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Zur Gehirnentwicklung im Kleinkindalter: Konsequenzen für die pädagogische Arbeit in Kindertagesstätten - Caritas Verband Nürnberg am 02.04.2008 © Fabienne Becker-Stoll 2008 Zur Gehirnentwicklung im Kleinkindalter: Konsequenzen für die pädagogische Arbeit in Kindertagesstätten Fabienne Becker-Stoll Staatsinstitut für Frühpädagogik

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© Fabienne Becker-Stoll 2008

Zur Gehirnentwicklung im Kleinkindalter: Konsequenzen für die pädagogische Arbeit

in Kindertagesstätten

Fabienne Becker-StollStaatsinstitut für Frühpädagogik

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Bindung und Exploration

Gehirnentwicklung im Gehirnentwicklung im KleinkindalterKleinkindalter

Implikationen für die pädagogische

Arbeit

Konsequenzen fürBezugspersonen

NeurobiologischeGrundlagen von

Bindung

NeurobiologischeGrundlagen

Feinfühligkeit undBindungsqualität

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Bindung und Exploration (Bowlby, 1951,1987/2003)

• Ein Säugling ist genetischvorprogrammiert, im ersten Jahr eine Bindung an wenige Personen zu entwickeln, die stärker und erfahrener sind und die ihn schützen und versorgen können.

• Bindungsverhalten zielt darauf ab, die Nähe einer bevorzugten Person zu suchen, um dort Sicherheit zu finden.

Bindung ist ein Bindung ist ein lang anhaltendes, , gefühlsmäßiges Band zu Band zu einer einer spezifischen Person, die Person, die nicht ausgetauscht werden werden kann. (kann. (Mama bleibt die Nr. 1Mama bleibt die Nr. 1))Komplementär zum Bindungsverhaltenssystem ist das Komplementär zum Bindungsverhaltenssystem ist das Explorationsverhaltenssystem..

Exploration Exploration –– erkunden der Umwelt ist erkunden der Umwelt ist Lernen!!

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Explorations-verhaltenssystem

Bindung und Exploration Bindung und Exploration (Bowlby, 1951,1987/2003)(Bowlby, 1951,1987/2003)

Bindungs-verhaltenssystem

Bindung und Exploration als phylogenetisch angelegte Verhaltenssysteme, die komplementär sind:

Ø Dem kindlichen Bindungsverhaltenssystem steht das elterlichePflegeverhaltenssystem gegenüber.

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Bindung und Exploration

Gehirnentwicklung Gehirnentwicklung im Kleinkindalterim Kleinkindalter

Implikationen für die pädagogische

Arbeit

Konsequenzen fürBezugspersonen

NeurobiologischeGrundlagen von

Bindung

NeurobiologischeGrundlagen

Feinfühligkeit undBindungsqualität

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Das Konzept der Feinfühligkeit(Ainsworth, 1977,1978/2003)

• Die Fähigkeit und Bereitwilligkeit der Betreuungsperson, die Mitteilungen und das Verhalten des Säuglings

– wahrzunehmen und

– richtig zu deuten,

– und darauf prompt– und angemessen zu reagieren.

• Die Feinfühligkeit der Eltern wirkt sich neben denTemperamenteigenschaften desKindes auf die Bindungsqualitätzwischen Kind und Elternteil aus.

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Väterliche Feinfühligkeit (Kindler & Grossmann, 2002)

• In westlichen Gesellschaften zeichnen sich die Vater-Kind-Beziehungendurch einen hohen Anteilspielerischer Interaktion aus, also durch größere Nähe zur Exploration.

• Viele Väter neigen dazu, die Neugierund die Fähigkeiten des Kindes eher herauszufordern, als sein nach körperlicher Nähe strebende Verhalten zu unterstützen (Kindler, 2002).

Forschungsergebnisse zeigen: Zusammenhänge zwischen derZusammenhänge zwischen der feinfühligen Ermutigung des Vaters zurdes Vaters zurQualität der Exploration und dem weiteren Verlauf derund dem weiteren Verlauf der Bindungs- und Sozialentwicklung sowie dersowie der emotionalen Sicherheit des Kindes in des Kindes in neuartigen Situationenneuartigen Situationen (Grossmann, 2002).

