22

Click here to load reader

Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt. Mus. Nat.kd . Berl ., Geowiss. Reihe 2 (1999) 3-24

19.10.1999

Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin.Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademiebis zur Gründung der Universität 1770-1810

Günter Hoppe'

Mit 8 Abbildungen

Zusammenfassung

Die Berliner Bergakademie und die mit ihr verbundene Sammlung des preußischen Berg- und Hütten-Departements, dasKönigliche Mineralienkabinett, sind die unmittelbaren institutionellen Vorläufer der geowissenschaftlichen Institute undSammlungen, die sich heute im Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität befinden. In der Zeit ihres Bestehenserlebten diese Einrichtungen eine beachtliche Entwicklung . Am Königlichen Mineralienkabinett waren als Leiter und Lehrerder Mineralogie und Bergbaukunde nacheinander drei Bergbeamten tätig, Carl Abraham Gerhard als ihr Gründer, danachfür kurze Zeit Johann Jacob Ferber und ab 1789 Dietrich Ludwig Gustav Karsten. Gefördert durch den bedeutenden Berg-werks-Minister Friedrich Anton Frh . von Heinitz konnte die Einrichtung im Jahre 1801 einen museumsartigen Neubau, diesogenannte Neue Münze, beziehen, wodurch sie neben ihrer Einbindung in die Lehraufgaben der Bergakademie auch eineWirksamkeit in der Allgemeinbildung erhielt . Ein Besucherbuch markiert mit seinen Eintragungen den Höhepunkt der Ent-wicklung. Der Niedergang Preußens durch den Einfall Napoleons 1806 und die danach folgende Besinnung auf innere Kräfteführten im Jahre 1810 zur Errichtung der Berliner Universität. Diese übernahm die Lehraufgaben der Bergakademie, und dasKönigliche Mineralienkabinett war von nun an das Mineralogisches Museum der Universität .

Einleitung

Im ersten Teil dieses Artikels wurde die Ge-schichte vor der Entstehung der ersten Vorläu-fer-Institution, die später zu den geowissenschaft-lichen Instituten des Museums für Naturkundeder Humboldt-Universität in Berlin und ihrerSammlungen geführt hat, behandelt (Hoppe1998) . Als früheste Spur wurde ein vorgeschicht-licher Fund aus der La Tene-Zeit angesehen, dereine erstaunliche, bereits wissenschaftlich anmu-tende Molluskensammlung enthält. Für Berlindirekt sind erste Spuren jedoch erst sehr vielspäter, in der Renaissance zu verzeichnen, begin-nend mit den Aktivitäten des vielseitigen Leon-hard Thurneysser zum Thurn . Etwa gleichzeitigeinzuordnen ist die Entstehung der Kunst- undRaritäten- bzw. Naturalienkammer des Herr-scherhauses Brandenburgs und später Preußens,die vor allem der Repräsentation dienten undspäter auf Museen aufgeteilt wurden, wobei diegeowissenschaftlichen Bestände jedoch bis aufEinzelstücke nur geringe Bedeutung hatten . Erst

die Bestrebungen privater Personen im 17 . und18. Jahrhundert bildeten eine echte Grundlagefür die Entstehung der späteren geowissenschaft-lichen Institutionen . Im Jahre 1770 schließlichwurde die Berliner Bergakademie2 gegründet,die mit ihrer Sammlung die unmittelbare Vorläu-fer-Institution als letzte Stufe der Vorgeschichtegeworden ist . Im folgenden wird diese Ent-wicklung bis hin zur Universitätsgründung darge-stellt .

Bevor aber hiermit begonnen wird, ist eineVorbemerkung notwendig, die mit der Über-lieferung des Wissens über die �erste" Bergaka-demie von 1770 zusammenhängt . Da letztere indie 1810 gegründete Berliner Universität über-führt wurde und nur die sogenannte Bergeleven-kasse, ein Fonds zur Bestreitung der Kosten fürdie Ausbildung von Bergstudenten, übrigblieb,erschien dies etliche Jahrzehnte später unzuläng-lich . So kam es im Jahre 1860 zur Neugründungder Berliner Bergakademie . Inzwischen warenaber die Kenntnisse über die Erstgründung undüber deren Entwicklung fast ganz in Vergessen-

1 Museum für Naturkunde, Institut für Mineralogie, Invalidenstr. 43, 10115 Berlin, Germany.Erhalten Januar 1999, angenommen April 1999

z Die Benennung der Lehranstalt wechselte (Krusch 1904) . Die Benennungsfrage erscheint hier unwesentlich, weshalb zurVereinfachung die Bezeichnung �Bergakademie" und, soweit deren Verwaltung bzw. Fonds gemeint ist, �Bergeleven-Institut"verwendet wird .

Page 2: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

heit geraten, wie man aus frühen Veröffent-lichungen über die Neugründung (Noeggerath1864, Hauchecorne 1869) sehr deutlich entneh-men kann. Erst weitere Jahrzehnte danach kames auf Grund eines gewissenhaften Studiums derAkten des Geheimen Staatsarchivs in Berlin zurAufdeckung der wirklichen Geschichte der Berg-akademie (Krusch 1904). Da aber diese grund-legende Veröffentlichung (und alte Archivalienüberhaupt) kaum beachtet wurden, findet manverbreitet Unkenntnis über die wahre Entwick-lung, und dies sowohl im Montan- als auch imHochschulwesen, was teilweise bis in die jüngsteZeit reicht . Im Rahmen des vorliegenden Arti-kels betrifft dies besonders die diesbezüglichenAusführungen in der sonst durchaus verdienst-vollen Geschichte der geologisch-paläontologi-schen Sammlungen der Humboldt-Universitätvon W O. Dietrich (1960) . Die erste Wiederver-wendung der Darlegungen von Krusch (1904) istdas Verdienst von Rudolf Daber (1960) .

Der hier zu behandelnde Zeitraum von 1770bis 1810 gliedert sich zwanglos in drei Ab-schnitte nach den Personen, die mit der geowis-senschaftlichen Lehre betraut waren : 1 . Carl Ab-raham Gerhard von 1770 bis 1786, 2 . JohannJakob Ferber von 1786 bis 1789/90 und 3 . Diet-rich Ludwig Gustav Karsten von 1789 bis 1810,wobei es in der ersten Periode noch einen deut-lichen Einschnitt gab, und zwar durch Eingriffdes im Jahre 1777 eingesetzten neuen Chefs desBerg- und Hüttenwesens, des Ministers FriedrichAnton Freiherr von Heinitz, sowie auch im drit-ten Abschnitt durch die museumsartige Unter-bringung des Königlichen Mineralienkabinetts imsogenannten Münzgebäude im Jahre 1801 .

Carl Abraham Gerhard unddie Berliner Bergakademie (1770 bis 1786)

Im Herbst des Jahres 1770 wurde die BerlinerBergakademie eröffnet . Carl Abraham Gerhard(1738-1821) war mit ihrer Einrichtung beauf-

Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

tragt und als Lehrer der beiden Hauptfächer,Mineralogie und Bergbaukunde, eingesetzt wor-den . Seine Hauptverpflichtungen lagen aber aufanderen Gebieten im Berg- und Hüttenwesen,weshalb er seine Vorlesungen an der Bergakade-mie nur in den Winterhalbjahren halten konnte .In der warmen Jahreszeit hatte er dienstlicheReisen zu Berg- und Hüttenwerken und Berg-ämtern in den preußischen Gebieten auszufüh-ren . Sein bereits im ersten Teil des Artikels ab-gebildetes Porträt, das ihn in der Uniform derpreußischen Bergbeamten zeigt, ist nicht zurZeit der Bergakademiegründung entstanden,sondern einige Jahre später, frühestens im Jahre1786, da die Initialen auf der Schulterklappeseiner Uniform auf den König Friedrich Wilhelm11 ., dessen Regierungszeit 1786 begann, hinwei-sen .3 In diesem Jahre wurde er in die höchsteStufe, die ein Beamter aus dem bürgerlichenStand erreichen konnte, das heißt zum Ge-heimen Ober Finanz-, Krieges- und Domainen-Rates befördert .4

Die Vorlesungen Gerhards waren nach einemvon ihm aufgestellten Plan eingerichtet und um-faßten die gesamten Bergwerkswissenschafteneinschließlich Geologie und Mineralogie sowieHüttenkunde und sogar auch Technologie(GSTAB-5 ; Krusch 1904), wie es im ersten Teildieses Artikels bereits erwähnt ist . Über den Be-such seiner Vorlesungen im ersten Jahr ist be-kannt, daß sich unter seinen 22 Zuhörern auchetliche Beamte befanden. Es ist zwar nicht über-liefert, daß Gerhard Anschauungsmaterial in sei-nen Vorlesungen verwandte, jedoch erscheintdies nicht zweifelhaft, soweit es um die Vermitt-lung von Kenntnissen über Minerale sowie vorallem um ihre Erkennung und Unterscheidungging . Da er ein eifriger Mineralsammler war,sbesaß er hierfür geeignetes Material in seineneigenen Beständen, aber auch die Sammlung desBerg- und Hüttenwesens hat ihm zweifellos zurVerfügung gestanden .

Gerhard sorgte auch für Lehrbücher und zwarfür die geologisch-mineralogischen Teile seiner

3 Die im Jahre 1777 unter König Friedrich 11 eingeführte Uniform der Berg- und Hütten- �Offizianten" bestand nach Nico-lai (1786) �in braunen Röcken mit strohgelben Aufschlägen, Kragen, Westen und Beinkleidern" und war durch �Epaulettenmit dem Namenszug des Königs" vervollständigt . Letzterer lautete F[riedrich] R[ex] und wurde nach dem Regierungswechselbeim Tode Friedrichs 11 . im Jahre 1786 in F[riedrich] W[ilhelm] R[ex] geändert.

4 Der Titel weist auf die Zugehörigkeit zum Generaldirektorium hin, das die ausführliche Bezeichnung �Geheimes OberFinanz-, Krieges- und Domainen-Direktorium" führte .

s Gerhards Betätigung als Mineralsammler ist mehrfach in der Literatur (u . a . Nicolai 1786; Sander 1784) erwähnt unddurch den noch zu erwähnenden Sammlungsverkauf im Jahre 1781 (Krusch 1904) belegt sowie durch seinen Versuch, im Jahre1798 eine weitere Sammlung an die Berliner Akademie der Wissenschaften zu verkaufen (ABBA-6) . Besonders veranschau-licht dies jedoch ein Brief, den Gerhard am 5 . 9.1783 aus Schmiedeberg in Schlesien an den Bergrat Nikolaus Joseph Edlervon Jacquin (1727-1817) in Wien gesandt hat, worin er eingehend über schlesische Minerale, die er bieten könne, berichtetund seine Wünsche an ungarischen und Kärntner Mineralen nennt (AHUB-1) .

Page 3: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt. Mus. Nat.kd. Berl ., Geowiss. Reihe 2 (1999)

5

(yJ_PE r. rE,s . IYt-f '-

on., .H..

ea.r c~ge

A, .'r~.,,ida c_1_0_'f

tw " .

SPECIES . V~~'

Po1~ud

~rt.z . ra . ca~ u"s'

tit~1'vp 4~ti ~

e-'itw,t, -

Vorlesungen, in denen er seine Ansichten genau-er ausführte (Gerhard 1773/76, 1781/82 und1786). Er behandelte darin auch die einzelnenMinerale . In seinem ersten Lehrbuchpaar war erdamit allerdings nicht weit gekommen und hattenur die Minerale der Stein- und Erdarten vorge-stellt . Im zweiten sogar noch etwas weniger weitund der vorgesehene 3 . und 4. Band blieb aus.Erst sein Lehrbuch von 1786 behandelte auchdie Salze, die brennbaren Minerale und die Erzesowie Metalle und ist dadurch vollständig . Man-che von Gerhard benutzten Mineralnamen wirk-ten recht eigenwillig, auch wenn man natürlichberücksichtigen muß, daß die Normung der Mi-neralnamen noch in weiter Ferne lag. Unter an-derem führte er 1773 den Begriff �Glasspat" fürBergkristall und Edelsteine ein, so daß zum Bei-spiel Rubin bei ihm als �Roter Glasspat" auftritt,was er aber dann wieder fallen ließ . Dagegen be-hielt er den Begriff �Wasserstein (Porus)", der

Fig. 1 . a) Eine Seite aus der kalligraphischen Ausführung des Katalogs der Sammlung Gerhards, Eintragungen von Kalkspat-objekten (Gerhards �Wasserstein"-Arten). Original im Mineralogischen Institut der Humboldt-Universität Berlin. - b) Kalk-spat von der Grube Samson in St . Andreasberg, Originalgröße 56 cm (Photo Frau H. Nier), mit altem Original-Etikett vonunbekannter Hand . - Wahrscheinlich aus der Sammlung Gerhards, passend zu den Beschreibungen im Katalog Gerhards

zuvor für Wasserabsätze wie Stalaktiten und ähn-liches verwendet worden war (Wallerius 1750),weiterhin bei. Er dehnte ihn auf kristallinenKalkspat aus und bildete für jede der zahlrei-chen Kristallformen des Kalkspates eine beson-dere Wasserstein-Bezeichnung (vergl . hierzuFig. 1a und b) . Die Einführung dieses Namensmotivierte er später damit, daß er auf diese Wei-se von der Verwirrung bei dem damals so häufiggebrauchten Worte Spat �einmal wenigstens" ab-kommen wollte (Gerhard 1782) . Dennochkommt bei ihm die Bezeichnung Spat sehr häu-fig vor, sogar als Gruppenname für gipsartigeMinerale, zu denen auch die verschiedenen Aus-bildungen des erst spät als solchen erkanntenSchwerspates (Baryt) gehörten . Auffallend istauch, daß Gerhard in seinen Büchern aufSchmelzversuche an Mineralen, die er in ver-schiedenen Tiegeln durchführte, ausführlich ein-geht, wobei er die Reaktion der Minerale mit

Page 4: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

der Wand der verschiedenen Tiegel besondersbeachtete .

Demgegenüber treten Gerhards Bemühungenzu gedanklicher Durchdringung von Beobachtun-gen an Mineralen und Gesteinen in seinen Bü-chern deutlicher hervor und nach R. Dabers Ein-schätzung brachten vor allem die BeobachtungenGerhards an Torfen und Kohlen neue Erkennt-nisse über deren Entstehung, wodurch er seinenZeitgenossen um 100 Jahre voraus war (Daher1970). Gerhard trat auch als Übersetzer französi-scher (und lateinischer) Schriften hervor. Wiedie meisten seiner Generation, war und bliebGerhard ein Vulkanist, was ihn in Gegensatz zudem entstehenden Neptunismus des FreibergerMineralogen Abraham Gottlob Werner (1749-1817) brachte, der sich 1775 vom Vulkanismusabgewandt hatte . Später war sich Gerhard hin-sichtlich der Basaltentstehung allerdings nichtmehr so sicher (Gerhard 1797) . In der BerlinerAkademie der Wissenschaften war Gerhard be-ständig aktiv und äußerte sich dort regelmäßig inVorträgen und Abhandlungen zu verschiedenenmineralogischen und geologischen Themen . Daßer von der Akademie keine �Pension" bezog,stellt keinen Widerspruch dar und war nicht un-gewöhnlich, bezog er doch als Beamter im Berg-und Hüttendepartement ein Gehalt. Mit denJahren rückte er in der Hierarchie der Akademieauf und war in der Franzosenzeit 1807 interimi-stischer Direktor der Akademie (Harnack 1900).

