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B. Koletzko · Kinderpoliklinik, Klinikum Innenstadt, Ludwig-Maximilian-Universität München
Zur Ernährung
des Neugeborenen
Zusammenfassung
Stillen ist zunehmend in das Zentrum des
öffentlichen Interesse gerückt. Schon lange
bekannt ist die signifikant geringere Morta-
lität und Morbidität gestillter Säuglinge an
infektiösen Durchfällen in tropischen Län-
dern, aber auch in Nordamerika und Europa.
Langfristige Auswirkung auf die Organ- und
Funktionsdifferenzierung werden angenom-
men. Dies gilt besonders für die Entwicklung
des ZNS durch die in der Muttermilch ent-
haltenen, langkettigen, hochgesättigten
Fettsäuren. Epidemologische Studien zeigen
eine Risikoverminderung gestillter Kinder
gegenüber malignen Lymphomen und fami-
liären Belastungen wie Diabetes und
M. Crohn. Immunologische Inhaltsstoffe der
Muttermilch ± vor allem das in den ersten
Lebenstagen neben Lysozym und Lactoferin
schon im Kolostrum in groûen Mengen pro-
duzierte sekretorische IgA ± tragen zur Risi-
kominderung gegenüber Infektionen und
allergischen Reaktionen bei. Dank ihrer
Nährstoffzusammensetzung ist die Mutter-
milch die Idealnahrung für gesunde, reife
Säuglinge.
Aber auch potentielle Risiken durch das
Stillen sind zu beachten: stärkere postnatale
Gewichtsabnahme bei zunächst geringer
Milchbildung, erhöhte Bilirubinwerte, Schä-
digung durch Medikamenten- oder Drogen-
konsum derMutter, Übergang von Pestiziden
in die Muttermilch (DDT, HCB, BCB, Lindan).
Zum Thema Stillförderung wird auf die
UNICEF-Initiative ¹Stillfreudiges Kranken-
hausª hingewiesen und auf die Bedeutung
des ¹Rooming-inª eingegangen. Ob das Zu-
füttern mit Glukose/Elektrolyt-Lösung oder
mit Säuglingsnahrung erfolgen soll, wird
ebenso besprochen wie die Problematik der
Eigenherstellung von Flaschennahrung, der
sogen. ¹milchfreien Ernährungª und des ge-
nerellen Einsatzes von laktosefreier Sojanah-
rung.
Fragen der Neugeborenen- und Säug-
lingsernährung gewinnen in der jünge-
ren Vergangenheit wieder zunehmen-
des klinisches und wissenschaftliches
Interesse, nicht zuletzt aufgrund ge-
wachsener Erkenntnisse über wichtige
kurz- und langfristige Auswirkungen
der Säuglingsernährung auf die kindli-
che Gesundheit und Entwicklung [2, 5,
21]. Bereits zu Beginn dieses Jahrhun-
derts waren gerade in Deutschland Er-
nährungsfragen ein zentrales wissen-
schaftliches und klinisches Anliegen
vonPädiaternund auchGeburtshelfern.
Damals waren die unmittelbaren Aus-
wirkungen der Ernährungsqualität auf
die infantile Morbidität und Mortalität
vor allem durch Infektionskrankheiten
für jeden mit der Betreuung von Säug-
lingen befaûten Kliniker ganz offen-
sichtlich. So war in Deutschland noch
Ende des 19. Jahrhunderts die Sterblich-
keit nicht gestillter Säuglinge 5- bis
10fach höher als bei gestillten Kindern.
Mit dem Rückgang der Säuglingssterb-
lichkeit und der Zahl infektiöser Er-
krankungen sowie der Entwicklung
hochwertiger Säuglingsmilchnahrun-
gen schienen in der Mitte dieses Jahr-
hunderts die wesentlichen Fragen der
pädiatrischen Ernährungsforschung
weitgehend gelöst zu sein. Hinsichtlich
der klinisch beobachteten Verträglich-
keit der Nahrungen, der Gewichtsent-
wicklung und der Morbidität fielen
keine gravierenden Unterschiede zwi-
schen den verschiedenen praktizierten
Ernährungsformen mehr auf. Entspre-
chend lieû das ärztliche Engagement in
Fragen der Neugeborenen- und Säug-
lingsernährung und auch im Bereich
der Stillförderung nach, und die Stillfre-
quenz ging deutlich zurück. Dagegen
wird jedoch in den letzten Jahren immer
stärker realisiert, daû nach wie vor die
Qualität der Neugeborenen- und Säug-
lingsernährung nicht nur unter den un-
günstigen Umständen von Entwick-
lungsländern, sondern auch unter den
heutigen Lebensbedingungen in Mittel-
europa von ganz wesentlicher Bedeu-
tung für das Kind ist. Zu den aktuellen
Themen der pädiatrischen Ernährungs-
forschung gehören insbesondere Fra-
gen nach den Langzeiteffekten von me-
tabolischen und nutritiven Einflüssen
in der Perinatalperiode auf die kindli-
che Gesundheit und Entwicklung sowie
die Untersuchung immunologischer
und antiinfektiöser Wirkungen der
Säuglingsernährung.
Gesundheitliche Auswirkungen
des Stillens für das Kind
Gestillte Säuglinge haben nicht nur in
tropischen Ländern eine deutlich gerin-
gere Morbidität und Mortalität durch
akute Durchfallserkrankungen, auch in
Europa und Nordamerika ist das Stillen
nachwie vormit einer signifikant gerin-
geren Erkrankungsrate an infektiösen
Durchfällen (Tabelle 1, 2) und bei auf-
tretenden Erkrankungen auch mit ei-
nem milderen Verlauf verbunden als
bei flaschenernährten Kindern. Beson-
ders bemerkenswert ist, daû die Zufuhr
von Muttermilch nicht nur Infektionen
im Gastrointestinaltrakt reduziert, son-
dern auch extraintestinale Infektionen
wie z.B. respiratorische Erkrankungen
seltener auftreten (Tabelle 1, 2). Unter-
suchungen in Finnland und bei kanadi-
schen Inuit (Eskimos) fanden eine ge-
ringere Rate an Otitis media, und nord-
amerikanische Studien zeigten einen
mit dem Stillen verbundenen Schutz
vor kindlichen Harnwegsinfektionen
Der Gynäkologe
1997 ´ 30:34±44 � Springer-Verlag 1997
Zum Thema
Prof. Dr. B. Koletzko,
Kinderpoliklinik, Klinikum Innenstadt,
Universität München,
Pettenkoferstraûe 8a,
D-80336 München
34 Der Gynäkologe 1´97
sowie ein 4- bis 16fach geringeres Risiko
einer Meningitis durch Hämophilus in-
fluenzae [21].
Neben kurzfristigenWirkungen ge-
winnen zunehmend auch langfristige
Auswirkungen der Säuglingsernährung
auf die Organdifferenzierung und
Funktionsentwicklung sowie für die
Prävention später auftretender Erkran-
kungen Bedeutung. Besonders bei früh-
geborenen, aber auch bei reifgeborenen
Säuglingen finden sich in verschiede-
nen Studien Hinweise auf mit der Mut-
termilchernährung verbundene Vor-
teile der neurologischen Entwicklung,
die in vielen Untersuchungen auch bei
Korrektur für assoziierte Variablen
(Confounder) bestehen bleiben und
auch bei der Sondenernährung Frühge-
borener mit Muttermilch oder Milch-
nahrung beobachtet wurde (Tabelle 3).
Diese Ergebnisse führten zu der Hypo-
these, daû Inhaltstoffe der Muttermilch
die funktionelle Entwicklung des Zen-
tralnervensystems während des perina-
tal auftretenden Gehirnwachstums-
spurtes fördern. Als mögliche Kausal-
faktoren werden neben anderen Sub-
stanzen in letzter Zeit besonders die in
Muttermilch enthaltenen langkettigen,
hochungesättigten Fettsäuren (LCP
oder LC-PUFA) diskutiert [6].
Epidemiologische Studien ergaben
auûerdem Hinweise auf eine mit dem
Stillen verbundene Risikoverminde-
rung für erst viele Jahre später auftre-
tende maligne Lymphome und, bei fa-
miliär belasteten Kindern auch für die
Entwicklung von Diabetes mellitus und
Morbus Crohn (Tabelle 4). Auch hin-
sichtlich der Manifestation allergischer
Symptome haben früher gestillte Kin-
der bis in das Erwachsenenalter hinein
eine Risikominderung (s. unten). Vor
dem Hintergrund dieser Beobachtun-
gen finden die immunologisch wirksa-
men Inhaltsstoffe der menschlichen
Milch groûes Interesse.