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Auswirkungen elterlicher Feinfühligkeit und sicherer Bindung auf die weitere Entwicklung (Grossmann & Grossmann, 2004)

- weniger aggressives bzw. feindseliges Verhalten gegenüber anderen Kindern

- weniger emotionale Isolation und Abhängigkeit von den Erzieherinnen mehr Kompetenz im Umgang mit anderen Kindern

- und eine positivere Wahrnehmung von sozialen Konfliktsituationen

- sehr viel konzentrierter beim Spiel

Frühe KindheitFrühe Kindheit12 Monate12 Monate: subtilere und vielfältige Kommunikationsfähigkeiten: subtilere und vielfältige Kommunikationsfähigkeiten(Ainsworth & Bell, 1974, vgl. Grossmann & Grossmann, 1991).

2 Jahren2 Jahren: kompetenteres Problemlöseverhalten : kompetenteres Problemlöseverhalten ((Matas et al., 1978; Schieche, 1996)

5 Jahre5 Jahre im Kindergarten im Kindergarten (Sroufe, 1983; Suess, Grossmann, & Sroufe, 1992)(Sroufe, 1983; Suess, Grossmann, & Sroufe, 1992)

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Im Schulalter (Sroufe, 1983; Scheuerer-Englisch, 1989

Zimmermann, 1995 Spangler & Zimmermann, 1999)

- positive soziale Wahrnehmung,

- hohe soziale Kompetenz,

- bessere Freundschaftsbeziehungen

- hohes Selbstwertgefühl und großes Selbstvertrauen

- höhere Ich-Flexibilität

- sie sind eher in der Lage, die Kontrolle und Modulation von Impulsen, Bedürfnissen und Gefühlen dynamisch an situative Erfordernisse anzupassen

Auswirkungen elterlicher Feinfühligkeit und sicherer Bindung auf die weitere Entwicklung (Grossmann & Grossmann, 2004)

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Jugendalter- mehr Ich-Flexibilität und ein positives Selbstkonzept,

- Aktivere Copingstrategien und gelungener Umgang mit Problemen (Zimmermann & Becker-Stoll, 2001, 2002)

- gelungenen Balance von Autonomie und Verbundenheit in der Beziehung zu den Eltern (Becker-Stoll, 1997, Grossmann & Becker-Stoll, 2002)

- Bessere Freundschaften zu Peers und positivere Erfahrungen in ersten Partnerschaften (Zimmermann, 1999; Becker-Stoll, 2004)

Erwachsenenalter (Grossmann, Grossmann & Waters, 2006)

Zusammenhänge» mütterlicher Feinfühligkeit

» väterlicher Spielfeinfühligkeit

» Bindungsqualität des eigenen Kindes

• Transgenerationale Weitergabe der Organisation von Bindung, Exploration und Autonomie

Auswirkungen elterlicher Feinfühligkeit und sicherer Bindung auf die weitere Entwicklung (Grossmann & Grossmann, 2004)

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Bindung und Exploration

Gehirnentwicklung im Gehirnentwicklung im KleinkindalterKleinkindalter

Implikationen für die pädagogische

Arbeit

Konsequenzen fürBezugspersonen

NeurobiologischeGrundlagen von

Bindung

NeurobiologischeGrundlagen

Feinfühligkeit undBindungsqualität

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Neurobiologische Grundlagen

Beide Forscher untersuchen den Einfluss früher Erfahrungen auf die Entwicklung des Gehirns.

Bock, J. (2003). Frühkindlicheemotinale Erfahrungen beeinflussendie funktionelle Entwicklung des Gehirns. Neuroforum 2/03 S 15-20.

Braun, K. et al. (2002). Früheemotionale Erfahrungen und ihreRelevanz für die Entstehung und Therapie psychischerErkrankungen. In: Strauss B, Buchheim A, Kächele H (Hrsg.) Klinische Bindungsforschung –Methoden und Konzepte (121-128). Schattauer: Stuttgart.

