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Zur Geschichte der Kapelle Papst Eugens IV Author(s): Manfred Schuler Source: Acta Musicologica, Vol. 40, Fasc. 4 (Oct. - Dec., 1968), pp. 220-227 Published by: International Musicological Society Stable URL: http://www.jstor.org/stable/932583 . Accessed: 14/06/2014 12:44 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . International Musicological Society is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Acta Musicologica. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.2.32.134 on Sat, 14 Jun 2014 12:44:01 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Zur Geschichte der Kapelle Papst Eugens IV

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Zur Geschichte der Kapelle Papst Eugens IVAuthor(s): Manfred SchulerSource: Acta Musicologica, Vol. 40, Fasc. 4 (Oct. - Dec., 1968), pp. 220-227Published by: International Musicological SocietyStable URL: http://www.jstor.org/stable/932583 .

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MISCELLANEA

Zur Geschichte der Kapelle Papst Eugens IV. MANFRED SCHULER (FREIBURG i. BR.)

Grundlegende Forschungen zur Geschichte der Kapelle Papst Eugens IV. verdanken wir Franz Xaver Haberl 1, dem indessen eine fiir die Friihzeit der Kapelle wichtige Quelle ent- gangen ist. Es handelt sich um ein Eidregister (Signatur: Camerale I, vol. 1712) aus dem Archivio di Stato in Rom. Im folgenden sei der Inhalt dieses Eidregisters der musikwissen- schaftlichen Forschung insoweit zuginglich gemacht, als er die pipstlichen Singer betrifft2. Durch die Heranziehung weiterer handschriftlicher und edierter Quellen m6gen die knappen Protokolleintraige erginzt werden.

Papst Eugen IV., der am 3. Mirz 1431 gewtihlt worden war, lieB bereits am 5. Mirz 1431 die pipstliche Kapelle neu errichten. Ganz offensichtlich wurden dabei die meisten der neu verpflichteten Sanger aus der Kapelle des verstorbenen Papstes Martin V. iibernommen. Der rasche Neuaufbau der pipstlichen Kapelle mag durch die Kr6nungsfeierlichkeiten am 11. Mairz veranlaBt worden sein, bei denen die Kapelle ben6tigt wurde, zumal Eugen IV. ebenso wie sein Vorginger Martin V. auf eine glanzvolle Gestaltung der pipstlichen Gottesdienste bedacht war3. Als ,,sacrista capelle et palatii apostolici" behielt Eugen IV. wahrscheinlich den schon von Martin V. mit diesem Amt betrauten Petrus Assalbitus de Lemovico, Bischof von Alet, bei4. Die Liste der am 5. Mirz 1431 aufgenommenen ,,cappellani et cantores cappelle domnini nostri pape et eiusdem familiares continui commensales" lautet6: Matheus Hanelle, Egidus Flanel alias Lenfant, Toussanus de Ruella, Johannes Redois, Guillermus duffay, Bartholomeus Poygnare, Alfonsus de Jspania, Johannes de Cruce alias Monamj, Jacobus Ragot, Henricus Siluestrj de Fundis und Lucidus Johannes de norme.

Matheus Hanell e, Priester der Difzese Therouanne, Domherr in Cambrai, steht in dem Aufnahme- und Eidprotokoll an erster Stelle und wird als ,,magister" (erginze: cappellae) bezeichnet. Er geh6rte vielleicht schon der Kapelle Papst Johannes' XXIII. an6. Am 23. Dezember 1417 wurde er in Konstanz in die Kapelle Papst Martins V. aufgenommen, der er wohl als magister capellae bis zu seinem Ausscheiden im Sommer 1420 angeharte6. Einer Supplikation vom 24. April 1431 zufolge besa3 Hanelle zu diesem Zeitpunkt ein Kanonikat und eine Pfriinde an der Kathedrale zu Cambrai sowie die Pfarrkirche St. Pierre

1 Siehe Wilhelm Du Fay, in: VfMw I, 1885 (auch in: Bausteine far Musikgeschichte I, Leipzig 1885), im folgenden zitiert als HABERL I; Die rTimische ,,Schola cantorum" und die pipstlichen Kapellsiinger bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, in: VfMw III, 1887 (auch in: Bausteine far Musikgeschichte III, Leipzig 1888), im folgenden zitiert als HABERL II. 2 Ulber die Entstehung dieser Eidregister sowie den Vorgang der Aufnahme der Sanger in die piipst- liche Kapelle siehe M. SCHULER, Zur Geschichte der Kapelle Papst Martins V., in: AfMw XXV, 1968, S. 33. - Fiir die Benutzung dieser Handschrift sei dem Archivio di Stato in Rom gedankt. Weiter zu danken habe ich der Biblioteca Apostolica Vaticana fiir die Anfertigung von Fotokopien, ferner Herrn Dr. Hermann Diener vom Deutschen Historischen Institut in Rom, der mir bei der Beschaffung von Fotokopien behilflich gewesen war. 3 Vgl. L. vON PASTOR, Geschichte der Papste seit dem Ausgang des Mittelalters, Bd. I, Freiburg i. Br. 12/1955, S. 364.

