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JAHRESMAGAZIN 2015 Zusammen wirken für eine bessere Gemeinschaft

Zusammen wirken für eine bessere Gemeinschaft · 38 Governance 40 Verwaltungsbericht 42 Finanzbericht 44 Jahresabschluss ... Deshalb ist es wichtiger denn je, auch weiterhin zusammen

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JAHRESMAGAZIN 2015

Zusammen wirken für eine bessere Gemeinschaft

Die König-Baudouin-Stiftung bedankt sich zunächst sehr herzlich bei allen, die sie im Jahr 2015 unterstützt haben: Bei den Mitgliedern der sie begleitenden Ausschüsse, bei den Lenkungsausschüssen, den Mitgliedern unabhängiger Jurys und Expertenkommissionen, ihren Partnern und natürlich vor allem den unzähligen groβzügigen Spendern.

Dazu zählt auch die Nationallotterie, die die Arbeit der Stiftung seit 1982 aktiv unterstützt.

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4014

Die Stiftung im Jahr 2015Wo ist die Stiftung aktiv?

Unsere TätigkeitsfelderVerwaltungsbericht

06Fakten & Zahlen 2015

02 Vorwort

04 Die Stiftung im Jahr 2015

06 Fakten & Zahlen 2015

10 Wo ist die Stiftung aktiv?

14 Unsere Tätigkeitsfelder

18 Der Fonds Rosewick-Keutgen

engagiert sich, um

einkommensschwachen

Haushalten Zugang zu

Wohnraum zu erleichtern

22 Gelungene Aufnahme und

erfolgreiche Integration

der Flüchtlinge

26 Das Ehrenamt eine der

Grundlagen unserer

Gesellschaft

30 Kunst im Fokus:

die Restaurierung des

Buntglasfensters von Oultres

34 Der König-Baudouin-Preis

2014-2015 für die

Entwicklung in Afrika

38 Governance

40 Verwaltungsbericht

42 Finanzbericht

44 Jahresabschluss

48 Aufgaben und Werte

26

22

34

30

18

Gelungene Aufnahme und erfolgreiche Integration der Flüchtlinge

Der Fonds Rosewick-Keutgen engagiert sich, um einkommensschwachen Haushalten Zugang zu Wohnraum zu erleichtern

Das Ehrenamt eine der grundlagen unserer Gesellschaft

Kunst im Fokus: die Restaurierung des Buntglasfensters von Oultres

Der König-Baudouin-Preis 2014-2015 für die Entwicklung in Afrika

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

im Alltag sprechen wir ja gerne einmal von einem „historischen” ahr. Durch die Massenmedien und unzählige weitere Kommuni-kationskanäle, die sich in den letzten Jahren aufgetan haben, scheint sich dieses Phänomen übrigens noch zu beschleuni-gen. Lassen Sie uns ganz bewusst ein wenig abwarten, bevor wir ein derartiges Urteil über die vergangenen 12 Monate fällen. Ich werde mich deshalb heute ebenfalls davor hüten, vom Jahr 2015 als einem wahrhaft historischen Jahr zu sprechen. Eines ist allerdings sicher: Für unsere Gesellschaft war dies ein sehr intensives Jahr. Zunächst einmal aufgrund der Auswirkungen der außergewöhnlich hohen Zahl an Flüchtlingen, die ab August an die Tore Europas klopften. Den europäischen Mitgliedsstaaten wie auch der Europäischen Union selbst stellten sich logistische und politische Probleme ungeahnten Ausmaßes.

Eine weitere Problematik wurde 2015 sehr nachdrücklich in den Vordergrund gerückt, nämlich die gewalttätige Radikalisierung junger Leute und die damit verbundene terroristische Gewalt – mit den Attentaten im November 2015 und im März 2016 waren wir diesmal selbst stark betroffen. Der absurde Tod Dutzender Menschen und die schweren Verletzungen unzähliger anderer haben uns alle stark erschüttert. Deshalb ist es wichtiger denn je, auch weiterhin zusammen an einer besseren Gesellschaft zu arbeiten. Widerstandskraft, Entschlossenheit und Visionen müssen und werden unser Handeln prägen.

Mit diesem Jahresmagazin möchten wir im zweiten Jahr in Folge dem Leser einen leicht lesbaren Einblick in die Aktivitäten der Stiftung bieten. Natürlich ist dies alles andere als ein erschöpfen-der Bericht. Falls Sie weitere Details erfahren und einen Gesam-teindruck unserer Tätigkeit gewinnen möchten, sollten Sie sich eher der elektronischen Version unseres Jahresberichtes zuwen-den. Dort finden Sie für jeden unserer Tätigkeitsbereiche eine

vollstän dige Liste sämtlicher Initiativen, die wir in diesem Jahr unternommen haben. Es gibt dort jedoch auch einen vollständigen Bericht über die Aktivitäten unserer Fonds, die Zusammensetzung unserer Verwaltungsgremien, unserer Begleitausschüsse und Expertengruppen, auf die wir zurückgreifen, sowie eine detaillierte Gesamtdarstellung der Organisationen und Einzelpersonen, die im letzten Jahr auf unsere Unterstützung zählen konnten.

Diese elektronische Version ist durchaus praktisch, denn Sie können sie Kapitel für Kapitel durchblättern und gezielt suchen.

Für das Jahresmagazin hingegen, das Sie hier in Händen halten, haben wir uns für eine Auswahl besonders wichtiger Momente entschieden. Neben der Rubrik „Die Stiftung im Jahr 2015“, in der für jeden Monat des Jahres eine Tätigkeit kurz umrissen ist, finden Sie auch eine Aufzählung und Beschreibung unserer Tätigkeitsbe-reiche. Diese Bereiche sehen durchaus ein wenig anders aus als im letzten Jahr: Im Jahr 2015 haben wir die Umsetzung eines neuen Strategieplans mit einigen Neuorientierungen in Angriff genom-men; neue Tätigkeitsbereiche haben sich aufgetan (Entwicklung von Talenten, Europäisches Engagement), während andere ange-passt oder neu definiert wurden.

Herzstück dieses Magazins sind jedoch einige Artikel, die sich mit Themenbereichen beschäftigen, in denen wir im letzten Jahr ganz besonders aktiv waren.

Die Stiftung mit ihrem Verwaltungsrat hat im letzten Jahr entschie-den, möglichst rasch auf ein dringendes Problem zu reagieren, das sich unserer Gesellschaft in noch nie dagewesenem Ausmaß gestellt hat. Wie ich schon weiter oben ausgeführt habe, ist Europa seit Sommer 2015 mit der Ankunft Hunderttausender Menschen konfrontiert, die vor Krieg und Gewalt in ihrem Land geflohen sind. Die König-Baudouin-Stiftung verfügt über keinerlei Erfahrung bei

VORWORT

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der kurzfristigen Aufnahme dieser Menschen. Sie kann jedoch Organisationen unterstützen, die sich an vorderster Front um deren Aufnahme sowie um Dolmetschtätigkeiten kümmern. Das Zusammenleben zu erleichtern hat hier oberste Priorität.

Als Stiftung, die sich bei der Unterstützung für den Vereinssektor stark engagiert, haben wir im letzten Jahr umfangreiche finanzielle Mittel für die Betreuung der Freiwilligenarbeit auf lokaler Ebene bereitgestellt. Es wurden viele Spontanaktionen von Bürgern unterstützt, beispielsweise im Rahmen von Patenschaften für Flüchtlinge durch Einwohner.

Sehr schnell war uns auch klar, wie wichtig unsere Hilfe für min-derjährige unbegleitete Flüchtlinge und bei der psychologischen Betreuung von Flüchtlingen ist.In der Sorge um eine reibungs-lose Integration dieser Menschen bemühen wir uns auch darum, Lösungen für Wohnungsprobleme zu finden, denn diese werden sich weiter ausweiten, wenn die Neuankömmlinge erst einmal die Erstaufnahmezentren verlassen haben werden. All diese Heraus-forderungen reihen sich nahtlos ein in die weit verbreitete Proble-matik des Wohnraummangels für Menschen in prekären Lebens-umständen – auch hier setzt die Stiftung sich aktiv ein.

Alle zwei Jahre verleiht die Stiftung den König-Baudouin-Preis für die Entwicklung in Afrika. Es handelt sich dabei um eines der wichtigsten Werkzeuge für unser Handeln zugunsten nachhalti-ger Entwicklung. Der mit einer Summe von 200.000 Euro dotierte Preis wurde im letzten Jahr der burundischen Organisation ADISCO verliehen, die lokale Bauern dabei unterstützt, ihr Schick-sal in die eigenen Hände zu nehmen. Für uns ist dies ein perfek-tes Beispiel für den Weg, den erfolgreiche Entwicklung in Afrika nehmen kann. Deogratias Niyonkuru, Begründer und Seele von ADISCO, formuliert dies so: „ADISCO geht von der Idee aus, dass Armut ihre Wurzeln in einem Verlust des Selbstbewusstseins hat,

der wiederum ein Gefühl des Fatalismus und der Resignation befördert.”Dieses Selbstvertrauen wiederzugewinnen steht im Mittelpunkt des Engagements von ADISCO.

Im Laufe des Jahres 2015 hat die Stiftung mehr als 1800 Orga-nisationen unterstützt. Denn dies ist tatsächlich eine unserer wesentlichen Tätigkeiten: Den Vereinssektor stärken durch die Ausschreibung von Projekten, die zu unseren Tätigkeits-bereichen passen oder die den durch die von uns verwalteten Fonds definierten Missionen entsprechen (über 500). Die Karte Belgiens, die Sie einige Seiten später finden werden, zeigt, wie breit wir in Belgien vertreten sind. Aus diesem Engagement für das Vereinswesen entstand als natürliche Weiterentwicklung die Website Gutesache.be, die wir im letzten Jahr besonders intensiv ausgebaut haben. Sie soll zur Informationswebsite schlechthin in Diensten der GoE sowie der unzähligen Stiftun-gen werden. Stand heute sind dort 4.500 Verbände registriert und ihre Zahl wächst unaufhörlich.

Zum Abschluss möchte ich noch dringend festhalten, dass die Stärke der Stiftung natürlich in ganz erheblichem Maße von den-jenigen abhängt, die in deren Tätigkeit involviert sind. Dies sind erstens die 2.155 ExpertInnen und unabhängigen Mitglieder von Jurys und Ausschüssen, die alle ehrenamtlich arbeiten. Es sind Menschen, die sich selbstlos zugunsten einer besseren Gesell-schaft engagieren. Dasselbe gilt natürlich für alle SpenderInnen, die uns – gemeinsam mit der Nationallotterie – dabei unterstüt-zen, unsere Mission zu erfüllen. Ohne sie wäre es uns schlicht unmöglich, anderen zu helfen! Ihnen möchten wir deshalb von ganzem Herzen danken.

Und nun wünsche ich Ihnen eine angenehme Lektüre.

Luc Tayart de Borms, Geschäftsführer

Luc Tayart de Borms

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DIE STIFTUNG IM JAHR 2015

SAMMLER IM MITTELPUNKT DER BRAFAFür die 60. Ausgabe der BRAFA, der Brüsseler Kunst-und Antiquitätenmesse, hat die Stiftung entschieden, den belgi-schen Sammler am für ihn reservierten Stand ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Belgien ist ein Land, in dem ausgesprochen viele Sammler leben, was durch den Stand eindrucksvoll unterstri-chen wurde. Ausgestellt wurden dort Kunstwerke von Magritte und Van Dyck, aber auch Schiffsmodelle, die im 19. Jahrhundert von Soldaten angefertigt wurden, sowie einzigartige Silberwaren.

GUTESACHE.BEDurch das Einr ichten der Website gutesache.be wollte die König-Baudouin- Stiftung die Sichtbarkeit und Transparenz im Vereinssektor erhöhen. Gutesache.be ist somit das Tor zum Vereinssektor. Die Website verfügt über eine umfang-reiche Datenbank und ermöglicht so die Beantwortung einer Vielzahl von Fragen, die sich potentiellen Spendern, angehen-den Freiwilligen oder auch den Vereinigun-gen selbst angesichts der großen Vielsei-tigkeit dieses Sektors stellen können.

WAS TUN IM FALL EINER TRENNUNG?Die Gesellschaft über ganz bestimmte Problemstellungen zu informieren, gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Stiftung. Im Rahmen einer Zusammen-arbeit mit dem belgischen Notars- ver-band wurden mehrere Broschüren ver-öffentlicht mit vielen Informationen zu den wichtigsten Momenten im Leben, in denen es manchmal nötig sein kann, bestimmte juristische und administra-tive Schritte zu gehen. Die Broschüre „Trennung über Nacht – was tun?” erschien im Februar 2015.

NICHT UM DEN HEISSEN BREI HERUMREDENZu Beginn dieses Schuljahres wurden in 36 schulischen Einrichtungen der Föde-ration Wallonie-Brüssel Projekte gestar-tet, bei denen man nun endgültig „nicht mehr um den heißen Brei herumredet“. Dabei hatte der durch die Stiftung ver-waltete Fonds BYX eine Ausschreibung für Grundschulprojekte durchgeführt, durch die Maßnahmen zur Renovierung von Schultoiletten unterstützt werden sollten. Es wurde ein riesiger Erfolg, denn der Bedarf war tatsächlich sehr groß.

MUSEUM NIGHT FEVERJedes Jahr Anfang März ist das Musée BELvue angesagter Schauplatz bei der Langen Nacht der Brüsseler Museen. An diesem Abend öffnen fast alle Brüs-seler Museen ihre Pforten und das BEL-vue zieht dabei die Massen förmlich an. Diesen einzigartigen Erfolg verdankt das Museum den Animationen, die um die ständige Ausstellung zur Geschichte Belgiens sowie um die temporäre Aus-stellung geschaffen wurden; das Ganze übrigens in einem fröhlichen musikali-schen Rahmen.

ENERGIEPREKARITÄTDas erste von der Stiftung veröffentlichte „Barometer der Energie-prekarität”zeigt, dass 21,3 % der belgischen Haushalte mit diesem Phänomen zu kämpfen haben: 14 % von ihnen müssen einen zu hohen Teil ihres verfügbaren Einkommens für Energiekos-ten aufwenden, während 4,6 % der Haus-halte viel weniger dafür aufwenden als andere in einer vergleichbaren Situation. Hinzu kommen 3 % der Haushalte, die von Schwierigkeiten beim ordnungsgemäßen Beheizen ihrer Behausung berichten.

JAN

JULI

MÄR

SEPAUG

FEB

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DIE STIFTUNG IM JAHR 2015

30. GEBURTSTAG DES PRINZ-ALBERT-FONDSIn Gegenwart zahlreicher Ehemaliger („Alumni“), die früher von den Möglich-keiten des Fonds profitiert haben, konnte der Prinz-Albert-Fonds im Jahr 2015 30. Geburtstag feiern. Der Fonds bietet jungen Berufsanfängern, die im Ausland arbeiten wollen, ein Stipendium an. Anlässlich die-ses Geburtstags hat der Fonds entschie-den, kurzfristig die Zahl seiner Preisträger zu verdoppeln und die im Hinblick auf die-ses Ziel erforderlichen Mittel bei Unterneh-men und Alumni zu sammeln. Deren Netz-werk nimmt so eine noch aktivere Rolle ein.

COACHING FÜR SCHULLEITUNGENSchulleitungen spielen eine wesentliche Rolle bei einer Verbesserung der Lehre und der Ergebnisse von Schülern in der Föderation Wallonie-Brüssel. Die Stif-tung hat 2014 ein Coaching-Programm für Schulleitungen aufgelegt, das vor allem aufgrund der Erfahrungen vor Ort wertvolle Empfehlungen geliefert hat, um deren Führungsqualitäten zu stärken.

SELBSTPORTRÄT BELGISCHER MAROKKANER UND TÜRKENEine als Folgeuntersuchung kürzlicher Projekte über belgische Marokkaner und Türken angelegte Studie zeigt deutlich die komplexe Realität, in der diese beiden Gruppen leben. Eine der Schlussfolgerun-gen aus diesem Bericht ist, dass immer mehr Belgier marokkanischen oder türki-schen Ursprungs zur Mittelklasse gehö-ren und viele Werte mit jenen Mitbürgern teilen, die keinen Migrationshintergrund besitzen. Die Untersuchung liefert somit ein durchaus nuanciertes Selbstporträt dieser beiden Gruppen.

RADIKALISIERUNGSchon vor den terroristischen Anschlä-gen vom 13. November 2015 in Paris hatte die Stiftung verschiedene Initia-tiven ergriffen, um Familien zu unter-stützen, in denen von gewalttätiger Radikalisierung verführte Jugendliche leben. Sie hat einen Aufruf gestartet, um Projekte auf lokaler Ebene zu unterstüt-zen (Brüssel, Flandern), die genau dem Bedarf jener Familien entsprechen. Sie hat Seminare organisiert, die aufgezeigt haben, wie notwendig und wirkungsvoll diese Unterstützung für Familien ist.

MENSCHENHANDEL IN DEN BALKANSTAATENNach achtjährigem Engagement für die Integration von Opfern von Men-schen-handel in den Balkanstaaten wurde das Projekt mit einer Veröffentlichung sowie einem Studientag in der Region abgeschlossen. In den vergangenen Jah-ren hat dieses verbrecherische Phänomen vielfältige Formen angenommen und unzählige Opfer gefordert. Die Stiftung hat deshalb Organisationen unterstützt, die sich darum bemühen, diese Opfer erstmals oder wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

GESUNDHEITSVERSORGUNG: BÜRGER-LABORDas „Bürger-Labor”zum Thema Koste-nerstattung in der Gesundheitsversor-gung, das die Stiftung auf Anfrage der Kranken- und Invaliden-Versicherung (INAMI) organisiert hatte, führte zu einer „Agenda für Veränderung”. Die Bürger verlangten ein radikales Umdenken: den Patienten ins Zentrum der Aufmerksam-keit stellen, seinen Bedarf genau erfas-sen, besonderes Gewicht vor allem auf seine Lebensqualität und weniger auf seine Lebensdauer legen.

