7
460 K. B r a u n s d o r f, [Zeitschr.f. Untersuchung [ der Lebensmittel. 4. Die Entstehung yon freiem Kakaorot in den Bohnen ist in erster Linie ab- hi~ngig yon der Kakaorasse. Weil]e, unfermentierte Kakaobohnen enthalten kein freies Kakaorot. Dieses kommt nur in Bohnen mit violetten Keimbli~ttern vor. 5. Die Bildung dieses freien Kakaorotes in Kakaobohnen ist ferner abhangig you der Belichtung, also vermutlich ein photochemischer Vorgang. Im Dunkeln getrocknete, unfermentierte violette Bohnen enthalten kein freies, in Alkohol l(isiiches Kakaorot. 6. Das in unfermentierten, belichteten violetten Bohnen vorhandene freie Kakao- rot verschwindet wi~hrend der Fermentation. 7. Die zunehmende intensitht der Fi~rbung bei langer Fermentation schreiben wit dem Freiwerden yon gebundenem Kakaorot dureh die Einwirkung der bei der Gi~rung entstehenden Sguren (vornehmlich Essigshure) zu. Dieses Kakaorot geht langsam in Kakaobraun fiber. 8. Das Auftreten der dunkelbraunroten Farbe in den Schalen der Bohnen bei Trocknung an der Sonne ist vermutlich ein photochemischer Vorgang. In diffusem' Licht getrocknete Bohnen haben eine grane bis schmutzigrosa Farbe. Vermntlich ist eine farblose Muttersubstanz vorhanden, die sich am Lichte ganz oder teilweise in Kakaorot verwandelt. Diese Muttersubstanz kann auch spi~ter, nach Befeuchten und Belichten yon Kakaobohnen, die im Dunkeln getrocknet worden sind, sich noeh in Kakaorot (bezw.-braun) nmwandeln. 9. Es ist wahrscheinlich, dai] nicht die ultravioletten Strahlen diese photoche- mischen Reaktionen induzieren. Die stgrkste Rotfhrbung der Bohnenschalen wurde bei unseren vorlhufigen Versuchen unter blau em Glas erzielt. Literatur. J.J.B. D e ut~, =Note sur le tannin du th6. (Recueil tray. chim. Pays-Bas. 1923~ 4~, 496). A. Iteiduschka and B. Bienert, Beitrag zur Kenntnis des Kakaorotes. Journ. f. prakt. Chemie 1927, 117, 262 und 1928, 119, 199. H. Fincke, Diese Zeitsehrift 1928, 55, 559 und 56~ 312. R. P ortgreF, L'agronomie coloniale 1929, 18, 275. A.J. Ultde und W. van Dorssen. Over de zoogenaamde looistof derCacao. (Med. van het Algemeen Proefstation op Java te Salatiga 1909, [II] Nr 33). P. Zip perer, Untersuchungen fiber Kakao. Leipzig 1887.- Die Schokoladenfabrika- tion. Berlin 1924, S. 53--56. Zur Frage des Coffeingehaltes der Aufgiisse yon coffeinfreiem Kaffee. Von Dr. K. BraunsdorL Mitteilung aus der CheraischenUntersuchungsanstalt derStadtMagdeburg. [Eingegangen am 15. November 1932.] Als die Arbeit yon H. Jesser fiber die ,Kontrolle yon Kaffeeh~usern beztiglich Kaffee Hag "1) erschien: hatte ich auch schon einige als ,Kaffee Hag" verkaufte Auf- gfisse untersucht. Wie sich weiter unten zeigen wird. haben auch wir in Magdeburg als ,Kaffee Hag" bezeichnete Aufgtisse in Gaststi~tten und Konditoreien angetroffen, die nicht aus dem coffeinfreien Kaffee Hag~ sondern unter Verwendung yon gewShnlict~em Bohnenkaffee hergestellt waren. 1) Deutsche Nahrungsmittelrundschau 1931, S. 182.

Zur Frage des Coffeingehaltes der Aufgüsse von coffeinfreiem Kaffee

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Page 1: Zur Frage des Coffeingehaltes der Aufgüsse von coffeinfreiem Kaffee

460 K. B r a u n s d o r f, [Zeitschr. f. Untersuchung [ der Lebensmittel.

4. Die Entstehung yon freiem Kakaorot in den Bohnen ist in erster Linie ab- hi~ngig yon der Kakaorasse. Weil]e, unfermentierte Kakaobohnen enthalten kein freies Kakaoro t . Dieses kommt nur in Bohnen mit violetten Keimbli~ttern vor.

