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Nr. 1866Am Ende einer Hoffnung
von Hubert Haensel
Seit der Planet Trokan, der an Stelle des Mars um die Sonne kreist, aus dem Zeitrafferfeld auftauchte und sich eine völligneue Zivilisation in direkter Nachbarschaft der Erde prĂ€ sentierte, sind Ereignisse von groĂer Tragweite geschehen. Perry Rhodan,Reginald Bull und Alaska Saedelaere verschwanden im sogenannten Pilzdom, gelangten auf die mysteriöse BrĂŒcke in dieUnendlichkeit und wurden im Arsenal der Macht getrennt.
In der Zwischenzeit wurde die heimatliche MilchstraĂe Schauplatz einer merkwĂŒrdigen Invasion. Zuerst kamen dieIgelschiffe, deren Besatzungen rund 300 Planeten abriegelten und sie als Brutwelten nutzten. Nachdem die Bevölkerung von 52Welten komplett getötet worden war, zogen sich die Invasoren an den Rand der Galaxis zurĂŒck.
Weitere 52 Planeten gerieten in den Bann der Philosophen, offensichtlich âErzeugnisseâ aus den bisherigen BrutvorgĂ€ngen.Die Bewohner dieser Planeten wechselten vom sogenannten Kritzelwahn zur To dessehnsucht und trĂ€umten nur noch davon, zusterben und damit in einer Wesenheit namens Goedda aufzugehen.
Erst ein Vorstoà der AktivatortrÀger Atlan, Dao_Lin_Hay und Myles Kantor ins Innere von Goeddas Traumblase brachteHilfe: Es gelang der Gruppe, den Brutkosmos mit Hilfe einer Bombe zu vernichten. Wie es scheint, ist damit auch Goedda vernichtet.
Was aber bleibt, sind Hunderttausende von Raumschiffen der Invasoren, die am Rand der MilchstraĂe warten vielleichtschon AM ENDE EINER HOFFNUNG ...
Die Hauptpersonen des Romans:AtlanâDer Arkonide startet zum Einsatz mit einem Posbi_Kommando.Myles KantorâDer Terraner stöĂt auf merkwĂŒrdige Impulse.Dao_Lin_HâayâDie Kartanin besucht eine Blues_Welt.OrsenerâEin Posbi kĂ€mptt fĂŒr das Ăbeleben aller Galaktiker.Elser CrawlandâTerranischer Flottenkommandant im Tucani_Sektor.
Prolog
Goedda spĂŒrte den gleiĂenden Blitz, der das Inferno einleitete, sie fĂŒhlte, daĂ eine Kettenreaktion aus Explosionen undsengenden FeuerbĂ€llen ihren massigen GebĂ€rleib zerfetzte. Das N ebelmeer des Brutkosmos brannte; kochendes Bourree spritzte ausaufgerissenen Rohrleitungen und verdampfte.
Es gab keine Rettung mehr, nichts, was die Vernichtung hĂ€tte aufhalten können. Das Ende kam so schnell, daĂ Goedda nichteinmal die Zeit fĂŒr einen gequĂ€lten Aufschrei fand. Sie starb, ohne zu begreifen, daĂ ihr Ende gekommen war, verglĂŒhte alsFunkenregen im Hyperraum.
Die Mutter aller Tolkander war tot.
1.Bericht Atlan
In zehn Sekunden RĂŒcksturz innerhalb des Tucani_Sektors ...Die HĂ€nde zu FĂ€usten geballt wartete ich darauf, daĂ das Abbild des Hyperraums dem dĂŒsteren Glimmen der alten
Sternpopulation wich. Eine höchst selten gekannte Erregung hielt mich in ihrem Bann.Noch fĂŒnf Sekunden ...Totenstille herrschte in der Zentrale der RICO. Ich b lickte in ausdruckslose, scheinbar erstarrte . Gesichter. Keiner hatte den
Krieg gewollt, dennoch steckten wir mittendrin. Es gab kein ZurĂŒck mehr, nur noch Sieg oder Untergang, und das Schicksal derMilchstraĂe hing am seidenen Faden.
Wir schrieben den 19. Juli 1289 NGZ 20:08:16, ein geschichtstrĂ€chtiges Datum. Falls es nach uns noch Menschen gebenwĂŒrde, die das interessierte ...
Ăbergangslos wechselte die Wiedergabe in den Bildschirmholos, die Zentrale der RICO wurde in ein dĂŒsterrotes Glimmengetaucht. Die syntronische Einblendung stabilisierte zwei Planeten der nahen roten Riesensonne, ausgetrocknete Ădwelten ohneBesonderheiten. Und völlig uninteressant, hĂ€tten nicht die Invasoren auf beiden ihre StĂŒtzpunkte errichtet und begonnen, dieOberflĂ€che systematisch abzutragen.
âKeine Funkortung!â Sevias Stimme vibrierte leicht. Vor nicht einmal einer Stunde hatte sie mir ihre Beklemmunggestandenâund ihre Furcht. Nein, nicht die Furcht vor dem Tod; das war etwas, worĂŒber sie nicht nachdachte; zumindest redete sienicht darĂŒber. Sie fĂŒrchtete, daĂ der GroĂangriff der galaktischen Flotten auf 47 Tucani um Wochen zu spĂ€t erfolgte. Sevia ertrug dasWissen nicht mehr, daĂ die Tolkander die MilchstraĂe all unseren Aktionen zum Trotz in eine tote, entvölkerte Sternen wĂŒste
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verwandeln wĂŒrden.Nach der Vernichtung Goeddas rĂŒsteten die Invasoren zum Endkampf, und wir Galaktiker befanden uns in der Situation
desjenigen, der mit bloĂen FĂ€usten WindmĂŒhlenflĂŒgel aufzuhalten versucht. Unaufhörlich erhielten die Tolkander Verst Ă€rkung, fastdreihunderttausend Igelschiffe inzwischen ...
Was wir vorhatten, kam einem Opfergang gleich. Leider gab es keine Alternative: unser Leben gegen das der Invasoren.LĂ€ngst zĂ€hlten nicht mehr Schiffsbesatzungen oder Planeten und ihre Bevölkerung. Alles oder nichts dafĂŒr kĂ€mpften wir und warenbereit zu sterben.
Verkriech dich nicht hinter einer Wand aus Selbstmitleid, schimpfte der Extrasinn. Was ist aus denn Arkoniden geworden,der den Blick in die Zukunft richtet?
Zukunft? Seit kurzem besaĂ das Wort einen verdammt bitteren Beigeschmack.âAlle Kampfschiffe haben den Hyperraum verlassenâ, wurde gemeldet. âKeine Abweichungen registriert.âFĂŒnfhundert Raumer folgten der RICO, unter ihnen die PAPERMOON und ein Dutzend weitere Einheiten der
800Meter_Klasse.Auf den Schirmen wuchsen die Planeten.âDistanz dreieinhalb Lichtminuten!âJeden Augenblick maĂte sich uns die Phalanx der Tolkander entgegenwerfen. Wir hatten wenig Chancen, die Schlacht fĂŒr
uns zu entscheiden, waren den Igelschiffen nicht nur zahle nmĂ€Ăig weit unterlegen, sondern ebenso waffentechnisch. Einige Wochenoder Monate hĂ€tten unsere Techniker noch benötigt, um Tangle_Scan und Stotterantrieb der Invasoren weitestgehend neutralisieren zukönnenâdoch diese Zeit stand nicht zur VerfĂŒgung.
â...drei Lichtminuten.âNur noch verschwommen nahm ich die Stimmen um mich her wahr. Ich fĂŒhlte mich lĂ€ngst zum Zuschauerin dieser Tragödie
degradiert, das Heft des Handelns war mir aus der Hand genommen worden. Nie hĂ€tte ich geglaubt, daĂ dieser Augenblick wir klicheines Tages kommen wĂŒrde. Du wartest vierzehntausend Jahre auf den Tod, aber wenn er dann wirklich kommt, hast du trotzdem dasGefĂŒhl, daĂ es viel zu frĂŒh ist.
Konzentriere dich auf deine Aufgabe!Was war nur los mit mir? Ich maĂte mir nicht vom Extr asinn sagen lassen, was ich zutun hatte. Nicht in dieser Situation.Ich wuĂte, daĂ du eines Tages unter der Last der Verantwortung zerbrechen wĂŒrdest, Beuteterraner!âLaĂ mich in Frieden!âUnwillkĂŒrlich stieĂ ich die Worte laut aus. Ich registrierte es an der VerĂ€nderung der GerĂ€uschkulisse und daran, daĂ die
MĂ€nner und Frauen in meiner NĂ€he flĂŒchtig in ihren TĂ€tigkeiten innehielten.âWir schaffen es!âstieĂ jemand hervor. âUnd wenn nicht wir, dann die, die nach uns kommen werden.ââTod den verfluchten Tolkandern!â Andere stimmten, ohne zu zögern, ein.âTod den Tolkandern ...â Ein vielstimmiger Aufschrei, ein Schlachtruf wie ungezĂ€hlte vorher, die ich irgendwann im Laufe
der Geschichte gehört hatte.â...zwei Lichtminuten.âIch starrte die graugrĂŒne Welt auf dem Holoschirm an und fragte mich verzweifelt, ob dort unten auĂer den Tolkandern
Leben existierte.Du bist ĂŒber dem Zeitlimit, warf mir der Extrasinn vor.Das weiĂ ich, gab ich schroff zurĂŒck. Verdammt, es ist mir klar, aber ich .. .Skrupel? Der Spott des Logiksektors fraĂ sich durch meine Gedanken wie glĂŒhender Stahl durch Kunststoff. Die Tolkander
werden nicht zögern, die gesamte MilchstraĂe zu entvölkern, aber du armer Irrer schreckst davor zurĂŒck, eine Waffe einzusetzen, dieschon deine VĂ€ter benutzt haben.
LaĂ mich in Ruhe!Ach ja, ich vergaĂ: Helden sterben einsam.Schmerzhaft schnitten meine FingernĂ€gel in die Handballen. Auf Camelot, auf Terra, auf Topsid und vielen anderen Welten
hatten wir Arkonbomben gebaut, und es war an der Zeit, den ersten Abwurf seit vielen Jahrhunderten, seit zwei Jahrtausendenvorzubereitenâzuerst hier in 47 Tucani, dann auf vielen anderen Welten der MilchstraĂe. Nur so konnten wir den galaktischenVölkern noch die Grundlage einer kĂŒnftigen Existenz s ichern.
âMit Feuer und Schwefel werden wir sie ausrĂ€uchern.â Eine Hand umklammerte meine linke Schulter; als ich ĂŒberraschtaufsah, blickte ich in das harte Gesicht meiner Stellvertreterin. In Germes Augen loderte das alles verzehrende Feuer, das schon imm erHeerfĂŒhrer vor entscheidenden Schlachten ausgezeichnet hatte. âSo sagt man doch auf Terra, oder?â fĂŒgte sie ungeduldig hinzu.
âSo ungefĂ€hrâ, murmelte ich.Viele Planeten wĂŒrden in einem unlöschbaren Atombrand vorĂŒbergehend zu neuen Sonnen werden: Terra, Olymp, Topsid ...Arkon nicht. Du bist glĂŒcklich darĂŒber, daĂ deine Heimatwelt nicht betroffen ist, gesteh es endlich ein.GlĂŒcklicherweise wurde ich dem Zwang zu einer Antwort enthoben. Das aktuelle Geschehen war wichtiger als irgendwelche
dummen MutmaĂungen meines Extrasinns.âDie Ortungen zeigen keine Igelschiffe. Sie sind verschwunden.ââAuch der Planet vor uns ist energetisch taub. SĂ€mtliche Abbauarbeiten stehen still.â
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âSind die Daten gesichert?ââDie BestĂ€tigung wird soeben vorgelegt, Atlan. Es gibt keinen Zweifel, die Invasoren haben sich aus diesem System
zurĂŒckgezogen.ââWas ist mit den anderen Positionen?â wollte ich wissen.Sevia schĂŒttelte den Kopf. Gleichzeitig legte sie einen hereinkommenden Hyperfunkspruch auf die Akustikfelder um.Wir hörten die schrille, von Störungen verzerrte Stimme eines Blues. Teilweise glitt er in den Ultraschallbereich ab, doch die
wenigen verstĂ€ndlichen Satzfetzen genĂŒgten, um erkennen zu lassen, daĂ die Flotte der Blues ebenfalls ins Leere gestoĂen war.âDie Haluter melden, daĂ sie Tolk_8 ohne FeindberĂŒhrung erreicht haben. SĂ€mtliche Fabrikationsanlagen fĂŒr Bourree
wurden von den Tolkandern zerstört.âGerine begann zu lachen. Erst stieĂ sie nur ein paar glucksende Laute aus, dann platzte sie lauthals los. Aber ebenso
unvermittelt hielt sie den Atem an und wischte sich mit dem HandrĂŒcken TrĂ€nen aus den Augenwinkeln.âFreude ist angesichts der ungezĂ€hlten Opfer wohl fehl am Platzâ, stieĂ sie gepreĂt hervor. âEs tut mir leid.âIn einer Geste eigener Ohnmacht schlug sie s ich die HĂ€nde vors Gesicht und lieĂ sie langsam nach unten gleiten, bis ihre
Fingerspitzen nur noch die Lippen berĂŒhrten. Sie bebte innerlich, als sie sagte: âWir hĂ€tten es ahnen mĂŒssen: Goeddas Vernichtunghat den Tolkandern den Lebensinhalt geraubt. WofĂŒ r sollen sie jetzt noch Bourree erzeugen? Alles deutet darauf hin, daĂ sie dieMilchstraĂe verlassen haben.â â
âDas Sterben hat ein Ende. Endlich!âFreust du dich nicht, ArkonidenhĂ€uptling?Ich kann es nicht glauben, erwiderte ich in Gedanken. Beinahe dreihunderttausend Kriegsschiffe ziehen sich nicht sang_ und
klanglos zurĂŒck. Nicht, ohne verbrannte Erde zu hinterlassen.Haben sie das nicht schon zur GenĂŒge getan? Willst du noch mehr VerwĂŒstungen?âSyntron, die Gefechtsbereitschaft beenden!â ko mmandierte Gerine.âBefehl annullieren!â platzte ich heraus. Alles an mir war angespannte Erwartung, mit jeder Faser meines Körpers glaubte
ich zu spĂŒren, daĂ wir uns irrten. Dazu bedurfte es keineswegs des warnenden Impulses meines Logiksektors. Wir waren drauf unddran, den Tolkandern in die Falle zu gehen.
Meine Stellvertreterin verstand nicht, weshalb ich ihr Kommando aufgehoben hatte. Das war ihr anzusehen. Sie sehnte sichwie wir alle nach Frieden, aber sie suchte diesen Frieden mit Scheuklappen ...
Im Hauptholo erschien das von Störungen verzerrte Gesicht des LFT_Kommissars Cistolo Khan. Flammen loderten imHintergrund, und aus den Akustikfeldern dröhnte Explosionsdonner. Dazwischen die Todesschreie von Menschen. Eine schaurigeKulisse.
â... Uranus und Neptun wurden zerstört ... Die Wachforts können den Gegner nicht aufhal...â Das Bild verwehte, stabilisiertesich Sekunden spĂ€ter noch einmal flackernd. â... Terra unter schwerem BeschuĂ ... die Heimatflotte ist in unzĂ€hlige Gefechteverwickelt ...â
âDer Funkspruch kommt aus dem Solsystem ĂŒber Hauptrelaisstationenâ, sagte jemand mit Grabesstimme.Eine eisige Hand griff unter meiner Brustplatte nach dem Herzen. Die Tolkander hatten sich nicht zurĂŒckgezogen. Vielmehr
waren sie zum alles entscheidenden Schla g ĂŒbergegangen, wĂ€hrend das Ziel der galaktischen Flotten in maĂloser FehleinschĂ€tzungder Lage immer noch 47 Tucani hieĂ.
Khans Blick ging mir durch und durch.âLuna bricht unter heftigem BeschuĂ auseinander. Das ... das ist das Ende.âMir wurde schwarz vor Augen.Erst mein eigener gequĂ€lter Aufschrei brachte mich wieder zur Besinnung. Ich zitterte wie Espenlaub, fror und schwitzte
gleichzeitig, und der SchweiĂ brannte wie Feuer in meinen Augen. Oder waren es TrĂ€nen der Ohnmacht und des Entsetzens? Ichempfand keine Trauer in dem Moment, nur HaĂ und rasende RachegelĂŒste. Immer wieder drosch ich die FĂ€uste gegeneinander. Zuglauben, daĂ Luna nicht mehr existierte, daĂ womöglich in diesen Minuten auch die Erde starb, das fiel unendlich schwer.
Propaganda! schoĂ es mir durch den Sinn. Die Invasoren versuchen, die Moral der Flotte zu untergraben.Aber Unsinn! Welchen Springer, Akonen oder Arkoniden interessierte denn wirklich, was aus der Erde wurde? In Zeiten wie
diesen war jedes Volk sich selbst der NĂ€chste, d ie Geschichte hatte nie etwas anderes gelehrt.âRĂŒckflug nach Terra!âNicht der unmiĂverstĂ€ndliche Befehl, sondern nur ein heiseres Ăchzen kam ĂŒber meine Lippen. Alle vermeintliche
Selbstbeherrschung und Erfahrung waren machtlos gegen den Ansturm entfessel ter GefĂŒhle. Panik ergriff mich.Warum schweigst du? schrie ich den Extrasinn an. Jetzt, da ich dich brauche, ziehst du dich zurĂŒck.Was soll ich sagen, Atlan?DaĂ...âIch durfte mich nicht von Emotionen lenken lassen. Seit sieben Monaten war die Geschichte der MilchstraĂe die
Geschichte permanenter Niederlagen und einiger Pyrrhussiege. Wir hatten zu lange gezögert, hatten zugelassen, daĂ viele Völker desGalaktikums ihr eigenes SĂŒppchen kochten âdie Quittung fĂŒr alle VersĂ€umnisse wurde uns nun prĂ€sentiert.
FĂŒnfhundert Schiffe schickten via Hyperkom Anfragen, ein beinahe babylonisches Sprachengewirr. Die Funkzentrale warlĂ€ngst nicht mehr Herr der Situation.
âAlles auf den Syntron umlegen!â bestimmte ich. âIch will die Hauptfrequenzen frei haben. âNeuer Kurs fĂŒr die gesamte
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Angriffsflotte: Sol! Und es ist mir völlig egal, ob ein paar Metagravs draufgehen oder nicht und die Schiffe im HyperraumhĂ€ngenbleiben. Wir schlagen zurĂŒck. Mit allem, was wir haben.â
âAtlan!â Sevias Stimme war pure Resignation. âGatas wurde soeben vernichtet. Von nur fĂŒnftausend Igelschiffen und zehnGliederschiffen.â â
âKurs Sol ist programmiert. Wir beschleunigen mit Höchstwerten.âWozu noch? Mir war klar, daĂ wir zu spĂ€t kommen wĂŒrden. Jeder an Bord der RICO wuĂte das.Wir kamen nur noch als Leichenbestatter, als Zeugen des Untergangs der menschlichen Zivilisation. Vielleicht war es uns
sogar noch vergönnt, einige Dutzend gegnerische Schiffe abzuschieĂen.Du flĂŒchtest dich in Sarkasmus. Rhodan wĂŒrde das nicht gutheiĂen.Perry Rhodan. Lebte er ĂŒberhaupt noch? Und Bully? Alaska war mit gröĂtmöglicher Wahrscheinlichkeit im Brutkosmos der
Goedda gestorben, das wuĂten wir seit gestern. Anzunehmen, daĂ Perry eines Tages doch wieder zurĂŒckkehren könnte und dann vorden TrĂŒmmern seines Lebenswerks stand ... Nein, so schrecklich das auch klang, dann war es besser, er hatte irgendwo in denunbekannten Weiten des Universums den Tod gefunden.
âAtlan!âSevias Aufschrei verhieĂ weiteres Unheil. Ich spĂŒrte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten.âArkon?â fragte ich voll böser Vorahnung.Sevia nickte schwer.âWie schlimm steht es?âSie schĂŒttelte den Kopf. âDie Tolkander haben die Sonne zur Nova werden lassen. âSie hat die inneren Planeten schon
verschlungen.âEin greller Schmerz hinter der Brustplatte raub te mir den Atem. Auch ein potentiell unsterblicher Arkonide ist nicht gegen
das Schicksal gefeit.FĂŒr mich fiel der Vorhang. Das DrĂ€ngen des Extrasinns verwehte im Nichts.
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Das GerĂ€usch meiner eigenen schweren AtemzĂŒge schreckte mich auf. Ich schnarchte , und das ziemlich intensiv.Zudem fĂŒhlte ich mich wie gerĂ€dert. SchweiĂ verklebte die Lider, ich blinzelte mĂŒhsam in die Dunkelheit, die nur zögernd
gewohnte Konturen freigab.Du treibst Raubbau mit deinen KrÀften. Nicht nur Tadel schwang in den Worten de s Extrasinns mit, sondern auch eine
gehörige Portion Spott. Wohin das fĂŒhrt, siehst du nun.LaĂ mich in Ruhe! widersprach ich unwillig. Begreifst du nicht, daĂ ich in meinem Schmerz allein sein will?Der Servo aktivierte die Beleuchtung, als ich mich auf d en Ellenbogen hochstemmte. Das Licht blendete und trieb mir neue
TrÀnen in die Augenwinkel. Gleichzeitig begann der Extrasinn spöttisch zu lachen.Nein, Lordadmiral, wisperte es unter meiner SchÀdeldecke im Verein mit dem hektischer werdenden Pulsieren des Blutes in
den SchlĂ€fen, Gerine hat dich nicht entkleidet und zu Bett gebracht. Schade, nicht wahr?Vergeblich versuchte ich mich zu erinnern. Aber da war nur die Nachricht vom Untergang Terras. Und das lĂ€hmende GefĂŒhl,
vor den Ruinen meines Lebens zu steh en. Alles, wofĂŒr wir Unsterblichen je gekĂ€mpft hatten, war vorbei âausgelöscht innerhalbweniger Stunden. Was spielte es da noch fĂŒr eine Rolle, daĂ auch Arkon den Invasoren zum Opfer gefallen war?
Das ewige Gesetz des Universums, das Gesetz von Entstehen u nd Tod, hatte uns nicht verschont. Nicht erst in Jahrmilliarden,wenn die Sonnen der MilchstraĂe erloschen, wĂŒrden die Völker dieser MilchstraĂe in Vergessenheit geraten, nein, schon inJahrhunderten wĂŒrde niemand mehr von uns sprechen. Und diese EndgĂŒltig keit war es, die mir angst machte.
Alles in mir schrie nach Vergeltung, nach Rache fĂŒr milliardenfaches Leben, das die Tolkander ausgelöscht hatten, fĂŒrzerstörte Planeten und zu Novae gewordene Sonnen.
âServoâ, hörte ich mich sagen, wĂ€hrend meine FĂ€uste s ich unablĂ€ssig öffneten und wieder schlossen, âgib mir dieaugenblickliche Position der RICO!â
Das ist unnötig, Atlan.Ich achtete nicht auf den Logiksektor. Was wuĂte er schon von den GefĂŒhlen, die einen Menschen âeinen Arkonidenâtief
im Innersten aufwĂŒhlen, die sein Blut in Wallung bringen und jeden klaren Gedanken unterdrĂŒcken?Die Vernunft hat uns nicht weitergebracht. Wenn wir jetzt nicht die Waffen sprechen lassen, wann dann? Ich werde kĂ€mpfen
und dabei sterben, aber das bin ich mir selbst schuldig. An dernfalls mĂŒĂte ich jede Achtung vor mir verlieren. Ich nehme soviel vondieser verfluchten Tolkanderbrut mit wie irgend möglich.
Vor mir stabilisierte sich ein Hologramm. Saturn prangte beinahe bildfĂŒllend mitten in der Kabine; ĂŒberdeutlich war Mimasmit seiner von Einschlagskratern ĂŒbersĂ€ten OberflĂ€the zu erkennen. Die RICO stand schrĂ€g ĂŒber dem Ringsystem, auĂerhalb desSchlagschattens, den der Riesenplanet warf.
Ein mĂ€chtiger KloĂ saĂ in meiner Kehle.âWir greifen die Tolkander an!â stieĂ ich hervor. â Mit allem, was wir haben.âWann wachst du endlich auf, alter Narr?
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Benommen schĂŒttelte ich den Kopf, massierte mit den Fingerspitzen die SchlĂ€fen und fuhr mir mit beiden HĂ€nden durchsHaar. Tief atmete ich ein, hielt die Luft an und versuchte, mich zu konz entrieren. In meinem SchĂ€del summte es wie in einemHornissennest.
Selbst ein potentiell Unsterblicher ist nicht dagegen gefeit, sich zu verausgaben, meldete sich der Logiksektor erneut, weitversöhnlicher als zuvor. Wem nutzt du, wenn du deinen desolaten Zustand auf die Spitze treibst?
Saturn und seine Monde sahen aus wie immer. Keine Anzeichen von schwerem BeschuĂ.âWie viele Igelschiffe stehen im Solsystem?ââInnerhalb des Ortungsbereichs keine. Es sei denn, die Invasoren haben sich in den Schutz der Son nenkorona
zurĂŒckgezogen.âIch hatte getrĂ€umt, schlicht und einfach getrĂ€umt. Ein verheerender Alptraum. Noch dazu derart intensiv, daĂ ich nach dem
Erwachen immer noch fest im Bann des Erlebten gestanden hatte.âWie spĂ€t ...?âDer Servo blendete die Uhrzei t ein. Es war kurz nach Mitternacht terranischer Standardzeit, ich hatte gerade eine Handvoll
Schlaf erwischt. Wieder nur eine Stunde im Antigravbett. Der Extrasinn hatte recht: Auf Dauer trieb ich Raubbau mit mir selbst undbaute ein Defizit auf, das selbst der Aktivatorchip nicht mehr ausgleichen konnte.
Die Vibrationsdusche rĂŒttelte mich endgĂŒltig wach. Danach wĂ€hlte ich belebende Wasserstrahlen, abwechselnd heiĂ und kalt,und ich verzichtete auf die automatische Trocknung, sondern frottierte mich mit ei nem Handtuch ab. Die Wirkung auf meinen Körperwar belebender als alles, was die Technik bieten konnte.
Das Wasser schwemmte die Schatten des Alptraums endgĂŒltig fort.Hoffentlich nicht in die Wiederaufbereitung.Welcher Galaktiker hat in diesen Wochen kei ne AlptrĂ€ume? gab ich lautlos zurĂŒck. Ich befinde mich bestimmt in guter
Gesellschaft.
2.
In der Zentrale der RICO war Ruhe eingekehrt. Das Schiff hielt einen weiten Orbit um Saturn. AuĂerdem war dasGILGAMESCH_Modul nicht abgekoppelt, sondern flog inne rhalb des Verbunds.
Nach der Vernichtung Goeddas und der RĂŒckkehr aus dem Brutkosmos hatte Myles Kantor nur noch Kallia Nedrun sehenwollen. Er hĂ€tte sich eines Transmitters bedienen können, um zu Kallia auf Mimas zu gelangen, doch da war auĂerdem dieNotwendigkeit gewesen, den auf tragische Weise ums Leben gekommenen Vandemar_Zwillingen die letzte Ehre zu erweisen. UndNadjas und Milas sterbliche HĂŒllen waren eben an Bord der GILGAMESCH gebracht worden.
Einige Besatzungsmitglieder wollten Haltung annehmen, als Atlan die Zentrale betrat, aber der Unsterbliche winkte nur ab.âBesondere Vorkommnisse?âNichts AuĂergewöhnliches zweifellos, dessen war er sich klar, sonst hĂ€tte Gerine ihn wecken lassen.âAuf allen Frequenzen nur ein Themaâ, antwortete seine Stellv ertreterin, âals könnten die Galaktiker gar nicht oft genug
hören, daĂ Goedda vernichtet wurde.ââDemzufolge stapeln sich die Dankadressen?âGerine musterte den Arkoniden schrĂ€g von der Seite. UngefĂ€hr so, wie sie auch ein mehrköpfiges Kalb betrachtet hĂ€tt e: mit
einer Mischung aus Erstaunen und Unglauben.âJeder hat mit sich selbst zu tunâ, wich sie aus. âOhnehin mĂŒssen die meisten erst begreifen, daĂ die Bedrohung endgĂŒltig
vorĂŒber ist.ââWie viele?â beharrte Atlan.Gerines KopfschĂŒtteln wirkte bitter.âAlso hat sich nicht eines der galaktischen Völker bisher gemeldet?â Atlans zuckende Mundwinkel straften die
GleichgĂŒltigkeit, mit der er diese Feststellung traf, LĂŒgen. Die Sturheit vieler Galaktiker tat ihm weh. Wenn es darum ging, Terranerzum Buhmann zu stempeln, waren Arkoniden und Aras, Springer, Blues und Antis sich schnell einig. Uralte Ressentiments wurden dawieder aufgewĂ€rmt, Vorurteile aus einer Zeit als die Neuen auf dem galaktischen Parkett miĂtrauisch als unliebsame KonkurrentenbeĂ€ugt worden waren. Wunden, die lĂ€ngst verheilt geglaubt waren, brachen wieder auf.
âDie Haluter Ă€uĂern die Hoffnung, das Galaktikum möge nach der Zeit der schweren PrĂŒfung endgĂŒltig zur Einheitzusammenwachsenâ, erklĂ€rte Gerine.
Ausgerechnet die Riesen von Halut zeigt en GefĂŒhle. Aber wo blieben alle anderen? Mit einem Dank von Arkon hatte Atlanohnehin nicht gerechnet. Eher wĂŒrden Imperator Bostich und seine HintermĂ€nner sich die Zunge abbeiĂen, als ausgerechnet ihm zueinem Erfolg gratulieren.
Doch Arkon war nicht die einzige Macht in der MilchstraĂe. Was war mit Cheborparnern und Unithern und Antis? Allehatten unter der Invasion der Tolkander gelitten, hatten Schiffe und Besatzungen, teilweise auch bedeutende Welten verloren.
Homer G. Adams erschien als Hologramm in der Zentrale der RICO; die eingeblendete Kennung verriet, daĂ er sich vonBord seines Moduls ROSTOCK meldete. Seine blaĂgrauen Augen taxierten den GefĂ€hrten langer Jahrhunderte.