4 Uber ihn vgl. M. SCHULER, a. a. O., S. 34. 5 Camerale I, vol. 1712, fol. 82r. 6 Vgl. M. SCHULER, a. a. O., S. 35.

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zu Douai (Diazese Arras)7. Spaitestens Anfang August 1431 war er aus der pipstlichen Kapelle bereits wieder ausgeschieden8.

E g i d u s (Egidius) F 1 a n e 1 (flannel) alias L e n f a n t, Kleriker der Diazese Cambrai, Kontratenorist, wurde am 7. Januar 1418 in Konstanz in die Kapelle Papst Martins V. auf- genommen9. Er besa3 am 24. April 1431 ein Kanonikat und eine Pfriinde an den Kathe- dralen in Marseille und Arras sowie das Rektorat der Pfarrkirche zu Anneville (Erzdi6zese Rouen); auBerdem bezog er eine jihrliche Pension von der Pfarrkirche St. Pierre zu Lessines (Di6zese Cambrai)10. Am 1. September 1439 erhielt er ein Kanonikat und eine Pfriinde an der Marienkirche in Antwerpen, und am 21. Februar 1440 wurde ihm die M6glichkeit eingeriumt, drei seiner Pfriinden zu resignieren n. Im Jahr 1446 lii3t er sich als Kanonikus der Kathedrale von Cambrai nachweisen 12. Flanel geh6rte der paipstlichen Kapelle, der er zeitweilig offensichtlich als magister capellae vorstand, mit Unterbrechungen bis August 1441 an 13. Er starb 1466 als Domherr zu Cambrai, wo er in der dortigen Kathedrale seine letzte

Ruhestaitte fand 14 T o u s s a n u s (Toussaint) d e R u e 11 a (auch Toussains de la Ruelle und Toussanus

Ruella), aus der Di6zese Noyon stammend, um 1410 Chorknabe an der Sainte-Chapelle in Paris15, wurde am 30. Mirz 1420 in die Kapelle Papst Martins V. aufgenommen'6. Er war Anfang August 1421 im Besitz eines bepfriindeten Kanonikats an der Kirche Notre-Dame in Jouarre (Di6zese Meaux), des Priorats an St. Martin in Apt sowie eines Kanonikats mit der Anwartschaft auf eine Pfriinde an der Kathedrale zu Beauvais und an der Kollegiat- kirche St. Omer in Saint-Omer (Di6zese Therouanne). Etwas spiter erhielt er ein bepfriin- detes Kanonikat in Autun und am 17. Miirz 1422 die Pfriinde in Saint-Omer. Zu dieser Zeit war er auch Pfarrer in Signy. Am 6. Oktober 1422 erlangte er ein bepfriindetes Kano- nikat an der Kathedrale zu Noyon. Dubrulle zufolge soll er auch ein bepfriindetes Kanonikat in Reims besessen haben. Eine Bulle aus dem Jahr 1426 nennt Toussanus de Ruella im Besitz einer Pfriinde in Saint-Omer, Noyon und Beauvais (wo er an der dortigen Kathedrale auch die Dignitit des Scholastikus innehatte), ferner eines Kanonikats mit der Anwartschaft auf eine Pfriinde an St. Paul in Liittich und an der Kollegiatkirche St. Hermes in Renaix

(Di6zese Cambrai)17. Am 24. April 1431 besa3 er ein Kanonikat und eine Pfriinde an der Kathedrale zu Noyon, an St. Omer in Saint-Omer, ferner das Rektorat der Pfarrkirche St. Germain in Genf; auBerdem hatte er Anspriiche auf Kanonikate und Pfriinden in Beau- vais und an St. Paul in Liittich'8. Toussanus de Ruella, der sich Ende Juni 1431 im Besitz

7 Vgl. HABERL I, S. 512. Haberl liest hier wohl failschlich ,Ecclesie Caraduen." statt ,,Ecclesie Came- racen.". FUr die Richtigkeit dieser Annahme diirfte das Aufnahme- und Eidregister sprechen, das Hanelle mit dem Titel ,,can[oni]cus cameracen[sis]" belegt (Camerale I, vol. 1712, fol. 82r). 1 Vgl. HABERL I, S. 462. 9 Vgl. M. SCHULER, a. a. O., S. 39. 10 Vgl. HABERL I, S. 512, dazu S. 458 und 460. 11 H. DUBRULLE, Les be'nficiers des dioceses d'Arras, Cambrai, The'rouanne, Tournai sous le ponti- ficat d'Eugene IV d'aprks les documents conserves aux Archives d'Etat (im folgenden zitiert als DUBRULLE II), in: Analectes pour servir I'histoire ecclesiastique de la Beige, IIIe s'rie, t. III, 1907, S. 70, Nr. 255, S. 317, Nr. 304, und t. IV, 1908, S. 248, Nr. 664; F. BAIX, La chambre apostolique et les - Libri annatorum , de Martin V (1417-1431), in: Analecta Vaticano-Belgica, vol. XIV, Ire par- tie 1947, lIe partie 1960, S. 229 f., Anm. 4. 12 H. DUBRULLE, Les membres de la curie romaine dans la province de Reims sous le pontificat de Martin V (im folgenden zitiert als DUBRULLE I), in: Annales de Saint-Louis-des-Francais, Xe annie, 1905/06, S. 382. 13 Vgl. HABERL I, S. 465. 14 Vgl. J. HoUDOY, Histoire artistique de la cathidrate de Cambrai, Paris 1880, S. 264. '~ M. BRENET, Les Musiciens de la Sainte-Chapelle du Palais, Paris 1910, S. 27. 16 HABERL I, S. 453; DUBRULLE I, S. 383. 17 DUBRULLE I, S. 383. 18 Vgl. HABERL I, S. 512.