5. Die Bildung dieses freien Kakaorotes in Kakaobohnen ist ferner abhangig you der Belichtung, also vermutlich ein photochemischer Vorgang. Im Dunkeln getrocknete, unfermentierte violette Bohnen enthalten kein freies, in Alkohol l(isiiches Kakaorot.

6. Das in unfermentierten, belichteten violetten Bohnen vorhandene freie Kakao- rot verschwindet wi~hrend der Fermentation.

7. Die zunehmende intensitht der Fi~rbung bei langer Fermentation schreiben wit dem Freiwerden yon gebundenem Kakaorot dureh die Einwirkung der bei der Gi~rung entstehenden Sguren (vornehmlich Essigshure) zu. Dieses Kakaorot geht langsam in Kakaobraun fiber.

8. Das Auftreten der dunkelbraunroten Farbe in den Schalen der Bohnen bei Trocknung an der Sonne ist vermutlich ein photochemischer Vorgang. In diffusem' Licht getrocknete Bohnen haben eine grane bis schmutzigrosa Farbe. Vermntlich ist eine farblose Muttersubstanz vorhanden, die sich am Lichte ganz oder teilweise in Kakaorot verwandelt. Diese Muttersubstanz kann auch spi~ter, nach Befeuchten und Belichten yon Kakaobohnen, die im Dunkeln getrocknet worden sind, sich noeh in Kakaorot (bezw.-braun) nmwandeln.

9. Es ist wahrscheinlich, dai] nicht die ultravioletten Strahlen diese photoche- mischen Reaktionen induzieren. Die stgrkste Rotfhrbung der Bohnenschalen wurde bei unseren vorlhufigen Versuchen unter b l a u em Glas erzielt.

L i t e r a t u r . J.J.B. D e ut~, =Note sur le tannin du th6. (Recueil tray. chim. Pays-Bas. 1923~ 4~, 496). A. I t e i d u s c h k a and B. B i e n e r t , Beitrag zur Kenntnis des Kakaorotes. Journ. f.

prakt. Chemie 1927, 117, 262 und 1928, 119, 199. H. F i n c k e , Diese Zeitsehrift 1928, 55, 559 und 56~ 312. R. P o r t g r e F , L'agronomie coloniale 1929, 18, 275. A.J . U l t d e und W. v a n D o r s s e n . Over de zoogenaamde looistof derCacao. (Med.

van het Algemeen Proefstation op Java te Salatiga 1909, [II] Nr 33). P. Z ip p e r e r , Untersuchungen fiber Kakao. Leipzig 1887 . - Die Schokoladenfabrika-

tion. Berlin 1924, S. 53--56.

Zur Frage des Coffeingehaltes der Aufgiisse yon coffeinfreiem Kaffee.

Von

Dr. K. B r a u n s d o r L

M i t t e i l u n g aus d e r C h e r a i s c h e n U n t e r s u c h u n g s a n s t a l t d e r S t a d t M a g d e b u r g .

[Eingegangen am 15. November 1932.]

Als die Arbeit yon H. J e s s e r fiber die ,Kontrol le yon Kaffeeh~usern beztiglich Kaffee Hag "1) erschien: hatte ich auch schon einige a l s ,Kaffee Hag" verkaufte Auf- gfisse untersucht. Wie sich weiter unten zeigen wird. haben auch wir in Magdeburg als ,Kaffee Hag" bezeichnete Aufgtisse in Gaststi~tten und Konditoreien angetroffen, die nicht aus dem coffeinfreien Kaffee Hag~ sondern unter Verwendung yon gewShnlict~em Bohnenkaffee hergestellt waren.

1) Deutsche Nahrungsmittelrundschau 1931, S. 182.

Page 2: Zur Frage des Coffeingehaltes der Aufgüsse von coffeinfreiem Kaffee

65. Band. ] ~prU 1933.] Coffeingehalt ~on Kaffeeaufgiissen. 46]

Bevor ich zu der in dieser kbhandlung am meisten interessierenden Frage der Beurteilung tier Aufgasse yon coffeinfreiem Kaffee tibergehe, wilt ich kurz auf die Coffeinbestimmung eingehen. In einigen Aufgiissen wurde das Coffein folgendermai~en b estimmt:

1. 1 0 0 - - 1 5 0 ccm filtrierter Aufgufi wurden unter Zusatz yon etwa 30 g Bimsstein- pulver und 15 g Seesand unter 5fterem Umriihren in einer Porzellanschale auf dem Wasserbade fast zur Trockne eingedampft. An der Wandung eingetrockneter Aufgufi wurde in m0glichst wenig Wasser gelSst und der Schaleninhalt innig gemischt und die schwach feuchte Masse 6 Stunden mit Tetrachlorkohlenstoff im S o x h I et-Apparat extrahiert. In dem nach Abdestillieren des Tetrachlorkohlenstoffs hinterbleibenden Rtickstand wurde das Coffein nach der Methode yon L e n d r i c h und N o t t b o h m 1) b estimmt 2).