APR

OKT

MAI

NOV

JUNI

DEZ

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FAKTEN &ZAHLEN 2015

Gesamtbetrag der finanziellen Unterstützungen für Einzelpersonen und Organisationen von 2013 bis 2015

Anzahl der Organisationen

Anzahl der Einzelpersonen

0 500 1.000 1.500 2.000

€ 34.855.1992015

€ 29.921.2782014

€ 28.586.8372013

1.769 269

1.712 270

1.813 264

Anzahl der Partnerschaften und Missionen von öffentlichen Stellen

0 10 20 30 40 50 60 70

682015

692013

722014

8

Veröffentlichungen

GESAMTZAHL 2013 2014 2015

Neue Veröffentlichungen (Übersetzungen nicht eingeschlossen) 36 48 44

Neue Veröffentlichungen (einschließlich Übersetzungen) 66 92 88

Bestellungen (häufig mehrere Exemplare) 4.306 8.660 5.490

Bestellte Exemplare 31.498 87.524 69.441

Gedruckte Veröffentlichungen 25.968 79.210 60.009

‘Prints on demand’ 5.530 8.332 9.432

Downloads über die Webseite der FRB 28.107 37.056 31.848

Online angesehene Veröffentlichungen - 7.703 19.600

Anzahl der Experten in Jurys und Ausschüssen

0 500 1.000 1.500 2.000

2.1552015

2.0872013

2.1222014

Anzahl der aktiven Fonds

0 100 200 300 400 500

4512014

5242015

3942013

9

Marktwert des Vermögenswerteportfolios der König-Baudouin-Stiftung von 2013 bis 2015

€ 233.820.0892015

€ 214.884.9482014

€ 196.453.1962013

Marktwert des Vermögenswerteportfolios der Fonds von 2013 bis 2015

€ 451.228.8192015

€ 371.669.7962014

€ 309.610.7262013

WO IST DIE STIFTUNG AKTIV?

Karten von Belgien und der deutschsprachigen Gemeinden, in denen die Stiftung tätig ist

Anzahl der ausgewählten Projekte und der Projektkonten in der Gemeinde

4 oder mehr 3 2 1

Burg-Reuland

Sankt Vith

Amel

Büllingen

Bütgenbach

Eupen

Raeren

Kelmis

Lontzen

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DIE STIFTUNG IN DER DEUTSCHSPRACHIGEN GEMEINSCHAFT

Auch in seiner zweiten Ausgabe widmet die deutsche Fassung unseres Jahresmagazins einen speziellen Bereich den Aktivitäten der König-Baudouin-Stiftung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Gebiet sehr aktiv sind. Der dritte dieser Fonds, nämlich der Rosewick-Keutgen-Fonds, engagierte sich in diesem Jahr auch weiterhin beim Aufbau einer sozialen Immobilienagentur im Norden der Gemeinschaft. Wie Sie übrigens selbst nachlesen können, hat dieses Projekt im Jahr 2015 einige entscheidende Hürden genommen.

Im vergangenen Jahr konnten zahlreiche deutschsprachige Organisationen auch von der Online-Datenbank gutesache.be profitieren, um sich einer breiten Öffentlichkeit, den Spender-Innnen sowie den Freiwilligen zu präsentieren. Diese Website richtet sich an VoG und Stiftungen und zeugt vom starken gesellschaftlichen Engagement der Stiftung in der Deutsch-sprachigen Gemeinschaft.

Hier wie auch im restlichen Belgien kann die Stiftung voll und ganz auf die wichtige Unterstützung der Nationallotterie zählen. Dafür möchten wir ihr an dieser Stelle von Herzen danken.

Sie finden deshalb auf den folgenden Seiten eine Liste mit allen Projekten, die es im Jahr 2015 deutschsprachigen Einzelperso-nen oder Organisationen ermöglicht haben, eine Unterstützung der Stiftung in Anspruch zu nehmen oder sich bestimmten Pro-jektkonten zuzuwenden, einem der Werkzeuge der Stiftung zur Unterstützung der Philanthropie in der Nachbarschaft. Im Jahr 2015 haben sechs Akteure vor Ort eine solche Unterstützung in Anspruch genommen, und zwar in so unterschiedlichen Bereichen wie Entwicklung, lokale Archivarbeit und religiöses Kulturerbe.

Und wir möchten noch einmal betonen, dass sehr viele Mitbür-ger und Vereine des deutschsprachigen Raums auf die Projek-taufrufe reagiert haben, die die Stiftung wie auch die von ihr verwalteten Fonds auf allen Ebenen lanciert hatten. So wurden beispielsweise dank dem Aufruf „Close the Gap”zur Überwindung der digitalen Kluft Projekte unterstützt sowie infolge eines Auf-rufes des Delhaize-Fonds. Außerdem gab es Unterstützung für Projekte durch den Fonds Jeanne und Pierre Beeckman zur Integ-ration von Menschen mit Hörbehinderung. Im Rahmen eines Aus-tauschs, der durch den Prinz-Philippe-Fonds organisiert wurde, trafen mehrere Schulen aus St. Vith und Eupen mit Schulklassen aus Villers-Perwin, Erpe-Mere und Alost zusammen.

Der Projektaufruf „Impulse für lokales Handeln“, die für soziokultu-relle und solidarische Initiativen in der Deutschsprachigen Gemein-schaft reserviert ist, hat es der Stiftung ermöglicht, insgesamt 5 Projekte mit einer Gesamtsumme von 13.500 Euro zu unterstützen.

Zwei der deutschsprachigen philanthropischen Fonds, die Fonds Pankert-Deneffe und Kleis, leisteten ebenfalls wertvolle Hilfestel-lung für vier in der Region ansässige Vereine, die auf sozialem

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Projekte, die die König-Baudouin-Stiftung 2015 in der Deutschsprachigen Gemeinschaft unterstützt hat

CLOSE THE GAP – PC SOLIDARITYZielsetzung: Eine Verringerung der digitalen Kluft in Belgien durch die Instandsetzung gebrauchter hochwertiger Com-puter, die dann sozialen Projekten angeboten werden, um so bestimmten Zielgruppen den Zugang zu digitalen Technologien zu erleichtern. Durchführung: ein durch PC Solidarity, den belgischen Ableger von Close The Gap, gestarteter Projektaufruf: 53 Organisatio-nen haben vollständig erneuerte Computer sowie eine finanzielle Unterstützung für die Inbetriebnahme der Computer mit einem Gegenwert von insgesamt 21.900 € erhalten.In der Deutschsprachigen Gemeinschaft unterstütztes Projekt: Christliche Arbeiterjugend Werkstatt Cardijn (Eupen – Kettenis): gering qualifizierten Arbeitssuchenden zusätzliche Computer zur Verfügung stellen (8 PC), 400 €

FONDS JEANNE-UND-PIERRE-BEECKMANZielsetzung: Initiativen von Organisationen unterstützen, die zugunsten der Integration seh- oder hörbehinderter Menschen tätig sind.Durchführung:– ein Projektaufruf zur Unterstützung von Organisationen,

die eine Initiative zugunsten der sozialen Integration von Menschen mit sensorischer Behinderung (auditiv und/oder visuell) entwickeln:

– 12 Projekte wurden für diese Unterstützung im Gesamtwert von 74.668 € ausgewählt.

In der Deutschsprachigen Gemeinschaft unterstütztes Projekt: Hörgeschädigte Ostbelgiens (Eupen): Organisation von Begeg-nungen und Studienreisen, um Informationen und Erfahrungen zu diesem Thema auf flämischer und wallonischer Seite zusammen-zutragen und dafür zu sorgen, dass die Deutschsprachige Gemein-schaft gehörloser Menschen besser unterstützt wird, 5.565 €

PRINZ-PHILIPPE-FONDSAustausch zwischen Grund- und Sekundarschulen: Partner: die Bildungsministerien der drei Gemeinschaften in Belgien.Zielsetzung: Schulen für allgemeine, technische oder berufliche Bildung organisieren einen Austausch mit Schulen einer der bei-den anderen Gemeinschaften in Belgien. Dieses Projekt bietet Direktoren, Lehrern und Schülern die Gelegenheit, ihre Nachbarn besser kennenzulernen und zu verstehen und gemeinsam an

einem Projekt zu arbeiten.Durchführung: ein Projektaufruf: 58 Schulen haben sich an einem Austausch beteiligt und eine finanzielle Unterstützung zwischen 500 und 2.000 € erhalten, Gesamtsumme 120.221 €Schulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die sich an einem Austausch beteiligt haben:– Austausch von Gemeindegrundschule der Stadt St. Vith und

Zentrum für Förderpädagogik St. Vith Abteilung Primar mit der École communale Arthur Grumiaux in Villers-Perwin, 2.500 €

– Austausch zwischen der Bischöflichen Schule von Sankt-Vith und der Sint-Jozefschool von Erpe-Mere (Mere), 2.000 €

– Austausch zwischen dem Königlichen Atheneum von Eupen und der DvM HTB School in Aalst, 500 €

FONDS BENJAMIN-LORCÉZielsetzung: Jahrespreis (dotiert mit 4.000 €), mit dem ein junger Unternehmer ausgezeichnet wird, der im Lienne-Tal oder Salm-Tal (Glain) lebt und im Gartenbau, in der Forstwirtschaft oder in Parks und Gärten tätig ist.Durchführung:– Verleihung des Benjamin-Lorcé-Preises 2014 (Wert: 4.000 €)

an Arnold Arimont aus Burg-Reuland, einen erfahrenen und qualifizierten Holzfäller, dem infolge eines Arbeitsunfalls im Wald ein Bein amputiert werden musste.

– Übergabe des Preises an den Preisträger (Lierneux, 28. Februar).

DELHAIZE GROUP FONDS ZUR FÖRDERUNG DES SOZIALEN ZUSAMMENHALTS IN LOKALEN GEMEINSCHAFTENZielsetzung: Die Bewohner eines Stadtteils oder eines Ortes in Bel-gien oder im Großherzogtum Luxemburg einander näherbringen.Durchführung: ein Projektaufruf in Belgien und im Großherzog-tum Luxemburg zur Förderung des Kontakts zwischen Men-schen unterschiedlicher Generationen, Kulturen und sozioöko-nomischer Milieus: 32 Projekte erhielten eine Unterstützung im Gesamtwert von 129.920 €In der Deutschsprachigen Gemeinschaft unterstütztes Projekt: Patchwork (Sankt-Vith): Entwicklung einer Broschüre, einer Wer-betafel sowie einer Website, auf der die Aktivitäten der Vereini-gung präsentiert werden, wie beispielsweise ein Gemeinschafts-garten, ein Repair-Café usw. Schaffung einer Kompostieranlage mit fachlicher Begleitung neben dem Gemeinschaftsgarten, 750 €

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IMPULSE FÜR LOKALES HANDELNZielsetzung: Ziel dieses Projekts ist es, das Vereinswesen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft dabei zu unterstützen, neuen Herausforderungen (soziodemografische Veränderun-gen, Abschwächung bestimmter traditioneller Dynamiken …) besser begegnen zu können. Um diese Gruppen zu mobilisie-ren, möchte das Projekt Initiativen im Dorf oder im Wohnvier-tel in den Bereichen Solidarität und soziokulturelle Animation unterstützen.Durchführung: Fünf Projekte erhielten eine Unterstützung im Gesamtwert von 13.500 €:– Luc Assent (Ephata) (Eupen): Start eines partizipativen,

interkulturellen und generationenübergreifenden Projekts zur Verbesserung von Umwelt, Anlagen und Ressourcen, aber auch zur Förderung des sozialen Zusammenhalts, der Integration und der Begegnungen, 3.000 €

– Gerd Habsch (Amel – Heppenbach): Ausbau eines Vogel-beobachtungspfads von sechs Kilometern Länge, markiert durch witterungsbeständige Karten und Zeichnungen (angefertigt durch die Kinder der Gemeindevolksschule Heppenbach), die verschiedene Vogelarten der Region zeigen, 1.500 €

– Sarah Lazarus (Viertelhaus Cardijn) (Eupen): Organisation von interaktiven und kreativen Workshops, um Personen aller Altersstufen und Kulturen zusammenzubringen, 3.000 €

– Karin Maldinger (Raeren): Organisation von Koch- und Back-Nachmittagen, um Flüchtlinge und alteingessene Einwohner zusammenzubringen und ein besseres gegensei-tiges Verständnis zu vermitteln, 3.000 €

– Christiane Villers (Eupen): Organisation von wöchentlichen Treffen, bei denen Frauen sich bei einem Kaffee zusammen-setzen und in Ruhe kennenlernen können, 3.000 €

FONDS MARIE-LUZIA UND NIKOLAUS KLEISZielsetzung: Finanzierung innovativer Projekte im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft zugunsten einer Wiederein-gliederung benachteiligter Menschen. Der Fonds möchte einen dynamischen Dialog zwischen allen lokalen Beteiligten der Gesellschaft schaffen.Durchführung: Die Organisation Vivias Interkommunale Eifel – Seniorenheim Hof Bütgenbach (Bütgenbach) wurde unterstützt mit einer Summe von 5.000 € für den Umbau einer Etage des Seniorenheims, das für an Multipler Sklerose leidende Men-schen bestimmt ist.

ALFONS PANKERT UND CLÄRCHEN DENEFFE-FONDSZielsetzung: Finanzielle Unterstützung für Vereine oder Institu-tionen, die in Eupen und Umgebung humanitäre oder philanth-ropische Arbeit leisten.Durchführung: Ein durch den Fonds erfolgter Projektaufruf hat es ermöglicht, drei Projekte mit einer Gesamtsumme von 5.000 € zu unterstützen.Unterstützte Projekte:– Jugendtreff Inside VoG (Raeren – Eynatten): Organisation von

Sommer-Workshops (Musik, Foto, Video, Kochen, Werken) für Kinder und Jugendliche mit oder ohne Behinderung, 5.000 €

– Patenschaftsprojekt (Eupen): Freiwillige unterstützen Migran-ten und helfen ihnen dabei, sich schneller zu Hause zu fühlen und so besser zu integrieren; sie fördern zudem Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Kulturen, 2.000 €

– Zentrum für Förderpädagogik (Eupen): Organisation von Sprachcamps für Kinder von 6 bis 12 Jahren, deren Haupt-sprache nicht Deutsch ist, 5.000 €

FONDS ROSEWICK-KEUTGENZielsetzung: Unterstützung von Freiwilligenorganisationen, die Familien, Frauen mit Kindern sowie unbegleiteten Minderjäh-rigen, die die Deutschsprachige Gemeinschaft durchqueren, Wohnraum beschaffen und Hilfe bieten.Durchführung:– Unterstützung beim Aufbau der sozialen Immobilienagentur

Tri-Landum (in vier Gemeinden im Norden der Deutschspra-chigen Gemeinschaft).

– Eine strategische Unterstützung des Social Business- Unternehmens Dabei.

PROJEKTKONTEN 2015 IN DER DEUTSCHSPRACHIGEN GEMEINSCHAFT– Rita’s kleine Schritte in Malawi (Bütgenbach - Elsenborn):

Kauf von landwirtschaftlichem Gerät und von Material für das Kinderkrankenhaus in einem neuen Dorf in Malawi.

– Bananenfarmer Kanyakumari (Eupen): Entwicklung und Errichtung eines Hilfszentrums für Bananenbauern und deren Familien in Kanyakumari; Aufbau eines Fonds für Mikrokredite.

– Die Freunde von Muramba (Eupen): Bau von Maisonnette-wohnungen für Witwen mit oder ohne Kinder in Ruanda.

– Förderverein des Archivwesens in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (Eupen): Bewahrung und Aufwertung alter Dokumente aus staatlichen Archiven.

– Kirchenfabrik St. Nikolaus (Eupen): Renovierung der Fas-sade und der Glockentürme der Kirche Sankt- Nikolaus.

– Kirchenfabrik Sankt Hubertus (Lontzen): Restaurierung der hundert Jahre alten Gemälde an Decken, Wänden und im Altarraum der Kirche.

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UNSERE TÄTIGKEITS-FELDERVon lokalen bis hin zu weltweiten Einsätzen, und zwar auf allen EbenenDie Tätigkeit der König-Baudouin-Stiftung wird nicht nur über die Themenbereiche definiert, die äußerst vielfältig sind und auf den folgenden Seiten präsentiert werden. Sie erfolgt auch auf ganz unterschiedlichen Ebenen, die von der Arbeit in der Nachbarschaft bis hin zu internationalen Aktionen reichen.

Tatsächlich sind wir eine europäische Stiftung mit Sitz in Brüssel, die ebenso in Belgien tätig ist wie in der Europäischen Union, in den Balkanstaaten, in Afrika und in den Vereinigten Staaten.– In Belgien unterstützt sie lokale, regionale und föderale

Projekte. Sie ist somit auf allen Ebenen vertreten und arbeitet häufig mit Kommunen, Regionen, lokalen Gemeinschaften und föderalen Behörden zusammen. So trägt sie in Flandern und in der Föderation Wallonie-Brüssel dazu bei, den Unterricht von morgen vorzubereiten. In diesen drei Regionen unterstützt sie herausragende Schüler, die aus sozial schwachen Verhältnissen stammen. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Stiftung der Deutschsprachigen Gemeinschaft und setzt dort bestimmte bürgernahe Maßnahmen um.

– Auf europäischer Ebene erarbeitet die Stiftung zahlreiche Zusammenarbeitsprojekte, vor allem mit verschiedenen anderen europäischen Stiftungen und Organisationen, um die Kohäsion zu fördern und einen Beitrag zu leisten zur Umsetzung einer durchdachten Migrationspolitik.

– In den Balkanländern unterstützt die Stiftung Projekte, die die europäische Integration fördern und Opfern von Menschenhandel helfen, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

– In Afrika fördert die Stiftung Menschen und Organisationen, die sich sozial engagieren. Dank des Engagements verschiedener Philanthropen kann sie auch ihren Beitrag zu Entwicklungs-projekten leisten, die insbesondere für junge Leute aufgelegt werden.

– In den Vereinigten Staaten hat die Stiftung die King Baudouin Foundation United States gegründet, um Philanthropie auf internationaler Ebene anzuregen. So wird es Einzelpersonen oder Organisationen in den USA möglich, Projekte in Europa und in Afrika zu unterstützen.

Gelegenheiten nützenDie König-Baudouin-Stiftung setzt Mittel frei und entwickelt Projekte, um spezifische Problemstellungen auch außerhalb ihrer festgelegten Tätigkeitsfelder angehen zu können und mit möglichst flexiblen Maßnahmen und neuem Blickwinkel darauf zu reagieren.