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der Pfarrkirche St. Germain in Genf befand und mit einem Kanonikat und der Anwartschaft auf eine Pfriinde an der Kathedrale zu Therouanne und an der Kollegiatkirche St. Salvator in Harlebeke (Di6zese Tournai) providiert war19, geh6rte der paipstlichen Kapelle bis hachstens Ende Oktober 1431 an20. M6glicherweise trat er noch im selben Jahr der burgun- dischen Hofkapelle bei, als deren Mitglied er bis 1452 nachzuweisen ist21. Am 14. Novem- ber 1439 erteilte ihm Papst Eugen IV. die Erlaubnis, vier seiner Benefizien tauschen zu diirfen 22. Wahrscheinlich ist er identisch mit Toussaint Ruelle, der 1469 Kanonikus an der

Kollegiatkirche St. Germain in Mons (Di6zese Cambrai) wurde.23 J o h a n n e s R e d o i s (Redoys), im April 1431 noch Diakon, mindestens seit Anfang

1432 Priester der Di6zese Tournai, Tenorist, geh6rte der Kapelle Papst Martins V. vom 7. August 1418 bis Mairz 1420 an24. Ende April 1431 besaB er ein Kanonikat und eine Pfriinde an der Kollegiatkirche Notre-Dame zu Cond6-sur-1'Escaut (Di6zese Cambrai) sowie eine capellania an der Kathedrale zu Tournai25. Redois, der Anfang 1432 auch im Besitz einer Pfarrkirche in der Di6zese Narbonne war26, geh6rte der Kapelle Papst Eugens IV. bis Mai 1433 an27. G uillermus du ffa y (iiber ihn vgl. H. Besseler, Artikel Dufay, in: MGG III, 1954, Sp. 889ff.) mu3 bereits im September oder Anfang Oktober 1428 in die Kapelle Papst Martins V. aufgenommen worden sein28. flber die Pfriindverleihungen an Dufay siehe F. Baix, La carriere -

benficiale, de Guillaume Dufay, in: Bulletin de l'Institut Historique

Belge de Rome, fasc. VIII, 1928, S. 264 ff. Ende Juli 1433 schied Dufay aus der paipstlichen Kapelle aus29, um vermutlich bald darauf in die savoyische Hofkapelle einzutreten. Nach- weislich war er jedenfalls mindestens vom 1. Februar 1434 bis Ende Miirz 1435 Kaplan und im Miirz 1435 (sicherlich jedoch schon friiher) auch magister capellae des Herzogs von

Savoyen 30. Wohl auf Fiirsprache des Herzogs Amadeus VIII. von Savoyen hatte er zwischen

August 1431 und August 1434 das Rektorat der Pfarrkirche in Versoix (Di6zese Genf)

19 Vgl. Repertorium Germanicum, Bd. I, bearb. von R. Arnold, Berlin 1897, S. 207, Nr. 1262. 20 Vgl. HABERL I, S. 462. 21 Vgl. J. MARIX, Histoire de la Musique et des Musiciens de la Cour de Bourgogne sous le rTgne de Philippe le Bon (1420-1467), Stra3burg 1939, S. 197 und 242 ff. 2 DUBRULLE II, t. III, S. 314, Nr. 278. 23 Vgl. F. BAIX, La chambre apostolique, S. 213 f., Anm. 4. 24 Vgl. M. SCHULER, a. a. O., S. 40. 25 Vgl. HABERL I, S. 512 f. 26 Vgl. Repertorium Germanicum, Bd. I, S. 394, Nr. 2448. 27 Vgl. HABERL I, S. 462. 28 Dieses von Haberl (I, S. 456 und 466) und der auf ihn basierenden Literatur abweichende Eintritts- datum ergibt sich aus der littera de fructibus vom 14. April 1429, derzufolge Dufay zu diesem Zeit- punkt seit fiber sechs Monaten als Singer der papstlichen Kapelle angeh6rte. Vgl. U. BERLIERE, Inven- taire analytique des Diversa Cameralia des Archives Vaticanes, Rome, Namur, Paris 1906, S. 59, Nr. 253; F. BAIX, La carriare - bendficiale . de Guillaume Dufay, S. 268, Nr. 2. 29 Vgl. HABERL I, S. 462. 3' CH. VAN DEN BORREN, Guillaume Dufay, Bruxelles 1925, S. 41 ff. - M6glicherweise waren die Feierlichkeiten anl•i1lich der Hochzeit des iltesten Sohnes Herzog Amadeus' VIII. von Savoyen, des

Fiirsten Ludwig von Piemont, mit der Prinzessin Anna von Zypern im Februar 1434 in Chamb&ry der Anla3 fijr die Anstellung Dufays. Im fibrigen mut3 die Anstellung Dufays noch durch Herzog Amadeus VIII. erfolgt sein, der erst im Herbst 1434 einen Teil der herzoglichen Machtbefugnisse an seinen Sohn Ludwig abtrat (vgl. MARIE JosE, La maison de Savoie, t. III, Paris 1962, S. 124). DaB Ludwig zu jener Zeit tiber eine eigene Kapelle verfiigte, ist nicht bekannt. In einer zeitgenissischen Chronik werden bei der Beschreibung der Hochzeitsfeierlichkeiten auch nur die ,,chappellains du duc" (d. i. damals Amadeus VIII.) genannt, die am 8. Februar 1434 die Messe ,,tant milodieusement" sangen, ,,que c'estoit belle chose a oyr: car, pour 'heure", so fihrt der Chronist fort, ,on tenoit la chappelle du duc la meilleur du monde, du nombre qu'ilz estoient" (Chronique de Jean le Ftvre, seigneur de Saint-Re'my, hrsg. von F. Morand, t. II, Paris 1881, S. 293).

