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928 KLINISCHE WOCHENSCH Eingeschlossensein der S~iuglinge mitbedingt sein dfirfte und der Einflul3 des biologischen Friihjahrsbeginns dutch den Domestikationsfaktor nur verdeckt wird. Leider begegnet eine Entscheidung dariiber in unseren t(limaten erheblichen Schwierigkeiten. Worauf beruht der Frtihlingsgipfel der Tetanie und wie sind seine Besonderheiten zu erkl~ren ? Um diese Frage zu beantworten, miissen wit uns zunXchst das v611ige Freisein des Sommers yon Tetanie vor Augen baleen. In den Monaten Juni, Juli, August, September werden von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen keine Tetanie- f~lle beobachtet. Sp~testens im Mai versehwindet die Krank- heir vonder Bildfl~che und Irtihestens im Oktober (sehr selten) und November erscheinen die ersten Vorl~iufer der neuen Saison. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dab dieses Verhalten hauptsiichlich dem Einflul? der natfirlichen Strah- lenwirkung in der sonnenreichen Jahreszeit zuzuschreiben ist, d.h. mit der Spontanheilung der rachitischen Stoff- wechselstSrung zusammenh~ngt, die sine Wichtige Voraus- setzung ffir das Zustandekommen der manifesten Tetanie darstellt. Oder umgekehrt ausgedrfickt: In der Domesti- kation, die die Rachitis mit ihrer zur latente~ Tetanie und Hypol~alzi~mie neigenden Sto//weehsellage verursacht, erblicken wit einen Hauptgrund des auffallend geh~tuften Auftretens der Tetanie im Dezember bis April. Aber niche den einzigen! Sonst mfil3te jeder floride Rachi- tiker in der kritischen Jahreszeit tetanisch werden. Es kommt noch sin zweiter dispositioneller Faktor hinzu: Eine gestei- gerte Erregbarkeit des Nervensystems, vor allem eine erh6hte Reizbarkeit des vegetativen Systems. Dies gilt besonders ifir den l)bergang der latenten Tetanie in das manifeste Stadium, d.h. fiir den Eintritt yon Krampfreaktionen, auf die einzig und allein sich unsere Aufzeichnungen beziehen. Dazu kommt als weiteres begfinstigendes Moment, dab sich das vegetative System im biologischen Frfihjahr an sich sehon im Zustand der i3bererregbarkeit befindet. Dieses yon mir vermutete und an der Hand einer Statistik fiber den Ekzemtod mit auffallend positivem Ergebnis fiberprtifte Verhalten ~) wurde in der Folge vielfach best~itigt. Den sch6nsten Beweis dafiir liefert die neuerdings yon FEEI~ ~) beschriebene essentielle Neurose des vegetativen Systems beim Kleinkind, wobei ,,der Beginn aller F~tlle auf die Monate Januar bis April traf'. Allein beide Punkte zusammengenommen sind nicht in der Lage, das zu erkl~iren, worauf es uns hier in allererster Linie ankommt, die Tetanieseh~be, die den eruptiven Charak- ter bewirken und ftir Gestaltung und Lage des Frtihjahrs- gipfels in den einzelnen Jahren ausschlaggebend sind. Hier mtissen noch andere Momente im Spiele sein. Ich erblicke sie in besonderen klimatischen Eintlfissen. Zu Tetanieeruptionen kommt es haupts~tchlich dann: Wenn nach liingerem Fr0stwetter schlagartig F6hn einsetzt und wenn nach gleichm~iBig kalten und triiben Witterungs- perioden w~rmere und sonnenreichere Tage hereinbrechen. Wir ziehen daraus den SchluB, dab eine in diesem Sinne veriinderte klimatische Lage fiir den S~iuglingsorganismus einen Reiz bedeutet, der unter den gegebenen Voraussetzungen (Disposition) Tetanie a~16se~, d.h. den l~bergang vom la- tenten zum manifesten Stadium vermitteln kann. Die Wieder- holung der Anf~ille im erreichten manifesten Stadium ist yon der Wetterlage in geringerem Grade abh~ingig. Dann genfigt oft schon der geringste ~nl3ere Reiz, schwerste, lebenbedro- hende Anfglle hervorzurufen. Unter den krampfausl6senden ~omenten sind die bisher bekanntesten: Das Fieber oder richtiger gesagt, ein rascher Anstieg der KSrpertemperatur und die Bestrahlung der I-Iaut. Dazu k~ime als weitere tetani- gene Reizform yon pathogenetisch groBer Bedeutung die geschilder~ce Wetterwendung. Den pl6tzlichen Eintritt warmen F6hnwetters (vom Cha- rakter des sog. Schirokko) stellten wit in erste IReihe. Das geh~iufee Auftreten der S~iuglingstetanie, vor allem schwerer aUgemeiner Konvulsionen an solchen Tagen war so auffallend, dab wit an einem Zusammenhang niche zweifeln m6chten. Wir baleen es fiir sicher, dab das F6hnwetter das vegetative System m~ehtig beeinflul3t nnd ffir denkbar, dat3 es bei emp- RIFT. 5. JAHRGANG. Nr. 2r 2~. MAI 1926 findlichen S~iuglingen starke zentrale Erregung auszul6sen vermag .