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BrandenburgB e r l i n e r Z e i t u n g · N u m m e r 1 4 4 · D i e n s t a g , 2 4 . J u n i 2 0 1 4 1 9 * ·· ·······················································································································································································································································································

N A C H R I C H T E N❖

Gemeinsame Streifenmit Polizisten aus PolenPOTSDAM/HOHENSAATE. Deut-sche und polnische Polizisten ge-hen ab sofort auch auf dem Wassergemeinsam auf Streife. Am Don-nerstag läuft von Hohensaaten(Märkisch-Oderland) aus die erstegemeinsame Bootsstreife zur Kon-trollfahrt auf der Oder aus, teilte dasBrandenburger Polizeipräsidiumam Montag in Potsdam mit. Einmalim Monat sollen brandenburgischeWasserschutzpolizisten und polni-sche Kollegen aus Gorzow denSchiffs- und Bootsverkehr auf demGrenzfluss überwachen. (dpa)

Neuer Zeugenhinweisim Fall des toten SäuglingsPOTSDAM. Zu der im Mai entdeck-ten Babyleiche in der Uckermark istein weiterer Zeugenhinweis einge-gangen. „Diesem gehen wir derzeitnach“, sagte die Sprecherin derStaatsanwaltschaft Neuruppin, Lo-lita Lodenkämper, am Montag. DieErmittler hatten Mitte Juni eine Be-lohnung in Höhe von 2 000 Euroausgesetzt. Zu dem Hinweis mach-ten Polizei und Staatsanwaltschaftkeine weiteren Angaben. Das toteMädchen war bei Mäharbeiten aufeiner Wiese im Gartzer OrtsteilFriedrichsthal gefunden worden -die Leiche steckte in einer schwar-zen Plastiktüte. (dpa)

Protest gegen Großställefür 37 000 SchweineHAßLEBEN. Große Ställe gibt es ei-ne Reihe, aber Haßleben in derUckermark ist für sie ein Symbol.800 Kritiker wollen am Sonntag vorder geplanten Anlage für 37 000Schweine demonstrieren. Der künf-tige Stall stehe für eine verfehlteAgrarpolitik, kritisierte das BündnisMeine Landwirtschaft am Montagin Berlin. In Großställen werde billi-ges Fleisch auf Kosten der Tiere undder Umwelt produziert. Zu der De-monstration rufen auch Tierschüt-zer sowie Verbraucher- und Um-weltorganisationen auf. (dpa)

Filmhochschule wird im Julizur FilmuniversitätPOTSDAM. Die Potsdamer Hoch-schule für Film und Fernsehen(HFF) wird zur ersten Universität ih-rer Branche in Deutschland. Mit ei-nem Festakt soll die Umwandlungam 8. Juli offiziell erfolgen. 60 Jahrenach Gründung erhält die Einrich-tung dann den Namen Filmuniver-sität Babelsberg Konrad Wolf. Pra-xisorientierung und Wissenschaftsollen künftig noch enger miteinan-der verbunden sein, sagte Wissen-schaftsministerin Sabine Kunst(parteilos) am Montag in Potsdam.Die 1954 gegründete Hochschulehat mehr als 500 Studierende. Sieverfügt 2014 über einen Etat vonrund 14 Millionen Euro. (dpa)

V O N S E B A S T I A N H Ö H N

WITTENBERGE. Ingrid Prietzelund Elke Muchow sind die ein-

zigen an diesemVormittag, die nichtviel über die Abwanderung berich-ten können. Die Kinder, die Freunde– fast alle seien inWittenberge (Prig-nitz) geblieben, erzählen sie. Trotzdes Niedergangs nach der Wende,trotz der Arbeitslosigkeit. Die zweiFrauen, 72 und 66 Jahre alt, wirkenalles andere als frustriert. Sie wür-den gern in der Stadt an der Elbe le-ben, sagen sie. „Und manche kom-men ja auch wieder zurück“, sagtElke Muchow.

Rotraud von der Heide, eine Ber-liner Künstlerin, die ihnen gegen-über sitzt, ist überrascht. MehrereStunden lang ist sie durch das Zen-trum vonWittenberge gelaufen, die-ser Stadt, die durch Abwanderunggeradezu auszubluten scheint, undhörte überwiegend Geschichten desVerschwindens. Die Künstlerin hatPassanten befragt, wohin sie gegan-gen sind, dieWeggezogenen, welcheberuflichen Fähigkeiten sie mitge-nommen haben. Man erzählte ihrvon dem Lokführer, der nach Olden-burg ging, von der Forscherin, die esnach Nürnberg verschlagen hat undvon dem 89-Jährigen, der seit lan-gem in den USA lebt. Wittenbergehat von den rund 30 000 Einwoh-nern zur Wendezeit bis heute etwa13 000 verloren.