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Gene und Umwelt (Braun et al. 2002)

• In allen Entwicklungsstadien kommt es zu einem subtilen Wechselspiel zwischen genetisch determinierten, d.h. angeborenen, „vorprogrammierten“ zellulären und molekularen Programmen und von Umwelteinflüssen, Erfahrungen und Lernvorgängen (Abb. 2).

Braun et al. 2002

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Gene und Umwelt (Braun et al. 2002)

• Vor der Geburt dominieren zunächst die genetisch determinierten molekularen Programme, die durch die auf den Fetus einwirkenden Umwelteinflüsse nur in relativ geringem Maße moduliert werden.

• Bei der Geburt nimmt dann die Komplexität der erfahrbaren Umwelt noch einmal sprunghaft zu.

• Die neu hinzukommenden sensorischen, motorischen und vor allem auch die emotionalen Erfahrungen übernehmen jetzt die Regie über die genetische und molekularen Programme, um die weitere Hirnentwicklung optimal auf die Umwelt- und Lebensbedingungen des heranwachsenden Individuums abzustimmen.

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Gene und Umwelt (Braun et al. 2002)

• Ein solch weitreichender Einfluß von Lern- und Erfahrungsprozessen bei der Hirnentwicklung wurde jahrzehntelang gewaltig unterschätzt.

• Man nahm lange Zeit an, dass ebenso wie z.B. die Augen-, Haut- oder Haarfarbe genetisch festgelegt sind, auch die Entwicklung, spätere Funktionsweise und Leistungskapazität des Gehirns intern vorprogrammiert sei und innerhalb des ersten Lebensjahres fixiert wird.

Braun et al. 2002

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Gene und Umwelt (Braun et al. 2002)

• Systematische tierexperimentelle Untersuchungen in den letzten Jahren zeigen jedoch immer mehr, dass die Reichhaltigkeit und der Abwechslungsreichtum der Umwelt letztendlich darüber bestimmt, wie komplex sich die zellulären informationsübertragendenStrukturen des Gehirns entwickeln und miteinander kommunizieren.

Braun et al. 2002

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Gene und Umwelt (Braun et al. 2002)

• Eine abwechslungsreiche, interessante und anregende Umwelt regt das Gehirn zu einer verstärkten Aktivität an– dadurch kann sich zum Beispiel die Sterberate von

Nervenzellen und deren synaptischen Kontakte vermindern, – die Axone und Dendriten der häufiger aktivierten Nervenzellen

verlängern sich und sie bilden mehr synaptische Kontakte untereinander aus.

• Hingegen führt ein Mangel oder das völlige Fehlen an anregenden Umwelteinflüssen, oder das wiederholte Auftreten von angstvollen oder schmerzhaften Erlebnissen, zur Unter- oder Fehlentwicklung der zellulären Komponenten des Gehirns.

Braun et al. 2002

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Bindung und Exploration

Gehirnentwicklung im Gehirnentwicklung im KleinkindalterKleinkindalter

Implikationen für die pädagogische

Arbeit

Konsequenzen fürBezugspersonen

NeurobiologischeGrundlagen von

Bindung

NeurobiologischeGrundlagen

Feinfühligkeit undBindungsqualität

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Auswirkung feinfühliger Zuwendung auf das kindliche Gehirn (Braun et al. 2002)

Durch die feinfühlige Interaktion mit dem Kind trainiert die Mutter das Gehirndes Kindes.

Sie stimuliert im Gehirn des Kindes primäre und sekundäre Sinnes- und Bewegungszentren, das LimbischeSystem, und Regionen im präfrontalen Cortex.

Die Stimulation dieser drei Hirnregionenführt zu neuen Vernetzungen.

Das gleichzeitige Aktivieren von verschiedenen Nervenzellen führt zu bleibenden Strukturveränderungen.