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âWarte nicht auf Wunder, Atlanâ, sagte er leise und sehr bedacht. âUndank ist der Welt Lohn.ââIch weiĂ. Das kenne ich noch von der Erde.âDer Schatten eines amĂŒsierten LĂ€chelns umspielte Adams Mundwinkel. Aber er wirkte auch mĂŒde, ein alter Mann, dem seine
Erfolge nie zu Kopf gestiegen waren und der nie aufhören wĂŒrde, seine Macht fĂŒr andere einzusetzen.âDu bist innerlich immer noch viel zu aufgewĂŒhlt, Atlan.ââQuatsch ...ââEs ist soâ, beharrte Adams. âWeder Dao_Lin noch Myles, noch du_keiner von euch kann nach vierundzwanzig Stunden
wieder zur Tagesordnung ĂŒbergehen, als wĂ€re nic hts gewesen. Die Gefahr durch die Philosophen und Goedda war existentiell,psychisch aufarbeiten könnt ihr das nicht allein, indem jeder von euch die Einzelheiten aus seiner Sicht in die Syntronikeneinspeichert.â
âDu hĂ€ttest Seelenklempner werden sollen.âAdams winkte ab.âDao_Lin_Hâay lĂ€uft in ihrer Kabine auf und ab und fĂŒhrt SelbstgesprĂ€che. Ich fĂŒrchte, sie hat noch nicht genug, sie will
vollstĂ€ndige Rache. Teks Schicksal macht ihr wieder zu schaffen, jetzt, nachdem die Anspannung von ihr abgefallen is t wie einezweite Haut.â
âTek wird medizinisch bestens versorgt.ââDas weiĂ Dao_Linâ, seufzte Adams. âAber sie sehnt sich nach seiner Umarmung, nach dem GefĂŒhl, endlich wieder mit ihm
allein zu sein ...âDie rauhe Stimme eines Topsiders hallte durch die Ze ntrale. Die eintreffende Meldung war vom diensthabenden Funker
spontan auf die Akustikfelder umgelegt worden.Das ist Ansgur_Egmo, identifizierte der Logiksektor die Stimme.Ansgur_Egmo war zur Zeit der starke Mann in der topsidischen Politik. Atlan hatte ihn kennengelernt, als das unheilvolle
Wirken der Philosophen bereits erkennbar geworden war.âIst wirklich alles vorbei?â fragte der Topsider. âNicht nur in Tracham_Geich, sondern in allen Regionen unserer Heimatwelt
normalisiert sich das Leben. Seit bein ahe einem Tag hat keiner mehr freiwillig den Tod gesucht, ist der schreckliche Alpdruck inunseren SchĂ€deln verschwunden. Kreise sind bedeutungslos geworden; wir stehen dem, was wir getan haben, verwirrt gegenĂŒber.Trotzdem scheint es zu Ende zu sein. Wede r Topsider noch Fremde im Orion_Delta_System verspĂŒren den Drang zum Kritzeln.â
Er hob die Klaue. âDie Terraner âund wie es aussieht, auch Atlanâhaben ihre Schuld beglichen.ââWie gnĂ€digâ, seufzte Gerine. âDer Kerl ĂŒberschlĂ€gt sich förmlich vor Euphorie.ââAnsgur_Egmos Feststellungen werden ĂŒber Relais im gesamten Orion_Arm verbreitetâ, kam die Meldung aus der
Funkzentrale. âDer Tenor der Mehrzahl anderer Sendungen lĂ€Ăt ebenfalls Erleichterung erkennen.ââDie Zeit heilt irgendwann auch die letzten Wunden, At lanâ, sinnierte Adams. âEines Tages wird sogar das Kristallimperium
akzeptieren, daĂ du an Bord des Kommandoschiffs der Chaeroder keinen Verrat begangen hast.ââIch habe also meine Schuld beglichen?â Kantig traten Atlans Zangenknochenunter der sonnengebrĂ€u nten Haut hervor. Mit
einer heftigen Kopfbewegung schĂŒttelte er das schulterlange weiĂe Haar in den Nacken zurĂŒck. âIch sehe keinen Grund, irgendeineSchuld bei irgendwem zu begleichen. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.â
3.Bericht Atlan
Sekundenlang hatte ich die Augen geschlossen und mit den Fingerspitzen die Nasenwurzel massiert. Ich dachte daran, daĂDao_Lin_Hâay, Myles Kantor und ich die Ereignisse im Brutkosmos der Goedda zwar körperlich unversehrt ĂŒberstanden hatten, aberdas war auch schon alles gewesen. Wir sind eben nur Menschen und keine Maschinen, wir haben GefĂŒhle und können nicht nachallem sofort wieder zur Tagesordnung ĂŒbergehen und so tun, als wĂ€re nichts geschehen.
Seit dem Erscheinen der ersten Igelschiffe Inder Milchstra Ăe hatte der Tod ĂŒberreiche Ernte gehalten. Vermutlich wĂŒrde sichnie genau feststellen lassen, wie viele intelligente Lebewesen als Bund der Tolkander ebenso wie bei der Geburt des Absolutums ihrLeben gelassen hatten. Hunderttausende andere waren bei den vielfĂ€ltigen Versuchen gestorben, die Igelschiffe anzugreifen, oder siehatten sich nach dem ersten FlimmerphĂ€nomen selbst entleibt, um die vermeintliche ErfĂŒllung zu finden.
Als ich die Augen wieder öffnete, war Homers Hologramm erloschen.LaĂ ihn, mahnte der Extrasinn, als ich flĂŒchtig daran dachte, den Transmitter zur ROSTOCK zu benutzen. Adams sucht im
Moment die Einsamkeit, um mit sich selbst und der Welt ins reine zu kommen. Andernfalls wĂ€re er persönlich erschienen und nichtnur ĂŒber Holo.
Ich kannte Homer Gershwin Adams als einen von Krankheit und Entbehrungen in frĂŒhen Lebensjahren geprĂ€gten Menschen.Leben war ihm heiligâund zusehen zu mĂŒssen, wie ganze Planetenbevölkerungen starben, und nicht helfen zu können, das hatte ihmschwer zugesetzt.
Auch der Kreis der Unsterblichen hatte einen hohen Preis bezahlt:Mila und Nadja Vandemarâtot. Gestorben im Kampf gegen Goedda, ihre Körper auf unerklĂ€rbare Weise kristallisiert, die in
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ihre linken Schultern implantierten Aktivatorchips verschwunden. Die Schwe stern hatten sich in den letzten Sekunden ihres Lebensumarmt, ihre Gesichter strahlten auch im Tod noch Zufriedenheit und einen tiefen Frieden aus. Wer ihre immer noch geöffnetenAugen sah, glaubte ihren starren Blick in unendlich weite Fernen gerichtet.
Alaska Saedelaere _mit einiger Sicherheit ebenfalls tot. Er konnte Goeddas Ende in einer verheerenden Kettenreaktion vonExplosionen nicht ĂŒberstanden haben. Caljono Yai, die Mahnerin der Herreach, hatte vor dem endgĂŒltigen Zerfall der Brutblase einmenschliches Wesen auf einer der Inseln im Hyperraum gesehen, und ihre Beschreibung war ziemlich eindeutig gewesen.
Es blieb die Frage, wie Alaska in die NÀhe Goeddas gelangt war. Seit Monaten hatte es kein Lebenszeichen mehr von ihmgegeben. Er war im Pilzdom auf Trokan verschwunden, zusammen mit Perry Rhodan und Reginald Bull. Als hÀtte das unheimlicheBauwerk die drei gegen Kummerog ausgetauscht.
Es gibt nicht den geringsten Beweis fĂŒr deine BefĂŒrchtungen.Der Extrasinn baute mit seiner Feststellung vor. Ich h atte keine Chance, meine Bedenken vor ihm geheimzuhalten.Vielleicht wurde Alaska von Perry und Bully getrennt.Eine vage Hoffnung. Der berĂŒhmte Strohhalm, an den Terraner sich in gröĂter Verzweiflung zu klammern pflegten. Aber
ebensogut konnte es sein, daĂ die beiden zusammen mit Alaska in den Hyperraum verschlagen worden waren und daĂ sie sichebenfalls auf einer der Inseln befunden hatten.
Die Herreach hĂ€tten sie gesehen, behauptete der Logiksektor.Wir muĂten weiter warten, Woche fĂŒr Woche, Monat um Mon at, jahrelang. Weil ich mich schlichtweg weigerte zu glauben,
wir wĂŒrden die Freunde nie Wiedersehen.Nie, das war fĂŒr Unsterbliche ein entsetzliches Wort.Ich lieĂ mir vom Servo ein Glas Vurguzz einschenken. Die grĂŒne FlĂŒssigkeit zog krĂ€ftige Schlieren, a ls ich das langstielige
Glas gegen das Licht hob.Der Vurguzz erzeugte in meiner Kehle ein wohliges Brennen.âAuf dein Wohl, alter Arkonideâ, glaubte ich in Gedanken Bullys Lachen zu vernehmen. âUnkraut vergeht nicht, das solltest
du wissen.ââNachschenken!â befahl ich der Automatik.âAuf einem Bein steht man nicht.â Das war Bullys Lieblingsspruch gewesen, wenn wir gemeinsam seine Bar im Bungalow
am Goshun_See geplĂŒndert hatten. Nein, selbst ein Reginald Bull schaffte es nicht, mich unter den Tisch zu trink en. Abgesehendavon, daĂ unsere Zellaktivatoren den Alkohol ohnehin neutralisierten.
Das zweite Glas. Der Vurguzz schmeckte nach frischen Kiwis und dem Aroma von Anis, ein KultgetrĂ€nk in terranischenBars. Und nicht nur da. Ich hatte Blues gesehen, deren K örperflaum nach ĂŒbermĂ€Ăigem VurguzzGenuĂ nicht mehr blau gewesen war,sondern schon einen deutlichen GrĂŒnstich aufgewiesen, hatte.
BanalitÀten ...Was war los mit mir? Ich hielt mich mit Kleinigkeiten auf, anstatt von neuem die Initiative zu ergreifen. Noc h operierten an
die zweihunderttausend Igelschiffe im Tucani_Sektor, und die Reaktion der Invasoren war schwer vorhersehbar. Noch herrschte Ruhe,aber wir muĂten mit dem Schlimmsten rechnen, mit einem Amoklauf der Tolkander oder anderen Verzweiflungstaten. Wie einHeuschreckenschwarm wĂŒrden Gazkar, Neezer, Alazar und Eloundar ĂŒber die MilchstraĂe hereinbrechen und eine weitere Spur derVerwĂŒstung zurĂŒcklassen.
Aber ebenso war es möglich, daĂ Goeddas Ende die Invasoren zum RĂŒckzug bewegte. Das erschien mir s ogar höchstwahrscheinlich.
Du sprichst immer noch von Tolkandern, berichtigte der Logiksektor. VergiĂ nicht, daĂ Goedda in der Galaxis SuuvargezĂŒchtet wurde und die ersten Generationen ihrer Brut in Suuvar aufwuchsen.
Also sollten wir sie richtigerweise Suuvarer nennen?Das ist korrekt.Ich denke nicht daran, erwiderte ich lautlos. Den Toten helfen wir damit nicht, und den Lebenden wÀren wir ErklÀrungen
schuldig, die neue Ăngste schĂŒren.Shabazza hat Goedda auf die Milc hstraĂe angesetzt, er wird das auch mit dem Chaosmacher von Norrowwon und den
Monstern von Louipaz tun. Es ist besser, auf diese Bedrohungen vorbereitet zu ...âSpĂ€ter!â herrschte ich den Extrasinn an. âNicht jetzt, verdammt!âEinige Köpfe ruckten herum, e rstaunte Augen fixierten mich.âEine kleine Meinungsverschiedenheit, mehr nichtâ, erklĂ€rte ich. âDas kommt in den besten Familien vor.ââIch kann nachvollziehen, was dich bewegt, Atlanâ, sagte Sevia. âWenn du jemanden zum Reden brauchst ...ââ... und fĂŒr mehrâ, entnahm ich dem Vibrieren ihrer Stimme.Ich schĂŒttelte den Kopf. Nachvollziehen, was mich wirklich bewegte, das konnte sie nicht. Ich fĂŒhlte mich wieder einmal
einsam_so verdammt allein wie in den Jahrtausenden auf Larsaf III.âDie Bedrohung durch die Tolkander wird bald der Vergangenheit angehören.âDemonstrativ öffnete ich die Finger der rechten Hand; das Vurguzz_Glas fiel zu Boden. Bevor es allerdings zerschellen
konnte, reagierte der Servo und fing das Glas mit einem schwachen Zugfeld ab.Der Extrasinn quittierte das Geschehen mit einem spöttischen Lachen.
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Es ist schwer geworden, den Frust abzureagieren, Beuteterraner, kommentierte er. Inmitten hochtechnisierter Umgebung istder Mensch nur noch ein Relikt, das sich unterzuordnen hat.
*
Höflich, aber dennoch bestimmt lehnte Ansgur_Egmo mein Angebot ab, ĂŒber ein Hilfsprogramm fĂŒr Topsid zu sprechen.âTerraner sollten sich besser nicht in unsere Belange einmischenâ, fauchte er. âDas könnte als Protektion ausgelegt werden,
und ich denke nicht daran, Topsid innerhalb des Forums Raglund zu isolieren.âUm ĂŒber Hilfsaktionen der LFT zu entscheiden, wĂ€re ich ohnehin der falsche Mann gewesen; bestenfalls konnte ich eines
oder zwei Schiffe von Camelot zur VerfĂŒgung stellen. Was die politische Lage anbetraf: I m Solsystem war ich ebenso nur geduldetwie die GILGAMESCH, ein Status quo, nicht mehr und nicht weniger. Die stillschweigende Sanktion der FĂŒhrungsspitze der LFTgestattete mir Handlungsfreiheit, doch VertrĂ€ge, die die Beziehung zwischen Camelot und Terra auf eine breite Basis gestellt hĂ€tten,existierten nicht. Noch im vergangenen Jahr war Terra uns Unsterblichen mit gröĂter ZurĂŒckhaltung begegnet.
Nein, das wohl kaum. Eher hatten wir uns nach der RĂŒckkehr der BASIS aus Hirdobaan zu rar gemacht. Im Gegens atz zuSyntroniken vergaĂen Menschen sehr schnell und bauten ebenso schnell MiĂtrauen auf. Wir galten wieder als ein elitĂ€rer Kreis, zudem Normalsterbliche keinen Zutritt hatten. Ich will nicht sagen, daĂ wir im Laufe weniger Jahrzehnte Fossilien geworden waren,doch solche Gedanken spukten zweifellos in manchem Kopf.
Der Topsider verzog das Echsenmaul zu einer unwilligen Grimasse.âIch kann dir nichts vorwerfen, Atlanâ, . stieĂ er fauchend hervor. âAber es gab und gibt genĂŒgend Stimmen, die behaupten
du hĂ€ttest dein Volk verraten.âLaĂ mich ausreden!â schnaubte er, als ich zu einer Erwiderung ansetzte. âDiese Personen sind auchder Ansicht, daĂ Terra an der Invasion der Tolkander schuld ist; Menschen kĂŒmmern sich um Dinge, die sie nichts angehen, sie wĂ€renbesser fĂŒr alle Zeit in ihrem Sonnensystem geblieben.â
Das war der alte Neid, geboren in einer Zeit der Kleinstaaterei. Arkon schĂŒrte solche Redensarten, zweifellos auch Springerund Antis.
âIst das alles, was Imperator Bostich und seine HintermĂ€nner zu sa gen haben?â fragte ich. âDenkt keiner daran, daĂ die LigaFreier Terraner am meisten unter der Invasion gelitten hat? Hat keiner ein Wort des Dankes?â
âDank? WofĂŒr? Goedda wurde zu frĂŒh eliminiert, Atlan, hast du das noch nicht verstanden? Es gibt KrĂ€fte, die hĂ€tteninzwischen gerne noch den einen oder anderen Planeten geopfert, wenn gleichzeitig Terra entscheidend geschwĂ€cht worden wĂ€re. DieTodessehnsucht nach dem ersten Flimmern war unterschiedlich stark ausgeprĂ€gt; man hat ein entvölkertes Terra herbeig esehnt.â
Die Betonung, die Ansgur_Egmo auf das Wort âmanâ legte, war unverkennbar. Trotzdem war mir klar, daĂ ich von ihmkaum mehr erfahren wĂŒrde, er hatte ohnehin schon mehr gesagt, als es seinem Regierungsamt zutrĂ€glich war.
Uberrascht, groĂer Held? spottete der Extrasinn.Nein, ich war nicht ĂŒberrascht. Eher unangenehm berĂŒhrt. Meine Hoffnung, daĂ das Galaktikum sich angesichts der
Bedrohung durch die Tolkander und die Philosophen wieder enger zusammenschlieĂen wĂŒrde, hatte sich nicht erfĂŒllt.Du bist ein Narr. Du kennst die MentalitĂ€t intelligenter Wesen seit Jahrtausenden und gibst dich dennoch immer wieder
trĂŒgerischen Hoffnungen hin.Am Ende werde ich recht behalten, gab ich in Gedanken zurĂŒck.Mit Ansgur_Egmo konnte ich nicht mehr darĂŒber reden, der Topsider hatte die Verbindung von sich aus unterbrochen.â... man hat ein entvölkertes Terra herbeigesehntâ, hallte es in mir nach.Zum GlĂŒck war es nicht soweit gekommen. Die Visionen allein waren entsetzlich genug gewesen. Ich war glĂŒcklich und
erleichtert darĂŒber, daĂ offensichtlich alle Galaktiker, die im Banne von Philosophen gestanden und das erste Flimmern zu spĂŒrenbekommen hatten, sich von diesem Alptraum erholten und den Schrecken ohne physische oder psychische SchĂ€den ĂŒberwanden.Wenige Ausnahmen bestĂ€tigten die Regel. Von der Erde und einigen anderen Welten lagen inzwischen Meldungen vor, daĂ ein, zelneIndividuen immer noch den Tod herbeisehnten, um die ErfĂŒllung zu finden. Etwa ein Promille der Bevölkerung der betroffenenPlaneten kĂ€mpfte gegen die Nachwirkungen an, aber Mediker arbeiteten bereits unter Hochdruck daran, und es war wohl nur nocheine Frage der Zeit, bis auch der letzte Betroffene als geheilt gelten konnte.
âDas ungerechte ist, daĂ die am lautesten schreien, die den Tod nicht ein mal aus der Ferne gesehen habenâ, sagte eine leiseStimme neben mir.
Ambras legte mir seine Hand auf den Unterarm. Er lĂ€chelte zaghaft. Wer ihn nicht kannte, konnte dieses LĂ€cheln leicht fĂŒrein Zeichen von GleichgĂŒltigkeit halten, zumal Ambras stets leich t vornĂŒbergebeugt ging und seine Albinoaugen schlĂ€frig wirkten.Trotzdem war er ein anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Hyperphysik und mit seinen 110 Jahren der Wissenschaftliche Leiteran Bord der RICO. Er war Pazifist aus Ăberzeugung. Arkon hatte ih n einst ins Exil geschickt, als er sich weigerte, an der Entwicklungneuer und brisanter Waffensysteme mitzuarbeiten.
âUnsere Messungen bestĂ€tigen die Aussagen Caljono Yais und der anderen Herreach in jeder Beziehungâ, sagte Ambras. Erschien wirklich MĂŒhe zu haben, die Augen offenzuhalten. âInzwischen haben wir nicht nur die Erde, sondern weitere zwanzig der vonPhilosophen okkupierten Welten mit dem HyperraumResonator untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig: Abgesehen von einerverwehenden Reststrahlung, d ie noch in einigen FĂ€llen nachweisbar ist, gibt es an den betreffenden Koordinaten keinehyperdimensionalen Verzerrungen mehr. Alle paranormalen AktivitĂ€ten sind erloschen.â
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âDann bleibt uns noch eine Aufgabe zu erfĂŒllenâ, sagte ich schwer, âder letzte Die nst, den man guten Freunden erweisenkann.â
Wie viele GefĂ€hrten und gute Freunde hatte ich in mehr als zwölftausend Jahren verloren? Frauen waren dabei gewesen, dieich geliebt hatte ... In Augenblicken wie diesen wurde ich schmerzlich daran erinnert, daĂ ich anders war als andere Menschen, daĂdie relative Unsterblichkeit nicht nur ein Geschenk, sondern vor allem eine schwere Last war.
Eine Chance fĂŒr das Galaktikum.Ein winziger, in die Schulter implantierter Unsterblichkeitschip machte eine Handvoll Mens chen zu etwas Besonderem. Mich
auch. Dennoch waren meine GefĂŒhle und BedĂŒrfnisse nicht anders als die anderer Menschen, manchmal vielleicht intensiver, weil imHintergrund immer das Wissen lauerte, daĂ jede Beziehung nur von beschrĂ€nkter Dauer sein konnte. Keine Frau sehnt sich danach,von einem Monstrum geliebt zu werden, das nicht einen Tag altert, wĂ€hrend sie selbst Falten bekommt und grau wird. Auch diemoderne Medizin Ă€ndert daran herzlich wenig, sie kann den AlterungsprozeĂ geraume Zeit anhalten, aber nicht verhindern.Irgendwann wird eben jeder von der Zeit eingeholt.
âWir bereiten fĂŒr Mila und Nadja Vandemar ein RaumbegrĂ€bnis vor?â fragte Gerine. âMit höchsten militĂ€rischen Ehren?âIch schĂŒttelte den Kopf, woraufhin nicht nur Gerine und Ambras mich v erblĂŒfft anschauten.âDu planst eine Erdbestattung, Atlan? Auf Terra oder gar auf Trokan. NatĂŒrlich unter Teilnahme der LFT_FĂŒhrung und der
Herreach. Das wĂ€re ein angemessener Rahmen fĂŒr die Zwillingsschwestern.ââIch glaube ânicht, daĂ Prunk und Ansprache n im Sinne der Vandemars gewesen wĂ€renâ, wandte Ămbras ein. Der
Hyperphysiker fuhr sich mit den Fingerspitzen ĂŒber die Augenbrauen, als wolleer auf die Weise den Eindruck von MĂŒdigkeitvertreiben. âIch denke, Atlan hat vor, die beiden nach Saira zufliegen, ihrer Heimatwelt.â
Saira _das war der Name des Geburtsplaneten von Mila und Nadja. Aber auch der Name ihrer Mutter. Und SAIRA hatten sieihr GILGAMESCH_Modul genannt, das sie so gut wie nie genutzt hatten; jetzt stand es gewissermaĂen leer. Was also lag n Ă€her, alsdie kristallisierten Körper der beiden in ihre Heimat im galaktischen Zentrumsbereich zubringen? Ich war ĂŒberzeugt davon, daĂ Milaund Nadja genau diesen Wunsch geĂ€uĂert hĂ€tten, wĂ€ren sie dazu noch in der Lage gewesen.
âIch empfinde eine tiefe Achtung vor Mila und Nadjaâ, hatte Homer G. Adams gestern erklĂ€rt, als Dao_Lin und ich mit ihmĂŒber das Schicksal, der Vandemars gesprochen hatten. âNatĂŒrlich werden wir sie auf Saira beisetzen, so, wie sie selbst es gewollthĂ€tten.â
*
Zwei Stunden spĂ€ter kehrte Myles Kantor von seinem Krankenbesuch zurĂŒck. Kallia Nedrun ging es unverĂ€ndert, und geradedas enttĂ€uschte Myles. Auch wenn er es niemals eingestanden hĂ€tte, ich merkte ihm an, daĂ er eine weitere VerĂ€nderung hin zumBesseren erwartet hatte. Aus unerfindlichen GrĂŒnden schien er ĂŒberzeugt gewesen zu sein, daĂ Goeddas Untergang seiner Kalliahelfen wĂŒrde. Ich fragte mich zwar, woher Myles eine solche Zuversicht nahm, aber mir war bewuĂt, daĂ er nie darĂŒber geredet hĂ€tte.Er war einer der Wissenschaftler, die Lösungen intuitiv erfĂŒhlten, lange bevor sie den rechnerischen Beweis vorliegen hatten, vonpraktischen Versuchen ganz zu schweigen.
Die Verzerrungen des fĂŒnfdimensionalen Raumes hatten uns auf Camelot auf _die VorgĂ€nge auf Trokan aufmerksam werdenlassen. Ăhnliche Anomalien waren im Zusammenhang mit den Tolkandern nachweisbar gewesen. Und/zweifellos hatte die Zerstörungdes Brutraumes der Goedda gewaltige AusbrĂŒche parapsychischer Natur freigesetzt.
Myles verknĂŒpfte auf die ihm eigene Weise zwei Ge schehnisse, die auf den ersten Blick herzlich wenig miteinander zu tunhatten.
Jahrelang hatte Kallia Nedrun auf Mimas im tiefsten Koma gelegen. Nur einmal hatte sie sich fĂŒr wenige Sekunden in ihremAntigravtank aufgerichtet, war gleich darauf aber entkrĂ€ ftet wieder zurĂŒckgesunken. Das war exakt zu dem Zeitpunkt gewesen, alsPerry Rhodan, Reginald Bull und Alaska Saedelaere im Pilzdom auf Trokan verschwunden waren.
DaĂ Verbindungen zwischen dem ehemaligen Archivplaneten der Ayindi und den Tolkandern besteh en muĂten, war uns erstklar, seit wir wuĂten, daĂ Alaska Saedelaere sich im Brutkosmos der Goedda befunden hatte.
War Myles deshalb auf den Gedanken verfallen, die fĂŒnfdimensionalen Verzerrungen könnten Kallia beeinflussen?Ich bekam Myles Kantor nur als Hologramm zu Gesicht, fĂŒhrte lediglich ein kurzes GesprĂ€ch mit ihm, weil er sich in den
Labors der ENZA verschanzte und intensiv zu arbeiten begann.âKennst du das GefĂŒhl, dich im Kreis zu drehen?â fragte er bitter. âSo geht es mir. Selbst auf Trokan wurde ich nicht
fĂŒndig.âEr war auf Trokan gewesen, davon erfuhr ich erst jetzt. Und er hatte sich mit Caljono Yai und anderen Herreach getroffen,
die sich im Einsatz auf der Erde wacker geschlagen hatten. FĂŒr die Herreach war vieles fremd und unverstĂ€ndlich ge wesen, sie warenfroh, wieder auf ihrer Heimatwelt zu sein. Zudem hatten sie schmerzliche Verluste erlitten. Jeder Tote war ein Toter zuviel.
Was zĂ€hlte dagegen der Totalverlust der zehntausend Kampfroboter? Kein einziger hatte den RĂŒckweg geschafft, samt undsonders waren sie mit Goedda explodiert. Aber Materialverluste dieser Art lieĂen sich mit einigem Aufwand ersetzen, das Lebenintelligenter Wesen nicht.
Vom Hauptsyntron der RICO lieĂ ich alle AktivatortrĂ€ger in den Sitzungssaal des GILGAMESCH_Zentralm oduls MERLINbitten. Ich fĂŒr meinen Teil verzichtete darauf, den Transmitter zu wĂ€hlen, sondern benutzte den normalen Weg ĂŒber LaufbĂ€nder und
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AntigravschĂ€chte.Homer G. Adams erwartete mich bereits.âIch wuĂte, daĂ wir nicht lange im Sonnensystem bleiben w ĂŒrdenâ, empfing er mich. âAls ich hörte, daĂ Myles wieder an
Bord ist, habe ich auf deinen Anruf gewartet. Wir fliegen!_nach Saira, und dann ...?âWas wollte er hören? 47 Tucani?Homer hatte in einem der vierzehn Kontursessel Platz genommen, die rings um d en zwanzig Meter durchmessenden runden
Tisch angeordnet waren. ZurĂŒckgelehnt, die HĂ€nde vor dem Bauch verschrĂ€nkt, musterte er mich auffordernd.Vierzehn SesselâfĂŒr jeden AktivatortrĂ€ger einer, fĂŒr Gucky und Icho Tolot Spezialanfertigungen. Zu jedem Sitz g ehörte ein
Terminal mit Kontakt zur Kommandozentrale, zu Ortung, Funk und natĂŒrlich zum HauptSyntronverbund Merlin. Der technischeAufwand konnte allerdings nicht darĂŒber hinwegtĂ€uschen, daĂ wir nur noch ein jĂ€mmerliches HĂ€ufchen von vier AktivatortrĂ€gernwaren.
Dao_Lin_Hâay erschien unmittelbar nach mir. Ihr LĂ€cheln und die Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen kaschierten ihreBesorgnis nur unvollkommen. Ronald Tekener, ihr Lebenspartner, lag seit seinem Einsatz im Rahmen des Unternehmens SimpleMinds im Koma. Und es sah nicht danach aus, als wĂŒrde Tek fĂŒr den Rest seines Lebens mehr sein als ein Lallender Idiot.
âWir schaffen es, Tek wieder auf die Beine zu kriegenâ, sagte Homer. âVerlaĂ dich drauf.âDao_Lin_Hâay glitt geschmeidig in ihren Kontursessel. BedĂ€ch tig strich sie das graue Fell an ihren Unterarmen glatt, die von
der einfachen Bordkombi, die sie trug, nicht bedeckt wurden. Ihr Blick huschte ĂŒber die verwaisten Sessel und blieb auf RonaldTekeners Platz hĂ€ngen. Ein klagender Laut drang ĂŒber ihre Lippen .
Im nĂ€chsten Moment ging ein Ruck durch den Körper der Kartanin. Das Katzenhafte an ihr wirkte faszinierend; ich verstandnur zu gut, weshalb Tek sich ausgerechnet Dao_Lin als LebensgefĂ€hrtin ausgewĂ€hlt hatte. Sie paĂten gut zusammen, der Smiler unddie Katze.
âWir haben mehr Opfer bringen mĂŒssen als jemals zuvor in der Geschichteâ, sagte ich leise. âAber nach dieser Zeit kommteine andere ...â
âDie GewiĂheit, daĂ die MilchstraĂe und wahrscheinlich auch andere Galaxien der Lokalen Gruppe vor einem schreckl ichenEnde bewahrt wurden, sollte uns Trost seinâ, bemerkte Homer.
âFalls Tek nicht geheilt werden kann, erlaubt mir, daĂ ich selbst seinen Aktivatorchip entferne.âHatte ich richtig gehört? Ich versteifte mich unwillkĂŒrlich. Auch Homer ruckte herum. In se inem Gesicht spiegelte sich eine
grenzenlose Ăberraschung, aber auch Ablehnung und Zorn.âDu weiĂt hoffentlich, was du eben gesagt hastâ, stieĂ er unglĂ€ubig hervor. âDas kann nicht dein Ernst sein!âKein Muskel zuckte in Dao_Lins Katzengesicht. Aus weit au fgerissenen Augen starrte sie blicklos ins Leere.âIch liebe Ronald Tekenerâ, brachte sie tonlos hervor. âAber das Leben, das ihn vielleicht erwartet, ist ganz gewiĂ nicht sein
Leben. Jeder, der ihn gekannt hat, muĂ mir zustimmen. Tek, seines Verstandes ni cht mehr mĂ€chtig, das wĂ€re weitaus schlimmer fĂŒrihn als der Tod ...â
âEr kannte das Risikoâ, widersprach ich. âUnd er hat sich aus freien StĂŒcken entschieden. Tek liebt die Gefahr.ââ... er hat sich nie gescheut, dem Tod ins Gesicht zu schauen ârichtig.â Dao_Lins Finger zuckten ĂŒber die Tischplatte. âIhm
war der Tod weit mehr Freund als ein lebenslanges Siechtum. Willst du wirklich, daĂ er den Tag, an dem er von seinem SERUNbeinahe zu Tode gedimmt wurde, noch in Jahrtausenden verflucht und wĂŒnscht, er wĂ€re von Ten_No_Thau nie aus dem Schutzanzugbefreit worden?â
âIch verstehe deinen Schmerzâ, erwiderte ich. âAber Tek ist ein Spieler, der jede noch so geringe Chance zu nutzen versteht.Willst ausgerechnet du ihn dieser Chance berauben?â
Bravo! kommentierte der Extrasinn. Das war Ă€uĂerst einfĂŒhlsam. Du bist und bleibst eben ein Barbar.Dao_Lin_Hâay wirkte, als sei sie zur SalzsĂ€ule erstarrt. Aufrecht saĂ sie da, mit geschlossenen Augen, die Arme abgespreizt.
Nur das leichte Heben und Senken ihres Brustkorbs ve rriet, daĂ noch Leben in ihr war. Ein feuchter Schimmer zog sich von denAugenwinkeln ĂŒber ihr Gesichtsfell hin.
Erst als Myles Kantor Minuten spÀter als letzter den Sitzungssaal betrat, schreckte die Kartanin aus ihrer Starre auf. Ichbemerkte, daà sie sich verstohlen die NÀsse aus dem Gesicht wischte.
Vielleicht war es falsch gewesen, ausgerechnet in dem Saal neben der Zentrale der MERLIN zusammenzutreffen. Ein GefĂŒhlvon Verlorenheit machte sich breit, denn jeder hatte gewohnheitsmĂ€Ăig seinen Sess el belegt, und damit saĂen wir weit auseinander.Homer musterte mich von der anderen Seite des Tisches. Normalerweise hĂ€tten Perry und Reginald zwischen uns gesessen, undTolots massige Gestalt hatte dem Raum immer viel von seiner GröĂe genommen ...
âIch stelle an mir selbst eine wachsende Unruhe festâ, begann ich ĂŒbergangslos.Dao_Lin_Hâay nickte zustimmend. âIch möchte ebenfalls ein Dutzend Dinge gleichzeitig tun. Jede Stunde, die wir lĂ€nger im
Solsystem stehen, erscheint mir wie sinnlos vergeudete Zeit. Niemand braucht uns hier, denn Hunderte LFT_Raumer sind aus allenTeilen der MilchstraĂe zurĂŒckgekehrt; die Mannschaften brennen darauf, mit anzupacken und die Spuren der Philosophen zu tilgen.â
Trotzdem wĂŒrden die Wunden der Invasion nur langsam heilen. Z u viele Galaktiker hatten durch die Tolkander sterbenmĂŒssen, auf den Welten des Absolutums war jedes intelligente Leben ausgelöscht. Möglich, daĂ die eine oder andere Welt nie ihreeinstige Bedeutung zurĂŒckerlangen wĂŒrde.