2. Yon dem nach 1. erhaltenen Coffein wurde eine Stickstoffbestimmung durch- gefiihrt. (1 ccm 0,1 N.-S~ure = 4,85 mg Coffein.)

mg Coffein in 150 ccm Aufgul~ ! nach 1. nach 2. I Beurteilung

72,0 6S ,2 [Unter Verwendung yon gewShn- 1S,0 18,3 | lichem Bohnenkaffee hergestellt

3,8 3,7 /

Nach 1. wurden in 150 ccm zweier anderer Aufgasse 2,0 und 3,3 mg Coffein ermittelt.

3. Da der Coffeingehalt yon 2 Proben coffeinfreiem Kaffee durch die Stickstoff- bestimmung des Tetrachlorkohlenstoffauszuges - - 20 g mit 10 ccm Wasser angefeuchtetes Kaffeepulver wurden nach 2-sttindigem Stehen 6 Stunden mit Tetrachlorkohlenstoff extrahiert - - zu 0,058 und 0,07% ermittelt wurde, wurden Versuche angesteltt, den Coffeingehalt einfach aus der Stickstoffbestimmung des nach 1. erhaltenen Tetrachlor- kohlenstoffauszuges herzuleiten. Sie ergaben zunachst einen h8heren Gehalt an Coffein als durch Isolierung des Coffeins tatsachlich ermittelt wurde. Der Verdacht, dal~ mOglicherweise durch die verwendeten Hilfsmaterialien und Reagenzien ein hOherer Stickstoffgehalt gefunden und somit ein h0herer Coffeingehalt vorget~tuscht wurde, wurde durch nachstehende Leerversuche besthtigt.

Mit 15 ccm Wasser angefeuchtete Gemische yon 30 g des verwendeten Bimsstein- pulvers und 15 g Seesand, wie sie bei 1. zum Eintrocknen der Kaffee-Aufgtlsse ver- wendet wurden, wurden 6 Stunden mit Tetrachlorkohlenstoff extrahiert, and nach dessen Abdesti]lieren wurde die abliche Stickstoffbestimmung unter Zusatz yon etwas Kupfer- sulfat durchgeft~hrt. Es ergab sich in 2 F~,llen ein Yerbrauch yon 0,55 und 1,05, im Mittel yon 0,8 ccm 0,1 N.-Shure. Es sei hier noch erwhhnt, daft z. B. 200 ccm Destillat yon 30 g mit 300 ccm Wasser ohne Zusatz yon ~atronlauge erhitztem Bims- steinpulver 0 ,3 - -0 ,4 ccm 0,1 ~.-Shure verbrauchten. Es wurde z .B. auf S. 462 gefunden :

1) Diese Zeitschrift 1909, 17, 241. ~) Siehe auch J e s s e r , Diese Zeitsehrift 1926, 52, 389.

Page 3: Zur Frage des Coffeingehaltes der Aufgüsse von coffeinfreiem Kaffee

462 K. B r �9 u n s d o r f, [Zeitschr. f. ~Tntersuchung [ der Lebensmittel.

~Nr. Angew~ndte ccm Aufgul~

Verbrauch an 0,2 :N.-S~iure

Berechnetes Coffein mg in 1 T~sse (----- 150 ccm)

ccm i a I b i c I d

mg Coffein in 150 ecru (als Coffein gewogen)

I 4 75 2,9 28,1 ,~ 22,8 17,9 20,3 I 18,0 (nach demVerf~hren 1)

100 2,2 2 6 , 0 . . . . . . �9

6 200 2,6 11,6 I 7,6 4,0] 5,8 I 6,0j dem Yerfahren 4)

A n m e r k u n zu r T~be l l e : Bei ~ ist bei der Berechnung des Coffeingeh~ltes keine Korrektur ftir den blinden Versuch, bei b, e und d dagegen sind die Korrekturen 0,55 und 1,05 bezw. im Mittel 0,8 ccm 0,1 1N-.-Sgure eingesetzt.

Ill den Fi~llen ~Nr. 5 und 6 stimmen die unter Berticksichtigung des Mittelwertes far den blinden Versuch ermittelten Coffeinmengen ganz gut mit den nach Verfahren 4 gefundenen Werten tiberein. Unter diesem Gesichtspunkt wurden bei einigen Kaffee- Aufgtissen in 150 ccm folgende Coffeinmengen gefunden: 2,4, 2,9, 4.8 und 6,8 rag.

