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2 9. OKTOBER I926 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5- JAHRGANG. Nr. 44 2o55 Im weiteren Verlaufe treten St6rungen der Atmungsorgane mit Atemnot und bronchitischen Erscheinungen hinzu. Im Endstadium sind 0deme, Ascites, Hydrothorax und Herz- schw~che h~ufig, die Kranken gehen schlieBlich an allge- meiner Kachexie zugrunde. Da bisher systemafische Untersuchungen fiber den Stoff- wechsel und die Ausscheidungen der Parasiten noch nicht vorliegen, haben wit zun~chst eine m6glichst groBe Anzahl yon Egeln (Distomum hepaticum und Distomum lanceolatum) aus den Lebern Irisch get6teter Tiere, vorwiegend Schafe und Rinder, vorsichtig herauspr~pariert und versucht, die Exkrete der noch lebenden Egel zu sammeln. Ein Tell der Tiere wurde auf Glasplatten bei Zimmertemperatur ein- getr0cknet. Im ganzen kamen fiber 5oooLeberegel zur Untersuehung. DaB hierbei auf Zersetzungs- und F~ulnisprodukte durch absterbende oder tote Tiere streng geachtet wurde, ist selbst- verst~ndlich. Bei einiger I~bung gelingt es leicht, die frisch entnommenen Tiere in Ringerl6sung bei 37 ~ im ]3rutschrank mehrere Stunden lang, gew6hnlich bis IO Stunden, am Leben zu erhalten. Unter den Ausscheidungen fanden sich zun~chst gas- f6rmige Verbindungen, insbesondere reichliche Mengen yon Kohlens~ure; auBerdem Spuren yon Schwefelwasserstoff und, solange die Verdauungstgtigkeit andauert, reichlich Am- moniak. Die Ammoniakausscheidung geht nach wenigen Stunden, wohI infolge des zunehmenden Hungerzustandes, deufiich zurfick, die alkalische Reakfion der umgebenden Fltissigkeit verschwindet, undes treten niedere Fettsd~uren auf. Spektroskopisch lieg sich in den ersten Stunden H~mo- globin, Oxyh~moglobin und Meth~moglobin erkennen. Welter werden anfangs noch etwas Gallenfarbstoff, koagu]iertes Ei- weiB, sowie Albumosen und Peptone, endlich Aminos/~uren ausgeschieden. Der Absonderung von EiweiB und EiweiB- derivaten sowie yon basischen Stoffen, die mehr und mehr zurfickgeht, folgt eine zunehmende Bildung saurer Produkte. In dem Gemisch niederer Fetts~uren fiberragt an Menge die Buttersi~ure. Es zeigen sich bier also weitgehende Analogien mit anderen Eingeweidewfirmern, insbesondere den genauer untersuchten Ascariden (E. WEINLAND, F. FLURY). Zur Prfifung auf toxische Wirkungen wurden die ge- sammelten Ausscheidungen hungernder Tiere im Faustschen Trocknungsapparat vorsichtig eingetrocknet. Der bei einer Temperatur yon h6chstens 25 o gewonnene Trockenrfickstand wurde wieder gel6st und einer Reihe yon Versuchstieren injiziert. Bei subcutaner Injektion entwickeln sich sehr erhebliche lolcale Reizerscheinungen mit Schwellung, ()dem- bildung, Entzfindung und starken Schmerzen. Hunde er- k_ranken nach intraven6sen Injektionen deutlich: die KSrper- temperatur steigt oft um mehrere Grade; es besteht allgemeine Abgeschlagenheit, die Nahrung wird verweigert. Bei Kanin- chen zeigen sich keine ~uBerlich erkennbaren St6rungen. Dagegen tritt bei fast allen Tieren nach kurzer Zeit ein an~mischer Zustand auf, bei dem die Erythrocyten und der It~moglobingehalt abnehmen. Welter kommt es zu Leuko- cytose wechselnden Grades und h~ufig, aber nicht regelm~gig, zu Eosinophilie. Die Ausscheidungen sind ha'molytisch nut schwach wirk- sam, bei den Auszfigen aus der Leibessubstanz selbst fehlt die hXmolytische Wirkung g~tnzlich. Es zeigt sich demnach ein ~hnliches Verhalten wie bei dem Oestrin aus den Larven yon Gastrophilus (R. S:EYDERtIELM), Sowohl die Ausschei- dungen wie die Leibessubstanz riefen am Kaninchenauge lokale Reizwirkungen, RStung und Lidschwellung hervor. Die obengenannten Befunde weisen darauf hin, dab die Leberegel sich in ihrem Stoffwechsel eng an die ihnen zoolo- gisch nahestehenden Darmhelminthen anschlieBen. Im chemischen Au]bau finder diese Ahnlichkei~c ihren Ausdruck besonders in dem