Der Gedanke, eine Art galaktische s Erbe aus einigen Planeten zu machen, auf denen das Absolutum stattfand, ist eine nÀhere
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Betrachtung wert, meinte der Logiksektor. Vielleicht gibt es sogar schon in wenigen Monaten solche Mahnmale fĂŒr den Frieden imGalaktikum. Die Frage ist nur ...
Wer verzichtet freiwillig auf Welten seiner EinfluĂsphĂ€re? gab ich in Gedanken zurĂŒck.Sekundenlang hatte ich mich ablenken lassen. Homer G. Adams hatte inzwischen die Rede auf die Nonggo gebracht, jene
fremden Raumfahrer, die schon vor Jahrtausenden versucht h atten, Goedda zur Strecke zu bringen. Mit Waffen, gegen die sichTransformgeschĂŒtze und ein Roboterheer ausnahmen wie Faustkeile gegen einen Thermostrahler. Dennoch hatten sie Goedda nichtvernichten, sondern nur in Agonie versetzen können.
Dieses Wissen war wĂ€hrend Goeddas Evolutionssprung auf mich ĂŒbergeströmt. AuĂerhalb des Brutkosmos war das jĂ€heAnwachsen Goeddas mit dem ersten FlimmerphĂ€nomen identisch gewesen.
Wie oft mochte Homer sich meinen Report angehört haben?Was die Nonggo nicht geschafft hatt en, war Myles, Dao_Lin und mir gemeinsam gelungen. Im nachhinein immer noch
unbegreiflich, aber vor allem mit UnterstĂŒtzung der Herreach, und ihnen konnten wir gar nicht dankbar genug sein. Ob Caljono Yaiund alle anderen sich darĂŒber klar waren, was die g roĂe Völkerfamilie der MilchstraĂe ihnen verdankte?
Dennoch wollte Siegesstimmung nicht aufkommen. Die schreckliche Vorstellung, was geschehen wÀre, hÀtten wir Goeddaund ihre Philosophen mitsamt dem Brutkosmos nicht zerstören können, steckte uns noch in d en Knochen. Der Erfolg war denkbarknapp gewesen.
âMittlerweile liegen von fĂŒnfundvierzig der von den Philosophen betroffenen zweiundfĂŒnfzig Welten Meldungen vor, daĂdie Lage sich normalisiert hatâ, sagte Adams. âDiese Welten können wieder angeflogen werd en. Von der LFT werden Raumschiffe zuden eigenen betroffenen Planeten umgeleitet. Hilfeleistung steht hoch im Kurs.â
Er gab einen knappen Befehl an den Servo seines Terminals, Sekundenbruchteile spĂ€ter begann die Luft ĂŒber demKonferenztisch zu flimmern, ein Hologramm stabilisierte sich.
Paola Daschmagan entstand als knapp einen Meter groĂes energetisches Abbild. Die Erste Terranerin drehte sich langsam umsich selbst und bedachte jeden von uns mit einem durchdringenden Blick ihrer hellen blauen Augen. Ihr e kraftvollresolutePersönlichkeit war auch in der Ăbertragung deutlich zu spĂŒren.
âIch bedauere die Entscheidung, Mila und Nadja Vandemar nicht auf Terra zu beerdigenâ, begann sie ĂŒbergangslos.âEin StaatsbegrĂ€bnis wĂ€re ebensowenig im Sinne der Zwillinge wie eine Beisetzung im Raumâ, erwiderte ich.Die Erste Terranerin nickte knapp.âAtlan, ich wollte euch allen nochmals danken, Ich brauche wohl nicht zu betonen, daĂ alle Ressentiments gegenĂŒber
Camelot selbstverstĂ€ndlich vergessen sind. Die Menschheit bra ucht euch Unsterb...â Sie unterbrach sich, massierte sich knapp dieNasenwurzel. âDaĂ ihr den Tod ebenso fĂŒrchten mĂŒĂt wie jeder andere, hat sich bewiesen. Es tut mir leid um die Zwillinge und umAlaska Saedelaere. Und was Perry Rhodan und Reginald Bull an belangt, selbstverstĂ€ndlich haben eure Wissenschaftler jederzeitZugang nach Trokan, das heiĂt, sofern die Herreach zustimmen. Trokan ist ihre Welt, wir haben auf den Planeten keinen Anspruch âsich daran zu gewöhnen fĂ€llt selbst mir noch etwas schwer.â
âFreunde in der Nachbarschaft zu haben ist ein angenehmer Gedankeâ, sagte Dao_Lin_Hâay âJeder wird vom anderenlernen.â
âSo ist esâ, seufzte Paola Daschmagan. âSo, wie ich in den wenigen Tagen an Bord der GILGAMESCH gelernt habe, daĂVorurteile keine Existenzberechtigung haben.â
Sie war nicht freiwillig auf die GILGAMESCH gekommen, Cistolo Khan, der LFT_Kommissar, ebenfalls nicht. Auch nichtGia de Moleon, die Leiterin des Liga_Dienstes, Alexander Erengast, Coer Puinguard, Iljana Speccie und gut ein weiteres Du tzendMĂ€nner und Frauen aus der FĂŒhrungsetage der Liga Freier Terraner. Homer G. Adams hatte dabei seine Finger im Spiel gehabt, hatteden Posbis der BOX_7443 die Informationen geben können, die sie benötigt hatten, um die terranische FĂŒhrungsspitze aus de mEinfluĂbereich des Philosophen vom Kilimandscharo zu befreien. DaĂ dies keineswegs mit Billigung der betroffenen Personengeschehen war, lag auf der Hand. Die Posbis hatten Cistolo Khan mit einem Fesselfeld abtransportiert und waren mit der _ErstenTerranerin und den ĂŒbrigen Personen nicht viel anders verfahren.
âWie sieht es im Gebiet von 47 Tucani aus?â wollte ich wissen.Die Erste Terranerin vollfĂŒhrte eine Geste, die ihre UnschlĂŒssigkeit ausdrĂŒckte.âDie Igelschiffe zeigen bisher keine Tendenz zum Abz ug. Die sechstausend Einheiten der LFT bleiben deshalb auf Position;
die Kommandanten haben Befehl zum bedingungslosen Waffeneinsatz, sollten die Tolkander wider Erwarten Kurs auf dieMilchstraĂe nehmen. Andernfalls lassen wir sie unbehelligt abziehen.â
â... was angesichts ihrer Schlagkraft durchaus vernĂŒnftig istâ, bemerkte Adams. âIch hoffe nur, daĂ alle Galaktiker so denkenund nicht einige ihren Privatkrieg vom Zaun brechen. Falsch verstandene RachegefĂŒhle wĂŒrden nur weiteren Zigtausenden das Lebenkosten.â
âSo ist es. Leiderâ, bestĂ€tigte die Erste Terranerin.Sie beendete das GesprĂ€ch mit einem Hinweis auf anstehende dringende Termine. Es galt, das Leben nicht nur im Solsystem
wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
4.
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Bericht Atlan
Der Flug in den Yolschor_Sektor im Zentrumsbereich der MilchstraĂe verlief ohne ZwischenfĂ€lle. Nur Minuten nach demRĂŒcksturz der GILGAMESCH in den Einsteinraum fingen die Hyperfunkantennen einen Rundspruch auf, der von Olymp aus ĂŒberRelais in alle Bereiche der MilchstraĂe ausgestrahlt wurde.
Das Hologramm zeigte ein kleines MĂ€dchen, das vergeblich versuchte, mit Hilfe eines Simulationsprogramms eine hagereGestalt entstehen zu lassen. Das Geschöpf erschien auf den ersten Blick zwar menschlich, doch bei nĂ€ herem Hinsehen entpuppten sichArme und Beine als dĂŒrre, schlaksige GliedmaĂen mit seltsam deformierten Gelenken. Mit einiger Phantasie war die Gestalt durchausauch als insektoid zu bezeichnen.
âIst er das?â fragte eine Stimme aus dem Hintergrund. Der Spr echer war nicht zu sehen. âIst das der Philosoph?ââDas ist Jackâ, antwortete das MĂ€dchen leise und wischte sich fahrig eine Locke aus der Stirn. âJack war so lieb, er war wie
ein Bruder.ââErinnerst du dich genau?âAbermals verĂ€nderte sich nun die Gestalt in der Darstellung. Arme und Beine verloren die Gelenke, wirkten nur noch wie
dĂŒnne Röhren. Die HĂ€nde erhielten vier Finger.Aus dem menschlichen Leib wurde eine flaschenförmige Darstellung, der flache Kopf saĂ halslos auf.âDu kannst dich also erinnern, wie der Philosoph tatsĂ€chlich ausgesehen hat, Ilara Clandor. Das heiĂt, daĂ sein EinfloĂ völlig
verschwunden ist.ââJack war nicht böse, hörst du ...Das erzĂ€hlen die Leute doch nur, weil sie ihn verjagt haben.âMit einer ruckartigen Bewegung löschte Ilara die Simulation.âIch will nicht mehrâ, stieĂ das MĂ€dchen Ă€rgerlich hervor und stampfte mit dem FuĂ auf. âIch will heim zu Dinnie. Sofort
will ich heim.âDas Bild blendete um. Ein Regierungssprecher lĂ€chelte nichtssagend_verbindlich in die Optik.âDie Kleine war die erste Person, die auf Olymp Kontakt zudem Philosophen hatteâ, sagte er. âSie bezeichnete ihn bislang
hartnĂ€ckig als ihren Bruder, aber inzwischen verblaĂt diese falsche Erinnerung. Der beste Beweis dafĂŒr ist, daĂ sie sich an sein wahresAussehen erinnert. Das und die Tatsache, daĂ niemand auf Olymp noch Kreise zeichnet oder gar Todessehnsucht verspĂŒrt, beweisen,daĂ die Philosophen wirklich getötet wurden. Wir Galaktiker mĂŒssen dankbar sein, daĂ diese unbegreifliche Gefahr vielleicht imletzten Moment abgewendet wurde. Und wir sollten nicht vergessen, wem wir das verdanken. âVölker der MilchstraĂe, laĂt unsendlich geschlossen zu den Waffen greifen und die Tolkander zum Teufel jagen. Und begreift, daĂ Zwistigkeiten untereinander derVergangenheit angehören mĂŒssen. Nur gemeinsam können wir uns in diesem Universum behaupten, wir ...â
Die Ăbertragung endete abrupt.âKeine Ahnung, was los ist!â rief Sevia von der Funkortung. âEines der Hauptrelais scheint ausgefallen zu sein.âZerstört von Mitgliedern des Kristallimperiums? Vergeblich versuchte ich, diesen Gedanken zu verdrĂ€ngen, doch er zwĂ€ngte
sich hartnĂ€ckig in den Vordergrund meiner Ăberlegungen. Hatte auch mich das Virus des MiĂtrauens erfaĂt? Fluchend wandte ichmich dem Hauptschirm zu.
Saira war der einzige Planet des Systems. Auch ĂŒber hundert Jahre nach seiner Entdeckung durch die Siedler an Bord derAIOLOS wirkte diese Welt auf den ersten Blick wenig einladend, ein WĂŒstenplanet. Nur entlang des Ăquators erstreckte sich diefruchtbare Region, ein GrĂŒngĂŒrtel, der die verwaiste Siedlung lĂ€ngst ĂŒberwuchert hatte.
FĂŒnfhundert Kilometer ĂŒber dem Ăquator bezog die GILGAMESCH einen geostationĂ€ren Orbit. Ein Landekommando, vonDao_Lin_Hâay geleitet, betrat das verlassene Dorf.
Eine lange BlĂŒtezeit war der Kolonie nicht beschert gewesen. Ich erinnerte mich, daĂ die Ereignisse des August 1199 NGZ,als alle Sairaner aus damals unerfindlichen GrĂŒnden dem Wahnsinn verfallen waren, die TrĂ€ume der Siedler von einer angenehmenZukunft zunichte gemacht hatten. Mila und Nadja, als einzige unbeeinfluĂt geblieben, hatten Hunderte von Wahnsinnigen an Bord derAIOLOS gebracht und den Planeten mit Kurs auf die Provcon_Faust verlassen. Bald darauf hatten die Sairaner sich in alle Windeverstreut:
Die holographisch ĂŒbermitte lten Aufnahmen des Landetrupps versetzten uns in der Zentrale der RICO ebenfalls in eine Weltwuchernder Pflanzen. Getreide und andere Nutzpflanzen waren ohne den bewahrenden EinfluĂ der Kolonisten mutiert, und diearmdicken, mannshohen Halme hatten die be festigten StraĂen aufgebrochen. Ein gewaltiges. Netz von Wurzeln stand im Begriff, dieletzten Ăberreste des Plastbelags in eine poröse Masse zu verwandeln. Allem Anschein nach zogen die Pflanzen sogar aus demkĂŒnstlich hergestellten Material NĂ€hrstoffe.
Die HĂ€user waren lĂ€ngst baufĂ€llig, die Fenster aus den Rahmen gesprengt, die DĂ€cher ĂŒberwuchert.âKeine Anzeichen von tierischem oder gar intelligentem Lebenâ, meldete Dao_Lin_Hâay.âWas ist mit den unterirdischen Anlagen, den Bunkern, die von Siedlern im allgemeinen als erstes errichtet werden?âLabors; sichere, geschĂŒtzte SchlafstĂ€tten; QuarantĂ€nestationen âdas alles wurde wie vor Jahrhunderten meist unter die
PlanetenoberflĂ€che plaziert. Diese Einrichtungen blieben erhalten, bis die Siedler ihre neue Heimat erobert hatten.Wir waren ĂŒbereingekommen, Mila und Nadja in den Bunkern von Saira beizusetzen, wo niemand ihre Ruhe stören wĂŒrde.Im Laufe der nĂ€chsten Stunden spĂŒrten die Roboter mehrere verschĂŒttete ZugĂ€nge zu den unterirdischen Anlagen auf. Hier
existierten sogar noch funktionsfÀhige Schirmfeldprojektoren, die sich selbsttÀtig aktivierten und die QuarantÀnestationen mit
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normalenergetischen Sperren umgaben.Als die planetare Nacht hereinbrach, arbeiteten die Roboter lÀngst am Umbau eines gerÀumigen Kellerbunkers zu einem
wĂŒrdigen Mausoleum. Desintegratoren erweiterten die HohlrĂ€ume in die Tiefe, die ihrer molekularen BindungskrĂ€fte beraubteMaterie wurde von Wandlern wiederum auf die WĂ€nde aufgebracht und in eine stahlharte StĂŒtzmasse umgeformt.
Im Laufe von zehn Stunden entstand ein kleines Labyrinth aus GĂ€ngen und Kammern, in denen wir Holoprojektoren mitherausragenden Lebensdaten der Zwillinge plazierten. NatĂŒrlich spielte die SentimentalitĂ€t eine bedeutende Rolle, aber warum hĂ€ttenwir es nicht tun sollen? Irgendwie weigerte selbst ich mich immer noch, zu akzeptieren, daĂ die Zwillinge wirklich von uns gegangenwaren. Es erschien mir, als könnten wir durch diese Vorrichtungen M ila und Nadja an uns binden. Oder wenigstens die Erinnerung ansie wachhalten. Weil niemand wirklich tot ist, solange er in den Gedanken seiner Freunde weiterlebt.
ZwangslĂ€ufig dachte ich an die GefĂ€hrten der frĂŒhen Tage, an Betty Toufry, Iwan Iwanowitsch Goratschin, an dieWoolver_Zwillinge und die anderen, die im Glauben an eine bessere Zukunft gestorben waren. Jeder von uns hatte eines Tages denPreis fĂŒr sein Leben zu zahlen, ohne Kompromisse und ohne die Möglichkeit, darĂŒber zu verhandeln.
Die Vandemar_Schwestern gaben ihr Leben, um anderen zu helfen, bemerkte der Extrasinn. Auf solchen Humbug wieHologramme fĂŒr die Nachwelt wĂŒrden sie keinen Wert gelegt haben.
Ich antwortete nicht darauf. SchlieĂlich gibt es Werte und Traditionen, ĂŒber die man nicht di skutierte, auch nicht mit einemzweiten Ich, genannt Extrasinn.
*
Noch im Tod strahlten Mila und Nadja Vandemar Zufriedenheit und einen tiefen Frieden aus; eine Aura schien dieZwillingsschwestern zu umgeben, die sich mit dem menschlichen Verstand nicht erklĂ€ren lieĂ.
Unter dem 30. Juni 1289 NGZ hatte Homer G. Adams den Tod der Zwillinge in das Logbuch eingetragen. Inzwischenschrieben wir den 21. Juli, doch an den sterblichen Ăberresten war keine VerĂ€nderung mehr zu erkennen. Völlig kristallisiert (auch dieKleidung war von diesem rĂ€tselhaften ProzeĂ erfaĂt und verĂ€ndert worden), hielten Mila und Nadja einander im Tod umschlungen.Myriaden funkelnder Kristalle verliehen ihnen eine schier ĂŒberirdische Schönheit.
Von Antigravfeldern getragen, schwebte der e nergetische Schrein mit den sterblichen Ăberresten der Schwestern an mirvorbei. FĂŒr einen Augenblick schloĂ ich die Augen.
Lebt wohl, Mila und Nadja, wo immer ihr in diesem Moment sein mögt.âWerden wir uns eines Tages wiedersehen?â flĂŒsterte Dao_Lin_Hâay Mit geschmeidigen Bewegungen folgte sie dem Schrein
an Bord der Space_Jet, die uns auf die OberflĂ€che des Planeten bringen wĂŒrde.Nur wir vier, Homer, Myles, Dao_Lin und ich, sowie eine Handvoll Roboter. Keiner redete, als die Jet den Hangar verlieĂ
und in die AtmosphĂ€re eintrat. Zweimal umrundeten wir Saira, bevor das Schiff exakt an jener Position landete, an der einst auch dieAIOLOS niedergegangen war. Hier hatte die Mutter der Zwillinge bei einem tragischen Unfall den Tod gefunden, hatte nie dieChance erhalten, als Lebende ihren FuĂ auf die OberflĂ€che des Planeten zu setzen. Aus dem offenen Schott des100_Meter_Kugelraumers war sie in dem GedrĂ€nge nach der Landung abgestĂŒrzt, und nichts und niemand hatte das verhindernkönnen. Saira lag in der Erde de r nach ihr benannten Welt begraben, und nun waren auch ihre Töchter an diesen Ort zurĂŒckgekehrt.
Vier Roboter schwebten mit dem Schrein ins Freie hinaus.Eine kĂŒhle Brise wehte uns entgegen, es regnete leicht. Der Himmel ĂŒber der Siedlung war wolkenverhang en und trĂŒbe.. Ich dachte an Guckys lange Suche nach den Zwillingen, an ihren gemeinsamen Besuch auf Wanderer. Ernst Ellert hatte
Mila und Nadja ihre Aktivatoren gegeben.Der Regen wurde heftiger, deshalb projizierten die Roboter ein Schirmfeld ĂŒber uns, das die NĂ€sse abhielt.âWeg damit!â protestierte Dao_Lin_Hâay. âSoll das Andenken der Schwestern befleckt werden?âSie bemerkte meinen ĂŒberraschten Blick und fuhr fort: âIn meiner Heimat sagt man, daĂ der Himmel weint.ââDas war auch frĂŒher auf der Erde so â, murmelte Homer G. Adams. Sein schĂŒtteres Haar klebte bereits naĂ am SchĂ€del, doch
er schien es nicht zu registrieren. Unverwandt ruhte sein Blick auf den kristallisierten Leichen.Vergeblich hatten unsere Wissenschaftler versucht, die Ursache der Krista llisation herauszufinden.âDie TrĂ€nen des Himmels sind zugleich die TrĂ€nen der Verstorbenenâ, sagte Dao_Lin_Hâay. âein letzter GruĂ an alle
Freunde. Wer sich den TrĂ€nen entzieht, entehrt das Andenken der Toten.âSchnurrende Laute ausstoĂend, drehte sie den Kopf schrĂ€g zur Seite, daĂ der Regen ihr Gesicht durchnĂ€Ăte. Die Fellhaare
begannen zusammenzukleben.Minuten spÀter schwebten wir in die unterirdischen Anlagen hinab. Was die Arbeitsroboter innerhalb eines Tages geschaffen
hatten, war in seiner Gesamtheit ergreifendâein schlichtes, aber dennoch erhabenes Werk, das dem Opfergang der Spiegelgeborenengerecht wurde.
Das eigentliche Mausoleum war eine kuppelförmige Halle von nur zehn Metern Durchmesser und gleicher Höhe. Die WĂ€ndeschienen das Licht von Milliarden Sternen widerzuspiegeln, ein atemberaubender Einblick in die Unendlichkeit. ModernsteHolotechnik, eingefroren in einem Standbild, dessen Energiebedarf lĂ€cherlich gering war. Die eingegossenen Akkus wĂŒrden ihreTĂ€tigkeit noch in Jahrhunderttausenden versehen, ohne daĂ die Emissionen aus einer Entfernung von mehr als zehn Meternangemessen werden konnten.
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Im Zentrum des Raumes fand der energetische Schrein mit den sterblichen Ăberresten Platz. Ăber den Schwestern prangteein Abbild des Solsystems.
Homer sprach ein kurzes Gebet. Er machte sich gar nicht erst die MĂŒhe, das Vibrieren seiner Stimme zu verbergen.â... wir glauben, euch den letzten Wunsch erfĂŒllt zu haben, Mila, Nadjaâ, schloĂ er seine ebenso kurze Ansprache. âSaira
wurde auf dieser Welt begraben und nun auch ihr. Ruht in Frieden.âEs war eine unruhige Zeit, in die ihr hineingeboren wurdet, und es war von Anfang an eure Aufgabe, anderen zu helfen.â
Dao_Lin_Hâay hatte die Arme vor der Brust ĂŒberkreuzt und erwies den Verstorbe nen die letzte Ehre. âEuch war nie die Möglichkeitgegeben, ein freies und unabhĂ€ngiges Leben zu fĂŒhren, selbst die Unsterblichkeit hat euch nicht mehr gegeben als nur das GefĂŒhl,AuserwĂ€hlte zu sein. Ich wĂŒnsche euch Frieden.â
Myles Kantor nickte nur knapp. Sein Blick fixierte die kristallenen Gesichter, dann wandte er sich wortlos um.Was sollte ich noch sagen? Die Vandemars hatten gekĂ€mpft bis zum SchluĂ, und sie hatten einen Kampf verloren, der nicht
zu gewinnen gewesen war. Ich schlug mit der zur Faust geballten Rechten gegen meine linke Brust.âNadja ... Mila ... mögt ihr fĂŒr immer vereint sein, so, wie eure Körper einander umschlingen. Lebt wohl!âDie Roboter versiegelten das Mausoleum.ZurĂŒck an Bord der Space_Jet, löschten wir die GedĂ€chtnisspeicher der Maschinen. Sie sollten niemandem preisgeben
können, wo die Zwillingsschwestern ihre letzte Ruhe gefunden hatten.âJeder Abschied ist ein klein wenig wie Sterbenâ, sagte Homer, als die Jet startete. âIch habe mich in fast drei Jahrtausenden
nicht daran gewöhnt, und ich werde es wohl auch nie.â
5.
Zweieinhalb Stunden hatten die Unsterblichen auf der Welt verbracht, auf der die Vandemars aufgewachsen waren. Siehatten jede Störung von vornherein untersagt und nur fĂŒr den Ă€uĂersten Notfall einen Funkkan al offengehalten, fĂŒr den Fall, daĂIgelschiffe den Hyperraum innerhalb des Systems verlieĂen und die GILGAMESCH angriffen.
So kam es, daĂ Atlan, Homer G. Adams, Myles Kantor und die Kartanin erst nach ihrer RĂŒckkehr an Bord mit den neuestenNachrichten konfrontiert wurden. Es waren Daten, die sich auf Anhieb schwer einordnen und verstehen lieĂen, die aber zum GlĂŒckalle BefĂŒrchtungen als ĂŒberflĂŒssig darstellten.
âDie Tolkander denken nicht daran, die MilchstraĂe mit ihren Flotten zu ĂŒberschwemmen und Rache zu nehmenâ, meldeteKalle Esprot von Bord des Zentralmoduls MERLIN. âUns liegen nicht nur Beobachtungen eigener Einheiten vor, sondern nahezuidentische Aussagen von LFT_Schiffen und PatrouillenflĂŒgen anderer Völker.â
âWir haben uns geirrtâ, sagte Sevia. âEgal ob Alazar oder Gazkar, ob Neezer, Eloundar oder wie sie auch heiĂen, sieschwĂ€rmen nicht aus wie Ameisen in einem zerstörten Haufen, sondern reagieren eher mit lĂ€hmendem Entsetzen. Möglich, daĂ wirsie in ein paar Tagen endgĂŒltig los sind.â
KalleâEsprots Konferenzholo schĂŒttelte energisch den Kopf. Demonstrativ fuhr der Ertruser sich mit einer Hand ĂŒber dengrauen Sichelkamm.
âHĂŒten wir uns davor, einem TrugschluĂ zum Opfer zu fallenâ, warnte er. âIch habe hier eine aktuelle Ăbertragung,allerdings vor mehr als drei Stunden abgeschickt.â
FĂŒr einen Ertruser galt Kalle Esprot als ĂŒberaus ruhig und besonnen. Auch seine wortkarge Art wollte nicht so recht zuseinem ĂuĂeren passen. Doch gerade diese Eigenschaften, gepaart mit blitzschneller Entscheidungskra ft, hatten ihm als einzigemNicht_AktivatortrĂ€ger das Kommando ĂŒber ein GILGAMESCH_Modul verschafft.
WĂ€hrend sein Hologramm auf die GröĂe eines Siganesen schrumpfte, flammten auf dem Hauptschirm mehrere Bildfelderauf.
Die ĂbertragungsqualitĂ€t war nicht die beste, vermutlich als Folge einer Beeinflussung durch Funksperre oder Tangle_Scander Tolkander. AuĂerdem war die Sendung als denkbar schwacher Impuls empfangen worden. Die lange Laufzeit resultierte aus dergeringen Ausgangsleistung und de r notwendigen VerstĂ€rkung im Bereich einzelner Hyperfunkrelais.
âDas sind veraltete Aufnahmenâ, platzte Gerine heraus, âaus der Zeit vor der Vernichtung Goeddas. Irgendwer will unsbewuĂt mit falschen Informationen abspeisen. Von wem kommt die Sendung?â
âDie Kennung einer LFT_Korvetteâ, dröhnte Esprots BaĂ. Sein FĂŒnfzehn_Zentimeter_Holo schwebte jetzt auf Augenhöhemit Sevia. âDie Auswertung der SchluĂsequenz durch den Kontracomputer ergibt zweifelsfrei die Vernichtung der Korvette imTangle_Scan.â
Beinahe fĂŒnf Minuten optische Wiedergabe. Was die Aufnahme zeigte, unterschied sich in nichts von den FeststellungenwĂ€hrend der letzten Tage und Wochen. Die Tolkander beuteten nach wie vor Welten von 47 Tucani aus.
Ein Posbi_Kommando der BOX_7443 hatte herausgefu nden, daĂ zumindest die OberflĂ€che von Tolk_17 aus einem/Gemenge von Sand, abgestorbenen einzelligen Mikrolebewesen und anderen organischen Stoffen bestand. Und genau dieses Materialhatten die Tolkander abgebaut, in ihren Fabrikationsanlagen alle anorgan ischen Bestandteile desintegriert und die ĂŒbrigbleibendeMasse durch Bestrahlung und die Zugabe von FlĂŒssigkeit verĂ€ndert. Letztlich war die breiige Masse zu Blöcken gepreĂt und auf dieriesigen Gliederschiffe verladen worden, die wiederum die Nahrungsbarr en in Goeddas Brutraum transportiert hatten.
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Aber Goedda existierte nicht mehr. Und die Brutblase im Hyperraum war ebenfalls vernichtet.Welchen Sinn machte es also fĂŒr die Tolkander, wenn sie immer noch Nahrung produzierten?âSie tun, als wĂ€re nichts geschehenâ, stellte Myles Kantor verblĂŒfft fest. âAber ich kann nicht glauben, daĂ sie Goeddas Tod
nicht mitbekommen haben. Das wĂ€re vielleicht noch Stunden nach der Vernichtung des Brutkosmos denkbar gewesen, aber nicht nachTagen.â
âIhr Verhalten ist seltsamâ, pflichtete Gerine bei.âSehr seltsamâ, sagte Dao_Lin_Hâay.Kalle Esprot rĂ€usperte sich mit der LautstĂ€rke eines Gewitters. âOhne Goedda ist der Fortbestand aller Tolkander_Arten nicht
mehr gewĂ€hrleistet.ââ... aber genau das wollen die Tolkander offensi chtlich nicht wahrhabenâ, fuhr Gerine, die Kommandantenstellvertreterin auf
der RICO, fort. âSie sind kurzlebig und nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft fortzupflanzen. Sie besitzen keine Zeugungsorgane.ââDamit unterstellst du ihnen menschliches Verh altenâ, wandte Homer G. Adams ein. âGerade diese Verallgemeinerung ist
höchst gefĂ€hrlich.ââIch bin anderer Meinungâ, widersprach Gerine. âDie Tolkander haben erkannt, daĂ sie keine Zukunft mehr haben, doch sie
weigern sich, das zu akzeptieren.ââSie sind bislang freudig in den Tod gegangen, warum sollten sie nun davor zurĂŒckschrecken?ââSie sind gestorben, um das Absolutum zu sichern und damit ihre kommende Generation. Die Bezeichnung Brutpflege trifft
den Punkt exakt.âSchweigend hatte Atlan der hitziger werdenden Diskussion zugehört, doch nun machte er dem mit einer unmiĂverstĂ€ndlichen
Handbewegung ein Ende. âAlle MutmaĂungen sind pure Spekulation.âGerines Wangenknochen traten deutlich unter der Haut hervor. Ohne den Blick von den Bildsequenzen abzuwende n, fragte
sie wie beilĂ€ufig: âKann es sein, daĂ wir uns irren? Vielleicht ist die Mutter der Krieger gar nicht tot.ââObwohl die Herreach Augenzeugen wurden, wie der GebĂ€rorganismus in den Explosionen verglĂŒhte?â Ungewöhnlich
scharf stieĂ Dao_Lin die Frage aus. Sie wollte gar nicht erst in ErwĂ€gung ziehen, daĂ der Opfergang der Vandemars und der Todvieler Herreach vergeblich gewesen sein könnten. âGoedda ist tot âdaran besteht nicht der geringste Zweifel.â
âDann lebt sie auf irgendeine geheimnisvolle Weise weiter. Vielleicht vergeistigtâ, beharrte Gerine.âNein, nein, nein!â rief Atlan unwillig aus. âMein Extrasinn strĂ€ubt sich gegen solche unlogischen ErklĂ€rungen. Und es kann
auch nicht so sein, daĂ die Tolkander gar eine neue GroĂe Mutter zĂŒchten. Nach all em, was ich aus Goeddas Lebensgeschichteerfahren habe, sind sie dazu nicht in der Lage.â
âAber was hat ihre stoische Ruhe dann zu bedeuten?â wollte Homer G. Adams wissen. âWenn ich den Syntron oder einenKoko_Interpreter frage, erhalte ich mit Sicherheit mehrere wahrscheinliche Aussagenânur ob darunter die Wahrheit verborgen ist...?â
âMitunter gibt es viele Wahrheiten.ââSagt das der Extrasinn?ââDas sagt die Erfahrung eines alten Mannes, der glĂŒcklich darĂŒber ist, daĂ eine Raumschlacht gigantischen Ausma Ăes bisher
nur in seiner Phantasie stattgefunden hat, und der hofft, daĂ sich daran nichts Ă€ndert. âWir haben hier unsere Aufgabe erfĂŒllt undfliegen zum Tucani_Sektor. EinwĂ€nde?â
Die gab es nicht. Nur Zustimmung.
*
Nach lediglich zwei Orientierungsaustritten im Bereich sternenarmer Zonen erreichte die GILGAMESCH am 22. Juli 1289NGZ, nach Standardzeit in den frĂŒhen Nachmittagsstunden, den nur fĂŒnfzehntausend Lichtjahre von Sol entfernt in Richtung derKleinen Magellanschen Wolke liegenden Kugelsternhaufen. Eine Million Sonnenmassen, darunter unglaublich viele RoteRiesensterne, drĂ€ngten sich in einem Gebiet von 210 Lichtjahren Durchmesser.