In der Gesellschaft naturforschender Freundein Berlin konnte Gerhard nicht recht Fuß fassen,obwohl ihm daran gelegen war . Diese Gesell-schaft war eine private Gründung des Jahres1773, in der sich einige naturkundlich interes-sierte Berliner um den Arzt Friedrich HeinrichWilhelm Martini (1729-1778) zum Zwecke derErweiterung ihrer Bildung in Naturkunde durchgemeinsame Anstrengungen zusammengeschlos-sen hatten . Durch ihr regelmäßiges Gesell-schaftsleben, das sich in den ausführlich geführ-ten Tagebüchern widerspiegelt (HHMfN-1), und

Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

durch ihre unter wechselnden Titeln herausgege-bene Zeitschrift erlangte die Gesellschaft etlicheJahrzehnte lang auch für die GeowissenschaftenBedeutung .6 Die Gesellschaft bestand aus einemengeren Kreis von 6 bis später maximal 12 or-dentlichen Mitgliedern aus Berlin, die reihum alsDirektoren fungierten und gewissermaßen denVorstand bildeten, und nahm außerdem aus-wärtige Mitglieder auf, von denen sie Beiträgebesonders in Form von Geschenken für ihreBibliothek und ihre naturkundliche Sammlungerwarten konnte . Zusätzlich zog die Gesellschaftweitere Berliner ohne Begrenzung der Anzahlals sogenannte �Ehrenmitglieder" hinzu . Ger-hard besaß aber offenbar gewisse Eigenheiten,die seinem Rufe schadeten, wozu es einige Stim-men subjektiver und objektiver Art gab, unteranderem von dem auch im Berg- und Hüttenwe-sen tätig gewesenen Karl Freiherr vom und zumStein (1757-1831), der sich über ihn u . a . wegenseiner kleinlichen Gewinnsucht in Briefen hartäußerte (Botzenhart 1957), und eben auch vonder Gesellschaft naturforschender Freunde zuBerlin, so daß er erst im Jahre 1783 zum Ehren-mitglied gewählt wurde.

König Friedrich II . hatte inzwischen, nachdemsein Versuch mit J . H. G. v. Justi im Jahre 1771ungünstig ausgelaufen war (s . den 1 . Teil diesesArtikels), wieder für eine sachkundige Leitungdes Berg- und Hüttenwesens gesorgt und imJahre 1775 mit Jacob Siegismund Waitz Freiherrnvon Eschen (1698-1776) einen ausgewiesenenFachmann, der zuvor in hessischen Diensten tä-tig gewesen war, als Minister für das Generaldi-rektorium gewonnen (GSTAB-8). Eine Auswir-kung auf die Bergakademie hat sich daraus aberanscheinend nicht ergeben, auch starb Waitz be-reits nach kurzer Zeit . Anders verlief es, als esdem König gelang, als Nachfolger für Waitz denGründer der Freiberger Bergakademie, FriedrichAnton Frh . von Heinitz (Heynitz) (1725-1802) 8

als Minister zu berufen und ihn zugleich alsOberberghauptmann und Chef des Berg- und

6 Die nach 2 1/a Jahrhunderten noch aktive Gesellschaft betätigt sich heute vorwiegend auf biologischem Gebiet .Die Wahl Gerhards als Ehrenmitglied der Gesellschaft naturforschender Freunde erfolgte erst, als Minister Heinitz hatte

wissen lassen, daß er nicht abgeneigt sei, zugleich mit Gerhard in die Gesellschaft aufgenommen zu werden, was für Heinitz(der aber danach nicht am Leben der Gesellschaft teilnahm) ohne Formalitäten geregelt wurde, bei Gerhard jedoch einegeheime Wahl erforderlich machte, die mit 7 positiven zu 4 Gegenstimmen recht mager ausfiel . Die geringe Beliebtheit Ger-hards in dieser Gesellschaft ging u . a . darauf zurück, daß er im Jahre 1777, als er noch kein Mitglied war, eine Sendung fürdiese Gesellschaft, die ihm vom Professor der Naturgeschichte in St. Petersburg, Anton Johann von Güldenstädt(1745-1781), zur Weiterleitung zugesandt worden war und aus Mineralen, Schriften und zoologischen Objekten bestand, fürsich behalten und davon erst, nachdem es offenkundig geworden war, durch Vermittlung des mit ihm befreundeten ordentli-chen Mitgliedes Johann Gottlieb Gleditsch (1714-1786) wenigstens die Schriften (Zeitschriftenbände sowie Bücher von Euler,Lehmann, Linn6 u . a .) herausgegeben hatte (HHMfN-1 vom 28 . 1 . und 25 . 2.1777) . Gerhard verhielt sich außerdem in denAugen der ordentlichen Mitglieder aufdringlich, indem er wiederholt zu früh zu den wöchentlichen Versammlungen erschien .Er war dadurch in die Vorstandssitzungen geraten, die deshalb abgebrochen werden mußten (HHMfN-1) .

Page 5: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt . Mus. Nat.kd . Berl ., Geowiss . Reihe 2 (1999)

Fig . 2 . Friedrich Anton Freiherr von Heinitz (1725-1802),Porträt nach einem Gemälde von Henriette Felicitd Tassaert,Stich von Halle . - Heinitz ist als preußischen Minister darge-stellt, mit Insignien seiner Hauptaufgaben als Chef des Berg-und Hüttenwesens und der Porzellanmanufaktur sowie alsCurator der Akademie der Künste. - Original in der Bildnis-sammlung des Museums für Naturkunde in Berlin

Hüttendepartements einzusetzen (GSTAB-9)(Fig . 2) . Heinitz war ursprünglich Bergbeamterim braunschweigischen Unterharzer Bergbau ge-wesen, zuletzt deren Leiter . Seit dem Jahre 1764gehörte er als Generalbergkommissar der Regie-rung von Sachsen an. Als solcher hatte er zusam-men mit dem Freiberger OberberghauptmannFriedrich Wilhelm von Oppel (1720-1769) im

Jahre 1765 die sächsische Bergakademie in Frei-berg gegründet. Nach Meinungsverschiedenhei-ten mit dem sächsischen Herrscherhaus über diesächsischen Salzwerke hatte er aber im Jahre1774 den sächsischen Staatsdienst verlassen undwar privat auf Reisen nach Paris und zu denBerg-, Hütten- und Maschinenbetrieben Eng-lands gegangen . Am 9. 9.1777 folgte er schließ-lich dem Rufe des preußischen Königs Fried-rich II . Nach W Schellhas (1972) war Heinitz�einer der größten deutschen Staatswirte des18 . Jahrhunderts und der bedeutendsten Berg-leute Preußens" . Ihm ist der alsbaldige Aufstiegdes preußischen Bergbaus zu verdanken . Auchdie Berliner Bergakademie profitierte davon, daer sogleich nach seinem Dienstantritt im Herbst1777 Änderungen einführte. Sie betrafen vor al-lem die Einrichtung von praktischen Unterrichts-abschnitten, die bis dahin fehlten und nun anBergämtern und an Berg- und Hüttenwerkeneingerichtet wurden, zuerst am Bergamt Rothen-burg (Krusch 1904) .

Eine weitere Änderung, die Minister Heinitzbei seinem Amtsantritt durchsetzen wollte, ge-lang ihm zunächst nicht . Es war der Versuch derGewinnung des bedeutenden schwedischen Mi-neralogen und Montanwissenschaftlers JohannJakob Ferber (1743-1790) als Bergbeamten fürdas preußische Berg- und Hüttendepartementund als Lehrer für die Berliner Bergakademie,an der er ein Kollegium über Bergwerkswissen-schaft halten sollte (Ischreyt 1874, Hoppe 1995).Zwar hatte König Friedrich Il . im Jahre 1770 derBerufung zugestimmt und eine Besoldung ausdem Fonds der Akademie der Wissenschaftenvorgesehen, aber aus unbekannten Gründen zogsich die Realisierung jahrelang hin und verliefschließlich ergebnislos.9

Gerhard blieb deshalb weiterhin mit der Leh-re in Mineralogie und Bergbaukunde an derBergakademie betraut . Im Jahre 1779 hatte er12 Hörer. In den letzten Jahren seiner Tätigkeitan der Bergakademie wurde er noch mit derAufsicht über die Bergeleven und Bergkadetten

a Die Schreibweise des Namen Heynitz/Heynitz ist in der Literatur uneinheitlich . Was den hier gemeinten Friedrich AntonFrh . von Heinitz betrifft, gibt es zumindest für die Zeit, in der er preußischer Minister und Chef des Berg- und Hüttenwesenswar, das heißt von 1777 bis zu seinem Tode im Jahre 1802, keinen Zweifel daran, daß er sowohl privat wie dienstlich aus-schließlich die Schreibung Heinitz verwendet hat . Auch seine Witwe benutzte diese Schreibweise. Die Bevorzugung der ande-ren Variante rührt von seiner Verwandtschaft her . Für die spätere Zeit war offenbar besonders wirksam, was C. Schiffner(2. Bd ., 1938) verzeichnet hat : �Heynitz ist die jetzt von der Familie angenommene Schreibweise" . Dies kann aber für einehistorische Betrachtung nicht als relevant angesehen werden .

9 Auch A . Harnack (1900) erwähnt in seiner Geschichte der Akademie die nicht geglückte Berufung, kennt aber ihreGründe nicht . Akten darüber wurden weder im Akademiearchiv noch im Staatsarchiv gefunden . Nur die Briefe Ferbers anE Nicolai (Ischreyt 1974) geben darüber ausführlich und überzeugend Auskunft . - Ferber selbst führte den Verlauf auf Wi-derstände in der Akademie zurück und urteilte schließlich in einem Brief an E Nicolai vom 15.1.1780 mit den Worten : �Siehaben wohl recht, wenn sie glauben, daß die Akademie meine Sache verhunzt hat." (Ischreyt 1974 ; Hoppe 1995) .

Page 6: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

8

beauftragt, d . h . über die Studierenden, die fürden Staatsdienst ausgebildet wurden und deshalbeine Unterstützung aus der Bergelevenkasse er-hielten . Auch erweiterte er sein Vorlesungspro-gramm durch ein �technisches Collegium in Hin-sicht auf die Berg- und Hüttenprodukte" .Auf Gerhard geht auch die Anschaffung einer

Lehrsammlung für die Bergakademie zurück .Hierzu kann man aus einem von dem Reise-schriftsteller und Naturkundler Heinrich Sander(1754-1782) publizierten Bericht über seinenBesuch in Berlin im Jahre 1780 (Sander 1784)entnehmen, daß Gerhard eine 4000 Stück umfas-sende Sammlung besaß, die er ihm zeigte undmitteilte, daß er von Minister Heinitz alles be-käme und daß er die Sammlung verkaufen wolle,und zwar ä la Tontine,'° d . h . gegen eine Leib-rente auf Lebenszeit . Im Jahr darauf konnteGerhard dann tatsächlich diese Absicht verwirk-lichen . Das Berg- und Hüttendepartement gingauf sein Angebot ein und kaufte die Sammlunggemäß eines Kontraktes vom 12. 7.1781 gegeneine Leibrente von jährlich 200 Talern (Krusch1904) . Ein in zwei Ausführungen erhalten geblie-bener Katalog, einer davon kalligraphisch ausge-führt (Fig . 1a und b), gibt über die Sammlungausführlich Auskunft." Die Sammlung lehntesich an Gerhards Lehrbücher an und war syste-matisch nach Mineralen und Gesteinen aufge-baut . Offenbar ergänzte sie die Sammlung desBerg- und Hüttendepartements und diente alsDemonstrationsmaterial für die Durchführungdes mineralogischen Unterrichtes, den Gerhard,wie in Berlin der damaligen Zeit meist üblich,im eigenen Hause abhielt.

Die Tätigkeit Gerhards für die Bergakademiefand kurz nach dem Tode von König Friedrich II .ein Ende, als er in die höchste Stufe der Beam-tenlaufbahn mit dem Titel �Geheimer Ober-Fi-nanz-, Krieges- und Domänenrat" befördert wur-

Hoppe, G ., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

de . Trotz des anscheinend irreführenden Titels,der von der vollen Bezeichnung des General-direktoriums abgeleitet ist, gehörte er aber wei-terhin dem Berg- und Hüttendepartement unterMinister Heinitz an . Später überarbeitete er seinBuch von 1786 nochmals und brachte es als�Grundriß eines neuen Mineralsystems" heraus(Gerhard 1797), als er schon ein Jahrzehnt nichtmehr in der Bergakademie lehrte, ohne es aller-dings nochmals als Lehrbuch, wie das ursprüng-liche, zu deklarieren . Daß Gerhard nicht zu brei-terer Wirksamkeit gekommen ist, obwohl er inmanchem seiner Zeit voraus war, kann manwohl zum Teil auf die sich sehr ausbreitendeLehre Werners zurückführen, die sich zur herr-schenden Zeitströmung entwickelt hatte.12

Johann Jacob Ferber als Bergbeamter in Berlin(1786 bis 1790)

Die Bekanntheit Johann Jacob Ferbers (Fig . 3)beruhte auf den zahlreichen Bücher, die er überdie Ergebnisse seiner Forschungsreisen in mehre-ren Ländern Europas herausgebracht hat . Er hatdiese Reisen von seiner Heimat Schweden aus,wo er zum Mineralogen und Bergbeamten aus-gebildet worden war, in den Jahren von 1765 bis1770 ausführen können . Insgesamt sind 9 Büchererschienen, das bekannteste davon behandelte�Wälschland", also Italien (Ferber 1773), wo erauch einen aktiven Vulkan und ältere vulkanischentstandene Gesteine kennenlernte. Ferber schil-dert in den Büchern seine Beobachtungen überdie Gesteine und über die mineralogisch-lager-stättenkundliche Beschaffenheit der betreffendenLänder, in denen er vor allem die Gebirgs- undBergwerksgegenden besucht hat, und dokumen-tiert zugleich auch den aus der betreffenden Li-teratur entnommenen Stand der Kenntnisse, den

io Unter einer Tontine, benannt nach dem Initiator, dem italienischen Bankier L . Tonti im 17 . Jahrhundert, verstand maneine Leibrentengesellschaft. Später kamen unter dem gleichen Namen auch andere Leibrentenanlässe in Mode. Im vorliegen-den Fall wurde der Verkauf zur Gründung einer Tontine benutzt.

1 ' In die authentische, normal geschriebene Ausführung des Kataloges hat der Oberbergrat Friedrich Philipp Rosenstiel(1754-1832) am 12 . und 13.5.1781 die Ergebnisse der vorgenommenen stückweisen Überprüfung eingetragen . Danach um-faßte die Sammlung insgesamt 3218 Stück . Einige festgestellte Unstimmigkeiten konnten von Gerhard teilweise durch andereStücke ausgeglichen werden . Der kalligraphisch ausgeführte Reinschriftkatalog weicht bei manchen Kategorien etwas vondem authentischen Katalog ab und stellt einen etwas früheren Entwicklungszustand der Sammlung und der Ansichten Ger-hards dar . Die Kataloge stammen nicht von der Hand Gerhards, sondern von der Hand mehrerer Schreiber . Dasselbe trifftoffenbar auch für die Etiketten der Stücke der Gerhard-Sammlung zu, obwohl dies sehr viel schwieriger zu ermitteln ist, dasich die Zugehörigkeit zur Sammlung Gerhards nicht mehr sicher feststellen läßt (Herrn Kustos Dr . Gert Wappler wird auchhier für seine Bemühungen gedankt) .

