18
Zusammenfassung des Parsons‘schen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule , Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht askribierte, sondern erworbene Befähigungen und Bereitschaften Identifikation - positiv mit Erwachsenen-Rolle, negativ mit Kind- oder Jugendlichen - Rolle Emanzipation (Unabhängigkeit, Selbständigkeit): notwendige Voraussetzung für nicht askribierte Leistungen Aufgabe der Familie : primäres Wertesystem und Beginn der Unabhängigkeitserziehung Aufgabe der peer group : Reorganisation der Motivationsstruktur durch Freiwilligkeit und Anerkennung durch Gleichaltrige Aufgabe der Schule : formelles Leistungssystem und Differenzierung („Dichotomisierung der Gruppe“); Ergebnis: faire Selektion, Differenzierung, Statuszuweisung Vorlesung 4 (– 1 –)

Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Zusammenfassung des Parsons‘schen Modells

Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die KonzepteLeistung - nicht askribierte, sondern erworbene Befähigungen und BereitschaftenIdentifikation - positiv mit Erwachsenen-Rolle, negativ mit Kind- oder Jugendlichen - Rolle Emanzipation (Unabhängigkeit, Selbständigkeit): notwendige Voraussetzung für nicht askribierte Leistungen

Aufgabe der Familie: primäres Wertesystem und Beginn der UnabhängigkeitserziehungAufgabe der peer group: Reorganisation der Motivationsstruktur durch Freiwilligkeit und Anerkennung durch GleichaltrigeAufgabe der Schule: formelles Leistungssystem und Differenzierung („Dichotomisierung der Gruppe“);

Ergebnis: faire Selektion, Differenzierung, Statuszuweisung

Vorlesung 4 (– 1 –)

Page 2: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht
Page 3: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Zur Karikatur Traxler (1975):

- Um welches System handelt es sich (Schule – Familie – PG)?

- Schlüsselbegriffe?

- Hat der Prüfer einen Fehler gemacht?

- Zugeschriebene oder erworbene Merkmale?

Das Wesen der gerechten Note:

Nur das darf beurteilt werden, was als tatsächliche Leistung selbständig erworben wurde bzw. was im „Unterricht“ vom Lehrer vermittelt wurde – unabhängig vom familiären Hintergrund (=zugeschrieben).

Geht nicht!

Die Lösung „Individualisierung“ ist keine Lösung! (s. Sertl 2006)

Vorlesung 4 (– 3 –)

Page 4: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Vorlesung 4 (– 4 –)

Warum ist es so wichtig, dass „gerecht“ – also der tatsächlichen „Leistung“ entsprechend – beurteilt wird?

Grundsatz der Moderne:

Verteilungsprinzipien für Macht, Geld, Bildung, ….

Vormoderne Gesellschaften moderne Gesellschaften

Aristokratie Meritokratie

ererbter Status erworbener Status

Herkunft Leistung

Wie schaut es konkret in der Geschichte der Schule aus?

s. S. 101

Page 5: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Vorlesung 4 (– 5 –)

Zum Sertl-Aufsatz:

Wandel in der Leistungsbeurteilung

Unterschied zwischen öst. „Noten“ und amerikanischen „Punkten“

Zusammenhang zwischen Beamtenklassen und Noten???

Wie würden Sie die anschließende Grafik interpretieren? Im Zusammenhang mit „Klassen“ und „Meritokratie“?

Botschaft: Im österreichischen Schulsystem existieren noch einige „ständische“ Elemente, die den Prinzipien der Moderne (z.B. Meritokratie) widersprechen!

Page 6: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Form Sachnorm„Stoff“

Individualnorm„individueller

Leistungsstand“

Sozialnorm„Rang“

Ziffernnote x x

Punktesysteme x (x) x

Lernberichte x

Lernzielkataloge (z.B. Pensenbücher)

x x (x?)