47 Tucani war fĂŒr die Besiedlung nie interessant gewesen. Daher hatte es bis vo r kurzem auch wenig relevante Datengegeben. Die wirtschaftliche Ausbeutung dieses Sektors war ohne die Aussicht auf schnellen Verdienst nie wirklich in ErwĂ€gunggezogen worden, und das traf gleichermaĂen auf die Handelsmacht der Springer wie auch auf die Kosmische Hanse und alle anderenVölker und Organisationen zuâein Umstand, den die Tolkander sich zunutze gemacht hatten.
Auf sechsundzwanzig Planeten existierten Basen der Tolkander, vornehmlich Industrieplaneten zur Rohstoffgewinnung, aberauch Produktionsanlagen fĂŒr Bourree. Den mehr als zweihunderttausend Ellipsoiden ihres Aussehens wegen Igelschiffe genannt _,den 400_Meter_VielflĂ€chnern der Physander und den gigantischen Gliederschiffen stand nur eine zahlenmĂ€Ăig weit unterlegeneStreitmacht der Galaktiker gegenĂŒber:
Sechstausend terranische Einheiten, verstĂ€rkt durch zehntausend Haluterschiffe und mehr als zweitausend Fragmentraumerder Posbis. Hinzu kamen weitere zweitausend Schiffe der Galaktiker, angefangen von Akonen ĂŒber Blues bis hin zu Unithern undCheborparnern, sowie die Kreuzer von Camelot. Da viele Schiffe einzeln oder auch pulkweise auĂerhalb des Kugelsternhaufenspatrouillierten, wurde ihre Effizienz noch einmal deutlich verringert. NĂŒchtern betrachtet bedeutete diese Flotte ein Alibi dergalaktischen Politik, den Versuch, der Bevölkerung auf allen Planeten der MilchstraĂe einen Schutz vorzugaukeln, der in Wirklichkeit
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nicht vorhanden war.Gnade Gott der MilchstraĂe, falls die Tolkander sich entschlieĂen sollten, loszuschlagen. Sie hatten n ichts mehr zu verlieren,
was also sollte sie letztlich daran hindern?Unaufhörlich wechselten die Daten der Fernortung auf den Schirmen. Sogar fĂŒnf Walzenraumer der Maahks hatten sich in
diesen Sektor verirrt, doch ein Beistandsangebot der Methanatmer lag bislang noch nicht vor.âEs wĂŒrde wenig Ă€ndernâ, murmelte Atlan, halb im SelbstgesprĂ€ch, halb fĂŒr die Zentralebesatzung der RICO bestimmt.âFunkspruch von der ZYRRUSâ, meldete Sevia.âDurchstellen!âEiser Crawland blickte Atlan vom Hauptschirm herab an.Eiser war ein RĂ€umfahrer von echtem Schrot und Korn, breitschultrig, mit kantigem SchĂ€del und fingerkuppenlang
geschnittenem eisgrauem Haar. Wind und Wetter fremder Welten hatten seine Haut ebenso gegerbt wie die kosmische Strahlung, derer irgendwann ausgesetzt gewesen war. Mit seinen 103 Jahren konnte er lĂ€ngst auf eine reiche Erfahrung zurĂŒckblicken, standandererseits aber noch in der BlĂŒte des Lebens. Kein Wunder, daĂ Flame Gorbend das Oberkommando ĂŒber die terranische Flotte bei47 Tucani an Eiser Crawland ĂŒbertragen hatte.
âIch wuĂte, daĂ du kommen wĂŒrdest, Atlanâ, begann Crawland anstelle einer BegrĂŒĂung. âWir sind mit Problemenkonfrontiert, die wir in den Griff bekommen mĂŒssen, andernfalls wird der Tucani_Sektor ein Wespennest bleiben.â
âLaĂ hören!âCrawland verzog die Mundwinkel. âAlle Einheiten der Tolkander, die zur Beobachtung der Philosophenwelten und deren
Schutz unterwegs waren, sind inzwischen zurĂŒckgekehrt. Die Tolkander sind also informiert, was mit ihrer verfluchten Mutter unddem Philosophenpack geschehen ist.â
âEs gab keinen AnlaĂ, daran zu zweifeln.ââDas Verhalten der Invasoren erscheint unter logischen Gesichtspunkten nicht nachvollziehbar. Ich rate dir, Atlan, darĂŒber
nachzudenken.âTerraner waren manchmal sehr direkt. Und plump. Trotz dem lĂ€chelte der Arkonide. âIch habe das schon in ErwĂ€gung
gezogenâ, sagte er.âGut.â Crawland nickte knapp. âDann erwarte ich dich und die anderen AktivatortrĂ€ger auf der ZYRRUS. In zwanzig
Minuten, wenn es dir recht ist. Der Transmitter wird auf Empfang geschaltet.âDas Bildfeld auf dem Hauptschirm machte wieder dem vollstĂ€ndigen Abbild des rot glĂŒhenden Sternenhaufens Platz.âDie Verbindung wurde von der ZYRRUS aus abgebrochenâ, meldete Sevia.âDas war mir klarâ, bestĂ€tigte der Arkonide. âCrawland schein t in der Tat der richtige Mann fĂŒr die Wachflotte zu sein.â
*
Die ZYRRUS, Eiser Crawlands Flaggschiff, war ein 800_Meter_Kugelraumer vom PAPERMOON_Typ, einer von nursechzig in Dienst gestellten Raumern. Die Schiffe der NOVA_Klasse waren lĂ€ngst nicht das Interessanteste, was terranischeSchiffbaukunst zu bieten hatte, doch vollgestopft mit modernster Technik, hĂ€tten sie es sogar mit den alten Ultraschlachtschiffen derGALAXIS_Klasse aufnehmen können. Vor allem bewiesen sie Wirtschaftlichkeit. Auf den Werf ten der LFT wurde wieder dieKugelform propagiert, nicht zuletzt der Kosten wegen und aus GrĂŒnden der Materialeinsparung. Im VerhĂ€ltnis zum Volumenerforderte die Kugel naturgemÀà die geringste OberflĂ€che.
Daran dachte Atlan, als er den Transmitter betrat.Ein Kampfroboter salutierte. UnwillkĂŒrlich verglich der Arkonide die verwitterte HĂŒlle der Kampfmaschine mit der
grobporigen Haut Eiser Crawlands. Crawland hÀtte auch eine der bei offiziellen AnlÀssen Verwendung findenden auf Hochglanzpolierten Maschinen schicken können. Daà er es nicht getan hatte, bestÀtigte Atlans ersten Eindruck. Crawland machte nicht vielFederlesens, er sagte, was er dachte, und scherte sich einen Dreck um Konventionen. Auf gewisse Weise schienen Flame Gorbend under sich gesucht und gefunden zu haben, sie waren aus demselben harten Holz geschnitzt.
Der Kampfrobot fĂŒhrte die Unsterblichen in einen in unmittelbarer ZentralenĂ€he liegenden Konferenzraum. Dabei verzichteteer darauf, sich mit Hilfe der Antigravfelder zu bewegen. Seine Schritte dröhnten martialisch durch den Korridor.
Adams wollte eine Bemerkung anbringen, verzichtete dann aber doch darauf. Er schĂŒrzte nur die Lippen, als er sah, daĂ einamĂŒsiertes LĂ€cheln Atlans Mundwinkel umspielte. Eiser Crawland verstand es, sich unterschwellig in Szene zu setzen, keineswegsaufdringlich, dafĂŒr aber um so nachhaltiger. Nur Myles Kantor und Dao_Lin_Hâay schienen dem stampfenden KoloĂ keineBedeutung beizumessen.
Crawland war in die Betrachtung einer Bildwand vertieft, die Motive aus den Randgebieten des Sternenhaufens warenunverkennbar. Zögernd und nachdenklich zugleich wandte er sich um, deutete auf die im Halbkreis gruppierten Sessel.
âEs freut mich, daĂ ihr meiner Einladung gefolgt seid. Um es gleich deutlich zu sagen: Ich halte unsere Situation nach wievor fĂŒr beschissen. Wir sollten gemeinsam nach einer Lösung suchen, denn ich gehe davon aus, daĂ der momentarie Zustand nur dieRuhe vor dem Sturm ist.â
âIst das alles?â fragte Dao_Lin_HâayâGenĂŒgt es nicht?â Crawland musterte die Kartanin. âDie Tolkander produzieren auf ihren Basiswelten nach wie vor
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Ersatzteile fĂŒr ihre Raumschiffe und andere undefinierbare Bauteile, die nur fĂŒr das Bauwerk in Goeddas B rutkosmos bestimmt seinkönnen. Und natĂŒrlich nach wie vor die Barren aus Manna.â
âBourreeâ, unterbrach Myles Kantor. âSie nennen es so.ââDu fragst dichâ, Dao_Lin_Hâay fixierte den Kommandanten der ZYRRUS aus halb zusammengekniffenen Augen,
âWeshalb die Tolkander noch diesen Aufwand treiben, obwohl Goedda nicht mehr existiert. âWir fragen uns das ebenfallsâ, fĂŒgte sieim gleichen Atemzug hinzu.
âFĂŒr sich selbst brauchen die Invasoren das Material nichtâ, sagte Crawland grollend. âOder sind meine Information enfalsch, daĂ sie in wenigen Jahren ausgestorben sein werden? Ohne daĂ wir dabei nachhelfen mĂŒssen?â
âSie sind kurzlebig und zeugungsunfĂ€higâ, bestĂ€tigte Atlan.âWir konnten bislang nicht herausfinden, was tatsĂ€chlich hinter alldem stecktâ, schimpfte Craw land. âWeder geht aus
abgehörten FunksprĂŒchen der Grund fĂŒr den ungebrochenen Arbeitseifer hervor, noch waren durch die Fernortungen irgendwelcheHinweise zu bekommen.â
âWas hat das mit uns zu tun?â Atlan lehnte sich im Sessel zurĂŒck und verschrĂ€nkte die A rme vor der Brust. Aufforderndblickte er Eiser Crawland an.
âEin Erkundungsunternehmen ist vorbereitet. Ich finde, ihr sollt darĂŒber informiert sein, denn nur Gemeinsamkeit kann unsweiterbringen.â Crawland erteilte einem Servo Anweisungen, woraufhin ein mehrere Minuten dauernder Zusammenschnitt ausunterschiedlichen Aufnahmen projiziert wurde, angefangen von Beobachtungen im normaloptischen Bereich bis hin zuHochrechnungen aufgrund von Ortungsdaten.
Ein roter Riesenstern, umlaufen von einem nahezu erkalt eten, weitaus kleineren Begleiter. Der Dunkelstern verfĂŒgteimmerhin ĂŒber eine ausreichend groĂe Masse, um einen steten Partikelstrom aus dem Riesen herauszureiĂen. Gigantische irrlichterndeMateriewolken erfĂŒllten das System und griffen auch nach den drei Planeten, die auf lĂ€ngst unregelmĂ€Ăig gewordenen Bahnen dieSonnen umkreisten.
âBerechnungen ergeben, daĂ die StabilitĂ€t des Systems in weniger als fĂŒnftausend Jahren zusammenbrichtâ, sagte EiserCrawland. âDie Tolkander haben Nummer zwei besetzt, wie die anderen beiden Welten ebenfalls atmosphĂ€relos, ein WĂŒstenplanet.â
Die Aufnahmen, die die Unsterblichen zu sehen bekamen, waren von ĂŒberraschend guter QualitĂ€t. Crawlands ErklĂ€rungendazu kamen knapp und prĂ€zise.
Tolk_7 nannten die Galaktiker die ansonsten namenlose Welt. Die Sonnen trugen lediglich eine Katalogbezeichnung, die siein die Reihe Zigtausender anderer ebenfalls unbedeutender Sonnen einreihte.
Tolk_7 prĂ€sentierte sich als rotbraune, von GrĂ€ben und Kratern zernarbte Welt, von der GröĂe und der O ptik dem Mars nichtunĂ€hnlich. Jedoch wies der Planet eine weitaus gröĂere Dichte auf und damit auch eine höhere Schwerkraft. Das lieĂ auf reichlichvorhandene schwere Rohstoffe schlieĂen und war wohl der Grund, weshalb die Tolkander ihren StĂŒtzpunkt erric htet hatten.
Tolk_7 war lediglich 28 Lichtjahre von der Position der ZYRRUS entfernt.âDie Tolkander produzieren auf dieser Welt hochwertiges FĂŒnf_D_GerĂ€tâ, schloĂ Crawland. âDie Emissionen sind
eindeutigâund haben sich bislang in keiner Weise verĂ€ndert.ââDie Wahrscheinlichkeit, auf Tolk_7 Details in Erfahrung zu bringen, könnte demnach groĂ seinâ, folgerte Atlan.âDeshalb bereitet sich ein Posbi_Kommando der BOX_3187 vor, auf Tolk_7 zu landenâ, sagte Crawland. âDen Posbis
werden die Tangle_Schilde eingeba ut, dann fliegt ein Teil unserer Schiffe Ablenkungsmanöver ...ââDie Posbis haben einen Begleiterâ, sagte Atlan spontan.âNein, natĂŒrlich nichtâ, erwiderte Eiser Crawland. âIch kann keinen Menschen dem Tangle_Scan aussetzen, und die Sache
mit den Simple Minds ...ââIch werde die Posbis begleiten!â unterbrach der Arkonide.Er wehrte ab, als Dao_Lin_Hâay sich ihm zuwandte: âIch gehe allein, Punktum! Das Risiko fĂŒr mich ist weit kleiner als fĂŒr
jeden anderen.â
6.Bericht Atlan
Eiser Crawland hatte den Posbis mein Kommen angekĂŒndigt. Ich benutzte den Transmitter der RICO, um ĂŒber mehrereLichtminuten hinweg an Bord der BOX3187 zu gehen. Ich trug den SERUN mit voller KampfausrĂŒstung und hatte lediglich daraufverzichtet, den Helm zu schlieĂen.
Vor mir erklang ein wĂŒstes, lautes Schimpfen. Jemand echauffierte sich .fĂŒrchterlich.âNein, nein und nochmals neinâ, hallte die Stimme von allen Seiten wider, âdu wirst das nicht tun. Ich verbiete es dir,
Orsener.âDu wirst diesen Wahnsinn nicht ĂŒberleben. Willst du das? Willst du das wirklich? Und denkst du nicht daran, was dann ausdeinem edlen alten Freund Neepo werden soll? Bin ich nicht mehr dein Freund, Orsener?â
âDas eine hat mit dem anderen wenig zu tun, es ist einfach zwingende Notwen digkeit.ââNiemalsâ, erklang es schriller als zuvor. âDas reden dir diese Terraner ein. Glaube ihnen nicht. Wie soll ich dich beschĂŒtzen,
wenn du anderen mehr vertraust als mir? Du begibst dich in Gefahr, freiwillig und ohne zwingenden Grund. Brrr ...â Das GerĂ€usch
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klang wie Heulen und ZĂ€hneklappern zugleich. âBleib stehen, Orsener. Erkennst du denn nicht, wie sehr du mich brauchst? Ich muĂdich beschĂŒtzen, Orsener, vor dir selbst beschĂŒtzen.â
âWas mir zeigt, daĂ du entweder dumm bist, Neepo, oder daĂ du ve rlernt hast, logisch zu denken. Und jetzt halt den Mund,Atlan wird bald hiersein.â
Ich war mitten in die Auseinandersetzung eines Posbis mit seinem MattenWilly hineingeplatzt.âDu willst mich paralysieren, ja?â krĂ€chzte der Willy. âIst das der Dank dafĂŒr, daĂ ich mich um dich sorge?âIch ging einige Schritte nach vorne und verlieĂ den Transmitterbereich. Etwa fĂŒnfzehn Meter seitlich stand der Posbi. Er war
von annÀhernd humanoider Gestalt, gut zweieinhalb Meter groà und ziemlich massig. Auf drei Beinen rol lte er langsam in Richtungdes Ausgangs, hielt aber unvermittelt inne. Ich erkannte, daà er tatsÀchlich das Abstrahlfeld seines Paralysators aktiviert hatte.
âNimm dich zusammen, Neepo! Was soll Atlan von dir denken?ââEr ist verrĂŒcktâ, erklang es schrill. âNicht minder verrĂŒckt als du auch.âWo steckte der Matten_Willy? Seine Stimme schien von ĂŒberall her zu kommen. Vermutlich hatte er sich zwischen den
Aggregaten unter der hohen Decke verborgen, denn der syntronisch_biologische Roboter richtete seine Wahr nehmungsorgane in dieHöhe.
âSo ist es rechtâ, kreischte der Matten -Willy. âTöte mich, Orsener. Wenn es dich befriedigt, lösche meine Existenz aus. Aberversprich mir vorher, daĂ du dich nicht auf diesen Wahnsinn einlĂ€Ăt und nicht in die Hölle der Tolkande r fliegst.â
NatĂŒrlich wĂŒrde der Posbi den MattenWilly nicht verletzen. Diese formvariablen Intelligenzen, die in ihrem normalenAussehen schwammigen Kugeln von zwei Metern GröĂe glichen, waren seit Jahrtausenden treue Helfer und Betreuer derRoboterzivilisation. Aber sie waren auch QuĂ€lgeister ersten Ranges.
Ich rĂ€usperte mich. âIch mische mich ungern in euren Disput einâ, begann ich, wurde aber sofort unterbrochen.âHalt dich da raus, Arkonide Atlan! Du bist nicht besser als Orsener und die anderen. Wie ka nn man nur so verrĂŒckt sein und
freiwillig in die Hölle gehen?âWas ist, wenn Orsener umkommt? Sag ihm, daĂ der Kummer mich auffressen und mir das Herzbrechen wird.â
Ein ParalysatorschuĂ zuckte in die Höhe, und ein schrecklicher Schrei hallte durch die Hal le. Neepo ĂŒbertrieb. Aber seinSchrei bewies zugleich, daĂ der Posbi das Ziel verfehlt hatte. Zweifellos war der SchuĂ nur als Warnung gedacht gewesen.
Das Wahrnehmungsvermögen meines SERUNS stand den Möglichkeiten eines Posbis in nichts nach. Wahrscheinli chentdeckten Orsener und ich zeitgleich den zitternden Tentakel, der sich zwischen einem BĂŒndel schenkeldicker Rohrleitungen nachunten schob. Ein Auge am Ende des Tentakels blinzelte hektisch.
âIch muĂ dich beschĂŒtzen, mein Posbi!âEine zĂ€hflĂŒssige Masse tropfte zwischen der; Rohren hindurch. Noch im Fallen breitete sie sich aus, glich innerhalb von
Sekundenbruchteilen einem fliegenden Teppich mit wogenden RĂ€ndern und klatschte auf den Roboter herab.âIch rette dich, Orsener. DafĂŒr wirst du mir ewig und a lle Zeit dank...âEin zweiter ParalysatorschuĂ lieĂ den Matten_Willy verstummen. Die Waffe wirkte auf das periphere Nervensystem, das vor
allem die Muskelbewegungen steuerte, und war einem Elektroschock vergleichbar. Neepo senkte sich zwar noch ĂŒber den Po sbi undhĂŒllte ihn halb ein, doch er war nicht mehr fĂ€hig, den Roboter festzuhalten. Oder auch nur sich selbst.
Jedenfalls entledigte der Posbi sich seines lÀstigen Aufpassers mit zwei knappen Bewegungen und plazierte den schlaffenKörper vor dem nÀchsten Aggregatblock.
Orsener wandte sich mir zu.âIch bedauere, Atlan, daĂ du Zeuge dieses Zwischenfalls werden muĂtest. Neepo neigt zu Ăbertreibungen, doch damit habe
ich mich abgefunden. SelbstverstĂ€ndlich steht unserer Mission auf Tolk_7 nichts entgegen. âBitte folge mir zu denInstallationsrĂ€umen, ich mache dich mit den anderen bekannt.â
*
Zwanzig Posbis standen bereit. Orsener, der zum Einsatzleiter bestimmt worden war, stellte mir jeden namentlich vor.âDeine Teilnahme ehrt uns, Atlanâ, sagte Orsener. â Und sie gibt uns die GewiĂheit, daĂ wir die richtigen SchlĂŒsse gezogen
haben.ââDas ist nicht gutâ, schimpfte Wawer. Er war der einzige Matten_Willy in dem Installationsraum, und sein Posbi war kein
Geringerer als Fregor, der Kommandant der BOX_3187. Da Fr egor nicht an dem Höllenfahrtskommando teilnehmen wĂŒrde, wieWawer sich ausdrĂŒckte, bestand fĂŒr ihn auch keinerlei AnlaĂ, dagegen zu protestieren.
âDas ist nicht gutâ, wiederholte Wawer mit der Monotonie eines defekten TontrĂ€gers. Er bildete vier dĂŒnne Gli edmaĂen aus,mit denen er anklagend auf mich zeigte. âAtlan ist so ein hohes Tier, daĂ ihr alles daransetzen werdet, ihn zu schĂŒtzen und sein Lebenzu bewahren. Dabei werdet ihr umkommen.â
âIch kann selbst auf mich aufpassen, Wawerâ, widersprach ich.Er hatte eine puppenhafte Gestalt angenommen. Sein Körper wirkte jedoch nur roh modelliert, halbfertig. Und jetzt wurde
sein Hals lĂ€nger, pendelte mir entgegen, und der Kopf formte sich zu einem einzigen groĂen Auge, das erst mich akribisch musterteund dann die Posbis anglotzte.
âDas behaupten unsere SchĂŒtzlinge auch immerâ, seufzte der Matten_Willy. âAber ohne uns sind sie aufgeschmissen.â
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âSchluĂ mit dem Quatsch!â befahl Fregor schroff. âBelĂ€stige unseren Gast nicht lĂ€nger, sondern kĂŒmmere dich um deineArbeit! Alles andere ĂŒberlasse unserer Entscheidung.â
Zerknirscht zog Wawer das Stielauge ein. Ich war grenzenlos ĂŒberrascht, zu sehen, daĂ ausgerechnet er fĂŒr dieeinzubauenden Tangle_Schilde verantwortlich war. Wawer bereitete die Installation der winzigen Ch ips allerdings mit einer Akribievor, die nur unter dem Motto âZeit schindenâ einzuordnen war.
Beim Tangle_Schild handelte es sich um eine Entwicklung der Haluter. Sie hatten nach einer Möglichkeit gesucht, ihr Plan_und OrdinĂ€rgehirn voneinander zu trenne n, waren aber damit gescheitert. Quasi als Nebeneffekt hatte sich jedoch herausgestellt, daĂeine geringfĂŒgige Adaption genĂŒgte, bei den Posbis jene Schutzwirkung zu erzeugen, die den vierarmigen Kolossen von Halutverwehrt geblieben war.
In die Kontaktstelle zwischen Syntron und Bioplasma eingepflanzt, sorgten die Tangle_Schilde fĂŒr eine Neuordnung vonBiokomponente und Syntronik. In dieser ĂberbrĂŒckungssituation wurde der Biozusatz abgeschirmt, so daĂ er vom Tangle_Scan nichtbeeinfluĂt werden konnte.
Das Innenleben der ersten Posbis lag bloĂ. Die Roboter setzten sich gegenseitig die Chips ein, testeten jede einzelneNervenverbindung auf ihre StabilitĂ€t. WĂ€hrend die eigentliche Implantation nur Minuten in Anspruch nahm, dauerte die TestphaselĂ€nger als eine Stunde. Ein Drittel aller Verbindungen muĂte neu justiert werden.
Wawer brammelte ununterbrochen vor sich hin, unverstÀndliches Zeug, mit dem er sich Luft machte. Immer öfter glitt seinBlick zur Zeitanzeige.
Der Warnung meines Extrasinns hĂ€tte es nicht bedurft. Ich hĂ€tte schon blind sein mĂŒssen, um nicht zu bemerken, daĂ sichetwas zusammenbraute.
Zwanzig Matten_Willys stĂŒrmten plötzlich den Raum. âKein Opfergang unserer Posbis!â skandierten sie.Zwei von ihnen entrissen Wawer die letzten Chips. Wawer ze rfloĂ schier vor Aufregung. NatĂŒrlich hatte er gewuĂt, was
geschehen wĂŒrde.âDer Wahnsinn muĂ aufhören!ââRuhe!â brĂŒllte Fregor. Aber erst als er seine Akustikfelder verstĂ€rkte, gelang es ihm, den LĂ€rm der MattenWillys zu
ĂŒbertönen. âHört auf mit dem Unsin n!âUnglaublich schnell flossen einige Willys auseinander und bewegten sich als hauchdĂŒnne Fladen auf ihre Posbis zu. Sie
wurden unsanft aufgehaltenâvon einem Prallfeld, das sich in dem Moment aufbaute. Tentakel klatschten gegen die energetischeWand, ohne sie jedoch durchdringen zu können, und dann begriffen die Matten_Willys, daĂ sie in eine Falle gelockt worden waren.Ihr Geheul kĂŒndete von grenzenloser EnttĂ€uschung. Und von Furcht. Sie sorgten sich um die Existenz ihrer SchĂŒtzlinge.
Vergeblich versuchten sie, einen Weg aus dem energetischen KĂ€fig zu finden, eine LĂŒcke, die es ihnen gestattete, ihrerselbstauferlegten Aufgabe doch zufriedenstellend nachzukommen. Aber es gab keine LĂŒcke, auch unter der Decke schloĂ dasEnergiefeld nahtlos ab.
âWir haben eine Aufgabe zu erfĂŒllen!â protestierte die Meute lautstark.âWir auchâ, erwiderte Orsener. âIch bedauere, aber uns bleibt keine andere Wahl.ââDu wirst sterben!â erklang es völlig verzweifelt. Kein anderer als Neepo konnte der Rufer sein.âVielleicht.ââDein Schicksal bringt mich ebenfalls um, Orsener. Mir wird das Herz brechen.ââWenn wir sterben, dann sterben wir fĂŒr die Galaxis. Und alle Völker werden dich verehren, Neepo, weil du dazu beigetragen
hast, daĂ wir ihnen helfen.âDer Matten_Willy zerfloĂ zu einer amorphen Masse. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, einen halbwegs ansehnlichen
Körper zu formen, blieb lediglich ein miĂgestalteter Schrumpfkopf mit einem ĂŒberdimensionalen Facettenauge, das den PosbiunablĂ€ssig anstarrte.
Die ersten Tangle_Schilde waren inzwischen eingebaut und funktionierten zufriedenstellend.Nach langen Minuten atemlosen Schweigens verlegten die Matten_Willys sich aufs Betteln. Was dazu fĂŒhrte, daĂ der
Kommandant befahl, die Willys samt der PrallfeldsphĂ€re zu entfernen.âGeht nur! Geht ruhig! LaĂt euch auseinandernehmen, jede einzelne Schraube.â Neepo schimpfte, wie ich nie zuvor einen
der friedlichen Matten_Willys schimpfen gehört hatte.Das Prallfeld hatte sich zu einer mehrere Meter durchmessenden KugelsphÀre verformt, in d er die Willys haltlos
durcheinanderwuselten.âIch werde nicht um dich weinen,_ Orsener, niemals! Ich werde dich vergessen hörst du? Jetzt gleich vergesse ich dich ...âDas Schott schloĂ sich hinter der SphĂ€re.âEin bedauerlicher Zwischenfall, Atlanâ, sagte Orsener zu mir. âUnsere Bereitschaft, den Völkern der MilchstraĂe einen
Dienst zu erweisen, wird dadurch jedoch in keiner Weise beeintrĂ€chtigt.â Als Einsatzleiter fĂŒhlte er sich verpflichtet, mir das zu sagen.âFĂŒr gewöhnlich verhalten sich unsere Willys normal. Ich kann ihre dĂŒstere EinsehĂ€tzung der Erfolgsaussichten nicht teilen.â
*
Ein Beiboot der BOX_3187 war fĂŒr den Einsatz umgerĂŒstet worden. Es verfĂŒgte ĂŒber einen wesentlich verstĂ€rkten
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Ortungsschutz sowie einen 5_D_Indifferenz_Kompensator neuester Bauweise. Eiser Crawland hatte das GerĂ€t eigens zur VerfĂŒgunggestellt; es stammte aus den Fabriken von Camelot und war fĂŒr einen der 800_MeterRaumer der LFT bestimmt gewesen.
âHoffentlich hast du nicht etwa die Absicht, dich auf ein Gefecht mit Igelschif fen einzulassenâ, wandte ich mich an Orsener.âEine reine VorsichtsmaĂnahmeâ, sagte er. âWir wollen doch unsere MattenWillys nicht enttĂ€uschen.âEr war ein Roboter. Mit einem Plasmazusatz indes, der ihn in die Lage versetzte, GefĂŒhle zu empfinden und Stimm ungen zu
unterliegen, die ein Roboter nicht kannte. Deshalb glaubte ich seine Erwiderung nicht. Orsener dachte nicht an die Willys, fĂŒr ihnstand meine Sicherheit im Vordergrund.
âIch nehme am Flug nach Tolk_7 aus eigenem Willen teilâ, sagte ich deshalb. â Niemand muĂ deshalb auf mich RĂŒcksichtnehmen. Ist das klar?â
âNatĂŒrlichâ, versetzte Orsener in exakt demselben Tonfall, in dem er auch mit Neepo geredet hatte.Das spöttische Lachen des Extrasinns hielt mich von jeder weiteren Bemerkung ab. Es war sinnlos , ich wĂŒrde es nicht
schaffen, den Posbi von etwas zu ĂŒberzeugen, von dem er sich lĂ€ngst seine eigene, ganz persönliche Meinung gebildet hatte.Der Start des nur zweiundzwanzig Meter langen, wie das Mutterschiff ebenfalls grob kastenförmigen Fragmentbeiboo tes
stand bevor. Die ohnehin nicht eben gerĂ€umige Zentrale glich nach dein Einbau der ZusatzausrĂŒstung eher einer Abstellkammer.Einzig und allein auf FunktionalitĂ€t war Wert gelegt worden. Ineinander verschlungene LeitungsstrĂ€nge, KĂŒhlschlangen, bis in ih rtiefstes Inneres Einblick gewĂ€hrende Ortungsaggregate bestimmten das Bild. Verkleidungen waren ĂŒberflĂŒssiger Zierat.
Ich nahm in dem einzigen vorhandenen Kontursessel Platz.Eiser Crawlands Hologramm entstand, fĂŒr mich halb von einem PeripheriegerĂ€t des 5_D_Indifferenz_Kompensators
verdeckt.âIn exakt zwei Minuten beginnen viertausend LFT_Einheiten mit dem Ablenkungsmanöverâ, meldete Crawland. âVorgehen
nach bewĂ€hrtem Muster.ââAchthundert Fragmentraumer greifen Tolk_6 anâ, fĂŒgte Orsener hinzu. âĂbertritt in den Hyperraum erfolgt jetzt!âEin Schirmsegment hatte die kleine Flotte der Posbis vor dem Hintergrund des Kugelsternhaufens abgebildet. Winzige
dunkle Punkte, wie ein Schwarm angriffslustiger Insekten, so waren die Schiffe aus einiger Distanz zu erken nen gewesen. Nunverschwanden sie pulkweise. Sekunden spÀter erlosch die Bildwiedergabe.
Unser Beiboot löste sich aus dem Hangar und beschleunigte.âViel GlĂŒck!â wĂŒnschte Crawland.Nur eine Wiedergabe blieb. Sie zeigte den Weltraum vor uns, das dĂŒstere GlĂŒ hen des Tucani_Sektors mit seinen
Hunderttausenden alten Sternen. Die verwehenden Ringnebel ungezÀhlter Novae bewirkten ein Schauspiel einzigartiger Schönheit, indem orange bis dunkelrote Farben vorherrschten. In manchen Sektoren erschien der Kugelsternha ufen wie ein Mahlstromverschlungener, sich durchdringender Energie_ und Materieschleier.
Ăbergangslos stand nur noch das Wogen des Hyperraums auf dem Schirm_um wenig spĂ€ter einem lodernden Atomofen Platzzu machen.
*
Mit wahnwitziger Geschwindigkeit ras te das kleine Fragmentbeiboot durch die Korona des Zielsterns. MĂ€chtigeProtuberanzen griffen nach uns und belasteten die Schirmfelder mit erschreckend hohen Werten. Die Strahlenschauer wurden heftiger,durchschlugen die HĂŒlle des Beibootes.
Kurskorrektur. Und eine sekundenlange Beschleunigungsphase. Knapp 50.000 Sekundenkilometer schnell, entfloh dasBeiboot dem Zugriff des Sonnenriesen.
