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Wolfskinder
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Verlauf
1.) Einleitung ( Definition, Arten von Wolfskindern)
2.) Kasper Hauser
3.) Victor von Aveyron
4.) Die Wolfskinder von Midnapore
5.) Schluss, Diskussion
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1. Einleitung
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Was versteht man unter Wolfskindern?
Als Wolfskinder oder Wilde Kinder bezeichnet man Kinder, oft Findelkinder, die in jungen Jahren eine Zeit lang isoliert von Menschen aufwuchsen und sich deshalb in ihrem erlernten Verhalten von normal aufgewachsenen Kindern unterscheiden. Dabei sind Wolfskinder in einigen Fällen von Tieren „adoptiert“ worden und lebten mit ihnen zusammen.
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3 Arten von Wolfskindern1. Wilde Kinder: Dies sind Menschenkinder, die von Tieren „adoptiert“worden sind. Viele der Kinder, die mit Tieren gelebthaben, neigen dazu, dieselben Verhaltensweisen wieihre „Adoptiveltern“ zu zeigen.
2. Isolierte Kinder:Dies sind Menschenkinder, die alleine in der Wildnis leben –isoliert von jeglichem menschlichen Kontakt.
3. Eingesperrte Kinder: Dies sind Kinder, die von anderen Menschen in dunklenKammern, Kellern oder Ställen eingesperrt wurden. Sie wurdenkomplett isoliert von der Außenwelt gehalten und versteckt.Einige wurden zusätzlich stark misshandelt.
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1. Wilde Kinder: Sie gingen oft auf allen Vieren Sie hatten eine dicke Hornhaut an Füßen, Knien
und Händen Ihre Knie – und Hüftgelenke ließen sich weder
ganz beugen noch strecken Sie konnten nicht aufrecht stehen Sie imitierten die Tierlaute Sie konnten nicht sprechen Sie aßen rohes Fleisch Sie nahmen die Nahrung mit dem Mund zu sich Ihre Kieferknochen waren erhöht und traten
stark hervor
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Sie hatten dünne scharfe Schneidezähne Sie konnten feste beißen und waren aggressiv Sie hatten eine starke Körperbehaarung Sie hatten lange verfilzte Haare und
Augenbrauen Sie waren oft unempfindlich gegen Kälte und
Hitze Sie konnten meistens sehr gut riechen und
hatten eine große Nasenöffnung Sie waren fähig, sehr gut zu sehen (bei Nacht oft
besser als am Tag) Sie hatten oft große Ohren und besaßen eine
gute Hörkraft Ihr Körperbau zeugte von Kraft und
Beweglichkeit
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Von welchen Tierarten wurden die wilden Kinder „adoptiert“?
Wölfen Hunden Affen Bären Schafe Ziegen Schweine
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2. Isolierte Kinder: Ihre Haltung war oft sehr gebückt Sie bewegten sich meist trabend fort Sie konnten nicht sprechen und gaben
unverständliche Laute von sich Sie ernährten sich fast ausschließlich
vegetarisch (Wurzeln, Blätter, Beeren, Nüsse) Sie hatten eine starke Körperbehaarung Sie hatten lange verfilzte Haare und
Augenbrauen Sie waren oft unempfindlich gegen Kälte und
Hitze
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Sie konnten meistens sehr gut riechen und hatten eine große Nasenöffnung
Sie waren fähig, sehr gut zu sehen (bei Nacht oft besser als am Tag)
Sie hatten oft große Ohren und besaßen eine gute Hörkraft
Ihr Körperbau zeugte von Kraft und Beweglichkeit
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3. Eingesperrte Kinder
Sie haben nicht zu sprechen gelernt Sie waren meist sehr stark verängstigt und
scheu In vielen Fällen waren diese Kinder sehr
schwach und abgemagert Einige Kinder waren fähig, sehr gut zu
sehen
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Merkmale der Wolfskinder Sie sind „genetisch Menschen“ und geistig gesund Sie haben oft eine zurückgebliebene Entwicklung im
Gegensatz zu normal entwickelten Kindern Sie können keine Sprache sprechen Sie sehen meist verwildert und ungepflegt aus
(z. B.: starke Körperbehaarung, haben sich Jahre lang nicht gewaschen)
Sie haben besonders geschärfte Sinne Sie können kaum Gefühle zeigen (lachen/weinen, haben
oft ausdruckslose Gesichtszüge) Sie sind meist sehr menschenscheu Viele von Ihnen sterben sehr früh
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Warum gibt es Wolfskinder?
