8
152 60. A. W. Hofmann: Znr Kenntnifs des Methylaldehyds. (Mittheilung aus dem Berliner Universitits-Laborrtorium.) Unter diesem Titel habe ich vor anderthalb Jahren (am 14. October 1867) der Berliuer Akademie der WisJenschaften *) eiuige Beobachtungen mitgetheilt, welche gelegentlich einea Vorlesungsversuches iiber die Oxydation des Methylalkohols angestellt worden eind. Ich hatte niimlich gefunden , dafs sich beim Auftreffen eines rnit *Holzgeietdiimpfen be- ladenen Luftstroms aaf einer gliihenden Platinspirale ein Kiirper bildet, den ich seiner Entstehungeweise und eeinen Eigenschaften nach a18 den Aldehyd der Methylreihe ansprechen zu diirfeu glaubte. Diese Auffassung stiitzte sich, da es air nicht gelungen war, den in Rede stehenden Korper im reinen Zuetande eu isoliren, eumd ad seinen leichteu Uebergang in Ameisensiiure eowie in eine schiin krystallisirte Schwefelverbindung Ton der Formel C H, S, welche sich ihrer Zu- sammensetzung nttch als ein Sulfaldehyd der Methylreihe dsrstellte. Meine Mittheilung schlofs mit den Worten: ,,Ich habe die Absicht, bei eintretender Winterkiilte die beschrie- benen Methylaldehyde etwaa genauer zu erforschen. Zuniichst wird es nothwendig sein, den sauerstoffhsltigen Korper zu isoliren, um seine Dampfdichte zu nehmen denn es konnte hier miiglicherweise ein Aldehyd von hiiberem Moleculargewichte vorliegen. Es verdient ferner bemerkt zu werden, dab eia Kijrper von der Zusarnmensetzang c H, s, dessen Eigenschaften, aoweit dieeelbeu bekannt sind, ton denen der obrn bescbriebenen Verbinduag nicht sehr wesentlich ab- weichen, bereits vor einigea Jahren von Hrn. Aim4 Qirard durch die Einwirkiing des Wasserstoffs auf den Schwefelkohlenstoff erhalten, bis jetzt aber ale Aldehydabkonimling nicht aufgefdst worden ist. Vergleichende Versuche miissen entscheiden, oh b i d e KBrper identisch sind." .In gana lihnlichern Ginne hatte ich mich schon frifher in einem am 30. September der nRoyal Society" in London vorgeiegten Auf- satze ") auegesprochen. ,,Eine eingehendere Erforschung des Methylsltohols and seiner Abkiimmlinge," so schliefst der Aufate, ,,bleibt noch auszufiihren. Es ist absolut nothwendig , die Sauerstoffverbindung tn imliren und ihre Dampfdiehte zu nehmen , damit auf diese Weise ihr Moleculargewicht festgeetellt werde. Wenn man bedenkt, rnit welcher Leichtigkeit eich die Aldehyde polymerisiren, so wirft sich die Frage auf, ob der bei der langsamen Verbrennung dw Methylalkohols gebildete Aldehyd durch die Formel C H, 0 oder ein Multiplum dieser Formel ausgedriickt wid. Eine tihnliche Bemerkung gilt such Gr den geschwefelten Ab- *) Hofmann, Moiisteberichte 1869, 9. 666. ") Hofmann, Proceedings of the B. SOC. Vol. XVI. S. 166.

Zur Kenntniss des Methylaldehyds

Embed Size (px)

Citation preview

152

60. A. W. Hofmann: Znr Kenntnifs des Methylaldehyds. (Mittheilung aus dem Berliner Universitits-Laborrtorium.)

Unter diesem Titel habe ich vor anderthalb Jahren (am 14. October 1867) der Berliuer Akademie der WisJenschaften *) eiuige Beobachtungen mitgetheilt, welche gelegentlich einea Vorlesungsversuches iiber die Oxydation des Methylalkohols angestellt worden eind. Ich hatte niimlich gefunden , dafs sich beim Auftreffen eines rnit *Holzgeietdiimpfen be- ladenen Luftstroms aaf einer gliihenden Platinspirale ein Kiirper bildet, den ich seiner Entstehungeweise und eeinen Eigenschaften nach a18 den Aldehyd der Methylreihe ansprechen zu diirfeu glaubte. Diese Auffassung stiitzte sich, da es a i r nicht gelungen war, den in Rede stehenden Korper im reinen Zuetande eu isoliren, eumd a d seinen leichteu Uebergang in Ameisensiiure eowie in eine schiin krystallisirte Schwefelverbindung Ton der Formel C H, S, welche sich ihrer Zu- sammensetzung nttch als ein Sulfaldehyd der Methylreihe dsrstellte.