hohen Gehalt an Glykogen. Die Leberegel bestehen im lebendfrischen Zustand im Durchschnitt aus Eiweil3substanzen ii,3%, Fetten und Lipoiden 2,38%, Glykogen 3,72% und Wasser 82,2%. Berechnet auf Trocken- substanz, ergibt sich ein Gehalt yon 2o,8% Glykogen. Die Anh~ufung so groBer Kohlenhydratvorr~te exklArt die biolo- gische Ausnahmestetlung der Eingeweidewfirmer. Auch der Stoffwechsel der Leberegel besteht zu einem groBen Tell in der Verarbeitung yon Kohlenhydraten; vielleicht linden die Parasiten gerade in der Leber hierftir besonders gfinstige Vorbedingungen. Wie bei Ascariden und TXnien beruht auch ihr Stoffwechsel im wesentlichen auf anoxybiotischen Pro- zessen, also vorwiegend auf gXrungsartigen Vorg~ngen, die zur Ausscheidung nnvollst~ndig abgebauter Produkte fiihren. Darunter herrschen freie Fetts~uren vor. W~hrend bei den Ascariden und Oxyuren die Einwanderung in den Darm in der Regel nur leichtere Erkrankungen nach sic5 zieht, ~verden bei der Trichinosis durch den BefaI1 der Muskein veei~ schwerere Erkrankungen erzeugt. Von ~hnlicher Schwere sind auch die Erscheinungen der Leberegelkrankheit, well bier die Ein- wanderung in ein so wichtiges Organ, wie es die Leber darstellt, zu eingreifenden St6rungen der K6rperfunktionen ffihren muB. Die in der Literatur weft verbreiteten Angaben, dM3 es sich nur um mechanische Verstopfungen der GallengXnge nnd Verhinderung des Gallenabflusses handle, bediirfen demnach einer Richfigstellung. Solche Ursachen spielen, wenn fiberhaupt, sieher nur eine ganz untergeordnete Rolle. Auch der Nahrungsentzug ist nicht yon ausschlaggebender Bedeutung. Die hauptsXchliehe SchXdigung wird sicher hervorgerufen einerseits durch die traumatischen Gewebs- ver~nderungen infolge der Zerst6rung des Lebergewebes, auf der anderen Seite durch die toxisch wirkenden Ausschei- dungen der Parasiten. Sowohl in der K6rpersubstanz als in den Ausscheidungen der Leberegel finden sich nach unseren Versuchen stark wirkende proteolyfische, fettspaltende und glykolytische Fermente. Ihre Wirkung auf das gesch~digte Lebergewebe dfirfte ebenfalls zu toxischen Produkten ffihren. AuBerdem treten noch die infolge des Absterbens der Leber- egel entstehenden Zerfallsprodukte dazu. Es ist nicht aus- geschlossen, dab der fortw~hrende Zerfall yon k6rperfremdem Eiweig in der Leber den Organismus des Wirtes im Sinne einer Eiweif3kachexie sch~tdigt. JedenfMls lXl3t sich auf Grund der oben geschilderten Untersuchungen kaum be- zweifeln, dab das Zustandekommen der Leberegelkrankheit im wesentlichen auf eilie Vergijtung des befallenen Organismus dutch bestimmte chemisch und pharmakologisch nachweis- bare Substanzen zurfickgeffihrt werden muB. Es gelingt gewissermagen im Tierversuch die experimentelle Erzeugung aller wesentlichen Symptome der Krankheit ohne Beteiligung der lebenden Parasiten durch Injekfion der Ausscheidungen bzw. yon K6rpersubstanzen der Leberegel. Ebensowenig. wie die Eingeweidewfirmer enthalten die Distomen eln elnmges spezifisches Gift oder ,,Toxin". Die Erkrankung besteht in einer Vergiftung dutch eine Reihe yon verschiedenen sch~dlichen Stoffen, die zum TeiI aus zerfallenem Gewebe entstehen, zum Tell yon den Parasiten selbst physiologischerweise gebildet werden. ZUR MILCHS~UREG/~RUNG DES MENSCHLICHEN CARCINOMS. Von RICHARD BAUER und WILHELM NYIRI. Aus der II. Med.Abteilungdes KrankenhausesWiedeain Wien IV. (Vorsta~d: Primarius Dozent Dr. RICHARDBAUER). In einer Arbeit in der Wien. klin. W0chenschr. 1925, Nr. 31/32, haben wit bei Nachprfifung der bekannten War- burgschen Versuche, betreffend die Glykolyse und Milch- s~urebildung beim tierisehen und menschlichen Carcinom mitgeteilt, dab unsere Versuche beim tierischen Carcinom betr~chtliche Glykolyse ergaben, dab wit aber mit mensch- lichem Carcinom im Gegensatz zu WARBURG keine h6here Glykolyse nachweisen konnten, als mit normalem Gewebe,