Die Kinder wurden in der Wildnis ausgesetzt
Sie wurden von Tieren geraubt Sie sind von zu Hause weggelaufen Sie haben sich verlaufen
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Literarische Wolfskinder
Romulus und Remus (Gründer der Stadt Rom)
Tarzan Mowgli
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Mythologie: Romulus und Remus König Alba Longa fürchtete,
dass Romulus und Remus ihm seinen Thron streitig machen könnten und setze die Zwillingsbrüder auf dem Fluss Tiber aus. Die beiden Brüder wurden am Schilfufer von einer Wölfin entdeckt. Diese säugte die beiden und zog sie auf.
Als Romulus und Remus erwachsen waren, gründeten sie die Stadt Rom.
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Fotos von Wolfskindern
Naderi ZwillingeDatum: 1997Alter: 12Wo: IranJahre in Gefangenschaft: 12
ImiyatiDatum: 1983Alter: 10Wo: IndonesienJahre in der Wildnis: 6
John SsebunyaDatum: 1991Alter: 6Wo: AfrikaJahre in der Wildnis: 3Tiere: Affen
Kaspar HauserDatum: 1828Alter: 17Wo: Nürnberg Jahre in Gefangenschaft: 12 Jahre
VictorDatum: 1799Alter: 12-13Wo: Frankreich Jahre in der Wildnis: 12
Kamala & AmalaDatum: 1920Alter: 8 / 1-2Ort: IndienTiere: Wölfe
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Wie verhalten sich Wolfskinder?
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Beziehung: Mensch - Tier
Sie leben zusammen Sie können miteinander kommunizieren Sie jagen und „fressen“ gemeinsam Sie schlafen dicht zusammen Sie beschützen sich gegenseitig Sie scheinen unsicher und scheu, wenn
man sie voneinander trennt Die Verbindung scheint sehr intensiv
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Was passiert mit den Wolfskinder, wenn sie entdeckt werden?
Sie werden eingefangen bzw. in die „menschliche Welt“ gebracht
Sie werden meist von Psychologen oder Wissenschaftlern untersucht und betreut
Sie sind begehrtes Forschungsobjekt Einige der Kinder kommen ins
Waisenhaus oder in Pflegefamilien
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Die Rückkehr in die zivilisierte Welt
der Menschen
Nach und nach haben sich viele der wilden
Kinder daran gewöhnt: In einem Bett zu schlafen Kleider zu tragen Mit den Händen bzw. mit Besteck zu
essen Nur noch auf der Toilette zu urinieren Sich regelmäßig zu waschen
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Große Schwierigkeiten haben diese Kindervor allem mit: Dem Erlernen der Sprache Dem aufrechten Gehen
Die Kinder, die sehr früh und lange isoliertvon anderen Menschen gelebt haben, sindin all den genannten Punkten nur sehrBegrenzt lernfähig und haben sehr großeSchwierigkeiten, sich an die Gesellschaftanzupassen.
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Sprache
Menschen erlernen das Sprechen nur während einer gewissen Zeitspanne ihrer Kindheitsentwicklung. Wer diese Zeitspanne verpasst, wird das Sprechen nie erlernen.
Wenn wilde Menschen erst nach Erlernen einer Sprache „wild“ wurden, dann verloren sie ihre Sprache, konnten aber nach verschieden langer Zeit des Übens ihre Sprachfähigkeit wieder zurück bekommen
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Wortschatz
FleischMangsaMang
SpielzeugKhalenaKhel
BlumePhulFoo
MilchDudhDoo
ArzneiAshudUd
DeutschBengaliKamalas Wörter
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2.) Kasper Hauser
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Kaspar Hauser
* ? . ? .1812+ 17.12.1833
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1.Periode: - 1812 Versch. Möglichkeiten der ersten