12 Werner hat sich recht negativ zum 1 . Teil von Gerhards Lehrbuch (Gerhard 1781) in einer höchst kleinlichen Kritikgeäußert (Werner 1781/82 ; Grunewald, U. & Guntau, M . 1967) . Diese erschien zwar anonym, dürfte aber wohl nach Inhaltund Stil leicht als eine Werner-Meinung erkennbar gewesen sein . Gerhard geht im 2 . Teil seines Lehrbuchs (Gerhard 1786)hierauf kurz ein, lehnt es aber ab, sich auf solche Streitigkeiten einzulassen . Er läßt auch nicht erkennen, ob er den Autorerraten hat .

Page 7: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt . Mus. Nat.kd . Berl ., Geowiss . Reihe 2 (1999)

Fig. 3 . Johann Jacob Ferber (1743-1790), Porträt nach einerZeichnung von Kinecke, Stich von Halle . Ferber ist als preu-ßischer Oberbergrat dargestellt. - Original PorträtsammlungDeutsche Staatsbibliothek Berlin

er mit der eigenen Anschauung kritisch ver-glich. 13 Ferber war zu seiner Zeit einer der be-deutendsten Mineralogen und Geologen und hatdie �Reisegeologie" auf einen hohen Stand ge-bracht . Er ist dadurch ein wichtiger Vorläufervon Alexander von Humboldt (1769-1859) undvon Leopold von Buch (1774-1853), deren Be-mühungen dann den Übergang zur modernengeowissenschaftlichen Detailuntersuchung imGelände vollzogen . Neben den Büchern überseine Reiseergebnisse brachte Ferber auch Bü-

eher zu speziellen geowissenschaftlichen Themenheraus . 14

Der Fehlschlag des Jahres 1777 bei dem Ver-such, Ferber nach Berlin zu holen, hatte denMinister Heinitz keineswegs von dieser Absichtabgebracht . Im Gegenteil wartete er auf dienächste Gelegenheit, um sein Vorhaben dochnoch zu realisieren . Die hohe Meinung, die sichMinister Heinitz von Ferber gebildet hatte, warjedenfalls nicht geringer geworden . Sie beruhtezweifellos zum Teil auf Ferbers Produktivität, dieihm in ganz Europa einen Namen verschaffthatte und die auch nach 1777 gleich groß geblie-ben war . Sie geht aber auch auf persönliche Be-kanntschaft zurück, die bereits zustande gekom-men sein dürfte, als Ferber sich im Jahre 1765,nachdem seine Ausbildung in Schweden beendetwar, etwa zur Zeit der Gründung der FreibergerBergakademie, einige Zeit bei dem sächsischenBerghauptmann Eugenius Karl Pabst von Ohain(1718-1784) in Freiberg aufgehalten hatte.Ferber war damals noch an weiteren Orten ge-wesen, um seine Bildung zu vervollkommnen, soim gleichen Jahr in Berlin bei den bekanntenChemikern Johann Heinrich Pott (1692-1777)und Andreas Sigismund Marggraf (1709-1782) .Er hatte sich auch mit anderen Berlinern be-kannt machen können . Als dann im Jahre 1773der Arzt F H. W Martini die Berliner Gesell-schaft naturforschender Freunde gründete undFerbers erstes Reisewerk vorlag, erinnerte mansich in dieser Gesellschaft sogleich an ihn undnahm ihn bereits am 14.9.1773 als auswärtigesMitglied auf (Hoppe 1990) .

Seit 1775 war Ferber dann als Professor derPhysik und Naturgeschichte in Mitau bei Rigaan der gerade gegründeten Akademia Petrina tä-tig. Er mußte allerdings seine Reisetätigkeit bisauf eine Reise durch Polen aufgeben, hatte aberin Mitau die Gelegenheit, seine Reisebücher zuproduzieren. Wegen des in ihnen erkennbarenhohen Bemühens um Objektivität und kritischerLiteraturbenutzung brachten sie ihm das ehren-volle Angebot zur Mitarbeit an dem bekannten,von Friedrich Nicolai (1733-1811) herausgege-benen Referierorgan, der �Allgemeinen Deut-schen Bibliothek" (Nicolai 1765-92) ein, auf das

13 In den 9 Bücher von seinen Reisen behandelte Ferber : 1773 Italien ( �Wälschland"), 1774 Idria (Hg-Bergwerk), 1774Böhmen, 1776 die Pfalz, 1776 Derbyshire, 1778 verschiedene Länder (Böhmen, Sachsen, England), 1780 Ungarn, 1784 Kur-land und 1789 Neuchätel und angrenzende französische Gebiete. Posthum erschienen noch zwei Bücher über Reisen in Eng-land und Schottland (1793) und in Polen (1804) (Hoppe 1995) .

14 Es sind Bücher über das Amalgamationsverfahren zur Aufbereitung von Edelmetallerzen (2 Bücher, 1787), über dieHypothese der Verwandlung mineralischer Körper (1788) und über mineralogische Briefe des Dresdener MineralsammlersJ. F. v. Racknitz (1789) .

Page 8: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

1 0

er, wie sein Brief vom 17.12. 1775 an Nicolai(AHUB-2; Hoppe 1995) zeigt, sehr gern einging.Über diese Tätigkeit, die er zeitweilig intensivbetreiben konnte, gibt der weitere umfangreicheBriefwechsel mit Nicolai (Ischreyt 1974) ausführ-lich Auskunft .15 Ferber übernahm in NicolaisZeitschrift die Referierung der Neuerscheinun-gen auf geowissenschaftich-montanistische Ge-biet und lieferte insgesamt 80 Rezensionen, diein den Jahren von 1778 bis 1787 erschienen sind(Hoppe 1995) . 16 Auch verband ihn mit Nicolaibald eine enge Freundschaft.Nachdem sich im Jahre 1777 die Anstellung in

Berlin nicht hatte realisieren lassen, nahm Fer-ber schließlich im Jahre 1783 den Ruf an dieAkademie in St. Petersburg als Professor der Mi-neralogie an, was ihm größere Wirkungsmöglich-keiten eröffnete und ihn finanziell erheblich bes-ser stellte. Dennoch befriedigte ihn seine neueStellung aus mehreren Gründen nicht, wie erE Nicolai in Briefen anvertraute (Ischreyt 1974,Hoppe 1995). So erhielt er für eine fünfmonatigeReise im Jahre 1785, die ihn nach Schweden undnach Berlin führte, keinen bezahlten Urlaub,auch war das Klima seiner Gesundheit abträglichund schließlich erschwerten die langen Laufzei-ten der Briefpost zwischen Berlin und St . Peters-burg und deren jahreszeitliche Unterbrechungendie Teilnahme an Nicolais Referierorgan ganz er-heblich . So ist es verständlich, daß er immernoch sehnsüchtig nach Berlin blickte .Am Ende des Jahres 1785 besserten sich die

Chancen für Ferbers Berufung. Minister Heinitzließ durch Oberbergrat Rosenstiel über Nicolai,der den Kontakt zu Ferber bereitwillig herstellteund aufrechterhielt, anfragen, ob er noch aneiner Berufung interessiert wäre, worüber dieseraber keinen Zweifel ließ und begeistert zu-stimmte. Zugleich hatte Minister Heinitz insAuge gefaßt, Ferber zu einer im Jahre 1786 imungarischen Schemnitz stattfindenden Aufberei-

Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

tungskonferenz zu senden . Dort sollte das vondem bekannten österreichischen MineralogenIgnaz v. Born (1742-1791) erfundene Amalga-mationsverfahren zur rationelleren Edelmetall-aufbereitung demonstriert und beraten werden .In Preußen war man offenbar daran interessiert,wollte aber dieses Interesse nicht öffentlich er-kennen lassen . Deshalb mußte Ferbers Reise alsPrivatreise getarnt und alles mit größter Geheim-haltung betrieben werden. 17 Allerdings war diesauch wegen erneut zu befürchtender Intrigen ge-gen Ferbers Berufung in Berlin notwendig. Eini-ge der danach geschriebenen Briefe Ferbers anNicolai spiegeln den Versuch der Verschleierungdurch die Verwendung von Decknamen, Um-schreibungen und andere Vorkehrungen an-schaulich wieder (Ischreyt 1974) . Ferber hieltaber sehr bald die noch nötige Wartezeit nichtaus und reiste, da er sich von seinem Amt inSt . Petersburg trotz sehr günstiger Angebote, dieihn zum Bleiben ermuntern sollten, schon zum1 .3 . 1786 frei machen konnte, sogleich danachwie ein Abenteurer mit Frau und Kind sowie mitseiner ganzen Habe von St . Petersburg zunächstnach Mitau ab . Nach vielen Unbilden der Witte-rung und der Schnee- und Eisverhältnisse kamer Anfang Mai in Berlin an, mußte aber dort in-kognito auftreten, da die Ernennung noch nichtdurchsetzbar gewesen war, und wurde mit seinerFamilie sogleich auf die weitere Reise geschickt .Ferber nahm dann an der Veranstaltung inSchemnitz teil, bei I. v. Born, mit dem er seitlangem gut bekannt war, und hat später darüberberichtet (Ferber 1787a, 1787b) . Am 17.8 . 1786verstarb König Friedrich II. und die Hoffnungauf Genehmigung der Berufung Ferbers richtetesich nun auf den Thronfolger . Ferber mußte im-mer noch fern von Berlin warten und hielt sichlängere Zeit in Freiberg auf. Am 1. 11 . 1786 un-terzeichnete schließlich König Friedrich WilhelmII . zwei entsprechende Kabinettsorder. 18 Glück-

15 H. Ischreyt (1974) gibt insgesamt 61 Briefe Ferbers aus den Jahren 1776 bis 1786, deren Originale sich im GeheimenStaatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin befinden, in vollem Wortlaut mit ausführlichen Kommentaren wieder .

16 Entsprechend der Gepflogenheiten in Nicolais Zeitschrift erschienen die Referate anonym, nur mit einer wechselndenChiffre signiert, um die Referenten, wie damals offenbar nötig, vor Angriffen der Buchautoren zu schützen. Da vom Enkelund Nachfolger Nicolais, G . Parthey, später die verwendeten Chiffren aufgelistet und offengelegt worden sind, ließen sichFerbers Rezensionen identifizieren (Hoppe 1995) .

Auf ähnliche Weise war auch der Technologie- �Transfer" (Weber 1975) des Dampfmaschinenbaus aus England nachPreußen im Jahre 1778 durch eine Reise, an der Carl Friedrich Bückling (1758-1812) wesentlich beteiligt war, von MinisterHeinitz eingefädelt worden .

1s Die Anstellung als Akademiemitglied erfolgte auf Grund der Kabinettsorder vom 1 . 11 . 1786 (in französischer Sprachemit der Unterschrift �Frd Guillaume") (ABBA-7) . Von einer weiteren Kabinettsorder vom Tage darauf, wonach Ferber alsBergrat in preußische Bergdienste angenommen wurde, berichtet ein Schreiben des Ministers v. Heinitz an die Akademie derWissenschaften (ABBA-8) vom 3 . 11 . 1786 . Ferber hielt dann Anfang Dezember 1786 - nun als Oberbergrat - die Antritts-rede in der Akademie, in der er über die in Ungarn kennengelernte Amalgationsmethode sprach (Königl .-privileg. BerlinischeZtg. vom 9.12.1786) .

Page 9: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt. Mus . Nat.kd . Berl ., Geowiss. Reihe 2 (1999)

licherweise war es Minister Heinitz möglich ge-wesen, den König zur Unterzeichnung zu bewe-gen, da dieser offenbar noch nicht völlig unterdem Einfluß des Johann Christoph v. Wöllner(1732-1800), seines berüchtigten Beraters undOrdensbruders der Rosenkreuzer, stand . Balddanach stellte sich Wöllner, nachdem er in dieRegierung eingetreten war, als scharfer Gegnerdes noch ganz friderizianisch denkenden undhandelnden Ministers Heinitz heraus, der beiFriedrich Wilhelm 11 . einen überraschend schwe-ren Stand bekam.19

In Berlin trat Ferber nun in der Akademie als(besoldetes) Mitglied auf und hielt am 9 . 12 . 1786seine Antrittsrede, in der er über das Amalgama-tionsverfahren berichtete. Seine nächste Rede inder Akademie, die er im März 1787 über die Er-kennungsmerkmale der vulkanischen Gesteinehielt 20 läßt seine eigentlichen Interessen, diemehr in das Wissenschaftliche gingen, besser er-kennen. Ferber stand auf Seiten der Vulkanisten,gehörte aber zu den gemäßigten und war Streite-reien abgeneigt. Allerdings konnte er aber ernst-haft zur Klärung beitragen, da er die Produkteeines aktiven Vulkans, des Vesuvs, studiert hatteund mit ihnen andere, umstrittene Gesteine ver-glich .

Als Oberbergrat im Berg- und Hüttendeparte-ment erhielt Ferber Aufgaben, die Gerhard, derinzwischen aufgerückt war, innegehabt hatte . Eswar die Aufsicht über die Sammlung und Unter-richt an der Bergakademie . Minister Heinitzhatte ihm schon 1777 angekündigt, daß er einKollegium halten soll . Einzelheiten dazu sindnicht bekannt . Außerdem hatte Ferber weitereAufgaben im Berg- und Hüttendepartement . Inder Gesellschaft naturforschender Freunde nahm

man ihn mit offenen Armen auf und wählte ihnsobald als möglich . Dies geschah am 27.11 .1787als Nachfolger des verstorbenen ordentlichenMitglieds Gleditsch . Ferber empfand seine Berli-ner Position als Erfüllung seines Lebenszielesund ließ seine große Mineralsammlung, die nochin seiner schwedischen Heimatstadt Karlskronastand, nach Berlin kommen. Von Berlin aus wur-de er bereits im Jahr 1788 wieder auf eine Reisezu den preußischen Gebieten in Franken und inder Schweiz gesandt. Außerdem besuchte er wei-tere Gegenden der Schweiz und Frankreichs, waseine offizielle Einladung aus Genf für eine weite-re Reise zu Untersuchungen von Schweizer La-gerstätten zur Folge hatte . Er erhielt in Berlindie Genehmigung dazu und trat diese Reise imMai 1789 an, kam aber nicht wieder von ihr zu-rück, da ihn in der Schweiz am 11 . 9 . 1789 einschwerer Schlaganfall ereilte und seine Aktivitä-ten abrupt und vollständig beendete . Er starb inBern nach langem Krankenlager am 12.4.1790 .

Somit war die große Hoffnung des MinistersHeinitz dahin . Was blieb, war, den Verlust fürFerbers Frau und Tochter zu mildern, was durchKauf der sehr großen, 12000 Stück umfassen-den Sammlung gegen eine Leibrente geschah(Krusch 1904 : 23) . Durch diesen Kauf kam wert-volles Material, das großenteils von Ferbers Rei-sen stammte, in die Sammlung. Zu einer Wieder-einsetzung Gerhards entschloß sich MinisterHeinitz nicht. 21 Und so begann ein drittes Ka-pitel für die Geowissenschaften an der BerlinerBergakademie.