Aus den Beispielen ~Nr. 4, 5 und 6 ist deutlich ersichtlich, da~ die Differenz der beid.en blinden Versuche (0,55--1,05) im Verhiiltnis zum Verbrauch der 0,1 N.-Siiure bei tier Titration relativ gro~ ist, sodal3 eine genaue Ermittelung des Coffeingehaltes durch eine Stickstoffbestimmung des nach 1. erhaltenen Tetrachlorkohlenstoffauszuges ausscheidet, ganz abgesehen davon, da~ eine Isolierung des Coffeins gewisserma~en als Corpus delicti natarlich immer einem nur auf Grund der Stickstoffbestimmung ermittelten Coffeingehalt vorzuziehen sein wird. An dieser Stelle sei noch auf die inzwischen erschienene Arbeit yon H. J e s s e r ~) tiber ,,Coffeinbestimmung in Kaffee-Ausztigen:' hingewiesen.

4. Im Laufe der weiteren Untersuchungen erwies sich das yon H. J e s s e r 2) angegebene als ein immerhin ziemlich schnell ausfahrbares Verfahren zur einwandfreien Bestimmung des Coffeins in Kaffee-Aufgtissen. Ich habe es, wie folgt, ansgeftihrt:

Je nach der vorhandenen Menge werden 100- -150 ccm filtrierter Aufgul3 in einer Porzellanschale auf etwa 30 bezw. 50 ccm eingedampft und in Ermangelung eines geeigneten Perforators mit 15 - -20 ccm 0,5 bT.-Lauge quantitativ in einen Scheide- trichter tibergeftihrt und mit 50, 40, 30 und 20 ccm heifiem Chloroform grtindlich, aber - - wegen Emulsionsbildung - - nicht zu kri~ftig geschtittelt oder richtiger gesagt, einige Zeit umgeschwenkt. Das Chloroform der vereinigten Chloroformauszage wird abdestilliert, der Rtickstand in etwa 100 ccm heii]em Wasser gel0st und quantitativ in einen 200 ccm-Mei~kolben tibergefahrt und nach Abktihlen nach der Vorschrift yon G r o 13 f e 1 d- S t e i n h of f a) weiter verfahren. (Behandlung mit Kaliumpermanganat, Aus- schtittelung des Coffeins aus dem Filtrat der Fi~llung mit Kupfersulfat und Natrium- thiosulfat mittels Chloroforms.)

Hiernach wurden bei verschiedenen Kaffee-Aufgtissen in 250 ccm folgende Coffein- mengen ermittelt: 2,2, 2,0, 6,0, 6,6, 9,4 und 10,8 mg.

Falls der Coffeingehalt in der Nhhe de r spgter angegebenen Grenzzahl 8,8 mg in 150 ccm lag, wurde der durch die Bestimmung des Stickstoffgehaltes des gewogenen Coffeins ermittelte Coffeingehalt als mal~gebend angesehen, z .B. gewogen: 9,4 mg und auf Grund der Stickstoffbestimmung: 8,7 mg Coffein in 150 ccm Aufgu~.

1) Chem.-Ztg. 1932, b6, 842. ~) Deutsche ~Nahrungsmittelrundschau 1931, S. 182. s) Diese Zeitschrift 1931, 61, 55.

Page 4: Zur Frage des Coffeingehaltes der Aufgüsse von coffeinfreiem Kaffee

ss. Band. 1 Coffeingehalt yon Kaffeeaufgiissen. 468; April 1933.J

Ira ganzen wurden 15 verschiedene Kaffee Hag-Aufgasse untersucht, yon denen 3 unter Verwendung yon gew~hnlichem Bohnenkaffee hergestellt waren. Sie enthielten in 150 ccm (~---1 Tasse): 10,8, 18,0 und 72,0 (bezw. 68 ,2 )mg Coffein. Bei den tibrigen Aufgtissen wurden in 150 ccm Coffeinmengen festgestellt, die zwischen 1,2 und 8,7 mg schwankten.

Zur Beurteilung der Frage, wieviel Coffein eine Tasse ( ~ 150 ccm) eines Kaffee Hag-Aufgusses h(~chstens enthalten daft, mu$ man sich dariiber einig werden, wievie] Gramm Bohnen z u r Herstellung einer Tasse verwendet werden. Dabei mug mar~ nattirlich unterscheiden zwischen Kaffee-Anfgtissen im Haushalte und in Gaststi~tten, insbesondere Kaffeehhuseru (Konditoreien).