Lebensjahre in Freiheit ?! Einkerkerung zwischen dem 3. – 6. Lebensjahr
2. Periode:- 1815 – 1818 Verschleppung in ein Verlies für ca.
10 – 12 Jahre
3. Periode: - Pfingstmontag, 26. Mai 1828, 16 Uhr: in
Nürnberg erscheint ein ca. 17 jähriger Junge in wackelndem Gang, mit den Armen rudernd, verwahrlost aussehend Kaspar Hauser
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Mai 1828: Nürnberger Stadtgefängnis, Familie des Gefängniswärters Hiltel, Vormund Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach
Juni 1828: Lehrer Georg Friedrich Daumer
17. Oktober 1829: Mordanschlag 1830: Verletzung durch Pistolenschuss 28. Mai 1831: Lord Stanhope tritt in
Hausers Leben
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19. Januar 1832: Lord Stanhope verschwindet plötzlich, Pflege bei Lehrer Johann Georg Meyer
1933: Konfirmation 14. Dezember 1833: 2. Mordanschlag 17. Dezember 1833: ca. 22 Uhr Tod
Hausers hier der Entwicklungstand eines 8 - 9 Jährigen
20. Dezember 1833: Beerdigung
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Versteck im Schloss Pilsach
Spielzeug von K. Hauser
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Hausers Ankunft in Nürnberg
ca.1,40 m groß Breitschultrig Breite, hohe Stirn Offener, schuldloser Blick Zarte Haut kraftlos
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körperliche Behinderungen Organe, Gehirn, Rückenmark und
Nervensystem völlig ausgebildet Sprachschatz von ca. 50 Worten Entwicklung zu dem Zeitpunkt: 2 – 3
jähriges Kind Zeichen einer Pockenimpfung
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Hiltel
Gefängniswärter, 51 Jahre Familie des Gefängniswärters: Frau und 8 Kinder im Alter zwischen 2
und 11 Jahren Hauser verbringt die erste Zeit in
Nürnberg mit der Familie
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Anselm Ritter von Feuerbach
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- *14.11.1775 in Hainichen
+ 29.05.1833 in Frankfurt am Main
- deutscher Rechtsgelehrter- Bekanntheit durch die Rolle des
Obervormunds und Gönners K. Hausers- Buchveröffentlichung 1832 „Kaspar
Hauser. Beispiel eines Verbrechens am Seelenlebendes Menschen“
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George Friedrich Daumer
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* 05.03.1800 in Nürnberg
+ 13.12.1875 in Würzburg
- Deutscher Religionsphilosoph
- Schriftsteller- unterrichtet ihn im Sprechen, Lesen,
Schreiben, Rechnen, Schach spielen, malen (erster Lehrer Hausers)
- fördert ihn in seiner gesamten
persönlichen Entwicklung- machte psychologisch- pädagogische
Versuche mit Kaspar Hauser
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Allgemeine Beobachtungen
gutmütig, großherzig
feine Beobachtungsgabe
scharfes und treffendes Urteilsvermögen
super Gedächtnis
lernt sehr schnell Erziehungsmechanismen
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misstraut fast allen Menschen
reagiert auf Berührungen erschrocken
kein Ansehen von Autoritäten
erkennt keine Geschlechterunterschiede
sein Verstand erkennt keine persönlichen Grenzen an
sein moralisches Gefühl äußert sich rigoristisch
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in Ordnung und Reinheit ist er übergenau
schnelles Wachstum
fehlende bewusste Beziehung zu seinem Körper
kann mit Gott nichts anfangen
Ärzte jagen ihm Angst ein
äußert eine Art Beziehung zu seinem unbekannten Retter,
körperliche und nervliche Beschwerden
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Sinneswahrnehmungen
Sinne sind ungeheuer scharf und frei
Bsp.:
Riechen
- Rosenduft
- Fleischgeruch
- Obstbäume
- Friedhofsbesuch
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Sehen- Tagesblindheit - sieht im Dunklen sehr gut- hohe Tiefenschärfe- ausgeprägte Farbwahrnehmung
Hören- Blitz und Donner
Schmecken- nimmt gierig Wasser und Brot- verabscheut Weißbrot, Fleisch und Bier
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Erscheinungen, die in das Gebiet des animalischen Magnetismus und des Hellsehens fallen
Stärke von Metallen Geräuschloses Nähern von Personen Ungesehenes Erheben einer Hand
gegen ihn Berührungen lassen ihn erschauern
je kräftiger und gesünder K. Hauser wird, umso weniger werden die Erscheinungen
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Veränderungen bei K. Hauser
1. Kennen lernen der Schrift2. Wahrnehmung des Keimens und Wachsens in der Natur
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Kasper- Hauser- Versuch
Verhaltensbiologie Aufzucht eines Tieres unter
weitgehendem Erfahrungsentzug, völliger Isolation, ohne geglichen Kontakt zu Artgenossen oder zu anderen Tieren
Nachweis, dass alle von dem Tier gezeigten Verhaltensweisen im Erbgut verankert sind, also angeboren sein müssen
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Kaspar Hauser – ein Phänomen?!
