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Kommunalwahl am 24. März 1974

15Wahlkreise

1KandidierenderproPartei

1StimmeproWähler

28Abgeordnete

15Direkt:1SPD,14CDU

13überListe:8SPD,5FDP

Die CDU errang 1 ÜberhangmandatSomit erhöhte sich die Anzahl der Mitglieder der Ratsversammlung von 27 auf 28

Wolf-BodoWeber bis3.3.1977

RolfSteinfeldt Fraktionsvorsitzender

(ab3.3.1977)

HorstFürstenau bis3.3.1977

Stadtrat(bis3.3.1977)

HermannSchwartz 1.stv.Bürgervorsteher

EdwinJungblut

UdoGillandt bis10.6.1976

ElkeJungblut

WalterTeichert

HarroStrecker Fraktionsvorsitzender

(bis3.3.1977)

Stadtrat(ab3.3.1977)

HelmutHülsmeyer ab10.6.1976

HorstBode ab3.3.1977

DieterKrohn ab3.3.1977

SPD-Abgeordnete in der Ratsversammlung

Wahlsystem

Stimmen Prozente Sitze

SPD 2.626 31,9% 9

CDU 3.978 48,3% 14

FDP 1.444 17,5% 5

Sch.B.B. 191 2,3%

Sch.B.B.: Schenefelder Bürgerblock (rechte bürgerliche Liste, auf der auch Mitglieder der NPD kandidierten)

1 Rolf Steinfeldt, 2 Wolf-Bodo Weber, 3 Harro Strecker, 4 Walter Teichert, 5 Edwin Jungblut, 6 Hermann Schwartz, 7 Elke Jungblut, 8 Horst Fürstenau

1

6

78

5

2 3 4

1974 – 1978

Vom Busverkehr nach Altona bis zur PVG

DieReizfigur

Horst Fürstenau* 1926 – † 1988 HorstFürstenauwareinVollblutpolitikermitEcken

und Kanten und seine Reden im Ortsparlament

warenberühmt,berüchtigt,beimGegnergefürchtet

undnielangweilig.

Er war eine charismatische Führungsfigur und die

beeindruckendeListeseinerÄmterundFunktionen

weistdenSPD-Ortsvereinsvorsitz,Fraktionsvorsitz,

Stadtrat, Kreistagsabgeordneter, stellvertretender

LandratundMitglieddesSPD-Kreisvorstandesaus.

DieSchenefelderSPDsetzteihnschonbeiseinerzwei-

tenKandidatur1966aufdenzweitenPlatzihrerListe

underkorihn1970zuihremSpitzenkandidaten.

HorstFürstenauwar„einSoziundGewerkschafter

alterSchule“wieersichselbstnannte.Gleichnachdem

2.Weltkriegtrater1946inElmshornindieSPDein

undzweiJahrespäterwurdeerMitgliedderGewerk-

schaft ÖTV und 1951 stellvertretender Ortskartell-

vorsitzenderundstellvertretenderÖTV-Kreisvorsit-

zender.1953gingernachItzehoe,warÖTV-Kreis-

sekretärundkamdanneinJahrspäternachSchles-

wig,woerdieerstegewerkschaftlicheLandesrechts-

schutzstelle aufbaute. Als aktives SPD-Mitglied

gehörteerdortderRatsversammlungan.

ImJahr1961kamFürstenauzumDGBnachHam-

burgundstiegzumLeiterderDGB-Rechtstelleinder

Hansestadtauf.

AbderKommunalwahl1962prägteerdieSchenefelder

Politikmaßgeblichmit.DengrößtenEinflussaufdie

GeschickederKommunehatteervom1.Juli1972bis

zum30.November1973.DamalsnahmeralsErster

Stadtrat Bürgermeisterpflichten für den nach einem

AutounfallarbeitsunfähigenAmtsinhaberKarl-Heinz

Thronwahr.UmBerufundEhrenamtkoordinieren

zukönnen,rieferdenMagistratmindestensdreimalin

derWocheum7Uhrmorgenszusammen.

Ergalt als ideenreich, akribischerArbeiterund sicher

in den Details. Schenefeld hat ihm viele umgesetzte

Ideen,dieStärkungdes Infrastrukturnachdemstür-

mischenBevölkerungswachstumder60’ger Jahre,den

BaudesSchulzentrumsAchterdeWeidenundnichtzu-

letztauchdieErlangungderStadtwürdezuverdanken.

InZeitenvonpatriarchalischenFührungspersönlich-

keitenentspracherdemZeitgeist.AberseinFührungs-

stil und seine mitunter selbstherrliche Art machten

ihnzurZielscheibewütenderAttackendespolitischen

Gegners.Auchinnerparteilichwarerallesandereals

unumstritten,undsoentspannsichumdieNominie-

rungderListe fürdieWahl1974einWahlmarathon

vondreiSitzungendesOrtsvereins,alssichzuerstkeine

MehrheitdereigenenLeutefürFürstenaufand.Nach

demDebakelbeiderKommunalwahlsollteerperMit-

gliedervotum keine Spitzenposition mehr bekleiden,

konnteaberdieFraktionwiederhintersichvereinigen

undbliebSPD-StadtratimneuenMagistrat.

Nach seinemRückzugausderPolitik1977blieber

SchenefeldaberweiterverbundenundwurdealsHei-

matforscher und Hobbyhistoriker der Ortschronist

undpublizierteeineReihevonArtikelnundzweiBü-

cher.FürdieseVerdiensteverliehihmdieStadtSche-

nefeldihrenKulturpreis1987.

SeinpolitischerOpponentCordEllerbrockreagierte

aufseinAbleben1988betroffenundresümierteihre

gemeinsamepolitischeZeitmitdenWorten:„Wirha-

benüberdieParteigrenzenhinwegeineechteZusam-

menarbeitentwickeltundwirklichetwaszustandege-

bracht.ErbrachteLebeninGemeindevertretungund

RatsversammlungundwareineechteBereicherung.

Durch ihn wurden auch wir Christdemokraten zu

mehrArbeitangetrieben.“

Am11.Juli1914trafinSchenefeldderersteBusein,der

denOrtzukünftigmitAltonaverbindensollte.„Das

Besondere an diesem Ereignis war, dass der nächs-

teAutobusam28.November1920eintraf.“,schrieb

Ortschronist Horst Fürstenau über dieses Ereignis.

Von diesem Tag an fuhr er dann allerdings regel-

mäßigviermaltäglich.EineweitereVerbesserunggab

esseitdem4.April1926,alsdieVerkehrsgesellschaft

Altona(VAGA)mitihrerLinie4Schenefeldanschloss.

ZumTeilinhalbstündigenRhythmusfuhrennundie

Busse, die den Anschluss an die Straßenbahn her-

stellten.Bereits1898wardieersteStraßenbahnvon

BillstedtbiszumBahrenfelderMarktplatzgefahren.

1923warsiebiszurTrabrennbahnund1925biszum

AltonaerHauptfriedhofverlängertworden.

Am 29. Oktober 1955 wurde die Verlängerung der

Linie1biszumSchenefelderPlatzfeierlicheröffnet.

Biszum3. Juni1973 fuhrendieStraßenbahnender

Linie1undLinie11biszurEndstationSchenefelder

Platz. Danach übernahmen die Busse den Verkehr,

dieLinie188vomAltonaerBahnhofbisSchenefelder

Platz. Ebenfalls der Nachtbus 602 vom Hamburger

RathausplatzbisOsdorf.

Heute fahren drei Metrobuslinien über den Sche-

nefelder Platz. Darüber hinaus eine Linie nach

Pinneberg.

Ebenfalls jahrelang geplant war der Bau einer

U-Bahnlinie vom Hamburger Hauptbahnhof über

Altona und Osdorf mit einem Endbahnhof in

Schenefeld. Das Gelände wurde noch jahrelang für

diesenZweckvorgehalten,fieldannaberzuerstdem

Rotstift des Hamburger Senates zum Opfer als die

PlanungundderBauneuerUntergrundbahnennicht

weiterverfolgtwurdenunddasGeländeschließlich

füreineErweiterungderSPARverwendetwurde.

Die Pinneberger Verkehrsgesellschaft mbH weihte

am1.Juni1975imOsterbrooksweg73einenneuen

Betriebshof ein. Seit dieser Zeit wird von hier aus

derBusverkehrinTeilendesKreisesPinnebergund

imWestenHamburgsbetrieben.DieGeschichteder

Firmabegann1925inMarneinDithmarschenmitder

Gründung der August & Heinz Reimers Kraftver-

kehrs-KG.ErsteBusverbindungenwurdenzwischen

Brunsbüttelkoog und Burg hergestellt. Es folgten

bald regelmäßige Linien nach Wilster, Brockdorf,

Itzehoe, Hademarschen, Friedrichskoog, Meldorf

und Heide. Der Sprung von Dithmarschen in den

KreisPinnebergerfolgte1927mitderStreckeItzehoe-

Hörnerkirchen, der bis 1939 die Überlandlinien

Marne-Elmshorn, Elmshorn-Hamburg, Pinneberg-

Eidelstedt, Kummerfeld und Appen folgten. Im

ZweitenWeltkriegwurdendieBussevonderWehr-

macht beschlagnahmt, die Linien an der Westküste

gingen an die Reichspost und die Reichsbahn über.