Zur Milchsäuregärung des Menschlichen Carcinoms

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2 9. OKTOBER I926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5- J A H R G A N G . Nr. 44 2o55

Im weiteren Verlaufe t reten St6rungen der Atmungsorgane mit Atemnot und bronchitischen Erscheinungen hinzu. Im Ends tad ium sind 0deme, Ascites, Hydro thorax und Herz- schw~che h~ufig, die Kranken gehen schlieBlich an allge- meiner Kachexie zugrunde.

Da bisher systemafische Untersuchungen fiber den Stoff- wechsel und die Ausscheidungen der Parasi ten noch nicht vorliegen, haben wit zun~chst eine m6glichst groBe Anzahl yon Egeln (Distomum hepat icum und Distomum lanceolatum) aus den Lebern Irisch get6teter Tiere, vorwiegend Schafe und Rinder, vorsichtig herauspr~pariert und versucht, die Exkrete der noch lebenden Egel zu sammeln. E i n Tell der Tiere wurde auf Glasplat ten bei Zimmertemperatur ein- getr0cknet. Im ganzen kamen fiber 5oooLeberegel zur Untersuehung.

DaB hierbei auf Zersetzungs- und F~ulnisprodukte durch absterbende oder tote Tiere streng geachtet wurde, ist selbst- verst~ndlich. Bei einiger I~bung gelingt es leicht, die frisch entnommenen Tiere in Ringerl6sung bei 37 ~ im ]3rutschrank mehrere Stunden lang, gew6hnlich bis IO Stunden, am Leben z u erhalten.

Unter den Ausscheidungen fanden sich zun~chst gas- f6rmige Verbindungen, insbesondere reichliche Mengen yon Kohlens~ure; auBerdem Spuren yon Schwefelwasserstoff und, solange die Verdauungstgt igkei t andauert , reichlich Am- moniak. Die Ammoniakausscheidung geht nach wenigen Stunden, wohI infolge des zunehmenden Hungerzustandes, deufiich zurfick, die alkalische Reakfion der umgebenden Fltissigkeit verschwindet, u n d e s treten niedere Fettsd~uren auf. Spektroskopisch lieg sich in den ersten Stunden H~mo- globin, Oxyh~moglobin und Meth~moglobin erkennen. Welter werden anfangs noch etwas Gallenfarbstoff, koagu]iertes Ei- weiB, sowie Albumosen und Peptone, endlich Aminos/~uren ausgeschieden. Der Absonderung von EiweiB und EiweiB- der ivaten sowie yon basischen Stoffen, die mehr und mehr zurfickgeht, folgt eine zunehmende Bildung saurer Produkte. In dem Gemisch niederer Fet ts~uren fiberragt an Menge die Buttersi~ure. Es zeigen sich bier also weitgehende Analogien mit anderen Eingeweidewfirmern, insbesondere den genauer untersuchten Ascariden (E. WEINLAND, F. FLURY).

Zur Prfifung auf toxische Wirkungen wurden die ge- sammelten Ausscheidungen hungernder Tiere im Faustschen Trocknungsapparat vorsichtig eingetrocknet. Der bei einer Temperatur yon h6chstens 25 o gewonnene Trockenrfickstand wurde wieder gel6st und einer Reihe yon Versuchstieren injiziert. Bei subcutaner Injekt ion entwickeln sich sehr erhebliche lolcale Reizerscheinungen mit Schwellung, ()dem- bildung, Entzfindung und starken Schmerzen. Hunde er- k_ranken nach intraven6sen Injekt ionen deutlich: die KSrper- temperatur steigt oft u m mehrere Grade; es besteht allgemeine Abgeschlagenheit, die Nahrung wird verweigert. Bei Kanin- chen zeigen sich keine ~uBerlich erkennbaren St6rungen. Dagegen t r i t t bei fast allen Tieren nach kurzer Zeit ein an~mischer Zustand auf, bei dem die Ery throcyten und der I t~moglobingehal t abnehmen. Welter kommt es zu Leuko- cytose wechselnden Grades und h~ufig, aber nicht regelm~gig, zu Eosinophilie.

Die Ausscheidungen sind ha'molytisch nut schwach wirk- sam, bei den Auszfigen aus der Leibessubstanz selbst fehlt die hXmolytische Wirkung g~tnzlich. Es zeigt sich demnach ein ~hnliches Verhalten wie bei dem Oestrin aus den Larven yon Gastrophilus (R. S:EYDERtIELM), Sowohl die Ausschei- dungen wie die Leibessubstanz riefen a m Kaninchenauge lokale Reizwirkungen, RStung und Lidschwellung hervor.

Die obengenannten Befunde weisen darauf hin, dab die Leberegel sich in ihrem Stoffwechsel eng an die ihnen zoolo- gisch nahestehenden Darmhelminthen anschlieBen. Im chemischen Au]bau finder diese Ahnlichkei~c ihren Ausdruck besonders in dem hohen Gehalt an Glykogen. Die Leberegel bestehen im lebendfrischen Zustand im Durchschnit t aus Eiweil3substanzen i i , 3 % , Fe t ten und Lipoiden 2,38%,

