Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Innovative Sozialarbeit e.V.
Verein für soziale Dienstleistungen
Bericht
01.01.2001 – 30.06.2002
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort .................................................................................................................................. 3
Innovative Sozialarbeit e.V. ................................................................................................... 4
Von „AGL“ zu „iSo“.......................................................................................................... 5
Zukünftige Projekte............................................................................................................ 6
MitarbeiterInnen des Vereins ............................................................................................. 9
project X............................................................................................................................... 12
Entwicklung von project X .............................................................................................. 14
Gruppe Neunkirchen am Brand........................................................................................ 14
Gruppe Ebermannstadt..................................................................................................... 15
Aktionshitliste die Erste - die fünf beliebtesten Aktionen ............................................... 16
Gruppe Strullendorf.......................................................................................................... 16
Teilnehmer von project X kommen zu Wort ... ............................................................... 18
Gruppe Forchheim............................................................................................................ 19
Gruppe Zapfendorf ........................................................................................................... 20
Aktionshitliste die zweite - die fünf ausgefallensten Aktionen........................................21
Gruppe Hallstadt .............................................................................................................. 22
Soziale Gruppenarbeit im städtischen Milieu .................................................................. 22
Kooperationsprojekt JAM.................................................................................................... 24
Was ist das Besondere an der Jugendarbeit von JAM?....................................................25
Präventive Jugendarbeit ................................................................................................... 26
Verzeichnis gemeindlicher JugendarbeiterInnen ............................................................. 28
JAM – Erste Erfahrungsberichte ...................................................................................... 29
Praxisbeispiel – Die Entstehung und Premiere des SPACE CLUBS............................... 32
Kurzinfos.............................................................................................................................. 34
Kooperationspartner ............................................................................................................. 35
Zeitungsartikel...................................................................................................................... 36
Kontakt ................................................................................................................................. 39
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Vorwort
Wir haben einen neuen Namen ……
Aus „Aktion Gesundes Leben e.V.“ wird „ Innovative Sozialarbeit e.V.“
Der Weg von „Aktion Gesundes Leben e.V.“ zu „Innovative Sozialarbeit e.V.“ ist sehr ab-
wechslungsreich und interessant gewesen. Ebenso wie die Gesellschaft sich, in diesen 17 Jah-
ren unserer Vereinsgeschichte, verändert hat, ist auch das Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit ei-
ner ständigen Fortentwicklung unterworfen. Der Weg durch diese Jahre, von den ersten
Selbsthilfetagen in den 80er Jahren über Präventionstage und Sinnenfeld, nur um einige der
Stationen zu nennen, ist auch mit einigen Richtungswechseln versehen und ist unterschiedlich
breit. Manchmal hatte dieser Weg nur die Breite eines Pfades. Momentan, so habe ich den
Eindruck, biegen wir gerade auf die Autobahn der Jugendhilfe ein. Das Wort „innovativ“ be-
schreibt somit sicherlich treffend eine wesentliche Eigenschaft unserer Gemeinschaft.
Der vorliegende Bericht stellt eine momentane Arbeits- und Leistungsbeschreibung des Ver-
eins dar. Mit „project X“ hat die engagierte junge Truppe unserer MitarbeiterInnen eine zu-
kunftsweisende Arbeitsform der sozialen Gruppenarbeit etabliert. Die Erkenntnisse dieser
Arbeit sind für die beteiligten Jugendämter von Nutzen und kommen so den Jugendlichen und
ihren Familien wieder zu Gute. Das Kooperationsprojekt „JAM“ ist Neuland im Bereich der
Jugendarbeit und wird seit Jahresbeginn erfolgreich in fünf Gemeinden im Landkreis Bam-
berg umgesetzt. Das sich gerade in Planung befindende Projekt „Famos“ (Familienorientierte
Sozialarbeit) soll, durch die Einzelarbeit mit Familiensystemen, die Leistungspalette vervoll-
ständigen.
Mit den drei genannten Projekten wollte ich unseren Grundsatz in der Sozialen Arbeit hervor-
heben, wonach der Mensch selbst zur Regelung seiner Bedürfnisse fähig ist und wir als pro-
fessionelle Helfer ihm die Möglichkeiten dazu bieten sollen.
Mein Dank gilt allen Personen, Sponsoren, Behörden und Einrichtungen die uns auf dem bis-
herigen Weg begleitet und unterstützt haben. Den Beschäftigten und ehrenamtlichen Helfern
gilt mein besonderer Dank für ihre geleistete Arbeit.
Ich wünsche ihnen viel Freude beim Lesen.
Hans-Heinrich Köhlerschmidt
1. Vorsitzender
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Innovative Sozialarbeit e.V.
Der Verein Aktion Gesundes Leben e.V.
wurde 1985 von MitarbeiterInnen des Ge-
sundheitsamtes gegründet. Primäres Ziel
war die Förderung des aktiven Gesund-
heitsbewusstseins und -verhaltens. Eine
wichtige Grundlage hierfür bildete die prä-
ventive Ausrichtung der Vereinsaktivitä-
ten. Mittlerweile haben sich die Arbeitsbe-
reiche geändert, elementare Grundhaltun-
gen, wie z.B. die Prävention, sind jedoch
erhalten geblieben. Folgende Projekte
wurden u.a. vom Verein durchgeführt:
Sinnenfeld, Veröffentlichung des 1. Psy-
chosozialen Beratungsführers, Präventions-
tage, Selbsthilfetage usw.
Nach einer intensiven Periode in den ersten
Jahren der Vereinsgeschichte und einer
eher ruhigeren mittleren Phase, haben sich
in den letzten Jahren die Vereinstätigkeiten
wieder ausgeweitet. Mit dem Start der Ju-
gendhilfemaßnahme „project X“ 1998 be-
gann eine neue Phase der Vereinsentwick-
lung. Es wurden erstmalig länger andau-
ernde soziale Dienstleistungen im Verein
durchgeführt. Aufgrund der Zunahme der
Vereinsaktivitäten richtete der Verein An-
fang letzten Jahres eine Geschäftsstelle ein.
Anfang diesen Jahres wurde ein weiterer
großer Schritt unternommen. Im Rahmen
des Kooperationsprojektes JAM (Jugend-
arbeitsmodell) wurden festangestellte Mit-
arbeiterInnen beschäftigt.
Der Verein besteht aktuell aus 15 Mitglie-
dern. Alle sind sozialpädagogische Fach-
kräfte. Der Großteil ist in den Bereichen
Jugend- und Gesundheitshilfe tätig. Dem-
nach sind trotz der geringen Größe des
Vereins, oder vielleicht gerade deswegen,
fachliche Diskussionen und Entwicklungen
sehr gut möglich. Es ist infolgedessen eine
grundlegende Idee erhalten geblieben, die
schon ein wichtiger Grund der Vereins-
gründung war:
Die Möglichkeit, im Rahmen eines Vereins,
Ideen für soziale Projekte umzusetzen,
welche aufgrund der eigenen Praxiserfah-
rung bzw. für das eigene Tätigkeitsfeld
sinnvoll erscheinen.
Bild 1: Filmabend von JAM
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Von „AGL“ zu „iSo“
Schon seit längerem bestand im Verein die
Idee, den Vereinsnamen durch eine pas-
sendere Bezeichnung zu ersetzen. Ebenso
sollte auch die Vereinssatzung deutlicher
an den Vereinstätigkeiten ausgerichtet
werden. In mehreren Treffen wurde eine
neue Satzung ausgearbeitet sowie ein neuer
Name gewählt. Damit hoffen wir natürlich
zukünftig Irritationen aufgrund der Diskre-
panz zwischen Vereinsnamen und Vereins-
tätigkeit zu verringern sowie Verwechs-
lungen mit Sekten zu vermeiden☺.
Im Ausarbeitungsprozess wurde schon
frühzeitig entschieden, dass im Unter-
schied zur alten Satzung die Neue nicht ein
Arbeitsfeld (z.B. wie bisher Gesundheits-
prävention) vorgeben sollte. Stattdessen
wurde vereinbart, die Satzung an einer für
uns relevanten sozialpädagogischen He-
rangehensweise zu orientieren. Die Ver-
einsbeschreibung besteht nicht darin, was
der Verein wo macht, sondern in welcher
Form er aktiv werden will, also im Tätig-
keitsprofil. Es ist somit denkbar, dass er in
unterschiedlichen Bereichen Projekte
durchführt. Zentral für das jeweilige Enga-
gement ist jedoch die Berücksichtung der
grundlegenden Arbeitsprinzipien. Wir hof-
fen damit der Dynamik unseres Vereins
mehr entgegen zu kommen, ohne damit
„konturlos“ zu werden.
Der Vereinszweck ist folgendermaßen be-
schrieben: „Zweck des Vereins ist es inno-
vative und zeitgemäße Formen der Sozia-
len Arbeit zu entwickeln und dementspre-
chende Angebote durchzuführen. Sozial-
pädagogisches Handeln als Dienstleistung
für den Menschen gilt als elementares
Leitbild der Vereinstätigkeit. Der Verein
bezweckt die Profession Soziale Arbeit
weiterzuentwickeln, um dadurch angemes-
sene Unterstützungsangebote für den/die
Menschen zu schaffen. Die jeweiligen Hil-
fe- und Unterstützungsformen werden da-
her sowohl in einem theoretischen Kontext
eingebettet als auch ethisch und normativ
begründet.“ Eine weitere Grundlage für die
Vereinstätigkeit stellt eine Vereinskonzep-
tion dar, welche aktuell erarbeitet wird.
Durch den Begriff „innovativ“ in der Ver-
einsbezeichnung soll es zu einem Brücken-
schlag zwischen vergangenen und jetzigen
Tätigkeiten kommen. So hat sich der Ver-
ein schon immer dadurch ausgezeichnet,
dass er vor allem neuen Wegen in seinem
Wirken offen stand. Dies kann als ein ele-
mentares Prinzip seit der Gründung beo-
bachtet werden.
Wir hoffen natürlich, dass der Name hält
was er verspricht und auf eine weiterhin
andauernde positive Entwicklung von
Innovative Sozialarbeit e.V. (iSo)
Verein für soziale Dienstleistungen
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0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
III I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV
1998 1999 2000 2001 2002
Abbildung 1: Entwicklung Sozialpädagogischer Fachstunden bei iSo e.V.
Zukünftige Projekte
Neben den bisherigen Tätigkeitsbereichen
ergeben sich noch weitere Praxisfelder, bei
denen wir uns gern engagieren würden.
Daher formierten sich verschiedene Kon-
zeptgruppen zu unterschiedlichen Tätig-
keitsfeldern, um hierfür zeitgemäße Ansät-
ze sozialpädagogischen Handelns zu ent-
wickeln. Ausgangspunkt sind häufig Ideen
von Vereinsmitgliedern, welche in diesen
Praxisfeldern tätig sind. Die Konzeptgrup-
pen bestehen aus Vereinsmitgliedern und
interessierten SozialpädagogInnen, welche
Bereitschaft zeigen, sich ehrenamtlich für
ihre Ideen zu engagieren.