(Atmungszentrum -- Hyperventilation -- Alkalose), die unmittelbar I4rampfreaktionen zur Folge haben k6nnen. Es sei bemerkt, dab gerade unter diesen F~illen einzelne past6se Lymphatiker beobachtet werden konnten, die grob- klinisch keine Zeiehen yon Rachitis erkennen liel3en. Die zweitgenannte klimatische Lags, der wit gleichfalls tetanigene Eigenschaften zuschreiben mSchten, ist in ihrem Charakter ziemlich gleichbedeutend mit dem, was man ge- w6hnlich als Vorfrfihlingswetter bezeichnet. Meist kommt es inl Februar zum Ausbruch. In unseren I41imaten kann es abet auch schon friiher im Januar, ja im Dezember, wenn such nut kurzfristig (,,Frfihjahrsahnungen") beobachtet werden*). Sieht man sich in der Natur urn, so bemerkt man, dab an solchen Tagen die Knospen schwellen und h~ilt es eine zeitlang an, so zeigt sich bereits das erste zarte Griin. Trite dann abermals Frostwetter sin, so stehe wieder alles still. Der Lichtreiz und die Telnperaturerhebung haben bei den Pflanzen als Wachstumsantrieb gewirkt. Ahnliches aber, was hier im Plfanzenreich festzustellen war, nehme ich auch ffir das S~iuglingsreich an und meine, dab die gleichen klima- tischen Einfliisse, die im ersten biologischen Frfihjahr die Pflanze zum Wachstum reizen, such ffir den SXuglingsorga- nismus Wachstumsimpulse bedeuten. In der Diskussion zu nleinem Vortrag fiber den Frtih- j.ahrsgipfel der Tetanie (Naturhistor. reed. Verein 14. Ok- tober 1919) sprach FR]~UDENBERG bereits damals die Ver- mutung aus, dab zwischen der H~iufung der Tetanie und den Wachstumsimpulsen im biologischen Frfihjahr (MALLI~G- HANSEN) Beziehungen anzunehmen seien. Richtig ist, dab die gel~iufigsten Wachstumsimpulse, 13elichtung und Er- w~irmung, beobachtungsgem~il3 und experimentell gleich- zeitig Tetaniereize darstellen und wahrseheinlich, dab sowohl die tetanigenen Reize, wie die Wachstumsimpulse auI vege- tativen Leitungsbahnen dem Zentrum zugeffihrt werden. Es w~ire m6glich, die vermeinten Zusammenh~nge pr~tziser darzustellen. Dieser Versuch wfirde uns jedoch auf das Ge- biet der Hypothese fiihren. L i t e r a t u r: i) MORe, Uber den Friihlingsgipfel der Tetanie, 1V[finch. med. Wochenschr. 1919, S. 1281. -- ~) MARSI~ALHALL, Pract. observat, and suggestions in Medicine. London 1845; Ref.: Journ. f. IZinderkrankh. 5, 319 -- 8) JAPHA, IJber H~iufigkeit, Diagnose und t3ehandlung des Stimmritzenkrampfes, Arch. I. Kinderheilk. 42, 66. 19o5 . _ 4) BL~HDORN, Zur Diagnose und Prognose der Spasmophilie. Jahrb. I. IZinderheilk. 92, 294. 192o. _ s) MORe, i3bererregbarkeit des vegetativen Nervensystems im Frflhjahr und Ekzemtod. M~nch. reed. Wochenschr. 192o, S. 657. _ s) MALLING-HaxsEN,Perioden im Gewichte der Kinder und der Sonnenw~rme. Kopenhagen 1886. -- ~) WIMB~RGER, R6ntgeno- mefrische Wachstumsstudien am gesunden Und rachitischen S~ug- ling. Zeitschr. f. Kinderheilk. 35, 182. -- s) H. FRANK, l~lber die Abhiingigkeit des L~ngenwachstums der S~iuglinge yon der Jahres- zeit. Arch. f. t~inderheilk. 75, I. -- ~) FEER, Eine eigenartige Neu- rose des vegetativen Systems beim Kleinkind. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 24, ioo. ZUR FRAGE DER KONSTLICHEN ERZEUGUNG DER FOR SYPHILIS CHARAKTERISTISCHEN BLUT- VER~NDERUNG BEIM KANINCHEN. Von Prof. H. SACHS, Dr. A. KLOPSTOCI~ und Dr. A. J. WEIL. Ausder Wissenscha~tlichen Abteilung des Instituts i/ir experimentelle Krebsforschung in Heidelberg. In einer in der Zeitschrift ffir Immunit~tsforschung im Druck befindlichen Arbeit werden yon WEIL**) die Versuchs- ergebnisse mitgeteilt, die uns im vorigen Jahr zur experi- mentellen Begrfindung der Lipoidautoantik6rperbildung und der Auffassung der syphilitischen Blutver~nderung als Folge einer Antik6rperbildung gegen Lipoide geffihrt haben. Das Versuchsmaterial umfaBe mehrere hundert Kaninehen *) Einzelne Vorlfiuferder Tetanieim ,,Sp~itherbst". **) Inzwischen erschienen: Zeitschr. 5. Imrnunitfitsforsch.u. exp. Therapie 46, 8i. 1926.