19 Als extremes Beispiel für den Einfluß, den Wöllner, der 1788 zum Minister ernannt wurde, auf König Friedrich WilhelmII . hatte, sei hier auf den Bergwerksschwindel hingewiesen, den Wöllner zusammen mit dem Generaladjutanten des Königs,J. R . v. Bischoffswerder (1741-1803), und anderen einflußreichen Mitgliedern des Rosenkreuzerordens inszeniert hat (Schwe-mann 1921) . Für ein vermeintlich aussichtsreiches Bergwerksunternehmen in der Altmark interessierte Wöllner den Königund vermochte es, den König zur absoluten Ausschaltung des an sich zuständigen Minister Heinitz zu bewegen und sogar eindem König unmittelbar unterstelltes �Immediat-Bergamt" zu gründen . So gelang es, dem König zu verschleiern, daß ein riesi-ges Zuschußunternehmen entstand, das gewaltige Beträge aus dem von Wöllner verwalteten Dispositionsfonds des Königsohne dessen Wissen verbrauchte. Warnungen und Hinweise von Heinitz wurden rigoros unterdrückt. Nach dem Tode Fried-rich Wilhelms II . war es Heinitz's Aufgabe, wieder ordnungsgemäße Zustände herzustellen, was er tat, ohne Klage zu er-heben, obwohl er übergenug Veranlassung dazu gehabt hätte .

2° Im französisch geführten Tagebuch (Registres) der Akademie ist am B . 3 . 1787 vermerkt, daß Ferber in deutscher Spra-che zum Thema �Sur les caracteres des matieres volcaniques" gesprochen hat (ABBA-9) .

21 Gerhard könnte von dem freiwerdenden Akademiegehalt Ferbers profitieren . Im Jahre 1768 hatte er bei seiner Einstel-lung eine Versorgung für seine Tätigkeit im Berg- und Hüttenwesen erhalten (400 Taler), aber keine von der Akademie . Auchein Gesuch um eine Akademiebesoldung, das er am 17.12.1786, einen Monat nach Ferbers Ernennung zum (besoldeten)Akademiemitglied, eingereicht und in dem er auf seine 18jährige Tätigkeit in der Akademie, �ohne einen Groschen Gehalt"erhalten zu haben, hingewiesen hatte (ABBA-10), war ohne Erfolg geblieben . Erst ein erneutes Gesuch, das er zwei Wochennach dem Tode Ferbers vorlegte und in dem er die Übertragung von Ferbers freigewordenem Akademiegehalt an ihn bean-tragte (ABBA-11), wurde anerkannt. Da es aber noch weitere Anwärter für Zuwendungen gab, teilte man Ferbers Gehaltauf, so daß für Gerhard nur die Hälfte des Betrages, 200 Thlr . entfiel (ABBA-12), worüber König Friedrich Wilhelm 111 . am29. 4.1790 eine Kabinettsorder erteilte (ABBA-12) .

Page 10: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

12

Dietrich Ludwig Gustav Karsten in Berlin(1789 his 1810)

Bereits im Jahre 1789 mußte Minister HeinitzErsatz für Ferber sorgen, da dessen Erkrankungso schwer war, daß keine Hoffnung auf Wieder-herstellung bestand . So wählte Heinitz nun denjungen Mineralogen Dietrich Ludwig Gustav22Karsten (1768-1810) (Fig. 4), dessen Werdeganger verfolgt und gesteuert hatte . Durch Gewäh-rung von Stipendien in Form der Ernennungzum Bergeleven und danach zum Bergkadettenkonnte Karsten an der Bergakademie Freibergstudieren . Schon mit 14 Jahren war Karsten inFreiberg aufgenommen worden . Er entwickeltesich dort zu einem gelehrigen und treuen Schü-ler seines Freiberger Lehrers Werner und über-nahm dessen Lehrmeinung absolut (teilweise so-gar bis hin zu Werners auffälliger Orthographie) .Bereits von 17 Jahren an trat er mit Veröffent-lichungen auf, in denen er die Lehre Wernersvehement verteidigte .23 Während des Studiumsund der Promotion an der Universität Halle wares ihm auch noch möglich, seine Qualifikationdurch die Neuordnung der großen naturkund-lichen Sammlungen des verstorbenen ProfessorsNathanael Gottfried Leske (1751-1786) und Pu-blikation des Kataloges (�Museum Leskeanum",Karsten 1789) nachzuweisen. Den Katalog fürden mineralogischen Teil des Museums Leskea-num hatte Karsten ganz nach den detailliertenVorstellungen Werners erarbeitet, die er nochvor seinem Weggang von Freiberg, als er bei derNeuordnung und dem Katalog der SammlungPabst von Ohains sehr wesentlich beteiligt ge-wesen war, genau kennengelernt hatte. Karstenhatte vielerlei in Leskes Sammlung an Ordnungund Beschriftung zu ändern, da Leske trotz en-ger Freundschaft mit Werner Vulkanist gebliebenwar . Interessanterweise erwähnt Karsten bei denjeweiligen neuen Aussagen aber auch die Mei-nung Leskes. Als dann Werner seinen Pabst-von-Ohain-Katalog nach Jahren herausbrachte(Werner 1791/2), mußte er anerkennen, daß Kar-sten den Beifall des Publikums bereits erhaltenhatte. Dadurch war Karsten, was die Arbeitmit Sammlungen betraf, bereits ein ausgewiese-

Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

Fig. 4 . Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768-1810), Por-trät, Stich von S. Halle. Karsten trägt den Roten Adlerorden,3 . Klasse . - Original Märkisches Museum Berlin

ner Mann (Hoppe 1989a) . Allerdings stand Kar-sten als ausgesprochener Anhänger Werners ge-genüber seinem Vorgänger Ferber, der sich seineMeinungen unabhängig gebildet hatte, in einemmerklichen Kontrast, zudem hatte Ferber nochin seinem vorletzten Lebensjahr Werners Ver-such der Klassifikation der Gesteinsarten einerkräftigen Kritik unterzogen (Ferber 1788) .

Mit dem 21 Jahre alten Karsten, den der Mi-nister Heinitz als Bergassessor nach Berlin andie Berg- und Hütten-Administration berief undihm als Nebenaufgabe die Lehre an der Berg-akademie erteilte, kam nun die Lehre Wernersganz offiziell an die Bergakademie nach Berlin .Karsten mußte, wie schon Gerhard vor fast zweiJahrzehnten, einen Plan seiner Vorlesungen zurGenehmigung vorlegen, was er am 2.12.1789 tat(GSTAB-10) . Er nannte dabei auch die Werke,auf die er sich stützen wollte. Wie zu erwarten,waren es auf dem Gebiete der Mineralogie diedrei der Lehre gewidmeten Schriften Werners

22 Der Rufname Karstens war Gustav.23 Bei einer späteren Gelegenheit wurde Werner der berechtigte Vorwurf gemacht, daß er seine Schüler ausschließlich auf

sich (und gewissermaßen auf seine Unfehlbarkeit) ausrichtete (Veltheim 1793), was speziell auf Karsten zutraf und wovon sichdieser nur ganz allmählich frei machen konnte .

24 Karstens Museum Leskeanum hatte außer dem baldigen Verkauf der Sammlung die erstaunliche Wirkung, daß der Käu-fer durch dieses Werk von der Zweckmäßigkeit der Lehre Werners überzeugt wurde und eine stark veränderte zweite Auflageseines Lehrbuches herausbrachte. Es war der Dubliner Mineraloge Richard Kirwan (1735-1812), den Karsten vor Jahrenwegen seines Lehrbuches kräftig kritisiert hatte (Hoppe 1989a) .

Page 11: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt. Mus . Nat.kd . Berl ., Geowiss. Reihe 2 (1999)

(1774, 1780 und 1787), die er aber zu ergänzenhatte, da sie nur einen Teil der Mineralogie er-faßten .25 Er wollte auch nicht unterlassen, dieSchriften �anderer berühmter Mineralogen" her-anzuziehen und nennt die Namen (hier etwas er-läutert) : 1) den schwedischen chemischen Mine-ralogen Torbern Bergman (1735-1784) mitseiner �Sciagraphia regni mineralis" von 1782, 2)C. A. Gerhard (s. o .), 3) J. J Ferber (s . o .), 4) denfranzösischen Kristallographen Jean BaptisteLouis Rome de 1'Isle (1736-1790) mit seiner�Cristallographie" von 1783, 5) den schwedi-schen Chemiker und Mineralogen Johann Gott-schalk Wallerius (1709-1785) mit seiner insDeutsche übersetzten Mineralogie von 1750 undseinem Mineralsystem von 1781/83 und 6) dendänischen Professor für Naturgeschichte in Ko-penhagen und Oberberghauptmann in NorwegenMorten Thrane Brünnich (1737-1837) mit seinerErweiterung der Cronstedtschen Mineralogievon 1770 . - Durch diese Liste scheint sich be-reits anzudeuten, daß Karsten eine Tendenz zuchemisch und kristallographisch orientierter Mi-neralogie besaß . - Auf dem Gebiet der Berg-bauvorlesung lag die Situation des Lehrmaterialsweit ungünstiger und Karsten konnte nur einanonym erschienenes Werk nennen.

Karstens vorgelegter Plan seines Unterrichtesfand Billigung und es wurden je 4 Unterrichts-stunden in der Woche für die Mineralogie- unddie Bergbaukunst-Vorlesungen festgelegt, wie eineEintragung auf Karstens Plan aussagt (GSTAB-10) . Auch wurde als Ort der Vorlesungen ein ei-gens für diesen Zweck angemietetes Zimmer ge-genüber des Jägerhofes angewiesen. Im Jägerhofselbst, in dem an der Ecke Jäger- und Oberwall-straße, unweit des heutigen Gendarmenmarktesgelegenen Gebäude der Königlichen Bank, warinzwischen die Sammlung des Berg- und Hütten-Departements untergebracht worden, nachdemsie sich zuvor (nach Nicolai 1786) im Hause desMinisters Heinitz befunden hatte .

Die Vorlesungen Karstens begannen noch imWintersemester 1789/90 und hatten 18 bzw. 11Teilnehmer . Wegen seiner weiteren dienstlichen

13

Verpflichtungen, die in der warmen Jahreszeitlängere Abwesenheit mit sich brachten, las Kar-sten auch fernerhin stets im Winter . Von Beginnseiner Tätigkeit an mußte es Karstens Aufgabesein, das vorhandene Anschauungsmaterial ent-sprechend der Lehre Werners zu ordnen undherzurichten . Zum Bestand gehörte, wie schondargelegt, die von Gerhard gekaufte Sammlung.Karsten gab seine eigene Sammlung, wie L. v.Buch (1818) berichtet hat, ohne ein Entgelt zufordern, hinzu und sammelte von nun an nichtmehr für sich privat . Im Bericht über das ersteSemester bittet Karsten um Anschaffung vonKristallmodellen und von weiteren Mineralen .Es kam außerdem zum Kauf der bedeutendenMineralsammlung Ferbers. Die Unterbringungder nun Königliches Mineralienkabinett genann-ten Sammlungen im Jägerhof ließ sich auf 4Räume erweitern, so daß die Vereinigung undBearbeitung des nun schon beträchtlichen Mate-rials einigermaßen möglich war . Auch konntendie Vorlesungen in einem der Sammlungsräumeabgehalten werden .

Karsten entschloss sich zu einer generellenNeuordnung aller Bestände und richtete, wieSchriftstücke von ihm aus den Jahren 1792 und1794 (HHMfN-2)27 erkennen lassen, mehrereTeilsammlungen ein . Er folgte dabei sowohl demVorbild seines Lehrers Werner (1778) als auchzugleich der Ordnung des von ihm herausgege-benen Kataloges der Sammlung Leske (Karsten1789) . Nach heutigem Verständnis waren alleTeile vorrangig als Lehrsammlungen konzipiert.Es waren :1 . die oryktognostische [Mineral-] Sammlung als

wesentlichste Disziplin, bestehend aus :der äußeren Kennzeichen-Sammlung und dermethodischen oryktognostischen [Mineral-]Sammlung,

2 . die geognostische [Gesteins- oder petrographi-sche] Sammlung,

3 . die ökonomische [Lagerstätten-] Sammlungund

4. die mineralogisch geographische [Regional-oder Suiten-] Sammlung.

2s Ein vollständiges Lehrbuch der Mineralogie von Werner gab es nicht (auch später nicht) und die Übersetzung Wernersvon Kronstedts Mineralogie (Werner 1778), die eine eingehende Neubearbeitung darstellte, betraf nur deren 1 . Teil, d . h. nurdie Steine und Erden. Der Umfang der behandelten Minerale war ähnlich, wie in Gerhards Lehrbüchern vor 1786 .

11 Es handelt sich um den von dem sächsischen Oberberghauptmann und Mitgründer der Freiberger Bergakademie Fried-rich Wilhelm v. Oppel (1720-1769) nach einem Manuskript von J. G. Kern bearbeiteten �Bericht vom Bergbau" vom Jahre1772 (Kirnbauer 1973) .

27 Diese Schriftstücke hat Karsten für internen Gebrauch angefertigt, als er auf längere Reisen gehen mußte. Sie dokumen-tieren, in welchem Zustand er die Sammlungen zurückließ . Da die Neuordnung noch unvollendet war, erschien ihm dies not-wendig . Er verwies in diesen Schriftstücken auf verschiedene Möglichkeiten hin, wie bei Unklarheiten Hilfe zu bekommensei, z. B. durch die Kataloge Gerhards oder durch die Herren Gerhard und Rosenstiel selbst .

Page 12: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

1 4

Die instruktivsten Stücke des gesamten Be-standes vereinigte Karsten vor allem in den zweiTeilen der oryktognostischen Sammlung und da-nach in den zwei nächsten Sammlungen. Derhierfür nicht benötigte Rest des Materials wurdezur mineralogisch geographischen Sammlungvereinigt . Eine Besonderheit war die Kennzei-chen-Sammlung, die zum Erlernen der Mineral-erkennung nach den äußerlichen Kennzeichendiente und die für die Lehre Werners besonderstypisch war, wobei die Mineralerkennung nurmit den Sinnen, ohne Hilfsmittel zu benutzen,betrieben wurde und deshalb für die Praxis, auchdie Bergbaupraxis, besonders paßte . Die metho-disch-oryktognostische Sammlung hatte eine sy-stematische Hauptordnung nach Mineralartenund innerhalb der jeweiligen Minerale eine me-thodische Unterordnung, für die �Abänderungen"nach der Systematik der äußeren Kennzeichen .

Durch die beschriebene Verteilung des Ma-terials in Teilsammlungen hob Karsten denursprünglichen Zustand der vereinigten Samm-lungen weitgehend auf, wobei wohl Neuettiket-tierungen notwendig wurden .28 Der von Karstengeschaffene Aufbau der Sammlungen bewährtesich und ist bis heute - mit den im Laufe derZeit erforderlichen Veränderungen - fortgeführtworden, wobei mit Ausweitung der Sammlungender didaktische (Lehrsammlungs-)Charakter teil-weise bis weitgehend zurücktrat und den Bedürf-nissen der sich entwickelnden Forschung mehrund mehr Rechnung getragen wurde .29

Trotz der nach Werner geordneten Unter-richtshilfen war das Fehlen eines vollständigenMineralogielehrbuchs, das auf der Lehre Wer-ners basierte, unbefriedigend . Hinzu kam, daß

Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

selbst die von Karsten in seinem Vorlesungsplangenannten Werke Werners nicht mehr käuflichwaren . An der Freiberger Bergakademie wurdedies im Lehrbetrieb wohl nicht so stark als Hin-dernis empfunden, da dort Aushilfen durch kur-sierende Vorlesungsnachschriften möglich waren,für Berlin erschien dieser Mangel jedoch vongrößerer Bedeutung. Es ist deshalb verständlich,daß der Oberbergrat Friedrich Philipp Rosenstiel(1754-1832), dem die Dienstaufsicht über Kar-sten oblag, an Werner in einem Brief vom19.12.1789 herantrat, um diesen zu bewegen,wenigstens sein Werk über die äußerlichenKennzeichen (Werner 1774) nochmals neu her-auszugeben (SBAF-1),30 da die Bücher Gerhardsfür Karstens Unterricht aus mehreren Gründennicht geeignet erschienen .