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erlangt, das er 1442 aus freien Stiicken resignierte31. Von Juni 1435 an war Dufay wieder Siinger in der Kapelle Papst Eugens IV.32. Im Juli 1435 und ab Juni 1436 bis zu seinem Ausscheiden Ende Mai 1437 stand er der pipstlichen Kapelle als magister capellae vor33. Ein Beleg daftir findet sich in Band VII der Annatenregister (Biblioteca Apostolica Vaticana), der auf fol. 20r einen Dufay betreffenden Eintrag enthilt. Danach verpflichtete sich Dufay am 28. September 1436, die Annaten fiir das ihm am 3. September 1436 in Bologna ver- liehene Kanonikat und die Pfriinde an der Kathedrale zu Cambrai zu bezahlen. Am rechten Rand dieses Eintrags vermerkte der Kanzlist indessen: ,,gratis pro magistro capelle" 34 Nach seinem Ausscheiden aus der pipstlichen Kapelle scheint Dufay sich zeitweilig in Lau- sanne aufgehalten zu haben, wo er auf Grund paipstlicher Provision vom 22. August 1431 wohl Anfang 1433 in den Besitz eines Kanonikats und einer Pfriinde an der Kathedrale gelangt war35. Jedenfalls befand er sich unter den Lausanner Domherren, die am 25. und 26. August 1437 eine bisch6fliche Urkunde best itigten 36. Um jene Zeit trat Dufay wiederum in die savoyische Hofkapelle ein und iibernahm das Amt des magister capellae37. DaB er am 7. April 1438 Bevollmichtigter des Domkapitels zu Cambrai auf dem Basler Konzil wurde 38, steht keineswegs im Widerspruch zu seiner Bindung an den savoyischen Hof. Nach- dem Dufay ,certain espace de temps" die Hofkapelle Herzog Ludwigs von Savoyen geleitet hatte, muB er aus Furcht, seine Pfriinden im Herzogtum Burgund infolge der durch das Basler Konzil hervorgerufenen Kirchenspaltung zu verlieren, den savoyischen Hof vermut- lich um 1440 verlassen haben und in die burgundischen Lande (wahrscheinlich nach Cambrai) zuriickgekehrt sein. Die am 23. Mairz 1440 von Papst Eugen IV. ausgesprochene Exkommu- nikation des friiheren Herzogs Amadeus VIII. von Savoyen und nunmehrigen Gegenpapstes Felix V. und seiner Anhainger - dazu geh6rte in erster Linie Herzog Ludwig von Savoyen - hatte ihn wohl zu diesem Schritt bewogen, zumal sein Landesherr Herzog Philipp der Gute von Burgund auf der Seite Papst Eugens IV. stand ". Die Verbindung zwischen Dufay und dem savoyischen Hof riB indessen nicht ab. So lieB Dufay Herzog Ludwig von Savoyen wissen, daB er gerne wieder in seine Dienste treten wiirde. Da auch dem Herzog an der Riickkehr seines ,,bien am~i chappellain et maistre de sa chappelle" viel gelegen war, wandte er sich am 5. November 1441 an seinen Vetter, Herzog Philipp den Guten von Burgund, mit der Bitte, Dufay die Riickkehr zu gestatten und ihn wihrend seiner Abwesenheit in

S1 Vgl. CH. VAN DEN BORREN, a. a. O., S. 41, Anm. 2, und S. 362; MARIE JOSE, a. a. O., t. III, S. 83; A. LANGE, Une lettre du duc Louis de Savoie au duc de Bourgogne d propos de Guillaume du Fay, in: Publication IX du Centre Europden d'Etudes Burgondo-Midianes, 1967, S. 104. 32 Vgl. HABERL I, S. 464. 33 Vgl. M. SCHULER, a. a. O., S. 32 f.; dazu HABERL I, S. 464 f. - Der Name Dufays erscheint in den

Singerverzeichnissen der pipstlichen Kapelle iibrigens bereits im Mai und nicht erst im Juni 1437 (wie H. Besseler in MGG III, 1954, Sp. 895, angibt) zum letztenmal (vgl. HABERL I, S. 460 und 465).

