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ZWEISTUFIGE, STEREOSELEKTIVE HYDRAZIDOARYLIERUNG CYCLISCHER 1,3-DIENE Einführung Das große synthetische Potential der Palladium-katalysierten Hydroarylierung bicyclischer Alkene zum einstufigen Aufbau von 3 Asymmetriezentren hat seit der ersten Hydrophenylierung von Norbornen eine Reihe von Folgearbeiten induziert. Die Hydroarylierung hetero- [2.2.1]bicyclischer Alkene wie 1 unter Standardbedingungen (Pd(OAc) 2 , PPh 3 , Et 3 N, HCO 2 H) eröffnet in Kombination mit einer nachfolgenden selektiven Öffnung der eingebauten N-N-Sollbruchstelle z.B. die attraktive Möglichkeit, hoch stereoselektiv das dreifach substituierte Cyclopentanderivat 5 zu synthetisieren, das eine wertvolle Vorstufe für biologisch aktive bicyclische Harnstoff- 3, Guanidin- 4 oder Nitro- methylenderivate 6 darstellt. N-CO 2 Et N-CO 2 Et N H N Ar N NO 2 N-CO 2 Et N-CO 2 Et Ar H N H N Ar O N H N Ar NO 2 Cl H H H 1 2 3 6 H 2 N NH 2 Ar H KOH ArI, Pd(OAc) 2 , PPh 3 , Et 3 N HCO 2 H, DMF Li / NH 3(fl.) Li / NH 3(fl.) 4 5 * * * * * * Min-Liang Yao, Nüket Öcal und Dieter E. Kaufmann * Institut für Organische Chemie, Technische Universität Clausthal, Leibnizstraße 6, D-38678 Clausthal-Zellerfeld Erste Ergebnisse Beim Einsatz starrer diazatricyclischer Diels-Alder-Addukte wie 7 von cyclischen 1,3-Dienen mit dem hoch reaktiven Azodienophil PTAD ließ sich durch die Entwicklung maßgeschneideter Katalysebedingungen (Pd(OAc) 2 , AsPh 3 , NaF, HCOOH) die Reaktion in Richtung auf die selektive Öffnung einer C-N-Bindung unter Bildung von 9 lenken. N N N O O Ph N N Ph N O O Ph HN N N O O Ph Ph + 8 7 9 Pd(OAc) 2 , AsPh 3 , NaF, HCO 2 H + I I N I F F Cl 18 (21) % 46 (9) % 5 (18) % 63 (5) % 7 (11) % 63 (7) % Reaktionsbedingungen: 65 °C, 2.5 mol% Pd(OAc) 2 , 11 mol% AsPh 3 , 1.0 Äquiv. Alken, 1.5 Äquiv. ArI, 3.5 Äquiv. NaF, 3.0 Äquiv. HCO 2 H in 4 mL DMSO. Isolierte Ausbeuten, bez. auf einges. Alken; die eingeklammerten Ausbeuten wurden erhalten unter den Standard-Reaktionsbedingungen (Pd(OAc) 2 , PPh 3 , Et 3 N, HCO 2 H). Synthesepotential Alle Katalysekomponenten sind essentiell für eine gute Ausbeute an geöffnetem Kupplungsprodukt; bei Einsatz organischer Fluoride wie TBAF, der Kombination mit Triphenylphosphin oder dem ausschließlichen Einsatz von Alkalimetallfluoriden bricht die Ausbeute unter paralleler Veringerung der Selektivität sehr stark ein. Elektronenarme Organylgruppen bewirken eine weitere Verschiebung des Produkt- verhältnisses von 8 zu 9 als Hauptprodukt (Röntgenstrukturanalyse). Es gelingt so bei breiter Variationsmöglichkeit der organischen Gruppierung (Ar, Bzl, All, Vin) z.B. trans-konfigurierte 3-Aryl-4-hydrazidylcyclopentene wie 9 herzustellen, bei denen es sich formal um das Produkt einer bisher unbekannten 1,2-Hydrazidoarylierung an 1,3-Cyclopentadien handelt. Die Reaktion lässt sich z. Tl. auf größere Ringsysteme übertragen und eröffnet damit eine neue, breit nutzbare, stereoselektive Möglichkeit zum Aufbau vielseitig variierbarer, biologisch aktiver Synthese- zwischenprodukte. Erste Versuche haben gezeigt, dass eine asymmetrische Reaktionsführung ebenfalls möglich ist. Werden Cycloaddukte wie 1 in Abwesenheit eines Arylhalogenids diesen reduktiven Bedingungen ausgesetzt, so erfolgt überwiegend C,N- Bindungsspaltung unter Bildung Hydrazidyl-substituierter Cyclo- pentadiene 10 (L): N-CO 2 Et N-CO 2 Et N CO 2 Et HN CO 2 Et 1 BuLi ZrCl 4 Pd(OAc) 2 , AsPh 3 NaF, HCO 2 H L 2 ZrCl 2 10 11 Derartige Cyclopentadienderivate stellen neuartige Liganden für Zirkonocen-Komplexe dar, die bei der Homopolymerisation von Ethen zur Bildung sehr hochmolekularer Polyethylene führen (Kooperation mit W. Kaminsky, O. Sperber, Universität Hamburg.) Schlussfolgerungen Die stereoselektive, formale trans -1,2-Addition einer C Ar -N Hydrazidyl - Bindung an cyclische 1,3-Diene wie Cyclopentadien gelingt bei Pd- Katalyse unter reduktiven Bedingungen in Konkurenz zur Hydro- arylierung. Diese neuartige Hydrazidoarylierung lässt sich durch elektronenarme Pd-Komplexe stark begünstigen, die Produkte sind wertvolle Synthesebausteine. + N N X X O O D Pd, ArI NaF, HCO 2 H Ar N N O X H X O In Abwesenheit einer Arylverbindung findet überwiegend oxidative C-N- Bindungsspaltung der Diazacyclen statt. Literatur J. Storsberg, M.V. Nandakumar, D.E. Kaufmann, Adv. Synth. Catal. 2001, 343, 177; M.-L. Yao, G. Adiwidjaja, D.E. Kaufmann, Angew. Chem. Int. Ed. 2002, 41,3375. ORTEP-Darstellung von 9 im Kristall

