Bruder Franziskus (45) über seine Anfänge in der Ordensgemeinschaft, seine durchlaufenen
Arbeitsbereiche und über das Wesen der Alexianerbrüder.
„Meine Brüder haben mich ertragen und getragen – das empfinde ich als großes Geschenk.“
Mein Name ist Br. Franziskus und ich bin 45 Jahre alt. 1980 trat ich im Alter von 17 Jahren in die
Kongregation der Alexianerbrüder ins Neusser Kloster ein. Was mich damals tief beeindruckt und
angezogen hat und es immer noch tut, war und ist die Hilfsbereitschaft, Güte und Liebe der Brüder
den Armen, Kranken, Alten, Behinderten und von der Gesellschaft Verachteten gegenüber.
Ich kann sicher sagen, dass das gute Beispiel dieser
Männer, welches ich im Kloster antraf, mich nicht
zögern ließ, den gleichen Weg – zunächst einmal we
nigstens zu versuchen – und es mit ihnen zu wagen.
Sicher, es war gerade am Anfang nicht immer leicht;
für jemanden wie mich, der vorher noch nie mit psy
chisch kranken oder behinderten Menschen zu tun
hatte. Aber man war geduldig und behutsam mit mir,
und ich durfte lernen, brauchte nicht schon perfekt
zu sein. Meine Brüder hatten immer viel Verständnis
für mich, sie haben mich ertragen und getragen, und
das empfand und empfinde ich als ein sehr großes
Geschenk – bis heute.
Nach meinem Eintritt habe ich auf verschiedenen ge
schlossenen Stationen eines psychiatrischen Kranken
hauses gearbeitet; dann absolvierte ich eine kaufm.
Ausbildung. Nach der Ablegung der zeitlichen Gelüb
de übernahm ich die Heimleitung in einem Alten und
Pflegeheim in Siegburg und arbeitete dort acht Jahre.
Danach ging ich wieder in das Neusser Kloster, grün
dete dort eine Armenküche, in welcher wir Brüder
jeden Tag Essen und Kleidung an obdachlose und be
dürftige Menschen ausgeben. Neben dieser Tätigkeit
war ich als Provinzrat tätig und begann dann noch
mit dem Studium der Theologie. Im Jahr 2001 wurde
ich zum Diakon geweiht – und seit dieser Zeit arbeite
ich als Seelsorger in einem großen Pfarrverband im
Erftkreis. Ich habe hier auch wieder viel Kontakt mit
Menschen; von der „Wiege bis zur Bahre“ darf ich sie
begleiten. Diese Arbeit erfüllt mich mit großer Freude
– und ich bin dankbar, dass ich sie tun darf.
Fast dreißig Jahre bin ich jetzt dabei. Und während
ich dies hier schreibe, ziehen die Gesichter vieler,
längst verstorbener oder auch noch lebender, älterer
Mitbrüder an mir vorbei. Die meisten von ihnen sind
nie Männer der großen Worte gewesen: Aber ihre
abgearbeiteten Hände, ihre gütigen Gesichter und
sicher auch ihre kaputten Knochen sind ein Zeugnis
der Liebe und Güte Gottes – und für mich wertvoller
als alle Bücher, die ich in meinem Leben gelesen habe.
Viele haben schon ihr Ziel erreicht; andere stehen
kurz davor, weil sie alles, was sie hatten, zum Wohl
der anderen einsetzten – mit jeder Faser ihres Lebens.
Einer von ihnen darf ich sein, trotz meiner Fehler und
Schwächen, und ich bin glücklich darüber.
1