Portfolio (KDL u.ä.) x x

Vorlesung 4 (– 6 –)

Page 7: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Abb. 1: Zusammensetzung der Schülerschaften der 12- und 13-Jährigen nach Bildung der Eltern und Sozialprofil (Herkunftsquoten) der Schüler des Gymnasiums (12-/13Jährige) (Kast 2006, S. 243; Daten: VZ 2001)

Vorlesung 4 (– 7 –)

Page 8: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Die Guten ins AHS-Töpfchen, die D-Schicht ins HS-Kröpfchen

Untersuchung von Michael SERTL (1996)

Ergebnisse eines Forschungsprojekts an der Pädagogischen Akademie

Untersuchung an fünf VS-Standorten im 4., 6. und 7. Bezirk in Wien mit 303 Abgänger/innen (1994/95).

Page 9: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

BildungslaufbahnenBeeinflussungsfaktoren

Abhängige Variable: Übertritt in die HS oder AHS

Unabhängige Variablen:- Geschlecht- Staatsbürgerschaft- Erstsprache- Schulstandort- soziale Schicht

Page 10: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

FRAGE: Hat das Geschlecht eine Auswirkung auf den Übertritt in die HS bzw. AHS?

männlich weiblich0%

25%

50%

75%

100%

männlich weiblich

Übertritt in HS

Übertritt in AHS

68,4% 73,0%

Page 11: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

• FRAGE: Hat die Staatsbürgerschaft eine Auswirkung auf das Übertrittsverhalten nach der VS?

79,3% 48,1%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Übertritt in HS

Übertritt in AHS

Page 12: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

• FRAGE: Welche Auswirkung hat die Erstsprache auf das Übertrittsverhalten nach der VS?

deutsch nicht-deutsch

0%

20%

40%

60%

80%

100%

deutsch nicht-deutsch

Übertritt in HS

Übertritt in AHS

81,1% 47,9%

Page 13: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

FRAGE: Welche Auswirkung hat der Schulstandort ...?

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Übertritt in HS

Übertritt in AHS

90,9% 42,5%

Page 14: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Einteilung nach Schichten nach der Bildung der Väter

Schicht A:hochqualifizierte und führende TätigkeitHochschulabschluss bzw. mindestens zweijährige schulische Ausbildung über die Matura hinaus

Schicht B: höhere Tätigkeit, Matura

Schicht C: mittlere Tätigkeit, Lehre oder Fachschule

Schicht D: Hilfs- und angelernte Tätigkeit, Pflichtschule

FRAGE: Welche Auswirkung hat die soziale Schicht?

Page 15: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

• FRAGE: Welche Auswirkung hat die soziale Schicht?

Schicht A Schicht B Schicht C Schicht D0%

20%

40%

60%

80%

100%

Schicht A Schicht B Schicht C Schicht D

Übertritt in HS

Übertritt in AHS

93,6% 83,1% 68,4% 31,%

Page 16: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Der Einflussfaktor der verschiedenen Variablen auf das Übertrittsverhalten

(chi²-Wert)

• Soziale Schicht 70,10

• VS-Standort 43,05

• Erstsprache 34,31

• Staatsbürgerschaft 27,56

• Geschlecht 0,77

Page 17: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

Zusammenfassung

• Anteil der Mädchen, die in eine AHS übertreten: 73,0 % Anteil der Buben: 68,4 % der Buben

• Während 79,3 % der österreichischen Kinder die AHS besuchen, trifft dies nur für 48,1 % der Kinder mit fremdem Pass zu.

• 81,1% der Kinder mit deutscher Muttersprache votieren für die AHS, aber nur 47,9% der Kinder mit nichtdeutscher Erstsprache.

• Übertritte in die AHS streuen von 90,9 % an der privaten VS Karlsplatz bis zu bloß 42,5 % an der VS 6, Corneliusgasse.

Page 18: Zusammenfassung des Parsonsschen Modells Die 3 Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und peer group werden integriert durch die Konzepte Leistung - nicht

• Je höher die soziale Schicht, desto höher ist die Übertrittsquote.

• Nur Kinder aus der D-Schicht treten mehrheitlich in die HS über.