Die Inschrift auf dem Grabstein lautet übertragen:
Hier liegtKaspar Hauser,
ein Rätsel seiner Zeit, unbekannt seine Geburt, geheimnisvoll sein Tod.
1833
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Literatur
http://www.bad-bad.de (13.05.06) http://www.bad-bad.de/ kasperhauser/daumer.htm (13.05.06) Conradt, Marcus: Fünfeinhalb Jahre unter Menschen. Armer Kaspar
Hauser, Ernst Klett Verlag, Stuttgart: 1983. Hörich, Jochen (Hrsg.): Ich möchte ein solcher werden wie...,
Materialien zur Sprachlosigkeit des Kasper Hauser, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main: 1979.
Ritter von Feuerbach, Anselm: Kaspar Hauser oder Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben eines Menschen, Ernst Klett Verlag Gmbh, Stuttgart: 1984.
http://www.zdf.de (12.05.06) http://www.wikipedia.de (10.05.06)
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3.) Victor von Aveyron
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Themen
„Biographie“ Victors Kurzinformationen über Jean Itard Gutachten über die ersten Entwicklungen Victors
(1801) Gutachten über die Weiterentwicklung (1807) Itards Erziehungsmethoden Mögliche Ursachen des Scheiterns der
Eingliederung
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„Biographie“
1797 nackt im Wald von Südfrankreich beobachtet
1798 von Jägern auf einem Baum entdeckt und eingefangen;
lebte eine Woche bei einer Witwe und flieht
1800 nahe Saint-Sernin gefunden -> wird eingefangen
Jan/ Feb. 1800 lebt im Waisenhaus in Saint-Affrique
Feb. – Juli 1800 wird vom Naturforscher Bonnaterre
untersucht
August 1800 auf Wunsch Lucien Bonaparte zur
Gehörlosenschule in Paris gesandt
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„Biographie“
November 1800 Jean Itard beginnt ihn bei sich zu Hause zu erziehen; Psychiater Philippe Pinel erstellt ein Gutachten
Resultat: unheilbarer Idiot und untauglich
für Erziehung (siehe Zitat)1801 Itards erster Bericht über die Fortschritte des ‚Wilden‘ Januar 1801 ‚der Wilde‘ erhält den Namen Victor1807 Itards zweites Gutachten über Victor -> er hört auf mit ihm zu übenJuni 1811 Mme Guérin (Pflegerin) und Victor ziehen gemeinsam in eine Wohnung † 1828 Victor stirbt in Paris
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Zitat aus dem Gutachten von Philippe Pinel
“When one makes a sound, he turns around . . . If one repeats the same sound, he no longer pays attention. He is totally insensible to music . . . Is there any reason not to say that in this area even elephants have an advantage over him?. . . One could well conclude from the way the boy tests food that his sense of smell is very delicate and cultivated, if one didn't know that he defecates and urinates right in his bed. This behavior seems to place him lower than all animals, both wild and domestic.”
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Kurzinformation: Jean Itard
stammt aus großbürgerlichen Verhältnissen studiert Medizin 1800: übernimmt die Stelle des Chefarztes am
Taubstummeninstitut in Paris 1821: wird Mitglied der Académie de Médicine =>
wird in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde anerkannt (Buchveröffentlichung: Traité des maladies de l'oreille et de l'audition)
gilt als Vorläufer der Gehörlosen- und Geistesbehindertenpädagogik
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Victors Ausgangsvoraussetzungen
Sehen: Augen immer in Bewegung, können nicht fixieren
Hören: unempfindlich gegen Lärm Riechen: hoch entwickeltes Geruchsorgan Sprechen: nur monotone Laute Gefühle: keine negativen Gefühlen, Freude ist
nur durch die Natur auszulösen
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Victors Ausgangsvoraussetzungen
intellektuelle Fähigkeiten (laut Pinel): Aufmerksamkeit nur auf Gegenstände des Bedürfnisses gerichtet, ohne Gedächtnis, Unfähigkeit zur Nachahmung/ zur geistigen Arbeit
intellektuelle Fähigkeiten (laut Itard): Intelligenz die sich auf seine Bedürfnisse bezieht aber nicht so verfestigt ist, wie sie durch Erziehung erreicht werden kann
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Bericht über die ersten Entwicklungen
1801
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Itards Lernschritte
1. Ihn mit dem Leben in der Gemeinschaft vertraut machen, indem man ihm dieses schöner gestaltet als in den bisherigen Monaten seit seiner Festnahme und vor allem ähnlicher dem Leben, das er früher geführt hat.
