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243. Ausgabe | ZKZ 48734 1 Euro (Für Mitglieder kostenlos) Seiten 1 und 2 GBM Menschen- rechtspreis 2019 Seite 3 GBM gratuliert Seite 7 GBM Reisen Lieber Horst Jäkel, liebe Freunde, Gehen wir zurück in die Geschich- te der GBM und nehmen den Auf- ruf zur Gründung vom 31. Mai 1991 in die Hand, so finden wir Horst als einen der Erstunter- zeichner; er wurde Sprecher des Ortsverbandes Havelland und später des OV Potsdam. Noch heute, nach über 28 Jahren übt er diese Funktion aus. Horst, Potsdamer mit Migrati- onshintergrund, geboren 1935 in Schlesien. Seine Familie ver- schlug es 1945 nach Branden- burg, 1946 wurde er Bürger von Fürstenberg /Oder, dem Nachba- rort von Eisenhüttenstadt, eine neue Stadt in einem für ihn neu- en Land. Mit dieser Stadt fühlt er sich noch heute verbunden; nicht nur, weil er dort die Grundschule und später die erweiterte Cla- ra-Zetkin-Oberschule besuchte, an der er sein Abitur ablegte, son- dern weil in dieser Stadt seine Eltern und Großeltern begraben sind. Einer seiner Klassenkame- raden war der spätere Mathema- tikprofessor Olaf Bunke, und eine seiner Mitschülerinnen Tamara Bunke. Ihre Eltern, so bekannte Horst, wurden zu seinen politi- schen Eltern, die ihm das histo- rische und dialektische Denken beibrachten. Tamara, die später als »Tanja la guerrillera« an der Seite von Che Guevara in Latein- amerika kämpfte und in Bolivien ermordet wurde. Sein weiterer Lebenslauf ist iden- tisch mit den Lebensläufen vieler DDR-Bürger. Früh schon, 1953, nach dem »Volks- oder Arbeiteraufstand« vom 17. Juni 1953 oder wie Horst sagte, »der ersten Konterrevolu- tion«, wurde er Mitglied der SED, machte alle Irrungen und Wirrun- gen dieser Partei mit, wurde nicht ausgeschlossen und ist nie aus- getreten und heute Mitglied der LINKEN. Als Arbeiterkind, sein Vater war Binnenschiffer, der später im Ha- fen Frankfurt/Oder tätig war, war es ihm möglich zu studieren. Er studierte er Biologie und Che- mie »auf Lehramt«, wie es heute heißen würde, und legte seine Lehrerprüfung an der renommier- ten erweiterten Kant-Oberschule in Berlin-Lichtenberg ab. Lan- ge blieb er nicht Lehrer: wie es DDR-typisch war, veränderte sich 1959 sein Leben. Die DDR brauch- te militärischen Schutz, und so folgte Horst dem Ruf in die »be- waffneten Organe«, denen er bis zum Jahr 1990 die Treue hielt. Gleich, wo er benötigt wurde, war er aktiv, ob in den Kampfgrup- pen, der Bereitschaftspolizei, den Grenztruppen oder der Zivilvertei- digung. Die letzten 15 Jahre seiner militärischen Karriere war er in der Bezirksverwaltung Potsdam des von den unisono tönenden Medien als »Lieblingsfeind« avancierten MfS tätig. Dann erwischte ihn wie Tausende anderer DDR-Bürger nach 1990 die sogenannte »Wende«. Er Zur Verleihung des Menschenrechtspreis 2019 der GBM Laudatio von Jörg Pauly 02  | 2020 MONATSZEITUNG DER GESELLSCHAFT ZUM SCHUTZ VON BÜRGERRECHT UND MENSCHENWÜRDE E. V. weiter auf Seite 2 Preisträger Horst Jäkel Jörg Pauly überreicht Horst Jäkel die Urkunde hatte Glück, mit über 50 Jahren startete er in ein neues Leben: im Betriebsteil Trebbin des Auto- werks Ludwigsfelde wurde er zum Schmelz-Schweißer ausgebildet. Die Freude, eine Arbeit gefunden zu haben, dauerte nur kurze Zeit; bei seiner Unterschrift unter dem Gründungsaufruf der GBM war vermerkt: Kurzarbeit 0, gekündigt zum 1. 6. 1991. Aber Horst gehörte nicht zu de- nen, die die Hände in den Schoß legen und sich mit den Zuständen abfanden und abfinden. Im Ge- genteil, er wurde aktiv, das rührt auch aus seinem Selbstverständ- nis, dass die Welt, so wie sie ist, nicht bleiben kann und muss. Sein Engagement in der GBM und in anderen Organisationen macht deutlich, dass er bereit war, sich für Veränderungen einzusetzen. Dazu nutzte er alle sich ihm bie- tenden Möglichkeiten, aktiv zu werden. Bis zur Rente war er für die Volks- solidarität tätig, er versorgte mit »Essen auf Rädern« und leistete für viele Menschen Lebenshilfe, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen waren. Als aktives Mitglied der IG-Metall ist er Ansprechpartner für 30 Seni- orinnen und Senioren. Einmal Bio-Lehrer, lässt einen das nicht los und so wundert es denn nicht, dass Horst 12 Jahre stellver- tretender Vorsitzender des Kreis- verbandes der Gartenfreunde Potsdam und dort als Fachberater tätig war. Der Vollständigkeit hal- ber sei noch erwähnt, dass Horst Mitglied im ROTFUCHS-Förderver- ein ist, der Berlin-Brandenburgi- schen Auslandsgesellschaft (dort dem Deutsch-Vietnamesischen Länderkreis) angehört. In der Friedenskoordination Pots- Fotos: Frank Wecker (Fortsetzung des Textes aus »akzente« 01|2020) Laudator Jörg Pauly

Zur Verleihung des Menschenrechtspreis 2019 der GBM · 2020. 2. 6. · Grenztruppen oder der Zivilvertei-digung. Die letzten 15 Jahre seiner militärischen Karriere war er in der

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243. Ausgabe | ZKZ 48734 1 Euro (Für Mitglieder kostenlos)