Zur Frage der Künstlichen Erzeugung der für Syphilis Charakteristischen Blutveränderung beim Kaninchen

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928 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Eingeschlossensein der S~iuglinge mitbedingt sein dfirfte und der Einflul3 des biologischen Friihjahrsbeginns dutch den Domestikationsfaktor nur verdeckt wird. Leider begegnet eine Entscheidung dariiber in unseren t( l imaten erheblichen Schwierigkeiten.

Worauf beruht der Frtihlingsgipfel der Tetanie und wie sind seine Besonderheiten zu erkl~ren ?

Um diese Frage zu beantworten, miissen wit uns zunXchst das v611ige Freisein des Sommers yon Tetanie vor Augen baleen. In den Monaten Juni, Juli, August, September werden von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen keine Tetanie- f~lle beobachtet. Sp~testens im Mai versehwindet die Krank- heir v o n d e r Bildfl~che und Irtihestens im Oktober (sehr selten) und November erscheinen die ersten Vorl~iufer der neuen Saison. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dab dieses Verhalten hauptsiichlich dem Einflul? der natfirlichen Strah- lenwirkung in der sonnenreichen Jahreszeit zuzuschreiben ist, d .h . mit der Spontanheilung der rachitischen Stoff- wechselstSrung zusammenh~ngt, die sine Wichtige Voraus- setzung ffir das Zustandekommen der manifesten Tetanie darstellt. Oder umgekehrt ausgedrfickt: In der Domesti- kation, die die Rachitis mit ihrer zur latente~ Tetanie und Hypol~alzi~mie neigenden Sto//weehsellage verursacht, erblicken wit einen Hauptgrund des auffallend geh~tuften Auftretens der Tetanie im Dezember bis April.

Aber niche den einzigen! Sonst mfil3te jeder floride Rachi- tiker in der kritischen Jahreszeit tetanisch werden. Es kommt noch sin zweiter dispositioneller Faktor hinzu: Eine gestei- gerte Erregbarkeit des Nervensystems, vor allem eine erh6hte Reizbarkeit des vegetativen Systems. Dies gilt besonders ifir den l)bergang der latenten Tetanie in das manifeste Stadium, d .h . fiir den Eint r i t t yon Krampfreaktionen, auf die einzig und allein sich unsere Aufzeichnungen beziehen. Dazu kommt als weiteres begfinstigendes Moment, dab sich das vegetative System im biologischen Frfihjahr an sich sehon im Zustand der i3bererregbarkeit befindet. Dieses yon mir vermutete und an der Hand einer Statistik fiber den Ekzemtod mit auffallend positivem Ergebnis fiberprtifte Verhalten ~) wurde in der Folge vielfach best~itigt. Den sch6nsten Beweis dafiir liefert die neuerdings yon FEEI~ ~) beschriebene essentielle Neurose des vegetativen Systems beim Kleinkind, wobei ,,der Beginn aller F~tlle auf die Monate Januar bis April t r a f ' .

Allein beide Punkte zusammengenommen sind nicht in der Lage, das zu erkl~iren, worauf es uns hier in allererster Linie ankommt, die Tetanieseh~be, die den eruptiven Charak- ter bewirken und ftir Gestaltung und Lage des Frtihjahrs- gipfels in den einzelnen Jahren ausschlaggebend sind. Hier mtissen noch andere Momente im Spiele sein. Ich erblicke sie in besonderen klimatischen Eintlfissen. Zu Tetanieeruptionen kommt es haupts~tchlich dann:

Wenn nach liingerem Fr0stwetter schlagartig F6hn einsetzt und wenn nach gleichm~iBig kalten und triiben Witterungs- perioden w~rmere und sonnenreichere Tage hereinbrechen.

Wir ziehen daraus den SchluB, dab eine in diesem Sinne veriinderte klimatische Lage fiir den S~iuglingsorganismus einen Reiz bedeutet, der unter den gegebenen Voraussetzungen (Disposition) Tetanie a~16se~, d.h . den l~bergang vom la- tenten zum manifesten Stadium vermitteln kann. Die Wieder- holung der Anf~ille im erreichten manifesten Stadium ist yon der Wetterlage in geringerem Grade abh~ingig. Dann genfigt oft schon der geringste ~nl3ere Reiz, schwerste, lebenbedro- hende Anfglle hervorzurufen. Unter den krampfausl6senden ~omen ten sind die bisher bekanntesten: Das Fieber oder richtiger gesagt, ein rascher Anstieg der KSrpertemperatur und die Bestrahlung der I-Iaut. Dazu k~ime als weitere tetani- gene Reizform yon pathogenetisch groBer Bedeutung die geschilder~ce Wetterwendung.