Wir registrierten heftige EnergieausbrĂŒche nur wenige Lichtminuten entfernt. Alles andere versank im Chaos derProtuberanzen.
Die Passivortung zeigte drei Angriffswellen der LFT_Flotte. Ihr Sperrfeuer aus schweren Transformkalibern sorgte fĂŒr einenergetisches Chaos. Wahrscheinlich hĂ€tten die Tolkander uns nicht einmal geortet, wĂ€ren wir mitten zwischen ihren Reihenmaterialisiert.
Auftauchen ...feuern ... abdrehen ... die Terraner wagten verdammt viel. Aber sie schafften es, die Abwehrformation derTolkander aufzubrechen.
Ich sah einen 800_Meter_Kugelraumer aufglĂŒhen und im Ansturm dĂŒnner rostfarbener EnergiebĂŒndel zerplatz en wie eineĂŒberreife Frucht. In dem Moment, in dem mehr als eineinhalbtausend MĂ€nner und Frauen starben, biĂ ich mir die Lippe blutig. Aberdann lösten die durch den Raum wirbelnden WrackstĂŒcke sich scheinbar in nichts auf, und ich erkannte, daĂ die Tolka nder und auchich von einem Virtuellbildner genarrt worden waren.
Zwei neue Sonnen entstanden, Igelschiffe, die zeitlupenhaft langsam aufplatzten und von gewaltigen Glutwolken verschlucktwurden. Minutenlang standen die FeuerbĂ€lle im Raum ĂŒber Tolk_7 und w irbelten langsam um einen gemeinsamen Schwerpunkt.
Es war nur ein Ausschnitt des Kampfgeschehens, den wir zu sehen bekamen, ein sich kegelförmig ausweitender Bereichinnerhalb unseres Kursvektors. Wo LFT_Schiffe in den Tangle_Scan gerieten, fielen die Besa tzungen aus, doch die Syntronikenleiteten jeweils RĂŒckzugsmanöver ein.
Noch eineinhalb Minuten bis zum geplanten Eintritt in das Schwerefeld von Tolk_7. Der Bremsschub unserer
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Impulstriebwerke verwehte in dem Chaos ringsum. Selbst wenn die Tolkander uns z ufĂ€llig orteten, war die Chance groĂ, daĂ sie unsfĂŒr ein treibendes Wrackteil hielten. Immer vorausgesetzt, sie hatten aus dem Scheinangriff auf Tolk_17 nicht die richtigen SchlĂŒssegezogen.
Das fĂ€llt dir zeitig ein, Barbar, spöttelte der Extrasinn.Ein 200_Meter_Kreuzer wurde vom RostfraĂ erfaĂt, wie wir die Waffeneinwirkung der Igelschiffe nannten. Das Schiff stand
knapp eine Lichtsekunde entfernt. In der syntronischen Animation war deutlich zu erkennen, wie der Paratronschirm unter demPunktbeschuĂ mehrerer Igelschiffe zusammenbrach. Sie feuerten mit allem, was sie aufzubieten hatten, und sie feuerten noch in densich ausdehnenden Explosionsball hinein.
Ich hatte nicht annehmen können, daĂ das Ablenkungsmanöver ohne Verluste bleiben wĂŒrde. Jeder Krieg wa r grausam undforderte Blut und TrĂ€nen, doch im Kampf gegen die Tolkander waren unsere TrĂ€nen lĂ€ngst versiegt. Jeder, der gegen die InvasorenkĂ€mpfte, hatte auf die eine oder andere Weise schon mit seinem Leben abgeschlossen.
âZwei Igelschiffe auf Kollisionskurs!âSie waren verdammt nahe. Zu nahe jedenfalls fĂŒr einen Zufall.Die Posbis aktivierten die Zielerfassung, Speicherenergie wurde fĂŒr die GeschĂŒtze bereitgestellt.Wenn wir schon sterben mĂŒssen, nehmen wir noch ein paar von euch mit, schoĂ es mir durch den Sinn.Das ist sehr heroisch, lĂ€sterte der Extrasinn.Ohne jede Vorwarnung ĂŒberfiel mich die Ăbelkeit, schien sich mein Innerstes nach auĂen zu kehren ... aber nur fĂŒr den
Bruchteil eines erschreckten Gedankens, dann blieben lediglich ein GefĂŒhl der B enommenheit und ein nur zögernd abklingenderDruck auf den SchĂ€del. Wir waren in den Bereich des Tangle_Scans geraten.
Die Posbis zeigten keine Ausfallserscheinungen.âKursabweichung!âEin Traktorstrahl hatte uns erfaĂt, zog das Fragmentbeiboot auf einen a ufgleitenden Hangar zu.Orsener wĂŒrde feuern. In dem Moment, in dem im gegnerischen Schirmfeld eine StrukturlĂŒcke geschaltet wurde, um uns
passieren zu lassen. Die Zielerfassung war eindeutig auf den Hangar gerichtet.Roboter handeln stets effektiv.Davon abgesehen wĂŒrde uns das explodierende Schiff mit ins Verderben reiĂen.Die Chance, der Explosionswolke zu entrinnen, ist gröĂer, als gegen zwei Igelschiffe im Kampf zu bestehen.Alles ging dann wahnsinnig schnell.Ein 800_Meter_Kugelraumer materialis ierte hinter den Igelschiffen. Seine Transformbreitseiten flammten auf, eine Kette
sonnenheller Explosionen verfehlte die Igelschiffe jedoch um etliche tausend Kilometer.Die Besatzung des Kugelraumers muĂte bereits unter den Auswirkungen des Tangle_Scans leiden. Das bedeutete, daĂ der
Bordsyntron mit dem Kontracomputer des 5_D_Indifferenz_Kompensators gekoppelt war.Fluchtbeschleunigung wurde eingeleitet. Gleichzeitig erwiderten beide Igelschiffe das Feuer, ihre Strahlbahnen vereinten sich
zu PunktbeschuĂ.Der Traktorstrahl erlosch. Zumindest im Moment war das Fragmentbeiboot fĂŒr die Tolkander unwichtig geworden.Der Kugelraumer kreuzte nur dreiĂigtausend Kilometer voraus unseren Kurs. Lediglich Sekundenbruchteile trennten uns von
der Kollisionâaber das war etwas, das ich mit meinen Sinnen gar nicht wahrnehmen konnte, sondern hinterher aus den Speicherdatenerfuhr.
Torpedos explodierten rings um uns. Im Ortungsbild erschien die auseinanderdriftende TiĂŒmmerwolke, die uns vor denTolkandern schĂŒtzen sollte. Winzige Sender gaukelten Masse vor, wo keine war eine miniaturisierte Weiterentwicklung desVirtuellbildner_Systems, jedoch ĂŒberaus aufwendig und leider nur von kurzer Lebensdauer.
UnablÀssig feuernd, folgten die Igelschiffe dem Kugelraumer. Es mochte Zufall sein, aber auch dem verbessertenIndifferenz_Kompensator zuzuschreiben, jedenfalls wurden beide Schiffe von der nÀchsten Transformsalve zerrissen.
Der Raumer der NOVA_Klasse verschwand Sekunden spĂ€ter im ĂŒbergeordneten Kontinuum.Nur noch fĂŒnfzigtausend Kilometer ĂŒber Tolle_7.Wir rasten ĂŒber die Tagseite hinweg, tauchten in den Schlagschatten der Nacht ein. Wir wurden nicht mehr angegriffen, auch
nicht, als wir mit mehreren BremsschĂŒben unsere Geschwindigkeit auf ein vertretbares MaĂ reduzierten.Unsere Flugbahn fĂŒhrte ĂŒber beide Pole hinweg und tangierte nur zwei ProduktionsstĂ€tten der Tolkander.Das Fragmentbeiboot landete auf der Nordhalbkugel des Planeten, in tiefer Nacht. Langgestreckte HĂŒgelketten gaben uns
Schutz vor Direktortung, denn immerhin lage n Anlagen der Tolkander in der vergleichsweise lĂ€cherlichen Entfernung von nur wenigmehr als fĂŒnfzehn Kilometern.
Tolle_7 war eine uralte Welt, deren AtmosphĂ€re sich wohl schon vor sehr langer Zeit verflĂŒchtigt hatte. Die Erosion hatteGebirgszĂŒge und TĂ€ler weitgehend angeglichen, aber inzwischen sorgte ein Bombardement aus dem All fĂŒr erste Krater. InJahrmillionen wĂŒrde diese Welt ihr Antlitz völlig verĂ€ndert haben, falls sie bis dahin nicht von der Sonne verbrannt worden war.
*
Wie oft hast du mich verwĂŒnscht, mein Freund, mich als lĂ€stig und indiskret empfunden, aber heute bist du wieder einmal
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froh, daĂ du mich hast.Ich achtete nicht auf die Bemerkung. Das leichte, nur schwach wahrnehmbare Ziehen unter der Kopfhaut erschien mir
wichtiger. Zweifellos stammte es vom Tangle_Scan, dem wir ausgesetzt waren, aber solange dieses lĂ€stige GefĂŒhl nicht stĂ€rker wurde,so lange durfte ich mich sicher fĂŒhlen.
âWir sind bereitâ, meldete Orsener. âDas Schiff kann versiegelt werden und reagiert kĂŒnftig auch auf dein e Mentalimpulse.ââWir gehen wie besprochen in zwei Gruppen vorâ, sagte ich. âEine leitest du, Orsener, die andere ĂŒbernehme ich.
Kontaktaufnahme nur im Ă€uĂersten Notfall.âUnser Ziel war, herauszufinden, was die Tolkander zum Festhalten an ihren unterschi edlichen Produktionen bewegte, nicht
die planetaren Anlagen zu erkunden, die in ihrem Aufbau lĂ€ngst durch die vielfĂ€ltigen Beobachtungsmöglichkeiten bekannt _waren.AuĂerdem hatten wir nicht vor, spektakulĂ€re Sabotageakte zu verĂŒben. Es ging einzig und all ein darum, das Kommunikationsnetz derTolkander anzuzapfen.
Was zu tun war, um zum Erfolg zu gelangen, hatte Myles Kantor mir auf den Gliederschiffen im Brutkosmos vorgefĂŒhrt. Vorallem deshalb hatte ich mich den Posbis und ihrem Unternehmen Tolle_7 angesc hlossen.
Ich war zuversichtlich, als ich meinen FuĂ in den Sand von Tolle_7 setzte.Der nachtschwarze Himmel zeigte noch ferne Explosionen, die RĂŒckzugsgefechte der letzten Flotteneinheiten. Wie viele
Verluste waren zu beklagen?Ich schob die Frage weit von mir. Sie hÀtte mich nur behindert. Es mag unmenschlich klingen, aber angesichts von
Milliarden Toten innerhalb kĂŒrzester Zeit bewegte sich das Denken allmĂ€hlich in Dimensionen, in denen Einzelschicksale nur nochstatistisch zĂ€hlten. WĂ€re es nicht so gewesen, ich fĂŒrchte, ich hĂ€tte ĂŒber kurz oder lang den Verstand verloren.
Aber die Nachwehen kamen bestimmt noch. Es wĂŒrde nicht einfach sein, wieder zur Tagesordnung ĂŒberzugehen.ZĂ€hflĂŒssig leckte der Sand bis halb ĂŒber meine Waden , als ich stehenblieb und erneut zum Zenit aufschaute. Es gab keine
winzigen Lichtblitze mehr, die von Transformexplosionen stammten, nur noch die fahlen Partikelschleier des Roten Riesen, die sichbogenförmig ĂŒber den Nachthimmel spannten.
Ich stapfte weiter, hatte bewuĂt darauf verzichtet, den Antigrau zu aktivieren. Auch die Posbis quĂ€lten sich mehr oderweniger mĂŒhsam durch den Sand.
Fahler Lichtschein geisterte ĂŒber den Horizont. Vom Kamm der nĂ€chsten HĂŒgelkuppe aus sah ich wenig spĂ€ter die Anlageder Tolkander vor uns liegen. Obwohl nur ein Teil der ProduktionsstĂ€tten von gleiĂenden Scheinwerfern erhellt wurde, war die FlĂ€chegigantisch. Die Invasoren wĂŒhlten sich tief in die Kruste des Planeten. Im Tagebau wurden Erze und andere bedeutende Rohstoffegewonnen und gereinigt. Alles ĂŒberflĂŒssige Material wanderte in die Desintegration, die zugleich einen Teil der benötigten Energienlieferte.
Förderanlagen, BandstraĂen, Fabrikationshallen ... Der SERUN machte es mir leicht, Einzelheiten zu erkennen. Hunder tevon Metern tief reichten die Wunden, die die Tolkander dem Planeten zugefĂŒgt hatten.
Noch acht Kilometer bis zu den ersten Bauwerken.
7.
Zwei Raumer der LFT waren von dem Ablenkungsmanöver nicht zurĂŒckgekommen. Die Auswertung der Aufzeichnungenanderer Flotteneinheiten ergab, daĂ sie von Igelschiffen abgeschossen worden waren und sich innerhalb von Minutenfrist inexpandierende GlutbĂ€lle verwandelt hatten. Unter diesen UmstĂ€nden mit Ăberlebenden zu rechnen war illusorisch, es gab auch keineAnzeichen dafĂŒr, daĂ Rettungskapseln oder gar Beiboote der Vernichtung entkommen waren.
âHört denn dieser Wahnsinn nie auf?âGerines Frage kam aus tiefer Seele. Sie wuĂte, wovon sie redete, war sie doch selbst lange Zeit Flottenkommandantin des
Kristallimperiums gewesen. Bis sie sich im Jahre 1279 NGZ strikt geweigert hatte, auf eine von den Linguiden initiierte Friedensflottezu schieĂenâeinhundert unbewaffnete Schiffe verschiedener MilchstraĂenvölker.
Wegen Feigheit vor dem Feind war sie zum Tod verurteilt worden. Heute noch entsann Gerine sich jeder Einzelheit, wachtemanchmal mitten in der Nacht schweiĂgebadet auf und verwĂŒnschte die Borniertheit vieler Machthaber. DaĂ Atlans IPRASA siebefreit hatte, war eine jener FĂŒgungen, die letztlich den Glauben an eine ĂŒber geordnete Gerechtigkeit nĂ€hrten.
Als seiner Stellvertreterin auf der RICO hatte Atlan Gerine zugleich den Befehl ĂŒber den Gesamtverbund derGILGAMESCH ĂŒbertragen. Kompetenzschwierigkeiten mit den Kommandanten der anderen Module, auch den drei Unsterblichen anBord, gab es nicht.
Der Anruf des Oberkommandierenden der LFT_Flotte im Tucani_Sektor, Eiser Crawland, erreichte Gerine wÀhrend einerwohlverdienten Ruhephase. Sie nahm das GesprÀch in ihrer Kabine entgegen.
âIch habe leider ungute Neuigkeitenâ, begann Crawland.Wie lange mochte er schon nicht mehr geschlafen haben? Die tief in den Höhlen versunkenen Augen, die blutunterlaufenen
TrĂ€nensĂ€cke, ja sogar das merkliche Vibrieren in seiner Stimme verrieten der Arkonidin, daĂ Crawland mit seinen KrĂ€ften Raubba utrieb. Wahrscheinlich stand er bereits unter Aufputschmitteln, die ihm das trĂŒgerische GefĂŒhl unbegrenzter LeistungsfĂ€higkeit gaben.Gerine kannte das zu gut: Auch sie hatte frĂŒher den Fehler gemacht, sich fĂŒr unersetzlich zu halten âund in gewisser Weise war das
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sogar richtig gewesen. Jeder andere Flottenkommandant an ihrer Stelle hĂ€tte mit den Linguiden kurzen ProzeĂ gemacht. Ein paarStunden mehr Schlaf, und die Besatzungen von hundert teils altersschwachen Raumern hĂ€tten ihr Engagement fĂŒr den Frieden ineinem Inferno mit dem Leben bezahlt. Dachte Eiser Crawland Ă€hnlich?
Der grauhaarige Raumfahrer schwieg.Atlan! durchzuckte es Gerine plötzlich siedendheiĂ. Das Unternehmen Tolk_7 ist gescheitert.Warum schwieg er noch immer?âAtlan ist tot?â stieĂ die Arkonidin mit belegter Stimme hervor. âIst es das, was du mir sagen willst?ââNein.â Crawland schĂŒttelte den Kopf. âEine Nachricht von Tolk_7 werden wir erst erhalten, sobald fĂŒr Atlan und die Posbis
keine Entdeckungsgefahr mehr besteht. Das kann Tage dauer n.âNatĂŒrlich hatte sie das gewuĂt. Aber wer reagierte derzeit nicht ĂŒberreizt? Gerade der Tucani_Sektor war nach der
Vernichtung Goeddas ein PulverfaĂ, das jeden Augenblick hochgehen konnte.âIch bin froh, daĂ Schiffe vieler galaktischer Völker in der gem ischten Flotte vertreten sindâ, sagte Crawland. âAllen
Streitigkeiten zum Trotz ergibt sich daraus ein GefĂŒhl der SolidaritĂ€t. Und darauf sind alle bitter angewiesen. Aber jetzt bröckelt diegemeinsame Front.â
Nachdem sie eben noch um Atlans Leben gebangt hatte, erlebte Gerine jĂ€h den zweiten AdrenalinstoĂ.âIch nehme an, die Arkoniden tanzen aus der Reiheâ, brachte sie tonlos hervor. âImperator Bostich ist ein Schwein, dem du
nicht den RĂŒcken ...âEs geht um die Bluesâ, fiel Crawland ihr ins Wort. âGenaugenommen um die Apasos. Sie sind mit zweiundzwanzig groĂen
Diskusschiffen in der gemischten Flotte vertreten.ââWenn sich erst ein Volk zurĂŒckzieht, werden andere dem Beispiel folgen. Dann stehen wir verdammt sch nell vor einem
Scherbenhaufen.ââIch fĂŒrchte, so einfach verhĂ€lt sich die Angelegenheit nicht einmal.âDie Arkonidin hob die Augenbrauen. Mit einer knappen Handbewegung streifte sie ihr Haar aus der Stirn. Es war noch naĂ,
der Anruf hatte sie aus der Hygienezelle geholt.âDer Kommandant der Apasos stellt Forderungenâ, fuhr Crawland fort. âEr verlangt von den Galaktikern UnterstĂŒtzung und
Beistand fĂŒr sein Volk.ââWenn ich mich nicht irre, wurde keine Welt der Apasos in Mitleidenschaft gezogen. Mit welcher B egrĂŒndung fordert der
Blue UnterstĂŒtzung?âEiser Crawland holte tief Luft _und hielt den Atem an. Langsam schĂŒttelte er den Kopf.âKĂŒlehm DĂŒĂ¶nezââer hatte hörbare Probleme, den Namen auszusprechen, ohne sich die Zunge zu verrenken âwill mit
seinen Schiffen zur Hauptwelt Apas zurĂŒckkehren. Er behauptet, von Apas ĂŒberaus beunruhigende Nachrichten bekommen zu haben.âIn einer Geste der Hilflosigkeit, die seine Worte noch dramatischer erscheinen lieĂ, hob er die Schultern. âAngeblich soll auf Apas dasKritzelsyndrom ausgebrochen sein.â
Die Arkonidin schnappte nach Luft. Aus schreckgeweiteten Augen starrte sie Crawlands Abbild an.âDu hast richtig gehörtâ, sagte Eiser Crawland. âNur glaube ich nicht ein Wort von KĂŒlehms Behauptungen. Das ist ein
Hirngespinst, erfunden, um HilfsmaĂnahmen zu erschleichen. Das KritzelphĂ€nomen wurden von den Philosophen ausgelöst, und diesind mitsamt ihrer GroĂen Mutter tot. Genau das habe ich dem Blue auch deutlich zu verstehen gegeben.â
âUnd ...?â Gerine konnte sich nicht vorstelle n, daĂ der Flottenkommandant nur deshalb mit ihr sprechen wollte. Um ihr zuerzĂ€hlen, daĂ ein Blue gewaltige LĂŒgen auftischte.
âKĂŒlehm Duönez hat geschworen, daĂ er die Meldung aus seiner Heimat sehr ernst nimmt. âEr ist besorgt, Gerine. Entwederwurde der Blue selbst Opfer intriganter Machenschaften ...â
âOder?ââ... oder hinter dem angeblichen Kritzelsyndrom steckt mehr.â Crawland begann, auf seiner Unterlippe zu kauen. âDas
Unglaubliche an der Geschichte ist, daĂ Apas im Pahl_System nicht einmal in der NĂ€ he eines Philosophen lag.ââTrotzdem hast du dem Blue versprochen, die Angelegenheit zu klĂ€renâ, vermutete Gerine.â... sie zu untersuchenâ, schrĂ€nkte Crawland ein. âIch kann nicht zusehen, wie die Flotte zerfĂ€llt. AuĂerdem dachte ich, daĂ
Adams und Kantor sicher der Sache auf den Grund gehen wollen.ââDu vergiĂt Dao_Lin_HâayâIch rede mit den AktivatortrĂ€gernâ, versprach Gerine. âWie schnell kann der Apaso an Bord
der GILGAMESCH kommen?ââIch glaube nicht, daĂ KĂŒlehm das will.ââUnd ich posaune die erforder liche Unterredung nicht in den Hyperraum hinaus. Entweder der Blue kommt, oder er kann
sich sein angebliches KritzelphĂ€nomen unters Fell schieben.â
*
Knapp zwei Stunden spĂ€ter dockte ein Blues_Beiboot an. Von vier Soldaten begleitet, betrat KĂŒlehm Duönez durch einenenergetischen Tunnel die RICO. Er legte eine sichtliche Hektik an den Tag; die Soldaten betrachteten ein biĂchen scheu die RICO.Kein Wunder, waren sie doch die ersten Blues, die ein Modul des legendĂ€ren Flaggschiffs. der Camelot_Bewegung betr aten.
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âEin Königreich fĂŒr einen Telepathenâ, murmelte Homer G. Adams, der mit Myles, Dao_Lin und Gerine zusammenstandund den Blue nicht aus den Augen lieĂ. Eine winzige Spionsonde zeichnete jede Bewegung und jedes GerĂ€usch auf. Die Tellerköpferedeten nicht, aber irgend etwas an ihrer Art war anders als fĂŒr gewöhnlich.
âSie fĂŒrchten sichâ, behauptete Dao_Lin_Hâay.âVielleicht vor uns. Weil wir ihre LĂŒgen entlarven könnten.ââOder doch vor den Philosophen.ââUnsinn. Die sind nur scheu, weil sie noch nie in einem unserer Schiffe waren.âDie in der galaktischen Eastside beheimateten Blues waren reaktionsschnelle, zweckgerichtet handelnde Intelligenzen. Blues
waren schlanke, fast schon grazile Wesen und bis zu zw ei Meter groĂ. Kurze Beine, lange, krĂ€ftige Arme und ein dĂŒnner,schlauchförmiger Hals, auf dem der runde, aber nur zehn Zentimeter hohe Kopf saĂ, waren die Hauptmerkmale dieses Volkes. IhrenNamen verdankten sie dem von zartem blauem Pelzflaum bedeckten K örper; lediglich Tellerkopf und Hals waren unbehaart undblaĂrosa gefĂ€rbt.
KĂŒlehm Duönez war gröĂer als der Durchschnitt, 2,18 Meter zeigte die Syntronanalyse der Aufnahmen. Ansonsten: keineversteckten Waffen, nur die Strahler, die von den Soldaten offen getragen wurden.
Die Begegnung der AktivatortrĂ€ger mit dem Blues_Kommandanten verlief ĂŒberraschend kĂŒhl. Der Apaso verzichtete auf denihm angebotenen Sitzplatz.
âWas ich zu sagen habe, ist schnell erledigtâ, stieĂ er schrill hervor. Die Mundöffnung, dort gelegen, wo der Hals in denRumpf mĂŒndete, brachte Töne nahe dem Ultraschallbereich hervor. In seiner Erregung vergaĂ Duönez offensichtlich, daĂ Menschennur innerhalb eines eng eingegrenzten Frequenzbereichs hören konnten. âEs wurde schon zuviel Zeit nutz los vergeudet. Vor allem binich nicht gewohnt, daĂ man mich wie einen niederen Boten von einem Ort zum anderen zitiert.â
âEs gibt Dinge, die natĂŒrlich zu klĂ€ren sind ...ââ... die keinen Aufschub dulden, Homer G. Adamsâ, unterbrach der Blue ungeduldig. âE s ist beschĂ€mend fĂŒr die Liga Freier
Terraner, daĂ ihre Befehlshaber unfĂ€hig sind, eine dringend notwendige Entscheidung ĂŒber den Einsatz von Kampfschiffen zu treffen.Ich frage mich bereits, weshalb ich an Bord der GILGAMESCH gekommen bin. Wahrscheinlich wird mir auch hier der Beistandverweigert.â
âDu bist dir hoffentlich klar darĂŒber, daĂ deine Entscheidung, die Schiffe der Apasos aus der Flotte zurĂŒckzuziehen, fĂŒrUnruhe sorgtâ, warf Gerine ein.
Der Blue bedachte sie mit einer geringschĂ€tzigen Geste.âIch verlange nur, was in Ă€hnlicher Situation jedem anderen Volk gewĂ€hrt wĂŒrdeâ, sagte er schrill. âMein Heimatplanet
befindet sich in der Gewalt eines Philosophen. Also verlange ich militĂ€rischen Beistand. Oder sollten die im Tucani_Sektorversammelten Flotten nur den Zweck haben, terranisches EinfluĂgebiet vor den Invasoren zu schĂŒtzen?â
âDu ĂŒberschreitest die Grenzen der Höflichkeitâ, protestierte Dao_Lin_Hâay.âLaĂ ihn!â Beschwichtigend legte Myles Kantor seine Hand auf den Arm der Kartanin. âIch will Duö nez zugute halten, daĂ
er wirklich an eine Gefahr auf seiner Heimatwelt glaubt.ââDas Kritzelsyndrom ist nachweisbar. Wir Apasos benötigen weitere Kampfschiffe, um den Philosophen zu stellen und Apas
zu evakuieren.ââAlle Philosophen wurden zusammen mit de r GroĂen Mutter der Krieger vernichtetâ, sagte Adams.âDann hat eine dieser Kreaturen ĂŒberlebt. Willst du euer Versagen vertuschen, nachdem schon ausgiebig triumphiert wurde?âAdams zögerte. Aber im nĂ€chsten Moment schaute er zu dem Blue auf.âDu verfĂŒgst ĂŒber zweiundzwanzig kampfstarke Diskusraumer, KĂŒlehm Duönezâ, sagte er. âWie viele Einheiten willst du
darĂŒber hinaus abziehen? Das ist ausgeschlossen. Wir brauchen jedes einzelne Schiff, sobald die Tolkander versuchen werden, dieGalacds in Schutt und Asche zu legen.â
âTerraner!â VerĂ€chtlich stieĂ der Blue das Wort hervor. Auf dem Absatz wandte er sich um, befahl seinen Soldaten, dieGILGAMESCH zu verlassen.
âWarte!â rief Adams hinter ihm her. âIch habe nicht gesagt, daĂ ich den Apasos UnterstĂŒtzung verwei gere.ââServo, das Schott nicht öffnen!â befahl Dao_Lin_Hâay.Ein helles Zirpen, fast schon im Ultraschallbereich. Die Blues brachten ihre Waffen in Anschlag.BesĂ€nftigend hob Dao_Lin die Arme. Sie ging kein Risiko ein, wuĂte, daĂ der Servo in Gedankenschn elle ein Schirmfeld
innerhalb des Raumes aufbauen wĂŒrde. Selbst wenn die Tellerköpfe die Nerven verloren und ihre Blaster abfeuerten, bestand keineunmittelbare Gefahr.
âZwingt mich nicht, um Apas zu kĂ€mpfenâ, warnte der Blue. âIch werde es tun.ââDu hast um Beistand gebeten, du erhĂ€ltst den gewĂŒnschten Beistandâ, sagte Dao_Lin_Hâay, âMyles Kantor und ich werden
dich begleiten. Das ist es, was Homer G. Adams dir klarmachen wollte.ââWas soll das? Zwei AktivatortrĂ€ger an Stelle einer Flotte ...ââWillst du den Philosophen mit TransformgeschĂŒtzen bekĂ€mpfen? Apas wird auseinanderbrechen, wenn du das tust.ââEine Kartanin und ein terranischer Wissenschaftler.â Duönez legte den Tellerkopf schrĂ€g und musterte die beiden aus allen
vier Augen gleichzeitig. âGlaubt ihr wirklich, die Völker der Blues hĂ€tten keine KĂ€mpfer und keine hervorragenden Wissenschaftlerhervorgebracht?â
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âAber keiner war dabei, als Goedda und die Philosophen vernichtet wurden.âDas war das einzige Argument, dem sich der Blue nicht widers etzen konnte.
*
Mehr als 80.000 Lichtjahre lagen zwischen 47 Tucani und der Sonne Pahl in der Eastside. Als das GILGAMESCHModulENZA mit Myles Kantor und Dao_Lin_Hâay. mehrere Lichtminuten auĂerhalb der Umlaufbahn des vierten Planeten den HyperraumverlieĂ, nĂ€herte sich der 23. Juli 1289 NGZ seinem Ende.
Die ENZA flog im Konvoi mit den zweiundzwanzig Diskusschiffen; zur besseren Abstimmung der Flugdaten waren dieSyntrons aller Schiffe im Verbund zusammengeschaltet.
Die ENZA war Myles Kantors Raumschiff, e r hatte es nach seiner Mutter Enza Mansoor benannt. VornehmlichWissenschaftler bildeten die Stammbesatzung, neunzig MĂ€nner und Frauen, die ĂŒberwiegend aus dem Forschungszentrum Titanstammten. Beste Voraussetzungen also, um rasch AufklĂ€rung ĂŒber die VerhĂ€ ltnisse auf Apas zu erlangen.
Vom ersten Augenblick nach dem RĂŒcksturz der Schiffe in das Einsteinkontinuum arbeitete der HyperraumResonator. Aberin den fĂŒnfunddreiĂig Minuten bis zur Landung eines Beibootes auf dem Raumhafen von Puhit, der Hauptstadt des Planeten undzugleich Regierungssitz, registrierte Attaca Meganon nicht den Hauch einer VerĂ€nderung des fĂŒnfdimensionalen GefĂŒges.
âEs gibt keine Hinweise auf das Wirken eines Philosophenâ, stellte der Wissenschaftliche Leiter unumwunden fest. Undgenau das sagte er auch zu KĂŒlehm Duönez, der allerdings weitaus gelassener reagierte als noch wenige Stunden zuvor.
âDu wirst die Wahrheit erkennen, Terranerâ, sagte Duönez. âAber bete zu deinen Göttern, daĂ es nicht zu spĂ€t ist.âDie Blues reagierten zunehmend aggressiver. Niemand durfte die 30_Meter_Space_Jet verlassen, die von starken
Traktorstrahlen auf dem Landefeld festgehalten wurde. Jedoch behinderten die Blues den Funkverkehr zum Mutterschiff in keinerWeise. Myles und Dao_Lin erfuhren, daĂ der Hyperraum _Resonator weiterhin keine relevanten Daten lieferte.
Dann kam GorrĂŒ Yanzap an Bord, ein Mann, der den AktivatortrĂ€gern vom ersten Moment an unsympathisch war. Das lagweniger an Yanzaps ĂuĂerem als an seiner Art. Er war arrogant und ĂŒberheblich und ganz g ewiĂ kein Freund des galaktischenGedankens.
âIst das alles?â herrschte er Myles Kantor an. âZwei Menschen, nein: ein Mensch und eine Kartanin, aber niemand, der in derLage wĂ€re, uns wirklich zu helfen. Ich weiĂ, daĂ ihr Goedda getötet habt. Und angeblich auch die Philosophen. Aber ihr habtstĂŒmperhafte Arbeit geleistet.âIch werde es euch beweisenâ, stieĂ er hastig hervor, als Myles Kantor zu einem Einwand ansetzte.
KĂŒlehm Duönez nannte GorrĂŒ Yanzap den Sachbearbeiter und zugleich Chef . der Kriseninterven tionszentrale, was immersich hinter dieser hochtrabenden Bezeichnung verbarg.
âEine Flotte habe ich verlangtâ, keuchte Yanzap, âeine Flotte, um den Gegner mit Haut und Haar auszurotten. Aber wasbekommen wir?â
Myles Kantor wischte sich seine lange blonde HaarstrÀhne aus der Stirn. Dann tippte er den Sachbearbeiter mit zwei Fingernan.
