7
[J. Orn. 62 .... [ 104 Zur H/~henverbreitung einiger V/~gel in den Alpen Von Hans' L~hrl Das kiirzlich erschienene Buch von A. CORTI fiber ,,Die Brutv~Sgel der deutschen und 5sterreichischen Alpenzone" (CHuR 1959) veranlal3t reich, einige Beobachtun- gen bekanntzugeben, die die Grenzen der HShenverbreitung, welche CORTI auf Grund des bisher verSffentlichten sehr reichhaltigen Materials zieht, z. T. wesent- lich hinaufrficken. Es handelt sich nicht nur um alpine Arten - im Gegenteil. Recht bezeiehnend ffir die Nichtbeachtung verbreiteter Vogelarten im Hochgebirge war es, dab viele Ornithologen anl~iBlich eines gemeinschaftlichen Ausflugs auf den GroB- glockner im September 1960 nut beil~iufig feststellten, daI3 am Franz-Josephs-Haus in 2450 m HShe Mehlschwalben, Delichon urbica, gebrfitet haben, ihr Interesse aber viel mehr den Schneefinken, Alpend0hlen und anderen alpinen Arten widme- ten, deren Anwesenheit am GroBglockner ganz bekannt ist. Vonder Mehlschwalbe hingegen ist -- naeh CORTI -- als hSchstgelegener Brutplatz bisher ,,Geiger bei Tur- rach, 1750 m hoch" in der Literatur erwiihnt. Ich mSchte deshalb heute einige Beobachtungen vornehmlich zur HShenverbrei- tung ,,gewShnlicherer" Arten bekanntgeben. Wie leieht es ist, Liicken auszuffillen -- wenn man sie erst kennt --, hat mir der diesj~ihrige Urlaub ebenso gezeigt wie nachtriigliche Auszfige aus den Tagebfichern friiherer Aufenthalte im Gebirge. Mein diesj~ihriger Ferienort war HochsSlden im 0tztal (Tirol), nach dem Wan- derfiihrer ,,der hSchstgelegene HShenkurort nnd Wintersportplatz 0sterreiehs". Der Oft liegt 2050--2090 m hoch*). Die erste Llberraschung, die ich hier erlebte, war die Anwesenheit des H a u s s p e r 1 i n g s (Passer domesticus) CORTI zitiert als hSchsten nach der Literatur bekannten Ort St. Anton am Arl- berg in etwa 1300 m HShe und bemerkt im Text, der Haussperling scheine in den deutschen und 5sterreichischen Alpen ,,lange nicht in so hohen Lagen (etwa 2000 m) zu briiten wie in der benachbarten Schweiz". Offenkundig war den bis- herigen ornithologisch bewanderten Besuchern der Berge der Haussperling eine viel zu gew5hnliche Art, als dab sie ihn beachtet hiitten. Das HochsSldener Vor- kommen steht keineswegs eimnalig da; auch in dem bekannten Erholungsort Obergurgl in 1930 m HShe, gleichfalls im 0tztal gelegen, ist der Sperling gemein. Hier waren am 26.7. 1962 zahlreiche VSgel mit ausgeflogenen Jungen zu sehen. In HochsSlden, das also wohl der am hSchsten gelegene Brutort in diesem Gebiet sein diirfte, brfiteten zwei Haussperlingspaare in Mehlschwalbennestern, 2080 m hoch. Beide Paare ffitterten noeh Ende Juli; die eine Brut flog in den letzten Ta- gen dieses Monats, die zweite in den ersten Augusttagen aus. *) Die HShenangaben wurden mit Hilfe eines sehr zuverl~ssig ,arbeitenden HShe~nessers der Firma Lufft-Stuttgart ermittelt.