2. Die Sensibilität seiner Nerven durch die kräftige Stimulatien und hie und da durch lebhafte seelische Affekte wecken.
3. Seinen Ideenkreis erweitern, indem man ihm neue Bedürfnisse schafft und seine Beziehungen zu den ihm umgebenden Menschen vervielfacht.
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Itards Lernschritte
4. Ihm zum Gebrauch der Sprache anleiten, wobei die Übung der Nachahmung durch das zwingende Gebot der Notwendigkeiten bestimmt wird.
5. Eine Zeitlang die einfachsten geistigen Tätigkeiten auf die Gegenstände seiner körperlichen Bedürfnisse anwenden und dann deren Anwendung auf den Lehrstoff bestimmen.
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1. Den Wilden für die Gemeinschaft gewinnen
Victors Gewohnheiten werden benutzt um seinen Tagesrhythmus dem ‚normalen’ Rhythmus der Menschen anzupassen.
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2. Die Sensibilität erhöhen
Victors Sinne werden gestärkt, indem sie den „stärksten Eindrücken“ ausgesetzt werden.
Itard hofft, dass die Muskelkraft weniger, dafür aber die Sensibilität mehr wird.
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3. Die Erweiterung seines gedanklichen Horizontes
Itard versucht durch Rituale Bedürfnisse bei Victor zu wecken.
Itard versucht Victor für Kinderspiele zu begeistern um seine intellektuellen Fähigkeiten zu erweitern.
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4. Ihn zur Sprache führen
Victor lernt alle Vokale (außer u) und die Konsonanten l und d zu ‚sprechen’.
Durch seine Vorliebe für ‚Oh’ lernt Victor den Ausdruck ‚non’ und seine Bedeutung kennen.
Victor bedient sich der Zeichensprache um sich mit den Menschen zu verständigen und erfasst komplexere Zusammenhänge.
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5. Geistige Tätigkeiten entwickeln
Victor muss seinen Verstand nutzen um die von Itard gestellten Hindernisse zu überwinden.
Victor soll durch vergleichen und beurteilen Formen und Farben (später auch Buchstaben) an Tafeln ordnen.
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Gutachten über die Weiterentwicklung
1807
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Zur Entwicklung der Sinnesfunktionen
Hören: Itard verbindet Victor die Augen, so soll dieser lernen Geräusche voneinander zu unterscheiden.
Visuelle Wahrnehmung: Victor soll mit Hilfe der Metallbuchstaben ‚lesen’ lernen.
Geschmackssinn: Victor soll durch Vorsetzen von anderen Speisen diese zu schätzen lernen.
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Die Schulung der intellektuellen Fähigkeiten
Itard versucht Victor die Verknüpfung von Wort und Gegenstand beizubringen.
Victor lernt durch Nachahmung Wörter abzuschreiben.
Itard gibt auf Victor das Sprechen beizubringen.
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Entwicklung der affektiven Fähigkeiten
Victor entwickelt die Gefühle Trauer und Freude. Victor entwickelt ein leichtes Gespür für Recht
und Unrecht.
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Itards Erziehungsmethoden
Die Drohung oder ‚Bedrohung als Lernhilfe’ Droht durch Mimik und Gestik => Einschüchterung Victors aber
keine höhere Lernbereitschaft
Der Tadel oder ‚Verweis und Rüge als Aufmunterung der
Sinne’ Victor soll emotional erschüttert werden indem er zum Weinen
gebracht wird => Victor fängt aus Angst selber an zu weinen
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Itards Erziehungsmethoden
Der Liebesentzug oder ‚Der kalte Blick als Medium der Läuterung des Zöglings’ Durch Liebesentzug soll Victor zum Weinen gebracht werden
um besser lernen zu können
Die körperliche Züchtigung oder ‚Die Einprügelung von Lerneifer und Moral’ Victor soll durch Schlagen Lernwilliger werden
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Itards Erziehungsmethoden
Die Einkerkerung oder ‚Gewissensbildung durch Isolation’ Victor wird in einen kerkerartigen Raum eingesperrt wenn es
keine Lernerfolge gibt
Die Schockmethode oder ‚Die Brechung des Ungehorsams durch die Erfahrung der Todesnähe’ Victor hat Höhenangst: Itard hält ihn aus dem Fenster um seine
Unruhe zu stoppen
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Mögliche Ursachen des Scheiterns
Warum war Victor meist von Gleichaltrigen getrennt? Victor wurde als Forschungsobjekt gesehen und sollte von der
‚bösen Umwelt‘ abgeschottet werden Wie viele Freiräume hatte er wirklich?