Den pl6tzlichen Eint r i t t warmen F6hnwetters (vom Cha- rakter des sog. Schirokko) stellten wit in erste IReihe. Das geh~iufee Auftreten der S~iuglingstetanie, vor allem schwerer aUgemeiner Konvulsionen an solchen Tagen war so auffallend, dab wit an einem Zusammenhang niche zweifeln m6chten. Wir baleen es fiir sicher, dab das F6hnwetter das vegetative System m~ehtig beeinflul3t nnd ffir denkbar, dat3 es bei emp-

R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr. 2r 2~. MAI 1926

findlichen S~iuglingen starke zentrale Erregung auszul6sen vermag .(Atmungszentrum - - Hyperventilation - - Alkalose), die unmit te lbar I4rampfreaktionen zur Folge haben k6nnen. Es sei bemerkt, dab gerade unter diesen F~illen einzelne past6se Lymphatiker beobachtet werden konnten, die grob- klinisch keine Zeiehen yon Rachitis erkennen liel3en.

Die zweitgenannte klimatische Lags, der wit gleichfalls tetanigene Eigenschaften zuschreiben mSchten, ist in ihrem Charakter ziemlich gleichbedeutend mit dem, was man ge- w6hnlich als Vorfrfihlingswetter bezeichnet. Meist kommt es inl Februar zum Ausbruch. In unseren I41imaten kann es abet auch schon friiher im Januar, ja im Dezember, wenn such nu t kurzfristig (,,Frfihjahrsahnungen") beobachtet werden*). Sieht man sich in der Natur urn, so bemerkt man, dab an solchen Tagen die Knospen schwellen und h~ilt es eine zeitlang an, so zeigt sich bereits das erste zarte Griin. Trite dann abermals Frostwetter sin, so stehe wieder alles still. Der Lichtreiz und die Telnperaturerhebung haben bei den Pflanzen als Wachstumsantrieb gewirkt. Ahnliches aber, was hier im Plfanzenreich festzustellen war, nehme ich auch ffir das S~iuglingsreich an und meine, dab die gleichen klima- tischen Einfliisse, die im ersten biologischen Frfihjahr die Pflanze zum Wachstum reizen, such ffir den SXuglingsorga- nismus Wachstumsimpulse bedeuten.

In der Diskussion zu nleinem Vortrag fiber den Frtih- j.ahrsgipfel der Tetanie (Naturhistor. reed. Verein 14. Ok- tober 1919) sprach FR]~UDENBERG bereits damals die Ver- mutung aus, dab zwischen der H~iufung der Tetanie und den Wachstumsimpulsen im biologischen Frfihjahr (MALLI~G- HANSEN) Beziehungen anzunehmen seien. Richtig ist, dab die gel~iufigsten Wachstumsimpulse, 13elichtung und Er- w~irmung, beobachtungsgem~il3 und experimentell gleich- zeitig Tetaniereize darstellen und wahrseheinlich, dab sowohl die tetanigenen Reize, wie die Wachstumsimpulse auI vege- tativen Leitungsbahnen dem Zentrum zugeffihrt werden. Es w~ire m6glich, die vermeinten Zusammenh~nge pr~tziser darzustellen. Dieser Versuch wfirde uns jedoch auf das Ge- biet der Hypothese fiihren.

L i t e r a t u r: i) MORe, Uber den Friihlingsgipfel der Tetanie, 1V[finch. med. Wochenschr. 1919, S. 1281. -- ~) MARSI~AL HALL, Pract. observat, and suggestions in Medicine. London 1845; Ref.: Journ. f. IZinderkrankh. 5, 319 �9 -- 8) JAPHA, IJber H~iufigkeit, Diagnose und t3ehandlung des Stimmritzenkrampfes, Arch. I. Kinderheilk. 42, 66. 19o5 . _ 4) BL~HDORN, Zur Diagnose und Prognose der Spasmophilie. Jahrb. I. IZinderheilk. 92, 294. 192o. _ s) MORe, i3bererregbarkeit des vegetativen Nervensystems im Frflhjahr und Ekzemtod. M~nch. reed. Wochenschr. 192o, S. 657. _ s) MALLING-HaxsEN, Perioden im Gewichte der Kinder und der Sonnenw~rme. Kopenhagen 1886. -- ~) WIMB~RGER, R6ntgeno- mefrische Wachstumsstudien am gesunden Und rachitischen S~ug- ling. Zeitschr. f. Kinderheilk. 35, 182. -- s) H. FRANK, l~lber die Abhiingigkeit des L~ngenwachstums der S~iuglinge yon der Jahres- zeit. Arch. f. t~inderheilk. 75, I. -- ~) FEER, Eine eigenartige Neu- rose des vegetativen Systems beim Kleinkind. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 24, ioo.

ZUR FRAGE DER KONSTLICHEN ERZEUGUNG DER FOR SYPHILIS CHARAKTERISTISCHEN BLUT-

VER~NDERUNG BEIM KANINCHEN. Von

Prof. H. SACHS, Dr. A. KLOPSTOCI~ u n d Dr. A. J . WEIL. Aus der Wissenscha~tlichen Abteilung des Instituts i/ir experimentelle Krebsforschung

in Heidelberg.

