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826 Mit theilimgen. 231. A. W. Hofmann: Zur Geschichte der Nitrile. (Eingegangen wahrend der Perien.) In einem im Herbste 1867, kurze Zeit nach Entdeckung der Um- wandlung der Monamine in Isonitrile mittels Cbloroforrri reriiffent- lichten Aufsatze*) findet sich folgender Pansus: ,,Die neucii durch die Einwirkung des Chloroforms aiif die pri- maren Monarnine gebildeten Cynniire, welc'he icb kennen gelehrt habe, obschon in unxweideutiger Weise von den Nitrilen verschieden, zeigen gleiehwohl eine bemerkenswerthe Atialogie mit diesen KBrpern. Diese Analogie xeigt sich zumal in der Umbildung, welche beide Korper- gruppen unter dem Einflussc des Wassers erleiden. Angesichts die- ser gleichartigeri Umbildung beider Reihen musste sich nothwendig die Il'rage aufwerfen, ob man die Cyaniire nicht auf dem Wege erhalten konne, auf dem man den Nitrilen begegnet? Wenn man dns Capro- nitril, welches durch Wasserzufubr in C;apronsaure uad Ammoniak iibergeht, durch Entwlsserung des Ammoniurncapronats mittels Pboe- phorsaure-Anhydrid sich bilaen sieht, durfte man nicht erwarten, dam sich bei gleicher Behandlung das Arnylanninformat in Cyanamyl (Iso- cyanamyl) verwandeln werde , dessen Zersetzung un ter dem Einfluss des Wassers die Riickbildung von Ameisensaure und Amylamin ver- anlasst? Gelang es aber, das Isocyanamyl durch Entwlsserung zu er- zeugen, so war damit die Hasis fir eirie allgemeine Auffassung des Nitrils aus Cyanur gewonnen. Im Sinne dieser Auffassung erscheinen Isocyanamyl und Capro- nitril als die Endglieder einer Kette vcm Isomeren, zwischen denen alsbald eine ganze Reihe von Zwischengliedern in Sicht treten. Dieee Zwischenglieder mussten durch EntwSHserung des Butylaminacetats, des Propylaminpropionats, des Aethylaminbutyrats und Methylamiii- valerats erhalten werden. =2H20+ (C6H,, N) 1 C Ha O,+C, H,,N C,H* 0,+C,H,,N C, H, 0, +C, H, N C, H, 0, +C, €1, N C,H,dO,+C H, N C,H,,Oa+ H3 N Ich bin noch nicht im Stande gewesen, die Zwischenglieder dieser Reihe zu realisiren. Die wasserfreie I"hosphorsaure, welche die Am- moniaksalze mit vollendeter Reaction angreift , bedingt tiefer gehende Umbildungen, wenn sie auf die Salzs der primareii Monamine ein- *) Hofmann, Conipt. Rend. Rept. 9. 1867.

Zur Geschichte der Nitrile

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Mit theilimgen. 231. A. W. Hofmann: Zur Geschichte der Nitrile.

(Eingegangen wahrend der Perien.)

In einem im Herbste 1867, kurze Zeit nach Entdeckung der Um- wandlung der Monamine in Isonitrile mittels Cbloroforrri reriiffent- lichten Aufsatze*) findet sich folgender Pansus:

,,Die neucii durch die Einwirkung des Chloroforms aiif die pri- maren Monarnine gebildeten Cynniire, welc'he icb kennen gelehrt habe, obschon in unxweideutiger Weise von den Nitrilen verschieden, zeigen gleiehwohl eine bemerkenswerthe Atialogie mit diesen KBrpern. Diese Analogie xeigt sich zumal in der Umbildung, welche beide Korper- gruppen unter dem Einflussc des Wassers erleiden. Angesichts die- ser gleichartigeri Umbildung beider Reihen musste sich nothwendig die Il'rage aufwerfen, ob man die Cyaniire nicht auf dem Wege erhalten konne, auf dem man den Nitrilen begegnet? Wenn man dns Capro- nitril, welches durch Wasserzufubr in C;apronsaure uad Ammoniak iibergeht, durch Entwlsserung des Ammoniurncapronats mittels Pboe- phorsaure-Anhydrid sich bilaen sieht, durfte man nicht erwarten, dam sich bei gleicher Behandlung das Arnylanninformat in Cyanamyl (Iso- cyanamyl) verwandeln werde , dessen Zersetzung un ter dem Einfluss des Wassers die Riickbildung von Ameisensaure und Amylamin ver- anlasst? Gelang es aber, das Isocyanamyl durch Entwlsserung zu er- zeugen, so war damit die Hasis f i r eirie allgemeine Auffassung des Nitrils aus Cyanur gewonnen.