Eine Konzeptgruppe bildete sich, um für
den Bereich Erziehungshilfe neue Ansätze
zu entwickeln. Ziel dieser Gruppe ist es
flexible Formen der Einzelfallhilfe für Ju-
gendliche und Familien anzubieten, welche
sich von den bisherigen Angeboten unter-
scheiden. Ausgangspunkt war die Überle-
gung bedarfsorientierte Ergänzungen für
das Erziehungshilfeinstrumentarium aus-
zuarbeiten (momentaner Arbeitstitel: FA-
MOS - familienorientierte Sozialarbeit).
Unseres Erachtens erscheint es sinnvoll mit
Hilfe einer ausdifferenzierten und flexiblen
Jugendhilfe den Jugendamtsmitarbeitern,
als Initiatoren von Hilfen für die Familien,
die Möglichkeit zu geben, die jeweils auf
die Familie zugeschnittene Unterstützungs-
form wählen zu können.
Die Konzeptgruppe besteht komplett aus
Personen, welche in der Jugendhilfe in
verschiedenen Bereichen tätig sind. Einige
Mitglieder durchlaufen momentan eine
Zusatzausbildung zur systemischen Fami-
lienberatung/-therapie bzw. haben diese
bereits absolviert. Am Anfang des Prozes-
ses stand eine Bedarfsabfrage bei Jugen-
damtsmitarbeiterInnen. Aus mehreren Ju-
gendämtern wurden MitarbeiterInnen in-
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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terviewt, um zu ermitteln wie ein sinnvol-
les ergänzendes Angebot der ambulanten
Erziehungshilfe gestaltet sein sollte. Im
Anschluss an dieser Bedarfsermittlung
arbeiten wir nun ein Konzept aus. Trotz
der Flexibilität soll mit Hilfe der Kategori-
sierung von Produkten Überschaubarkeit
und zielgerichtetes Arbeit gewährleistet
werden. Wir hoffen im Herbst den Prozess
beendet zu haben, um dieses Angebot dann
den Allgemeinen Sozialen Diensten ver-
schiedener Jugendämter vorstellen zu kön-
nen.
Eine weitere Konzeptgruppe engagiert sich
schon seit längerer Zeit für das komplexe
Themengebiet „Gruppenarbeit mit Eltern“.
Neben der Möglichkeit mit Kindern und
Jugendlichen zu arbeiten, erscheint es in
der Jugendhilfe durchaus angemessen auch
Eltern als Adressaten von Jugendhilfe zu
verstehen. Unsere Erfahrungen in der
Gruppenarbeit zeigen, dass es sich hierbei
um ein sehr gutes Medium handelt, Verhal-
tensänderungen zu erzeugen. Daher verfol-
gen wir das Ziel, ein Gruppenangebot für
Eltern zu initiieren. Für die Konzeptent-
wicklung sind natürlich eine Vielzahl von
Fragen verbunden, wie "Für welche Eltern
bietet man die Gruppe an?", "Wie gestaltet
man die Gruppenarbeit?", "Mit welchen
anderen Trägern arbeitet man zusammen?"
usw. Da das Konzept momentan noch ent-
wickelt wird und das Ende noch nicht ab-
sehbar ist, fällt es uns schwer auf die Fra-
gen schon Antworten zu geben. Wir hoffen
jedoch, dass wir die Planungs- und Kon-
zeptionalisierungsprozesse zu Beginn des
nächsten Jahres abschließen und eine Pi-
lotgruppe ins Leben rufen können.
Neben diesen Bereichen der Konzeptent-
wicklung für konkrete Praxisfelder wurde,
in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hose-
mann des Fachbereiches Soziale Arbeit der
Otto-Friedrich-Universität, ein Arbeitskreis
zur systemischen Sozialarbeit initiiert.
Monatliche Treffen sollen zur Theorie- und
Praxisentwicklung der Sozialen Arbeit
beigetragen. Neben dem Austausch in der
Gruppe, und der damit verbundenen ge-
genseitigen Befruchtung von Theorie und
Praxis, werden ebenso Veröffentlichungen
zu aktuellen disziplinären Debatten ange-
strebt.
Bild 2: Die gemeindeübergreifenden Fahrten von JAM waren bisher immer ein großer Erfolg.
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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iSo e.V.iSo e.V.
project Xproject X JAMJAM FamosFamos
LeistungsbereicheLeistungsbereicheEinsatzbereicheEinsatzbereiche
Gemeindliche
Jugendarbeit
Gemeindliche
JugendarbeitPräventive
Jugendarbeit
Präventive
Jugendarbeit ClearingClearing
Aufsuchende Familienberatung
Aufsuchende Familienberatung
Flexible EinzelfallhilfeFlexible Einzelfallhilfe
GruppenstundenGruppenstunden
AktionenAktionen
EinzelunterstützungEinzelunterstützung
SozialräumlicheArbeit
SozialräumlicheArbeit
GruppenclearingGruppenclearing
Individuelle Bedarfslagen
Individuelle Bedarfslagen
Gruppenspezifische Bedarfslagen
Gruppenspezifische Bedarfslagen
Sozialräumliche Bedarfslagen
Sozialräumliche Bedarfslagen
Planen und koordinieren
Planen und koordinieren
Initiieren und durchführen
Initiieren und durchführen
Unterstützen von Ehrenamtlichen
Unterstützen von Ehrenamtlichen
Ausarbeitung vonPräventionsmodulen
Ausarbeitung vonPräventionsmodulen
Durchführung vor OrtDurchführung vor Ort
Auswertung und Anpassung
Auswertung und Anpassung
VernetzungVernetzung
Abbildung 2: Soziale Dienstleistungen von iSo e.V.
Soziale Dienstleistungen des Vereins
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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MitarbeiterInnen des Vereins
Es arbeiten aktuell 4 festangestellte MitarbeiterInnen und 7 feste Honorarkräfte für iSo e.V.
Alle Honorarkräfte verfügen über mehrjährige Erfahrung in der Jugendhilfe. Die Festange-
stellten sind seit dem 01.01.2002 beim Verein beschäftigt. Im September wird ein weiterer
Mitarbeiter seine Arbeit beim Verein für den Bereich Präventive Jugendarbeit aufnehmen. Für
März 2003 ist die Beschäftigung eines oder zwei JahrespraktikanntInnen geplant.
Folgende MitarbeiterInnen haben eine Festanstellung beim Verein:
Bild 3: Michael Gerstner, Andrea Hofmann, Matthias Gensner, Renate Müller
Andrea Hofmann, 26 Jahre
Tätigkeitsbereich: Gemeindliche Jugendarbeit
Aufgewachsen bin ich in einer oberbayerischen Kleinstadt namens Penzberg. Nachdem ich in
meinem Sozialen Jahr in einer Einrichtung für Menschen mit der Bezeichnung einer psychi-
schen Erkrankung gearbeitet habe, beschloss ich, in Bamberg Soziale Arbeit zu studieren.
Während meines praktischen Studienjahres wanderte ich für ein Jahr auf die „grüne Insel“
aus, um unter anderem dem Landleben zu frönen. 2001 vollendete ich mein Studium, um
2002 in den Berufsalltag bei dem Projekt JAM (Gemeinden Strullendorf, Burgebrach und
Schlüsselfeld) einzusteigen.
Da mein eigentliches Lebensziel die Heirat eines irischen Bauern darstellt, dies jedoch mo-
mentan nur schwer zu vollziehen ist, begnüge ich mich mit der momentanen Zwischenlösung
des Wohnens in einem etwas verfallenen ehemaligen Bauernhofgebäudes und erforsche trag-
fähige Lösungsstrategien für Schnecken sowie menschlichen Lebewesen, die beiderlei von
der etwas dürftigen Ernte profitieren wollen.
Arbeitsmotto: „Flieht ihr Narren“
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Michael Gerstner, 27
Tätigkeitsbereich: Gemeindliche Jugendarbeit
Ich wurde am 28.09.1974 in Hof an der Saale geboren und schon bald auf den Namen Micha-
el getauft. Nach der Zeit im Kindergarten begann ich 1981 meine Schullaufbahn, welche ich
1994 mit dem Abitur abschloss. Eine einschneidende Zäsur fand sich in meinem Leben, als
ich im Alter von 11 Jahren zum ersten Mal „Das Imperium schlägt zurück“ auf der großen
Leinwand sah. Zum einen bin ich seitdem bis heute ein großer Fan der STAR WARS Serie
(alt wie neu), zum anderen entdeckte ich hier meine Liebe zum Film.
Nach dem Abitur leistete ich meinen Zivildienst in einer Wohngruppe für geistig und körper-
lich behinderte Menschen. Danach immatrikulierte ich mich als Student der Pädagogik, der
Soziologie und der Ethnologie in Bayreuth. Doch nach zwei Semestern merkte ich, dass mir
die damit verbundenen Aussichten als nicht sehr attraktiv erschienen. Deshalb entschloss ich
mich nach Bamberg zu gehen und Soziale Arbeit zu studieren. Seit Herbst 1997 lebe ich mit
meiner Lebensgefährtin und zwei Katzen in Bamberg.
Im Sommer 2001 wurde ich von meinen jetzigen KollegInnen gefragt, ob ich Interesse an der
Mitarbeit bei der Planung und Durchführung eines Modellprojektes zur gemeindlichen Ju-
gendarbeit hätte. Meine Antwort fiel positiv aus......
Arbeitsmotto: „Wo wir Unterschiede sehen, liegt das an der Beschränktheit unseres
Sehvermögens.“
Matthias Gensner, 27 Jahre
Tätigkeitsbereiche: Geschäftsführung, Projektorganisation, Gemeindliche Jugendarbeit
Aufgewachsen bin ich in Schwebheim, bei Schweinfurt. Dort konnte ich auch meine ersten
Erfahrungen in der Jugendarbeit als Gruppenleiter bei den Ministranten sammeln. Später kam
noch die Tätigkeit bei verschieden Ferienfreizeiten des Stadtjugendringes Schweinfurt hinzu.
Nach Abschluss der Realschule absolvierte ich die Ausbildung zum Industriekaufmann bei
FAG Kugelfischer (ein Zusammenhang zwischen meiner Tätigkeit und dem Niedergang des
Unternehmens – am Anfang waren im Werk Schweinfurt 10.000 am Ende 6.000 Mitarbeiter
beschäftigt – besteht, allen Mutmaßungen zum Trotz, nicht ☺).
Nach kurzer Tätigkeit als Industriekaufmann bei FAG in der Marktforschung, absolvierte ich
binnen eines Jahres mein Fachabitur auf der FOS Schweinfurt, um anschließend meinen Zi-
vildienst in einer Schule für geistig behinderte Kinder zu leisten. Nach Beendigung begann
ich mit dem Studium der Sozialen Arbeit in Bamberg. Während meines Studiums arbeitete
ich in einem Wohnheim für geistig behinderte Menschen und später bei project X. Mein Prak-
tikum machte ich im Kreisjugendamt Bamberg. Im Jahr 2001 beendete ich schließlich mein
Studium, um mich dann voll und ganz der Praxis widmen zu können.
Arbeitsmotto: „Leider noch nicht gefunden.“
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Renate Müller, 30 Jahre
Tätigkeitsbereich: Gemeindliche Jugendarbeit
Ich bin für die Gemeinden Stegaurach und Litzendorf zuständig. Ich kann auf Erfahrungen als
Erzieherin bzw. Kindergartenleiterin, Kinderanimateurin und verschiedenste ehrenamtliche
Tätigkeiten im Bereich der Jugendarbeit zurückblicken. Als gebürtige Ulmerin verschlug es
mich auf Grund meines Studiums nach Bamberg. Im Praktikum zog es mich wieder mehr
Richtung Heimat (Stadtjugendpflege; Schwerpunkt Jugendhaus), jedoch die Liebe siegte und
so suchte ich nach Studienende in Bamberg nach einer entsprechenden Tätigkeit.
Ich habe kein Arbeitsmotto, aber ein, zwei Sätze, warum ich wie arbeite:
„Ich möchte in meinem Beruf sehr gern Neues ausprobieren, fachlich gut arbeiten und auf
jeden Fall immer mit der entsprechenden Prise Freude und Spaß die Arbeit tun.“
Das project X – Team bilden aktuell folgende Personen:
Martin Berger; Dipl. Psych.
Gruppen: Strullendorf, Baunach
Fachgebiet: Drogen/Sucht
Thorsten Büttner; Dipl. Soz.-Päd.
Gruppen: Hirschaid, Stegaurach,
Burgebrach, Neunkirchen, Hallstadt
Fachgebiet: Geschlechtsspezifische
Arbeit
Matthias Gensner; Dipl. Soz.-Päd.
Gruppen: Hirschaid, Burgebrach,
Forchheim
Fachgebiet: Jugendgerichtshil-
fe/Delinquenz, Jugendpolitik
Anette Glück; Dipl. Soz.-Päd.
Gruppen: Neunkirchen Hallstadt
Fachgebiet: Geschlechtsspezifische
Arbeit, Arbeitssuche/Ausbildung
Oliver Hau; Dipl. Soz.-Päd.
Gruppe: Strullendorf
Fachgebiet: Erziehungshilfe
Marco Hess; Dipl. Soz.-Päd.
Gruppe: Ebermannstadt
Fachgebiet: Rechtsradikalismus
Stephan Kettner; Dipl. Soz.-Päd.
Gruppen: Ebermannstadt, Bau-
nach
Fachgebiet: Sexualerziehung, Erleb-
nispädagogik
Jochen Lautner; Dipl. Soz.-Päd.
Gruppen: Zapfendorf, Forchheim
Fachgebiet: Sozialräumliches Arbei-
ten
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project X
Bei der Gruppenarbeit von project X han-
delt es sich um ein Angebot der Erzie-
hungshilfe i.S. von §27 und §29 KJHG,
welches eine längerfristige Unterstützungs-
leistung für Jugendliche im Kontext ihrer
Peergroup auf einer geschlechtsspezifi-
schen Grundlage anbietet. Individuelle
und/oder gruppenbezogene und/oder sozi-
alräumliche Bedarfslagen umfassen die
Ausgangssituation. Elementares Ziel von
project X ist es, im Rahmen einer angelei-
teten Gruppe die Jugendlichen bei Proble-
men und schwierigen Entwicklungstenden-
zen zu unterstützen und zu fördern.
Die Soziale Gruppenarbeit findet vor Ort
im jeweiligen ausgewählten Gemeinwesen
statt. Die SozialpädagogInnen gehen somit
dorthin, wo es nötig erscheint. Dies bedeu-
tet, dass die Jugendlichen, aufgrund der
dezentralen Struktur des Angebotes, aufge-
sucht und aktiv in die Jugendhilfemaß-
nahme mit eingebunden werden. Der sozi-
alräumliche Bezug der Arbeit ist gewähr-
leistet und ein äußerst niedrigschwelliges
Angebot entsteht. Die Teilnahme ist frei-
willig.
Das Angebot Soziale Gruppenarbeit mit
Jugendlichen umfasst folgende vier Tätig-
keitsbereiche:
• Gruppenstunden
Im Rahmen von wöchentlichen Grup-
penstunden (Dauer ca. 2 h) werden re-
levante Themen und Probleme der Ju-
gendlichen mit verschiedenen Metho-
den bearbeitet. Die Gruppenstunden
sind sowohl durch eine Gesprächs- als
auch Handlungsorientierung geprägt.
Themen sind: Berufsplanung, Familie,
Sexualität, Drogenkonsum, Suchtrisi-
ken, Delinquenz, Gewalt usw.
• Gruppenaktionen:
Die einmal im Monat stattfindende Ak-
tion wird weitestgehend selbstständig
durch die Jugendlichen geplant und or-
ganisiert. Es wird die Entwicklung al-
ternativer Formen des Freizeit- und
Gruppenverhaltens angestrebt. Darüber
hinaus sind die Aktionen aufgrund der
gruppen- und erlebnisorientierten Ele-
mente ein zentraler Bestandteil der pä-
dagogischen Arbeit.
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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• Einzelunterstützung:
Diese findet bei individueller Bedarfs-
lage mit dem Jugendlichen bzw. der
Familie statt. Es handelt sich hierbei
vor allem um Problemstellungen die
nicht bzw. nur ungenügend in der
Gruppe bearbeitet werden können. Ne-
ben Einzel- und Familiengesprächen
kommt es auch zur aktiven Unterstüt-
zung der Jugendlichen (z.B. Begleitung
bei Gerichtsverhandlungen, Kontakt-
aufnahme mit dem Arbeitsamt, Schule
etc., Verfassen von Berichten usw.).
Problemsituationen für Einzelarbeit
könnten z.B. sein: Familienprobleme,
Unterstützung bei der Arbeitssuche,
Straffälligkeit usw.
• Sozialräumliche Arbeit:
Das Gruppenangebot wird in Vernet-
zungsgesprächen auf das jeweilige
Gemeinwesen abgestimmt. Bei einer
sozialräumlichen Bedarfsbeschreibung
werden Jugendliche an bestimmten Or-
ten aufgesucht, um den Versuch zu
starten, diese in eine angeleitete Grup-
pe zu integrieren. Darüber hinaus wird
durch Öffentlichkeitsarbeit Transpa-
renz erzeugt.
Elementar für die Gruppenarbeit ist, dass
es keinen starren Verlauf gibt. Zentral ist
stattdessen die Anpassung an den Bedarfs-
beschreibungen des Jugendamtes und den
Lebenswelten der Jugendlichen.
Verteilung der Gesamtausgaben nach Leistungsbereich en
Gruppenstunden - Gesamt56%
Gruppenaktionen - Gesamt22%
Einzelunterstützung - Gesamt7%
Sozialräumliche Arbeit - Gesamt
15%
Abbildung 3: Statistik einer Gruppe über die Verteilung der Leistungsbereiche
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Entwicklung von project X
Als im Herbst 1998 die erste project X
Gruppe im Markt Hirschaid durchgeführt
wurde, war noch nicht klar, wohin die
Entwicklung gehen würde. Ein Konzept
war geschrieben und eine Gruppe von ju-
gendamtsbekannten Jugendlichen signali-
sierte ihre Bereitschaft sich auf diesen Mo-
dellversuch einzulassen. Uns beschäftigte
damals vor allem die Frage, ob die Kon-
zeption überhaupt in die Praxis umsetzbar
ist, d.h. es sollte herausgefunden werden:
Passt das Konzept für die Praxis bzw. passt
die Praxis für das Konzept?
Nun können wir fast vier Jahre später, nach
einigen Konzeptüberarbeitungen konstatie-
ren, „es passt“. Dies soll natürlich nicht
bedeuten, dass es zu keinen Überarbeitun-
gen mehr kommen wird. Denn mehr
„Passgenauigkeit“ ist natürlich immer
möglich ☺. Mittlerweile sind folgende
project X – Gruppen durchgeführt worden
bzw. laufen noch (nach zeitlicher Reihen-
folge): Hirschaid, Stegaurach, Zapfendorf,
Burgebrach, Neunkirchen, Strullendorf,
Forchheim, Ebermannstadt, Hallstadt,
Baunach.
Das Grundgerüst ist geblieben. Einmal in
der Woche eine Gruppenstunde, ca. einmal
im Monat eine Aktion sowie die Einbin-
dung in das jeweilige Gemeinwesen. Dar-
über hinaus kam es jedoch zu etlichen Än-
derungen und Anpassungen, wobei auch
manches Paradigma von diesen Neuerun-
gen nicht verschont blieb. So kam es dazu,
dass mittlerweile
• auch gemischte Gruppen bzw. Gruppen für Mädchen angeboten bzw. durchge-führt werden.
• das Teilnehmeralter auf 10 Jahren her-abgesetzt wurde.
• die Jugendlichen bei entsprechender Bedarfslage zusätzlich Einzelunterstüt-zung erhalten.
• auch in städtischen Milieus Gruppen-arbeit durchgeführt wird.
• Controlling mit Hilfe von Kennzahlen stattfindet.
• die MitarbeiterInnen sich an festgeleg-ten Arbeitsstrukturen und Standards orientieren.
• Usw.
Trotz dieser ganzen Änderungen ist das
Wichtigste erhalten geblieben, nämlich die
zielgerichtete Unterstützung der Jugendli-
chen und die damit verbundene Verbesse-
rung von Lebenschancen.
Gruppe Neunkirchen am Brand
Die Vorbereitungsphase für die Gruppe in
Neunkirchen, welche zugleich die erste
Gruppe für den Landkreis Forchheim dar-
stellte, begann Ende 2000. Zum ersten Mal
in der Geschichte von project X war die
Ausrichtung der Gruppe gemischtge-
schlechtlich, das sozialpädagogische Lei-
tungsteam bestand dementsprechend aus
Frau und Mann.
Die Gruppenstunden wurden insgesamt
von 16 Jugendlichen besucht. Auf Dauer
bildete sich eine Kerngruppe von 8 Ju-
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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gendlichen (davon 2 Mädchen) heraus. Die
Integration eines vom Jugendamt nachträg-
lich vermittelten Mädchens in die Kern-
gruppe (einer schon vor der Gruppenarbeit
bestehende Clique) gelang sehr gut. Alle
drei vom Jugendamt vermittelten Jugendli-
chen blieben konstant bis zur Beendigung
in der Gruppe.
