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T h. P o 1 e c k : Zur Rhodinolfrage. 699 weise lag ein basisches Salz vor, das in seiner Zusammensetzung der Verbindung Ala(HPO~)~.Al2(OH)~ mit 54,06 O/O phosphoriger Saure nahe kommt. Von der Darstellung einer Verbindung der phosphorigen Siiure mit Chrom, Kobalt und Nickel durch Einwirkung der Saure auf die entsprechenden Hydroxyde musste abgesehen werden, da diese sich mit grosser Leichtigkeit in phosphoriger Saure losen und solche selbst ganz konzentrierte Losungen weder beim ruhigen Stehen und allmahlichen Abdunsten noch in Klltemischungen Abscheidungen geben, noch in ver- diinnter Losung durch Erhitzen zur Ausfallung gebracht werden konnen. Verbindungen der phosphorigen Siiure mit Blei, Zink und Kad- mium sind ihrer Zusammensetzung nach bekannt,. Breslau, im Dezember 1897. Zur Rhodinolfkage.') Ton Th. Poleck. (Eingegangen den 10. I. 1898.) Die neueste Arbeit von Prof. H. Erdmann, E. Erdmann und Hu t h tiber die Bestandteile des Rosenols und verwandter ltherischer Oele2), welche den Alkohol des Rosenols mit dem von Eckart und mir vorgeschlagenen Namen R h o din01 bezeichnet, und der gegen diese Benennung von anderer Seite erhobene Widerspruch zwingt mich, auf die erste Untersuchung des Rosenols zurilckzugreifen; sie wurde im Jahre 1890 in dem unter meiner Leitung stehenden pharmazeutischen Institut der Universitat von U l r i c h E c k a r t ausgefiihrt'). Gleich- zeitig niit E c k a r t hatte S emmler, gegenw%rtig Professor in Greifs- wald, die Untersuchung des indischen Geraniumols von Andropogon Schoenanthus L., einer Graminee, in meinem Laboratorium in Angriff genommen *), sodass diese beide Arbeiten neben einander ihren Fort- gang nahmen. 1) Diese Abhandlung ist auf Wunsch des IIerrn Geh. Rat Prof. Dr. Th. Poleck auch in dem Archiv der Pharmazie zum Abdruck gelangt, da nur letztere Zeitschrift (B. 229) die betreffende Arbeit von U. Eckart voll- stiindig enthdt. Red. 2) Journal fiir praktische Chemie pi?] 56, 1897. 8) Doktor-Dissertation und im Archiv der Pharmazie 229, 1891, sowie im Auszuge in den Ber. 24, 1891. Eine vorlaufige Mitteilung der haupt- siichlichsten Resultate erschien bereits in den Ber. 23, 3564, 1890. 4) Ber. 23, 1098, 1890.

Zur Rhodinolfrage

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T h. P o 1 e c k : Zur Rhodinolfrage. 699

weise lag ein basisches Salz vor, das in seiner Zusammensetzung der Verbindung A l a ( H P O ~ ) ~ . A l 2 ( O H ) ~ mit 54,06 O/O phosphoriger Saure nahe kommt.

Von der Darstellung einer Verbindung der phosphorigen Siiure mit Chrom, Kobalt und Nickel durch Einwirkung der Saure auf die entsprechenden Hydroxyde musste abgesehen werden, da diese sich mit grosser Leichtigkeit in phosphoriger Saure losen und solche selbst ganz konzentrierte Losungen weder beim ruhigen Stehen und allmahlichen Abdunsten noch in Klltemischungen Abscheidungen geben, noch in ver- diinnter Losung durch Erhitzen zur Ausfallung gebracht werden konnen.

Verbindungen der phosphorigen Siiure mit Blei, Zink und Kad- mium sind ihrer Zusammensetzung nach bekannt,.

B r e s l a u , im Dezember 1897.

Zur Rhodinolfkage.') T o n T h . P o l e c k .

(Eingegangen den 10. I. 1898.)