In einer in der Zeitschrift ffir Immunit~tsforschung im Druck befindlichen Arbeit werden yon WEIL**) die Versuchs- ergebnisse mitgeteilt, die uns im vorigen Jahr zur experi- mentellen Begrfindung der Lipoidautoantik6rperbildung und der Auffassung der syphilitischen Blutver~nderung als Folge einer Antik6rperbildung gegen Lipoide geffihrt haben. Das Versuchsmaterial umfaBe mehrere hundert Kaninehen

*) Einzelne Vorlfiufer der Tetanie im ,,Sp~itherbst". **) Inzwischen erschienen: Zeitschr. 5. Imrnunitfitsforsch. u. exp. Therapie 46, 8i. 1926.

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und zeig~ in demonstrativer ~3bereinsfimmung, dab unter den gegebenen Bedingungen Lipoidantik6rper im Sinne der WaR. nu t entstehen, wenn die Lipoide im Verein mit einer artfremden Komponente (Serum) injiziert werden, und dal3 die derart gewonnenen Antisera bei der Prfifung mit den verschiedenartigen serologischen Methoden den Charakter yon menschlichen syphilitischen Blutseris aufweisen.

Wenn wir uns an dieser Stelle erlauben, aut diese im Er- scheinen begriffene ausffihrliche Arbeit hinzuweisen, so ge- schieht es aus dem Grunde, weil kfirzlich yon BRANDG GUTH und MOLI.~R (Klin. Wochenschr. I926, Nr. 2) fiber Versuehs- ergebnisse berichtet wurde, die nach den Schlul3folgerungen der Autoren geeignet erscheinen k6nnten, an der Richtigkeit unserer Deduktionen Zweifel aufkommen zu lassen.

Nach unserer Auffassung k6nnen Lipoidanfik6rper dann ent- stehen, wenft Lipoide in Kombinatio~ mit einer art]remden Kom- ponente Kaninche,~ in]iziert werden. An und ffir sich k6nnten also wgsserige Suspensionen oder Extrakte aus art]remden Zellen und Geweben, mithin auch artlremdes ]31utserum, LipoidantikSrper erzeugen; denn die genannten Materialien enthalten ja beide Kom- ponenten (Lipoid und EiweiB), die zur LipoidantikSrperbildung erforderlieh sind. DaB in der Tat mit derartigem artfremdem nati- vem Material in besonderen FXllen die Erzeugung yon Lipoidanti- kSrpern mSglich ist, zeigen die i~lteren Erfahrungen yon IK. MEYER fiber Antik6rperbildung gegen Bandwurmlipoide, zeigt die gesamte ~ltere Literatur fiber die heterogenefischen Antik6rper und zeigen schliel31ich auch die neueren Mitteilungen yon F. ~LOPSTOCK fiber LipoidantikOrperbildung dutch lVIilchinjektionen.

Nach unseren eigenen Ertahrungen darf man abet vor- 15utig die M6glichkeit einer Lipoidantik6rperbildung auf diesem Wege keineswegs verallgemeinern. Es h~ngt augen- scheinlich v0n der Speicherung und der DisponibilitSt der Lipoide in den genuinen Geweben und Siiften ab, ob sie ohne weiteres zur Lipoidantik6rperbildung bef~higt sind oder erst (wie durch die Alkoholextraktion) aus ihrem natfirlichen Verband gerissen bzw. unter Umst~tnden denaturiert sein nlfissen. Allerdings beziehen sich unsere Prfifungen in dieser Hinsicht entsprechend der Fragestellung, die ftir unsere Unter- suchungen leitend war, zuniichst nur auf diejenigen Lipoid- reagenzien, die zugleich zur Serodiagnostik der Syphilis ge- eignet sind. In dieser Hinsicht besteht 13bereinstimmung mit den y o n BRANDT, GuTI~ und ~/IOLLER mitgeteilten Er- gebnissen, nach denen die Sera yon ]Kaninchen, die mit Schweineserum alleiu vorbehandelt sind, mit den zum sero- logisehen Luesnachweis geeigneten Extrakten ,,meist schwache oder v611ig negative tReaktion zeigten". Dagegen geben die genannten Autoren an, dab sie mit anderen Lipoidreagenzien nach Injektion yon Schweineserum ohne jeden weiteren Zu- satz Lipoidantik6rperbildung nachweisen konnten. Sie sprechen allerdings nur yon ,,deutlicher Bindnng" und ,,star- ken Reaktionen", und es entzieht sich der 13eurteilung, ob es sich hier wirklieh um den Ausdruek einer Lipoidantik6rper- bildung handelt, da genauere zahlenm/if3ige Angaben fehlen. Es k6nnten immerhin LipoidantikSrper entstanden sein, die sich yon den der syphilitischen Blutver~.nderung entspreehen- den unterscheiden. Gleichzeifiger positiver Ausfall der Floekungs- und Trfibungsreaktionen wtirde nach unserer Erfahrung die Wahrscheinliehkeit einer Antik6rperbildung erh6hen. Wie sich aus unseren Beobachtungen ergibt, k6nnen n/~mlich durch den Immunisierungsprozeg Serumverlinde- rungen eintreten, die grade im Komplementbindungsversuch zu einer Reaktionsf~higkeit mit Lipoiden ftihren, ohne dab eine Lipoidantik6rperbildung vorliegt. Wir mfissen aber die Frage mangels hinreichenden Einblieks in die Versuchs- anordnung der Autoren dahingestellt sein lassen Und begntigen uns mit dem Hinweis, dab zahlreiche yon uns geprfifte Anti- sera, die durch Vorbehandlung yon IKaninchen mit Schweine- serum gewonnen waren, gegenfiber den yon uns benutzten Reagenzien einen Gehalt an Lipoidantik6rpern nicht erkennen liel3en. Wesentlich abet scheint uns zu sein, daft Brandt, Guth und Mi~ller ebensowenig wie wit dutch Schweineserum- in]ektionen beim Kaninchen die sonst ]i~r Syphilis charakte- ristisehe Blutverdinderung erzielen ]connten.