Ftir den ti~glichen Aufguf~, der nicht zu stark sein darf, gibt z. B. ein Schul- kochbuch 1) 3/~--1 Lot Kaffeebohnen auf 1�89 1 Wasser an. 1 Lot ~ 16,67 g auf 1�89 1 wiirde 1 ,67g Bohnen auf 150 ccm entspreehen. Nach meinen Beobaehtungen und Erkundigungen dtirften ftir Kaffee-Aufgtisse zu besonderen Gelegenheiten (z. B. Besuch) im Haushalt mehr Bohnen als ftir tagliche Aufgiisse verwendet werden, so z. B. 2 ~ Lot Bohnen einer guten Sorte auf 1 ~ 1, entsprechend 4,17 g Bohnen auf 150 ccm und far einen besseren Kaffee Hag-Aufgul~ z. B. 3�89 Lot auf 1�89 l, entsprechend 5,83 g Kaffee Hag auf 150 ccm Wasser. Diese im Haushalt verwendeten Mengen stimmen ungefi~hr mit den Mengen, die in den im Reichsgesundheitsamt fiir die Reichsgesundheitswoche 1926 bearbeiteten praktischen Winken far die Ernhhrung angegeben sind, tiberein.

Zwischen den im tIaushalt hergestellten Kaffee-Aufgfissen und den Kaffee-Getr~nken in Gaststi~tten (Kaffeehi~usern, Konditoreien) besteht ein grundlegender Unterschied. Erstere werden im allgemeinen in gr(iSeren Mengen (oft tassenweise!) getrunken, whhrend letztere normalerweise innerhalb einer gr(~i~eren Zeitspanne nur in Form einer aus 2 Tassen (200- -300 ccm) bestehenden l~ortion getrunken werden. Aul~erdem kann man far den Preis der Getrhnke schon etwas Besonderes verlangen.

Nach den Literaturangaben schwanken die Mengen des verwendeten Kaffees auf eine und dieselbe Menge Wasser sehr. So nimmt man z. ]3. in Deutschland 1 3 - - 2 0 g auf200 ccm Wasser~), d. h. 9 ,75- -15 g auf 150 ccm. In einer Abhandlung iiber coffein- haltige und -freie Getri~nke a) heil~t es, dal~ far etwa 150 g Kaffee (Anfgul~ !) normal 1 2 - - 1 5 g Kaffeebohnen genommeu werden. Nach J. K S n i g a) werden zu einer Portion Kaffee 15 g Kaffeebohnen auf etwa 200 ccm Wasser verwendet, d .h . etwa 11 g a u f 150 ccm. Die Menge yon 15 g Bohnen auf 150 c cm Wasser gibt meines Erachtens keinen ,,Kaffee", sondern schon mehr einen ,,Mokka", d. h. einen besonders starken Bohnenkaffee-Aufgul~. ~Nach der anderen Seite hin mul~ man aber auch verlangen, dug nicht zu wenig Bohnen genommen werden. In dieser Beziehung besagt der Besehluf~ der Leipziger Konditoreninnung, da$ zur Herstellung einer Tasse (150 ccm) K a f f e e 8 g, einer Tasse M o k k a 16 g Bohnen genommen werden mt~ssen; doch besteht eine gesetz-

1) Dr. 0 e t k e r's Schulkochbuch, zusammengestellt yon E. H e n n e k i n g, Ausgabe C, S. 98. 2) Der Kaffee. GemeinfaBliche Darstellung der Gewinnung, Verwertung und Beurteilung

des Kaffees und seiner Ersatzstoffe. Herausgegeben yore Kaiserl. Gesundheitsamt, Yerlag Springer, Berlin 1903, S. 119. Ebenso: KSnig , Die menschlichen Nahrungs- und Genu•- mittel, 3. Aufl. 1893, S. 1043.

a) Coffeinhaltige und -freie Getr~nke in ihrem Yerhalten zu Erkrankungen des Gefi~l]- systems yon Dr. Samuely . Deutsche ~edizinische Presse 1912, 16, Sonderabdruck.

a) J. KSnig , Nahrung und Ern~hrung des Menschen. Kurzes Lehrbuch, 1926, S. 103. Ebenso: KSnig , Die menschlichen Nahrungs- und GenuBmittel. 5. Anti. (1920), 2, 541.

Page 5: Zur Frage des Coffeingehaltes der Aufgüsse von coffeinfreiem Kaffee

464 K. B r a u n s d o r f, [aeit, schr. f. urttersuchung ~. der LebensmiI;tel.

liche Vorschriff nicht~). J e s s e r legt seiner Arbeit einen Aufguf~ yon 7,5 g Kaffee Hag in 150 ccm zugrunde, der theoretisch hSchstens 6 mg Coffein enthalten kann2).