Immunologische Aspekte des Stillens
Menschliche Muttermilch enthält ein
komplexes System zahlreicher mitein-
ander funktionell interagierender, anti-
infektiös (Tabelle 5) und antiinflamma-
torisch (Tabelle 6) wirksamer Bestand-
teile. Von den enthaltenen Immunglo-
bulinen wird der überwiegende Anteil
durch sekretorisches Immunglobulin A
(sIgA) beigetragen, das bereits in den
Der Gynäkologe 1´97 35
Tabelle 1
Häufigkeit gastrointestinaler und respiratorischer Infektionen bei
478 schottischen Säuglingen in den ersten 13 Lebenswochen in Abhängigkeit
von der Ernährungsform. (Nach Howie et al. [16] )
Vollgestillt [%] Teilgestillt [%] Säuglings-
milchnahrung [%]
Signifikanz
Gastrointestinale Infektionen 2,9 5,1 15,7 p < 0,001
Respiratorische Infektionen 25,6 24,2 37,0 p < 0,05
Tabelle 2
Inzidenzrate gastrointestinaler und respiratorischer Infektionen bei
776 kanadischen Säuglingen im ersten Lebenshalbjahr in Abhängigkeit von
der Ernährungsform. (Nach Beaudry et al. [3] )
Erkrankungsrate/1000 Wochen Relative Inzidenzrate
(95% Vertrauensbereich)
Gestillt Nicht gestillt
Gastrointestinal 1,6 3,1 0,53 (0,27; 1,04)
Respiratorisch 15,3 23,3 0,66 (0,52; 0,83)
Tabelle 3
Wechsler-Intelligenzquotient (M ± SE) im Alter von 7
1
/2
±8 Jahren bei
ehemaligen Frühgeborenen, die postnatal mit Säuglingsmilchnahrung (n = 90)
oder Muttermilch (n = 210) ernährt worden waren. (Nach Lucas et al. [28] )
Säuglingsmilchnahrung Muttermilch Signifikanz
Verbaler IQ 92,0 ± 2,0 102,1 ± 1,3 p < 0,001
Handlungs-IQ 93,2 ± 1,7 103,3 ± 1,2 p < 0,001
Gesamt IQ 92,8 ± 1,6 103,0 ± 1,2 p < 0,001
Tabelle 4
Einfluû des Stillens auf die Häufigkeit einiger Erkrankungen im späteren
Lebensalter. (Nach Koletzko [21] )
Erkrankung Untersuchte
Probanden
Relatives Risiko
nicht gestillter
Kinder
Signifikanz Autor/Jahr
Maligne Lymphome 201 Patienten,
181 Kontrollen
1,5 p < 0,002 Davis
et al. 1988
Diabetes
mellitus
188 Diabetiker,
165 Geschwister
2,3 p < 0,02 Borch-Johnson
et al. 1984
Morbus Crohn 114 Patienten
180 Geschwister
3,8 p < 0,005 Koletzko
et al. 1989
ersten Lebenstagen mit dem Kolostrum
in groûen Mengen um 50 mg/Tag zuge-
führt wird. Da das mit der Milch zuge-
führte sIgA weitgehend stabil gegen
niedriges pH und tryptische Enzyme
ist, kann es im gesamten Gastrointesti-
naltrakt wirksam an makromolekulare
Antigene undMikroorganismenbinden
und deren Eindringung in die Mukosa
hemmen. Besonders bemerkenswert
ist, daû die Muttermilch aufgrund des
enterobronchomammären Systems
(Abb. 1) hohe Titer spezifischer Anti-
körpermitWirkung gegen gerade dieje-
nigen Erreger enthält, welche die müt-
terlichen Schleimhäute besiedeln und
damit mit hoher Wahrscheinlichkeit
auch das Neugeborene kolonisieren.
Daneben enthält menschliche
Milch zahlreiche unspezifischeAbwehr-
faktoren. Hierzu gehört Lysozym, wel-
ches Mukopolysaccharide und Muko-
peptide in Zellwänden grampositiver
Bakterien spaltet und damit zu deren
Eliminationbeiträgt. Laktoferrin entfal-
tet eine bakteriostatische Wirkung
durch die Bindung von Eisen, das hier-
durch eisenabhängigen Enterobakte-
rien entzogen wird. Vitale Leukozyten
sind in besonders groûer Zahl um
4 � 10
8
/l im Kolostrum enthalten und
bleiben während der ersten 3±4 Monate
der Laktation in der Milch nachweisbar.
Die zahlenmäûig überwiegenden Ma-
krophagen und neutrophilen Granulo-
zyten können weitgehend ungeschädigt
das saure Magenmilieu passieren und
im Dünndarm eine antibakterielle Wir-
kung entfalten. Unter den Milchlym-
phozyten überwiegen T-Zellen mit ei-
ner dem peripheren Blut analogen Ver-
hältnis zwischen CD4-Lymphozyten
(Helferzellen) und CD8-Zellen (Sup-
pressorzellen).
Nährstoffversorgung des gestillten
Kindes
Auch unter dem Gesichtspunkt der
Nährstoffzufuhr erscheint das Stillen
nachwie vor als ideale Ernährungsform
für den gesunden, reifgeborenen Säug-
ling im ersten Lebenshalbjahr [40]. Die
Zusammensetzung der Muttermilch ist
an den Nährstoffbedarf des Säuglings
angepaût und ändert sichmit der Dauer
der Laktation, was als Anpassung an
den sich mit dem kindlichen Alter ver-
änderlichen Nährstoffbedarf interpre-
tiert wird [21]. In den ersten Wochen
nach der Geburt kommt es mit dem
Übergang vom Kolostrum (bis zum
5.Tag nach der Geburt) zur transitori-
schen (6. bis 13.Tag) und reifen Milch
(ab der 3.Woche der Laktation) mit
dem ansteigenden Milchvolumen zu ei-
nem deutlichen Rückgang des Protein-
und Mineralgehalts, während die Fett-
konzentration in den ersten Wochen
deutlich zunimmt. Aber auch während
jeder Stillmahlzeit kommt es zu einer
ausgeprägten ¾nderung der Milchzu-
Zum Thema
36 Der Gynäkologe 1´97
Tabelle 5
Antiinfektiös wirksame
Bestandteile der Muttermilch.
(Nach Koletzko und Schroten [25] )
Humorale Komponenten
· Immunglobuline (vorw. sekretorisches IgA,
daneben IgG, IgM, IgD)
· Lysozym
· Lactoferrin
· Lactoperoxidase
· Oligo- und Polysaccharide, Glykokonjugate
· Monoglyzeride, nicht veresterte Fettsäuren,
Milchfettglobuli-Membranen
· Nukleotide
Zelluläre Komponenten
· Neutrophile Granulozyten, Makrophagen
· Lymphozyten
· Epithelzellmembranen
Tabelle 6
Antiinflammatorisch wirksame
Bestandteile der Muttermilch.
(Nach Koletzko und Schroten [25] )
Inhaltsstoff Wirkung
Lactoferrin Hemmt Komplement
Lysozym Hemmt Chemotaxis
Katalase Spaltet H
2
O
2
Histaminase Spaltet Histamin
Arylsulfatase Spaltet Leukotriene
Prostaglandine E
2
, F
2a
Hemmen Neutro-
philen-Degranulation
und Lymphozyten-
aktivierung
Omega-3-Fettsäuren Hemmen
T-Zellfunktionen
Schwangerschafts-
assoziiertes
a-2-Glykoprotein
Hemmt
Lymphoblastogenese
Tocopherole, Retinol,
Cystein, Ascorbin-
säure
Hemmen
Radikalbildung
Abb. 1~ Enterobronchomammäres System. Aus demmütterlichen Gastrointestinal- und Bronchialtrakt
wandern spezifisch gegen die dort vorherrschendenAntigene (z.B. dieMukosa besiedelnde Bakterien) sen-
sibilisierte Lymphozyten in die Brustdrüse und differenzieren sich hier zu Plasmazellen, die spezifische IgA
produzieren. Dadurch enthält dieMuttermilch hoher Titer spezifischer Antikörper gerade gegen diejenigen
Mikroorganismen, welche sich auf denmütterlichen Schleimhäuten aufhalten undmit hoherWahrschein-
lichkeit auch den gestillten Säugling besiedeln. (Nach Schroten et al. [41] )
sammensetzung mit starkem, 1,5- bis
3fachen Anstieg des Fettanteils mit zu-
nehmender Milchmenge. So nimmt der
Säugling bei Beginn der Stillmahlzeit
zunächst eine an Protein, Mineralien
und wasserlöslichen Vitaminen reiche
Milch auf, imFalle eines groûen Saugbe-
dürfnisses und damit hohen Energiebe-
darfes erhält er aber dann eine zuneh-
mend fett- und energiereichere Milch.