Seiten 1 und 2 GBM Menschen-rechtspreis 2019

Seite 3 GBM gratuliert

Seite 7 GBM Reisen

Lieber Horst Jäkel, liebe Freunde,

Gehen wir zurück in die Geschich-te der GBM und nehmen den Auf-ruf zur Gründung vom 31. Mai 1991 in die Hand, so finden wir Horst als einen der Erstunter-zeichner; er wurde Sprecher des Ortsverbandes Havelland und später des OV Potsdam. Noch heute, nach über 28 Jahren übt er diese Funktion aus.Horst, Potsdamer mit Migrati-onshintergrund, geboren 1935 in Schlesien. Seine Familie ver-schlug es 1945 nach Branden-burg, 1946 wurde er Bürger von Fürstenberg /Oder, dem Nachba-rort von Eisenhüttenstadt, eine neue Stadt in einem für ihn neu-en Land. Mit dieser Stadt fühlt er sich noch heute verbunden; nicht nur, weil er dort die Grundschule und später die erweiterte Cla-ra-Zetkin-Oberschule besuchte, an der er sein Abitur ablegte, son-dern weil in dieser Stadt seine Eltern und Großeltern begraben sind. Einer seiner Klassenkame-raden war der spätere Mathema-tikprofessor Olaf Bunke, und eine seiner Mitschülerinnen Tamara Bunke. Ihre Eltern, so bekannte Horst, wurden zu seinen politi-schen Eltern, die ihm das histo-rische und dialektische Denken beibrachten. Tamara, die später als »Tanja la guerrillera« an der Seite von Che Guevara in Latein-amerika kämpfte und in Bolivien ermordet wurde.Sein weiterer Lebenslauf ist iden-

tisch mit den Lebensläufen vieler DDR-Bürger.Früh schon, 1953, nach dem »Volks- oder Arbeiteraufstand« vom 17. Juni 1953 oder wie Horst sagte, »der ersten Konterrevolu-tion«, wurde er Mitglied der SED, machte alle Irrungen und Wirrun-gen dieser Partei mit, wurde nicht ausgeschlossen und ist nie aus-getreten und heute Mitglied der LINKEN.Als Arbeiterkind, sein Vater war Binnenschiffer, der später im Ha-fen Frankfurt/Oder tätig war,war es ihm möglich zu studieren. Er studierte er Biologie und Che-mie »auf Lehramt«, wie es heute heißen würde, und legte seine Lehrerprüfung an der renommier-ten erweiterten Kant-Oberschule in Berlin-Lichtenberg ab. Lan-ge blieb er nicht Lehrer: wie es DDR-typisch war, veränderte sich 1959 sein Leben. Die DDR brauch-te militärischen Schutz, und so folgte Horst dem Ruf in die »be-waffneten Organe«, denen er bis zum Jahr 1990 die Treue hielt.Gleich, wo er benötigt wurde, war er aktiv, ob in den Kampfgrup-pen, der Bereitschaftspolizei, den Grenztruppen oder der Zivilvertei-digung. Die letzten 15 Jahre seiner militärischen Karriere war er in der Bezirksverwaltung Potsdam des von den unisono tönenden Medien als »Lieblingsfeind« avancierten MfS tätig.Dann erwischte ihn wie Tausende anderer DDR-Bürger nach 1990 die sogenannte »Wende«. Er

Zur Verleihung des Menschenrechts preis 2019 der GBM

Laudatio von Jörg Pauly

02 | 2020MONATSZEITUNG DER GESELLSCHAFT ZUM SCHUTZ

VON BÜRGERRECHT UND MENSCHENWÜRDE E. V.

weiter auf Seite 2

Preisträger Horst Jäkel

Jörg Pauly überreicht Horst Jäkel die Urkunde

hatte Glück, mit über 50 Jahren startete er in ein neues Leben: im Betriebsteil Trebbin des Auto-werks Ludwigsfelde wurde er zum Schmelz-Schweißer ausgebildet.Die Freude, eine Arbeit gefunden zu haben, dauerte nur kurze Zeit; bei seiner Unterschrift unter dem Gründungsaufruf der GBM war vermerkt: Kurzarbeit 0, gekündigt zum 1. 6. 1991.Aber Horst gehörte nicht zu de-nen, die die Hände in den Schoß legen und sich mit den Zuständen abfanden und abfinden. Im Ge-genteil, er wurde aktiv, das rührt auch aus seinem Selbstverständ-nis, dass die Welt, so wie sie ist, nicht bleiben kann und muss. Sein Engagement in der GBM und in anderen Organisationen macht deutlich, dass er bereit war, sich für Veränderungen einzusetzen.Dazu nutzte er alle sich ihm bie-tenden Möglichkeiten, aktiv zu werden.

Bis zur Rente war er für die Volks-solidarität tätig, er versorgte mit »Essen auf Rädern« und leistete für viele Menschen Lebenshilfe, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen waren.Als aktives Mitglied der IG-Metall ist er Ansprechpartner für 30 Seni-orinnen und Senioren.Einmal Bio-Lehrer, lässt einen das nicht los und so wundert es denn nicht, dass Horst 12 Jahre stellver-tretender Vorsitzender des Kreis-verbandes der Gartenfreunde Potsdam und dort als Fachberater tätig war. Der Vollständigkeit hal-ber sei noch erwähnt, dass Horst Mitglied im ROTFUCHS-Förderver-ein ist, der Berlin-Brandenburgi-schen Auslandsgesellschaft (dort dem Deutsch-Vietnamesischen Länderkreis) angehört.In der Friedenskoordination Pots-

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ker(Fortsetzung des Textes aus »akzente« 01|2020)

Laudator Jörg Pauly

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2 | akzente GBM Menschenrechtspreis 2019

dam übt er die Funktion des stell-vertretenden Sprechers aus, ohne seine Aktivität wären die regel-mäßigen montäglichen Friedens-veranstaltungen kaum denkbar. Gleiches trifft auch auf die Ver-anstaltungen zum 1. September, dem Weltfriedenstag, und auf die Ostermärsche zu. Auch die Freunde von AUFSTEHEN in der Regionalgruppe Potsdam zählen auf seine aktive Mitarbeit. Um es mal »neudeutsch« auszu-drücken: der künftige Träger des Menschenrechtspreises der GBM ist ein gut vernetzter Bürger der Potsdamer Zivilgesellschaft«.Als ich im September 2007 – noch in der Weitlingstraße – vom Vor-stand der GBM zum Geschäftsfüh-rer bestimmt wurde, begann für mich eine sehr interessante Zeit.Ich lernte viele, mich beeindru-ckende Menschen kennen. Zu ihnen gehörte auch der heute zu ehrende Horst Jäkel. Von ihm wusste ich zunächst nur, dass er als Vorsitzender des Sprecherra-tes des Ortsverbandes Potsdam sehr engagiert war. Keine der Veranstaltungen der GBM fand ohne die Beteiligung von Horst Jäkel statt; sei es, als wir 2011 zum Protest gegen die Nazis nach Dresden fuhren, oder die vielfältigen Veranstaltungen der GBM, die Konferenzen und Be-ratungen zu aktuellen Themen. Das allein würde reichen, ihn mit dem Menschenrechtspreis zu eh-ren.