Andererseits steht im Gegensatz zu unseren eigenen Er- Iahrungen die Angabe der Autoren, dab sich die mit Schweine-

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serum allein und mit Schweineserum-Lipoidgemischen vor- behandelten Tiere nicht wesentlich unterschieden. Ihr Serum reagierte, soweit man aus der kurzen Mitteilung ersehen kann, ,,mit versehiedenen Lipoidantigenen", ohne, wie es scheint, bemerkenswerte Eifekte auszufiben. ,,Von Wichtig- keit scheint nun", wie die Autoren fortfahren, ,,die Tatsaehe, dab alle diese (mit Lipoidserumgemischen vorbehandelten Tiere), sowie die reinen Serumtiere mit ]enen Antigenen, die gegen Luesserum besonders stark wirksam sind, negative oder nut schwache Reaktionen zeigten". Man wird hieraus den SchluB ziehen dtirfen, dab die Vorbehandlung mit Lipoid- serumgemischen nicht zu der sonst ftir Syphilis charakteri- stischen Blu~=ver~nderung gefiihrt hat. Ob dieses negative Ergebnis durch zu wenig intensive Vorbehandlung oder durch mangelnde Reaktionsfahigkeit der Versuchstiere beding~c ist, mul3 dahingestellt bleiben. Allerdings zeigen die folgenden Ausfiihrungen der Autoren, dab ihr Gesamtergebnis doch nieht so negativ ist, wie es nach der vorangehenden Darstellung und nach ihrer zusammenfassenden Betrachtung den Anschein haben k6nnte. Denn sie schreiben : ,,Nur die mit dem Gemenge Kaninchenherz und Schweineserum vorbehandelten Tiere, die tibrigens auch mit allen anderen Antigenen auffal lend starke Reaktionen zeigten, gaben mit diesen kolloidalen Wassermann-Antigenen aus Rinderherz komplette Reaktion".

Wenn man diese Obersicht fiber die erhobenen ]3efunde vorurteilslos betrachtet, so wird man anzunehmen geneigt sein mtissen, dab bei den verschiedenen von den Autoren gefibten Versuchsanordnungen nur die Vorbehandlung mit dem Gemisch yon Kaninchenherzextrakt und Schweineserum zu der sonst ffir Syphilis charakteristischen Blutver~nderung ffihrte, dab hingegen alle anderen Versuche in dieseln Sinne negativ ausgefallen sind. Entsprieht diese Ableitung den tats~chlichen Ergebnissen yon BRANDT, GIJTI~ und MOLLZR, so dar] man in ihnen ]reilieh grunds~itzlieh eine vollkommene Ubereinstimmung mit unseren eigenen Er]ahrungen erbliclcen. Denn dab das Serum einer mehr oder weniger groBen Zahl yon Kaninchen, die mit Lipoidserumgemischen vorbehandelt waren, Wassermann-negativ blieb, widerspricht aus den angeffihrten Grfinden keineswegs dem Wesen unserer Auf- fassung. Ob bei den mit ,,Luesantigen" negativ reagierenden Tieren trotzdem Lipoidantik6rper anderer Art entstanden sind, oder ob das Serum dieser Tiere unspezifische Reaktionen mit Lipoidreagenzien aufwies, entzieht sich, wie schon er- w~thnt, unserer Beurteilung.

Wenn abet die Verlasser resfimierend hervorheben, dab die mit Schweineserum oder mit Schweineserum-Lipoid- gemischen vorbehandelten Tiere gerade mit den zum sero- logischen Luesnachweis geeigneten Antigenen meist nur schwache oder sogar negative Reaktion zeigten, so ist in dieser Zusammenfassung der vorher mitgeteilte u n d sehr wesentlich erscheinende Befund vernachl~ssigt, dab gerade nur die mit dem Gemisch yon Kaninchenherz und Schweine- serum vorbehandelten Tiere mit allen Antigenen auffallend starke bezw. komplette Reaktion zeigten. Wir k6nnen, um es nochmals hervorzuheben, die Versuchsergebnisse der Autoren im einzelnen zun~ichst nicht beurteilen, glauben abet, in diesem besonderen Charakter der mit Lipoid-Serumgemischen vorbehandelten Tiere eine Best~tigung unserer Erfahrungen erblicken zu dfirfen. Von diesem Gesiehtspunkte aus abet dtirften die Feststellungen y o n BRANDT, GUTH und 2-'V~OLLER es nicht, wie sie meinen, erschweren, sondern erleichtern, in Best~Ltigung unserer Betrachtung ,,die M6glichkeit, Lipoi d- antik6rper mit Hilfe yon Serumlipoidinjektionen zu erzeugen, als Beweis ffir die Hypothese anzusehen, dab der Ursprung der Wassermannschen Reaktion irn Zerfall k6rpereigenen Gewebes mit konsekutiver Lipoidantik6rperbildung zu suchen ist".