Braun et al. 2002

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Frühkindliche emotionale Erfahrungen beeinflussen die funktionelleEntwicklung des Gehirns (Braun et al. 2002)

Verdichtung der Neuronalen Netzwerke im Gehirn des Kindes -Gewicht des Gehirns bei Geburt 400g, mit zwei Jahren 1000g

Abbildung 1: Medianansicht des menschlichen Gehirns mit den wichtigsten limbischen Zentren. Diese Zentren sind Orte der Entstehung von positiven (Nucleus accumbens, ventrales tegmentalesAreal), und negativen Gefühlen (Amygdala), der Gedächtnisorganisation (Hippocampus), derAufmerksamkeits- und Bewusstseinssteuerung (basales Vorderhirn, Locus coeruleus, Thalamus) und der vegetativen Funktionen (Hypothalamus). (Aus Roth, 2001, nach Spektrum/Scientific American, 1994, verändert).

Braun et al. 2002

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Unterschied zwischen dem frühkindlichen und dem erwachsenen Gehirn (Braun et al. 2002)

• Ein entscheidender Unterschied zwischen dem erwachsenen, erfahrenen Gehirn und dem kindlichen noch unreifen, im Wachstum befindlichen Gehirn:– kognitive vor allem aber auch emotionale Erfahrungen

hinterlassen im kindlichen Gehirn viel massivere und dauerhaftere Spuren

– als im erwachsenen Gehirn, wo nur noch vergleichsweise subtile Veränderungen beim Lernen stattfinden.

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Neurobiologische Grundlagen (Braun et al. 2002)

• Der angeborene „Lerntrieb“ der Kinder kann mittlerweile auch neurobiologisch erklärt werden: →das Gehirn „sucht“ sich seine Anregungen, es

„sucht“ nach Abwechslung, und es versucht, Denk-und Erklärungskonzepte zu erstellen.

• Dabei führt jeder Lernerfolg zu einem Glücksgefühl, das über die Ausschüttung körpereigener „Glücksdrogen“ vermittelt wird – Das kindliche Gehirn ist von Natur aus „lernsüchtig“,

es sucht nach dem „Kick“ und nutzt hierzu seine offenbar unerschöpfliche Leistungskapazität.

Braun et al. 2002

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Die Untersuchungen von Braun und Mitarbeitern haben gezeigt, dass Deprivation (= Mangel bzw. völliges Fehlen von sensorischen, motorischen und emotionalen Umweltreizen),

• die funktionelle Reifung des präfrontalen Cortex(=Assoziationscortex) und vermutlich auch

• das gesamte limbische System (=ein über Synapsenmiteinander kommunizierendes System verschiedener Hirnregionen, welches maßgeblich bei Lernprozessen und der Gedächtnisbildung, aber auch bei der Wahrnehmung und Entstehung von Gefühlen und gefühlsbetonten Verhaltensweisen beteiligt ist)

• in negativer Weise beeinflusst.

Neurobiologische Grundlagen (Braun et al. 2002)

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• Neuere tierexeperimentelleBefunde bestätigen dies, und sie zeigen darüber hinaus, dass eine der Ursachen für diese deprivationsinduzierten Lern- und Verhaltensdefizite die gestörte Reifung des für Lernen und Gedächtnisbildung und die emotionale Steuerung des Verhaltens verantwortlichen limbischen Systems ist.

Neurobiologische Grundlagen (Braun et al. 2002)

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Die prägende Wirkung früher emotionaler Erfahrungen

BeispieleHeimkinder ohne Bezugsperson zeigen Defizite der intellektuellen und emotionalen Kompetenzen. Nur stabile emotionale Beziehung kann helfen (vgl. Rutter et al. 2001).

Sozial depriviert aufgewachsene Affen und Nager entwickeln Verhaltensstörungen und verminderte Lernleistung (Harlow u. Harlow 1962, Hall, 1998).