Auch die gebildete Milchmenge wird
wesentlich durch das kindliche Saugbe-
dürfnis (Abb.2) reguliert. Einzelheiten
zur Zusammensetzung der menschli-
chenMilchund derDeckung des kindli-
chen Nährstoffbedarfs durch das Stillen
sind an anderer Stelle zu finden [18, 40].
Potentielle Risiken des Stillens
Neben allen Vorteilen ist das Stillen des
Neugeborenen aber auch mit potentiel-
len Risiken behaftet (Tabelle 7). Wegen
des meist erst 3±5 Tage nach der Geburt
(bei Erstgebärenden im Mittel einen
Tag später als bei Frauen mit früherer
Laktation) eintretendenMilcheinschus-
ses ist bei ausschlieûlich gestillten Kin-
dern die Trinkmenge initial geringer
und die postpartale Gewichtsabnahme
stärker als bei zugefüttertenNeugebore-
nen, so daûReifgeborenemit niedrigem
Geburtsgewicht, Frühgeborene und
Neugeborene diabetischer Mütter ohne
eine Zufütterung gefährdet werden kön-
nen. Der Neugeborenenikterus zeigt
unter Muttermilchernährung etwas hö-
here Bilirubinwerte und vor allem einen
längeren Verlauf, eine Stillpause ist aber
nur in sehr seltenen Fällen bei Anstieg
der Bilirubinwerte in die Nähe der Aus-
tauschgrenze indiziert. Mütterliche In-
fektionen durchverschiedene Bakterien
und Viren (u. a. Zytomegalie, Hepati-
tis B, HIV, Tbc) können, soweit sie nicht
schon perinatal übertragen worden
sind, postnatal über das Stillen zu einer
Ansteckung des Säuglings führen. Von
der Mutter konsumierter Alkohol, Ni-
kotin, Drogen und auch eingenommene
Medikamente können in dieMilch über-
gehen und das Kind belasten (Ta-
belle 8). Bei einer Medikamentenein-
nahme ist im Einzelfall sorgfältig abzu-
wägen, ob die zu erwartende Substanz-
konzentration in der Milch und deren
mögliche Wirkungen auf das Kind eine
vorübergehende Stillpause oder sogar
ein Abstillen erforderlich machen, so-
fern nicht auf die Anwendung desMedi-
kaments verzichtet werden kann. Um-
fassende Informationen zum Übertritt
gängiger Arzneimittel in die Mutter-
milch und eine Risikoabschätzung wur-
den im Auftrag der Weltgesundheitsor-
ganisation (WHO) herausgegeben [4].
Bei den allermeisten mütterlichen Indi-
kationen zur Arzneimitteltherapie wäh-
rend der Stillzeit könnenmit einemwei-
teren Stillen vereinbare Medikamente
ausgewählt werden [34].
Groûes öffentliches Interesse hat
die Belastung dermenschlichenMutter-
milch mit vor allem lipophilen Schad-
stoffen gefunden. Langlebige fettlösli-
che Schadstoffe wie die Pestizide DDT
und dessen Metabolite, HCB (Hexa-
chlorbenzol), HCH (Lindan) oder die
aus industriellen Prozessen stammen-
den polychlorierten Biphenyle (PCB),
Dibenzodioxine und -furane werden in
der Nahrungskette angereichert und
vom Menschen in vergleichsweise ho-
hen Mengen aufgenommen und über
Der Gynäkologe 1´97 37
Abb. 23 Regulation die
Bildung von menschlicher
Muttermilch: Die gebildete
Milchmenge wird wesentlich
durch das kindliche Saug-
bedürfnis beeinfluût
Tabelle 7
Mit dem Stillen verbundene potentielle Nachteile für das Neugeborene
· Stärkere postpartale Gewichtsabnahme
Cave: dystrophe Neugeborene, Frühgeborene, Neugeborene diabetischer Mütter!
· Verstärkter und verlängerter Neugeborenenikterus
Bilirubin im Mittel um etwa 1 mg/dl höher (meist ohne Bedeutung)
· Übertragung mütterlicher Infektionen
z. B. Zytomegalie, Virushepatitis, HIV, Tbc
· Risiko marginaler Nährstoffversorgung des Kindes
je nach mütterlicher Versorgung, z. B. Vit. K, Vit. B
12
, Vit. D, Jod
· Belastung mit Schadstoffen
vor allem lipophile Schadstoffe aus dem mütterlichen Fettgewebe (z. B. PCB, DDT, Dioxine).
Cave: Reduktionsdiäten mit starker Gewichtsabnahme erhöhen die Belastung der Milch!
· Belastung mit anderen, von der Mutter aufgenommenen Fremdstoffen
Nikotin, Medikamente, Alkohol, allergen wirksame Proteine aus der mütterlichen Nahrung
(z. B. intakte Kuhmilchproteine)
Tabelle 8
Beispiele für Pharmaka, deren
Einnahme durch die Mutter wegen
möglicher Nebenwirkungen auf ein
gestilltes Kind nicht mit dem Stillen
vereinbar ist. (Nach Heimann [12] )
(die mit * gekennzeichneten
Substanzen gelten nach Angaben
einzelner Autoren nur als über-
wachungspflichtig)
· Anthrachinone
· Bromocriptin
· Cumarine
· Diazepam*
· Ergotaminderivate
· Goldsalze
· Gyrasehemmer
· Jod-131
· Lithiumsalze*
· Metronidazol*
· Radionuklide
· Thiouracil
· Zytostatika
Jahre im Fettgewebe gespeichert. Wäh-
rend der Stillperiode werden gespei-
cherte fettlösliche Substanzen aufgrund
der in diesem Zeitraum physiologi-
schen, verstärkten Lipolyse vermehrt
freigesetzt und gehen in die fettreiche
Muttermilch über. Für viele lipophile
Schadstoffe wurden in der Milch Kon-
zentrationen gemessen, die deutlich
über den gesetzlich festgelegten
Höchstmengen für Lebensmittel liegen.
Da ein groûer Teil der in der Milch ge-
fundenen lipophilen Schadstoffe aus
dem Fettgewebe stammt, hat die aktu-
elle Ernährungsweise während der Still-
zeit keinen erkennbaren Einfluû auf die
Schadstoffkonzentrationen der Milch
[23]. Dagegen werden bei starker müt-
terlicher Gewichtsabnahme durch wäh-
rend der Stillzeit durchgeführte Reduk-
tionsdiäten lipophile Schadstoffe ver-
mehrt aus dem Fettgewebe freigesetzt
und erreichen dann besonders hohe
Schadstoffkonzentrationen in der
Milch, so daû von aktiven Maûnahmen
zu einer verstärkten Gewichtsabnahme
der Stillzeit unbedingt abgeraten wer-
den sollte. Erfreulicherweise sind die
mittleren Milchkonzentrationen chlo-
rierter Kohlenwasserstoffe hierzulande
in den letzten 15 Jahren sehr stark zu-
rückgegangen [32]. Dennoch besteht
weiterhin Besorgnis hinsichtlich mögli-
cher schädigender Effekte auf das Kind,
insbesondere hinsichtlich des sich in
der Perinatalperiode auûerordentlich
rasche differenzierenden Nervensy-
stems. Neue Ergebnisse weisen auf
schwerwiegende schädigende Effekte
einer intrauterinen PCB-Exposition auf
die kognitive Entwicklung des Kindes
hin. Bei hohen Konzentrationen im
Blut der Schwangeren bzw. im Nabel-
schnurblut zeigte sich eine signifikant
schlechterere psychomotorische Ent-
wicklung der Kinder imAlter von 3 Mo-
naten [27] und ein signifikant schlechte-
res Abschneiden in einem Intelligenz-
test mit 11 Jahren [17]. Auch die post-
natale Schadstoffzufuhr mit der
Muttermilch beeinträchtigt die kogni-
tive Entwicklung: Bei einer Gruppe von
207 gestillten niederländischen Kinder
fanden Koopman±Esseboom et al. [27]
bei zunehmenderPCB- undDioxinbela-
stung mit der Muttermilch eine geringe
aber statistisch signifikante, dosisab-
hängige Beeinträchtigung der psycho-
motorischen Entwicklung im Alter von
7 Monaten. Bei hoher Schadstoffbela-
stung war der sonst beobachtete Ent-
wicklungsvorsprung gestillter gegen-
über flaschenernährten Kindern (vgl.