ZWEISTUFIGE, STEREOSELEKTIVE ......ZWEISTUFIGE, STEREOSELEKTIVE HYDRAZIDOARYLIERUNG CYCLISCHER 1,3-DIENE Einführung D a s g r o ß e s y n t h e t i s c h e P o t e ntia ld erP u

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ZWEISTUFIGE, STEREOSELEKTIVE HYDRAZIDOARYLIERUNGCYCLISCHER 1,3-DIENE

EinführungDas große synthetische Potential der Palladium-katalysierten Hydroarylierung bicyclischer Alkene zum einstufigen Aufbau von 3 Asymmetriezentren hat seit der ersten Hydrophenylierung von Norbornen eine Reihe von Folgearbeiten induziert. Die Hydroarylierung hetero- [2.2.1]bicyclischer Alkene wie 1 unter Standardbedingungen (Pd(OAc)2, PPh3, Et3N, HCO2H) eröffnet in Kombination mit einer nachfolgenden selektiven Öffnung der eingebauten N-N-Sollbruchstelle z.B. die attraktive Möglichkeit, hoch stereoselektiv das dreifach substituierte Cyclopentanderivat 5 zu synthetisieren, das eine wertvolle Vorstufe für biologisch aktive bicyclische Harnstoff- 3, Guanidin- 4 oder Nitro-methylenderivate 6 darstellt.

N-CO2EtN-CO2Et

NH

NAr

N NO2

N-CO2EtN-CO2EtAr

H

NH

NAr

O

NH

NAr

NO2

Cl

H

H

H

1 2 3

6

H2N

NH2

Ar

H

KOH

ArI, Pd(OAc)2, PPh3, Et3N

HCO2H, DMF

Li / NH3(fl.)

Li / NH3(fl.)

4 5

*

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*

**

*

Min-Liang Yao, Nüket Öcal und Dieter E. Kaufmann *Institut für Organische Chemie, Technische Universität Clausthal,

Leibnizstraße 6, D-38678 Clausthal-Zellerfeld

Erste ErgebnisseBeim Einsatz starrer diazatricyclischer Diels-Alder-Addukte wie 7 von cyclischen 1,3-Dienen mit dem hoch reaktiven Azodienophil PTAD ließ sich durch die Entwicklung maßgeschneideter Katalysebedingungen (Pd(OAc)2, AsPh3, NaF, HCOOH) die Reaktion in Richtung auf die selektive Öffnung einer C-N-Bindung unter Bildung von 9 lenken.