.4 Vgl. DUBRULLE II, t. II, 1906, S. 479, Nr. 98; F. BAIX, La carriere -, bindficiate,* de Guillaume Dufay, S. 267, Anm. 3, und S. 270, Nr. 7b. 35 Repertorium Germanicum, Bd. I, S. 245, Nr. 1500; F. BAIX, La carrire

,- bin6ficiale , de Guillaume

Dufay, S. 269, Anm. 5. Als Mitglied des Domkapitels von Lausanne liiBt sich Dufay 1435 und 1437 nachweisen (vgl. M. REYMOND, Les dignitaires de I'6glise Notre-Dame de Lausanne jusqu'en 1536, in: Mkimoires et documents publis par la Socidt6 d'histoire de la Suisse romande, IIe serie, t.VIII, Lausanne 1912, S. 247 und 330). 36 Archives Cantonales Vaudoises, Lausanne, Dg 7/1, fol. 48v. Fiir diesen Hinweis habe ich Herrn O. Dessemontet, Direktor der Archives Cantonales Vaudoises in Lausanne, zu danken. 37 Vgl. CH. VAN DEN BORREN, a. a. O., S. 361.

"s A. PIRRO, Histoire de la mustque de la fin du XIVe sikcle a la fin du XVIe, Paris 1940, S. 74. Danach sind die Angaben von H. Besseler in MGG III, 1954, Sp. 895, zu berichtigen. 3 Vgl. MARIE Jost, a. a. O., t. III, S. 176 f. und 178; A. LANGE, a. a. O., S. 103. - Marie Jos6 berichtet iibrigens in ihrer Geschichte des Hauses Savoyen (a. a. O., t. III, S. 196), Dufay sei kurz vor Juni 1440 Kaplan des Gegenpapstes Felix V. geworden und habe eine Messe komponiert, die aus AnlaB der Durchreise Papst Felix' V. in Freiburg in der Schweiz am 17. Juni 1440 aufgefiihrt worden sei. Da jede Quellenangabe fehlt, wird man dieser Mitteilung mit einiger Skepsis begegnen miissen.

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seinem Pfriindenbesitz in Burgund zu schiitzen 40. Ob Philipp der Gute dieser Bitte entsprach und Dufay unmittelbar darauf wieder an den savoyischen Hof zuriickkehrte, ist vorderhand nicht auszumachen.

B a r t h o 1 o m e u s Po y g n a r e (poignare, pougnare, Pugnare), geboren 1408 41, Kleri- ker der Di6zese Arras, Schiiler von Nicolaus Grenon, der ihn zusammen mit drei weiteren Knaben im Juni 1425 der Kapelle Papst Martins V. zufiihrte42. In der Absicht, sich Kano- nikate und die Anwartschaft auf Pfriinden in Arras und Aire-sur-la-Lys (Di*zese Th&rouanne) zu verschaffen, bezeichnete er sich in einem Brief vom 25. April 1424 unrechtm~8ig als familiaris papae und Singer der paipstlichen Kapelle. Von diesem Vergehen sprach ihn Papst Martin V. am 8. Januar 1425 frei43. Poygnare riickte Ende 1427 oder Anfang Januar 1428 in die Reihe der pipstlichen Singer auf 44. Er erhielt am 26. Juli 1429 ein Kanonikat und eine Pfriinde an der Kollegiatkirche St. Gery in Haeltert (Di6zese Cambrai), nachdem er schon friiher ein Kanonikat und eine Pfriinde an St. Pierre in Aire-sur-la-Lys und offensichtlich im Friihjahr 1429 das Rektorat der Pfarrkirchde St. Viktor in Metz erlangt hatte45. Ende April 1431 finden wir ihn im Besitz des Kanonikats und der Pfriinde an St. Gery in Haeltert sowie der Provision auf ein Kanonikat und eine Pfriinde (die ihm am 5. bzw. 30. Novem- ber 1431 iibertragen wurden) an der Kollegiatkirche St. Ame in Douai (Di6zese Arras)46. Der Kapelle Papst Eugens IV. geh6rte Poygnare bis Herbst 1433 an47. Er ist sicherlich identisch mit Bartholomeus Poignaire, Kanonikus in Arras, der von September 1435 bis

Anfang 1439 das Amt eines Schreibers der Basler Konzilsversammlung innehatte48. fine geistliche Komposition (,,Et in terra") von Poygnare, der noch Ende Mirz 1442 gelebt haben mu8 49, ist im Trienter Codex 87 (Nr. 30) auf uns gekommen 5.

Al f o n s u s d e J s p a n i a, identisch mit Alfonsus Sancij de Moya (Alfonsus Sancij Zamorensis), Priester der Di6zese Burgos, wurde am 15. November 1430 in die Kapelle Papst Martins V. aufgenommen 51. Ende April 1431 besa8 er Pfriindenanteile an der Kathe- drale in Santiago de Compostela und an der Pfarrkirche San Juan de Dorr6n in Sangenjo (Di6zese Santiago de Compostela) sowie ein Beneficium an der Pfarrkirche zu Alba (Di6zese Burgos) 52. Er geh6rte der pipstlichen Kapelle mit Unterbrechungen bis Ende 1445 an 53. M6g- licherweise ist er identisch mit dem 1461 an St. Peter in Rom nachweisbaren Sainger Alfonsus

hyspanus 54 Johannes de Cruce alias Monamj (Monami), eigentlich Jehan de la Croix alias

mon ami55, Kleriker der Di6zese Tournai, war Ende April 1431 im Besitz eines Kanonikats