Betrachten wir nun die FMle, dab for Aufgtisse yon gewShnlichem Kaffee, coffoin- armem und coffeinfreiem Kaffee (z. B. Kaffee Hag) nach gorstehendem mindestens 8 g und nach J. KOnig 11 g Bohnen auf 150 ccm Wasser verwendet werden: Der Coffeingehalt des Kaffees sei im Mittel mit 1,25% angenommen, derjenige des coffeinarmen Kaffees nach der ,Verordnnng iiber Kaffee" mit hOchstens 0,20% nnd des coffeinfreien Kaffee Hag ebenfalls nach der ,,Verordnung tiber Kaffee" mit h0chstens 0,08% und niedrigstens mit 0,02%a). Bei der Bereitung eines Kaffee-Aufgusses gehen je nach der Art der Zubereitung 80 - -98 ,5% des Coffeins in LSsung4). Betrachten wir ferner die beiden Grenzfi~lle, daI~ 80% und 100% des Coffeins in L0sung gehen, welche letztere Menge theoretisch hSchstens in den Aufgufi gelangen wtirde, so ergeben sich far die 150 ccm Aufgug folgende Mengen Coffein (rag):

g Bohnen 1. Kaffee auf mit 1,25% Coffein

150 ecru Wasser GelSstes Coffein

= 1 Tasse)

8 I l l

80% I 100% !

80,0 i 100,0 110,0 137,5

2. Coffeinarmer Kaffee

mit 0,20% Coffein

GelSstes Coffein

80% i lOO%

1 2 , 8 _ 16,00 17,6 22,0

3. Coffeinfreier Kaffee z. B. Kaffee Hag

mit 0,08% Coffein

GelSstes Coffein

80% 100%

5,1 6,4 7,0 8,8

mit 0,02% Coffein

GelSstes Coffein

80% 100%

1,3 1,6

1,8 2,2

_Normalerweise wird innerhalb einer grSl3eren Zeitspanne in den Kaffeehi~usern nur eine aus 2 Tassen ( = etwa 300 ccm) bestehende Portion getrunken und um ein Bild zu gewinnen, welche Coffeinmengen theoretisch hbchstens mit einer Portion Kaffee Hag genossen werden, wollen wir folgende Betrachtung anstellen:

iNach der 5. Ausgabe des Deutschen Arzneibuches 5) betri~gt die gr0Bte Tages- gabe an Coffein 1,5 g und die grOBte Einzelgabe 0,5 g, also 500 mg. Nach A u t e n - r i e t h 6)k6nnen schon nach Einnahme yon 500--60(I mg Coffein rauschartige Erregungs- zusti~nde, Schtaflosigkeit usw. eintreten. Rach G a d a m e r 7) k/mnen schon bereits nach 200 mg Coffein Yelgiftnngserscheinnngen auftreten: DaB die Kaffee-Aufgasse in den Gaststhtten keine Arzneimittel sein sollen und dtirfen, bedarf eigentlich keiner be- sonderen Erw~hnung. Wie wenig Coffein man mit einer Portion coffeinfreiem Kaffee zu sich nimmt, folgt daraus, daft m a n 7 8 Tassen yon einem AufguB 8 g auf 150 ccm bezw. r u m 57 Tassen yon einem Aufgul~ 11 g a u f 150 ccm innerhalb kurzer Zeit trinken mtil~te, um die Menge yon 500 mg Coffein einzunehmen (100% LSsung des Coffeins vorausgesetzt). Und selbst bezogen auf den Ausnahmefall, dab nach 200 mg

1) B eyt h ien , Laboratoriumsbuch ftir den .Nahrungsmittelchemiker, 1931, S. 388. 2) Deutsche ~Nahrungsmittelrundschau 1931, S. 182. a) G r o B f e l d und S t e i n h o f f f~nden bei Kaffee H~g-Proben Coffeingehalte yon 0,07

bis herunter zu 0,02%. Diese Zeitschrift 1931, 61, 48. 4) j. KiSnig, iNahrung und Ern~ihrung des Menschen. Kurzes Lehrbuch, S. 103.

Siehe auch J e s s e r , Diese Zeitschrift 1926, ~ , 389. 5) In tier 6. Ausgabe des D. A. B. ist die Angabe der grSBten T~ges- bezw. Einzelgabe

nicht mehr vorhanden. 6) A u t e n r i e t h , Auffindung der Gifte. 5. Aufl. (1923), S. 136. ~) G a d a m e r , Lehrbuch der chem. Toxikologie. 2. vermehrte Auflage (1924), S. ~59.