Bis auf eine Enthaltung kreuzten bei der
Abschlussevaluation alle befragten Jugend-
lichen an, dass sie es gut fanden, in einer
gemischtgeschlechtlichen Gruppe gewesen
zu sein. Unsere ersten Erfahrungen haben
gezeigt, dass sich die Gruppenteilnehme-
rInnen mit bestimmten Fragen gerade an
den Mann bzw. gerade an die Frau wen-
den, also das gegengeschlechtliche Modell
genutzt wird, wodurch ein sehr guter Zu-
gang zu geschlechtsrollenspezifischen
Themen geebnet wird. Der Vorteil, ge-
schlechtshomogene vertrauensvolle Räume
zu schaffen, ist in der Konstellation von
gemischtgeschlechtlicher Leitung mit ge-
mischter Gruppe, weiterhin gegeben. Zu
bestimmten Themen können sich die
Gruppen geschlechtshomogen aufteilen,
sich austauschen und dann überlegen, wel-
che Inhalte wiederum im gemeinsamen
Diskurs in der Gesamtgruppe behandelt
werden können.
Gruppe Ebermannstadt
Die project X-Gruppe unterschied sich von
den anderen Gruppen durch höhere Anzahl
der Jugendlichen aus der Primärzielgruppe.
Acht von insgesamt zehn teilnehmenden
männlichen Jugendlichen, im Alter von 13
bis 15 Jahren, wurden durch das Jugend-
amt in die Soziale Gruppenarbeit vermit-
telt. Für einige Jugendliche bestand dabei
zu Beginn der Gruppe eine Erziehungsbei-
standschaft. Die Gruppe, welche von Au-
gust 2001 bis Juli 2002 stattfand, traf sich
in den Räumlichkeiten der Katholischen
Jugend Ebermannstadt, die freundlicher-
weise kostenlos zur Verfügung gestellt
wurden.
Neben Anfangs- und Abschlussgesprächen
mit allen Jugendlichen und deren Eltern,
nahmen im Laufe der Gruppenarbeit sechs
Jugendliche bzw. Familien das Angebot
der Einzelunterstützung in Anspruch. Da-
bei wurden familiäre Konflikte, Kontakte
zu Polizei und Schule sowie risikoreiches
Verhalten als Themen aufgegriffen.
In der Gruppenarbeit wurden insbesondere
körperliche und psychische Gewalt in Ver-
bindung mit Macht, Möglichkeiten von
Konfliktlösung, legale und illegale Drogen,
Sexualität, Verhütungsmittel, Liebe und
Beziehungen, Familienbilder und Vorstel-
lungen zur eigenen Familie, die Situation
von Jugendlichen vor Ort sowie der Um-
gang mit Konsequenzen des eigenen Han-
delns und Verantwortung zum Thema ge-
macht.
Bei Aktionen konnten oft die erlebnispä-
dagogisch günstigen Bedingungen in der
Fränkischen Schweiz genutzt werden: Ne-
ben Besuchen im Palm Beach und dem
Freizeitbad Geiselwind standen ein Grill-
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 16 -
abend, Schlittenfahren, Freiklettern am
Fels, eine Höhlentour und eine Überque-
rung der Wiesent auf dem Programm.
Auch mit der relativ hohen Anzahl von
durch das Jugendamt vermittelten Jugend-
lichen ist es gelungen, aus den diversen
Teilnehmern eine Gruppe zu bilden, wel-
che Verantwortung für Räumlichkeiten,
Programmplanung und Jugendthemen in
Ebermannstadt übernahm und die sich bei
der Auseinandersetzung mit den verschie-
denen Entwicklungsthemen unterstützt hat.
Aktionshitliste die Erste - die fünf beliebtesten A ktionen
1. Go-Kart � Unangefochtene Nr. 1 bei Jungs von 12 – 21 Jahren.
2. Klettern � Die Kletterorte sind sehr unterschiedlich, Aufregung und Spaß jedoch
immer gleich.
3. Palm Beach � Dank des „Turboblitzes“ ermöglicht die Fahrt ins Schwimmbad auch
immer wieder das Erleben eigener Grenzen.
4. Höhle � Glücklicherweise haben bis jetzt alle Jugendlichen wieder herausgefunden.
5. Junk Food bei Mac Donalds � Zwar keine eigene Aktion jedoch wichtiger Bestand-
teil jedes erfolgreichen Ausfluges.
Gruppe Strullendorf
Soziale Gruppenarbeit wurde in Strullen-
dorf auf Initiative des zuständigen ASD-
Mitarbeiters im Kreisjugendamt (Herr
Dipl. Soz.-Päd. Peter Handschuh) und des
Bürgermeisters von Strullendorf (Herr
Andreas Schwarz) eingerichtet. Neben dem
Auftrag, die Jugendlichen der Primärziel-
gruppe einzubinden, war das
project X-Team bestehend aus Dipl. Soz.-
Päd. Oliver Hau und Dipl.-Psych. Martin
Berger, mit einem Sozialräumlichen Auf-
trag ausgestattet.
Es gelang, zeitweise bis zu 13 männliche
Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren
in die Gruppe einzubinden. Von diesen 13
Jugendlichen blieben 9 über das gesamte
Jahr hinweg feste Gruppenmitglieder, 7
davon bildeten den festen Kern. Im Laufe
der Gruppe mussten wiederholt Jugendli-
che, die zur Gruppe dazu stoßen wollten,
abgewiesen werden, da der konzeptionell
(sehr sinnvoll) begrenzte Rahmen an
Gruppenmitgliedern teilweise bereits aus-
geschöpft war.
Folgende Erfolge konnte project X in
Strullendorf u.a. verzeichnen:
� Bedarfsklärung und argumentative Un-
terstützung im Gemeinderat zur Ein-
richtung einer festen Fachkraft für Ju-
gendarbeit in Strullendorf
� Forcierung der Bemühungen um einen
Jungendtreff. Die in der Jungendarbeit
tätige Dipl. Soz.-Päd. Frau Hofmann
führt diese Arbeit nun fort.
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 17 -
� Zeitweise Befriedung eines massiven
Konflikts zwischen Anwohnern eines
inoffiziellen Jungendtreffs und Jugend-
lichen durch Vorbereitung und Mode-
ration eines Schlichtungsgesprächs
zwischen den Parteien.
� Erfolgreiche Unterstützung eines Ju-
gendlichen bei der Suche nach einer
Lehrstelle.
� Einzelunterstützung eines Jugendlichen
bei der Beilegung eines Konflikts mit
seiner Mutter.
� Auseinandersetzung der Gruppenmit-
glieder mit diversen Themen (z.B. Se-
xualität, Gewalt unter Jugendlichen /
Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktlö-
sung, Drogenkonsum, Alkoholkonsum,
Problematik von technischen Verände-
rungen an Rollern / Konflikte mit der
Polizei wegen Rollerfrisierens, Partizi-
pationsmöglichkeiten der Jugendlichen
an Entscheidungsfindungsprozessen in
ihrer Gemeinde, (illegaler) Waffenbe-
sitz, Männlichkeit, Prostitution,
Rechtsextremismus / Ausländerfeind-
lichkeit).
� Teamfähigkeit und Teamkompetenzen
(z.B. Diskussionen führen, Rücksicht-
nahme, Bedürfnisse äußern, Entschei-
dungen gemeinsam treffen) wurden bei
allen Gruppenmitgliedern gefördert.
� Alle Gruppenmitglieder machten Fort-
schritte dabei, für gemeinsame Aktivi-
täten Verantwortung zu übernehmen
und Eigeninitiative zu entfalten.
� Last but not least: Jede Menge Spaß.
Bild 4: project X – Gruppe beim Klettern in Geiselwind
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 18 -
Teilnehmer von project X kommen zu Wort ...
Wie kam es dazu, dass Ihr bei project X
mitgemacht habt?
A: Ihr seid zu mir gekommen und habt
mich gefragt und da bin ich neugierig
geworden.
B: Ein Freund hat gesagt, dass sie sich
treffen mit project X, ich bin mit und
hab mit nem project X Mitarbeiter ge-
redet und da ich im Jugendamt schon
durch Herrn X bekannt bin, hab ich
mitgemacht.
C: Ihr habt mich angerufen, seid vorbeige-
kommen und habt mich gefragt, ob ich
mitmache und die vom Jugendamt ha-
ben mir auch gesagt, dass die Gruppe
entsteht, dass die Leiter bei mir anrufen
und mal bei mir vorbeikommen.
Ihr habt jetzt schon ein paar Monate pro-
ject X mitgemacht – warum seit ihr immer
noch dabei?
A: Weil´s mir Spaß macht.
B: Ich mach mit, weil’s mir gefällt mit den
Freunden und ab und zu mit den project
X Mitarbeitern Ausflüge zu machen.
C: Weil´s Spaß macht und wir coole Aus-
flüge machen.
Welche drei Sachen findet Ihr am besten
an project X?
A: Die Ausflüge, die Gespräche in der
Gruppe, mit Freunden zusammen sein.
B: Zusammensein mit Freunden, Gesprä-
che über Themen, wo man mit Eltern
oder Freunden nicht drüber reden kann.
C: Ausflüge, Gespräche über persönliche
Probleme, mit Freunden zusammen
sein.
Was hättet Ihr gerne anders, wenn project
X nochmals anfangen würde?
A: Dass wir öfters Ausflüge machen, sonst
passt eigentlich alles.
B: Ähm, das halt alles so is wies jetzt is,
dass alle ausgewählt in die Gruppe
kommen, nur die in die Gruppe passen,
nicht die die Schreien und Scheiß ma-
chen.
C: ja, mehr Ausflüge, das war´s.
Was sagen Deine Freunde, die hier nicht
dabei sind, zu project X?
A: Manche sagen, dass sie auch dabei sein
wollen, manche sagen, es ist doof, dass
ich rein gehe, weil ich dann keine Zeit
habe, mit ihnen wegzugehen.
B: Manche sagen, dass sie auch rein wol-
len, wie A schon gesagt hat, manche
andren sagen, ja das ist doch voll kin-
disch, über Zeug reden und so und Aus-
flüge mit anderen machen und dass die
Freunde die Zeit lieber mit mir verbrin-
gen, weil wir immer am gleichen Tag
Basketball spielen.
C: die wissen gar nicht, dass ich da drin
bin.
Was sagen Eure Eltern gerade zu project
X?
A: Die nix, die finden gut, dass ich da hin
gehe, dann bin ich net daheim und nerv
sie.
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 19 -
B: Finden es gut, weil ich jemanden hab,
wo ich was sagen kann, wenn ich Prob-
leme hab, weil sie wissen, dass ich ih-
nen nix erzähl, wenn ich Probleme hab
und finden es gut, dass wir was ge-
meinsam unternehmen.
C: Eltern ... finden es gut, dass ich in der
Gruppe bin und dass ich da mit Freun-
den zusammen bin und dass ich mal
aus dem Haus raus geh und nicht den
ganzen Tag zuhause bin.
Wie wird die Zeit hier in ..., wenn project X
aufgehört hat?
A: keine Ahnung, dann sehen wir uns halt
am ... nicht mehr.
B: Ich denk, dass wir am ... alle immer
dran denken müssen, dass jetzt project
X wär. Und ich würd mich mit jeman-
den treff und sinnlos rumhängen.
C: dann könnt ich mich mit Freunden
mehr treffen – das war´s.
Wollt ihr noch was ergänzen zum Interview
– irgendwas zu project X?
A: ne, das passt so.
B: so allgemein: ich fand es gut, dass ihr
nach ... gekommen seit und mich ge-
fragt habt, ob ich mitmachen will und
ich bin froh, dass ich ja gesagt habe,
weil’s mir gefällt, sehr sogar.
C: eigentlich nix, das war alles.
Das Interview wurde von einem Gruppen-
leiter im April 2002 mit drei männlichen
Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16
Jahren zum Zwecke der Veröffentlichung
geführt.
Gruppe Forchheim
Die Gruppenarbeit in Forchheim begann
Anfang März 2001 und endete im Februar
2002. Als Treffpunkt standen der Gruppe
die Räumlichkeiten des kommunalen Ju-
gendzentrums zur Verfügung. Durch die
gute Ausstattung des Jugendzentrums und
die Tatsache, dass die Jugendlichen zum
Gruppentreff die Räume exklusiv nutzen
konnten, kam der Treffpunkt sehr gut bei
den Gruppenteilnehmern an. Die Gruppe
bestand aus einem Teilnehmerkreis von
ca. 9 Jugendlichen, wobei durchschnittlich
ca. 6 Jugendliche anwesend waren. In der
Gruppe waren vier Nationalitäten vertre-
ten, was die integrativen Aspekte der Ar-
beit von project X betonte.
Die Ziele der Gruppenarbeit waren u.a. die
Unterstützung bei und die Auseinanderset-
zung mit schwierigen Lebenssituationen
der Jugendlichen. Bei fast allen Jugendli-
chen waren massive Probleme vorhanden,
welche diese Form von Erziehungshilfe
notwendig machte. Die 16 – 18 Jahre alten
Teilnehmer der Gruppe in Forchheim be-
schäftigten sich verstärkt mit den Themen
Ausbildung und Einstieg in den Arbeits-
markt sowie die Verbesserung der eigenen
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 20 -
Zugangsvoraussetzungen hierfür. Anhand
von verschiedenen Methoden erarbeiteten
sich die Jugendlichen konkretere Vorstel-
lungen über ihre bevorstehende Berufs-
wahl oder übten ihr Verhalten in einem
Bewerbungsgespräch ein. Durch die Im-
pulse aus der Gruppenarbeit absolvierte
z.B. ein Jugendlicher erfolgreich einen
Berufsvorbereitungslehrgang und konnte
anschließend eine Ausbildung zum Dach-
decker beginnen.
Das Thema Delinquenz war ein weiterer
wichtiger thematischer Bestandteil der
Gruppenarbeit. Hieran anknüpfend ver-
suchte die Gruppenleitung angemessene
Konfliktlösungsstrategien mit den Jugend-
lichen zu erarbeiten.
Gruppe Zapfendorf
Der Gruppenraum der freiwilligen Feuer-
wehr und ein Kellergewölbe der alten
Schule im Ortsteil Lauf dienten project X
in der Gemeinde Zapfendorf als Treff-
punkt. Die Gruppenstunden wurden von
durchschnittlich 12 männlichen Jugendli-
chen im Alter von 13 bis 15 Jahren regel-
mäßig besucht. Während der Anfangspha-
se der Gruppe in Zapfendorf bildete sich
eine Untergruppe innerhalb der Gesamt-
gruppe heraus. Diese Subgruppe bildeten
drei Jugendliche, die aus einer Teilrepublik
der ehemaligen Sowjetunion stammen.
Zwei der drei Jugendlichen konnten durch
die Gruppenarbeit erfolgreich in die Ge-
samtgruppe integriert werden
Die eher jüngeren Gruppenteilnehmer in
Zapfendorf zeigten hohes Interesse an den
verschiedenen jugendspezifischen The-
mengebieten, wie Sexualität, Liebe,
Freundschaft oder auch eigene Konflikte in
der Gruppe. Die Themenwahl erfolgte mit
großer Partizipation und Beteiligung der
Jugendlichen. Bei der Themengestaltung
war eine starke Orientierung an Methoden-
vielfalt notwendig, da bei einer reinen Aus-
richtung an Gruppengespräch/-diskussion
wenig Beteiligung zu erreichen war. Die
verschiedenen Methoden, welche die
Gruppenleitung einsetzte, erzeugten immer
ein sehr hohes Interesse bei den Jugendli-
chen. Die Teilnehmer der Gruppe entwi-
ckelten über die Dauer der Gruppe eine
ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstorganisa-
tion, was sich insbesondere in der fast
selbständigen Organisation von ganztägi-
gen Aktionen und Ausflügen zeigte. Viel-
leicht auch aufgrund dieser neu entwickel-
ten Kompetenzen, konnten die Jugendli-
chen mit Unterstützung der Gruppenlei-
tung zwei Erwachsene aus der Gemeinde
gewinnen, die über project X hinaus, wei-
terhin einen Treffpunkt für die Jugendli-
chen organisieren.
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 21 -
Aktionshitliste die zweite - die fünf ausgefallenst en Aktionen
1. Fahrt nach Nürnberg zu Kassandra e.V. (ein Verein, der neben Ö-Arbeit v.a. Prostitu-
ierte berät und unterstützt) mit einer Jungsgruppe, die sehr viel von Prostituierten und
imaginiertem Sex mit jenen fabulierte. Dort führten sie einen Abend lang ein sehr of-
fenes Gespräch mit einer Sozial-Pädagogin bzw. einer Ex-Prostituierten. Die Jungs
waren sehr beeindruckt und die Fabulierungen blieben aus.
2. Besuch einer Lesung des türkischen Schriftstellers Semundcu aus Hitlers "Mein
Kampf".
3. Überquerung des Flusses Wiesent in der Fränkischen Schweiz mit Seilen und teilwei-
sem „Ergebniserfolg“.
4. Besuch und Beteiligung an einer Veranstaltung zur AGENDA 21 und an einer Ge-
meinderatssitzung.
5. Schlittenfahren mit männlichen Jugendlichen (16 aufwärts) inklusive Tee und Weih-
nachtsgebäck.
Bild 5: Höhlentour einer project X – Gruppe in der Fränkischen Schweiz
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 22 -
Gruppe Hallstadt
Die Gruppenarbeit in Hallstadt begann im
Oktober 2001 mit einer gemischtge-
schlechtlichen Ausrichtung. Über einen
sozialräumlichen Auftrag ergab sich eine
Gruppe von insgesamt 9 Jugendlichen
(zwei Mädchen, sieben Jungen), vier
männliche Jugendliche sind Aussiedler aus
Kasachstan und Tadschikistan. Die Ju-
gendlichen sind zwischen 15 und 18 Jahre
alt. Als Treffpunkt wird der Jugendraum
der evangelischen Kirchengemeinde ge-
nutzt.
Das Besondere dieser Gruppe war die lan-
ge Machtkampfphase, die sich im Ignorie-
ren von Autorität, Regeln sowie sonstigen
allgemeingültigen Normen bezüglich der
Verhaltensweisen untereinander, zu den
Gruppenleitern und auch in der Benutzung
des evangelischen Gemeindeheimes zeigte.
Diese Phase dauerte von Februar bis ca.
Mai 2002 an, welche auch die Mädchen
veranlasste die Gruppe wieder zu verlas-
sen, da ein konstruktives Arbeiten an The-
men in dieser Zeit nicht möglich war. Die
übrigen männlichen Gruppenteilnehmer
sind konstant dabei geblieben.
Bei der Themengestaltung ist bisher eine
starke Orientierung an Methodenvielfalt
notwendig, da bei einer reinen Ausrichtung
an Gruppengespräch/-diskussion wenig
Beteiligung, sondern Desinteresse gezeigt
wird. Bisherige Themen waren Schu-
le/Beruf, Selbst-/Fremdwahrnehmung.
Weitere Ziele /Themen in der Gruppe wer-
den gewaltfreies Konfliktlösungsverhal-
tens, Auseinandersetzung mit der eigenen
Familie (Aussiedlung/Deutschland), Aus-
einandersetzung mit Sexualität, Aufbau
eines gesunden Selbstwertgefühls und der
Einstieg in eine neue Lebensphase (Aus-
bildung) sein.
Soziale Gruppenarbeit im städtischen Milieu
Mittlerweile hat project X auch schon
Gruppen in städtischen Milieus durchge-
führt. In Differenz zu ländlichen Gebieten
sind andere Strategien der Herangehens-
weise notwendig. Im Folgenden wollen wir
einige Ergebnisse unserer Erfahrungen
kurz beschreiben, um diese Unterschiede
zu verdeutlichen.
Im Vergleich mit Gemeinden ist die Ein-
bindung der Jugendlichen in die Gruppen-
arbeit ein schwierigerer und umfangreiche-
rer Prozess. So benötigt die Phase der Kon-
taktaufnahme mehr Intensität. Das Ange-
bot der sozialen Gruppenarbeit besitzt für
die Jugendlichen nicht die gleiche Attrak-
tivität wie in ländlichen Lebensräumen, da
es mit mehr Freizeitgestaltungsmöglichkei-
ten konkurrieren muss. Bei den Jugendli-
chen lässt sich ein höheres Maß an Unver-
bindlichkeit beobachten. Hinzu kommt,
dass potentielle Teilnehmer sich zwar häu-
fig kennen, jedoch nicht gemeinsam in
einer Peergroup sind. Dies verringert die
Möglichkeit der Teilnahme. Darüber hin-
aus ist die Zusammensetzung von
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 23 -
Peergroups weniger einem Gemeinwesen
zugeordnet. Gruppen von Jugendlichen
bilden sich häufig über Stadtteile hinaus.
Stattdessen haben andere Charakteristika
mehr Relevanz (z.B. Nationalität, Arten
der Freizeitgestaltung, Schulbesuch usw.).
Aufgrund unserer Erfahrungen lassen sich
im Hinblick auf neue Gruppen im städti-
schen Milieu folgende Konsequenzen ab-
leiten.
• Vor allem bei älteren Jugendlichen
scheint es schwerer möglich eine
Gruppe zu etablieren, welche sich aus
einem Teilnehmerkreis von Jugendli-
chen zusammensetzt, die verschiedener
Gruppierungen angehören (wie beim
Sozialen Trainingskurs). Daher ist es
sinnvoll als Ausgangspunkt für Soziale
Gruppenarbeit, Jugendliche mit ihrer
Peergroup vorzusehen.
• Die Phase der Kontaktaufnahme ist mit
hoher Intensität zu gestalten. Infolge-
dessen kann über die Beziehungsges-
taltung Gruppenteilnehmer – Gruppen-
leitung die Attraktivität erhöht werden.
Ebenso wird hierdurch die mögliche
Unverbindlichkeit von TeilnehmerIn-
nen angegangen. Die Jugendlichen
müssen sich frühzeitig für oder gegen
die Gruppe entscheiden.