I m Sinne dieser Auffassung erscheinen Isocyanamyl und Capro- nitril als die Endglieder einer Kette vcm Isomeren, zwischen denen alsbald eine ganze Reihe von Zwischengliedern in Sicht treten. Dieee Zwischenglieder mussten durch EntwSHserung des Butylaminacetats, des Propylaminpropionats, des Aethylaminbutyrats und Methylamiii- valerats erhalten werden.

=2H20+ (C6H, , N) 1 C Ha O,+C, H , , N C,H* 0 , + C , H , , N C, H, 0, + C , H, N C, H, 0, +C, €1, N C , H , d O , + C H, N C,H, ,Oa+ H3 N

Ich bin noch nicht im Stande gewesen, die Zwischenglieder dieser Reihe zu realisiren. Die wasserfreie I"hosphorsaure, welche die Am- moniaksalze mit vollendeter Reaction angreift , bedingt tiefer gehende Umbildungen, wenn sie auf die Salzs der primareii Monamine ein-

*) Hofmann, Conipt. Rend. Rept. 9. 1867.

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wirkt. Wabrscheinlich wiirde sich der Versiich gliicklicher gestalten, wenn man statt der Monaininsalzc die eritsprechenden Monaminarnide in Anwendung brBchte.'

In einer im October 1868, also ein J a h r nacb Veriiffcntlichung meines Aufsatzes erschierienen Abhandlung stellt Hr. M e n d e l e j efP) , dem mein Aufsatz offenbar uribekannt geblieben war, eine Reihe von Betrachtungen iiber die Natur. der Nitrile an, die dann schliesslich zu den in der citirten Abhandlung ausgesprochenen Ansichten fiihren :

,,Da sich,' sagt Hr. M e n d e 1 e j e f f , die Alkoholbase dem Ammo- niak analog verhalten , so leiten sich aus ersteren substituirte Nitrile ab, z. B. fur C, HY N u. s. w.

232. J u l i u s Th omsen: Ueber Bergllinmplatinchlorid. (Eingegsngen am 28. Sept. ; verlesen i n der Sitzung von Hm. W i c h e 1 hans.)

Die Verbindungen des Platinchlorid mit deri Chloriden der Me- talle der Magniuni-Reihe sind. von Hr. H. T o p s b e , Aesistenten an hiesigen Laboratorium, lwystallographisch bestimmt werden, und es haben sich zwei Reihen von Salzen mit 6 und 12 M o l e d e n Wasser gezeigt, die beide holohexagotrale Krystalle bilden und einem Rbom- boader von 1270 und 113O 30' entsprechen. Ich versuchte deslialb eine ahnliche Berylliumverbindung darzustellen , uin eine neue That- sache zur Reantwortung der. Frage zu erhalten, ob Beryllium der Magniurngruppe angeh6re.

Durch Digestion mit Bromwasser trennt man leicht das Berylliuni- hydrat von dem darin enthaltenen Ammoniak, und durch Auflosen des auf diese Weise gereinigten Hydrate in salzsaurem Platinchlorid und Einengung der LBsung krystallisirt die Verbindung.

Das Berylliumplatinchlorid ist sehr leicbt loslich in Wasser, kry- stallisirt aber leicht und rasch aus der concentrirten LGsung, so dass es sich leicht urnkrystallisiren Iasst. Es zerfliesst iu feuchter Luft, halt sich aber unverandert in trockner Luft. Es bildet ein orangefarbenes, stark krystallinisches Pulver , wenn es schnell uuskrystallisirt worden ist; bei langsamer Krystallisation bilden sich kurze Prismen von qua- dratischem oder sechsseitigern Durchscbnitt mit Winkeln von 90° und 135O. Unter dern Mikroskop krystallisii t, bildet es quadratische, sechs- seitige oder achtseitige Tafeln mit den genannten Winkeln; selteneI OctaBder, scheinbar dem quadratischem System angehtirend. Die Zu- sarnmensetzung ist

PtCI, -t- BeC1, + 9 H, 0.

*) M e n d e l e j e f f , Zeihchr. t Chem. N. F. IV, 658.