âHör mir zu, mein Freund.â Wieder rammte er dem Blue Zeige_ und Mittelfinger seiner rechten Hand in die Magengegend.âIch bin nicht hier, um mich beleidigen zu lassen. Ihr ha bt ein Problem gut. Ihr könnt das Problem nicht aus eigener Kraft lösen âweniger gut.â
Zum drittenmal stieĂ er zu. Yanzap war so verblĂŒfft, daĂ er völlig vergaĂ, sich gegen den kleineren Wissenschaftler zur Wehrzu setzen; er machte einen Schritt zurĂŒck, da nn noch einen.
âUnd nun schreib dir genau in die GehörgĂ€nge, was ich jetzt sage, denn ich wiederhole es kein zweites Mal: Von meinemUrteil und von dem meiner Begleiterin und von unserer EinschĂ€tzung der Lage hĂ€ngt es ab, ob die Apasos UnterstĂŒtzung von de nAlliierten bekommen oder nicht. Und nun will ich einen Beweis sehen, Yanzap, oder ich muĂ davon ausgehen, daĂ die Apasos Opferihrer eigenen ĂŒbersteigerten Vorstellungskraft geworden sind.â
Das half. Zumindest vorĂŒbergehend. Der Chef der Kriseninterventi onszentrale gab sich plötzlich MĂŒhe. Er brachte MylesKantor und Dao_Lin_Hâay zu einem abseits gelegenen RaumhafengebĂ€ude. Die Sicherheitsvorkehrungen waren gewiĂ nichtalltĂ€glich, auch nicht die bewaffneten Uniformierten im Inneren des GebĂ€udes.
Eine Transmitterhalle_âDas EmpfangsgerĂ€t steht auĂerhalb der Millionenstadt Rabaka. Der Transmitter ist Ăberbleibsel der ersten Evakuierung und
stellt vorerst noch die schnellste Verbindung nach Rabaka dar. Wir werden das GerĂ€t vernichten, sobald der Philosoph sei nen EinfluĂweiter ausdehnt.â
Was sie sahen und hörten, wurde aufgezeichnet und an die ENZA ĂŒbermittelt. GorrĂŒ Yanzap duldete die Aufnahmen,nachdem auch die Kartanin ihm erklĂ€rt hatte, daĂ Myles Kantor und sie die einzigen sein wĂŒrden, die ĂŒber UnterstĂŒtz ung fĂŒr Apasentschieden. Und obwohl es vielleicht seinem Wesen entsprochen hĂ€tte, versuchte er nicht, ZugestĂ€ndnisse aus ihnen herauszupressen.Er hatte verstanden, daĂ er sich mit solchen Methoden nur selbst in BedrĂ€ngnis brachte.
Der Empfangstransmitter war ein transportables GerĂ€t und war umringt von schwerer Artillerie. Auf den ersten Blickunverkennbar, daĂ MilitĂ€reinheiten nicht nur in diesem Bereich Stellung bezogen hatten, sondern in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden rings umdie Millionenstadt Rabaka, deren Ausdehnung im fahlen Morgenlicht nicht zu ĂŒberblicken war.
Das Waffenarsenal wĂŒrde ausreichen, um Rabaka mehr als einmal dem Boden gleichzumachen.âMit RaumschiffsgeschĂŒtzen wĂ€re das gleiche Ziel effektiver zu erreichenâ, bemerkte Dao_Lin_Hâay Die Ironie i n ihren
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Worten blieb dem Blue verborgen.âDann wĂŒrden die Abwehrstellungen innerhalb der Stadt ebenfalls feuernâ, antwortete er. âWir haben keine Möglichkeit
mehr, sie zu desaktivieren.âDie Kartanin glaubte, sich verhört zu haben.âDu willst sagen, du wĂŒrdest wirklich nicht zögern, die Stadt zu beschieĂen und dabei Millionen deines Volkes zu töten?â
fragte sie.âWarum sollte ich zögern?â erkundigte sich der Sachbearbeiter irritiert. FĂŒr ihn war das alles nur ein Zahlenspiel, nicht mehr.
Einzelschicksale zĂ€hlten wenig.âWir wissen, was auf Terra und den anderen Welten geschah, auf denen Philosophen erschienenâ, sagte er schrill. âWir
haben die Aufnahmen von Kreise zeichnenden Galaktikern gesehen, und wir haben gesehen, wie viele sich selbst töteten, um Goed danahe zu sein. Wenn sich auf Apas ein Philosoph eingenistet hat, werden wir lieber Hunderttausende unseres Volkes opfern, alsMilliarden wissentlich zu gefĂ€hrden. Du hĂ€ltst das aus deiner Sicht fĂŒr verwerflich, aber was ist daran zu beanstanden? DieBetroffenen wĂŒrden ohnehin sterben, ob sie das einige Wochen eher oder spĂ€ter tun, spielt keine Rolle. Wir ersparen ihnen nur einenlang anhaltenden Schrecken.â
âDu sprichst von Lebewesen, von denkenden, fĂŒhlenden Intelligenzen, nicht von Zahlenâ, protestierte die Kartanin.âIch weiĂâ, sagte der Blue. âEben deswegen.ââHört auf!â Myles Kantor drehte sich einmal um die eigene Achse und deutete anklagend auf die schweren GeschĂŒtze;
ĂŒberwiegend RaketenabschuĂbasen. âDas alles hier ist unnötig, weil die Philosophen tot sind. Es gibt _sie _nicht _mehr, GorrĂŒYanzap.â
âWer garantiert, daĂ nicht doch ein Philosoph ĂŒberlebt und sich ausgerechnet nach Apas gerettet hat? âDu schweigst,Terraner, das bedeutet, du bist dir nicht sicher. âEs heiĂt, Menschen glauben nur, wovon sie sich mit eigenen Augen ĂŒberzeugenkönnen. Dann will ich dir etwas zeigen. Der Kartanin auch. Danach bildet euch endlich ein Urteil. Wenn es euch ernst ist mit demGeschwĂ€tz ĂŒber Leben und Tod, zögert nicht lĂ€nger. Sonst liegt die Verantwortung bei euch . Ich gebe den Befehl, Rabaka zubeschieĂen.â
*
Der GeschĂŒtzstand war aus Formenergiefeldern errichtet, ein bis auf die notwendige AusrĂŒstung kahler Raum, in dem achtBlues sich beinahe gegenseitig auf die FĂŒĂe traten. Es wurde eng, als der Chef der Kris eninterventionszentrale und seine Begleiterebenfalls den Leitstand betraten. Yanzap scheuchte kurzerhand drei Blues nach drauĂen.
Den DatentrÀger, den er in einen Projektor legte, hatte er aus einer Tasche seiner Uniform hervorgeholt. Myles war sicher,daà der Blue den Chip schon an Bord der Space_Jet bei sich getragen hatte. Wenn es sich tatsÀchlich um einen unwiderlegbarenBeweis handelte blieb die Frage, weshalb Yanzap die Aufzeichnungen nicht sofort abgespielt hatte.
Die Aufnahmen stammten von einer Sp innsonde, die nicht retuschierten Einblendungen ĂŒber Entfernung, GröĂenrelationenund andere lieĂen nur diesen SchluĂ zu. Das bedeutete zugleich, daĂ sie zu einem Zeitpunkt erstellt worden waren, als symptomfreieApasos_Blues schon nicht mehr gewagt hatten , die Stadt zu betreten.
Verlassene StraĂen bestimmten das Bild. Der Nahverkehr war zusammengebrochen. Leer spannten sich die glĂ€sernenAntigravschĂ€chte und TransportbĂ€nder zwischen den himmelstĂŒrmenden Bauten.
Ein Vogelschwarm flatterte in die Höhe, aufge schreckt von einem Robottaxi, das seiner programmierten Route folgte. KeineFahrgÀste stiegen zu. Der Steuersyntron erkannte vielleicht die Sinnlosigkeit seines Einsatzes, aber er war nicht in der Lage, die FahrteigenstÀndig zu beenden.
Aus dem Schatten sich spiralig in schwindelnde Höhe reckender GebĂ€ude schwebte die Sonde ins gleiĂende Sonnenlicht.Pahl war eine groĂe rote Sonne, die rötliche FĂ€rbung des Himmels verlich der Szenerie einen surrealen Anstrich, als zeichne einAktionskĂŒnstler, fĂŒr dieses ausgedehnte Stilleben verantwortlich.
Der Bildausschnitt wechselte, die Wandung einer Transportröhre sprang den Beobachtern entgegen. Aber nicht die sichverzerrt spiegelnde Skyline war gemeint, sondern die mit Leuchtfarbe aufgesprĂŒhten Graffiti. Keine Schri ftzeichen, auch keine in derSymbolschrift der Blues, sondern wirres Zeug, Linien, geometrische Muster.
Das Datum bewies, daĂ die Aufnahmen zwei Tage alt waren.âMehr als hunderttausend Bewohner waren bereits betroffenâ, sagte der Sachbearbeiter.Gestellte Aufnahmen? Vielleicht. Aber wieso?âIch möchte Aufnahmen sehen, die vor diesem Zeitpunkt gespeichert wurdenâ, forderte Dao_Lin_HâayâEs gibt keineâ, behauptete der Blue. âAls auffiel, daĂ in dem am dichtesten besiedelten Stadtteil der Kritzelwahn
ausgebrochen war, schickten wir nur noch die Sonden aus.âEin Widerspruch? Nicht zwangslĂ€ufig. Auch nicht bei einem Volk, das so dicht gedrĂ€ngt lebte wie die Blues. Wer wirklich
vom Kritzelwahn befallen war, der sah und hörte nicht mehr, was um ihn herum vorging, der widmete sich nur noch seinen bizarrenZeichnungen, und das Ă€nderte sich erst in dem Moment, in dem er aus eigener Kraft den Kreis entdeckte, den Kreis, der sich inGoedda und dem Brutkosmos schloĂ.
Aber weder Goedda noch ihre Blase im Hyperraum mit dem Abbild von Planetenlandschaften existierten mehr.
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Die Spionsonde bahnte sich ihren Weg durch einen LĂŒftungsschacht. Der Raum, in dem sie das Leitungssystem verlieĂ, wardas Ăquivalent eines terranischen Wohnzimmers, eine Glasfassade mit atemberaubendem Bl ick ĂŒber die Stadt. Siebzehn Tellerköpfestanden, saĂen oder lagen herum und widmeten sich ihren Schmierereien. Die WĂ€nde waren lĂ€ngst zu einem psychedelischenFarbenmeer geworden, ebenso der hauchdĂŒnne Bildschirm des Kommunikationsnetzes. Auf Folien wurde gekritzelt und mit denProgrammen einer veralteten Haushaltssyntronik, deren optische Ausgabe ein kugelförmiges Hologramm gestaltete.
Siebzehn Bluesâdas war eine relativ normale Familie. Immerhin betrug die Tragezeit der weiblichen Blues nur drei Monate,und bei jeder Geburt kamen mehrere Kinder zur Welt.
âWir wurden spĂ€t aufmerksamâ, gestand GorrĂŒ Yanzap zerknirscht. âDas liegt an den Beschwichtigungsversuchen derTerraner. Jeder behauptet, die Gefahr sei zu Ende ...â
âSie ist zu Ende!â sagte Dao_Lin.âUnd wofĂŒr hĂ€ltst du das?âVierzehn Finger umklammerten den linken Oberarm der Kartanin und bohrten sich schmerzhaft in ihre Muskeln. Der Blue
zerrte sie nach vorne, stieĂ sie fast mit dem Gesicht auf das Hologramm.âSieh es dir an!â Yanzap war am Ende sein er Beherrschung angelangt, und Dao_Lin muĂte sich eingestehen, daĂ ihr das Bild
der teilweise sogar mit beiden HĂ€nden kritzelnden Blues an die Nieren ging. Deshalb wehrte sie sich auch nicht gegen Yanzaps hartenGriff.
âSieh hin!â stieĂ er erregt hervor, u nd sie spĂŒrte sein Zittern. Yanzap war entweder ein guter Schauspieler, oder er warwirklich ĂŒberzeugt davon, daĂ ein Philosoph ausgerechnet Apas heimgesucht hatte. âDas war vor zwei Tagen. Obwohl wir sofort mitder Evakuierung begannen, wurden inzwischen weitere hunderttausend Bewohner vom Wahnsinn befallen. Drei Viertel der Stadt sindverwaist, trotzdem wissen wir nicht, ob wir die Ausbreitung unter Kontrolle bringen konnten.â
Die Bildwiedergabe wechselte nun rasch, nicht aber die Aussage. Die Blues kritz elten wie kleine KinderâLinien,geometrische Figuren, undefinierbares Zeug. Nichts anderes taten sie, das Kritzeln war ihr Lebensinhalt geworden.
Fast genauso war es bei den Menschen auf der Erde gewesen.Und auf Olymp ... Auch auf Topsid ... Und ... und . .. und ...ZweiundfĂŒnfzig Beispiele gab es, erschreckende Vorbilder. Die
Aufzeichnungen waren von den galaktischen Nachrichtendiensten bis in den abgelegensten Seitenarm der MilchstraĂe verbreitetworden.
Doch genau deshalb konnte und wollte Myles Kantor ni cht glauben, daĂ wirklich ein Philosoph fĂŒr das KritzelphĂ€nomen aufApas verantwortlich sein sollte. Zu intrigant war das politische Spiel verschiedener MĂ€chte, zu leicht die Möglichkeit fĂŒrManipulationen.
Andererseits waren Myles und Dao_Lin erschĂŒttert. Wenn das alles wirklich wahr sein sollte ...âEs muĂ eine andere ErklĂ€rung geben, eine, die so naheliegend ist, daĂ wir fast schon darĂŒber stolpernâ, kam es schwer ĂŒber
seine Lippen. âDie Philosophen können Goeddas Tod nicht ĂŒberlebt haben.âEndlich befreite Dao_Lin_Hâay sich von den siebenfingrigen HĂ€nden, die noch immer ihren Arm umklammert hielten.âEs ist zu frĂŒh fĂŒr ein endgĂŒltiges Urteilâ, sagte sie. âVermutlich hast du keine EinwĂ€nde, GorrĂŒ Yanzap, wenn ich vor Ort
nach der Ursache fĂŒr den Kritzelwa hn suche. Danach werden wir sehen, welcher Art unsere Hilfe fĂŒr dein Volk sein muĂ.ââDu wirst ebenfalls zu kritzeln anfangenâ, warnte der Sachbearbeiter. âUnd erwarte nicht, daĂ ich dich begleite.ââNatĂŒrlich nichtâ, versetzte die Kartanin spöttisch. âDas Spiel ist altbekannt. Wir sind gut genug, um die Kastanien aus dem
Feuer zu holen, ansonsten werden wir wegen unseres Erfolgs beneidet und verwĂŒnscht. âAlso vorwĂ€rts, Yanzap, ich lasse denPhilosophen ungern warten.â
8.Bericht Atlan
Die Anlage der Tolkander war von einem energetischen Smog ĂŒberzogen, der Detailortungen nur _mit empfindlichenPrĂ€zisionsinstrumenten zulieĂ. Die Invasoren fĂŒhlten sich sicher auf ihrer Welt wen hĂ€tten sie im Schutz von Tangle_Scan undIgelschiffen auch fĂŒrchten sollen?
WĂ€hrend ich fĂŒr meine Gruppe den geradlinigen Weg wĂ€hlte, schlugen Orsener und seine Posbis einen weiten Bogen, umaus der entgegengesetzten Richtung vorzudringen. Die Ausdehnung des Komplexes lieĂ unsere Aufsplitterung geraten er_, scheinen.
Zwei Sterne zogen ĂŒber das rötlichschwarze Firmament. Sie wurden gröĂer, schienen dann hoch ĂŒber uns zu verharren.Erst die Ortung zeigte mir, was da auf uns zukam: Igelschiffe.Mit meinen Posbis verstĂ€ndigte ich mich ĂŒber Funk mit einer Reichweite von wenigen hundert Mete rn. Ich forderte sie auf,
ihre Emissionen auf ein MindestmaĂ zu reduzieren und sich lediglich aufs Beobachten zu beschrĂ€nken.Sie gruben sich im Sand ein. Innerhalb weniger Augenblicke ragten nur noch ihre optischen Sensoren ĂŒber den angehĂ€uften
Sand hinaus. Ich schaufelte mir ebenfalls eine flache Mulde.Die Igelschiffe verharrten in fĂŒnfhundert Metern Höhe âdrohend wirkende, fremdartige Kolosse. Die Lichtflut aus der
Anlage zeigte das olivgrĂŒn schillernde Metall in blendenden Reflexen, zugleich spiegelten die oberen Rumpfsegmente ein stĂ€rkerwerdendes rotes Flackern. Tolk_7 nĂ€herte sich auf seiner Umlaufbahn einem schwachen Partikelstrom, den der dunkle Begleiter dem
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Zentralgestirn entrissen hatte.Die Schiffe nahmen Fracht auf. Im Bereich eines Leitstrahls schwebten mÀchtige Aggregatblöcke in die Hangars.Eine halbe Stunde dauerte der Ladevorgang. Vergeblich hoffte ich, daà die Schiffe gleich darauf wieder verschwinden
wĂŒrden. Sie taten es nicht. Im Gegenteil. Eines driftete langsam in unsere Richtung.Der SERUN hatte keine auftreffenden Ortungsimpulse registriert, aber die Tolkander mochten durchaus ĂŒber andere effektive
Methoden verfĂŒgen, um Eindringlinge aufzuspĂŒren.Bedrohlich schwebte das Igelschiff heran.âDie Waffensysteme wurden soeben aktiviertâ, wisperte der Servo.Ich biĂ die ZĂ€hne zusammen, unterdrĂŒckte nur mĂŒhsam den Impuls, aufzuspringen und blindlings davonzuhetzen. Der Druck
in meinem SchĂ€del wurde schier unertrĂ€glich.Narr! kommentierte der Extrasinn. Glaubst du wirklich, du wĂŒrdest weiter kommen als nur wenige Meter?Zwei GeschĂŒtze am Bug, zwei am Heck, je eines an jeder Flanke. Das war keine besonders groĂe BestĂŒckung, doch die
abgestrahlten EnergiebĂŒndel besaĂen eine unglaubli ch hohe KapazitĂ€t:VorĂŒbergehend lieĂ ich mich ablenken. Ein Posbi teilte mir mit, daĂ er den Funkverkehr zwischen den beiden Schiffen und
der Station abgehört und ausgewertet hatte.â... es geht um den Schutz der Anlage. Die Tolkander ...ââAbschalten!âHöchstens dreihundert Meter hoch nĂ€herte sich das Igelschiff unserem Standort. Im Helmdisplay konnte ich Einzelheiten
erkennen, die mich glauben lieĂen, ich brauchte nur die Hand auszustrecken, um das gegnerische Schiff zu berĂŒhren.Ein blutrotes Lodern sprang mich an, lieĂ mich instinktiv zusammenzucken. Das war ein Fluchtreflex, den selbst der
Extrasinn nicht unterdrĂŒcken konnte.Kein BeschuĂ. Der SERUN hat die Defensivvorrichtungen nicht aktiviert.Wie Nebelschwaden trieb das Lodern ĂŒber die SandwĂŒste, un stet, flackernd, geheimnisvoll. Im einen Moment als filigraner
Schemen, im nÀchsten schon massiv, alles erstickend wie eine Feuerwolke, die sich aus dem All herabsenkte.Die Sonnenpartikel! Auf seiner Bahn um das Doppelgestirn passierte Tolk_7 mehrfach den feinen Materieschleier, den die
beiden Sonnen weit ins System hinauskatapultierten. Der verstĂ€rkte Strahlungsschauer wurde vom SERUN mĂŒhelos absorbiert.Ich spĂŒrte eine Sandwoge ĂŒber mich hinwegfluten. Gleichzeitig wurde ich herumgewirbelt; ich ĂŒberschlug mich und
versuchte vergeblich, den Sturz abzufangen. Der Untergrund war in zuckende, unkontrollierte Bewegung geraten, und immer nochpeitschten Unmengen von Sand heran, als sollte ich lebendigen Leibes begraben werden. Einzig der Lagestabilisation verdan kte iches, daà ich nicht völlig die Orientierung verlor, daà Oben und Unten in dem eine Ewigkeit wÀhrenden Chaos ihre Bedeutungbehielten.
Zehn Sekunden, Barbar, kommentierte der Extrasinn. Das ist keine Ewigkeit.Abermals eine Bebenwelle, schwÀcher jedoc h als zuvor. Diesmal schaffte ich es, mich auf allen vieren abzufangen.Trotz der BeeintrÀchtigung durch den Sandsturm sah ich ein mÀchtiges Etwas aus dem Boden emporwachsen, ein Stamm,
mehrfach mannsdick und in Segmente unterteilt, umgeben von peitschende n Trieben_oder NesselfĂ€den?_und immer noch gröĂerwerdend. Egal ob Pflanze oder Tier oder was auch immer, dieses Ding wuchs in den luftleeren Himmel ĂŒber Tolk_7 ...
Rostfarbene Energiestrahlen zuckten aus der Höhe herab, hĂŒllten dieses Gebilde ein und verb rannten es in einem grellenAuflodern. Die GeschĂŒtze der Igelschiffe zeichneten glĂŒhende Muster in den Sand.
Eine zweite Feuerlohe und zu meiner Rechten, kaum mehr als dreihundert Meter entfernt, die nĂ€chste.Ringsum wuchsen die seltsamen Gebilde aus dem B odenâund verglĂŒhten im BeschuĂ der Tolkander.Vor mir brach der Boden auf, Fangarme peitschten heran und wickelten sich um meine Beine. Ich wurde von einer
unwiderstehlichen Kraft in die Höhe gezerrt, aber immer noch galt mein Befehl zur Desaktivierung des Paratronschirms, andernfallshÀtte das Ding mich nicht so leicht erwischt.
Das Vibratormesser gehörte zur StandardausrĂŒstung des SERUNS. Ich spĂŒrte einen unglaublich massiven Widerstand, als ichmit der doppelschneidigen Klinge zustieĂ, und fast wĂ€re mir die Waffe aus der Hand geprellt worden, aber ich hackte mit der Kraftder Verzweiflung drauflos.
Ein mörderischer Hieb schleuderte mich zurĂŒck, ich ĂŒberschlug mich, prallte auf und rollte mich instinktiv zur Seite. Wasimmer dieses Ding war, ich hatte es o ffensichtlich irritiert.
Noch wĂ€hrend ich das weiter wachsende Gebilde anstarrte, wurde es vom RostfraĂ der Tolkander zerfetzt. DieWaffenstrahlen huschten durch den Sand, hinterlieĂen glutflĂŒssige, ineinander verlaufende Lachen.
Viel zu spĂ€t fĂŒr eine aussichtsreiche Flucht. Eines der rostfarbenen EnergiebĂŒndel raste auf mich zu ...... und erlosch, fĂŒnf Meter, bevor es mich erreicht hĂ€tte.Meine Kehle war wie zugeschnĂŒrt, ich rang nach Atem und hörte das Schimpfen des Extrasinns. Ich lieĂ mich i n den Sand
sinken und starrte hinauf zu dem Igelschiff, dessen Besatzung mich offensichtlich nicht bemerkt hatte. Es drehte ab, zum GlĂŒck nichtin die Richtung des Fragmentbeibootes, seine Waffenstrahlen schlugen weiter drauĂen in der WĂŒste ein.
Erst kam nur ein dumpfes, heiseres Husten ĂŒber meine Lippen, dann begann ich zulachen.Barbar. Drehst du völlig durch?Ich lachte, bis mir TrĂ€nen in die Augenwinkel traten. Es tat gut zu wissen, daĂ auch der ach so logisch denkende Extrasinn
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Angst haben konnte. Anders war sein Schimpfen nicht zu erklĂ€ren.Sein anschlieĂendes Schweigen verriet mir, daĂ ich recht hatte.Die Igelschiffe gerieten wieder in mein Blickfeld. Mit flammenden Triebwerken verschwanden sie zwischen den Sternen.Alles war wie zuvor. Tolk_7 hatte den Partikelstrom durchquert, denn der rote Nebel löste sich auf.Ein Wispern erklang in meinem HelmempfĂ€nger. Murgor war der Name des Posbis, der einem miniaturisierten
Marschiere_Viel glich; er war nicht lĂ€nger als einen Meter zwanzig bei sechzig Zentime ter Breite, bewegte sich auf einer Vielzahl vonBeinen, und an seinem Körperende ragte ein AntennenbĂŒndel in die Höhe. Murgor war dafĂŒr geschaffen worden, FunkverbindungenauszuspĂ€hen.
âEs besteht keine Gefahr mehr, Atlan, wir können nicht belauscht werden â, lieĂ er mich wissen. âDie Igelschiffe habenfertige GerĂ€te fĂŒr die Erzeugung des Tangle_Scans an Bord genommen. Aber das war nicht ihre einzige Aufgabe. Die Pflanzen âeshandelt sich um mutierte Pflanzen, die durch den Partikelstrom aus ihrer unterirdisc hen Starre geweckt werdenâstellen eine latenteBedrohung fĂŒr die Station dar. Deshalb werden die Schiffe wiederkommen und den BeschuĂ wiederholen, sobald Tolk_7 erneut ineinen AuslĂ€ufer der Sonnenmaterie gerĂ€t. Nach meiner Feststellung wird das in dreizeh n Tagen und acht Stunden der Fall sein.â
âHast du den Wert berechnet?ââDer Gazkar_Kommandant an Bord eines Igelschiffes nannte ihn. Er sprach auch davon, daĂ er zu diesem Zeitpunkt weitere
Tangle_Scan_Projektoren abholen wĂŒrde.âAlso dachten die Invasoren nicht daran, 47 Tucani zu rĂ€umen. Mich interessierte nicht die Herkunft der Sandflora, mich
interessierten nur die Antworten auf all die brennenden Fragen, die mich auf diese Welt gefĂŒhrt hatten.âTolk_7 heiĂt bei den Tolkandern Bren_Nach_Un_Katâ, fuhr Mu rgor fort. âKommandant ist ein Chaeroder namens Unkeer,
ihm unterstehen siebzehn weitere Chaeroder, die ĂŒber alle ProduktionsstĂ€tten verteilt sind.ââTamris ist totâ, mischte sich eine zweite Stimme ein. âEiner der StĂ€mme hat ihn mit in die Höhe gerissen, dann wurde er
von den Waffenstrahlen aufgelöst. Er starb fĂŒr uns alle, weil er sich scheute, sein Schirmfeld zu aktivieren.ââSein Matten_Willy wird die Nachricht nicht ĂŒberleben. Duop war schon immer besonders feinfĂŒhlig.ââDuop wird es eines Tages verste hen ...ââEs geht weiterâ, warf ich ein. âWir haben eine Aufgabe zu erfĂŒllen.â
*
Die Sonne ging auf. Wie ein feuerspeiender DĂ€mon hing der Rote Riese kurz darauf ĂŒber dem Horizont, sein dunklerBegleiter war mit dem bloĂen Auge gar nicht zu lokalisieren, sondern nur mit der Spezialoptik des SERUNS.
Im Schutz der Deflektorfelder bewegten wir uns entlang den ausgedehnten Tagebaugruben. DesintegratorfrĂ€sen wĂŒhlten sichin die Kruste des Planeten und legten die Erzvorkommen millimetergenau frei. Ich entdeckte lediglich zwei Physander, die Kontrollenvornahmen. Diese zweieinhalb Meter groĂen Wesen, die aussahen wie eine Mischung aus den kĂ€ferĂ€hnlichen Gazkar und irdischenAmeisen, wurden auch als die Wahren Ingenieure bezeichnet. Bei ihrem Anblick fĂŒhlte ich mi ch an die Cantaro erinnert, die ebenfallseng mit einem unrĂŒhmlichen Kapitel der MilchstraĂengeschichte zusammenhingen; sie waren Cyborgs.
Sicherheitsvorkehrungen existierten nicht, die Invasoren fĂŒhlten sich sicher die vom Posbi Relebo auf Tolk_17 zurDetonation gebrachten Mikrobomben hatten offensichtlich kein Umdenken bewirkt.
Es gab keine Schotten oder Schleusen, die die GebĂ€ude vom Vakuum des Planeten getrennt hĂ€tten, dies wĂ€re auch derProduktion hinderlich gewesen. Lediglich Energiefelder, fĂŒr feste Materie mĂŒhelos zu durchdringen, hinderten die AtmosphĂ€reinnerhalb der Anlage am Entweichen.
Wir betraten eine Halle, die der Reinigung und dem Schmelzen der geförderten Erze diente. Roboter ĂŒberwachten dieVorgĂ€nge, sie verrichteten stur ihre TĂ€ tigkeit und schienen nicht einmal ĂŒber Ortungseinrichtungen zu verfĂŒgen, mit deren Hilfe sieuns hĂ€tten entdecken können.
Die Frequenz, auf der sich die Roboter verstÀndigten, war eine der gebrÀuchlichen Frequenzen, nichts, was dem Pikosynmeines SERUNS oder den Posbis Schwierigkeiten bereitet hÀtte. Aber auch die Kommunikation der Maschinen bewegte sich aufdiesem Niveau: schlichte Arbeitsanweisungen, QualitÀtsberichte, nichts sonst.
Die Posbis zapften Datenleitungen an, doch sie waren fĂŒr uns uninteressan t. Es ging um Fertigungsprogramme undFördermengenânirgendwo ein Hinweis darauf, daĂ die Tolkander mit dem Gedanken spielten, die Produktion einzustellen.
Schon nach den ersten Stunden schien festzustehen, daĂ die Tolkander das nie in ErwĂ€gung gezogen hatt en.Murgor, der Marschiere_Viel_Posbi, hatte GlĂŒck, als er sich in einem Fertigungs_Kontrollzentrum in die Kommunikation
einklinkte. Anfangs sah es so aus, als hĂ€tte er wieder nur die ĂŒblichen Anweisungen erwischt, die von Physandern an dieArbeitsmaschinen weitergegeben wurden, aber dann fiel endlich ein Name, der aufhorchen lieĂ: Der Chaeroder Unkeer rief seineArtgenossen auf Tolk_7 in einer Konferenzschaltung zusammen.
Murgor lieĂ mich ĂŒber den Pikosyn des SERUNS mithören.â... die Galaktiker erweisen s ich als hartnĂ€ckiger als angenommen. Sie sind geradezu lĂ€stig, und ihre auĂerhalb des
Sternhaufens versammelten Schiffe folgen nur der Aufgabe, mehr ĂŒber unsere Technik zu erfahren. Sie werden versuchen, uns mitunseren eigenen Waffen zu schlagen. Ihre Ang riffe auf einzelne unserer StĂŒtzpunktwelten dienten zweifellos dem Ziel, Tangle_Scanund unseren Antrieb auszuspionieren. Ich habe mit den Kommandanten der anderen Welten gesprochen âwir sind gezwungen, unsere
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Anlagen besser zu schĂŒtzen. Der Bund darf nicht in den Besitz der BauplĂ€ne kommen, das könnte fĂŒr unser weiteres Vorgehennegative Konsequenzen haben.â
âDiese niederen Wesen bezeichnen unser Antriebssystem als Stotterantriebâ, merkte ein Physander an. âIhre Rechnersystemehaben gröĂte Schwierigkeiten damit.â
âSo soll es auch bleibenâ, zischte Unkeer. âWir wollen unsere KrĂ€fte nicht in unnötigen Gefechten binden, solange wir sieweitaus effektiver fĂŒr die Sicherung der Nachschubwege und der Gliederschiffe benötigen ...â
Ein Trupp Arbeitsroboter unter der FĂŒhrung mehrerer Physander nĂ€herte sich. Gerade noch rechtzeitig konnte Murgor sichaus der Verbindung lösen, bevor wir möglicherweise trotz der Deflektorschirme entdeckt wurden.
Die Roboter machten sich an den Kommunikationsanlagen zu schaffen. Der Schlu Ă lag nahe, daĂ unsere Manipulationen anzentraler Stelle registriert, aber noch nicht als solche identifiziert worden waren. Doch schon der nĂ€chste Eingriff konnte denTolkandern die entscheidenden RĂŒckschlĂŒsse liefern. Wir muĂten vorsichtiger vorgehen.