Zur Höhenverbreitung einiger Vögel in den Alpen

Embed Size (px)

Citation preview

[J. Orn. 62 . . . . [ 104

Zur H/~henverbreitung einiger V/~gel in den Alpen Von Hans' L~hrl

Das kiirzlich erschienene Buch von A. CORTI fiber ,,Die Brutv~Sgel der deutschen und 5sterreichischen Alpenzone" (CHuR 1959) veranlal3t reich, einige Beobachtun- gen bekanntzugeben, die die Grenzen der HShenverbreitung, welche CORTI auf Grund des bisher verSffentlichten sehr reichhaltigen Materials zieht, z. T. wesent- lich hinaufrficken. Es handelt sich nicht nur um alpine Arten - im Gegenteil. Recht bezeiehnend ffir die Nichtbeachtung verbreiteter Vogelarten im Hochgebirge war es, dab viele Ornithologen anl~iBlich eines gemeinschaftlichen Ausflugs auf den GroB- glockner im September 1960 nut beil~iufig feststellten, daI3 am Franz-Josephs-Haus in 2450 m HShe Mehlschwalben, Delichon urbica, gebrfitet haben, ihr Interesse aber viel mehr den Schneefinken, Alpend0hlen und anderen alpinen Arten widme- ten, deren Anwesenheit am GroBglockner ganz bekannt ist. Vonder Mehlschwalbe hingegen ist -- naeh CORTI -- als hSchstgelegener Brutplatz bisher ,,Geiger bei Tur- rach, 1750 m hoch" in der Literatur erwiihnt.

Ich mSchte deshalb heute einige Beobachtungen vornehmlich zur HShenverbrei- tung ,,gewShnlicherer" Arten bekanntgeben.

Wie leieht es ist, Liicken auszuffillen -- wenn man sie erst kennt --, hat mir der diesj~ihrige Urlaub ebenso gezeigt wie nachtriigliche Auszfige aus den Tagebfichern friiherer Aufenthalte im Gebirge.

Mein diesj~ihriger Ferienort war HochsSlden im 0tztal (Tirol), nach dem Wan- derfiihrer ,,der hSchstgelegene HShenkurort nnd Wintersportplatz 0sterreiehs". Der Oft liegt 2050--2090 m hoch*).

Die erste Llberraschung, die ich hier erlebte, war die Anwesenheit des

H a u s s p e r 1 i n g s (Passer domest icus)

CORTI zitiert als hSchsten nach der Literatur bekannten Ort St. Anton am Arl- berg in etwa 1300 m HShe und bemerkt im Text, der Haussperling scheine in den deutschen und 5sterreichischen Alpen ,,lange nicht in so hohen Lagen (etwa 2000 m) zu briiten wie in der benachbarten Schweiz". Offenkundig war den bis- herigen ornithologisch bewanderten Besuchern der Berge der Haussperling eine viel zu gew5hnliche Art, als dab sie ihn beachtet hiitten. Das HochsSldener Vor- kommen steht keineswegs eimnalig da; auch in dem bekannten Erholungsort Obergurgl in 1930 m HShe, gleichfalls im 0tztal gelegen, ist der Sperling gemein. Hier waren am 26.7. 1962 zahlreiche VSgel mit ausgeflogenen Jungen zu sehen. In HochsSlden, das also wohl der am hSchsten gelegene Brutort in diesem Gebiet sein diirfte, brfiteten zwei Haussperlingspaare in Mehlschwalbennestern, 2080 m hoch. Beide Paare ffitterten noeh Ende Juli; die eine Brut flog in den letzten Ta- gen dieses Monats, die zweite in den ersten Augusttagen aus.

*) Die HShenangaben wurden mit Hilfe eines sehr zuverl~ssig ,arbeitenden HShe~nessers der Firma Lufft-Stuttgart ermittelt.

Heft 1] 1963 ] HShenverbreitung yon AlpenvSgeln 63

Zur Klgrung der RassenzugehSrigkeit der (Jtztaler Sperlinge sah ich mir alle erreicb- baren c~ c~ in Obergurgl und SSlden an. Ich fand nirgends den Italien-Sperling in reiner Form, aber zwei c~ ~ in SSlden hatten doch nur wenig aufgehellte Kopfplatten. Bei einem davon waren unter die sonst graue Kopfplatte deutlich br~iunliche Federn gemischt, bei einem anderen waren die vorderen Federn der Kopfplatte so braun, dab ich zuerst schon glaubte, einen Italien-Sperling vor mir zu haben, bis er mir auch den hinteren Teil des Oberkopfs priisentierte, wo er deutlich grau war. Es ist also wahrscheinlich, dai] gele- gentlich Exemplare der Rasse italiae in das 0tztal gelangten und in dieser Population Spuren hinterlieBen.