Zusatz wdihrend der Kerrektur : Eine neuerdings erschienene weitere Mitteilung y o n BRANDT, OUTH und MOLLER (Klin. Wochenschr. 1926, Nr. 15) deutet allerdings darauf bin, d a b sich die Autoren inzwischen yon der Richtigkeit des metho- dologischen Prinzips der Lipoidantik6rperbildung fiberzeugt haben. Sie berichten n~imlich tiber Organspezifit~t der durch das Kombinafionsverfahren erhaltenen Lipoidantik6rper,

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Erfahrungen, die mit Untersuchungen des hiesigen Instituts, deren Erbrterung bereits von W~IL gestreift wurde, fiber- einstimmen. Die yon BRAND~, G u ~ und MOLL~R gefundene besondere SpezifitXt der tlirnlipoide wird durch umfang- reiche Untersuchungen yon HtgIMANN und ST~RINFlgLD im hiesigen Ins t i tu t best~tigt, ST~IXFELD hat auf Grund dieser Befunde nachweisen k6nnen, dab der Liquor im Gegensatz zum Serum mit alkoholischen Hirnextrakten mehr oder weniger starke WaR. gibt. (Mitgeteilt auf dem Kongrel3 ffir inhere Medizin 1926.)

UBER VITAMINE UND BAKTERIEN*). V o n

Dr. WERNER KOLLATH, Assistent am Hygienischen Inst i tut der Universitiit Breslau

(Direktor: Geh.-Rat Prof. Dr. PFBIFFER).

Wir sind gewohnt, bei dem Vitaminproblem fast aus- schliel31ich an die 2"ierpathologie zu denken und den Vitamin- bedar/der Lebewesen in die vorderste Reihe der Betrachtungen zu rficken. Die Mannigfaltigkeit der Ausfallserscheinungen rechtfertigt auch diese Einstellung. Bei der Vitamin/orsehung auJ dem Gebiet der Bak~teriologie liegen abet andere Verh~ltnisse vor : gewil3 gibt es einige, nicht sehr zahlreiche Bakterienarten, die zum Wachstum unbedingt vitamin~hnlicher Stoife be- dfirfen, andere wieder, die deutlich gef6rdert werden; aber ein anderes groBes und in seiner Bedeutung noch recht un- Mares Arbeitsgebiet gibt es ffir den Mikrobiologen, nXmlich die Tatsache, daft zahlreiehe Bakterien in mehr oder weniger ausgesproehenem Marie vitaminiihnliche Substanzen produzieren. Von diesen wissen wir bisher nur sicher, daf] sie einen waehs- tumsfSrdernden EinfluB auf andere Bakterien auszufiben imstande sind. Es scheint, als ob diese Befunde ffir das Gesamtvitaminproblem yon Bedeutung werden k6nnen, da man im allgemeinen mit durchsichtigeren VerhMtnissen ar- beiten kann als im Tierversuch. Im folgenden berichte ich Ihnen nun fiber die Methoden des Nachweises und die bisher gewonnenen Resultate.

Zum Nachweis der Vitaminproduktion eines Bakteriums benutzen wir eine besondere biologisehe Eigentfimlichkeit des Bacillus influenzae PF~IFFER, ZU deren Verst~ndnis ich Ihnen einen kurzen Abril3 fiber die bisher bekannten Er- n~thrungsbediirfnisse des Influenzabacillus geben mug. W~h- rend bis zur Vitamin~tra nach P~EI~FERS Untersuchungen das Blur allein - - und zwar wahrscheinlich die eisenhaltige Blut- farbstoffkomponente - - als wachstumsf6rdernd angesehen wurde, hat sich gezeigt, dab im Blur zwei verschiedene ffir den Influenzabacillus notwendige Substanzen vorhanden sind: die eine, der yon THJOTTA und AVERY sog. X-Faktor, ent- spricht dem eisenhaltigen Blutiarbstoff, ist wirksam in sehr geringen Mengen und vertr~gt langes Kochen; er wird, wie ich frfiher zeigen konnte, direkt in den K6rper des Influenza- bacillus aufgenommen, denn in der Asche der gewaschenen Influenzabacillen l~13t sich Eisen nachweisen. Die zweite dagegen, der sog. V-Faktor, bedarf welt h6herer Konzentra- tionen, etwa der iofachen wie der X-Faktor, ist durch Hitze zerstbrbar und zeigt durch diese und andere Eigenschaften seine Verwandschait zu den Vitaminen. Er ist innerhalb der Blutzellen vorhanden, t r i t t durch Kochen, Altern und tl~molyse aus ihnen heraus und finder sich ffir gewbhnlich nicht im Serum. Dieses enth~ilt vielmehr eine deutlich nach- weisbare ferment~ihnliche Substanz, die ihn zerst6rt (K~oRa, TERADA). Dieser V-Faktor l~gt sich auch aus Pflanzen ge- winnen. Die yon mir aufgefundene einfache Methodik besteht darin, dab man sterile Pflanzenstfickchen, z.B. IKartoffet- schnitzel, Bananen usw. bei tiefer Temperatur mit destilliertem Wasser extrahiert, nachdem man vorher dutch kurzes Erhitzen die st6rende Oxydase der Pilanzen vernichtet hat. Den ameri- kanischen Forschern war diese Gewinnnng nicht gelungen, und ihre Resultate konnten deshalb nicht bis zum Ende dutch-