In dieser Notlage stellte Karsten im Jahre1791 seine �Tabellarische Übersicht der minera-logisch einfachen Fossilien�31 als Vorlesungshilfs-mittel zusammen (Karsten 1791) und gab sie, dasie in Berlin Anklang fand, im nächsten Jahrnochmals heraus . In diesen großformatigen, abernur wenige Seiten umfassenden Büchern sind dieMinerale (und monomineralischen Gesteine) inder Ordnung des Mineralsystems von Werner auf-geführt . Dies wird ergänzt durch jeweilige Anga-ben, wo die äußere Beschreibung der betreffen-den Minerale nach Werners Verfahren in derLiteratur zu finden ist . Hier zeigten sich erheb-liche Lücken, besonders bei den metallischenMineralen, die Karsten im mündlichen Vortragzu schließen versprach . Schließlich verzeichneteKarsten jeweils die chemische Zusammenset-zung, so weit diese damals bekannt war. So ma-ger diese Tabellen zunächst erscheinen, waren

28 Dies hat Karsten neuerdings Kritik eingebracht (Daber 1998) .29 Zu Näherem muß auf spätere Fortsetzungen verwiesen werden, nur soviel sei gesagt, daß sich in den geowissenschaftli-

chen Sammlungen des Museums für Naturkunde, von Karstens Neuordnung an, nur sachlich aufgebaute, den wissenschaftli-chen Ordnungsprinzipien entsprechende Sammlungen befinden. Die einzigen Ausnahmen sind die berühmten paläobotani-scheu Sammlungen von Ernst Friedrich v. Schlotheim (1764-1832) und von Forstrat Heinrich Cotta (1763-1844) z . T, die alssolche zusammen belassen worden sind .

30 Von diesem Werk war zwar im Jahre 1785 in Wien (Verlag Trattner) eine neue Auflage mit unverändertem Text heraus-gebracht worden, die in die Bibliothek des Bergwerks- und Hüttendepartements und damit in die der Bergakademie gelangtist, aber 1789 scheint im Berliner Buchhandel auch diese Auflage nicht mehr greifbar gewesen zu sein . - Der Wiener Ver-leger Johann Thomas Edler von Trattner (1717-1798) galt übrigens geradezu als König der Nachdrucker (S . Unseld : Goetheund seine Verleger, Insel-Verlag, Frankfurt a . M. und Leipzig, 2 . revid . Auflage 1993, S . 62), der dieses Gewerbe in größtemStil mit kaiserlichem Privileg und finanzieller Unterstützung ausübte (auch ADB, Bd . 38, 1894, S. 499-501) . - Werner hatoffenbar an einer Neuauflage gearbeitet, da er in das Handexemplar seines Werkes von 1774 zahlreiche Verbesserungen ein-getragen hat. Bekannt geworden ist dies dadurch, daß Werners Handexemplar in den Besitz der Universitätsbibliothek Illi-nois, USA, gelangte und für die neueste englische Übersetzung von Werners Werk durch A . V Carrozzi (Werner 1962) ver-wendet wurde. Hierdurch ist man über alle Zusätze Werners unterrichtet (allerdings nicht im Urtext, sondern nur inenglischer Übersetzung) . In seinem Kommentar hat Carrozzi nachgewiesen, daß Werners Verbesserungen aus dem ganzenZeitraum bis nach 1805 stammen . Eine Neuauflage brachte Werner selbst jedoch nicht heraus.

31 Der von Georgius Agricola eingeführte Begriff Fossil umfaßte, seinem Wortsinn entsprechend, ursprünglich alles, wasaus der Erde ergraben werden konnte . Er wurde bevorzugt von Werner und seiner Schule anstelle des Begriffs Mineral (ein-schließlich monomineralisches Gestein) verwendet. Versteinerungen waren unter den Begriffen Fossil oder Mineral, wie z . B.bei Wallerius (1750, 1781/83), einbegriffen . Erst später wurde der Begriff Fossil auf Versteinerungen begrenzt.

Page 13: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt. Mus . Nat.kd . Berl ., Geowiss. Reihe 2 (1999)

sie doch durch Karstens sorgfältige Zusätze einenützliche Hilfe und wurden auch so aufgenom-men.

In diesen Tabellen von 1791/2 findet mannoch kein Wort über Versteinerungen, auchWerner hatte sie in seiner höchst ausführlichenDarstellung der äußerlichen Kennzeichen (Wer-ner 1774) nicht erwähnt . Jedoch waren Verstei-nerungen in der Berliner Sammlung damalsschon vorhanden, wie aus den bereits genannteninternen Schriftstücken Karstens über den Zu-stand der Sammlungen im Jahre 1792 (HHMfN-2) hervorgeht, und zwar ist in der Notiz über dieKennzeichensammlung bei den Abänderungender äußeren Gestalt die Kategorie �fremdartigeGestalt (Versteinerungen)" eingeschaltet, wasohne Vorhandensein solcher Objekte unsinniggewesen wäre. Ursprünglich gab es eine solcheKategorie in Werners Werk von 1774 nicht, aberauch er fügte später die Kategorie �fremde Ge-stalt" in sein Mineralerkennungssystem ein(Werner 1962) . Allerdings kann man diese Ein-ordnung der Versteinerungen nur notdürftig oderprovisorisch nennen . Daß sich Karsten schon in-tensiver mit Versteinerungen auseinander gesetzthat, erkennt man aus seinem Katalog der Leske-Sammlung (Karsten 1789), in dem er die zahl-reich enthaltenen Versteinerungen verzeichneteund nach Gmelin (1777/79) und nach Walch(1762/4) benannte . Auch im Pabst-von-Ohain-Katalog (Werner 1792) sind Versteinerungen er-wähnt, wenn auch, bedingt durch die andere Zu-sammensetzung des Materials, in geringer Zahl .

Die zweite Generation von Karstens Tabellen(Karsten 1800/1808) ist durch zahlreiche Zusätzeund durch eingehende, die Literatur auswerten-de Anmerkungen zu einem wertvollem Fort-schrittsbericht der Mineralogie geworden . t Inihnen konnte sich Karsten hinsichtlich der Be-schreibung der Minerale nun auf inzwischen er-schienene Mineralogielehrbücher von SchülernWerners beziehen . Vor allem aber ist in sie ein-geflossen, was es an Fortschritten der chemi-schen und physikalischen Kenntnis der Mineralegegeben hat, woran es Karsten besonders lag,hatte er doch, noch bevor er nach Berlin kam, ineinem Artikel (Karsten 1788) über die Nachbar-

15

wissenschaften Mineralogie und Chemie ge-äußert, daß �die Chemie der verschwisterten Wis-senschaft fast bei jedem Schritte unentbehrlich"ist .

In Berlin war Karsten an einen Ort mit gro-ßer Tradition in der Pflege der chemischen Wis-senschaften gelangt, wobei nur an die schon im1 . Teil dieses Artikels genannten Chemiker G. E .Stahl und A. S. Marggraf, die beide auch minera-logische Interessen hatten, erinnert sei . Zur ZeitKarstens war es dann vor allem der BerlinerApotheker Martin Heinrich Klaproth (1743-1817), der sich für die Chemie mineralischerKörper interessierte und an ihnen zahlreichequantitative Analysen mit großem Erfolg aus-führte (Dann 1958, Hoppe 1989b). Seine einzelnpublizierten Ergebnisse brachte Klaproth noch-mals gesammelt heraus (Klaproth 1795 bis 1815).Zu ihm hatte Karsten sehr bald Kontakt gewin-nen können, und es stellte sich trotz des erheb-lichen Altersunterschiedes eine freundschaftlicheZusammenarbeit zu beiderseitigem Nutzen ein,so daß Karsten schließlich einer der engsten�Mitarbeiter" Klaproths wurde, wie es ein Bio-graph Klaproths ausdrückte (Dann 1958) . DerNutzen lag auf beiden Seiten, Karsten gewähr-leistete die Sicherheit der Mineraldefinitionenund damit die mineralogische Verwendbarkeitder Daten Klaproths, Karsten übernahm die che-mischen Daten Klaproths in seine Tabellen . Kla-proth ging bereitwillig auf AnalysenwünscheKarstens ein, wofür letzterer Material zur Verfü-gung stellte . Häufiger noch griff Klaproth aberauch auf Material aus seiner eigenen Mineral-sammlung zurück, die er sich für solche Zweckeselbst geschaffen hat . Karsten schätzte KlaprothsSammlung sehr hoch ein.

Die großen chemischen Fortschritte, die Kla-proth und andere zeitgenössische Chemiker, wiez . B . der mit dem Mineralogen R. J. Haüy zu-sammenarbeitende Franzose L. N. Vauquelin(1763-1829) erzielten, und die Karsten in seinenTabellen dokumentierte, veranlaßten ihn schonbald nach dem Beginn der engeren Zusammen-arbeit mit Klaproth zu einem Vorschlag, den erWerner im März 1792 unterbreitete (SBAF-2), inder Hoffnung, ihn zur Fertigstellung des vermut-

32 Genaueres über Versteinerungen erfährt man aus Karstens späteren Tabellen von 1800, in denen die verschiedenen äu-ßeren Kennzeichen auf 12 Tafeln ausführlich erläutert werden . Auf Tafel VI mit dem Titel �Von den fremdartigen äußerenGestalten oder den Versteinerungen" ist eine Liste von 50 Positionen tierischer und 5 Positionen pflanzlicher Versteinerungenzu finden . Man kann auch hier davon ausgehen, daß diese oder wenigstens die meisten davon in der Sammlung vorhandenwaren .

33 Nach Klaproths Tod im Jahre 1817 konnte diese wertvolle Sammlung gekauft werden . Ihr Wert beruht besonders aufden Originalen zu Klaproths Analysen und Elemententdeckungen (Hoppe 1989b) .

Page 14: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

1 6

lich in Arbeit befindlichen Mineralogielehrbu-ches zu beflügeln, und bot ihm die Lieferungchemischer Daten von Mineralen an, zu denener leichten Zugang hatte (Hoppe 1992). Aberder Vorschlag war vergeblich . Werner hatte wohlimmer noch kein rechtes Zutrauen zu der, wie ereinmal geäußert hatte, unvollkommenen Chemie,obwohl das Mineralsystem Werners, d. h. die vonihm aufgestellte Ordnung der Minerale nachVerwandschaftsgruppen, eine chemische Grob-orientierung hatte .Etwa gleichzeitig mit der Chemieentwicklung

vollzog sich eine andere, von J. B. L . Rome de1'Isle ausgehende Entwicklung, die auf die wis-senschaftliche Erfassung und Aufklärung derKristalle und ihrer Formen abzielte . Im Jahre1786 hatte Karsten, als er noch gänzlich unterdem Einfluß von Werner stand, den VorschlagRome de 1'Isles, die Mineralerkennung mittelsder äußeren Kennzeichen durch objektivere An-gaben, das heißt u . a . durch Goniometermessun-gen der Kristallwinkel, zu ergänzen, im SinneWerners abgelehnt (Karsten 1786) . Inzwischenwar er u. a . durch Hinweise von L. v. Buch ande-rer Meinung geworden, da sich die Zeichenmehrten, daß die exakte Auswertung der Kri-stallformen für die Definition der Mineralartenentscheidend sein wird, worüber Rome de 1'IslesSchüler Rene Just Haüy (1743-1822) begonnenhatte zu publizieren .34 Karsten entschloss sichdann, als er das im Jahre 1801 erschienene vier-bändige, stark kristallographisch ausgerichteteMineralogielehrbuch Haüys erhielt, es sogleichzu übersetzen . Allerdings war ihm klar, daß erangesichts seiner dienstlichen Belastung, war erdoch 1797 bereits zum Oberbergrat aufgestiegen,nicht allein dazu in der Lage sein würde und ge-wann als jüngere Helfer seinen Vetter Carl Jo-hann Bernhard Karsten (1782-1853) und denLeipziger Physiker Christian Samuel Weiss(1780-1856) . Karsten begleitete aber dieÜbersetzung des Lehrbuchs anfangs noch mitKommentaren. Da sich die Übersetzung undHerausgabe der Bände über etliche Jahre hin-zog, überließ er Weiss schließlich die Herausga-be gänzlich. Der letzte Band erschien erst nachKarstens Tod (Karsten 1804/10) .

Für Weiss wurde die Übersetzung ein ent-scheidender Impuls für seine weitere Entwick-

Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

lung, da er von da an - nach einem noch einge-schobenen Studium bei Werner - durch dieintensive Auseinandersetzung mit Haüys Ansich-ten schließlich zu der in Deutschland führendenPerson auf dem Gebiete der Kristallographieaufstieg und nach Karstens Tod dessen Nach-folger in Berlin wurde.

Dieser von Karsten eingeleitete und bis zuseinem Tode begleitete Teil der Geschichte derGeowissenschaften wird als gesonderter, dritter-Teils dieses Artikels mit dem Titel �VonR. J. Haüy zu C. S. Weiss" dargestellt werden, so-wohl als in sich geschlossene Ergänzung zur Kar-sten-Periode, wie auch als inhaltliche Vorausset-zung für die nächste Entwicklungsstufe derGeowissenschaften in Berlin, die von C. S. Weissfür viele Jahre bestimmt wurde und in der sichzugleich die stürmische Entwicklung der Palä-ontologie vollzog .Von Beginn seiner Tätigkeit in Berlin an hat

Karsten eine lebhafte Sammeltätigkeit entfaltetund nutzte dafür seine dienstlichen Reisen, dieer regelmäßig zu Bergwerken und Hütten in diepreußischen Ländern ausführen mußte. Von über-all her kamen dadurch Lieferungen für die Samm-lungen . Es ging ihm aber besonders um instruk-tive Stücke und er bemühte sich im Kontakt zuSammlern mit fachlichen Kenntnissen, von die-sen Unterstützung zu erhalten . So erklärte er am26 . 3 . 1791 in einem Brief an Ernst Friedrich v.Schlotheim, mit dem er Minerale tauschte, bevordieser zum Studium nach Freiberg ging, daß erim Kabinett zwar einen Überfluß an �prächtigengroßen Sachen aus Sachsen" hätte, aber daß esan �gemeinsten Dingen" fehlen würde (HHMfN-2) . Selbst noch im Jahre 1808 bemühte er sich inder gleichen Richtung, als er 1807/8 den preußi-schen Bergeleven C. Fr . v. Klaß betreute, derzum weiteren Studium auf die Freiberger Berg-akademie gesandt worden war .35 Ihm hatte eraufgetragen, Material mit dem Ziel zu beschaf-fen, wie es in einem Brief an Klaß vom 2.8.1808heißt : �Prachtstücke erhält man überall für Geld,instruktive Kennzeichenstücke nur durch beharr-liches Suchen und Bemühen." (HHMfN-2) .