40 Vgl. A. LANGE, a. a. O., S. 103, Anm. 1. 41 Repertorium Germanicum, Bd. IV, bearb. von K. A. Fink, Berlin 1958, Sp. 191. 42 HABERL I, S. 454. - Da Poygnare zu dieser Zeit iibrigens schon siebzehn Jahre alt war, kann es sich bei diesen ,pueri cantores" nicht mehr um vorpubertaire Knabenstimmen gehandelt haben, wie man fiirs erste anzunehmen gewillt ist (vgl. HABERL I, S. 455; M. SCHULER, a. a. O., S. 33). 43 Vgl. F. BAIX, La chambre apostolique, S. 313 f., Anm. 5. 44 Vgl. HABERL I, S. 455 f. 15 DUBRULLE I, S. 384; DUBRULLE II, t. I, 1905, S. 291, Nr. 468; F. BAIX, La chambre apostolique, S. 313 f., Nr. 849; Repertorium Germanicum, Bd. IV, Sp. 191. 46 HABERL I, S. 513; DUBRULLE II, t. II, S. 110, Nr. 32, und S. 473, Nr. 5o. 47 Vgl. HABERL I, S. 462 f. 4s Vgl. Concilium Basiliense, Bd. III, hrsg. von J. Haller, Basel 1900, S. 518; Bd. IV, hrsg. von J. Haller, Basel 1903, S. 302 und 354; Bd. VI, hrsg. von G. Beckmann, Basel 1926, S. 318.

49 Vgl. DUBRULLE II, t. III, S. 435, Nr. 400; F. BAIX, La chambre apostolique, S. 313, Anm. 5. 50 Vgl. DTO VII, S. 31. 51 M. SCHULER, a. a. O., S. 45. 52 HABERL I, S. 513. 53 Vgl. HABERL II, S. 224. 54 Vgl. HABERL II, S. 236, Anm. 1. 58 Vgl. J. HoUDov, a. a. O., S. 269.

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und einer Pfriinde an der Kollegiatkirche St. G&ry in Cambrai56. Er erhielt am 7. April 1436 die Subdiakonatsweihe57. Ende April 1437 liit er sich als Priester und Kanonikus in Laon und an dem Kollegiatstift St. Pierre in Lille nachweisen58. Johannes de Cruce geh6rte der

ptpstlichen Kapelle bis mindestens Anfang 1438 an59. Er starb im Jahre 1479 als Domherr in Cambrai und fand in der dortigen Kathedrale seine letzte Ruhesttitte55.

J a c o b u s R a g o t, Priester der Di6zese Arras, besaB Ende April 1431 eine capellania an der Kathedrale zu Cambrai 60. Er geh6rte der ptipstlichen Kapelle mit Unterbrechungen bis Mai 1436 an 61

He n r i c u s S iu e s t r j (Silvestri) d e F u n d i s, wohl aus Fondi stammend, Kleriker der Di6zese Fondi, erhielt am 26. Juli 1430 ein Personat an der Pfarrkirche zu Melle (Di6zese Cambrai) und besaB Ende April 1431 Pfriindenanteile in den Di6zesen Priverno, Terracina und Camerino 62. Mit einer Unterbrechung vom Sommer 1431 bis Juli 1435

geh6rte er der pdipstlichen Kapelle bis mindestens Ende 1437 an63. Lucidus J o h a n n e s de no rm e, wohl aus Norma stammend, Kleriker der Di6zese

Ferentino, war Ende April 1431 im Besitz eines Pfriindanteils in Ferentino 4. Er muB spitestens Anfang August 1431 aus der ptipstlichen Kapelle wieder ausgeschieden sein63.

Gleichfalls am 5. Mirz 1431 wurden in die pdipstliche Kapelle drei Kapline aufgenommen, denen das Lesen von Messen oblag65. Einer von ihnen hieB Johannes Comitis. M5glicher- weise ist er identisch mit dem gleichnamigen Priester der Diazese Evreux, der vor 1393 magister cantus puerorum chori an Notre-Dame in Paris gewesen war66, am 5. Juni 1402 von neuem dieses Amt iibertragen erhielt und 1399 als Cantor der Universittit Paris, an der er ,,in arte musica" lehrte, nachzuweisen ist. Die beiden genannten Amter bekleidete er noch Ende 140367. Vielleicht verbirgt sich hinter diesem Namen auch der von 1417 bis 1424 nachweisbare pipstliche Notar Johannes Comitis 6.

Die beiden folgenden Protokolleintraige stehen auf fol. 82v und wurden urspriinglich ohne Jahreszahl eingetragen. Erst nachtriglich schrieb ein Kanzlist iiber diese Eintrige die Jahreszahl 1432. Da die angefiihrten Stnger indessen nachweislich schon 1431 der pdipst- lichen Kapelle angeh6rten 69, kann diese Jahreszahl nicht zutreffen und mu6 zweifellos 1431 lauten. Danach wurden also am 7. Mirz 1431 als Stinger in die pipstliche Kapelle auf- genommen: Georgius und Egidus Laurj.

G e o r g i u s, capellanus des Bischofs von Treviso70, identisch mit Georgius Martini, Priester der Di6zese Tournai, der im April 1431 eine Pfriinde am Dom zu Treviso besa8 und der pipstlichen Kapelle mit Unterbrechungen bis Mai 1432 angeh6rte71.

56 HABERL I, S. 513. - Die Behauptung von R. EITNER (Quellen-Lexikon, Bd. III, Leipzig 1900, S. 118), Johannes de Cruce sei 1431 und in den folgenden Jahren Kanonikus zu Tournai gewesen, ist nicht zu belegen. 57 DUBRULLE II, t.IV, S. 256, Nr. 748. In der Supplikation vom 24. IV. 1431 (HABERL I, S. 513) wird Johannes de Cruce somit unrechtmdiBig als Subdiakon bezeichnet. 6s HABERL I, S. 459; U. BERLIERE, a. a. O., S. 75, Nr. 335.

59 Vgl. HABERL I, S. 464 f. 60 HADERL I, S. 514. 11 Vgl. HABERL I, S. 464. 62 F. BAIX, La chambre apostolique, S. 377, Nr. 1011; HABERL I, S. 514. 63 Vgl. HABERL I, S. 462 und 464 f. 64 HABERL I, S. 514.

65 Camerale I, vol. 1712, fol. 82r.

"6 A. PIRRO, L'eMSeignement de la musique aux universitis frangaises, in: Mitteilungen der Inter- nationalen Gesellschaft fUr Musikwissenschaft, Jg. II, 1930, S. 31.

67 Chartularium universitatis Parisiensis, ed. H. Denifle, t. IV, Paris 1897, S. 110, Anm. 7. 68 Vgl. F. BAIX, La chambre apostolique, S. CCCXXXV. 69 Vgl. HABERL I, S. 462 und 514; Repertorium Germanicum, Bd. I, S. 143 f., Nr. 870, S. 295, Nr. 1821, und S. 328, Nr. 2029. 70 Camerale I, vol. 1712, fol. 82v. 71 Vgl. HABERL I, S. 462 und 514.

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Egidus (Egidius) Laurj (Lauri, Laurrj), Akoluth der Di6zese Tournai, Tenorist, war im April 1431 im Besitz einer capellania an der Kollegiatkirche St. Piat zu Seclin (Di6zese Tournai) und wurde als Stnger und Kaplan des Papstes durch ein kuriales Schreiben vom 21. April 1431 von der Residenzpflicht befreit72. Ende August 1431 erlangte er das Rektorat der Pfarrkirche St. Pierre zu Tournai, das Dufay bis zu seinem Zeitpunkt innegehabt hatte 7. Papst Eugen IV. erteilte Laurj am 18. Oktober 1431 auf seine Bitte hin die Provision auf eine Pfriinde in der Di6zese Th6rouanne und am 21. November 1431 auf eine Altarpfriinde in der Pfarrkirche zu Mouchin (Diazese Tournai)74. Am 11. April 1433 wurde Laurj Sub- diakon75. Er geh6rte der paipstlichen Kapelle bis h6chstens Oktober 1433 an76. 1438 erhielt er ein Kanonikat an der Kollegiatkirche St. Pierre zu Lille. Laurj starb am 28. Mirz 1451 in Lille, wo er in der Kollegiatkirche St. Pierre seine letzte Ruhestditte fand 77.

Ohne Datum ist das auf den obigen Eintrag folgende Aufnahme- und Eidprotokoll von J oh an nes bras art (Brassart)78. Ein im Text frei gelassener Raum deutet darauf hin,

daB das Datum noch nachtriglich eingefiigt werden sollte. Wie die uns bisher bekannten

archivalischen Belege erkennen lassen, wurde Brassart zwischen dem 5. Mirz und dem 24. April 1431 in die pdipstliche Kapelle aufgenommen79, der er bis h6chstens November 1431 angeh6rte8s. Uber Brassart vgl. neuerdings ausfithrlich Keith E. Mixter, Johannes Brassart: A Biographical and Bibliographical Study, in: Musica Disciplina, XVIII, 1964, S. 37 ff., und XIX, 1965, S. 99 ff.

Am 28. September 1431 wurden in die ptipstliche Kapelle als Stnger aufgenommen:

Arnoldus de Lantins und Guillermus Modatoris alias de Malbequel81 Arnoldus de Lantins (latinis), aus der Di6zese Liittich (vermutlich aus Lantin)

stammend, geh6rte der pipstlichen Kapelle h6chstens bis Ende Juni 1432 an82. l2ber sein Schaffen vgl. W. Rehm, Artikel Lantins, in: MGG VIII, 1960, Sp. 201 f.

G u i 11e r m u s M o d a t o r i s83 alias d e M a lb e q u e (Malbecq; Malebeke; auch Guiller- mus Malbeque), aus der Di6zese Cambrai stammend, geh6rte der paipstlid~en Kapelle bis min- destens Februar 1438 an84. Er resignierte im Friihjahr 1438 eine Pfriinde in Bonevelt

(Di6zese Cambrai) und besa6 zu dieser Zeit (wie schon Anfang 1437) ein Kanonikat und eine Pfriinde an der Kollegiatkirche St. Vincent in Soignies (Di6zese Cambrai), wo er seit 1440 offensichtlich auch residierte85. Wahrscheinlich seit Mai 1460 hatte er an dem Kolle-

giatstift St. Vincent in Soignies das Amt des Dekans inne86. Nach dem Tod von Gilles Bin-

72 HABERL I, S. 458 und 514; Repertorium Germanicum, Bd. I, S. 143 f., Nr. 870.

:3 Repertorium Germanicum, Bd. I, S. 245, Nr. 1500 und 1501; vgl. dazu ebenda S. 295, Nr. 1821, S. 328, Nr. 2029; ferner DUBRULLE II, t. IV, S. 254, Nr. 734, und F. BAIX, La carriere - b'n'ficiale, de Guillaume Dufay, S. 268 f., Nr. 5a, und S. 269, Anm. 3.