Die Freizeit wird für Unterricht geopfert Warum konnte Itard seinen Unterricht nicht mit Spiel und
Spaß verbinden? Warum hat Itard Victors ‚Gebärdensprache’ nicht benutzt?
Itard sah in der Artikulation das primäre Erziehungsziel Warum hat Itard keine Methode entwickelt um Victor in die
Gemeinschaft einzugliedern?
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Quellen
Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Victor.jpg , Zugriff: 11.05.06 um 21:42 Uhr. Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Itard, Zugriff: 13.05.06 um 13:12 Uhr. Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Victor_von_Aveyron, Zugriff: 10.05.06 um
14:59Uhr. Internet: http://www.mtholyoke.edu/courses/gdavis/325students/sozialisierung/
index.html, Zugriff: 11.05.06 um 20:35 Uhr. Internet: http://www.mtholyoke.edu/courses/gdavis/325students/wild%20child/f.html,
Zugriff: 11.05.06 um 21:02 Uhr. Internet:
http://www.mtholyoke.edu/courses/gdavis/325students/wild%20child/zeittafel.html, Zugriff: 11.05.06 um 20:48 Uhr.
Internet: http://www.unet.univie.ac.at/~a0308677/skripten/strachota1.doc, Zugriff: 11.05.06 um 20:32 Uhr.
Itard, Jean: Victor: das Wildkind vom Aveyron, Rotapfel-Verlag, Zürich: 1965. Koch, Friedrich: Das Wilde Kind – Die Geschichte einer gescheiterten Dressur.
Europäische Verlagsanstalt, Hamburg: 1997. Werner, Birgit: Die Erziehung des Wilden von Averyron, Europäischer Verlag der
Wissenschaften, Frankfurt am Main: 2004.
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4.) Die Wolfskinder von Midnapore
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Textgrundlage
Die „Wolfskinder“ von Midnapore
Reverend J.A.L. Singh Missionar der S.G.P. Mission und Leiter
des Waisenhauses von Midnapore (Indien) Reisetagebuch
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Am 9. Oktober 1920 gingen wir am Abend, lange vor Einbruch der Dämmerung, etwa um 16.30 Uhr oder 17 Uhr heimlich auf den Hochstand und warteten dort gespannt ungefähr eine Stunde lang. Plötzlich kam ein ausgewachsener Wolf aus einem der Löcher, das durch das ständige Heraus- und Hereinlaufen der Tiere ganz glattrandig geworden war. Diesem Tier folgte ein zweites von derselben Größe und Art, diesem ein drittes, welchem sich dicht zwei Junge hintereinander anschlossen; zwei zugleich konnten nicht durch das Loch.
Dicht hinter den Jungen kam der Geist - ein schrecklich aussehendes Wesen - Hand, Fuß und Körper wie ein Menschenwesen; aber der Kopf war ein großer Ball von irgend etwas, das die Schultern und einen Teil des Oberkörpers bedeckte und nur die scharfen Umrisse des Gesichtes freiließ, und dieses Gesicht war das eines Menschen.
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Auf den Fersen folgte ihm ein anderes gräßliches Geschöpf, das genau wie das erste aussah, nur etwas kleiner war. Ihre Augen waren hell und durchdringend, anders als menschliche Augen. Ich kam sofort zu der Folgerung, daß dies menschliche Wesen seien.
Der erste Geist zeigte zunächst den Oberkörper zu ebener Erde, stützte die Ellbogen auf den Rand der Höhle, schaute zur einen und dann zur andern Seite und sprang heraus. Er schaute vom Höhlenausgang im ganzen Kreise herum, bevor er heraussprang und den Wolfsjungen folgte. Ihm folgte ein anderer kleiner Geist von derselben Art, der sich ganz gleich benahm. Beide liefen auf allen Vieren.