Frühe emotionale Erfahrungen

Entwicklung sozialer und intellektueller

Fähigkeiten Kognitive und psychosoziale Fehlentwicklungen

Sozio-emotionale DeprivationTraumatische Erlebnisse

Braun et al. 2002

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An Strauchratten (Octodon degus) haben Prof. Braun und ihre Mitarbeiter untersucht, wie Elternkontakt die Hirnentwicklung der Kinder Beeinflusst)

Neurobiologische Grundlagen von Bindung

Braun et al. 2002

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Stoffwechselaktivität im Vorderhirn von acht Tage alten Jungtieren im Sozialverband (links) und während der Separation von den Eltern (rechts).

Die separierten Tierezeigen eine deutlich verminderte Aktivität im Vergleich zu den sozialen Tieren.

Während der Trennung setzt das juvenile Gehirn seine Aktivität auf „Sparflamme“.

Diese Prozesse führen zu längerfristigensynaptischen Veränderungen im präfrontalen Kortex.

Neurobiologische Grundlagen von Bindung

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Deprivierte Strauchrattenjunge zeigen eine signifikant erhöhte Dichte von Spinesynapsen und Spinefrequenzen und eine 50%tige Reduktion von Schaftsynapsen.

Braun et al. 2002

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• Deprivierte Strauchrattenjunge zeigen erhöhte (140%) Dichte von Spinesynapsen– Das normalerweise stattfindende „Ausjäten“ von Synapsen wird durch

diese frühe Negativerfahrung blockiert– Erhöhte Synapsendichte auch durch Stress induzierte überschießende

Synpasevermehrung erklärbar• Veränderung der Synapsendichte bei deprivierten Tieren finden sich

im cingulären Kortex, Präfrotalkortex und limbischen Regionen– Die synaptischen Verschaltunsmuster werden bei den deprivierten Tieren

regionsspezifisch neuorganisiert, so dass längerfristig daraus eine veränderte Balance der Wechselwirkung zwischen limbischen Hirnregionen resultieren kann.

• Gleichgewichte der Neurotransmitter und ihrer Rezeptoren, die im Gehirn bei der Mudulation von Emotionen eine zentrale Rolle spielen, werden auch durch die Separation verschoben.– Bereits nach drei Tage nach kurzen Trennungsepisoden erhöhen sich die

dopaminerge und serotonerge Rezeptorsubtypen im präfrontalen Kortex, Hippocampus und Amygdala.

Neurobiologische Grundlagen von Bindung (Braun et al. 2002)

Braun et al. 2002

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• Belastende Ereignisse wie – der Verlust oder die Trennung der Eltern

– oder Misshandlungen und Vernachlässigung

• können auch beim menschlichen Säugling und Kleinkind die synaptischen Umbauprozesse in den limbischen Emotionsschaltkreisen verändern.

• Folge: ein falsch geknüpftes neuronales Netzwerk, das Verhaltens- oder Lernstörungen bis hin zu psychischen Erkrankungen bewirken kann.

Neurobiologische Grundlagen von Bindung Schlussfolgerungen

Braun et al. 2002

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• die Anpassungsfähigkeit des frühkindlichen Gehirns ermöglicht

• es Eltern und Erziehern

• in den ersten Lebensjahren die Entwicklung der limbischen Schaltkreise

• über eine emotionale und intellektuelle Förderung zu optimieren.

• Gerade diese frühe Phase muss dazu genutzt werden,

• die hirnbiologische Basis für spätere Lernleistungen

• und sozio-emotionlae Kompetenz zu bilden.

• Welche Implikationen entstehen daraus für die Kindertagesbetreuung?

Frühkindliche emotionale Erfahrungen beeinflussendie funktionelle Entwicklung des Gehirns (Braun et al. 2002)

Braun et al. 2002

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Bindung und Exploration

Gehirnentwicklung im Gehirnentwicklung im KleinkindalterKleinkindalter

Implikationen für die pädagogische

Arbeit

Konsequenzen fürBezugspersonen

NeurobiologischeGrundlagen von

Bindung

NeurobiologischeGrundlagen

Feinfühligkeit undBindungsqualität

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Implikationen für die Eltern? (Margot Sunderland, 2006)

• Alles, was ein Kind mit seinen Eltern erlebt, bewirkt Vernetzungenzwischen den Gehirnzellen seines Großhirns.

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Implikationen für Bezugspersonen? (M. Sunderland, 2006)

• Deshalb ist die Art, – wie die Eltern diesem Kind zuhören, – mit ihm spielen, – es in den Arm nehmen– und trösten– und wie Sie es behandeln, wenn es unartig ist, so wichtig.

Es sind diese Momente mit den Eltern, die darüber entscheiden können, ob sich dieses Kind gut entwickeln wird.

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• Aufgrund der emotionalen Reaktion der Eltern knüpfen sich im Gehirn des Kindes Verbindungen, die es befähigen später im Leben – mit Stress fertig zu werden, – erfüllte Beziehungen einzugehen, – mit Wut umzugehen, – freundlich und mitfühlend zu sein– den Antrieb zu haben, Träume zu verwirklichen,

Ziele zu verfolgen – und tiefe Ruhe zu empfinden.

Implikationen für die Bezugspersonen? (M. Sunderland, 2006)

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Bindung und Exploration

Gehirnentwicklung Gehirnentwicklung im Kleinkindalterim Kleinkindalter

Bindung und Bildung von Anfang an

Konsequenzen fürBezugspersonen

NeurobiologischeGrundlagen von

Bindung

NeurobiologischeGrundlagen

Feinfühligkeit undBindungsqualität

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Bindungs-verhaltenssystem

Explorationsverhaltenssystem

Bindung und BildungBindung und Bildung

In der Familie fangen Bildung und Erziehung an.

Erst später kommen Krippe, Tagespflege, Kindergarten und Grundschule hinzu.

Aber auch dann bleibt die Familie der am längsten und stärksten wirkende Bildungsort des Kindes.

Alle Lernorte an denen Bildung und Erziehung stattfindet, müssen zusammenarbeiten.

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Die Familie?Die Familie?

Wer hat mehr Einfluss auf die frühkindliche Entwicklung?

DieDie außerfamiliale Betreuung?außerfamiliale Betreuung?

Oder beide gleich viel?Oder beide gleich viel?

Klaus A. Schneewind, 2007

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Familie vs. Kindertagesstätte

• Beim Vergleich der Entwicklung von Kita-Kindern mit Kindern ohne öffentliche Betreuungserfahrung muss jedoch beachtet werden, dass Kita-Kinder nicht etwa in öffentlichen Kindereinrichtungen anstatt zu Hause aufwachsen, sondern in einem geteilten Betreuungsfeld agieren, bei dem die Familie nach wie vor eine zentrale Rolle spielt.

Liselotte Ahnert, 2007, S.480,

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• Eine „Landmark“-Studie in den USA: National Institute of Childand Human Development (NICHD) Early Child Care Research Network

• Stichprobe: rund 1300 Kinder wurden von Geburt bis zum Alter von 4,5 Jahren (Erhebungszeitpunkte: 1, 6, 15, 24, 36, 54 Monate) hinsichtlich ihrer Betreuungsverhältnisse und ihrer Entwicklung von 10 Universitäten an 24 Erhebungsorten untersucht

• Methoden: Mix von Beobachtung (Feld, Labor) Befragung, Fragebogen, Tests

Die NICHD Längsschnittstudie in den USA

Klaus A. Schneewind, 2007

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• Im Schnitt keine Unterschiede zwischen Elternbetreuung und außerfamilialer Betreuung

• Einfluss von Elternbetreuung ca. zwei- bis viermal größer als außerfamiliale Betreuung

• Bei kompetenter Elternbetreuung keine zusätzlichen Effekte durch außerfamiliale Betreuung

• Bei wenig kompetenter Elternbetreuung moderat positive Effekte durch außerfamiliale BetreuungQuelle: NICHD Early Child Care Research Network, 2006

Fazit: Einflüsse von Eltern- und Fremd-betreuung auf die frühkindliche Entwicklung

Klaus A. Schneewind, 2007

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• Die primäre Schlussfolgerung ist, dass das Elternverhalten einen viel größeren Einfluss im Hinblickauf die kognitive, emotionale und soziale Entwicklungder Kinder hat als eine außerfamiliäre Kinderbetreuung.

• Es lohnt sich also, die elterlichen Bildungs- und Erziehungskompetenzen zu stärken!

Quelle: NICHD Early Child Care Research Network, 2006

Außerfamiliale Formen der Entwicklungs-förderung ersetzen nicht die Familie als Erziehungs- und Bildungsinstanz

Klaus A. Schneewind, 2007

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Tagesbetreuung, Bindung und Bildung(Ahnert, 2002, 2006)

Die Erzieherinnen müssen sowohl„mütterliche“ als auch „väterliche“ Feinfühligkeit aufweisen und diese auch dem Gruppengeschehen dynamisch anpassen.

Dieses Erzieherverhalten bildet sich insbesondere in kleinen und stabilenGruppen aus (Ahnert, 2006).

Kindgerechte Bildungsprogramme sind auf der Grundlage sichererErzieher-Kind Bindungen am wirksamsten.

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Fazit

• Die Erzieherin-Kind-Beziehung kann nur dann eine kompensatorische Wirkung entfalten, – wenn die gesamte Qualität der Einrichtung dies

ermöglicht und– wenn das Kind die Erzieherin als sichere Basis

erlebt, die ihm sowohl die Sicherheit der Bindungals auch der Exploration gibt

– und damit die psychischen Bedürfnisse des Kindes nach Bindung, Kompetenz und Autonomieentwicklungsangemessen befriedigt.

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1. Eine vertrauensvolle Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und pädagogischem Personal

2. Elternbegleitete, bezugspersonenorientierte und abschiedsbewusste Eingewöhnung

3. Kontinuierliche, feinfühlige Interaktionserfahrungenmit der Bezugserzieherin

4. Kleine, stabile Gruppen 5. Geringe Personalfluktuation, Ersatzkräfte in der Kita6. Hervorragende Aus- und Fortbildung des

pädagogischen Personals

Damit die Kindertageseinrichtung eine ergänzende oder kompensatorische Funktion übernehmen kann, braucht es:

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Tagesbetreuung, Bindung und Bildung(Ahnert, 2002, Grossmann, 2002)

• Eine gesunde Entwicklung über den Lebenslauf braucht von Anfang an sowohl die Sicherheit der Exploration als auch die Sicherheit der Bindung.

Feinfühliges Verhalten gegenüber einem Kind fördert somit die Befriedigung der drei psychischen Grundbedürfnisse nach Bindung, Kompetenz und Autonomie.

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Auf den Anfang kommt es an!Eine sichere Bindung ist die beste Grundlage für Exploration und damit für eine aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt.

Feinfühlige Zuwendungfördert die optimale Entwicklung des frühkindlichen Gehirns.

Und gibt Sicherheit für den Übergang zu außerfamiliärer Bildung, Betreuung und Erziehung.

Sichere Bindungen sind damit die beste Grundlagefür erfolgreiches lebenslangesLernen.

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Fazit

• Für die Entwicklung des Kindes ist die Qualität der Betreuungssituation entscheidend, – nicht die Tatsache ob es nur von seinen Eltern

zuhause – oder zusätzlich auch von anderen Personen

außerhalb seiner Familie betreut wird.

• Kinder können mehr, wenn sie von Anfang an in ihrem Bedürfnis nach Bindung, Kompetenz und Autonomie unterstützt werden!

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Auf den Anfang kommt es an!

Eine sichere Bindung ist die beste Grundlage für Explorationund damit für eine aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt.

Feinfühlige Zuwendung fördert die optimale Entwicklung des frühkindlichen Gehirns.

Und gibt Sicherheit für den Übergang zu außerfamiliärer Bildung, Betreuung und Erziehung.

Sichere Bindungen sind damit die beste Grundlagefür erfolgreiches lebenslanges Lernen.

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