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65. Band. ] April 1933.1 Coffeingehalt yon Kaffeeaufgfissen. 465

Coffein Vergiftungserscheinungen auftreten kOnnen, miigte man rund 31 Tassen Kaffee Hag (8 g auf 150 ccm) bezw. rund 23 Tassen Kaffee Hag (11 g a u f 150 ccm) trinken~ um 200 mg Coffein zu sieh zu nehmen.

Hieraus darfte eindeutig hervorgehen, wie wenig Coffein in einer aus 2 Tassen bestehenden PortiOn eines Aufgusses yon coffeinfreiem Kaffee yon 8 und selbst l l g Bohnen auf 150 ccm genossen wird und dies um so mehr, d a d e r Coffeingehalt des Kaffee Hag z. B. selbst bis auf 0,02%, d. h. auf den 4. Teil desjenigen Wertes heruntersinken kann, tier unserer Betrachtung zugrunde gelegt ist.

Auf Orund der ~lteren Angaben, die sich noch in der neueren Li te ra tar finden., kommt man leicht zu falsehen Vorstellungen. Im Lexikon tier Ernhhrungskunde yon ~ a y e r h o f e r - P i r q n e t 1) heifit ~s:

,Immerhin enthalten die ,coffeinfreien' Bohnen noch durchschnit~lich 0,15% Coffein; davon gehen beilitufig 75% in den Aufgul~; demnach wird ein aus 20 g gerSsteter Bohner~ bereiteter Trank 0,03 g Coffein enthalten; Personen, die an viele Tassen gewShnt sind und Coffein vermeiden sollen, werden demnach viel zweckm~Siger irgendeinen guten Ersatzkaffee verwenden als den ,coffeinfreien'."

R S t t g e r ' s Lehrbueh 2) schreibt aber Kaffee Hag: ,Dem Kaffee wird durch die Behandlung das Coffein im GroBbetriebe bis auf 0,1 bis

0.26% entzogen. Eine weitergehende Entziehung erscheint praktiseh nicht nStig, denn es werden v0n den im coffeinfrelen Kaffee noch enthaltenen kleinen Mengen yon Coffein etwa 70% im Aufgu~ gelSst. Enth~lt ein coffeinfreier Kaffee demnach noch 0,15% Coffein, so gehen davon in eine Tasse Kaffee yon 125 ccm, hergestellt aus 5 g Kaffee, nur etwa 0,005 g (= 5 rag) fiber, eine Menge, der eine sch/tdliche Wirkung selbst bei ziemlich weir getriebenem Migbrauche nieht mehr zugeschrieben werden kann. Daraus ergibt sich auch die Berechti- gung, derartigen Kaffee als ,coffeinfrei' zu bezeichnen."

H~tte man z . B . aus einem Kaffee Hag mit 0,26% Coffein einen AufgufJ yon 8 g auf 1 Tasse yon 150 eem hergestellt, so hhtten 2 Tassen bei 70%-iger Coffein- 16sung immerhin etwa 29 r~g and theoretisch hOehstens gegen 41 mg Coffein enthalten.

Diese Coffeinmengen sind aber heute, wo der Coffeingehalt des eoffeinfreien Kaffees z. B. bei Hag hSehstens 0,08% betragt und bisweilen bis 0,02% herabsinkt, in den Aufgassen yon eoffeinfreiem Kaffee tatsgehlieh nieht enthalten, wie weiter oben gezeigt wurde.

Nach der Begrfindung zum Entwurf einer Verordnung tiber Kaffee heigt es: ,,Die Mengen an Coffein bei coffeinarmem und ct)ffeinfreiem Kaffee sind in einem ignite begrenzt, dab yon einer Coffeinwirkung beim GenuI] yon Getr~nken aus diesen Erzeugnissen praktisch nicht gesprochen werden kann"~). Diese Forderung darfte namentlich bei den Aufgtissen mit 8 und selbst 11 g coffeinfreiem Kaffee auf 1 Tasse erfallt sein.

Auf Grund vorliegender Betrachtungen komme ieh zu folgendem SchluB, der zugleich eine Zusammenfassung darstellt.

Zusammenfassung.

i. Da ftir Getr~nke aus coffeinarmem und coffeinfreiem Kaffee znmeist Bin be- stimmter verbraneherkreis in Frage kommt, w~re zu erw~gen, ob auf Grund des w

i) Lexikon d er Ernithrungskunde (1925), S. 506. 2) I~ 5 tt g e r's Lehrbueh der Nahrungsmittelchemie. 5. Aufl., 2, S. 1753 (1926). Dieselben

Ausfiihrungen finden sieh in der Brosehtire yon Karl H. Wimmer, Uber Coffein, Kaffee und eoffeinfreien Kaffee. Bremen 1909, S. 37.