Glykogen 3,72% und Wasser 82,2%. Berechnet auf Trocken- substanz, ergibt sich ein Gehalt yon 2o,8% Glykogen. Die Anh~ufung so groBer Kohlenhydratvorr~te exklArt die biolo- gische Ausnahmestetlung der Eingeweidewfirmer. Auch der Stoffwechsel der Leberegel besteht zu einem groBen Tell in der Verarbeitung yon Kohlenhydraten; vielleicht l inden die Parasi ten gerade in der Leber hierftir besonders gfinstige Vorbedingungen. Wie bei Ascariden und TXnien beruht auch ihr Stoffwechsel im wesentlichen auf anoxybiotischen Pro- zessen, also vorwiegend auf gXrungsartigen Vorg~ngen, die zur Ausscheidung nnvollst~ndig abgebauter Produkte fiihren. Darunter herrschen freie Fetts~uren vor. W~hrend bei den Ascariden und Oxyuren die Einwanderung in den Darm in der Regel nur leichtere Erkrankungen nach sic5 zieht, ~verden bei der Trichinosis durch den BefaI1 der Muskein veei~ schwerere Erkrankungen erzeugt. Von ~hnlicher Schwere sind auch die Erscheinungen der Leberegelkrankheit , well bier die Ein- wanderung in ein so wichtiges Organ, wie es die Leber darstellt , zu eingreifenden St6rungen der K6rperfunktionen ffihren muB. Die in der Li tera tur weft verbrei teten Angaben, dM3 es sich nur um mechanische Verstopfungen der GallengXnge nnd Verhinderung des Gallenabflusses handle, bediirfen demnach einer Richfigstellung. Solche Ursachen spielen, wenn fiberhaupt, sieher nur eine ganz untergeordnete Rolle. Auch der Nahrungsentzug ist nicht yon ausschlaggebender Bedeutung. Die hauptsXchliehe SchXdigung wird sicher hervorgerufen einerseits durch die t raumatischen Gewebs- ver~nderungen infolge der Zerst6rung des Lebergewebes, auf der anderen Seite durch die toxisch wirkenden Ausschei- dungen der Parasiten. Sowohl in der K6rpersubstanz als in den Ausscheidungen der Leberegel finden sich nach unseren Versuchen s tark wirkende proteolyfische, fet tspaltende und glykolytische Fermente. Ihre Wirkung auf das gesch~digte Lebergewebe dfirfte ebenfalls zu toxischen Produkten ffihren. AuBerdem treten noch die infolge des Absterbens der Leber- egel entstehenden Zerfallsprodukte dazu. Es ist nicht aus- geschlossen, dab der fortw~hrende Zerfall yon k6rperfremdem Eiweig in der Leber den Organismus des Wirtes im Sinne einer Eiweif3kachexie sch~tdigt. JedenfMls lXl3t sich auf Grund der oben geschilderten Untersuchungen kaum be- zweifeln, dab das Zustandekommen d e r Leberegelkrankheit im wesentlichen auf eilie Vergijtung des befallenen Organismus dutch best immte chemisch und pharmakologisch nachweis- bare Substanzen zurfickgeffihrt werden muB. Es gelingt gewissermagen im Tierversuch die experimentelle Erzeugung aller wesentlichen Symptome der Krankhei t ohne Beteiligung der lebenden Parasi ten durch Injekfion der Ausscheidungen bzw. yon K6rpersubstanzen der Leberegel.

Ebensowenig. wie die Eingeweidewfirmer enthalten die Distomen eln elnmges spezifisches Gift oder , ,Toxin". Die Erkrankung besteht in einer Vergiftung dutch eine Reihe yon verschiedenen sch~dlichen Stoffen, die zum TeiI aus zerfallenem Gewebe entstehen, zum Tell yon den Parasi ten selbst physiologischerweise gebildet werden.

ZUR MILCHS~UREG/~RUNG DES MENSCHLICHEN CARCINOMS.

Von

RICHARD BAUER und WILHELM NYIRI. Aus der II. Med. Abteilung des Krankenhauses Wiedea in Wien IV.

(Vorsta~d: Primarius Dozent Dr. RICHARD BAUER).

In einer Arbei t in der Wien. klin. W0chenschr. 1925, Nr. 31/32, haben wit bei Nachprfifung der bekannten War- burgschen Versuche, betreffend die Glykolyse und Milch- s~urebildung beim tierisehen und menschlichen Carcinom mitgeteilt , dab unsere Versuche beim tierischen Carcinom betr~chtliche Glykolyse ergaben, dab wit aber mit mensch- lichem Carcinom im Gegensatz zu WARBURG keine h6here Glykolyse nachweisen konnten, als mi t normalem Gewebe,

