2
63.74.0014 : 547.712 ZUR FETTBESTIMMUNG IN HUHNEREIERN VON J. GROSSFELD. Im vorigen Jahre veroffentlichte G. J. van Meurs I ) in dieser Zeitschrift eine Untersuchung iiber die Zusammensetzung der Hiihner- eier und gelangte beziiglich der Fettbestimmung zu dem Ergebnis, dass verschiedene Losungsmittel verschiedene Ausbeuten an Fett liefern. So erhielt van Meurs mit Trichloraethylen erheblich hohere Ausbeuten an Fett als mit Aether und Petrolather. Van Meurs glaubt aus seinen an Eigelb erhaltenen Ergebnissen nun den weit- gehenden Schluss ziehen zu miissen, dass die Verwendung von Trichloraethylen als Fettlosungsmittel nicht nur bei der Fettbestim- mung in Eigelb sondern in der Nahrungsmittelchemie iiberhaupt nicht zu empfehlen sei. Durch eingehende Versuche ist aber von mir nachgewiesen wor- den z), dass man durch geeignete Arbeitsweise in den bisher gepriiften Nahrungsmitteln, so in Butter, Margarine, Kase, Milch, Fleischwaren, Kakao, Schokolade, Backwaren usw. ohne besondere Schwierigkeiten zu genauen und richtigen Ergebnissen gelangt. Auch der Siedepunkt des Trichloraethylens ist nicht so hoch, dass seine Entfernung aus dem ausgezogenen Fett besonders schwierig oder zeitraubend ist. Es geniigt das Fettkolbchen eine Stunde bei 105--110° liegend im Trockenschrank zu trocknen. Eine Verallgemeinerung der von van Meurs an Eigelb gefundenen Ergebnisse auf samtliche Nahrungs- mittel ist also unberechtigt und unrichtig. Was nun die geringe Uebereinstimmung der auf verschiedene Weise an Eigelb gefundenen Werte angeht. so ist zu beachten, dass van Meurs wohl in keinem Falle reines Fett, sondern danebenmehr oder weniger grosse Mengen an Lipoiden, besonders an Lecithin, bezw. deren Zersetzungsprodukte zur Wagung gebracht hat. Da das Lecithin im Eigelb teils in freier Form, teils mehr oder weniger labil an Protein gebunden, als Lecithalbumin, vorkommt, das durch verschiedene Losungsmittel und bei verschiedener Temperatur in verschieden hohem Grade zerlegt wird, so ist es nicht zu verwundern, wenn man auf verschiedene Weise mit verschiedenen Losungsmitteln ganz verschiedene Werte erhalt. So ist es Trichloraethylen das Lecitalbumin weiter Petrolather. Aber auch letzterer lost noch, l) Rec. trav. chim. 42, 799-803 (1923). z, Vergl. bei der vorigen Abhandlung. auch wohl moglich, dass zerlegt als Aether und wie ich mich an eigenen

Zur Fettbestimmung in Hühnereiern

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zur Fettbestimmung in Hühnereiern

63.74.0014 : 547.712

ZUR FETTBESTIMMUNG IN HUHNEREIERN VON

J. GROSSFELD.

Im vorigen Jahre veroffentlichte G. J. van Meurs I ) in dieser Zeitschrift eine Untersuchung iiber die Zusammensetzung der Hiihner- eier und gelangte beziiglich der Fettbestimmung zu dem Ergebnis, dass verschiedene Losungsmittel verschiedene Ausbeuten an Fett liefern. So erhielt van Meurs mit Trichloraethylen erheblich hohere Ausbeuten an Fett als mit Aether und Petrolather. Van Meurs glaubt aus seinen an Eigelb erhaltenen Ergebnissen nun den weit- gehenden Schluss ziehen zu miissen, dass die Verwendung von Trichloraethylen als Fettlosungsmittel nicht nur bei der Fettbestim- mung in Eigelb sondern in der Nahrungsmittelchemie iiberhaupt nicht zu empfehlen sei.

Durch eingehende Versuche ist aber von mir nachgewiesen wor- den z), dass man durch geeignete Arbeitsweise in den bisher gepriiften Nahrungsmitteln, so in Butter, Margarine, Kase, Milch, Fleischwaren, Kakao, Schokolade, Backwaren usw. ohne besondere Schwierigkeiten zu genauen und richtigen Ergebnissen gelangt. Auch der Siedepunkt des Trichloraethylens ist nicht so hoch, dass seine Entfernung aus dem ausgezogenen Fett besonders schwierig oder zeitraubend ist. Es geniigt das Fettkolbchen eine Stunde bei 105--110° liegend im Trockenschrank zu trocknen. Eine Verallgemeinerung der von van Meurs an Eigelb gefundenen Ergebnisse auf samtliche Nahrungs- mittel ist also unberechtigt und unrichtig.

Was nun die geringe Uebereinstimmung der auf verschiedene Weise an Eigelb gefundenen Werte angeht. so ist zu beachten, dass van Meurs wohl in keinem Falle reines Fett, sondern danebenmehr oder weniger grosse Mengen an Lipoiden, besonders an Lecithin, bezw. deren Zersetzungsprodukte zur Wagung gebracht hat. Da das Lecithin im Eigelb teils in freier Form, teils mehr oder weniger labil an Protein gebunden, als Lecithalbumin, vorkommt, das durch verschiedene Losungsmittel und bei verschiedener Temperatur in verschieden hohem Grade zerlegt wird, so ist es nicht zu verwundern, wenn man auf verschiedene Weise mit verschiedenen Losungsmitteln ganz verschiedene Werte erhalt. So ist es Trichloraethylen das Lecitalbumin weiter Petrolather. Aber auch letzterer lost noch,

l) Rec. trav. chim. 42, 799-803 (1923). z, Vergl. bei der vorigen Abhandlung.

auch wohl moglich, dass zerlegt als Aether und wie ich mich an eigenen

Page 2: Zur Fettbestimmung in Hühnereiern

464

Versuchen verschiedeptlich uberzeugt habe, neben Fett betrachtliche Mengen an Lipoiden, besonders an Lecithin. Auch mit Petrolather erhalt man also kein reines Fett sondern ein Gemisch von Fett mit Lipoiden.

Aus den Versuchen von van Mews kann man also wohl den Schluss ziehen. dass bei der Fettbestimmung in Eigelb die gebrauch- lichen Fettbestimmungsverfahren in ihrer gewohnlichen Ausfuhrungs- form versagen, nicht aber, dass ein Fettlosungsmittel, das Trichlor- aethylen, das sich bei der Fettbestimmung in anderen Stoffen als vorziiglich geeignet erwiesen hat, fur Fettbestimmungen in Nahrungs- mitteln algemein nicht zu empfehlen sei.

Recklinghausen, Februar 1924. ( R g u le 10 mars 1924).