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Armut & Soziale GerechtigkeitDie König-Baudouin-Stiftung unterstützt Initiativen, die sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen dabei helfen, ihren Wunsch nach persönlichem Wohlergehen in die Tat umzusetzen. Sie fördert neue Ansätze, die das Armutsrisiko verringern.– Sie unterstützt Initiativen, die Men-

schen in Armut helfen, und sucht nach neuen Wegen, die Ursachen von Armut zu bekämpfen.

– Sie bemüht sich, die „Vererbung“ der Armut von einer Generation zur nächs-ten zu verhindern. Eine der Prioritäten: die Qualität der Dienstleistungen und der École maternelle dank einer verbesserten Schulung der Fachleute in diesem Bereich stärken.

– Der Königin-Mathilde-Fonds identifiziert und unterstützt wegweisende Projekte in ganz unterschiedlichen Bereichen, die von jungen Menschen für junge Menschen mit sozialer Benachteiligung ins Leben gerufen wurden.

– Die Stiftung möchte Initiativen stärken, die den Zugang zu besserem Wohnraum für Menschen in prekären Lebensumständen erleichtern, und kämpft gleichzeitig gegen Energie- und Wasserprekarität.

– Sie trägt auch dazu bei, die Lebensqua-lität von Menschen mit Behinderungen und deren Angehörigen zu erhöhen.

– Die Stiftung entwickelt auf landes- wie europaweiter Ebene Maßnahmenkata-loge im Bereich Migration/Integration und legt dabei besonderes Augenmerk auf die Flüchtlinge sowie auf die sozioökonomische Integrierung von Menschen mit Migrationshintergrund.

PhilanthropieÜber ihr Philanthropie-Zentrum möchte die König-Baudouin-Stiftung wichtiger Akteur einer wirksamen und zuverlässigen Philanthropie in Belgien und Europa sein.– Die Stiftung fördert das Interesse an

Philanthropie aktiv bei Vermögensbe-ratern, einer potentiell interessierten Öffentlichkeit sowie bei den Behörden.

– Sie bemüht sich, die durch die Philan-thropen in Diensten des Allgemein-wohls erreichten Projektergebnisse angemessen hervorzuheben.

– Für die Zukunft möchte sie ein nach-haltiges Wachstum ihres Philanth-ropie-Zentrums erreichen, indem sie dessen Produkte, Dienstleistungen und Kompetenzen stetig weiterent-wickelt und so der Entwicklung des gesellschaftlichen Bedarfs sowie den Wünschen der Philanthropen selbst Rechnung trägt.

GesundheitDie König-Baudouin-Stiftung engagiert sich für die physische und mentale Gesundheit sowie die Lebensqualität der Menschen. Sie unterstützt die medi-zinisch-wissenschaftliche Forschung.Ihre Tätigkeit gliedert sich dabei in fünf Unterprogramme:– Sie fördert eine wissenschaftliche

und medizinische Forschung, die sich sowohl durch hohe Exzellenz auszeichnet als auch den wichtigsten gesellschaftlichen Anforderungen Rechnung trägt.

– Sie will dazu beitragen, die Versorgung im Bereich Psychische Gesundheit bes-ser in die Gesellschaft zu integrieren.

– Sie unterstützt Initiativen, die zu Gesundheitsförderung und Präven-tion beitragen.

– Sie will zu einer Verbesserung der Lebensqualität, der Autonomie und der sozialen Eingliederung von älte-ren Menschen beitragen.

– Sie zielt zudem darauf ab, die Lebens-qualität von Patienten zu verbessern und das Bewusstsein für den Men-schen in der Pflege stärken.

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Entwicklung von Talenten

Gesellschaftliches Engagement

Die Stiftung möchte allen Talenten eine Chance geben, ihr Potential zu entwickeln, Exzellenz zu erreichen und ihren Teil zu einer besseren Gesellschaft beizutragen.– Im Bereich Bildung und Ausbildung

möchte die Stiftung in der Föderation Wallonie-Brüssel dazu beitragen, die Lehre zu verbessern, vor allem indem die pädagogischen Führungsqualitäten der Schulleitungen ausgebaut werden.

– In Flandern möchte sie Entschlossenheit und Sachkenntnis der Schulteams im Hinblick auf Veränderungen stärken. Sie trägt dazu bei, die sozialen Debatten über die Zukunft der Lehre gezielt zu führen.

– In diesen drei Regionen unterstützt sie herausragende Schüler, die aus sozial schwachen Verhältnissen stammen, damit sie all ihr Potential ausschöpfen können und selbst zu Vorbildern werden.

– Die Stiftung unterstützt individuelle Talente in verschiedenen wirtschaftlichen oder beruflichen Bereichen. In diesem Zusammenhang nimmt der Prinz-Albert-Fonds eine herausragende Stellung ein.

Die König-Baudouin-Stiftung möchte die Wirkung von Initiativen, die durch Bürger oder Vereine gegründet wurden, stärken und eine Karte des sozialen Engagements in unserer Gesellschaft erstellen.Ihre Tätigkeit gliedert sich dabei in fünf Unterprogramme:– Sie regt die Bürger zu sozialem

Engagement auf lokaler Ebene an.– Ihr ‚Observatorium des Vereinswesens‘

sammelt und analysiert die Daten in diesem Sektor, um größere Transparenz zu schaffen.

– Sie regt die Innovation im Vereinssektor an, indem sie Verbände und Social Business-Unternehmen (Venture Philanthropy) stärkt.

– Sie sorgt für eine Entwicklung der Kapazitäten von Verbänden.

– Sie investiert in nachhaltige und umweltfreundliche Projekte und in die Suche nach Lösungen für gesellschaftliche Problemstellungen, die mit Tieren zu tun haben.

Demokratie

Die König-Baudouin-Stiftung möchte dazu beitragen, das Vertrauen in die Demokratie und deren Institutionen zu stärken, indem sie kritische Reflexionen anregt. Sie versucht, Brücken zu bauen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften in Belgien.– Der Fonds BELvue verfolgt auch

weiterhin sein Ziel, ein interaktives und innovatives Animationszentrum über das Belgien von heute, dessen Geschichte sowie die Geschichte seiner Demokratie zu betreiben und weiterzuentwickeln.

– Die Maßnahmen des BELvue sind um drei Achsen herum angeordnet: eine Dauerausstellung zur Geschichte Belgiens, vorübergehende Ausstellungen und die pädagogischen Aktivitäten.

– Zielsetzung des Prinz-Philippe-Fonds ist es, gegenseitiges Kennenlernen und Wertschätzung über Sprachgrenzen und Herkunft hinweg zu fördern. Er unterstützt Projekte und zeichnet originelle Initiativen aus, die sich für Begegnungen und den Austausch zwischen den verschiedenen Gemeinschaften des Landes einsetzen.

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Europäisches Engagement

Die König-Baudouin-Stiftung möchte die Kohäsion in Europa stärken und Brücken bauen.Ihre Maßnahmen sind in mehrere Unterprogramme gegliedert:– Sie unterstützt die Integration

der Balkanstaaten in die Europäische Union, speziell durch den Europäischen Fonds für die Balkanstaaten.

– Sie wird selbst tätig, um der Debatte über europäische Integration in den Mitgliedsstaaten neuen Schwung zu verleihen und über alle Grenzen hinweg den Dialog zu diesem Thema anzustoßen.

– Sie entwickelt, koordiniert oder beteiligt sich an Projekten, deren Ziel es ist, die europäische Migrationspolitik zu definieren und umzusetzen.

– Sie entwickelt und fördert eine philanthropische Infrastruktur auf europäischer Ebene.

Kulturelles Erbe

Die König-Baudouin-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, bedrohte historische Werke oder Dokumente zu schützen, wichtige Werke unseres Kulturerbes zu bewahren oder ihre Rückkehr nach Belgien zu ermöglichen und sie für die breite Öffentlichkeit leichter zugänglich zu machen.– Sie begleitet unterstützend

Philanthropen, die das Kulturerbe Belgiens bewahren und aufwerten wollen.

– Durch ihren Kulturerbe-Fonds erwirbt sie herausragende Werke und koordiniert die Maßnahmen der innerhalb der Stiftung geschaffenen Fonds in den Bereichen Naturerbe und kulturelle Stätten, architektonisches Erbe, bewegliches Erbe, Geschichte und Archäologie, Musik und kulturelle Schaffenskraft.

Afrika und Entwicklungsländer

Die König-Baudouin-Stiftung möchte dazu beitragen, Veränderungen in den südlichen Ländern zu stärken, indem sie bewährte Verfahren fördert, finanzielle Unterstützung gewährt und zu einer Vernetzung beiträgt. Sie möchte Spender in Afrika unterstützen.Ihre Tätigkeit gliedert sich dabei in vier Untergebiete:– Sie verleiht den König-Baudouin-Preis

für die Entwicklung in Afrika, mit dem Personen oder eine Organisation für ihren bemerkenswerten Beitrag zur Entwicklung auf diesem Kontinent ausgezeichnet werden.

– Sie möchte sich als Referenz für Philanthropie in Afrika positionieren.

– In Zentralafrika ermöglicht es ihr die Philanthropie, langfristig Projekte von Einzelpersonen oder Vereinigungen in der Demokratischen Republik Kongo und in Burundi zu.

– Sie möchte adäquate und wirksame Lösungen für Spender finden, die sich in Asien oder Lateinamerika einsetzen wollen.

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DER FONDS ROSEWICK-KEUTGEN ENGAGIERT SICH, UM EINKOMMENSSCHWACHEN HAUSHALTEN ZUGANG ZU WOHNRAUM ZU ERLEICHTERN

Im Norden der Deutschsprachigen Gemeinschaft gab es bislang noch keine soziale Immobilienagentur. Auf Anregung des Regionalfonds Rosewick-Keutgen, der durch die König-Baudouin-Stiftung verwaltet wird, konnte diese Lücke nun durch die Kommunen geschlossen werden. Und schon bald werden Haushalten mit geringem Einkommen preisgünstige Wohnungen zur Verfügung stehen.

Bericht über eine Initiative, die deutlich macht, wie sehr die Philanthropie in der Nachbarschaft eine proaktive Rolle als Fürsprecher und Vermittler für Schwächere spielen kann.

Offizielles Geburtsdatum der Sozialen Immobilienagentur Tri-Landum ist der 30. Januar 2015, denn an diesem Tag haben die fünf Kommunen und die ÖSHZ, die ihr angehören, die gleichna-mige Vereinigung ohne Erwerbszweck gegründet.Dieses Datum markiert jedoch weder Beginn noch Vollendung dieser Initiative – weit gefehlt. Denn das Projekt, das aus einem Vorschlag und einer daran anschließenden Initiative des deutsch-sprachigen Fonds Rosewick-Keutgen entstanden ist und durch die König-Baudouin-Stiftung selbst unterstützt wird, befindet sich schon seit mehreren Jahren in der Entwicklungsphase. Gleich-zeitig war auch das Jahr 2015 immer noch geprägt durch Maß-nahmen, die nötig waren, um seine Nachhaltigkeit zu garantieren und für einen geordneten Start der neuen Institution zu sorgen. Offiziell wurde die SIA Tri-Landum durch die vier Gemeinden im Norden der Deutschsprachigen Gemeinschaft (Eupen, Kelmis, Lontzen und Raeren) sowie durch die benachbarte französisch-

sprachige Gemeinde Bleyberg (Plombières) gegründet. Getra-gen wird sie durch eine VoG, in der sich die erwähnten Gemein-den und ihre ÖSHZ mit dem Fonds Rosewick-Keutgen sowie der Öffentlichen Wohnungsbaugesellschaft Nosbau zusammenge-schlossen haben.

Aber wozu eigentlich diese Initiative, die sowohl seitens eines philanthropischen Fonds als auch von Seiten der Stiftung selbst eher ungewöhnlich ist? Für eine Erklärung muss man einige Jahre zurückgehen in eine Zeit, als der Verwaltungs-ausschuss des Fonds Rosewick-Keutgen sich eines erhöhten sozialen Bedarfs im Norden der Deutschsprachigen Gemein-schaft bewusst wurde: Was fehlte, waren ein privater Markt für preisgünstigen Wohnraum sowie ein auf dem Wohnungs-markt tätiger Akteur, der sich speziell um einkommensschwa-che Menschen kümmerte.

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Im Einklang mit dem Wunsch seiner StifterGründer, jenen Bür-gern des Eupener Lands zur Seite zu stehen, die „in prekären Bedingungen leben“, unterstützt der Fonds seit mehreren Jahren lokale Vereinigungen, die soziale Zwecke verfolgen, darunter auch den Vinzenzverein. Auf rein privater Basis wurde dieser im Verwaltungsausschuss durch den Notar Jacques Roelants aus Stappers vertreten, der eines Tages das Thema auf den Tisch brachte: „Warum verfügt der Norden der Gemeinschaft eigentlich nicht über eine Soziale Immobi-liengesellschaft wie unsere unmittelbaren französischspra-chigen Nachbarn, wie die Gemeinden im Süden, wie eigentlich fast der gesamte Rest der Wallonie? Sollten wir nicht endlich handeln, um eine solche Gesellschaft zu gründen? Die ärms-ten Bevölkerungsgruppen haben nämlich keinen Zugang zu menschenwürdigem, bezahlbarem Wohnraum und dies wird zu einem immer drängenderen Problem!“

Und das Plädoyer war erfolgreich: Der Fonds entschied, sich zumindest über die Machbarkeit einer solchen Initiative zu informieren und gegebenenfalls selbst eine wichtige Rolle in diesem Projekt zu übernehmen. Unter Leitung seines Präsiden-ten Yves Noël bemühte sich der Verwaltungsausschuss des Fonds, das politische und soziale Werkzeug SIA in allen Details zu ergründen. Dazu gab es wohl keine bessere Quelle als die einzige, in der Deutschsprachigen Gemeinschaft tätige Soziale Immobilienagentur, nämlich die SIA ‘Wohnraum für Alle’, die ihren Sitz in St. Vith hat. Der Besuch dort wie auch die zahlreichen Gespräche waren sehr überzeugend: ‘Wohnraum für Alle’ ist ein gutes Beispiel für das perfekte Funktionieren einer solchen Institution und gleichzeitig eine äußerst wirkungsvolle Antwort auf konkreten Bedarf. Es war jedoch noch nötig, die Gemeinden im Norden von einem sol-chen Schritt zu überzeugen. Und was vor den Kommunalwahlen im Oktober 2012 aufgrund zahlreicher Blockaden hier und da noch undenkbar schien, rückte durch die neuen Mehrheitsver-hältnisse glücklicherweise in den Bereich des Möglichen.

WAS IST EIGENTLICH EINE SOZIALE IMMOBILIENAGENTUR? Eine SIA wird als Vermittler zwischen den Vermietern und den Wohnraum suchenden Mietern tätig. Sie schleust neu (oder wieder) hygienisch einwandfreien Wohnraum in den Miet-kreislauf, so dass Haushalte in prekären Lebensumständen oder mit geringem Einkommen davon profitieren können.Eine SIA sucht nach der bestmöglichen Übereinstimmung zwischen dem Angebot an verfügbarem Wohnraum und dem auf lokaler Ebene festgestellten sozialen Bedarf; sie schließt Verträge zur Verwaltung oder Vermietung mit den Besitzern ab; sie gewährleistet nötigenfalls eine Schlichtung zwischen den Vermietern und den in sozialen Schwierigkeiten befindli-chen Mietern. Jedem potentiellen Mieter garantiert sie eine individuelle und an seinen Bedarf angepasste Betreuung.

WER KANN DIE DIENSTE EINER SIA IN ANSPRUCH NEHMEN?Auf Seiten der Besitzer kann dies jeder tun, der Eigentum ver-mieten und die mit dessen Verwaltung verbundenen Unan-nehmlichkeiten vermeiden möchte. Seitens der Mieter kann jeder Haushalt oder jede Einzelperson mit geringem oder pre-kärem Einkommen die Dienste in Anspruch nehmen. Gemäß den Kriterien der wallonischen Region sind dies besteuer-bare Jahreseinkommen, die 25.700 Euro bei einer Einzelper-son oder 32.100 Euro bei gewöhnlich zusammenlebenden Personen nicht übersteigen. Diese Beträge erhöhen sich um 2.400 Euro je zu Kind zu Lasten.

Vorteile für die Besitzer: Die Suche nach einem Mieter, die Abfassung des Mietvertrags und der Bestandsaufnahme, die Kontrolle der ordnungsgemäß eingehaltenen Pflichten des Mieters – all dies übernimmt die SIA gegen eine kleine Gebühr. Sie garantiert die Mietzahlungen, eine Kontrolle der Instandhaltung des Wohneigentums durch den Mieter sowie die Instandsetzung im Fall von Schäden, die Befrei-ung von oder eine Verringerung der Grundsteuer, Hilfen bei der Sanierung und Anpassung des Wohnraums an gesetz-liche Vorschriften …

Die Mieter ihrerseits profitieren vom Angebot eines preis-günstigen Wohnraums, der ihrem Bedarf und ihrer familiä-ren Situation entspricht, von einer sozialen Betreuung und der Gewissheit, ein Zuhause bewohnen zu dürfen, das den Minimalanforderungen des Gesundheitsschutzes entspricht.

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DEUTSCHLANDNIEDERLANDE

Plombières

Lontzen

Eupen

Raeren

Kelmis

DAS VERTRAUEN UND DIE MITTELDer Fonds nahm also den Pilgerstab auf und sein Präsident Yves Noël wurde zum Vermittler in diesem Projekt. Er versam-melte die starken Kräfte des Sozialen und des Wohnungsbau-sektors und erreichte zudem, dass sich auch die Öffentliche Wohnungsbaugesellschaft Nosbau als unverzichtbarer Part-ner dem Projekt anschloss. Nun blieb nur noch, den Gemeinden zu zeigen, dass ihre Betei-ligung an der SIA nicht dazu führen würde, dass sie mittel- und langfristig vor unliebsamen finanziellen Überraschungen stehen würden … Und ein Hindernis zu beseitigen, nämlich die obliga-torische Schwelle von 50.000 Einwohnern: Zweckmäßigerweise schloss sich die Gemeinde Bleyberg, die bis dahin noch in keine SIA eingetreten war, den 4 Gemeinden im Norden der Gemein-schaft an. Als Nachbargemeinde von Kelmis und Lontzen, grenzt sie an die erste zitierte Gemeinde beim berühmten Ort des Dreiländerecks Belgien, Deutschland und Niederlande: Und so war auch der Name schnell gefunden – Tri-Landum!