Tabelle 3) nicht mehr zu beobachten.
Diese mehr als 2 Jahrzehnte nach dem
Verwendungsverbot polychlorierter Bi-
phenyle gemachte Beobachtung ernst-
hafter nachteiliger Effekte auf die prä-
und postnatale kindliche Entwicklung
zeigt deutlich die Notwendigkeit, die
Schadstoffbelastung schwangerer und
stillender Frauen und ihrer Säuglinge
im Sinne eines vorbeugenden Gesund-
heitsschutzes so gering wie möglich zu
halten.
Stillförderung und Zufütterung
in den ersten Lebenstagen
Aufgrund der mit der Muttermilcher-
nährung verbundenen Vielzahl wichti-
ger Vorteile für das Kind ist die Förde-
rung des Stillens seit langem eine wich-
tige Priorität nicht nur für die Pädiatrie,
sondern auch für die Geburtshilfe [8,
13]. Entsprechend hat die Stillquote
und die mittlere Stilldauer in Deutsch-
land in den letzten Jahren in erfreuli-
cherWeise zugenommen (Abb. 3). Aller-
dings sind unsere alltäglichen Hand-
lungsweisen in diesem Bereich und die
allgemein als für das Stillen förderlich
angesehenen Maûnahmen (Tabelle 9)
nur in begrenztem Maûe durch fun-
dierte wissenschaftliche Untersuchun-
gen abgesichert, so daûwir Fragen, kon-
troversen Vorstellungen und emotional
geprägten oder sogar quasi dogmatisch
festgelegten Überzeugungen oft nur
mit wenigen Sachargumenten begegnen
können. Zu diesen oft sehr heftig und
kontrovers diskutierten Fragen gehört
das Thema einer Zufütterung des Kin-
des zum Stillen in den ersten Tagen
nach der Geburt, wenn vor allem bei
Erstgebärenden dem Kind oft für die
Dauer einiger Tage nur eine sehr geringe
Muttermilchmenge zugeführt wird.
Das Saugen an der Brust und das
Trinken aus einer Milchflasche sind für
das Kind ganz unterschiedliche Vor-
gänge. Entsprechend liegt die Vermu-
tung nahe, durch ein Zufüttern mit der
Flasche könne zumindest bei einigen
Kindern eine ¹Saugverwirrungª ausge-
löst werden, so daû die Fähigkeit oder
der Antrieb zum Trinken an der Brust
verloren gehen könne. Diese Hypothese
hat sich die von der UNICEF getragene
¹Initiative Stillfreundliches Kranken-
hausª zu eigen gemacht, welche sich in
den letzten Jahren ebenfalls für die
schon seit langem von Kinderärzten
und Geburtshelfern verfolgte Zielset-
zung der Stillförderung einsetzt. In den
von der UNICEF-Initiative internatio-
nal vertretenen 10 Schritte zum erfolg-
reichen Stillen heiût es unter Punkt 9,
man solle: ¹Gestillten Säuglingen kei-
nen Gummisauger oder Schnuller ge-
benª [38]. Für den Fall einer Zufütte-
rung des Neugeborenen zum Stillen
soll diese nach den UNICEF-Forderun-
gen nur mit Tasse und Löffel erfolgen,
so wie es bereits seit einiger Zeit in tro-
pischen Ländern wegen der dort oft er-
heblichen hygienischen Risiken einer
Flaschenfütterung propagiert wurde. In
Zum Thema
38 Der Gynäkologe 1´97
Tabelle 9
Maûnahmen zur Förderung des
Stillens
· Fundierte Information und Motivation zum
Stillen bereits in der Schwangerschaft und
erneut im Wochenbett, entsprechende
Schulung der Mitarbeiter/innen der geburts-
hilflichen Klinik
· Praktische Anleitung, Hilfe und Ermutigung
der Mutter beim Anlegen und Stillen
· Frühes Anlegen des Neugeborenen zum
Stillen innerhalb der ersten halben Stunde
nach der Geburt, sofern mütterlicher und
kindlicher Zustand dies erlauben
· Möglichkeit zum Stillen nach Bedarf zu
jeder Tageszeit, bevorzugt durch gemeinsame
Unterbringung von Mutter und Kind
(¹rooming inª)
· Unbegründete Restriktionen z. B. hinsichtlich
der mütterlichen Ernährung vermeiden
Abb. 3~ Altersabhängige Anteile voll- und
teilgestillter Säuglinge in Deutschland.
(NachMarktforschungsdaten der Jahre 1994
und 1995)
Mitteleuropa ist diese Forderung der
UNICEF jedoch allein durch die Hypo-
these einer Saugverwirrung durch die
Flaschenfütterung begründet. Diesem
Konzept entgegen steht die Annahme,
das Saugen an der Brust sei ein so fest
verankertes, überlebenswichtiges In-
stinktverhalten des Neugeborenen, daû
es durch eine vorübergehende Zufütte-
rung mit der Flasche in der Regel nicht
gestört werde. Hierfür spricht auch,
daû in verschiedenen afrikanischen
und anderen traditionellen Kulturen in
den ersten Lebenstagen Flüssigkeit
oder vorgekaute Nahrung zugefüttert
und dennoch das Stillen praktisch aller
Kinder erreicht wird.
Ebenso umstritten sind die Fragen,
wie restriktiv eine Zufütterung zumStil-
len in den ersten Lebenstagen bis zum
Milcheinschuû gehandhabt werden
soll, und ob im Falle einer vorüberge-
henden Zufütterung nur Flüssigkeit mit
Glukose und ggf. Elektrolyten oder
auch eine Säuglingsnahrung gegeben
werden kann. Gegen die Zufütterung ei-
ner Säuglingsnahrungwird eingewandt,
daû ihre Gabe im Vergleich zu einer rei-
nen Kohlenhydratlösung einen stärke-
renSättigungseffekt auslösenunddamit
den kindlichen Saugantrieb deutlich
vermindern könne. Andererseits wird
argumentiert, zumindest einige Kinder
mit einer längeren Hungerperiode und
konsekutiv beginnender Dehydrata-
tion, Ketoazidose und ggf. auch Hypo-
glykämieneigung würden erst durch
die Zufütterung mit einer kalorienrei-
cheren Säuglingsnahrung so stabili-
siert, daû ein guter Stillerfolg eintreten
könne. Hierzu legt sich die UNICEF-In-
itiative im 6.Schritt zur Stillförderung
imKrankenhaus fest und fordert: ¹Neu-
geborenen Kindern weder Flüssigkeit
noch sonstige Nahrung zusätzlich zur
Muttermilch geben, wenn es nicht aus
anderen Gründen angezeigt scheint.ª
Verschiedene Studien sind diesen
Fragen nachgegangen. Rosegger und
Pürstner publizierten 1985 [36] eine
prospektive Untersuchung, in der 180
gesunde Neugeborene in Graz zufällig
2 Gruppen zugeordnet wurden, die
während des 2. bis 4.Lebenstages eine
Zufütterung zum Stillen entweder mit
leicht gesüûtem Fencheltee oder mit ei-
ner Säuglingsmilchnahrung erhielten.
Die beiden Gruppen zeigten keine Un-
terschiede der Gewichtszunahme, der
erhobenen Laborwerte (Blutbild, Blut-
zucker, Bilirubin) sowie der getrunke-
nen Muttermilchmengen (210,9 ± 110,6
vs. 198,9 ± 117,9 g am 4.Tag, n. s.). Im
gleichen Jahr berichteten Gray-Donald
et al. [10] über einen bei mehr als
1400 Neugeborenen durchgeführten
prospektiven Vergleich einer unbe-
grenzten Zufütterung mit Säuglings-
nahrung gegenüber einem restriktiven
Zufütterungsregime. Der Gewichtsver-
lust in den ersten Lebenstagen war bei
restriktiver Zufütterung signifikant
gröûer, aber die Stillquoten im Alter
von 4 und 9 Wochen waren in beiden
Gruppen gleich (Abb.4). Auch Kersting
et al. [19] fanden gleiche Stillquoten
und Muttermilchmengen bei 1372 pri-
mär stillwilligen Frauen in 2 deutschen
Kliniken mit restriktiver und konven-
tionell groûzügiger Zufütterungspraxis.
Bannert und Lamme [1] führten eine
randomisierte Studie mit 3 Gruppen
von jeweils 20 gesunden, gestillten Reif-
geborenen durch, die neben einer ggf.
für erforderlich gehaltenen Flüssig-
keitssubstitution mit ungesüûtem Tee
oder Wasser entweder nicht zugefüttert
wurden, eine 5%ige Glukoselösung
oder aber eine Säuglingsnahrung er-
hielten. Die während der ersten 6 Le-
benstage getrunkenen Muttermilch-
mengen unterschieden sich nicht. Län-
gerfristige Effekte untersuchten Oldigs
et al. [33] nach der randomisierten Zu-
ordnung von 2 Gruppen mit je 64 Neu-
geborenen zu einer Zufütterung in den
ersten 5 Lebenstagen entwedermit einer
Kohlenhydratlösung (Dextroneonat)
oder mit einer Säuglingsnahrung. Bei
Zufütterung mit Säuglingsnahrung
zeigten sich eine höhere Muttermilch-
zufuhr, eine schnellere Gewichtszu-
nahme, eine geringere Frequenz an Hy-
perbilirubinämien und sowohl initial
als auch bei den Nachuntersuchungen
mit 4 und 8 Wochen keine Nachteile
hinsichtlich der Stillfrequenz. Überein-
stimmend finden also alle diese Unter-
suchungen keine Beeinträchtigung des
kurz- und langfristigen Stillerfolgs
durch eine Zufütterung zum Stillen in
den ersten Lebenstagen.
Auch die von der UNICEF aufge-
stellte Forderung, gestillten Säuglingen
keinen Gummisauger oder Schnuller zu
geben, läût sich nach Vorliegen der Er-
gebnisse einer in der Schweiz an
10 Entbindungsabteilungen durchge-
führten vergleichenden Untersuchung
nicht aufrecht erhalten [42]. Hier wur-
den Neugeborene nach randomisierter
Zuordnung entweder entsprechend den
Richtlinien der Schweizer Gesellschaft
für Pädiatrie mit der Flasche oder nach
den UNICEF-Konzepten mit Tasse und
Löffel zugefüttert. Der Stillerfolg sowohl
in derKlinik als auch bei späterenNach-
untersuchungen wurde durch die Fütte-
rung mit Flasche und Sauger nicht
nachteilig beeinfluût (Tabelle 10). Für
europäische Verhältnisse gibt es also
keine rationale Grundlage für eine Löf-
felfütterung des Neugeborenen, welche
der auf das Saugen ausgerichteten Phy-
siologie eines ¹Säuglingsª im Grunde
nicht angepaût ist.
Kinderärzte und Geburtshelfer
stimmen insgesamt in der grundsätzli-
chen Zielsetzung der Stillförderung mit
der UNICEF-Initiative Stillfreundliches
Krankenhaus überein. Bedenken beste-
hen aber nicht nur gegenüber den hier
diskutierten, offenbar unbegründeten
Einzelforderungen, sondern auch ge-
genüber anderen Aspekten des geübten
praktischen Vorgehens einschlieûlich
des Grundkonzeptes einer externen
Zertifizierung qualitätssichernder
Maûnahmen im Krankenhaus [30].
Wünschenswert erscheint eine intensi-
vereKommunikation der nationalen In-
itiativgruppen der UNICEF mit Kinder-
ärzten, Geburtshelfern und anderen Ge-
sundheitsberufen und insbesondere
auch eine Abstimmungmit den hier be-
faûten Fachgruppen, wie der in
Deutschland etablierten Nationalen
Stillkommission [39], der Akademie für
Der Gynäkologe 1´97 39
Abb. 4~Gleiche Stillquoten imAlter von 4
und 9 Wochen beimehr als 1400 prospektiv
untersuchten Säuglingen, die in den ersten
Lebenstagen in der Geburtsklinik zum Stillen
entweder unbegrenzt (jeweils linke Säule,n = 621)
oder restriktiv (jeweils rechte Säule, n = 781)mit
Säuglingsnahrungzugefüttertwurden.
(NachGray-Donaldetal. [10] )
Kinderheilkunde und Jugendmedizin
und der Frauenärztlichen Akademie
[13], um mit sachdienlichen Maûnah-
men das gemeinsame Ziel effektiv zu
fördern.
In der Praxis dürfte der erreichte
Stillerfolg weniger von der Strategie der
Zufütterung abhängen als von anderen
fördernden Maûnahmen, wie einer Mo-
tivation und Stillvorbereitung schon in
der Schwangerschaft, einer Ermutigung
und praktischen Förderung durch die
entsprechend geschulten Mitarbeiter
der Entbindungsabteilung sowie nach
Möglichkeit ein frühesundhäufigesAn-
legen und ein enger Mutter-Kind-Kon-
takt durch ¹rooming-inª (Tabelle 9). So
führten die 1978 an der Düsseldorfer
Universitäts-Frauenklinik eingeführten
Veränderungen mit Einführung wö-
chentlicher Mütterseminare über das
Stillen, gezielter Stillinformation für die
Schwestern und konsequentem frühen
Anlegen der Neugeborenen zu einem
deutlichen Anstieg der Stillhäufigkeit
am 5.Lebenstag und vor allem zu einer
deutlich längeren Stilldauer [7].
EineZufütterungwerdenvieleNeu-
geborene kaumbenötigen, wenn sie von
Beginn an häufig angelegt werden kön-
nen. Andererseits ist eine generelle Ab-
lehnung einer Zufütterung nicht im be-
sten Interesse der Neugeborenen, denn
hierdurch können eine vermehrte Bela-
stung und erhöhte Risiken hervorgeru-
fenwerden, wie stärkere Dehydratation,
Gewichtsabnahme und Katabolie, und
es kann sich nach den Ergebnissen von
Oldigs et al. [33] der Stillerfolg sogar
vermindern. Tönz und Schubiger [44]
fanden bei prospektiver Untersuchung
von 280 Neugeborenen der Luzerner
Klinik mit einer hohen Quote von
97,1% gestillter Kinder bei Spitalentlas-
sung (88,5% voll- undweitere 8,6% teil-
gestillt) nur bei 8,5% der vollgestillten
Kinder keine Zufütterung. Von den bei
Entlassung vollgestillten Neugeborenen
hatten 85,9% eine Zufütterung mit
10%iger Dextrinmaltose und 5,6% eine
Säuglingsnahrung erhalten. Ebenso
überzeugende Resultate erzielten Kind
et al. [20] an der Frauenklinik St.Gallen.
Bei über 2000 Neugeborenen aus den
Jahren 1991/92 wurde eine Frequenz
von 97,6% gestillter Kinder am Ende
des Wochenbettes erreicht (91,1% voll-
plus 6,5% teilgestillt), wiewohl alle Kin-
derDextrinmaltoselösung und 5,9%zu-
sätzlich auch eine Säuglingsmilchnah-
rung zugefüttert erhielten. Offensicht-
lich kannalso in den ersten Lebenstagen
eine denAufbau des Stillens ergänzende
Flüssigkeitszufuhr durch Kohlenhy-
dratlösungen nach Bedarf und mit Fla-
sche und Sauger ohne Gefährdung des
Stillerfolgs eingesetzt werden.