Mit ihren Auswanderer-Ge-schichten im Gepäck fährt Rotraudvon der Heide an den Stadtrand, vor-

Im Zeichen der NähmaschineWo sind die Wittenberger? Frauen des Künstlerinnenkollektivs „Endmoräne“ bespielen eine einstige Fabrikhalle

bei an Brachen, leerstehenden, ehe-mals prachtvollen Wohnhäusern ausder Gründerzeit, zu einem großenFabrikgelände nahe der Elbe. Es istdasWerk, in dem Nähmaschinen derMarke Veritas (bis zum Krieg Singer)hergestellt wurden und bei dessenSchließung 1991 rund 2 000 Men-schen ihren Job verloren. Mit 23 wei-teren Frauen des Künstlerinnenkol-lektivs„Endmoräne“ hat sich von derHeide für einige Wochen hier einge-richtet, auf einer 5 000 Quadratme-ter großen Fabriketage.

Die Frauen haben es sich zur Auf-gabe gemacht, verwaisten Brachenund Räumen mit Installations- undPerformancekunst Leben einzu-hauchen. Seit der Wende bespielen

sie so einmal im Jahr alte Schlösser,Fabriken, leere Kasernen oder Park-anlagen in Brandenburg.

Der schwere Geruch von Maschi-nenöl hängt noch immer in der rie-sige Werksetage in der Luft. Was dieKünstlerinnen später, ab dem 28.Juni, in einer Ausstellung zeigen,entsteht direkt im Werk, prozessual,situativ, unter Mitwirkung von Wit-tenbergern. Der Strukturwandel,die sozialen Veränderungsprozesse,die Geschichte des Ortes – das ist es,was sie interessiert. Die Anwohnerdürfen dabei nicht fehlen.

Während Rotraud von der Heidedie neuen Heimatorte der Abge-wanderten in Form einer Raumin-stallation rund um eine alte Singer-

Nähmaschine ordnet, zeigen Kers-tin Baudis und Margita Haberlandeinen Film, den sie mit 65 Schülerneines Oberstufenzentrums gedrehthaben. In roten Ganzkörperanzü-gen und mit Rollkoffern ließen siedie Elft- und Zwölftklässler in Ko-lonne vom Bahnhof zum Werksge-lände laufen. Auf ihre Anzüge hattendie Schüler vorher jeweils einen Be-griff geschrieben, als Antwort aufdie Frage, warum sie in der Stadtbleiben wollen. „Familie“ stand dasehr häufig, oder „Freunde“, einmaleinfach „Obstsalat“.

Die Aktion hat für Aufsehen ge-sorgt. „Die Koffer am Bahnhof – daswar wie eine Drohung“, sagt KerstinBaudis: „Wir verlassen jetzt die

Stadt.“ Auch später hätten vieleLeute in den Straßen an den Fens-tern gestanden. „Ich wollte erfah-ren, wie die Stadt mit ihrer Ge-schichte umgeht, ob sie sich auf siebezieht“, sagt die Künstlerin.

Selten wie Goldstaub

Gleich am Eingang fällt eine riesigePyramide aus Pappkartons auf. Mo-nika Funke Stern aus Falkensee, frü-her Kunst-Professorin in Düsseldorf,hat sie aus originalen Veritas-Verpa-ckungen gebaut. Gleich nebenan ar-beitet Dorothea Neumann an einerNähmaschine aus Pappmaché, diesie von außen vergoldet. Das Werkheißt„Goldstaub“.„‚Selten wir Gold-staub‘ haben die Leute in der DDR zuDingen gesagt, die schwer zu be-kommen waren“, erklärt sie. So sei esauch mit denVeritas-Nähmaschinengewesen. Die wurden zwar in Millio-nen-Stückzahl produziert, aber fastnur für den Export.

Ingrid Prietzel und Elke Muchowwollen auch die Ausstellung besu-chen. Es wird das erste Mal seit 1991sein, dass die beiden Wittenberge-rinnen wieder in dem Werk stehen.Auch sie haben hier gearbeitet,Prietzel sogar drei Jahrzehnte lang.

„Verflixt und zugenäht. Der Fall Witten-berge. Eine Annäherung“, 28. 6. bis13. 7., Sa und So 13 bis 18 Uhr,Bad Wilsnacker Str. 48, Eintritt frei,

Infos unter:www.endmoraene.de

Schätze von einst: Künstlerin Rotraud vonder Heide im Fabrikgebäude des früherenNähmaschinenwerks Wittenberge, esmusste 1991 schließen.

200 km

BRANDEN-BURG

Wittenberge

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ehemaligesNähmaschinenwerk

SEBASTIAN HÖHN (2)

„Wachstumskerne" im alten Waschraum – die Künstlerin Dorothea Neumann mit einem ihrer Werke.

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C R A S H B U GH E I R E N E

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