Meine Mittheilung schlofs mit den Worten: ,,Ich habe die Absicht, bei eintretender Winterkiilte die beschrie-

benen Methylaldehyde etwaa genauer zu erforschen. Zuniichst wird es nothwendig sein, den sauerstoffhsltigen Korper zu isoliren, um seine Dampfdichte zu nehmen denn es konnte hier miiglicherweise ein Aldehyd von hiiberem Moleculargewichte vorliegen. Es verdient ferner bemerkt zu werden, dab eia Kijrper von der Zusarnmensetzang c H, s, dessen Eigenschaften, aoweit dieeelbeu bekannt sind, ton denen der obrn bescbriebenen Verbinduag nicht sehr wesentlich ab- weichen, bereits vor einigea Jahren von Hrn. Aim4 Q i r a r d durch die Einwirkiing des Wasserstoffs auf den Schwefelkohlenstoff erhalten, bis jetzt aber ale Aldehydabkonimling nicht aufgefdst worden ist. Vergleichende Versuche miissen entscheiden, oh b i d e KBrper identisch sind."

.In gana lihnlichern Ginne hatte ich mich schon frifher in einem am 30. September der nRoyal Society" in London vorgeiegten Auf- satze ") auegesprochen.

,,Eine eingehendere Erforschung des Methylsltohols and seiner Abkiimmlinge," so schliefst der Aufate, ,,bleibt noch auszufiihren. Es ist absolut nothwendig , die Sauerstoffverbindung t n imliren und ihre Dampfdiehte zu nehmen , damit auf diese Weise ihr Moleculargewicht festgeetellt werde. Wenn man bedenkt, rnit welcher Leichtigkeit eich die Aldehyde polymerisiren, so wirft sich die Frage auf, ob der bei der langsamen Verbrennung dw Methylalkohols gebildete Aldehyd durch die Formel C H, 0 oder ein Multiplum dieser Formel ausgedriickt wid. Eine tihnliche Bemerkung gilt such Gr den geschwefelten Ab-

*) Hofmann, Moiisteberichte 1869, 9. 666. ") Hofmann, Proceedings of the B. SOC. Vol. XVI. S. 166.

158

B?ikaomling deseelben. Es verdient e m a n t zu werden, dafs eine mit dem Methylaldehyd isomere verbindung, das Dioxymethylen C, H4 Oo des Hrn. Butlerow, bereita bekannt ist, und dafs auch eine Schwefel- verbindung von der Zueammensetzung C H, S von Hrn. Aim6 G i r a r d dargeetellt worden ishu

Far die Wahrscbeinlichkeit der Identitiit des bei der Oxydation dea Methylalkohols entstehenden Kiirpers und der aus demselben ab- gefeiteten Scbwefelverbindung beziehungsweiee mit dem Dioxymetby- Ln des Hrn. B u t 1 e r o w und dem schwefelhaltigen Reductionspnr duct dee Hrn. Aim6 G i r a r d hat sich auch sptiter (28. Januar 1868) Hr. Geu the r *) susgesprochen, dem meine schon friiher in diesem Sinne gemacbten Andeutungen unbekannt geblieben waren.

Da die hier vorliegende Frage durch Versuche, die ich in nenerer W t aogestelk habe, zu eiaem zeitweiligen Abechluh gekommen is& so miichte ich einigen kurzen Bemerkangen iiber dieeen Gegenstsnd, die ich der Oesellschaft*) schon friiher vorgelegt habe, noch eine Er- weiterung geben.

Die ersten Vemuche, deB Methylaldehyd aus dem rohen Prodnet absuscheiden, welches sich beirn Ueberleiten yon Luft und Hotzgeiat- dBmpfen iiber eine gliihende Platinspirale bildet, schiugen gHnzlich fehL Destillirt man dieses Product selbat bei sehr gelinder Temperatur, so hat man schliefslich einen Theil des Silbersalze reducirenden Kiirpers in dem Destillate, einen mderen Theil in dem Riickstande der Operation. A d den Siedepunct der Fliissigkeit (Wwer und Holzgeist) schelet die Gegenwart dee in derselben aufgel6sten Metbylaldehyds ohne allen EinflaCo zu eein.

Zu einem etwaa besseren Ergebnirs gelangte man, sls eine grtifsere Menge des Rqhproducte unter dem Recipienten der fiuftpumpe fiber Sohwefelsiiure verdampft wurde. In diesem Falle blieb eine kleine Quantitiit einer gelblich weifsen, amorphen Subatanz zuriick, deren Menge indessen gar nicht im Verhiiltnifs zu dem Volum und der Con- centretion der angewendeten Fliiasigkeit stand.

Diese Substanc teigte im Wesentlichen die Eigenschaften, die Hr. R u t 1 e r o w ") dem Dioxymethylen beilegt. Nementlich erwies sich die- selbe , obwohl durcb Verdampfen einer wiserig alkoholischen M~a~rrg erhalten, derrnoch in Waaser und Alkohok ebenso in Aether unliislich. Urn mit Siberbeit cu entscheiden, ob hier derselbe Kiirper vorlag, reichen Hr. Bu t l e row unter den Hlinden gehabt hatte, wurde die durch Oxydation dea Holzgeistcs erhaltene Flfissigkeit mit Ammonisk ver- sea t und gleichfaus in uumo Sbgedempft, Enthielt diseelbe Dioxy-

9 Beother, Zei6rcMft fUr Chemie, W. F. IV, lb9. ") Hofmonn, Berichte 186% 8. 198. -) Butleron, Ann. Cbem. Pbonn., CXI, 242.

154

methylen, so mufste die charakteristische unter dem Namen H e x a - m e t h y l e n a m i n von Hrn. B u t l e r o w * ) beschriebene Verbindung erhal- ten werden. Beim Eindarnpfen verwandelt sich die Fliiesigkeit allmahlich in einen braunen Syrup, aus dem sich in der That nach langerem Stehen farblos durchsichtige, sehr gut ausgebildete Rhomboeder von grofsem Glanze absetzten, welche alle Eigenschaften des Hexamethylen- amins besafsen, wie sie Hr. B u t l e ro w beschreibt: LBslichkeit in Wasser, geringere LBslichkeit in Alkohol, Unloslichkeit in Aether, eigenthiim- licher, wenig angenehmer Geruch nach Methylamin , Bildung eines krystallisirendrn Chlorids und eines blabgelben , schwach krystallini- schen Platinsalzes. Durch die Giite des Hrn. B u t l e r o w war ich in den Stand gesetzt, die so gebildete Base mit dem von ibm dargestellten Hexamethylenamin zu vergleichen. Urn indessen jeden Zweifel zu ver- bannen , wurde das Platinsalz der Base analysirt. Die erhaltenen Piatinprocettte enteprechen der Formel

welche den untersuchten Karper a18 daa Platinsalz des Hexamethylen- amins charakterisirt. **) Hr. B u t 1 er o w hat ein Chlorid von der Zusam- mensetzung

analysirt. Nach diesem Ergebnik konnte die Identitat des aus dem Oxy-

dationsproducte des Methylalkohols, schliefslich durch Abdampfen im starren Zustande erhaltenen HBrpere mit dem Dioxymechylen wohl nicht langer beanstandet werden. Ich kann gleichwohl noch einen weitoren Beweis fiir diese Identitat anfiihren.

Behandelt man den Dioxymethylen mit Schwefelwasserstoff und Chlorwasserstuffsaure, gerade so wie ich friiher die Methylaldehyd ent- haltende Fliissigkeit behandelt hatte, so verwandelt sich dieser RBrper in dieselbe scb6n krystallisirte schwefelhaltige Verbindung, die ich friiher als den Sulfaldehyd der Methylreihe beeeiclinet babe.

Das zii dem Versuche angewendete Material war theilweise nach dem von Hrn. B o t l e r o w angegebenen Verfahren aus Jodmethylen. theilweise nachder von Hriit €lei n t zfm) sufgefundenen Methode aus gly - colsaurem Kalk dargestellt. Bei dieser Gelegenheit will ich nich t unerwahnt lassen, daL die Leichtigkeit, mit der man sich grofsere Mengen Monochloressigsaure und mithin auch Glycolsiiure verschafft, letztero SBure als ergiebigste Quelle filr den in Rede stehenden Rijrper bezeichnet, obwohl die Ausbeute nur wenige Procente der angewendeten

2 (C, HI2 N,, H Cl), P t C1,

Cl3H,,N,,HC1

*) B u t l e r o w , Ann. Chem. Pharm., CXV, 322. -5 Das Hexamethylenamin bildet auch eine wohlkrpstallisirte Verbindung mit

Die Silher- salpetersnurem Silher , die sich beim Erwilrmen schwilnt und zersetzt. procenta schwnnken zwiscbcn 38.1 ti und 40.75.

*”) H e i n t z , Ann. Chem. Pharm. CXXXVIII. 40.

Glycolsiiure betrligt. Fur meine Versuche mit dem Dioxymethylen habe ich mich mit Vorliebe des von Hein t z angegebenen Vgrfahkns bedient.

Der von dem Dioxymethylen dargestellte Schwefelkiirper besitet denselben Schmelzpunkt (2160) wie der aue dem Oxydationsproducte des Methylalkohols dargestellte. Derselbe Schmelzpunkt gehiirt auch dem von Hrn. Aim6 Girard*) durch die Einwirkung naecenten Wasserstoffs auf Schwefelkohlenstoff gewonnenen Kiirper, sowie auch der Verbindung an, welche von Hrn. Husemann**) durch Erhitzezr von Jodmethylen mit Natriumsulfid erhalten worden ist. Ich habe *b

diege Untersuchung zu vervollstlindigen beide KGqer dargevtellt und kann mich mh Bestimmtheit fiir ihre Identitiit mit den aus dern Oxydatioasproducte des Methylalkohols sowie BUS dem Dioxymethylen erzielten Schwefelverbindungen aussprechen. Dafs der Sulfaldehyd sich auch bei der Einwirkung von nmcentem Wamerstoff auf die SeoEle und selbst auf Schwefelcyankalium bildet , habe ich der Gesellschaft bereits in einem fruheren Aufsatze***) mitgetheilt.

Dd8 man einen KcTrper von den Ejgenschaften des Dioxyrnethy- lem, welcher bei 1520 schmilzt und bei noch hiiherer Temperatur siedet, nicht ah den normalen Methylaldehyd CH,O ansprecben kann, d,ds auch die bei 2160 schmelzende Schwefelverbindung nicht durch die Formel CH,S ausgedriickt wird, lie@ auf der Hand. Diese Sub- stamen sind offenbar polymere Methylaldehyde den in der Aethylreihe Und anderen Reihen beobachteten Aldehyden von hiiherem Molecular- gewicht entsprechend.

Wean wir aber dm Dioxymethylen obne Bedenken ah daen polymeren Methylaldehyd gelten lausen, so folgt daraus nicbt, did8 &oh dasselbe direct bei der Oxydation dee Methylalkohols bildet. ES spreehen gani gewicbtige G&de dafar, dars dieeer polyrnere Methyl- aldehyd eiw-secundlres Product ist, entstanden Bus dem Korper C& 0, dem Methylaldehyd par e.melkrwe, welcher bei dern Aaftreffen VOR

Luf't und Holzgehtdtimpfen auf der glahendon Platinspirale erzeugt wid. Man erinnere dch, dalk dieses directe Product ein in Waseer uqd

Alkohol vollkommen l68licher KiTrper ist, wiihread sich daa Dioxymethy- ien in diesen Fliissigkeiten vollkommen unliislich zeigt. Es mag hier ferner erwghnt werden, dafs das Dioxymethylen einen nur &&erst schwachen Geruch besitzt, wlihrend die bei der Oxpdation &h- geistes erhaltene Fliiesigkeit einen penetranten Aldebydgeruch zeigt.

Die Annahme, dsh daa directe Oxydationspmduct des Holzgeistes der normale Metbylddehyd sei und dab eich derselbe erst Bpaer pOl7- merbire, urn in Dioxgmethylen iiberzugehen, flndet e k e Stiitze in der

*) A i m 6 Oirard , Ann. C&em. Phsrm. C. 808. 9 Huaemann, h u . Chem. Pksrm. OXXVI. 294.

O") Hofmunn, Berichte 1868. 8, 176.

156

Gasvolumgewichtsbestimmung dea Dioxymethglens , welche ich gele- gentlich einiger Bemerkungen iiber ,,Dampfdichtebestimmungen in der Barometerleemu der Gesellschaft bereita kura mitgetheilt habe. ') Fiir diesen Kiirper hatte Hr. B u t l e r o w in einer nach dem Gay-Luseac- schen Verfahren ausgefiihrten Bestimmung dae Gaavolumgewicht 29.8 gefunden Und darauf hin die Formel

Ca H, Oa aufgestellt, welche das theoretische Gasvolumgewicht 30 veriangt. Es ist diesee in der That die eineige experimental6 Grundiage fiir das angenomrnene Ivfoleculargewicbt des fraglichen Karpers und die Auf- fsssung desselben d8 Dioxpethylea

h i einer erneuten Bestimmung des Oasvolumgewichtes bin ich EU ehem neuen weeentlich verachiedenem Ergebnisse gelangt, insofem drei Gasvolumgewichtsbeatimmungen des bisher mit dem Natllen Di- >xymethylen bezeichneten Kiirpera, die Zahlen

l5,37 l4,94 14,69 geliefert haben, welche unaweideatig darauf hinweiaen, dafa die Molecu- largriifse desselben nur balb so grds ist, ale eie eicb aus dem Bnt l e - r o wschen Ver~uche ergeben hat, d& dao dem K6qer im Gassuetande die Formel

yukommt, welche dm Ossvolumgewicht 15 verlangt und den normden Aldehyd der Methylmihe darstelk.

Daa Product, mit welchem die angefiihrten Yeran&e a w & worden sind, war au8 Glycolsgure bereitet worden, and es wnr also ul~ll einen letzten etwa noch vorhandenen Zweifel zu beseitigen, nm no& nathig, die alrsvolumgewichtabestimmullg such noch mit dem Jodmethylen dargestellten K6rper rn wiederholen. Dieeer Versach ist seitdem vom Hrn, Butlerown) sdbst auegeRhrt worden. Duwh die abweichenden Resultate, welche ich erhalten batte, veranlafst, hat derselbe die Dampfdichte dea von ihm dargestellten Eiirpers von Nenem genommen und icb babe daa Vergntigen gelhabt die vtm mir gettrndene Zahl durcb die Versuche einea 80 gemhickten Experimentatora hsUrtigt zu sehen. Auch Hr. B u t l e r o w hwe i fe l t jetit nicbt, dali, der in Rede stehende KPlrper im gaefi i rmigen Zaatande den Nomdddehpd des Methylalkobols dmetellt.

Da aich nun die Oxydation des Methyialkohols in dem vim mir menst beachdebenen Versucbe, nhlieh beim Zummmenweflbn won Luft a d Xahgeistdtimpfen auf #@tender Platinspirule im gabflirmigen Znetande vollendet, 80 war ich, indm ich den geuderea 3(trper 81s den r i m d e n Methylaldehyd wfhrlete, von der Wohrbsit dooh nicht

CH, 0

*> Hofmrnn, Berichte S81, & S o l . *) Butlerow, ZaitrehriR f&r -. F. rV, 90.

157

gang so weit entfernt, ale einige Chemiker anzunehmen geneigt ge- wesen sind.

Dab wir den Methyfaldehyd, jenacfidem wir ihn in starrer oder gasErmiger Form betrachten , gnnz abgesehen von den ungleichen Aggregatzustanden , in zwei wesentlich von einander rerschiedeneu Molecufarzustiinden vor uns haben, diirfte nach den gegebenen ErIlute- rungen nicht bezweifelt werden. Vebrigens ist ja die Gruppe der Al- dehyde vor allen iibrigen Korperklaesen $urch die Vorliebc ausge- zeichnet, mit der sich ihre GSieder in verschiedeneii Molecularver- dichtnngen bewegen, und es kann daher nur der etwas pltitzlicb mit dem Aggregatziistandswechsel durch die Wlrme bewirkte Uebergang aus einer Molecularverfwsung in die andere auf den ersten Blick iiberraschen. AIIeiu dieser Uebergang erfolgt gar nicht so plctzlich, a ls mail versucht sein kiinnte zu glauben.

Es sei mir gestattet, bier ndcli eine Beobachtung anzoflihren, welcbe ich bei den Volumgewichtsbestimmungen mehrfach Gelegenheit hettt: zu machen. Weun man die Dampfdichte eines Korpers in der Barometerleere genommeu hat, so kehrt das Niveau der Quecksilbar- erBule in der Regel, sobald der Apparst erkaltet ist, also in1 Laufe von X bis la Stonden, wieder zu dem Punkte zuriiek, den es v w dem Vereoche eingenomrnen hatte. Als die Dampfdicbte des Methylaldehyds tdestimritf w i d e , stand d w Quecksilber nach 10- 12 Stunden noch immer sehr vie1 niedriger und selbst nach zweimd 24 Stunden war der urq,rBngliche Punkt noch nicht wicder erreicht worden, ein unverkennbrrrer Beweis, d a h der Aldehyd nur langsam und allmSihlich von dem normalen in den polymolecularen Zustmd iibergeht.

Was ist nun aber eigentlich die Moleculergriifse des Methylalde- hyds im starren Zuatande? Hieriiber lassen sich vor der Hand nur Vermnthuagen aussprechen. Wahrscheinlich ist der starre Methyi- aldehyd die trimoleculare Modification des normalen. Hierfur sprechen einige Versuche mit dem au8 demselben gebildeten Schwefelkorper.

Der Sulfaldehyd bildet charakteristische Verbindungen mit Silber- nitrat und mit Platinchlorid.

Silbernitrat, der alkoholischen Liisung dee Schwefelk8rpere zugesetzt, erzeugt echon in der $&he einen weifsen krystallinischen Niederscblag. Wenige Versuche waren hinreichend, denselben als cin Gemenge zweier S i l b e r v e r h i n d u n g e n zu charakterisiren, von denen sieh jede leicht im reinen Zustande darstellen Iiifst. Hat man einen groL9en Ueber- schub von Silbernitrat zur FDlung verwendet, und nachtriiglich noch den entatnndenen Niederschlag BUS eioer siedenden LBsung von Silber- nitrat umkrystallieirt, so schiefat die gebildete Verbindung in feinen N a d e 1 n a n , welche bei der Analyse die Zusarnmensetzung

zeigen. C Ha S, Ag N 0 3

1st dagegen der direct erbaltene Niederechlag aua reinem

158

Wasser umkryefallisirt worden, so erhlilt man denaelben in schon irisi- renden R l l i t t c h e n , welche die Zusammensetzung

besitzen.

enthlilt, und d a b die beiden erwahnten Silherverbindungen durch die Formeln

3 (C B, S), A@; N 03 Es ist daher wohl anzunehmen, dafs der Sulfnldehyd

c 3 H 6 s3

C, H, S,, 3 A g N 0, und c, a, 8 3 , Ag: N 0, dergestellt werden.

Hierfiir spricht auch die Zusammensetzung des PI a t i n s a l z e s . Versetzt man eine alkoholische Liisung des SchwefelkGrpers rnit Platin- chlorid in der Kiilte, SO bleibt die Losung klar, aber nach etwa vier- undzwanzig Stunden hat Rich ein gelblieher Niedervchlsg gebildet, dcr sich unter dem Mikroskop als ein Aggregat feiner Nadeln erweist. Durch Kochen der rnit Platinchlorid versetztcn Liieung des Sehwefel- korpers wird dieser Niederschiag alsbald gebildet. Kohlenstoff- und Platinbestimmung zeigen, d a b dieses Platinsalz nach der Former

zusarnmengesdzt ist.

haltigen Methylmetaldehyd die Formel

gelten zu lassen, YO erlangt auch die Formal

fiir die starre Modification dcs Methylnietaldrhyds selber einen hohen Grad von Wxhrseheinlichkeit.

Dem AIdelryd der Methylreihe , welcher Gegewtand dieser Be- merkungen gewesen ist, und bei dessen Untersuchung rnir die Herren A. P i n n e r und G. B r a r n e r wer th id i r Hiilfe geleistet haben, gehen einigc Eigenschaftcn ab , die laan an den Aldchyden anderer Reihen zu beobacliton gewahnt ist. Einr VerLindung yon Methylaldehyd mit Arnmoniak, analog den1 gew6hnlichen Aldebyd-Amrnoniak, ist his jetzt rriclit erhalten worden, ebenso wenig eine Verbindung rnit den pri- maren Sulfiton des Kaliums und Natriums. Aucli die dem Thialdin analoge 'Base habe ich mich vergeblich bemiiht darzustellen. Sollte aber das Fehlschlagen dieser Versuche nicht einfach dem rmstande zuzu- schreiben sein, dafs man es eigentlich inirncr mit dem polymolecularen Condensationsproducte und nicht mit dem Metfiylaldehyd selber zu thun hat, und dafs die condensirtrn Aldehyde aueh in snderen Reihen nur wenig oder keine Neigung zeigen, die gedachten Abkiimmlinge zu liefern?

SchlieCvYlich mag hier noch auf die Thatsache hingewiesen werden, dafs die stickstoffhaltige Base, welcbe durch die Einwirkung des

2 c, w, s,, Pt a, WirJ nian nach diesen Vcrnuclien kauni nnstehen, fur den sehwefel-

c, I16 s:;

c3 H6 0 3

159

Ammoniaks unter Wasserausscheidung aus dem starren Methylaldehyd entsteht, durch die Einwirkung von SB'uren unt& Aufnahme der Ele- mente des Wassers wieder in Ammoniak und Methylaldehyd iiberge- fiihrt wird. Es ist dies eine Eigenschaft der durch kmmoniak aus den Aldehyden gebildeten R6rper. Jedermann weifs, wie leicht sich das aus dem Henzaldehyd gebildete Hydrobenzamid durch Siiuren wieder in Ammoniak und Bittermandel51 zurfick verwandeln i.Qst.

Auch die von Nrn. H e i n t z beobachtete Enhtehungdes Methylalde- hyds aus Glycolsiiure ist eigentlich nur die Wiederholung einer liingst bekannten Aldehydbildung, weifs man j a doch, d a t die Milcheiture unter Koblenoxydentwicklung in den Aldehyd par excellence iibergeht

C 3 H 6 0 B = G O t H , O t C , H , O Milchs&ure Aethylaldehyd

Glycoiarure Me thylaldehyd Bei dem Zutreffen so vieler und so verschiedener Analogieen,

wird man wohl einern Gase, dem Anaiyse und Volumgewichtsbeetim- mung unzweifelhaft die Formel

zuerkennen, einem Uase, welches sich durch Oxydation der Methylalko- hole bildet und durch weitere Oxydation in Ameiseiis&ure iibergeht, welches den charakteristischen Geruch der Aldehyde besitzt und Si lber salze mit noch griifserer Leichtigkeit und Sirherheit reducirt als der Aethylaldehyd, eioem solchen Gase wird man seine Anspriiche auf Ranp and Titel eines Normnlsldehyds der Metbylreihe, nicht liinger h e s h iten wollen, selbst wenn es nicht gelingen soilte, die zugehorige Verbindung [nit einem primiiren Alkalieulfit oder da5 Thialdin der Reihe darzustellen.

C 2 H , 0 3 = C O + H a 0 t C W g O

CH, 0

61. A. Ephis am Odessa: Polgmeres Cyanbromid. (Mittheilung am dem Berliner Universitsts -'Laboratmiurn.)

Das gewohnliche Cyanbromid (CyBr) lafst sich gerade 80 wie das entsprechende Chlorid in eine isomere Verbindung von hbhcrem, wahrscheinlich dreifacheni Moleculargewicht umwandeln.

Digerirt man frisch aus Quecksilbercyanid und Brom bereitetes Cyanbromid in zugeschmolzener Rohre 8 bie 10 Stunden lang bei einer Temperatur von 130 - 140°, so giebt sicb beim Oeffnen der Rohre ein nicht unbetrhchtlicher, von freiem Cyan herriihrender Druck zii erkennen, und die farblosen wasserklaren Krystalle Bind in eiae amorphe von freiem Brom gelblich gearb te Maese iibergegangen, welche sieh nur schwierig von der Glaswand entfernen iaht. Eine