Page 2: Zur Milchsäuregärung des Menschlichen Carcinoms

2056 K L I N I S C H E W O C H E . N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 44 29. OKTOBER 1926

WRRBURG h a t unsere .Versuche, be t ref fend das mensch- l iche. C a r c i n o m in bezug auf die Technik ftir n ich t be- weisend erkl~rt , Da eine von WARmJR~ vorgeschlagene ge- meinsame .Nachprt i f t ing "der Frage aus ~ui3eren Grt inden n ich t zus tande kam, haben wi t die Versuche selber weiter- geffihrt. WiT hab@n dies~e vor l iegende Mi t te i lung gelegent l ich e ines Briefwechsels mi t WARSURG berei ts in Aass ich t gestel i t .and d i e s m a l eine Versuchs technik angewendet , die uns yon WAR~VR~ bei dieser Gelegenhei t empfohlen und von uns in zahl- re ichen iK~ntrollversuchen als b rauchba r befunden worden ist. WiT haben in ur~seren ersten Versuchen das H a u p t g e w i c h t auf die q u a d t i t a t i v e Milchs~urebest immtfng gelegt, weil wi t diese Befunde ftir e indeut iger gehal ten haben als die du tch lV[essung der Extrakbhl 'ens~ure im Barc ro f t -Manomete r ind i rek t erhal- t enen Wer te . Bei Verwendung der F t i r th -Liebenschen Methode ftir die MilchsAurebes t immung mu f3ten wiT re la t iv groBe Mengen yon Carcinomgewebe, i. e. ca. 5o0 mg, in den Versuch bringen. Die diesmal angewende te Mi]chs~urebes t immungsmethode nach CLAVSEN gesta, t t e t nach dem seinerzei t igen Vorschlag W A ~ I J R ~ S das Arbe i ten mi t 2o 4 ~ m g Carcinomgewebe, wobei eln bis weriige Mil l igramm Milchs~ure gebi ldet werden, die hier gentigend genau b e s t i m m t werden k6nnen. Die angewandte Methodik ist im Journ . of biol. chem. 1922 begChrieben, WiT haben die yon CLAUSES" als gleichwert ig be'fundene Modif ikat ion nach VAN SLYKE verwendet , wobei die E n t z u c k e r u n g der nach FOLIN und Wl: enteiweiBten Flt issigkeit mi t CuSO~ und Ca(OH)l erfolgte. Bezfigtich der T e c h n i k sei noeh folgendes erwXhnt: Die Ca-Schni t te werden in zuckerhal t iger Ringer l6sung in Atmungs t r6ge der Barc ro i t - Manomete r gebrach t und in der gewohnten Weise in Luf t - 5%-Kohlens~ure -Atmosph~re geschii t tel t . Zur Kont ro l le d ien ten s te ts dieselben Gewebe in zuckerfreier L6sung. Die Ringer l6sung enth ie l t 2,50/00 Traubenzucker und ach tmal

�9 o,3% 0 N a H C O a. Die zuckerfreieu und zuckerhal t igen Ringer- 16sungen wurden nach CLAUSF.N auf Milchs~ure q u a n t i t a t i v u n t e r s u c h t . Die Resu l ta te sind in nachfolgender Tabel le verze ichnet .

�9 ~ ~ ~ e ~ 2 - Datum Art des ~ ~ o ~ ~t ~ e ~ o I-Iistologische Befunde

Gewebes ~ ~ ~ ~ o ~ ~ e~. ~.=- ~ . ~

Mensch. Kontrollorgane: 1926 14 . IV.

17. V.

I8. V. 25. V. 28. V.

12, VI.

I4. IV. 25. V. 29. V.

I2. VI.

3 I .V.

3 I .V.

Muskel [1 34,7 0,648 1,87 normale Muskulatur / H~matom / I 78,4 0 0 J 9rganisiertes, verkalk- [ (organ.) Ill [ tes H~tmatom . Struma ] 45,4 0,925 2,o4

Magenwand I1129,o o,7oo 0,54 normal, Magenwand Uterus 32,o o,54o 1,69 normale Uterusmusku-

' latur Fettgewebe [ 234,o 13 0 normales Fettgewebe

Mensch. Carcinome:

Ca. mammae 29,4 o,2o2 0,70 scirrh6ses Carcinom Ca. ventriculi 39,2 o,9o8 2,31 Adenocarcinoln Ca. mammae 19,2 1,21o 6,3o Zylinderzellencarcinom

teilweise ze]lreich.teil- weise fibr6s

Ca. mammae 39,6 0,87o 2,20 zellreiches Zvlinder- zellencarcinom

Mittelwert 2.88

Maus :

Carcinom 64,6 3,5I 5,43 teilweisegut erhaltener, teilweise stark zerfal- lener Tumor

Leber 30,0 13 13

Wie obige Tabel le lehrt , wurden folgende Gewebe unter- sucht : Vorn Normalgewebe des Mensehen Muskel, S t ruma, Magenwand, Uterus , Fe t t - und Bindegewebe; yon Tumoren des Menschen: 3 Mammaca re inome und ein 5~[agencarcinom. Von der Maus wurden, untersucht Carcinom- und Leber-

gewebe desselben Tieres. Die histologische Unte r suchung der Tumoren ve rdanken wiT wieder der besondereu Freund- l ichkei t des Professor Dr. CARL STERNB[ERG, wofiir wir auch diesmal herzl ich danken. Das erste M a m m a c a r c i n o m war ein scirrh6ser Tumor , das zweite und dr i t te je ein zellreiches Zyl inderze! lencarc inom. Das Magencarc inom ein Adeno- carcinom. Alle Carcinome waren gut erhal ten. Der M/~use- t u m o r war, wie immer, tei lweise gu t erhalteu, teilweise nekrotisch, Aus der Tabel le geht folgendes hervor : Die Normalgewebe des Menschen bi lden von o bis 1,87% Milch- s~ure pro Stunde, das S t rumagewebe bis 2%. Die 4 Carcinome bi lden yon 0,7% beim Scirrhus bis 2,3 % beim Magen- und Mammacarc inom, ein zetlreiches M a m m a c a r c i n o m bi ldete sogar bis 6,3% seines Trockengewichtes pro S tunde und Mi l l ig ramm an Milchs~ure.

