Click here to load reader
Upload
scholzfriends
View
41
Download
0
Embed Size (px)
DESCRIPTION
Dr. Norbert Taubken, Business Director bei Scholz & Friends Reputation, beschreibt, wie ein klares Corporate-Responsibility-Profil Unternehmen dabei unterstützen kann, ihr Profilals Arbeitgeber auf einem zunehmend umkämpften Arbeitsmarkt zu schärfen und gleichzeitig den Wert ihrer Marken für eine immerkritischere Kundengeneration attraktiv zu gestalten.
Citation preview
werden. Während lange Zeit primär die finan-zielle Seite und auch die mit einer Tätigkeit ver-bundenen Karrierechancen entscheidungsrele-vant waren, bekommen heute zwei Bereichemehr Bedeutung, die mit dem Selbstverständnisund der Wertewelt eines Unternehmens zu tunhaben. Kurzum: Neben der formalen Ausgestal-tung der Arbeit geht es auch um Inhalte undWerte.
Die erste Herausforderung, der sich ein Arbeit-geber stellen muss, betrifft das Entscheidungs-
feld „Unternehmen“. Neben der originär öko-nomischen Positionierung gilt es, ein Unterneh-mensprofil für das eigene Selbstbild und dieeigenen Werte aufzubauen und dieses auch zuleben. Denn nur dann bekommt es eine Aus-strahlung nach außen, insbesondere in denRecruitingmarkt hinein.
Die zweite Herausforderung aus dem Entschei-dungsfeld „Work-Life-Balance“ ist, dass Unter-nehmen ihren Handlungsrahmen über die Werk-tore hinaus erweitern müssen. Sie müssen –wollen Sie als Arbeitgeber attraktiv bleiben –den Privatmenschen in den Blick nehmen.Damit ergeben sich neue und ungewohnte Auf-gaben gegenüber dem Standort und in die Pri-vatsphäre der Mitarbeiter hinein. (Damit wür-den nach dieser Systematik auch „Diversity“-Ansätze hier zu subsumieren sein.) Bei beidenBereichen müssen sich Unternehmen von derFrage leiten lassen, wo eine Gestaltung ihreGrenzen haben soll – aus ökonomischer Sicht
Corporate Responsibility 2008 3736 Corporate Responsibility 2008
Glaubt man den Berichten der Wirtschaftspresse, weitet sichin der Arbeitgeberlandschaft in Deutschland der bekannteIngenieursmangel auf Fach- und Führungskräfte allgemeinaus. Dies belegen Forderungen nach einer “Blue Card“ fürExperten aus dem außereuropäischen Ausland, aber auch diezunehmenden Unternehmensaktivitäten rund um die Berufs-orientierung von Hochschul- und Schulabgängern. Traditio-nelle Formate wie Hochschulmessen und Besuchertage wer-den inzwischen um innovativere Ansätze ergänzt. SummerSchools, Mentorenprogramme, Berufscoaching – Die Unter-nehmen werden erfinderischer und richten ihre Recruiting-maßnahmen vermehrt an den Interessenlagen ihrer Ziel-gruppe aus.
Es geht um mehr als das Gehalt
Aber was sind die Kriterien, nach denen Interessenten einUnternehmen als potenzieller Arbeitgeber bewerten? Abbil-dung 1 zeigt, dass die persönliche Weichenstellung voneinem Set aus vier Entscheidungsfeldern beeinflusst wird, dieje nach individueller Präferenz unterschiedlich gewichtet
Dr. Norbert Taubken,
Business Director bei Scholz
& Friends Reputation,
beschreibt wie ein klares
Corporate-Responsibility-
Profil Unternehmen dabei
unterstützen kann, ihr Profil
als Arbeitgeber auf einem
zunehmend umkämpften
Arbeitsmarkt zu schärfen
und gleichzeitig den Wert
ihrer Marken für eine immer
kritischere Kundengenera-
tion attraktiv zu gestalten.
Kriterienset bei der Arbeitgeberwahl
Zwischen Arbeitgeberprofil und MarkenwertenWie Unternehmen aus zwei Seiten eine Medaille machen
Finanzen
Gehalt
Sonderleistungen
Tätigkeit
Attraktivität der Tätigkeit
Aufstiegsperspektiven
Work-Life-Balance
Attraktivität des Standortes
Unternehmensangebote
Unternehmen
Reputation des Unternehmens
Wertewelt /Sinnstiftung
Leitfragen zum Entscheidungsfeld
„Unternehmen“
� Was assoziiere ich mit dem Unternehmensnamen,
was mit seinen Dienstleistungen oder Produkten?
� Wie ist sein Ruf als Arbeitgeber?