Das Brutvorkommen der Sperlinge im Inner-()tztal ist insofern yon Interesse, als nach CORTI J. GENGLER (1928) ausdr/icklich bemerkt, dab der Haussperling im Otztal nur bis L/ingenfeld gehe, jedoch in SSlden fehle. Man kann daraus wohl schlieBen, daft das Vorriicken in das obere 0tztal erst in den letzten Jahrzehnten erfolgte. Heute sind Spatzen in S61den so h/iufig, dab sie nicht zu iibersehen sind.

Auch im Arlberggebiet nistet der Haussperling in hSheren Orten als in St. An- ton, z. B. in Lech (Vorarlberg) in 1460 m HShe; dort vor allem am Kirchturm.

Dagegen fand ich bei zweimaligem Besuch 1961 und am 4. 8. 1962 k e i n e n Haussperling in Ziirs in Vorarlberg (1720 m), wo er schon yon GnRBER (1942) vermiBt wurde. Ebenso fehlte am 4. 8. 1962 der Sperling in der Hotelsiedlung St. Christoph am Arlberg, ] 795 m hoch.

B u c h f i n k (Fringi l la coelebs)

DaB der Buehfink sehr geringe 5kologische Anspriiche stellt, ist bekannt. Sein Vorkommen h~ngt fast nur davon ab, ob B~iume vorhanden sind. (Einmal traf ich ihn iibrigens auch als reinen Buschbriiter, und zwar auf Korsika in fiber 1100 m HShe im obersten Teil des Restoniea-Tales, wo sich zahlreiche Buchfinken herum- trieben, obwohl die Baumgrenze bereits iiberschritten war. Nach einigem Suchen fand ich dann ein frisches Nest etwa 1 m fiber dem Boden.)

In den Alpen geht der Buchfink so hoeh wie B~ume wachsen. W~hrend im (Jtz- tal die Baumgrenze im allgemeinen bei etwa 1950 m liegt, steigt sie in einigen Seitent~lern rund 200 m h6her, so im Rettenbachtal. Es war also nicht iiber- raschend, dab Buchfinken hier noeh in 2100 m HShe auf den L/irchen sangen. Am 22.7. 1962 fand ich dann auch nach einigem Suchen ein futtertragendes ~ samt Nest auf einem niedrigen L/irchenast i n 2050m HShe. Die Jungen mfissen an die- sem Tag: noch relativ klein gewesen sein, wenigstens konnte ich keine Bettellaute hSren. W~hrend der Beobachtung ffitterte nur das ~.

CORTI gibt als oberste Grenze etwa 1800 m an.

Z i t r o n e n z e i s i g (Carduel is ci tr inel la)

Ein P~irchen adulter VSgel, nie mehr auf einmal, wurde Ende Juli wiederholt im Raum yon HochsSlden zwisehen 2000 und 2070 m beobachtet, wobei sie Samen von LSwenzahn und Disteln sammetten. AnschlieBend flogen sie meist in Richmng auf die obersten L~rchenbest/inde, so dab e in Nisten in fund 2000m nicht ausgeschlossen ers6heint.

[J. Orn. 64 HANS IAiH~ [ 104

In Damiils (Vorarlberg), 1430 m, sa~ am 20. 8. 1956 eine Familie wiederholt auf Drahtleitungen unmittelbar bei den H~iusern. Die Jungen wurden noch ge- fiittert.

H ~ n f 1 i n g (Carduel is cannabina)

Leider konnte ich hier keine Brutnachweise erbringen. Nach CORTI fehlen sie fast vollkommen. H~nflinge zeigten sich paarweise allt~iglich bei HochsSlden bis hinauf in 2500 m HShe, wie auch auf der anderen Seite des 0tztales an der Kleble- alm in fund 2000 m. Es ist durchans mSglich, dab sie auch in diesen hohen Lagen briiten.

G e b i r g s t e 1 z e (Motaci l la cinerea)

Die Gebirgstelzen scheinen im Gebiet um das ()tztal relativ sp~rlich vorzukom- men, was wohl darauf zuriickgeht, dab die Bgche durchweg von Gletschern gespeist werden und bis in den August hinein triibes Hod~wasser fiihren. So fand ich in der Umgebung yon SSlden Bergstelzen iiberhaupt nicht. Dagegen scheuchte ich am 30.7. 1962 an der Briicke beim Gasthaus ,,Zirbelwald" nahe Obergurgl, 1950 m hoch, zwei junge Bergstelzen auf, die noch kurzschwiinzig waren und erst schwer- f~illig flogen. H5chstgelegener Brutplatz naeh CORTI: 1760 m.

W a s s e r p i e p e r ( A n t h u s spinolet ta)

Die yon CORTI genannte obere Brutgrenze von 2230 m wird im Otztal an vielen Orten um gut 200 m iiberschritten. Zwischen 2400 und 2500 m haben uns mehrere Brutpaare mit Futter im Schnabel erregt umflogen, so z. B. am 28. Juli 1962 in 2450 m HShe.

A 1 p e n b r a u n e ! 1 e (Prune l la collaris)

Dieser echte Alpenvogel kommt natiirlich im ganzen Gebiet in dem ihm zusagen- den Biotop vor, im ()tztal vor allem zwischen 2300 und 2700 m. In der letzteren HShenlage land ich nur einen Vogel (am S&warzsee). Ein Nest der A1penbran- helle, das noch Junge enthielt, stand ziemlich genau 2500 m hoch in einer Fels- spalte, aber yon oben frei einzusehen. Die Jungen flogen zwischen dem 22. und 27. Juli ans.

W i n t e r g o 1 d h ~ h n c h e n (Regulus regulus)

Das Wintergoldh~hnchen vermiBte ich an der obersten Waldgrenze, wo aller- dings die Fichte -- der Lieblingsbaum des Goldh~ihnchens -- sp~rlich war. Dagegen trafen wir im dichten Fichtenbestand am 22.7. 1962 in 1870 m HShe eine Fa- milie mit ausgeflogenen Jungen, die schon einen erwachsenen Eindruck machten.

B e r g 1 a u b s ~ n g e r (Phy l lo scopus bonell i )

W~ihrend sich in den Hochlagen auch in giinstigen Biotopen keine Berglaub- s~nger zeigten, sangen noch am 2.8 . 1962 zwei (~ (~ auf der Ostseite yon SSlden in etwa 1450 m H5he. Ein Paar, das heftig warnte, hatte frisch ansgeflogene Jung- vSgel zu betreuen, deren Standortlaute vernehmbar waren.

Heft 1 I 1963 J Hfhenverbreitung von Alpenv5geln 65

S t e i n r 5 t e 1 (Monticola 8axatil is)

Als ich am 2 7 . 7 . 6 2 nach den ausgeflogenen Alpenbraunellen sudden wollte, hSrte ich in einiger Entfernung mir unbekannte Vogelrufe. Beim Obersteigen eines umfangreiehen Ger511feldes flog ein Vogel mit Futter im Schnabel auf. Er hatte einen deutlich rStlichen Schwanz und weil31ichen Hinterrficken. Unter Vorbehalt hielt ich ihn fiir eiu SteinrStel. Im Blockfeld selbst mit 2450 m HShe hSrte ich an mindestens 3 0 r t e n Einzellaute, die offenkundig Standortlaute yon ausgeflogenen JungvSgeln waren. In einer Entfernung von rund 100 m warnte unausgesetzt ein Altvogel, der Futter im Schnabel hielt, den ich jedoch wegen der groBen Ent- fernung und ungfinstigen Beleuchtung nicht sicher identifizieren konnte. Da sich dieser Vogel w~ihrend meiner Anwesenheit nicht zum Fiittern entschlieBen konate, entfernte ich reich, wobei dann plStzlich das pr~htige M~inndmn vor mir saB, das wesentlich weniger scheu war. Meine Suche nach den JungvSgeln blieb in dem tier zerkliifteten GerSllfeld erfolglos, obwohl ich die Pl~tze, wo die JungvSgel gerufen hatten, absuchte. Es l~Bt sicb daraus sehlieBen, dab die Jungen erst kurze Zeit das Nest verlassen haben muBten, da sie bet meiner Anngherung nicht flfichteten, sondern sich driickten. Es erscheint bemerkenswert, dab SteinrStel hier einen ganz anderen Biotop bew0hnten, als er mir yon Dalmatien her bekannt ist und auch anders, als er in CORTI aus frfiheren Jahrzehnten aus Tirol beschrieben wurde (Martinswand bet Zirl). Allerdings wurden SteinrStel nach CORTI Yon J. GnSGLV.R (1928) und E. GOEDICK~. (1931) auf GerSllhalden und am AbfluB eines Gletschers im Otztal beobachtet, lediglich ohne Brutnachweis. Der von mir gefundene Brutort war keineswegs besonders warm, sondern lag am Rand eines ausgedehnten Schnee- feldes yon etwa 200 m Liinge und 50 m Breite.

Eine obere Brutgrenze des SteinrStels kann CORTI fiir die Alpen nicht angeben. Eine nicht mit H6henbestimmung versehene Ortsangabe stellt er in die HShenstufe 1501--1800 m. (In der Sierra Nevada land NIETHAMr~ER ein Gelege in 2500 m.)

Z a u n k 5 n i g (Troglodytes troglodytes)

Auch der ZaunkSnig briitet, soweit er den film zusagenden Biotop findet. Am 22.7. 1962 fiberraschten wir eine Familie mit frisch ausgeflogenen Jungen unmit- telbar unter HochsSlden in ether H6he yon 2030 m. Zweifellos war das Nest in n~ehster N~he gewesen, denn nur dort war der Biotop geeignet.

W a 1 d b a u m 1 ~ u f e r (Certhia famil iar is)

Schon beim ersten Besueh des hSchststehenden L~irchenbestandes fielen mir die Rufe des Waldbauml~ufers auf. Als am 22.7. 1962 an derselben Stelle wieder Waldbauml~ufer-Rufe ertSnten, verfolgte ida einen Vogel einige Zeit und stellte fest, dab er eine Wiesenschnake, die er erbeutet hatte, im Schnabel behielt, also Futter trug. Nach einiger Zeit land ich das Nest in der abstehenden Rinde an einem Stumpf einer abges~gten L~irche knapp 1 m fiber dem Boden in 2070m MeereshShe, unmittelbar fiber dem bereits erw~ihnten Buchfinkennest. Die Jungen flogen am 28. oder 29. 7. 1962 aus. ~ :

[J. Orn. 66 HANS LSm~L [ 104

W e i d e n m e i s e (A l p e n m e i s e) (Parus montanus)

Die Alpenmeise ist in den oberston Regionen des 0tztales offenkundig die h~u- figste Art. Wit trafen sic in kleineren Gruppen bis zu den hSdasten L~rdaen um 2100 m. Offenbar war Ende Juli die Brutzeit fiir diese Art schon l~ingere Zeit be- endet. Lediglich am 26.7. befand sida bei 1850 m zwisdaen SSlden und HodasSlden eine Familie mit noda unselbstSndigen Jungen -- wahrsdaeinlich hat es sieh hier um eine Nachbrut gehandelt.

K o h 1 m e i s e (Parus ma~or)

Im CORTI ist eine Notiz enthalten, wonada nach HELLMAYR (1914) diese Meise im Talgrund von SSlden vollst~indig fehle. Unterhalb SSIdens stied ich jedoda am 26.7. auf eine Gruppe selbst~ndiger junger Kohlmeisen in den gemisdaten Tal- waldungen zwisdaen SSlden und Hubert (kurz unterhalb der Asdabach-Briicke) bei 1250 m. Am 2 . 8 . 6 2 abet hSrte ida in 1420 m, zwisdaen dem SSldener Ortsteil Wohlfahrt und dem Ortsteil Pitze, veto fahrenden Wagen aus jung e Kohlmeisen. Die Nachprfifung ergab, dab in jungen L~rdaen mindestens 4 junge Kohlmeisen riefen. Eine sah ida aus n~ichster N~he: sio schien mir auffallend gelb im Vergleich zu den fiiiggen Jungen des Tieflandes. Dieser Jungvogel war soeben flfigge und dfirfte keinesfalls ]~nger als einen Tag ausgeflogen sein. Zweifellos ist die Brut in n~daster Niihe groB gewordem Von den AltvSgeln hSrte ida einige Rule. Dem im wesentlidaen aus L~irdaen bestehenden GehSlz waren als Laubb~ume einige wenige Eberesdaen, Holunder, Birl~en und einige Straudaarten beigemisdat.

A 1 p e n d o h 1 e (Pyrrhocorax graculus)

Diese Art f~illt iiberall auf, we sie in den hSheren Regionen Sdauttpl~itze auf- sudat wie bei HodasSlden oder sida von den Touristen auf den Berggipfeln ffittern l~i~t. Angaben fiber Brutorte sind jedoda offenbar nur spiirlich gemadat worden. CORTI schreibt dazu: ,,Die Zahl der aus Bayern und ()sterreida gemeldeten Brut- kolonien der Alpendohle ist auffallend gering, und bei den weniger bekannten fehlen zumeist genaue Angaben fiber die HShenlage und ihre St~irke."

Ida fand eine Brutkolonie yon etwa 1 Dutzend Paaren am 10.7. 1958 im Nord- west-Tell der Kanzelwand bei Riezlern in Vorarlberg in etwa 1900 m. Die Jungen wurden noch fiberall geffittert. Demgegeniiber Waren die JungvSgel bei HochsSlden Ende Juli 1962 bereits fliigge und veil ausgewadasen. Am 2 8 . 7 . 6 2 bettelten drei soldae JungvSgel ihre Eltern heftig um Futter an, einer wurde gefiittert. Die Brut- orte konnte ida leider nidat mehr ermitteln. Die VSgel waren sdaon so flugtiidatig, da~ nicht auf einen unmittelbar benachbart liegenden Neststand0rt gesdalossen werden konnte.

Am 2 1 . 7 . 6 2 fiel eine Alpendohle zielsidaer auf einem Sdaneefleck von etwa 30 m L~nge (in einer MeereshShe von fund 2450 m) ein und eilte dort tells fiat- tcrnd, teils laufend eifrig umber, wobei sie fortgesetzt Futter aufnahm. Nadadem sie abgeflogen war, untersudate ida den Sdaneefleck und land darauf viele halb erstarrte K~fer der Art Phyllopertha horticola," noda w~ihrend meines Beobadatens

Heft 1 ] 1963 ] Hiihenverbreitung yon AlpenvSgeln 67

kam ein K~fer yon auBerhalb daher und fiel auf der Schneedecke ein. Nach kurzer Zeit erstarrte er. Auda grol3e fliegende Ameisen ereilte dasselbe Geschick, w~ihrend Fliegen sich ohne weiteres auf den Schnee setzten und danada wieder abflogen.

Am 12.5. 1962 besuchte ida eine mir bekannte, leidat zug~ngliche kleine Kolonie von 4 - 5 Nestern in Vorarlberg in 1700 m HShe. In einem Nest briitete bereits eine Dohle, liefl unentwegt die Nestrufe hSren und wurde auch in Abst~nden yore (~ gefiittert. Die anderen Dohlen besuchten immer wieder paarweise das Nest, gelegenflida sal3 ein Vogel l~ngere Zeit auf dessen Rand, aber offenkundig war die Brut noda nidat im Gange.

F e 1 s e n s c h w a 1 b e ( H i r u n d o r u p e s t r i s )

Die Angaben, die bei CORTZ fiber das 13tztal gemadat wurden, treffen noch zu. An den groBen Felsen, z. B. bei Huben, sah ida mehrere Felsenschwalben jagen. Der Felsen gegenfiber dem StraBentunnel yon SSlden in 1330 m Hiihe war gleidafalls besetzt, jedoch offensichtlida nur von einem einzigen Paar. Es flogen dort nie mehr als 2 Sdawalben auf einmal, und ein vorbeifliegender Turmfalk wurde anch nur yon diesen beiden Sehwalben angegriffen. Sdar~g fiber den letzten Hiiusern am niirdlichen Ortsende yon Zwieselstein befinden sida zwisdaen vielen kleineren Fels- partien zwei grSBere Felsen in einer HShe yon etwa 1650--1700 m (diese HShe wurde sowohl yore Tal aus (1530 m) gesda~itzt wie nadatrKglida auf Grund der HShenlinien in einer Karte bestimmt). An diesem Felsen sah ida am 2.8. mit dem 16fachen Glas Felsenschwalben hin und her fliegen. Es dfirfte nada dem ganzen Verhalten und den fiblidaen Wendungen am Ende der Felsen kaum ein Zweifel dariiber bestehen, dal3 die Felsenschwalben dort brfiteten. Ober die Zahl kann ida jedoch nichts aussagen, da ida die VSgel immer wieder aus dem Blickfeld verlor. Unterhalb einiger Nisdaen waren Kotspuren sichtbar. Bisher galt die Umgebung des StraBentunnels yon SSlden als hSdaster Brutplatz.