Be t rach ten wir die neuerdings erhobenen Befuude, die diesmal mi t einer e inwandfreien M i k r o t e c h n i k erzielt wurden, so ergeben sie zunSchst beinahe ausnahmslos ein paraV leles Resu l t a t zu den Ergebnissen unserer e~sten Arbeit . Die Normalgewebe bilden bis zu 2% Milchs~ure, drei yon den vier Carcinomen ergeben ann~hernd dieselbe Ausbeu te an Milchs~ure. N e u ist nur der eine Befund bei dem einen M a m m a c a r c i n o m , welches der F0• WA'RBU~GS un- gef~hr entsprechend 6,3% Milchs~ure pro S tunde bildet. Wir haben also, wenn wir unsere a l ten und neuen Befunde zusammenlfehmen, bei der Un te r suchung yon IO Carcinomen und zahlrMchen Normalgeweben nur eimnal bei Carcinom eine bet r~eht l ieh erh6hte Glykolyse im Sinne WARBIn~GS gefunden, Es sei auch hervorgehoben, daf3 die yon uns frfiher ve rwende te Makro techn ik naeh FORTH-LIEBEN keine schlech- teren Resu l t a t e ergeben ha t als die uns yon WARBURG emp- fohlene Mikro technik nach CI, AVSEN.

Die eben yon RO~*A und D~UTSCI~ ~) nach Fer t igs te l lung unserer letzten Versuche ver6ffentlichte Arbeit zwecks er- neu te r Pr t i fung dieser Frage ergibt folgendes: RONA uns DI~UTSCI~ haben die Milchs~ure nuT ind i rek t du tch Umrech- hung der im manomet r i schen Versuch gefundenen E x t r a - kohlensAure berechnet . Auch haben sie keine Kont ro l lun te r - suchungen mi t menschl ichem Normalgewebe ausgeftihrt*). Die durehsehni t t l i che Milchs~urebi ldung des menschl ichen Carcinoms be t r~gt bei ihnen 2,7% Milehs/~ure pro S tunde aerob, 6 % anaerob.

Auf Grund ihrer t3efunde best~t igen RONA und DEUTSCtt die Angaben von WAnBURG Sie br ingen auBer ihren eigenen Tabel len zum Vergleich die Tabel len yon WARBURG, POSENER und NAEGELEIN. E in Vergleich dieser beiden Tabel len er-

o 2 o gibt bei WARBURO durchschni t t l ich 4- ~o, dagegen ,7 ~o Mi[ch- s~ure bei IRONA und DEVTSCH. Die re la t iv niedrige Zahl le tzterer Autoren ergibt sich dadurch dab 3 yon den 13 unter- suchten Tumoren so wenig Milchs~ure bilden, dab sie h in ter der Milchs~urebildung der yon uns un te r such ten Normal - gewebe wesent l ieh zuri ickbleiben. Besonders bemerkenswer t ist, dab gerade diese 3 Tumoren als iooproz, an Carcinom- zellen bezeichnet sind und nuT ein einziger v ie r te r iooproz. Tumor die e rwar te te hohe Milchs~urebi ldung aufweist . Da- gegen l inden es RON2k und DEUTSCI~ selbst sehr auffallend, dab ein nu t Carcinominseln en tha l t ender T u m o r nahezu 6% Milchs~ture aerob bildet. Diese auffal lenden Befunde machen den Mangel yon Kont ro l lun te r suchungen seitens R o x h mad DEUTSCI~ mi t normalen Geweben u m so mehr fiihlbar.

Be t r ach t en wiT nun im Vergleich zu den Befunden von RozqA und DEUTSCH unsere le tz ten Ergebnisse, so erkel lnt man folgendes: WiT I inden nahezu ebenso wie RONA und DEUTSCI~ die durchschni t t l iche aerobe Milchs~urebi!dung beim menschl ichen Carcinom mi t 2,88%. Auch bei uns s teh t die Milchs~urebi ldung n ich t im .Einklang mi t dem Zel l re ichtum des Tumors ; zellreiches Mammaca rc inom zeigt 2,2%, ein anderes, scheinbar ebenso zellreiches dagegen 6,3?/o. Da wiT auch genfigend Kontrol len mi t no rmalem Gewebe gemaeht

*) AIs solche kSnnen h6chstens die 3 Fiille von ,,Nekrosen usw." (Tab. III) gelten, wo die Tumorett start Ca.-Zellen fast nuT Bindegewebe und wenig Muskulatur ent- hielten.

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29. OKTOBER 1926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr . 44 2057

haben, so e rhe l l t daraus o h n e weiteres, dab ein zellreiches Carcinom k a u m mehr Milchs~ure gebildet ha t als Ute rus oder Muskel und insbesondere als S t ruma. Hie r m u g auch be ton t werden, dab die Schni t td icke innerhalb gewisser Grenzen keinen entscheidenden EinfluB auf das .Resultat hat , da das Carcinom, d a s i m dfirmen Schni t t 6,3~ Milchs~iure bildete, in e twa dre imal d ickerem Schnis noch immer 5~/~% Milch- s~ure bildet .