Nichtsdestoweniger sollte die Indi-
kation zur Zufütterung einer (antigen-
reduzierten) Säuglingsnahrung bei ge-
stillten Kindern in den ersten Lebensta-
gen restriktiv und individuell auf der
Grundlage von Gewichtsentwicklung
und klinischen Befunden gestellt wer-
den, insbesondereweil durchdieZufuhr
von Fremdprotein in der Postnatalperi-
ode allergische Reaktionen begünstigt
werden können [9]. Auch im Falle einer
Entscheidung für eine Zufütterung
sollte bedacht werden, daû die Mutter-
milchbildung durch häufiges Anlegen
effektiv gesteigert und damit vielfach
Zum Thema
40 Der Gynäkologe 1´97
Tabelle 10
Randomisierte Zuordnung von 571 Neugeborenen zur Zufütterung in der
ersten Lebenswoche entweder nach den Richtlinien der UNICEF mit Tasse und
Löffel oder nach den Richtlinien der Schweizer Gesellschaft für Pädiatrie mit
Flasche und Sauger. Die Anzahl später voll- und teilgestillter Kinder unter-
scheidet sich nicht (aktualisiert nach Schubiger et al. [42] )
Zufütterung mit Tasse und Löffel
(UNICEF) [%]
Flasche und Sauger
(Schweiz. Gesellschaft
für Pädiatrie) [%]
Signifikanz
Nachfütterung mit Dextrinmaltose 10% 89 92 Nicht signifikant
Nachfütterung mit Säuglingsnahrung 3,7 4,6 Nicht signifikant
Gestillte Kinder:
Am Tag 5 100,0 99,2 Nicht signifikant
Nach 2 Monaten 88,0 87,7 Nicht signifikant
Nach 4 Monaten 75,4 70,5 Nicht signifikant
Nach 6 Monaten 57,0 55,3 Nicht signifikant
Tabelle 11
Grundsätze für das praktische Vorgehen bei der Ernährung reifer, gesunder
Neugeborener in den ersten Lebenstagen bei mütterlichem Stillwunsch
(mod. nach Koletzko et al. [27] ). Eine von diesem Konzept abweichende früh-
zeitige Zufütterung ggf. auch mit Säuglingsnahrung ist bei Neugeborenen
diabetischer Mütter, bei Reifgeborenemmit niedrigem Geburtsgewicht und
bei Frühgeborenen notwendig
· Der Stillerfolg wird durch maûvolle Zufütterung mit der Flasche und Verwendung eines Schnullers nicht
gefährdet, aber durch Motivation, Unterstützung und praktische Anleitung der Mutter gefördert.
· Das erste Anlegen des Neugeborenen an der Brust sollte nach Möglichkeit innerhalb von etwa 30 min
nach der Geburt, dann nach Bedarf etwa 6stündlich erfolgen, wobei das Kind jeweils für kurze Zeit
(5±10 min) an beiden Brüsten angelegt wird.
· Bei Eintritt des Milcheinschusses sollte 6- bis 10mal täglich angelegt werden.
· Zusätzliche Flüssigkeit soll in den ersten Lebenstagen nicht routinemäûig, sondern auf begründete
Indikation gegebenwerden. Entsprechende Richtlinien [13, 43] dienen dem Ziel, Dehydratationszustände
und Hypoglykämien zu vermeiden und nicht erst deren Auftreten zu behandeln. Am 1. bis 3. Lebenstag
und bis zum Eintreten des Milcheinschusses kann dem Neugeborenen etwa 2mal täglich nach dem
Anlegen 30±50 ml Glukose 10% (oder Dextrinmaltose) angeboten werden.
· Wenn am 4.±5. Lebenstag die kindliche Gewichtsabnahme anhält, der Gewichtsverlust seit der
Geburt 5% übersteigt und kein Milcheinschuû erfolgt ist, kann dem Neugeborenen nach dem Anlegen
3- bis 4mal/Tag 50 ml einer antigenreduzierten Säuglingsnahrung angeboten werden
ein längeres Zufüttern vermieden wer-
den kann. Grundsätze für das prakti-
sche Vorgehen bei der Ernährung reifer,
gesunder Neugeborener in den ersten
Lebenstagen empfohlene Vorgehen [26]
ist in Tabelle 11 zusammengefaût.
Ernährung mit Flaschennahrungen
Mit den heute verfügbaren, qualitativ
hochwertigen Säuglingsmilchnahrun-
gen können nicht bzw. nicht voll ge-
stillte Neugeborene sicher und gut er-
nährt werden. Dagegen kann eine häus-
liche Selbstherstellung einer Flaschen-
nahrung aus pasteurisierter Kuhmilch
aus hygienischen und vor allem ernäh-
rungsphysiologischen Gesichtspunkten
nicht mehr empfohlen werden. Selbst
hergestellte Säuglingsnahrungen kön-
nen eine angemessene Deckung des
kindlichen Bedarfs an vielen Nährstof-
fen, wie z.B. Vitaminen, Spurenelemen-
ten und essentiellen Fettsäuren, nicht
sicherstellen und sollten nur noch aus-
nahmsweise in ökonomischen Notsi-
tuationen zu einer begrenzten Anwen-
dung kommen. Die Gabe von glutenhal-
tigen Getreiden (Weizen, aber auch
Haferflocken einschl. sog. Schmelz-
flocken) ist im ersten Lebenshalbjahr
wegen des damit verbundenen erhöhten
Risikos für das Auftreten einer Zöliakie
kontraindiziert. Dringend gewarnt wer-
den muû auch vor der in jüngerer Zeit
wieder zunehmenden Verwendung von
roher Kuhmilch in der Säuglingsernäh-
rung. Neben bakteriologischen Risiken,
nicht zuletzt der möglichen Übertra-
gung einer lebensbedrohlichen Infek-
tion mit toxinbildenden enterohämor-
rhagischen Escherichia coli (EHEC), ist
nicht hitzebehandelte Kuhmilch auch
besonders stark allergen wirksam.
Auchdie vordemHintergrund ¹alterna-
tiverª Überzeugungen propagierten
milchfreien Nahrungen auf der Grund-
lage von Mandelmus, Obst oder Voll-
korngetreide sind für die Säuglingser-
nährung völlig ungeeignet und können
ernste kindliche Gedeihstörung auslö-
sen [23].
Als Muttermilchersatzpräparate
können handelsübliche Säuglingsnah-
rungen empfohlen werden, deren Klas-
sifizierung und Zusammensetzung
nach einer Richtlinie der Europäischen
Union standardisiert sind [35]. Diese
europäische Direktive definiert ¹Säug-
lingsanfangsnahrungenª (Tabelle 12)
als Produkte, die für die Säuglingser-
nährung von Geburt an bestimmt sind
und als alleinige Nahrung die kindli-
chen Ernährungserfordernisse decken
können. Dagegen sind ¹Folgenahrun-
genª weniger stark an die Zusammen-
setzung der Muttermilch angenähert
und können erst bei Säuglingen ab dem
5.Monat eingesetzt werden. Die Pro-
duktverpackungen müssen entspre-
chende Hinweise über die Altersindika-
tion tragen. Während ¹Säuglingsan-
fangsnahrungenª und ¹Folgenahrun-
genª Kuhmilch- oder Sojaprotein
enthalten können, werden Nahrungen
auf der Basis ausschlieûlich von Kuh-
milcheiweiû als ¹Säuglingsmilchnah-
rungª (von Geburt an) oder als ¹Folge-
milchª (ab dem 5.Monat) bezeichnet.
Die in Deutschland derzeit handelsübli-
chen Säuglingsnahrungen auf Kuh-
milchbasis sowie antigenreduzierte
Säuglingsnahrungen sind in der Ta-
belle 12 aufgeführt.
Aufgrund der Bestimmungen der
Richtlinie der Europäischen Union darf
die früher übliche Bezeichnung einer
¹adaptierten Nahrungª für eine beson-
ders für die Neugeborenenernährung
geeignete Milch nicht mehr verwendet
werden. Nach wie vor sind jedoch für
die Neugeborenenernährung und für
die Zufütterung zum Stillen die früher
als adaptierte Nahrungen bezeichneten
Produktemit Laktose als einzigemKoh-
lenhydrat (sog. ¹Pre-Nahrungenª) emp-
fehlenswert, mit denen kaum ein Risiko
einer Überfütterung besteht (Möglich-
keit der Fütterung nach Bedarf). Dage-
gen sollten Säuglingsnahrungen mit
weiteren Kohlenhydraten (sog. ¹1-Nah-
rungenª, früher auch als teiladaptierte
Nahrungen bezeichnet) bei Neugebore-
nen nicht eingesetzt werden, nicht zu-
letzt auch weil sie durch den möglichen
Gehalt an Fruktose oder Saccharose bei
Säuglingen mit hereditärer Fruktose-
intoleranz zu einer frühen Krankheits-
manifestation mit schwerer kindlicher
Schädigung führen können.