Bei sämtlichen Schritten konnte der Fonds sich von Anfang an auf die vollumfängliche Unterstützung der König-Baudouin-Stif-tung verlassen, und zwar nicht nur bei der Lobbyarbeit oder ‘Advocacy’, die zu ihren üblichen Methoden gehört, sondern auch in finanzieller Hinsicht. Die Gründung einer VoG sowie die juristisch-technische Konstituierung der SIA erforderten umfangreiche Mittel, einerseits zur Finanzierung einer vorbe-reitenden Mission, andererseits um die Gemeinden durch eine Bekräftigung der finanziellen Solidität des Projekts zu beruhi-gen. Nachdem die Stiftung einen entscheidenden Startbeitrag beigesteuert hatte, verpflichtete sich der Fonds Rosewick-Keut-gen seinerseits für eine Dauer von drei Jahren zur Zahlung von 25.000 € jährlich. Die Gemeinden hingegen tragen jährlich 10.000 € bei (was 0,20 € pro Einwohner entspricht).

KOMPLEMENTARITÄT, SOLIDARITÄTWie wird die Agentur funktionieren? Die Rollenverteilung ist klar: Die soziale Wohnungsbaugesellschaft Nosbau ist verant-wortlich für den technischen Bereich sowie als Vertragspartner (durch ihr umfangreiches Knowhow ist sie als Ansprechpartne-rin für die Mieter bestens geeignet), während die SIA Tri-Landum eine soziale und politische Rolle übernimmt: Sie garantiert den Dialog zwischen sämtlichen beteiligten Instanzen sowie die Nachhaltigkeit des Projekts. Die beiden Institutionen stehen keinesfalls in Konkurrenz zueinander (die durch Nosbau ver-walteten staatlichen Sozialwohnungen werden nicht über den privaten Mietmarkt vergeben). Sie ergänzen sich und sind damit natürliche Verbündete.

Yves Noël möchte dies besonders unterstreichen: „Die ver-antwortlichen Politiker handeln hier aus einer Bewegung der Solidarität heraus. Die SIA ist zu einem Ort der Zusammenar-beit zwischen den Gemeinden und den ÖSHZ geworden.“ Dar-über hinaus bindet die Initiative ohne Schwierigkeiten weitere Akteure des sozialen Vereinswesens, philanthropische sowie technische Akteure ein. Das Rezept von Tri-Landum lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: Zusammenarbeit und Synergie.

Mitte Mai 2016 wartete die SIA immer noch auf die Zulassung durch die wallonischen Region. Dank der Unterstützung der Deutschsprachigen Gemeinschaft bei der Verpflichtung eines Koordinators bereitete sie sich aber darauf vor, ihre Tätigkeit nun endgültig zu starten. Die Bestimmung potentieller Vermieter hat inzwischen begonnen und sie hat bereits gezeigt, wie vielverspre-chend das Potential dieses Social Business-Unternehmens ist.

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GELUNGENE AUFNAHME UND ERFOLGREICHE INTEGRATION DER FLÜCHTLINGEEINE INVESTITION IN DIE ZUKUNFT

Die König-Baudouin-Stiftung setzt sich seit über zehn Jahren im Bereich Migration/Integration ein, und so konnte sie sich gegenüber dem Schicksal der ab dem Sommer 2015 massiv nach Europa strömenden Flüchtlinge keinesfalls gleichgültig zeigen. Gestärkt durch die langjährige Erfahrung war es ihr Wunsch, in Abstimmung mit den Behörden und der Zivilgesellschaft diesen Herausforderungen kurz-, mittel- und langfristig angemessen zu begegnen.

Und so entschied die Stiftung, ab September 2015 umfangrei-che finanzielle Mittel bereitzustellen und einen auf mehrere Etappen angelegten Aktionsplan umzusetzen. Während der ersten Phase galt das Augenmerk vor allem der Aufnahme der Flüchtlinge, wobei drei wesentliche Bereiche unterstützt wur-den: Community Interpreting, Information und Sensibilisierung der Bevölkerung sowie die Betreuung von Freiwilligeninitiativen. Am Ende dieser ersten Phase, deren Maßnahmen von den Mit-wirkenden vor Ort stark begrüßt wurden, initiierte die Stiftung im Dezember 2015 eine zweite Etappe, um Integration aktiv zu unterstützen. Das entsprechend für 2016 und 2017 eingeplante Budget wird es vor allem ermöglichen, Wohnungs- und Betreu-ungsprogramme für unbegleitete Minderjährige sowie Projekte für mentale Gesundheit zu finanzieren.

EINE KRISE UNGEAHNTEN AUSMASSESDer Ansturm von Asylsuchenden in Europa hat inzwischen ein bei-spielloses Niveau erreicht. Im Jahr 2015 kamen mehr als 1 Million Menschen – Männer, Frauen und Kinder – auf dem europäischen Kontinent an. Eine große Mehrheit dieser Flüchtlinge (mehr als 940.000) ist vor den Konflikten im Nahen Osten, in Asien und in

Afrika geflohen und hat in unseren Ländern Asyl beantragt. Auch Belgien war von dieser Krise stark betroffen. Für das Jahr 2015 wurden hier 35.476 Asylanträge registriert, wobei es im Laufe der zweiten Jahreshälfte zu einer starken Steigerung kam. Wichtigste Herkunftsländer dieser Flüchtlinge sind der Irak, Syrien und Afgha-nistan. „Am Ende des Sommers hat die Stiftung angesichts dieser Krise, die übrigens die belgische Bevölkerung stark mobilisiert hat, entschieden, ebenfalls darauf zu reagieren, auch wenn diese ganze Problematik eigentlich nicht zu ihrem ursprünglichen Strategieplan gehörte“, erläutert Françoise Pissart, eine der Direktorinnen der König-Baudouin-Stiftung. „Einer der Gründe lag natürlich in der Dringlichkeit, wesentlich war aber auch die mittel- und langfristige Perspektive dieser menschlichen Tragödie.“

KURZFRISTIG DIE AUFNAHME-UND ERSTVERSORGUNGSEINRICHTUNGEN UNTERSTÜTZENEine vertiefte Analyse, bei der den öffentlichen Körperschaften wie auch der Zivilgesellschaft genau zugehört wurde, hat es ermöglicht, die Schwierigkeiten und den Bedarf vor Ort nach-zuvollziehen und sinnvolle Aktionsnischen zu bestimmen. Im September 2015 wurden 900.000 Euro bereitgestellt, um drei

1 Eurostat-Zahlen

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Einsatzbereiche zu unterstützen: Community Interpreting, Information und Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung rings um die Erstaufnahmeeinrichtungen und die Betreuung von Bürgerinitiativen.

Gegenseitiges Verständnis ist unbedingt erforderlichIn der Notlage der Erstaufnahme kann die Sprachbarriere ein wirkliches Hindernis darstellen. Um die Ankunft neuer Asylsu-chender zu bewältigen, standen die vier regionalen Agenturen (SeTISBruxelles, SeTIS Wallonie, Brussel Onthaal/Bruxelles Accueil und Agentschap Integratie Inburgering-EVA), die den verschiedenen Sozialdiensten Übersetzer und Dolmetscher zur Verfügung stellen, vor der dringenden Notwendigkeit, die Zahl dieser Mitarbeiter rasch zu erhöhen, wobei Arabisch besondere Priorität hatte. Die König-Baudouin-Stiftung hat entschieden, den Agenturen eine Gesamtsumme von 250.000 Euro zu gewäh-ren, damit sie zusätzliches Personal einstellen können.

Information und Sensibilisierung der BevölkerungAngesichts eines derartigen Zustroms schwanken die Meinun-gen innerhalb der Bevölkerung zwischen Furcht und dem Wunsch zu helfen. Es ist deshalb wichtig, sowohl mit dem guten Willen als auch mit der Angst oder anderen negativen Gefühlen sinn-voll umzugehen. Nach Anhören der Akteure vor Ort stellte sich heraus, dass die Bevölkerung vor Ort verstärkt informiert werden sollte, vor allem in der Nähe von kollektiven Erstaufnahmeein-richtungen und in Schulen. Die etablierten Organisationen hatten bereits vorher derartige Informationskampagnen für die Bevölke-rung geplant und umgesetzt – Faltblätter, Infoveranstaltungen, Koordination mit lokalen Behörden usw. Die Eröffnung neuer Zentren in mehreren Kommunen Ende 2015 machte jedoch die Mobilisierung zusätzlicher Mittel erforderlich. Die Stiftung hat deshalb entschieden, den neuen, durch Fedasil und das Belgische Rote Kreuz/Het Rode Kruis-Vlaanderen verwalteten Strukturen eine Unterstützung von 300.000 Euro zu gewähren.

Betreuung des ehrenamtlichen EngagementsSchon in den ersten Wochen führte die Krise in den Erstaufnah-meeinrichtungen zu einer Welle der Solidarität; das Spenden-aufkommen sowie die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit nahmen deutlich zu. Die NGO wurden förmlich überrannt von Angeboten, die nur schwer in die richtigen Kanäle gelenkt wer-den konnten: Gebracht wurden vor allem Kleidung und Nah-rungsmittel, es wurde Wohnraum angeboten und vieles mehr. Gleichzeitig entstanden neue Initiativen, vor allem im Bereich der Patenschaften. Um mit dieser Situation fertig zu werden und die Begleitung der lokalen ehrenamtlichen Arbeit zu verstärken, hat die Stiftung den Dachverbänden zur Koordinierung dieser Aktivitäten, in die Bürger und Flüchtlinge involviert sind, 250.000 Euro zur Verfügung gestellt. Dieses Geld ging an Caritas Belgien, an das Belgische Rote Kreuz, an Het Rode Kruis-Vlaanderen, Ciré und das Vluchtelingenwerk Vlaanderen.

DIE AUFNAHME DER FLÜCHTLINGE – EINE BÜRGERBEWEGUNGIm Oktober 2015 hat die Stiftung eine Projektausschreibung gestartet, um Initiativen zu unterstützen, deren positive Wirkung auf die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen längst bekannt sind. Patenschaft oder Mentoring: Ihr Grundprinzip ist es, Paare zu bilden, bei denen auf der einen Seite eine Privatperson oder eine lokale Familie steht und auf der anderen ein oder mehrere Flüchtlinge. Ursprünglich waren dafür 100.000 Euro vorgesehen. Angesichts des riesigen Erfolgs dieser Projektausschreibung (97 Kandidaten) hat der Verwaltungsrat der Stiftung im Dezember 2015 entschieden, das Budget auf 300.000 Euro zu erhöhen, so dass 40 Projekte ausgewählt werden konnten, die im Verlauf des Jahres 2016 umgesetzt werden. Die Vielseitigkeit der berücksich-tigten Projekte zeugt von der Kreativität ihrer Urheber sowie von deren Fähigkeit, ihr Engagement an die Aufnahmebedingungen der Flüchtlinge, an deren Bedarf sowie deren Perspektiven in Bezug auf eine künftige Integrierung anzupassen.

INITIATIVEN IN DEN VIERTELN FÖRDERNDie dem Roten Kreuz gewährte Hilfe ermöglicht es einerseits, weitere Sensibilisierungskampagnen für die Anwohner der neuen Aufnahmezentren zu entwickeln. Andererseits ist es der Organisation wichtig, die Betreuung von Wohnvierte-linitiativen rings um diese Zentren zu unterstützen und zu stärken. „Speisen aus aller Welt“, Sport, Näh-Workshops … all dies schafft eine soziale Bindung zwischen Flüchtlingen und Bewohnern. Begegnung ermöglicht den Abbau von Vor-urteilen und trägt zu einem positiven Bild des Anderen bei.

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MITTEL- UND LANGFRISTIG DIE INTEGRATION FÖRDERNMittel- und langfristig wird es von wesentlicher Bedeutung sein, ob und wie es gelingt, die Flüchtlinge in das soziale Netz zu integrieren. Dies stellt uns alle vor enorme Herausforde-rungen, und so hat die Stiftung entschieden, diesem Ziel in den Jahren 2016 und 2017 eine Summe von 4 Mio. Euro zu widmen. In Abstimmung mit den zuständigen Ministerien und den zivilgesellschaftlichen Organisationen werden die Mittel in drei Bereiche aufgeteilt: Betreuung unbegleiteter Minder-jähriger, psychologische Unterstützung für durch die Flucht traumatisierte Personen sowie Schaffung von angemessenem Wohnraum. Die Stiftung wird übrigens auch weiterhin zur Ein-bindung der belgischen Bevölkerung in den Integrationspro-zess beitragen, indem 2016 und 2017 zwei neue Projektaus-schreibungen erfolgen.

Betreuung von MinderjährigenSeit Beginn der Krise kommen jeden Monat gut 800 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMFL) nach Belgien, also zehn Mal mehr als in den Jahren davor. Trotz eines gut strukturierten Auf-nahmesystems steigt der Bedarf in diesem Bereich explosionsar-tig an und die Herausforderungen bei der Begleitung hin zu einer gewissen „Autonomie“, wenn die jungen Leute die speziell für sie gedachten Strukturen verlassen, werden sich entsprechend ver-vielfältigen. Ab dem Jahr 2016 wird die Stiftung ein dreifaches Ziel verfolgen: die Kapazitäten derjenigen Organisationen stär-ken, die seit langem UMFL in ihre Obhut nehmen; diesen dabei behilflich sein, ihre Erfahrungen an die Kommunen und die CPAS weiterzugeben; und gleichzeitig auf europäischer Ebene gemein-sam mit anderen Stiftungen im Rahmen des European Programm for Integration and Migration (EPIM) nach Lösungen suchen.

Psychologische BetreuungDie Bedingungen bei der Flucht aus dem Heimatland, die gefähr-lichen Routen der Migranten wie auch das Leben im Exil können manchmal heftige Traumata auslösen. Für eine gelungene Integra-tion ist es unabdingbar, diese Traumata zu behandeln und zu über-winden, und so stehen die Fachleute im Bereich mentale Gesund-heit auch hier vor erhöhtem Bedarf. Die Stiftung möchte zu einer Ausweitung des bereits existierenden Fachwissens hinsichtlich der psychologischen Hilfe für Flüchtlinge beitragen. Aus diesem Grund finanziert sie Initiativen zur Weiterbildung und zur Weiter-gabe entsprechender Kompetenzen zur Betreuung von Erwachse-nen wie auch von Kindern, vor allem in schulischer Hinsicht.

WohnraumBeim Verlassen der Erstaufnahmezentren stellt sich als erste Etappe des Integrationsprozesses die Frage nach dem Dach über dem Kopf. Angesichts der massiven Nachfrage und dem starken Mangel an geeignetem Wohnraum ist es unverzichtbar, neue Lösungen zu finden. Wunsch der Stiftung ist es, hierbei aktive Hilfestellung zu leisten, und zwar nicht nur den Flücht-lingen, sondern auch den von Wohnraummangel betroffenen sozial benachteiligten Menschen in unserem Land. Dazu wer-den mehrere Wege ausgelotet, die vor allem Mietkautionen und soziale Investitionen betreffen.

UND MORGEN?Die Krise, vor der wir seit dem Sommer 2015 stehen, ist noch lange nicht zu Ende. „Uns erwarten immer noch zahlreiche Herausfor-derungen“, erklärt Françoise Pissart abschließend. „Sie betreffen einerseits die Integration von Asylsuchenden, wenn diese aner-kannt sind, wie es für eine Mehrzahl der Syrer der Fall sein dürfte. Diese Personen müssen dann unsere Sprache lernen sowie eine Wohnung und eine Arbeit finden. Neben den Erwachsenen dürfen wir die sehr zahlreichen Kinder nicht aus dem Blick verlieren und müssen so viel wie irgend möglich in diese ersten Lebensjahre investieren. Genau wie Frauen können nämlich auch Kinder sehr positive Hebel für sozialen Zusammenhalt sein. Andererseits riskieren wir, im Fall all jener, die kein Asyl erhalten, Massen an Menschen ohne Ausweispapiere zu schaffen. Ihnen muss sicher-lich durch die traditionellen Akteure im Kampf gegen die Armut in unserem Land geholfen werden. Auch hier wird die Stiftung mithilfe der zahlreichen von ihr verwalteten Fonds, die im Bereich Armut aktiv sind, weiterhin all jene unterstützen und ermutigen, die ihre unverzichtbare humanitäre Arbeit leisten.“

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DAS EHRENAMTEINE DER GRUNDLAGENUNSERER GESELLSCHAFT

Jeden Tag arbeiten in unserem Land Tausende von Vereinigungen in so unterschiedlichen Bereichen wie dem Kampf gegen Armut, Gesundheit, Sport, Kultur oder auch Umweltschutz. Sie leisten einen erheblichen Beitrag zur belgischen Gesellschaft.

Welche Rolle spielt das Ehrenamt in unserer Gesellschaft? Wer sind diese Männer und Frauen, die Zeit und Energie opfern und dabei ihre ganze Sachkenntnis einsetzen? Welche wirtschaft-liche Bedeutung hat unbezahlte Arbeit im Verhältnis zum gesamten Tätigkeitsvolumen Belgiens? Im Jahr 2015 hat die König-Baudouin-Stiftung Forscher der Universitäten Lüttich und Gent mit einer quantitativen Analyse beauftragt, um ein präzises Bild der Freiwilligenarbeit in unserem Land zu erlangen.