Vergleichen wir als0 zusammenfassend die Befunde yon RONA und D~JTSCH und Unsere eigenen, so ergtbt sich eigentl ich eine prinzipielle ( lbere ins t immung, indem die aerobe Milchs~urebildung g le ich lau tend 2,7% bzw. 2,88% betr~igt und auch unabh~ngig yore Zel l re ichtum sich wech- selnde Resu l ta te ergeben. ZAhlt man die einzelnen F~lle, so sind allerdings bei RONA und DEOTSC~ die posi t iven Be- funde wesent l ich zahlreicher, es ergeben aber gerade die ze l l r e i chs t en Tumoren die schlechtesten Resul ta te . Wenn nun I~ONA und DEUTSCtt aus ihren Befunden eine vollst~n- dige Bes t~t igung der Versuche WARBURGS ableiten, so mfissen wir uns fragen, welchen Schlul3 wi t in dieser Hins icht aus unseren Versuchen zu ziehen haben. Hier muB nochmals prinzipiell be ton t werden, dab unsere Versuche zur Zeit unserer ersten Publ ika t ion und auch bis auf den jf ingsten einen Tall y o n WARBURG 2) auch heute die einzigen sind, bei denen die Milchs~urebildung des menschl ichen Carcinoms chemisch exak t b e s t i m m t wurde. Da wir diese Bes t immungen in dieser wicht igen Frage fiir die entscheidenden gehal ten haben, so sind unsere Versuche mi t "denen v6n RONA und DEUTSCH nicht prinzipiel l gieichartig. Auf exak t chemischem Wege konnten wir bisher nur in e i n e m Eall beim mensch- lichen Carcinom eine ebenso hohe Glykolyse nachweisen wie beim t i e r i schen Tumor . Auch WARBURG ist dies erst j f ingst in e inem Fal l gelungen. WARBURG sieht in seinem chemisch exak t be s t immten , pos i t iven Fal l einen schlagenden Beweis ffir seine zahlreichen manomet r i schen Befunde. Ffir unseren Tell ha l ten wir uns n ich t ffir berecht igt , a u s unserem einer~ deut l ich posi t iven, wenn auch chemisch: e inwandfreien o Be- fund einen b indenden SchluB zu ziehen. Dagegen , sche inen uns unsere ersten und le tz ten Versuche, sowie auch die Mit- te i lung yon R o s a und DEUTSCH ZU erkl~iren, wa rum solche pos i t iven Befunde selten sind. Wi t zi t ieren zur Erkl~irung am besten die eigenen Wor t e yon RONA und DEUTSCH: . . . . . yon Fal l zu Fal l verschiedene Grade der Gewebsreife machen es bei menschl ichen Carcinomen schwerer, zu quan t i t a t iven Aus- sagen fiber die Carcin0mzelle selbst zu kommen. Die Sch~itzung des Carcinomgehal tes kann grobe Fehler machen. Nur aus einer groBen Zahl yon Versuchen wird man wenige F~ille f inden k6nnen, die sich rechnerisch fibersehen lassen." Diese eigenen Wor te yon RONA und D~u~sc~ beweisen zur Genfige, dab wir in unseren frfiheren Versuchen nicht deshalb schlechte Resu l ta te erhielten, weil die Technik mange lhaf t oder unsere Carcinome zu wenig zellreich waren. S teh t es doch nach diesen Nachun te r suchungen endgfil t ig fest, dab auch die zellreichsten Tumoren , ja viel le icht gerade diese, nega t ive Resul-ta~e e r g e b e n :k6nnem Anderersei ts hubert: wir :.bei unseren neuen Versuclien m i t der yon WARBURG empf0hlenen

M i k r 0 t e c h n i k mi t A u s n a h m ' e eines Falles sotche. ResulPate erhalten, die beweisen, dab unsere frfihere Technik durchaus n ich t schlechter war. Es ble~bt abet ungekl~rt, warzim"das tierische Carcinom beim geni~genden Zellreichtum die hohe Glykolyse regelmdiflig aufweist, w~hrend beim Menschen auch zellreiche Tumoren in der Glykolyse das normale Gewebe o]t nicht i~bertreJJen, w~hrend zel larme Tumoren zuweilen bessere, manchma l s0gar ve rb l f i f f end hohe Resu l ta te ergeben. Das histologische Verhal ten, insbesondere der Zel lreichtum, sind also nicht genfigende Kfi ter ien .

Da in der Zwischenzei t auch fiber den Milchs~uregehalt des B l u t e s bei Carc inomkranken verschiedene Mit te i lungen erschienen sind, haben wir auch diesen P u n k t gelegentl ich untersucht . Bekannt l i ch .wird einerseits behaupte t , da~3 der Milehs~uregehal t des ]3lutes der Care inomkranken fiber- haup t erh6ht sei, ferner, dab er nur dor t e rh6ht sei, wo Lebermetas tasen vorhand~n sind, und schlieI31ich, d a B d a s unmit . telbar aus dem Tumor flief3ende Venenblut: m e b r