Auch die laktosefreien Sojanahrun-
gen (Humana SL, Milupa SOM, Pro-
soybee) werden für einen generellen
Einsatz bei gesunden Neugeborenen
Der Gynäkologe 1´97 41
Tabelle 12
Handelsübliche Säuglingsnahrungen auf Kuhmilchbasis und
antigenreduzierte Nahrungen für gesunde, reifgeborene Säuglinge
(jeweils in alphabetischer Reihenfolge, mod. nach Grüne Liste 1995)
Säuglingsnahrungen auf Kuhmilchbasis
Säuglingsanfangsnahrungen auf Kuhmilchbasis (Säuglingsmilchnahrungen)
· ¹Pre-Nahrungenª mit Laktose als einzigem Kohlenhydrat
(früher als adaptierte Nahrungen bezeichnet, von Seiten der Pädiatrie für die Neugeborenenernährung
und die Zufütterung zum Stillen empfohlen):
Aponti Pre, Manasan, Pre Hipp, Pre Aletemil, Pre Aptamil mit LCP Milupan, Pre Beba, Pre Humana
Anfangs-Milchnahrung, Pre Lactana A, Pre Milasan
· ¹1-Nahrungenª mit weiteren Kohlenhydraten neben Laktose
(früher als teiladaptierte Nahrungen bezeichnet, von Seiten der Pädiatrie nicht für die
Neugeborenenernährung und die Zufütterung zum Stillen empfohlen):
Aletemil 1, Aponti 1 Dauernahrung, Aptamil 1, Beba 1, Hipp 1, Humana 1 Dauernahrung, Humana babyfit,
KiNa-Flaschennahrung, Lactana B, Milasan 1, Milumil 1
· Folgenahrungen auf Kuhmilchbasis (Folgemilchen) (erst ab 5. Lebensmonat)
Aletemil 2 plus, Aponti 2, Aptamil 2, Beba 2, Hipp 2, Humana 2 baby-fit, Humana 2 Folgemilch, Milasan 2,
Milumil 2, Milumil 2 kristallzuckerfrei, Lactana C
Antigenreduzierte Milchnahrungen (¹hypoallergeneª oder ¹H.A.ª-Nahrungen)
¹H.A.ª-Säuglingsanfangsnahrungen
· ¹Pre-Nahrungenª mit Laktose als einzigem Kohlenhydrat:
Aptamil HA
· ¹1-Nahrungenª mit weiteren Kohlenhydraten neben Laktose:
Aletemil H.A., Aletemil H. A. mit LC-PUFA (nur für Kliniken), Beba H.A. 1, Beba H.A. mit LC-PUFA
(nur für Kliniken), Hipp H.A., Humana HA, Milumil HA1
· ¹H.A.-Folgenahrungenª (erst ab 5. Lebensmonat):
Aletemil HA2, Aptamil HA2, Beba H.A. 2, Milumil HA2
nicht empfohlen, zumal bei ihrer Ver-
wendung die beim Neugeborenenscree-
ning auf Galaktosämie üblicherweise
eingesetzten Methoden falsch negativ
ausfallen. Im Falle einer hierdurch ver-
zögerten Diagnose einer Galaktosämie
mit kindlicher Schädigung können sich
ggf. auch haftungsrechtliche Konse-
quenzen ergeben. Sojanahrungen soll-
ten nur bei gezielter Indikation, wie
einer Laktoseintoleranz oder elterlicher
Ablehnung einer Kuhmilchnahrung bei
streng vegetarischer Orientierung ein-
gesetzt werden, wobei dann in jedem
Einzelfall ein Neugeborenenscreening
auf Galaktosämie mit Bestimmung der
Enzymaktivität der Galaktose-Uridyl-
transerase in Speziallaboratorien
durchzuführen ist.
In der Richtlinie der Europäischen
Union werden auch die Bedingungen
der Bewerbung von Säuglingsanfangs-
nahrungen reglementiert mit dem Ziel,
eine mit dem Stillen konkurrierende
Werbung zu unterbinden. Die für die
Neugeborenenperiode wichtigste Vor-
gabe ist, daû in Entbindungsabteilun-
gen abgegebenen sog. ¹Müttergeschen-
kenª keine Proben von Säuglingsan-
fangsnahrungen enthalten sein dürfen.
Neugeborenenernährung
und Entwicklung
von Nahrungsmittelallergien
Die Neugeborenenperiode scheint eine
besonders kritische Phase für die Sensi-
bilisierung gegenüber Nahrungsmittel-
proteinen zu sein. Offenbar besteht in
dieser Phase noch eine erhöhte Permea-
bilität des unreifen Gastrointestinal-
traktes für intakte Fremdproteine, die
bei Zufuhr in den ersten Lebenstagen
vermehrt demmukosaassoziierten lym-
phatischen Gewebe präsentiert werden
und dort eine Sensibilisierung induzie-
ren können [9]. Bei Zufütterung einer
Kuhmilchnahrung in den ersten Le-
benstagen vor der Etablierung des Voll-
stillens fandenHost et al. [14] bei diesen
Säuglingen im Laufe des 1.Lebensjahrs
gehäuft allergische Reaktionen gegen
Kuhmilcheiweiû. Ein besonders hohes
Risiko für die Entwicklung allergischer
Reaktionen tragen familiär belastete
Neugeborene, deren Eltern oder Ge-
schwister an atopischen Manifestatio-
nen wie Heuschnupfen, allergischem
Asthma oder atopischen Ekzem (Neu-
rodermitis) leiden. Verschiedene ver-
gleichende Untersuchungen zeigen,
daû ausschlieûliches Stillen über
4±6 Monate ohne jede Zufütterung kuh-
milcheiweiûhaltiger Nahrung im Ver-
gleich zur Ernährungmit Säuglingsnah-
rungen auf Kuhmilchbasis zu einer
deutlich reduzierten Rate allergischer
Manifestationen führt. Dabei ist der
protektive Effekt des langen Vollstillens
nicht nur für die Dauer der kuhmilch-
freien Ernährung zu beobachten, son-
dern scheint bis in das Erwachsenenal-
ter hinein anzuhalten: In einer prospek-
tiven Langzeitstudie zeigte sich bis zum
Alter von 17 Jahren eine niedrigere Prä-
valenz atopischer Manifestationen bei
früher gestillten Personen [37]. Aller-
dings muû berücksichtigt werden, daû
intakte Fremdproteine aus dermütterli-
chen Nahrung in die Muttermilch über-
gehen können und bei stark sensibili-
sierten Säuglingen auch unter aus-
schlieûlicher Muttermilchernährung
eine Nahrungsmittelallergie z.B. unter
dem Bild einer blutigen Kolitis auslösen
können [15, 22].
Bei nicht gestillten Säuglingen mit
familiärer Allergiebelastung zeigten
verschiedene kontrollierte Studien, daû
die Ernährung mit antigenreduzierten
Säuglingsnahrungen auf der Grundlage
von milden Eiweiûhydrolysaten wäh-
rend der Dauer der ausschlieûlichen Er-
nährung mit diesem Produkt die Häu-
figkeit allergischer Manifestationen,
vor allem ekzematöser Hautverände-
rungen reduziert (Tabelle 13). Aller-
dings ist mit diesen Produkten auf-
grund der bisher vorliegenden Studien-
ergebnisse nach demZeitpunkt der Ein-
führung einer gemischten Ernährung
keine niedrigere Inzidenzrate für neue
Manifestationen mehr zu erwarten (Ta-
belle 13).
Da aber auch die Prävention früher
allergischer Symptome für die betroffe-
nen Kinder und ihre Familien einen we-
sentlichen Vorteil darstellt, wird für
nicht oder nicht voll gestillte Neugebo-
rene mit familiärer Allergiebelastung
(atopische Erkrankungen bei Eltern
und/oder Geschwistern) die ausschlieû-
liche Gabe von antigenreduzierten
Säuglingsnahrungen empfohlen. Auf-
grund des Fehlens abgeschlossener ver-
gleichender Studien kann derzeit noch
nicht entschieden werden, ob Nahrun-
genmit mäûiggradig hydrolisiertem Ei-
weiû (z.B. Alete HA, Aptamil HA, Beba
HA,HumanaHA)oder solchemit hoch-
gradiger hydrolisiertem und entspre-
chend stärker antigenreduzierten Ei-
weiû (z.B. Hipp HA) unterschiedliche
präventive Effekte aufweisen. Da sich
auch die einzelnen antigenreduzierten
Produkte hinsichtlich der angewandten
Herstellungsverfahren und anderer
Charakteristika der enthaltenen Hydro-
lysatproteine unterscheiden, ziehen wir
Produkte vor, deren präventive Effekte
in adaequaten klinischen Studien belegt
wurden. Im Gegensatz zu den verschie-
denen HA-Säuglingsnahrungen (Ta-
belle 12) entsprechen die zur Therapie
von Malabsorptionssyndromen ent-
wickelten Semielementardiäten mit
hochgradigen Eiweiûhydrolysaten (z.B.