Besonders hervorheben möch-te ich jedoch das Wirken von Horst Jäkel seit 2003 als Verleger, Mitherausgeber und Autor der Zeitzeugenbücher über die DDR »Spuren der Wahrheit«. Er ist Mit-glied der unabhängigen Autoren-gemeinschaft »So habe ich das erlebt«. Insgesamt liegen gegenwärtig 13 Titel vor, die sich mit den un-terschiedlichsten Facetten des Lebens in der DDR beschäftigen. Der 14. Titel wird gegenwärtig durch einen Verlag in Druck und Satz vorbereitet. Bei dieser Ge-legenheit bedanken wir uns sehr herzlich bei dem der GBM na-hestehenden GNN-Verlag und seinem Geschäftsführer Herbert Stascheit (den ich bei dieser Ge-legenheit herzlich begrüße) für seine wertvolle und konstruktive Unterstützung.Auf insgesamt ca. 5.000 Buchsei-ten schildern mehr als 600 Zeit-zeugen ihre Erfahrungen, Erfolge und nicht so gelungenen Ergeb-nisse der Arbeit.Im Klappentext des 2012 erschie-nenen Bandes »DDR – unser Le-ben« heißt es: »Wohl auch mit Tinte und Dru-ckerschwärze, aber vor allem mit Herzblut geschrieben, äußern sich Arbeiter, Ärzte, Kindergärtne-rinnen, Lehrer, Diplomaten, aber auch Künstler und Journalisten in sehr unterschiedlichen Schreib-stilen ... über alle Seiten des ge-sellschaftlichen und ihres ganz

persönlichen Lebens in 40 Jahren Deutsche Demokratische Repub-lik«.Zu den Autoren gehörten auch viele Mitglieder und Funktionäre der GBM, unter ihnen der lang-jährige Vorsitzende Prof. Dr. Wolf-gang Richter, die Professoren Eike Kopf und Herbert Meissner, der Antifaschist Walter Ruge, der Kul-turwissenschaftler Dr. Peter Mi-chel, die Pfarrerin Renate Schön-feld, der Journalist Dr. Frank Wecker und selbstverständlich auch Horst Jäkel sowie viele Men-schen mit den unterschiedlichs-ten Berufen.Im Vorwort zur 13. Ausgabe »In unserem Herzen – DDR« heißt es:»Insgesamt wurde den Lesern ... Gelegenheit gegeben, nach-zuempfinden, wie in der DDR wirk-lich gelebt wurde, wie gearbeitet, gelernt, gekämpft, gespielt, ge-stritten, gelacht, getrauert, gefei-ert, geliebt wurde«.Jeder, der sich schon einmal mit solch einem Projekt beschäftigt hat, weiß, wie aufwändig das ist, wie viel Engagement, Anstrengun-gen und Organisationsvermögen erforderlich sind.Da sind die Autoren an die Einhal-tung der Termine zu erinnern, sind die Illustrationen auszuwählen, die Rechte zu klären – alles in al-lem eine Vielzahl zu lösender Auf-gaben.Und dieser mühevollen Kleinar-beit unterzieht sich Horst Jäkel seit über 16 Jahren.

(leicht gekürzt)

Liebe Mitglieder und Freunde der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwür-de,

es ist mir ein Herzensbedürf-nis, euch meinen aufrichtigen Dank zu sagen für die wertvolle Auszeichnung, die ihr unserem Freund Peter Franz und mir verlie-hen habt.Peter Michel und Jörg Pauly ha-ben viele gute Sätze gesprochen, um diese Auszeichnung zu be-gründen.Das berührt mich tief und bringt mich zum Nachdenken über die-se Bilanz.Drei Jahrzehnte haben wir in der ehrenwerten GBM zusammen gewirkt mit vielen ehrlichen, en-

Dankwort von Horst Jäkel

Dafür gebührt ihm Dank und An-erkennung. Horst Jäkel ist Heraus-geber, trägt aber nicht die alleini-ge Verantwortung, ihm steht ein qualifiziertes Redaktionskollektiv zur Seite. Auch seinen Mitgliedern sei an dieser Stelle gedankt, vor allem Gerlind Jäkel, eine Lehrerin, die wesentlichen Anteil am Zu-standekommen der Bücher und an den vielen Aktivitäten hat.Sie geht mit Horst seit fast 60 Jahren gemeinsam durchs Leben. Jeder weiß, wie wichtig gerade in der heutigen Zeit der Zusammen-halt in der Familie ist. Horst ist stolz auf seine Familie, auf seine Tochter, ebenfalls eine Lehrerin und seinen Sohn dem Diplomin-genieur, auf seine sechs Enkel und drei Urenkel.Horst Jäkel engagiert sich dafür, dass das Motto der GBM »alle Menschenrechte für alle Men-schen« mit Leben erfüllt wird. Ich bin stolz, dass ich mit Horst Jäkel gemeinsam dafür gekämpft habe.Horst Jäkel wird für sein Engage-ment bei der Durchsetzung der Ziele der GBM,für sein Wirken als langjähriger Vorsitzender des Sprecherrates des Ortsverbandes Potsdam und als Herausgeber, Mitglied des Re-daktionskollektivs und Autor der Buchreihe zur DDR-Geschichte mit dem Menschenrechtspreis der GBM 2019 ausgezeichnet.

Dazu meinen herzlichen Glück-wunsch!

gagierten Frauen und Männern, die aus voller Überzeugung ihr Bestes gegeben haben für Bür-gerrechte und Menschenwürde.Ich erinnere mich dankbar an Wolfgang Richter, den Begründer der GBM und des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden, an Fritz Rösel, Horst Kolodziej, Gerd Buddin, Karl Heinz Wendt und weitere Freundinnen und Freun-de.In 23 Jahren hat unsere GBM drei-undzwanzig Menschen mit dem Menschenrechtspreis ausge-zeichnet, alle 23 habe ich kennen und schätzen gelernt. Ich vernei-ge mich vor ihnen allen.Der erste war der Mitbegrün-der der GBM, Pastor der franzö-sisch-reformierten Kirche, Dr. Dieter Frielinghaus, der 1992 das Vorwort zu unserem ersten Weiß-

buch »Unfrieden in Deutschland« geschrieben hat. Neun der Men-schenrechtspreisträger sind mit einem persönlichen Beitrag als Autoren in unseren DDR-Zeitzeu-gen- Büchern vertreten.Ich erinnere mich an eine Be-gegnung mit dem Maler Walter Womacka in einem Raum im Ma-xim-Gorki-Theater, wo er vor in-teressierten Zuhörern über sein Leben und Schaffen gesprochen hat. Er saß dabei vor einer Kopie seines Gemäldes »Junges Paar am Strand«. Ich bin heute noch glücklich über das Foto, das ich dabei machen konnte. In unse-rem Buch »Vermächtnis DDR« ist es verewigt.Er gab uns die Zustimmung, dass wir Kopien seiner Gemäl-de unentgeltlich in unseren Bü-cher veröffentlichen durften. So