Milchs~ure en thMt als das Gesamtblu t . Wir t iaben be im ea rc inomkranken Menschen zweimal normalen MilchsAure- w e f t im B lu r , gefunden, Zweimal war er erh6ht, soweit s ich dies bei den auch schwankenden Wer t en des Normalen .exakt behaup ten l~13t. E inmal haben wir das unmi t t e lba r a u s dem Tumor (Sarkom des Kniegelenkes) flieBende Venen- blur un te r such t und den W e r t der Milchs~ure um ca. 2o%, i . e . 25 m g % gegen 2 o m g % , gegenfiber d e m Gesamtb lu t e rh6ht gefunden. Bei der Autopsie zeigte sich aber, dab die punk t i e r t e Vene (Saphena) fiber den Tumor zog und aus demselben nu t einen kleinen Ast bezog. Dagegen enth ie l t die in v ivo aus dem geschlossenen, eyst isch zerfallenen Sarkom punk t i e r t e Flfissigkeit bis i oo m g % Milchs~ture.

L i t e r a t u r : 1) Klin. Wochensehr. 1926, Nr. 27 . -- 2) Klin. Wochenschr. 1926, Nr. 27.

UBER ,,AKTIVIERUNG" DES INSULINS DURCH EIWEISSKORPER.

(III. Mitteilung). Von

Dr . FERDINAND BERTRAM. Aus c:em Pharmakologischen Institut der Hamburgischen Universit~t,

Krankenhaus St. Geor:. ,

"E.. F. ' MbLLER1) zeigte zuerst, dab die in t racu tane In- su l inmjekt ion im Vergleich zur in t raven6sen und subcutanen eine schneller einsetzende, st/~rkere und l~nger anha l tende b lu tzuckersenkende Wi rkung entfa l te te . "

Er schlieBt aus seinen Untersuchungen, dab diese Unterschiede nieht auf Verschiedenheiten der Resorpfionsgeschwindigkeiten beruhen, s0ndern auf einer spezifisehen Mitwirkung der Haut. E. F. "]V~OLLER nimmt an, dab es sich bei der subcutanen und intraven6sen Injektion um Mne l~ormonale Insulinwirkung innerhalb �9 des Blutes und der Gewebe handelt, w~hrend es yon dem intracutan gesetzten Insulindepot aus auJ nerv6sem Wege zu einer direkten 'Anregung der glykogenbildenden Funktion der Leber kommt. :Das Insulin, das bei der subcutanen und intraven6sen Injekfion schnell in die Zirkulation gelangt, bewirkt zunAchst ein Ansteigen des Blutzuckers infolge yon Glucosemobilisierung, Nach der Intracutaninjektion, bei der das Insulin erst vim sp~ter in die Blutbahn gelangt; kommt es sofort zu einem Absinken des Blut- zuckers. Diese Insulinwirkung auf nerv6sen ]3ahnen h~lt so lunge an, wie noeh Insulin in der H a u t vorhanden ist. Sie ist unabhAngig yon der Insutinmenge.

Die verz6gerte iResorption bei der Intracutaninjektion schlieBt E. F. Mt3LLER .alas der Beobachtung, dab bei der subcutanen Insulininjektion bei zweistflndigem Stehen des Blutes eine Glyko- lyse im Blute auftrit t bei Zusatz yon Muskel- und Leberbrei, die bei der intracutanen Injektion.ausbleibt. Diese Versuche konnten Von mehreren Autoren, EAD'IE, MACLEOD und NOBLE 2) U. a . , nieht best~tigt werden. Auch ELIS. !VI/3LLER land unter den gleichen Versuchsbedingungen in unserem Insti tut keine vermehrte Glykolyse nach subeutaner Insulininjektion (Ver6ffentlichung der Versuche im Druck).

]~. F. 2~[OLLER finder welter, dab bei Unterbrechung der Nerven- leitung you der Haut aus durch Atropinisierung des Tieres (er nimmt mit manchen anderen Autoren an, dab die Hautnerven in ihren letzten Teilen auf parasympathischen Bahnen verlaufen) die verst~rkte Insulinwirkung der Intracutaninjektion aufgehoben

.wird, und dab am atropinisierten Tier die hormonale Wirkung der subcutanen Injektion, die dutch Atropin nieht beeinfluBt wird, starker ist.

Ich g laubte zwischen den E. F. Mfillerschen Befunden u n d den yon mi r in den ersten beiden Mit te i lungen 3) 4)be- schriebenen, dab der Zusatz yon EiweiBk6rpern zum Insul in die Insul inwirkung verst~rkt , einen engen Paral le l ismus an- nehmen zu dfirfen. Ich ve rmute te , dab die In t r acu tan in j ek t ion nichts anderes dars te l l te als eine InsulineiweiBinjektion, dadurch, dab es in der In t racu . tanquaddel zn einer 1Viischung von ar te igenem GewebseiweiB mi t Insul in kommt . Ieh g!aubte reich dazu um so mehr berecht igt , als meine Versuche ergeben bat ten , dab Zusatz yon ar te igenen Eiweil3k6rpern vor allen anderen die gr6Bte Insu l invers t~rkung ergab*).

In sehr sch6nen Versucheia ha t kfirzlich HoF~ 5) die Trans- sudat ion yon no_rmalerweise nicht austr i t tsf~hige n kolloida!en