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17. Oktober 1920
- Wolfsmutter wird mit Pfeilen getötet
- Wolfskinder werden von Wolfsjungen getrennt
- Wolfskinder in Hofecke eingezäunt
- Nahrungsverweigerung
- Saugwirkung: Tee/ Taschentuch
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Rückreise nach Midnapore
- Rückfahrt (75 Meilen) mit dem Ochsenkarren
- Kinder verkriechen sich in Ecke
- wirken teilnahmslos
- kein Interesse für andere Waisenkinder
- suchen Wolfsmutter und Geschwister
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Äußere Erscheinung
- erhöhte Kieferknochen
- enge, ungleiche Zähne
- blutrote Mundhöhle
- kaum bewegliche Knie-/ Hüftgelenke
- Gelenke mit harter Hornhaut bedeckt
- blau leuchtende Augen
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- starke Sehkraft in der Nacht
- flache Nasen mit runden Nasenlöchern
- schmale, faltige Stirn
- buschige und lange Brauen
- stark ausgeprägter Tastsinn
- kurzer, muskulöser Hals und breite Schultern
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Essverhalten
- wie Hunde, mit Mund zum Teller
- ohne Hilfe der Hände- flüssige Nahrung wie junge
Hunde (lappen)- bei Hunger: unruhiges
Umherziehen, Schnuppern- große Gier, „herfallen über
Nahrung“- später auf Knie aufgerichtet
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Gehen und Laufen
- Fortbewegung auf allen Vieren
- ruckartige und schnelle Fortbewegung
- selten auf Händen und Knien ( langsam)
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Schlafverhalten
- einander überlappend- sitzend oder liegend
zusammengerollter Körper, Hände und Füße berührten sich
- leichter Schlaf, sehr geräuschempfindlich
- kein Schlaf nach Mitternacht- umherstreifen in der Nacht
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Gemütsbewegung
- lachten nie, keine Spur freudiger Bewegung im Gesicht
- Freunde/ Befriedigung beim Essen und Trinken war die von Tieren
- im Garten spielen
eigentümliche tierische Freudenkundgebung
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Zuneigung und Anhänglichkeit
- Bezugsperson: Mrs. Singh
- Versuch mit ihr Kontakt aufzunehmen, bei Angst und bei Krankheit
- ließen sich nicht von anderen Menschen füttern
- später von anderen Hausbewohnern pflegen
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Krankheit (07.09.1921)
- Kamala und Amala 5 Tage bewusstlos
- erzählten Hausarzt Geschichte, um Kinder behandeln zu können
- Durchfall, Würmer, Fieber
- Mädchen waren kalt und regungslos
- Temperatur sank
- am 21.09.1921 starb Amala
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Kamalas Verhalten nach dem Tod ihrer Schwester
- wollte sich nicht vom Leichnam entfernen- aß 2 Tage lang nichts - fühlte sich einsam, blieb 6 Tage allein in
Ecke sitzen- verkroch sich zu Zicklein im Haus, suchte
Körperkontakt zu ihnen- lief Hühnern im Garten nach- spielte mit Katze im Haus- kam seltener zu Mrs. Singh- heulte nachts laut
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Massage
- Mrs. Singh jeden morgen ( zwischen 4 und 5 Uhr) mit Rapsöl
- ruhiger Tonfall, ständiges Zureden- zuerst Unbehagen, danach merkten sie
den liebevollen Tonfall und Berührungen- Gelenke wurden durch Klopfen und Reiben
gestreckt- Muskeln an Armen, Beinen und Sehnen
wurden gestärkt- wirkte besänftigend und beruhigte Kamala
nach Amalas Tod
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1. Übung
- Brocken Gebäck auf Teller- so hoch gehalten, dass Kamala nicht
erreichen konnte- mit anderen Waisenkindern zusammen- stehende oder Kniende Kinder kamen an
Teller Gebäck heran- Kamala konnte dies nachahmen und kniete
sich hin- es gelang ihr nicht sich aufzurichten
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Weitere Übungen
- Tisch mit Gebäck von Bänken umrundet ( ungefähr gleich hoch)
- Kinder mussten über Bank klettern und sich aufrichten (auf Bänke legen) um Gebäck zu erreichen
- Kamala schaffte es den Kindern nachzuahmen, als sie sich unbeobachtet fühlte
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- Kamala spielte gerne mit Katze im Garten
- folgte sie zum Baum, versuchte Katze zu folgen
- stützte Bauch auf Ast, streckte Knie
- daraufhin Übung mit Backwerk: Teller auf untere Äste