schmücken sechs Womacka-Wer-ke unsere Bücher als Titelbild.Die mir zuteil gewordene Aus-zeichnung betrachte ich als An-erkennung für die mehr als 600 DDR-Zeitzeugen, die in unseren 14 anthologischen Büchern zu Wort kommen.Heute danke ich besonders unse-rer Vorsitzenden Helga Hörning, den weiteren Vorstandsmitglie-dern und vielen weiteren Aktiven für die geleistet Arbeit.In den 14 Zeitzeugen-Büchern findet ihr mehr als 600 ehren-werte Persönlichkeiten und den Namen der Frau, die ich als die Seele dieser Bücher benenne: Gerlind Jäkel.In diesem Sinne nochmals Dank an euch alle, verbunden mit den besten Wünschen für euer Wohl-ergehen.

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GBM gratuliert akzente | 3

des Monats Februar 2020. JubilareWir beglück wünschen alle

zum 99. Geburtstag Dr. Wolfgang Pütter, Berlin

zum 98. Geburtstag Herbert Geidel, Zeitz

zum 97. Geburtstag Heinz Kube, Löwenberger Land Prof. Dr. Moritz Mebel, Berlin Ursula Rien, Meißen

zum 96. Geburtstag Eva Bernwald, Berlin

zum 95. Geburtstag Eleonore Becker, Berlin Karl Haak, Cottbus

zum 94. Geburtstag Herta Döpke-Paentz, Berlin Horst Hemmerlein, Berlin Prof. Dr. Günther Kislat, Erfurt Karl-Heinz Kuschnik, Berlin

zum 93. Geburtstag Eva Gumpel, Berlin Lucie Sykora, Halle/Saale

zum 92. Geburtstag Gerda Heintze, Eichwalde Karl-Heinz Jablonski, Berlin Otto Kretzschmar, Berlin Dr. Klaus Lüdtke, Leipzig Horst Ose, Berlin Dr. Ursula Ragwitz, Berlin Ursula Sonnenschmidt, Berlin Hildegard Wünsche, Dresden

zum 91. Geburtstag Margot Rathke, Berlin Helga Sperling, Neubrandenburg

zum 90. Geburtstag Johannes Börner, Berlin Dr. Hans Brennenstuhl, Berlin Egon Freyer, Berlin Otto Heilmann, Berlin Friedrich Klier, Berlin Christa Otto, Berlin Ingeburg Reitz-Gentz, Berlin Prof. Dr. Fritz Sack, Hamburg Hans-Joachim von der Mülbe, Berlin

Hertha Woitinas, Berlin Gisela Zimmer, Radebeul

zum 89. Geburtstag Dr. Willfried Klemm, Dresden Rudolf Krause, Berlin Dr. Werner Preuß, Berlin Günter Reißmann, Berlin Lothar Rittberger, Berlin Ingeburg Rüdiger, Meißen

zum 88. Geburtstag Dr. Hans-Joachim Jungblut, Berlin Ursula Maluck, Neubrandenburg Dr. Wolfgang Mitzinger, Berlin Gerda Platz, Berlin Harry Schneider, Neuenhagen Dr. Horst Wambutt, Berlin Helga Watzin-Heerdegen, Leipzig

zum 87. Geburtstag Ortrud Georgy, Berlin Renate Pfeiler, Berlin Jacob Schilling, Berlin Helga Schotte, Petersberg

zum 86. Geburtstag Ekkehard Bartsch, Berlin Annedore Czerny, Berlin Hella Hedke, Wandlitz Brigitte Hochmann, Weißwasser Horst Kossian, Sievershagen Dr. Edith Ockel, Berlin Klaus Schulz, Berlin Ursula Steger, Chemnitz Eberhardt Steinhäuser, Görlitz

zum 85. Geburtstag Bruno Hinzmann, Schwerin Erich Langschwager, Schwerin Anneliese Schulz, Rostock Dr. Margot Theben, Frankfurt/Oder

zum 80. Geburtstag Lisa Augstein, Wolmirstedt Sigrid Kröher, Berlin Dr. Wolfgang Künzel, Bad Blankenburg

zum 75. Geburtstag Jürgen Weigl, Berlin

n Arbeitsplanung für das erste Halbjahr: Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung findet am 5. Mai eine Veranstaltung statt, zu der alle Mitglieder des OKV eingeladen werden. Sie wird gemeinsam mit dem AK Kultur- und Bildungsreisen vorbereitet. Außerdem wird zum Internationa-len Frauentag am 11. März eine Lesung aus dem Buch von Dr. Frank Wecker »Der Tod der Frei-heit« über das Leben von Libertas Schulze-Boysen durchgeführt. In Berlin und an anderen Orten werden zum 8. Mai viele Veran-staltungen durchgeführt. Der Vorstand ruft alle Mitglieder auf, nach ihren Möglichkeiten an solchen Veranstaltungen teilzu-nehmen.

n Vorbereitung der Gesamt-mitgliederversammlung am

Aus der Arbeit des Vorstands

28.5.2020: Der Vorstand verständigte sich darüber, wer in die Zuarbeit zum Bericht einbezogen werden sollte. Erste Gedanken über die künftige Zu-sammensetzung des Vorstands wurden geäußert. Außerdem wurden organisatorische Fragen erörtert.

n Auswertung der OKV-Wahlen und der Rosa-Luxemburg-Kon-ferenz: Über die OKV Wahlen informierten wir bereits in der letzten Ausgabe der akzente. In der ersten Tagung des OKV 2020 stand die Teilnahme an den Pro-testen gegen »Defender 2020« im Mittelpunkt. Alle Mitglieder sind aufgerufen, sich nach ihren Möglichkeiten in ihren Wohnorten an den Protesten zu beteiligen.Informationen über die Rosa-Lux-emburg-Konferenz finden sie

in den Beiträgen von Dr. Frank Wecker in dieser Ausgabe.

n Finanzen: Der Jahresabschluss 2019 zeigt, dass wir den Finanz-plan eingehalten haben. Wider Erwarten hatten wir im vergange-nen Jahr ein hohes Spendenauf-kommen. Der Vorstand bedankt sich bei den Mitgliedern für ihre Spen-den, zeigt das doch ihre Ver-bundenheit mit der GBM. Zur nächsten Vorstands-sitzung wird der Finanz-plan 2020 zu Bestätigung vorgelegt.

n Der Vorstand hatte noch eine Aussprache mit Vertretern des Vereins »Unentdecktes Land« zu führen, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zu prüfen. Auf Grund von Terminproblemen musste dieser Punkt vertagt werden.