R a u c h s c h w a 1 b e (Hirundo rustica)

Nach J. GENGLER (1928) fehlt die Rauchschwalbe dem Talkessel yon SSlden. Am 12.]13. Mai 1962 jagten dort mehrere Rauchschwalben fiber den Talwiesen und fiber der (}tztaler Ache. Ich war deshalb fiberrascht, im Juli 1962 keine einzige mehr in und um Siilden vorzufinden. Es hatte sich also im Mai offenkundig noch tun Durchzfigler gehandelt.

M e h 1 s c h w a 1 b e (De l ichon u r b i ca )

In HochsSlden befinden sich an fast allen Hotelgeb~iuden besetzte Mehlsdawal- bennester. Insgesamt konnte ida neben den beiden yon Haussperlingen besetzten Nestem 38 yon Schwalben bewohnte ziihlen. Der griiflte Teil der Nester befindet sich in einer Meereshiihe yon 2080 m am Hotel Hochsiilden unter dem Dach. Die meisten Nester enthielten bei unserer Ankunft am 18.7. 1962 Junge, die teilweise am 30. und 31.7. ausflogen.

Auch in Obergurgl (1930 m) befanden sida Mehlsdawalben und Nester, die aller- dings zum Teil -- offenbar aus Reinlichkeitsgrfinden -- zerstiirt worden waren.

[J. Orn, 68 HANS LSHRL [ 104

U f e r s c h w a I b e (Ripar ia riparia)

Da nada CORTI die Ufersdawalbe dem bayerischen Alpengebiet fehlen sell, sei erw/ihnt, dab Ufersdawalben in der Umgebung yon Kempten (Allgiiu) regelm~Big briiten. Leider habe ida in frfiheren Jahren die jeweiligen Kolonien, die stets in Kiesgruben lagen, nicht notiert. Ida erinnere reich jedoch noda sicher, eine solche Kolonie illeraufw~rts, also sfidlida von Kempten, gesehen zu haben. 1959--1961 bestand eine Kolouie bei Dietmannsried nahe Kempten (770 m) mit fiber 200 be- setzten RShren. 1962 war sie infolge des verst~rkten Kies-Abbaus wesentlich kleiner.

F e 1 d 1 e r e h c (Alauda arvensis)

In allen besuchten Hochlagen iib~r der Baumgrenzo -- dabei auch auf ausgedehnten Weidegebieten zwischen 2000 und 2600 mauf beiden Talsciten -- babe ich nirgends Feldlerchen festgestellt. Dies ist insofern bemerkenswert, als in der Steiermark und in K~rnten Feldlerehen nach CORTI offenkundig soleho Regionen bewohnen.

B 1 ~ B h u h n (Ful ica atra)

Beim Studium der Angaben von Cog'rI (obere Brutgrenze ,,durchwegs unterhalb 1000 m"), erinnerte ida reich, Junge fiihrende B1EBhiihner bei vorfibergehenden Aufenthalten am Wildsee in Seefeld/Tirol (1180 m) gesehen zu haben. Ich hatte jedoch dieser Beobachtung keine Bedeutung beigemessen und sie nicht notiert. Deshalb machte ida am 4.8. 1962 den Umweg fiber Seefeld. Am Ufer jenes Sees waren zun~dast eine Anzahl yon Stockenten zu sehen, die teilweise halbw/ichsige Junge fiihrten und yon Kurg~sten gefiittert wurden. Nach kurzer Zeit zeigte sich am gegen/iberliegenden Ufer ein Bl~iBhuhn mit zwei nahezu erwachsenen Jung- vSgeln, und plStzlich tauchten unmittelbar vor uns aus dem Schilf vier junge BI~B- hfihnchen auf, die sich gleichfalls gerne f/ittern lieBen und dabei fotografiert wer- den konnten.

Es kann also als Mcher gelten, dab die Bl~Bh/ihner in den letzten Jahren regel- m/iBig hier brfiteten, 1962 in mindestens zwei Paaren.