NN

N

O

OPh

NNPh

N

O

OPh

HNN

N

O

OPh

Ph

+

87 9

Pd(OAc)2,AsPh3,

NaF,HCO2H

+

I

I

N

IF

F

Cl

18 (21) % 46 (9) %

5 (18) % 63 (5) %

7 (11) % 63 (7) %

Reaktionsbedingungen: 65 °C, 2.5 mol% Pd(OAc)2, 11 mol% AsPh3, 1.0 Äquiv. Alken, 1.5 Äquiv. ArI, 3.5 Äquiv. NaF, 3.0 Äquiv. HCO2H in 4 mL DMSO.Isolierte Ausbeuten, bez. auf einges. Alken; die eingeklammerten Ausbeuten wurden erhalten unter den Standard-Reaktionsbedingungen (Pd(OAc)2, PPh3, Et3N, HCO2H).

SynthesepotentialAlle Katalysekomponenten sind essentiell für eine gute Ausbeute an geöffnetem Kupplungsprodukt; bei Einsatz organischer Fluoride wie TBAF, der Kombination mit Triphenylphosphin oder dem ausschließlichen Einsatz von Alkalimetallfluoriden bricht die Ausbeute unter paralleler Veringerung der Selektivität sehr stark ein. Elektronenarme Organylgruppen bewirken eine weitere Verschiebung des Produkt-verhältnisses von 8 zu 9 als Hauptprodukt (Röntgenstrukturanalyse). Es gelingt so bei breiter Variationsmöglichkeit der organischen Gruppierung (Ar, Bzl, All, Vin) z.B. trans-konfigurierte 3-Aryl-4-hydrazidylcyclopentene wie 9 herzustellen, bei denen es sich formal um das Produkt einer bisher unbekannten 1,2-Hydrazidoarylierung an 1,3-Cyclopentadien handelt.

Die Reaktion lässt sich z. Tl. auf größere Ringsysteme übertragen und eröffnet damit eine neue, breit nutzbare, stereoselektive Möglichkeit zum Aufbau vielseitig variierbarer, biologisch aktiver Synthese-zwischenprodukte. Erste Versuche haben gezeigt, dass eine asymmetrische Reaktionsführung ebenfalls möglich ist.

Werden Cycloaddukte wie 1 in Abwesenheit eines Arylhalogenids diesen reduktiven Bedingungen ausgesetzt, so erfolgt überwiegend C,N-Bindungsspaltung unter Bildung Hydrazidyl-substituierter Cyclo-pentadiene 10 (L):

N-CO2EtN-CO2Et

N CO2Et

HN CO2Et

1

BuLi

ZrCl4

Pd(OAc)2, AsPh3

NaF, HCO2HL2ZrCl2

10 11

Derartige Cyclopentadienderivate stellen neuartige Liganden für Zirkonocen-Komplexe dar, die bei der Homopolymerisation von Ethen zur Bildung sehr hochmolekularer Polyethylene führen (Kooperation mit W. Kaminsky, O. Sperber, Universität Hamburg.)

SchlussfolgerungenDie stereoselektive, formale trans-1,2-Addition einer CAr-NHydrazidyl-Bindung an cyclische 1,3-Diene wie Cyclopentadien gelingt bei Pd-Katalyse unter reduktiven Bedingungen in Konkurenz zur Hydro-arylierung. Diese neuartige Hydrazidoarylierung lässt sich durch elektronenarme Pd-Komplexe stark begünstigen, die Produkte sind wertvolle Synthesebausteine.

+N

N X

X

O

O

Pd, ArI

NaF, HCO2H

Ar

NN

O

XH

XO

In Abwesenheit einer Arylverbindung findet überwiegend oxidative C-N-Bindungsspaltung der Diazacyclen statt.

LiteraturJ. Storsberg, M.V. Nandakumar, D.E. Kaufmann, Adv. Synth. Catal. 2001, 343, 177;M.-L. Yao, G. Adiwidjaja, D.E. Kaufmann, Angew. Chem. Int. Ed. 2002, 41,3375.ORTEP-Darstellung von 9 im Kristall