- Gewöhnung an den richtigen Gebrauch der Beine und Füße
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Ergebnis der Übungen
- Kamala konnte für kurze Zeit frei stehen und Körper auf Zehen balancieren
- konnte an Ästen schwingen
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Veränderung des Essverhaltens
- aß anfangs mit Hunden aus gleichem Teller
- lappte Wasser und Brei mit der Zunge- kann für kurze Zeit Teller mit beiden
Händen zum Mund führen- Heißhunger auf Fleisch- tötete nie ein
Haustier oder Vogel, verzehrte Aas aber sofort
- mochte Süßigkeiten, Kuchen und Schokolade
- bekam jeden Tag ein Spiegelei
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Benehmen gegenüber Tieren und Menschen
- tierischer Mut machte menschlicher Furchtsamkeit platz
- Neugier gegenüber Schaukel im Garten menschliche Fähigkeiten wachsen- keine weitere Verbesserung der
Fortbewegung nachdem stehen gelernt hatte (10. 05. 1923)
- konnte jedoch nicht laufen
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Intellekt- Fähigkeiten des Verstehens
- Farbenbegriff (bevorzugt rot)- kannte Kinder beim Namen, konnte sie
jedoch nicht aussprechen- Wärme/ Kälte begriff ( baden)- Geschmack ( gesalztes Essen)- konnte Gefahren erkennen und Hilfe holen steigende Fähigkeit zu verstehen und
Handlungsbedürfnis
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- entwickelte Besitzverhalten (besonders rote Kleidung)
- wollte sich nun morgens wie andere Kinder anziehen, bevor sie raus ging ( früher nackt, später Lendenschurz)
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Mimik/ Gestik
- an Amalas Todestag, nur 2 Tränen übers Gesicht, keine weitere Veränderung des Gesichtsausdrucks
- 1926 Zusammenspiel von Gesichtsausdruck und Körperbewegungen
- trotz kleinen Wortschatzes, mit Mimik und Gestik Absicht erkennen und somit verständigen
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Wortschatz
- bis 1926 dreißig Wörter- erstes Vokabular: undefinierbarer Schrei/
Geheule, weder menschlich noch tierisch ( lauter, schriller Ton)
- bei Hunger/ Durst: „Bhu, Bhu“ - hörte Wörter bei anderen Kindern und
ahmte sie nach- später Bedeutung- versuchte erste Buchstaben der
Kindernamen auszusprechen ( Sarajus= Su; Mrs. Singh= Ma)
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- ganze Kraft in Erlernen neuer Begriffe, unbeholfene Zunge konnte klaren phonetischen Klang nicht hervorbringen
- 1927: lernte Dinge schneller kennen und in Worten ausdrücken als ein Durchschnittskind
- gebrochene Worte immer deutlicher
- fing an zu singen, vor sich hin zu „plappern“
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Wortschatz
Kamalas Wörter
Bengali Deutsch
Ud Ashud Arznei
Doo Dudh Milch
Foo Phul Blume
Khel Khalena Spielzeug
Mang Mangsa Fleisch
100
Generelle Tendenzen
- früher aß Kamala totes Fleisch
- empfand nun Abneigung gegenüber Aas ( 1927)
- Kamala wurde von Hunden angebellt, erschrak und machte großen Bogen um sie herum
- kam nun regelmäßig in den Gottesdienst, kniete mit Kindern zusammen nieder
101
Kamalas letzte Krankheit
- wurde am 26.09.1929 ernsthaft krank
- alle Ärzte der Stadt behandelten sie
- bekam täglich zwei Einspritzungen
- konnte nicht sprechen, war sehr schwach
- war aber in der Lage die Ärzte namentlich zu unterscheiden
- sie starb am 14. November 1929 morgens
102
5.) Schluss, Diskussion
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Fazit - Sozialisation
Der Mensch muss lernenwie das Zusammenleben in der
Gemeinschaft organisiert ist (soziale Normen)
wie in einer Gesellschaft die Befriedigung der Grundbedürfnisse organisiert ist (z.B. Bindung, Wärme, Nahrung, ...)
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Wolfskinder – Mensch oder Tier?
Menschliche Eigenschaften
Tierische Eigenschaften
Sie sind genetisch Menschen
Sie verhalten sich wie Tiere
Sie sehen wie Menschen aus
Sie sehen wie Tiere aus
Ihr Körperbau ist dem eines Menschen ähnlich
Sie bewegen sich wie Tiere fort (auf allen Vieren)
Sie geben tierähnliche Laute von sich
Sie ernähren sich wie Tiere (rohes Fleisch)
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Diskussion:
Sind die Wolfskinder Kasper Hauser, Victor von Aveyron und Amala und Kamala (Midnapore) erfolgreich Sozialisiert worden?