*
Vor uns lag eine Art Kontrollzentrale, ein ellipsoid geformter Raum, der inmitten ausgedehnter FertigungsstraĂen schwebte.Zehn Meter hoch war die Konstruktion, mit einem Durchmesser von zwanzig Metern. Trotz der Transparenz weiter Bereiche erkannteich nur einen einzigen Schatten im Inneren, der sich zaghaft bewegte.
Der Servo reagierte auf die Blickrichtung meiner Pupillen und vergröĂerte die Abbildung im Display.Immer noch blieben die Umrisse verschwommen, doch die GröĂe des Wesens errechnete der Pik osyn mit 2,56 Meter.âDie BildschĂ€rfe ist nicht optimal. Erbitte Simulation.âDie Wiedergabe verĂ€nderte sich gedankenschnell, die Konturen der Abbildung wurden scharf, wie mit dem Lineal gezogen.
Wo die Transparenz des Ellipsoids zu wĂŒnschen ĂŒbriglieĂ, erg Ă€nzte der Syntron die fehlenden Umrisse entsprechend derWahrscheinlichkeitsrechnung.
Ich hatte einen Physander vor mir eine Kreuzung zwischen KĂ€fer und Ameise. Offensichtlich ĂŒbte er Kontrollfunktionen aus.Versorgungsleitungen vereinten sich in dem Ellip soid. Ich zog Vergleiche mit den technischen Anlagen innerhalb von
Goeddas Brutkosmos. Vieles erschien Ă€hnlich, aber nicht identisch, doch die gemeinsame Herkunft war unverkennbar.âWelches Material?â fragte ich.âEine Analyse ist nicht möglichâ, antwortet e der Pikosyn. âWegen der Ortungsgefahr wird auf energiereiche Scanverfahren
verzichtet.âRuckartig fuhr der Physander herum. Er starrte nach drauĂen, und fĂŒr Sekunden schienen unsere Blicke sich zu treffen. Mir
war dabei, als bohrte sich ein glĂŒhender Dol ch in meinen SchĂ€del, ein GefĂŒhl, das so irrational war wie der Gedanke, der Physanderkönnte mich trotz des Deflektorfeldes sehen.
Was wuĂte ich ĂŒber die Wahren Ingenieure? Rund zwei Drittel ihrer Körper und ihrer GliedmaĂen wurden durch metalleneGerĂ€te bedeckt, so daĂ sie auf den ersten Blick eher wie Roboter wirkten als wie lebende Wesen. Das linke Facettenauge steckte untereinem teleskopartigen Aufsatz, der mikroskopisches Sehen fĂŒr mikromechanische Arbeiten ermöglichte; das andere Auge, untereinem trĂŒben Filter liegend, war fĂŒr Nachtsicht und die Wahrnehmung in anderen Bereichen geeignet.
Vier Posbis hielten sich unter dem Ellipsoid auf und nahmen Messungen vor, drei weitere hantierten an den teils mĂ€chtigenVersorgungsröhren. Murgor hatte begonnen, eine der unscheinbaren Leitungen aufzuschlitzen, und gerade schoben sich aus seinemflachen Körper drei tentakelartige Greifwerkzeuge hervor und drangen in das silbrig flimmernde Innere der Röhre ein. Die anderenwaren hinter irgendwelchen gröĂeren Aggrega ten meinem Blick entzogen.
Ein Teil des transparenten Ellipsoids löste sich auf, bildete eine Art Schott, in dem der Physander erschien. Dasunterarmlange, röhrenförmige und in zwei Spitzen auslaufende Gebilde, das er mit zwei Armen auf mich gerichtet hiel t, schien mirwenig vertrauenerweckend. Eine Waffe, deren Wirkung ich nicht einschĂ€tzen konnte.? Möglich, daĂ der Physander nur dieLichtbrechung des Deflektorschirms registrierte und nicht wuĂte, mit was er konfrontiert war.
Das bedeutete vielleicht, daĂ er seine Entdeckung nicht weitergemeldet hatte.PaĂ auf.Der Ingenieur schwebte herab. Seine Beine bis hoch zum ersten Gelenk waren hinter dem milchigen Energiefeld nur vage zu
erkennen, der Oberkörper steckte in einem metallenen Panzer, wohingegen der Unterleib nur von einer Vielzahl schmaler, ebenfallsbronzefarben schimmernder halbrunder Glieder geschĂŒtzt wurde.
Er weiĂ nicht, was du bist, aber er ist neugierig.Die vermeintliche Waffe war ein Me Ăinstrument, den Eindruck hatte ich jetzt. Ich stand vor einer der stĂ€rksten
Rohrleitungen, die, wenn ich es recht bedachte, aus der Tiefe des Tagebaus hierherfĂŒhrte. Wurde Grundwasser darin abgepumpt undeiner besonderen Verwendung zugefĂŒhrt, oder waren e s Gase?
Der Physander vermutete ein Leck in der Leitung, das wurde mir endgĂŒltig klar, als er mit seinem Instrument das Rohrabtastete.
Du hast mehr GlĂŒck als Verstand, Beuteterraner. Dieser KĂ€fer_Cyborg weiĂ, daĂ da etwas ist, aber er glaubt an diepflanzliche Lebensform, die von den Igelschiffen beschossen wurde. Vielleicht gab es schon öfter solche Erscheinungen in den Hallen.
Ein jĂ€h aufzuckender greller Blitz raste mir entgegen, teilte sich und schlug in die Röhre ein. Keine direkte Gefahr fĂŒr mich,
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denn der Pikosyn reagierte nicht.Die Energie wurde zurĂŒckgeworfen, ein rasend schnell sich aufschaukelndes Feld, das im Abstand von knapp einem Meter
meine Umrisse nachzeichnete. Das Netz fraà sich gedankenschnell um mich herum in die Höhe.Daà der Physander nur auf mich geÀchtet hatte, wurde ihm zum VerhÀngnis. Satros, ein nahezu kugelrunder Posbi, mit
etlichen Dutzend Tentakeln versehen, die er gleichermaĂen als Fortbewegungsorgane wie als MeĂinstrumente benutzte, nĂ€herte sichvon hinten. Sechs oder sieben seiner Arme umschlangen den Physander und schlugen das Röhreninstrument zur Seite, wĂ€hrend ergleichzeitig mit zwei in spitze KanĂŒlen auslaufenden Armen unter die Panzerung und unter die AnsĂ€tze der Chitinplatten imSchulterbereich des Physanders fuhr.
Ich glaubte, ein leises, zischendes GerÀusch zu hören, war mir dessen aber keineswegs sicher. Sekunden vergingen, in denender Physander mich aus seinen manipulierten Augen anstarrte, dann begannen seine Glieder zu zucken. Der Posbi fing ihn auf undschwang sich mit ihm zusammen in das noch bestehende Transportfeld, das beide zu der Schleuse im Ellipsoid hochtrug.
Ich folgte ihm, und nach mir kamen Murgor und vier weitere Roboter.Niemand auĂer dem Physander hatte sich innerhalb des Ellipsoids aufgehalten, da s tatsĂ€chlich eine Steuer_ und
Ăberwachungseinheit fĂŒr die weitestgehend automatisierten Fertigungsschritte darstellte. Ich achtete nicht auf die vielfĂ€ltigenholographischen Darstellungen und Symbole; mir war in dem Moment auch egal, ob andere Tolkander v ersuchten, mit dem IngenieurVerbindung aufzunehmen.
Murgor, der Posbi mit dem Aussehen eines Marschiere_Viels, neutralisierte bereits die ersten aus Formenergie bestehendenAggregatverkleidungen. Topsas und Koramor halfen ihm dabei, wĂ€hrend Satros mir zur Hand ging. Ich hatte den Helm meinesSERUNS geöffnet und ein StĂŒck weit zurĂŒckgeklappt, gerade so viel, daĂ ich die Einspiegelungen auf der Frontseite noch erkennenkonnte.
Die faustgroĂe Energieeinheit am RĂŒcken hatte den Physander nicht schĂŒtzen können. Die grafische Darstellung derEnergieflĂŒsse verriet mir, daĂ möglicherweise ein körperumspannendes Schirmfeld projiziert werden konnte.
Satros benötigte dreieinhalb Minuten, um die Einheit aufzuschneiden und lahmzulegen. Gut die HÀlfte der vom Pikosynangezeigten energetischen Verbindungen erlosch dabei, unter anderem lösten sich die milchigen Felder an den Beinen des Ingenieursauf, ebenso die Energiefelder um seinen rechten Arm.
Ich dachte an Chlock, den Physander aus Goeddas Brutkosmos, und daran, wie M yles sein Kommunikationssystem ausgiebiggetestet hatte. Das verschaffte mir den Vorteil, nicht erst experimentieren zu mĂŒssen, zumal unklar war, wann mein GegenĂŒber dieInjektion ĂŒberwinden und wieder aufwachen wĂŒrde.
âEr schlĂ€ft bestimmt noch eine Weileâ , behauptete Satros. âDie Zusammensetzung hĂ€tte ausgereicht, ein Dutzend Terranerins Reich der TrĂ€ume zu schicken.â
Ich sagte ihm, was er tun muĂte, um Zugang zu Dateninhalten zu finden. Arme und Beine des Physanders begannenmittlerweile zu zucken.
Eine nochmalige Injektion.âWir mĂŒssen uns trotzdem beeilenâ, forderte ich.âIch habe eine Leitung!â rief Murgor in dem Moment. âUnkeer kommuniziert mit Chaerodern in anderen ProduktionsstĂ€tten
auf Tolk_7, sie reden ĂŒber fĂŒnfdimensionale Technik, ĂŒber eine Verg röĂerung des Reichweite des Tangle_Scans und die dazu nötigenUmbauten.â
Der Posbi fuhr weitere Werkzeuge aus seinem Körper aus und schuf neue Verbindungsstellen.âDas Ellipsoid dient offensichtlich auch der Koordination von HyperfunkaktivitĂ€ten sowie der Speicherung vieler
GesprĂ€che.ââDu kannst den Speicher abrufen?â wollte ich wissen.âIch bin mir nicht sicher. Es gibt eine Sperre. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent löse ich bei dem Versuch, die
Sperre zu umgehen, Alarm aus. Willst du, daĂ ich d ie Sperre ausschalte?âMein Blick wanderte hinĂŒber zu dem bewuĂtlosen Physander. WĂŒrde sein Verschwinden registriert und Alarm ausgelöst
werden?âNeinâ, sagte ich deshalb. âNoch nicht. Ich brauche eine Möglichkeit, auch kommende GesprĂ€che abzuhören.âSatros hatte es inzwischen geschafft, in den persönlichen Speicher des Physanders einzudringen und Daten zu kopieren. FĂŒr
die Ăbersetzung brauchte er nur kurze Zeit. Das brachte uns die Erkenntnis, daĂ der Ingenieur lediglich von untergeordneterBedeutung war, damit befaĂt, alle Systeme in Intervallen zu prĂŒfen. Andere Physander waren fĂŒr andere Kontrollen verantwortlichund bedienten sich ebenfalls der Technik des Ellipsoids.
Jeweils alle vier Tage wiederholte sich ein Kontrollgang.Noch etwas stellte Satros fest: In den dicken RohrstrÀngen floà tatsÀchlich abgepumptes Grundwasser; Tolk_7 barg unter
seiner WĂŒstenoberflĂ€che die Ăberreste eines einstigen Meeres. Das Wasser wurde nicht nur zur KĂŒhlung bei einigenFertigungsschritten verwendet, sondern letztlich ebenfalls als biologischer NĂ€hrstoff, es schien ĂŒberaus reich zu sein an gelöstenorganischen Anteilen.
Wie es den Anschein hatte, filterten die Tolkander diese gelösten Stoffe heraus, trockneten und reicherten sie auf die schonbekannte Weise an und preĂten Barren Bourree daraus, die von Gliederschiffen in die Brutblase gebracht wurden ...
Gebracht worden sind.
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Die WĂŒstenwelt, die auf den ersten Blick tot und ohne jedes Leben erschien, barg dennoch eine eigene Spezies. Dieröhrenförmige Flora existierte tief im Sand verborgen in Form vom Wasser umspĂŒlter Keime. Sie waren kaum gröĂer als dreiĂig bisvierzig Zentimeter, doch sobald Bren_Nach_Un_Kat auf seiner unregelmĂ€Ăigen Bahn die solaren Materieschwaden durchlief,begannen sie eine ĂŒberraschende Verwandlung und wuchsen zu mehrere hundert Meter groĂen Gebilden heran, die sich an derPlanetenoberflĂ€che austobten.
Ihr Leben dauerte ein paar Stunden, vielleicht einen Tag, je nachdem wie lange sie den Energieschleiern ausgesetzt waren.Danach verwesten sie ebenso schnell, wie sie entstanden waren, doch in der kurzen Frist ihres Daseins zerstörten sie, was ihnen imWeg stand. Nach anfÀnglichen schweren Verlusten hatten die Tolkander deshalb ihre Raumschiffe zur Vernichtung der wachsendenPflanzen eingesetzt. Seitdem waren ihre Anlagen auf dem Planeten nicht mehr beschÀdigt worden.
Hin und wieder wurden die unregelmĂ€Ăig geformten Keime auch in den Wasserleitungen entdeckt, und sie hatten schoneinige Male SchĂ€den angerichtet. Offensichtlich bewirkten Streustrahlungen hochenergetischer Fertigungsmaschinen ebenfallsWachstumseffekte, wenn auch nur in wesentlich geringerem Umfang als die Sonnenmaterie.
Als der Physander trotz des Deflektorfelds auf mich aufmerksam geworden war, muĂte er an ein A ufbrechen einer dieserKreaturen geglaubt haben.
Einen Augenblick lang spielte ich mit dem Gedanken, den Physander zu töten und ihn neben die LeitungsstrÀnge zu legen.Skrupel hÀtte ich nicht gehabt, ich hÀtte ihn sogar mit eigenen HÀnden ins Jenseits befö rdert, auch wenn das keinen einzigenGalaktiker wieder lebendig machte.
Von Anfang an war ichâ darauf vorbereitet gewesen, mehrere Tage auf Tolk_7 zu verbringen, selbst .wenn mit jeder Stundedie Gefahr der Entdeckung gröĂer wurde. Nur hier konnte ich die Kommunikation der Tolkander verfolgen. Und ich durfte nichterwarten; daĂ genau das, was ich zu hören erwartete, schon nach wenigen Stunden besprochen wurde. Möglich, daĂ ich auch .nieherausfinden wĂŒrde, was die Tolkander dazu bewegte, alle Produktionen a ufrechtzuerhalten.
Verschlossen sie nur ihre Augen vor der RealitÀt? Weil Gazkar, Alazar und Neezer, weil einfach alle ohne Goedda zumAussterben verurteilt waren?
âDie erforderlichen Einbauten sind abgeschlossenâ, meldete Murgor. âDie Internkommunikation ebenso wieHyperfunkgesprĂ€che werden von einem winzigen Kristallspeicher aufgenommen und bei Erreichen der SpeicherkapazitĂ€t mittelsRafferimpuls abgestrahlt. Der Impuls wird so kurz sein, daĂ âeine Einpeilung schwer möglich sein wird, zumal die Reichweite aufweniger als drei Kilometer begrenzt ist und die Entladung des Speicherinhalts unregelmĂ€Ăig erfolgt.â
Unsere Spuren zu verwischen war die Angelegenheit weniger Minuten. Einer der gröĂeren Posbis kĂŒmmerte sich um denPhysander und transportierte den spe rrigen Körper. Wegen der damit verbundenen Ortungsgefahr durfte er den Antigrav nichtbenutzen.
Wir sahen Gazkar und Neezer zwischen den Fertigungsanlagen, aber fĂŒr sie blieben wir unsichtbar. Selbst der Ingenieurwurde teilweise vom Deflektorfeld des Posb is erfaĂt.
Verstecke gab es genĂŒgend in den weitlĂ€ufigen Fertigungsanlagen. Ich entschied mich fĂŒr eine Filterstation. Donnernd schoĂdas Grundwasser durch Reinigungs_ und Aufbereitungsanlagen, mitgeschwemmter Sand und Geröll landeten auf anwachsendenHalden. Zwischen haushohen Pumpstationen fanden wir hinreichend Platz und Schutz vor neugierigen Blicken. Hier konnten wirnotfalls einige Tage lang aushalten.
*
Es gab keinen Hinweis darauf, daĂ Orsener und seine Posbis ebenfalls fĂŒndig geworden waren. Das R isiko einerweitreichenden Funkverbindung, selbst ĂŒber Rafferimpuls, war uns zu groĂ erschienen, so daĂ es wirklich auf den Notfall beschrĂ€nktbleiben muĂte. Folglich wuĂte auch Orsener nichts ĂŒber unseren augenblicklichen Stand.
Der Physander hatte eine neue lĂ€hmende Injektion erhalten und war ohne BewuĂtsein. Ăberhaupt schien unser VersteckĂŒberaus gut gewĂ€hlt zu sein: Wir hatten von hier aus in den vergangenen zwölf Stunden nur ein einziges Mal KĂ€ferkrieger zu Gesichtbekommen, die aber dennoch im Abstan d von mehr als dreiĂig Metern vorĂŒbergegangen waren.
Murgor hatte dem Kristallspeicher mit einem kurzen Richtimpuls unseren Standort programmiert. Der Speicher sendetedaraufhin seine Rafferimpulse gerichtet ab.
Inzwischen lagen die ersten Speicherdaten vo r.Es war immer noch verblĂŒffend zu hören, daĂ Unkeer und die Physander nach wie vor rund um die Uhr produzierten. Es
schien gerade so, als wachse Goedda weiter in dem erschreckenden AusmaĂ, das wir kennengelernt hatten, und brauche deshalbenormen Nachschub an VersorgungsgĂŒtern und ebenso Bourree. Mit keinem Wort ging auch nur einer der Invasoren auf Goeddas Todein.
Was sie nicht wahrhaben wollen, ignorieren sie, dachte ich. Das ist die einfachste Art, alles Unangenehme fernzuhalten.Glaubst du das wirklich, Barbar? Oder schiebst du ebenfalls nur eine unangenehme Erkenntnis vor dir her?Goedda ist tot! Das steht unwiderruflich fest.Die Dehnung und Ăbersetzung des Rafferimpulses war von den Posbis in den Pikosyn meines SERUNS eingespeist worden.
Trotz des Suchprogramms, das ich verwandte und das nur auf SchlĂŒsselworte reagierte, hörte ich beinahe zwei Stunden langFunkgesprĂ€che aus den verschiedensten Bereichen ab.
Unkeer kommunizierte nicht nur auf Tolk_17, sondern ebenso mit Chaerodern auf den anderen Bas iswelten und mit den
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Kommandanten von Gliederschiffen.Endlich! Zwischen den Koordinatoren, wie die Chaeroder sich nannten, war Goedda sehr wohl ein GesprĂ€chsthema.Obwohl ich den letzten Unterhaltungen nur noch immer schlĂ€friger werdend gefolgt war âauch ein AktivatortrĂ€ger kommt
nicht ohne körperliche Erholungsphasen aus _, war ich schlagartig wieder hellwach.Die schrille, hohe Stimme, die ich hörte, identifizierte der Pikosyn als die des Chaeroders Unkeer. Ich stellte mir vor, wie der
unglaublich dĂŒrre und vielgelenkige Körper sich in seiner filigranen NervositĂ€t hin und her bewegte. Der Vergleich mit eineraufgerichteten Klapperschlange war nicht von der Hand zu weisen.
â... wir haben Zeit verloren, die effektiver zu nutzen gewesen wĂ€re. Aber das is t kein Grund, Cossom, etwas anders zumachen oder gar zu glauben, der Bund könnte uns ĂŒberlegen sein.â
âDer Name Cossom wird als Kommandant eines Gliederschiffes identifiziertâ, lieĂ mich der Pikosyn wissen.In dem Moment interessierte mich das herzlich we nig. Ich wollte wissen, was Unkeer zu sagen hatte. Intuitiv fĂŒhlte ich, daĂ
er die Dinge jetzt auf den Punkt brachte.âDer Bund triumphiert, Cossom, aber Bund bleibt Bund und wird den Fortgang der Dinge niemals aufhalten können. Die
Bestimmung guten Bundesâ wird es immer sein, das Absolutum zu ermöglichen und der Mutter Kraft zu schenken.ââDas war so, und das ist so, und das wird immer so seinâ, antwortete Cossom etwas weniger schrill. âMeine Zweifel waren
nur aus der Verzögerung geboren.ââEine Ă€rgerliche Verzögerung und ein RĂŒckschlag, zugegeben, aber kein Grund, Verzweiflung zu spĂŒren. Der Sieg, ĂŒber den
der Bund heute noch triumphiert, war doch nur ein Scheinsieg âund vielleicht wird die Erkenntnis der Wahrheit die QualitĂ€t desBundes noch steigern. Dann wĂ€re die Verzögerung fĂŒr kommende Generationen sogar ein Segen.â
âDiese Sequenz wiederholen!â verlangte ich vom Servo.Kein Zweifel, Unkeer redete, als existierte Goedda nach wie vor, als hĂ€tten wir sie lediglich vorĂŒbergehend geschwĂ€cht.
Ohne Goedda waren kĂŒnftige Generationen der Tolkander, die alle aus der Vivoc, der von ihr erzeugten Brut, geboren wurden,undenkbar. Aber gerade solche Reden konnten nicht nur bloĂer Selbstzweck sein.
Ich fand keinen logischen Zusammenhang, begriff das alles nicht. Und i ch war ĂŒberzeugt davon, daĂ auch Myles Kantor undDao_Lin_Hâay dafĂŒr kein VerstĂ€ndnis haben wĂŒrden. Gemeinsam hatten wir die Bombe gelegt, wir kannten ihre gewaltigeSprengkraft, auĂerdem hatten die Herreach Augenzeugenberichte abgegeben. Sie hatten die Bo mbe explodieren sehen, hattenbeschrieben, wie der Brutkosmos in winzige Inseln zerfetzt und im Hyperraum verweht worden war.
Goedda konnte nicht ĂŒberlebt haben! Unter keinen UmstĂ€ndenHabe ich recht? herrschte ich meinen Extrasinn an. Ist das logisch oder nicht?NatĂŒrlich denkst du logisch.Aber?Es gibt kein Aber, Atlan. Goedda ist tot.Ich verstand es nicht. Ich hatte einige Puzzleteile, aber sie wollten sich nicht zusammenfĂŒgen.Irgendwann muĂte etwas geschehen sein, dem ich keine Bedeutung beimaĂ, was aber das ausdauernde Verhalten der
Tolkander erklĂ€rte. Oder verfĂŒgte Goedda ĂŒber die Möglichkeit, ihren verbrannten, zerfetzten, gewaltigen Leib wiederzusammenzufĂŒgen und weiterzuexistieren, als hĂ€tte es nie eine Explosion gegeben?
Du Narr!Immer noch nichts Greifbares. AuĂer der Andeutung, daĂ wir Galaktiker nur einen Scheinsieg errungen hatten.Je lĂ€nger wir auf Tolk_7 ausharrten, desto gröĂer wurde die Gefahr einer Entdeckung durch die Tolkander. Aber das war mir
im Moment egal. Ich muĂte herausfinden, was ich ĂŒbersehen hatte.
9.
Die Millionenmetropole Rabaka war tatsĂ€chlich zur Geisterstadt geworden. Verlassen lagen die weitgespannten StraĂen undPlĂ€tze im Licht der roten Sonne; Gleiter und bodengebundene Fahrzeuge verbarrikadierten die Zugangswege d er zentralenTransmitterterminals, ĂŒber die ĂŒberwiegend die Evakuierung der noch nicht vom Kritzelwahn befallenen Bevölkerung erfolgt war.
Nur Tiere waren noch in den weitlĂ€ufigen StraĂenschluchten zu sehen. Dao_Lin_Hâay. entdeckte ein echsenĂ€hnlichesGeschöpf, das an einer Hausfassade emporkletterte. Das Tier maĂ gut zwei Meter und wirkte auch aus der Distanz nicht eben wie einSchoĂhĂŒndchen.
âEs handelt sich um einen der seltenen Guwansâ, erklĂ€rte der Pikosyn auf Dao_Lins diesbezĂŒgliche Frage. â Reiche Blueshalten sich die Echsen fĂŒr die Suche nach Muurth_WĂŒrmern. Guwans sind als anhĂ€nglich und ihrem Besitzer loyal bekannt.â
Vom Gravopak ihres SERUNS in knapp zwanzig Metern Höhe gehalten, nÀherte die Kartanin sich dem einzigen nochbewohnten Bezirk der Stadt. Die Einblendung des Stadtplans zeigte ihre Position sowie Flugrichtung und Geschwindigkeit an.
Mit weit offenen Sinnen lauschte Dao_Lin_Hâay in ihr Inneres. Zur Zeit des Parataus war sie eine gute Telepathin gewesen,und Spuren dieser FĂ€higkeit waren nach wie vor latent vorhanden, wenngleich diese FĂ€higkeiten nur in Zusammenarbeit mit Guckyoder in Ronald Tekeners NĂ€he wirklich deutlich wurden.
Der Gedanke an Tek bohrte sich wie ein Dolch in Dao_Lins Brust. Sie brauchte den Smiler, körperlich ebenso wie in
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seelischer Hinsicht.Zwei Schatten nĂ€herten sich, die Ortung des SERUNS hatte sie frĂŒhzeitig erfaĂt. Dao_Lin wĂŒrde erst hinter der nĂ€chsten
EinmĂŒndung mit ihnen zusammentreffen.âIdentifikation noch nicht möglichâ, wisperte es hinter ihrem Oh r.Die Kartanin griff nach dem Kombistrahler, Automatisch stufte sie als feindlich ein, was sich in den evakuierten Bereichen
noch bewegte.âDie Streustrahlung entspricht den Werten medizinischer Roboterâ, meldete der Pikosyn.Sekunden spĂ€ter sah die Kartanin die beiden Roboter. Sie kĂŒmmerten sich um einen offensichtlich schwer verletzten Blue. Es
hatte den Anschein, als wĂ€re er trotz der Absicherung durch Prallfelder ĂŒber den Rand einer der Rampen hinweg abgestĂŒrzt. Vielleichtein Opfer des GedrĂ€nges, das wĂ€hrend der Evakuierung geherrscht haben muĂte. Aber warum hatte sich niemand rechtzeitig um ihngekĂŒmmert?
Die eigene Haut zu retten war den Bewohnern dieses Stadtteils wohl wichtiger gewesen, als ihresgleichen beizustehen.Zweifellos war die Evakuierungsaktion nicht ĂŒberall ohne ZwischenfĂ€lle abgelaufen.
Dao_Lin verringerte die Flughöhe. Immer noch versuchte sie, die NĂ€he des Unbekannten zu spĂŒren, das die Apasos in denKritzelwahn trieb. Sie schaffte es nicht, registrierte nicht mehr als ein leichtes Unb ehagen, das aber keineswegs mit demvermeintlichen Philosophen zusammenhĂ€ngen muĂte. Eher glaubte sie, daĂ dieses Unbehagen aus ihr selbst kam. Sie grĂŒbelte zuvielnach ĂŒber Goedda und die Philosophen. Die GroĂe Mutter der Krieger war in der Explosion des Brutkosmos umgekommen und diezweiundfĂŒnfzig Philosophen mit ihr. Daran gab es keinen Zweifel.
Was immer auf Apas fĂŒr neues Entsetzen sorgte, es muĂte sich um etwas anderes handeln.Dao_Lin_Hâay entdeckte die ersten Schmierereien an HauswĂ€nden. Mit Farbe u nd ĂŒberaus schwungvoll hatte sich ein
unbekannter KĂŒnstler ausgetobt.Augenblicke spĂ€ter sah sie auch Apasos, die mit hingebungsvollem Eifer bizarre Schlangenlinien auf die Karosserie eines
Gleiters malten. Nein, sie malten nicht, sie ritzten die widerstan dsfÀhige Metall_KunststoffLegierung mit einem harten Gegenstand.Das Ergebnis schien sie indes in keiner Weise zufriedenzustellen.
Dao_Lin_Hâay landete hinter den Blues, ohne daĂ sie von ihr Notiz genommen hĂ€tten. Einer begann in dem Moment, auf dieSichtscheibe des Gleiters einzuschlagen, die seinen Kritzeleien hartnĂ€ckig widerstand. Das Material war molekular so gehĂ€rtet, daĂ esschon eines Schneidbrenners bedurft hĂ€tte, es zu verĂ€ndern.
âHalloâ, sagte Dao_Lin_Hâay, âkeine leichte Arbeit, oder?â Eine bana le Frage, doch ihr fiel nichts anderes ein.Die Apasos reagierten nicht.âBemĂŒht ihr euch schon lange?âDer Tellerkopf, der seine Kunst vergeblich an der Frontscheibe versucht hatte, hielt unvermittelt inne. Zögernd wandte er
sich um, suchte offenbar nach einem fĂŒr seine Aktionen besser geeigneten Platz und erspĂ€hte diesen in einem nur zehn Schrittentfernten Bodenfahrzeug, dessen tadelloser Lack noch nicht mit dem neuen Kritzelwahn in BerĂŒhrung gekommen war.
Unaufhörlich zuckten die HĂ€nde des Apasos, malte n unverstĂ€ndliche Muster in die Luft. Dao_Lin_Hâay hielt ihn zurĂŒck.âWarte!â rief sie. âIch muĂ mit dir reden.ââDer Tag ist naheâ, wisperte der Blue. âDie Erlösung von aller Schwere wird den Geist beflĂŒgeln und Phantastisches
erschaffen ...ââWer sagt das?âKeine Antwort. Nur ein verstĂ€ndnisloses Neigen des blaĂrosafarbenen Tellerkopfes. Nacheinander wurde Dao_Lin von allen
vier Augen einer eindringlichen Musterung unterzogen.Ruckartig befreite der Blue sich aus ihrem Griff. Im nÀchsten Augenblick schien er ihre NÀhe schon wieder vergessen zu
haben, schritt zielstrebig auf das anvisierte Fahrzeug zu und zeichnete weiter wirre Muster in die Luft.âIch will wissen, wer das sagtâ, beharrte die Kartanin. Sie wich dem Apaso nicht von der Seite, der bereits wie der auf einem
festen Untergrund zu kritzeln begann. âWarum tust du das?â wollte sie wissen.Der Blue murmelte etwas von Problemen und einer Lösung, nach der er suche, lieĂ sich aber danach nicht mehr
unterbrechen. Minutenlang schaute Dao_Lin_Hâay ihm noch zu, wie er zunehmend hastiger unergrĂŒndliche Muster in dieFahrzeuglackierung kratzte; schlieĂlich ging sie weiter, lauschte von neuem in sich hinein, doch sie spĂŒrte nichts, was auf einenĂ€uĂeren EinfluĂ hingedeutet hĂ€tte.
Eigentlich befanden sich auch hier, im Zentrum der Stadt, nur wenige Blues auf den StraĂen. Aber wenn die schlimmstenBefĂŒrchtungen wirklich zutrafen, dann blieben ohnehin fast alle infizierten Bewohner in ihren Wohnungen und suchten dortverzweifelt nach einer geometrischen Figur, die s ie ĂŒber kurz oder lang finden wĂŒrden, und es half auch nichts, wenn ihnen einAuĂenstehender zeigte, wonach sie suchten. Dieses Symbol muĂten sie aus eigener Kraft finden.
âSie suchen den Kreisâ, stieĂ Dao_Lin_Hâay zerknirscht zwischen den ZĂ€hnen hervor. â Wenn das wirklich wahr ist ...âEin sternförmiges GebĂ€ude zu ihrer Linken; die glĂ€serne, jedoch keineswegs transparente Fassade wirkte wie ein Spiegel, der
Teile des StraĂenzugs, der Tunnelröhren und der gegenĂŒberliegenden Bauten in eigenwilliger Verzerrun g und VergröĂerungwiedergab. Dao_Lin entdeckte auch sich selbst, in zehn Metern Höhe stakste ihr Abbild mit irrwitzigen Verrenkungen ĂŒber dieHausfront. Im Brennpunkt zweier Sternzacken existierte sie plötzlich in hundertfacher Ausfertigung.
Sie drang in das Bauwerk ein. In den unteren Geschossen weitlÀufige GewerbeflÀchen, ein Markt, in dem bis vor kurzem
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alles angeboten worden war, was das Bluesche Imperium an GenĂŒssen zu bieten hatte. Jetzt wirkte die planetaren Besonderheitennachempfundene Kauflandschaft öde. Lediglich die Robotterminals blinkten einsam ihre unermĂŒdliche Aufforderung zum Kauf.
