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Zur Wanderung über das Riesengebirge

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Page 1: Zur Wanderung über das Riesengebirge

420 A.v. t tomeyer:

Ei Uberziehend. Unter diesen Linien einige sehwiiehere braune Punkte und Striche, zuweilen aueh aschgraue. In Brehm's Leben der Vi~gel, Eiertafel I. fig. 37, ist flir Parra africana ein Ei ab- gebildet, das in Form, Farbe und Zeiehnung gut fdr die hiesige Ja~ana passt, obwohl der Grundton dieser etwas weniger riith- lieh ist.

Form langlich oval. Vorderende etwas gestreekt mit sehr stumpfer Spitze. Grosse Achse: 0,031 M.; kleine: 0,022 i/., M. Schneidepunkt bei 0,0t7V2 1~[.

Zur Wanderung fiber das Riesengebirge. Yon

Alexander yon Homeyer.

In meinen ,,Streifereien fiber die bShmisch-schlesischeu Grenzgebirge" (Journ. f: Ornithologie 1865. p. 355.) sprach ich reich dahin aus, dass das Riesengebirge den wandernden ViSgela keia wirkliches Hiaderniss sei, und meinte dabei, dass namentlich die yon Norden.nach Sfiden gehendea Th~ler die voraehmlichstenWanderstrassea ausmachen wiirden. Ein l~ngerer dies- j~hriger Aufenthalt in Warmbruna (August und September) hat mir be- wiesen, dass dicse Ansicht aicht nut richtig ist, sondern da.~s auch viele VSgel setbst das Ueberfliegea des Kammes nicht scheuen, wean allerdings Einsenkungea desselben den Vorzug erhalten uad die hschsten Theile ge- miedea werdea. --

Es war an eiaem sonnigen Augustmorgea (26.), als ich, gegen 10 Uhr nach Seidorf (am Fuss des Oebirges) zu wandernd, yon Warmbrunn her eiae Schaar Stiirehe (Ciconia alba) ankommea sah, welche direct dem Ge- birge zusteuerte. Es waren wohl 150 Stiick. Ich war sehr neugierig, was da kommen wiirde. Als die an und ffir sieh schon sehr hoch fliegeadcn StSrche an dem Fusse des Gebirges angelangt waren, zogen sie etwas seit- w~irts schwenkend und dabei aoch mehr steigend aach dem hi~her liegen- den Arnsdorf und Krumhiigel zu. Itier fingen sie zu kreisea an, und wan- den sich in der kurzen Zeit yon siebea Minuten so hoch, dass sie kaum noch zu sehen waren. Jetzt hSrte der Kreiselflug auf, die Schaar brei tete sich wie vorher in breiter Front aus~ und steuerte nun direct dem Schmiede- berger-Kamm zu, um ihn factisch zu iiberiliegen, wie ich es dcutlich mit dem Fernrohr b e o b a c h t e t e . - Wenn nun dieser Kamm auch bcdeutend aiedriger als der eigentliche Riesenkamm ist, so wird auch er iiberflogen, wie dies durch den Oberfiirster Herrn Burow aus Trachenberg beobachtet "wurde. Wenn mall in Warmbrunn am Ende der grossen Pappelallee steht und nach dem Riesengebirge sieht, so benherkt man links beim Kyaast vorbei eine Einsenkung des Kammes .die M:~delwiese% nnd diese ist es nach

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Gebirgswanderung der VSgel. 42~t

Burow, welche yon den StSrchen Tags zuvor iiberflogen wurde. - - Auf der Anna-Capelle erfuhr ich gelegentlich yon zwei jungen Apothekern, welehe fiber den Landeshuter-Kamm kamen, dass sie daselbst beim Gastwirth ,zur Buche", Herrn Fr/ihlig, geschossene Stiirche gesehen hiitten. Die St~irche sollen sich nach Friihlig's 5Iittheilungen gewShnlich unweit seines Wirths- hauses niederlassen, um auszuruhen~ wobei alsdann of'tmals etliche erlegt werden, um yon den dortigen Arbeitern verzehrt zu werden~ nachdem vor- her das Fett zu Stiefelschmiere ausgebraten wurde. - -

Fast als Merkwfirdigkeit sclaliesst sich hieran eine Mittheilung des FSrsters der Anna-Capelle, wonach eine Fulica atra im Monat December auf dem Hochstein bei der Josephinenhiitte durch seinen Hfihnerhund er- griffcn wurde.--DieWasserhfihner liegen bis tief in den Winter hinein auf den am Fusse gelegenen Warmbrunner-Teichen, und verschwinden erst, wenn diese gef'rieren. Ob vorstebenderFall die Regel ausmacht oder nicht bleibt dahingestellt, jedenfalls zeigt er, dass selbst ein schleeht fliegender Vogel die gef~ihrliche Gebirgswanderung nicht scheute. - -