EIN IN ZAHLEN AUSGEDRÜCKTES PROFIL DER EHRENAMTLICHEN ARBEIT„Verarmung, Dualisierung, Überalterung der Bevölkerung: Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen, die die wichtige Rolle des Freiwilligendienstes in unserer Gesellschaft noch offensichtlicher machen“, erklärt Benoît Fontaine, Berater bei der König-Baudouin-Stiftung. „Von mehr als 100.000 Verbän-den, die von der Zentralen Datenbank der Unternehmen erfasst sind, beschäftigen weniger als ein Fünftel (etwa 19.000) fest angestellte Mitarbeiter; die anderen funktionieren nur dank ehrenamtlicher Mitarbeiter. Das Ehrenamt bildet somit eine unverzichtbare Säule des Vereinssektors, das einen Bedarf abdeckt, der von anderer Stelle nicht gedeckt wird.“ Die Studie ‚Le volontariat en Belgique (Die Freiwilligenarbeit in Belgien)’ 1

beruht erstmals auf äußerst solidem Datenmaterial, nachdem man bis dahin nur auf unvollständige oder überholte Daten

zurückgreifen konnte. Auf Anregung der König-Baudouin-Stif-tung wurde Ende 2014 der Arbeitskräfte-Erhebung, die der FÖD Wirtschaft jedes Jahr durchführt, ein Abschnitt zur „Freiwilli-genarbeit”hinzugefügt.

Fast 10.000 für die Bevölkerung repräsentative Personen wurden bei sich zu Hause befragt, auf Basis einer durch die Internationale Arbeitsorganisation (OIT) entwickelten Methodologie. Diese Zah-len sind sehr nützlich und ermöglichen es, rein subjektive Eindrücke hinter sich zu lassen und so echtes Gewicht in der politischen und sozialen Debatte zu erlangen. Die Veröffentlichung dieses Berichts im Oktober 2015 war für die Stiftung ein Anlass, sich Gedanken über die Entwicklung der ehrenamtlichen Arbeit zu machen. Dies geschah im Rahmen eines Kolloquiums, bei dem die wichtigsten Plattformen dieses Sektors zu Wort kamen: die Plateforme franco-phone du Volontariat, das Vlaams Steunpunt Vrijwilligerswerk, die Federatie Sociaal-Cultureel Werk und Caritas Belgien.

1 Die Ergebnisse können über die Website gutesache.be heruntergeladen werden.

Gemäß dem belgischen Gesetz von 2005 bezeichnet man als ehrenamtliche Arbeit eine Tätigkeit, für die es keinerlei Bezahlung, Verpflichtung oder Suche nach persönlichem Profit gibt und die im Rahmen einer Organisation ausgeübt wird. Die OIT hingegen verwendet eine Definition, die auch die informelle Freiwilligen-arbeit mit einschließt (beispielsweise die Betreuung von Ange-hörigen), auch wenn diese außerhalb einer Organisation erfolgt.

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EINER VON FÜNF BELGIERNDie Studie zeigt auch, dass die Kultur des Ehrenamts leben-dige und starke Realität in Belgien ist. Ein Achtel (12,5%) – und wenn man das informelle Ehrenamt mitrechnet, sogar ein Fünftel (19,4%) – aller Belgier erbringt Leistungen, für die er keine Bezahlung erhält. Insgesamt leisten die Freiwilligen 221,2 Mio. Stunden ehrenamtlicher Arbeit pro Jahr, das ent-spricht 4,1% des jährlichen Beschäftigungsvolumens. Diese Zahl zeigt deutlich, welches Gewicht die Freiwilligenarbeit für unsere Wirtschaft hat. Zum Vergleich: Diese Zahl liegt weitaus höher als jene des Finanzsektors, der insgesamt 176,3 Mio. Arbeitsstunden erbrachte. Wenn diese Raten in Flandern und der Wallonie auch relativ gleich sind, so bleibt doch festzuhal-ten, dass der Prozentsatz der Bevölkerung, die ehrenamtliche Arbeit leistet, in Brüssel weitaus niedriger liegt als im Rest des Landes (7,2% gegenüber 12,5% im nationalen Durchschnitt), obwohl proportional gesehen der Bedarf in der Hauptstadt sehr viel höher ist als anderswo. Vier Bereiche dominieren diesen Sektor: Sport, Kultur, soziale Dienstleistungen und Bildung. Dass die Gesundheitsbranche extrem schwach vertreten ist, liegt sicher an der Tatsache, dass dieser Bereich spezifische Kompetenzen erfordert.

DEN VEREINSSEKTOR FÖRDERNNeben seiner staatsbürgerlichen Bedeutung stellt die ehren-amtliche Arbeit eine unverzichtbare Ergänzung zur bezahlten Arbeit dar, insbesondere wenn letztere aufgrund fehlender Mittel nicht möglich ist (z. B. im Rahmen der Begleitung älte-rer oder sozial schwacher Menschen, wie dies immer häufiger der Fall ist). Die Stiftung unterstützt mehrere Hundert Freiwil-ligenorganisationen durch finanzielle Mittel. Im Rahmen ihres Programms „Gesellschaftliches Engagement“ hat sie 2012 das „Observatorium des Vereinswesens”ins Leben gerufen, um den Vereinssektor zu fördern. Dessen Aufgabe ist es, Jahr für Jahr Tendenzen, Entwicklungen und Herausforderungen in diesem Bereich auf der Basis objektiver Daten zu bestimmen.

Das Observatorium erstellt vor allem das „Barometer der Verbände“, eine Untersuchung, bei der jedes Jahr gut 700 Leiter von Verbänden über die Entwicklung ihrer finanziellen Ressourcen sowie den Grad ihres Vertrauens in die Zukunft befragt werden. In der 6. Ausgabe von 2015 bestätigt sich eine Feststellung, die bereits 2012 getroffen wurde: Der Sektor ist eines der am stärksten betroffenen Opfer der Wirtschafts-krise, denn er erhält nun weniger Zuschüsse und muss sich deshalb ständig anpassen, um neue finanzielle Mittel zu fin-den. Die Organisationen müssen in der Lage sein, sich stetig neu zu erfinden und ihre Strukturen weiterzuentwickeln.

GUTESACHE.BEDie Website gutesache.be ist ein Aushängeschild des Ver-einssektors. Sie soll Philanthropie, Spendenbereitschaft und Engagement fördern. Auf der Website sind Informationen zu mehr als 4.000 Verbänden in Belgien erfasst, die allgemein zur Verfügung stehen. Ein Suchmodul stellt den Kontakt her zwi-schen Personen, die sich engagieren möchten, und den nach Freiwilligen suchenden Verbänden. Die im Januar 2015 im Rah-men des „Observatoriums des Vereinswesens”freigeschaltete Website erfreut sich wachsender Beliebtheit und wird wohl fast 100.000 Einzelbesucher pro Jahr erreichen. Diese Zahl belegt das starke und echte Interesse für ehrenamtliche Arbeit in unserem Land eindrucksvoll.

WIE SIEHT DER TYPISCHE FREIWILLIGE AUS?In unserem Land ist der „typische”Freiwillige zwischen 40 und 49 Jahren alt, geht einer Erwerbstätigkeit nach und lebt in einer Beziehung mit Kindern. Sämtliche Bevölkerungsgruppen sind dabei vertreten und im Gegensatz zur landläufigen Meinung fin-den sich dabei Senioren proportional nicht häufiger als andere Teile der Bevölkerung. Zwei positive Feststellungen sollten wir näher betrachten. Die starke Bedeutung virtueller Kontakte hin-dert junge Menschen nicht daran, sich in der Freiwilligenarbeit zu engagieren: Menschen von 20 bis 24 Jahren sind nämlich Genau diejenigen, die am meisten ehrenamtlich arbeiten. Zum Zweiten ist auch die Geschlechtergleichheit auf einem guten Weg und der Abstand zwischen männlichen und weiblichen Freiwilligen hebt sich langsam auf. Mit einem kleinen Wermut-stropfen allerdings: Die Männer bleiben wie bisher überreprä-sentiert in leitenden und hoch qualifizierten Positionen, während die Frauen vor allem im Dienstleistungsbereich vertreten sind.

BILDUNG UND SOZIALE EINGLIEDERUNGDie größte Herausforderung besteht in der Abhängigkeit der Frei-willigenarbeit vom Bildungsniveau. Allgemein kann man sagen, dass die Freiwilligenrate mit dem erlangten Diplom ansteigt. „58% der ehrenamtlichen Tätigkeit werden in Belgien durch Men-schen erbracht, die einen Hochschulabschluss besitzen. Und ganz allgemein stellt der Bericht eine Unterrepräsentierung der-sozial und wirtschaftlich schwächsten Bevölkerungskategorien fest.” So engagieren sich – von den Studenten einmal abgese-hen – erwerbstätige Personen signifikant häufiger ehrenamtlich (57% der Freiwilligen stehen im Berufsleben).

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DER ARMENFONDS: FREIWILLIGE AN VORDERSTER FRONTIm Laufe der vergangenen zehn Jahre hat der Armenfonds der König-Baudouin-Stiftung 438 Projekte unterstützt, und zwar mit einer Gesamtsumme von 3,3 Millionen Euro. Der im Jahr 2015 gestartete Projektaufruf richtete sich insbesondere an kleine Vereinigungen, die möglichst viele Freiwillige einsetzen, um innovative Projekte im Kampf gegen die Armut umzuset-zen. Zu den 30 berücksichtigten Projekten gehört beispiels-weise ‚Tournevie, de Brusselse bibliotheek voor werktuigen (Tournevie, die Brüsseler Werkzeugbibliothek)‘. Gegen einen minimalen Jahresbeitrag kann man dort die unterschiedlichs-ten Werkzeuge für Reparaturen wie auch zur Renovierung und Instandhaltung des Eigenheims ausleihen. In Workshops können Interessierte zudem lernen, selbst Reparaturen und Renovierungen auszuführen, was die Autonomie und die Mög-lichkeit zur sozialen Wiedereingliederung im Viertel stärkt.

ALLE VIP: FREIWILLIGE SO SCHULEN,DASS SIE BEGÜNSTIGTE IN IHRERSOZIAL SCHWACHEN SITUATION BESSER BEGLEITEN„Armut ist eine Herausforderung, der sich Freiwillige häufig gegenübersehen, und zwar in unterschiedlichen Bereichen: im Sozialen und in der Gesundheit, aber auch in der Lehre und beim Sport“, hebt Pascale Taminiaux, Projektleiter bei der König-Baudouin-Stiftung hervor. Wie können diese Herausfor-derungen berücksichtigt und gleichzeitig Vorurteile abgebaut werden? Einige Beispiele: Darf man arm sein und dennoch ein Smartphone besitzen? Darf man ein Lebensmittelpaket oder bestimmte Kleider bei der Kleiderhilfe zurückweisen?

Damit die Begleitung der Begünstigten durch Freiwillige in der Föderation Wallonie-Brüssel optimal klappt, hat die Stiftung gemeinsam mit der Kooperative Cera die Schulung ‚Tous VIP, Volontairement Impliqués en Pauvreté (Alle VIP, Freiwillige Gegen Armut)’ ins Leben gerufen. Das Programm entstand unter Mitwirkung des Belgischen Roten Kreuzes, des Walloni-schen Netzwerks für Armutsbekämpfung, der Plate-forme fran-cophone du Volontariat und Vivre Ensemble. Koordiniert wurde das Projekt durch das Centre pour la Formation et l’Intervention Psychosociologiques (CFIP, Zentrum für Psychosoziologische Ausbildung und Intervention). Seit 2015 werden diese Schulun-gen durch das Belgische Rote Kreuz durchgeführt.

Sie stützen sich dabei auf eine Analyse, die bei den Verbän-den und Freiwilligen, aber auch bei Personen in prekären Lebensumständen durchgeführt wurde und die eine prakti-sche Bestandsaufnahme der Mechanismen und Realitäten von Armut erbringt: Animationen rings um Fakten und Zah-len, Rollenspiele, Erfahrungsberichte usw. ‚Tous VIP/Alle VIP‘ war 2015 sehr erfolgreich und konnte über 500 Freiwillige begrüßen, die diese Schulung absolvierten. 2016 wird das Programm, das in verschiedenen Städten stattfindet, mit 12 Tagesmodulen fortgesetzt. Auf der Website tousvip.be kön-nen Freiwillige sich informieren und anmelden.

Dabei stellt die Freiwilligenarbeit als Faktor für die Humanisierung und Demokratisierung der Gesellschaft ein wichtiges Sprungbrett für soziale Eingliederung dar. Deshalb ist es so wichtig, einen Rahmen zu schaffen, der Engagement anregt, und die Schlüssel-faktoren für deren Entwicklung zu unterstützen, besonders eine Weiterbildung derjenigen, die sich gerne einbringen möchten.

EIN BAHNBRECHENDER ANSATZAm Ende dieser ersten Studie haben sich für die König-Bau-douin-Stiftung zwei Ziele herauskristallisiert. So sollte eine solche Analyse zum besseren Verständnis dieser Entwicklung über längere Zeit hinweg regelmäßig wiederholt werden, bei-spielsweise alle drei Jahre. Zweitens hat die Stiftung in Europa echte Pionierarbeit geleistet, denn derartige Zahlen sind heute nur in wenigen Ländern verfügbar (Italien, Polen und Ungarn). Es müssen deshalb weitere Mitgliedsstaaten ermutigt werden, sich dieser Aufgabe zu widmen. Die Ergebnisse könnten so euro-paweit verglichen werden und ein tieferes Verständnis der Rolle der Freiwilligenarbeit beim Prozess hin zu einem sozialen und bürgernahen Europa würde ermöglicht.

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KUNST IM FOKUS: DIE RESTAURIERUNGDES BUNTGLASFENSTERS VON OULTRES

Dank einem privaten Gönner und der Unterstützung dreier Mäzenatsfonds der König-Baudouin-Stiftung erstrahlt nun ein echtes Juwel unter den Buntglasfenstern des Mittelalters in neuem Glanz.

Was lange währt, wird endlich gut… Das Glasgemälde der Bekeh-rung des Paulus und der Aufnahme Marias in den Himmel von 1530, das nach dem Namen seines ursprünglichen Stifters auch Bunt-glasfenster des Léon d‘Oultres genannt wird, hat den strahlenden Glanz früherer Zeiten wiedergefunden, nachdem es fast 70 Jahre lang wohl verwahrt in Kisten geruht hatte. Am 24. September 2015 fand dieses Meisterwerk, eines der schönsten Zeugnisse mittel-alterlicher Glasgemäldekunst, auf würdige Weise seinen Platz in der St.-Pauls-Kathedrale in Lüttich wieder. Möglich wurde dies vor allem durch die Unterstützung von drei Mäzenatsfonds der König-Baudouin-Stiftung.

DIE ENTSTEHUNG DIESES PROJEKTSDie St.-Pauls-Kathedrale in Lüttich kann sich einer ganzen Reihe altehrwürdiger Glasgemälde rühmen, die im Laufe der Jahrhun-derte mehreren Restaurierungen unterzogen wurden. Andere sind hingegen ganz verschwunden und die entsprechenden Leerräume wurden durch farbloses Glas ausgefüllt. Um dieses zu ersetzen, haben sich die Mäzene, Abbé Michel Teheux und seine Schwester Marie-Bernadette Teheux, entschlossen, dem kultu-rell bedeutsamen Bauwerk moderne Buntglasfenster zu stiften. Und so wurden im Jahr 2013 in diese Leerräume Buntglasfenster eingesetzt, die von Kim en Joong, einem südkoreanischen Maler, der in Frankreich arbeitet, und vom schweizerischen Künstler

Gottfried Honegger, einem der herausragendsten Vertreter des internationalen Art Concret, angefertigt wurden. Auf diese Weise ist ein Ensemble entstanden, in dem Alt und Neu in perfektem Einklang stehen und miteinander kommunizieren.

„Die St.-Pauls-Kathedrale verfügt über eine großartige Beson-derheit: Sie fördert einen harmonischen Dialog zwischen den Glasgemälden aus dem 16. und jenen aus dem 21. Jahrhundert“, erläutert Anne De Breuck. Sie ist die verantwortliche Koordinato-rin im Bereich Kulturerbe bei der König-Baudouin-Stiftung. „Die Integrierung moderner neuer Glasfenster im Kirchenschiff und in den anderen Kapellen gab zudem den Anstoß, sich endlich auch der Restaurierung der alten Buntglasfenster zu widmen.“ Das Buntglasfenster von Oultres ist das Letzte, das nun restau-riert wurde. Es besteht aus 257 Tafeln, die eine gründliche Res-taurierung benötigten: ein äußerst umfangreiches Unternehmen also, für das beträchtliche finanzielle Mittel nötig waren.

EINE GEMEINSAME INITIATIVEUm dieses Vorhaben erfolgreich durchführen zu können, haben die drei Fonds der König-Baudouin-Stiftung ihre Bemühungen mit denen der großzügigen Stifter Michel und Marie-Berna-dette Teheux vereint. Der Baillet-Latour-Fonds hat die Res-taurierung des Kirchenfensters selbst finanziert, während der

IN DER ST.-PAULS-KATHEDRALE IN LÜTTICH

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Richard-Forgeur-Fonds für die Renovierung des Maßwerks, also der steinernen Fensteröffnung, in die das Glasfenster eingesetzt werden würde, verantwortlich war. Der David-Cons-tant-Fonds war damit beauftragt, ein prachtvolles Werk über die Glasgemälde der Kathedrale herauszugeben.

Diese gelungene Zusammenarbeit hat sich als unverzichtbar erwiesen, um die für dieses Projekt nötige Summe von 186.000 Euro schultern zu können. Die positive Entscheidung des Bail-let-Latour-Fonds hat es möglich gemacht, anschließend auch die anderen Akteure mit ins Boot zu holen. Der Richard-Forge-ur-Fonds, der gerade erst durch die König-Baudouin-Stiftung ins Leben gerufen worden war, um die Restaurierung des archi-tektonischen Erbes von Lüttich zu unterstützen, war der ide-ale Ansprechpartner für ein solches Projekt. Der David-Cons-tant-Fonds schließlich wurde als Partner gewonnen, um die Bedeutung dieser Rettungsaktion durch die Veröffentlichung eines Kunstbands zu unterstreichen, das der bedeutsamen Geschichte dieses Monuments würdig ist. „Der Entschei-dungsprozess dauerte wirklich nicht lange“, erläutert Anne De Breuck. „Die verschiedenen Restaurierungsphasen haben ein Jahr gedauert, also eine relativ kurze Zeit, und die Zusammen-arbeit zwischen den drei Fonds verlief absolut reibungslos.