Ein holographischer WerbetrÀger entstand vor der Kartanin. Sie achtete nicht darauf, was ihr mit unterschwelligerAufdringlichkeit offeriert wurde, sondern schri tt durch die heftig gestikulierende Gestalt hindurch, die im gleichen Moment in einemglitzernden Sternenmeer zerfiel.
Hier hatten die dem Kritzelwahn verfallenen Apasos ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. UmgestĂŒrzte Regale, Waren,scheinbar wahllos ĂŒber den Boden verstreut, aber bei nĂ€herem Hinsehen doch erkennbare geometrische Muster. Beschmierte,zerknĂŒllte, achtlos wieder weggeworfene Schreibfolien fanden sich ĂŒberall.
Ein Werbeholo, zwischen kĂŒnstlicher WĂŒstenlandschaft und einem Meer ineinander versc hlungener WĂŒrmer, zerfloĂ zuimmer neuen Verschlingungen. Leuchtende Dreiecke rotierten um verschiedene Achsen, verĂ€nderten sich zu Linien, zu Spiralen,explodierten in grell aufstiebenden Funken, und jeder dieser Funken wurde selbst zur neuen Linie, die s ich schlangengleich durch dieLuft wand.
Die Kartanin fand mehrere Blues, die das Holo manipulierten. Auch sie waren durchaus bei Verstand und ansprechbar, gabenaber kaum sinnvolle Antworten.
âWir suchen nach der Lösung eines wichtigen Problems.â Mehr war von ihnen nicht zu erfahren. Und wĂ€hrend sie dassagten, kritzelten sie unentwegt weiter.
*
Myles Kantor hatte ein paar Sorgenfalten mehr aufzuweisen. Nachdenklich blickte er die Kartanin von der BildflÀche ihresArmbandkoms an.
âDie Verhaltensmuster der betroffenen Blues sind exakt so, wie wir sie aus dem Bannkreis der Philosophen kennenâ, faĂte erzusammen. âIch wĂŒnschte, es wĂ€re anders, aber ich kann diese Ăbereinstimmung nur bestĂ€tigen.â
Dao_Lin_Hâay stieĂ ein dumpfes, grollendes Fauchen aus. âWie kr iegen wir ihn? Notfalls töte ich ihn mit bloĂen HĂ€nden,aber wir mĂŒssen Apas von dieser Bestie befreien.â
Myles Augenaufschlag war bezeichnend. Nur zu gut konnte er Dao_Lins GefĂŒhle nachempfinden. Das war keine plötzlicheMordlust, die aus ihr sprach, sond ern schlicht und einfach das GefĂŒhl einer beginnenden Ohnmacht vor den Invasoren. In einer Zeit, inder es nur die Wahl gab, du oder ich, entschied sich jedes denkende Wesen zwangslĂ€ufig fĂŒrs eigene Ăberleben.
âIch schlieĂe nicht mehr gĂ€nzlich aus, daĂ ein Philosoph die Explosion des Brutkosmos ĂŒberlebt haben könnteâ, sagte MylesKantor tonlos. âEr hĂ€tte sich ĂŒberall einnisten können, aber der Zufall hat ihn wohl nach Apas verschlagen.â
âEr scheint noch sehr schwach zu sein und keinen sonderlich starken Ein fluĂ auszuĂŒben.ââDas wird sich rapide Ă€ndern, schneller, als uns allen lieb sein kann. Je lĂ€nger der Philosoph die Blues von Rabaka
manipuliert, desto stĂ€rker wird er.â_ Dao_Lin hob die Schultern. Es war keine sehr zuversichtliche Geste.âBislang habe ich keine Anzeichen entdeckt, daĂ einige Apasos sich noch seltsamer verhalten als andere, daĂ bereits ein
innerer Kreis im Entstehen begriffen ist. Aber vier Stunden sind fĂŒr das Areal einfach zuwenig.ââSobald die Blues erst den Kreis entdeckt haben und nic hts anderes mehr malen als Kreise, wird der Philosoph eine Macht
darstellen, die wir nicht mehr ohne weiteres besiegen können.ââWas sagt der Hyperraum_Resonator?ââNichts. Das ist es eben.ââAlso besteht nach wie vor die Möglichkeit, daĂ wir uns irren.ââEs gibt keine Beweise fĂŒr die Existenz eines Philosophen, nichts, was greifbar wĂ€re. Leider sind die Anzeichen eindeutig.âDie Erwiderung der Kartanin blieb unausgesprochen, denn in dem Moment meldete der Pikosyn ihres SERUNS eine Ortung.
Die Hypertaster empfingen ein schwaches Signal, das innerhalb der energetisch weitgehend toten Stadt wie ein Leuchtfeuer wirkte.âKeine Anzeige an Bord der ENZAâ, stellte Myles Kantor unwillig fest. âHast du den Ausgangspunkt des Signals?ââDer Signale, Mylesâ, berichtigte die Kartanin. âEs sieht aus, als kĂ€men sie in mehr oder weniger regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden.ââWir haben ebenfalls eine schwache Anzeigeâ, meldete sich GorrĂŒ Yanzap, der Chef der Kriseninterventionszentrale, dessen
einzige Intervention sich mittle rweile aufs Abwarten beschrĂ€nkte. Zumindest seit Dao_Lin_Hâay die Stadt betreten hatte. âEs istnichts, was wir kennen oder einordnen können.â
âDie Quelle liegt ungefĂ€hr im Zentrum des Wohnbezirksâ, bemerkte die Kartanin. âIch sehe mir das an.ââBrauchst du UnterstĂŒtzung?ââWenn ich damit nicht fertig werde, Myles, dann hilft mir auch eine Hundertschaft nicht. Und Roboter sind zu unsensibel.
Ende.ââWarte!â rief der Wissenschaftler aus dem Orbit. âIch will, daĂ unsere Verbindung bestehen bleibt und alle MeĂ daten deines
SERUNS zeitgleich ĂŒbertragen werden.âDie aus der Distanz von wenigen Kilometern noch verhaltenen Hypersignale wurden deutlicher, je mehr Dao_LinHâay sich
dem vermeintlichen Ausgangspunkt nĂ€herte. Die Quelle konnte nur ein Ă€uĂerst schwacher Se nder sein, denn nach den Gesetzen ĂŒberAusbreitungsgeschwindigkeit und Verhalten von hyperfrequenten Wellen hĂ€tte der Empfang auch auf der im Orbit stehenden ENZA
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möglich sein mĂŒssen.Die Kartanin stieĂ auf hektisch kritzelnde Blues, aber noch keiner von i hnen hatte den Kreis gefunden.âIch glaube nichtâ, meldete Dao_Lin_Hâay âdaĂ sie jemals ihr Ziel finden werden. Es ist so ... seltsam ânicht greifbar.
Obwohl, der Kreis kann von einer Sekunde zur anderen dasein. So war es auch auf den anderen Welten ...ââWas ist mit der Einpeilung?â drĂ€ngte Kantor. âDu hast die ungefĂ€hre Position erreicht.ââHabe ich das? Ich weiĂ nicht. Nach meinen Anzeigen befinde ich mich immer noch gut einen Kilometer von der
vermeintlichen Quelle der Impulse entfernt.ââDein Standort ist exakt lokalisiert, er deckt sich mit der zuletzt ĂŒbermittelten Peilung, die von den Blues bestĂ€tigt wurde.ââDann hat der Sender sich bewegt.ââVielleicht. Kannst du besondere Feststellungen treffen?ââNichts, was dir nicht augenblicklich bekannt wĂ€reâ, erwiderte Dao_Lin_Hâay gereizt.âIch meine deine telepathischen FĂ€higkeiten. SpĂŒrst du die NĂ€he von etwas Fremdem?ââDas hĂ€tte ich dir gesagt, Myles.ââAlso nicht.ââNein. _Ich schlage jetzt die neue Richtung ein. Die Quelle könnte in dem halbkugelförmige n GebĂ€ude liegen ...â_ âIch habâs auf dem Schirm.âDie Signale, die dein SERUN ĂŒbermittelt, werden stĂ€rker.ââDas ist auch meine Feststellung. Falls die Peilung nicht wieder auswandert, noch sechshundert Meter, Myles.ââIch registriere ein weiteres Anwachs en. Das wird rhythmischer.âDao_Lin_Hâay stieĂ eine VerwĂŒnschung in ihrer Muttersprache aus, ein deutliches Anzeichen der inneren Anspannung, unter
der sie stand.âDu wirst es nicht glauben, Myles, aber die Quelle ist aus der Peilung verschwunden. Sieht so aus, als kĂ€men die Impulse
plötzlich von allen Seiten.ââAus dem Hyperraum.ââNein, Myles, ich habâs wieder!â Die Kartanin schrie die Feststellung schier hinaus. âEineinhalb Kilometer sĂŒdsĂŒdwest...âSie begann zu laufen, vergaĂ sogar den Gravopak ihres SE RUNS. Erst die lauter werdende Stimme des Wissenschaftlers lieĂ
sie wieder zur Besinnung kommen und innehalten.âIch dachte gerade ...â, Dao_Lin_Hâay rang hörbar nach Atem, âich dachte, ich schaffe es. Der Sender muĂ doch, zu finden
...ââHör auf damit! Bitte. Die Signale sind noch stĂ€rker geworden, als lade der Sender sich auf. Ich denke, daĂ wir sie bald auch
auf der ENZA empfangen können. Sie haben einen eigenen Rhythmus bekommen, das ist unverkennbar.âMyles Kantor ĂŒberspielte der Kartani n die syntronisch verstĂ€rkten Impulse. Sekundenlang glaubte sie vor allem ein starkes
Hintergrundrauschen zu hören, dann fiel ihr die GleichmĂ€Ăigkeit der Töne auf.âIch höre nur das Blut in meinen SchlĂ€fenâ, stöhnte sie. âTut mir leid, Myles, aber ich bin zu sehr abgelenkt.ââFĂ€llt es dir wirklich nicht auf?âDao_Lin_Hâay schwieg; bemĂŒhte sich, flacher zu atmen. Der Aktivator in ihrer Schulter hatte die körperliche Anstrengung
ohnehin schon ausgeglichen.Ein dumpfes Pochen klang der Kartanin entgegen. Ein P ochen, das sich regelmĂ€Ăig wiederholte. Immer wieder.
Unaufhörlich.âDas Schlagen eines Herzensâ, sagte sie. âIch habe keinen anderen Vergleich dafĂŒr.â Sie starrte in die Aufnahmeoptik ihres
Armbands. âGoeddas Herz? Aber Goedda ist tot.ââDas ist sie.ââMit was haben wir es zu tun, Myles?ââIch weiĂ es nicht, noch nicht. Aber du hast genug Material gesammelt, Dao_Lin. Komm zurĂŒck an Bord!ââWas sagen wir GorrĂŒ Yanzap?ââDaĂ wir alles unternehmen werden, um den Apasos auf Verdacht UnterstĂŒtzung zukommen zu l assen. Was wir gefunden
haben, ist kein ausreichender Beweis fĂŒr die Existenz eines Philosophen, aber wir mĂŒssen uns der Sache annehmen.âEin weiterer halber Standardtag verging, bis die ENZA sich aus dem Orbit löste und Kurs auf den Standort der
GILGAMESCH nahm.Die Signale hatten sich weiter verstĂ€rkt, ihr Ausgangspunkt war dennoch nicht besser zu lokalisieren als zuvor.âIch bestehe auf Hilfe fĂŒr Apas!â drĂ€ngte der Sachbearbeiter der Blues. âWenn nicht, werde ich dafĂŒr sorgen, daĂ die ganze
Eastside in Aufruhr gerĂ€t.âDas war eine unverhohlene Drohung. Und ein weiteres Feuer an der ZĂŒndschnur eines Sprengsatzes namens Galaktikum.âGorrĂŒ Yanzap hat Angstâ, folgerte Myles Kantor. âAllerdings wĂŒrde er das niemals eingestehen. Ich hoffe nur, daĂ er einen
kĂŒhlen Kopf behĂ€lt und wĂ€hrend unserer Abwesenheit nicht den halben Planeten in Schutt und Asche legt.â
10.Bericht Atlan
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Orsener und seine Posbis waren inzwischen zu uns gestoĂen. Im Laufe von eineinhalb Tagen hatten sie sich entlang derPeripherie der Anlage in unsere Richtung vorgearbeitet und waren durch einen aufgefangenen Rafferimpuls des Speicherkristalls aufunsere Position aufmerksam geworden.
Eigentlich sollte uns das eine Warnung sein. An Stelle der Posbis hÀtten ebensogut die KÀfer_Krieger oder R oboter derTolkander erscheinen und uns angreifen können.
Wie lange willst du das Schicksal noch herausfordern? warnte mein Extrasinn.Bis ich weiĂ, was ich erfahren wollte, antwortete ich.FĂŒhl dich nicht zu sicher!Immer_noch funktionierte das Abzapfen der Kommunikation ohne Zwischenfall. Die Auswertung erbrachte mehrere
Konferenzschaltungen der Chaeroder. Mit immer neuen Unterbrechungen, die vor allem von Befehlen an die Physander geprĂ€gtwaren, redeten sie ĂŒber fĂŒnfdimensionale Probleme. Ich war ĂŒberzeugt davon, daĂ Myles Kantor sich mit gröĂtem Eifer an dieAnalyse der Aufzeichnungen machen wĂŒrde, doch mir half das momentan nicht einen Schritt weiter.
Mitten im Satz brach Unkeer plötzlich ab. âEs geschieht!â rief e r gleich darauf aus. âIch bekomme soeben die Meldung, daĂwir Empfang haben ...â
Ein metallisch klirrendes GerÀusch schreckte mich auf. Die Warnung des Extrasinns fiel nahezu mit meiner Reaktionzusammen: Ich warf mich instinktiv zur Seite.
Wo ich eben noch gesessen hatte, prallte der eigentlich betÀubte Physander auf. Vier mit mechanischen Greifwerkzeugenausgestattete Arme dröhnten gegen den Stahl der Röhren, und zweifellos hÀtten sie mich schwer verletzt. Mein Befehl an den SERUN,die Schirmfelder auf keinen Fall zu aktivieren, galt noch immer.
Schon warf die KĂ€fer_Ameise sich herum, knickte auf den dĂŒnnen Hinterbeinen ein und setzte zum neuerlichen Sprung an.Jetzt war ich nicht mehr so leicht zu ĂŒberraschen. Ich konnte mir nur Gedanken darĂŒber machen, s eit wann der Physander die injizierteNarkose ĂŒberwunden hatteâmöglicherweise hatte sein Metabolismus sich lĂ€ngst angepaĂt.
Auch die Posbis machten von ihren Waffen keinen Gebrauch, zwei meiner Roboter handelten jedenfalls schnell genug undversperrten dem Angreifer den Weg.
Der Physander prallte mit voller Wucht gegen Torrus, einen tonnenförmigen Posbi mit zwei ArmkrĂ€nzen und krĂ€ftigenSĂ€ulenbeinen. Ein hĂ€Ăliches, knirschendes GerĂ€usch hallte durch unser Versteck, als die Werkzeuge die HĂŒlle des PosbismaltrĂ€tierten. Aber nicht davon stammte das Knirschen, sondern vom splitternden Chitinpanzer des Angreifers.
Und mittlerweile war auch der zweite syntronisch_biologische Roboter heran und schlang einen ausfahrbaren Tentakel umden KĂ€fer.
Ein dumpfes Knacken war alles, dann lieĂen die Posbis den plötzlich schlaffen Körper zu Boden sinken.Mein erster Blick galt den Anzeigen des SERUNS. Zumindest auf den uns bekannten Frequenzen hatte der Physander keinen
Notruf abgesetzt. Trotzdem galt es, ab sofort noch besser auf der Hut zu sein.Ich machte den Posbis keine VorwĂŒrfe, daĂ sie den Physander kompromiĂlos getötet hatten. Wir hĂ€tten noch viel mehr von
dieser Brut umbringen sollen. Sobald ich daran dachte, welch unsĂ€gliches Leid sie ĂŒber die MilchstraĂe gebracht hat ten, geriet meinBlut ins Kochen. Alles in mir schrie nach Vergeltung, wollte mich dazu bringen, Rache zu nehmen. Immer öfter ertappte ich mich beidem Gedanken an eine Armada von Kugelraumern, die aus allen GeschĂŒtzen feuernd die Tolkanderheere und ihre W elten mitvernichtenden Transformsalven belegten. Aber das war leider nur ein Tagtraum, der sich nicht verwirklichen lieĂ âdavon abgesehen,daĂ die TĂŒnche der Zivilisation mich immer noch daran hinderte, ins Barbarentum zurĂŒckzufallen.
Viele denken so. Sie töten in Gedanken, und das ist die einzige Hoffnung, die ihnen bleibt.Wie lange noch, bis die Tolkander uns aufspĂŒrten?âWir mĂŒssen uns zurĂŒckziehenâ, sagte Orsener.Ich schĂŒttelte den Kopf. âSpĂ€terâ, sagte ich nur ausweichend. Vielle icht brauchte ich noch ein paar Daten. Irgendwie hatte
ich das GefĂŒhl, daĂ ich kurz vor der Wahrheit stand. Unkeers plötzliches Schweigen in der Aufzeichnung und sein folgender Ausrufschienen bedeutungsvoll gewesen zu sein.
âMit der Wiedergabe der Aufzeic hnung erneut beginnenâ, forderte ich den Servo auf. âBeginn drei Sekunden vor demAbbruch.â
Ein triumphierender Ton lag in Unkeers Stimme. Vorhin hatte ich diese feine Nuance ĂŒberhört, aber jetzt achtete ich darauf.âEs geschieht. Ich bekomme eben die Meld ung, daĂ wir Empfang habenâdie hyperenergetische Natur der eintreffenden
Impulse ist eindeutig.âSie redeten durcheinander. Ich kannte die Chaeroder nicht, die Unkeer aufforderten, sie den Ibn der Hoffnung hören zu
lassen, aber sie waren irgendwo weit entf ernt stationiert, auf anderen Tolk_Welten und auf Gliederschiffen.Ein dumpfes, rhythmisches Pochen erklang. Weder bedrohlich noch besonders imposant.âDie Signale werden stĂ€rker und bestĂ€ndigerâ, verkĂŒndete Unkeer. âEs ist gut zu wissen, daĂ wir nicht meh r allein sind.ââAuf diesen Lebenszeichenâ, sagte ein anderer Chaeroder; âruht unsere ganze Hoffnung auf den Fortbestand.ââSind sie bereits in genĂŒgender Anzahl vorhanden?ââIch weiĂ es nichtâ, antwortete Unkeer. âAber die Signale treffen von verschiedene n Positionen ein, die ĂŒber die gesamte
Galaxis verstreut sind. Unsere Hoffnung hat sich erfĂŒllt, Goeddas Tod war nicht das Ende.â
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Die Impulse sind wie das Schlagen eines Herzens ...... aber auch wie SphÀrenklÀnge. Der Eindruck, daà in diesen Hyperimpulsen das kosmische Hintergrundrauschen
konserviert, verstĂ€rkt und auĂerdem verzerrt wurde, lieĂ mich nicht mehr los. Ich ertappte mich dabei, daĂ ich in Gedanken begierigauf den nĂ€chsten Herzschlag wartete.
Was war es, was ich da hörte? Der Herzschlag einer n euen Mutter? Gab es in Tolkandir oder in Suuvar weitere Monstren wieGoedda, die nach ihrem genetischen Kode gezĂŒchtet worden waren?
âWir sind entdeckt!â rief Murgor, der Posbi mit dem Aussehen eines kleinen Marschiere_Viels. âDie Tolkander haben denSpeicherkristall geortet.â
Im Schutz der Deflektorfelder zogen wir uns zurĂŒck. Nicht einen Moment lang zweifelte ich daran, daĂ die Tolkander ausdem Vektor des programmierten Richtstrahlsenders auf unsere ungefĂ€hre Position schlieĂen w ĂŒrden. Nun galt es fĂŒr uns, zum BeibootzurĂŒckzukehren und zu starten, bevor ein Kordon aus Igelschiffen die Flucht vereitelte.
Wir kamen nicht weit. Unvermittelt schlug uns schweres Strahlenfeuer entgegen; die Invasoren besaĂen also Möglichkeiten,unsere Deflektorfelder zu neutralisieren. Unter den UmstĂ€nden brauchte wir uns nicht lĂ€nger zu beschrĂ€nken.
âAlle Funktionen wieder verfĂŒgbar!â rief ich, fĂŒr den Pikosyn bestimmt. Keine Sekunde zu frĂŒh, denn die Treffer ausmehreren schweren Strahlwaffen, die mic h von den FĂŒĂen rissen und meterweit zurĂŒckschleuderten, hĂ€tten mich ohne dieParatronstaffel in Gedankenschnelle verglĂŒht.
Gazkar, Alazar und Neezer hatten uns umzingelt, und sie griffen an, ohne auf die eigenen Krieger RĂŒcksicht zu nehmen. Ichsah Gazkar fallen, die von den Thermostrahlen nachfolgender KĂ€mpfer in den RĂŒcken getroffen worden waren.
âEs sind zu viele, Atlanâ, meldete Orsener. âMeine Berechnungen ergeben, daĂ sie versuchen, uns in eine bestimmteRichtung zu drĂ€ngen.â
âWir mĂŒssen durchbrechen.âEs gab nur einen Weg, der mir auf Anhieb erfolgversprechend erschien. Ich konnte Orsener sehen, und er erkannte, daĂ ich in
die Höhe blickte.âWir halten die Tolkander auf und lenken sie ab. Zieh dich zurĂŒck, Atlan âund viel GlĂŒck!âIch wollte protestieren, doch der Widerspruch blieb mir im Hals stecken. Von allen Seiten kamen die Angreifer; die Gazkar
kletterten ĂŒber Rohrleitungen und Fertigungsanlagen hinweg, eine blau schillernde Flut, deren Drohung deutlich zu spĂŒren war.Erneut geriet ich unter schweren BeschuĂ, mein Flugaggregat versagte, weil alle verfĂŒgbare Energie fĂŒr die Paratronstaffel
benötigt wurde. Die Wucht des Angriffs ĂŒberraschte mich. Die Tolkander scheuten sich nicht, ihre eigene Produktionshalle in Schuttund Asche zu legen.
Warnanzeige im Helmdisplay. Der Zusammenbruch meines Schirmfelds stand kurz bevor.âAntigrav aus!âIch wurde herumgewirbelt wie ein welkes Blatt im Herbststurm, konnte selbst herzlich wenig erkennen. Nur die
Einspiegelung der Ortungsdaten verriet mir, was ringsum ges chah.Zwei Posbis rasten neben mir in die Höhe, schirmten mich mit ihren Körpern ab.Schirmfeldbelastung nur noch bei vierzig Prozent.Ohne zu zögern, aktivierte ich das Triebwerk, das mich in die Höhe katapultierte.âSteuerung ĂŒbernehmen!âBevor mich der Aufprall auf die Deckenkonstruktion verletzte, wechselte die Schubrichtung. Die Automatik des SERUNS
riĂ mich in eine horizontale Flugrichtung und brachte mich aus der Zone des heftigsten Beschusses. Hinter mir verglĂŒhten die beidenPosbis in einer vernichtenden Explosion, die zugleich das rasche Vordringen der Angreifer ins Stocken brachte.
Neezer folgten mir, auch mehrere Gazkar. Ich verzichtete auf eine automatische Steuerung und verlieà mich diesmal in jederHinsicht auf den Pikosyn, dessen Flugmanöver ich niemals hÀtte nachvollziehen können. Nur fiel es mir kaum leichter als meinenVerfolgern, wÀhrend der abrupten Kurswechsel auch nur einen gezielten Schuà anzubringen.
Die Einblendung auf dem Helmdisplay wechselte, zeigte unvermutet den Aufrià der Decke nkonstruktion in weniger alshundert Metern Distanz. Ein Symbolkreis verlangte von mir, daà ich das Feuer auf einen bestimmten Bereich der Konstruktioneröffnete. Dort gab es offenbar nur eine schwache Abdeckung.
Mehrmals hintereinander löste ich den auf I mpulsmodus geschalteten Kombistrahler aus und raste Sekundenbruchteile spĂ€termitten hinein in das wabernde Chaos aus Glut und TrĂŒmmern, das von der ins Vakuum expandierenden AtmosphĂ€re explosionsartignach auĂen gewirbelt wurde. Ich war hindurch, bevor ic h es ĂŒberhaupt richtig registrierte.
Mit Höchstwerten raste ich ĂŒber die ausgedehnte Anlage hinweg.Ortungspunkte im Display. Elf Posbis hatten es geschafft, der Hölle zu entrinnen, und glitten in unterschiedliche Richtungen
davon. Nach ihnen erschienen die ersten Gazkar in der Einblendung.Der Pikosyn suchte die bestmögliche Flugbahn. Das GebĂ€ude blieb hinter mir zurĂŒck, dicht ĂŒber dem aufgewĂŒhlten Boden
ging der halsbrecherische Flug in nördliche Richtung.Die Distanz zum Beiboot wurde bereits angezeigt.Ich gab den Impuls zum Ăffnen der Schleuse. Noch funktionierte die Tarnung, aber sie wĂŒrde in wenigen Augenblicken
ĂŒberflĂŒssig sein.Stand der kompromiĂlose Angriff der Tolkander im Zusammenhang mit dem, was ich ĂŒber die hyperenergetischen Impulse
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erfahren hatte? Wollten die Chaeroder verhindern, daĂ wir das Wissen ĂŒber die neu entstehende Gefahr fĂŒr die Galaxis weitergaben?Hinter der letzten HĂŒgelkette konnte ich das Fragmentbeiboot erkennen. Es stand unberĂŒhrt an seinem Landeplatz, war aber
zweifellos fĂŒr meine Verfolger inzwischen ebenfalls sichtbar.Zwei Ortungsreflexe nĂ€herten sich mit wahnsinniger Geschwindigkeit von Westen. Ich atmete auf, als ich erkannte, daĂ es
sich um Posbis handelte. Sie gingen vor mir an Bord, aktivierten die Waffen und das Tri ebwerk fĂŒr den Notstart.Ein ThermoschuĂ verfehlte mich um wenige Meter und riĂ eine groĂe LĂŒcke in die Reihe der Verfolger. Sekunden spĂ€ter war
ich unten und schwebte in die Schleuse.âWir starten!â meldete ein Posbi ĂŒber Funk.âWarte noch auf die anderen!ââDann schaffen wir den Durchbruch nicht mehr. Mehrere Igelschiffe befinden sich im Anflug.âDiesmal standen uns keine LFT_Einheiten mit einem Ablenkungsmanöver zur Seite, wir waren auf uns allein angewiesen.Hinter mir schwebte der MarschiereViel_Posbi in die Schleusenkammer. Unmittelbar nach ihm noch ein vierter.Das Beiboot hob ab. Mit wahnwitziger Beschleunigung, die von keiner LufthĂŒlle gebremst wurde, raste das 22Meter_Schiff
den Sternen entgegen.Ich erreichte die Zentrale, als die Igelschiffe soeb en hinter dem Rund des Planeten erschienen. Mit wenigen Handgriffen
ĂŒberspielte ich die Speicherdaten meines SERUNS und damit alles, was wir auf Tolk_7 in Erfahrung gebracht hatten, in den Pufferder Hyperfunkanlage.
Die Igelschiffe eröffneten das Feuer, waren aber noch zu weit entfernt fĂŒr Wirkungstreffer. Zudem flog Orsener gewagteAusweichmanöver. Weitere Schiffe verlieĂen ihre bisherigen Positionen im System und schwenkten auf unseren Kursvektor ein.
Unser waghalsiges Beschleunigungsmanöver wĂŒrde ausgeb rannte Konverter und verglĂŒhte Triebwerke hinterlassen, dessenwar ich mir sicher. Dutzende von Kontrollen signalisierten mit ihrem Blinken das Ăberschreiten der letzten Toleranzgrenze.
Immer noch waren die Schirmfelder desaktiviert, alle verfĂŒgbare Energi e floĂ in den Antrieb.Der erste Treffer erfolgte mittschiffs und riĂ den Rumpf bis zum Heck auf. Bis ich ĂŒberhaupt registrierte, daĂ wir schwer
getroffen worden waren, befand das Beiboot sich bereits etliche zehntausend Kilometer entfernt.Der zweite Treffer durchschlug die im Aufbau befindlichen Schirmfelder und zerstörte die Projektoren. Schutzlos rasten wir
der Phalanx der Igelschiffe entgegen.Das Fragmentbeiboot wechselte in den Hyperraum ĂŒber, als die Angreifer das Wirkungsfeuer eröffneten.
*
Wir hatten es geschafft, hatten mit dem halbwracken Beiboot ohne Ausfall die Position der GILGAMESCH erreicht undwaren von den Traktorstrahlen in einen fĂŒr NotfĂ€lle reservierten Hangar gezogen worden.
WĂ€hrend Orsener und die drei anderen Posbis via Transmitter an Bord der BOX3187 zurĂŒckkehrten und die schwereAufgabe erfĂŒllten, den Matten_Willys der getöteten Posbis das Ende ihrer SchĂŒtzlinge schonend beizubringen, ĂŒbergab ich meineAufzeichnungen der mysteriösen Herztöne an Myles Kantor, um sie von ihm und sei nen Wissenschaftlern untersuchen zu lassen.Vielleicht war es ihnen möglich, die Quelle der Hyperimpulse ausfindig zu machen. Dann wĂŒrde ich nicht zögern, die Vernichtungdes betreffenden Objekts zu befehlen âwir wĂŒrden mit allem zuschlagen mĂŒssen, was wir aufzubieten hatten.
âSignale?â fragte Myles nur. âHerztöne?âFahrig strich er sich die HaarstrĂ€hne aus der Stirn, die ihn hartnĂ€ckig belĂ€stigte.âDu weiĂt noch nicht, daĂ wir mit der ENZA einen kleinen Abstecher gemacht habenâ, fuhr er fort. âNur mal schne ll in die
Eastside, nach Apas. Und dort haben wir genau dieselben Signale aufgezeichnet ânoch dazu direkt an ihrem Ursprung.âSprachâs, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand mit meinen Daten wie mit einer JagdtrophĂ€e, um die
Aufzeichnungen einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen.WĂ€hrend er das tat, empfingen wir auf der GILGAMESCH nur mit kurzem zeitlichen Abstand Notrufe von mehreren Welten.
Einhellig wurde behauptet, daĂ auf diesen Planeten der Kritzelwahn ausgebrochen sei.Weder Dao_Lin_Hâay noch Homer G. Adams oder ich hatten AnlaĂ, daran zu zweifeln.Hilferufe kamen von Arkon ... von Gatas ...aus dem Akon_System ... von Nosmo und anderen. Welten also, die sich nicht in
einem Spiralarm konzentrierten, sondern die ĂŒber das gesamte Gebiet de r MilchstraĂe verteilt ihre Bahn zogen.Wie lange noch? Ich dachte an den Traumtod. Der Blick in eine entsetzliche Zukunft, den ich getan hatte, drohte plötzlich
wieder RealitÀt zu werden..Wir standen abermals da, wo wir vor Monaten begonnen hatten. Wir s tanden wieder ganz am Anfang.
Epilog
âWir werden eine Kleine Mutter erschaffen und sie zu einer GroĂen machen.â Das sagten die Philosophen Dreur undJenseitsdreur.
Und Jack und Jenseitsjack sagten es.
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Auch Icci_Ecc und Jenseits_Icci_Ecc sagten diese Wor te.Insgesamt zweiundfĂŒnfzigmal wurden sie gesagt: âWir werden dich erschaffen, Kleine Mutter. Und dich behĂŒten und wieder
groĂ machen, Kleine Mutter.â
ENDE
Die Bewohner der MilchstraĂe hatten gehofft, nach der Zerstörung der Traumblase sei auch die Gefa hr durch die Tolkanderund Goedda âerledigtâ. Wie tragisch dieser Irrtum ist, erkennen sie nur ganz langsam âals nĂ€mlich ĂŒberall in der Galaxis einzelneWelten im Banne des KritzelphĂ€nomens gefangen sind.
Die weiteren Geschehnisse in der Menschheitsgalaxis schildert Robert Feldhoff im PERRY RHODAN_Roman der nÀchstenWoche, der unter folgendem Titel auf den Markt kommt:
DER TRAUMTĂNZER