In seiner ersten Beratung 2020 am 28.1. behandelte der Vorstand folgende Probleme:

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Die 25. Auflage der Rosa-Luxemburg-Konfe-renz ist Geschichte. Sie ist weltweit eine der größten Manifestationen antiimperialistischer Kräfte. Die GBM ist stolz darauf, traditionell zu ihren Unterstützern zu gehören.Das Thema der diesjährigen Konferenz war: »Die Macht der Straße. Kampf um die Zukunft. Die Systemfrage beantworten.« Es ging um die These, dass der Kampf um die Zukunft weder auf dem Schlachtfeld noch an der Wahlurne, sondern von sozialen Massenbewegungen auf der Straße ausgefochten wird. Eine Reihe von Symptomen sprechen dafür: Die Preisgabe der Demokratie durch Freihandelsabkommen wie TTIP konnte durch Massendemonstratio-nen zurückgewiesen werden, Massenbewe-gungen gegen die Klimapolitik zwingen Re-gierungen zum Handeln, Frankreich erreicht im Kampf gegen den Sozialabbau fast bür-gerkriegsähnliche Zustände. Die Entwicklung in Mittel- und Südamerika zeigt seit dem Putsch in Chile bis heute in Venezuela und Bolivien, dass die Machtfrage letztlich nicht an der Wahlurne entschieden wird. Abgese-hen davon, dass mit den modernen Waffen ausgefochtene Kriege nicht mehr gewinnbar sind, zeigt die Geschichte des europäischen Sozialismus, dass auf dem Schlachtfeld errun-gener sozialer Fortschritt brüchig ist. Letztlich hat die Sowjetunion den 2. Weltkrieg 50 Jahre nach ihrem Sieg über den Hitlerfaschismus doch noch verloren.Umso wichtiger ist, dass auf der diesjähri-gen Rosa-Luxemburg-Konferenz wieder an-nähernd 3.000 Linke aus unterschiedlichen

Regionen und sozialen Bewegungen der Welt zusammentrafen, um sich über ihre Anliegen, ihre Kämpfe, Erfolge und Niederlagen aus-zutauschen und eine gemeinsame Basis für den erfolgreichen Kampf um die Zukunft der Menschheit zu finden. Die Internationalität der Konferenz zeigt bereits an, dass der Kampf um sozialen Fortschritt nur ein internationaler sein kann. Die EU hingegen wird benutzt, um die demokratische Kontrolle insbesondere bei der Repressions-, Rüstungs- und Militär-politik zu umgehen. Wenn die französischen Polizisten, die Demonstranten zu Krüppeln schlagen und schießen, am Ende ihres Lateins sind, werden sie wie in Hamburg bereits ge-schehen, auch ausländische Knüppelgarden einsetzen, um demokratische Massenbewe-gungen zu unterdrücken. Neben der Spaltung der Protestbewegungen ist ein erfolgreiches Mittel des Imperialismus, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen und ihr eine den Sys-tembestand weniger gefährdende Richtung zu geben. Deshalb müssen der Kampf um die soziale Befreiung, der Kampf um den Frieden und um den Schutz der natürlichen Lebens-grundlage zusammengebracht werden. Nicht das Atomkraftwerk ist gefährlich, sondern die Atombombe, der von motorisierten Be-rufspendlern ausgelösten Schaden ist nichts gegen die Umweltschädigung, die die von Dieselmotoren der Panzer bei Großmanövern ausgeht. Der größte CO2-Verursacher ist die Rüstungsindustrie. Allein das US-Militär pro-duziert soviel CO2-Emissionen wie Dänemark und Schweden zusammen.

Kampf um die ZukunftDie XXV. Rosa-Luxemburg-Konferenz setzt Zeichen

Frohsinn, Kampf und Kunst gehören zusammen: Die Gruppe »The Pokes« auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz. Foto: Wecker

Der Vorstand hat in seiner Sitzung am 3. Dezember 2019 beschlos-sen, gemäß § 10 der Satzung die Gesamtmitgliederversammlung für Donnerstag, den 28. Mai 2020, 11.00 Uhr im Seminarraum 2 des »nd«-Gebäudes, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin, einzuberufen.

Einlass: 10.00 Uhr

Es wird folgender Vorschlag für die Tagesordnung unterbreitet: 1. Eröffnung und Begrüßung

2. Konstituierung der Konferenz

3. Berichte des Bundesvorstandes; der Schatzmeisterin; der Finanz-prüfer

4. Diskussion

5. Beschlussfassung zu den Berichten

6. Entlastung des Vorstandes

7. Satzungsänderung (wenn erforderlich)

8. Behandlung weiterer Anträge

9. Beschlussfassung über die Schwerpunkte des Arbeitspla-nes und über den Haushaltsplan

10. Schlusswort

Diese Einladung gilt als der Satzung entsprechend und fristgerecht für alle Mitglieder der GBM.

Einladung zur Gesamt- mitglieder- versammlung der GBM

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GBM Kultur akzente | 5

Die Rosa-Luxemburg-Konferenz zeichnet eine enge Verbindung zwischen politischer Bewegung und Kunst aus. Werke der Musik, Theater und der bildenden Kunst, für die stets herausragende Akteure gewonnen wer-den, stehen dabei keineswegs im Schatten

der politischen Debatte, sondern beflügeln die Konferenz. Alexandra Liese gehörte nun schon zum dritten Mal zu den auserwählten Künstlern, die ihre Arbeiten in der Galerie der »Gruppe Tendenzen« präsentieren dürfen.Den ihre Arbeiten charakterisierenden Effekt