Die neueste Arbei t von Prof. H. E r d m a n n , E. E r d m a n n und H u t h tiber die Bestandteile des Rosenols und verwandter ltherischer Oele2), welche den Alkohol des Rosenols mit dem von E c k a r t und mir vorgeschlagenen Namen R h o d in01 bezeichnet, und der gegen diese Benennung von anderer Seite erhobene Widerspruch zwingt mich, auf die erste Untersuchung des Rosenols zurilckzugreifen; sie wurde im J a h r e 1890 in dem unter meiner Leitung stehenden pharmazeutischen Institut der Universitat von U l r i c h E c k a r t ausgefiihrt'). Gleich- zeitig niit E c k a r t hatte S e m m l e r , gegenw%rtig Professor in Greifs- wald, die Untersuchung des indischen Geraniumols von Andropogon Schoenanthus L., einer Graminee, in meinem Laboratorium in Angriff genommen *), sodass diese beide Arbeiten neben einander ihren Fort- gang nahmen.

1) Diese Abhandlung ist auf Wunsch des IIerrn Geh. Rat Prof. Dr. Th. P o l e c k auch in dem Archiv der Pharmazie zum Abdruck gelangt, da nur letztere Zeitschrift (B. 229) die betreffende Arbeit von U. E c k a r t voll- stiindig enthdt. Red.

2) Journal fiir praktische Chemie pi?] 56, 1897. 8 ) Doktor-Dissertation und im Archiv der Pharmazie 229, 1891, sowie

im Auszuge in den Ber. 24, 1891. Eine vorlaufige Mitteilung der haupt- siichlichsten Resultate erschien bereits in den Ber. 23, 3564, 1890.

4) Ber. 23, 1098, 1890.

700 Th. P o l e c k : Zur Rhodinolfrage.

Die chemische Natur des Rosenols war vollig unbekannt, keine darauf bezllgliche Arbeit vorhanden, als E c k a r t seine Untersuchung begann, die dadurch noch ein besonderes Interesse gewann, als in- zwischen von der Fabrik S c h i m m e l & Co. in Leipzig aus deutschen Itosen destilliertes Oel in den Handel gebracht worden war. W i r ver- dankten der Liebenswifrdigkeit ihres Chefs Herrn F r i t z s c h e das deutsche und tiiikische Rosenol fhr diese Untersuchung und damit die Gewahr ihrer Reinheit.

In seiner umfangreichen Arbeit stellte E c k a r t. zunachst. das gleiche chemische und physikalische Verhalten des deutschen und tiirkischen Rosenols fest, dann die Thatsache, dass der fliissige Acteil desselben als Hauptbestandteil einen ungestittigten primaren Alkohol enthalte, den e r mit meiner Zustimmung R h o d i n o l nannte. Die Dar- stellung seines Aldehjds und der entsprechenden Saure, sowie einer grossen Anzahl seiner Derivate, wie jene des Katriums, der Halogene. des Aethers, des Acetats und Benzoats, die Bestimmung der Dampf- dichte und die Addit,ion von 4 Atomen Brom stellten seine Zusamnien- setzung Clo HlsO, sowie seine chemische Natur ausser Zweifel. D w c h die Bestimrnnng der Molekularrefraktion des Alkohols und seines Aldehyds wurde zweifellos bewiesen, dass hier Kirrper mit ewei Aethylenverbindungen vorlagen, sowie die Ueberflihrvng des Rhodinols in Dipenten seine Beziehung zum Benzol klarlegte. Unmit.telbar voi-her hat,te S e m m l e r (a. a. 0.) den gleichen Beweis fiir den Alkohol des indischen Geraniumols gefilhrt, aber daraus zugleich den wichtigen Schluss gezogen, dass bei Korpern von der Zusammensetzung CloHlgO mit zwei Aethylenverbindungen eine ringformige Bindung der Kohlen- stoffatome nicht mtiglich sei, diese vielmehr den Methanderivaten ent- sprechend nur eine kettenformige Anordnung sein kirnne. So wurde S e m m l e r der Entdecker der ersten derartigen Verbindung in der Natur der olefinischen Kampferarten, und E c k a r t lieferte in dem Rhodinol den zweiten derartigen Alkohol.

