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    Die Zwillingsschwestern Lisa-Kainde und Naomi Diaz aus Paris

    MINIMALER SOUL

    „Es musste weitergehen"Lisa-Kainde und Naomi Diaz gehören als Duo Ibeyi zu den großartigen Neuentdeckungen desJahres. Die französisch-kubanischen Zwillinge müssen sich aber auch mit den Terroranschlägen inihrer Heimatstadt Paris auseinandersetzenINTERVIEW THOMAS WEILAND

    KESSELHAUSKnaackstraße 97,Prenzlauer Berg,Fr 11.12., 20 Uhr,ausverkauft

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    Sie haben für ihr Debütalbum viel Lob erhalten und dieCharts erreicht. Überraschte sie diese Reaktion?LISA-KAINDfi DIAZ Sicher, ja. Man kann vorher nichtahnen, wie die Dinge genau laufen. Jetzt sind wir schonetwas überwältigt von allem, das Leben hat sich für unsdeutlich verändert. Wir sind nicht mehr zu Hause undandauernd auf Tournee. Manchmal fühlen wir uns da schonein wenig verloren. Wir treffen aber auch auf viele neueLeute an neuen Orten, das ist sehr wertvoll.

    Berlin haben sie bereits kennengelernt. Wie war es beiden Konzerten im Astra und Grünen Salon?LK DIAZ Das war anfangs etwas zögerlich. Wir hattendas Gefühl, dass die Berliner Besucher nicht voll enthusi-astisch aus sich herausgehen. Sie wollen die Musik in Ruhe

    genießen, vielleicht auch erst mal verstehen. Nachdemwir die Leute motiviert hatten, wurde es aber lebhaft.

    Sie machen keine alltägliche Musik. Sie singen beide,Lisa spielt Piano und Naomi die Trommelinstrumente.NAOMI DIAZ Wir wollen das Ganze nicht groß verpacken,sondern unseren Wurzeln treu bleiben. Nachdem meinVater Anga Diaz gestorben war, der unter anderem beimBuena Vista Social Club Mitglied war, setzte ich mich hinund begann mit dem Perkussioninstrument Cajon zuspielen. Lisa und ich lernten zusammen Folk-Songs in derYoruba-Sprache.LK DIAZ An dieser Grundlage wird sich nichts ändern.Vielleicht kommt mal ein Chor hinzu, aber sonst wollenwir weiter der Kraft des Minimalismus vertrauen.

    25/2015 TIP BERLIN

    Sie leben beide in Paris im 14. Arrondisse-ment, in der Nähe von Montparnasse...

    N DIAZ Das ist traditionell eines der Künstler-und Intellektuellenviertel der Stadt. Dort haben

    schon Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Samu-el Beckett oder der Chansonnier George Brassens

    gelebt. Man findet viele Bars, Clubs, Theater und auchSex-Clubs. An anderen Ecken des Viertels kann man sich

    Mikrofone und Instrumente besorgen.

    Wie haben Sie denn den Abend am Freitag, den 13.November, verbracht?LK-DIAZ Wir waren in der Stadt Lorient und haben dortein Konzert gegeben. Zwanzig Minuten vor Beginn derShow haben wir von den Attentaten gehört und ganzschnell Familie und engste Freunde angerufen.N DIAZ Das war eine unglaublich emotionale Angele-genheit. Wir hatten ja schon die Aufregung um den An-schlag auf Charlie Hebdo hinter uns. Nun mussten wirsehen, was überhaupt los war. Dann musste es weitergehen.

    Sie hätten das Konzert auch absagen können.LK DIAZ Das kann, wenn alles in direkter Nähe der Tatenstattfindet, schon in Frage kommen. Wenn wir aber weiterweg sind, gibt es keine Wahl. Als Künstler hat man aucheine Aufgabe, auf die muss man sich konzentrieren.N DIAZ Es darf generell nicht ins Extrem gehen. DieMenschen müssen weiter ausgehen. Sie dürfen sich nichtvor Leuten mit anderer Herkunft und Religion abgrenzen.

    Beim Konzert der Eagles Of Death Metal im Bataclanwurden 89 Menschen getötet. Haben Sie auch schonin diesem Theater gespielt?LK DIAZ Das ist der erste Ort, an dem ich je aufgetretenbin. Es war vor fünf Jahren, als ich 15 war. Der kubanischeMusiker Raul Paz wollte, dass ich in einem Song mitspie-le. Aus diesem Grund trage ich das Bataclan nahe am Her-zen. Natürlich zitterte ich noch mehr, als ich hörte, es seivon den Attentaten betroffen.

    Wie sieht es mit Auftritten in der Heimat ihrer Vorfah-ren aus. Gibt es Planungen für einen Auftritt in Nigeria?LK DIAZ Es ist schwierig, dort etwas zu bekommen. DieVerhältnisse sind unruhig. Wir sind aber schon im be-nachbarten Benin aufgetreten, auf einem Festival zu-sammen mit der in diesem Land geborenen SängerinAngelique Kidjo.N DIAZ Wir waren sehr nervös, als es darum ging, aufYoruba zu singen. Es ist in unserem Fall ein alter Dialekt,der von Afrika nach Kuba getragen wurde. Heute sprichtman im Benin eine modernisierte Sprache. Wir habenden Leuten erklärt, dass wir als Botschafterinnen in dasLand kommen. In Benin ist man Auswärtigen gegenüberoft etwas zurückhaltend, aber uns haben sie mit viel Herzund Wärme aufgenommen.^

    DENZEL CURRY24.02.16 YAAM

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