Alfare, Nutramigen, Pregomin, Prege-
stimil) oder Aminosäuremischungen
(z.B. Neocate, Nutri junior) in ihrenZu-
sammensetzungen nicht dem Nähr-
stoffbedarf von Säuglingen mit norma-
ler gastrointestinaler Funktion [35] und
sind deshalb für die Ernährung gesun-
Zum Thema
42 Der Gynäkologe 1´97
Tabelle 13
Einfluû der Ernährung in den ersten 6 Lebensmonaten auf die Anzahl der
Kinder mit als atopisch bedingt klassifizierten Symptomen, einschlieûlich
Diarrhoe und Kolik, im Laufe der ersten 5 Lebensjahre. Im 1. Lebenshalbjahr
haben mit patiellem Molkenproteinhydrolyst ernährte Kinder signifikant
weniger Symptome, nach dem 6.Monat besteht kein Unterschied zwischen
den beiden Gruppen. (Nach Vandenplas et al. [45], n. s. nicht signifikant)
Alter [Monate] Molkenproteinhydrolysat
(n = 30) [n (%) ]
Kuhmilchformel
(n = 29) [n (%) ]
Signifikanz
0±6 2 (7) 13 (43) p < 0.002
6±12 6 (21) 5 (17) n. s.
12±36 5 (18) 8 (27) n. s.
36±60 3 (11) 4 (13) n. s.
der Neugeborener und Säuglinge nicht
geeignet; darüberhinaus ergibt sich
auch hier wegen der fehlenden Laktose-
zufuhr die Problematik eines nicht zu-
verlässigen Neugeborenenscreenings
auf Galaktosämie (vgl. Sojanahrungen).
Ein pragmatisches Konzept zum Vorge-
hen bei Neugeborenen aus allergisch
belasteten Familien zeigt die Tablle 14.
Praktische Gesichtspunkte
zur Fütterung des Neugeborenen
Die ersten Mahlzeiten des Neugebore-
nenmit Anlegen an der Brust oder einer
Flaschenfütterung können für die Mut-
ter (und auch für den Vater) be-
glückendeMomente des Kennenlernens
ihres Kindes und der Zuwendung sein,
für die nach Möglichkeit eine ruhige
und geborgene Atmosphäre hergestellt
werden sollte. Bei mütterlicher Bereit-
schaft zum Stillen und gutem Zustand
von Mutter und Kind sollte etwa inner-
halb der ersten 30 min nach der Geburt
Gelegenheit zum ersten Anlegen gege-
ben werden. In den folgenden Tagen
sollte das Kind nach Bedarf etwa
6stündlich jeweils für kurze Zeit
(5±10 min) an beiden Brüsten angelegt
werden, mit Eintritt des Milcheinschus-
ses sollte 6±10mal täglich gestillt werden
(s. Tabelle 9).
Die früher vielfach routinemäûig
eingesetzte Wägung vor und nach je-
dem Stillen (sog. Stillprobe) ist nur bei
besonderer Indikation sinnvoll und
sollte nicht generell bei allen Neugebo-
renen angewandt werden, da sie oft zu
erheblicher mütterlicher Verunsiche-
rung führt (¹nur 20 g, ich habe wohl zu
wenig Milch?ª). Bei gesunden Kindern
ist ein einmalig täglich durchgeführtes
Wiegen zur Zustandsbeurteilung und
zur Entscheidung über ein ggf. ange-
messenes Zufüttern (s. Tabelle 9) völlig
ausreichend. Nicht gestillte Kinder wer-
den mit einer ¹Pre-Nahrungª oder im
Falle einer familiären Allergiebelastung
mit einer HA-Nahrung nach Bedarf ge-
füttert. Meist werden 6 (bei anfängli-
cher Trinkschwäche auch 8) Mahlzeiten
angemessen sein, die getrunkeneMilch-
menge steigt in den ersten Lebenstagen
täglich um etwa 70±80 g, bei einer aller-
dings groûen interindividuellen Varia-
tion.
In Kliniken sollten wegen des er-
höhten Risikos der Übertragung noso-
komialer Infektionen nur hitzesterili-
sierte Sauger und Glasflaschen Verwen-
dung finden, sog. Sterilisierbäder haben
keine gleichwertige hygienische Sicher-
heit. Die Gröûe der Saugerlöcher ist an-
gemessen, wenn beim Umdrehen der
Flasche die Nahrung langsam mit etwa
1 Tropfen pro Sekunde heraustropft.
Die Temperatur der Nahrung, die etwa
Körpertemperatur entsprechen soll, ist
vor jeder Fütterung zu prüfen, insbe-
sondere bei Erhitzen von Säuglingsnah-
rung mit Mikrowellengeräten wurden
schwerste kindliche Verbrennungen be-
obachtet.
Zur Sicherung einer bedarfsgerech-
ten Nährstoffversorgung erhalten alle
Säuglinge 3mal jeweils 2 mg Vitamin K
oral zu den Zeitpunkten der Vorsorge-
untersuchungen U1 (1.Lebenstag), U2
(im Zeitraum vom 3. bis 10.Lebenstag)
und U3 (4. bis 6.Lebenswoche) sowie
täglich 1 Tablettemit 500 I.E.Vitamin D
und 0,25 mg Fluorid (D-Fluoretten 500,
Fluor-Vigantoletten).
Fazit für die Praxis
Die beste Form der Säuglingsernährung ist
das Stillen, das vielerlei Vorteile bringt. Al-
lerdings sollten in speziellen Fällen auch die
möglichen Nachteile und Risiken bedacht
werden. Diese gilt insbesondere für Frühge-
burten, bei denen die verminderte Laktation
in den ersten Tagen post partum zu einer be-
drohlichen Gewichtsabnahme führen kann.
Für den Neugeboreneninkterus wird eine
Stillpause nur empfohlen, wenn die Biliru-
binwerte bis in die Nähe der Austauschgren-
ze ansteigen. Wieweit Medikamente auf die
Muttermilch übergehen läût sich aus der
Fachliteratur und besonderen Informationen
der WHO entnehmen. Besondere Vorsicht ist
bei den sogenannten ¹alternativen Fütte-
rungsmethodenª geboten. Sie können zu er-
heblichen Ernährungsschwierigkeiten füh-
ren. Im Zweifelsfalle sollte man den Rat eines
besonders auf die Säuglingsernährung spe-
zialisierten Kinderarztes einholen.
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Tabelle 14
Empfohlene diätetische Maûnahmen zur Prävention früher allergischer
Manifestationen bei Säuglingen mit > 1 Verwandten ersten Grades mit atopi-
scher Erkrankung. (Mod. nach Koletzko [22] )
· Vollstillen über mindestens 4, besser 6 Monate
· Bei differenzierten und hochmotivierten Müttern eingehende Diätberatung zum Ausschluû
häufiger Allergene (Kuhmilcheiweiû, ggf. auch Hühnereier, Weizen, Fisch, Nüsse u. a.) aus der Diät
der stillenden Mutter
(Risiken: verminderte Stillquote und -dauer, Nährstoffimbalanzen der stillenden Mutter!)
· Vermeidung der Zufütterung des Kindes mit Nahrungen, die intaktes Fremdprotein enthalten
(Säuglingsnahrungen mit Kuhmilch- oder Sojaeiweiû, Zubereitungen aus Schaf-, Ziegen-, Esels- oder
Stutenmilch, Mandelmus u. a.)
· Nicht oder nicht voll gestillte Säuglinge sollten während der ersten 6 Lebensmonate ausschlieûlich
antigenreduzierte Säuglingsnahrungen erhalten
· Beikostprodukte nicht vor dem 5.Monat einführen, nur eine begrenzte Zahl von Beikostprodukten
verwenden und häufige Allergene (Kuhmilch, Hühnereier, Weizen) meiden
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Zum Thema
44 Der Gynäkologe 1´97