Tch darf wohl bei dieser Gelegenheit meiner Befriedigung Aus- druck geben, dass diese bahnbrechende Entdeckung von S e m in 1 e r , die ein ganz neues Gebiet chemischer Verbindungen erschloss und mafssgebend fir alle weiteren derartigen Untersuchungen wurde, in meinem Labora- torium gemacht wurde, Dauk der seit Jahren hier eingebilrgerten Ver- wertung der Molekularrefraktion bei der Untersuchung atherischer Oele, die schon 1884 bei dem Safrol befriedigende Resultate gegeben hatte.')

E c k a r t beobachtete eine, wenn auch nicht bedeutende, optische Aktivitat des R.hodinols, - 2,7O. Dieser Umstand, sowie der etwas

1) Ber. 17, 1942 (1884).

Th. Poleck: Zur Rhodinolfrage. 701

abweichende Giedepunkt, der nach der, wie sich spater herausstellte, iiicht zuverllssigen Methode von S iwolobof f bestimmt worden war, machte die Identittit mit dem inzwischen von Semmle r weiter unter- suchten Geraniol, mit dem es sonst in seinem ganzen chemischen Ver- halten ubereinstimmte, zweifelhaft. E c k ar t hielt das Rhodinol fur eine isomere Verbindung und brachte daher das asymmetrische KoNen- stogatom in der Molekularformel zum Ausdruck.

B e r t r a m und G i l d e m e i s t e r wiesen im Jahre 1894') durch die Darstellung der von Jacobsena ) entdeckten Verbindung des Rhodinols mit Chlorcalcium nach , dass das daraus abgeschiedene Rhodinol optisch inaktiv sei, die von E c k a r t beobachtete Aktivitat daher einem Begleiter des Rhodinols angehore, dessen geringe Menge keine weitere Untersuchung gestattete. Im iibrigen besttitigten sie alle Resultate der Eckar t ' schen Arbeit, schlugen aber vor, den Haupt- bestandteil des Rosenijls nicht mehr Rhod ino l , sondern G e r a n i o l zu nennen.

Da inzwischen von T i e m a n n und S e m m l e r die Identitat des Aldehyds des Rhodinols mit dem Aldehyd des Geraniols, dem Citral, nachgewiesen war, so musste die Identitat des aus den Gramineen und Pelargoniumarten dargestellten Alkohols zugegeben werden. Ich unter- liess es damals, fiir den Namen Rhodinol einzutreten, weil mir kein neues thatstichliches Material zu Gebote stand.

Inzwischen hat nun Prof. E r d m a n n in Halle die Untersuchung des Rosenols und insbesondere jene seines Hauptbestandteils, des Rho- dinols, wieder aufgenommen*); er hat nicht bloss die von E c k a r t und mir erhaltenen Resultate der Untersuchung des Rhodinols in ihrem ganzen Umfange besttitigt, sondern er hat noch eine Anzahl neuer Derivate dargestellt, die f ir die Reindarstellung des Rhodinols, sowie seines Nachweises in anderen atherischen Oelen und seiner Trennung von verwandten Alkoholen von Bedeutung sind. Durch die Darstellung des Rhodinoldiphenylurethans und der Rhodinolphtals&ure und ihre analytische Verwertung hat die chemische Untersuchung und Charak- terisierung des Rhodinols eine Abrundung erfahren, wie dies kaum bei einem anderen der mit ihm konkurrierenden Alkohole der Fall ist. Das Rhodinol ist daher zweifellos eine wohl charakterisierte chemische Verbindung, deren Benennung ihrem Vorkommen voll und ganz ent- spricht, wie dies E r d m ann mit grosser Wtirme in uberzeugender Weise aachweist.

1) Journal f. prakt. Chemie 121 49, 1894. 2) Ann. Chem. 157, 234. a) Journal f. prakt. Chemie [2] 53, 1896 und 56, 1897.

702 Th. P o l e c k : Zur Rhodinolfrage.

E s l i e g t d a h e r g a r k e i n e v e r a n l a s s u n g u n d n o c h w e n i g e r e i n e B e r e c h t i g u n g D r i t t e r v o r , d e n von E c k a r t u n d m i r ge- w a h l t e n N a m e n , , R h o d i n o l " f u r d e n H a u p t b e s t a n d t e i l d e s R o s e n o l s d u r c h , , G e r a n i o l " zu e r s e t z e n .