erzielt sie dadurch, dass sich ihre Bilder aus einzelnen Farbpunkten zusammensetzen. Die Technik nennt sie »Dot Painting«. Sie ließ sich dazu weder vom Pointillismus aus der Spätphase des Impressionismus inspirie-ren noch von dem Pixelaufbau der heutigen digitalen Bilder, sondern von der Kunst der australischen Ureinwohner – den Aborigines. Entsprechend herrschen auf ihren Bildern die irdenen Brauntöne vor, die den ganzen Konti-nent zu prägen scheinen. Diese Erdtöne ver-stärken ihre mit Blattgold auf Leinwand auf-gebrachten Motive.Anfang des Jahrtausends hatte sie den Kon-tinent von Darwin bis Melbourne bereist. Überall in den Städten und Dörfern traf sie auf die Kunst der Aborigines, doch den Urein-wohnern selbst ist sie nicht begegnet. Diese Kunstsprache, die außergewöhnliche Pflan-zen- und Tierwelt Australiens vom Schnabel-tier über Wombat und Koala bis zu den Kän-gurus hat sie derart fasziniert, dass dieses Erlebnis bis heute Quelle ihrer Inspiration geblieben ist. Ihre Methode des »Dot Pain-ting« prägt sowohl ihre figürlichen Arbeiten mit Blattgold auf Leinwand, die damit eine ungewöhnliche Dynamik erhalten, zumindest in partiellen Partien ihrer Porträts, wovon der Madonnentopos und die Kinderbildnisse besonders eindringlich gelungen sind. Faszi-nierend sind ihre Ornamente, insbesondere wenn australische Tiere in sie eingearbeitet sind. Bisweilen erwecken sie den Eindruck von frühgeschichtlichen Höhlenzeichnungen mal auch von fossilen Funden, obwohl das Dargestellte sehr gegenwärtig ist. Ergänzt um ihr Erzähltalent fließt das alles in ihren Kin-derbüchern zusammen, wovon die beiden Bände »Leos Traumreise« besonders empfeh-lenswert sind. Ein deutscher Junge entdeckt darin gemeinsam mit seinem von den Abori-gines stammenden Freund auf abenteuerli-che Weise Australien. Da nun aber die Auto-rin zwei Kinder hat, nimmt im Band zwei der deutsche Junge seinen Bruder mit nach Aus-tralien, wo sie sich mit aboriginen Zwillings-schwestern anfreunden.Auf der Internetseite von Alexandra Liese (www.atelierliese.com) sind auch frühere Ar-beiten zu sehen, bevor sie die Punktmalerei für sich entdeckte: Aktzeichnungen, Porträts, Studien, Kopien und Landschaften zeugen von der Suche einer sehr talentierten Künstle-rin nach ihrem eigenen Weg.Alexandra Liese wurde vor 45 Jahren in Mos-kau geboren. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Rangsdorf bei Berlin, wo sie auch Kinder-malkurse gibt und bei der Kunsterziehung in Schulen mitwirkt. Sicherlich wird sie auch auf der nächsten Rosa-Luxemburg-Konferenz mit neuen Arbeiten vertreten sein.

Dr. Frank Wecker

Kunst auf der Rosa-Luxemburg-KonferenzAlexandra Liese war zum dritten Mal dabei

Alexandra Liese mit einem Kinderbildnis Blattgold auf Leinwand. Fotos: Wecker

Die Bücher von Alexandra Liese löschen den Abenteuerdurst von Kindern und sind zugleich Zeugnis ihrer hohen Malkunst.

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Im April und Mai 2020 plant die NATO mit DE-FENDER (Verteidiger!) 2020 eines der größ-ten Manöver von Landstreitkräften in Europa seit Ende des Kalten Krieges.Mit insgesamt 37.000 Soldatinnen und Sol-daten aus 16 NATO-Staaten sowie aus Finn-land und Georgien wird eine neue Dimensi-on militärischer Aktivitäten erreicht. Bis zu 20.000 US-GIs mit entsprechendem schwe-rem Gerät werden über den Atlantik und an-schließend quer durch Europa an die russi-sche Grenze transportiert. Ziel des Manövers ist neben der Zurschaustellung militärischer Überlegenheit die Demonstration einer blitz-schnellen Verlegung kampfstarker Großver-bände aus den USA an die NATO-Ostflanke.Überall auf dem Kontinent demonstrieren Menschen gegen die lebensbedrohende Umweltzerstörung und für die Eindämmung des Klimawandels. Während die Jugend ihre Zukunft einfordert, praktiziert der größte Um-weltzerstörer und Klimakiller Militär unbeein-druckt seine Rituale. Die Verhinderung die-ses überdimensionierten Manövers wäre ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung.Deutschland wird mit dem neuen Joint Sup-port and Enable Command der NATO in Ulm, den Umschlaghäfen Hamburg, Bremerhaven und Nordenham sowie den Convoy Support Centern in Garlstedt (Niedersachsen), Burg (Sachsen-Anhalt) und auf dem sächsischen Truppenübungsplatz Oberlausitz südlich von

Weißwasser zur Drehscheibe der Transporte.Operativ zuständig für Transport und Ma-növer ist das US-Heereskommando Europa in Wiesbaden, geleitet wird es über das EU-COM in Stuttgart. Datenübertragung und er-gänzende Lufttransporte erfolgen über die US-Air Base Ramstein. Parallel finden Trup-penübungen auf den US-Übungsplätzen in Grafenwöhr und Hohenfels in Bayern statt.Während der Transporte wird es zu schweren Einschränkungen des Straßen- und Schie-nenverkehrs entlang der Transportstrecken kommen. Die Bundeswehr hat mit der Deut-schen Bahn AG eine Vorfahrtsregel für alle Militärtransporte vereinbart.Die Größe des Manövers und die Örtlichkeit entlang der russischen Westgrenze stellen eine Provokation gegenüber Russland dar. Das Manöver birgt die Gefahr einer mögli-chen direkten Konfrontation zwischen militä-rischen Verbänden von NATO und Russland in sich. Auch der Zeitpunkt wurde nicht zufällig gewählt: 75 Jahre nach der Befreiung Europas vom Faschismus vor allem durch die Rote Ar-mee marschieren wieder deutsche Soldaten an der russischen Grenze auf. Mit Defender 2020 senden die USA, Großbritannien und Frank-reich ein geschichtsvergessenes Sig-nal an den ehemaligen Verbündeten aus der Anti-Hitler-Koalition.Das Manöver ist eine erneute Zuspitzung der Konfrontationspolitik von NATO und EU

Aufruf: Nein zu NATO-Kriegsmanövern – ja zu Frieden, Entspannungspolitik und Abrüstung

gegenüber Russland, die mit der Osterwei-terung der NATO 1990 begonnen wurde und zur Einkreisung Russlands führte. Demgegen-über sollten Entspannungspolitik und freund-schaftliche kooperative Beziehungen mit Russland das Gebot der Stunde sein. So wie es 1990 in der Charta von Paris von allen eu-ropäischen Staaten ein-schließlich Russland, den USA und Kanada gemeinsam formuliert wurde: »Das Zeitalter der Konfrontation und der Teilung Europas ist zu Ende gegangen. Wir erklären, dass sich unsere Beziehungen künftig auf Achtung und Zusammenarbeit gründen werden.«Während in Deutschland, Europa und der Welt dringend gewaltige Mittel gebraucht werden, um die aktuellen Menschheitsprobleme zu lösen, wird in allen NATO-Staaten zielgerich-tet auf die Erhöhung des Rüstungshaushaltes auf zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes hingearbeitet. Für die militärische Aufrüstung werden Mittel und Ressourcen verschlungen, die für soziale, ökologische und infrastruktu-relle Aufgaben schmerzlich fehlen.Im «2 plus 4«- Vertrag von 1990, der Grundla-ge der deutschen Einheit, wurde vereinbart: von deutschem Boden soll nur Frieden aus-gehen. Dies ist auch der Kerngedanke des Grundgesetzes, dies muss die Grundlage deutscher und europäischer Politik sein.Für diese Ziele treten wir ein und sagen ent-schieden:

NEIN zum NATO – Kriegsmanöver Defender 2020. Wir fordern:– Entspannungspolitik und politische Konfliktlösungen statt militärischer Konfrontation

– Kooperation mit Russland in einem gemeinsamen Haus Europa– konsequente Abrüstung und Umverteilung der freiwerdenden Mittel

Dafür werden wir überall vor und während des Manövers demonstrieren – gewaltfrei, aber gewaltig. Auf den Straßen, Plätzen und Brücken, den betroffenen Bahnhöfen, vor den Truppenübungsplätzen – in Deutschland und international. Mit einer Mahnwachen-

Stafette an der gesamten Strecke, rechtlichen Schritten und Aktionen des zivilen Ungehorsams – kreativ und vielfältig.

Wir wenden uns an alle, die sich Sorgen um den Frieden machen!Geht mit uns auf die Straßen, protestiert dort, wo ihr arbeitet und lebt!

Frieden braucht Bewegung, fangen wir mit diesem defENDEr an!

www.antidef20.de

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GBM Reisen akzente | 7

Der 75. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfa-schismus steht in vielfacher Weise im Fokus des Programms unseres Arbeitskreises Kultur- und Bildungsreisen. Dabei möchte ich als Erstes un-sere beiden Reisen nach Russland nennen.Am historischen Tag des Sieges, am 9. Mai, wird eine Reisegruppe in Wolgograd sein. Höhe-punkt dieser Flugreise, die vom 7.5.–11.5.2020 unter der Leitung von Gisbert Graff stattfindet, wird die Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges sein. Auf dem Programm werden wieder Begegnungen mit Veteranen und Reprä-sentanten der Stadt stehen. Die Reisegruppe wird die Sehenswürdigkeiten der Heldenstadt besuchen, darunter das Memorial auf dem Ma-majewhügel, das Panoramamuseum und das Paulusmuseum. Beim Besuch von Gedenkstät-ten, Museen und mit Kranzniederlegungen wer-den wir der Opfer des Krieges gedenken und die Helden ehren. Treffen und Gespräche während des Aufenthalts unterstreichen das Engagement der GBM für eine neue deutsche Ostpolitik und gute Beziehungen zu Russland. Es ist die dritte Reise des Arbeitskreises in die Heldenstadt und sie wird die in den vergangenen beiden Jahren entstandenen Beziehungen weiter festigen.Im September geht es noch einmal nach Russ-land. Vom 6.9–11.9.2020 besuchen wir Kali-ningrad, die Hauptstadt des gleichnamigen russischen Verwaltungsbezirks. Wir sind ge-spannt auf diese Stadt mit ihrer wechselvollen Geschichte und auf ihre Menschen. Auch hier sollen Treffen und Begegnungen mit Repräsen-tanten der Stadt und der Besuch beispielsweise von Jugend- und Kultureinrichtungen das gegen-seitige Kennenlernen vertiefen. Wir werden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt be-sichtigen. Ausflüge führen unter anderem in das Ostseebad Svetlogorsk, auf die Kurische Nehr-ung und auf den Gedenkfriedhof von Baltisk.Auch mit den beiden folgenden Tagesfahrten

schlagen wir einen Bogen zum 75. Jahrestag der Befreiung.Am 26. März fahren wir zum Schloss und Gut Liebenberg. Berühmt wurde das Gut auch durch die Enkeltochter des Hausherrn auf Lieben-berg, Libertas Schulze-Boysen. Sie machte das Gut zu einem Treffpunkt des Widerstandes und der Künstler. Die Sonderausstellung »Libertas Schulze-Boysen und die ›Rote Kapelle‹« hat seit November 2004 ihren Platz in der Schlosska-pelle und erinnert an die Kindheit und den be-wegten Lebensweg der Widerstandkämpferin. Bei einer Führung und einer szenischen Lesung aus dem Buch »Der Tod der Freiheit« unseres GBM-Mitglieds Frank Wecker erfahren wir mehr. Am Nachmittag gehen wir auf eine Zeitreise. Björn Kresz, im Hauptberuf Fahrzeugführer bei der S-Bahn, hat das ehemalige Umformerwerk der Deutschen Reichsbahn in Löwenberg zu ei-nem spannenden Museum gestaltet.Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges trafen sich im Potsdamer Schloss Cecilien-hof die Vertreter der drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkrieges, um über die Neuordnung Eu-ropas und das zukünftige Schicksal Deutschlands zu beraten. Auch der Ab-schluss des Potsdamer Ab-kommens jährt sich am 2. August 2020 zum 75. Mal. Aus diesem Anlass besu-chen wir am 9. Juli die neu gestaltete Dauerausstellung im Schloss Cecilienhof. Bei einer Führung erfahren wir mehr. Am Nachmittag geht es weiter in das reizende Havelstädtchen Ketzin zu einer sommerlichen Schiff-fahrt.

Vom 17.6.–21.6.2020 reisen wir nach Krakau, nicht nur eine sehr sehenswerte historische Stadt und UNESCO-Weltkulturerbe. Krakau war bis zum 2. Weltkrieg auch ein Ort pulsierenden jüdischen Lebens. Seit 1941 befand sich in ih-rer unmittelbaren Nähe das größte faschistische Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo zwi-schen 1,2 und 1,5 Millionen Menschen umge-bracht wurden. Gerade im 75. Jahr der Befreiung vom Faschismus, in welchem wir uns auch der Befreiung der Häftlinge erinnern, ihres Leidens, ihres Mutes und ihrer Standhaftigkeit, haben wir diese Reise mit diesem Ausflug in unser Pro-gramm genommen. Erinnerung und Ehrung sind das eine. Wir wollen mit dem Besuch und dem Gedankenaustausch darüber viel mehr auch ein Zeichen setzen, dass Menschenhass und Völkervernichtung – mit welcher »Begründung« auch immer – keinen Platz in der Welt des 21. Jahrhunderts haben dürfen. Das sei allen ge-sagt, die heute etwas gegen Andersdenkende, Andersgläubige, Menschen aus anderen Gegen-den unseres Erdballs sagen oder, noch schlim-mer, tun. Spätestens an diesem Punkt hört die viel gepriesene westliche Meinungsfreiheit auf!Bleibt zu dieser Reise noch zu sagen, dass wir das wundervolle Krakau natürlich ausführlich besichtigen, ein Konzert mit traditioneller Kle-zmer-Musik erleben, ganz authentisch im ehe-maligen jüdischen Viertel Kasimierz, und dass wir einen Ausflug nach Zakopane unternehmen werden.