• Die Jugendlichen nützten die Soziale
Gruppenarbeit vor allem dann, wenn
sie sie als Hilfsangebot verstehen (we-
niger als Freizeitangebot). Sie gehen
teilweise auch offensiv mit ihren Prob-
lemen um. Mit den Teilnehmern ist da-
her frühzeitig ihr Bedarf an Unterstüt-
zung und die damit zusammenhängen-
den Reaktionsmöglichkeiten zu thema-
tisieren.
• Gruppen in kleineren Gemeinden wei-
sen i.d.R. nicht über die gleiche Prob-
lemdichte bei den Teilnehmern auf,
wie in städtischen Milieus. Dies führt
zu einer höheren notwendigen Integra-
tionsarbeit durch die Leitung.
Resümierend kann festgestellt werden,
dass Soziale Gruppenarbeit ein durchaus
erfolgreiches Instrument in städtischen
Milieus ist, vor allem wenn eine auffällige
Gruppe von Jugendlichen Ausgangspunkt
ist. Aufgrund der Problemdichte und der
stärkeren Unverbindlichkeit kann jedoch
festgestellt werden, dass von der Leitung
ein höheres Maß an Integrations- und Mo-
tivationsarbeit zu leisten ist. Eine Verlän-
gerung von Gruppen erscheint in städti-
schen Milieus wahrscheinlicher. Es ist zu
überlegen, ob die anfängliche Phase der
Kontaktaufnahme aufgrund der größeren
Schwierigkeiten der Etablierung einer
Gruppe, nicht in einer gesonderten Clea-
ringphase durchgeführt werden sollte.
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 24 -
Kooperationsprojekt JAM
In verschiedenen Gemeinden des Land-
kreises Bamberg kam in den vergangenen
Jahren verstärkt das Interesse auf, die vor-
handene gemeindliche Jugendarbeit durch
hauptamtliches Personal zu unterstützen
und zu stärken. Hierfür waren innovative
Konzepte gefordert, welche zum einen die
hauptamtliche Jugendarbeit flexibel ge-
staltbar machen, um den finanziellen Rah-
men von Gemeinden zu beachten. Zum
anderen sollten sie die Möglichkeit zur
Reaktion auf unterschiedliche Problemla-
gen von Jugendlichen sowie auf die beson-
deren Bedürfnisse von Gemeinden bieten.
Das Landratsamt Bamberg fragte in diesem
Sinne beim Verein an, einen Konzeptvor-
schlag zu erarbeiten und einzureichen.
Nachdem von verschiedenen Gemeinden
das Interesse an der Durchführung eines
Modellprojekts zur gemeindlichen Jugend-
arbeit bekundet wurde, hatte sich zu Be-
ginn des letzten Jahres ein Team von Sozi-
alpädagogInnen zusammengefunden, um
sich für die Planung und Umsetzung des
Projektes zu engagieren.
Schon während der Ausarbeitung der
Rahmenkonzeption vor Projektbeginn
standen die MitarbeiterInnen in enger Ko-
operation mit VertreterInnen der interes-
sierten Gemeinden, Bürgermeistern, Ju-
gendbeauftragen und in der Jugendarbeit
ehrenamtlich Tätigen.
Des Weiteren wurde und wird das Konzept
in einer Arbeitsgruppe zusammen mit
VertreterInnen des Jugendamtes und der
Kommunalen Jugendpflege im Projektver-
lauf weiterentwickelt. Dies geschieht u.a.,
um die Anbindung an die Jugendhilfepla-
nung sowie die dauerhafte Kooperation mit
dem Jugendamt und der Kommunalen Ju-
gendpflege strukturell zu sichern.
Jedes Kind braucht einen Namen. Bei dem
Projekt entschieden sich die MitarbeiterIn-
nen für Kooperationsprojekt JAM, als
Kurzform von Jugendarbeitsmodell.
Um die fachliche Begleitung von JAM zu
sichern, wurde eng mit VertreterInnen des
Fachbereiches Soziale Arbeit der Otto-
Friedrich-Universität Bamberg kooperiert.
Verschiedene ProfessorInnen haben sich
bereit erklärt, für die Dauer des Projektes
von drei Jahren, das Team von JAM wis-
senschaftlich zu begleiten und zu beraten
(siehe Kurzinfos).
Im Herbst 2001 wurde JAM in fünf ver-
schiedenen Gemeinderäten und Ausschüs-
sen präsentiert. Alle Gemeinde- bzw.
Stadträte (Burgebrach, Litzendorf, Schlüs-
selfeld, Stegaurach und Strullendorf)
stimmten einer Beteiligung am Projekt zu.
Zu Beginn des Jahres 2002 wurden in
Stegaurach die Verträge zwischen den
Gemeinden und dem Verein unterzeichnet
und das Projekt ging von der Planungs- in
die Startphase über. In der ersten Etappe
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 25 -
des Projekts ging es vorrangig darum, fest-
zustellen, welcher Bedarf für welche
Schwerpunkte von Jugendarbeit (Offener
Treff, aufsuchende Jugendarbeit, Vernet-
zung der vorhandenen Jugendarbeit, Arbeit
mit Ehrenamtlichen usw.) in den verschie-
denen Gemeinden und ihren Ortsteilen
vorrangig ist.
Was ist das Besondere an der Jugendarbeit von JAM?
Grundlage für das Kooperationsprojekt
JAM ist ein Konzept, welches in einem
längeren Ausarbeitungsprozess entwickelt
wurde. Neben den MitarbeiterInnen haben
eine Vielzahl von Personen und Institutio-
nen ihre Vorstellungen in die Ausarbeitung
mit einfließen lassen. So haben Bürger-
meister, Jugendbeauftragte, VertreterInnen
des Kreisjugendamtes und ProfessorInnen
und DozentInnen der Otto-Friedrich-
Universität Bamberg sich indirekt und di-
rekt an der Konzeptentwicklung beteiligt.
Der Prozess hat insgesamt über 2 Jahre
gedauert. Ob diese Intensität lohnend war,
muss sich in der praktischen Umsetzung
zeigen. Welche Besonderheiten und auch
Neuerungen die Konzeption hat, können
wir aber jetzt schon aufführen.
Strukturelle Verankerung von Teamarbeit
Die Jugendarbeit wird von einem Team
von 4 Dipl.-SozialpädagogInnen durchge-
führt. Im Team gibt es klare Verantwor-
tungsbereiche für Gemeinden sowie für
Fachgebiete und Organisationsressorts.
Flexibler Personaleinsatz ist vorgesehen
(z.B. Einsatz nach Kompetenzen, personal-
intensiverer Einsatz bei spezifischen An-
geboten, Urlaubs-, Krankheitsvertretung).
Orientierungsmittel für die Verteilung der
Arbeitszeit (jede Gemeinde erhält die glei-
che Zeit an Jugendarbeit) ist eine exakte
statistische Erfassung der geleisteten Ar-
beit.
Bedarfsorientierung der Jugendarbeit
Gerade für Gemeinden erscheint es not-
wendig, dass professionelle Jugendarbeit
flexibel organisiert wird. Die Jugendarbeit
wird daher am jeweiligen Bedarf des Ge-
meinwesens ausgerichtet. Diese Ausrich-
tung findet in enger Abstimmung mit poli-
tisch Verantwortlichen statt. So wird von
den MitarbeiterInnen eine Bedarfsanalyse
durchgeführt, um dann Aushandlungs- und
Entscheidungsprozesse in politischen
Gremien zu ermöglichen. Es wird somit
aktiv mit dem Thema Jugend und Jugend-
arbeit umgegangen.
Jugendarbeit zwischen gemeindlicher und
offener Jugendarbeit
Den Gemeinden erschien es nicht möglich
auf die verschiedenen Tätigkeitsfelder mit
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 26 -
Mehrfachanstellungen zu reagieren. Trotz-
dem kann es notwendig sein, beide Berei-
che abzudecken. Daher übernimmt das
Team neben Tätigkeiten der gemeindlichen
Jugendarbeit auch offene Angebote. Es
bestehen natürlich Grenzen, d.h. die Ju-
gendarbeit kann nicht alles durchführen,
was sinnvoll wäre. Auch deswegen ist es
wichtig Aushandlungsprozesse in politi-
sche Gremien zu verlegen, um Schwer-
punktsetzungen zu ermöglichen.
Jugendarbeit als Vernetzungsarbeit
Professionelle Jugendarbeit hat in ländli-
chen Regionen mit etlichen Vorurteilen zu
kämpfen. Dementsprechend erscheint es
angebracht die jeweiligen Strukturen der
Gemeinde genau zu berücksichtigen. Da-
her kommt es zur Zusammenarbeit mit
Vereinen, Schulen, engagierten BürgerIn-
nen, Jugendgruppen usw. Die professionel-
le Jugendarbeit soll nicht als Konkurrenz,
sondern als Ergänzung und Unterstützung
von bestehenden Angeboten der Jugendar-
beit erlebt werden.
Folgende Tätigkeitsfelder und Aufgaben
können für die gemeindlichen Jugendarbei-
terInnen u.a. relevant werden:
• Planen, Koordinieren und Feststellen
des Bedarfs der Jugendarbeit
• Offene Angebote
• Kontaktpflege mit Jugendlichen und
Jugendgruppen
• Vermittler bei Konflikten
• Durchführen von präventiven und inte-
grativen Maßnahmen
• Unterstützen von Ehrenamtlichen
• Vernetzen der Jugendarbeit
• Ansprechpartner für jugendspezifische
Themen und Fragen
Präventive Jugendarbeit
Prävention ist ein wichtiger Bestandteil
von gelingender Jugendarbeit. Daher wur-
de diesem Arbeitsprinzip konzeptionell
eine zentrale Position eingeräumt. Es war
angedacht neben dem Team gemeindlicher
JugenarbeiterInnen eine Stabsstelle für
präventive Jugendarbeit einzurichten. Die-
se konzeptionelle Schwerpunktsetzung
kann nun dank der Dr. Robert-Pfleger-
Stiftung angemessen umgesetzt werden.
Denn die Stiftung finanziert eine ½ Stelle
(19,25 Std./Woche) für eine sozialpädago-
gische Fachkraft über den Zeitraum von
einem Jahr. Geplanter Beginn ist Septem-
ber 2002.
Ziel dieser Stabsstelle ist es, durch die
Entwicklung, Durchführung und Evaluati-
on von Präventionsmodellen unter Berück-
sichtigung von wissenschaftlich fundierten
und anerkannten Methoden der Sozialen
Arbeit zur erfolgreichen Umsetzung einer
gemeindlichen Jugend- und Jugendsozial-
arbeit des Kooperationsprojektes JAM
beizutragen.