3) Entwurf einer Verordnung fiber Kaffee, Heft 4, herausgegeben vom Reichsgesund- heitsamt, 1929, S. 10.

L. 3s. 30

Page 7: Zur Frage des Coffeingehaltes der Aufgüsse von coffeinfreiem Kaffee

[Zeitschr. L Untersuchung 466 Fr . S e l l e r , [ der Lebensmittel.

des Lebensmittelgesetzes bestimmte Anforderungen an die Zusammensetzung derart iger Getri~nke festzulegen sind. Man kSnnte z. B. vorschlagen:

a) Zur Herstellung yon Getri~nken aus coffeinarmem und coffeinfreiem Kaffee in Gaststi~tten, insbesondere Kaffeehi~usern (Konditoreien) mtissen auf eine Tasse ~ 150 c c m

rmndestens 8 g und dtirfen hiichstens 11 g coffeinarme bezw. coffeinfreie Kaffeebohnen genommen werden.

b) 1 Tasse ( ~ 150 cem) eines Aufgusses aus coffeinarmem Kaffee darf h6chstens 22 mg Coffein enthalten.

e) 1 Tasse ( ~ 150 ccm) Aufgul~ eines coffeinfreien Kaffees darf h0ehstens 8~8 mg Coffein enthalten. Ein normaler AufgnI~ braueht aber andererseits, wenn der Coffein- gehalt des verwendeten Kaffees selbst nur 0702% betragt , nnr 1,3 mg Coffein zu enthalten.

2. Von 15 untersnchten Kaffee Hag-Aufgtissen waren 3 unter Verwendung yon gew(ihnlichem Bohnenkaffee hergestellt. Sie enthielten in einer Tasse: 10~8, 18~0 und 72.0 (bezw. 68~2) mg Coffein. Die tibrigen Aufgtisse enthielten in einer Tasse Coffeinmengen~ die zwischen 1~2 und 8~7 mg lagen.

Zur Kenntnis und Beurtei lung yon Obstweinen. Von

Dr. F. Se i l e r .

M i t t e i l u n g ~us dem N ~ h r u n g s m i t t e l - U n t e r s u c h u n g s ~ m t e t ie r S t ~ d t T r i e r .

[Eingegangen am 2. Oktober 1932.]

Wie ich schon in einer frtiheren Ver6ffentlichung 1) ausftihrte, kann es unter Umsti~nden schwierig sein, durch die chemische Analyse allein den Nachweis des Zusatzes yon Obstwein zu Traubenwein einwandfrei zu erbringen, namentlieh, wenn tier FMseher in geschiekter Weise mit Zuckerwasser und einer entspreehenden Keller- behandlung dnrch Yerarbeiten der Obstmoste mit Riickstanden der Traubenweinbereitung~ Weinhefen, Weinshure u. a. arbeitete.

Damals war das ausgezeiehnete Sorbitverfahren yon W e r d e r zum Nachweis yon Obstwein in Traubenwein noch nicht bekann L nnd es bestanden auch ftir Apfel- und Birnenweine noch keine festen Bestimmungen~ wie sie in den Ausffihrungsbestimmungen yore 16. Ju]i 1932 zum Weingesetze vom 25. Juli 1930 in Artikel 7 A 1, 2 und 7 B 1 0 - - 1 2 nunmehr vorliegen.

Uber das W e r d e r ' s c h e Verfahren und seine u ist in der Fachli teratur so viel geschrieben worden, dal~ hier nieht darauf eingegangen zu werden braucht.

Nach den Ausfiihrungsbestimmungen zum Weingesetz: Artikel 7 A 1, 2 ist bei der Kellerbehandlung der Obstweine die u yon friseher gesunder Here aus weinhhnliehen Getri~nken zuli~ssig, jeglieher Zusatz yon aus der Traubenweinbereitung herrahrender Hefe dagegen untersagt, sodafi durch den Nachweis yon Weinsiiure in wein~hnlichen Getr~nken die Yerst01~e gegen diese Gesetzesbestimmungen leicht erbracht werden kbnnen. Der Zusatz yon Weinshure bezw. fliissigen Traubenweinhefen, die immer noch Weinshure enthalten, zu Obstmosten soll das Vorhandensein yon Wein

1) Diese Zeitschrift 1914~ 27~ 243.