*) Vortrag, gehallen am I2. ix. 1926 in der Schlesischen GesellschMt ffir Vaterlan- disohe Kul~ur in Breslau.

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geftihrt werden. Denn normalerweise kommen X- und V-Substanz nicht nu t im Blur, sondern auch in fast Mien pflanzlichen Geweben gemeinsam vor. Eine Trennung ohne Zerstbrung der einen Snbstanz ist nur auf dem yon mir ein- geschlagenen Wege bisher mbglich gewesen. Der V-Kbrper t r i t t im Anfang, der X-K6rper erst nach Wochen aus den Zellen aus. Das zeigt sich dadurch, dab dann der w~sserige Auszug allein ffir sich Wachstum und die Eisenreaktion gibt. Andern- falls mug er immer mit einer hochgradig verdfinnten Blut- k6rperchenlbsung - - als X-Spender - - zusammengebracht werden. Die Herstellung des zur Influenzazfichtnng geeigneten Agars gestaltet sich dann so, dab man auf 5 ccm des Agars I Ose einer konzentrierten Blutk6rperchenl6sung gibt und dann aufkocht. Den sterilen Pflanzenextrakt - - er t~tBt sich durch Berkefeldkerzen filtrieren und auch dutch ultraviolettes Licht sterilisleren - - gibt man in abgestuiten Mengen in Petri- schalen nnd mischt dann mit dem abgekfihIten Agar. Man kann sich dann yon beiden Stoffen Standardl6sungen machen, durch die Vergleiche mit anderen L6sungen erm6glicht sind. Vor allem abet dient diese Mischung des Agars dazu, um in ihrer Wirkung noch unbekannte Stoffe aui ihren Gehalt an X- bzw. V-Substanz zu untersuchen.

Im Aniang erw~hnte ich nun eine besondere biologische Eigentfimlichkeit des Intluenzabacillus, durch die wir den

Abb. I,

Nachweis der Vitaminproduktion yon Bakterien ffihren kbnnen. Im ]ahre 1895 hat GRASSBERGER beobachtet, dab auI Agar- platten, die nur ganz geringe Mengen yon Blur enthielten, derart, dab nur winzige Influenzakolonien wuchsen, in der Umgebung anderer Bakterien, Luttkokken, Staphylokokken usw., die Influenzakolonien eine ganz ungew6hnliche GrbBe erreichten (s. Abb. x). Er bezeichnete die Erscheinung als ,,Riesenwachstum". Auf blutfreien N&hrb6den gelang ihm der Betund nicht. Dagegen beschrieb wenige Jahre sp&ter N~ISSER einen Befund, der die Lehre yon der strengen tt&mophilie der Influenzabacitlen angriff. E r t a n d n/~mlich, dab auf v611ig blutfreien N&hrbbden innerhalb der Kolonien bestimmter Bakterienarten Influenzabadillen wuchsen und sich dauernd fortzfichten liefien. Zu diesen Bakterienarten gehbren der Diphtherie- und Xerosebacillus, Seine Befunde bezeichnete er als , ,Ammenwachstum". Eine Erkl~rung dieser oft nachgeprfiften und fast immer bestrit tenen Betunde ist mir jetzt mbglich gewesen durch die oben besehriebene l~ethodik. Es liefi sich n&mlich zeigen, dab die yon G~ASS- Bt~RGiGR beschriebene Form nut auitrit t , wenn der V-Faktor im Blur zu stark verdfinnt ist, dab sie also wohl auf einer Vitaminprodulction der Bakterien beruhen muB. Die Befunde yon NBIssE~ haben dagegen eine andere unerwartete Er- kl~rung gefunden. In einer systematischen Untersuclmngs- reihe fiber das Wesen der Wachstumsbeeinflussung habe ich start des Blutes auch verschiedene Eisensalze verwendet und da zeigte sich, dab bei Zusatz yon Ferr. oxydatum am- moniatum in einer Verdfinnung yon i : 2 o ooo innerhalb bestimmter Bakterienkolonien, - - ich benutzte einen gelb- roten Luftkokkus - - Influenzakolonien wuchsen und iortzu- zfichten waren, such wenn die V-Substanz im N~hrboden