Die Geraniumole des Handels stammen von den verschiedensten Pflanzen, das von J a c o b s e n und S e m m l e r untersurhte indische Grasol sicher nicht von einer Geraniacee, sondern von einer Graminee, und a19 M o n n e t ') mit B a r b i e r zuerst aus einer Geraniacee, Pelargonium odoratissimum, denselben Alkohol darstellte, war das Rhodinol bereits benannt. Die beiden Forscher erkannten sofort diesen Namen an. Wenn nun auch die Identitat von Geraniol und Rhodinol feststeht, so ist doch nur mafsgebend, dass sowohl der Hauptbestandteil des Rosenols, als auch der Hauptbestandteil des echten Geraniumols bci seiner ersten Reindarstellung und Untersuchung den Namen R h o d i n o l erhalten hat').

Es macht bei dieser Sachlage einen eigentumlichen Eindruck, wenn man je tz t durch den Namen dieser minderwertigen Handelsijle, die his je tz t nur als Ersatz und zur Verftilschung des Rosenijls ge- dient haben, zum Teil garnicht von Geraniaceen abstammen, den voll- berechtigten Namen R h o d i n o 1 verdrLngen will, wahrend es je tz t den Thatsachen entsprechend doch nur heissen kann, in den Geraniumolen verschiedenster Abkunft ist auch der Bestandteil des Rosenijls , das Rhodinol, enthalten. F'iir diese Oele und die daraus dargestellten Handelsprodukte kann ja der Name Geraniol beibehalten werden.

Wei t schwerer aber fallt ins Gewicht, dass das ganze Verhalten und die chemische Natur dieses Alkohols von uns zuerst am Rhodinol des Rosenols klar gelegt worden ist, und dass es, nach wissenschaft- lichem Brauch, unser unzweifelhaftes Recht war, die von uns ent- deckten Korper zu benennen. Wir halten daher jetzt, da alle spateren Untersuchungen die Resultate der unserigen bestatigt haben, den Namen R h o d i n o l aufrecht, als die zweckmtissigste und seiner Abkunft ent- sprechende Benennung.

1) Comt. rend. 117, 1092, 1893. 2) Unter solchen Umstanden besteht doch fur B a r b i e r geradezu die

Pficht, den einmal fur den Alkohol CloHlsO gewahlten Namen auch in seinen weiteren, nicht mehr unter der Leitung von Monnet angestellten Untersuchungen beizubehalten. Jedenfalls hat B a r b i e r nicht das Recht, den Namen RhodirJol jetzt plotzlich fur Korper von anderer Zusammensetzung zu gebrauchen; derartigen Versuchen muss auf das Nachdrucklichste entgegen getreten werden, denn es bedarf keiner weiteren Ausfuhrung, was fur eine heillose Namensverwirrung daraus entstehen wurde, wenn sich in Zukunft auch andere Forscher derartige Inkonsequenzen erlauben wollten.

Th. Poleck: Zur Rhodinolfrage. 703

Wenn nun aber T iemann und R. S c h m i d t in ihrer Abhandlung ,,Ueber die Verbindungen der Citronellalreihe" ') dem 1 - Citronellon den Namen Rhod ino l geben, so muss ich dagegen energischen Einspruch erheben. Wir haben den Hauptbestandteil des Rosenols R h o d ino l genannt und seine Zusammensetzung CloHls 0 festgestellt. Es darf daher dieser Name keiner anderen Verbindung, in keinem Falle aber einer solchen beigelegt werden, die in der Molekel zwei Atome Wasserstoff mehr enthalt. T iemann und R. S c h m i d t sind sich der Tragweite dieses Namenswechsels nicht bewusst gewesen; sie wiirden es sonst wohl unterlassen haben , dem Hauptbestandteil des Rosenols den Namen Rhodinol zu nehmen, um ihn auf den nur in geringer Menge darin ent- haltenen Alkohol von anderer Zusammensetzung zu ubertragen.

Ich darf wohl hoffen, dass diese Bemerkungen geniigen werden, um die Rechte der ersten Bearbeiter des Rosenols zu wahren.

B r e s 1 a u , pharmazeutisches Institut der Universitlt , im Dezember 1897.

1) Ber. 29, 923, 1896.