Es schliessen sich hieran noch einige selbst beobachtete F~ille. In den Warmbrunner Parkanlagen sah ich wohl wiihrend 14 Tageu stets P i r o l e (Oriolus galbula). Jeden Morgen zwischen 6 und 8 Uhr waren ihrer 3--6 zu sehen, w~hrend sic um beil~iufig 10 Uhr verschwunden waren. Die vor- her erw~hnte Balsampappelallee, welche nach Sfiden, also dem Gebirge zufiihrte, wurde namentlich yon ihnen besucht. Ich beobachtete die VSgel genauer und sah alsbald, wie sie die Allee verliessen und dem .Gebirge zuflogen. Dies veranlasste meinerseits Promenaden nach dem Heinfall, nach der Anna-Capelle, nach der Kirche Wang, kurz nach Often, welche circa auf halber Hiihe des Kammes liegen, and -- land ich bier meine Pirole wieder, oder genau gesagt, ich fand hier Pirole. Wean ich nun auch wirklich nicht Piro]e oben auf dem Kamme selbst antraf, so liegt es doch sehr nahe, dass sie denselben iiberfliegen, indem wohl uicht anzuaehmen ist~ dass sie auf halbem Wege wieder umkehren sollten..Dasselbe gilt aueh yon eini- gen anderen VSgeln der Warmbrunner-Allee, so yon Sylvia hortenMs und den beiden Fliegenschn~ppern (Muscicapa grisola und luctuosa). Jegliche Coatrole fehlt mir fiber Sylvia suecica (leucosterna), welche Ende August am Zaeken-Fluss ziemlich h~ufig war. Einmal auf dem Zuge im Hirsch- berger Thal, wo das Blaukehlchen nicht oder doch wohl nur ~usserst selten briitet, kann ieh mir nicht denken, dass das VSgelchen des sich vorlagern- den Gebirges wegen wieder umkehren sollte, um so mehr, als eben so zarte VSgel (Sylvia hortensis) dies nicht thun. - -

Anschliessend mi~chte ich einige andere Beobachtungen verschiedener Art nicht unerw~ihnt lassen: _Nucifroga caryocatactes, yon mir vom 20. August an 5fters in den gemischten Nadelholzbestiinden der Abh~inge gehSrt und gesehen, stellte sich nach dem FSrster*) der Anna-Capelle bereits am 1. August ein. Strix dasypus ist fiber das ganze Gebiet verbreitet; wenn auch nirgends b~tuilg, so sieht man sie bei den Liebhabern doch hier und da (so z. B. auch in der Neuen Schlesischen Baude) ausgestopft. Turdus viscivorus ist wiihrend der Brutzeit eine ziemlich seltene Erscheinung, er- scheint aber anfan~s September flu.gweise auf den otienen S ehl~i~en der

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422 Aufruf an Deutsehlands 0rnithologen.

Abh~nge. Der SpKtsommer zeigt iibrigens lange nicht das Leben, welches der Friihling bringt; so sah ich z. B. keinen Turdus ~orquatus und auf dem Kamme nut weniffe Wasserpieper (Anthus aquatir wKhrend es an den Quellen und den nasscn Stellen allerdinffs an Wiesenpiepern (Anthus ~ratensis) nicht fehlte. Eine kleine Freude bereiteten mir iibrigens noch die kleinen Teiche~ wohin ich mit Herrn Dr. Luchs gewandert war: ein (junger) Accentor alpinus, welcher bei hellem Sonnenscheia sich im Singen fibte.

GiJ r l i t z : den 9. October 1867.

A u f r u f an D e u t s e h l a n d s 0 r n i t h o l o g e n , s o w i e an a l l e

F r e u n d e u n d L i e b h a b e r d e r V ~ g e l ,

zur Grfindung einer deutschen ornithologischen Gesellschaft.

Die Unterzeiehneten glauben einem allseitig geftihlten Be- dUrfnisse zu entspreehen, wenn sic die deutsehen Kenner, ZUehter, Liebhaber und Freunde der Vogelknnde hiermit aufibrdern, sieh mit ihnen zu verbinden, um einen Verein zu ~'tinden, weleher bezweekt, die Kunde der V~gel naeh alien Seiten hin zu f'6rdern und den Mitgliedern der Gesellsehaft Gelegenheit zu gegenseitigem Austausehe ihrer Kenntnisse und Erfahrungen zu bieten. Zu ihrem gemeinschaftliehen Organ haben sic das im Jahre t853 gegriin- dete ,,Journal ftir 0rnithologie" gew~hlt und sieh der th~tigsten MithUlfe seines Herausgebers im Voraus versichert. In den nach- stehenden Satzungen sind die Grundztige entwickelt, welehe zur allseitigen FSrderung der Sache sowie zur Vermeidung einer ein- seitigen Richtung oder persSnlichen WillkUr Einzelner unerl~sslich nothwendig erscheinen mussten.

In der Hoffnung, dass die ,,Deutsche ornithologische Gesell- schaft" ein gedeihliehes Zusammenwirken aller deutschen Vogel- kundigen im weitesten Sinne des Wortes sichern wird, laden die Unterzciehneten alle Gleiehstrebenden zum Anschluss ein und bitten, die auf Grund nachstehender Statuten erfolgende Beitritts- erkl~rung baldmSglichst an den mitunterzeichneten vorl~ufigen Secretar, Dr. C a b a n i s in Berlin, zu richten.

�9 ) Ich kann leider den Namen dieses guten Naturbeobachters nicht nennen.