Konkret bedeutet dies folgendes: Der Mit-
arbeiter arbeitet auf der Grundlage der je-
weiligen Bedarfseinschätzung des Teams
gemeindlicher JugendarbeiterInnen ver-
schiedene Modelle der präventiven Ju-
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 27 -
gendarbeit aus. Nach Beendigung der Aus-
arbeitung kommt es dann zur gemeinsamen
Umsetzung mit der JugendarbeiterIn im
jeweiligen Gemeinwesen. Die Projekte
können unterschiedliche Ebenen (Schule,
Offene Arbeit, Multiplikatoren usw.) und
verschiedene Themengebiete (Alkohol,
Gewalt, Medien usw.) umfassen. Nach der
Umsetzung wird das jeweilige Projekt aus-
gewertet. Es kann dann in anderen Ge-
meinden umgesetzt werden. Es entstehen
so verschiedene Module für die präventive
Jugendarbeit.
Aufgrund der Konstellation, dass ein Ex-
perte für ein Themengebiet mit einem Ex-
perten für ein Gemeinwesen zusammenar-
beitet, sind Synergieeffekte zu erwarten.
Darüber hinaus hat der Mitarbeiter die
Aufgabe sich mit weiteren Einrichtungen
und sozialen Diensten zu vernetzen, wel-
che im präventiven Bereich tätig sind.
Auch die Ausrichtung der jeweiligen Maß-
nahmen vor Ort an überregionale Präventi-
onsangebote ist angedacht.
Abbildung 4: Übersicht Projektorganisation JAM
JAM - Team
MitarbeiterIn A MitarbeiterIn C
MitarbeiterIn B
Landratsamt BambergKreisjugendamt
KJR/BJR sowie Freie Träger und Institutionen
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
FB Soziale Arbeit
Gemeinde 3
Gemeinde 5Gemeinde 1
Projekt-koordinator
Kooperationspartner
Präventive JA
Gemeinde 2 Gemeinde 4
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 28 -
Verzeichnis gemeindlicher JugendarbeiterInnen
Markt Burgebrach
Michael Gerstner
Tel.: 0170/4424749
E-Mail: [email protected]
Sprechzeit: Donnerstag, 17:00 bis 18:00
Uhr, Rathaus Burgebrach, Zi.-Nr. 19
Gemeinde Litzendorf
Renate Müller
Tel.: 09505/9440-21
Mobil: 0171/7307968
E-Mail: [email protected]
Sprechzeit: Donnerstag, 17:00 bis 18:00
Uhr, Rathaus Litzendorf, Zi.-Nr. 06
Stadt Schlüsselfeld
Michael Gerstner
Tel.: 0170/4424749
E-Mail: [email protected]
Sprechzeit: Montag, 17:00 bis 18:00
Uhr, Rathaus Schlüsselfeld, Zi.-Nr. 11
Gemeinde Stegaurach
Renate Müller
Tel.: 0951/99222-62
Mobil: 0171/7307968
E-Mail1: [email protected]
E-Mail2: [email protected]
Internet: www.stegaurach.de
Sprechzeit: Donnerstag, 15:00 bis 16:00
Uhr, Rathaus Stegaurach, Zi.-Nr.OG7
Gemeinde Strullendorf
Andrea Hofmann
Tel.: 09543/822680
Mobil: 0175/5627279
E-Mail1: [email protected]
E-Mail2: [email protected]
Sprechzeit: Dienstag, 15:00 – 16:00
Uhr, Rathaus Strullendorf, Zi.-Nr. 22
Bild 6: Geschlechtsspezifische Arbeit im Rahmen eines Mädchenworkshops
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
- 29 -
JAM – Erste Erfahrungsberichte
Seit ersten Januar ist JAM in den Gemein-
den Schlüsselfeld, Stegaurach und Strul-
lendorf sowie seit März in den Gemeinden
Burgebrach sowie Litzendorf tätig. In allen
Gemeinden wurden hierbei erste Zielver-
einbarungen zwischen den Jugendpflege-
rInnen und den entsprechenden Bürger-
meistern getroffen, deren gemeinsames
Anliegen die Erstellung einer vorläufigen
Bedarfsanalyse darstellt.
Gemäß dem kooperativen Ansatz von
JAM, der die enge Anbindung der Tätig-
keiten an die ortsansässigen jugendarbeits-
relevanten Einrichtungen beinhaltet, wur-
den neben den Jugendlichen auch die Ver-
eine sowie Schulen, (Eltern-) Beiräte,
kirchliche Institutionen u.a. in die Bedarfs-
analyse einbezogen und über Möglichkei-
ten der Zusammenarbeit befragt. In diesem
Sinne dienten die ersten Monate v.a. der
strukturellen Anbindung der Jugendarbeit
an gemeindliche Institutionen, sowie der
Orientierung und Differenzierung zwi-
schen den durch die Jugendlichen geäußer-
ten Wünschen und Bedürfnissen und den
daraus resultierenden weiter zu bearbeiten-
den Themen.
Hieraus wurden die jeweiligen Bedarfsla-
gen in den Gemeinden ersichtlich. Aus den
ersten Kontakten im Rahmen der Bedarfs-
analyse – sowie der in Burgebrach und
Litzendorf vorhandenen Zusammenarbeit
mit dem Erzbischöflichen Jugendamt
(Burgebrach) und der CAJ (Litzendorf) -
ergaben sich bald unterschiedliche strategi-
schen Vorgehensweisen in den fünf Ge-
meinden.
Während in Stegaurach die Angebote
hauptsächlich von der Jugendpflegerin – in
Zusammenarbeit mit Gemeindevertretern
und ehrenamtlich Tätigen - geplant wurden
(offene Angebote wie: Jugenddisco, Spiel-
nachmittage, Bastelnachmittage, mädchen-
spezifische Workshops, Informationsaben-
de für Eltern), ergaben sich in Schlüssel-
feld, Strullendorf, Burgebrach und Litzen-
dorf zunächst hauptsächlich gruppenspezi-
fische Angebote für Jugendliche. Zielset-
zung war u.a. die Gestaltung offener An-
gebote von Jugendlichen für Jugendliche
(Gründung eines Planungsteams von Ju-
gendlichen zur Veranstaltung von regel-
mäßigen Jugenddiscos in Schlüsselfeld,
Unterstützung zur Interessensartikulation
von Jugendgruppen bei spezifischen Be-
darfslagen wie z.B. Organisation von Ju-
gendräumen oder Skateranlagen, etc. in
Schlüsselfeld, Strullendorf und Litzendorf,
Herrenabend und Mädchennachmittag im
Jugendcafe in Burgebrach, usw.).
Ebenso ersichtlich wurden die unterschied-
lichen Themenbereiche in den jeweiligen
Gemeinden. Als zu bearbeitende Kernfra-
gen kristallisierten sich die Punkte: Integ-
ration von Aussiedlerjugendlichen in Bur-
gebrach und Schlüsselfeld, Imagepflege
(resultierend aus der Bezeichnung der auf-
fälligen Jugendlichen in Strullendorf, Bur-
gebrach und Schlüsselfeld) Förderung des
Dialoges zwischen den Generationen und
Konfliktvermittlung in Strullendorf sowie
Organisation bzw. Gestaltung von Jugend-
räumen in allen fünf Gemeinden heraus.
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Auf der Basis dieser, von den Jugendpfle-
gerInnen als relevant bezeichneten Aufga-
benstellungen, fanden in Strullendorf und
Stegaurach bereits Anfang Juni die ersten
Gemeinderatssitzungen statt. Hier ging es
um die Präsentation der bisherigen Tätig-
keiten und der ersten Ergebnissen aus der
Bedarfsanalyse sowie um die Abstimmung
von Schwerpunkten (siehe Schaubild).
Neue Zielsetzungen betreffen in Stegau-
rach die Einbindung von Jugendlichen in
die Planungs- und Gestaltungsprozesse
eines Jugendraumes, den Ausbau von offe-
nen Angeboten durch die Einbindung von
ehrenamtlich Tätigen in die Jugendarbeit,
die Beteiligung am Ferienprogramm sowie
den Einbezug unterschiedlicher Ortsteile.
Ähnlich stimmte Strullendorf der weiteren
Unterstützung von Jugendlichen bei der
Gestaltung und Organisation des ab Sep-
tember laufenden Jugendtreffs zu. Darüber
hinaus wurde beschlossen, ein Konzept für
den neuen Jugendtreff zu entwickeln.
Ebenso relevant stellt sich die Raumfrage
in den Ortsteilen Amlingstadt/Wernsdorf
und Zeegendorf dar, die weiterhin von der
Jugendpflegerin bearbeitet wird, neben der
Unterstützung von Jugendlichen und eh-
renamtlich Tätigen bei der Gestaltung von
offenen Angeboten. Langfristiges Ziel in
Strullendorf stellt die Förderung einer fa-
milien- und kinderfreundlichen Gemeinde
sowie die Förderung des Dialoges zwi-
schen den Generationen dar.
Nach nun ca. 6-monatiger Tätigkeit in den
Gemeinden kann bereits ein erstes Fazit
gezogen werden.
Vorteile, die von den Teammitgliedern
bereits erfahren wurden, betreffen v.a. die
ähnlichen Vorgehensweisen zur Bedarfs-
analyse in den Gemeinden. Hier konnte
durch den Teamaustausch auf Erfahrungen
und Materialien der TeamkollegInnen zu-
rückgegriffen werden. Aber auch bei ge-
meinsamen und ähnlichen Aktionen benö-
tigt die JugendarbeiterIn für die Vorberei-
tung viel weniger Zeit, als wenn sie als
„EinzelkämpferIn“ aktiv wäre.
Die flexible Gestaltung der Konzeption
ermöglicht die gegenseitige Unterstützung
durch TeamkollegInnen. Dies stellte sich
v.a. bei gruppenspezifischen Angeboten als
Gewinn heraus, da hier der gemischtge-
schlechtliche Ansatz zum Tragen kam.
Die ersten Monate haben auch verdeut-
licht, wie wichtig es ist mit einer offenen
Herangehensweise die Jugendarbeit zu
gestalten (und nicht mit einem starren An-
gebot). Trotz vieler Gemeinsamkeiten er-
gaben sich in den fünf Gemeinden jeweils
andere Schwerpunkte der Jugendarbeit.
Den Grund sehen wir darin, dass andere
Gegebenheiten vorhanden sind, sich die
Jugendlichen bzw. Jugendgruppen aber
auch voneinander unterscheiden.
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Gruppenspezifische Angebote Imagepflege
Offene Angebote
Vernetzung Steigerung der Zufrieden-
heit mit der Gemeinde
Prävention
•Dialog zwischen den Generationen
•Kinder- und Familienfreund-lichkeit
•Integration
Herangehensweise in der Jugendarbeit
Abbildung 5: Beispielgraphik der Präsentation im Gemeindrat Strullendorf über die dortigen Tätigkeitsschwerpunkte der gemeindlichen Jugendarbeit
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Praxisbeispiel – Die Entstehung und Premiere des SP ACE CLUBS
Im Rahmen der Bedarfsanalyse „Was geht
ab in Schlüsselfeld?“ unter Jugendlichen
der Stadt Schlüsselfeld wurde als Wunsch
die Einrichtung eines Angebotes „Jugend-
disco“ angeführt. Vor dem Hintergrund der
Herangehensweise von JAM, Jugendliche
in die Ausgestaltung von Angeboten der
Jugendarbeit einzubinden, um so Lernfel-
der zu organisieren, wurden Jugendliche
befragt, ob sie ein Interesse an der Mitwir-
kung bei der Organisation und Durchfüh-
rung einer Jugenddisco hätten.