74 Repertorium Germanicum, Bd. I, S. 295, Nr. 1821, und S. 328, Nr. 2029. 7' DUBRULLE II, t. IV, S. 254, Nr. 734. 76 Vgl. HABERL I, S. 462 f. 71 E. HAUTCCEUR, Documents liturgiques et n6crologiques de I'6glise colligiale de Saint-Pierre de Lille, Lille/Paris 1895, S. 332, Nr. XXIX und Anm. 2; F. BAIX, La carriere U bindficiale . de Guillaume

Dufay, S. 269, Anm. 3. 78 Camerale I, vol. 1712, fol. 82v.

79 Vgl. S. 220 sowie HABERL I, S. 514. so Vgl. HABERL I, S. 462; HABERL II, S. 221. 81 Camerale I, vol. 1712, fol. 82r. 82 Vgl. HABERL I, S. 462. - Fiir die Behauptung von E. CLOSSON und CH. VAN DEN BORREN (La musique en Belgique de moyen age

' nos jours, Briissel [1950], S. 323), Arnold de Lantins sei schon Mitglied

des Hofes Papst Martins V. gewesen, findet sich kein Beleg. 83 HABERL (I, S. 464) kennt die Namensform ,,mediatoris". 84 Vgl. HABERL I, S. 465. 85 Concilium Basiliense, Bd. VI, S. 216; vgl. ferner DUBRULLE II, t. II, S. 483, Nr. 156; A. DEMEULDRE, Le chapitre de Saint-Vincent d Soignies, ses dignitaires et ses chanoines, Soignies 1902, S. 162. 86 A. DEMEULDRE, a. a. O., S. 41, 162 und 322.

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chois, der gleichfalls Kanoniker an diesem Kollegiatstift war, wurde er dessen Testaments-

volstreckers7. Guillaume de Malbeque starb am 29. August 1465 in Soignies87. Von seinen Kompositionen sind vier Rondeaux und eine Ballade auf uns gekommen (vgl. dazu G. Reaney, Artikel Malbecque, in: MGG VIII, 1960, Sp. 1540).

Am 24. September 1432 wurden als Singer in die pipstliche Kapelle aufgenommen: Riccardus Herbare, Johannes marfils und Johannes marsille88.

Riccardus Herbare, Kleriker der Di6zese Bayeux 89, magister in artibus, geh6rte der pipstlichen Kapelle, der er zeitweilig offensichtlich als musikalischer Leiter vorstand, bis Juni 1456 an90o.

J o h a n n e s m a r f il s, Kleriker der Didzese Bayeux 88, schied offensichtlich nach kurzer Zeit aus der pipstlichen Kapelle wieder aus.

Johannes marsille (Marsilli), Kleriker der Di6zese Arras 88, gehdrte der paipst- lichen Kapelle mit einer achtjthrigen Unterbrechung (1439 bis Anfang 1447) bis mindestens Juni 1461 an9l. Im Herbst 1437 resignierte er ein Kanonikat und eine Pfriinde sowie das Amt des Scholastikus an der Kirche St. Ame in Douai (Didzese Arras) und Anfang 1442 verzichtete er auf seinen Pfriindenanteil an der Kirche St. Sauveur in Briigge .92

Damit bricht die Rubrik der Stnger und Kapliine der pipstlichen Kapelle in dem vor- liegenden Eidregister ab. Politische Wirren in Rom und die Flucht Papst Eugens IV. im Jahre 1434 nach Florenz m6gen auch hier ihre Auswirkungen gehabt haben.

s A. DEMEULDRE, a. a. O., S. 162.

8s Camerale I, vol. 1712, fol. 82v.

s9 Camerale I, vol. 1712, fol. 82v. - HABERL (II, S. 225) liest wohl irrtiimlich ,,Davonen. dioc." statt ,,Bayocen. dioc." 90 Vgl. HABERL II, S. 227. 91 Vgl. HABERL II, S. 224 ff.; dazu G. BOURGIN, La familia pontificia sotto Eugenio IV, in: Archivio della R. Societa Romana di Storia Patria, vol. XXVII, 1904, S. 220, Anm. 4. 92 DUBRULLE II, t.II, S. 488, Nr. 156, und t.III, S. 435, Nr. 396. 1 KARP, St. Martial and Santiago de Compostela, in: Acta Musicologica XXXIX (1967), pp. 144-160; TREITLER, The Polyphony of St. Martial, in: JAMS XVII (1964), pp. 29-42.

A Reply to Theodore Karp LEO TREITLER (WALTHAM/MASSACHUSETTS)

Theodore Karp takes me to task in the July-December issue over a transcription that I offered in my study of St. Martial polyphony.' I wish to reply to his criticisms, not in order to sustain my interpretation but because there are issues worthy of our attention lurking about. A single specimen, from a cadential passage, will suffice to bring them up.

ANi I

Ad su - per - ni re-gis de- - cus, qui con - ti - net Ce - le - bre - mus le-ti tu - - a, Ja - co - be sol-

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