� Passen die Werte, die ich dem Unternehmen
zuschreibe, zu mir?
� Ermöglicht das Unternehmen als mein zukünftiger
Arbeitgeber mir Identifikation?
Leitfragen zum Entscheidungsfeld
„Work-Life-Balance“
� Werde ich auch als Privatmensch gesehen?
� Aber wird mir auch meine Privatsphäre gelassen?
� Finde ich dort, wo ich arbeiten soll, auch die
Infrastruktur, die ich mir als Privatmensch wün-
sche?
� Macht es Spaß, dort zu leben?
� Finde ich Freunde und Kreise, in denen ich mich
wohl fühlen kann?
� Kann ich in besonderen Familien- oder Partner-
schaftssituationen auf unbürokratische Lösungen
hoffen?
� Werden Kinder und Familie gerne gesehen und
gewünscht?
� Unterstützt das Unternehmen langfristig meine
Gesundheit und damit mein Arbeitsvermögen?
� Ist es daran interessiert, dass ich auch morgen
noch gerne meine Arbeit leiste?
dem Arbeitgeber – und zwar vor allem im Ent-scheidungsfeld „Unternehmen“ (vgl. Abb. 1).Aber auch die unmittelbare Attraktivitätsein-schätzung als Arbeitgeber ist zunächst oftgefühlt-subjektiv und wenig faktenbasiert. Die-ses eröffnet große Möglichkeiten zur Verände-rung der „Employer Brand“. Um erfolgreich zusein, müssen Arbeitgeber den Nachweis fürAbsichtserklärungen und nach außen kommuni-zierte Arbeitgeberwerte zu führen. Damit gehtes um mehr als um oberflächliches „EmployerBranding“. Werte brauchen innere Substanz.Die seit einigen Jahren verstärkt geführte Dis-kussion um Corporate Responsibility (CR) bieteteinen strategischen Ansatz, der die Identitätund Werte eines Unternehmens mit konkretenMaßnahmen verbindet. Für das Arbeitgeberpro-fil bietet CR die Chance, die Profilbildung alswertebezogene Querschnittsaufgabe erfolg-reich umzusetzen.
Jede Form der Wertaufladung von Marken undUnternehmen unterliegt einer ausgesprochenkritischen Beurteilung von außen. Aber auchvon innen durch die Mitarbeiter. Beäugt wird,
ob ein Unternehmen seine Versprechen hält; obes durch Aktivitäten und Maßnahmen nachwei-sen kann, dass Wertehaltungen gelebt werden?
An drei Schnittstellen können Konflikte auftre-ten, die den Aufbau von Reputation über eineWertezuschreibung verhindern und damit diePositionierung als Arbeitgeber schwächen.Diese Konflikte treten dort auf, wo zwei unter-schiedliche Wertesets aufeinander stoßen.Dabei wird nicht erwartet, dass Wertesets iden-tisch sind, sie dürfen nur keine klaren Gegen-sätze aufweisen. Auch Inkonsistenzen in derDarstellung von Werten sind gefährlich – in sol-chen Fällen wird sehr schnell die Glaubwürdig-keit des Handelns in Frage gestellt.
Corporate Responsibility 2008 39
oder weil ein Engagement aufgrund andererRollenerwartungen nicht mehr positiv bewertetwird. Unstrittig ist jedoch, dass es entscheidendist, das Engagement in diesen Feldern klar zukonturieren und es kommunizierbar zu machen.
Ethik als Konsumtreiber
Folgt man der Logik, dass Werte bei der Stellen-wahl ein Entscheidungskriterium sind, verwun-dert es auch nicht, dass Kunden im Markt eben-falls ethische Aspekte in ihre Kaufentscheidun-gen einbeziehen. Inzwischen belegt eine Reihean Studien, dass Bio und Öko Mainstreamgeworden sind. Der Marktanteil der so genann-ten LOHAS-Konsumenten (Lifestyles of Healthand Sustainability) wird auf bis zu 30 Prozenttaxiert. Soziale Aspekte und Umweltaspektefließen gleichfalls in die Beurteilung ein. EinTrend, der Qualität vor Niedrigpreis stellt unddem sich heute kaum ein mitteleuropäischesUnternehmen verschließen kann. Neben denkonkreten „ethischen Produkten“ wird dieUnternehmensebene von der Öffentlichkeit inden Blick genommen. Für die „ethischen Spe-zialisten“, die sich aus einem Teilsegment her-aus inzwischen einem breiteren Publikum prä-sentieren, erfolgt in der Regel automatisch dieZuschreibung von nachhaltigem und gesell-
schaftlich korrektem Verhalten an das Unter-nehmen. Dieses betrifft Branchen wie Nah-rungsmittel (Beispiel: Bionade), Kosmetik (Bei-spiel: Lavera) oder Energie (Beispiel: Repower).