”Und sie fügt noch hinzu: „Eine solche Zusammenarbeit zwi-schen verschiedenen Mäzenatsfonds, die jeweils durch die Stiftung verwaltet werden, ermöglicht es, die Wirkung jedes Fonds vor Ort zu vervielfachen. Dank der Großzügigkeit einiger Mäzene konnte so ein Projekt zu einem guten Ende gebracht werden, an das vorher niemand geglaubt hatte. Im Ergebnis zeigt sich eine unglaubliche Farbleuchtkraft und ein großar-tiger ikonografischer Reichtum. Und – was vielleicht weniger zu erwarten war – gleichzeitig eine zauberhafte Harmonie mit dem Werk Gottfried Honeggers.“

DIE RESTAURIERUNG EINES MEISTERWERKSEin solches Restaurierungsprojekt erforderte in jedem Fall meisterliches Können, das der hohen Bedeutung dieses Bunt-glasfensters angemessen war. Die König-Baudouin-Stiftung arbeitete dabei Hand in Hand mit dem Königlichen Institut für das Kunsterbe (KIK-IRPA), mit dem bereits seit langem eine Part-nerschaft besteht. Das Projekt barg große Herausforderungen, denn ein Werk mit derart großen Maßen (80 m2) innerhalb der vorgesehenen Fristen, also binnen eines Jahres maximal, wie-derherzustellen, war in der Tat nicht einfach.

Mit der Manufacture Vincent-Petit im französischen Troyes entschied man sich deshalb für eine der besten Restaurations-werkstätten der Welt. Sie wurde vor allem deshalb ausgewählt, weil ihre hohen Kompetenzen und ihre Fähigkeiten, sämtliche Eingriffe mit extremer Sorgfalt und unter enger Zusammenar-beit mit den Leitern des Projekts durchzuführen, also den für das Kulturerbe zuständigen Verwaltungsbehörden der Wallonie und dem Wissenschaftlichen Beirat, weltweit anerkannt sind. „Bei den am stärksten betroffenen Tafeln hat die Restaurierung wahre Wunderwerke vollbracht“, freut sich Isabelle Lecocq, wis-senschaftliche Mitarbeiterin am IRPA.

„Dies gilt vor allem für eine Tafel, die den Heiligen Paul auf der Straße nach Damaskus darstellt: Infolge verschiedener Schäden war sie von größerer Distanz aus gesehen völlig unlesbar gewor-den. Deshalb mussten sämtliche Stücke abmontiert werden und bei einigen musste man sogar erst einmal nach dem ursprüngli-chen Platz suchen. Zudem mussten die Stücke aus der gleichen Epoche wieder zusammengefügt werden – es war wirklich eine nicht enden wollende Arbeit. Aber nun erstrahlt diese Tafel wieder in ihrer ganzen Leuchtkraft und bietet dank der sehr behutsamen Eingriffe perfekte Lesbarkeit.“ Das wieder eingesetzte Glasgemälde ist eine echte Offenbarung. Das Buntglas hat all seine ästhetischen Qualitäten wiedergewonnen, die Lebhaftigkeit der Zeichnung, die dynamische Gestaltung der verschiedenen Figuren und die zarte Ausführung fantastischer Details.

EINE AUFSEHENERREGENDE EINWEIHUNGDem herausragenden Buntglasfenster musste natürlich auch eine außergewöhnliche Einweihung entsprechen! Die Wie-dereinsetzung des Fensters wurde am Donnerstag, dem 24. September 2015 in Anwesenheit von Prinz Lorenz von Belgien gefeiert: Er ist Ehrenpräsident des Fonds für das Kulturerbe der König-Baudouin-Stiftung. Zudem waren der Bischof von Lüttich Jean-Pierre Delville, sowie zahlreiche Persönlichkeiten aus den Bereichen Kirche und Politik anwesend, aber auch eine gespannt wartende Öffentlichkeit, die sich auf den Anblick dieses seit so langer Zeit fehlenden Glasgemäldes sichtlich freute. Alle Teilnehmer waren erkennbar bewegt davon, wie perfekt das alte mit dem modernen Glasfenster harmonierte, obwohl die zeitgenössischen Künstler das ursprüngliche Werk niemals gesehen hatten. Herzlich gedankt für ihren wertvollen Beitrag wurde dabei vor allem den Mäzenen sowie den Vertre-tern der Mäzenatenfonds.

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DIE ZUSAMMENARBEIT DER DREI FONDSIN DIENSTEN EINES WEITREICHENDEN PROJEKTSDie König-Baudouin-Stiftung engagiert sich für die Bewah-rung und den Schutz des belgischen Kulturerbes. Mittels ihres Fonds für das Kulturerbe erwirbt sie Meisterwerke und bedeut-same Zeugnisse unserer Vergangenheit, um diese für künftige Generationen zu bewahren. Einige ihrer Fonds konzentrieren sich vermehrt auf bestimmte Regionen oder bestimmte Arten von Kunstwerken. Der Richard-Forgeur- und der David-Cons-tant-Fonds beispielsweise sind ausschließlich in Lüttich tätig.

Baillet-Latour-Fonds (Bewegliches Kulturerbe)Bewahrung und Restaurierung wichtiger Werke in den belgi-schen Museen. Der Fonds konnte bereits mehrere große Kon-servierungsprojekte unterstützen, was ihn heute zum wichtigs-ten privaten Mäzenatsfonds macht, der sich mit der Aufwertung des künstlerischen Erbes in ganz Belgien beschäftigt.

Richard-Forgeur-Fonds (Unbewegliches Kulturerbe)Unterstützung von Konservierungs- oder Restaurierungspro-jekten im Bereich architektonisches Kulturerbe. Der Fonds unterstützt Restaurierungsprojekte von Häusern, Schlössern und Kirchen, die sich auf dem Territorium der Provinz Lüttich befinden und unter Denkmalschutz stehen.

David-Constant-Fonds (Bewegliches Kulturerbe)Schutz und Aufwertung des beweglichen Kulturerbes in Lüttich. Der Fonds ist in drei Bereichen tätig: Er fördert die Forschung und das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Lüttich, kümmert sich um den Schutz und die Aufwertung des Kulturerbes in Lüttich und unterstützt benachteiligte Kinder im Verwaltungsbezirk Lüttich.

IN KURZER BLICK ZURÜCK IN DIE GESCHICHTESt.-Pauls-KathedraleDie St.-Pauls-Kathedrale ist der Bekehrung des Paulus und der Aufnahme Marias in den Himmel gewidmet. Im Jahr 966 wurden die Grundmauern einer primitiven Kirche errichtet, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut wurde. Ab 1240 herrscht gotischer Stil vor.

Heute steht das Bauwerk auf der Liste des Herausragenden Kulturerbes der Region Wallonie. Sechs Buntglasfenster aus dem 16. Jahrhundert zählt die Kirche: fünf in der Chorapsis und eines – das Glasfenster des Léon d’Oultres – im südlichen Querschiff. Letzteres wird übrigens als eines der schönsten Belgiens angesehen und verdankt diesen Ruf sowohl seiner Farbenpracht wie auch seinem ikonografischen Reichtum.

Das Buntglasfenster des Léon d‘OultresDas Buntglasfenster trägt den Namen von Léon d‘Oultres, einem Stiftsherrn der Kollegialkirche, der es der Kirche 1530 schenkte. Es erscheinen darin der Stiftsherr d‘Oultres selbst, der heilige Paulus als Schutzpatron der Kollegialkirche sowie der heilige Lambert als Schutzpatron der Diözese. Nach einer ersten Restaurierung im 19. Jahrhundert und einer weiteren aufgrund starker Beschädigungen während des Ersten Welt-kriegs wurde das Glasfenster in Kisten verpackt, um anschlie-ßend ein letztes Mal instandgesetzt zu werden.

Die Restaurierung in ZahlenInsgesamt 6.300 Glasstücke mussten einzeln gereinigt und deren Bleiverglasungen repariert werden, bevor die 257 Tafeln, die das Glasgemälde des Léon d‘Oultres bilden, wie-der angebracht werden konnten.

”Die Integrierung moderner neuer Buntglasfenster im Kirchenschiff undin den anderen Kapellen gab tatsächlich den Anstoß, nun auch endlich die Restaurierung der alten Glasgemälde anzugehen.“

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DER KÖNIG-BAUDOUIN-PREIS 2014-2015

Auszeichnung der burundischen Vereinigung ADISCOfür ihren solidarischen Ansatz und ihr auf andere Länder übertragbares Modell.

Als Preisträgerin des Internationalen König-Baudouin-Preises für die Entwicklung in Afrika 2014 – 2015 wurde die NGO ADISCO, deren Tätigkeit Auswirkungen auf mehr als 200.000 Burunder hat, ausgezeichnet für ihre Vision und ihre Aktionen in einem Land, das seit vielen Monaten eine schwere politische Krise durchmacht. Mit der Wahl der ADISCO wollte die König-Baudouin -Stiftung eine Organisation ehren, für die nachhaltige Entwicklung vorrangig bedeutet, Menschen dazu zu befähigen, sich selbst zu helfen. VERÄNDERUNGEN AUF EINEM GUTENWEG IN DEN LÄNDLICHEN REGIONEN BURUNDISDie Organisation ADISCO (Appui au Développement intégral et à la Solidarité sur les Collines/Unterstützung der integralen Entwicklung und der Solidarität in den Hügeln) wurde im Jahr 2006 von Führungskräften aus Burundi gegründet, die nach dem Friedensschluss ins Land zurückgekehrt waren. Sie ist eine Ver-einigung, die vor allem auf das setzt, was sie „Ferments“, also „Fermente“, nennt: Männer und Frauen, die repräsentativ sind für ihre Gemeinschaft und durch diese anerkannt werden, und zwar stärker wegen der von ihnen verkörperten menschlichen Werte

als aufgrund ihres Fachwissens. Diese Referenzpersonen absol-vieren zunächst eine Schulung, bevor sie so genannte „Gruppen zur Eigenförderung und Solidarität“ um sich herum bilden (auf Kirundi IGG genannt). Basierend auf diesen Kerngruppen ent-stehen dann bestimmte Projekte.

Methodik und Unterstützung von ADISCO wurden so konzipiert, dass sie eine Bewegung der Selbstentwicklung fördern und struk-turieren, die vom Individuum ausgeht, um sich dann auf die Fami-lien, auf kleine gemeinschaftliche Gruppen, auf Kooperativen und schließlich sogar auf das gesamte Land auszudehnen. Besonde-ren Wert legt ADISCO auf Bildung und Betreuung, um einen Typ Landwirtschaft zu fördern, der den überbevölkerten Regionen und angegriffenen Böden im Afrika der tausend Hügel besser entspricht. Verbundwirtschaftlich betriebene Familienbetriebe mithilfe innovativer Techniken weiterzuentwickeln begrenzt die Risiken einer Abhängigkeit von äußeren Faktoren wie Klimaver-änderung, Krankheiten und Marktschwankungen; es schont die natürlichen Ressourcen und sorgt für Nahrungsmittelsicherheit sowie Einkünfte für die lokalen Gemeinschaften.

FÜR DIE ENTWICKLUNG IN AFRIKA

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EINIGE WICHTIGE ZAHLENIn weniger als zehn Jahren hat ADISCO initiiert:

2.120 IGG mit insgesamt 18.000 Familien,

zu denen 112.000 Personen gehörten;

26 Kooperativen,

mit 686 ehrenamtlichen Koordinatoren;

25 Krankenversicherungen auf Gegenseitigkeit, für

Insgesamt über 113.000 Begünstigte;

die Beteiligung von 1.690 jungen Erwachsenen

am Programm für sozioökonomische Entwicklung.

Angesichts der Schwierigkeiten bei der Bodenbearbeitung för-dert ADISCO zudem Beschäftigungen außerhalb des Landwirt-schaftssektors. So erleichtert sie Jugendlichen den Zugang zur Ausbildung und unterstützt Initiatoren von Unternehmenspro-jekten mit Mehrwert für die lokale Wirtschaft. Drittes großes Tätigkeitsfeld von ADISCO ist das Gesundheitswesen. Durch die Schaffung von Versicherungen auf Gegenseitigkeit (Mutuelles) ermöglicht es die Vereinigung, dass die Gesundheitskosten der Bewohner des Hügellandes kollektiv getragen werden.

KÖNIG-BAUDOUIN-PREIS FÜR DIE ENTWICKLUNGIN AFRIKA: DIESER PREISTRÄGER STEHT FÜR EINE VON DEN AFRIKANERN SELBST UMGESETZTE VERÄNDERUNG„Die Auswahl eines Preisträgers ist immer ein Abenteuer. ADISCO ist jedoch genau jene Art von Vorbild, das wir suchen“, so Koen Vervaeke, Präsident des Auswahlkomitees für diesen Preis.

Der König-Baudouin-Preis zeichnet vor allem innovative Initiativen aus, die die Lebensqualität lokaler Gemeinschaften verbessern und sie dabei unterstützen, ihre Entwicklung in die eigenen Hände zu nehmen. Das Auswahlkomitee musste unter mehr als 200 Kandi-daten wählen; Es gab somit harte Konkurrenz. ADISCO präsentierte jedoch ein ideales Profil, denn die Organisation verkörpert perfekt die zahlreichen positiven Veränderungen, die von den Afrikanern selbst auf ihrem Kontinent geplant und umgesetzt wurden.

Zweites und wesentliches Argument für die Jury: Das Modell lässt sich auf andere afrikanische Länder übertragen. Neben der rein finanziellen Belohnung bietet der Preis seinen Laureaten auch die einzigartige Gelegenheit, ihre Bekanntheit zu erhöhen und ihre Maßnahmen einer internationalen Öffentlichkeit zu präsentieren. So konnte ADISCO von einer Medienkampagne in Belgien wie auf internationaler Ebene profitieren, sowie von bilateralen Begeg-nungen, besonders mit den wichtigsten Akteuren im Bereich Ent-wicklung (den Vereinten Nationen mit ihren Fachagenturen, der Weltbank, der Europäischen Union sowie anderen multilateralen und bilateralen Organismen, Stiftungen und internationalen NGO)!

PIDEEN FÖRDERN,DAMIT DIESE SICH BESSER ENTWICKELNDeogratias Niyonkuru, Generalsekretär von ADISCO und 63 Jahre alt, wird – ermutigt und unterstützt durch die König-Baudouin-Stif-tung – ein Sabbatical von sechs Monaten nehmen, um ein Buch zu schreiben und zu vertreiben: eine Sammlung von Empfehlungen, technischen Merkblättern und Ratschlägen, die auf seiner langen Erfahrung vor Ort und seiner Vision beruhen. Das Werk kann durch eine dynamische Online-Version ergänzt werden und die Stiftung wird einen Herausgeber als Partner suchen, um es zu vertreiben. Deogratias hat die erklärte Absicht, sich ganz seinen Ideen und Kämpfen zu widmen, und benötigt Zeit und Kapazitäten, um sie in Afrika wie auch in der ganzen Welt zu verbreiten. Auf Seiten von ADISCO wird diese Auszeit allerdings nicht unbemerkt bleiben … Hier bietet sich jedoch auch endlich einmal die Gelegenheit, zu lernen, die NGO ohne ihren Anführer und Beschützer zu betreiben und zu verwalten. In einem immer noch von Konflikten geprägten Burundi eine echte Herausforderung …

DIE GESCHICHTE DES KÖNIG-BAUDOUIN-PREISESDer im Jahr 1978 durch die König-Baudouin-Stiftung ins Leben gerufene Preis zielt zunächst darauf ab, den sozialen Fort-schritt in Entwicklungsländern zu fördern. Später beschließt die Stiftung jedoch, ihn neu auszurichten und die Auszeich-nung (mit ihrem finanziellen Gegenwert von 200.000 Euro) wie auch die Anerkennung dorthin zu vergeben, wo der Bedarf am größten ist. Von nun an wird der Preis alle zwei Jahre an eine Einzelperson oder Organisation verliehen, die auf bemer-kenswerte Weise zur Entwicklung in Afrika beiträgt. Verliehen wird er durch den Verwaltungsrat der Stiftung auf Vorschlag eines unabhängigen Auswahlkomitees, das aus 14 Mitgliedern besteht: Sie sind es, die die im Rahmen einer Ausschreibung zur Bewerbung eingesandten Dossiers sorgfältig prüfen.

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DEOGRATIAS NIYONKURU,CHARISMATISCHER BEGRÜNDER VON ADISCO:„Als wir ins Land kamen, erholte sich Burundi mühsam von einem langen Bürgerkrieg und der Bereich Entwicklungsarbeit war besetzt durch humanitäre Hilfsorganisationen, die prak-tisch alles an die Bevölkerung verteilten, einschließlich Kühen und Saatgut“, erinnert sich Deogratias. „Durch diese Gewohn-heit, alles kostenlos zu bekommen, hatte die Bevölkerung nur wenig Chancen, sich selbst weiterzuentwickeln. ADISCO hin-gegen möchte die Leute von diesem Gefühl befreien, dass sie dazu verdammt sind, in Armut zu leben. Deshalb begrenzen wir externe Finanzierungen, denn dieses ‚kalte‘ Geld erzeugt nur sel-ten eine nachhaltige Entwicklung. Sämtliche lokalen Initiativen sind deshalb in finanzieller Hinsicht völlig autonom. Sie funk-tionieren dank verschiedener Tools zur Mobilisierung interner Ressourcen: Beiträge zu den Mutuelles de santé, der Kauf von Anteilen an Kooperativen oder mit den IGG auch ein System von Spargemeinschaften („Tontines“), wie es für Afrika typisch ist.“

DIE WICHTIGSTEN BAUSTELLEN FÜR ADISCO HEUTEGründung der Volksuniversität von Haguruka: Dabei handelt es sich um ein Ausbildungs- und Forschungszentrum auf hohem Niveau, ein echtes Werkzeug zur Emanzipation der burundischen Bevölkerung, das populäre neue Anführer und Führungskräfte formen soll, welche von sozialen Werten tief durchdrungen sind. Denn nur so kann die Gesellschaft fun-damental verändert werden.

Beschäftigung junger Menschen: Wie die meisten Entwick-lungsländer ist auch Burundi geprägt durch ein schwin-delerregendes Bevölkerungswachstum. Und so bietet die schwierige Situation zwischen Beschäftigungsangebot und -nachfrage einige Herausforderungen, denn ein Großteil der jungen Leute, egal, ob mit höherem Abschluss oder gerin-ger Bildung, sind heute von Arbeitslosigkeit betroffen. Es ist deshalb wichtig, sehr schnell Lösungen zu finden, um eine Implosion der afrikanischen Länder, und zwar vor allem der Länder im Gebiet der Großen Seen, zu vermeiden.

”In ADISCO hat die Jury eine starke Organisation gefunden, die von ihrem erfahrenen Leiter, einem starken Team und ebensolchen Prinzipien lebt. Hier steht für Burundi wie auch für Afrika im Allgemeinen einiges auf dem Spiel.“

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GOVERNANCEVERWALTUNGSRATUnter dem Ehrenvorsitz von Königin Mathilde

Jean HILGERS (ab dem 01.01.2016), Direktor der Belgischen Nationalbank

Yasmine KHERBACHE (ab dem 01.01.2016), Abgeordnete des Flämischen Parlaments, Mitglied des Gemeinderats von Antwerpen

Sabine LARUELLE (bis zum 31.12.2015), ehemalige Ministerin für den Mittelstand, KMB, Freiberufler und Landwirtschaft

Thomas LEYSEN (bis zum 31.12.2015), Vorsitzender des Verwaltungsrats der KBC-Gruppe, Vorstandsvorsitzender von Umicore

Baron van DAELE, Kabinettschef des Königs, vertritt den König im Verwaltungsrat

Olivier VANDERIJST (bis zum 31.12.2015), Präsident des Vorstands der Société Régionale d’Investissement de Wallonie

Marleen VANDERPOORTEN (ab dem 01.01.2016), ÖSHZ-Vorsitzende und Schöffin der Stadt Lier, Ehrenvorsitzende des Flämischen Parlaments, ehemalige flämische Bildungsministerin

Magali VERDONCK, Geschäftsführerin von Innovative Brussels, stellvertretende Generaldirektorin von Innoviris

EhrenpräsidentenBaron de VOGHEL (†), ehemaliger Minister, Ehrenvizegouverneur der Belgischen Nationalbank

André MOLITOR (†), Ehrenkabinettschef des Königs

Andries KINSBERGEN (†), Staatsminister, Ehrengouverneur der Provinz Antwerpen

Ritter BOURSEAUX, Geschäftsführender Direktor des Kabelwerks Eupen

PräsidentBaronin TULKENS (bis zum 31.12.2015), ehemalige Vizepräsidentin und Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, Professorin em. der UCL, assoziiertes Mitglied der Königlichen Akademie Belgien

Thomas LEYSEN (ab dem 01.01.2016), Vorsitzender des Verwaltungsrats der KBC-Gruppe, Vorstandsvorsitzender von Umicore

VizepräsidentLuc COENE (bis zum 31.12.2015), Staatsminister, Ehrengouverneur der Belgischen Nationalbank

Sabine LARUELLE (ab dem 01.01.2016), ehemalige Ministerin für den Mittelstand, KMB, Freiberufler und Landwirtschaft

Zweiter VizepräsidentBaron BRAMMERTZ, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien

GeschäftsführerBaron TAYART de BORMS

VerwaltungsratsmitgliederLaurence BOVY (ab dem 01.01.2016), Regierungskommissarin bei der ULg und dem Centre Hospitalier Universitaire de Liège

Hélène CASMAN, emeritierte Professorin der VUB, Notarin ehrenhalber

Lodewijk DE WITTE (bis zum 31.12.2015), Gouverneur der Provinz Flämisch-Brabant

Éric DOMB, Präsident von Pairi Daiza, Ehrenpräsident der Union wallonne des Entreprises

Graf DIDISHEIM, Ehrenkabinettschef von Prinz Albert, Geschäftsführer ehrenhalber der König-Baudouin-Stiftung

Baron VANDEN BERGHE, Ehren-Vizerektor der KU Leuven, Gründer und ehemaliger Direktor des Centrum voor Menselijke Erfelijkheid (Zentrum für Humangenetik) der KU Leuven

Baron QUADEN, Ehrengouverneur der Belgischen Nationalbank

Baron PIOT, Direktor an der London School of Hygiene & Tropical Medicine, ehemaliger UNAIDS-Exekutivdirektor, ehemaliger Unter Generalsekretär der Vereinten Nationen

Baronin TULKENS (ab dem 01.01.2016), ehemalige Vizepräsidentin und Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, Professorin em. der UCL, assoziiertes Mitglied der Königlichen Akademie Belgien

BEIRATPräsidentBaronin TULKENS (bis zum 31.12.2015), Vorsitzende der König-Baudouin-Stiftung

Thomas LEYSEN (ab dem 01.01.2016), Präsident der König-Baudouin-Stiftung

MitgliederMagda AELVOET, Staatsministerin

Jamila BEN AZZOUZ, HR Consultant, Trainerin, Coach, wissenschaftliche Direktorin bei Ichec Entreprises

André BERGEN, ehemaliger Präsident der KBC-Gruppe, Verwaltungsratsmitglied verschiedener Unternehmen

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Philippe STROOBANT, Mitglied in Verwal-tungsräten verschiedener Unternehmen

Didier TSHIDIMBA, Managing Partner von Roland Berger Strategy Consultants

Baron van DAELE, Kabinettschef des Königs

Bart van OPSTAL, Notar, Ehrenpräsident des Königlichen Verbands der belgischen Notare

Inge VERVOTTE, ehemalige Ministerin, Mitglied des Verwaltungsrats und Vorsitzende der Geschäftsleitung von Emmaüs VoG

Sami ZEMNI, Professor an der UGent

ERNENNUNGS ­AUSSCHUSSLuc COENE

Olivier VANDERIJST

Baron VANTHEMSCHE, Präsident

Jacques van YPERSELE de STRIHOU

VERGÜTUNGS­AUSSCHUSSÉric DOMB, Präsident

André BERGEN

Luc COENE

Sabine LARUELLE

PRÜFUNGS­AUSSCHUSSBaron VANTHEMSCHE, Präsident (bis zum 09.03.2015)

Bruno COLMANT

Olivier VANDERIJST

Bart van OPSTAL

FINANZKOMITEEPeter DE PROFT, Generaldirektor EFAMA - European Fund and Asset Management Association

Baron DE KEULENEER, Vorsitzender des Verwaltungsrats der ULB, Geschäftsführer der Universitätsstiftung, Geschäftsführer von Credibe

Hugo LASAT, Gesellschafter, Mitglied des Direktionskomitees von Petercam (bis zum 20.05.2015), Chairman of the Management Board, Petercam Institutional Asset Management, Co-CEO Institutional Asset Management, Banque Degroof Petercam

RECHNUNGSPRÜFER 1Vincent BERTOUILLE, Friedensrichter von Forest, Vorsitzender der Kommission für Soziale Gerechtigkeit in Forest, National-Sekretär der Königlichen Vereinigung belgischer Friedens- und Polizeirichter

Frank BUYSSENS, Notar in Zwijndrecht, Professor an der KU Leuven, Mit-Vorstand des Centrum voor het Notariaat an der KU Leuven

DIRECTIONLuc TAYART de BORMS, Geschäftsführer

Dominique ALLARD, Direktor

Françoise PISSART, Direktorin

Gerrit RAUWS, Direktor

Jean-Paul WARMOES, Direktor

Bruno COLMANT, Director Financial Services von Roland Berger Strategy Consultants (bis zum 14.10.2015), Head of Macro Research der Bank Degroof Petercam, assoziiertes Mitglied der Königlichen Akademie Belgien

Chantal COOREMAN, Leiterin des Ressorts für Gesuche und Soziales des Königshauses

Baron DAOUST, Geschäftsführer von Daoust

Anne DE PAEPE, Rektorinder UGent

Lise-Anne HANSE, Generaldirektorin, Generaldirektion für obligatorischen Unterricht, Allgemeine Verwaltung, Unterrichtswesen und wissenschaftliche Forschung, Föderation Wallonie-Brüssel

Danny JACOBS, Direktor des Bond Beter Leefmilieu Vlaanderen

Christ’l JORIS, Vorsitzende der Gillès- Stiftung, Gemeinschaftsvorsitzende des Rode Kruis-Vlaanderen, Vorsitzende von Agoria, Verwaltungsratspräsidentin von ETAP

Rachida LAMRABET, Schriftstellerin und Juristin

Luc LUYTEN, Geschäftsführer von Human Invest

Sylvie MARIQUE, Generaldirektorin des Öffentlichen Dienstes der Wallonie

Baron MARQUET, ehemaliger Geschäftsführer der Triodos-Bank

Denis MATHEN, Gouverneur der Provinz Namur

Ritter NOEL, Ehrenvizepräsident der König-Baudouin-Stiftung, Präsident der NMC-Gruppe und von HEC-Liège

Nicole ROLAND, Ehrenvizepräsidentin des Hohen Justizrates, Direktorin für Außen- und Internationale Beziehungen im ONE, Amt für Geburt und Kindheit

André SAPIR, Professor an der ULB

1 Die Rechnungsprüfer berichten dem Verwaltungsrat über die Verwaltung der der Stiftung vermachten Erbschaften und überprüfen die Einhaltung der testamentarisch festgelegten Auflagen (siehe auch S. 41).

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BEIRATIm Jahr 2015 trat der Beirat am 29. Mai zusammen, um die Fortschritte bei der Umsetzung des Strategieplans 2015 – 2019 der Stiftung sowie den Verhaltenskodex der Stiftungs-mitarbeiter zu prüfen.

FINANZKOMITEEDas Finanzkomitee kam 2015 zu vier Sitzungen zusammen, um die Parameter der Finanzverwaltung zu prüfen oder zu ändern, um die Leistung der Betreiber zu kontrollieren, ihr Mandat zu ändern oder neue Finanzpartner auszuwählen.

PRÜFUNGSAUSSCHUSSIm Jahr 2015 hat der Prüfungsausschuss eine Sitzung abge-halten, um den Verwaltungsrat bei der Kontrolle der Bilan-zen und der Jahresrechnung der König-Baudouin-Stiftung zu unterstützen.

VERGÜTUNGSAUSSCHUSSDer Vergütungsausschuss trat 2015 zu seiner üblichen jährlichen Sitzung zusammen, um die mit dem Vergütungssystem zusam-menhängenden erforderlichen Entscheidungen zu treffen.

RECHNUNGSPRÜFERDie Rechnungsprüfer trafen sich 2015 bei zwei Gelegenheiten und prüften zunächst die durch das Philanthropie-Zentrum einzuhaltenden Verfahren bezüglich der Verwaltung von Erb-schaften, bevor sie bei einer zweiten Sitzung die Verwaltung individueller Fälle kontrollierten.

VERWALTUNGSRATIm Jahr 2015 ist der Verwaltungsrat drei Mal zusammengetroffen. Der Ernennungsausschuss trat am 26. November 2015 zusammen, um die Vorschläge bezüglich der Ernennung des Präsidenten, des Vizepräsidenten und von vier Verwaltungsratsmitgliedern zu prü-fen, da das Mandat der Präsidentin sowie von Luc COENE, Lodewijk DE WITTE und Olivier VANDERIJST an ihr natürliches Ende kam.

Auf Vorschlag des Ernennungsausschusses und nach einer gründlichen Prüfung von dessen Bericht hat der Verwaltungs-rat am 4. Dezember 2015 Herrn Thomas LEYSEN für ein Mandat von zwei Jahren zum Präsidenten der Stiftung ernannt, sowie Frau Sabine LARUELLE zur Vizepräsidentin. Frau Laurence BOVY, Regierungskommissarin an der Universität Lüttich und am Universitätsklinikum Lüttich, Herr Jean HILGERS, Direktor der Belgischen Nationalbank, Frau Yasmine KHERBACHE, Abgeord-nete des Flämischen Parlaments und Mitglied des Kommunalrats von Antwerpen, Frau Marleen VANDERPOORTEN, Präsidentin des CPAS und Beigeordnete für Wohlfahrt, ältere Menschen und Men-schen mit Behinderungen der Stadt Lier, Ehrenpräsidentin des flämischen Parlaments sowie ehemalige flämische Ministerin für Bildungswesen wurden für eine Amtszeit von vier Jahren zu Mitgliedern des Verwaltungsrates ernannt.

Der Verwaltungsrat hat weiterhin für einen Zeitraum von vier Jahren das Mandat von Herrn Éric DOMB erneuert, das an sein natürliches Ende gekommen war. Auf Vorschlag von Herrn Thomas LEYSEN hat der Verwaltungsrat zudem Frau Françoise TULKENS zur Ehrenpräsidentin der Stiftung ernannt.

VERWALTUNGS-BERICHT

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FINANZBERICHT

verschiedenen Vermögensverwalter zu einer zusätzlichen Anhö-rung ein. Der mit der Überwachung der Leistung und der Vergü-tung der verschiedenen Vermögensverwalter der anderen Fonds beauftragte Consultant, Delcap Asset Management, berichtet dem Finanzausschuss in sechsmonatigen Abständen.

Im Jahr 2015 ist der Finanzausschuss, dem der Verwaltungsrat an dieser Stelle ausdrücklich danken möchte, insgesamt vier Mal zusammengetreten.

BUDGETSTRUKTURDas durch die Direktion ausgearbeitete Budget wird dem Verwal-tungsrat zur Diskussion und Billigung vorgelegt, nachdem es in groben Zügen durch den Finanzausschuss geprüft wurde, der dessen Aufbau ausdrücklich zustimmen muss.

Im Jahr 2015 bilden die so genannten ‚externen‘ Ressourcen wie auch schon 2014 die bei weitem wichtigste Finanzierungsquelle des Stiftungsprogramms. Dies verdankt sich in erster Linie einer großen Zuwendung durch die Nationallotterie. Der Aktionsplan wird zudem durch die Portfolio-Erträge sowie durch Gelder aus dem Eigenkapital und den im Laufe des Jahres erhaltenen Zuwendungen finanziert.

FINANZKONTROLLEDie Nutzung der der Stiftung zur Verfügung gestellten Fonds unterliegt vielfältigen Kontrollen. Es versteht sich von selbst, dass der eigene Verwaltungsrat das Budget wie auch die Jahresrechnungen letztendlich verantworten muss. Letztere sind übrigens der jährlichen Überprüfung durch einen Unter-nehmensprüfer unterworfen, der den Etat genehmigen muss.

VERWALTUNGDie Obligationen und Aktien, die das Portfolio der Stiftung selbst bilden, werden durch neun institutionelle Vermögensverwalter betreut (Amundi, Baillie Gifford, Allianz GI, JP Morgan, KBC, Fidelity Investments, Vanguard, Dimensional et Cohen & Steers) (Situation zum 31. Dezember 2015).

Der gemeinsame Anlagefonds, in dem die Mittel der nominel-len und der spezifischen Fonds zusammengeführt sind, wurde zu gleichen Teilen zwei ausländischen Vermögensverwaltern anvertraut: Vanguard und Pictet. Verschiedene belgische bezie-hungsweise ausländische Gesellschaften sind mit der Verwal-tung des Vermögens anderer Fonds beauftragt (BIL, Delen Pri-vate Bank, Crédit Suisse, CBC Banque, BNP Paribas Fortis, BGL BNP Paribas, Banque privée Edmond de Rothschild, ING, ING Luxembourg, Belfius, Banque Nagelmackers, Triodos, Banque Degroof Petercam, Banque Degroof Luxembourg, Petercam Lux-embourg, Deutsche Bank, KBC Bank, Banque de Luxembourg, Puilaetco Dewaay, Capital at Work, Société Générale Private Ban-king, 2PM, Box Consultants, Econopolis), was den Wünschen der Begründer dieser Fonds entspricht. Verschiedene Guthaben, die zur Verwaltung unter anderem Hefboom und Crédal anvertraut worden waren, dienten zu umfangreichen Investitionen gemäß dem Auftrag der Stiftung. Zudem erfolgten Mikrokredit-Anlagen beim Dexia Micro-Credit Fund.

Die aktuellen Geldmittel werden durch die Stiftung selbst verwal-tet. Der mit der Überwachung des Portfolios der Stiftung selbst sowie des gemeinsamen Anlagefonds beauftragte Consul-tant, Mercer Investment Consulting, berichtet alle drei Monate dem Finanzausschuss. Dieser bestellt zudem regelmäßig die

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Am Ende des Geschäftsjahres werden die überprüften Jahresab-schlüsse bei der Kanzlei des Brüsseler Handelsgerichts und bei der Nationalbank hinterlegt. Mit vorliegendem Bericht werden sie veröffentlicht. Zudem hat ein externes Büro von Sachverständi-gen, BDO Risk & Assurance Services, die Aufgabe, unangemeldet in der Stiftung selbst die Einhaltung der gültigen Verfahren bezüg-lich der Verwaltung von Fonds und Projekten zu überprüfen.

Eine Kontrolle der Transaktion mit ausländischen Titeln sowie der Vergütung der Finanzverwalter wurde Mercer Investment Consulting anvertraut, während die Aufgabe zur Kontrolle der Transaktionen mit belgischen Titeln durch die Organisation erfolgt, die die Kassenrevision verantwortet.

BERICHT DER RECHNUNGSPRÜFER1996 hat der Verwaltungsrat zwei Rechnungsprüfer damit beauftragt, ihm in regelmäßigen Abständen Bericht darüber zu erstatten, auf welche Weise die Stiftung die ihr durch Legat oder Schenkung anvertrauten Aufgaben erfüllt und ob die durch die Verwaltung von ihr zufließenden Erbschaf-ten oder durch die Verwertung der beweglichen und unbe-weglichen Güter bedingten Maßnahmen auf korrekte Weise ausgeführt werden.

Die Rechnungsprüfer legten am 24. März 2016 ihren aktuellen Bericht vor. Dieser Bericht bezog sich auf den Zeitraum vom 1.

Januar bis zum 31. August 2015. Die Rechnungsprüfer, denen der Verwaltungsrat hier ausdrücklich danken möchte, haben die durch das Philanthropie-Zentrum der Stiftung während des betreffenden Zeitraums erfolgte Vermögensverwaltung gebilligt und keinerlei Einwände erhoben.

VERWERTUNG DER ALS SPENDEN, LEGATEODER SCHENKUNGEN ERHALTENEN WERTEDer Verwaltungsrat hat seit 1997 folgende Regeln für die Verwer-tung unbeweglicher und beweglicher Güter festgelegt, die der Stif-tung anvertraut werden und die nicht unter Einhaltung spezifischer, durch die Spender festgelegter Regeln bewahrt werden müssen.

