Die Arbeiten wurden, soweit sie die Darstellung des Chloriiidigos betreffen, auf Veranlassung des Hrn. G 11 e h m unternomnien und unter steter Einsichtnahme seinerseits aus- gefuhrtcc. Es scheint dies andeuten zu sollen, dass ich e i n z i g d i e g r u n d l e g e n d e I d e e zur Ausfuhrung dieser Arbeit gegeben hatte. So sehr es mich freut, dass Hr. K. nicht auch d i e s e noch als s e i n Eigenthum in Anspruch nirnnit, so muss ich doch gegen die Auf- fassung protestiren, als hatte ich iiur die Idee gegeben, ohne an der praktischen Durchfiihrung selbst Theil zu nehmen. Es ist mir ein Leichtes, dureh m e i n V e r s u c h s b u c h den Beweis zu erbringen, dass ich nicht nur persijnlich uber substituirte Benzaldehyde , bez. Chlor- derivate, gearbeitet habe, soiidern dass ich Hrn. K., der mir damals als Laboratoriumschemiker untergeordnet war, e r s t d a n n den Auftrag zuin Weiterstudium der Frage gab, a ls i c h b e r e i t s d a s bez. I n - d i g o d e r i v a t i n H a n d e n h a t t e .

Hr. K n i e ts c h sagt ferner, dass die Erweiterung, welche die Arbeit durch die Darstellung des o - Amidodichlorbenzaldehyds , des griinen Farbstoffes und des Dichlorchiaaldins gefunden habe, aus seiner hi- tiative hervorgegangen sei. Dem gegenuber muss ich erwahnen, dass Hr. K. laut vertraglicher Bestimniungen nur d i e j e n i g e n A r b e i t e n ansfihreri durfte, welche ihm von seinem Vorgesetzten zugewiesen wurden; ineines Wissens hat Hr. K. dieser Voruchrift nie entgegen gehmdelt. Dass icli ihm, wie bei anderen Arbeiten, auch in diesem Falle stets die niithigen Anweisoigen gab, weiss Hr. K. sehr wohl;

1) Uiese Berichte XVII, 1273. 2) Diese Eerichte XXI , 752.

Page 2: Zur «Erklärung» des Hrn. R. Knietsch

ja er muss sich noch ganz genau erinnern, dass ich ihm unmittelbar nach Erscheinen der D o e b n e r L% Miller’schen Arbeit uber die Dar- stellling von Chinaldin unter Anwendung von Paraldehyd (diese Be- richte XVI, S. 2464), und ferner im Hinweis auf die Publikationen von R e i s e n e g g e r u. A. und von V. M e y e r und seinen Schiilern iiber Einwirkung von Hydrazinen bezw. Hydroxylamin, auf Aldehyde und Ketone 11. s. w., den ganz b e s t i m m t e n A u f t r a g e r t h e i l t e , diese Reaktionen auf verschiedene Kiirperklassen, namentlich aber auch aaf die i n u n s e r e n i B e s i t z e b e f i n d l i c h e n s u b s t i t u i r t e n A l d e - h y d e auszudehnen. Die bezuglichen Versuche wurden von Hrn. K. auch ausgefiihrt; einzig die Hydroxylaminreaktionen blieben unerledigt . weil es Hrn. K. nicht gelingen konnte, die hierfiir nathige Menge Hydroxylamin darzustellen.

Wenn Hr. K. sodann weiter sagt, dass siimmtliche Verbindungen von ihm selbststandig dargestellt, untersucht und analysirt worden sind, so ist dies nur in soweit richtig, als sieh diese Remerkung auf d i e - j enigeri Praparate bezieht, welche e r aus den Fabrikpraparaten ana- lysenrein dargestellt und analysirt hat. Aus denselben Fabrikprapa- raten w i d e n nu€ meine Anordnung auch von a n d e r e r S e i t e , zum Theil von mir selbst, reine Praparate dargestellt. Wahrend Hr. K. seine Analysen ausfuhrte, liess ich g l e i c h z e i t i g diirch unseren Ann- lytiker, Hrn. L i n d e m a n n , an verschiedenen Praparaten Chlorbestim- mungen vornehmen.

Gestiitzt auf diese Mittheilungen, uberlasse ich es dem Leser, zii beurtheilen, in wie weit Hr. K n i e t s c h berechtigt ist, von Beigener Initiative(( und von Bgleichen Rechten bezw. Autorschaft u. s. w.c( zu sprechen. Nach meiner Meinung ist ihm durch Nennung seines Narnens am Fusse der Abhandlung mehr als hinreichende Anerkennung gezollt, denn wie ails Allem hervorgFht, erstreckt sich die Betheiligung des Hrn. K. an diesen Arbeiten nicht weiter, als auf sachgemasse Er- ledigung von ganz bestimmten Aoftragen, wie sie jeder Chemiker, der die gewiihnliche Fachbildung besitzt, auszufiihren im Stande ist. Die Beanspruchung eines ),Rechtesc( seitens des Hrn. K. beruht im Wei- tereri auf einem starken Irrthume. Hr. K. scheint beziiglich publi- cistischer Verwerthung der Resultate der Meinung zu sein, dass es ganz gleichgultig ist, ob Jemand im Laboratorium irgend eiiier Hoch- schule auf eigene Kosten arbeitet, oder aber ob er als g u t b e z a h l t e r A n g e s t e l l t e r in den Arbeitsraumen einer Fabrikfirma mit dwen Geld und Material und a u f dereri Gebeiss und unter deren Leitung und Auf- sicht Arbeiten auszufiihren verpflichtet ist.

B a s e l , den 13. Juni 1884.