Schon bald fand sich im März eine ge-
mischtgeschlechtliche Gruppe von 10 Ju-
gendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren,
die sich für ein solches Vorhaben engagie-
ren wollten. Mit zwei JugendarbeiterInnen
von JAM war das Team komplettiert und
es konnte die Umsetzung der Jugenddisco
angegangen werden.
Hier zeigte sich, dass die Jugendlichen
über einen reichhaltigen Ideenfundus ver-
fügen: Schnell waren der Name und das
Logo der Veranstaltung gefunden. Der
SPACE CLUB war geboren. Als Treff-
punkt für die Planungstreffen wurde der
Kegelraum der Stadthalle Schlüsselfeld
gewählt.
In den meisten Teams kommt es mitunter
zum Konflikt. Beim SPACE CLUB ging es
um die Frage, ob und – wenn ja – in wel-
chem Rahmen Alkohol bei der Veranstal-
tung ausgeschenkt werden durfte. Hier
zeigte sich sehr schnell und sehr deutlich,
in welchen Punkten die Vorstellungen von
Jugendlichen und VertreterInnen der Ju-
gendarbeit auseinander gehen. Im an diese
Frage anschließenden Aushandlungspro-
zess wurden die Kompetenzen der Team-
mitglieder (u.a. auch der JugendarbeiterIn-
nen) stark gefordert. Schließlich wurde
unter Berücksichtigung des Jugendschutz-
gesetzes folgende Abmachung getroffen:
Limitierter Ausschank von Bier an Jugend-
liche ab 16 Jahren sowie die Formulierung
einer Hausregel, dass offensichtlich alko-
holisiert bei der Disco eintreffende Jugend-
lichen kein Eintritt in den SPACE CLUB
erlaubt würde. Diese Vereinbarung, die
von den Jugendlichen mitgetragen wurde,
zeigt deutlich, dass die Mitglieder des
SPACE-CLUB-Teams bereit waren, diese
Entscheidung auch gegenüber ihren Al-
tersgenossen zu vertreten.
Konfliktfreier und reibungsloser gestaltete
sich dagegen die Planung des SPACE
CLUBS hinsichtlich Fragen der Raumwahl
und –gestaltung, der restlichen Hausregeln,
des Eintrittspreises, der Getränkepreise
(Limo, Säfte, Bier, nicht-alkoholische
Cocktails), des Lichtes sowie der Ausstat-
tung der Räume mit einer Musikanlage.
Das investierte Hirnschmalz der Planungs-
Treffen wurde im Anschluss an die Sitzun-
gen beim Kegeln und gegenseitigen Auf-
die-Schippe-nehmen jedoch schnell relati-
viert und weitestgehend unwichtig.
Am 31. Mai war es schließlich soweit: Der
SPACE CLUB öffnete zum ersten Mal die
Pforten. Notwendigerweise ging der Pre-
miere ein Nachmittag der intensiven Vor-
bereitung, des Aufbauens, des Schmückens
des Raumes und des Einkaufens der Ge-
tränke voraus. Natürlich war das SPACE
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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CLUB Personal zur Feier der Stunde an-
gemessen gekleidet: In eigens gedruckten
T-Shirts.
Das von Jugendlichen für Jugendliche ges-
taltete Angebot konnte am Ende des A-
bends 42 zahlende Gäste und ein überwie-
gend zufriedenes SPACE-CLUB-Team
vorweisen. Nach den Aufräumarbeiten
wurde in einer kurzen gemeinsamen Aus-
wertung vereinbart, eine solche Veranstal-
tung erneut durchzuführen, nicht zuletzt,
um zu sehen, wie sich das Lernen aus be-
gangenen Fehlern (Terminwahl, Ablauf in
der Zusammenarbeit) beim nächsten Mal
auswirken wird. In der Bilanzierung des
Abends wurde der erste SPACE CLUB als
Erfolg bewertet. Ebenso stießen noch am
selben Abend zwei neue Mitglieder zum
Team.
Am Beispiel des SPACE CLUBS zeigt
sich sehr deutlich, wie ein Ineinandergrei-
fen von Verwaltung, Kooperationspartnern
(Sponsoren, Vereine), JAM und Jugendli-
chen relativ unkompliziert attraktive An-
gebote der Jugendarbeit hervorbringen und
damit so manchem oder so mancher einen
gelungenen Abend bescheren kann.
Nicht genug hervorzuheben ist in diesem
Zusammenhang das Mitwirken der Jugend-
lichen, die einen beträchtlichen Teil ihrer
Freizeit investierten, um sich aktiv bei der
Gestaltung des Lebensraumes Jugendlicher
zu engagieren.
Bild 7: Bei einer Tagesfahrt war für die über 60 Kinder und Jugendlichen u.a. abseilen im Programm.
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Kurzinfos
• Wolfgang Geiling, ehrenamtlicher Mitarbeiter und Vereinsmitglied, hat in der Fach-
zeitung „Neue Praxis“ Heft 01/2002 einen Artikel mit dem Titel „Möglichkeiten und
Grenzen lösungsorientierter Beratung und Therapie – eine kritische Methodenreflexi-
on“ veröffentlicht. Das Lesen des Artikels ist natürlich sehr zu empfehlen.
• Der Verein ist auf der Suche nach neuen günstigen Büroräumen. Angebote und Vor-
schläge bitte an die momentane Geschäftsstelle: Tel. 0951/9710467.
• Aufgrund der bisherigen sehr guten Erfahrungen mit dem erlebnispädagogischen Ver-
ein Tigersprung e.V. wurde mit diesem eine Kooperationsvereinbarung geschlossen
(siehe auch www.tigersprung.de).
• Mit dem Gesundheitsamt Bamberg ist vereinbart, dass wir für die präventive Arbeit in
den JAM-Gemeinden auf Materialien und Erfahrungen der Mitarbeiter zurückgreifen
können. Das Gesundheitsamt verspricht sich dadurch die bessere Versorgung der je-
weiligen Gemeinden mit präventiven Angeboten. Wir hoffen natürlich, dass wir dies
aufgrund der guten Unterstützung gewährleisten können. Wir bedanken uns beim Ge-
sundheitsamt Bamberg für die bisherige sehr gute Unterstützung unserer Arbeit.
• Im September starten am Fachbereich Sozialwesen der Otto-Friedrich-Universität das
VHB-Projekt (Virtuelle Hochschule Bayern) unter Federführung von Prof. Dr. Hose-
mann. Projektleiter ist das Vereinsmitglied Wolfgang Geiling. Eine Zusammenarbeit
im Hinblick auf die Vernetzung zwischen Theorie und Praxis ist angedacht. Wir wün-
schen den Projektgestaltern natürlich viel Erfolg.
• Die project X-Gruppe in Baunach ist Ende April angelaufen. Es handelt sich um eine
gleichgeschlechtliche Gruppe mit männlichen Jugendlichen. Die Leitung haben Martin
Berger (Dipl. Psych.) und Stephan Kettner (Dipl. Soz.-Päd. (FH)).
• Die Suche nach einem neuen Mitarbeiter für die Stelle präventive Jugendarbeit ist ab-
geschlossen. Es sind 19 Bewerbungen eingegangen. Fünf Bewerbungsgespräche wur-
den geführt. Die Wahl fiel auf den Dipl. Soz.-Päd. (FH), Dirk Kowalis (33 Jahre).
• Der wissenschaftliche Beirat von JAM setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusam-
men: Herr Prof. Dr. Haidl (Dekan, Professur für Pädagogik), Herr Prof. Dr. Früchtel
(Professur für Ethik), Frau Prof. Dr. Cyprian (Professur für Soziologie), Herr Prof. Dr.
Hosemann (Professur für Soziale Arbeit), Frau Prof. Dr. Trippmacher (Professur für
Pädagogik).
Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002
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Kooperationspartner
Im Rahmen unserer Vereinstätigkeit arbeiten wir mit einer Vielzahl von Einrichtungen und
Institutionen zusammen und stimmen uns mit diesen ab. Dieses kooperative Zusammenwir-
ken ist notwendig für das Gelingen unserer Arbeit. Natürlich ist es nicht möglich an dieser
Stelle auf jede stattgefundene Kooperation hinzuweisen. Daher wollen wir uns hiermit allge-
mein bei allen Partnern noch einmal ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit bedanken.
Folgende Einrichtungen und Personen möchten wir jedoch noch einmal gesondert danken, da
diese in den letzten Jahren sehr viel zum Gelingen unserer Vorhaben beigetragen haben.
• Landratsamt Bamberg mit dem Kreisjugendamt
• Vertreter des Fachbereiches Soziale Arbeit der Otto-Friedrich-Universität, besonders Herrn Prof. Dr. Haidl, Herrn Prof. Dr. Hosemann, Herrn Budde
• Bürgermeister der JAM-Gemeinden
• Kreisjugendring/Bayerischer Jugendring
Ebenso haben wir uns natürlich bei allen Spenden und Förderern zu bedanken. Ohne dieses
Engagement wären verschiedene Projekte nicht umsetzbar bzw. in dieser Form nicht verwirk-
lichbar gewesen. Der Verein ist auf diese Unterstützung angewiesen:
• Dr. Robert-Pfleger-Stiftung
• Die Gemeinden und Städte, welche die jeweilige Soziale Gruppenarbeit in ihrer Kommune finanziell unterstützten und so das Fortbestehen von project X sichern.
• Bamberger Bank
• Sparkasse Bamberg
• Allen weiteren Spendern von Geld- oder Sachleistungen
Bild 8: Schule mal anderes: Selbstangefertigte Henna-Tatoos
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Zeitungsartikel
Exemplarisch einige ausgewählte Zeitungsartikel über unsere Arbeit
Artikel 1: Fränkischer Tag; 25.10.2001
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Kontakt
Vorstandschaft
1. Vorsitzender: Hans-Heinrich Köhlerschmidt
2. Vorsitzende: Ulrike Diehl
Kassier: Michael Rottmann
Schriftführer: Peter Handschuh
Geschäftsführer: Matthias Gensner
Kontaktadresse:
Innovative Sozialarbeit e.V.
Egerländerstraße 3
Postfach 1305
96101 Hallstadt
Tel.: 0951/9710467
Mobil.: 0175/2771241
E-mail: [email protected]
Die Artikel wurden verfasst von:
♣ Andrea Hofmann
♣ Anette Glück
♣ Hans-Heinrich Köhlerschmidt
♣ Jochen Lautner
♣ Marco Hess
♣ Martin Berger
♣ Matthias Gensner
♣ Michael Gerstner
♣ Thorsten Büttner