1949 verlagerte Heinz Reimers, Sohn des Firmen-

gründers, den Betrieb nach Rellingen und konzent-

riertesichaufdenNahverkehr.1955wurdederStadt-

verkehr in Wedel geschaffen, 1971 die Mehrheit der

Gesellschaft an die Hamburger Hochbahn AG ver-

kauft.Noch1989wurdedasBetriebsgeländeerheblich

erweitert und modernisiert, um den Anforderungen

andenzeitgemäßenBusverkehrgerechtzuwerden.

Nach dem Rücktritt von Willy Brandt übernahm

HelmutSchmidtdenPostendesBundeskanzlers.Lag

das Augenmerk der Regierung Brandt noch in der

Außen- und Deutschlandpolitik, musste sich sein

NachfolgereinerReihe innenpolitischerKrisenstel-

len. Hinzu kamen wirtschaftliche Probleme. Diese

begannen bereits 1973 mit der Ölkrise. Die ara-

bischenLänderverhängten aufgrundderUnterstüt-

zungdesWestensfürIsraelimJom-Kippur-Kriegei-

nenÖlboykott.DurchdasWegbrechendesÖlsvon

derArabischenHalbinselstiegderÖlpreisinniege-

kannte Höhen, was zu einer Wirtschaftskrise führ-

te.Hinzukam1975derZusammenbruchderaufdem

Dollar basierenden Währungsordnung. Durch diese

Ereignissewurdeerstmalsdie inzwischenengeVer-

flechtungderWeltwirtschaftdeutlich.AlsReaktion

darauftrafensich1975aufInitiativeHelmutSchmidts

dieStaats-undRegierungschefsdersiebenwichtigs-

ten Industrienationen zum Weltwirtschaftsgipfel.

DieseInstitutionhatsichnachhaltigbewährtundtagt

bisheute,ergänztumRussland,alsG8.

InnenpolitischwarendieJahrevomTerrorderRote

ArmeeFraktion(RAF)geprägt.Zwargelangbereits

1972 die Verhaftung der Gründer Andreas Baader,

Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin, doch die

Terroranschlägegehenweiter.DazugehörtenGeisel-

nahmen, Bombenanschläge und Entführungen. Die

Bundesrepublik sah sich einer großen Herausforde-

rung gegenüber. Die Feinde der Demokratie sollten

bekämpft werden, dazu mussten aber Bürgerrechte

eingeschränkt werden. Seinen Höhepunkt erreichte

der Terror im „Deutschen Herbst“ 1977 mit der

Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried

BubackundJürgenPonto,demVorstandsvorsitzenden

derDresdnerBanksowiederEntführungundspäteren

ErmordungdesArbeitgeberpräsidentenHanns-Mar-

tinSchleyer.ParallelzurEntführungSchleyerskaper-

tenpalästinensischeTerroristeneinFlugzeugderLuft-

hansa. Sie fordertendieFreilassungder inhaftierten

RAF-Mitglieder.NacheinemtagelangenIrrfluglan-

detedieMaschineam17.Oktober1977inMogadischu.

DieBundesregierungwarfestentschlossen,nichtmit

den Entführern zu verhandeln. Als die Genehmi-

gungdersomalischenRegierungvorlag,stürmteam

18. Oktober eine Sondereinheit des Bundesgrenz-

schutz, die GSG 9, das Flugzeug und befreite die

Geiselnlebend.DabeiwurdendreidervierTerroris-

ten getötet. Nach dem Tod der RAF-Spitze wurde

Hans-MartinSchleyervonseinenEntführernhinge-

richtet.DieinStuttgart-StammheiminhaftiertenJan-

CarlRaspe,GudrunEnsslinundAndreasBaaderbe-

gingennochinderselbenNachtSelbstmord.

Das Logo der Roten Armee Fraktion (RAF)

Roter Stern und eine Heckler & Koch MP5

Angriff auf den Rechtsstaat

SPD-Spitzen 1974: Hermann Schwartz, Rolf Steinfeld,

Horst Fürstenau, Edwin Jungblut (v.l.n.r. )

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