Die lebhafte Sammeltätigkeit führte schonbald zur Überfüllung in den Räumen des Jäger-hofes . Eine Verbesserung der Raumsituation zogsich aber noch lange hin. Als im Jahre 1795 das

34 Werner blieb dabei, auch Kristalle ohne Hilfsmittel zu beschreiben, und versuchte, dies durch genaue Wortwahl mög-lichst gut zu machen (Werner 1962) .

3s In Preußen wurde trotz der Existenz der Bergakademie in Berlin zuweilen die in Freiberg bevorzugt, was mit dem RufWerners und der günstigeren Verbindung der praktischen mit der theoretischen Ausbildung am Ort der Bergakademie erklär-bar ist . - Klaß war später Oberbergrat in Westfalen .

Page 15: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt. Mus. Nat.kd . Bert ., Geowiss . Reihe 2 (1999)

unweit des Jägerhofes befindliche Friedrichs-werdersche Rathaus abbrannte, bemühte sichMinister Heinitz zunächst vergeblich darum, ander Stelle dieses als Rathaus nicht mehr benötig-ten Baues auf dem Friedrichswerderschen Markteinen Neubau zur Unterbringung der Sammlun-gen des Berg- und Hüttendepartements errichtenzu lassen . Jedoch waren die Staatsfinanzen zusehr durch militärische Unternehmungen, die un-ter anderem mit der dritten Teilung Polens zu-sammenhingen, beansprucht . Schließlich geneh-migte König Friedrich Wilhelm II. 1796 einenMehrzweckbau nach den Plänen des Hofbauin-spektors Heinrich Gentz (1766-1811) (Hoppe1987). Danach war das Untergeschoß für Werk-stätten der Münze, die ebenfalls dem MinisterHeinitz unterstand, bestimmt, und die beidenoberen Geschosse für die Sammlungen an Mine-ralen, Modellen, Büchern und Karten des Berg-und Hütten-Departements .36 Die Grundsteinle-gung fand allerdings erst unter Friedrich Wil-helm III . im November 1798 statt . Noch vorVollendung des Rohbaues konnte das Ober-Bau-Departement König Friedrich Wilhelm 111 . über-zeugen, daß das Gebäude höchst geeignet sei, inihm auch noch die zu gründende Bauakademieunterzubringen, da in ihm �vollkommen hinrei-chender Platz vorhanden" wäre (GSTAB-11).Dadurch wurde aber der verfügbare Platz für dieinzwischen 20000 Stück umfassende Sammlungdes Berg- und Hüttendepartements in dem kei-neswegs großen Gebäude empfindlich vermin-dert, dennoch mußte er zunächst ausreichen.

Im Spätsommer 1800 konnte das neue Gebäu-de, das meist �Neue Münze" genannt wurde, be-zogen werden, und nun präsentierte sich das�Königliche Mineralienkabinett" durch die Lage,die moderne Bauweise37 und den künstlerischenSchmuck des Gebäudes durchaus als museums-artige öffentliche Einrichtung (Fig.5-6) . Diese

17

Wirkung war von Minister Heinitz beabsichtigt,hatte er doch vom Architekten H. Gentz gefor-dert, dem Mineralienkabinett �einen Ort anzu-weisen, wo es zur Benutzung der Einheimischenund zur Besichtigung der Fremden zweckmäßi-ger und anständiger aufgestellt werden" kann(Gentz 1800). Ursprünglich war sogar ein Turmvorgesehen (Uhlitz 1985). Über dem Portalgrüßte eine lateinische Inschrift den Eintreten-den und der berühmte, um das Gebäude laufen-de Relieffries, den Friedrich Gilly (1772-1800)entworfen und Johann Gottfried Schadow(1764-1850) u. a . ausgeführt hatten, veranschau-lichte die mehrfache Bestimmung des Gebäudes(Uhlitz 1978, Hoppe 1987).38

Vom Januar 1801 an war das Königliche Mi-neralienkabinett für die Öffentlichkeit zugäng-lich . Die für die Lehre besonders wichtigenSammlungsteile waren im Gebäude vorhandenund in neuen, den Abmaßen der Räume ent-sprechenden Schränken untergebracht . Der Um-zug der umfangreichen mineralogisch-geographi-schen (Suiten-)Sammlung erfolgte erst imAugust/September 1801 .39 Karsten legte einBuch im Folioformat mit dem Titel �Annalendes Königlich Preußischen Mineralien Kabinets"an (HHMfN-3), das zwei Abteilungen enthielt.Die erste, die für die Geschichte des Kabinettsvorgesehen war, blieb unbenutzt . In die zweitekamen ab Januar 1801 die Eintragungen der Be-sucher (Fig.7) . Offenbar war Karsten sehr oftbei den Besuchen zugegen und fügte dann denEintragungen vielfach Zusätze hinzu . Auch Be-suchergruppen begleitete er .4°

Karsten war in der von ihm eingerichtetenSammlung, die man durchaus schon ein Museumhätte nennen können, voll wirksam und genoßallgemeine Anerkennung . Dabei war dies ja nurein Teil seiner dienstlichen Pflichten, die er eben-falls mit Erfolg bewältigte, so daß er schnell wei-

36 So ist es dokumentiert auf der bei dem Abriß des Gebäudes 1886 geborgenen Grundsteinplatte (Caspar 1982 ; Hoppe 1987) .37 Vom Brandenburger Tor abgesehen, war es das erste klassizistische Gebäude in Berlin und erregte Aufsehen . L. v. Buch

notierte in sein Tagebuch am 10 . 4.1800 : �Das neue Gebäude der Samlung hat einen sonderbaren Stil . Es scheint dem Eng-lischen nachgebildet, daher die runden Fenster . Aber warum?"(HHMfN 4) .

38 Leider ist das Gebäude, nachdem alle ursprünglichen Nutzer, auch die Münze, es verlassen hatten, und der Fries an denNeubau der Münze in der Unterwasserstraße überführt worden war, im Jahre 1886 abgerissen worden (Uhlitz 1985) . Obwohldieser Neubau starke Schäden im 2 . Weltkrieg erlitt, konnte der Fries gerettet werden und gelangte in ein Depot (Uhlitz1979) . Er schmückte danach an sehr versteckter Stelle einige Jahre ein Altersheim (Dankenswerte Mitteilung von Herrn Prof.Dr . M . Barthel), befindet sich aber heute wiederum in einem Depot unter dem Schinkelschen Belle-Alliance-(Waterloo-)Denkmal im Kreuzberger Victoriapark .

39 Über den Transport gibt ein ausführlicher Bericht (HHMfN-3 vom 24.9.1801) Auskunft . Nachdem der Bestand in denleerer gewordenen Räumen des Jägerhofes hinreichend geordnet worden war, wurden zwei Träger 14 Tage lang beschäftigt,das Material mit einer Trage zum etwa 200 m entfernten neuen Quartier zu bringen . Pro Tag erhielten die Träger jeder10 Groschen . Die Trage wurde für einen Groschen pro Tag geliehen . Transportiert wurden 776 Schubladen voll Mineralen aus20 Schränken sowie zahlreiche größere Stücke, die nicht in Schubladen passten .

4° Das Besucherbuch stellt eine interessante historische Fundgrube dar. Näheres hierüber und über das Königliche Minera-lienkabinett im Münzgebäude überhaupt bei Hoppe (1987) .

Page 16: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

18

Fig. 5 . Das Münzgebäude auf dem Friedrichswerderschen Markt in Berlin (nach Gentz 1800) . - Das Königliche Mineralien-kabinett wurde 1801 im mittleren Geschoß untergebracht

ter aufstieg und 1803 zum Geheimen Oberberg-rat ernannt wurde. Auch außerdienstlich hatte ersich viele Freunde geschaffen. So war er in derGesellschaft naturforschender Freunde gern ge-sehen und bereits im Jahre 1795 zum ordentli-chen Mitglied gewählt worden. Am meisten aberspiegelt sich seine Anerkennung in den zahlrei-chen Briefen wieder, die sowohl A. v. Humboldtals auch L. v. Buch an ihn geschrieben haben.41

Diese beiden waren ja auch Schüler von Wernergewesen, was die Beziehungen zu Karsten gewißgefördert hat. Aber Karsten besaß Eigenschaf-ten, die schnell Vertrauen zu ihm erweckten undnicht zu Enttäuschungen führten, was von bei-den geschätzt wurde und lebenslange Freund-schaft zur Folge hatte. Karsten erlebte dadurch

Hoppe, G ., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

das von beiden Freunden geförderte Heranreifender Entscheidung über die Basaltgenese und denVulkanismus unmittelbar mit. Er versuchte hier-zu auch Beiträge zu leisten, indem er v. Buch beider Herausgabe seiner Publikationen unterstützteund später eine Preisfrage in der Gesellschaftnaturforschender Freunde zum Basaltproblemauf den Weg brachte. A. v. Humboldt wie auchL. v. Buch deponierten ihr gesammeltes Materialim Königlichen Mineralienkabinett (Hoppe &Barthel 1986). Im Gegenzug erfüllte Karstenaber auch bereitwillig Wünsche und Anforderun-gen, die ihm von beiden, besonders von Hum-boldt (nach den Briefen Humboldts 1806/7 inder Sammlung Darmstaedter, zur Zeit in Kra-kau), angetragen wurden.

41 Der größte Teil der Briefe an Karsten von A . v. Humboldt wurde publiziert durch Schuster (1927/28) sowie durch Jahn& Lange (1973) und der Briefe von L . v. Buch durch Schuster & Bloch (1924), dazu auch Hoppe (1999) . - Karstens Briefean A . v. Humboldt und an L . v. Buch sind nicht überliefert .

42 Diese Preisfrage von 1804 zielte auf eine Abhandlung, die �die Natur des Basalts [ . . .] am getreuesten schildern, diebefriedigendsten Aufschlüsse darüber beibringen und die Unrichtigkeiten in jeder der bisherigen Vorstellungsarten am gründ-lichsten aufdecken würde" (Text der 1810 verlängerten Preisfrage von Karsten, HHMfN-1 vom 27.3.1810) . - Eine 1811 ein-gegangene Schrift wurde als �zu unbedeutend" beurteilt und die Preisfrage ohne Erfolg abgebrochen (HHMfN-1 vom28. 5 .1811) .

Page 17: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt . Mus. Nat.kd . Berl ., Geowiss . Reihe 2 (1999)

19

Ein Jahr nach Bezug des Neubaues erlitt daspreußische Berg- und Hüttenwesen durch denTod des Ministers Heinitz einen schweren Ver-lust . Als Nachfolger wurde sein Neffe FriedrichWilhelm Graf von Reden (1752-1815) einge-setzt, der als Praktiker große Verdienste als För-derer des schlesischen Bergbaues und Eisen-hüttenwesens hatte, es aber an Weitblick und anVerständnis für die wissenschaftliche Fundierungdes Bergwesens fehlen ließ 43 , auch hatte erkeine glückliche Hand im Umgang mit seinemPersonal und in dessen Auswahl.

Die geringen Raumreserven des KöniglichenMineralienkabinetts hielten nur kurze Zeit vorund wurden offenkundig, als im Jahre 1803 einegroße Sammlung aus Rußland, die auf diplomati-schem Wege erbeten worden war, aufgenommenwerden mußte. Sie stammte aus der kaiserlichenSammlung in St. Petersburg, bestand aus 3081Stücken, war begleitet von einem ausführlichenKatalog in lateinischer Sprache (HHMfN-2) undtraf nach dem Staatsbesuch von Zar Alexander 1.in Berlin ein. Da ein angemessener Platz nichtfreigemacht werden konnte, fand man den Aus-weg, die Sammlung zunächst in einer Galerie des

Fig . 6 . Grundriß des mittleren Geschosses des Münzgebäudes (nach Gentz 1800) . - Das Königliche Mineralienkabinett er-hielt 1801 den Rundsaal (b) und die vier Räume des Vorderhauses (c) sowie zwei anschließende Räume des Seitenflügels (e) .- Maßstab in rheinländischen Fuß

in der Straße Unter den Linden befindlichen Pa-lais des im Vorjahr verstorbenen Prinzen Hein-rich44 unterzubringen und für Gäste, auch vomHof, zu präsentieren . Jedoch lag dort das Be-sucherbuch nicht aus, so daß wenig über den Zu-spruch bekannt ist . Im Jahr 1805 kam eine wei-tere Sammlung hinzu, die das Interesse nochmehr anlockte . Es war die von A. v. Humboldtvon seiner berühmten Forschungsreise nach Ame-rika der Jahre 1799 bis 1804 mitgebrachte und zurVerfügung gestellte Sammlung. Diese war dankder Rührigkeit Humboldts, der bis zum Herbst1807 in Berlin blieb, zu einem Publikumsmagnetgeworden . Als dann in der Galerie Schäden amDeckenputz entstanden, so daß die Sicherheit der�allerhöchsten Personen", die die Sammlung se-hen wollten, nicht mehr hinreichend garantiertwar, beförderte dies die Dringlichkeit, mehr Platzim Münzgebäude zu schaffen, ungemein . Dazuwurde die Bauakademie anderweitig in einem ge-mieteten Gebäude untergebracht, so daß derenRäume im Frühjahr 1806 für das Königliche Mi-neralienkabinett zur Verfügung standen. 4s

Der Herbst des Jahres 1806 brachte den Ein-fall der Franzosen in Preußen, der für alle Be-

43 Gegenüber L. v. Buch hatte Reden, wie v. Buch seinem Tagebuch am 18.4.1804 anvertraute (HHMfN-4), recht unum-wunden geäußert, �daß er die ganze Kabinettsanlage für ein überflüssiges, nutzloses Werk halte" und �nur ihren praktischen,nicht ihren wissenschaftliche Wert" berechnen würde .

44 Das Palais wurde 1810 der Berliner Universität bei ihrer Gründung übergeben und ist noch heute das Hauptgebäudeder Humboldt-Universität.

4s Die Bauakademie erhielt nach 1830 ein von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) erbautes Gebäude, das nach Schädenim 2. Weltkrieg abgerissen wurde .

Page 18: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

20

(\ ~~tiih 6~~C : GS CS

c) cI .4'(1

i)~ , Cfr clr<

~2stWci~,

~ria ,y+ti~~ ltcrlamytw y

r Ttr~ri{ hcttc,ti

~jtti~ ;ßy

}1'Y6~' ,~C9

rimi2rLnc3 Jim

l~~ai cj IyG~~C ~i

'ti0~O ~ew..

~tlltJltiz`>

~l!'111~i r~

c'tSli'?ori ,~ i16smfs'ckwcrw,.,J

c cs,>

Fig.7 . Die drei Titel des Besucherbuches des KöniglichenMineralienkabinetts in Berlin . - Haupttitel (oben), Titel desTeils für Eintragungen über die Geschichte der Einrichtung(Mitte) und Titel des Teils für Besuchereintragungen (unten).Halbe natürliche Größe, Montage. - Original im Mineralogi-schen Institut des Museums für Naturkunde, Humboldt-Uni-versität Berlin

reiche durch Vernichtung der Armee, Flucht desKönigs nach Ostpreußen, Besetzung Berlins undEintreibung von Kontributionen folgenschwerwar . Auch das Besucherbuch des KöniglichenMineralienkabinetts läßt ein wenig davon erken-nen . Nur vier Tage nach dem Einzug Napoleonsin Berlin trugen sich am 31 .10.1806 die erstenfranzösischer Militärs ein, übrigens meist mit An-gabe ihres Truppenteils . Natürlich kamen nichtnur Neugierige, sondern auch dienstlich Interes-sierte aus Armee und Administration, sogar dergefürchtete Pierre Daru (1767-1829), der Gene-ralintendant der Grande Armee in Preußen .

Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

Ebenso erschien der Chef-Bergingenieur desfranzösischen Bergwesens, Antoine Marie Heronde Villefosse (1774-1852) (Fig . 8), und Karstenlieferte danach eine Sammlung von Belegstückender preußischen Mineralvorkommen, was von die-sem am 27 . 3 . 1807 mit einem Schreiben bestätigtwurde (HHMfN-2) . L . v. Buch urteilte später(Tagebuch 29 . 11 . 1808, HHMfN-4) : �Das Cabi-net des Departements ist durch Karstens Con-duite [Leitung] und Villefosses Humanität geret-tet." Anders erging es z . B. der Kunstkammer.

Napoleon ließ die preußischen Verwaltungenbestehen und unterstellte sie französischer Ober-aufsicht, verlangte aber den Treueeid auf seine Per-son . Einige Beamte konnten sich dem entziehen,darunter auch Karsten . Minister v. Reden kam derForderung nach und wurde deshalb 1809 vompreußischen König aus dem Dienst entlassen .Nach einigen Monaten schien sich die Situation

in Berlin zu normalisieren . Es kamen allmählichwieder Deutsche in das Königliche Mineralien-kabinett . Schließlich zog die französische Besat-zung ab und Eintragungen von Franzosen wur-den selten . Das Besucherbuch kann aber nichtanzeigen, daß sich in der Haltung der MenschenVeränderungen ergeben hatten . Die großen Ver-luste Preußens erweckten nicht nur Resignation,sondern auch inneren Widerstand und Willenzur Überwindung durch Sammlung der innerenKräfte .

Auch in der Akademie der Wissenschaftenrührten sich Personen, die manche veraltete Ge-pflogenheiten verändern und eine modernereArbeitsweise erreichen wollten . Als symbolischesZiel mag gegolten haben, die Verwendung derfranzösischen Sprache als �eigentliche" Spracheder Akademie durch die deutsche abzulösen. Ei-ner Kommission, die durch eine vom KönigFriedrich Wilhelm III. erlangte Kabinettsordervom 15 . 10.1807 eingesetzt wurde, gehörte ne-ben A. v. Humboldt46 u . a . auch Karsten an, derseit 1803 Mitglied der Akademie war. In zahl-reichen Sitzungen wurden Vorschläge und Pläneberaten . Ein wichtiger Punkt war, daß die inBerlin vorhandenen Institute und Einrichtungen(unter Beibehaltung ihrer Funktion) der Aufsichtdurch die Akademie unterstellt werden sollten .Karsten arbeitete sogar als Musterstatut eine aus-führliche Instruktion für das Personal des König-lichen Mineralienkabinetts aus (ABBA-13) .

46 A, v. Humboldt unterbreitete der Kommission Vorschläge zur Reform der Akademie, gehörte ihr aber nur kurze Zeitan, da er als Begleiter des Prinzen Wilhelm in diplomatischer Mission am 13 . 11 . 1807 nach Paris ging (und danach dort bis1827 seinen festen Wohnsitz behielt) . Klaproth nahm seine Stelle bei der Kommission ein .

Page 19: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

Mitt. Mus. Nat.kd. Bert ., Geowiss. Reihe 2 (1999)

In dem vorgeschlagenen Statut hatte Karstenseine grundsätzliche Einstellung zum Mineralien-kabinett dargelegt. Der Zweck der Einrichtungsollte sein, das Studium der Mineralogie zu er-leichtern, zur Erweiterung dieser Disziplin undzur Verbreitung der Kenntnisse beizutragen. Dieinnere Einrichtung sollte darin bestehen, daß dasvorhandene Sammlungsmaterial �in so viele Sek-tionen abgetheilt werde, als das Feld der ge-sammten Naturgeschichte der Fossilien Haupt-disziplinen hat." Daraus leitete KarstenTeilsammlungen ab für: � a) Terminologie, b)Oryctognosie, c) Oryctometrie, d) Geognosie, e)mineralogische Physik, f) mineralogische Geo-graphie (vaterländische und ausländische), g)ökonomische Mineralogie." Hieraus ergibt sichin Übereinstimmung mit seinen Tabellen, daß erMeßwerte hoch einschätzte und sogar eine aufMessungen beruhende kristallographische�Oryctometrie"-Sammlung für notwendig hält,eine Versteinerungssammlung aber noch nicht.Allerdings beachtete er Versteinerungen durch-aus, was eine Veröffentlichung über die in derSammlung vorhandenen Objekte des �Cornu co-piae" veranschaulicht (Karsten 1809). Im König-lichen Mineralienkabinett müssen aber nochweitere Versteinerungsobjekte vorhanden gewe-sen sein, da W O. Dietrich Angaben zur �Kabi-nettsammlung" machen kann (Dietrich 1960).

Zur Realisierung der Pläne der Akademiekam es nicht, da dieses Projekt durch ein ande-res ersetzt wurde, das auf der Idee einer Univer-sitätsgründung in Berlin beruhte und ein weitgrößeres öffentliches Interesse beanspruchenkonnte . Der Verlust der damals bedeutendstenpreußischen Universität in Halle an das napoleo-nische Königreich Westfalen wirkte als entschei-dender Antrieb, daneben auch die Notwendig-keit einer Erneuerung des Bildungswesens.Betrieben wurde die Idee von Wilhelm vonHumboldt (1767-1835), dem damals in der Re-gierung tätigen Bruder A. v. Humboldts. Das Er-gebnis war die Kabinettsorder vom 22.9.1809,die den Beschluß einer Universitätsgründung inBerlin verkündete (ABBA-14).

Für das Königliche Mineralienkabinett bedeu-tete dies, daß es - wie einige weitere in Berlinbestehende und für einen Universitätsbetrieb ge-eignete Einrichtungen - aus seiner bisherigenBindung losgelöst und der Universität übereig-net werden sollte, um für die Ausbildung auchanderer als nur Berg- und Hüttenfachleuten zurVerfügung zu stehen . Die Bergakademie solltejedoch weiterhin in Gestalt des Bergeleveninsti-tutes bestehen bleiben, das heißt als Fonds zur

SS7 . �~rr, .fÄ ~(`` /-~-, I ,

2 1

Fig . B . Eintragung im Besucherbuch des Königlichen Minera-lienkabinetts am 10 . Januar 1807 : �Heron de Villefosse inge-nieur en chef des mines de France und ehemaliger Commis-sarius der französischen Regierung bey den Berg- undHüttenwerken am Harze im Hannöverschen ." . - Originalim Mineralogischen Institut des Museums für Naturkunde,Humboldt-Universität Berlin

Unterstützung für die Bergbaubeflissenen undzur Entlohnung von Lehrkräften. Von Beginnder Planungen der Universität an bestand Klar-heit darüber, daß das Königliche Mineralienkabi-nett der Universität übereignet werden sollte,wobei dem Berg- und Hüttendepartement einMitbestimmungsrecht eingeräumt wurde. An denPlanungen war Karsten wesentlich beteiligt . Erkonnte erreichen, daß für das �MineralogischeMuseum" (offizielle Bezeichnung sogleich nachGründung der Universität) im Palais des PrinzenHeinrich, dem vorgesehenen Universitätsgebäu-de, geeignete und ausreichende Räume, das gan-ze mittlere Geschoß der rechten Gebäudehälfte,ausersehen wurden (GSTAB-12) . So kam esschließlich auch zur Realisierung .W v. Humboldt rechnete ferner damit, Kar-

sten als Professor für Mineralogie gewinnen zukönnen, der aber auch im Berg- und Hütten-wesen benötigt wurde und für die höchste Lei-tungsfunktion ausersehen war, wenn auch nichtals Minister. Die Verkleinerung Preußens wieauch die Abwendung vom staatlichen Bergbau-monopol hatten das weitere Bestehen einesselbständigen Bergbauministeriums unnötig ge-macht. Das Berg- und Hüttenwesen wurde des-halb dem Handelsministerium untergeordnetund die zwei dienstältesten Beamten schiedenaus, und zwar Gerhard durch Pensionierung imAlter von 72 Jahren, Rosenstiel durch Ein-setzung zum Leiter der Porzellanmanufaktur inBerlin . Karsten wurde zum Leiter des Berg-und Hüttenwesens mit dem Rang eines Staats-rates ernannt. Am 18.4 . 1810 hielt er die ersteDienstsitzung der neu formierten Behörde(Karsten, G. 1855).

Karsten war aber nicht gesund . Mehrmalsschon war er ernsthaft krank gewesen, so auchjetzt wieder . Im Frühjahr 1810 bat er L. v. Buch,die Geognosievorlesungen zu übernehmen undschließlich sogar für ihn die Mineralogievor-

Page 20: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

22

lesung zu Ende zu bringen (HHMfN-4) . In ei-nem Brief an seinen Vetter spricht er sich überseine Lage und Gesundheit sehr gedrückt aus(Karsten, G. 1855) . Nach mehrwöchigem Kran-kenlager verstarb er am 20.5.1810 . L . v. Buchtrauerte tiefbewegt um ihn und trug in seinTagebuch nach längerer, durch den Tod seinerMutter veranlaßten Unterbrechung am 27.5.1810 ein : �und nun Karstens Tod, den ich bitterund schmerzlich empfinde, und stets empfindenwerde, der nächste, der liebste der Freunde, dieSeele und das Bewegende alles Guten und Vor-trefflichen um mich her.�47 Auch die Gesell-schaft naturforschender Freunde widmete ihm inihrem Tagebuch am 22.5 .1810 herzliche Worte :�Die Anwesenden empfanden tief den Verlust,den die Gesellschaft durch den Tod des HerrnStaatsrath Karsten erlitten hat, und unterhieltensich fast ausschließlich über die vielen vortreffli-chen Eigenschaften des Verstorbenen als thätigerund patriotischer Staatsdiener, als ausgezeichne-ter Gelehrter, als herzlicher und theilnehmenderFreund und als liebenswürdiger und achtungs-werther Mann in jeder Beziehung." (HHMfN-1) .Viele weitere Zeugnisse der Teilnahme existie-ren . Der Tod Karstens im Alter von 42 Jahrenbeendete seine bemerkenswerte Entwicklungvom Werner-Anhänger zum Förderer der chemi-schen, physikalischen, mathematischen und auchgeologischen Fundierung der Mineralogie, be-gleitet von Verständnis und Toleranz. Alles dieswar möglich, da er hierfür in Berlin ein günstigesKlima der Zusammenarbeit geschaffen hat .An die im gleichen Jahr gegründete Uni-

versität wurde Christian Samuel Weiss als Pro-fessor der Mineralogie und Direktor des Minera-logischen Museums berufen . Hierüber soll im3 . Teil dieses Artikels berichtet werden . DieLeitung des Berg- und Hüttenwesens erhielt derSohn des Gründers der Berliner Bergakademie,Johann Karl Ludwig Gerhard (1768-1835), dersich im Gegensatz zu seinem Vater allgemeinerAnerkennung erfreuen konnte (Wutke 1913) .

Verzeichnis der Archivalien

Die Numerierung schließt sich an den 1. Teil dieses Arti-kels an .Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-

Dahlem. - Die gleichen Akten befanden sich nach demzweiten Weltkrieg im Merseburger Staatsarchiv und wurden

Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

dementsprechend in früheren Publikationen des Autors mit�ZSTA Merseburg . . . . ." angesprochen .

GSTAB-5 = 1 - Rep 121, Abt D, Tit 11, Sect 1, Nr.101,vol 1, 131.117-121 .GSTAB-8 = 1 - Rep 121, Abt A, Tit X, Sect 22, Nr. 1.GSTAB 9 = 1 - Rep 121, Abt A, Tit X, Sect 8, Nr. 2.GSTAB-10 = 1 - Rep 121, Abt D, Tit 11, Sect 1, Nr.101,vol 3, Bl . 60-61 .GSTAB-11 = 1 - Rep.96 A, 12, H, 131.67 .GSTAB-12 = 1 - Rep.76, Va, Sect. 2, Tit . 1, Nr . 2, vol. 2,Bl . 164, vom 16.3.1810.

Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wis-senschaften zu Berlin

ABBA-6 = 1-Ill, 52.ABBA-7 = 1-III, 4, S. 27 .ABBA-8 = I-111, 4, S. 30.ABBA-9 = 1-IV, 33 .ABBA-10 = 1-III, 48, Bl . 6-7, vom 17.12.1786.ABBA-11 = I-III, 48, Bl . 10, vom 26.4.1790.ABBA-12 = I-I11, 48, Bl . 11, vom 26.4.1790.ABBA-12 = I-III, 48, Bl . 12, vom 27.4.1790.ABBA-13 = I-I, 12, Bl. 200-205.ABBA-14 = I-1, 14, Bl. 6.

Autographensammlung der Universitätsbibliothek der Hum-boldt-Universität zu Berlin .AHUB-1 = Brief C. A. Gerhards an Bergrat Jacquin .AHUB-2 = Brief J. J. Ferbers an E Nicolai.

Historische Handschriftensammlung des Museums fürNaturkunde der Humboldt-Universitär zu Berlin

HHMfN-1 = Bestand GnF, Tagebücher der Gesellschaftnaturforschender Freunde BerlinHHMfN-2 = Bestand Mineralogisches Institut, Kataloge,Schriftstücke und BriefeHHMfN-3 = wie vor, Besucherbuch des Königlichen Minera-lienkabinettsHHMfN-4 = Bestand Paläontologisches Museum, Tage-bücher von Leopold v.Buch.

Schriftgutsammlung der Technischen Universität Berg-akademie Freiberg .

SBAF-1 = Handschriftlicher Werner-Nachlaß, Briefe an Wer-ner, Brief von Rosenstiel vom 19.12.1789.SBAF-2 = wie vor, Briefe an Werner, Brief von Karsten vom26.3.1792.

Schriftenverzeichnis

Bielefeld, E. 1980 . Carl Abraham Gerhard - ein BerlinerGeologe der Aufklärung. - Zeitschrift für geologischeWissenschaften 8: 207-215.

Botzenhart, E. 1957 . Freiherr vom Stein . Briefe und amtlicheSchreiben. 1 . Band : Studienzeit, Eintritt in den Staats-dienst, Stein in Westfalen (1773-1804) . VIII, 796 pp .,Stuttgart (Kohlhammer) .

Buch, L. v. 1818 . Lobrede auf [D. L. G] Karsten. - Abhand-lungen der Akademie der Wissenschaften Berlin 1818 :7-23 (Rede, gehalten am 3 .7.1814) .

Caspar, H. 1982 . Eine Geldfabrik am Werderschen Markt. -Jahrbuch des Märkischen Museums, Berlin 8: 62-72.

Daher, R. 1960 . Bemerkungen zur Geschichte der Geologiein Berlin . - Berichte der Geologischen Gesellschaft inder DDR 5:147-159 .

47 L. v. Buch setzte Karsten auch in der �Lobrede", die er im Jahre 1814 vor der Akademie der Wissenschaften in Berlingehalten hat, ein tiefempfundenes Denkmal (v. Buch 1818).

Page 21: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

logisch-Paläontologischen Instituts und Museums derHumboldt-Universität zu Berlin . Ein Beitrag zur Paläon-tologie-Geschichte . - Berichte der Geologischen Gesell-schaft der DDR 5: 247-289 .

Ferber, J. J. 1733 . Briefe aus Wälschland über natürlicheMerkwürdigkeiten dieses Landes an den Herausgeberderselben Ignatz Edlen von Born. 407 pp ., Prag (Gerle) .- Übersetzungen : engl . von R . E . Raspe, London 1776 ;franz . von B . de Dietrich, Strassbourg 1776 .

- 1787a. Nachricht von dem Anquicken der gold- und sil-berhaltigen Erze, Kupfersteine und Speisen in Ungarnund Böhmen nach eigenen Bemerkungen daselbst imJahre 1786 . XXXII, 200 pp., Berlin (Mylius) .

- 1787b . Ist es vorteilhafter, die silberhaltigen Erze undSchmelzhüttenprodukte anzuquicken, als sie zu schmel-zen? Beantwortet von einigen zu Glashütte bei Schemnitzin Niederungarn im Sommer und Herbst 1786 versammel-ten Schmelzwesenverständigen . Leipzig und Wien.

(Ferber . J. J. 1788) . Rezension von A. G. Werner : Kurze Klas-sifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgs-arten (Dresden 1787) . In Nicolai, E (Hrsg .) : AllgemeineDeutsche Bibliothek 80 : 138-153 .

Gentz, H. 1800 . Beschreibung des neuen Königlichen Münz-gebäudes. - Sammlung von Aufsätzen und Nachrichten,die Baukunst betreffend 4 : 14-26 .

Gerhard, C. A. 1773/1776 . Beiträge zur Chymie und Ge-schichte des Mineralreichs . Zwei Teile, I . : 6 + 394 pp., 11. :4 + 300 pp., Berlin (Himburg) .

- 1781/1782 . Versuch einer Geschichte des Mineralreichs .Zwei Teile, I . : XL, 302 pp., 11 . : VIII, 424 pp., Berlin(Himburg) .

- 1786 . Grundriß des Mineralsystems zu Vorlesungen . 12 +310 pp ., Berlin (Himburg) .

- 1797 . Grundriß eines neuen Mineralsystems. XIV 438 pp.,Berlin (Vieweg) .

Gmelin, J. E 1777/1779. Des Herrn Ritters Carl von Linnevollständiges Natursystem des Mineralreichs, nach der12 . lateinischen Ausgabe in einer freyen und vermehrtenÜbersetzung. 4 Bände, Bd . 1 1777, 652 pp., Bd . 2 1778,496 pp., Bd. 3 1778, 486 pp . Bd . 4 1779, 528 pp., Nürnberg(Raspe) .

Grunewald, U. & Guntau, M. 1967 . Bibliographie der Arbei-ten von Abraham Gottlob Werner und der Publikationenzu seinen wissenschaftlichen Auffassungen und seinerPerson . - Freiberger Forschungshefte Reihe C 233 :305-317 .

Harnack, A. 1900 . Geschichte der königlich preußischenAkademie der Wissenschaften zu Berlin . Bd . 1 . VI,1091 pp., Berlin (Reichsdruckerei) .

Hauchecorne, W. 1869 . Die Königliche Bergakademie in Ber-lin . - Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwe-sen in dem Preußischen Staate 17: 53-57 .

Haüy, R. J. 1801 . Traite de mineralogie . 4 vol . et atlas ., T 1LVI, 494 pp ., T 2 IV, 617 pp ., T 3 IV 588 pp ., T. 4 VI,592 pp., T 5 VIII, 10 pp., LXXXVI pl ., Paris (Louis) .

Hoppe, G. 1985 . Dietrich Ludwig Gustav Karsten(1768-1810) . Mineraloge und Bergbeamter in Preußen .In Prescher, H.(Hrsg .) Leben und Wirken deutscher Geo-logen im 18 . und 19 . Jahrhundert. S.71-92 ., Leipzig(Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie) .

- 1987 . Das Königliche Mineralienkabinett in Berlin, Vor-läufer des Mineralogischen Museums der Berliner Uni-versität. - Neue Museumskunde 30: 295-307 .

- 1992 . Abraham Gottlob Werner (1749-1817) und Berlin .- Aufschluß 44: 257-266 .

- 1995 . Johann Jacob Ferber (1743-1790) . Zum Leben undWirken des bedeutenden Geo- und Montanwissenschaft-lers. - Aufschluß 46 : 233-244 .

- 1998 . Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museumfür Naturkunde zu Berlin . Teil 1 : Aus der Vorgeschichtebis zur Gründung der Berliner Bergakademie im Jahre1770 . - Mitteilungen aus dem Museum für Naturkundein Berlin, Geowissenschaftliche Reihe 1 : 5-19 .

- 1999 . Zwei Briefe Leopold von Buchs an D. L . G . Kar-sten . Zum 225 . Geburtstag L . v. Buchs . - GeohistorischeBlätter, Zeitschrift des Vereins Berlin-BrandenburgischerGeologie-Historiker �Leopold von Buch", Berlin [imDruck] .

Hoppe, G . & Barthel, M. 1986 . Der Beitrag Alexander vonHumboldts zur Entwicklung der geowissenschaftlichenSammlungen der Berliner Universität . - Abhandlungender Akademie der Wissenschaften der DDR, Math.-Nat.-Techn. für 1985, 2 N, S. 92-97 .

Ischreyt, H . (Hrsg .) 1974 . Johann Jacob Ferber . Briefe anFriedrich Nicolai aus Mitau und St. Petersburg. 179 pp .,Herford und Berlin (Nicolai) .

Jahn, I. & Lange, E G . 1973 . Die Jugendbriefe Alexandervon Humboldts 1787-1799 . XLVIII + 838 pp ., Berlin(Akademie-Verlag) .

Karsten, D. L . G . 1788 . Über die Unentbehrlichkeit und denEinfluß der Chemie in die [!] Mineralogie. - Beyträge zuden chemischen Annalen (Hrsg . L . v. Crell) 3 : 398-428 .

- 1789 . Museum Leskeanum. Vol . 2 . Regnum minerale.[Nebentitel :] Des Herrn Nathanael Gottfried Leske hin-terlassenes Mineralienkabinet systematisch geordnet undbeschrieben . 54 unnum ., 578 pp., Leipzig (J. G. Müller) .

- 1791/1792. Tabellarische Übersicht der mineralogisch-ein-fachen Fossilien zum Behufe seiner Vorlesungen . VIII,27 pp ., Berlin (Hofdruckerei) (2 . Aufl. 1792: XII, 35 pp.,Berlin, Rottmann) .

- 1800/1808. Mineralogische Tabellen mit Rücksicht auf dieneuesten Entdeckungen . VIII, 79 pp ., Berlin Rottmann(2.Auflage 1808 : XIV, 104 pp., Berlin, Rottmann) .

- (Hrsg.) . 1804/1806/1810. Übersetzung von : Haüy, R. J.,Lehrbuch der Mineralogie . Bd . 1, XX, 611 (1804), Bd . 2,XX, 723 (1804), Bd . 3, XXXII, 686 (1806), Bd . 4, VIII,734 (1810), Bd . 5 Tafeln (1810) (Übersetzer waren C . S .Weiss und K . J. B . Karsten zu gleichen Teilen, C . S . Weisswar Mitherausgeber ab Bd . 3), Paris und Leipzig (Re-clam) .

- 1809 . Über die seltene Versteinerung Cornu copiaeThompson und den Kalkstein in welchem sie am Vorge-birge Passero auf Sicilien bricht . - Magazin für die neue-sten Entdeckungen in der Gesamten Naturkunde der Ge-sellschaft naturforschender Freunde zu Berlin 3 : 95-98 .

Karsten, G . 1855 . Umrisse zu Carl Johann Bernhard Kar-sten's Leben und Wirken . - Archiv für Mineralogie,Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde 26: 195-372 .

Kirnbauer, F 1973 . Kerns Abhandlung vom Berg-Bau . -Leobener Grüne Hefte 100 . Wien (Montan-Verlag) .

Klaproth, M . H. 1795/181 5 . Beiträge zur chemischen Kennt-nis der Mineralkörper . Bände 1-6 . Bd . 1, 1795 374 pp .,Bd . 2, 1797 322 pp., Bd . 3, 1802 331

pp., Bd . 4, 1807396 pp ., Posen (Decker)/Berlin (Rottmann), Bd . 5, 1810XV 264 pp., Berlin/Leipzig, Bd . 6, 1815 380 pp ., Berlin/Stettin.

Mitt. Mus . Nat.kd . Berl ., Geowiss. Reihe 2 (1999) 23

- 1970 . Zur Frühgeschichte der wissenschaftlichen Samm- - 1989a . D. L. G. Karstens Museum Leskeanum, die frühe-lungen im Museum für Naturkunde an der Humboldt- ste publizierte Anwendung der Lehre A . G . Werners aufUniversität zu Berlin 1770-1810 . - Neue Museumskun- eine Sammlung. - Abhandlungen und Berichte des Na-de 13 : 245-255 . turkundemuseums Görlitz 60: 72-78 .

-- 1998 . Das Leben des Carl Abraham Gerhard . Geohi- - 1989b. Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) als Mine-storische Blätter 1(2) : 81-93 . ralchemiker und Mineralsammler . - Aufschluß 40 :

Dann, M. H. 1958 . Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) . 201-214 .Ein deutscher Apotheker und Chemiker. Sein Weg und - 1990 . Johann Jakob Ferber (1743-1790) und die Gesell-seine Leistung . X, 171 pp ., Berlin (Akademie-Verlag) . schaft naturforschender Freunde in Berlin . - Fundgrube

Dietrich, W O. 1960 . Geschichte der Sammlungen des Geo- 26: 2-7 .

Page 22: Zur Geschichte der Geowissenschaften im Museum für Naturkunde zu Berlin: Teil 2: Von der Gründung der Berliner Bergakademie bis zur Gründung der Universität 1770-1810

24

Krusch, P 1904. Die Geschichte der Bergakademie zu Berlinvon ihrer Gründung im Jahre 1770 bis zur Neueinrichtungim Jahre 1860 . 54 pp ., Berlin (Verlag der Kgl . Geol . Lan-desanstalt und Bergakademie) .

Nicolai, E (Hrsg .) 1765-92 . Allgemeine Deutsche Biblio-thek . Bd.1-118 und 21 Bde . Anhang, Berlin (Nicolai) .

Nicolai, E 1786 . Beschreibung der Königlichen Residenz-städte Berlin und Potsdam, aller daselbst befindlicherMerkwürdigkeiten und der umliegenden Gegend . 3 . Auf-lage, 3 Bände . LXX, 1306 pp. nebst Anhang und Regi-ster, Nicolai, Berlin .

Noeggerath, J. 1864 . Die Königliche Bergakademie zu Ber-lin . - Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen-wesen in dem Preußischen Staate 12 : 365-379 .

Sander, H . 1784 . Beschreibung seiner Reisen durch Frank-reich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien ;in Beziehung auf Menschenkenntnis, Industrie, Litteraturund Naturkunde insonderheit. 2 .Tei1 . 693 pp ., Leipzig(Jacobxer) .

Schellhas, W 1972 . Heynitz (Heynitz), Friedrich Anton v.,preuß. Minister und Oberberghauptmann . In Neue Deut-sche Biographie IX : 96-98 .

Schiffner, C. 1935/40 . Aus dem Leben alter Freiberger Berg-studenten . 3 Bände, Bd.l, XV 375 pp ., z . Bd. 1938, IX426 pp., 3 . Bd. 1940, IX 253 pp ., Freiberg (Maukisch) .

Schuster, J. 1927/28 . Alexander v . Humboldts wissenschaft-liche Anfänge. - Archiv für Geschichte der Mathematik,der Naturwissenschaften und der Technik 10 : 303-327 .

Schuster, J. & Bloch, R. 1924 . Leopold von Buch's Briefe anD.L.G . Karsten . Zu seinem 150 . Geburtstage. 32 pp., Ber-lin (Junk) .

Schwemann, A . 1921 . Ein staatlicher Bergwerksschwindel im18 . Jahrhundert . - Beiträge zur Geschichte der Technikund Industrie, Jahrbuch des Vereins deutscher Ingenieure11 : 143-154 .

Uhlitz, O. 1978 . Der Berliner Münzfries. Geschichte undSchicksal eines bedeutenden Werkes klassizistischer Bild-hauerkunst . - Der Bär von Berlin 27 : 51-85 .

- 1979 . Der Berliner Münzfries und der Neubau derReichsmünze am Molkenmarkt . - Der Bär von Berlin28 : 119-128 .

- 1985 . Der Berliner Baumeister Heinrich Gentz und dieMünze am Werderschen Markt . - Der Bär von Berlin35 : 7-34.

Hoppe, G., Geschichte der Geowissenschaften zu Berlin

Veltheim, A . F. v. 1793 . Über der Herren Werner und Kar-sten Reformen in der Mineralogie; nebst Anmerkungenüber die ältere und neuere Benennung einiger Stein-Ar-ten . 84 pp., Helmstedt (Fleckeisen) .

Walch, J. E . I . 1762/4 . Das Steinreich . 2 Theile, 1 . T 1762,167 pp., 2 . T 1764, 140 pp ., Halle (Gebauer) .

Wallerius, J. G. 1750 . Mineralogie oder Mineralreich . Ober-setzung von J. D. Denso. 48 + 600 pp., Berlin (Nicolai) .

- 1781/83 . Mineralsystem . Übersetzung, herausgegeben vonN. G. Leske bzw. E . B . G. Hebenstreit . 1 . Teil XX + 396 pp.,2 . Teil XX + 572 pp, Berlin (Nicolai) .

Weber, W 1975 . Industriespionage als technologischer Trans-fer in der deutschen Frühindustrialisierung. - Technik-geschichte 42 : 287-305 .

Werner, A . G. 1774 . Von den äußerlichen Kennzeichen derFoßilien. 304 pp., Leipzig (Crusius) .

- 1778 . Von den verschiedenerley Mineraliensammlungen,aus denen ein vollständiges Mineralienkabinet bestehensoll . - Sammlungen zur Physik und Naturgeschichte,Leipzig . 1 : 387-420 .

- 1780 . Axel von Kronstedts Versuch einer Mineralogie .Aufs neue aus dem Schwedischen übersetzt und nächstverschiedenen Anmerkungen vorzüglich mit äußeren Be-schreibungen der Foßilien vermehrt. Bd . 1, Teil 1 . LXXII,254 pp., Leipzig (Crusius) . - (Nicht mehr erschienen) .

(Werner, A . G.) 1781/82 . Recension von Karl Abraham Ger-hard, Versuch einer Geschichte des Mineralreichs. 1 .Thei11781 - Leipziger Magazin zur Naturkunde, Mathematikund Ökonomie, (1781):104-115,521-528 ; (1782):527-538 .

Werner, A . G. 1787 . Kurze Klassifikation und Beschreibungverschiedener Gebirgsarten . 28 pp., Walther, Dresden .

- 1791/92 . Ausführliches und sistematisches Verzeichnis desMineralienkabinets des weiland Kurfürstlich-sächsischenBerghauptmanns Herrn Eugen Pabst von Ohain . Bd . 1368 pp ., Bd . 2 280 pp ., Freiberg und Annaberg (CrazischeBuchhandlung) .

- 1962 . On the external characters of minerals . Translatedby A.V Carozzi. XXXI + 118 pp ., Urbana (University ofIllinois Press) .

Wutke, K. 1913 . Aus der Vergangenheit des SchlesischenBerg- und Hüttenlebens. Ein Beitrag zur PreußischenVerwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des 18 ./19 . Jahr-hunderts. (= Festschrift zum XII . Allgemeinen DeutschenBergmannstage in Breslau) . X, 774 pp ., Breslau .