Bewegliche VermögensgegenständeDie beweglichen Vermögensgegenstände werden durch ein erfahrenes Auktionshaus bei einer öffentlichen Veräußerung verkauft. Die Wahl der Auktion erfolgt abhängig von der Art und Qualität der Güter oder der Gewohnheiten und Preise der Aukti-onshäuser. Je nach Beschaffenheit der Vermögenswerte kann der Verkauf unter mehrere Auktionshäuser aufgeteilt werden. Vermögenswerte hoher Qualität können auch internationalen Auktionshäusern anvertraut werden. Die Veräußerung wird durch die Notarskammer oder einen Gerichtsvollzieher oder zumindest unter deren Aufsicht veranstaltet.

Unbewegliche VermögensgegenständeUnbewegliche Vermögensgegenstände werden öffentlich verstei-gert. Unter besonderen Umständen, die jeweils nachzuweisen sind, kann jedoch auch ein freihändiger Verkauf erfolgen. Besonders fol-gende Gründe rechtfertigen häufig eine solche Maßnahme:– herauslösen aus einer Rechtegemeinschaft und Verkauf

an die Mitberechtigten,– das Gut wird als ‚nicht marktfähig‘ angesehen: zu groß,

zu klein, schlechter Erhaltungszustand, Lage, usw.– um Nachbarschaftsprobleme zu lösen (Grenzsteinsetzung,

Städtebau usw.), bei denen eine Lösung auf anderen Wegen nicht gerechtfertigte Kosten nach sich ziehen würde.

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JAHRESABSCHLUSSAKTIVA CODES 2015 2014

ANLAGEVERMÖGEN 20/28 618.907.010 542.819.640

ERRICHTUNGS- UND ERWEITERUNGSAUFWENDUNGEN 20

IMMATERIELLE ANLAGEWERTE 21 51.014 117.328

SACHANLAGEN 22/27 29.203.572 27.510.782

Grundstücke und Bauten 22 9.186.289 8.565.742– im Volleigentum der Vereinigung oder Stiftung 22/91 9.186.289 8.565.742– Sonstige 22/92

Anlagen, Maschinen und Betriebsausstattung 23 90.592 86.164– im Volleigentum der Vereinigung oder Stiftung 231 90.592 86.164– Sonstige 232

Geschäftsausstattung und Fuhrpark 24 540.137 516.325– im Volleigentum der Vereinigung oder Stiftung 241 540.137 516.325– Sonstige 242

Leasing und ähnliche Rechte 25

Sonstige Sachanlagen 26 19.386.554 18.342.551– im Volleigentum der Vereinigung oder Stiftung 261 17.010.888 16.669.037– Sonstige 262 2.375.666 1.673.514

Anlagen im Bau und geleistete Anzahlungen 27

FINANZANLAGEN 28 589.652.424 515.191.530

Verbundene Körperschaften 280/1– Beteiligungen 280– Forderungen 281

Andere Gesellschaften, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht 282/3 1.754.356 1.608.369– Beteiligungen 282 1.543.756 1.374.369– Forderungen 283 210.600 234.000

Sonstige Finanzanlagen 284/8 587.898.068 513.583.161– Vermögensportfolio der Stiftung 284 587.875.750 513.560.851– Forderungen und gezahlte Kautionen 285/8 22.318 22.310

UMLAUFVERMÖGEN 29/58 52.251.458 48.442.644

FORDERUNGEN MIT EINER RESTLAUFZEIT VON MEHR ALS EINEM JAHR 29 966.877 964.417

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 290

Sonstige Forderungen 291 966.877 964.417– davon unverzinslich oder mit einem ungewöhnlich niedrigen Zinssatz 2915

VORRÄTE UND IN AUSFÜHRUNG BEFINDLICHE BESTELLUNGEN 3 15.665.346 15.943.057

Vorräte 30/36 15.665.346 15.943.057– Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 30/31– Unfertige Erzeugnisse 32– Fertige Erzeugnisse 33– Waren 34 270.283 273.428– Zum Verkauf bestimmte unbewegliche Gegenstände 35 15.395.063 15.669.629– Geleistete Anzahlungen 36

In Ausführung befindliche Bestellungen 37

FORDERUNGEN MIT EINER RESTLAUFZEIT BIS ZU EINEM JAHR 40/41 4.934.062 5.161.073

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 40 1.210.251 1.054.793

Sonstige Forderungen 41 3.723.811 4.106.280– davon unverzinslich oder mit einem ungewöhnlich niedrigen Zinssatz 415

GELDANLAGEN 50/53 1.799.637 1.741.046

FLÜSSIGE MITTEL 54/58 26.730.134 23.473.988

RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 490/1 2.155.402 1.159.063

SUMME DER AKTIVA 20/58 671.158.468 591.262.284

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PASSIVA CODES 2015 2014

EIGENKAPITAL 10/15 635.177.625 540.225.706

VERMÖGEN DER VEREINIGUNG ODER STIFTUNG 10 26.862.419 26.862.419

Ausgangsvermögen 100 26.862.419 26.862.419

Langfristige Mittel 101

NEUBEWERTUNGSRÜCKLAGEN 12

ZWECKGEBUNDENES VERMÖGEN 13 553.235.470 456.885.305

POSITIVER (NEGATIVER) ERGEBNISVORTRAG AUF NEUE RECHNUNG 14 55.001.448 56.395.539

KAPITALSUBVENTIONEN 15 78.288 82.443

RÜCKSTELLUNGEN 16 13.855.295 31.223.135

RÜCKSTELLUNGEN FÜR RISIKEN UND AUFWENDUNGEN 160/5 11.555.881 28.913.831

Altersbezüge und ähnliche Verpflichtungen 160

Steuern 161

Große Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten 162 67.536 57.535

Sonstige Risiken und Aufwendungen 163/5 11.488.345 28.856.296

RÜCKSTELLUNGEN FÜR SUBVENTIONEN UND AUS VERMÄCHTNISSEN ENTSTANDENE, ZURÜCKZUERSTATTENDE KOSTEN UND FÜR SCHENKUNGEN MIT RÜCKNAHMERECHT

168 2.299.414 2.309.304

VERBINDLICHKEITEN 17/49 22.125.548 19.813.443

VERBINDLICHKEITEN MIT EINER RESTLAUFZEIT VON MEHR ALS EINEM JAHR 17 962.292 294.400

Finanzverbindlichkeiten 170/4– Nachrangige Anleihen 170– Nicht nachrangige Anleihen 171– Verbindlichkeiten aufgrund von Leasing- und ähnlichen Verträgen 172– Kreditinstitute 173– Sonstige Anleihen 174

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 175– Lieferanten 1750– Verbindlichkeiten aus Wechseln 1751

Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen 176

Sonstige Verbindlichkeiten 179 962.292 294.400– Verzinslich 1790– Unverzinslich oder mit einem ungewöhnlich niedrigen Zinssatz 1791 962.292 294.400– In Barmitteln erhaltene Kautionen 1792

VERBINDLICHKEITEN MIT EINER RESTLAUFZEIT BIS ZU EINEM JAHR 42/48 20.983.943 19.507.782

Innerhalb eines Jahres fällig werdende Verbindlichkeiten mit einer ursprünglichen Laufzeit von mehr als einem Jahr

42 707.276 247.700

Finanzverbindlichkeiten 43 1.723– Kreditinstitute 430/8 1.723– Sonstige Anleihen 439

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 44 15.854.156 16.147.375– Lieferanten 440/4 15.854.156 16.147.375– Verbindlichkeiten aus Wechseln 441

Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen 46

Verbindlichkeiten aufgrund von Steuern, Arbeitsentgelten und Soziallasten 45 1.491.243 1.541.860– Steuern 450/3 454.342 477.272– Arbeitsentgelte und Soziallasten 454/9 1.036.901 1.064.588

Sonstige Verbindlichkeiten 48 2.929.545 1.570.847– Fällige Schuldverschreibungen, Kupons, zurückzuerstattende Subventionen und in Barmitteln erhaltene Kautionen 480/8– Verzinslich 4890– Unverzinslich oder mit einem ungewöhnlich niedrigen Zinssatz 4891 2.929.545 1.570.847

RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 492/3 179.313 11.261

SUMME DER PASSIVA 10/49 671.158.468 591.262.284

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ERGEBNISRECHNUNG CODES 2015 2014

BETRIEBLICHE ERTRÄGE 70/74 158.449.939 120.468.744

Umsatzerlöse 70 530.779 486.838

Unfertige und fertige Erzeugnisse und in Ausführung befindliche Bestellungen: Zunahme (Abnahme)

(+)/(-) 71

Andere aktivierte Eigenleistungen 72

Beiträge, Schenkungen, Legate und Subventionen 73 151.832.213 109.752.013

Sonstige betriebliche Erträge 74 6.086.947 10.229.893

BETRIEBLICHE AUFWENDUNGEN 60/64 68.805.525 66.933.854

Waren, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 60 67.061 61.238– Käufe 600/8 63.916 51.846– Bestand: Abnahme (Zunahme) (+)/(-) 609 3.145 9.392

Übrige Lieferungen und Leistungen 61 13.755.834 12.727.872

Arbeitsentgelte, Soziallasten und Altersbezüge (+)/(-) 62 7.869.119 7.641.323

Abschreibungen und Wertminderungen auf Errichtungs- und Erweiterungsaufwendungen, immaterielle Anlagewerte und Sachanlagen

630 1.818.894 2.201.727

Wertminderungen von Vorräten, in Ausführung befindlichen Bestellungen und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen: Zuführungen (Rücknahmen)

(+)/(-) 631/4 -1.355 -22.358

Rückstellungen für Risiken und Aufwendungen: Zuführungen (Verbrauch und Auflösungen) (+)/(-) 635/8 -17.439.249 -2.245.930

Sonstige betriebliche Aufwendungen 640/8 62.735.221 46.569.982

Betriebliche Aufwendungen, die als Restrukturierungskosten aktiviert wurden (-) 649

POSITIVES (NEGATIVES) BETRIEBSERGEBNIS (+)/(-) 9901 89.644.414 53.534.890

FINANZERTRÄGE 75 11.832.220 9.598.912

Erträge aus Finanzanlagen 750 137.426 99.241

Erträge aus Gegenständen des Umlaufvermögens 751 2.454.446 2.543.572

Sonstige Finanzerträge 752/9 9.240.348 6.956.099

FINANZAUFWENDUNGEN 65 3.454.401 2.688.942

Aufwendungen für Verbindlichkeiten 650 169.564 20.329

Wertminderungen von Gegenständen des Umlaufvermögens mit Ausnahme von Vorräten, in Ausführung befindlichen Bestellungen und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen: Zuführungen (Rücknahmen)

(+)/(-) 651 260 -12.847

Sonstige Finanzaufwendungen 652/9 3.284.577 2.681.460

POSITIVES (NEGATIVES) ERGEBNIS DER NORMALEN GESCHÄFTSTÄTIGKEIT (+)/(-) 9902 98.022.233 60.444.860

AUSSERORDENTLICHE ERTRÄGE 76 4.253.745 31.466.388

Rücknahme von Abschreibungen und Wertminderungen auf immaterielle Anlagewerte und Sachanlagen

760

Rücknahme von Wertminderungen auf Finanzanlagen 761 644.786 2.613.602

Auflösung von Rückstellungen für außerordentliche Risiken und Aufwendungen 762

Erträge aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens 763 3.608.959 28.852.786

Sonstige außerordentliche Erträge 764/9

AUSSERORDENTLICHE AUFWENDUNGEN 66 6.645.222 2.635.782

Außerordentliche Abschreibungen und Wertminderungen auf Errichtungs- und Erweiterungsaufwendungen, immaterielle Anlagewerte und Sachanlagen

660

Wertminderungen auf Finanzanlagen 661 5.997.181 352.407

Rückstellungen für außerordentliche Risiken und Aufwendungen: Zuführungen (Verbrauch) (+)/(-) 662

Verluste aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens 663 648.041 141.362

Sonstige außerordentliche Aufwendungen 664/8 2.142.013

Außerordentliche Aufwendungen, die als Re strukturierungskosten aktiviert wurden (-) 669

POSITIVES (NEGATIVES) ERGEBNIS DES GESCHÄFTSJAHRES (+)/(-) 9904 94.956.074 88.368.628

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AUFGABEN UND WERTE

Zusammen wirken für eine bessere Gesellschaft – so sieht die Aufgabe der König-Baudouin-Stiftung aus.

Sie ist eine gemeinnützige Stiftung, die 1976 anlässlich des 25-jährigen Thronjubiläums von König Baudouin gegründet wurde. Als unabhängige und pluralistische Institution ist sie sowohl in Belgien als auch auf internationaler Ebene tätig.

Die Stiftung möchte auf nachhaltige und innovative Weise zu mehr sozialer Gerechtigkeit, Demokratie und Respekt für die Vielfalt beitragen.

VERSCHIEDENE ARBEITSMETHODEN– Die Stiftung unterstützt Organisationen und Bürger finanziell,

die sich für eine bessere Gesellschaft einsetzen. Sie unterstützt Initiativen, die durch unabhängige Jurys ausgewählt wurden.

– Sie organisiert Debatten zu wichtigen gesellschaftlichen Themen, aber auch Seminare und Tagungen; häufig bringt sie am Runden Tisch Menschen völlig verschiedener Ansichten und Herkunft zusammen.

– Sie verbreitet Wissen und Forschungsergebnisse in ihren (kostenlosen) Publikationen, die meist für die breite Öffentlichkeit bestimmt sind.

– Sie arbeitet mit den Behörden zusammen, die ihr häufig bestimmte Aufgaben übertragen, und mit verschiedenen belgischen und internationalen Institutionen, mit NGO, mit Forschungszentren, Unternehmen, anderen Stiftungen usw.

– Sie hat philanthropische Werkzeuge entwickelt, mit denen Initiativen in Diensten des Allgemeinwohls unterstützt werden können: Namensfonds, Unternehmensfonds, Fonds der „Freunde von…”usw.

– Sie regt Philanthropie in der Nachbarschaft an (Regionalfonds, Projektkonten).

– Sie fördert Philanthropie über die Grenzen hinweg (Transnational Giving Europe und KBFUS).

Zusammen wirkenfür eine bessere Gesellschaft

WIE KÖNNEN SIE IHRE GROSSZÜGIGKEIT ZEIGEN?Die König-Baudouin-Stiftung hat verschiedene Wege eingeführt, um die Großzügigkeit von Privatperson, Vereinigungen und Unternehmen in Belgien und im Ausland zu fördern.

Durch eine Spende (mit einer Überweisung oder über unsere Website kbs-frb.be), eine Schenkung oder ein Legat können Sie unterstützen:– die Tätigkeit der König-Baudouin-Stiftung insgesamt,

eines ihrer Programme oder die spezifische Tätigkeit eines der Fonds, deren Verwaltung sie übernommen hat;

– eine konkrete und/oder lokale Initiative, welche die Stiftung als Projektkonto, Kultursponsoring-Konto oder Kultursponsoring-Konto für Museen anerkannt hat;

– ein hochwertiges Projekt in Europa (unter Vermittlung einer Stiftung, die Mitglied des Netzwerks Transnational Giving Europe – TGE ist).

Mit einer Spende, einer Schenkung oder einem Vermächtnis kön-nen Sie innerhalb der Stiftung einrichten: einen Namensfonds, ein philanthropisches Engagement, einen Unternehmensfonds, einen Fonds der „Freunde von..“, ein Charity Account, einen Spenderkreis, einen Regionalfonds.Ihre Spenden zugunsten der Stiftung und ihrer Projekte sind steuerlich absetzbar in Belgien, in mehreren europä-ischen Ländern (TGE-Netzwerk) und in den Vereinigten Staaten (unter Vermittlung der King Baudouin Foundation United States).

Wenn Sie weitere Informationen erhalten möchten, kontaktieren Sie bitte an das Philanthropiezentrum der König-Baudouin-StiftungRue Brederode 21 – 1000 BrüsselT +32-2-549 02 31 – F +32-2-549 02 89 – [email protected] – gutesache.bebpost banque 000-0000004-04IBAN BE 10 0000 0000 0404 – BIC BPOTBEB1

Koordination für die König-Baudouin-Stiftung: Jean-Paul Collette, Anne BruwierGrafikkonzeption- und -realisierung: Edito3 und Signé LazerRedaktion und Übersetzung: König-Baudouin-Stiftung und Edito3Druck: IPM Printing

© Bildnachweise: Carney J. (S. 26), Colin J.-P. (S. 4e), Comfi (S. 4b), Crooÿ E. (S. 43), Darling J./FareShare (S. 11), de Kerchove F. (S. 5c), Dessart J.-C. (S. 30, 32), DUET’s (S. 34, 37a, 37b), Focant G. (S.33), Ghys A. (S. 4a), Lab van Troje (S. 16a), Let’s Go Urban (S. 9), LETS Vlaamse Ardennen (S. 29b), Musée du Folklore de Mouscron (S. 17b), Mullié F. (S. 15a), Naveau B. (S. 17c), Papegnies O. (S. 22, 24), Parmentier P. (S. 47), Rawoens W. (Titelseite, S. 25), Renglé D. (S. 6), Sandra.Matic (S. 5e), The Floor is Yours (S. 5d), TonyV3112 (S. 5b), Toussaint F. (2. Titelseite a, d, S. 3, 4c, 5a, 5f, 16c, 36, 40), Tytgat M. (S. 16b), Van Mol B. (S. 4f), Verhulst M. (S. 15b), Verstraeten S. (S. 29a), Wilden T. (S. 18, 20, 21)

Verantwortlicher Herausgeber: Luc Tayart de Borms, Geschäftsführer, König-Baudouin-Stiftung, Rue Brederode, 21, 1000 Brüssel

AUGUST 2016

Das Jahresmagazin 2015 existiert auch in Französisch, Niederländisch und Englisch.Online einsehen können Sie das Magazin sowie unseren Tätigkeitsbericht (in Französisch und in Niederländisch) auf unserer Website kbs-frb.beFür weitere Informationen zu unserer Tätigkeit abonnieren Sie bitte unsere E-News über kbs-frb.be

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