Die Leserinnen und Leser der »akzente«, die Mitglieder und Sympathisanten der ISOR und der GRH, des Fördervereins »Rotfuchs« e. V. so-wie des Freundeskreises der Sportsenioren sind herzlich eingeladen, an diesen Fahrten teilzu-nehmen. Schreiben Sie mir eine E-Mail an [email protected] oder zögern Sie nicht mich anzurufen: 0173-6102512. Ich freue mich auf Sie.

Dr. Carola Weiß

Wolgograd, Kaliningrad und Cecilienhof Aktivitäten des AK Kultur- und Bildungsreisen anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung

Mamajew-Hügel in Wolgograd, Fotos: Carola Weiß

Mamajew-Hügel, Saal des Soldatenruhmes

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ADRESSFELD

Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e. V. Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin ZKZ 48734, PVSt,

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HerausgeberBundesvorstand der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht undMenschenwürde e. V.Franz-Mehring-Platz 1, Raum 63010243 Berlin (Nähe Ostbahnhof)Tel.: 030 2978-4688Fax: 030 2978-4689E-Mail: [email protected]: www.gbmev.de

GeschäftszeitenMo.–Do. 9.00–16.00 UhrFr. 9.00–12.00 Uhr

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V. i. S. d. P.Helga HörningRedaktion: Jörg Pauly

Redaktionsschluss 31. Januar 2020

Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe 28. Februar 2020

Layout, Herstellung und Vertrieb MediaService GmbH Druck und KommunikationFranz-Mehring-Platz 110243 BerlinTel. 030 2978-2900

Für den Inhalt namentlich ge-zeichneter Beiträge sind die Autoren verantwortlich.Herausgeber und Redak tion haf - ten nicht für un aufgefordert einge-sandte Manuskripte. Sie behalten sich das Recht vor, über den Abdruck eingesandter Beiträge zu entscheiden und zum Abdruck kommende Beiträge zu kürzen

Die akzente dienen dem Gedan-kenaustausch der Mitglieder und Ortsverbände. Artikel können bei Behörden nicht als rechtsverbind-liche Auskunft benutzt werden.

18 Mitglieder18 Mitglieder überwiesen im Januar 2020 Spenden an die GBM. Der Vorstand bedankt sich herzlich.

Aktuelle Bankdaten für einen Überweisungsvordruck: Begünstigter: GBM e.V.

IBAN DE16 1005 0000 0013 1927 36 BIC BELADEBE XXX Kreditinstitut: Berliner Sparkasse

Kundenreferenzen (1. Zeile): Spende

Verwendungszweck (2. Zeile): St.-Nr. 27/666/53250

Redaktionsschlüsse für die »akzente« 2020:28. Februar, 27. März, 24. April, 29. Mai, 26. Juni, 31. Juli, 28. August, 25. September, 30. Oktober, 27. November und 30. Dezember

Ernst Jager aus dem OV Barnim übersandte uns folgenden Brief:Jetzt war auch Frau Merkel erst-mals in Auschwitz. Als ich Bu-chenwald und Sachsenhausen besuchte war ich noch Jugendli-cher und Student. Habe die Gas-kammer, den Verbrennungsofen und die Haufen Kinderschuhe und Häftlings Kleidung zum Anfassen nahe gesehen. Frau Merkel war da noch nicht geboren. Heute ist es der 75. Gedenktag an dem wir uns der Gräueltaten des Nationalsozi-alismus erinnern und der Millio-nen Opfer gedenken. Natürlich ist die Nachkriegsgeneration für die Verbrechen der Naziherrschaft nicht verantwortlich, im Gegen-teil, sie waren es die aus den Trümmern ein gigantisches Auf-bauwerk leisteten. Der Auschwitz Überlebende, Hermann Höllenrei-ner hat es auf den Punkt gebracht: »Es ist eine Schande für Deutsch-land, dass es schon wieder so vie-le Nazis gibt«. Ja, und das hat in 75 Jahren kein einziger gerierender Bundeskanzler verhindert, trotz 75 Jahre Erinnerung und Mah-nung. Wenn der Bundespräsident heute der Gedenkstätte ins Gäs-tebuch schreibt: »Wer den Weg in die Barbarei kennt, der muss den Anfängen wehren«. Das haben die Überlebenden bereits in den 60er Jahren erwartet, als sie über ihre leidvollen Schicksale berichteten. Es muss doch zu Denken geben, dass das Wort »Jude« auf vielen deutschen Schulhöfen heute wie-der als Schimpfwort gilt. Hass und Verrohung der Sprache hat in Gewalt umgeschlagen. Nicht nur Flüchtlingsheime sind in Flammen aufgegangen. Morddrohungen gegen Politiker und öffentlichen Persönlichkeiten sind keine Aus-nahme mehr, nicht mal Mord und Totschlag. Ein 2. Auschwitz ist sicher nicht denkbar. Aber die La-wine ist ins Rollen gekommen, da hilft kein Beten und Gedenken um eine nazistische Entwicklung auf-zuhalten. Dafür brauch es einen wehrhaften, antifaschistischen Staat.

Leserbrief

Wir trauern um unsere verstorbenen MitgliederHerbert Geidel ZeitzDr. Gerhard Kaltenhäuser BerlinErnst Karsten HalberstadtKlaus König DresdenDr. Kate P. Leiterer Berlin

Gerhard Mertins BerlinGerhard Thierfeld BerlinHans Woitek BerlinLothar Wallrath Berlin

Wir werden ihr Andenken in Ehren halten.

Studenten der Berliner Schauspielschule »Transform« lesen aus dem Buch des GBM-Mitgliedes

Frank Wecker, »Der Tod der Freiheit«.

Das Buch handelt vom Schicksal des Führungsmitgliedes der Berliner Gruppe der »Roten Kapelle« Libertas Schulze-Boysen.

Bundesvorstand der GBM

Am Mittwoch, dem 11. März 2020, um 15.00 Uhr lädt die GBM zur Frauentagsfeier in den

Seminarraum 2 des nd-Gebäudesam Franz-Mehring-Platz 1 in 10243 Berlin ein.

Kämpferin der »Roten Kapelle«