Bei den Unternehmen, die auf den Massenmarktausgerichtet sind, entscheidet ihre Reputationüber die Zuschreibung der ethisch als wichtigempfundenen Werte. Je nach Branche findendabei Werteübertragungen von den Marken aufdas Unternehmen und vice versa statt. Die dahin-ter liegende Chance: Unternehmen und Markenkönnen wechselseitig von einander profitieren.Allerdings müssen dafür die Wertewelten erkanntwerden. Dieses meint mehr als eine oberflächli-che Aufladung über emotionale Wertebotschaf-ten. Die Zuschreibung von Glaubwürdigkeit durchexterne Stakeholder ist zentral für den Aufbauvon Reputation – und ein Prozess über Jahre.
Zwei Werteperspektiven auf einUnternehmen als Arbeitgeber
Die von einem Unternehmen für das Recruitingals interessant eingestuften Personen erlebendieses Unternehmen möglicherweise aus zweiverschiedenen Perspektiven. Sie kennen nichtnur das Unternehmen als potenziellen Arbeitge-ber, sondern auch seine Produkte oder Dienst-leistungen. Über diesen Weg erfolgt ebenfallseine mehr oder weniger fundierte Zuschreibungvon Werten auf das Unternehmen. Diese wie-derum beeinflussen die Meinung gegenüber
38 Corporate Responsibility 2008
Werteübertragung
zwischen Corporate und Marken-Ebene
Unternehmen
als Produzent
Marken
Produkte/Dienstleistungen
Corporate Responsibility als Querschnittsaufgabe
Verantwortung...
für Produktion und
Produkte/Dienstl.
Unternehmensprofil „Corporate Responsibility“
als Corporate Citizen
und als Standort
für Mitarbeiter
und als Arbeitgeber
Um als Arbeitgeber möglichst attraktiv
zu sein, lassen sich drei Handlungsfelder
ableiten:
1. Unternehmen müssen ihre Aktivitäten konturieren
und strategisch positionieren.
2. Unternehmen müssen durch ihr Verhalten im
Markt und in der Gesellschaft Reputation auf-
bauen.
3. Unternehmen müssen sowohl ihre strategischen
Grundüberlegungen zu Werten, Marktverhalten
und Unternehmenskultur als auch die im Sinne
der Glaubwürdigkeit notwendigen belegenden
Maßnahmen auf intelligente Art in die Zielgrup-
pen kommunizieren.
„Employer Branding“ braucht Glaubwürdigkeit.
„It takes 15 years to build a reputation and 5minutes to ruin it!“ – Dieses Zitat von WarrenBuffet verweist darauf, dass Reputation ein aus-gesprochen fragiles Gebilde ist. Unternehmenmüssen beim Reputationsaufbau immer ihreRolle als Spieler im Marktumfeld wie auch alsArbeitgeber im Blick haben. Nur wenn sie esschaffen, von beiden Interessenfeldern geleitet,ein einheitliches Profil ihrer Verantwortung undWerte zu definieren und dieses auch lebendigwerden zu lassen, werden sie im „Kampf um diebesten Köpfe“ erfolgreich sein. Denn auch„Employer Branding“ braucht Glaubwürdigkeit:Gelebte und erlebbare Werte. �
40 Corporate Responsibility 2008
KONTAKT
Dr. Norbert Taubken
Scholz & Friends Reputation
Quartier 207
Friedrichstr. 78
10117 Berlin
T 030 / 700186-0
F 030 / 700186-599
W www.s-f.com
Wertekonflikte an Grenzflächen
1.) Arbeitgeber – Arbeitnehmer. Das, wofür das
Unternehmen steht, sollte möglichst gut zu den
Interessen und Vorstellungen passen, die der Arbeit-
nehmer hat.
2.) Unternehmen – Marke. Werden die Wertewelten,
die insbesondere über Werbekanäle verbreitet wer-
den, in Einklang gebracht mit dem, wofür das Unter-
nehmen steht? Es entsteht für Unternehmen insbe-
sondere dann ein Risiko, wenn das Unternehmen
sich in der Außenwahrnehmung „gesellschaftlich
unverantwortlich“ verhält, gleichzeitig aber seine
Produkte als „gesellschaftlich verantwortlich“ dar-
stellt.
3.) Käufer – Produkt/Dienstleistung. Hier müssen
Unternehmen für jedes Produkt und die avisierte
Zielgruppe eine Balance zwischen Kaufpreis und
Wertaufladung erreichen.
als Arbeitgeber
Unternehmen
als Produzent
Marken
Produkte/
Dienstleistungen
Arbeitnehmer
Kunden
�
�
